Havelland Radweg

G

roße Waldgebiete, weite Felder und Wiesen in einer dünn besiedelten Region: das ist das Havelland westlich von Berlin. Eine beschauliche und ruhige Landschaft, die von der letzten Eiszeit ausgeformt wurde. Von den Erhebungen der flachwelligen Endmoränen ergeben sich wunderschöne Ausblicke über die reizvolle Umgebung. Der 115 Kilometer lange Havellandradweg führt quer durch diese malerische Kulturlandschaft, die Theodor Fontane mit seiner Ballade vom Herren von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland bekannt gemacht hat. Er startet im sachsen-anhaltinischen Schollene und verläuft dann durch den Naturpark Westhavelland über Rathenow, der Stadt der ersten maschinellen Brillenherstellung, Ribbeck und Nauen, der Stadt der ersten Funkstation der Welt, quer durch Brandenburg bis in das pulsierende Berlin-Spandau – oder umgekehrt. Heiter ist das Routenlogo: ein lustiger, roter Vogel mit weißer Kappe und dickem Schnabel radelt über einen grünen Hügel. Zu seinen Füßen – bzw. zu seinen Krallen schlängelt sich die blaue Havel.  Die Radroute wird vom Tourismusverband Havelland e.V. betreut.


Charakteristik:

Trotz der eiszeitlichen leicht welligen Moränenlandschaft sind kaum nennenswerte Steigungen zu bewältigen. Der Radweg gilt als hervorragend ausgebaut mit fast durchgängig separaten Radwegen. Er führt überwiegend über asphaltierte und/oder straßenbegleitende Radwege, nur kurzzeitig auch über wenig befahrene Landstraßen und großformatiges Betonpflaster und ist damit im höchsten Grade familienfreundlich. Die Strecke ist auch für Rennradfahrer und Radler mit Anhängern tauglich.

Der Havellandradweg eignet sich auch gut als Alternativstrecke zum Havel-Radweg oder gemeinsam mit dem Havel-Radweg als Rundkurs mit dem Start- und Endpunkt Berlin.


 

Ortschaften entlang der Route

Schollene / Rathenow / Stechow-FerchesarKotzen (Havelland) / Mühlenberge / PessinPaulinenaue / Nauen-RibbeckNauen / Schönewalde-GlienBerlin Spandau

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Schollene

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chollene liegt in der wunderschönen Flusslandschaft der Havel. Das waldreiche Gebiet befindet sich am Übergang vom Moor zur Heide und die Havel windet sich hier mit zahlreichen Schleifen durch das Land. Auch der Ortsname bezieht sich auf einen dieser Havelknicke. Er entstammt dem slawischen und bedeutet ‚aus dem Knie‘, da der Flussverlauf hier die Form eines Knies beschreibt. Um das 4. Jahrhundert herum hatten die Wenden, ein slawischer Volksstamm, begonnen, in dieser Region zu siedeln. Im späten 8. Jahrhundert wurden sie jedoch durch Karl den Großen unterworfen und christianisiert.
Das spätbarocke Schloss wurde 1752 erbaut, wobei die Seitenflügel erst später ergänzt wurden. Heute gehört das Anwesen zu einem Seniorenwohnpark. Auf dem Gelände der alten Zotzmann’schen Brauerei befindet sich die vom Heimatverein betriebene Museumsscheune mit einer heimatkundlichen Ausstellung. Nicht weit davon entfernt thront auf dem Mühlenberg eine historische Bockwindmühle. Sie wurde 1845 erbaut, aber in den 1940er Jahren zu einer Motormühle umgerüstet. 1967 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Nach einer umfassenden Sanierung erstrahlt sie wieder im alten Glanz.
Durch die reizvolle Umgebung von Schollene führen mehrere Rad- und Wanderwege, darunter auch der NaturaTrail am Schollener See. Das Naturschutzgebiet ist bekannt für seine artenreiche Vogelwelt und seine Pelosevorkommen. Pelose ist ein Schlamm, der sich in rund 10.000 Jahren aus abgestorbenen Algen gebildet hat. Um 1920 erkannte man die heilende Wirkung und begann, den Peloseschlamm aus dem See zu fördern. Er wird als Packung im Kurbetrieb, in Sanatorien und Krankenhäusern angewendet. Die reichhaltigen Vorkommen im Schollener See sind übrigens noch lange nicht erschöpft.

