er Westkurs mit seiner ebenen Streckenführung ist mit 310 Kilometern der längste der vier Rundkurse. Der südliche Teil der Route führt bei Marl bis an das Ruhrgebiet heran und direkt am Haltener Stausee vorbei, im westlichen Routenteil fährt man ein Teilstück direkt auf der deutsch-niederländischen Grenze. Mit Dülmen, Bocholt, Coesfeld, Borken und Ahaus werden mehrere mittelgroße Städte passiert. Höhenpunkte auf dem Rundkurs sind Schloss Lembeck, Schloss Raesfeld, die Wasserburg Anholt, die Burg Gemen sowie Schloss Ahaus. Besonders sehenswert ist das Stiftsdorf Asbeck mit seinem zweigeschossigen Klosterkreuzgang.
Coesfeld
ie Kreisstadt Coesfeld liegt ungefähr 35 km westlich von Münster. In unmittelbarer Nähe zum Naturpark Hohe Mark gelegen, befindet sich ein Teil des Stadtgebietes eingebettet in den malerischen Baumbergen. Die dort entspringende Berkel fließt durch die 800 Jahre alte ehemalige Hansestadt, wird aber zum großen Teil mit Hilfe von Stauanlagen um den Ortskern herumgeleitet. Inmitten des Münsterländer Kreidebecken gelegen, finden sich im Umland gehäuft Fossilien und Ammoniten als Zeugen des einstigen Meereslebens wieder. Das Coesfelder Kreuz aus dem 14. Jahrhundert, welches in der Wallfahrtskirche St. Lamberti aufbewahrt wird, wird alljährlich bei einer Prozession durch die Straßen Coesfelds getragen. In mehreren kleinen Museen werden liebevoll zusammengetragene Sammlungen präsentiert und bewahrt.
Sehenswertes:
In der Bauernschaft Sirksfeld, nördlich von Coesfeld, stand einmal die mächtige Schloßanlage der Loburg. Leider haben Bombentreffer in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges das Herrenhaus bis auf den Keller zerstört. Nur der zweistöckige Torflügel aus Backstein wurde wieder aufgebaut. Der lang gestreckte Bau mit der Tordurchfahrt besitzt zwei Dreistaffelgiebel und vermittelt noch einen Eindruck von der Prächtigkeit des ehemaligen Wasserschlosses aus dem 16. Jahrhundert.
Geschichtlicher Ablauf
1550-60 |
Die Loburg wurde durch die Adelsfamilie von Graes erbaut. |
1912 |
Kauf des Schlosses durch Fürst Alfred zu Salm-Salm für seinen Sohn Franz Prinz zu Salm-Salm. |
1945 |
Bei einem Bombenangriff blieb vom Herrenhaus nur noch der Keller erhalten. |
1946-49 |
Wiederaufbau des Torflügels. |
Haus Loburg befindet sich immer noch im privaten Besitz derer von Salm-Salm. |
Mitten in einem Wohngebiet in Coesfeld steht die Ruine der Ludgerusburg. 300 Jahre nach der eigentlichen Abtragung der Burg stehen immer noch die letzten Backsteinreste der Torhausruine. Auch einige Schießscharten blieben erhalten, ansonsten hat die Natur von der Anlage Besitz ergriffen. Efeu wuchert um das Restmauerwerk. Ein Torbogen erinnert noch an die geplante Funktion, denn die Ludgerusburg wurde nie fertig gestellt. Fürstbischhof Bernhard von Galen, der gefürchtete ‘Kanonenbischof’ erwählte Coesfeld zu seiner Residenz und ließ ein Residenzschloss erbauen. Noch bevor es fertig wurde, verstarb der Bischof und die Bauarbeiten wurden eingestellt. Zwölf Jahre nach seinem Tod wurde der Torso zu größten Teil wieder eingerissen. Die Reste stehen bis heute und sind frei zugänglich. Durch die Ruine hindurch führt die kleine Gasse ‘Zur Schanze’.
Geschichtlicher Ablauf
1651 |
Der ‘Kanonenbischof’ Bernhard von Galen erwählte Coesfeld zu seiner Residenz. |
1667-78 |
Der Fürstbischof ließ eine mächtige Zitadelle mit einem Schloss errichten. Als Baumeister hatte er Gottfried Laurenz Pictorius beauftragt. |
1678 |
Fürstbischof Bernhard von Galen stirbt auf Schloss Ahaus, ohne dass seine neue Residenz fertig gestellt wurde. Sie wurde daraufhin auch nicht weiter gebaut und blieb ein Torso. |
Um 1690 |
Der Torso der Ludgerusburg wird zum überwiegenden Teil wieder niedergerissen. |
Am Marktplatz von Coesfeld steht die Lambertikirche. Ursprünglich im romanischen Stil errichtet, wurde sie später zur gotischen Hallenkirche umgestaltet. Der barocke Turmbau von 1703 wird den Brüdern Gottfried Laurenz Pictorius und Peter Pictorius dem Jüngeren zugeschrieben.
Die Lambertikirche besitzt das größte Gabelkreuz Deutschlands, Coesfelder Kreuz genannt, und ist alljährlich Ziel von Wallfahrern. Die bis vor einiger Zeit am Pfingstdiensttag stattfindende Kreuztracht findet nun am Sonntag nach der Kreuzerhöhung am 14. September statt. Die Prozession ist seit 1312 belegt und hat die Jahrhunderte bis heute überdauert.
Die Jakobi-Kirche war im 12. Jahrhundert ursprünglich Bischofskapelle und wurde bald darauf Pfarrkirche. Im 15. Jahrhundert wurde sie erweitert, jedoch während eines Bombenangriffes während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört. Unter den Trümmern konnte man den sehenswerten romanischen Triumphbogen aus dem 13. Jahrhundert bergen und rekonstruieren. Er befindet sich heute im Turm des in der Nachkriegszeit im neuromanischen Stil wieder aufgebauten Gotteshauses.
Das ursprünglich als Jesuitenkolleg genutzte Gebäude wurde in den Jahren 1664 bis 1666 nach den Plänen von Peter Pictorius errichtet. Nach der Säkularisierung wurde es seit 1803 als Schlossgebäude des späteren Fürsten zu Salm-Horstmar genutzt. Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wurde es mit der Straßendurchfahrt wieder neu aufgebaut und diente dann als Klostergebäude dem Schwesternorden ‚Unserer Lieben Frau’. Im Jahre 1977 erwarb die Stadt Coesfeld die Anlage und nutzt es heute als Verwaltungsgebäude.
Der Pulverturm ist ein Relikt aus der alten Stadtbefestigung. Diese war im 14 Jahrhundert als zweifachem Mauerring mit mehreren Türmen und Wallanlage errichtet worden. Der runde Pulverturm wurde aus Backsteinen errichtet und besitzt einen Mittelkamin.
Das Wallbrückentor ist ein dreistöckiger Ziegelbau und Relikt der alten Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten das Stadtmuseum ‚Das Tor’.
Das kleine Puppen- und Spielzeugmuseum befindet sich mitten im Zentrum von Coesfeld. Es zeigt die Sammlung von Konrad Werner, der in mühevoller Suche Puppen und Spielsachen aus der Zeit zwischen 1810 bis 1950, vom Biedermeier über die Gründerzeit und Jugendstil bis in die frühe Nachkriegszeit, zusammengetragen hat. Ausgestellt in historischen Puppenstuben, werden in chronologischen Abfolge Puppen aus Holz und Porzellan, Pappmaché und Wachs präsentiert.
Das Glasmuseum im Stadtteil Lette geht auf die Stiftung Lilly Erstings zurück. Diese hatte zwanzig Jahre lang Glas gesammelt, zunächst nur funktionale, später auch künstlerische Objekte. Die Sammlung, die ständig erweitert wird, zeigt die Entwicklung der zeitgenössischen europäischen Glaskunst in allen möglichen Erscheinungsformen, ob funktional, dekorativ oder skulptural und möchte so Interesse und Begeisterung für dieses Kunstmaterial erzeugen.
Im alten Empfangsgebäude des Bahnhofs Lette befindet sich heute ein kleines Eisenbahnmuseum. Die Strecke Dortmund-Lünen-Coesfeld-Gronau-Enschede war bereits 1875 eingerichtet worden und besteht bis heute unter den Namen ‚Westmünsterlandbahn’. Das in den Jahren 1904 – 1907 errichtete Bahnhofsgebäude mit seinem Warteraum und der Güterabfertigung wurde 1990 vom Museumsverein übernommen, Die Ausstellung möchte ein Bild davon vermitteln, wie sich ein Bahnhof und die Eisenbahngeschichte im Westmünsterland im Laufe der Zeiten verändert hat.
Radrouten die durch Coesfeld führen:
Dülmen
ie ehemalige Hansestadt Dülmen liegt landschaftlich reizvoll eingebettet unweit des Naturparks Hohe Mark und den Baumbergen. Leider wurde die Stadt während des Zweiten Weltkrieges zu 92% zerstört. Nur wenige Gebäude wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut. Als Relikt der alten Stadtbefestigung wurde das Lüdinghauser Tor aus dem 15. Jahrhundert mit seinen charakteristischen Rundtürmchen zum Wahrzeichen der Stadt. Zwei Persönlichkeiten erreichten besonderen Bekanntheitsgrad. Die stigmatisierte Mystikerin Anna Katherina Emmerick liegt in der Krypta der Hl. Kreuz Kirche begraben. Hier befindet sich auch ein Museum mit Reliquien der 2004 selig gesprochenen Nonne. Der als ‚tolle Bomberg’ bekannt gewordene Kammerherr und Baron Gisbert Freiherr von Romberg lebte auf Schloss Buldern. Seine Streiche machten ihn zu einer westfälischen Berühmtheit und führten zu einem Roman und zwei Verfilmungen, eine mit Hans Albers in der Hauptrolle. Bekannt geworden ist Dülmen auch als ‚Stadt der Wildpferde’. Im Merfelder Bruch lebt in einem Wildpferdgehege eine Herde von ungefähr 350 Wildpferden. Der Wildpferdefang im Mai zieht tausende von Besuchern an.
Sehenswertes:
Westlich von Rorup befindet sich das zweiflüglige Herrenhaus von Haus Schwickering. Die beiden schlichten zweistöckigen Flügelbauten sind im rechten Winkel zueinander angeordnet und besitzen jeweils ein Krüppelwalmdach. Ein Rundtürmchen verbindet beide Flügel in der inneren Ecke. Erbaut wurde Haus Schwickering durch die Herren von Wiedenbrück-Schorlemer. In den Jahren 1816 – 53 machte Josef von Wiedenbrück, der erste Amtmann des Verwaltungsbezirkes Rorup-Lette, das Anwesen zu seinem Amtssitz. Haus Schwickering befindet sich auch heute noch im Privatbesitz.
An der westlichen Ortsgrenze von Rorup befindet sich das Haus Rorup. Dem schmucklosen zweistöckigen Bau wurde ein Krüppelwalmdach aufgesetzt. Die ehemalige Gräfte ist weitgehend verlandet, nur eine Ziegelsteinbrücke auf der Zufahrt erinnert noch an den ehemals wehrhaften Charakter der Anlage. Bei Haus Rorup wechselten häufig die Besitzer, meistens wurde das Gut als Lehen weitergegeben. Ihre Herren ließen dereinst die Marienkirche, die heute St. Agatha-Kirche erbauen und erhielten damit das Patronatsrecht im Ort Rorup. Mit dem Patronatsrecht übt der jeweilige Herr die Schirmherrschaft über die Kirche aus. Dieses Recht ging bei einem Besitzerwechsel auf den nächsten Burgherren über.
Geschichtlicher Ablauf
ca. 14. Jhd. |
Bau einer Wasserburg durch die Herren von Merveld. |
16. Jhd. |
Haus Rorup wechselt in den Besitz der Familie von Kükelsheim. |
1809 |
Nach dem Aussterben der männlichen Linie derer von Kükelsheim fiel das Anwesen an die Familie Amelunxen. |
1838 |
Verkauf des Besitzes an den Herzog von Croy. |
An der Landstraße zwischen Dülmen und Rorup befindet sich, weitgehend hinter Bäumen versteckt, das Haus Empte. Das Anwesen besteht aus einem eingeschossigen Herrenhaus aus Bruchstein mit Walmdach aus dem 18. Jahrhundert, einem bedeutend älteren, wuchtigen Torhaus mit großem Durchfahrtsbogen und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Der Gutshof war einst von einer doppelten Wassergräfte umgeben, die aber heute nicht mehr existiert. Haus Empte befindet sich auch heute noch im Privatbesitz.
Geschichtlicher Ablauf
15. Jhd. |
Stammsitz der Herren von Empte. |
1450 |
Die Herren von Empte sterben aus. |
1478 |
Ritter Dietrich von Horst übernimmt den vorübergehend das Anwesen. |
1767 |
Genehmigung für den Bau des Fürstbischöflichen Schlosses durch den Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich, auf dem Platz der alten Zitadelle. Mit der Ausführung des Baus wurde Johann Conrad Schlaun beauftragt. Es wird das Spät- und ein weiteres Meisterwerk des berühmtesten Baumeisters Westfalens. |
1773 |
Schlaun stibt 76jährig, ohne sein letztes Bauwerk vollenden zu können. Nur der Außenbau war bis dahin fertiggestellt. Die architektonische Leitung des Baus übernahm Wilhelm Ferdinand Lipper, dessen Vorstellung allerdings nicht immer mit denen Schlauns übereinstimmte. Schlaun baute im Stil des Spätbarock, Lipper vertrat bereits die Epoche des Klassizismus und empfand Schlauns Pläne als altmodisch. |
1784 |
Tod des Bauherren Fürstbischof Maximilian Friedrich. |
1787 |
Das Residenzschloss wird fertig gestellt. |
1802 |
Einzug der ersten Bewohner: Marschall Blücher und der Freiherr vom Stein, der Oberpräsident der späteren Provinz Westfalen. |
März 1945 |
Bei einem Bombenangriff getroffen, brannte das Innere des fürstbischöflichen Schlosses völlig aus. Von der Inneneinrichtung konnte nichts gerettet werden. Nach dem Krieg wurde der alte äußere Zustand des Schlosses wieder hergestellt. |
Heute |
dient das Schloss als zentrales Verwaltungsgebäude der Westfälischen Wilhelmsuniversität. |
Inmitten einer wunderschönen Parkanlage südlich von Dülmen-Buldern liegt das Schloss Buldern, der Stammsitz derer von Romberg. Von einer kleinen Anhöhe aus hat man einen wunderbaren Blick über die imposante spätklassizistische Schlossanlage aus dem 19. Jahrhundert, deren helle Fassade an beiden Seiten von runden Eckpavillons abgeschlossen wird. Schloss Buldern ist Geburts-, Wohn- und Sterbeort von Baron Gisbert Freiherr von Romberg, der durch seine Streiche als ‚toller Bomberg’ berühmt wurde. Die privat bewohnte Anlage wird heute auch als Internat genutzt. Hier leben und lernen jeweils bis zu 300 Schüler. Hinter der Szenerie: Der tolle Bomberg Kammerherr und Baron Gisbert Freiherr von Romberg war seinerzeit eine berühmte Persönlichkeit in Westfalen. Seine derben Streiche und Geschichten führten zu einem Roman von Josef Winckler, der zweifach verfilmt wurde, unter anderem mit Hans Albers in der Hauptrolle. Er wurde 1839 auf Schloss Buldern geboren und starb 1897 auch dort. Eine Anekdote erzählt, dass er auf der Bahnstrecke von Münster zum Ruhrgebiet immer wieder in Buldern die Notbremse zog, um dort auszusteigen. Er zahlte jeweils kurzerhand die dafür festgelegte Strafe, um sich dann zu Fuß zu seinem Schloss aufzumachen. Das machte er so lange, bis die Bahn in Buldern schließlich eine kleine Station eröffnete.
Geschichtlicher Ablauf
1215 |
Erstmalige Erwähnung Die Herren von Buldern errichten eine Hofanlage. |
17. Jhd. |
Bau einer Wasserburg, die aber nur etwa 200 Jahre besteht. |
18. Jhd. |
Nach mehrwachem Wechsel der Eigentümer erwirbt die Familie von Romberg die Burganlage. |
1830-38 |
Neubau des heute noch existierenden Herrenhauses im spätklassizistischen Stil durch die Herren von Romberg. |
1839-97 |
Wohnsitz des Kammerherrn und Baron Gisbert Freiherr von Romberg, der als ‚der tolle Bomberg’ durch seine Streiche weltberühmt und auch berüchtigt wurde. |
1950er Jahre |
Im Herrenhaus ist eine Außenstation des Max-Planck-Instituts für Meeresbiologie untergebracht. Hier forschte unter anderem Konrad Lorenz. Das noch immer im Privatbesitz der Familie vom Romberg befindliche Schloss wird heute noch von der Familie bewohnt. Darüber hinaus dient es auch als Landschulheim. |
Nordwestlich der Stadt Dülmen, im Stadtteil Merfeld gelegen, befindet sich das Haus Merfeld. Von der ehemaligen Doppelburg sind nur noch Reste erhalten. Das Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde aus rotem Backstein erbaut, besitzt die für das Münsterland typische helle Sandsteingliederung und einen bemerkenswerten Stufengiebel. Das von außen schlecht einsehbare Anwesen befindet sich im privaten Besitz der Herren von Croy.
Geschichtlicher Ablauf
1315 |
erstmalige urkundliche Erwähnung des Gutes. |
1466 |
Bau der heute noch existierenden Burgkapelle. |
1547 |
Errichtung des Torhauses. |
1755 |
Bau des schlichten Herrenhauses. |
Haus Visbeck liegt südöstlich der Stadt Dülmen unweit der Landstrasse nach Lüdinghausen. Das alte Rittergut war im Besitz der Abtei Werden und wurde jeweils als Lehnsgut weitergegeben. Ursprünglich handelte es sich um eine wehrhafte Burganlage des Zwei-Insel-Typs, aber das Hauptgebäude brannte 1639 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Auch von den in Hufeisenform angelegten Wirtschaftgebäuden der Vorburg blieb nur noch der westliche Teil erhalten. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde aus rotem Backstein errichtet. Ein kleines Türmchen begrenzt das lang gestreckte Gebäude im Süden. Beachtenswert ist die kleine, achteckige Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurde vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun entworfen.
Hinter der Szenerie: Der Ritter von Visbeck
Einst soll zu Beginn des 18. Jahrhundert ein jähzorniger, unbarmherziger und gottloser Ritter auf der Burg Visbeck gelebt haben. Seine Frau dagegen war eine gutherzige und gottesfürchtige Person. An einem sehr kalten Wintertag des Jahres 1736 gewährte nun die Schlossherrin einer armen, schwangeren Frau Unterkunft. Als dies ihr Mann erfuhr, verjagte er zornig das hilflose Wesen von seiner Burg. Sie erfror jämmerlich und wurde von der Rittersfrau am nächsten Morgen unter einer dichten Schneedecke gefunden. Der Ritter seinerseits reagierte erschüttert und schuldbewußt, ließ zum Gedenken an diese Begebenheit einen Bildstock aus Sandstein auf dem Gelände von Haus Visbeck errichten und richtete sein Leben fortan gottesergeben aus.
