100-Schlösser-Route100 Schlösser Route – Südkurs

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er Südkurs der 100 Schlösser-Route ist mit ungefähr 210 Kilometern zwar der kürzeste der vier Rundkurse, besitzt dafür aber besonders viele Highlights. Er führt direkt durch den riesigen Schlosspark von Nordkirchen, dem Westfälischen Versailles, und durch die Drei-Burgen-Stadt Lüdinghausen mit der mittelalterlichen Wasserburg Vischering. Mit dem Schloss Westerwinkel, dem etwas abseits der Route liegendem Schloss Cappenberg, Burg Hülshof, Haus Rüschhaus, dem Erbdrostenhof und dem fürstbischöflichen Residenzschloss in Münster bietet der Kurs weitere sehenswerte Schlossbauwerke. Die Streckenführung ist überwiegend eben. Nur in der Gegend der Nottulner Berge, wo der Baumberger Sandstein abgebaut wird und das Flüsschen Stever entspringt, gibt es ein paar hüglige Passagen.



Ortschaften entlang der Route

Münster  /   Everswinkel  /  Ascheberg  /  Drensteinfurt  /  Nordkirchen  /  Selm  /  Olfen  /  Lüdinghausen  /  Senden  /  Nottuln  /  Billerbeck  /  Havixbeck

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Münster

M
ünster ist die Fahrradhauptstadt Deutschlands. Eine grüne Promenade zieht sich wie ein Ring um die Innenstadt und so kann man alle Sehenswürdigkeiten bequem mit dem Fahrrad erreichen. Rund 50.000 Studenten lernen hier an 8 Hochschulen. Bedingt durch das junge Publikum gibt es in Münster viele Szenekneipen, moderne Gastronomie und Geschäfte, die den Eindruck einer jungen und dynamischen Großstadt vermitteln. Bereits im Jahre 793 hatte der Missionar Liudger hier an einer Furt über die Aa ein Kloster gegründet. Aus dem lateinischen Namen für Kloster ‚monastarium’ entwickelte sich der heutige ‚Münster’. Als sich sechs Jahre später Papst Leo III. und Kaiser Karl der Große trafen, gründete der Papst das Bistum Münster und Liudger wurde der erste Bischof. Seit dem 14. Jahrhundert ist Münster Mitglied der Hanse und wurde so zur wichtige Handelsmetropole. Die Patrizierhäuser mit ihrer beeindruckenden Silhouette und ihren mittelalterlichen Bogengängen zeugen von diesem Aufschwung und dem daraus resultierenden Wohlstand. Bereits seit 1170 besitzt Münster das Stadtrecht. Eine dramatischer Zeitabschnitt in der Geschichte der Stadt ist die des ‚Täufer- reiches von Münster’. Im September 1535 rief Jan van Leyden das Königreich Zion aus und erklärte sich selbst zum König. Im Juni des folgenden Jahres wurde aber die belagerte Stadt durch Bischof Franz von Waldeck eingenommen, und die drei führenden sogenannten ‚Wiedertäufer’ wurden inhaftiert und später hingerichtet. Zur Abschreckung hing man drei Körbe weithin sichtbar mit den Leichen an der Lambertikirche auf. Die originalen Körbe hängen dort noch immer als Mahnung für alle Münsteraner, sich nie wieder gegen die Kirche zu erheben. Das wichtigste historische Ereignis aber ist die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648,  mit dem der Dreißigjährigen Krieges beendet wurde. Aber auch die folgenden Jahre wurden unruhig und dramatisch: die Bürger Münsters versuchten, ihre Stadt in den Stand einer Freien Reichsstadt zu erheben. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen belagerte die Stadt acht Monate lang und nahm sie schließlich im Jahre 1661 ein. Heute geht es hier bedeutend friedlicher zu: 30 Museen laden zum Besuch ein, darunter das Graphikmuseum Pablo Picasso mit ständigen Wechselausstellungen. Alle zehn Jahre finden die Skulptur Projekte Münster statt, bei denen namhafte und führende Künstler zeitgenössische Skulpturen im Stadtgebiet errichten. Einige der Skulpturen bleiben nach Ablauf des Events erhalten. So können originale Arbeiten von Henry Moore, Eduardo Chilida, Richard Serra, Donald Judd, Claes Oldenburg, Otto Freundlich, Heinz Mack, Thomas Schütte und Rebecca Horn innerhalb eines riesigen innerstädtischen Skulpturenpark betrachtet werden.

Sehenswertes:

Das Fürstbischöfliche Schloss in Münster wurde in den Jahren 1767 bis 1787 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im spätbarocken Stil erbaut. Auftraggeber für das Residenzschloss war Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Münsters vorletzter Fürstbischof. An gleicher Stelle hatte hier für kurze Zeit eine Zitadelle, die so genannte Paulsburg gestanden. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die abtrünnige Stadt acht Monate lang belagert und sie schließlich 1661 eingenommen. Um der renitenten Bevölkerung Münsters seine Macht zu demonstrieren, wurde diese Zitadelle errichtet. Sie galt der Münsteranern daher seit jeher als Zwingburg, und so wurde sie nach 100 Jahren wieder abgetragen und durch das prächtige Barockschloss ersetzt. Für Schlaun als Architekten war es sein Spät- und Meisterwerk. Seine Fertigstellung allerding erlebte er nicht mehr, er starb bereits 1773. Das Schloss entstand als Dreiflügelanlage. Die beiden Seitenflügel laufen zur Stadt hin und beschreiben den vor dem Gebäude liegenden Ehrenhof. Das dreistöckige Residenzschloss besitzt einen über 90 m langen Corps de logis und wird abgeschlossen durch ausgebaute Mansardendächer. Als Baumaterialien dienten, typisch für Schlaun, rote Backsteine, die von hellem Baumberger Sandstein für die Simse und Pilaster gegliedert werden. Auch die reichlich vorhandenen Schmuckelemente, wie Statuen, Putten, Säulen und Ranken, bestehen aus Sandstein. Der streng geometrisch gestaltete Bau wird dominiert von einem fünfachsigem konkav gewölbten Mittelrisalit, in dem sich das Hauptportal befindet. Bekrönt wird der Mittelteil von einem Glockentürmchen. Im Giebel findet sich das fürstbischöflichen Wappen, umgeben von musizierenden Engeln. Als die Bauarbeiten für das Residenzschloss abgeschlossen waren, war die Zeit des Barock lange vorbei, und der Stil des Klassizismus herrschte bereits vor. Wilhelm Ferdinand Lipper, der Schlauns Werk vollendete, bevorzugte eigentlich klassizistische Formen, was zu Folge hatte, dass er einige Änderungen, insbesondere im Innenbereich, vornahm, die seinen Vorstellungen entsprachen. Auch Fürstbischof Maximilian Friedrich erlebte die Fertigstellung seines Schlosses nicht mehr. Erste Bewohner waren 1802 Marschall Blücher und der Freiherr von und zum Stein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut. Seit 1954 beherbergt es die Westfälische Wilhelms-Universität.

Der Botanische Garten im Schlosspark ist zwar der Öffentlichkeit frei zugänglich, aber in erster Linie ist es eine wissenschaftliche Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er wurde 1803 auf Anregung der Medizinischen Fakultät gegründet, da es kein pflanzliches Lehr- und Anschauungsmaterial gab. Heute wachsen im Botanischen Garten 8000 Pflanzen auf einer Gesamtfläche von 4,6 Hektar, davon 2000 qm in Gewächshäusern. Von diesen 10 Häusern sind sechs für die Öffentlichkeit zugänglich. Führungen durch den Garten sind nach telefonischer Absprache möglich und dauern ungefähr 90 Minuten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1661

Bischof Christoph Bernard von Galen erbaute eine fünfeckige Zitadelle auf dem Grund des heutigen Residenzschlosses. Die Paulsburg galt den Münsteranern als Zwingburg. So wurde gefordert, eine Residenz zu bauen.

1719

Fürstbischof Clemens August erteilte dem Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius den Auftrag, Pläne für eine solche Residenz zu erstellen. Aber zunächst kam es nicht zu einer Verwirklichung.

1762

Erst nach dem Tode von Clemens August, als Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenstein zum neuen Bischof gewählt wurde, und Franz von Fürstenberg zum Minister ernannt wurde, wurden die Pläne zum Bau eines Schlosses wieder aufgenommen.

1767

Genehmigung für den Bau des Fürstbischöflichen Schlosses durch den Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich, auf dem Platz der alten Zitadelle. Mit der Ausführung des Baus wurde Johann Conrad Schlaun beauftragt. Es wird das Spät- und ein weiteres Meisterwerk des berühmtesten Baumeisters Westfalens.

1773

Schlaun stibt 76jährig, ohne sein letztes Bauwerk vollenden zu können. Nur der Außenbau war bis dahin fertiggestellt. Die architektonische Leitung des Baus übernahm Wilhelm Ferdinand Lipper, dessen Vorstellung allerdings nicht immer mit denen Schlauns übereinstimmte. Schlaun baute im Stil des Spätbarock, Lipper vertrat bereits die Epoche des Klassizismus und empfand Schlauns Pläne als altmodisch.

1784

Tod des Bauherren Fürstbischof Maximilian Friedrich.

1787

Das Residenzschloss wird fertig gestellt.

1802

Einzug der ersten Bewohner: Marschall Blücher und der Freiherr vom Stein, der Oberpräsident der späteren Provinz Westfalen.

März 1945

Bei einem Bombenangriff getroffen, brannte das Innere des fürstbischöflichen Schlosses völlig aus. Von der Inneneinrichtung konnte nichts gerettet werden. Nach dem Krieg wurde der alte äußere Zustand des Schlosses wieder hergestellt.

Heute

dient das Schloss als zentrales Verwaltungsgebäude der Westfälischen Wilhelmsuniversität.

Der Erbdrostenhof ist ein dreiflügeliges barockes Adelspalais inmitten der Stadt Münster, erbaut von 1753 bis 1757 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun. Bemerkenswert ist die diagonale Gestaltung des hoch repräsentativen Gebäudes auf einem verhältnismäßig kleinen Eckgrundstück. Auftraggeber war seinerzeit Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr von Droste zu Vischering. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Gebäude wurde von 1953 bis 1970 nach alten Plänen wieder aufgebaut und so strahlt auch der barocke Festsaal wieder im alten Glanz. Der Erbdrostenhof dient heute verschiedenen Kulturdienststellen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Eine unheimliche Geschichte rankt sich um das Schloss Wilkinghege: Einst soll hier einmal ein böser Landmann eine unbefleckte Jungfrau verführt und danach innerhalb des Schlosses eingemauert haben. Seit dieser Zeit spukt die Jungfrau als die sogenannte ‘graue Frau’ durch das alte Gemäuer. Aber anstatt die Menschen zu erschrecken, stößt sie immer nur unheilvolle Warnungen aus. So gab es denn einen ihrer rätselhaften Auftritte einige Wochen vor dem Selbstmord eines im Schloss angestellten Dieners, der sich mit einer Schrotflinte das Leben nahm. Auch warnte sie den Schlossbesitzer vor dem Ausbruch des Ersten und des Zweiten Weltkrieges von großem bevorstehenden Unglück!





  

Geschichtlicher Ablauf

1390

Erstmalige urkundliche Erwähnung

1534

Hauptquartier von Bischof Franz von Waldeck bei der Belagerung der Stadt Münster, als sich die Bewohner der Stadt vom Katholizismus abwendeten und der radikalen Reformbewegung der Wiedertäufer anschlossen.

1570–91

Neubau eines Renaissance-Wasserschlosses

1657–61

Erneut wurde Wilkinghege Hauptquartier eines Fürstbischofs, als der ‘Kanonenbischof’ Christoph von Galen die Stadt Münster belagerte.

1719/20

Umbau des Herrenhauses mit den Innenräumen

1759

Quartier des Marquis d’Armentière, Oberkommandierender des französischen Heeres bei der erneuten Belagerung der Stadt Münster.

1886

Bau der Traukapelle

1958

Nach einem verheerendem Brand wurde das Schloss restauriert und zu einem Hotel und Restaurant umgebaut. Diesem Zweck dient es noch heute.

Die ehemalige Wasserburg Haus Kump am äußersten Ende des Aasees ist als solche kaum noch zu erkennen. Fast alle Bauwerke der landschaftlich genutzten Hofanlage stammen inzwischen aus dem vorherigen Jahrhundert, dabei ist Haus Kump eines der ältesten Höfe im Münsterland und bestand bereits im 9. Jahrhundert. Der Spiker aus dem 16. Jahrhundert ist das letzte erhalten gebliebene Relikt des ehemaligen Gräftenhofes. Es ist heute das älteste bäuerliche Gebäude in Münster.






 

Hinter der Szenerie: Der Maler Otto Modersohn, der später die bekannten Künstlerkolonien Worpswede und Fischerhude prägen sollte, wuchs im Münsterland auf. Die Aasümpfe bei nahe der Stadt Münster hatten es ihm besonders angetan. Hier entstanden einige Skizzen und Gemälde, die unter anderem auch Haus Kump Ende des 19. Jahrhunderts zeigen. Zu seiner Erinnerung wurde ein Weg am Waldrand nach ihm benannt: der Modersohnweg. Er führt fast unmittelbar am Haus Kump vorbei.


  

Geschichtlicher Ablauf

889

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Gutshof.

1549

Bau eines Speichers (Spieker) auf der Fluchtburg Kump. Er ist der einzige noch erhaltene Teil des in den Aasümpfen entstandenen Gräftenhofes.

17. Jhd.

Umbau und Restaurierung des Spiekers

19. Jhd.

Erneute Restaurierung des Speichers

1979–80

Wiedererrichtung des ursprünglichen Bauwerkes
Haus Kump ist heute Bildungs- und Tagungszentrum

Schloss Hohenfeld war eines der letzten Schlossbauten im Münsterland. Trotzdem ist von ihm nur noch ein kleiner Teil erhalten. Im rechten Seitenflügel der klassizistischen Dreiflügelanlage waren die Kapelle und ein Pferdestall untergebracht. Alle anderen Gebäudeteile wurden wieder abgerissen. Heute steht an der Stelle ein mehrstöckiger Hotelklotz, der das alte Bauwerk an die Seite drückt.






  

Geschichtlicher Ablauf

17. Jhd.

An der Stelle des späteren Schlosses befand sich ursprünglich ein landschaftliches Gut.

1830

Kauf des Gutes durch Heinrich von Olfers, vormals Oberbürgermeister von Münster und Betreiber eines Bankhauses. Er ließ das alte Gut niederreißen und errichtete stattdessen eine klassizistische Dreiflügelanlage.
Außer dem rechten Seitenflügel wurden alle Gebäudeteile wieder abgerissen. Der verbliebene Flügel dient als Hotelrestaurant.

Das außerhalb der Stadt Münster in einem Waldgebiet liegende Rüschhaus ist eng mit zwei Namen verbunden: Johann Conrad Schlaun und Anette von Droste-Hülshoff. Schlaun erwarb den Gräftenhof und ließ ihn nach eigenen Plänen für sich als Sommerwohnsitz vollständig neu erbauen. Dabei schuf er ein repräsentatives westfälisches Bauernhaus im barockem Stil, welches mit seinen beiden Vorbauten stark an ein dreiflügeliges Herrenhaus erinnert und verband damit Merkmale der bäuerlichen mit der herrschaftlichen Architektur. Den hinteren Teil des Grundstückes gestaltete er neu als einen von einer Gräfte umrandeten barocken Zier- und Nutzgarten. Die berühmte Dichterin Anette von Droste-Hülshoff lebte im Rüschhaus über 20 Jahre und schrieb hier wesentliche Teile ihres Werkes, wie ‚Die Judenbuche’ und Teile des ‚Geistlichen Jahres’. Das von ihr liebevoll ‚Schneckenhaus’ genanntes Zimmer der ‚Droste’ ist noch erhalten und gehört zum Droste-Museum, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.




  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Das Gut Rüschhaus geht in den Besitz der Erbmänner von Wijk über.

1699

Bernhard Droste zu Hülshoff erwarb für kurze Zeit den Hof. Er ist Ahne von der später hier lebenden Anette von Droste-Hülshoff.

1729

Bernhard Wilhelm Graf von Plettenberg kauft den Gräftenhof für 7500 Reichstaler.

1743

Nach dem Tod von Plettenbergs kaufte Johann Conrad Schlaun, Baudirektor des Bistums Münster, das Anwesen. Er ließ die alten Gebäude abreißen.

1745-1749

Schlaun ließ das Rüschhaus nach eigenen Plänen für sich als repräsentatives Wohnhaus neu errichten. Er schuf eine Verschmelzung zwischen einem westfälischen Bauernhauses und einer Dreiflügelanlage eines Herrensitzes.

1825

Verkauf an Freiherr Clemens August II. Droste zu Hülshoff, dem Vater von Anette von Droste-Hülshoff.

1826-1846

Nach dem Tode ihres Vaters wurde das Rüschhaus Wohnsitz der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff. Hier entstanden viele ihre Balladen und mit ‚Die Judenbuche’ und Teilen des ‚Geistlichen Jahres’ zwei ihrer bedeutendsten Werke.

1890

Das Rüschhaus wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1936

Einrichtung des Rüschhaus-Museums

1979

Die Familie Droste zu Hülshoff verkauft den Hof an die Stadt Münster sowie den Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Außenanlagen werden überarbeitet und das Gutshaus wird umfangreich renoviert und anschließend als Droste-Museum neu eröffnet.

Am Nordwestrand von Münster, etwas abseits auf dem Lande, liegt Haus Vögeding. Von der ursprünglichen Burganlage steht nur noch ein kleiner Teil: das lang gestreckte, zweigeschossige Brauhaus aus dem 16. Jahrhundert mit dem daran anschließenden Rundturm. Dieser besaß ursprünglich nur Schießscharten. Erst später wurden diese durch herkömmliche Fenster ersetzt. Brauhaus und Turm werden von einer Gräfte umgeben. Ein öffentlicher Wirtschaftsweg führt direkt an der Burggräfte vorbei. So wirkt das Bauwerk von einer Seite als wehrhafte historische Anlage mit massivem Turm, Schießscharten, Dreistaffelgiebel und Gräfte, von der anderen Seite als umtriebiger Bauernhof mit riesigem Scheunentor, Traktoren, muhendem Vieh und freilaufenden Hunden.





 

Hinter der Szenerie: Die Erbmännerprozesse

In der Zeit des Mittelalters gab es in Münster die sogenannten Erbmänner. Sie bekleideten hochrangige, städtische Ämter. Trotz ihres mächtigen Einflusses waren die Erbmänner vom Adel standesrechtlich nicht anerkannt. Dieser längere Zeit schwelende Konflikt eskalierte im Jahre 1557. Alle Erbmänner gaben ihre städtischen Ämter auf und zogen sich vor die Stadttore von Münster auf das Land zurück. Haus Vögeding spielte bei dieser Auseinandersetzung eine zentrale Rolle, weil von hier aus die Planung und die Durchführung des Konfliktes betrieben wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Gräftenhöfe der Erbmänner zu wehrhaften Burgen ausgebaut. Auch Haus Vögeding wurde in diesem Verlauf zur Wasserburg aufgerüstet. Der Spähturm und die Schießscharten zeugen noch von dieser Zeit. Im Jahre 1707 schließlich, nach genau 150 Jahren, gab es endlich die lang ersehnte standesrechtliche Anerkennung durch den Adel.


  

Geschichtlicher Ablauf

1353

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Gutes

1557

Beginn des Erbmännerprozesses, der von Haus Vögeding ausging. Während des massiven Streites der Erbmänner mit dem Adel um deren standesrechtliche Anerkennung wurde Haus Vögeding neben einigen anderen Gräftenhöfen zu einer wehrhaften Wasserburg ausgebaut.

1707

Ende des Erbmännerprozesses.
Haus Vögeding wird immer noch privat bewohnt und dient als Teil eines Bauernhofes.

Im Mündungsbereich der Werse in die Ems bei Münster liegt in einem Waldstück die Haskenau. Von der alten Burganlage aus der Zeit der Karolinger sind nur noch ein künstlich aufgeschütteter Hügel und einige Erdwälle erhalten. Einst bestand die auf einer 5 Meter hohen Motte gelegene Burg wahrscheinlich aus Holz, besaß aber ein steinernes Fundament. Der Durchmesser des Turmhügels betrug 30 Meter und der Wall war fünf Meter breit. Ungefähr 60 Meter entfernt liegt ein zweiter Wall, in dessen Innerem sich die Gehöfte befanden. Die inzwischen zum Bodendenkmal erklärte Wallburg Haskenau ist frei zugänglich und wird mit Bildtafeln anschaulich erklärt.





  

Geschichtlicher Ablauf

12.Jhd.

Bau einer Turmhügelburg auf einem etwa 5 m hohen Hügel mit einem Durchmesser von ungefähr 30 m. Ausgrabungsfunde legen die Vermutung nahe, dass die Motte bereits zu der Karolingerzeit bestand.

1611

Urkundliche Erwähnung als ‚Haskenauw’

1987

Einstufung als Bodendenkmal

Die Geschichte von Haus Havichhorst reicht über 1000 Jahre zurück. Das imposante Gutshaus mit seinem auffälligen Tennengiebel wurde im Stil der Neo-Renaissance errichtet. Zwei Torpfeiler, auf denen zwei Löwen sitzen, bilden den repräsentativen Eingang zum Hof. Lange Jahrhunderte war die Anlage, zu der auch die Havichhorster Mühle gehörte, im Besitz des Domkapitels, später erwarb die Familie Hovestadt das Anwesen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1032

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ein ‚zu Handorf gehörender Hof’.

1318

Urkundliche Erwähnung einer zum Gut gehörenden Havichhorster Mühle an der Werse.

1534

Das Gut geht vollständig in das Eigentum des Domkapitels über.

1773

Der letzte Schulze Havichhorst verstirbt.

1795

Heirat der Witwe des verstorbenen Pächters mit Theodor Hovestadt.