Sehenswertes:
 

Schollener Schloss
Schollener See mit NaturaTrail
Heimatmuseum
Naturschutzstation Ferchels
Bockwindmühle
Dorfkirche


Radrouten die durch Schollene führen:

Haveland Radweg
Havel-Radweg  




Rathenow

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athenow gilt als Wiege der industriellen Optik in Deutschland, denn hier wurde im frühen 19. Jahrhundert die erste Schleifmaschine zur rationellen Herstellung von Brillengläsern entwickelt – der Beginn der optischen Industrie. Das Kulturzentrum in der Innenstadt beherbergt ein Museum, das sich mit der Entwicklung dieses Industriezweiges in Deutschland befasst. Auch das Kreismuseum besitzt neben einer großen Anzahl von ur- und frühgeschichtlichen Exponaten eine umfangreiche optische Sammlung. Im Optikpark Rathenow steht das Rolfsche Fernrohr, auch Rathenower Refraktor genannt. Das um 1950 erbaute Teleskop ist das einzige seiner Bauart weltweit und kann als technisches Denkmal besichtigt werden. Der Optikpark wurde auf dem Gelände der Landesgartenschau errichtet, die 2006 unter dem Motto ‚Den Farben auf der Spur‘ stattfand. In der restaurierten Mühle, die als Geschäftsstelle der Gartenschau fungierte, befindet sich heute eine Musikschule. Zum Gelände der Landesgartenschau gehörte auch der Weinberg, auf dem der 1914 fertiggestellte Bismarckturm steht. Auch 2015 findet ein Teil der Landesgartenschau wieder in Rathenow statt, wenn der offizielle Gastgeber die Havelregion ist. Leider ist die Havel in den letzten Jahrhunderten stark begradigt worden. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte soll sie aber großflächig renaturiert werden und seine ursprüngliche Gestalt wiedererlangen.
Die Stadt Rathenow wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe stark zerstört, so dass in der Innenstadt kaum noch historische Bausubstanz erhalten blieb. Nur im Bereich der St.-Marien-Andreas-Kirche haben sich noch ein paar Fachwerkhäuser erhalten. Auch die Kirche, die Anfang des 13. Jahrhunderts im spätromanischen Stil erbaut worden war, wurde schwer beschädigt und nach dem Krieg wiederaufgebaut. Sehenswert ist das Denkmal für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Das größte barocke Sandsteindenkmal Norddeutschlands wurde 1736 bis 1738 errichtet und erinnert an die siegreiche Schlacht von Fehrbellin im Jahre 1675 gegen die Schweden.

Sehenswertes:
 

Optikpark Rathenow mit Rolfschen Fernrohr
Optikindustriemuseum im Kulturzentrum Rathenow
St.-Marien-Andreas-Kirche
Denkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm
Bismarckturm
Kreismuseum Rathenow


Radrouten die durch Rathenow führen:

Haveland Radweg
Havel-Radweg




Stechow-Ferchesar

I
n einer wald- und seenreichen Gegend des Havellandes liegt die Gemeinde Stechow-Ferchesar. Erst im Jahr 2002 hatten sich die beiden zuvor selbstständigen Dörfer Stechow und Ferchesar zusammengeschlossen. Ferchesar ist ein ehemaliger Luftkurort und liegt am idyllischen Havelsee Hohennauener-Ferchesarer See, der auch einen kleinen Yachthafen besitzt. Der Ort wird geprägt von alten Fachwerkhäusern, von denen einige noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die Dorfstraße wird gesäumt von einem uralten Linden- und Kastanienbaumbestand. Beide Ortsteile besitzen noch eine alte Dorfkirche. Die Fachwerkkirche in Ferchesar wurde 1735 fertiggestellt. Zu ihrer Inneneinrichtung gehört ein spätgotischer Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert. Der charakteristische Zwiebelhelm ist allerdings neueren Datums. Er wurde dem Turm erst Anfang des letzten Jahrhunderts aufgesetzt. Die gotische Dorfkirche in Stechow geht im Kern noch auf das 13. Jahrhundert zurück, wurde aber im 18. Jahrhundert wesentlich umgestaltet. Dabei entstand auch der Fachwerkturm mit seiner barocken Haube.

 

Sehenswertes:
 

Hohennauener-Ferchesarer See
Fachwerkdorfkirche in Ferchesar
Dorfkirche Stechow





Kotzen (Havelland)

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ie kleine Gemeinde mit dem unappetitlichen Namen (was die Einwohner hier als gar nicht so schlimm erachten) wurde 2003 aus den zuvor selbstständigen Ortschaften Kotzen, Kriele und Landin gebildet. Jedes dieser Dörfer besitzt noch eine alte sehenswerte Kirche. Das Gotteshaus in Kotzen entstammt noch der Gotik, wurde aber 1711 erheblich umgebaut. 1764 wurde die barocke Orgel eingefügt. Die im 14. Jahrhundert errichtete Kirche in Kriele ist die älteste Backsteinkirche im Havelland, während die Dorfkirche in Landin erst im frühen 18. Jahrhundert entstand.
In Kotzen gibt es noch einen sehr alten Baumbestand mit mehreren hundertjährigen Eichen und Robinien, zu denen auch die wunderschöne Eichenallee im Ortskern gehört. Beliebte Ausflugsziele sind das Wildgehege und der Aussichtspunkt ‚Hoher Rott‘.

Sehenswertes:
 

Eichenallee
Dorfkirche Kotzen
Dorfkirche Kriele
Dorfkirche Landin





Mühlenberge

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m Ostrand des Ländchens Friesack liegt mitten im Havelland die noch junge Gemeinde Mühlenberge. Erst im Jahr 2002 hatten sich die zuvor selbstständigen Dörfer Haage, Senzke und Wagenitz zu einer Gemeinde mit neuem Namen zusammengeschlossen. Alle drei Dörfer besitzen noch eine alte Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Das Gotteshaus in Haage ist wegen der aufwendigen Innenausstattung aus dunklem Eichenholz sehenswert. Diese hatte bis in die 1930er Jahren noch die Döberitzer Dorfkirche geschmückt und war erst danach nach Haage gekommen. Die Kirche von Wagenitz ist ausgeschmückt mit Votivmalereien aus dem 17. Jahrhundert, die in Senzke besitzt reichhaltige Bauernmalereien sowie eine Apsis nach Schinkel’schem Vorbild.
Im Jahre 1587 wurde die Schlossanlage in Wagenitz fertiggestellt. Vom massiven Herrenhaus und den Wirtschaftsgebäuden ist nichts mehr erhalten – bis auf den sogenannten Schwedenturm. Dieses merkwürdig aussehende turmartige Gebäude entstand 1571 als freistehender Küchenbau für das Schloss. In dieser Zeit wurden die Küchen häufig getrennt vom Herrenhaus errichtet, um dieses im Falle eines Feuers nicht zu gefährden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schwedenturm noch zu Wohnzwecken genutzt, heute ist er bei Störchen als Nistplatz beliebt. Darüber hinaus beherbergt er ein kleines Bauernmuseum.
Im Gegensatz zum Herrensitz in Wagenitz hat sich das Schloss in Senzke erhalten. Es war im 18. Jahrhundert als Rittergut der Herren von Bredow entstanden und wurde im 19. Jahrhundert nochmals spätklassizistisch ausgebaut.