Geschichtlicher Ablauf
1186 |
Urkundliche Erwähnung einer Villa Visbeck. |
1338 |
Erstmalige Erwähnung der Herren von Visbeck als Bewohner des Rittergutes Visbeck |
1540 |
Die Familie derer von Visbeck stirbt aus. |
1548 |
Vorübergehende Belehnung des Gutes durch Jost von Mecheln zu Sandfort. |
1555 | Die Familie von Ketteler übernimmt das Lehnsgut. |
1631 |
Verkauf an Lambert von Oer zu Kakesbeck. |
1636 |
Erneuter Verkauf an Reiner von Raesfeld zu Empte. |
1639 |
Das Herrenhaus und die Witschaftsgebäude werden bei einem Großbrand zerstört. |
1657 |
Belehnung durch die Familie Droste Vischering, die Haus Visbeck noch bis in das 20. Jhd. besaß. |
1736 |
Errichtung eines Doppelbildstockes aus Sandstein. |
1752 |
Bau einer von Christoph Bernhard von Galen durch Erbschaft gestifteten achteckigen Kapelle. Baumeister war Johann Conrad Schlaun. |
Das Gut beherbergt heute eine Pferdezucht. |
Im 14. Jahrhundert wurde die damalige Siedlungsfläche der Stadt Dülmen mit einer Stadtmauer umgeben. Eine Wallanlage zur Verteidigung gab es wahrscheinlich bereits sehr viel eher. Die Stadtmauer wurde durch Wehrtürme an den empfindlichen Punkten verstärkt, Stadttore markierten die Eingänge. Obwohl man bereits im 17. Jahrhundert mit dem Abbruch der Verteidigungsmauer begann, kann man Anhand der Ringstrassen noch genau deren Verlauf nachvollziehen. Drei Elemente aus der alten Stadtbefestigung haben sich noch erhalten. Das Lüdinghauser Tor ist das einzige noch existierende Stadttor. Mit seinen zwei charakteristischen Rundtürmen wurde es zum Wahrzeichen der Stadt. Unweit des Lüdinghauser Tores befindet sich der Nonnenturm. Erbaut im 16. Jahrhundert auf quadratischem Grundriß, diente er ursprünglich als Pulverturm, bevor er 1730 in Privatbesitz gelangte und noch heute als Wohnung genutzt wird. Im Bereich der nördlichen Stadtmauer erhielt sich der Lorenkenturm, der lange Zeit als Gefängnisturm und später als Transformatorstation diente.
Die Ursprünge der Pfarrkirche St. Viktor gehen bis in das 8. Jahrhundert zurück. Im 11. Jahrhundert wurde ein Steinbau im romanischen Stil errichtet, der zwischen 1351 und 1443 zu einer gotischen Hallenkirche umgestaltet wurde. Der quadratische Turm stammt aus dem Jahre 1601. Nach schwersten Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche aus Kostengründen leicht verändert wieder aufgebaut.
Die katholische Heilig-Kreuz-Kirche wurde als zweite Pfarrkirche neben der St.-Viktor-Kirche errichtet und im Jahre 1938 durch Clemens August von Galen, den Bischof von Münster, geweiht. Der wuchtige, monumentale Sakralbaus wurde während der Kriegszeit sehr stark beschädigt, aber in den 50ger des letzten Jahrhunderts Jahren wieder aufgebaut. In der Krypta der Kirche befinden sich die Grabstätte der Anna Katherina Emmerick und ein Museum, welches Andenken und Schriftstücke von ihr und über sie bewahrt. Anna Katherina Emmerick wurde 1774 im benachbarten Coesfeld geboren. Die tiefgläubige ‚Nonne von Dülmen’ besaß ab 1812 Wundmale an den Händen, so genannte Stigmata, die an die Kreuzigungswundmale Jesu Christi erinnerten. Im Jahre 2004 wurde die Mystikerin selig gesprochen.
Das Anfang des 15. Jahrhunderts erbaute Rathaus steht am Marktplatz genau gegenüber der Pfarrkirche St. Viktor. Es besitzt einen Durchgang, Scharre genannt, und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude, wie fast die gesamte Stadt Dülmen, weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau begann schleppend und so wurde das Rathaus erst in den 50ger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder hergestellt.
Nicht weit entfernt vom Stadtzentrum befindet sich der Wildpark. Das 250 ha große Gelände wurde im 19. Jahrhundert im Auftrag des Herzogs von Croy im Stile einer englischen Parkanlage angelegt und befindet sich auch heute noch im Besitz der herzoglichen Familie. Inmitten des Parkgeländes mit seinem Eichen- und Buchenbestand leben eine Vielzahl von Wildtieren, wie Hirsche und Rehe, Schafe und Heidschnucken.
Eine besondere und bekannte Attraktion Dülmens ist das Wildpferdegehege im Merfelder Bruch. Einige Kilometer westlich von Dülmen an der Straße über Merfeld nach Borken befindet sich das einzige Wildpferdgestüt Europas. Hier lebt auf einem weitläufigen und naturbelassenen Gelände eine Herde von ungefähr 350 Wildpferden. Berühmt geworden ist der jeweils am letzten Samstag im Mai stattfindenden traditionellen Wildpferdefang, der alljährlich tausende von Besuchern anlockt.
Nordwestlich von Dülmen, direkt an der Hundert-Schlösser-Route, liegt das ehemalige Kloster Marienburg. Das Karthäuserkloster ging aus dem Rittersitz der Herren von Weddern hervor, und wurde im Zuge der Säkularisierung wider aufgelöst. Einige Wirtschaftsgebäude der einst mächtigen Anlage blieben noch erhalten, in ihnen ist heute ein Café untergebracht. Die ehemalige Klosterkirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts gebaut. Heute dient sie als Pfarrkirche. Die Ausstattung der St. Jakobus Kirche besitzt ein sehenswertes schmiedeeisernes Chorgitter aus dem Jahre 1757 sowie ein reich verziertes Chorgestühl aus Eichenholz, das aus der Zeit um 1350 stammt.
In den Jahren 1856 bis 1873 entstanden auf dem Gut Hamicolt ein Kloster und eine Kirche im klassizistischen Stil. Über 100 Jahre lang diente das Gebäude einer benediktinischen Schwesterngemeinschaft, bis diese aus Altersgründen im Jahre 2008 den Betrieb des Klosters aufgaben. Seitdem führt die ‚Gemeinschaft des neuen Weges vom hl. Franziskus’ das Kloster weiter. In ihm befinden sich eine Hostienbäckerei sowie ein Gästehaus.
Radrouten die durch Dülmen führen:
Haltern am See
altern am See liegt am Mündungsbereich der Stever in die Lippe am nördlichen Ruhrgebiet und wird geprägt durch den Halterner Stausee. Dieser dient sowohl der Trinkwassergewinnung als auch als Naherholungsgebiet für das gesamte Ruhrgebiet und zieht im Sommer täglich tausende von Ausflüglern aus dem Umland an. In der unmittelbaren Umgebung Halterns befinden sich mit der Haard, der Hohen Mark und den Borkenbergen naturgeschützte weitläufige Wald- und Heidelandschaften, so dass die Region auch oft als ‚grüne Lunge des Ruhrgebietes’ bezeichnet wird. Das hiesige Wasserwerk versorgt 2 Millionen Menschen mit Trinkwasser und gilt damit als das Größte Europas. Die Geschichte Halterns ist über 2000 Jahre alt. Hier befand sich zu Zeiten von Kaiser Augustus einer der wichtigsten militärischen Stützpunkte des Römischen Reiches mit entsprechend vielen hier stationierten Legionären. An der Stelle des einstigen Feldlagers befindet sich heute das LWL-Römermuseum, welches eine Vielzahl von Grabungsfunden präsentiert und das alltägliche Leben der römischen Legionäre erfahrbar macht. Im Mittelalter hatte Haltern durch die geographische Lage an der Lippe, wo sich die Grenze zwischen Westfalen und dem Rheinland befand, eine bedeutende, strategische Rolle inne. Bereits im Jahr 1289 erhielt es die Stadtrechte und somit das Recht, einen befestigten Schutzwall zu errichten. Bis 1929 gehörte die münsterländisch geprägte Stadt dem Kreis Coesfeld an, dann wurde sie dem Kreis Recklinghausen zugeschlagen. Seit dem Jahre 2001 trägt Haltern den Zusatz ‚am See’.
Sehenswertes:
Vom ehemaligen Wasserschloss Sythen, nördlich vom Haltener Stausee im gleichnamigen Stadtteil gelegen, sind nur noch zwei Gebäudeteile erhalten. Das schlichte Torhaus aus dem 17. Jahrhundert besitzt einen Rundbogendurchgang, die Zufahrt davor lässt noch eine ehemalige Brücke über eine inzwischen zugeschüttete Gräfte erahnen. Der untere Teil des Torhauses besteht aus altem Bruchstein, darüber schließt sich roter Backstein an. Mehrere Schießscharten belegen die einstige Wehrhaftigkeit der Burg. Im hinteren Bereich schließt sich ein Fachwerk an. Etwas zurückversetzt steht noch ein weiteres, freistehendes Gebäude. Die Außenwand besteht auch hier im unteren Teil aus Bruchstein, weiter oben aus roten Backsteinen. Die gesamte Fassade trägt Spuren von Veränderungen: Fenster wurden versetzt, Stellen am Mauerwerk wurden ausgebessert. Im Jahre 1971 wurde das Herrenhaus abgerissen, um ein modernes Erholungsheim bauen zu können. Dieses Vorhaben wurde letztlich nicht realisiert, das Haupthaus des Schlosses ging damit unwiderruflich verloren.
Geschichtlicher Ablauf
758 |
Unter König Pippin wir die Burg Sythen erstmalig urkundlich als ‚Sitina’ erwähnt. Als germanische Wallburg war sie am Krieg zwischen Sachsen und Franken beteiligt. |
805 |
Karl der Große übergibt Liudger, dem ersten Bischof von Münster, weitreichenden Besitzungen, darunter auch Burg Sythen. |
1268-1301 |
Ritter Diederich ist als Bewohner der Anlage belegt. |
1301-1450 |
Die Ritter von Hagenbeck bewohnen die Burg. |
1331 |
Erstmalige Erwähnung der wassermühle als Bestandteil der Burganlage. |
1450 |
Übernahme der Burganlage durch Johan von Besten. |
1530 |
Konrad von Ketteler zu Assen übernimmt das Anwesen durch Heirat. |
1704 |
Die Schlossanlage fällt an Anton von Galen zu Bisping durch Heirat. |
1728 |
Der Besitz fällt an Christian Franz von Fürstenberg durch Heirat. |
1821-1965 |
Schloss Sythen wird von der Familie der Grafen von Westerholt und Gysenberg übernommen. |
1946 |
Verpachtung an den Caritasverband Recklinghausen. Dieser richtet auf dem Schloss ein von Oberschwestern betriebenes Kindererholungsheim ein. |
1965 |
Der Caritasverband Recklinghausen erwirbt Schloss Sythen. |
1971 |
Abriss des Herrenhauses. Geplante Bauvorhaben wurden aber nicht realisiert. |
1979 |
Verkauf des Besitzes an den Makler Winfried Humberg. |
1989 |
Kauf der inzwischen stark verfallenen Anlage durch die Stadt Haltern. |
Im Halterner Stadtteil Lippramsdorf liegt unten an der Lippe das Haus Ostendorf. Erhalten haben sich nur noch ein Teil der Wirtschaftsgebäude, das Herrenhaus wurde 1934 bei einem Großbrand vernichtet und nicht wieder aufgebaut. Nähert man sich der Anlage von der höher gelegenen Freiheit aus, fällt einem gleich die wuchtige Vorburg auf. Sie lässt erahnen, welche Ausmaße die gesamte Burganlage einmal gehabt haben muss. Das lang gestreckte, einstöckige Wirtschaftsgebäude wird flankiert von zwei mächtigen Türmen. Der linke Turm besitzt eine Durchfahrt auf den Innenhof, der einst zum Herrenhaus führte. Die Gebäude dort sind neueren Datums, die gesamte Anlage ist im privaten Besitz.
Geschichtlicher Ablauf
1316 |
Ritter Bernhard Bitter und seine Frau Getrude von Ostendorf machen die Burg zum Offenhaus für den Bischof von Münster. So wurde das Rittergut zum Lehnsbesitz des Bischofs von Münster, was es bis in das 19. Jahrhundert hinein blieb. Im Gegenzug erhielt der Ritter Ländereien zum Lehen. |
1325 |
Übernahme der Wasserburg durch die Herren von Raesfeld zu Ostendorf durch Heirat. Die Familie von Raesfeld blieb über 400 Jahre im Besitz des Gutes. |
1803-1815 |
Haus Ostendorf ist Lehn der Fürsten Salm-Salm, Landesherr im Amt Ahaus. |
1825 |
Graf August Ferdinand von Merfeldt zu Lembeck übernimmt Haus Ostendorf. |
1934 |
Das Herrenhaus brennt vollständig ab und wird nicht wieder aufgebaut.
Die Gewerkschaft Auguste Viktoria erwirbt die Reste des Anwesens und die Ländereien für den Ausbau der Aussenschachtanlage. |
Haus Ostendorf ist heute im Privatbesitz. |
Bei heißem Wetter im Sommer hat man das Gefühl, dass das ganze Ruhrgebiet zum Haltener Stausee hinaus fährt. Der See ist ein viel genutztes Naherholungsziel und besitzt einen etwa 1000 m langen Sandstrand. Hier kann man baden und schwimmen, segeln und surfen, Tret- und Ruderboot fahren. Um den See herum sorgen Restaurants und Cafés für das leibliche Wohl, mehrere Campingplätze bieten Übernachtungsmöglichkeiten. Das 182 personen fassende Fährgastschiff ‚Möwe’ bietet während der Sommermonate stündlich Rundfahrten auf dem See an. Anlegestellen sind ‚Seehof’, ‚Stadtmühle’ und ‚Haus Niemen’.
Der offiziell Stevertalsperre Haltern genannte Bereich besteht aus zwei Seen: dem Südsee und dem größerem Nordsee, der sogar eine 30 ha großen Insel besitzt. Obwohl der Stausee zur Trinkwasserversorgug genutzt wird, sind Freizeitaktivitäten erlaubt. Das liegt daran, dass nur versickertes und gefiltertes Wasser entnommen wird. Die Talsperre versorgt weite Teile des Westmünsterlandes sowie des nördlichen Ruhrgebietes mit Trinkwasser. Mit Ausnahme des Fährgastschiffes Möwe, sowie Boote des Betreibers Gelsenwasser und der DLRG sind keine Motorboote erlaubt.
Der Haltener Stausee wurde bereits 1930 erbaut, 1972 aber von der Größe her auf ein Volumen von 20,5 Millionen m3 Wasser verfünffacht. Er wird aus dem Fluß Stever gespeist, seine Staumauer hat eine Länge von 1300 Meter und eine Höhe von 8,9 Metern. Kurz nach dem Abfluss über die Staumauer mündet die Stever in die Lippe.
Ungefähr 2 km oberhalb des Halterner Stausees befindet sich mit dem Hullener See ein weiterer, etwas kleinerer Stausee. Auch er wird zur Trinkwassergewinnung genutzt. Die Talsperre Hullern lädt zum Spatzieren gehen ein, hier geht es bedeutend ruhiger zu als an der Talsperre Haltern.
Zwischen Dülmen und Haltern befindet sich der Seenverbund der Silberseen. Einige der Seen sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen, der Silbersee IV dient Quarzsandgewinnung. Darüber hinaus sind die Silberseen ein viel frequentiertes Naherholungsgebiet. Der Silbersee II besitzt im südlichen Teil einen 800 Meter langen Sandstrand und zählt an heißen Spitzentagen bis u 15.000 Badegäste. Neben dem Surfen ist in bestimmten Bereichen auch FKK erlaubt.
Was viele nicht wissen: vor 2000 Jahren waren in Germanien mehr römische Legionäre stationiert als irgendwo sonst im gesamten römischen Reich. Entlang der Lippe entstanden zahlreiche römische Feldlager für Tausende von Legionären. Das Römerlager Haltern zählte zu den wichtigsten Stützpunkten des Römischen Reiches. 28 Jahre lang hielten sich die Römer in Germanien auf, bis sie durch die so genannte Varusschlacht im Jahre 9. nach Christus jäh vertrieben bzw. ausgelöscht wurden. Um diesen Tatsachen gerecht zu werden, und um die Geschichte der Römer in Westfalen lebendig werden zu lassen, entstand auf dem Gelände des ehemaligen Feldlagers Haltern das Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). In dem 1993 fertig gestellten Museum werden auf 1000 m2 Ausstellungsfläche Funde aus allen Römerlagern an der Lippe gezeigt. Man erhält einen Überblick über das tägliche Leben der Legionäre und erfährt etwas über die Lippe als unentbehrlichen Transport- und Versorgungsweg. Die Ausgrabungen finden seit dem Jahre 1899 statt und ein erstes Römisch-Germanisches Museum war bereits 1907 eröffnet worden. Dem heutigen flachen Museumsbau sind gläserne Lichtkuppeln aufgesetzt, die an ein römisches Zeltlager erinnern sollen.
An der nördlichen Seite des viel belebten, zentralen Marktplatzes befindet sich das Alte Rathaus. Es wurde in den Jahren 1575 -1577 errichtet, nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg jedoch nur vereinfacht wieder aufgebaut. Die Giebel besitzen den typisch münsterländischen Dreistaffelgiebel, an einem zusätzlichen Giebel zur Marktseite befinden sich ein Glockenspiel mit 15 Glocken, eine Uhr und darunter das Stadtwappen. Das Erdgeschoß des zweistöckigen Gebäudes besitzt an der Hauptfront einen Arkadengang mit Spitzbögen.
Das Alte Rathaus wird auch heute noch für standesamtliche Trauungen genutzt, darüber hinaus dienen die historischen Räumlichkeiten kulturellen Veranstaltungen sowie ordentlichen Empfängen.
Am zentralen Marktplatz Halterns befindet sich die katholische Stadtkirche St. Sixtus. Die nach einem Papst und Märtyrer aus dem 3. Jahrhundert benannte dreischiffige Hallenkirche wurde 1879 im neugotischen Stil errichtet, besaß aber an gleicher Stelle mehrere Vorgängerbauten. Bereits im 9. Jahrhundert stand hier wohl eine Holzkirche, später ein romanischer Steinbau. Das im Inneren des Gotteshauses bewahrte Gabelkruzifix stammt wohl bereits aus der Zeit um 1340. Darüber hinaus sind das Antwerpener Retabel, ein Flügelaltar vom Anfang des 16. Jahrhunderts sowie das im Jahre 1710 errichtete Epitaph von Galen beachtenswert.
Der Siebenteufelsturm ist das einzige Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die bereits im 18. Jahrhundert wieder abgetragen wurde. Der 1502 fertig gestellte Rundturm besitzt einen Spitzbogenfries und wurde aus Ziegelsteinen errichtet.
Im Halterner Ortsteil Lippramsdorf befindet sich das Heimathaus Lippramsdorf. Das niederdeutsche Bauernhaus stammt vermutlich bereits aus dem 16. Jahrhundert. Noch bis 1974 wurde es bewirtschaftet. Inzwischen wurde es vom Heimatverein Lippramsdorf liebevoll renoviert und dient seit 1995 als kulturelle Begegnungsstätte für Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und Heimatabende. Im Dachgeschoß wurde ein kleines Handwerksmuseum eingerichtet.
Flaesheim, ein Ortsteil der Stadt Haltern am See, liegt direkt am Wesel-Datteln Kanal und an der Lippe. Die ehemalige Stiftskirche wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut und später gotisch ergänzt. Zunächst diente sie als Kirche eines Prämonstratenser-Nonnen-Klosters, der im Zuge der Reformation im Jahre 1550 zu einem freiweltlichen Damenstift umgewandelt wurde, das noch bis 1803 bestand.