1803

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschluss geht Haus Havichhorst an den preußischen Staat über. Pächter war weiterhin die Familie Hovestadt.

1831

Kauf des Gutes und der Mühle durch die Familie Hovestadt.

19. Jhd.

Bau einer Sudmühle. Der Hovestadt-Korn, der in der hiesigen Brennerei hergestellt wurde, machte Havichhorst überregional bekannt.

1998

Pachtung durch die Stiftung ‚Westfälische Landschaft’, die hier ein Tagungszentrum einrichtete. Die Stallungen von Haus Hovestadt werden durch die Westfälische Reit- und Fahrschule genutzt.

Am Rande des Bonigurger Waldes entdeckt man die mächtigen Ökonomiegbeäude des alten Herrensitzes Haus Dyckburg. Ursprünglich war die Dyckburg eine vierflügelige, von Gräften umgebene Wasserburg. Nach 1735 wurde aber die gesamte Anlage im barocken Stil neu gestaltet. Johann Conrad von Schlaun errichtete die beiden parallel zueinander liegenden Wirtschaftsgebäude und gestaltete einige Zeit später auch die Loretokapelle, die in ihrer Vergangenheit mehrfach ausgebaut wurde und die 1949 schließlich zur Pfarrkirche erhoben wurde. Zur Ausführung eines neuen Herrenhauses kam es dagegen nicht mehr.





  

Geschichtlicher Ablauf

1400

Erste urkundliche Erwähnung als „mansus to dycke“ (Haus zum Teich). Ursprünglich war das Anwesen im Besitz der Erbmännerfamilie von Bischoping, später wurde die Wasserburg von dem Patrizier und Kaufmann Johann von Berswordt gekauft, der viermal Bürgermeister von Münster war.

1534/35

Zur Zeit des Wiedertäuferreiches diente Haus Dyckburg dem Fürstbischof Franz von Waldeck und seinen Truppen sowie den gesandten Reichsständen als Feldlager für die Belagerung der Stadt Münster.

1722

Domprobst Christian von Plettenberg-Marlhülsen erwirbt Haus Dyckburg

1735-40

Bau von zwei Wirtschaftsgebäuden auf der Vorburg nach Plänen von Johann Conrad Schlaun.

1750

Schlaun baut auch die Loretokapelle, die vom Domprobst Friedrich Christian Freiherr von Plettenberg sowie seinem Bruder Johannes Mauritius gestiftet wurde.

1884

Graf von Hatzfeld kauft das gesamte Gelände, erweiterte die Kapelle und errichtet die ‚Boniburg’, eine schlossartig ausgebaute Villa an der Werse, die aber wegen Baufälligkeit längst schon wieder abgerissen wurde.

1894

Rundanbau an die Kapelle im Stile des Neubarocks. Es entsteht ein Zentralbau mit Chor.

1914

Erneuter Ausbau der Loretokapelle. Die Grabkapelle und das Pfarrhaus entstehen neu.

1945

Teile der Kirche werden zerstört und in den Folgejahren leicht verändert wieder aufgebaut.

1990

Endgültige Fertigstellung der Kirche durch Einsetzen der noch fehlenden Fenster. Die Kirche ist als Pfarrgemeinde jedem zugänglich. Die noch existierenden Gebäude der Vorburg werden privat bewohnt.

Das Rathaus von Münster ist mit seinem imposanten Giebel eines der schönsten Profanbauten der Gotik. Berühmt aber wurde es als Stätte des Westfälischen Friedens. Ein erstes Versammlungsgebäude an dieser Stätte stammte aus dem 12. Jahrhundert. Dieser wurde kurz vor 1200 von einem zweigeschossigem Steinbau ersetzt. Das untere Stockwerk ist der heutige Friedenssaal. Zunächst diente er aber als Ratskammer und als Gerichtssaal. Im Jahre 1643 wurde die Stadt Münster für die Dauer der Friedensverhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg für ‘neutral’ erklärt und von den Pflichten gegenüber dem Kaiser und des Reiches entbunden. So wurde der Friedenssaal zum zentralen diplomatischen Schauplatz der europäischen Politik. Für die Friedensverhandlungen reisten 150 Gesandte der kriegsteilnehmenden Staaten an. Die Verhandlungen zogen sich über fünf Jahre hin, bis sie endlich 1648 mit dem Westfälischen Frieden abgeschlossen wurden. Im Friedenssaal befindet sich zur Erinnerung an diesen Friedensschluss eine große gusseiserne Ofenplatte mit der Inschrift: ‘Anno 1648. Pax optima rerum, 24. Oct.’ (Der Friede ist das höchste Gut). An den Wänden des Friedenssaals hängen 37 Porträt der Souveräne und wichtigsten Gesandten der kriegsteilnehmenden Nationen, wobei nicht alle von ihnen in Münster selber anwesend waren. Diese Porträts wurden schon bald nach dem Friedensschluss angefertigt und angebracht. An den Längsseiten des Saales wurden aufwendige Täfelungen angebracht. Sie stammen aus dem Jahre 1577 und gelten als Meisterwerke der Renaissance. Die Nordwand wird geprägt von einer mächtigen Schrankwand, dem Richtertisch und der Bürgermeisterwand. Weitere Besonderheiten der Ausstattung sind der Goldene Hahn, ein vergoldetes Silbertrinkgefäß, welches aus der Zeit um 1600 stammt, sowie die abgeschlagene Hand. Der Überlieferung nach stammt sie von einem Urkundenfälscher und diente damals wohl als Abschreckungsmaßnahme. Heute bleibt es ein makabres Beispiel für die in dieser Zeit üblichen Körperstrafen. Am 18. Juni 1990 trafen sich der deutsche und der russische Außenminister, Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse in Münster im historischen Rathaus, um die Zwei-Plus-Vier-Gespräche vorzubereiten, die schließlich den Weg zur Deutschen Wiedervereinigung ebneten. Noch heute dient der Friedenssaal repräsentativen Anlässen. Wichtige Gäste der Stadt werden hier vom Bürgermeister empfangen, um sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Der St.-Paulus-Dom ist der wichtigste Kirchenbau in Münster und besitzt für das Bistum eine herausragende Bedeutung. Der Kathedralenbau im Zentrum der Stadt markiert auch das Zentrum des katholischen Bistums. Der Dom besaß drei Vorgängerbauten. Im Wesentlichen stammt er aus dem 13. Jahrhundert, wobei das Westwerk mit seinen beiden markanten Türmen den Bischofschroniken nach bereits aus der Zeit um 1192 entstand. Nach dem Krieg, in denen erhebliche Schäden am Gotteshaus entstanden, wurde es in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Dom spiegelt den Übergang vom romanischen zum gotischen Stil wider. Die gewölbte Basilika mit dem doppelten Querschiff wurde im Stile der Gotik mit hellem Sandstein errichtet. Mit seinen zahlreichen Kunstwerken gehört der St.-Paulus-Dom zu den herausragenden Gotteshäusern Westfalens und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt Münster

Das Glockenspiel ertönt jeweils werktags um 12 Uhr, sonn- und feiertags um 12:30 Uhr. Von der Kirche aus gelangt man in die Domkammer mit dem sehenswerten Domschatz sowie zum Kreuzgang mit dem Domherren-Friedhof.

  

Geschichtlicher Ablauf

793

Der friesische Missionar Liudger gründete an einer Furt über die Münstersche Aa ein Kloster. Die sich hieraus entwickelnde Stadt war Münster.

805

Das Bistums Münster wird gegründet und Liudger wird zum ersten Bischof geweiht. Bau einer ersten karolingischen Bischofskirche.

1071 / 90

Die Bischofskirche brennt nieder. Ein neuer Dom wird südlich des ersten Dombaus errichtet.

1225

Grundsteinlegung für den dritten, bis heute erhaltenden Dom

1264

Weihe des neuen Domes.

1390 / 95

Ein Kreuzgang und die Marienkapelle werden errichtet.

1508 – 22

Weitreichende Umbauarbeiten an der Westfassade, die Seitenschiffswände sowie die Südseite des Ostquerschiffes werden umgestaltet.

1536 / 56

Nach den Zerstörungen durch die Wiedertäufer wird das Innere des Domes aufwendig neu eingerichtet.

1620 / 1700

Weitere Ausgestaltung des Dominneren. Bilder, Skulpturen, Kapellen und Altäre werden im barocken Stil ergänzt.

1941 – 45

Während des Zweiten Weltkrieges wird der Dom fast vollständig zerstört.

1946 – 56

Wiederaufbau des Gotteshauses.

1981

Die Domkammer wird gebaut.

Das Museum bietet auf einer Ausstellungsfläche von 600 qm regelmäßig überregional beachtete Wechselausstellungen rund um das Thema ‚Kunst der Moderne’. Die Ausstellungen beschränken sich also nicht nur auf das Werk von Pablo Picasso, sondern gehen in Themenausstellungen auf die interessante Kunstentwicklung dieser Zeit ein.

Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug in Münster. Mit seinen prägende Bogengängen bezeichnen ihn die Münsteraner als ihre ‚gute Stube’. Der Name ‚Prinzipalmarkt’ prägte sich erst Anfang des 17. Jahrhunderts. Münster war seit 1358 Mitglied der Hanse. Seit 1494 erlangte die Stadt als Vorort der Hanse große Bedeutung. Der Prinzipalmarkt mit seinen repräsentativen Patrizierhäusern ist ein sichtbares Zeugnis dieser wirtschaftlichen Blütezeit. Das Erscheinungsbild des Prinzipalmarktes wird durch gereihte Giebelhäuser geprägt, aber kein einziger Giebel gleicht dem anderen. Ein weiteres gemeinsames Gestaltungsmerkmal ist das Baumaterial: alle Gebäude bestehen aus Baumberger Sandstein. Leider wurde ein Großteil dieser prächtigen Kaufmannshäuser im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört und einige Bauten sind nicht mehr im ursprünglichen Originalzustand wieder errichtet worden.

Im Herzen der Stadt Münster befindet sich der Aasee inmitten eines Parkes, der bei schönem Wetter von Spaziergänger, Jogger, Rollerblader und natürlich Radfahrer genutzt wird, während auf dem See selber sich unzählige Segelboote tummeln. Ein Wasserbus wird im Linienverkehr eingesetzt. Gespeist wird der künstliche Stausee aus der Münsterschen Aa, die 15 Kilometer südlich der Stadt in die Ems mündet. Mit dem Bau wurde bereits 1914 begonnen, aber die ursprüngliche Gestalt erhielt der ‚Alte Aasee’ zwischen 1926 – 34. Er sollte die Anwohner vor Hochwasser schützen. 1972 – 76 wurde er schließlich um das doppelte erweitert, so dass der heute eine Fläche von 40,2 Hektar mit einer Länge von 2,3 Kilometern besitzt. Seine maximale Tiefe beträgt 2 Meter. Um den See herum haben einige namhafte Künstler anlässlich der alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte ihre Werke hinterlassen. Das erste Kunstwerk waren drei mächtige Betonbälle, ‚Giant Pool Balls’ getauft, des amerikanischen Künstlers Claes Oldenburg. Er schuf die Skulptur im Jahre 1977. Aus dem gleichen Jahr stammt auch das Kunstwerk von Donald Judd, während die kunstvoll geformten immergrünen Taxusbäume von Rosemarie Trockel erst im Jahre 2007 hinzukamen. Am und auf dem Aasee finden regelmäßig Veranstaltungen statt, von Ruderregatten auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke bis hin zum Massenstart von Heißluftballonen bei der Mongolfiade.

Am nördlichen Ende des Prinzipalmarktes steht die Lambertikirche. Sie wurde von Kaufleuten finanziert und sollte als Gegenkirche zum mächtigen Dom fungieren. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1375. Die Kirche gilt als der bedeutendste sakrale Bau der westfälischen Spätgotik. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der alte Turm wegen Einsturzgefahr abgerissen und im neugotischen Stil neu errichtet. Dabei wurde in verkleinerter Form das Freiburger Münster kopiert. Der berühmteste Pfarrer von St. Lamberti war Clemens August Graf von Galen, der später Bischof von Münster und noch später sogar Kardinal wurde. Als in Münster im Jahr 1534 das ‚Königreich Zion’ durch die so genannten Wiedertäufer ausgerufen wurde, bedeutete dies einen ketzerischen Affront gegen die etablierte katholische Kirche. Der reformatorische Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen, deren Anhänger wurden verfolgt und eingekerkert. Ihre Anführer, Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting, wurden gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet. Ihre Leichname wurden, als makabre Mahnung für die renitente Münsteraner Bevölkerung, in schmiedeeisernen Körben am Turm von St. Lamberti angebracht. Nie wieder sollte sich die Stadt gegen die allein selig machende Kirche erheben. So hängen die originalen Körbe selbst heute noch am inzwischen neu errichteten Kirchenturm von St. Lamberti.

Die Clemenskirche wurde in den Jahren 1745 bis 1753 zum Kloster und Hospital der Barmherzigen. Sie wurde vom westfälischen Barockmeister Johann Conrad Schlaun mit den für ihn typischen Materialien, roter Backstein und heller Sandstein, errichtet. Auf einem geschwungenem, unregelmäßigem Sechseck basiert der Grundriss des Gotteshauses. Seine Kuppel wird von einer Laterne gekrönt. Während bei der prächtig ausgestatteten Inneneinrichtung Stilelemente des Rokoko vorherrschen, gilt die Clemenskirche äußerlich als der bedeutendste barocke Kirchenbau in Norddeutschland.

Der Allwetterzoo von Münster wurde 1974 als Nachfolgeeinrichtung des alten Zoos eröffnet. Um wetterunabhängig zu sein, wurden im neuen Zoo die großen Tierhäuser mit überdachten Wegen verbunden, den so genannten ‚Regenwegen’. So ist der Besucher auf ungefähr 1000 Metern der Wege vor Regen geschützt. Die ‚Sonnenwege’ führen dann an den Freianlagen vorbei. Im Allwetterzoo legt man darauf Wert, dass man die Tiere hautnah erleben kann. So darf man beispielsweise unter der Anleitung der Tierpfleger Pinguine, Elefanten und Papageien füttern. Einige Tiere, wie die Affen, darf man sogar in ihren Gehegen besuchen. Andere wiederum laufen im Sommer auf den Besucherwegen herum. Ein besonderer Anziehungsmagnet ist das Delphinarium mit seinen Großen Tümmlern und Kalifornische Seelöwen.

Das Pferdemuseum ist dem Allwetterzoo angegliedert und widmet sich auf ungefähr 1000 m² Ausstellungsfläche der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen sowie der Beziehung zwischen Mensch und Pferd von der Urzeit bis zur Jetztzeit. In der Arena direkt am Museumsgebäude finden regelmäßig Vorführungen im Showreiten, Westernreiten und Voltigieren statt.

In unmittelbarer Nähe zum Aasee im Stadtteil Sentrup befindet sich das Freiluftmuseum Mühlenhof. Hier werden auf einem 5 Hektar großen Areal an die 30 historische Bauten gezeigt, Bauernhöfe und handwerkliche Betriebe, Dorfläden und Kapellen. Sie wurden entweder von ihrem alten Standort hierher verlegt oder originalgetreu rekonstruiert. So kann man in diesem Museum einen weitgehenden Überblick über die bäuerliche und handwerkliche Kultur dieser Region der letzten 400 Jahre gewinnen. Das erste wiedererrichtete Gebäude war eine Bockwindmühle aus dem 18. Jahrhundert. Sie gab dem Museum ihren Namen, als es 1961 eröffnet wurde.

Das Landesmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) liegt direkt am Aasee und bietet interessante Einblicke in fremde Welten und Kulturen. In der Dinosaurierausstellung ist beispielsweise ein 16 Meter langes Skelett eines Tyrannosaurus Rex zu bestaunen. Die Weltanschauungen und Wertesysteme der Plainsindianer werden anschaulich erklärt anhand von Exponaten, wie Friedenspfeifen, Waffen, Zelten, Gemälden und Skulpturen erklärt. Die Ausstellung ‚über den Landschaftswandel Westfalens’ beschreibt, wie sich unter dem Einfluss des Menschen die heimische Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen 15.000 Jahren verändert hat. Das Modell eines Mammuts, das nach einem in Westfalen gefundenen Originalskelett rekonstruiert wurde, ist hierbei das spektakulärste Ausstellungsstück. Das Zeiss-Planetarium wurde im Jahre 1981 eröffnet und besitzt einen Kuppeldurchmesser von 20 Metern. Hier finden regelmäßig wechselnde Vorführungen über verschiedene Sternenthemen statt.

Am Domplatz befindet sich das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Es gilt als das bedeutendste Kunstmuseum Westfalens. Im Jahr 2013 plant man die Eröffnung eines Erweiterungsbaus, der die Ausstellungsfläche auf insgesamt 7500 m² vergrößern wird. Im Museum werden Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart gezeigt. In der ‚Modernen Galerie’ widmet man sich den deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, aber auch dem Expressionismus mit den Künstlergruppen ‚Die Brücke’ und ‚Blauer Reiter’ sowie dem Bauhaus. Darüber hinaus ist der aus Westfalen stammende August Macke mit zahlreichen Werken vertreten. Das Museum ist Veranstalter der seit 1977 alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte, bei der berühmte Künstler im gesamten Stadtgebiet ihre Skulpturen zeigen. Die Ausstellung dauert jeweils die Sommermonate an.

Das Museum für Lackkunst gehört zur BASF Coatings AG und ist weltweit das einzige seiner Art. In der Sammlung des Museums befinden sich mehr als 1000 Kunstobjekte aus Ostasien, der islamischen Welt, Russland und Europa. Die ältesten Exponate stammen aus China und Korea und sind bereits über 2000 Jahre alt. Die ältesten Ausstellungsstücke japanischer Lackkunst (Urushi) stammen aus dem 9. Jahrhundert. Als diese Luxusartikel nach Europa eingeführt wurden, begann man Ende des 16. Jahrhunderts auch hier, Lackkunstwerke herzustellen. Auf der Basis von Ölen, Harzen und Bindemitteln entstanden Lackrezepturen, mit deren Hilfe man Schnitzereien und Verzierungen herstellte, aber auch Lackgemälde auf Möbeln oder Perlmuttarbeiten.

Im 5. Stock eines sanierten Getreidespeichers befindet sich die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM). Hier wird auf 1.000m² Projektfläche aktuelle Kunst von etablierten Künstlern, aber auch von Neulingen der Kunstszene in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Dabei versteht sich die AZKM nicht nur als Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst, sondern auch als Diskussionsforum für aktuelle Tendenzen uns als Produktionsort und Laboratorium für experimentelles, künstlerisches Arbeiten.

Das Stadtmuseum Münster zeigt dem Besucher auf zwei Obergeschossen in 30 Kabinetten die Entwicklung und den Wandel der Stadt vom Kloster ‚monasterium’ im Jahre 793 bis in die Neuzeit. Zahlreiche Miniaturmodelle veranschaulichen die topographischen Veränderungen und bilden den roten Faden durch die vielen Ausstellungsräume. Nach der Bistumsgründung 799 und dem Erhalt der Stadtrechte 1170 im Mittelalter findet die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster (1534/35), die in der Proklamation des ‚Königreichs Zion’ gipfelte, breiteren Raum. Das Zweite Obergeschoß widmet sich dann der Geschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert von der Angliederung an Preußen und dem damit verbundenen Verlust seiner Souveränität bis zur Gegenwart. Dabei geht man neben der Geschichte auch auf kulturelle Aspekte ein. Als Exponate sind Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu sehen, aber auch Möbel, Textilien, Waffen und Alltagsgegenstände. So bekommt der Besucher einen weit reichenden Überblick über die Lebensumstände in der Stadt in den verschiedenen Epochen.



Radrouten die durch Münster führen:

Friedensroute
Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Radroute Historische Stadtkerne





Everswinkel

Ö
stlich von Münster liegt die Gemeinde Everswinkel, bestehend aus den Ortsteilen Alverskirchen und Everswinkel. Auffällig ist die selbst für das Münsterland hohe Anzahl von Bildstöcken und Wegekreuzen an den Straßen und Wegen. Sie dienen zum Teil als Segensaltäre bei den alljährlich stattfindenden Prozessionen. Der älteste stammt aus dem Jahre 1699. Außergewöhnlich ist auch die Anordnung der Straßen im Ortszentrum von Everswinkel: sie bilden ein unregelmäßiges Viereck, ‚historisches Viereck’ genannt. Das erst 2004 eröffnete Bauernhofmuseum ‚Up’n Hoff’ beherbergt das Heimatmuseum als lädt als ‚Mitmachmuseum’ zur aktiven Teilnahme ein.

Sehenswertes:

Das südöstlich von Münster bei Alverskirchen liegende Haus Brückhausen ist ein typisch münsterländischer Adelshof. Ursprünglich erbaut auf zwei Inseln, wurden die Gräften zum Teil wieder zugeschüttet. Das Herrenhaus ist ein imposanter, hochragender roter Backsteinbau mit heller Sandsteingliederung und typischen Dreistaffelgiebeln. Der nördliche Giebel besitzt die im Münsterland typischen Halbkreisaufsätze. Haus Brückhausen besitzt zwei historische und gemütliche Gästezimmer.

  

Geschichtlicher Ablauf

1361

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Hofes als bischöfliches Lehen.

1601

Bau des Herrenhauses im Stil der Renaissance. Bauherr war Landrentmeister Caspar Höfflinger

1620

Der große Saal erhält eine bemerkenswerte und bis heute erhaltene Balkenstuckdecke.

1721

Errichtung der Torpfeiler auf der Brücke.

1728

Neugestaltung des Südgiebels und Umgestaltung der Innenräume.
Heute dient Haus Brückhausen immer nach als privater Gutshof mit Übernachtungsmöglichkeit und befindet sich im Besitz von Freiherr und Freifrau von Twickel.