Sehenswertes:
 

Dorfkirche Haage
Dorfkirche Wagenitz
Dorfkirche Senzke
Herrensitz Senzke
Wagenitzer Schwedenturm mit Bauernmuseum





Pessin

I
m westhavelländischen Ländchen liegt in leicht welliger Umgebung die kleine Gemeinde Pessin. Einst gab es hier acht Rittersitze, von denen sich alleine sieben im Besitz der Familie von Knoblauch befanden. Die Eigentümer des achten Gutes waren die Herren von Bredow. Beide Familien gehörten dem niederen märkischen Adel an. Heute ist noch eines dieser Gutshöfe erhalten. Es wurde 1419 vermutlich auf den Grundmauern einer älteren Burganlage errichtet. Neben diesem Knoblauch’schen Herrensitz wurde auch die spätgotische Dorfkirche im 15. Jahrhundert erbaut, besitzt aber noch wesentlich ältere Bauteile. Die Feldsteinkirche gilt als der älteste Kirchenbau im Westhavelland. Der untere Teil des Kirchturmes entstammt noch dem 13. Jahrhundert, während das östliche Kirchenschiff und der Querturm erst im 18. Jahrhundert erbaut wurden und der Backsteingotik zugeordnet werden.

Sehenswertes:

Gutshof derer von Knoblauch
Dorfkirche





Paulinenaue

D
ie Gemeinde Paulinenaue liegt in inmitten der ruhigen Moor- und Wiesenlandschaft des Havellandes. Der Ortsname ist allerdings noch gar nicht so alt. Als Friedrich Wilhelm von Knoblauch im Jahre 1833 das Herrenhaus erbauen ließ, nannte er das Anwesen seiner Ehefrau Pauline von Bardeleben zu Ehren ‚Paulinenaue‘. Bereits im 15. Jahrhundert hatte an gleicher Stelle eine Meierei gestanden, um die herum sich das Dorf entwickelt hatte. Das Schloss wurde im frühen 20. Jahrhundert noch einmal erheblich umgebaut und beherbergt heute mehrere altersgerecht eingerichtete Wohnungen. Ortsprägend ist für die Gemeinde neben dem Gutshof das klassizistische Empfangsgebäude der ehemaligen Eisenbahnkolonie, das 1847 erbaut und 1883 nochmals erweitert wurde.
Zur Gemeinde Paulinenaue gehört das Dorf Selbelang mit seinem Schloss, das aus einem ehemaligen Rittergut hervorging und der 1440 erbauten St. Nikolaikirche, die einen Altar von 1717 und eine Orgel von 1804 beherbergt.


Sehenswertes:

Gutshof Paulinenaue
Empfangsgebäude der ehemaligen Eisenbahnkolonie
Schloss Selbelang
Nikolaikirche Selbelang