Zur heutigen Ausstattung gehört ein prächtiger Hochaltar aus Sandstein, Marmor und Alabaster aus dem Jahre 1658.
Radrouten die durch Haltern am See führen:
100 Schlösser Route – Westkurs
Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
Hohe Mark Route
Dorsten
ie ehemalige Hansestadt Dorsten liegt südlich der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet am Rande zum Münsterland. Das im Renaissancestil erbaute Rathaus dominiert den zentralen Marktplatz und erinnert noch an die alte Hansezeit. Bereits im Jahre 1251 hatte Dorsten das Stadtrecht erhalten. Bereits vor über 2000 Jahren hatte es hier mit dem Römerlager Holsterhausen einen bedeutenden Stützpunkt der Römer im damaligen Germanien gegeben. Das Bergwerk Fürst Leopold, welches Arbeitgeber für tausende von Dorstener war, stellte im Jahre 2001 die Förderung ein. Die Siedlung Fürst Leopold im Ortsteil Hervest gilt als eine der schönsten Gartenstadt-Kolonien des Ruhrgebietes. Mit der Angliederung der ‚fürstbischöflich-münsterischen Herrlichkeit Lembeck’ im 20. Jahrhundert gehört zu Dorsten im Norden auch ein Stück dörflich geprägtes Münsterland.
Sehenswertes:
Das Schloss Lembeck gehört zu den schönsten und bedeutendsten Schlössern im Münsterland. Ende des 17. Jahrhunderts in seiner heutigen Form erbaut, liegt es im nördlichen Teil des Landkreises Recklinghausen zwischen den Ortschaften Wulfen und Lembeck. Die imposante Schlossanlage wurde auf zwei Inseln errichtet. Eine lang gezogene Wegachse führt geradewegs auf das Schloss zu, durch das Torhaus der Vorburg hindurch, durch eine gewölbte Durchfahrt der Oberburg hindurch, durch die Parkanlage bis zum Parkausgangstor. Dabei überquert sie mehrere Brücken. Die gesamte Anlage ist symmetrisch entlang dieser Achse angelegt worden. Die Flügel von Vor- und Oberburg wurden hier nicht nach vorne gebaut, wie sonst häufig bei barocken Dreiflügelanlagen, sondern sie führen einrahmend nach hinten, so dass sich eine fast zu allen Seiten geschlossene Schlossanlage ergibt. Die Hauptburg war als symmetrische Dreiflügelanlage geplant, aber aus nicht bekannten Gründen wurde Schloss Lembeck nicht vollendet und verblieb so als Zweiflügelanlage. Beachtenswert sind die Ecktürme mit ihrer welschen Haube sowie das von Johann Conrad Schlaun geschaffene hintere Barocktor mit den Wappen haltenden Putten. Schlaun schmückte auch den Großen Saal, den mit 120m² größten Raum von Schloss Lembeck, im spätbarocken Stil aus. Im Stockwerk darüber befindet sich eine Galerie mit einer ständigen Ausstellung des Malers Hanns Hubertus Graf von Merveld, ein Mitglied der das Schloss besitzenden Familie. Darüber hinaus werden Sonderausstellungen zu Themen zeitgenössischer Kunst präsentiert. Im Dachgeschoß befindet sich zusätzlich noch ein Heimatmuseum.
Geschichtlicher Ablauf
1017 |
Verfügung des Laibrechtes über den Ort Lembeck durch den Ottonischen Kaiser Heinrich II. zugunsten des Paderborner Domes. |
1177 |
Erstmalige urkundliche Erwähnung der Herren von Lembeck |
Um 1230 |
Bezeichnung des Besitzers des Haupthofes von Lembeck als Ritter und als Ministerialer des Landes. Verwandt waren diese mit den Herren von Gemen und Raesfeld. Bei kriegerischen Streitigkeiten verbündeten sie sich miteinander. |
14. Jhd. |
Erichtung eines Zwei-Kammer-Hauses auf einer Motte |
15. Jhd. |
Ausbau zum Drei-Kammer-Haus mit Turm. Die Turmhügelburg wurde bereits als ‚Herrlichkeit’ bezeichnet. |
1528 |
Mit Johann von Lembeck starb das Familiengeschlecht aus. Übernahme der Herrlichkeit Lembeck durch Bernhard von Westerholt, einem Vertrauten des Fürstbischofs von Münster. Seine Kinder jedoch traten später zum Kalvinismus über und wenden sich damit vom Fürstbischof ab. |
1621 |
Nach der Gegenreform findet der erste katholische Gottesdienst auf Lembeck statt. |
1670-92 |
Ausbau der Hauptburg zur barocken Zwei-Flügel-Anlage unter Dietrich Dietrich Conrad Adolf von Westerholt-Hackfurt. Die südlichen Bauten entstanden sowie zwei Pavillontürme. Die Fassade wurde angeglichen. |
1702 |
Mit dem Tode von Dietrich Conrad Adolf von Westerolt-Hackfurt starb auch die männliche Linie des Familiengeschlechtes aus. |
1708 |
Ferdinand Dietrich Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel übernimmt das Schloss Lembeck. |
1726 |
Stiftung der Michaeliskirche in Lembeck durch die Witwe des letzten Westerholt-Hackfurt. Erbaut wurde sie durch den berühmten westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun, der auch verantwortlich war für die Innenausstattung des großen Saales sowie die Wappen haltenden Putten im Schlossgarten. |
1804 |
Anlegung der Gartenanlage durch den Münsteraner Architekten Reinking. |
1852 |
Umbau des nordwestlichen Turmes der Hauptburg zur Kapelle im neugotischen Stil durch den Essener Baumeister Freyse. |
1887 |
Der nördliche Flügel der Vorburg brennt vollständig nieder und wird nicht wieder aufgebaut. |
An der östlichen Stirnseite des zentralen Marktplatzes in Dorsten befindet sich das Alte Rathaus. Obwohl es den weitläufigen Platz dominiert, wirkt es neben den Geschäftshäusern eher als zierlich. Das Erdgeschoß des zweistöckigen, gradlinigen Gebäudes besitzt an der Hauptfront einen Arkadengang mit fünf Rundbögen, darüber sind fünf Fenster diesen Bögen zugeordnet. Der Renaissancebau wurde ursprünglich im 15. Jahrhundert als Stadtwaage errichtet. Auswärtige Händler mussten hier das Gewicht ihrer Waren nach der Stadtnorm bestimmen lassen. Im Jahre 1797 wurde das Gebäude aufgestockt und war seit dem Sitz des Stadtrates.
Östlich der Altstadt Dorstens liegt das Jüdische Museum. Das 1992 eröffnete Museum wurde als Begegnungs- und Dokumentationsstätte konzipiert und präsentiert in einer Dauerausstellung Briefe und Urkunden, aber auch Alltags- und Kulturgegenstände, die das jüdische Leben in Westfalen vom Mittelalter bis zur Gegenwart dokumentieren.
Östlich der Altstadt Dorstens liegt das Jüdische Museum. Das 1992 eröffnete Museum wurde als Begegnungs- und Dokumentationsstätte konzipiert und präsentiert in einer Dauerausstellung Briefe und Urkunden, aber auch Alltags- und Kulturgegenstände, die das jüdische Leben in Westfalen vom Mittelalter bis zur Gegenwart dokumentieren.
Nach der Gründung der Zeche Leopold im Jahre 1910 gab es das Problem, dass es im zu diesem Zeitraum eher ländlich geprägten Dorsten viel zu wenige Arbeitskräfte gab. Um Bergarbeiter anzuwerben, sollte eine besonders schöne und lebenswerte Siedlung geschaffen werden. Es entstand zwischen 1912 und 1920 im Stadtteil Hervest eine Gartenstadt-Kolonie, die an den Baustil des anfänglichen 19. Jahrhunderts erinnerte. Die heute noch in iherer Ursprünglichkeit weitgehend erhaltene Kolonie besitzt einen zentralen Marktplatz mit Arkaden und Laubengängen, der heutige Brunnenplatz. Den Eingang zum Platz bildet ein überhöhtes und markantes Torhaus. Auf der Mitte des Platzes befindet sich ein Brunnen, geschaffen vom Künstler Reinhold Schröder. Die Kolonie besteht aus insgesamt 720 Wohnungen.
Die Tüshaus-Mühle liegt im Dorstener Ortsteil Deuten und gilt als die einzige noch voll funktionstüchtige Wassermühle Nordrhein-Westfalens. In dem technischen Kulturdenkmal, das 1615 erbaut wurde und das noch bis in das 20. Jahrhundert als Ölmühle genutzt wurde, befindet sich heute ein kleines Museum.
Die ‚Baldur‘ gehört zu den drei Lippefähren, mit denen Fußgänger und Radfahrer kostenfrei den Fluss überqueren können. Allerdings ist die eigene Muskelkraft erforderlich, um die Fähre in Dorsten-Holsterhausen in Bewegung zu setzen. Mit einem Handrad wird das an einer Kette befestigte Boot in Bewegung gesetzt. Die Betriebszeit der Fähre ‚Baldur‘, die seit 2005 durch den Lippeverband betrieben wird, ist zwischen April und Mitte Oktober.
Radrouten die durch Dorsten führen:
100 Schlösser Route – Westkurs
Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
Raesfeld
nmitten der münsterländischen Parklandschaft, inmitten vom Naturpark Hohe Mark nahe des Dämmerwaldes, liegt der Ort Raesfeld. Der sehr dörflich geprägte Ort bietet mit dem Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert mit seinem großen Schlosspark eine besondere Sehenswürdigkeit. Das Bauwerk lädt bei schönem Wetter zahllose Besucher zum Spatzieren gehen ein. Im Park gibt es ein Besucherzentrum mit einer natur- und kulturhistorischen Ausstellung und einen Tiergarten, der bereits im 17. Jahrhundert eingerichtet wurde. Darüber hinaus gibt es mit der über 1500 Jahre alten Femeiche ein interessantes Naturdenkmal und in Raesfeld befindet sich die Quelle der Issel, die in den Niederlanden ‚Ijssel’ genannt wird und dort in das nach dem Fluss benannten Ijsselmeer mündet.
Sehenswertes:
Die Geschichte dieses imposanten und schönen Schlosses ist eng mit dem Namen Alexander II von Velen, dem westfälische Wallenstein, verbunden. Dieser war im 30jährigen Krieg als Heerführer der kaiserlichen Liga sehr erfolgreich gewesen und baute zwischen 1648 und 1658 das alte Herrenhaus zu einer großzügigen und prächtigen Residenz aus. Es entsteht eine vierflügligen Schlossanlage, von dem allerdings nur noch West- und Nordflügel erhalten sind. Der 52 Meter hohe Turm mit der steil aufragenden Haube ist der höchste Schlossturm Westfalens. In ihm hatte Alexander II ein Sternenobservatorium eingerichtet. Die Schlossanlage gliedert sich auch heute noch in Oberburg, Vorburg und Freiheit und ist von einer wunderschönen Gräfte umgeben. Die Oberburg dient heute der Akademie des Handwerks, außerdem befindet sich in den Räumlichkeiten ein gutes Restaurant. Der Rittersaal wird auch heute noch als Festsaal für größere Gesellschaften genutzt. Auf der so genannten Freiheit befindet sich die Schlosskapelle von 1658. In der Renaissancekirche befindet sich ein sehenswerter Barockaltar sowie die Grabstätte von Alexander II. Der bereits im 17. Jahrhundert errichtete Tiergarten am Schloss gilt als einer der best erhaltenen Renaissancetiergärten Deutschlands. In dem weitläufigen Waldgebiet mit seinem Damm- und Rotwildbestand gibt es einen Forstlehrpfad und die Reste einer alten Wassermühle zu sehen. Seit 2005 gibt es ein modernes Besucher- und Informationszentrum, welches eine natur- und kulturgeschichtliche Ausstellung präsentiert. Im Heimatmuseum wird die Dauerausstellung ‚Rasfeld 1939 – 1945’ gezeigt, die anhand von Fotos und Dokumenten das Leben der Raesfelder Bevölkerung während des Krieges nachzeichnet.
Geschichtlicher Ablauf
889 |
Erste urkundliche Erwähnung als ‚Hrotusfeld’. |
1166-1173 |
Bau einer Turmburg und einer Steinkirche durch Rabodo von dem Berge. |
1259 |
Verkauf von Burg, Boden und Gerichtsbarkeit an den Ritter Simon von Gemen, der sich fortan ‚von Rasvelde’ nannte. |
14. Jhd. |
Die Ritter von Rasvelde erstreiten sich weitere Reichtümer und Herrschaften, stiften aber auch einen Altar für die Ordenskirche sowie ein Armenhaus. |
Um 1380 |
Bau einer neuen Burg mit zwei Ecktürmen durch Bytter von Raesfeld. |
1450 |
Münsterische Stiftsfede, in deren Verlauf die Raesfelder Kirche durch einen Brand vernichtet wird. |
1584 |
Nach heftigen Erbstreitigkeiten fällt das Anwesen an Hermann von Velen, den Münsterschen Hofmarschall. |
1622 |
Belagerung der Burg durch die Landsknechte. |
1643 |
Belagerung von Burg Raesfeld durch die Hessen. |
1643-58 |
Reichsgraf Alexander II von Velen lässt den Herrensitz zur großzügigen und repräsentativen Residenz ausbauen. Es entsteht eine prächtige, vierflügligen Schlossanlage, von der heute jedoch nur noch zwei erhalten sind. |
1658 |
Bau der Schlosskapelle mit dem markanten Doppelturm. |
1733 |
Mit dem Tod des Reichsgrafen Christoph-Otto stirbt das Geschlecht aus. |
1822 |
Kauf des Anwesens durch den Freiherrn von Landsberg-Velen, der dort einen landwirtschaftlichen Betrieb einrichtet. |
1930 |
Schloss Raesfeld dient als Bundesburg der katholischen Schülerbewegung ‚Neudeutschland’. |
1942 |
Das Schloss wird vom Handwerkerverein Schloss Raesfeld erworben, später nutzt die Landesakademie des nordrhein-westfälischen Handwerks die Räumlichkeiten. |
1982 |
In der Vorburg wird das Fortbildungszentrum für handwerkliche Denkmalpflege ansässig. |
Unweit der Pfarrkirche Erle steht eine Eiche, deren Lebensalter auf etwa1500 Jahre geschätzt wird. Das Naturdenkmal hatte ursprünglich den Namen ‚Raveneiche’, der sich auf das Symboltier des germanischen Kriegsgottes Odin, einen Raben bezog. Im Mittelalter tagte unter der Eiche das Femegericht und gab dem Baum so den neuen Namen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Eiche mehrfach vom Blitz getroffen, so dass der standfeste Baum mittlerweile recht mitgenommen aussieht. Eine Anekdote berichtet, dass im Jahre 1819 der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV von Preußen, mit zwei Generälen im Baum frühstückte.
Südlich des Ortsteiles Erle befindet sich eine gut erhaltene Turmwindmühle aus dem Jahr 1848. Sie wurde erbaut, als preußische Reformen das so genannte Wind- und Staurecht, welches zuvor alleine Adligen und Klöstern zustand, auflösten. Nach 1894 wurde die Windmühle durch eine Dampfmaschine unterstützt.
Nördlich von Raesfeld befindet sich die Quelle des Flusses Issel. Wie ein plötzlich endender, verlandeter, stiller Graben sieht der Fluss aus, der an dieser Stelle seinen Anfang nimmt und nach 82 Kilometern in den Niederlanden als ‚Oude Ijssel’ in das Ijsselmeer mündet. Die Issel fließt zunächst durch den Naturpark Hohe Mark Richtung Wesel, dann über Hamminkeln, Isselburg, Anholt, überquert bei Gendringen die niederländische Grenze, durchfließt Oude Ijsselstreek und Doentrichem und mündet bei Doesburg in der Provinz Gelderland in die (Gelderse) Ijssel.
Radrouten die durch Raesfeld führen:
Rhede
m Rande des Naturparks Hohe Mark liegt das Städtchen Rhede. Erstmals bereits im Jahre 1050 urkundlich erwähnt, wurde der Erholungsort erst im Jahre 1975 zur Stadt. Die Innenstadt wird geprägt durch den mächtigen Turm der Pfarrkirche St. Gudula, das nahe gelegene Wasserschloss Rhede ist Wohnsitz der Fürstenfamilie zu Salm-Salm. Die Kleinstadt im westlichen Münsterland profitierte im 19. Jahrhundert vom Aufstieg der Textilindustrie in der Region, der einen bescheidenen Wohlstand ermöglichte.
Sehenswertes:
Unweit der Innenstadt befindet sich das Schloss Rhede. Das Wasserschloss wurde 1564 im Stil der Renaissance als zweigeschossiger Zweiflügelbau fertig gestellt und hat sich im Prinzip bis heute erhalten. Nur der Südflügel wurde im 19. Jahrhundert auf den alten Grundmauern neu errichtet. Zwischen den Flügeln befindet sich an der Innenseite ein achteckiger Treppenturm mit einer geschwungenen Haube, beachtenswert ist auch der geschweifte Staffelgiebel am Nordostflügel. Das Anwesen dient heute der Familie zu Salm-Salm als Wohnsitz.
Hinter der Szenerie: Das Lutherlied Der Reformator Martin Luther, Begründer des protestantischen Christentums, war auch Schöpfer zahlreicher geistlicher Lieder. So ließ er sich im Jahre 1529 durch den Wehrturm der Burg Rhede zu dem Lied ‚Ein feste Burg ist unser Gott’ inspirieren. Als Martin Luther am 28. Februar 1546 verstarb, ließ der Burgherr Lubbert von Rhemen dass wehrhafte Gemäuer noch im selben Jahr niederreißen und errichtete an seiner Statt einen neuen Renaissancebau, der zum größten Teil heute noch besteht.
Geschichtlicher Ablauf
13. Jhd. |
Bau einer ersten Burganlage. |
1324 |
Zerstörung der Burg bei einer Fede zwischen dem Bischof von Münster und den Grafen von Geldern. |
1426 |
Wiederaufbau einer Burg in Form eines Wehrturmes. |
1546 |
Abriss des Wehrturms. |
1564 |
Bau der Zweiflügelanlage durch Lubbert von Rhemen. Der Nordostflügel mit dem geschweiften Giebelstaffeln blieb bis heute erhalten. |
1695 |
Die männliche Linie derer von Rhemen stirbt aus. Das Anwesen wechselte in der Folgezeit mehrfach den Besitzer. |
1740 |
Bau der Freitreppe und des Eingangportals. |
1843 |
Verkauf des Schlosses durch Graf Alexander von Wartensleben an einen Richter aus Emmerich. |
1845/46 |
Neubau des schmaleren Südwestflügels auf den alten Grundmauern. |
Seit 1860 |
Schloss Rhede kommt in den Besitz der Fürstenfamilie zu Salm-Salm und dient der Familie auch heute noch als privater Wohnsitz. |
Nordwestlich von Rhede, abseits zwischen Wiesen und Wäldern, liegt das Herrenhaus Kretier. Die Geschichte des adeligen Gutes geht bis in das 14. Jahrhundert zurück, im letzten Jahrhundert wurde es nach Plänen von 1734 restauriert. Heute dient der eher schlichte einstöckige Backsteinbau als Privathaus.