Der erhaltene Wehrturm der katholischen Pfarrkirche St. Magnus entstammt bereits aus der Zeit um 1200. Er besteht aus Laerer Kalkstein und Bruchstein und wurde im 19. Jahrhundert noch durch seine Haube ergänzt. Die Wehrhaftigkeit des Turmes belegen noch heute erkennbare Schießscharten. Das gedrungen wirkende gotischen Kirchenschiff entstand zwischen 1489 und 1522. Aus Platzgründen hatte man auf die übliche Länge eines Kirchenbaus verzichtet und dafür in die Breite gebaut. Sehenswert ist die noch ursprüngliche Deckenbemalung, die in der Zeit zwischen 1523 und 33 entstand. Sie wurde erst im letzten Jahrhundert wieder freigelegt.

Im Ortsteil Alverskirchen befindet sich die aus dem 12. Jahrhundert stammende St.-Agatha-Kirche. Der wehrhafte, klotzig wirkende Turm stammt im Kern noch aus dieser Zeit, wurde aber 1703 noch einmal verbreitert. Im 17. Jahrhundert wurde noch der hl. Johannes als Kirchenpatron genannt, aber drei verheerende Feuer, die Alverskirchen jeweils weitgehend vernichteten, ließen die Bürger eher die hl. Agathe verehren, die Beschützerin vor Feuersnot. So wurde sie zur Schutzpatronin der Kirche.

Das Bauernhofmuseum ‚Up’n Hoff’ in Everswinkel zeigt zum einen die Sammlung des Heimatvereins mit historischen Geräten und Maschinen aus dem bäuerlichen Leben, zum anderen möchte es als Mitmachmuseum zum ausprobieren anregen: Korn dreschen und mahlen, Brote backen und Kaffee rösten. Das Ausüben solcher Tätigkeiten vermittelt sehr viel mehr vom früheren Leben auf dem Lande, als es Ausstellungsgegenstände allein tun können.

Am Kirchplatz im Ortsteil Everswinkel befindet sich das Heimathaus. Das denkmalgeschützte Gebäude von 1781 ist ein so genanntes Ackerbürgerhaus. Die früheren Bewohner des Hauses gingen einer handwerklichen Tätigkeit oder einem anderen Gewerbe nach und betrieben daneben noch einen landwirtschaftlichen Betrieb, um die Ernährung der Familie zu gewährleisten. Das restaurierte Gebäude befindet sich heute im Besitz der Gemeinde und dient als Begegnungsstätte, Veranstaltungsort und als Räumlichkeit für die VHS und die örtliche Musikschule. Darüber hinaus werden im Heimathaus für standesamtliche Trauungen durchgeführt.



Radrouten die durch Everswinkel führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs

 


Ascheberg

D
ie Gemeinde Ascheberg mit seinen Ortsteilen Ascheberg, Herbern und Davensberg wurde erstmals gegen Ende des 9. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Sie ging aus einer sächsischen Bauernsiedlung hervor. Alle drei Ortsteile werden von historischen Kirchenbauten dominiert. Der hohe Turm der spätgotischen St.-Lambertus-Kirche in Ascheberg ist weithin sichtbar und prägt das historische Ortszentrum. Sein Chorraum wurde von Johann Conrad Schlaun gestaltet. In Davensberg befindet sich die Pfarrkirche St. Anna. Der Backsteinbau wurde 1497 – 1510 im Stil der Gotik errichtet. Die dreischiffige Pfarrkirche St. Benedikt in Herbern stammt aus dem Jahre 1666 und wurde an der Stelle eines bereits seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Gotteshauses errichtet. Auffällig ist die hohe Anzahl von Schlössern und Herrensitzen in der Gegend von Ascheberg. Das imposanteste ist sicherlich das Wasserschloss Westerwinkel. Es wurde im frühbarocken Stil im 17. Jahrhundert erbaut ist als heute als Museum eingerichtet. Sehenswert ist auch das Schloss Itlingen und der Burgturm Davert, der ein Heimatmuseum beherbergt.

Sehenswertes:

Schloss Westerwinkel in Herbern gehört zu den ältesten Barockschlössern Westfalen. Die Gestaltung wirkt sehr streng und konsequent durchkonzipiert. Das Hauptschloss besteht aus schlichten, grauen Mauern, angeordnet auf einem quadratischen Grundriss. An allen vier Ecken schließen viereckige, vorspringende Türme die Flügel ab. Eckig angelegte Gräften umfließen das Schloss. Der ebenfalls quadratische Innenhof wirkt eher klein und gedrungen. Trotzdem fällt auf, dass nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648 die Wehrhaftigkeit solcher Anlagen unwichtiger wurde und dafür das Repräsentationsbedürfnis des Adels in gleichem Maße bedeutender wurde. Westerwinkel gilt im Münsterland als erstes Beispiel für diese Neuorientierung.
Das Schloss Westerwinkel befindet sich noch immer im Privatbesitz der Grafen von Merveldt, ist aber als Museum zugänglich. Eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft, befindet direkt neben Schlossanlage herum Golfplatz. Weitläufige Waldwanderwege mit vielen Lehr- und Schautafeln laden zu einem Spaziergang ein.

  

Geschichtlicher Ablauf

1555

Übernahme von Westerwinkel durch die Grafen von Merveldt. Es gibt heute keine Kenntnis mehr über das Aussehen der damaligen Schlossanlage.

1663

Neubau des Schlosses im frühbarocken Stil als Vierflügelanlage. Wahrscheinlich zeichnete sich als Architekt Peter Pictorius verantwortlich.

19. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts wird das Rentmeisterhaus erbaut.

Das hübsche Schloss Itlingen, etwas außerhalb von Ascheberg-Herbern gelegen, beschreibt einen hufeisenhörmigen Grundriß. Die Seitenflügel enden jeweils mit einem vorgelagerten Türmchen. Schloss Itlingen wurde in zwei Etappen gebaut. Der Mitteltrakt und der linke Seitenflügel stammen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Vollendet zu seiner heute noch existierenden barocken Form wurde es erst 60 Jahre später durch Johann Conrad Schlaun. Die Schlossanlage und das dazugehörige Gestüt waren Fernsehkulisse für die Filme ‚Rivalen der Rennbahn’ und ‚Alles Glück dieser Erde’. Es ist erlaubt, den Schlossplatz kurz zu betreten.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1540

Die Familie von Nagel übernimmt das Anwesen. In ihrem Besitz befindet sich Schloss Itlingen noch heute.

1692

Bau des Mitteltraktes und des linke Seitenflügels mit seinem Eckturm. Sie bilden den ältesten teil des Schlosses und wurde wahrscheinlich von Peter Pictorius für den Freiherrn von Nagel entworfen.

1755

Vollendung des Herrenhauses im barocken Stil durch Johann Conrad Schlaun, der eine Symmetrie durch den Anbau des rechten Flügels mit dem entsprechenden Türmchen schuf.

Der Burgturm Davert, einzig erhaltene teil der Burg Davensberg, liegt inmitten der Siedlung von Ascheberg-Davensberg. Er wirkt eher als ein übrig gebliebenes Relikt aus einer alten Stadtmauer denn als Burgruine. Der renovierte und gut erhaltene ehemalige Gefängnisturm aus dem 16. Jahrhundert wird umgeben von einem kleinen Park, von dem aus einige Wanderwege in die münsterländische Umgebung starten. Im Davertturm selber befindet sich heute in den Räumlichkeiten der ehemaligen Gerichtsstube ein Heimatmuseum, welches über die Außentreppe zu erreichen, aber nur nach Voranmeldung zu besichtigen ist. In der darunter liegenden Folterkammer sind noch einige Marterinstrumente zu sehen, ein weiteres Stockwerk tiefer liegt das Burgverließ.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1256

Erste Erwähnung des ‚Hermaannus de Daverenberge’, den Besitzer der Burg. Die Anlage muss also schon zu diesem Zeitpunkt existiert haben. Sie stand anfänglich auf einer Motte, die durch ein ausgeprägtes Gräftensystem umgeben war.

1263

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ‚castrum’

1510

Stiftung der Kapelle unweit der Burg durch Balthasar von Büren, dem damaligen Schlossherren.

1530

Bau des Davertturm und Ausbau der ansonsten aber nicht mehr erhaltenen Burg durch die Edelherren von Büren.

1593-47

In der Gerichtsstube des noch erhaltenen Davertturmes fanden über 30 Hexen- und Zaubererprozesse statt.

18. Jhd.

Die Burganlage verfiel immer mehr und wurde weitgehend unbewohnbar.

1736

Der Besitz wechselte nun von der Familie Morrien zu Nordkirchen zu den Herren von Plettenberg zu Nordkirchen über. In der folgenden Zeit war aber die fast vollständige Abtragung der Burg nicht mehr zu vermeiden. Heute steht von der Burg Davensberg nur noch der Burgturm Davert. Dieser ist aber noch gut erhalten und beherbergt ein Heimatmuseum.

Das in Davensberg liegende Haus Byink besteht heute noch aus dem Bauhaus sowie dem Torhaus. Die beiden Gebäude wurden im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance errichtet und besitzen den für das Münsterland typischen Dreistaffelgiebel mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen. Auffällige Besonderheiten am mächtigen Torhaus sind die Mosaikverzierungen mit bunten glasierten Ziegeln und die beiden halbrunde turmartige Vorbauten. Das alte Herrenhaus existiert heute nicht mehr. Haus Byink wird privat bewohnt und bewirtschaftet und ist nur von außerhalb des Geländes zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

Um 1400

Haus Byink wird als Wasserburg des Zwei-Insel-Typs erbaut. Einst war es eine mächtige Wehranlage mit Vor- und Hauptburg. Sie diente dem Rittergeschlecht von Ascheberg als Stammsitz.
1558

Neubau des Bauhauses im Stil der Renaissance durch Heinrich von Ascheberg.

1561 Bau des mächtigen Torhauses

1698

Durch Erbschaft kam Haus Byink in den Besitz von Christoph Engelbert von Beverförde-Werries.

1780

Die Familie von Beverförde-Werries stirbt aus und die Anlage wird von Friedrich Clemens von Elverfeld übernommen.

1963/64

Die Gräften werden zugeschüttet.
Haus Byink befindet sich noch immer im Privatbesitz. Das Gut wird als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet.

Von dem kleinen Rittersitz Haus Romberg in Davensberg existieren noch immer alte Wälle und Gräften aus dem Mittelalter. Das im Stile der Renaissance errichtete Herrenhaus stammt allerdings erst aus der späteren Zeit. Ein achteckiger Turm aus Sandstein ist dem Herrenhaus angegeliedert. Lange Zeit befand sich das Gut im Besitz der mächtigen münsterländer Familie von Galen. Auch heute bindet sich Haus Romberg noch im Privatbesitz und ist aus diesem Grunde nur von außerhalb des Torhauses zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Haus Romberg war im Besitz der Herren von Rodenberg.

um 1400

Die Familie von der Leithe übernimmt das Gut.

1503

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

1566

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

17. Jhd.

Bau des Herrenhauses mit seinem achteckigem Turm aus Sandstein.

Die katholische Pfarrkirche St. Lambertus ist in der landschaftlich flachen Umgebung von Ascheberg schon von weitem sichtbar. Der den Ort dominierende Sakralbau wurde 1524 in Form einer spätgotischen Hallenkirche fertig gestellt. Im Ursprung geht die Pfarre jedoch bereits auf einen romanischen Steinbau von 1022 zurück. Der Chorraum wurde 1737 vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil ausgestaltet. Der mächtige, 81 m hohe Turm entstammt erst der späteren Zeit und wurde im neugotischen Stil ausgeführt.

Im Ortsteil Herbern befindet sich das Heimathaus. In den Räumlichkeiten wird die Dauerausstellung ‚Örtliches Wohnen und Arbeiten nach der Jahrhundertwende’ gezeigt. Sie versteht sich als ergänzende Schau zum Museum des benachbarten Schlosses Westerwinkel, wo Zeugnisse des adligen Lebens bewahrt und präsentiert werden. Führungen werden auch in plattdeutscher Sprache angeboten.


Radrouten die durch Ascheberg führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne






Drensteinfurt

D
rensteinfurt ist eine Kleinstadt am Rande der Davert, einem ausgedehnten Waldgebiet südlich von Münster. Die heutige Stadt setzt sich aus den Ortsteilen Drensteinfurt, Rinkerode und Walstedde zusammen. Das Zentrum der Ackerbürgerstadt an der Werse ist geprägt von seinen vielen historischen Fachwerkhäusern, von denen besonders die ‚Alte Post’ auffällt. Das 1647 erschaffene imposante Bauwerk dient heute als Rats- und Bürgerhaus. In und um Drensteinfurt gibt es eine besonders große Anzahl von alten Wasserschlössern und adligen Herrensitzen zu entdecken, wie beispielsweise das Haus Steinfurt in der Innenstadt und das Haus Bork bei Rinkerode, welches als eines der schönsten Anlagen im gesamten Münsterland gilt.

Sehenswertes:

Mitten in Drensteinfurt liegt das Haus Steinfurt, auch Schloss Drensteinfurt genannt. Das im 18. Jahrhundert im barocken Stil als Dreiflügelanlage erbaute Herrenhaus besitzt einen Mittelrisalit. Die beiden Außenflügel sind recht kurz geraten, so dass der Mittelflügel sehr dominant erscheint. Erbaut hat ihn der Schlaun-Lehrer Lambert Friedrich von Corfey. Ursprünglich war das Herrenhaus durch eine eigene Gräfte umflossen, aber diese wurde inzwischen zugeschüttet. Das westliche Torhaus, rechts vom Haupteingang gelegen, wurde im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance erbaut und stellt eine bauliche Besonderheit dar. Über die gesamte Front verteilt finden sich Rautenmuster, hergestellt aus glasierten Steinen, die sich von den herkömmlichen roten Backsteinen abheben. Der Weg durch das Torhaus besteht noch heute aus einer uralten Pflasterung, den so genannten ‚Kattenköppen’. In unmittelbarer Nähe des Schlosses befinden sich die noch funktionale Wassermühle, die Loretokapelle, eine Remise sowie ein Park, der als Barockgarten angelegt wurde und beidseitig von der Werse umflossen wird.

  

Geschichtlicher Ablauf

1177

Lubbert von Stenvorde wird als erster Besitzer des Hofes erwähnt.

Um 1200

Die Herren von Rinkerode werden mit der Burg belehnt.

1324

Durch Heirat übernehmen die Edelherren von Volmestein die Anlage.

1429

Das Anwesen geht in den Besitz der Familie von der Recke über.

1585-91

Bau des Torhauses im Stile der Renaissance. Es gilt bis heute als architektonisches Meisterwerk und ist das älteste erhaltene Gebäude der Schlossanlage.

1595

Bau der Wassermühle, die durch das Wasser der Werse gespeist wird.

1707-09

Bau des barocken Herrenhauses als Dreiflügelanlage durch Lambert Friedrich von Corfey für Matthias von der Recke.

1709

Erweiterung des Torhauses.

1710

Ausschmückung des Herrenhausgiebels mit dem Wappenrelief.

1726

Bau der barocken Loretokapelle unweit des Schlosses.

1739

Übernahme von Schloss Drensteinfurt durch die Herren von Landsberg.

1793

Umbau der Wassermühle

1830

An der Nordseite der Anlage entstehen zwei kleine symmetrisch angeordnete Torhäuschen, die das alte Torhaus an der Westseite ablösten. Baumeister war Heinrich Johann Fryse, ein Schüler Schinkels. Es entstand eine neue, gewölbte Brücke. Sie löste den bisherigen einzigen Zugang, der vom Westen zum Schloss führte, ab.

1944

Zerstörung der Wassermühle, die aber 1958 wieder aufgebaut wurde.

2010

Nach dem Tode von Baron Ignatz-Wessel Freiherr von Landsberg-Velen wurde das Schloss an seine Tochter Marie-Antoinette vererbt. Ihr Ehemann ist Adolf Graf von Meran. Das Schloss wird noch heute von Angehörigen der Familie von Landsberg-Velen bewohnt.

Im Ortsteil Rinkerode von Drensteinfurt steht in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Wasserburg Bisping das Haus Bork. Es gilt als eines der schönsten Wasserschlösser im Münsterland und wurde auf drei Inseln errichtet: auf einer steht die Hauptburg, auf einer die Vorburg und auf der dritten befindet sich ein großer Garten. Im Wesentlichen stammt die Anlage aus dem 15. sowie 18. Jahrhundert und wurde aus rotem Backstein errichtet. Der berühmte Baumeister Gottfried Lauren Pictorius zeichnete sich für die Barockisierung der Anlage verantwortlich, die 1719 abgeschlossen wurde. Nachdem Haus Bork über 400 Jahre im Familienbesitz derer von Kerckerinck war, wurde das Schloss im Jahre 1988 verkauft. Da es noch immer privat bewohnt wird, ist eine Besichtigung nur von außerhalb der Anlage möglich.


  

Geschichtlicher Ablauf

15 Jhd.

Bau eines schlichten Herrenhauses in unmittelbarer Nähe der Wasserburg Bisping.

seit 1466

Das Wasserschloss befindet sich im Familienbesitz derer von Kerckerinck.

16 Jhd.

Weitgehender Ausbau des Herrenhauses nach Westen.

1664

Bau des großen Torhauses mit den Ecktürmen sowie eines Wirtschaftsgebäudes.

1719

Gottfried Laurenz Pictorius erstellt den Pavillon. Er gestaltete die Inneneinrichtung des Herrenhauses und überarbeitete den östlichen Seitenflügel. Bauherr war Oberhofmarschall Jobst Stephan von Kerckenrinck.

1922

Die Wirtschaftsgebäude werden neu erstellt.

1986

Umfangreiche Renovierung der gesamten Wasserschlossanlage.

1988

Verkauf an den Industriellen Dreier aus Dortmund. Josef Freiherr von Kerckerinck zur Borg besitzt ein lebenslanges Wohnrecht im Pictoriusbau des Hauses Borg.

Von der ehemaligen Wasserburg Bisping sind leider nur noch das Torhaus und ein Teil der alten Gräfte erhalten. Das Torhaus aus dem 17. Jahrhundert mit seinen beiden Dreistaffelgiebeln und seinem kleinem Renaissanceerker hat dagegen die Zeiten im guten Zustand überdauert. Der stolze Bau besteht im unteren Bereich aus Bruchstein. Auf Höhe der oberen Stockwerke benutzte man roten Ziegelstein, die Rückfront ist mit Fachwerk verkleidet. Das privat bewohnte Torhaus ist von der vorbeiführenden Straße gut einsehbar. Auf der Burg Bisping wurde im Jahr 1606 Christoph Bernhard von Galen geboren, der ‚Kanonenbischof’ genannte spätere Fürstbischof von Münster. Die Burg diente ihm als Stammsitz.



  

Geschichtlicher Ablauf

1364

Erste urkundliche Erwähnung als Wasserburg.

1370

Das Bistums Münster den Hof Bisping als Lehen an Hermann von Berne vergeben.

1391

Hermann von Velen der Alte wird mit dem Hof Bisping belehnt.

1393

Verkauf des Hofes an Friedrich Norendin.

1472

Übernahme des Gräftengutes durch die Familie Frydag.

1551

Durch Heirat von Clara Frydag mit Heinrich von Galen zu Vellinghausen fällt Bisping an die Familie von Galen.

1606

Geburt von Christoph Bernhard von Galen, den späteren Fürstbischof von Münster, auf der Burg Bisping.

1651

Bau des Torhauses, welches als einziges Gebäude der Anlage noch erhalten geblieben ist.

Eine lange Allee führt auf das Wasserschloss von Haus Göttendorf zu. Das dreiflüglige, schlichte Herrenhaus mit dem kupfergrünen Dach ist leider von außerhalb des Geländes kaum einsehbar. Das von breiten Gräften umzogene Anwesen befindet sich im Besitz der Familie von Galen. Von der Hauptzufahrt kann man nur Teile der Kapelle erkennen.

  

Geschichtlicher Ablauf

17 Jhd.

Die Familie von Westrem übernimmt Haus Göttendorf von der Familie von Ascheberg.

18 Jhd.

Neubau des Herrenhauses

1758

Durch eine Versteigerung kommt die Familie von Galen in den Besitz des Anwesens. Sie bewohnt das Gut bis heute.

Das Wasserschloss Haus Venne besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus aus Backstein und vier symmetrisch zugeordneten vorgelagerten Nebenbauten. Die barocke Anlage entstand im frühen 18. Jahrhundert durch den westfälischen Baumeister Lambert Friedrich von Corfey. Hinter dem Schloss befindet sich ein Park mit einem von Johann Conrad Schlaun entworfenen Gartenhäuschen.




  

Geschichtlicher Ablauf

1710-14

Der münsterländische Baumeister Lambert Friedrich von Corfey baute Haus Venne von einem bürgerlichen Gräftenhof zu einem barocken Wasserschlösschen und Adelssitz um. Bauherr war Johann Matthias von Ascheberg.

1767

Bau des Gartenhauses. Als Architekt wurde der berühmte westfälische Barockbaumeister Johan Conrad Schlaun gewonnen. Heute dient der achteckige Hauptturm als Gruftkapelle.

1771

Die Kapelle wird im Stil des Rokkoko ausgestattet.

1860

Letzte Umbauarbeiten. Seit dem hat sich die Schlossanlage nicht mehr verändert.
Haus Venne wird auch heute noch privat bewohnt.

Der Ortskern von Drensteinfurt ist geprägt von vielen historischen Fachwerkhäusern und kleinen Gässchen. Das auffälligste Fachwerkgebäude ist das der ‚Alten Post’. Das zweistöckige, wuchtige Backsteingebäude mit seiner überkragenden Fassade wurde 1647 errichtet und dient heute als Rats- und Bürgerhaus.

Die katholische Pfarrkirche St. Regine entstammt im Ursprung aus dem 12. Jahrhundert. Um 1170 wurde sie als Wehrkirche erbaut. Sie gehörte zu einem mittelalterlichen Gutshof, der auf die Nachfahren von Herzog Widukind zurückgeht. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert an die Stelle des heutigen Haus Steinfurt verlegt, die Position der Kirche blieb erhalten. Unter Beibehaltung des alten Fundamentes wurde von 1783 bis 1785 eine neue Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen errichtet. Die Kassettendecke aus dem 19. Jahrhundert ist die einzige ihrer Art in Westfalen, beachtenswert ist auch der wohl aus dem 12. Jahrhundert stammende Taufstein.