Nauen-Ribbeck

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heodor Fontane hat dem Ort, der 2003 nach Nauen eingemeindet wurde, mit seinem Gedicht ‚Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland‘ ein Denkmal gesetzt. Generationen von deutschen Schülern haben diese Reime auswendig lernen müssen, die übrigens auf einer wahren Begebenheit beruht. Der berühmte Birnbaum aber, der daeinst aus dem Ribbeck’schen Grab entsprang, ist inzwischen selber lange abgestorben. Er wurde – der Legende wegen – durch einen neuen Birnbaum ersetzt. Aber auch der Friedhof bei der Dorfkirche und damit das Grab des Herren von Ribbeck existiert heute nicht mehr. Dennoch ist ein Teil des originalen Birnbaumes noch erhalten: ein Stumpf wird in einer Ecke der Dorfkirche bewahrt und kann dort noch besichtigt werden. Die Kirche ist im Kern noch mittelalterlich, wurde aber 1722 weitgehend umgestaltet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Kirchenschiff nochmals verlängert. Unter dem Gotteshaus befindet sich die Familiengruft derer von Ribbeck. Das stolze Schloss wurde 1893 im neubarocken Stil als Nachfolgebau eines adligen Landhauses errichtet. Bis 1947 blieb das Schloss im Familienbesitz, dann wurde es durch den DDR-Staat enteignet. Heute bewohnt die Familie zwei Häuser im Dorf, von denen eins das alte Doppeldachhaus aus dem Gedicht Fontanes sein soll. Eigentümer des Schlosses ist heute der Landkreis Havelland. Gleich neben dem Anwesen befindet sich der Familienfriedhof derer von Ribbeck.
Weitere Sehenswürdigkeiten des Dorfes sind das Alte Waschhaus, in dem sich heute ein Hofladen befindet, die Alte Brennerei sowie die Alte Schule, in der heute ein historischer Klassenraum besichtigt werden kann und die auch ein kleines Café beherbergt.
Theodor Fontane
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht
Sangen „Jesus meine Zuversicht“
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er that,
Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew’ Di ’ne Birn.“
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

 

Sehenswertes:
 

Schloss Ribbeck
Dorfkirche mit altem Birnbaumstumpf
Alte Brennerei
Altes Waschhaus
Alte Schule mit historischem Klassenraum





Nauen

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m Herzen des Havellandes liegt die Funkstadt Nauen. 1903 wurde hier die erste Funkstation der Welt errichtet, daher gilt Nauen als der Ursprungsort der drahtlosen Kommunikation. Das Hauptgebäude der Rundfunkstelle, das im Volksmund noch immer ‚Funkamt‘ genannt wird, wurde 1920 erbaut. Von 1917 bis 1990 wurde von hier aus das ‚Nauener Zeitzeichen‘ gesendet. Heute wird von hier aus das mehrsprachige Programm der Deutschen Welle in die ganze Welt hinausgetragen.
Die ehemalige Ackerbürgerstadt besitzt einen hübschen Stadtkern mit zahlreichen restaurierten Fachwerkhäusern, engen Gässchen und überbauten Tordurchfahrten. 1292 hatte Nauen das Stadtrecht verliehen bekommen. Während des Zweiten Weltkrieges blieb der Ort glücklicherweise von größeren Zerstörungen verschont, so dass das imposante Rathaus von 1891, der alte Wasserturm, die wuchtige neuromanische St.-Peter-und Paul-Kirche und die stolze St. Jakobikirche unversehrt erhalten blieben. Die evangelische Jakobikirche stammt im Kern noch aus dem 13. Jahrhundert, der Turmunterbau sogar noch aus dem 12. Jahrhundert. Nach einem Brand im Jahre 1695 wurde das Gotteshaus im spätgotischen Stil wiederaufgebaut. Mit seinem 55 m hohen  Turm prägt die Kirche das Bild der Innenstadt.
Das Kulturzentrum Nauen wird im Volksmund auch ‚Blaues Haus‘ genannt. Es beherbergt eine Kunstgalerie sowie eine Musik- und Kunstschule. Im Saal finden häufig Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Das Museum der Stadt Nauen präsentiert Exponate aus der Geschichte der Stadt und befindet sich gleich neben dem Rathaus.
Im Ortsteil Markee ist die alte Dorfkirche sehenswert. Die Fachwerkkirche war 1697 erbaut worden. Zur Inneneinrichtung gehören ein Bild aus de Cranach-Schule, mehrere vorreformatorische Apostelfiguren sowie die Kanzel und eine Empore aus der Zeit um 1700. Die Art déco-Malereien stammen aus den 1930er Jahren.

