Bergischer Panorama-Radweg

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o einst die Dampflokomotiven durch des Bergischen Land, über die hohen Viadukte und durch die langen dunklen Tunnel schnauften, dort sausen heute die Radfahrer durch die Mittelgebirgslandschaft. Im späten 19. Jahrhundert waren hier, zwischen Sauerland, dem südlichen Ruhrgebiet und dem Rhein zahlreiche Bahntrassen entstanden. Sie dienten nicht nur dem Personenverkehr, sondern vor allem dem Gütertransport. Das Eisenbahnnetz verband die Region mit ihrer Kleineisen- und Textilindustrie durch kurze Wege mit der Außenwelt und sorgte damit für einen blühenden wirtschaftlichen Aufschwung und für steigende Bevölkerungszahlen. Dabei war der Bau im hügligen Gelände nicht ganz einfach. Zahlreiche Bauwerke zeugen heute noch von der damaligen Ingenieurskunst. Mit der Müngstener Brücke, die in 107 Metern Höhe über die Wupper führt, entstand hier beispielsweise die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Zahlreiche Tunnel wurden durch die Berge gestemmt, mit Hilfe von mächtigen Viadukten wurde so manches Tal überwunden.  Doch mit der Erfindung des Automobils erfolgte der langsame Niedergang der Eisenbahn. Viele Strecken wurden stillgelegt, die Schienen demontiert und die Bahntrassen zu Radwegen umgestaltet. So entstand der 130 km lange Bergische Panorama-Radweg. Eigentlich handelt es sich um ein Radwandernetz, denn zu den Bergischen Panorama-Radwegen gehört auch der 35 km lange PanoramaRadweg niederbergbahn zwischen Essen-Kettwig und Haan-Gruiten sowie der gut 50 km lange Panorama-Radweg Balkanstrasse, der von Wuppertal-Oberbarmen bis nach Leverkusen führt. Für Radwanderstrecken sind die ehemaligen Bahnstrecken geradezu prädestiniert: sie sind praktisch autoverkehrsfrei und besitzen keine steilen Anstiege – diese hätten die Dampfloks zu ihrer Zeit nicht geschafft. So ließen sich die Trassen relativ einfach zu komfortablen Radwegen umgestalten, die zum Teil großartige Panoramablicke über das Umland ermöglichen, ohne dass der Radler zuvor schweißtreibende Rampen zu meistern hatte.

Obwohl es sich um eine hüglige Mittelgebirgslandschaft handelt, leitet sich der Begriff ‚Bergisches Land‘ nicht von den dortigen Bergen, sondern vom ehemaligen Herzogtum Berg ab, dass sich mit seinem Territorium auf der rechten Rheinseite Nordrhein-Westfalens und auf einem Teil des Rheinischen Schiefergebirges befand. Im Jahr 1815 wurde das Großherzogtum aufgelöst und später der Rheinprovinz Preußen zugeschlagen.


Die Bewohner nennen dieses Gebiet auch heute noch das ‚Bergische‘ und sich selber ‚Berger‘. So lautet auch ein Motto dieser Radtour: bergisch – nicht bergig! Der seit dem Jahr 2016 mit einem orangefarbenen Logo mit weißem Querbalken beschilderte Bergische Panorama Radweg führt zu 70% über ehemalige Bahntrassen und nutzt dabei 15 Viadukte, die bis zu 40 Meter hoch sind, zahlreiche weitere Brücken sowie 14 Tunnel, von denen der Wegeringhausener Tunnel mit seinen 724 Metern der längste ist. Der  Bergische Panorama-Radweg beginnt direkt an der Ruhr in Hattingen. Die Kleinstadt im südlichen Ruhrgebiet besitzt eine lange Tradition im Bergbau und in der Metallverarbeitung. Die historische Altstadt mit seinem ‚Malerwinkel‘, den vielen pittoresken Fachwerkhäusern, den engen Gässchen und dem schiefen Turm der St. Georgs-Kirche lohnt gleich zu Beginn der Tour einen kleinen Abstecher. Dann geht es zunächst mit leichter Steigung stetig hinauf über Sprockhövel in Richtung Wuppertal ins Bergische. Die Routenführung bleibt oberhalb der langgezogenen Stadt mit ihrer berühmten Schwebebahn und spart damit die stark belebten Stadtzentren von Barmen und Elberfeld aus. Südlich der Klingenstadt Solingen bietet sich ein besonderes Erlebnis: die Fahrt mit einer Schwebefähre über die Wupper. Etwas weiter südlich erreicht man nun eine der größten Burganlagen Westdeutschlands, das Schloss Burg. Die im späten 19. Jahrhundert rekonstruierte Höhenburg war einst die Stammburg der Herzöge von Berg und gilt als Wahrzeichen des Bergischen Landes. Eine Seilbahn, mit der man auch Fahrräder zur Bergstation mitnehmen kann, führt zu der eindrucksvollen Schlossanlage hinauf. Über Wermelskirchen führt der Panoramaweg nun durch die Schloss-Stadt Hückeswangen nahe der Wupper- und der Bevertalsperre und folgt dann der Wupper, die im oberen Bereich Wipper genannt wird, flussaufwärts in die oberbergische Hansestadt Wipperfürth. Hinter Marienheide  erreichen wir die Aggertalsperre und folgen dem Südufer bis Bergneustadt, wo ein 15 km langer offizieller Abstecher der Agger und Dörspe entlang nach Dieringhausen abbiegt. Die Hauptstrecke endet dann direkt am Bahnhof im sauerländischen Olpe unweit der südlichen Ausläufer des Biggesees.

Charakteristik:

Die Bergischen Panorama-Radwege nutzen zwar auf ihrer Streckenführung mehr als 50% alte Bahntrassen, auf denen keine steilen Anstiege existieren – dennoch befinden wir uns im Bergischen und damit in einer Mittelgebirgsregion. Die Steigungen fallen recht moderat aus, sind dafür aber ziemlich langgestreckt – daher gilt der Radfernweg durchaus als mittelschwer. Auf dem Bergischen Panorama-Radweg sind in beiden Richtungen rund 1200 Höhenmeter zu bewältigen, auf dem PanoramaRadweg niederbergbahn sind es 450 Höhenmeter in Richtung Haan. Im Bereich der  Bahntrassen ist die Route, bis auf wenige Kreuzungen, vollständig autofrei und daher auch mit Familien mit Kindern gut zu befahren.

Zwischen März und Oktober verkehrt an Sams-, Sonn- und Feiertagen zwischen Leverkusen-Opladen und Marienheide der Bergische Fahrradbus. Weitere Haltestationen auf der Route des Bergischen Panorama-Radweges sind in Hückeswagen und Wipperfürth.

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Ortschaften entlang der Route

Bergischer Panorama-Radweg

Hattingen / Sprockhövel / Wuppertal-Barmen / Wuppertal Elberfeld / Solingen / Wermelskirchen / Hückerswagen / Wipperfürth / Marienheide / Bergneustadt / Gummersbach / Drolshagen / Olpe

PanoramaRadweg niederbergbahn

Essen-Kettwig / Heiligenhaus / Velbert / Wülfrath / Wuppertal-Elberfeld / Haan

Panorama-Radweg Balkanstrasse

Wuppertal-Barmen / Remscheid / Wermelskirchen / Burscheid / Leverkusen

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