Nordöstlich von Drensteinfurt befindet sich, etwas hinter Bäumen versteckt, die Loretokapelle. Die durch Lambert Friedrich Corfey geschaffene Wallfahrtskirche wurde in ihrer Form dem heiligen Haus von Nazareth nachgebildet und stammt aus dem Jahre 1726. Im Jahre 1887 wurde die Kapelle um die Familiengruft derer von Landsberg erweitert. Im Mittelpunkt der Verehrung durch die Pilger steht eine Figur des hl. Lazarus, die sich im Inneren der Loretokapelle befindet.

Schriftliche Urkunden belegen, dass seit 1811 in Drensteinfurt dauerhaft jüdische Familien lebten. Zuvor hatte es seit dem 16. Jahrhundert immer wieder Hinweise auf eine vorübergehende Niederlassung von Juden gegeben. Im 19. Jahrhundert wuchs ihre Gemeindegliederzahl stetig an und zählt zeitweilig fast 70 Glieder. So wurde 1872 eine eigene Synagoge errichtet. Der rote Backsteinbau im Rundbogenstil mit dem vom Baumberger Sandstein umrahmten Portal passt sich dem typisch münsterländischen Baustil an. Im Zuge der Reichspogrome im November 1938 wurde auch die Drensteinfurter Synagoge von Nationalsozialisten verwüstet und geplündert. Das Gebäude wurde verkauft und in der Folgezeit als Werkstatt und Lagerraum genutzt. Seit 1988 ist die Stadt Drensteinfurt Besitzer der alten Synagoge. Sie wurde aufwendig renoviert und anhand alter Fotos wieder weitgehend in den Urzustand zurückverwandelt. Heute dient das ehemalige Gotteshaus als Kulturstätte und als Denkmal für die jüdischer Tradition in Westfalen. Im Jahre 1826 wurde der jüdische Friedhof angelegt. Bis 1929 fanden hier Beerdigungen statt. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde der Friedhof jedoch weitgehend verwüstet und Grabsteine entwendet. Der älteste von 26 noch erhaltenen Grabsteinen stammt aus dem Jahre 1853. Der Friedhof wurde in der Nachkriegszeit instand gesetzt und ist heute denkmalgeschützt.

Die Windmühle in Rinkerode wurde 1810 durch den Grafen von Galen in Form eines Holländers errichtet und 1835 erstmals verpachtet. Nachdem im Jahre 1894 ein dampfmaschinengetriebener Motor die Mühle windunabhängig werden ließ, wurde bald danach ein Sägewerk angegliedert und die Windflügel samt Kappe entfernt. Bis 1965 wurde in der Mühle noch Korn gemahlen. Mit der Einstellung des Sägebetriebes 1973 verlor die Mühle vollständig ihre einstige Bestimmung. Seit 1995 dient das Gebäude als Mühlen- und Gerätemuseum. Die Mühlentechnik von 1935 blieb bis heute erhalten und wird den Besuchern in verständlicher Form dargeboten. Auch weitere Geräte und Maschinen sowohl aus dem Mühlenbereich als auch aus dem ländlichen Alltagsleben werden präsentiert und teilweise auch vorgeführt. So wird der hohe Stand handwerklichen Könnens vergangener Tage auch heute noch erlebbar gemacht.

Die Imkerei der Familie Schatz ist die älteste in Drensteinfurt. Seit vier Generationen produzieren ihre Bienen Honig. So haben sich allerlei historische Gerätschaften angesammelt, die im Bienenmuseum ausgestellt werden. Hier erfährt man viel über Bienenhaltung und Bienenzucht, über Honigarten und Wachsgewinnung. Im Immenhuisken können auch Bienenerzeugnisse erworben werden, denn den qualitativ besten Honig gibt es immer noch direkt vom Imker.

Die Kornbrennerei Eckmann im Ortsteil Walstedde wurde 1836 gegründet. Das genau überwachte Brennrecht der Firma beträgt 1830 Hektoliter, wovon ein Teil selber vermarktet wird. Zum firmeneigenen landschaftlichen Betrieb gehören 80 ha Anbauflächen für Weizen und Mais, denn um einen Hektoliter Alkohol herzustellen, benötigt man 265 kg Weizen. Die Hauptprodukte der Brennerei Eckmann sind Korn, der Eckpaohl und verschiedene Liköre. Diese können in den Verkaufsräumen des Hofladens verkostet und erworben werden. Geführte Besichtigungen für 10 – 50 Personen mit anschließender Verkostung werden von Montag bis Freitag nach vorheriger Absprache angeboten.



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Nordkirchen

D
ie Gemeinde Nordkirchen wird geprägt durch das 172 ha. große Parkgelände mit dem Schloss Nordkirchen. Das ‚Westfälische Versailles’ ist die größte Schlossanlage im Münsterland und wurde nach dem französischem Vorbild geplant. Der Bau zog sich über 30 Jahre hin. Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg begann 1703 mit dem Bau des barocken Prunkschlosses. Baumeister war zunächst Gottfried Laurenz Pictorius, vollendet hat Schloss Nordkirchen der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun. Schlaun errichtete im Schlosspark auch die barocke Oranienburg nach französischem Vorbild. Schlaun prägte das Ortsbild Nordkirchens wie kein Zweiter. An weiteren elf Gebäuden hatte er mitgearbeitet, darunter das Schlaun-Café, die alte Rentei, die ehemalige Küsterei und die Kinderheilstätte.

Sehenswertes:

Inmitten eines 172 ha. Großen Parkgeländes liegt die ausgedehnte Schlossanlage von Nordkirchen. Geplant nach dem französischen Vorbild, erhielt es den Beinamen ‚Westfälisches Versailles’. Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg begann 1703 mit dem Bau des barocken Prunkschlosses. Er engagierte dafür den Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius. Der Bau zog sich über 30 Jahre hin. Ihn vollendete schließlich 1733 der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun. Schon damals galt das Schloss mit seinen Gartenanlagen als eines der Schönsten in Europa. Noch heute zieht Schloss Nordkirchen zahlreiche Besucher an. Die barocke Schlossanlage diente in erster Linie repräsentativen Zwecken. Dennoch entdeckt der Betrachter auch einige typische Elemente alter westfälischer Wasserburgen. Die Anlage ist aufgeteilt: eine Insel ist die Vorburg, die das ganze Hauptschloss umgibt. Auf der anderen Insel liegt die Oberburg. Als Baumeister Pictorius das Schloss plante, brauchte er sich nach keinen Vorgaben zu richten. Bauland und Geld waren ausreichend vorhanden. Pictorius konnte also seine Vorstellungen frei entwickeln. So entstand eine ausladende Schlossanlage, die sich weitgehen an französischen Vorbildern orientierte, so wie sie sich Plettenberg vorstellte, anderseits auch die niederländische Schule verriet, in der Pictorius groß geworden war. Sämtliche Gebäude der Anlage bestehen aus rotem Ziegelstein mit heller Sandsteingliederung – eine deutliche Anlehnung an die Architektur der Nachbarn im Westen.

Im Innern der Schlosskapelle ‚Mariä Himmelfahrt’ beeindruckt besonders die üppige, hochbarocke Stuckdecke des Italieners stefano Melchior und die Gemälde von Martin Pictorius. Noch heute finden hier Hochzeitsfeierlichkeiten statt.

Der französische Garten auf der Venusinsel ist ein besonderes Schmuckstück der Schlossanlage. Er wurde früher als Schönwetterfestsaal oder als Promeniermeile genutzt. Schlaun entwarf ihn streng geometrisch mit Rasen- und Kiesflächen, kegel- und kugelförmig geschnittenen Taxusbäumen sowie einer Vielzahl von barocken Figuren, die er der Antike entlehnte.

Als die Baumaßnahmen für das Hauptschloss fast abgeschlossen waren, entstand im Park die barocke Oranienburg. Sie gilt als der erste vollständige Schlossbau des damals noch jungen Johann Conrad Schlaun. Ursprünglich als Gartencasino geplant, erweiterte es Schlaun zum ‚Maison de plaisance’ nach französischem Vorbild.

  

Geschichtlicher Ablauf

10.–12. Jhd. Bau einer ersten Turmhügelburg unweit des heutigen Standortes
13. Jhd. Urkundliche Erwähnung eines vom Grafen von der Mark als Lehen des Klosters Werden geführter Hof.
14. Jhd. Der Hof wird von den Herren von Morrien übernommen. Sie waren Erbmarschälle des Bischofs von Münster
1398 Bau eines festen Hauses durch die Herren von Morrien
15. Jhd. Ausbau zu einer ersten Wasserburg durch Johann III. von Morrien
1516-22 Errichtung von Befestigungsanlagen
1524 Nach einem verheerenden Brand im Dorf Nordkirchen wird das Dorf mit der Kapelle an seine heutige Position verlegt. An die alte Lage erinnert noch ein Kreuz im Schlosspark, welches errichtet wurde, weil Papst Paul V. im Jahre 1607 mit seiner nachträglichen Genwhmigung einen langjährigen Streit mit den Herren von Ascheberg beendete.
1528 Baubeginn einer wehrhaften Schlossanlage durch Gerhard von Morrien.
1691 Das Geschlecht derer von Morrien stirbt in männlicher Linie aus.
1694 Kauf des Schlosses durch Fürstbischof Christian von Plettenberg zum Preis von 250.000 Reichstalern. Auf seine Initiative hin wurden sämtliche Gebäude abgerissen.
1703 Feierliche Grundsteinlegung für einen kompletten, barocken Neubau, errichtet durch den Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius, der sich sehr stark an französischen Vorbildern orientierte, so dass die neue Anlage den Beinamen ‚Westfälisches Versailles’ erhielt. Weitere Architekten, die an der neuen Schlossanlge arbeiteten, waren Peter Pictorius d.J. sowie Johannes Quinken.
1704 Der Rohbau aus roten Ziegelsteinen wurde fertiggestellt (Corps de Logis).
1705 Grundsteinlegung der Schlosskapelle.
1706 Tod des Bauherren Friedrich Christian von Plettenberg. Sein Neffe Ferdinand von Plettenberg übernahm die Bauherrenschaft.
1725 Johann Conrad Schlaun löste als Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius ab, der wenige Jahre später 1729 verstarb. Schlaun zeigte sich insbesondere für die Inneneinrichtung, die Kapelle und die Konzeption der Gartenanlage verantwortlich. Letztere gestaltete er streng nach französischen Vorbildern.
1730 Bau der benachbarten Oranienburg. Sie gilt als der erste vollständige Schlossbau des damals noch jungen Schlaun.
1733 Fertigstellung der Gesamtanlage nach einer Bauzeit von 30 Jahren.
1734 Nach einem heftigen Streit zwischen Kurfürst Clemens August und Reichsgraf Ferdinand von Plettenberg lässt Clemens August Schloss Nordkirchen im November durch Generalleuntnant von der Horst und über 100 Soldaten belagern und schließlich einnehmen. Die Aktion wurde durch Kaiser Karl VI. verurteilt.
1736 Die wertvollsten teile der Nordkirchener Ausstattung weden nach Rom verfrachtet, wo Ferdinand von Plettenberg eine Stellung als Gesandter beim Papst annahm. Sein Sohn Franz Josef übernahm das mit Hypotheken belastete Schloss und söhnte sich mit Kurfürst Clemens August aus. In der Folgezeit verarmte jedoch die Familie immer mehr, so dass sie die Schulden nicht mehr abtragen konnten.
1833 Die Grafen von Esterhazy-Galantha übernahmen durch Heirat das Schloss.
1834 Bau der Brücke zur Venusinsel. 1913 wird sie noch einmal renoviert.
19. Jhd. In der Folgezeit ließen die Grafen von Esterhazy Schloss Nordkirchen leider stetig verfallen.
1903 Kauf der Schlossanlage durch Herzog Engelbert Maria von Arenberg, der das weitläufige Barockschloss groß angelegt renovieren und restaurieren ließ. Er versetzte Gärten und Park vom englischen in den ursprünglichen französischen Stil zurück und baute den Erbprinzen- und den Verwaltungsflügel an das ursprünglich offene Corp de Logis an. So entstand die versailles-ähnliche Hufeisenform.
1935 Abriss der Fasanerie unweit der Orangerie.
1949 Übernahme von Schloss Nordkirchen durch das Land Nordrhein-Westfalen zum Mietpreis von jährlich 1 DM, die in den Räumlichkeiten die Finanzhochschule unterbrachte. Das Land übernahm die gesamte Bauerhaltung.
1955 Renovierung der Fassaden
1958 Das Land Nordrhein-Westfalen erwirbt endgültig das Hauptschloss mit Teilen der Gartenanlage. Auch heute noch dient das Schloss als Wohnort für Studenten.
1959 Umfangreiche Renovierung der Innenräume, Abriss der vorgelagerten alten Stallgebäude und Neuaufbau nach den alten Plänen von Johann Conrad Schlaun.
1973 Das Land erwirbt auch die Oranienburg, die heute als Verwaltung der Finanzhochschule dient.
1989 Neugestalltung der Venusinsel im neubarocken Stil nach Plänen von Achille Duchêne aus dem Jahre 1912.

Im Zentrum der Gemeinde Nordkirchen befindet sich die barocke St.-Mautius-Kirche aus dem anfänglichen 18. Jahrhundert. Sie wurde erbaut von Gottfried Laurenz Pictorius, der parallel dazu auch das Schloss Nordkirchen errichtet hatte. Im Gegensatz zu dem weiß verputzten Kirchenschiff besteht der hohe Turm aus rotem Backstein und wird von einer Schieferhaube bekrönt. Die barocke Innenausstattung wurde im Zuge des Historismusses im Jahre 1884 neoromanisch umgestaltet.

Die achteckige Johannes-von-Nepumuk-Kapelle wurde 1722 von Gottfried Laurenz Pictorius, dem ersten Baumeister von Schloss Nordkirchen, sowie dessen Bruder, Peter Pictorius d.J. im Auftrag von Ferdinand von Plettenberg errichtet. Das Wappen Plettenbergs prangt über der Tür des barocken Bauwerkes, welches im 19. Jahrhundert als Grabstätte für den Grafen Maximilian Friedrich von Plettenberg diente.



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Selm

D
ie Stadt Selm liegt im Übergangsbereich des südlichen Münsterlandes zum nördlichen Ruhrgebiet. Die nördlich der Lippe liegenden Ortschaften Selm, Borg und Cappenberg sind historisch münsterländisch geprägt. Durch die Entdeckung von Steinkohlevorkommen und dessen Abbau durch die Zeche Hermann vergrößerte sich Anfang des letzten Jahrhunderts die Einwohnerzahl der Gemeinde um ein vielfaches und so entstand der eher industriell geprägte Ortsteil Beifang. Bis 1974 gehörte Selm zum Kreis Lüdinghausen, seit 1975 gehört es zum Kreis Unna und wird nun offiziell dem städtischen Verdichtungsraum Ruhrgebiet zugerechnet, auch wenn das viele Bürger mit münsterländischen Wurzeln nicht gerne hören. Das erstmals 858 unter dem Namen ‚Seliheim’ erwähnte Selm erhielt 1977 das Stadtrecht, erste Siedlungen im Bereich des heutigen Ternscher Sees gab es hier bereits in der Jungsteinzeit. Hier besteht noch ein Hügelgräberfeld aus dieser Zeit. Besonders sehenswert ist das Schloss Cappenberg. Das ehemalige Residenzschloss der mächtigen Herren von Cappenberg wurde im 12. Jahrhundert Kloster des Premontratenserordens, im 19. Jahrhundert erwarb es der Freiherr von und zum Stein als Wohnsitz. Es beherbergt heute eine ständige Ausstellung zum Thema Freiherr von und zum Stein, außerdem finden hier überregional beachtete Kunstausstellungen des Kreises Unna statt. In der erhaltenen Stiftskirche werden regelmäßig Orgelkonzerte aufgeführt und ein kleines Theater rundet das Kulturangebot des Schlosses ab.

Sehenswertes:

Nördlich des Ruhrgebietes steht auf der Gipfelkante einer Anhöhe mächtig in die Lippeniederung schauend das Schloss Cappenberg. Es gehört zu den wenigen Höhenburgen im ansonsten eher flachen Münsterland. Im Laufe der Geschichte wurde die Anlage einige Jahrhunderte als Kloster genutzt und gilt heute als bedeutendes barockes Klosterbauwerk. Die Schlosskirche ist berühmt für ihr spätgotisches Chorgestühl und beherbergt darüber hinaus einen vergoldeten Bronzekopf, der den Kaiser Barbarossa darstellt. Sie gilt als die erste bekannte Kaiserplastik des Mittelalters. Bedeutend ist auch der gemalte Altar von Jan Baegert, der dem Künstler den Beinamen ‚Meister von Cappenberg’ einbrachte. Bedeutendster Besitzer des Schlosses war der Freiherr von und zum Stein. Er erwarb das Anwesen im Jahre 1816 aus politischen Gründen, sorgte für den Umbau vom Kloster zum Schloss und lebte hier für sieben Jahre bis zu seinem Tode. Schloss Cappenberg zeigt heute vom Kreis Unna und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz organisierte wechselnde Kunstausstellungen. Auf dem Schlossgelände befindet sich neben einem kleinen Theater eine Weinstube. Der Schlossherr, Graf von Kanitz, besitzt einige Weinlagen im Rheingau. Diese Weine können hier verköstigt und erworben werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

855

Der Überlieferung nach existierte auf diesem Platz bereits vor der Zeit Karls des Großen eine sächsische Fluchtburg. Sachsenherzog Ludolf hatte hier seinen Stammsitz. Sein Vater Ekbert soll von Kaiser Karl dem großen wegen seiner Verdienste mit Cappenberg belohnt worden sein. Ekbert, ein Nachfahre Widukinds begründete den Zweig der Grafen von Westfalen, die mit dem Tode Wichmanns III. 1016 ausstarben.

1017

Übernahme der Grafschaft durch die Grafen von Cappenberg.

1118

Gottfried II. von Cappenberg übernimmt die Grafschaft. Die Herren von Cappenberg ergreifen bei einem Konflikt für den Papst in Opposition gegen den Kaiser und trugen so zu dessen militärischen Erfolgen bei, was ihre Macht und Einflussnahme stärkte.

1121

Treffen von Gottfried II. mit Norbert von Xanten, dem Gründer des Prämonstratenserordens. Dieser überzeugte den Grafen schließlich, seinen gesamten Besitz dem Orden zu stiften und diesem selber auch beizutreten.

1122

Übergabe des Schlosses an Norbert von Xanten. Mitte des Jahres wurde der Klosterbetrieb aufgenommen.

1127

Bau der Kapelle

1530

Jan Baegert malt den Altar der Pfarrkirche. Das Gemälde machte ihn berühmt und brachte ihm den Beinamen ‚Meister von Cappenberg’ ein.

17. Jhd.

Das Schloss in seiner heutigen Form wurde in der zweiten Hälfte der Jahrhunderts als Dreiflügelanlage erstellt. Das Gebäude gilt heute als eines der wichtigsten Beispiele der westfälischen, barocken Klosterbaukunst.

1708

Fertigstellung des barocken Mitteltraktes der Anlage.

1719

Anlegung des Tiergartens.

1740

Bau der beiden Torhäuser und der Brauerei.

1780

Durch einen aufwendigen und teuren Lebensstil hatte sich der Orden gegen Ende des Jahrhunderts hoch verschuldet, konnte aber die Auflösung noch einmal abwenden.

1802

Cappenberg fällt nach dem Reichsdeputationshauptausschuß an Preußen. König Friedrich Wilhelm hebt das Kloster auf.

1806-13

Schloss Cappenberg fällt unter französische und bergische Verwaltung, wird danach aber wieder von Preußen in Besitz genommen.

1816

Freiherr von und zum Stein erwirbt aus politischen Motiven das Schloss und baut es großzügig um.

1824-31

Der Freiherr von und zum Stein nutzt Cappenberg als Hauptwohnsitz bis zu seinem Tode.

1899

Bau des 135 m hohen Wasserturms, der bis 1927 für die Wasserversorgung der gesamten Schlossanlage genutzt wurde.

1943

Um die kulturellen Bestände des Städtischen Kunst- und Gewerbemuseums in Dortmund zu schützen, lagerte man diese im Schloss Cappenberg aus. Nach dem Krieg wurde nur ein Teil wieder zurückgeführt. So entstand auf dem Schloss das ‚Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte’, das hier bis 1983 beheimatet war.

1983

Der Kreis Unna und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz veranstalten bis heute in den Räumlichkeiten des Schlosses Ausstellungen zu wechselnden Themen.

1992

Der Freiherr von und zum Stein nutzt Cappenberg als Hauptwohnsitz bis zu seinem Tode.

1995

Renovierung des Westflügels und Eröffnung einer Weinstube neben dem Wasserturm. In der Folgezeit wurde auch ein kleines Theater in den Ostflügel integriert.
 

Mitten im Selmer Stadtteil Beifangs steht die Burg Botzlar. Mit dem neu errichteten und vorgelagerten Bürgerhaus bildet es ein Ensemble am Willy-Brandt-Platz. Dem uralten Gemäuer fehlt es inzwischen leider etwas an Originalität, denn die meisten burgtypischen Charakteristiken sind inzwischen verschwunden, seien es die Gräften, die Vorburg oder die Burgtürme. Nachdem einige Bauteile abgerissen wurden, besitzt die im Mittelalter von sieben Gräften umflossene Burg Botzlar einen rechteckigen Grudriß seine Fassade wirkt schlicht und schmucklos. Nur die im letzten Jahrhundert restaurierte Dachbereich mit seinen Erkern und seiner verwinkelten Dachpfannenablage weicht von der einfach-symmetrischen Grundform ab. An der Rückfront erinnert noch eine zugemauerte Tür an den ehemaligen Gefängnisturm, zwei entenbelagerte Teiche erinnern an die ehemalige Burggräfte. Heute dient die Burg als Rats- und Bürgerzentrum der Stadt Selm.



