Berliner Mauerweg
ie Berliner Mauer gilt auch heute noch als Symbol der einstigen Teilung Berlins und der Welt in damals zwei verfeindete Machtblöcke. Eine spannende und aufschlussreiche Reise durch diese jüngere Geschichte Berlins erlaubt der Mauerweg. Der Rad- und Fußweg, der sich immer möglichst nah am Standort der ehemaligen Berliner Mauer orientiert, soll eine Erinnerung an die Spaltung der Stadt und die Wiedervereinigung sein – ein 160 Kilometer langes Denkmal. Am Rande der Strecke sieht man immer wieder Kreuze, Gedenktafeln und –steine. Auch ein paar Mauerstücke und wenige letzte Wachtürme sind noch erhalten. 29 orangene Stelen markieren die Orte, an denen sich damals Geschichten abspielten, die auch heute noch berichtenswert sind. Und von diesen Orten gab es viele. Ausführliche Beschreibungen erzählen von Opfern, die an der Mauer ihr Leben ließen, von menschlichen Tragödien und von skurrilen Anekdoten, die die Abartigkeit dieses menschenverachtenden Bauwerkes belegen. Man braucht bisweilen sehr starke Nerven, wenn man die zugehörigen Texte liest. So ist der Berliner Mauerweg nicht nur eine schöne und interessante Radwanderstrecke – er ist ein riesiges Freilichtmuseum und ein Mahnmal gegen Gewalt, Machtstreben und Unmenschlichkeit. Er ermöglicht eine lebendige Reise durch die deutsch-deutsche Geschichte, obwohl von den originalen Mauerstücken nur noch wenige erhalten sind. Die Trasse verläuft zumeist auf einem der beiden alten Grenzkontrollwegen. Der ‚Zollweg‘ war der Weg auf West-Berliner Seite, der ‚Kolonnenweg‘ war der auf Seiten der DDR. Der Mauerweg führt natürlich auch an den vielen Symbolen der Berliner Teilung vorbei: am Brandenburger Tor, der Gedenkstätte Berliner Mauer, an dem noch ein 70 Meter langes Original-Teilstück der Grenzanlagen zu sehen ist, an der Kapelle der Versöhnung, die als Nachfolgebau einer gesprengten Kirche errichtet wurde, dem Reichstag, Checkpoint Charlie mit dem Mauermuseum, dem Mauerpark und der East Side Gallery, einer dauerhaften Open-Air-Ausstellung auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Mauer. Und er führt natürlich über Glienicker Brücke, dem einst verbarrikadierten Übergang zwischen West-Berlin und Potsdam, auf der in der Zeit des Kalten Krieges die Agenten ausgetauscht wurden.
An dieser Glienicker Brücke teilt sich nun die Route in zwei Alternativen: das eine Teilstück geht am Volkspark Klein Glienicke und dem Schloss Glienecke sowie an der Pfauninsel vorbei zum Großen Wannsee. Hier setzt man mit der Fähre zum anderen Ufer bei Kladow über. Die andere Alternative führt über die Glienicker Brücke hinweg landseitig durch die Döberitzer Heide. Am Groß Glienicker See vereinigen sich beide Routen wieder.
Als im Jahre 2001 im Berliner Abgeordnetenhaus der Beschluss fiel, die ehemaligen Grenzwege um West-Berlin für Fußgänger und Radfahrer zu erhalten, wurde damit auch der erste Schritt für den Berliner Mauerweg geschaffen. 2006 wurde dieser schließlich fertiggestellt. Die Route wird durch ein längliches weiß-graues Schild gekennzeichnet, dass einen Wachturm sowie den Schriftzug ‚Berliner Mauerweg‘ zeigt. Unter Federführung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wurde das Projekt durch die die landeseigene GRÜN BERLIN Park und Garten GmbH durchgeführt.
Seit 2009 jedoch gibt es am Uferbereich des Griebnitzsees in Potsdam und am Groß Glienicker See sowie seit 2013 auch in Schönefeld, Probleme mit privaten Anliegern. Diese hatten Teile des Mauerradweges mit Wällen und Zäunen blockiert, sodass andere Wegführungen gesucht werden mussten. In den beiden ersten Fällen laufen langandauernde Rechtsstreitigkeiten zwischen der Stadt Potsdam und den Eigentümern.
Charakteristik:
Bei dem Berliner Mauerweg handelt es sich nicht um einen ausgewiesenen Radwander- bzw. Radfernweg, obwohl er durchaus die Kriterien dafür erfüllt und als solcher auch genutzt werden kann. Er folgt möglichst nah dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer. Dazu nutzt er überwiegend die alten Grenzkontrollwege, ‚Zollweg‘ bzw. ‚Kolonnenweg‘ genannt. Diese Wege befinden sich allerdings nicht mehr alle im besten Zustand. Dafür sind sie autofrei und werden nur von Radfahrern und Fußgängern genutzt. Der Streckenverlauf ist weitestgehend eben – eine leichte Steigung gibt es nur in der Nähe des Mauerparks. Im Bereich der Döberitzer Heide gibt es einen sandigen Abschnitt, der bei längerer Trockenheit nur schwer zu befahren ist.
In der Innenstadt sind nur noch wenige Relikte der Mauer erhalten. Daher zeigt ein gepflasterter Streifen den Verlauf des einstigen Bauwerkes an. Auch wenn sich die Verkehrssituation im Bereich der ehemaligen Grenze vollständig geändert hat, so verläuft der Mauerweg doch überwiegend auf ruhigen und verkehrsarmen Nebenstraßen. Der Berliner Mauerweg ist sehr gut in beide Richtungen ausgeschildert. Viele Informationstafeln mit Fotografien und Texten berichten über Ereignisse, die sich an den jeweiligen Standorten zugetragen haben.
Das flächendeckende öffentliche Verkehrsnetz bietet in Berlin die Möglichkeit, den Mauerradweg auch in einzelnen Etappen zu fahren.
Ortschaften entlang der Route
Berlin Mitte / Berlin Friedrichshain-Kreuzberg / Berlin Neukölln / Berlin Treptow-Köpenick / Schönefeld /Berlin Tempelhof-Schöneberg / Blankenfelde-Mahlow / Berlin Steglitz-Zehlendorf / Großbeeren / Teltow / Kleinmachnow / Potsdam / Dallgow-Döberitz / Berlin Spandau / Falkensee / Schönwalde-Glien / Berlin Reinickendorf / Hennigsdorf / Hohen Neuendorf / Mühlenbecker Land / Glienicke/Nordbahn / Berlin Pankow