Sehenswertes:
 

Altstadt
Rathausplatz mit Rathaus
Kirche St. Jakobi
Galerie am Blauen Haus / Kulturzentrum
Museum der Stadt Nauen
Funkamt Nauen / Rundfunksendestelle
Landgut Borsig
Kirche St. Peter & Paul
Fachwerkkirche in Markee





Schönwalde-Glien

A
us sechs ehemals selbstständigen Straßenangerdörfern entstand 2003 im Zuge der Gemeindereform Brandenburgs die Gemeinde Schönwalde-Glien. Der Sitz der Gemeindeverwaltung befindet sich in Schönwalde-Siedlung, dem größten Ortsteil des neu strukturierten Ortes. Die weiteren Ortsteile sind Grünefeld, Pausin, Wansdorf, Paaren im Glien, Perwenitz und Schönwalde-Dorf. Wahrzeichen der Gemeinde ist die Hirschkopfeiche in Schönwalde-Siedlung. Das mächtige, rund 350 Jahre alte Naturdenkmal besitzt einen Stammesumfang von rund 6,75 Metern. Damit ist er der dickste Baum im gesamten Havelland.
Schönwalde-Glien liegt am Havelkanal, der nicht weit von hier in Hennigsdorf von der Havel abzweigt und nach 34 Kilometern bei Ketzin wiederum in die Havel mündet. In Schönwalde liegt die einzige Schleuse des Kanals, bei der ein Höhenunterschied von rund 2 Metern überwunden wird. An der Havel grenzt Schönwalde-Glien an den Berliner Bezirk Spandau. Einst stand hier in der Zeit der deutsch-deutschen Teilung die Mauer. Das Mauerdenkmal an der Steinernen Brücke und die Gedenkstele Dietmar Schwietzer erinnern an diese dunkle Epoche.
In den Ortsteilen Grünefeld, Pausin, Schönwalde und Wansdorf stehen noch Kirchen aus der Barockzeit. Weitere historische Bauwerke sind das im 17. Jahrhundert erbaute Gutshaus in Perwenitz sowie das Schloss Wansdorf, das um 1900 entstand. Wer Lust hat, kann im Stägehaus eine historische Ausstellung mit traditionellem Holzbackofen und alter Landtechnik besuchen. Jeden Freitag wird hier frisches Landbrot für ein rustikales Frühstück gebacken.

 

Sehenswertes:
 

Hirschkopfeiche
Mauerdenkmal und Gedenkstätte Dietmar Schwietzer
Dorfmuseum Stägehaus
Schleuse Schönwalde und Havelkanal
Gutshaus Perwenitz
Schloss Wansdorf
Kirche Schönwalde