 

Hinter der Szenerie: Unheimliche Geschichten ranken sich um dieses alte Gemäuer. Viele Menschen, insbesondere auch Kinder, starben hier eines unerwarteten und nicht erklärbaren Todes. Ein schwarzer Geist mit Hut soll innerhalb der Burg Botzlar sowie den unterirdischen Gängen sein Unwesen treiben. Selbst heute noch lebende Personen würden alles schwören, um diesen Spuk zu bezeugen! Grundsätzlich soll der Geist zwar harmlos sein, aber allein dem Schrecken sollen viele erlegen sein…


  

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd.

Gegen Anfang des Jahrhunderts wurde die Wasserburg Botzlar wahrscheinlich durch die Grafen von Cappenberg erbaut. Sie diente als Ersatz für Schloss Cappenberg, welches 1122 zum Kloster umgewandelt wurde. Aber auf einen Familienstammsitz sollte nicht verzichtet werden. Burg Botzlar wurde zum Zentrum des Gerichtsbezirkes ‘Beifang’, der in späteren Jahren zur Bauernschaft wurde.

1226

Belehnung der Vogtei Selm an Ritter Rudolf von Meinhövel.

1282

Älteste urkundliche Erwähnung der Burg. Verkauf von Burg und Hof an Bischof Eberhard.

1315

Nach zeitweiliger Verpfändung des Leihgutes ging der Besitz vollständig an die Herren von Meinhövel über, da der Bischof die Burg nicht mehr zurücklösen konnte. Mittelalter Stationierung von Burgmännern zum Landesschutz auf der Burg. Die Burgen Botzlar, Rechede und Patzlar dienten dem Fürstbischof von Münster, die Südgrenze ihrer Herrschaft sichern zu lassen. Im Laufe der Jahrhunderte war die Burganlage einigen baulichen Veränderungen unterworfen. Sie besaß zeitweilig auch einen Turm mit einem Verließ an der Südwestecke der heutigen Wehranlage und war zur Verteidigung siebenfach von Wassergräben umgeben. Ursprünglich gehörte zur Burg auch eine Öl- und Wassermühle.

Um 1500

Die Gerichtsbarkeit geht an das bischöfliche Gericht in Werne über. Später wurde die Burg als gemeiner Gutsbesitz verpachtet. Die Bewohner, zumeist Vasallen der Bischöfe von Münster, erhielten Botzlar als Lehen.

1550

Tod des Jakob von Münster zu Meinhövel, mit dem der Familienzweig ausstarb. In den folgenden Jahren wechselten vielfach die Namen der Besitzer.

1590

Schließlich kam die Burg in den Besitz der Familie von Ascheberg.

1750

Durch Heirat wechselte Burg Botzlar in den Besitz von Hermann Anton Reichsfreiherr von und zu Velen, nach dessen Vornamen die spätere Zeche und die der Burg angrenzende Siedlung benannt worden sein soll.

Um 1800

Abtragung eines Teiles der Burg an anschließender Neu- bzw. Umbau als Wohngebäude.

1806

Verpachtung als Gut an Bauernschaft.

1852

Einrichtung einer staatlich geförderten Ackerbauschule durch Ökonomierat Brüning.

1906

Gründung der Zeche Hermann unweit der Burganlage.

1907

Die Familie von Landsberg zu Velen-Gemen verkauft Burg Botzlar inklusive der dazugehörigen 1340 Morgan Land an die Trierer Bergwerkgesellschaft ‘Hermann’. Die Burg wird zum städtebaulichen Mittelpunkt der in den folgenden Jahren entstehenden Hermannsiedlung, einer Bergarbeiterkolonie.

1960er  Jahre

Ende des Jahrzehnts wird der letzte Burggraben zugeschüttet, da es immer wieder Probleme mit Überschwemmungen gab. Zwei Teiche sollen heute noch an die Gräfte erinnern. Die maroden Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen.

1982

Nachdem die Burg fünfzehn Jahre lang leer gestanden hatte, wurde es nun zum Bürger- und Ratszentrum der Stadt Selm umfunktioniert. Der Sitzungssaal befindet sich im ersten Geschoss, ein Jugendcafé ist in den Kellergewölben untergebracht, das Dachgeschoss wird privat bewohnt.

Im frühen 20. Jahrhundert wurden auch unterhalb von Selm Steinkohlevorkommen gefunden, die ab 1906 zum Bau der Zeche Herrmann führten. Seit 1909 wurde Kohle gefördert, und zwischen der Zeche Herrmann und der Burg Botzlar entstand als Bergbaukolonie mit der Hermann-Siedlung ein neues Ortszentrum. Bereits 1926 wurde die Zeche aber aus Rentabilitätsgründen wieder geschlossen und die Bergleute auf umliegende Bergwerke im Süden verteilt. Trotzdem geriet die Arbeitslosigkeit in Selm so hoch, dass die Gemeinde als ‚ärmste Gemeinde Deutschlands’ bis 1956 als Notstandsgemeinde galt.




 

Hinter der Szenerie: Wie der Bahnhof Selm-Beifang entstand

Nach der Schließung der Zeche Hermann fanden viele Bergarbeiter nur außerhalb von Selm eine neue Arbeitsstätte und waren so auf die Zugverbindung angewiesen, die seit ehedem von Dortmund nach Gronau durch das Westmünsterland führte. Aber die Züge hielten nur im so genannten ‚Selm-Dorf’, zwei Kilometer abseits der Bergarbeiterkolonie von Beifang. So bürgerte sich die Gewohnheit ein, dass immer einer der Arbeiter auf Höhe der Hermann-Siedlung die Notbremse zog und die Eisenbahn so zum Stehen brachte. Das nutzte dann jeweils ein Schwung von Fahrgästen, um auf dem freien Feld auszusteigen und nach Feierabend den kurzen Weg nach Hause zu gehen. Nach einiger Zeit hatte die Bahn ein Einsehen und schuf den Bahnhof Selm-Beifang als offizielle Haltestation.

In der Altstadt von Selm steht neben der hoch aufragenden Ludgerikirche etwas versteckt die Friedenskirche. Diese den beiden Heiligen Fabian und Sebastian geweihte ehemalige Pfarrkirche stammt ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert, brannte aber im Jahre 1490 ab, wobei der Westturm bis heute erhalten blieb. Der Neubau wurde 1530 vollendet und zeichnet sich im Innenbereich durch seine reichhaltige Bemalung aus. Als nicht weit entfernt die Ludgerikirche im Jahre 1907 fertig gestellt wurde, verlor das alte Gemäuer seinen Status als Pfarrkirche, diente zwischenzeitlich als Lagerhalle und verfiel in der Folgezeit immer mehr. Zwischen 1963 und 1965 wurde die Kirche umfangreich renoviert und erhielt im Inneren eine Grabstätte eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen unbekannten Soldaten. So erhielt das Gotteshaus den Namen ‚Friedenskirche’.

Im Stadtteil Bork befindet sich die von 1718 bis 1724 errichtete Stephanuskirche. Der Vorgängerbau war im Jahre 1699 niedergebrannt. Die St.-Stephanuskirche zeichnet sich durch den rechteckigen Zwiebelturm aus, der im nordwestdeutschen Raum sehr selten ist.

Sie Synagoge in Selm-Bork gehört zu den wenigen erhaltenen Synagogen in Westfalen. Sie stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und wurde bis 1939 in dieser Funktion genutzt. Das Gebäude wurde zwischenzeitlich als Kohlenlager genutzt. Nach der Renovierung in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird das denkmalgeschützte Gebäude seit dem Jahre 2000 wieder als jüdisches Gotteshaus genutzt.



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Olfen

O
lfen liegt im südlichen Münsterland nördlich der Lippe an der Stever und wurde 889 erstmals als Besitzung von Wolfhelm, damaliger Bischof von Münster, erwähnt. Beim ‚Großen Brand von Olfen’ wurde 1857 ein großer Teil des Ortes zerstört. Die gemütliche Kleinstadt gerät einmal im Jahr zur Karnevalszeit in den Ausnahmezustand. Unweit der St.-Vitus-Kirche erinnert der KITT-Brunnen an die lange Karneval-Tradition. Dieser besitzt eine eingebaute Bierzapfanlage, und so wird jedes Jahr zum Karneval die Wasseranlage in einen Bierbrunnen umfunktioniert. Am Nelkendienstag findet mit dem großen Umzug der Höhepunkt des närrischen Treibens statt, der alljährlich von Tausenden am Straßenrand verfolgt wird. Im Ortsteil Vinnum befindet sich mit dem Schloss Sandfort eine sehenswerte Schlossanlage, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und später im barocken Stil umgestaltet wurde.

Sehenswertes:

Das Schloss Sandfort liegt in einem idyllischen Waldstück auf halbem Wege zwischen Selm und Olfen. Es ist bemerkenswert gut erhalten und gliedert sich typisch münsterländisch in eine Vorburg mit Innenhof, Stallungen und Werkstatt, sowie einer Oberburg, die privat als Wohnung von der Familie Hagen-Plettenberg genutzt wird. Außerdem befindet sich hier die Verwaltung mit einigen Büros. Eine Zufahrt führt axial an den Gebäuden der Vorburg vorbei auf das Hauptportal zu, dass sich im untersten Stockwerk eines mächtigen viereckigen Turmes befindet, der die ganze Anlage beherrscht. Er steht direkt im Wasser der das Schloss umfließenden Gräfte, besitzt ohne Keller vier Stockwerke sowie eine geschwungene welsche Haube. Das Herrenhaus, wie auch der Turm wurde zunächst im Stil der Renaissance mit Ziegelsteinen und Sandsteingliederung erbaut, später im barocken Sinne umgestaltet. Eine Besonderheit auf der Vorburg ist das Brauhaus, welches im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut wurde und somit den ältesten Gebäudeteil der Schlossanlage darstellt. Zu dieser Zeit besaß Sandfort das örtliche Bierbraumonopol. Das Brauhaus befindet sich auf der rechten Seite der Zufahrt, hinter den Stallungen an der Gräfte zur Oberburg. Dem gegenüber befindet sich das ehemalige Herrenhaus, welches kurze Zeit später entstanden sein muss und das nicht abgerissen wurde, als Anfang des 17. Jahrhunderts die neue Oberburg errichtet wurde. Das alte Herrenhaus liegt direkt an der Gräfte und besitzt zwei runde Ecktürme mit Kegelhauben, welche wie der Rest des Brauhauses aus Backsteinen besteht. Schmale, hochgezogene Schießscharten deuten auf die Wehrhaftigkeit des Schlosses hin. Hier befand sich bis ins vorletzte Jahrhundert die Hauptzufahrt über eine Zugbrücke. Schloss Sandfort ist heute die Deckstation des Westfälischen Landesgestüts Warendorf Die Vorburg darf ausdrücklich kurz betreten werden, die bewohnte Oberburg dagegen nicht. Aber es führen Wege nahezu um das ganze Schloss herum, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann.

 

Geschichtlicher Ablauf

1290

Erstmalige Erwähnung eines Wasserschlosses, das im Besitz derer von Mecheln war und sich in unmittelbarer Umgebung der nicht mehr erhaltenen Burgen Rauschenberg, Rechede, Füchteln und Olfen befand.

16. Jhd.

Bau des Brauhauses auf der linken Seite der Vorburg, kurze Zeit später wird das alte Herrenhaus erbaut.

17. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts endstand der mächtige, viereckige Turm des Herrenhauses, wahrscheinlich durch Melchior van Friedrich, einem holländischen Baumeister.

1695

Umbau des Herrenhauses im barocken Stil. Als Untergrund sich eicherne Pfosten neu in das Sumpfgelände geschlagen worden, da die alten langsam nachgegeben hatten.

1711

Erweiterung der Befestigungsanlagen sowie des Brückenturmes.

1719

Die Familie von Bodelschwingh-Plettenberg erwarb das Schloss.

1834

Umbau der Vorburg und Errichtung der Wirtschaftsgebäude.

1841

Der baufällig gewordene Turm wird restauriert und umgebaut.

1853

Abbau der Zugbrücke und Umgestaltung der Hauptzufahrt. Sie verläuft seitdem über eine Brücke axial auf das Hauptportal zu. Besitzer war zu diesem Zeitpunkt der Graf von Wedel.

1870

Gründung eines Holzpfahlrostes und Bau eines Gewächshauses auf dem Rost.

1912

Nach dem Abriss des Gewächshauses Anbau eines Küchentraktes mit Nebenräumen auf dem sanierten Holzpfahlrost.

1976

Da der Küchenanbau das harmonische Gesamtbild der Oberburg störte, ließ ihn der Graf von Hagen-Plettenberg wieder abreißen und stellte so den ursprünglichen Bauzustand wieder her.

Südlich von Olfen im Dorf Sülsen befindet sich die Ruine Rauschenberg. Von der einstigen stolzen Wasserburg sieht man heute nur noch die Reste der im 19. Jahrhundert verfallenen Wehranlage sowie Teile der Gräfte. Die 1326 erstmals erwähnte Rauschenburg diente der Sicherung der Lippe als Grenzfluss.

Die mächtige Pfarrkirche St.Vitus ist das Wahrzeichen von Olfen. Schon von weitem kann man ihren stolzen Kirchturm erblicken. Das Gotteshaus wurde 1888 an der Stelle einer Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert erbaut. Auf dem Kirchplatz befindet sich das Denkmal von Wolfhelm. Dieser war Bischof von Münster im ausgehenden 9. Jahrhundert und besaß umfangreiche Besitztümer in dieser Gegend, die er alle dem Kloster Werden schenkte. Aus dem Namen ‚Wolfhelm’ entwickelte sich der Name der Stadt ‚Olfen’.

Östlich von Olfen in der Siedlung Benthof befindet sich mit der Recheder Mühle ein weiteres historisches Mühlengebäude auf dem Stadtgebiet. Wie die Füchtelner Mühle gehörte auch die Recheder Mühle zu einem Adelssitz, der jedoch nicht mehr erhalten ist. Haus Rechede diente ursprünglich dem Fürstbischof von Münster, die Südgrenze seiner Herrschaft sichern zu lassen. Das Mühlengebäude aus dem 17. Jahrhundert liegt direkt an der Stever, wird aber nur noch als Wohngebäude genutzt.

Haus Füchteln war im Mittelalter Stammsitz der Ritter von Kukelshem. Zu diesem Rittergut gehörte auch eine Mühle, die Anfang des 14. Jahrhunderts an der Stever errichtet wurde. Der heute erhaltene Mühlenbau stammt aus dem Jahre 1665. Im 19. Jahrhundert nutzte man die Mühle auch als Sägemühle, und aus dem benachbarten Gutshof wurde ein Gasthof und daraus ein Restaurant, welches bis heute besteht. Aus den beiden historischen Mühlengebäuden entstand eine Wohnhaus sowie ein Wasserkraftwerk.

Bei der Steveraue Olfen handelt es sich um eine 80 ha große renaturierte Auenlandschaft nördlich von Olfen. Die Stadt hatte einige zusammenhängende Flächen am Südufer der Stever erworben und naturnah zurückgebaut. Vorher waren diese landwirtschaftlich genutzt worden. Weitere Flächen sollen noch dazukommen. Heute ist die Steveraue ein stadtnahes Erholungsgebiet, das zum Spatzieren gehen einlädt. Die regionalen Radwanderwege ‚Steveraue Olfen’ und ‚…rund um Olfen’ führen durch das reizvolle Gebiet. Heckrinder, Wildesel und Koniks weiden hier in aller Ruhe und man kann Storche in ihren Nestern beobachten. Aussichtsplattformen bieten einen erhöhten Blick über die Auenlandschaft und Schautafeln erklären Details zu dem Projekt.

Zwischen Datteln und dem alten Hafenbecken von Olfen befindet sich die ‚Alte Fahrt’ des Dortmund-Ems-Kanals. Nördlich von Olfen wurde dieser teilweise abgetragen, kann aber auf der verbliebenen Seite weiterhin als Fuß- und Radweg genutzt werden. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Steverauenlandschaft. Vier historische Brücken haben sich noch erhalten: Die 1895 fertig gestellte ‚Kanalbrücke Alte Fahrt’ führt 18 m hoch über die Lippe. Drei Sandsteinbögen tragen auf einer Länge von 70 Metern den alten Kanal über den Fluss. Die ‚Schiefe Brücke’ führt im Stadtgebiet von Olfen die Oststraße unter der Alten Fahrt hindurch. Die 1894 bis 1897 gebaute Brücke bekam ihren Namen durch den flachen Einfahrtswinkel von nur 60° zu dem Kanalverlauf, der heute allerdings kein Wasser mehr führt. Auch im Bereich der ‚Kanalbrücke über die Stever’ befindet sich kein Wasser mehr im alten Brückentrog. Auch diese historische Brücke wurde 1894 aus Ruhrsandstein errichtet. Eine vierte Brücke führt nordöstlich von Datteln über die Pelkumer Strasse.



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Lüdinghausen

L
üdinghausen, die Drei-Burgen-Stadt an der Stever, wurde erstmals im Jahre 800 urkundlich erwähnt, als ein gewisser Snelhard seinen Hof an den Missionar Liudger verschenkte, dem späteren ersten Bischof von Münster. Der Geschichte Lüdinghausens wird geprägt durch einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen den Raubrittern von Lüdinghausen und Lüdinghausen-Wolff einerseits und dem Bistum von Münster andererseits, das vor den Toren der Stadt mit der Burg Vischering eine Art Polizeistation errichten ließ. Ausgehend von dieser Burg wurden die Raubritterburgen Lüdinghausen und Wolfsberg mehrfach vernichtet. Mit der Burg Vischering besitzt Lüdinghausen heute eine der best erhaltendsten spätmittelalterlichen Ringmantelwasserburgen. Die Außenanlagen dieses verträumten Kleinods sind frei zugänglich, das historische Gebäude beherbergt heute das Münsterlandmuseum. In Fußwegentfernung befindet sich die Burg Lüdinghausen, von der Burg Wolfsberg ist nur noch der Mittelflügel erhalten. Der 1975 eingemeindeten Stadtteil Seppenrade ist als das Rosendorf bekannt geworden. In einer fast 20.000 m² große Parkanlage blühen 24.000 Rosen in etwa 600 Arten. Diese Blütenpracht lockt von Mai bis Oktober tausende von Besuchern an.

Sehenswertes:

Die Burg Vischering gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Wasserburgen. Sie ist besonders gut erhalten und wurde in ihrer Geschichte nur wenig verändert. Die Erbauer plante sie im 13. Jahrhundert als Mantelburg auf ovalem Grundriss. Im 16. Jahrhundert wandelte sie sich nach einem verheerenden brand von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Heute gilt die Ringmantelburg als gutes Beispiel für eine mittelalterliche Wehranlage. Die Wasserburg gleicht architektonisch in ihrem Aufbau einer mittelalterlichen Höhenburg. Die Anlage gliedert sich in Vorwerk, Bollwerk, Vor- und Hauptburg. Die Renaissance-Auslucht, die sich an den Südzwischenflügel anschliesst, will so gar nicht in das trutzige Bild der mittelalterlichen Wasserburg passen. Zwischen 1617 und 1622 errichtet, stellt sie den jüngsten Teil der Kernanlage dar. Die Auslucht entstand zu einer Zeit, wo nicht mehr die Verteidigung, sondern das repräsentative Aussehen wichtig war. Die Baumeister lehnten sich dabei an die Weser-Renaissance an. Burg Vischering war ursprünglich im 13. Jahrhundert als eine Art Polizeistation geplant. Der Münsteraner Bischof, Gerhard von der Mark, ließ sie errichten, weil seine landesherrlichen Rechte durch die Ritter von Lüdinghausen untergraben wurden. Die Burg übertrug er Albert von Wulfheim als vererbliches Lehen. Bis heute blieb sie im Besitz der Familie, die sich heute ‚Droste zu Vischering’ nennt. Seit 1969 wird die Burg Vischering vom Kreis Lüdinghausen (bzw. nach der Gebietsreform Kreis Coesfeld) gepachtet. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde in den Räumen das ‚Münsterland-Museum’ eingerichtet. Das Museum zeigt unter anderem Gebrauchsgegenstände aus dem damaligen Leben der Bauern. In der Remise kann man fünf Kutschen besichtigen. Vom Ringwall aus kann der Besucher die gesamte Hauptburg überblicken. Er führt direkt an der Innengräfte entlang.