Hinter der Szenerie: Der Blutregen, eine bekannte Sage um den Rittersitz Kretier entstammt den Wintermonaten des Jahres 1671. An einem kalten regnerischen Tage fiel rund um das Herrenhaus Blut vom Himmel. Dieses wurde als Zeichen eines bevorstehenden Krieges gedeutet. Tatsächlich lag zu dieser Zeit der Fürstbischof von Münster, Bernhard von Galen in einem längerfristigen Streit mit den Holländern und fast alle Kriege des als ‚Kanonenbischof’ in die Geschichte eingegangenen von Galen wurden von mysteriösen Zeichen angekündigt. Promt kam es zur nächsten kriegerischen Fede in den Jahren 1672 bis 1674. Der Blutregen vom Haus Kretier färbte die Gräfte des Gutes rot und gefror darin schließlich zu rotem Eis. Zum Beweis des Blutregens wurden die Eisklumpen in den benachbarten Orten herum gereicht. Noch heute serviert der Hausherr gerne als Anlehnung an diese Geschichte roten Traubensaft.
Geschichtlicher Ablauf
14. Jhd. |
Haus Kretier war als Rittergut von einem Gräftensystem umgeben. |
1661 |
Das Gut wechselt in den Besitz von Dietrich Arnold von Pasqualini über. |
1671 |
Ursprung der Geschichte des Blutregens. |
20. Jhd. |
Umfassende Renovierung und Wiederherstellung des Herrenhauses in den Zustand von 1734. |
Dieses direkt am Markt von Rhede befindliche Museum präsentiert eine Ausstellung über die medizinischen Umstände und Entwicklungen in den ländlichen Gebieten des Westmünsterlandes seit der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Die katholische Pfarrkirche St. Gadula war ursprünglich eine gotische Hallenkirche aus dem 12. Jahrhundert, aber aus Platzgründen wurde vor gut hundert Jahren ein Neubau errichtet. Es entstand in den Jahren 1898 bis 1902 eine mächtige dreischiffige Hallenkirche im neugotischen Stil. Der rote Ziegelbau mit seinen Sandsteinelementen besitzt einen 77,5 Meter hohen Turm, der für das heutige Stadtbild Rhedes prägend ist.
Radrouten die durch Rhede führen:
Bocholt
ie Stadt Bocholt liegt im westlichen Münsterland. Ein Teil des Stadtgebietes grenzt zu den Niederlanden. Wahrzeichen der bereits im Jahre 779 erstmals als ‚Boucholt’ erwähnten Stadt sind das prächtige Historische Rathaus, erbaut im Niederländischem Renaissancestil und die gotische St. Georg-Kirche. Der 1983 fertig gestellte Aa-See-Bocholt wird von den Einwohnern als Erholungsgebiet viel genutzt, und viele kleine, liebevoll gepflegte Museen laden zu einem Besuch ein. ‚Nörgens bäter an in Bokelt’ (Nirgends ist es besser als in Bocholt) sagt man hier umgangssprachlich in Niederdeutscher Sprache uns das gilt insbesondere für Fahrradfahrer. 40% des gesamten Verkehrsaufkommens besteht aus Radlern. In den Jahren 2005 und 2006 bekam Bocholt den Titel ‚Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands’ in der Kategorie der Städte unter 100.000 Einwohnern. Hier betreibt sogar die Polizei eine eigene Fahrradstaffel.
Sehenswertes:
Geschichtlicher Ablauf
1326 | Erstmalige urkundliche Erwähnung eines Rittersitzes als Arnheimisches Lehen. |
15. Jhd. |
Bauteile aus diesem Jahrhundert sind bis heute erhalten. |
1520 | Durch Heirat kommt Haus Diepenbrock in den Besitz derer von Welfeld. In den Folgejahren wird die Anlage mehrfach umgebaut und erweitert. Es entsteht eine wehrhafte Wasserburg. |
1532 | Bau des Torhauses. |
1717 | Die Linie der Familie von Welfeld stibt aus. |
1732 | Verkauf an den westfälischen Freiherrn Johann von Graes zu Loburg. |
Ab 1736 | Umbau zum barocken Wasserschlösschen. |
1962-1979 | Aufwendige Restaurierung. |
1981 | Das Schlossgelände wird zum Hotel-Restaurant umgestaltet. |
Das innerhalb der Stadt liegende Haus Woord wurde Ende des 18. Jahrhunderts im klassizistischen Stil erbaut. Der zweistöckige, symmetrische Ziegelbau besitzt sieben Achsen und wird von hellen Sandsteinflächen gegliedert. Das ursprünglich weitläufige Areal wurde inzwischen verbaut. Nur der Garten des Innenhofes blieb erhalten. In dieser Gartenanlage vor dem Herrenhaus stehen die Repliken von vier Statuen des Münsteraner Bildhauers Johann Gröninger. Sie stellen die Götter Diana, Apollo, Merkur und Aurora dar. Bis 1986 standen hier noch die Originale, die ursprünglich um das Jahr 1700 für den Schlossgarten Ahaus geschaffen wurden. Nach fast 300 Jahren wurden sie nun an ihren eigentlichen Bestimmungsort veräußert und durch Nachbildungen ersetzt. Im Haus Woord befinden sich heute eine Anwaltskanzlei sowie Privatwohnungen.
Geschichtlicher Ablauf
1792-1795 | Bau von Haus Woord im klassizistischen Stil durch Amtsrentmeister Josef von Raesfeld. |
1827 |
Verkauf an den Bocholter Textilfabrikanten Ludwig Schwartz, der auf dem dazugehörigen Grundbesitz eine dampfbetriebene Spinnerei und Weberei einrichtete. |
1945-1949 | Im Zweiten Weltkrieg wurde Haus Woord stark beschädigt und in den Folgejahren originalgetreu wiederhergestellt. |
1999 | Haus Woord befindet sich immer noch im Privatbesitz der Familie Schwartz. |
Versteckt hinter Bäumen in einem großen Park im Stadtteil Stenern im Norden Bocholts liegt das Haus Hambrock. Der Name lässt sich auf eine niederländische Familie zurückführen, die hier auf dem Adelssitz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert lebte. Der Bau des noch erhaltenen Herrenhauses von 1710 fällt in ihre Zeit. Bis in das 20. Jahrhundert war die Besitzung allerdings unter dem Namen Haus Büling bekannt. Auf dem 55.000 m² großen Grundstück befinden sich neben dem Herrenhaus aus rotem Backstein ein Torhaus und ein Wildpark.
Geschichtlicher Ablauf
1180-1222 | Bau als Lehnsgut des Bischofs von Münster. |
1390 |
Erstmalige urkundliche Erwähnung. Besitzer ist die Ministerialenfamilie van den Haghen. |
1573 | Haus Büling fällt durch Heirat an die holländische Familie Hambrock. |
1709 | Neubau des noch erhaltenen Herrenhauses. |
1751 | Verkauf an Dr. Cornelius Hagemann. |
1895 | Der Besitz geht an Dr. Theodor Hagedorn, der einen großen Teil des Grundes weiterverkauft. |
1913 | Kauf des verfallenen Gutes durch Ewald Hegerfeld, des es wieder grundlegend renovierte. |
1927 | Kauf des bis dahin unter dem Namen Haus Büling bekannten Adelssitzes durch das St.-Agnes-Hospital. In der Folgezeit wurde es als Erholungsheim und als Altersheim genutzt. |
2003 | Auszug der letzten Ordensschwestern. |
2007 | Erneuter Verkauf an eine Bocholter Gesellschaft. Geplant ist die Errichtung eines Schulungszentrums. |
Im Zentrum der Stadt Bocholt, dort wo die Einkaufsstrassen zusammentreffen, steht mit dem historischen Rathaus das Wahrzeichen der Stadt. Es wurde in den Jahren 1606 bis 1624 im Niederländischen Renaissancestil erbaut, diente von 1827 bis 1911 als Amtsgerichtsgebäude. Nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg völlig ausbrannte, wurde es danach wieder originalgetreu konstruiert. Bis 1977 diente es noch der Stadtverwaltung, seit dem wird es nur noch für repräsentative Anlässe genutzt, wie für den alljährlichen Neujahrsempfang des Bürgermeisters, für kulturelle Anlässe und für Hochzeiten. Das dreistockige Gebäude besitzt zur Marktseite eine symmetrische Fassade aus rotem Backstein, dessen Zierelemente, wie die Säulen, Halbsäulen und die Fenstergliederung, aus Baumberger Sandstein besteht. Die untere Etage besitzt einen von acht Arkadenbögen gestützten Laubengang. Ein dreistufiger Zwerchgiebel bekrönt die Fassade in der Mitte, der eine Sandsteinfigur des heiligen Georg, dem Stadtpatron, aufgesetzt ist. Ein Sandsteinerker mit dem Wappen der Stadt auf der linken Seite bricht als einziges Element die strenge Symmetrie der Fassade auf. Vor dem Rathaus befindet sich der von Friedrich Werthmann geschaffene Europa-Brunnen. Er wurde im Jahre 1972 anlässlich der 750-Jahrfeier der Stadt Bocholt aufgestellt.
Der wuchtige Wasserturm von Bocholt diente von 1913 bis 2004 als Trinkwasserspeicher der Trinkwasserversorgung Bocholts. Seit 1984 steht er unter Denkmalsschutz und dient nach einem umfangreichen Umbau dient das Erdgeschoss heute als Klassenzimmer der Albert-Schweizer-Realschule sowie als Veranstaltungsräumlichkeit für das ‚Berufskolleg am Wasserturm’. Der komplett aus Backstein bestehende zylindrische Wasserturm ist 42,5 m hoch und misst einen Durchmesser von 15 – 16,5 m. Das Gesamtvolumen des Wasserbehälters fasste 1.000.000 Liter.
Die St.-Georg-Kirche in der Innenstadt ist eine gotische Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert und neben dem historischen Rathaus das Wahrzeichen der Stadt. Sie besaß mehrere Vorgängerkirchen. Bereits um das Jahr 800, als in Westfalen die christliche Missionierung begann, wurde eine Kirche aus Holz errichtet, die im 11. Jahrhundert durch eine Steinkirche ersetzt wurde. Diese wiederum wich im 13. Jahrhundert einem spätromanischem Gotteshaus, dessen Grundmauern immer noch das Fundament für die heutige Kirche bilden. Der Grundstein wurde 1415 gelegt und 1455 wurde die St.-Georgs-Kirche geweiht. Der Turm wurde 1486 fertig gestellt. Zweimal musste die Turmspitze nach einem Blitzschlag ersetzt werden. Nachdem der Sakralbau im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden war, konnte nach dem Wiederaufbau 1950 die erste Messe gefeiert werden. Zwei der heutigen Glocken wurden aus den in den Trümmern gefundenen alten Glocken gegossen.
Die St. Agneskapelle ist eine spätgotische Kapelle aus Backstein, die bereits im Jahre 1484 geweiht wurde. Sie diente ursprünglich Augustinerinnen als Konventskirche. Das Schwesternkonvent, das zwischenzeitlich bis zu 46 Mitglieder zählte, wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. In den Jahren 1819 bis 1901 diente die St. Agneskapelle als evangelische Pfarrkirche, heute ist sie Teil eines Altersheimes.
Die zwischen 1785 und 1792 erbaute katholische Pfarrkirche Liebfrauen war ursprünglich eine Klosterkirche des Minoritenordens. Ein Vorgängerbau war zwischen 1310 und 1360 als zweite Pfarrkirche neben St. Georg errichtet worden. Das Gotteshaus wurde 1628 dem Minoritenkloster übergeben, die Klostergebäude wurden 1669 fertig gestellt. Wegen Baufälligkeit der Liebfrauenkirche entstand ein Neubau im spätbarocken Stil. Der Orden wurde im Jahre 1811 aufgelöst und die katholische Kirche übernahm das Gebäude. Seit 1901 ist die Liebfrauenkirche selbstständige Pfarrgemeinde, in Jahren 1912 – 14 erhielt sie ihren Turm.
Der Aasee Bocholt ist ein künstlich angelegter See an der Stadtgrenze. Er wurde 1983 als damals größte Freizeitanlage des Münsterlandes eröffnet. Die Freizeitanlage besitzt eine Gesamtgröße von 74 ha und eine Wasserfläche von 32 ha. Der See besitzt ein bewachtes Naturbad, bietet Wassersportmöglichkeiten für Surfer, Segler und Paddler und hat einen Bootsverleih für Tretboote. Ein Radrundweg führt auf einer Strecke von etwa drei Kilometern einmal um den See.
Das im Jahre 1992 eröffnete Stadtmuseum bietet einen Überblick über Geschichte, Kunst und Kultur in Bocholt. Die Ausstellung ist auf vier Etagen verteilt. Einen Schwerpunkt bilden Fundstücke aus archäologischen Grabungen. Sie lassen Rückschlüsse auf die gesamte Bocholter Geschichte zu. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Sammlungsbestände zur Bildenden Kunst: auf einer Etage werden Werke des Kupferstechers Israhel van Meckenem jun. (1503 – ?), des Glasmalers Jan van Lintelo (ca. 1570 -1632) und des Bühnenbildners Josef Fenneker (1895 – 1956) präsentiert.
Das im Jahre 1993 aufgrund einer privatinitiative entstandene Handwerksmuseum stellt auf einer Ausstellungsfläche von 720 m², verteilt auf mehrere Fachwerkhäuser, insgesamt 28 Handwerksberufe vor. Neben inzwischen ausgestorbenen Berufen, wie denen des Wagenschmieds oder des Leinenmachers zeigt man auch das Bild aktueller Handwerksberufe auf, wie es sich in früheren Jahrhunderten dargestellt hat.
Im kleinen Turmuhrenmuseum wird die Sammlung Josef Schröers gezeigt. Mit dem Kauf des ältesten Kirchturmuhrwerkes Bocholts, das den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand, fing seine Sammelleidenschaft an. Inzwischen kann man anhand der Sammlung einen guten Überblick in die Entwicklung von mechanischen Zeitmessern mit ihren sich im Laufe der Zeit verfeinernden Techniken gewinnen.
In einer Villa im Neo-Renaissancestil wurde im Jahre 1996 das Kunsthaus eröffnet. Hier werden Ausstellungen zu Themen zeitgenössischer Kunst gezeigt. Einzelausstellungen bestimmter Künstler und Gruppenausstellungen wechseln dabei in loser Folge und laden zu einer Auseinandersetzung mit modernen Kunstströmungen ein. Hauptveranstalter ist der EUREGIO-Kunstkreis Bocholt E.V., der Eintritt ist frei.
Das Textilmuseum zeigt eine Museumsfabrik, die nach historischen Vorbildern errichtet wurde. So erhält man einen Einblick in eine münsterländische Weberei, wie sie in der Zeit um 1900 ausgesehen hat. Neben dem Kesselhaus, dem Maschinenhaus und einer Fabrikationshalle ist auch an die Werkstatt, an Büros und Lagerräume gedacht worden. Zusätzlich hilft eine Ausstellung mit Bild- und Textdokumenten, den gesamten Arbeitsablauf vom Faden bis zur Warenkontrolle nachzuvollziehen. Das Textilmuseum Bocholt ist Teil des LWL-Industriemuseums.
Radrouten die durch Bocholt führen:
Isselburg
sselburg ist eine kleine Stadt im westlichen Münsterland an der Grenze zu den Niederlanden. Den Namen erhielt die erstmals um 1300 als ‚Yselberge’ erwähnte Stadt durch den Fluss Issel, der hier die niederländische Grenze überquert und als ‚Oude Ijssel’ später in das Ijsselmeer mündet. Die Ortsteile Anholt und Werth waren im Mittelalter befestigte eigenständige Städte, Anholt war sogar Residenzstadt. Das Wasserschloss Burg Anholt ist das herausragende Bauwerk Isselburgs und auch seine wichtigste Sehenswürdigkeit. Das Schloss gehört immer noch der Fürstenfamilie zu Salm-Salm, kann aber in den wesentlichen Teilen besichtigt werden.
Sehenswertes:
Kurz vor der Grenze zu den Niederlanden befindet sich bei Isselburg und nahe der ehemaligen Stadt Anholt das Wasserschloss Burg Anholt. Die imposante Schlossanlage gehört zu den schönsten und größten Wasserschlössern im Münsterland. Als typische Zwei-Insel-Anlage mit Vor- und Hauptburg entstammt das heutige Erscheinungsbild dem Zustand, den das Schloss Anfang des 18. Jahrhundert bekam, als letzte Umbauarbeiten die vorgelagerte Vorburg noch einmal stark veränderten. Die Ursprünge von Burg Anholt liegen bereits im 12. Jahrhundert. Der elf Meter breite runde Bergfried, der so genannte Dicke Turm, entstand bereits von 1169. Im 14. Jahrhundert wurde die Kernburg erheblich erweitert, auch in den darauf folgenden Jahrhunderten erfolgten weitere Aus- und Umbauten, bis die wehrhafte Anlage um 1700 zu einem barocken Wohnschloss umgestaltet wurde. Seinen trutzigen Charakter hat sich die Burg Anholt dennoch erhalten. Im 18. Jahrhundert wurden schließlich die barocken Gartenanlagen nach französischem Vorbild gestaltet. Das Wasserschloss Burg Anholt wird zwar heute noch von der Fürstenfamilie zu Salm-Salm bewohnt, ist aber dennoch als Museum in wesentlichen Teilen zu besichtigen. Neben prunkvollen Sälen und hochherrschaftlichen Räumlichkeiten wurde auch die berühmte 1860 im klassizistischen Stil geschaffene Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die ältesten Bücher stammen aus der Zeit von 1400. Der Rundgang führt durch die Waffenkammer, zeigt eine umfangreiche Porzellansammlung sowie die größte private Gemäldesammlung Nordrhein-Westfalens mit Werken berühmter Niederländischer Meister, darunter Rembrandt, Jan van Goyen und Gerard ter Borch. Auch die Außenanlagen mit dem barocken französischen Garten und einem nicht ganz einfachen Irrgarten sowie der im englischen Stil gestaltete weitere Schlosspark können besichtigt werden und laden zum spazieren gehen ein.