Berlin Spandau

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pandau liegt im Nordwesten Berlins an der Havel und wurde erst 1920 nach Berlin eingemeindet. Die zuvor selbstständige Stadt hatte schon im 11. Jahrhundert als eine befestigte slawische Siedlung bestanden, die 1237 die Stadtrechte verliehen bekommen hatte. Damit ist Spandau bedeutend älter als Berlin. Im 14. Jahrhundert wurde Spandau sogar zum Kurfürstentum erhoben. So lässt sich auch das besondere Selbstbewusstsein erklären, mit dem sich Spandau immer wieder gegen Berlin positioniert. Auf einem häufigen Autoaufkleber wurde das Stadteingangsschild ‚Spandau – Stadt Berlin‘ humoristisch in ‚Spandau statt Berlin‘ umgewandelt. Bei den Berlinern hingegen gelten die Spandauer als abgelegene Exoten – regionale Zwistigkeiten!
Heute ist Spandau ein bedeutender Wirtschaftsstandort innerhalb von Berlin. Das kulturelle Zentrum befindet sich in der Altstadt. Leider ist von der historischen Bebauung durch die Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg nicht mehr viel erhalten. Das bedeutendste Bauwerk ist die Zitadelle unweit des Zusammenflusses von Havel und Spree. Der Palas stammt noch aus dem 15. Jahrhundert und gehörte damals noch zum Spandauer Schloss. Es diente als Wohnort für die Witwen der brandenburgischen Kurfürsten. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Schloss immer weiter zur Festung und zum Bollwerk ausgebaut. Der Juliusturm innerhalb der Zitadelle war schon im 13. Jahrhundert erbaut worden, womit er das älteste Bauwerk Berlins ist. Als Wahrzeichen Spandaus ziert er auch das Wappen des Stadtbezirkes. Der Behnitz, im Volksmund auch ‚Kolk‘ genannt, ist der älteste Siedlungsbereich Spandaus. Einst war er eine Insel in der Havel, der über eine Landzunge mit der Zitadelle verbunden war. Trotz der schweren Kriegsschäden haben sich hier am Mühlengraben noch Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung erhalten. Daneben stehen hier in engen Gassen noch einige alte Fachwerkhäuser und die Kirche St. Marien. Die dreischiffige Basilika befindet sich heute im Privatbesitz und wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Das älteste Bürgerhaus Berlins ist das sogenannte Gotische Haus. Es beherbergt einen Teil des Stadtgeschichtlichen Museums mit einer Ausstellung über das Bauen und Wohnen in der Spandauer Altstadt, die Große Anker-Baustein-Sammlung und die Touristeninformation. Ein weiteres sehenswertes Gebäude ist das Wendenschloss, der Nachbau eines um 1700 entstandenen Ackerbürgerhauses. Dominiert wird die Altstadt von der St. Nikolaikirche und dem Rathaus. Die Kirche entstand im 14. Jahrhundert und wurde zum Symbol der Reformation in der Mark Brandenburg. Das prächtige Ratsgebäude wurde zwischen 1911 und 1913 als repräsentativer Gegenpol zum Berliner Rathaus erbaut. Sein riesiger Turm überragt mit einer Höhe von 81 Metern sogar den der Nikolaikirche um fast 10 Meter! Auch der neue Hauptbahnhof steht für das besondere Selbstbewusstsein der Spandauer. Der mit 432 Metern längste Hallenbahnhof Deutschlands entstand zwischen 1996 und 1998 und besitzt eine imposante und aufwendige freitragende Glaselementkonstruktion.
Das größte Museum Spandaus liegt im Ortsteil Gatow. Der hiesige Flughafen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Frachtflughafen genutzt. Zuletzt hatte aber seine Bedeutung stark abgenommen und 1994 übergaben die Alliierten das Flugfeld schließlich der Bundeswehr, die hier ein Luftwaffenmuseum mit rund 200 Flugzeugen, Raketen und Fahrzeugen einrichtete. Schwerpunkt der Ausstellung ist die militärische Entwicklung der deutschen Luftwaffe innerhalb der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee.
Versteckt auf der ehemaligen Grenze zur DDR liegt das zweite Festungsbauwerk Spandaus. Trotz seiner enormen Ausmaße von 450 x 170 m ist das Fort Hahneberg von außen nur schwer zu erkennen. Das sechseckige Bollwerk mit seinen bis zu 13 m tiefen Schutzräumen wurde 1882 bis 1888 als Artilleriefort zum Schutz der Stadt Spandau erbaut. Als Festung wurde es aber nur kurzzeitig genutzt. Danach diente das Fort als Kaserne, Lazarett und als Segelflugzeugfabrik. Heute kann es im Rahmen von regelmäßig durchgeführten Führungen besichtigt werden.

Sehenswertes:

Zitadelle mit Juliusturm
Rathaus
St. Nikolaikirche und Reformationsplatz
Gotisches Haus, Stadtgeschichtlichen Museums und Großer Anker-Baustein-Sammlung
Behnitz mit St. Marienkirche und Resten der alten Stadtmauer
Wendenschloss
Hauptbahnhof Spandau
Havelpromenade mit Lindenufer und Spreemündung
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr – Flugplatz Berlin-Gatow
Dorfkirche Alt-Staaken
Fort Hahneberg


Radrouten die durch Berlin Spandau führen:

Haveland Radweg
Havel-Radweg
Berliner Mauerweg