 

Geschichtlicher Ablauf

1260 Ernennung des Drosten Albert von Wulfheim, des späteren Burgherren von Vischering, zum Ritter
1271 Bischof Gerhard von der Mark errichtet die Drostenburg auf dem Grund einer 50 Jahre vorher entstandenen Fliehburg, einen Holzpalisadenring oder einem simplen Steinbau. Der Baubeginn ist nicht bekannt. Auch das ursprüngliche Aussehen lässt sich heute nur vermuten, da bei dem Brand von 1521 auch das Archiv mit den Plänen vernichtet wurde. Von der neu gebauten Burg aus sollten die Herren von Lüdinghausen, die nur wenige hundert Meter entfernt zwei Burgen besaßen, im Zaume gehalten werden. Diese hatten nämlich ihre Macht ausgebaut und selbstbewusst dem Ort Lüdinghausen widerrechtlich städterechtliche Privilegien verliehen und somit die landesherrlichen Rechte des Bischofs von Münster untergraben. Außerdem war die Errichtung einer Burg ohne Genehmigung des Landesherren verboten. Das urkundlich als ‚castrum in Ludinchusen’ erwähnte gebäude erhielt im Juli 1971 der Dienstmann Ritter Albert III. von Wulfheim, Droste des Münsteraner Fürstbischofs, als vererbliches Lehen. Zur Zeit seiner Belehnung hatte er die Burg schon bewohnt. Die steinerne Ringmauer, von der teile des Westflügels bis heute erhalten sind, entstand zu dieser Zeit. Burg Vischering wurde nun Stützpunkt des Bischofs, der dort drei Burgmänner ständig stationierte. Von hier aus bezwang und vernichtete man erstmals im August 1271 die zweite Burg der Herren von Lüdinghausen, die Burg Wolfsberg, die zuvor widerrechtlich erbaut worden war. Später wurde von hier aus auch zweimal die Burg Lüdinghausen angegriffen, besiegt und vernichtet. Bis heute befindet sich die Burg im Besitz der Familie Droste zu Vischering.
1275 Verschärfung des Konfliktes mit den Herren von Lüdinghausen, die trotzt gegenteiliger Vereinbarungen mit dem Bischof von Münster die Burg und Stadt Lüdinghausen dem Erzbischof von Köln als Lehen übergaben und sogar die ständige Stationierung von dessen Burgmännern duldete.
1289 Erstmals wird auch eine Mühle als Bestandteil der Burganlage erwähnt.
1314 Vorläufiges Ende der Fehde nach einem Streit der Vettern auf Lüdinghausen und Wolfsberg, als Herman sich an den Bischof wendete. Die Wolfsburg wurde daraufhin zum Offenhaus für den Bischof von Münster.
1389 Der Name ‚Vischering’ wird erstmals urkundlich erwähnt.
14. Jhd. Offenhausvertrag mit mehrfacher Verlängerung zwischen dem Drosten und dem Bischof. Zu dieser Zeit wurde spätestens die Vorburg mit dem Bauhaus angelegt und die Wohnburg von den Wirtschaftsgebäuden geteilt. So entstand die Zwei-Insel-Anlage. Die Hauptburg war ein eingeschossiger, geschlossener Mauerring mit Schießscharten und aufgesetztem Wehrgang, aber ohne Fenster. Im Inneren des Mauerrings befanden sich wahrscheinlich zwei Gebäude. Die Räume waren nur schwach erhellt und durch nur wenige Feuerstellen ungenügend beheizt.
1414 Erbteilung der Brüder Heidenreich und Johann Droste. Erbmarschall Gerhard von Morrien auf Nordkirchen erhält einen Teil der Burg als Folge einer Fede. Dabei erstmaliger beleg für die Existenz eines Bauhauses sowie zweier Gebäude auf der Hauptburg.
1455 Die Familie von Wulfheim ändert ihren Namen in Droste zu Vischering.
1473 Ehe der Richmonds von Morrien mit Heidenreich Droste. So kommt die Burg Vischering wieder vollständig in den Familienbesitz. Die Allianzwappen am Westflügel zeugen von diesem Ereignis.
15. Jhd. Endgültiges Ende des Konfliktes mit den Herren zu Lüdinghausen.
1519 Johann Droste zu Vischering lässt gemeinsam mit seiner Gemahlin Elisabeth von Münster das Torhaus erbaut. Es ist heute das älteste noch vollständig erhalten gebliebene Gebäude der Burg.
1521 Ein verheerender Brand zerstört einen erheblichen Teil der Burg sowie das Archiv, wobei der genaue Zerstörungsgrad nicht mehr nachzuvollziehen ist.
1546-49 Verstärkung der äußeren Befestigungsanlagen mit dem Bau des Schlupftores und der Schwungruten-Zugbrücke.
1549 Heidenreich Droste zu Vischering wird mit dem Amt Horstmar und kurze Zeit später auch mit dem in Ahaus belehnt. Als Amtsdroste war er jetzt offizieller Vertreter des Bischofs.
1552-70 Nach dem Brand kommt es zu einem weitgehenden Neubau auf den alten Fundamenten. Dabei kommt es zu einer Umgestaltung und Erweiterung der Anlage von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Große Fenster wurden eingebaut. Trotzdem blieb der grundsätzlich wehrhafte Charakter der Anlage erhalten. Fertigstellung des Süd- und Zwischenflügels mit dem großen Saal, Einbau von Kaminen und Bau des achteckigen Treppenturmes als Wachturm. Aufstockung der gesamten Kernanlage auf zwei Obergeschosse. Im Wesentlichen ist die Burg seit diesen Baumaßnamen in dieser Form erhalten geblieben. Auf diese zeit wird auch das Entstehen der Secco-Malerei im großen Saal datiert, wobei einige Sachverständige meinen, dass sie bereits spätgotischen Ursprungs sind und bereits dem 15. Jahrhundert entstammen. Im Zuge des in der Renaissance geänderten Lebensstils kam es jetzt auch zur Ausstattung der Innenräume mit repräsentativeren Möbeln.
1580 Anbau der Rentei an der Nordseite des Gebäudes. Nach einer Urkunde gibt es folgende Bedienstete auf der Burg: ein Müller, ein Pförtner, ein Fuhrknecht, Mägde, Gärtner, Fischer, Hirten. Wahrscheinlich gab es auch einen Koch.
1584 Ausbau des Bauhauses, welches mindesten zwei Vorgängerbauten hatte und der Wirtschaftsgebäude auf der Vorburg.
1617-22 Bau der Auslucht mit dem Erker im Renaissancestil. Die militärische Bedeutung der Burg Vischering nahm stark ab, vor allem nach Beendigung der Fehde mit den Herren zu Lüdinghausen. So nahmen die repräsentativen Aspekte der Baugestaltung zu. Der Bau der Auslucht war die letzte wesentliche äußerliche bauliche Veränderung an der Hauptburg.
1633 Besetzung der Burg Vischering während des 30jährigen Krieges für einige Jahre durch hessische Truppen, die die Burg als Stützpunkt benutzten. Vermutlich wurde bei der Einnahme kein Widerstand geleistet, denn die Burganlage blieb unbeschadet. Die hessischen Besatzer forderten hohe Abgabeleistungen.
1640 Bau einer Mühle auf altem Fundament sowie von zwei Toren beiderseits des östlichen Wallkopfes.
1649 Belehnung des Heidenreich Droste zu Vischering mit dem Amt in Horstmar und kurz darauf mit dem in Ahaus.
1681 Nachdem die jeweiligen Drosten zu Vischering, bedingt durch ihre Amtsgeschäfte, vorübergehend in Holtwick und in Ahaus residierten, wechselte die Familie ihren Hauptwohnsitz auf das repräsentativere und ortsnähere Schloss Darfeld, bleibt aber im Besitz der Burg Vischering.
1720 Weitere Erweiterung der Wirtschaftsgebäude durch einen Remisenanbau auf der Vorburg durch Christian Heidenreich Erbdroste zu Vischering sowie Errichtung der barocken Torpfeiler. Dieses waren die letzten großen Neubaumaßnahmen auf der gesamten Burganlage.
1732 An der neuen Remise wird eine Sonnenuhr angebracht.
19. Jhd. Erhebung des Drosten in den Grafenstand. Als Symbol dafür wurde die offene Krone an der welschen Haube des achteckigen Wachturms angebracht. Mitte des Jahrhunderts Veränderungen an der Westseite der Hauptburg. Hierbei wurden Fenster versetzt und die Abtritte sowie die Dachgauben entfernt. Das Pförtnerhaus auf dem Vorwerk entsteht.
1893 Die Familie Droste zu Vischering bewohnt für kurze Zeit erneut die Burg Vischering, da es auf Schloss Darfeld größere Umbauarbeiten gab. Vorher gab es auch auf der Burg Vischering bauliche Veränderungen im Innenbereich, wie beispielsweise die Aufteilung des Rittersaales in zwei Wohnräume, die Vertäfelung in der Auslucht und in der Saalkammer sowie der Anschluss an die öffentliche Kanalisation. Später wurde dann die Burg als Gut verpachtet.
1927-29 Nach den trockenen Sommern 1901 und 1911, bei denen die Gräfte sogar zeitweilig austrocknete, drohte die Burg zu zerbersten, weil das Holzpfahlrost zu lange dem Sauerstoff der Luft und damit der Fäulnis ausgesetzt war. So wurde an die Fundamente der Hauptburg ein Betonring angelegt sowie ein Stahlbeton-Ringanker angebracht, so dass die drohende Zerstörung der Wasserburg abgewendet werden konnte.
1944 Im Zweiten weltkrieg wird die Burg stark beschädigt. Die Kornmühle am Wallkopf wird vollständig zerstört. In den Folgejahren wurden die Kriegsschäden zwar vollständig wieder beseitigt, trotzdem verfiel die Burg zusehens.
1969 Der Kreis Lüdinghausen übernimmt die Pacht für die Burg Vischering, nach der Kreisreform 1975 übernimmt sie an dessen Stelle der kreis Coesfeld.
1970-72 Die Burg wird grundüberholt, der Rittersaal wird restauriert und wieder in den ursprünglichen Zusatnd zurückversetzt.
1972 Die Burg Vischering wird der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Ein Münsterländisches Kulturzentrum entsteht. Seitdem beherbergt die Burg Vischering das Münsterlandmuseum.

Im Norden von Lüdinghausen, inmitten von weiten Feldern unweit des Flusses Stever liegt die Burg Kakesbeck. Erbaut aus Baumberger Sandstein sowie Backstein wirken die einzelnen Gebäude auf dem Gelände etwas verstreut. Zwei Brücken führen über die Gräften der komplexen Anlage, einmal aus Hauptburg und zwei Vorbugen bestand. Andere Quellen sprechen sogar von der Existenz von bis zu fünf Vorburgen auf einem Areal von einem qkm. Kakesbeck stand nicht im unmittelbaren Zusammenhang der erbitterten Fehden im Stadtgebiet von Lüdinghausen. Trotzdem wurde die Burganlage aus verteidigungstechnischen Gründen wehrhaft ausgebaut. Darüber hinaus hatte Burg Kakesbeck durch verschiedene andere Kleinkriege im 15. und 16. Jahrhundert schwer zu leiden und verfiel in dieser Zeit recht stark. So stammt der Großteil der heutigen Bausubstanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wobei die Gebäude der Vorburg generell älter sind als das 1601 erbaute Herrenhaus. So stammen das Bauhaus und der Speicher, der auch als Wachhaus diente, aus einem Bauabschnitt von 1542. Die Burganlage wird privat bewohnt. Sie ist zwar weithin sichtbar, aber eine Einsicht von außerhalb der Gräfte ist fast nur aus die Gebäude der Vorburg möglich.

 

Hinter der Szenerie: Dem Ritter Lambert von Oer ließ einer seiner Widersacher im Jahre 1518 ein eisernes Halsband mit innenseitigen Dornen anlegen. Der damals bereits 80-jährige Lambert musste bis nach Münster zu dem Waffenschmied Thiele Schwoll reiten, um sich von seinem Marterinstrument zu befreien. Dieser meißelte es schließlich auf. Das Halsband wird im Münsterlandmuseum in der Burg Vischering ausgestellt.
Einer Legende nach sollen die drei Söhne des Lambert von Oer in den Kellergewölben von Burg Kakesbeck als kopflose Kälber spuken. Lambert von Oer hatte die Aufgabe, drei Jungfrauen in den Keller zu locken, um seine Söhne zu erlösen. Diese gelang ihm jedoch nie und so spuken seine verwunschenen Söhne bis heute weiter!

 

Geschichtlicher Ablauf

10.Jhd. Erstmalige Erwähnung eines Distriktes ‘Kakesbeck’ im Register des Klosters Werden.
11. Jhd. Zu dieser Zeit hat eine Turmhügelburg und ein Witschaftshof bestanden.
13. Jhd. Die Wehrmauer und der Wehrgang entstammen vermutlich dieser Zeit. In der Folgezeit wird die Burganlage ständig ausgebaut und erweitert, zusätzlich gesichert wurde es durch ein komplexes Gräftensystem sowie Wallanlagen.
1322 Verkauf von Otto von Tecklenburg an den Ritter Bernhard von Droste.
1323 Kakesbeck wird als Steverburg urkundlich erwähnt.
Um 1385 Heidenreich von Oer heiratet in die Familie ein und übernimmt die Burg.
1518 Dem Besitzer von Burg Kakesbeck, Lambert von Oer, wird ein eisernes Halsband angelegt.
1542 Bau des Bauhauses sowie des Speichers, der zeitweilig auch als Wachhaus diente, auf der Vorburg.
16. Jhd. Allmählicher Verfall der Burganlage, bedingt durch die Verwicklung in verschiedene Fehden.
1601 Weitgehender Umbau und Erweiterung des Herrenhauses unter Bernhard von Oer.
17. Jhd. Anfang des Jahrhunderts entsteht das Torhaus.
1684 Durch Heirat kommt des zur Übernahme der Burg Kakesbeck durch die märkische Uradelfamilie Reck zu Reck.
1730 Umbau der alten Wassermühle zur Kornmühle.
1738/1780 Kauf von Kakesbeck durch Freiherr Erbdroste zu Vischering.
19. Jhd. Brand im Obergeschoss des Herrenhauses. Die Schäden wurden aber schon bald wieder behoben.
1868 Abtragung der Burgkapelle
1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Landwirt Bolte die Burg als Gutshof.
1979 Aufgabe des Landwirtes und Übernahme des Anwesens durch Dr. Grewing. Heute ist Burg Kakesbeck noch immer Privateigentum und wird von mehreren Parteien bewohnt.
Inmitten eines Parkes, der direkt an das Stadtzentrum von Lüdinghausen angrenzt, liegt die gleichnamige Burg Lüdinghausen. Noch heute wird das alte Gemäuer von der alten Gräfte sowie von einem Seitenarm der Stever umflossen. Die Oberburg besteht aus zwei im flachen Winkel zueinander angeordneten Seitenflügeln. Im Knick befindet sich ein rechteckiger Turm. Der südliche Flügel mit dem Saal wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, der südliche Flügel sowie der Turm entstammen einem Neubau von 1880, der der Erweiterung der Realschule diente. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten das Verkehrsamt und ein Jugendzentrum. Früher war auch die Vorburg umgräftet, vier Brücken mussten bis zur Hauptburg überquert werden. Inzwischen sind diese wassergräben aber alle zugeschüttet.

Fast 400 Jahre lang kämpften die Herren von Lüdinhausen von hier aus als Raubritter gegen das Bistum von Münster, die der letzte Ritter im 15. Jahrhundert verstarb. Danach wurde die Burg als Amtshaus für die Verwaltung des Domkapiels genutzt.

Die alte Borgmühle wurde im 15. Jahrhundert errichtet und fiel nach dem Tode von Ludolf, dem letzten Ritter von Lüdinghausen, an die Abtei Werden. Im Jahre 1771 wurde die Mühle restauriert und erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild.

 

Geschichtlicher Ablauf

Um 800 Der Friese Liudger bekam von Snelhard einen Hof in ‚Ludinchusen’ übereignet. Er gründete an der Stever eine Pfarrei, aus der sich später die Stadt Lüdinghausen entwickeln sollte. Diese Pfarrei unterstellte er seiner Heimatstiftung, der Abtei Werden.
809 Der in der Bevölkerung sehr beliebte und zwischenzeitlich zum ersten Bischof von Münster geweihte Liudger stirbt und wird in einem Zug durch Lüdinghausen getragen.
10. Jhd.

Nachweislich besteht zu dieser Zeit eine befestigte Burganlage auf einer Motte mit sechs Ringgräben. So ist die Burg Lüdinghausen wohl die älteste Burganlage in Lüdinghausen.

974 Verleihung des Martrechtes an Lüdinghausen durch Kaiser Otto II. Münzstätte war die Burg Lüdinghausen.
12. Jhd. Die von Liudger abstammenden Herren von Lüdinghausen werden mit den Landgütern der Abtei werden belehnt. Die Burg Lüdinghausen wird befestigt, um den Besitz zu sichern. Fundamentmauern im Kellergeschoss sind noch heute erhalten.
13. Jhd . Die Burg Lüdinghausen besteht zu dieser Zeit aus einem steinernen Burghaus mit einem massiven Turm im Innenhof.
1271 Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, erbaut nur wenige hundert Meter von der Burg Lüdinghausen entfernt die Burg Vischering, um von dort aus die landesherrlichen Rechte zu erzwingen. Von dort aus wurde die Burg Lüdinghausen wie auch die benachbarte Burg Wolfsberg erstmals zerstört. Aber die Fehde ging weiter, Burg Lüdinghausen wurde wieder aufgebaut und ein weiteres Mal zerstört. Sie wurde zum zweiten Male wiederaufgebaut und mit einem verzweigten Grabensystem mit dem Wasser der unweit vorbeifließenden Stever gespeist.
1308 Die Herren von Lüdinghausen bzw. Lüdinghausen-Wolff verleihen eigenmächtig das Stadtrecht an Lüdinghausen.
1312 Fede zwischen den Vettern der Familie zu Lüdinghausen, die auf den Burgen Lüdinghausen bzw. Wolfsberg wohnten.
15. Jhd. Errichtung der Borgmühle. Sie fällt später an die Abtei Werden.
1443 Das Geschlecht der Herren von Lüdinghausen stirbt mit dem Tode Ludolfs aus und damit endet auch der jahrhunderte währende ständig latente Konflikt mit dem Bischof von Münster.
1509 Die Burg fällt nun dem Bischof von Münster zu und damit fiel die Stadt Lüdinghausen unter die Herrschaft des Domkapitels. Jetzt zog ein Amtmann auf die Burg ein, der mit der Verwaltung der umliegenden Güter betraut war. Aus diesem Grunde wurde die Burg damals ‚Amtshaus’ genannt. Die Burg verfiel in den folgenden Jahren jedoch sehr stark.
1568 Ein verheerender Brand, der in der Stadt seinen Ausbruch fand, verwüstete auch das Burggebäude fast vollständig.
1569 – 73 Die Burg wurde in den folgenden Jahren vom Amtsherren Godfried von Raesfeld stark im Renaissancestil verändert wieder errichtet und durch neue Gebäudeteile ergänzt. Dazu gehörte das Bauhaus und das Torhaus auf der Vorburg. Beide Gebäude existieren heute noch. Einige Stilelemente der Renaissance, wie die reich verzierten Fenstergiebel oder die auffällige Wappentafel am Südflügel im Innenhof sind noch heute gut erhalten.
17. Jhd. Unter den Amtmännern auf der Burg Lüdinghausen befand sich bis 1650 auch Christian Bernhard zu Galen, der spätere Fürstbischof von Münster, der auch unter dem Beinamen ‚Kanonenbischof’ bekannt wurde.
1771 Nach einer umfassenden Renovierung erhält die Borgmühle ihr heutiges Aussehen.
1829 Abbruch des alten Burgfriedes.
1869 Die Wasserburg erhält als Landwirtschaftsschule eine neue Bestimmung und behält diese für eine lange Zeit.
1880 Renovierung des Holzpfahlgerüstes, auf dem die Burg stand. Es wurde mit Steinmaterial ergänzt. Anbau des nördlichen Flügels als Räimlichkeit für die Schule.
1975 – 79 Umfangreiche Renovierung und Abriß eines stilbrechenden Anbaus am Südgiebel und Widerherstellung des alten Bauzustandes.
1981 Das Bauhaus brennt ab und wird zwei Jahre später wieder aufgebaut.
Heute ist in der Burg Lüdinghausen ein Jugendzentrum untergebracht. Außerdem dient der Kapitelsaal als besondere Tagungsstätte dem Stadtrat, für Konzerte, Ausstellungen und Festveranstaltungen. Das Bauhaus ist heute eine Begegnungsstätte, das Torhaus wird privat bewohnt.

Burg WolfsburgDer schlichte Bau, der von der Burg Wolfsberg übrig blieb, erinnert heute kaum mehr an eine alte Wasserburg. Ein simpler langgestreckter Bau mit Mittelrisalit und Krüppelwalmdach steht an einer viel befahrenen Straße im Süden der Stadt. Und doch zählt der noch erhaltene Nordflügel der Burg Wolfsberg neben der Burg Vischering und der Burg Lüdinghausen zu den drei alten Wasserburganlagen der Stadt Lüdinghausen. Das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammende ehemals dreiflüglige Herrenhaus wurde im 18. Jahrhundert klassizistisch überarbeitet. Damit fällt ihre Bauzeit wahrscheinlich zwischen denen von Lüdinghausen und Vischering.




 

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd. Die Herren von Lüdinghausen bekommen von der Abtei Werden die Gemarkung als Lehen und bauten in der Folgezeit die Burgen Lüdinghausen und Wolfsberg.
13. Jhd. Burg Wolfsberg ist der Wohnort der Raubritter und Brüder Hermann und Bernard von Lüdinghausen.
1271

Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, belagerte die beiden Burgen Wolfsberg und Lüdinghausen, um den Landfieden und die landesherrlichen Rechte zu sichern. Er konnte beide Burgen einnehmen und die Burgherren unterwerfen. Burg Wolfsberg wurde dabei wahrscheinlich stark beschädigt, wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut.

1292 Erstmalige urkundliche Erwähnung der Burg, in der die vorher geschehenen Ereignisse beschrieben wurden.
1312 Fede zwischen den beiden Vettern auf Burg Wolfsberg und Lüdinghausen.
14. Jhd. Der runde Hauptteil der Burg besteht zu dieser Zeit immer noch aus Holz.
16. Jhd. Errichtung einer massiven Steinburg im Stil der Renaissance, von dem der Nordflügel sowie der Gewölbekeller noch erhalten sind.
19. Jhd. Abriß des Südflügels und des eingeschossigen nördlichen Anbaus.
20. Jhd. Zu Beginn des Jahrhunderts wurden die von der Stever geflueteten Burggräben zugeschüttet. Der verbliebene Nordflügel ist bewohnt, über die ehemalige Gräfte führt heute die Wolfsberger Straße.

Die heutige katholische Pfarrkirche St. Felizitas wurde zwischen 1515 und 1558 im gotischen Stil erbaut. Im Inneren der lichten Hallenkirche fallen zwei mächtige Turmpfeiler auf. Sie gelten mit einem Umfang von 7,42m als die dicksten Kirchenpfeiler Europas. Das alte Taufbecken stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert. Der gotische Sakralbau ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle. Als der Missionar und spätere erste Bischof von Münster, Liudger, durch Lüdinghausen kam, wurde er von einem gewissen Snelhard mit dessen Hof beschenkt. Auf diesem Platz ließ Liudger die erste Kirche, wahrscheinlich ein kleinerer Holzbau, errichten und vermachte dieses dem Kloster Werden, welches er zuvor selber gegründet hatte. Im Jahre 1037 war eine zweite Kirche fertig gestellt worden, wahrscheinlich ein Steinbau im damals üblichen romanischen Stil, die dann fast 500 Jahre lang stand.