Geschichtlicher Ablauf
12. Jhd. |
Mit dem Bergfried, auch der ‚dicke Turm’ genannt, entstand der älteste noch erhaltene Teil des Schlosses vor dem Jahr 1169. Dieser diente auch als Verließ. Der Rest der damaligen Burg bestand vermutlich aus Holz. |
1313 |
erstmalige urkundliche Erwähnung als Dynastenburg. Burg Anholt war Residenz der Herren von Zuylen und damit Zentrum der reichsunmittelbaren Herrschaft Anholt. Die Reichsunmittelbarkeit war offenbar schon sehr viel früher vergeben worden. Das Anwesen wurde zu dieser Zeit laufend ausgebaut. |
1349 |
Verleihung der Stadtrechte an die anliegende Siedlung Anholt. |
1380-1402 |
Burg Anholt kommt durch Heirat an die Herren von Gemen, die das Anwesen aber schon bald wieder veräußern. In der Folgezeit wechselt die Burganlage desöfteren den Besitzer. |
15. Jhd. |
Großzügiger Ausbau mit Errichtung des Nordflügels. |
1499 |
Der Versuch des geldrischen Herzogs Karl von Egmond, Burg Anholt zu erobern, scheitert zunächst. |
1512 |
Nach dreimonatiger Belagerung fällt in der so genannten Geldernschen Fehde die Burg doch an Herzog Karl von Egmond. |
1537 |
Dietrich III erlangt die Burg zurück aus dem Geldernschen Besitz. |
16./17. Jhd. |
Die Burg Anholt wird in weitere Kriege verwickelt. Im Spanisch-Niederländischen Krieg und im Dreißigjährigen Krieg litt das Gemäuer trotz seiner Wehrhaftigkeit stark, wurde aber immer wieder vollständig aufgebaut. |
1635 |
Rembrandt van Rijn malt das Bild ‚Diana und Actäon’. Es ist das bedeutendste Gemälde der Sammlung auf Schloss Anholt. |
1647 |
Das Anwesen wechselt in den Besitz der Fürsten Salm zu Salm über. |
1647-1710 |
Nach der Übernahme veranlasste Fürst Karl Theodor Otto zu Salm den Ausbau der Burg zu einem Schloss im niederländischen Barockstil. Dabei wurde der gesamten Anlage die Wehrhaftigkeit zugunsten der Repräsentativität genommen. Das äußere Erscheinungsbild blieb bis heute erhalten. |
1697-1703 |
Umbau der Vorburg, des so genannten ‚Unterhoffs’. |
1698 |
Bau des Haupttores. Auch das Kegeldach des dicken Turmes stammt aus dieser Zeit. |
1743 |
Verleihung des erblichen Titels ‚Fürst zu Salm-Salm’ an Nicolaus Leopold durch den Kaiser. |
1858 |
Fürst Alfred I zu Salm-Salm ließ eine englische Parkanlage durch Edward Miller gestalten, die sich dem hinteren Teil des Schlosses anschließt. |
1860 |
Fertigstellung der Bibliothek im klassizistischen Stil. Als Bestände werden die Bibliotheken des Zisterzienserklosters Groß-Burlo, der Grafen von Bronkhorst-Batenburg sowie der Fürsten zu Salm-Salm aufgenommen. |
1895-1902 |
Anlegung des Leopoldparks, auch Anholter Schweiz genannt, durch Fürst Leopold zu Salm-Salm. Die Gegend um den Vierwaldstätter See diente ihm als Motivvorlage. |
1945 |
Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasserschloss stark beschädigt. Der Wideraufbau wird unmittelbar danach veranlasst. |
1966 |
Mit der Eröffnung des Schlossmuseums und des Wildgeheges der Antholter Schweiz werden Teile des Salm-Salm’schen Besitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. |
Direkt an der deutsch-niederländischen Grenze bei Gendringen, liegt das verträumte Haus Hardenberg. Von der ursprünglichen Vierflügelanlage mit Innenhof existieren nur noch zwei Flügel. Das zweistöckige Herrenhaus wurde aus rotem Backstein errichtet und besitzt zwischen beiden rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln an der Innenseite ein kleines Treppentürmchen. Auch die Vorburg der alten Festung wurde inzwischen abgetragen. Mit seiner Gräfte und seiner Schwungrutenzugbrücke erinnert es noch ein wenig an seine ehemalige Wehrhaftigkeit als Festung. Über 300 Jahre lang war das Anwesen im Besitz der Familie van Zuylen, bis das letzte Familienmitglied 1645 ermordet wurde.
Geschichtlicher Ablauf
1347 |
Übertragung von Haus Hardenberg von Diederick van Zuylen als Offenhaus an seinen Neffen, den Herren von Anholt. |
1645 |
Mit dem Tod von Kraft van Zuylen stirbt die Familie aus. |
Das Haus Pennekamp liegt versteckt in einem Waldgebiet nordwestlich von Isselburg. Das aus rotem Backstein errichtetet schlichte zweistöckige Herrenhaus besitzt einen doppelten vielstufigen Renaissancegiebel. Die im privaten Besitz befindliche Anlage ist nur von außen einsehbar.
Von der alten mittelalterlichen Befestigungsanlage ist noch ein Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Das wuchtige Relikt aus der alten Stadtbefestigung steht in unmittelbarer Nähe der katholischen St. Bartholomäuskirche an der Issel.
Werth wurde im Zuge der Gemeindereform von 1975 zum Ortsteil von Isselburg. Davor war Wert eine selbständige Stadt, die bereits im Jahre 1422 die Stadtrechte verliehen bekam. Auf der nicht mehr erhaltenen Burg Werth lebte ein gleichnamiges Rittergeschlecht, welches allerdings bereits im Mittelalter ausstarb. Im alten historischen Stadtkern haben sich noch viele Gebäude erhalten. Das Rathaus mit seinem Renaissancegiebel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Besonders beachtenswert ist die rustikale Windmühle, die gleichzeitig als Festungsturm genutzt wurde. Erbaut wurde sie vermutlich im Jahre 1498. Ihr Mahlwerk hat sich bis heute fast vollständig erhalten. Die im 14. Jahrhundert erbaute evangelische Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk in Werth. Das im 16. Jahrhundert mehrfach erweiterte Gotteshaus besitzt Fresken aus dem 15. Jahrhundert.
Kurz vor der deutsch-niederländischen Grenze im Ortsteil Anholt befindet sich der Wildpark ‚Anholter Schweiz’. Besonderer Anziehungspunkt dieses Biotopwildparkes ist der 2,5 ha große Bärenwald, in dem mehrere Braun- und Kragenbären ihr neues Zuhause gefunden haben. Der Park war im Jahre 1893 von Fürst Leopold zu Salm-Salm im Stile der englischen Landschaftsparks errichtet worden. Eine Nachbildung des Vierwaldstätter Sees mit Felsenlandschaft und Schweizer Haus sollte ihn an seine Hochzeitsreise erinnern. Heute umfasst der 56 ha große Park weiträumige Tiergehege. Zu bestaunen gibt es neben den Bären unter anderem Wölfe, Luchse, Rentiere und Otter.
Radrouten die durch Isselburg führen:
100 Schlösser Route – Westkurs
Hohe Mark Route
NiederRheinroute
Borken
ie Kreisstadt Borken liegt im südwestlichen Münsterland direkt am nordwestlichen Rand des Naturparks Hohe Mark. Mit der Eingemeindung der ehemaligen Stadt Gemen erhielt das Mittelzentrum seine heutige regionale Ausdehnung. Karl der Große hatte bereits um das Jahr 800 hier gelagert, im 14. Jahrhundert erhielt Borken eine Stadtbefestigung, von denen fünf spätmittelalterliche Türme noch erhalten sind. Die Burg Gemen ist eine der schönsten Schlossanlagen in Westfalen und diente als Motivvorlage für die Münsterlandschilder auf den Autobahnen. Mit dem Freizeitgelände Pröbsting besitzt Borken ein großes und viel genutztes Naherholungsgebiet.
Sehenswertes:
Haus Pröbsting gilt als der älteste nicht kirchliche Ziegelbau im Münsterland. Der ehemalige Adelssitz ist von einer breiten Wassergräfte umgeben und beherbergt heute eine Privatklinik.
Geschichtlicher Ablauf
1221 |
Erstmalige Erwähnung als Probsteigut des Stiftes Vreden |
1345 |
Bau des Herrenhauses |
14. Jhd. |
Haus Pröbsting kommt in den Besitz einer Nebenlinie der Herren von Gemen |
1547 |
Teile der Vorburg und des Haupthauses werden erneuert. |
1988 | Nachdem das Wasserschloss Jahrzehnte lang vernachlässigt worden war und Teile sogar einsturzgefährdet waren, wurde es grundlegend restauriert und wiederhergestellt. |
Im Borkener Stadtteil Marbeck befindet sich das Haus Döring. Eine erste Turmhügelburg wurde bereits im 11. oder 12. Jahrhundert auf einer Motte, einem künstlich aufgeschütteten Burghügel, errichtet. Die Motte von Haus Döring ist außergewöhnlich gut erhalten.
Das zweistöckige Herrenhaus wurde im Jahre 1727 fertig gestellt. Es besteht aus rotem Backstein und besitzt eine helle Sandsteingliederung. Die ebenfalls zur Anlage gehörende Wassermühle stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Das ehemalige Rittergut Haus Engelrading entstammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert. Lange Zeit war es im Besitz derer von Heiden und darauf derer von Velen. Das heutige schmucklose einstöckige Herrenhaus wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet und wird heute von einem landwirtschaftlichen Betrieb genutzt.
Geschichtlicher Ablauf
1316 |
Bei der erste urkundliche Erwähnung der Burg wird Ritter Goswin von Gemen als Besitzer genannt. |
1333 |
Menso I von Heiden hat vermutlich Burg Engelrading bewohnt. |
1381-1379 |
Belagerung der Burg durch den Bischof von Münster, der das Gebäude nach der Einnahme schleifen lässt. Diese wird danach aber wieder aufgebaut. |
1638 |
Verkauf an Graf Alexander von Velen zu Raesfeld und dessen Vetter, Freiherr Dietrich von Velen zu Velen. |
1698 | Verkauf an Freiherr Christoph Alexander von Velen. |
1704-1732 | Weitgehender Neubau des Anwesens wegen Baufälligkeit |
1768 | Graf Wilhelm von Anholt, der Haus Engelhard nach dem Aussterben der männlichen Linie derer von Velen übernommen hatte, verkauft es an Anna Theresia von Velen. |
1932 | Verkauf an die Witwe des Fabrikanten Wilhelm Essing, deren Nachfahren das Gut immer noch besitzen. |
Die Burg Gemen, am Nordrand von Borken gelegen, gehört zu den schönsten Wasserschlössern im Münsterland. Trotz des Begriffes ‚Burg’ handelt es sich hierbei um ein Schloss. Seine Silhouette diente als Motivvorlage für die Hinweisschilder des Münsterlandes auf den Autobahnen.
Das Wasserschloss entstand in mehreren Bauabschnitten und war ursprünglich eine wehrhafte Wasserburg, errichtet im 9. oder 10. Jahrhundert auf einer Motte. Der älteste noch erhaltende Schlossteil ist der Burgfried, auch ‚Ballturm’ genannt. Er entstand im 13. Jahrhundert. Der Batterieturm und das rechteckige Palais wurden im 15. Jahrhundert errichtet. In der späteren Zeit kam es immer wieder zu Umbauten, um die Strenge der Wehranlage etwas aufzulockern und die repräsentativen Aspekte mehr zu betonen. So erscheint das historische Gemäuer dem heutigen Betrachter sowohl als Burg als auch als Schloss.
Heute dient Burg Gemen als Jugendbildungsstätte, besitzt über 200 Betten und 20 Seminarräume. Die Außenanlagen, Vorburg und Innenhof der Oberburg können betreten werden.
Geschichtlicher Ablauf
962 |
Erstmalige Erwähnung eines Hofes namens ‚Gamin’ als Lehen des Damenstiftes Vreden |
1100 |
Erste Erwähnung des Adelsgeschlechtes derer von Gemen. |
13. Jhd. |
Bau des Burgfriedes, des so genannten ‚Ballturmes’. Er ist der älteste noch erhaltene Teil der Schlossanlage und bildete einen Teil einer kreisrunden Ringburg. |
1370 |
Unter Heinrich III erhält die Adelsfamilie derer von Gemen eine eigene Landesherrschaft und steigt in der Folgezeit zu einer der mächtigsten Adelsgeschlechter in Westfalen auf. |
1411 | Anbau des rechteckigen Palas durch Heinrich III von Gemen. In den Folgejahren wurde die Wasserburg hinsichtlich ihrer Wehrhaftigkeit weiter ausgebaut und der Batterieturm entstand. |
1492 | Durch Heirat kam Burg Gemen in den Besitz der Grafen von Holstein-Schaumburg. |
15. Jhd. | Johann II fügte der Landesherrschaft noch die Vest Recklinghausen zu. |
1561 | Gemen wird protestantisch. |
1568 | Belagerung und anschließende Plünderung der Burg im Spanisch – Niederländischen Krieg durch den Herzog von Alba, Fernando Álvarez de Toledo. |
16.-18. Jhd. | Laufende Um- und Anbauarbeiten, die die Strenge des Schlosses auflockern und die Repräsentativität hervorheben sollten. |
1700 | Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit. Schloss Gemen war zu dieser Zeit im Besitz der Grafen von Limburg-Styrum. |
1775/76 | Besetzung durch den Grafen von Lippe-Detmold, der Rechtansprüche in der Erbfolge geltend gemacht hatte. |
1806 | Verlust der Reichsunmittelbarkeit durch die Eingliederung in das Fürstentum Salm. |
1822 | Kauf des Schlosses durch Reichsfreiherr Johann Ignatz Franz von Landsberg-Velen, den späteren Graf von Landsberg-Velen. |
1865 | Bei einem Brand werden die Gebäude der Vorburg zerstört. |
1882 | Neubau der Vorburg im Stil der Neo-Renaissance. |
1946 | Verpachtung an das Bistum Münster. Kardinal Clemens August Graf von Galen stellt das Schloss als Jugendbildungsstätte zur Verfügung. |
1950 | Die Michaeliskapelle entsteht im Ostpalas. |
Die älteste Borkener Kirche ist die Probsteikirche St. Remigius im Stadtzentrum. Eine erste Kirche aus dem 8. oder 9. Jahrhundert bestand aus Holz, im Jahre 1160 wurde die nachfolgende Steinkirche im romanischen Stil fertig gestellt. Ihr mächtiger, 76 m hoher Turm überragt die Stadt noch heute. Im Jahre 1433 wurde die Kirche St. Remigius zur Kirche des Kollegiatstiftes erhoben. Der Stift bestand bis 1912. Im Jahre 1934 erhob Bischof Clemens August Graf von Galen die Kirche schließlich zur Probsteikirche.
Die Johannekirche im Zentrum von Borken gehört als Filialkirche zur Gemeinde St. Remigius. Erbaut im Jahre 1696 auf den alten Fundamenten einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert, war sie über 100 Jahre Teil einer Klosteranlage, die zu dem Kapuzinerorden gehörte. Im Zuge der Säkularisierung fiel das Kloster mit der Johanniskirche in den Besitz des Fürstentums Salm und wurde 1810 aufgehoben. Zwischenzeitlich wurde das Kloster als Kaserne und Waffenlager genutzt, seit 1819 fanden in der Kirche wieder Gottesdienste statt.
Das gesamte Boye-Flusssystem wird erst jetzt, nach der Stilllegung der Bergwerke, allmählich wieder naturnah zurückgestaltet.
Die alte Stadtbefestigung von Borken entstammt dem späten Mittelalter und wurde 1433 fertig gestellt. Im 16. Jahrhundert wurden sie noch einmal entscheidend verstärkt. Fünf Türme und einige Reste der Stadtmauer sind noch erhalten.
Der 1555 erbaute Diebesturm in der Turmstrasse wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, danach aber in alter Form wieder aufgebaut. An den Turm schließt sich noch ein längeres Stück der alten Stadtmauer an.
Der Kuhmturm, unweit von St. Remigius, stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und erhielt 1910 ein Kegeldach.
Auch der Wedemhoveturm entstammt dem anfänglichen 16. Jahrhundert. Der Treppenturm wurde erst 1908 angefügt.
Der nahe der Stadthalle gelegene Windmühlenturm stammt zwar auch aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber im 17. Jahrhundert zu einer Windmühle ausgebaut.
Auch der Holkensturm in der Wallstrasse wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, in der Nachkriegszeit aber nur noch vereinfacht wieder aufgebaut.
Im historischen Zentrum der ehemaligen Stadt Gemen befindet sich auf der Freiheit der Burg Gemen die Pfarrkirche St. Marien. Dem barocken Saalbau schließt sich an der Seite ein Klosterbau der Franziskaner an. Beachtenswert ist die erhaltene Innenausstattung der Marienkirche mit historischem Chorgestühl und Beichtstühlen, Kirchenbänken und Statuen.
Die gotische Heilig-Geist-Kirche wurde im ausgehenden 14. Jahrhundert errichtet. Die Giebel, bestehend aus glasierten Ziegeln, die im Rautenmuster angebracht wurden, entstammten der niedersächsischen Backsteingotik. Der einschiffige Hallenbau diente bis 1809 als Gotteshaus, später als Ratssaal für die Stadt Borken.
Heute befindet sich im Obergeschoss der Heiligen Geist Kirche das Stadtmuseum. Das Museum nutzt auch Räume des alten Rathauses für seine Ausstellung. Beim Stadtmuseum handelt es sich modernes Heimatmuseum. Es zeigt neben einer ständigen Ausstellung zur Stadtgeschichte auch Sonderausstellungen zu Themen der zeitgenössischen Kunst. Darüber hinaus machte sich das Stadtmuseum als Veranstaltungsort für Konzerte und Kleinkunstabende einen Namen.
Das Freizeitgelände Pröbsting liegt westlich der Stadt Borken gleich neben dem historischen Herrenhaus Haus Pröbsting. Das Erholungsgebiet umfasst eine Größe von 1,2 Mio m² und wurde um einen 100.000 m² großen See angelegt, der aus der Bocholter Aa gespeist wird. Dieser bietet Möglichkeiten zum Baden und Segeln und besitzt einen Verleih für Ruder-, Tret- und Paddelboote. Eine Minigolfanlage, Kinderspielplätze und gastronomische Betriebe komplettieren das Freizeitangebot.
Das Heimathaus Weseke wurde vom Heimatverein mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen errichtet. In seinen Außenanlagen wurden eine Geologischer Garten und ein Kräutergarten angelegt sowie ein Backspieker errichtet.
Der Heimatverein Marbeck e.V. errichtete in einer alten Scheune ein Heimathaus. In einer Dauerausstellung werden landwirtschaftliche Arbeitsgeräte und eine alte Spinnstube präsentiert. Im Garten wurde ein Teich für einheimische Pflanzen angelegt, ein Backhaus und eine Kapelle errichtet. Zu den Öffnungszeiten gibt es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.
Radrouten die durch Borken führen:
Velen
ie landwirtschaftlich geprägte Gemeinde Velen liegt im westlichen Münsterland und besteht aus den beiden größeren Ansiedelungen Velen und Ramsdorf. Velen wurde um 890 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit ungefähr 150 Jahre älter als Ramsdorf, dafür wurden letzterem Ort im Jahre 1319 zwischenzeitlich die Stadtrechte verliehen. Seit dem Jahre 1975 bilden beide Ortsteile eine Gemeinde. In Velen befindet sich mit dem Schloss Velen das ‚Märchenschloss des Münsterlandes’, in Ramsdorf wacht eine trutzige Burg aus dem 15. Jahrhundert über den Ort. Ansonsten lädt die Gegend mit ihren Wäldern und weiten Feldern zum Spatzieren gehen, Wandern und natürlich zum Pättkesfahren ein.
Sehenswertes:
Im Zentrum des Ortes Velen liegt das gleichnamige Wasserschloss. Obwohl die Ursprünge des so genannten ‚Märchenschloss des Münsterlandes’ im 13 oder 14. Jahrhundert liegen, wurde das heutige Erscheinungsbild entscheidend erst durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun geprägt. Er errichtete den Südflügel im barocken Stil sowie etwas später auch Orangerie und Fasanerie. Aber auch andere bekannte Baumeister, wie Ambrosius von Oelde und August Reinking, haben an der Dreiflügelanlage mitgestaltet. Das von außen recht uneinheitlich wirkende Anwesen liegt verträumt an einer Gräfte. Die unterschiedlichen Stilepochen haben hier ihre Spuren hinterlassen und machen den Reiz des Wasserschlosses aus. Der älteste noch erhaltene Gebäudeteil entstammt dem 15. Jahrhundert. Heute wird Schloss Velen als Sporthotel genutzt. Von der Inneneinrichtung blieb leider kaum etwas erhalten, da sie bei einem Großbrand im Jahre 1931 fast vollständig vernichtet wurde.
Geschichtlicher Ablauf
1245 |
Erstmalige urkundliche Erwähnung als ‚Castrum Velen’. |
1371 |
Der Bischof von Münster nimmt Velen ein und vergibt es als Lehen. |
16. Jhd. |
Der Kern des Herrenhauses mit dem Südflügel entsteht. |
1692/93 |
Ambrosius von Oelde baut die Vorburg als Dreiflügelanlage, dessen Mitteltrakt aber Anfang des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen wurde. |
1744/45 |
Neubau des Südflügels nach Plänen von Johann Conrad Schlaun. Später baute Schlaun für die Anlage auch die Orangerie und die Fasanerie. |
1765 |
Durch Heirat übernimmt Clemens August von Landsberg das Schloss. Seitdem befindet es sich im Besitz der Grafen von Landsberg-Velen. |
1931 |
Ein verheerender Brand vernichtet das Herrenhaus bis auf die Umfassungsmauern. In den folgenden Jahren wurde aber der alte Bauzustand wieder hergestellt. |
20. Jhd. |
Schloss Velen diente einige Jahre als Alterheim, später als Bundeszollschule. Heute beherbergt das Schloss ein Hotel, das ‘Sport Schloss Velen’. In der Orangerie befindet sich ein Restaurant, zum Schlossareal gehören auch ein Golfplatz und ein Wildpark. |
Der klobige und schmucklose Backsteinbau inmitten von Ramsdorf vermittelt auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer alten Burganlage. Nur der mächtige Turm aus dem 15. Jahrhundert deutet auf die Wehrhaftigkeit des historischen Gebäudes hin. In der Burg ist heute ein Heimatmuseum untergebracht, in dem die Entwicklungsgeschichte Ramsdorfs von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Neuzeit beleuchtet wird. Auch auf die Naturkunde der Region wird eingegangen. Außerdem erhält man einen Einblick in die alten Kellergewölbe der Burg.
Geschichtlicher Ablauf
1425 |
Bau der Burg Ramsdorf für Bischof Heinrich von Moers. |
1451 |
Während der Münsterischen Stiftsfede (1450 – 57) wird die Burg bereits wieder zerstört, in den Folgejahren aber wieder aufgebaut. Der erhaltene runde Eckturm entstammt dieser Zeit. |
17. Jhd. |
Burg Ramsdorf verfiel zur Ruine. |
1727 |
Neubau des Gebäudes aus Backsteinen mit Werksteingliederung für die Brüder Alexander und Anton Heinrich Jungeblodt. Dabei verwendete man die Reste der noch erhaltenen alten Burg. Der mächtige Eckturm wurde sogar vollständig übernommen. |
1930 |
Einrichtung eines Heimatmuseums in der Burg. |
Die Geschichte des Gutes Röllinghoff reicht weit bis in das Mittelalter zurück. Dieses war einst Haupthof und Lehnsgut der Herrschaft Steinfurt. Im Jahre 1711 kam Haus Röllinghoff in den Besitz derer von Velen. Bis heute hat sich leider nur ein Teil des westlichen Flügels aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten. In diesem historischen Backsteinbau befindet sich einer der ältesten in seiner ursprünglichen Form erhalten gebliebenen profanen Säle des westlichen Münsterlandes. Das Gut wird heute als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt.
Die alte Wassermühle am Thesingbach diente zunächst nur als normale Kornmühle. Im Jahre 1910 wurde durch die Landberg’sche Verwaltung die Mühle auch zum Betrieb eines kleines Elektrizitätswerks genutzt, das den Ort Velen mit Strom versorgte.
Das ‚Lebendige Museum’ ist ein Museumsverbund, bei dem an fünf verschiedenen Museumsstandorten lebendige Geschichte vermittelt werden soll. Am Gut Roß wird eine mit Wasserkraft angetriebene Säge betrieben, In Beckmanns Schmiede, dem ehemaligen Hexenhäuschen wird traditionelle Schmiedekunst vorgeführt. Die ‚Doskerkerls’ präsentieren auf dem Hof Picker-Warnsing im Doskerschoppen historische Ackergeräte und Landmaschinen sowie im Dorfgemeinschaftshaus am Hof Tenk-Dröning den Rest ihrer Sammlung landwirtschaftlicher Geräte. Als fünfter Standort wurde auch das Heimatmuseum der Burg Ramsdorf in den Kanon des Lebendigen Museums aufgenommen.
Südlich von Velen, unweit des Naturschutzgebietes ‚Schwarzes Venn’ befindet sich der Artesische Brunnen. Dabei handelt es sich um ein Tretbecken, welches aus einer kühlen Wasserquelle gespeist wird und in dem man die Heilverfahren nach Sebastian Kneipp anwenden kann. An heißen Sommertagen allerdings dient der Brunnen eher als Ziel für eine Abkühlung.
Radrouten die durch Velen führen:
Südlohn
ie Gemeinde Südlohn liegt im westlichen Münsterland und grenzt im Westen an die Niederlande und deren Stadt Winterswijk. Mit der urkundlich belegten Erhebung der St.Vitus-Kapelle zur Pfarrkirche im Jahre 1231 beginnt die Geschichte von Südlohn. Im Jahre 1969 hatten sich die Orte Oeding und Südlohn zusammengeschlossen und so wirbt man heute mit dem Slogan: ‚Zwei Dörfer – eine Gemeinde – ein Erlebnis’. Durch die Ansiedelung von Betrieben der Textilproduktion und -verarbeitung kam es um 1900 zu einer ersten langsamen wirtschaftlichen Umstrukturierung in der zuvor fast ausnahmslos landwirtschaftlich geprägten Region.
Sehenswertes:
Unweit der Grenze zu den Niederlanden im Südlohner Ortsteil Oeding steht der Burgturm Oeding. Einst war der Bergfried mit dem zeltförmigen Dach mächtiger Bestandteil einer stolzen Wasserburg, heute ist er integriert in einen Hotelkomplex und bietet Platz für vier Hochzeitzimmer. Neben dem Burgturm aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts blieb noch ein Teil des Kellergewölbes aus dem 14. Jahrhundert erhalten.
Geschichtlicher Ablauf
1353 |
Verkauf der Burg Oeding durch Johann von Bermentvelde an den Besitz der Bischof von Münster. |
1365 |
Johann von Bermentvelde erhält Burg und Haupthof als Lehen zurück. |
1371/72 |
Nachdem die Burg durch Bischof Florenz von Münster zerstört wurde, wurde sie unmittelbar danach als wehrhafte Burg durch Johann von Gemen wiedererrichtet. |
15. Jhd. |
Bau des Bergfriedes in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. |
1536 |
Belehnung an Ambosius von Viermünden, der 1555 den erblichen Anspruch auf Oeding kauft. |
17./18. Jhd. |
Der Besitz wechselt an die Herren von Keppel und später an die Herren von Mulert. |
1854 |
Die Wassergräfte wird zugeschüttet und das Burggebäude wird bis auf den Burgturm abgerissen. |
Der Herrensitz von Haus Lohn ist der einzige frühklassizistische Adelssitz im Westmünsterland. Der zweistöckige Bau mit seinen fünf Achsen wurde in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet, nachdem ein Feuer das alte Anwesen weitgehend vernichtet hatte.
Geschichtlicher Ablauf
17. Jhd. |
Residenzsitz einer Nebenlinie der Dynasten von Lohn. |
1795 |
Nachdem ein Brand das Anwesen zerstört hatte, wurde Haus Lohn im frühklassizistischen Stil wieder aufgebaut. |
Die Turmwindmühle Menke ist ein Holländer auf achteckigem Grundriß. Die Mühle wurde 1812 erbaut und befindet sich seit 1865 im Besitz der Familie Menke. Die Einrichtung ist noch vollständig aus der Zeit der frühen Industrialisierung erhalten.
Am Pfingstmontag ist die Mühle alljährlich geöffnet, ansonsten sind Besichtigungen auf Voranmeldung möglich.
Die St.Vitus-Kapelle wurde im Jahre 1231 zur Pfarrkirche erhoben. Vermutlich stammt der Kern des Gebäudes aus dieser Zeit. 1507 wurde das Gotteshaus zur spätgotischen Hallenkirche ausgebaut. An der Decke wurden spätgotische Fresken freigelegt, die aus der Zeit von um 1510 stammen. Erst im Jahre 1936 wurde der romanische Turm niedergerissen und durch einen neuen ersetzt.
Zahlreiche alte Grenzsteine aus dem Jahr 1766 befinden sich noch an der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden. Sie wurden aus Bentheimer Sandstein gefertigt und tragen zumeist das Wappen des Fürstbischofs von Münster und das des Herzogs von Geldern. Bis heute blieb die Grenze gleich. Bereits im Jahre 1753 waren zwei Grenzsteine gesetzt worden. Der ‚St.-Vitus-Stein’ am Grenzdreieck der Ortschaften von Südlohn, Vreden und Winterswijk und der ‚Hakenstein’ im Südlohner Venn wurden reichhaltiger ausgeschmückt und dienten wohl als Vorbilder für die später gesetzten Steine.
Vreden
ie Stadt Vreden liegt im Westmünsterland und grenzt unmittelbar an die Niederlande und seine Provinz Gelderland. Erstmals wurde Vreden im Jahre 839 urkundlich erwähnt. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Damenstiftes Vreden, eines der ältesten Frauenklöster Westfalens. Erste Besiedelungen gab es jedoch schon bedeutend früher. Bei Grabungen wurden am Rande des Zwillbrocker Venn Hinweise auf steinzeitliche Siedlungen gefunden, die auf eine Zeit um 10.000 v.Chr. datiert werden. Im Mittelalter war Vreden vorübergehen reichsunmittelbar. Die Reste der fürstbischöflichen Burg zeugen noch von dem ehemals mächtigen Status der mittelalterlichen Stadt im Hamaland. Auf dem Butenwall, dem früheren äußeren Befestigungswall, kann man die Stadt einmal vollständig umrunden. Vreden liegt eingebettet in die Parklandschaft des Münsterlandes, umgeben von Wiesen, Wäldern, Moor- und Heidelandschaften. Eine Vielzahl von interessanten musealen Einrichtungen warten in dieser Kleinstadt darauf, entdeckt zu werden.
Sehenswertes:
Ehemals stand dort, wo sich heute das Rathaus befindet, die fürstbischöfliche Burg. Sie wurde 1398 erbaut und zeugte von dem mächtigen Status, den die Stadt Vreden im Mittelalter besessen hat. Im Jahre 1699 wurde an dieser Stelle ein einstöckiges, barockes Herrenhaus errichtet. Neben dem ehemaligen Adelssitz befindet sich noch ein Teil der alten Stadtmauer, im hinteren Teil wurde ein moderner Trakt für die Stadtverwaltung angefügt.
Das Hamaland-Museum ist zugleich das Heimatmuseum Vredens und das Kreismuseum des Landkreises Borken. Mit mehr als 1000 m² Ausstellungsfläche ist es das größte kulturgeschichtliche Museum des Westmünsterlandes. Mit dem Bauernhaus-Museum integriert es eine Hofanlage mit 10 historischen Gebäuden. Weitere Bauwerke sind eine funktionstüchtige Wassermühle sowie der Hof Früchting. Die Ausstellung zeigt Exponate aus dem bäuerlichen Alltagleben, aus der Kirchengeschichte und der Arbeitswelt der Region. Der Begriff Hamaland entstammt einer alten Gaubezeichnung.
Das Damenstift Vreden gilt als eines der ältesten in Westfalen. Der Stifter Wilkbert, Enkel des Sachsenherzogs Widukind, ließ im Jahre 839 die Reliqien dreier Heiliger nach Vreden bringen. Darunter befanden sie auch die sterblichen Überreste der hl. Felicitas, die sich noch immer sich im Altar der Stiftskirche befinden. Diese Begebenheit gilt zum einen als Abschluss der Stiftsgründung, andererseits auch als Beginn der städtischen Entwicklung Vredens. Das Kloster wurde der hl. Felicitas geweiht und nahm nur Damen des höheren Adels auf. Erst im Zuge der Säkularisierung wurde der Stift im Jahre 1810 aufgehoben. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 12. Jahrhundert, die Hallenkrypta hat sich sogar noch von der Vorgängerkirche erhalten und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Ein Kreuzweg erinnert heute noch an die Geschichte des ehemaligen Frauenklosters.
Die Barockkirche St. Franziskus im Vredener Ortteil Zwillbrock war ursprünglich eine Klosterkirche des Minoritenordens und wurde zwischen 1717 und 1720 erbaut. Das Kloster wurde 1811 im Zuge der Säkularisierung aufgehoben. Das Gotteshaus mit seiner schönen Barockfassade wurde 1858 zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Die wertvolle barocke Inneneinrichtung überstand sowohl die Klosterauflösung im 19. Jahrhundert als auch den Zweiten Weltkrieg schadlos.
Westlich von Vreden unweit des Ortteils Zwillbrock entstand aus einem Torfabbaugebiet das Zwilldorfer Venn. Das heutige rund 157 ha große Moorgebiet beherbergt Deutschlands größte binnenländische Lachmöwenkolonie und gilt als nördlichster Brutplatz für Flamingos. Von mehreren Aussichstplattformen bekommt man einen guten Überblick über das Natur- und Vogelschutzgebiet.
Im Alten Rathaus ist ein Museum besonderen Zuschnitts beheimatet: das erste Deutsche Scherenschnittmuseum. Es zeigt die Geschichte des Scherenschnitts von 1700 bis heute und umfasst damit sowohl traditionelle als auch moderne Kunstwerke. Im Museum werden Teile der Sammlung von Hermann Giebing gezeigt. Dieser sammelt seit den anfänglichen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und besitzt inzwischen mehr als 14.000 Scherenschnitte, die natürlich nicht alle gleichzeitig ausgestellt werden können. Bei der Präsentation kommt es ihm darauf an, die verschiedenen Variationen der Scherenschnittkunst in seiner beeindruckenden Vielfalt zu zeigen.
Im Souterrain des Schuhhauses Wessels in der Innenstadt von Vreden befindet sich das Historische Miniaturschuhmuseum. Dabei fällt auf, dass Wessels eigentlich Spezialist für Schuh-Übergrößen ist. Das Museum bildet also einen Gegenpol. Das Historische Miniaturschuhmuseum ist die weltweit größte Sammlung ihrer Art und fand als solche auch die Aufnahme in das Guinness-Buch der Rekorde. Geschaffen hat diese ungewöhnliche Sammlung in liebevoller Arbeit der Schuhmachermeister Richard Fenchel mit seiner Frau Emilie. In über 50 Jahren stellte er in seiner Freizeit Miniaturschuhe im Maßstab 1:3 her, die dann von seiner Frau in passende Zierkästen eingepasst wurden. So schufen die Eheleute einen Überblick über die Entwicklung der Fußbekleidung vom Beginn bis zur Gegenwart, in verschiedenen Regionen, mit verschiedenen Materialien – und das alles im Miniaturformat.
Nahe der Niederländischen Grenze befindet sich das Dorf Ammeloe. Um den zentralen Kapellenplatz herum wurden ringförmig die Häuser gebaut. Für diese Anordnung bürgerte sich der Begriff ‚Kring’ oder auch ‚Kringdorf’ ein. Die Kringbebauung von Ammeloe stammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert und steht unter Denkmalsschutz. In einem dieser Häuser am Kring befand sich seit 1880 ein kleiner Laden. Dieser Tante-Emma-Laden wurde von Frau Noldes bis 1972 betrieben. Danach verfiel das Lädchen in einen Dornröschenschlaf, bis es im Jahre 1994 vom Heimatverein Ammeloe e.V. übernommen wurde. Heute kann man diesen alten Laden mit den damaligen Einrichtungsgegenständen besichtigen. Darüber hinaus wird im Heimathaus eine alte Schänke und eine Bäckerei mit ihren alten Möbeln und Gerätschaften gezeigt.
Der Skulpturenpark von Dr. Dr. Erning ist eine private Skulpturensammlung mit seinen eigenen Werken. Beim Bummel durch die Stadt trifft man laufend auf die Werke des Vredener Künstlers. Seine Skulpturen finden sich über das gesamte Stadtgebiet verteilt, im Stadtpark, an der Kirche, vor der Bücherei, der Sparkasse und dem Krankenhaus.
Ahaus
haus liegt inmitten der reizvollen, flachen Parklandschaft des Westmünsterlandes. Die Geschichte des Ortes geht mit der des Schlosses einher. Dieses wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist bis heute das beherrschende Gebäude der Stadt. Seine barocke Ausrichtung erhielt Schloss Ahaus durch die Baumeister Ambrosius von Oelde sowie Johann Conrad Schlaun. Ahaus wurde durch Kriege immer wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus vernichtete ein Großbrand im Jahre 1863 die Stadt fast völlig. Doch Burg und Stadt wurden immer wieder aufgebaut. In der Innenstadt laden mehrere Skulpturen und künstlerisch gestaltete Brunnen zum Verweilen und Betrachten ein. Teilweise wurden sie 1994 im Rahmen der Euregio-Kunstroute installiert, wie die Skulpturen ‚Natur-Tradition-Annäherung’ von Piotr Sonnewend und der bewegliche Brunnen am Oldenkottplatz von Bonifatius Stirnberg. Auffällig ist auch die überlebensgroße Bronze ‚Der Mahner’ am Marktplatz. Sie stammt von Hilde Schürk-Frisch und wurde bereit 1967 aufgestellt.
Sehenswertes:
Die Symmetrie des barocken Schlosskomplexes von Schloss Ahaus sticht sofort ins Auge. Alle Gebäude sind axial zueinander angeordnet. Als sichtbare Achse dient eine Strasse, die schnurgerade durch das Zentrum der Stadt durch die Fußgängerzone auf das erste Portal des Schlosses zu läuft. Drei Portale sind hier hintereinander gestaffelt. Ihre Pompösität steigert sich zum Inneren der Anlage. Das erste Portal gehört zum Torhaus der Vorburg, die ursprünglich auch von einer Gräfte umflossen wurde. Heute befindet sich hier das Amtsgericht. Das zweite Portal ist ein Triumphtor, geschmückt mit wappentragenden Löwen, vier Säulen mit aufgesetzten Halbkreisrädern. Es befindet sich hinter der Brücke zum Hauptschloss und wird zu beiden Seiten von einem kleinen Wachhäuschen eingerahmt. Gleich hinter diesem Bogen fällt der Blick auf das prachtvolle Hauptportal mit seinen übergiebelten Mittelrisaliten. Das Schloss selber ist eine wuchtig erscheinende Dreiflügelanlage aus rotem Backstein, gegliedert wird er durch hell kontrastierenden Baumberger Sandstein. Begrenzt werden beide Seitenflügel von je einem Pavillon auf quadratischen Grundmauern, die die Flügel an Größe um einiges überragen. Auf der Rückseite des Wasserschlosses, der Gartenfront, lockert ein dreiachsiger Risalit die Strenge der Front auf. Er stammt vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun. Unter den Risaliten schuf er eine doppelläufige Freitreppe, die direkt hinunter zur Gräfte führt. Dieser gegenüber erstreckt sich der Schlossgarten, der heute ein öffentlicher Park ist und zum spazieren gehen einlädt. Die gesamten Außenanlagen sind frei zugänglich, eine Innenbesichtigung durch den Fürstensaal und den Gartensaal ist nur im Zuge einer vorher angemeldeter Gruppenführung möglich.