Die weiß verputzte evangelische Pfarrkirche ist ein neugotischer Saalbau und wurde im Jahre 1859 geweiht. Die Bauzeit fällt in den Übergang vom Klassizismus in den Historismus und so finden sich an der Außenfassade des Gotteshauses noch einige gradlinige, klassizistische Elemente wieder, während die Inneneinrichtung, wie Fensterformen, Altar, Kanzel und Taufstein, schon im Stil der Neugotik ausgeschmückt ist.

Das Hakehaus ist das älteste Gebäude in Lüdinghausen. Die 1648 errichtete einstöckige Fachwerkkate war das ehemalige Armenhaus der Stadt, benannt nach seinem Stifter Friedrich Hake. Heute dient das zierliche Häuschen als Altenbegegnungsstätte und als Jugendheim mit Schülercafé.

Als im Jahre 1832 ein verheerender Brand große Teile des Ortes Lüdinghausen vernichtete, begann man bald darauf, auch ein neues Rathaus zu errichten. In den Jahren 1844/45 entstand in der so genannten Borg ein zweistöckiger, klassizistischer Backsteinbau mit Sandsteingliederung und einem hervorstehenden Mittelrisaliten, der sich an ältere Bauwerke des Barock anlehnte. Das Gebäude sollte nicht nur als Rathaus, sondern auch als Gerichtsgebäude fungieren. Bis zum Jahre 1969 diente der historische Bau dann nebenher auch noch als Amtsgericht. Heute ist nur noch ein Teil der Stadtverwaltung dort untergebracht.

Der Ortsteil Seppenrade wird wegen seines einzigartigen Rosengartens auch Rosendorf genannt. Dabei muss man für das Verständnis vorausschicken, dass die gesamte Parkanlage durch den Gemeinschaftssinn der Seppenrader Bürger geprägt wurde. Die gesamte Pflege der Rosenbeete wird bis heute von ehrenamtlichen Kräften übernommen. Begonnen hatte alles im Jahr 1968, als der Heimatverein Seppenrade einige Rosenbeete anlegte. Das Gelände wurde mehrfach erweitert und umfasst nun eine Größe von fast 19.000 m², durch die 2,5 km gepflasterte Wege führen. 24.000 Rosenstauden von 600 verschiedenen Arten verwandeln das Gelände von Juni bis Ende August in ein einzigartiges Blütenmeer. In einem Teich leben neben Seerosen ungefähr 300 Zierfische. An einem jeden 3. Wochenende im August findet das beliebte Rosen- und Lichterfest statt, das der Finanzierung des ansonsten frei zugänglichen Rosengartens dient.



Radrouten die durch Lüdinghausen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Hohe Mark Route




Senden

S
enden ist eine westfälische Gemeinde im Kreis Coesfeld, die aus den Ortsteilen Senden, Bösensell, Ottmarsbocholt und Venne besteht. Senden liegt an der Stever sowie am Dortmund-Ems-Kanal. Beide Wasserläufe bieten sich für Radtouren geradezu an. Das Schloss Senden wurde in seiner Geschichte fortwährend belagert, geplündert, zerstört und wieder aufgebaut. So wirkt die Schlossanlage mit seinen verschiedenen Baustilen überaus uneinheitlich. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel des Münsterlandes. Einen Abstecher lohnt auch das Naturschutzgebiet Venner Moor, das durch Rad- und Wanderwege erschlossen ist und einzigartige Einblicke in dieses renaturalisierte Sumpfgebiet ermöglicht.

Sehenswertes:

Schloss SendenKaum ein Schloss im Münsterland wirkt von den Baustilen her so zusammengewürfelt wie Schloss Senden. Zahllose Belagerungen, Plünderungen und Brandschatzzungen hinterließen ihre Spuren in der Bausubstanz. Obwohl hufeisenförmig auf einer rechteckigen, gradlinigen Insel angelegt, wirkt so gar nichts an dieser Anlage symmetrisch, gar nichts einheitlich. Die Geschichte dieses Hofes ist bereits weit über 1000 Jahre alt. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, von der Brücke aus links gesehen. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel im Münsterland. Dieser wurde später in ganz Westfalen zum oft kopierten Bauelement. Der Mittelflügel besteht aus den ehemaligen Stallungen, der rechte Seitenflügel aus dem Brauhaus und einem Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert, dem so genannten ‘Mannenhaus’ mit einem Uhrentürmchen. Das ganze Ensemble gruppiert sich zusammenhängend um den Schlossplatz auf nur einer Insel – untypisch für das Münsterland. Der weitläufige Park um das Schloss herum ist das Refugium vieler vom Aussterben bedrohter Tierarten, wie beispielsweise Eisvögel, Fischreiher, Wildenten und Wasserhühner. Ein Weg führt direkt an der rechtwinkligen Gräfte vorbei, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann. Der Schlossplatz darf betreten werden. Das vormals als Hotel genutzte Schlossgebäude steht derzeit leer. Über eine zukünftige Nutzung wird intensiv nachgedacht.

 

Geschichtlicher Ablauf

880 Erstmalige Erwähnung des Hofes ‘Sendinaon’, der sich damals im Besitz des Klosters Werden befand.
1165 Erwähnung einer Burganlage
13. Jhd. Aufbau der Burg in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zur wehrhaften Anlage.
1350 Der Besitz ging auf die Herren von Senden über, fortan wurde die Burganlage Burg Senden genannt.
14. Jhd. Zerstörung und Wiederaufbau der Burg. Haus Senden war in der Zeit des Mittelalters wiederholt in Kriege verwickelt und musste sich Belagerungen und Plünderungen stellen.Neuer Besitzer wurde der Droste zu Kakesbeck und Senden.
1460 Das heute noch erhaltene Herrenhaus wird erbaut. Der Dreistaffelgiebel ist der älteste noch erhaltene im gesamten Münsterland.
um 1500 Das Schloss kommt in den Besitz derer von Droste, später Droste zu Senden genannt.
16. Jhd. Erneute Zerstörung des größten Teiles der Burg durch die Spanier. Ende des Jahrhunderts wird sie wieder aufgebaut.
1618–48 Erneute Belagerung während des Dreißigjährigen Krieges.
1719 Vollendung des ‘Mannenhauses’ mit dem Glockendachreiter und vollständige Umgestaltung im barocken Stil. Die Brücken zur Schlossinsel entstehen.
1759 Belagerung und Plünderung durch die Franzosen.
1780 Bau des rechten Hauptgebäudetraktes und der Remise, so wie sie heute noch erhalten sind.
18. Jhd. Neben dem Hauptgebäude wurde auch die Gruftkapelle errichtet. Auch der Schlosspark wurde angelegt.
1865 Errichtung des Treppenhausturmes.
1899 Weitere Anbauten, Vollendung des ‘Rombergtraktes’.
1952–57 Schloss Senden ist Zufluchtsort für Prinzessin Luise von Preußen, bis die Familie Droste zu Senden, die hier im letzten Jahrhundert zeitweilig auch noch wohnte, die Schlossanlage aufgab.
Seit 2007 Förderobjekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Senden-Haus RuhrZwischen Senden und Albachten liegt das Haus Ruhr. Inmitten eines Waldgebietes liegt das Wasserschlösschen fast unscheinbar und versteckt am Wegesrand. Die vielen Bäume erschweren den Blick. Teile der Vorburg und die Kapelle sind zu erkennen, das Herrenhaus ist rückseitig von einem Waldweg aus zu sehen. Das Herrenhaus wurde von Johan Conrad Schlaun barock überarbeitet. Der verzierte Portalrisalit des Bibliothekgebäudes gilt als wahres Schmuckstück der Schlossanlage.



 

Geschichtlicher Ablauf

16./17. Jhd. Bau des Herrenhauses von Haus Ruhr
17. Jhd. Entstehung des Bibliothekgebäudes mit seinem verzierten Portalrisaliten.
1742 Umgestaltung des Herrenhauses durch den Barockmeister Johann Conrad Schlaun.

Haus Alvinghaus wurde von Johann Conrad Schlaun als barockes Maison de Plaisance nach französischem Vorbild geschaffen. Der zweistöckige, rote Backsteinbau wird mit hellem Sandstein gegliedert, insgesamt sieben Fensterachsen spiegeln sich um die Mittelachse. Das Herrenhaus ist heute noch Wohnsitz der Familie von und zur Mühlen. Eine Außenbesichtigung ist nach vorhergehender Anmeldung möglich.

 

Geschichtlicher Ablauf

1381 Erstmalige urkundliche Erwähnung
1450 Haus Alvinghof im befand sich seit ungefähr dieser Zeit im Besitz der Patrizierfamilie Dusaes.
1551 Durch Heirat gelangt das Anwesen in den Besitz der Familie Kasum.
16. Jhd. Herman von Kasum ließ gegen Mitte des Jahrhunderts ein einfaches Herrenhaus errichten.
1625 Verkauf an Hermann von Kerckerinck zu Borg.
1749 Der bischöfliche Vizekanzler Christian Friedrich von und zur Mühlen erwirbt Haus Alvinghaus aus der Insolvenzmasse derer von Kerckerinck. Johann Conrad von Schlaun wird mit dem Bau eines neuen Herrenhauses in Form eines Maison de Plaisance beauftragt.

Östlich von Senden, südlich vom Dortmund-Ems-Kanal gelegen, liegt das bekannte Naturschutzgebiet Venner Moor. Das ehemalige Hochmoor wurde abgetorft, inzwischen aber wieder renaturiert. Einst soll diese unwirkliche Gegend Anette von Droste-Hülshof zu dem Gedicht ‚Der Knabe im Moor’ inspiriert haben. Heute ist die sumpfige Gegend Refugium von Moorfröschen, Baumfalken, Maulwurfsgrillen und Zwergtauchern. Durch das 148 ha große Moor führen Rad- und Wanderwege und ein Lehrpfad vermittelt interessante Informationen über diese einzigartige Landschaft. Die Biologische Station Lüdinghausen und die NABU-Naturschutzstation Münster bieten fachkundige Führungen durch das Venner Moor an.

Die Kornwindmühle ist das Wahrzeichen der Bauernschaft Ottmarsbocholt. Bereits im 16. Jahrhundert hatte hier eine Windmühle existiert, mehrfach fiel sie aber Flammen und Stürmen zum Opfer. Die heutige Windmühle wurde im holländischen Stil 1858 errichtet. Zur Unterstützung an windarmen Tagen erhielt sie 1929 einen ersten Motor. Bis 1965 war die Windmühle noch im Betrieb, heute dient sie nur noch als Wohnhaus.



Radrouten die durch Senden führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne




Nottuln

D
ie Gemeinde Nottuln liegt im Kreis Coesfeld am Südrand der Baumberge. Geprägt wird das Zentrum des Ortes durch ein Ensemble barocker Kuriengebäude. Nach dem ‚Großen Brand’ von 1748, der einen wesentlichen Teil der Siedlung zerstörte, entstanden diese Kurien unter Verwendung des in unmittelbarer Nähe abgebauten Baumberger Sandsteins unter der Leitung des berühmten westfälischen Baumeisters Johann Conrad Schlaun. Auch die in der Mitte des Stiftsplatzes befindliche St.-Martinus-Kirche wurde von Schlaun wieder aufgebaut, wobei der Kirchturm seine charakteristische Welsche Haube erhielt. Im Ortsteil Appelhülsen befinden sich mit Haus Groß Schonebeck, Haus Klein Schonebeck und Haus Giesking gleich drei erhaltene adelige Gutsanlagen. Haus Groß Schonebeck überrascht mit seinen enormen Ausmaßen. Der Durchmesser der ehemaligen Erdhügelburg beträgt rund 425 Meter. Beim Haus Klein Schonebeck, errichtet im 16. Jahrhundert, fallen die außergewöhnlichen Stufengiebeln auf.

Sehenswertes:

Kurz vor Appelhülsen, aber noch etwas abseits von Wiesen und Feldern umgeben, liegt das Haus Groß Schonebeck, der Stammsitz der Herren von Schonebeck. Heute wirkt der Hof eher bäuerlich und unscheinbar, aber bei genauerem Hinsehen lassen sich die umfangreichen Wall-und Grabenanlagen der frühmittelalterlichen, bedeutenden Festungsanlage unweit der Stever erkennen. Der Durchmesser der ehemaligen Erdhügelburg beträgt rund 425 Meter. Das Wohnhaus enthält noch Reste vom ersten Herrenhaus des Domkapitels. Das auf einem quadratischen Grundriss stehende Gerichtshaus auf der Vorburg ist das wohl markanteste Gebäude der Anlage. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und besitzt einen Treppenturm und ein orange-rot leuchtendes pyramidenförmige Dach.

  

Geschichtlicher Ablauf

Vor 1000

Die Burganlage von Groß-Schonebeck entstand bereits vor der Jahrtausendwende. Ein Ringwall wurde um die Anlage als Schutz aufgeschüttet.

13. Jhd.

Ausbau als Wasserburg in typischer münsterländer Bauweise.

1270

Gerhard von der Mark, Bischof von Münster, zwang die Herren von Schonebeck zur Aufgabe der Burg und zerstörte sie. Trotz Verbot wurde sie wieder aufgebaut.

1398

Das Domkapitel zu Münster erwirbt Haus Groß Schonebeck und nutzt es als Verwaltungszentrum.

15. Jhd.

Bauerweiterung unter Anleitung des zu dieser Zeit dort wohnenden kirchlichen Amtmannes. Das bis heute noch erhaltene Wohnhaus enthält Reste vom ersten Herrenhaus des Domkapitels.

1584

Bau des quadratischen Gerichtshaus mit Treppenturm auf der Vorburg.

1813

Verkauf an die Familie von Hamm.

1840

Verkauf an den Herzog von Croy.

Der Adelsitz Haus Klein Schonebeck liegt nur etwas 500 Meter entfernt vom Haus Groß Schonebeck. Vom ehemaligen Wasserschloss steht heute nur noch das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, ein rechteckiges Ziegelgebäude mit Werksteingliederung und auffälligen Stufengiebeln. Der Anbau des achteckigen Treppenturmes erfolgte Ende des darauf folgenden Jahrhunderts.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Der Hof ist im Besitz der Herren von Schonebeck. Sie blieben die Besitzer bis zum Ende des 16. Jahrhunderts.

um 1520

Errichtung des Herrenhaus durch die Herren von Schonebeck. Bis heute blieb es nahezu unverändert erhaltenen.

1587

Anbau des achteckigen Treppenturms.

Ursprünglich war Haus Giesking eine typische münsterländische Wasserburganlage des Zwei-Insel-Typs. Die Gräften sind inzwischen zum großen Teil verfüllt. Vom ehemals zweigeschossigen Herrenhaus aus Backstein überdauerte nur das erste Stockwerk die Zeit. Teile vom alten Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert sind noch erhalten, welches aber im 17. Jahrhundert zum größten Teil abbrannte.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Urkundliche Erwähnung als ‚Domus Gysekinch’.

15. Jhd.

Mitte des Jahrhunderts findet der Hof Erwähnung als Bauernerbe. Zu dieser Zeit ist es im Besitz der Familie Warendorp.

16. Jhd.

Haus Giesking wird Adelssitz. Bau eines Herrenhauses, von dem teile noch erhalten sind.

1575

Nachdem Heinrich von Warendorp kinderlos starb, hinterließ er das Anwesen seinem Neffen Matthias von Kerckerinck zu Stapel.

1637

Der zweigeschossige Fachwerkspeicher wird auf der Vorburg errichtet.

1680

Nach einem Brandt, der Haus Giesking weitgehend zerstörte, wird auf den alten Resten das Herrenhaus als zweigeschossiger Backsteinbau wiederaufgebaut.

18. Jhd.

Die Familie Kerckeling wechselt ihren Hauptwohnsitz von Haus Giesking nach Haus Stapel.

1801

Durch Heirat fällt Haus Giesking an die Familie Droste-Hülshoff.

19. Jhd.

Das Obergeschoss des Herrenhauses wird wieder abgerissen.

1956

Durch Heirat übernimmt die Familie Schürholz den Adelssitz, es folgen einige Umbauten.

1988

Verkauf an Marianne und Rudolph Tecklenborg. Es folgen weitere umfangreiche Renovierungsarbeiten.

Haus Darop ist ein Adelssitz im gleichnamigen Ortsteil westlich von Nottuln. Die Geschichte des Anwesens lässt sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen und war ursprünglich von allen Seiten von einer Gräfte umgeben. Das Herrenhaus wurde im Laufe der Geschichte mehrfach umgebaut, seine Besitzer hatten häufig gewechselt. Auch heute noch befindet sich Haus Darop im privaten Besitz.

  

Geschichtlicher Ablauf

18. Jhd.

Haus Darop befindet sich im Besitz derer von Plettenberg. Davor sind derer von Droste zu Darop, von Raesfeld und von Galen als Eigentümer belegt.

1714

Das Anwesen kommt durch Heirat in den Besitz der Freiherren von Bönninghausen.

1909-12

Bau der Ökonomiegebäude

1929

Der Fabrikant Bernhard Frisch übernimmt das Anwesen als Sommersitz.

1939

Kauf des Gutes durch Theodor und Elisabeth Struwe.

Die ehemalige Stiftkirche und heutige Pfarrkirche St. Martin befindet sich inmitten des historischen Ortskern Nottulns. Sie gilt als eine der schönsten und größten spätgotischen Hallenkirchen Westfalens. Ihre Geschichte geht bis in das 9. Jahrhundert zurück, als in Nottuln ein Damenstift entstand. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1489, wurde aber bei einem verheerenden Brand 1748 schwer beschädigt. Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun leitete den Wiederaufbau, bei dem der Kirchturm auch die von Schlaun entworfene charakteristische Welsche Haube erhielt.

Auf dem Stiftsplatz gruppiert sich eine Anzahl von barocken Kuriengebäuden um die ehemalige Stiftskirche St. Martinus herum. Die Gebäude aus dem 18. Jahrhundert prägen zusammen mit der Pfarrkirche das Bild des heutigen Ortszentrums. Bei dem ‚Großen Brand’ von 1748 waren wesentliche Teile des damaligen Dorfes vernichtet worden. So begann man unter der Aufsicht des berühmten westfälischen Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun mit dem Bau eines Kurienensembles auf dem Stiftsplatz. Als Baumaterial diente der in der unmittelbaren Nähe abgebaute Baumberger Sandstein. Die Kurie von der Reck zu Steinfurt sowie die Kurie von der Reck sind heute Sitz der Gemeindeverwaltung, bei der Kurie der Familie von Droste zu Senden wurden beim Mauerwerk auch Ziegeln verwendet. Die Aschebergsche Kurie gilt als der typischste Schlaun-Bau, da hier rotes Ziegelmauerwerk von hellem Sandstein gliedert wird. Das Portal wird besonders betont und wie auch bei der Kurie der Familie von Ketteler zu Harkotten vom Familienwappen bekrönt. Vor der Aschebergschen Kurie befindet sich ein Denkmal mit der Statue des Johann Conrad Schlaun.

Am Kirchplatz befindet sich auch die älteste Blaudruckerei Nordrhein-Westfalens. Das Handwerk des Blaudruckens ist zwar etwas in Vergessenheit geraten, hier in Nottuln wird sie aber seit dem anfänglichen 19. Jahrhundert noch von Generation zu Generation weitergegeben. Führungen durch die Blaudruckerei werden angeboten.

Der Westerberg ist mit 187m die höchste Erhebung der Baumberge. Hier errichtete der Baumberge-Verein bereits in den Jahren 1897-1901 einen ungefähr 30m hohen Aussichtsturm, der einen weiten Blick in das münsterländische Umland ermöglichte. Mitte des letzten Jahrhunderts nahm dann die Post den Turm in Besitz und erhöhte ihn um einige Meter. Inzwischen kann der Longinusturm wieder als Aussichtsplattform bestiegen werden.

Die Wallfahrtskapelle ‚Zum Heiligen Kreuz’ liegt unweit des Dorfes Darup auf einer malerischen Anhöhe des Daruper Berges. Sie wurde im Jahre 1753 auf achteckigem Grundriss erbaut und birgt im Inneren ein lebensgroßes Kruzifix aus Baumberger Sandstein aus dem Jahre 1718. Bis heute wird die Kapelle mit seinem als wundertätig verehrtem Kreuz von vielen Pilgern aufgesucht.



Radrouten die durch Nottuln führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Sandsteinroute




Billerbeck

B
illerbeck liegt malerisch am nördlichen Rand der Baumberge. Von weitem sind bereits die über 100m hohen Türme der Ludgeruskirche zu sehen. Die Kirche markiert den Sterbeort des hl. Liudgers, der in Billerbeck bereits um 800 eine Pfarrkirche gegründet hatte. Die Ludgeruskirche mit der Sterbekapelle Liudgers ist heute ein viel besuchter Wallfahrtsort. Im Zentrum des ‚Perle der Baumberge’ genannten Ortes haben sich noch einige historische und sehenswerte Gebäude erhalten, wie das Haus Beckebans mit seiner reich verzierten Renaissancefassade, das Archidiakonatsgebäude, der Richthof mit seiner verträumten Gräfte und natürlich die Kolvenburg, in deren Räumlichkeiten verschiedene und viel beachtete Kunstausstellungen präsentiert werden.