Geschichtlicher Ablauf
Um 1120 |
Bernhard von Diepenheim erbaut die Burg Ahaus. |
1154 |
Erste urkundliche Erwähnung der Herren von Ahaus. |
1391 |
Ahaus erhält die Stadtrechte. |
1406 |
Die Herrschaft Ahaus kommt in den Besitz der Bischöfe von Münster und diese nutzen sie als Residenz. Zu dieser Zeit hat mit Sicherheit bereits eine Wasserburg bestanden. |
1569 |
Während des niederländisch-spanischen Krieges wird Burg Ahaus eingenommen und geplündert. |
1678 |
Der als ‘Kanonenbischof’ bekannt gewordene Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen stirbt auf der Residenz Ahaus. |
1689-95 |
Die alte Wasserburg wird vollständig abgerissen. Neubau eines Schlosses im flämischen Barockstil durch Ambrosius von Oelde im Auftrag von Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg. |
1757 |
Im Siebenjährigen Krieg wird Schloss Ahaus von französischen Truppen schwer beschädigt und erneut geplündert. |
1763-67 |
Wiederaufbau und Modernisierung insbesondere der Parkseite durch Johann Conrad Schlaun. |
1829 |
Kauf des Schlosses durch den Amsterdamer Kaufmann Hermann Oldenkott. Fortan diente das Gebäude als Tabakfabrik, die Kapelle im Erdgeschoss als Lagerraum. Die Fabrik befand sich hier bis 1945. |
1945 |
Während des Zweiten Weltkrieges brannte das Schloss völlig aus, wurde aber schon bald darauf in den ursprünglichen Zustand wiederhergestellt. |
1996 |
Nach einer umfassenden Renovierung wird der neu gestaltete Fürstensaal wieder eröffnet. |
Bei der auf dem Marktplatz stehenden Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt prallen Altertum und Moderne aufeinander. Die ursprüngliche katholische Pfarrkirche wurde im Mittelalter errichtet. Von ihr ist aber lediglich der hohe Glockenturm erhalten. Das heutige Kirchengebäude stammt aus dem Jahr 1966. Die modernen bunten Glasfenster verschaffen dem Kircheninneren eine besondere und helle Atmosphäre.
In Ahaus hatte es bis in das 19. Jahrhundert kein evangelisches Kirchengebäude gegeben. Man traf sich in privaten Häusern, um den Gottesdienst abzuhalten. Erst 1879 bekam die evangelische Gemeinde ihre erste Kirche. Diese wurde aber während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und in den 50er Jahren stark verändert wieder aufgebaut.
Krefters Spieker ist ein Getreidespeicher aus dem Jahre 1793. Er gehörte zum Gutshof ‚Hof zum Ahaus’, der bereits im Mittelalter bestanden hat. Im Jahre 1912 ging der historische Hof in den Besitz der Familie Kefter über. Im Krieg wurde das Hauptgebäude so stark beschädigt, dass es durch einen neuen Bauernhof ersetzt wurde. Aber auch dieser wurde 40 Jahre später abgerissen, so dass nur der alte Spieker erhalten blieb.
In Wüllen, einem südwestlich des Stadtkernes gelegener Ortsteil, befindet sich die Pfarrkirche St. Andreas. Die Fundamente der Kirche entstammen bereits dem 9. Jahrhundert, der heutige Kirchenbau wurde im Wesentlichen im Jahre 1473 fertig gestellt. Der Wehrturm stammt aber bereits aus dem 12. Jahrhundert. Die Gestaltung des Kircheninneren entstammt der Neuzeit.
Die Quantwicker Mühle liegt direkt an der 100-Schlösser-Route südwestlich von Ahaus. Die auf achteckigem Grundriss stehende Mühle holländischer Bauart wurde 1835 errichtet, erhielt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zur Unterstützung der Wirtschaftlichkeit einen Motor und ist auch heute noch funktionsfähig.
Heek
as in den Dinkeldünungen eingebettete Heek besteht aus den beiden Dörfern Heek und Nienborg, die im Jahre 1969 zur Gemeinde zusammengefasst wurden. In Nienborg befinden sich die Reste einer mittelalterlichen Burganlage, von der aus der Handelsweg zwischen Münster und Deventer gesichert werden sollte. Die drei erhaltenen stolzen Burgmannshäuser zeugen von dieser Zeit. Das bedeutendste Gebäude des Dorfes Heek ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende Pfarrkirche St. Ludgerus mit ihrem spätromanischen Portal.
Sehenswertes:
Von der einst mächtigen fürstbischöflichen Burg aus dem 12. Jahrhundert hat sich nicht viel erhalten. Einst sollte von ihr aus der wichtige Handelsweg zwischen Münster und Deventer gesichert werden. Nach einer wechselhaften Geschichte mit Blütezeiten im Mittelalter und gegen Ende des 17. Jahrhundert sowie Zeiten des Verfalls während des 30jährigen Krieges nimmt die strategische Bedeutung der Burg und die politische Bedeutung der ehemaligen Stadt immer mehr ab und so wurde die Nienborg im 18. Jahrhundert fast vollständig abgetragen. Man erreicht den Burgplatz über ein kleines Strässchen, das durch das noch erhaltene Torhaus aus dem 14. Jahrhundert auf die Festungshöhe führt. Neben dem Torhaus sind noch die drei Burgmannshöfen erhalten, die neugotische Heilig-Kreuz-Kirche wurde erst 1907 geweiht.
Hinter der Szenerie: Der wilde Bernd
Der wilde Bernd war eigentlich ein verachteter Wilderer und Wilddieb. Aber als zu der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Truppen gegen die Nienborg aufmarschierten, warnte der wilde Bernd die Burgherren frühzeitig, so dass sich diese auf den bevorstehenden Angriff vorbereiten konnten. Doch das alles nutzte nichts, und Nienborg war kurz davor, zu fallen. Da zielte der im schießen erfahrene wilde Bernd auf den Anführer des Heeres und verwundete diesen tödlich. Die feindlichen Soldaten ergriffen daraufhin die Flucht und die Nienborg verblieb uneingenommen. Aus Dankbarkeit gewährten ihm die Burgmänner drei Wünsche. Er wählte freies Fischen, freies Jagen und freies Schießen. So konnte er seine Wildereien legalisieren und erwuchs zur Nienborger Symbolfigur für das Streben nach Freiheit und Gleichberechtigung. Eine Bronze vor dem Torhaus der Nienborg erinnert noch heute an den wilden Bernd.
Geschichtlicher Ablauf
1198 |
Bau der Nienborg als die ‘Neue Burg’ durch den Fürstbischof Herrmann II. zu Münster. |
um 1300 |
Die Burgkapelle der Nienborg wird zur Pfarrkirche. |
1308 |
Erstmalige urkundliche Erwähnung eines der Burg vorgelagerten Dorfes. |
1345 |
Bau des Burgmannshauses ‘Hof von Heiden’, wahrscheinlich durch Heidenreich von Sasse. Von dem ursprünglichen Bau sind noch Teile erhalten. |
15. Jhd. |
Das Burgmannshaus ‘Haus Keppelborg’ entsteht mit seinem Dreistaffelgiebel im Süden der Burganlage. |
1554 |
Bau des Burgmannshauses ‘Haus von Raesfeld’, auch ‘Langes Haus’ genannt, durch Goswin von Raesfeld. |
1593 |
Großbrand im Ort Nienborg während des Spanisch-Niederländiscehn Krieges. Nahezu das gesamte Dorf und die Burg wurden Opfer des Flammenmeeres. |
Um 1600 |
Die Burg wird wieder aufgebaut. |
1618-48 |
Während des 30jährigen Krieges leidet die Nienborg sehr unter den andauernden Kämpfen und beginnt zu verfallen. |
1692 |
Durch die Blüte der Textilindustrie wächst der Ort und wird durch Niestadt erweitert. |
18. Jhd. |
Die Burg wird fast vollständig abgetragen. Neben den Burgmannshäusern blieb nur das Torhaus aus dem 14. Jahrhundert erhalten. |
1809 |
Die Stadtverfassung wird wieder aufgehoben. Heute ist Nieborg nur noch ein Ortsteil der Gemeinde Heek. |
1812 |
Die Burgmannenkorparation wird aufgehoben. |
19. Jhd. |
Im Zuge der Bedeutungsabnahme Nienborgs wurden auch die Befestigungsanlagen der Burg abgetragen. |
Die Nienborg besaß innerhalb ihrer Festungsmauern insgesamt drei Burgmannshöfe, von denen das Hohe Haus, auch ‘Haus von Heiden’ sowie zwischenzeitlich ‘Erbdrostenhof’ und ‘einzige Steinhaus’ genannt, das Älteste und Imposanteste ist. Der Kern des Hauses stammt aus dem 14. Jahrhundert. Das heutige äußere Erscheinungsbild erhielt es um das Jahr 1600. Das wahrlich hoch erscheinende zweistöckige Gebäude, dass die gesamte Burganlage überragt, besitzt zwei Dreistaffelgiebel mit Halbkreisaufsätzen, die typischen Münsterländer Schmuckelemente der Renaissancezeit. In den Nebengebäuden des Herrenhauses wurden exklusive Gästehäuser errichtet.
Geschichtlicher Ablauf
1198 |
Bau der Nienborg als die ‘Neue Burg’ durch den Fürstbischof Herrmann II. zu Münster. |
1345 |
Erbauung des Burgmannshauses ‘Hof von Heiden’ wahrscheinlich durch Heidenreich von Sasse. Von dem ursprünglichen Bau sind noch Teile erhalten. |
15. Jhd. |
Der Besitz wechselte zunächst an die Familie von Münster, später an die Familie von Raesfeld. |
1554 |
Das Burgmannshaus ‘Haus von Raesfeld’, auch ‘Langes Haus’ bezeichnet, entsteht in unmittelbarer Nähe zum ‘Hohen Haus’. |
1593 |
Ein Großbrand zerstört den Ort Nienborg fast vollständig. Wahrscheinlich wird auch das Hohe Haus stark in Mitleidenschaft gezogen. |
Um 1600 |
Ausbau des Hohen Hauses im Stil der Renaissance mit Dreistaffelgiebel und Halbkreisaufsätzen zu seiner jetzigen Form durch die Familie Torek. |
1618-48 |
Während des 30jährigen Krieges leidet die Nienborg sehr unter den andauernden Kämpfen und beginnt zu verfallen. |
1812 |
Die Burgmannenkorparation wird aufgehoben. |
1813 |
Verkauf des Hohen Hauses vom Erbdrosten Reichsfreiherr Droste zu Vischering an die hier ansässigen Tuchmacher Johan Bernd Schwietering und Bernard Johan Fransbach. |
1834 |
Verkauf an Theodor von Heyden, der in den Räumlichkeiten die Geschäftsräume des Landratsamtes einrichtete. |
1905-16 |
Die durch Erbschaft in den Besitz des Hohen Hauses gekommene Familie von Bönninghausen nutzt das Gebäude als Wohnhaus. |
1939-45 |
Während des Zweiten Weltkrieges wird das Burgmannshaus verschieden genutzt: als Kindergarten, als Heim der Hitler-Jugend, als Polizeistation und als Lager für Vertriebene aus Ostdeutschland. |
1957-66 |
Umfangreiche Renovierungsarbeiten |
Das Haus ist heute Besitztum des Barons von Bönninghausen. |
Das ‘Lange Haus’ ist der zentralste Burgmannshof auf der ehemaligen Nienborg und steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum ‘Hohen Haus’. Die Gegensätze im äußeren Erscheinungsbild könnten unterschiedlicher nicht sein. Während das ‘Hohe Haus’ durch seine erhabene Mächtigkeit und seinen Renaissancestil besticht, handelt es sich beim ‘Langen Haus’ um ein eher schlichtes, zweistöckiges langestrecktes Gebäude. Der auch ‘Raesfelder Hof’, ‘Delwisches Haus’ oder später auch ‘Amtshaus’ genannte Burgmannshof stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber in den folgenden Jahrhunderten immer wieder verändert und umgebaut. Lange wurde das Gebäude als Amtshaus genutzt, heute befindet sich in den Räumlichkeiten die Landesmusikakademie Heek-Nienborg. Nach Voranmeldung kann das Lange Haus besichtigt werden.
Geschichtlicher Ablauf
1198 |
Bau der Nienborg als die ‘Neue Burg’ durch den Fürstbischof Herrmann II. zu Münster. |
1554 |
Bau des Burgmannshauses ‘Haus von Raesfeld’, auch ‘Langes Haus’ genannt, durch Goswin von Raesfeld. |
1618-48 |
Während des 30jährigen Krieges leidet die Nienborg sehr unter den andauernden Kämpfen und beginnt zu verfallen. |
1720 |
Verkauf an den Holländer Reinhard von Reede. |
19. Jhd. |
Als Besitzer ist zunächst die Familie Delwig zu Nienborg, später der Landrat Theodor von Heyden nachweisbar. |
1812 |
Die Burgmannenkooperation wird aufgehoben. |
1882 |
Nachdem Otto von Heyden das Lange Haus für 6000 Mark der Gemeinde Nienborg überlassen hatte, werden in den Räumlichkeiten die Amtsverwaltung, zwei Klassenräume der Nienborger Schule, sowie Wohnungen für Lehrer und den Amtsmann eingerichtet. |
1974 |
Die Amtsverwaltung zieht nach Heek um. |
1989 |
Nach einer Restaurierung wird das Gebäude heute von der Landesmusikakademie Heek-Nienburg genutzt. |
Im Südwesten der ehemaligen Nienborg liegt, leicht versteckt, der Burgmannshof von Keppel, auch ‘Keppelborg’ genannt. Das zweiflüglige Gebäude besitzt einen schlichten Dreistaffelgiebel und befindet sich noch immer im privaten Besitz. Erbaut wurde es im 15. oder 16. Jahrhundert als Teil der alten Burgmauer. Umfangreiche Umbauarbeiten Anfang des 18. Jahrhunderts prägen das äußere Erscheinungsbild des heutigen Hauses. Seit dem Jahre 2008 besitzt das Herrenhaus vier exklusive Hotelzimmer im Obergeschoss.
Geschichtlicher Ablauf
15./16.Jhd. |
Der Burgmannshof Keppelborg entsteht als Teil der Burgmauer der ehemaligen Nienborg. |
1702 |
Umfangreiche Umbauarbeiten durch Dietrich Otto von Keppel und seiner Frau Chatarina Alexandrina von Schwansbell. |
1722 |
Durch Heirat fällt der Burgmannshof an die Familie von Heyden. |
1977 |
Übernahme der Keppelborg durch die Familie vom Hove. |
Das Haus Horst, manchmal auch Haus Keppelhorst genannt, ist ein zweistöckiger, schmuckloser Renaissancebau aus dem 17. Jahrhundert. Das Herrenhaus liegt unmittelbar an einer Gräfte, die aus der Ahauser Aa gespeist wird. Der Adelssitz wurde durch den Nienborger Burgmann Jakob von Keppel und seiner Frau Elsebe von Münster um 1580 gegründet und befindet sich heute im Privatbesitz. Die Anlage ist dennoch von den vorbeiführenden Wegen gut einsehbar.
Die St. Ludgerus-Kirche in Heek hat bereits im 13. Jahrhundert Jahrhundert bestanden. Die Kirche soll an der Stelle erbaut worden sein, an der der hl. Liudger um 800 eine Eiche fällte. Von dem ursprünglichen Kirchenbau hat sich jedoch nur das Langhaus aus Bruchstein erhalten. 1823 erhielt die Pfarrkirche einen neuen Turm, im letzten Jahrhundert wurden moderne Anbauten hinzugefügt. Sehenswert ist das spätromanische Portal an der Kirchensüdseite.
Die neugotische Heilig-Kreuz-Kirche von Nienborg entstand im Bereich der alten Festungsanlage und wurde 1907 geweiht. Die großen, farbig bemalten Fenster verleihen der Pfarrkirche eine besondere und eigene Atmosphäre. Sehenswert ist die Pietà, eine Skulptur aus Baumberger Sandstein aus dem Jahre 1407.
Die mittelalterliche Fürstbischöfliche Kornwassermühle zu Nienborg und die Ende des 14. Jahrhunderts entstandene Ölmühle galten seinerzeit als die bedeutendsten Mühlen der Region. Nach 1984 diente die Mühle zwischenzeitlich dem Heimatverein Nienborg als Heimatstube, heute befindet sie sich im privaten Besitz.
Legden
ie Gemeinde Legden besteht aus den beiden Dörfern Legden und Asbeck und genießt als Dahliendorf einen überregional bekannten Ruf. Grund dafür sind die im Spätsommer üppig bunt blühenden prächtigen Dalienfelder. Alle drei Jahre findet mit dem Dalien-Kinder-Blumenkorso ein Umzugsspektakel statt, das von unzähligen Schaulustigen bestaunt wird. Im Dorf Legden ist der alte Ortskern Busshook mit seinen Häusern von Hülst und Weßling sowie der mächtigen Pfarrkirche St. Brigida sehenswert, in Asbeck fühlt man sich beim Besuch des Stiftsdorfes in die mittelalterliche Zeit zurückversetzt. Mit Haus Egelborg besitzt die Gemeinde ein weiteres besonderes Kleinod.
Sehenswertes:
Das Haus Asbeck, im gleichnamigen Orsteil Legdens gelegen, ist ein ehemaliger Adelssitz der Herren von Asbeck. Der erstmals urkundlich im Jahre 1154 erwähnte Hof gehörte zeitweilig zum Stift Mauritz. Heute dient er einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Am Oberlauf der Dinkel befanden sich einmal drei Wasserburgen. Mit dem Haus Egelborg hat sich eine besonders sehenswerte Schlossanlage erhalten. Die ursprüngliche Anlage bestand bereits im 14. Jahrhundert. Das heutige zweiflügelige Herrenhaus entstammt zwei verschiedenen Bauepochen. Der kleinere Nordflügel mit seinem sechseckigen Treppentürmchen entstand im Stil der niederländischen Renaissance im 16. Jahrhundert, der rechtwinklig dazu stehende Westflügel mit seiner geschwungenen Freitreppe entstammt dem Barock des 18. Jahrhunderts. Die Vorburg schließlich wurde erst im 19. Jahrhundert im Stil der Neogotik erschaffen. Da mit rotem Backstein jeweils das gleiche Baumaterial benutzt wurde, wirkt der Epochenmix nicht unharmonisch. Außerhalb der doppelte Gräfte führt ein Weg um das Schloss herum, der einen guten Überblick über diese verträumte Anlage gestattet.
Geschichtlicher Ablauf
1389 |
Erstmalige Erwähnung einer Wasserburg. |
1400 |
Verkauf der Burganlage durch die Herren von Were an die Herren von Billerbeck. |
1470 |
Ausbau der Befestigungsanlage. |
1559 |
Bau des Nordflügels mit dem Treppenturm im Stil der niederländischen Renaissance. |
1662 |
Durch Heirat übernimmt Ritter Jobst von Oer-Nottbeck das Anwesen. |
1668 |
Abbruch der Vorburg. |
1710-14 |
Bau des Westflügels im frühbarocken Stil. |
18. Jhd. |
Vorübergehen bestand eine barocke Gartenanlage mit Statuen und einem Taubenhaus. |
1832 |
Bau von Stall- und Wohngebäuden. |
1866 |
Neuaufbau der Vorburg im neugotischen Stil. |
1901 |
Errichtung weiterer Wirtschaftsgebäude. |
1907 |
Erneuerung der Mühle und der Stauanlage. |
Im alten Ortskern von Legden, Busshook, stehen noch beachtliche Patrizierhäuser. Das Haus von Hülst stammt aus dem Jahre 1677. Der rote einstöckige Backsteinbau mit seiner Sandsteingliederung besitzt einen geschwungenen Stufengiebel und befindet sich in privatem Besitz. Davor steht noch ein alter, liebevoll restaurierter Speicher.