Sehenswertes:

Im Süden von Billerbeck inmitten eines Wohngebietes liegt die Kolvenburg. Sie gilt als typisches Wohnpalais des niederen münsterländischen Adels im Mittelalter. Ursprünglich war die Anlage eine Motte, die später zu einer Wasserburg ausgebaut wurde. Häufig wechselten ihre Besitzer und alle haben ihre Bauspuren hinterlassen. Innerhalb von 200 Jahren lassen sich 10 Bauperioden nachweisen. Von den vier Stockwerken befinden sich zwei unter dem hohen Krüppelwalmdach und sind mit rotem Backstein verklinkert, während der untere Teil aus hellem Sandstein besteht. Der Eingangsbereich und der Anbau mit dem Dreistaffelgiebel und dem fast bis zum Boden reichenden Erker stammt aus der Renaissance. Den Haupteingang erreicht man über eine Brücke, die früher einmal über eine Gräfte führte. Heute erinnern nur noch zwei kleinere Seen an die ehemalige Existenz des Wassergrabens. Das Haus Kolvenburg ist heute Kulturzentrum des Kreises Coesfeld und bietet wechselnde Ausstellungen zu Themen aus Kunst- und Kulturgeschichte an.

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer wurde vom hl. Liudger kurz vor 800 gegründet, hier soll er auch seine letzte Messe gehalten haben, bevor er in Billerbeck verstarb. Der heutige Kirchenbau geht auf das Jahr 1234 zurück und gilt als bedeutendes Beispiel einer spätromanischen Hallenkirche. Sie wurde später im gotischen Stil reich verziert. Ihre Innenausstattung stammt aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Besonders beachtenswert ist der reich verzierte, spätgotische Taufstein von 1497 sowie der Magdalenenaltar von 1611 und der Paulusaltar von 1719 mit dem Relief ‚Pauli Sturz vom Pferde’ des bekannten Bildhauers Johann Wilhelm Gröninger.

Von weitem ist die St.-Ludgerus-Kirche im Zentrum von Billerbeck bereits sichtbar. Ihr Turmpaar misst eine Höhe von über 100m. Obwohl das Gotteshaus erst in den Jahren 1892 – 98 im neugotischen Stil erbaut wurde, soll sie doch den Sterbeort des hl. Liudgers markieren. Liudger hatte gegen Ende des 8. Jahrhunderts die Abtei von Werden gegründet und zog dann sehr erfolgreich als Missionar durch das sumpfige Westfalen und wurde später erster Bischof von Münster. Auf seiner Reise hat der offensichtlich sehr charismatische Liudger in der zuvor heidnischen Gegend zahlreiche neue Kirchen gestiftet und bis heute wird sein Ansehen im Münsterland fast kultisch gepflegt. Auch in Billerbeck hatte der hl. Liudger um 800 die Pfarrkirche St. Johannes Baptista gegründet. Am überlieferten Sterbeort Liudgers entstand zunächst im 11. Jahrhundert eine romanische Kapelle, die im 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut wurde. Ende des 19. Jahrhundert wurde die Probsteikirche abgebrochen und durch den heute bestehenden imposanten Neubau aus Baumberger Sandstein ersetzt, wobei man die Grundmauern der ursprünglichen Kirche nutzte. So blieb auch die Sterbekapelle von 1735 erhalten. In einer Giebelnische der Westfassade steht noch eine Sandsteinfigur, die den hl. Liudger darstellt. Die St.-Ludgerus-Kirche wird als Wallfahrtskirche und als Hochort des Bistums Münster von vielen Pilgern aufgesucht.

Am Markt befindet sich das Rathaus. Der 1891 im neugotischen Stil erbaute vierstöckige Bau wurde mit Sandsteinquadern verblendet und trägt das Wappen Billerbecks im Giebel. In den Jahren 1948/49 wurde das Rathaus noch einmal baulich erweitert und erhielt so sein heutiges imposantes Erscheinungsbild.

Am Johanniskirchplatz steht das Archidiakonatsgebäude. Das einstöckige zweiflüglige Wohnhaus mit dem Walmdach war früher von einer Gräfte umgeben. Der ältere Flügel stammt bereit aus dem frühen 16. Jahrhundert, der andere wurde rechtwinklig im Jahre 1679 angebaut. Der Archidiakon betreute bis in das 19. Jahrhundert hinein die kirchliche Verwaltungseinheit Billerbeck, Darfeld und Horstmar für das Bistums Münster und besaß das Vorrecht, eine Kurie zu besitzen.

Östlich von Coesfeld, aber noch zu Billerbeck gehörend, befindet sich das Kloster Gerleve. Eine lang gezogene Wegachse führt auf das Sandsteingebäude mit seinen beiden mächtigen Türmen zu, das sich auf einer kleinen Anhöhe über eine kleine Talsenke erhebt. Das Benediktinerkloster wurde erst 1899 gegründet und 1904 zur Abtei erhoben. Im Dritten Reich vertrieben die Nationalsozialisten die Mönche aus der Abtei und richteten in den Klosterräumlichkeiten ein Wohlfahrtsheim und einen Lehrhof ein. Später in den letzten Kriegstagen wurde Kloster Gerleve zum Lazarett umfunktioniert. Die auf dem Klosterfriedhof beigesetzten 200 Toten erinnern noch an diese Zeit. 1946 kehrten die Benediktinermönche in die immer noch bestehende Abtei zurück. Heute stehen zehn Gästezimmer männlichen Besuchern zur Verfügung. In der bedeutenden Klosterbibliothek werden 200.000 Bücher bewahrt. Die Gottesdienste werden wegen des Gregorianischen Chorals viel besucht.

Die Baumberge befinden sich zwischen Münster und Coesfeld und sind nach dem Teutoburger Wald die höchsten Erhebungen im ansonsten recht flachen Münsterland. Im Norden werden die Baumberge durch Billerbeck und Havixbeck begrenzt, im Süden durch Nottuln. Ihr höchster Berg ist der 187m über NN messende Westerberg. Auf ihm steht der Longinusturm, ein über 30m hoher Aussichtsturm, der einen weiten Blick in das münsterländische Umland ermöglicht. Die Baumberge gehören zu den Karstgebirgen. Die Kalksandsteinschichten sind sehr wasserdurchlässig, was zu waldfreien Flächen in den oberen Regionen führte. Hier entspringen die Flüsse Stever, Berkel, Vechte und die Münstersche Aa. Der hier abgebaute Sandstein war bereits im Mittelalter als Material für Bildhauerarbeiten sehr begehrt. Später wurde es als Baumaterial für Gebäude viel genutzt. Aus Baumberger Sandstein bestehen die Kurien in Nottuln, der Ludgerus-Dom in Billerbeck und die Abtei Gerleve.

Am Ostrand von Billerbeck befindet sich eingebettet in einen Hang der Baumberge die Freilichtbühne. Sie wird bereits seit dem Jahre 1950 bespielt und bietet Platz für 850 Zuschauer. Das Programm auf der Naturbühne reichte in der Vergangenheit von Klassikern bis zu mundartlichen Schwänken. Derzeit werden im Sommer jeweils ein Kinderstück sowie eine Aufführung für Erwachsene dargebracht. Ergänzt wird das Programm durch Gastproduktionen. Seit 2007 besitzt die Freilichtbühne Billerbeck ein Bühnenheim, in dem neben einem Theatercafé auch eine Studiobühne untergebracht ist, auf der nun auch im Winter Theateraufführungen stattfinden können.

Der Richthof, ein eingeschossiger Bau aus dem 19. Jahrhundert, war früher fürstbischöflicher Amtssitz. Seine Geschichte reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Der Richthof ist von einer malerischen Gräfte umgeben, an der bis 1968 auch eine Mühle stand. Heute wurde an dieser Stelle wieder ein Mühlenrad angebracht, das an die alte Mühle erinnern soll.



  

Geschichtlicher Ablauf

1217

Urkundliche Erwähnung als fürstbischöflicher Amtshof in Billerbeck.

Bis 1803

Der Richthof war Sitz des Stadtrichters, bis im Zuge der Sekularisation das Fürstbistum Münster aufgehoben wurde.

1820

Neubau des Gebäudes

Das Haus Beckebans befindet sich mitten in Billerbeck und gilt als eines der ältesten und schönsten Profanbauten des Ortes. Das Gebäude wurde wie das Herrenhaus von Haus Hameren um 1560 in der aus den Niederlanden stammenden Specklagenmauerwerkstechnik errichtet. Die prunkvolle Fassade besitzt einen Dreistaffengiebel mit kugelbestückten Halbkeisaufsätzen, dem typischen münsteraneraner Bauschmuck aus der Zeit der Renaissance.

Südlich von Billerbeck liegt das Haus Hameren. Diese Anlage stand lange Zeit auf zwei Inseln. Diese bestanden aber nicht aus Haupt- und Vorburg, sondern aus zwei gleich großen seperat nebeneinanderliegenden Adelshöfen, nämlich Hameren-Raesfeld im Osten und Hameren-Schildern im Westen. Die Aufteilung erfolgte im 16. Jahrhundert und dauerte bis in das 18. Jahrhundert an. Heute ist der trennende Graben wieder zugeschüttet. Die Gebäude auf der ehemaligen Ostinsel sind älter. Der große, eckige Turmspeicher von 1593 springt sofort ins Auge. Daran angebaut wurde ein barockes Wirtschaftsgebäude mit Fachwerkfassade. Daneben wurde freistehend eine Kapelle im neugotischen Stil errichtet. Der Gebäudekomplex auf der Westhälfte der Wasserburg ist umfangreicher. An dem barocken Herrenhaus schließt sich ein Rundturm an, der, wie auch der Eckturm im westlichen Teil, im so genannten Specklagenmauerwerk erbaut wurde. Dieser Baustil, bei dem abwechselnd Ziegelstein- und Hausteinbänder verlegt wurden, stammt aus den Niederlanden und sorgt für einen rot-beigen Kontrast.

Haus Hameren wird privat bewohnt und darf nicht betreten werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

13. Jhd. Gründung der Hofanlage
1488

Kauf des Anwesens durch Goswin von Raesfeld

1543 Aufteilung der Wasserburg in zwei gleich große Inseln: eine östliche, genannt Hameren-Raesfeld und eine westliche, genannt Hameren-Schildern.
1593 Bau des heute noch erhaltenen eckigen Turmspeichers auf Hameren-Raesfeld.
Um 1600 Erbauung des Rundturmes auf Hameren-Schildern in Specklagenmauerweise.
18. Jhd. Wiedervereinigung der beiden Wasserburghälften.
1869 Bau der neugotischen Burgkapelle auf dem Ostteil der Wasserburg.



Radrouten die durch Billerbeck führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
Sandsteinroute




Havixbeck

H
avixbeck liegt am nördlichen Rand der Baumberge und wird geprägt vom dort abgebauten Baumberger Sandstein. Im gesamten innerörtlichen Bereich trifft man auf historische, aber auch moderne Gebäude, die aus diesem Baumaterial errichtet wurden. Der Havixbecker Sandsteinweg verbindet eine Vielzahl dieser Gebäude. Er beginnt am Baumberger Sandstein-Museum und endet am Kirchplatz mit der St. Dionysius Kirche, der Marienkapelle und dem gotischen Torhaus. Auch Haus Havixbeck und Haus Stapel, zwei prächtige Schlossanlagen der Umgebung, bestehen aus diesem beigenfarbigen Stein. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die direkt an der 100-Schlösser-Route gelegene Burg Hülshoff. Sie liegt etwas westlich vom Ort Havixbeck. Die Wasserburg wurde im 15. Jahrhundert im Renaissancestil erbaut und später im Barockstil umgestaltet. Die berühmte Dichterin Anette von Droste-Hülshoff wurde hier geboren und wuchs hier auch auf. Im Gebäude ist heute ein Museum untergebracht und direkt neben der Anlage befindet sich ein Wildpark.

Sehenswertes:

Das prachtvolle Herrenhaus von Haus Havixbeck wurde einst auf zwei Inseln erbaut, aber die Gräfte, die Ober- und Unterhof trennte, wurde im 19. Jahrhundert zugeschüttet und so wird die gesamte Wasserschlossanlage nur noch von einem Graben umflossen. Das dreiflügelige Herrenhaus wurde im Stil der Renaissance erbaut und besitzt den münsterlandtypischen Dreistaffelgibel mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen. Von der Straße aus kann man nur die Rückfront und den rechten Seitenflügel sowie den lang gestreckten rechten Teil der Vorburg mit dem Torhaus betrachten. Die Außenanlage ohne Schlosshof ist nur mit vorheriger telefonischer Absprache mit genauer Zeitangabe möglich. Führungen organisiert der Verkehrsverein Havixbeck.

  

Geschichtlicher Ablauf

1369

Ritter Dietrich von Schoinebeck wird durch den Probst zu St. Mauritz mit dem ursprünglichen Schulzenhof belehnt, der zuvor noch Brüninghof genannt wurde.

1488

Belehnung an Friedrich von Bevern durch direkte Erbfolge.

1562

Bau des Herrenhauses im Stil der Renaissance aus Baumberger Sandstein.

1601

Mit der Heirat von Ermgard von Bevern mit Rudolf von Twickel übernehmen die Freiherren von Twickel das Wasserschloss und besitzen und bewohnen es bis heute.

1656

Mit dem Zweiten Bauabschnitt wird das Herrenhaus erweitert.

18. Jhd.

Errichtung der barocken Torpfeiler durch Johann Conrad Schlaun.

1850

Der Trenngraben zwischen Unter- und Oberhof wird zugeschüttet.

Die Burg Hülshoff ist eine typische münsterländische Wasserburg des Zwei-Insel Typs. Sie wurde zwischen 1540 und 1545 im Renaissancestil entstand und später im Barockstil umgebaut. Die geschlossene Anlage besitzt einen schmucklos gehaltenen Dreistaffelgiebel und liegt eingebettet in einem großen und gepflegten Park. Seit 1417 befindet sich Burg Hülshoff im Familienbesitz. Die berühmteste Bewohnerin war die Dichterin Anette von Droste-Hülshoff, die hier 1797 geboren wurde und 30 Jahre ihres Lebens verbrachte. Heute wird die Burg noch immer von der Familie bewohnt, aber Teile sind auch der Öffentlichkeit zugänglich. Man wird mit Hilfe einer Audioführung durch das Herrenhaus geleitet.

Das Burgcafé und -restaurant wie auch das Museum und der Park von Burg Hülshoff sind vom Anfang April bis Ende November täglich von 11.00 bis 18.30 Uhr geöffnet.

  

Geschichtlicher Ablauf

11. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Oberhof ‚Zum Hülshoff’.

1349

Burg Hülshoff wird als Eigentum der Herren von Schonebeck erwähnt.

1417

Die Herren von Dreckenbrock übernehmen die Burg von Jutta von Schonebeck. Sie nannten sich fortan ‚von Droste’, ihr damaliges Familienoberhaupt war Johann IV. von Droste.

1540-45

Bau des heute noch existierenden Herrenhauses als geschlossene Renaissanceanlage durch Heinrich I. von Droste-Hülshoff.

1580

Anbau des westlichen ‚Hundeturms’ an die Wirtschaftsgebäude der Vorburg.

1628

Ergänzung der Vorburg durch den östlichen ‚Gärtnersturm’.

1789

Aufwendige Renovierung der Innenräume der Burg.

1797

Am 12. Januar wird Anette von Droste-Hülshoff auf der Burg geboren. Sie wuchs hier auf und lebte insgesamt 30 Jahre auf dem Schloss, bis sie 1826 in das Haus Rüschhaus umzog. Einige ihrer Arbeiten entstanden auf der Burg Hülshoff.

1870-80

Unter Heinrich von Droste wird die Kapelle in neugotischer Form an das Herrenhaus angebaut.

Inmitten von Feldern liegt nördlich von Havixbeck das Haus Stapel. Bei kaum einem anderen münstlerländer Wasserschloss kontrastieren zwei verschiedene Kunstbaustilrichtungen so auffällig wie hier. Während die Vorburg zwar im strengen barocken Stil erbaut wurde, vermittelt sie doch eine spielerische Leichtigkeit. Dagegen ist das klassizistische Herrenhaus schlicht und gradlinig und wirkt regelrecht schmucklos. Die Vorburg besteht aus einem hochragenden Torhaus mit drei geschwungenen Dachhauben, durch dessen Portal der einzige Zugang zum Schloss führt, mehreren Wirtschaftsgebäuden, die sich jeweils seitlich anschließen und flügelartig nach hinten weglaufen sowie zwei auf quadratischen Grundmauern errichteten Türmen, die sich genau auf den Ecken befinden. Die Pläne sollen auf Johann Conrad Schlaun zurückgehen. Eine Besonderheit an Haus Stapel ist, dass sich die Vorburg und das erst etwa hundert Jahre später entstandene Herrenhaus auf nur einer Insel befinden, die von einer Gräfte umflossen wird. Im Haus Stapel befindet sich ein umfangreiches Adelsarchiv mit vielen wertvollen Originalurkunden aus der münsterländischen Adelsgeschichte. Das Wasserschloss ist nur von außerhalb der Gräfte zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1253

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ‚Stave’ (Stau). Die Wasserburg gehörte der Familie Bock und wurde aus massiven Baumberger Sandstein erbaut. Über 80 Bauernhöfe waren der Burg gegenüber abgabepflichtig.

16. Jhd.

Die Wasserburg kommt durch weibliche Erbfolge in den Besitz der Familie Kerckerinck.

1607/08

Die Wirtschaftsgebäude der Vorburg und die Flankierungstürme entstehen.

1719

Die aufwendige, dreiflügelige Vorburg wird in den barocken Plänen von Johann Conrad Schlaun von einem Wiener Baumeister vollendet.

1801

Kauf des Wasserschlosses durch Konstantin zu Droste-Hülshoff.

1819-28

Nach dem Abriss des baufällig gewordenen Hauptschlosses wird der Neubau im klassizistischen Stil ausgeführt, welches Konstantin zu Droste-Hülshoff für seine 22 unverheiratet gebliebene Kinder erbauen ließ. Architekt August Reinking verstarb bald nach dem Beginn der Bauarbeiten, er wurde durch Aloys Kirschner abgelöst.

19. Jhd.

Die Bildtapeten im Inneren des Herrenhauses entstehen.

20. Jhd.

Das heute im Besitz der Gräfin Raitz von Frentz befindliche Haus Stapel wird an 16 verschiedene Parteien vermietet.

Havixbeck liegt am Nordrand der Baumberge. In diesem Karstgebirge wird seit 1000 Jahren der Baumberger Sandstein abgebaut. Dieses hochwertige Steinmaterial diente zum einen als Arbeitsmaterial für Skulpturen, zum anderen als Baumaterial für eine Vielzahl von Gebäuden in der Umgebung, wie die Kurien in Nottuln, der Ludgerus-Dom in Billerbeck, Haus Havixbeck und Haus Stapel. In Havixbeck ist das beige ‚Marmor des Münsterlandes’ als Baumaterial allgegenwärtig. Das Baumberger Sandsteinmuseum zeigt im denkmalgeschützten ehemalige Bauernhof Rabert den Ursprung des Gesteins auf und geht auf die Geschichte des Abbaues in den Steinbrüchen ein. Künstlerische Skulpturen und handwerkliche Steinmetzarbeiten werden in der Dauerausstellung als Ergebnisse der Steinbearbeitung präsentiert. In den Sommermonaten werden Bildhauerkurse für Anfänger angeboten.

Das Rundfunk-Museum ist ein Privatmuseum von Reinhold Holtstiege. Hier kann man die Geschichte der Technik rund um Radio und Fernsehen nachvollziehen. Radio- und Fernsehtechnikermeister Holtstiege führt persönlich durch die Ausstellung seiner Exponate.

Die katholische Pfarrkirche St. Dionysius befindet sich im Ortskern von Havixbeck auf dem Kirchplatz. Sie wurde um das Jahr 900 als Eigenkirche errichtet. Der älteste erhaltene Gebäudeteil ist ein romanischer Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert. Das gotische Langhaus stammt ursprünglich aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde aber bei einem Brand im Jahre 1690 weitgehend zerstört. Bei Umbauarbeiten im 19. Jahrhundert wurde das äußere Erscheinungsbild der Sandsteinkirche noch einmal stark verändert.

Die Marienkapelle aus Baumberger Sandstein wurde als Pestkapelle von der Familie von Twickel gestiftet. Sie befindet sich auf dem Kirchplatz neben der St-Dionysius-Kirche. Der Bau geht auf die Zeit um 1660/70 zurück und beherbergt im Inneren eine steinerne Pieta aus dem Jahre 1654. Das gotische Torhaus stammt vermutlich aus dem frühen 15. Jahrhundert und wurde als Schutz- und Trutzbau aus Baumberger Sandstein errichtet. Er verbindet durch seinen Torbogen die Hauptstraße mit dem Kirchplatz.

Im nordöstlich von Havixbeck liegenden Dorf Hohenholte befand sich bis in die napoleonische Zeit ein Kloster. Es wurde im Jahre 1142 zunächst als Benediktinerkloster gegründet, aber bereits 1188 an einen Augustinerinnenorden übergeben. Im Jahre 1557 schließlich wurde die Anlage in einen freiweltlichen Damenstift umgewandelt. Die letzte Abtei wurde gegen 1700 erbaut, aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen. Die letzte Klosterkirche wurde 1738 als Saalkirche nach Plänen des Barockbaumeisters Peter Pictorius errichtet. Sie dient heute als Pfarrkirche.

In den Baumbergen befindet sich der Stift Tilbeck, der sich der Betreuung Behinderter und psychisch erkrankter Personen verschrieben hat. Überregional bekannt geworden sind die Tilbecker Werkstätten, in denen Frauen und Männer mit leichten bis schweren geistigen Behinderungen in einer dorfähnlichen Atmosphäre zusammen leben. Der Stift ist gerade auch für Radfahrer ein beliebtes Ausflugsziel. Neben einem Café und einem Tiergehege mit Ziegen, Gänsen und Enten befindet sich hier der drei Kilometer lange Tilbecker Barfußgang. Hier kann man barfuss verschiedene Untergründe betreten, erspüren und somit sinnlich erfahren. Die Nutzung des Barfußganges soll das Wohlbefinden fördern und zum Stressabbau beitragen.



Radrouten die durch Havixbeck führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
Sandsteinroute