Mit dem Stiftsdorf Asbeck gibt es in der Gemeinde Legden eine besondere Sehenswürdigkeit. Im 12. Jahrhundert hatte der Bischof von Münster in Asbeck ein Doppelkloster gegründet, welches er nach der Lebensweise des Prämonstratenserordens ausrichtete. Als Doppelkloster bestand es bis 1173, danach wurde es ein reiner Damenstift für freiweltliche, adlige Frauen. Das Kloster wurde zwar im Zuge der Sekukarisierung im Jahre 1805 aufgehoben, aber die Äbtissin und zehn weitere Damen weigerten sich zunächst, auszuziehen. Erst 1811 wurde der Stift endgültig geschlossen. Bis zum Jahre 1902 wurden dann die meisten Gebäude abgebrochen. Erhalten blieb das Torhaus, die so genannte Hunnenporte und das Dormitorium. Das Dormitorium stammt aus der Zeit um 1200 und gilt damit als das älteste Profangebäude der Region. Es diente den Stiftsdamen als Schlafsaal. Heute wird hier die Stiftsdokumentation präsentiert. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte westfälischer Damenstifte. Einen besonderen Blickfang bietet der zweigeschossige Kreuzgang des Klosters. Die Säulen waren nach der Schließung des Stiftes nach Münster verbracht worden, wo sie im Diözesanmuseum eingebaut wurden. Als dieses 1966 abgerissen wurde, kehrten die Säulen nach Asbeck zurück. Im Jahre 2005 endlich wurde der Kreuzgang in alter Pracht wiederhergestellt.
Durch den Einsatz des Heimatvereins wurden zwei Spieker und die Mühle wieder aufgebaut, so dass der Charakter des alten Klosterdorfes wieder erlebbar geworden ist.
Die Pfarrkirche St. Brigida wurde auf dem höchsten Punkt der Gemeinde Legden errichtet. So ist die Kirche mit ihren zwei mächtigen kupfergedeckten Türmen weithin sichtbar. Die heutige dreischiffige Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im romanischen Stil als wehrhafte Kirchenburg errichtet. Die heutigen Türme allerdings ersetzten erst 1906 einen wehrhaften Turm aus dem Mittelalter. Bereits vorher hatte an dieser Stelle eine einschiffige Saalkirche aus der Zeit um 1100 gestanden, die aber wohl abbrannte und durch den heutigen Kirchenbau ersetzt wurde. Die Pfarrkirche besitzt das älteste erhaltene Buntglas-Brandfenster des nordwestdeutschen Raumes. Es stammt aus der Zeit um 1230/40 und stellt den Stammbau Jesu Christi dar.
Im Rosendahler Ortsteil Holtwick, südöstlich von Legden, befindet sich der drittgrößte Findling des Münsterlandes, das so genannte Holtwicker Ei. Umgangssprachlich wird der Granitzklotz ‚Alter Schwede’ genannt. Der ovale Granitstein ist etwa 1,8 m hoch und wurde während der Saale-Eiszeit vor etwa 240.000 Jahren von Gletschern aus dem Bereich des heutigen Südschweden an seine heutige Position verschoben. Man schätzt den Koloss auf ein Gewicht von 300 Zentner. Möglicherweise befindet er sich insgesamt noch 3m tief in der Erde. Hinter der Szenerie: Des Teufels Stein Als sich das Christentum im Münsterland so rasant ausbreitete, und überall neue Kirchen entstanden, da schäumte der Teufel vor Wut und wollte die Kirchen mit Steinen zerschmettern. So nahm er sich einen großen Stein, stopfte ihn sich in den Ärmel und stapfte durch die Sumpflandschaft. Doch ein großer Wald hielt ihn auf. Als er die Bäume zur Seite drücken wollte, hinderte ihn der schwere Stein. Er fluchte furchtbar und schrie: ‚Holt wiek oder ick schmied!’ (Holz weiche oder ich schmeiße) und schleuderte den Stein gegen die nächste Kirche. Doch der Stein verfehlte weit das neu errichtete Gotteshaus und blieb tief im Boden stecken, wo ihn seit dem kein Mensch seit dem verrücken konnte. Die Ortschaft aber bekam daraufhin den Namen ‚Holtwick’.
Rosendahl
osendahl ist eine Gemeinde, die 1969 aus dem Zusammenschluss der zuvor selbstständigen Dörfer Darfeld und Osterwick hervorging. Im Jahre 1975 kam auch das Dorf Holtwick hinzu. Der Name Rosendahl bezeichnete zuvor eine wenig bekannte Gemarkung zwischen den Dörfern Darfeld und Osterwick und diente als Kunstgriff für einen neu zu bildenden Gemeindenamen. Die Dörfer besitzen immer noch ihre eigene Identität und es gibt eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Insbesondere das Schloss Darfeld mit seinen doppelstöckigen venezianischen Bogenhallen und das ehemalige Kloster und heutige Schloss Valar mit seiner klassizistischen Fassade lohnen einen Besuch.
Sehenswertes:
Schloss Valar erinnert in keiner Weise mehr daran, dass sich hier vor gut 200 Jahren noch ein Kloster befand. Nach größeren Abriss- und Umbauarbeiten entstand eine der wenigen klassizistischen Schlossfassaden im Münsterland. Der Bauwille des Adels war nach den napoleonischen Kriegen im 19. Jahrhundert sicht mehr besonders groß, auch befürchtete man das Aufbegehren des Volkes gegen die Macht und den Prunk des Adels. So kann die von Adolf von Vagedes erschaffene Ostfront als die schönste und aufwendigste klassizistische Arbeit an einem Schloss im Münsterland gelten. Eine seenartig verbreiterte Gräfte umfließt die Residenz an der Ostseite und sorgt für einen harmonisch verträumten Gesamteindruck. Ein kleiner Park schließt sich außerhalb der Gräfte an die Schlossanlage an. Das Schloss Valar wird vom Fürsten von Salm-Horstmar bewohnt und kann daher nicht betreten werden.
Geschichtlicher Ablauf
11. Jhd. |
Die Ursprünge des Schlosses liegen im Dunkeln, es muss jedoch hier an dieser Stelle bereits vor dem 12. Jahrhundert einen Oberhof mit einer Kirche gegeben haben, der sich im Besitz der Grafen von Cappenberg befand. Im 11. Jahrhundert wird ein Haupthof urkundlich erwähnt, dessen Besitzer eine Edelfrau namens Reimod, vermutlich eine Verwandte der Grafen von Cappenberg, war. |
1121 |
Nachdem Graf Otto von Cappenberg den Gründer des Prämonstratenserordens, Norbert von Xanten, kennen gelernt hatte, stiftete er den Familienstammsitz, Burg Cappenberg, dem Orden. |
1126 |
Auch Schloss Valar wird an den Prämonstratenserordens übergeben. Nur Adlige wurden aufgenommen. So wurde das Kloster zum Auffangbecken von letztgeborenen Mitgliedern fürstlicher Familien und gewann so schnell an Macht und Einfluß. |
1687-1709 |
Die Propstei entsteht. Von ihr sind heute nur noch Süd- und Ostflügel erhalten. |
1803 |
Mit dem Reichsdeputationshauptausschuß wurde das Kloster aufgelöst und der Besitz den Wild- und Rheingrafen vom Salm-Grumbach, die später den Titel Fürsten von Salm Horstmar erhielten, übereignet. Die Familie ist noch heute im Besitz des Schlosses. |
1821 |
In der Folgezeit wurden große Teile des ehemaligen Klosters, wie Kirche und Kreuzgang, niedergerissen. Erhalten blieben lediglich der Westtrakt und der Südflügel mit dem so genannten „Rittersaal“. |
1828 |
Unter der architektonischen Leitung von Adolf von Vagedes entstand die Ostfront des klassizistischen Gebäudes. |
1896 |
Treppenbau im neubarocken Stil an der Hofinnenseite. Das Schloss erhielt ein Mansardendach. |
1921 |
Abbruch des ehemaligen „Rittersaales“, der durch einen Neubau ersetzt wurde. |
Im Vergleich zu anderen Schlössern im Münsterland fällt Schloss Darfeld völlig aus dem Rahmen. Erbaut wurde es im venezianischen Stil Anfang des 16. Jahrhunderts. Besonders die markanten Arkardengänge fallen ins Auge. Schloss Darfeld wurde aus rein repräsentativen Gründen erbaut, blieb aber ein Torso. Geplant vom Architekten und Bildhauer Gerhard Gröninger als Achtflügelanlage mit vier Türmen, wurden aber nur zwei Flügel fertig gestellt. Es war zum heftigen Streit zwischen Gröninger und dem Bauherren Ritter Jobst von Vörden gekommen, und so blieb der Schlossbau unvollendet. Trotzdem ist Schloss Darfeld mit seiner südländischen Leichtigkeit ein wahres architektonisches Schmuckstück. Das barocke Gartenhäuschen im Schlossgarten, die Antoinettenburg, wurde von Johann Conrad Schlaun im Jahre 1767 erschaffen. Von den umherlaufenden Wegen kann man die privat bewohnte Schlossanlage gut einsehen. Hinter der Szererie: Die 1863 geborene Ordensschwester Maria vom Göttlichen Herzen, geborene Gräfin Droste zu Vischering verbrachte ihre gesamte Kindheit und Jugend auf Schloss Darfeld. Sie wurde 1975 durch Papst VI. selig gesprochen.
Geschichtlicher Ablauf
13. Jhd. |
Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts war das Haus Darfeld der Dienstadelssitz der Herren von Darfeld. Dann wurde die Anlage an die Herren von Vörden vererbt. |
1612-16 |
Jobst von Vörden veranlasst den Neubau durch den münsteraner Baumeister und Bildhauer Gerhard Gröninger. Von der ursprünglich geplanten pompösen Acht-Flügel-Anlage wurden jedoch nur zwei fertiggestellt. Nach einem unversöhnlichen Streit zwischen Architekten und Bauherren blieb das Schloss Darfeld unvollendet. Wegen finanzieller Probleme übergab Jobst wenig später seinem Bruder Heinrich. |
1651 |
Verkauf an den Grafen Adrian von Flodorf, der Schloss Darfeld aber bald schon dem Bischof von Münster überließ. |
1680 |
Übernahme des Schlosses durch die Familie Droste zu Vischering, die bald darauf von der Burg Vischering nach Darfeld übersiedelte. |
1767 |
Bau der Antoinettenburg als barockes Gartenhäuschen im Schlossgarten durch Johann Conrad Schlaun. |
1873 |
Nach den Plänen von Hilger Hertel, dem Älteren entsteht die Kapelle als Anbau. |
1899 |
Durch einen Brand wird das Schloss weitgehend zerstört. |
1902-04 |
Wiederaufbau teils orginalgetreu, teils im Stil der Neorenaissance durch Hermann Schaedler. |
Das Schloss Darfeld befindet sich immer noch im Besitz vom Drosten zu Vischering und ist privat von der Familie bewohnt. |
Verträumt am Wegesrand liegen die Reste des Hauses Burlo. Von der alten Klosteranlage, die der Säkularisation zum Opfer fiel, sind lediglich das alte Brauhaus auf dem Hof Laukötter und die restaurierte alte Wassermühle erhalten.
Geschichtlicher Ablauf
14. Jhd. |
Der Burgmann Konrad von Strick zu Horstmar gründet Haus Burlo als Wilhelmitenkloster. |
1448 |
Umwandlung in ein Zisterzienserkloster. |
1803 |
Im Zuge des Reichsdeputationshauptausschusses wird das Kloster aufgelöst. |
Die Gebäude existieren heute, bis auf das Brauhaus und die alte Wassermühle, nicht mehr. |
Etwas abseits der Route befindet sich der alte Gräftenhof von Haus Rockel. Besonders imposant erscheint das mächtige Torhaus aus rotem Backstein mit seinen Schießscharten. Die früher auch Valckenburg genannte Anlage gehört einem Zweig der Familie Droste zu Vischering.
Im Jahre 1878 wurde eine Eisenbahnlinie eröffnet, die Oberhausen mit Rheine verband. Auch das Dorf Darfeld bekam so seinen Bahnhof. Nach über 100 Jahren aber wurde die Strecke stillgelegt. Heute dient das historische Bahnhofsgebäude als Kulturzentrum. Unter dem Motto ‚Kultur im Wartesaal’ finden hier wechselnde Ausstellungen statt. Ein Bühnensaal wurde eingerichtet, der insgesamt 120 Zuschauern Platz bietet. Er wird für Lesungen und niederdeutsche Theateraufführungen der ‚Spielschar Darfeld’ genutzt.
Im Dorf Osterwick, nordöstlich des ehemaligen Klosters Valar, befindet sich die mächtig wirkende Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian. Der mittelalterliche Kernbau mit einem romanischem Längshaus und gotischem Treppengiebel aus dem 13. Jahrhundert ist immer noch erhalten, wurde aber um 1900 noch einmal erheblich im neuromanischem Stil erweitert. Das äußere Erscheinungsbild änderte sich durch diese Umbauarbeiten vollständig. Der Sandsteinbau bekam eine große Kuppel aufgesetzt und ein neues Querschiff entstand. Auch die 30 m hohen Doppeltürme im Westen des Gotteshauses stammen aus dieser Bauperiode. Die Dächer von Kuppel und Türmen sind mit grau-grüner Patina überzogen und verleihen der Kirche etwas Erhabenes. Teile der Inneneinrichtung, wie Kruzifix und Kronleuchter, stammen noch aus dem Kloster Valar.
Bereits von weitem sichtbar ist die alte Windmühle des Dorfes Höpingen, nordöstlich von Darfeld. Sie stammt bereits aus dem frühen 18. Jahrhundert, ist aber seit langer Zeit schon nicht mehr im Betrieb. Heute wird die denkmalgeschützte Anlage privat bewohnt.
Das Heimathaus im Rosendahler Ortsteil Holtwick ist in einem ehemaligen Ackerbürgerhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts untergebracht. Es gehört zur alten Kirchringbebauung des Ortskernes und ist als einziges seiner Art im ursprünglichen Zustand erhalten. Ackerbürger nannte man zu Beginn des 19. Jahrhundert diejenigen, die bereits einem Handwerk oder einem anderen Gewerbe nachgingen, nebenbei aber auch zur Ernährung der Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb führten. Diese Lebensform war zu dieser Zeit durchaus üblich. Die Räumlichkeiten des Heimathauses vermitteln noch heute einen guten Eindruck, wie die Ackerbürger damals lebten.
Das Torhaus von Haus Holtwick ist das älteste Gebäude des Dorfes Holtwick. Das 1670 errichtete Gebäude gehörte zu einem alten Gräftengutshof, dessen Geschichte bis in das 9. Jahrhundert zurückgeht und der dem Dorf seinen Namen gab. Von der einstigen burgähnlichen Anlage ist nur noch das Torhaus erhalten. Es ist heute das Wahrzeichen von Holtwick und beherbergt seit 2004 eine Begegnungsstätte.
Im Rosendahler Ortsteil Holtwick, südöstlich von Legden, befindet sich der drittgrößte Findling des Münsterlandes, das so genannte Holtwicker Ei. Umgangssprachlich wird der Granitzklotz ‚Alter Schwede’ genannt. Der ovale Granitstein ist etwa 1,8 m hoch und wurde während der Saale-Eiszeit vor etwa 240.000 Jahren von Gletschern aus dem Bereich des heutigen Südschweden an seine heutige Position verschoben. Man schätzt den Koloss auf ein Gewicht von 300 Zentner. Möglicherweise befindet er sich insgesamt noch 3m tief in der Erde.
Die Barenborg nahe dem Dorf Holtwick ist eine der besterhaltenen Turmhügelburen im Münsterland und ist ein Bodendenkmal geschützt. Turmhügelburgen sind die Vorläufer der später im Münsterland errichteten Wasserburgen. Sie bestanden zumeist aus einem von einer Gräfte und einem Erdwall gesicherten Wehr- und Wohnturm aus Stein, der auf einer aufgeschütteten Motte errichtet wurde. Über die Geschichte der Barenborg kann nur spekuliert werden. Es wird vermutet, dass sie den Herren von Ahaus diente und durch den Bischof von Münster Ende des 14. Jahrhunderts zerstört wurde. Der noch erhaltene Turmhügel ist drei Meter hoch und ungefähr 25 m breit. Er wurde zweifach von einer Gräfte umgeben. Zwischen den Wassergräben befand sich ein weiterer schützender Erdwall.
Die Vechte entspringt im Münsterland und mündet nach ungefähr 180 Kilometern im niederländischen Zwolle als ‚ Oberijsseler Vecht‘ in das Zwaarte Water, die zum Wassersystem der Ijssel gehört – soweit die nüchterne Betrachtungsweise. Wo die eigentliche Quelle der Vechte liegt, ist nicht ganz so eindeutig, denn der Rockeler Mühlenbach der nach vier Kilometern in die Darfelder Vechte mündet, ist eigentlich der viel größere Quellfluss. Eine andere Definition beschreibt den Anfang der Vechte bei Eggerode, wo der Rockeler Mühlenbach und der Buloer Bach zusammenfließen – eine schwierige Frage, die schon sein Jahrhunderten diskutiert wird!
Tatsache aber ist, dass heute die Quelle am Ortsrand von Darfeld in der Gemeinde von Rosendahl als die ‚eigentliche Quelle‘ angesehen wird. Diese ist auch gut zugänglich, da sie sich direkt an einem asphaltierten Wirtschaftsweg befindet. Und an dieser Stelle startet auch der Radfernweg ‚Vechtetalroute‘ (niederländisch: Vechtdalroute LF16) seinen 225 Kilometer langen Weg zur Mündung nach Zwolle.
Radrouten die durch Rosendahl führen:
100 Schlösser Route – Westkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
Sandsteinroute
Vechtetalroute
Aalten Dinxperlo
inxperlo ist ein Grenzort in den Niederlanden in der Provinz Gelderland und grenzt an die deutsche Stadt Bocholt. Seit der Gemeindereform 2005 hat Dinxperlo seinen Status als eigenständige Gemeinde verloren und gehört nun zu Aalten. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges verläuft die Deutsch-Niederländische Grenze mitten durch den Ort längs einer Strasse. Früher gab es auf dieser Strasse einen hohen Absperrzaun, der Dinxperlo von Suderwick, einem Stadtteil von Bocholt trennte. Seit dem Wegfall der Grenzkontrollen ist die Grenze nur noch durch gelbe Kreuze markiert. Die Autos fahren auf der niederländischen Seite auf dem ‚Heelweg’, der Bürgersteig gehört zu Deutschland, hier nennt sich die Straße ‚Hellweg’, und als Radfahrer fährt man exakt auf der Grenze entlang. In welchem Staat man sich gerade befindet, lässt sich nur an den Verkehrsschildern, den Nummernschildern der Autos in den Vorgärten oder an der Bauweise der Häuser erahnen. Dinxperlo besitzt die erste deutsch-niederländische Polizeistation, ein deutsch-niederländisches Altersheim verbindet mittels einer überdachten Brücke über den Hellweg die beiden Häuser, die sich in verschiedenen Staaten befinden. Im Grenslandmuseum am Markt wird die ungewöhnliche Geschichte der Grenze zwischen Dinxperlo und Suderwick aufgearbeitet.
Sehenswertes:
Am Marktplatz von Dinxperlo befindet sich das älteste Gebäude des Ortes. Das Fachwerkhäuschen wurde im Jahre 1787 errichtet und beherbergt heute das Grenzlandmuseum. Hier erfährt man alles über das Leben und die Arbeit in der Grenzstadt, über die Entwicklung der Zöllneruniformen und über den grenzüberschreitenden Schleichhandel und mit seinen ausgefeilten Schmugglertricks.
Im Industriegebiet von Dinxperlo findet man die kleinste Kirche der Niederlande. Als solche wurde sie auch in das Guiness-Buch der Rekorde aufgenommen. Sie misst in Länge und Breite lediglich 4,33 x 3,75 Metern und besitzt damit eine Grundfläche von 16,44 m². De Rietstap wird allerdings nicht mehr als Kirche genutzt, sondern nur noch für (kleine) Ausstellungen.