Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremenbrueckenradweg osnabrem

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ine Reihe von bemerkenswerten Brückenbauwerken aus verschiedenen Epochen gibt dem Radfernweg den Namen, der die beiden historischen Hansestädte Bremen und Osnabrück miteinander verbindet. Die abwechslungsreiche Tour verläuft quer durch die norddeutsche Tiefebene durch Marsch, Moor und Geest, führt durch die Nationalparks terra.vita Naturpark Osnabrücker Land, Dümmer und Wildeshausener Geest sowie über die Höhenzüge des Wiehengebirges und der Dammer Berge. Start- und Zielort sind zwei moderne Großstädte, die ihren historisch gewachsenen Charme bis heute bewahren konnten. Auf dem Routenlogo weist ein kleiner Radfahrer, der auf einer grünen Brücke einen blauen Fluss überquert, den Weg. Dem Radler stehen zwei weitgehend parallel zueinander verlaufende Routen  zur Verfügung. Die östliche 165 km lange Variante führt über Vechta, die westliche 149 km lange Alternative über Diepholz. Kurz vor Bremen vereinigen sich bei Wildeshausen beide Routen. So kann man die vom Tourismusverband Osnabrücker Land gestaltete Tour auch als Schleife befahren. Auch das Springen von einer zur anderen Variante ist durch zwei kurze Verbindungswege möglich.


Charakteristik:

Der Brückenradweg Osnabrück↔Bremen verläuft auf verkehrsarmen und meist asphaltierten oder befestigten Straßen, Wirtschaftswegen und Radwegen. Nur wenige Abschnitte führen über unbefestigte Waldwege.  Die Route ist meist flach, nur im Bereich des Wiehengebirges, insbesondere zwischen Belm und Ostercappeln auf der Ostroute sowie auf der Westroute in den Dammer Bergen ist mit mäßigen Steigungen zu rechnen. Der  Fernradweg ist ausgesprochen familienfreundlich und kann auch auf Rädern mit schmalen Reifen  gut befahren werden.


Ortschaften entlang der Route

Osnabrück / Wallenhorst / Bramsche  / Neuenkirchen-Vörden  / Damme / Steinfeld (Oldenburg) / Lohne (Oldenburg)  / Vechta / Goldenstedt / Harpstedt / Stuhr / Bremen / Bassum / Twistringen / Barnstorf / Diepholz / Lemförde / Bohmte / Ostercappeln / Belm

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Osnabrück

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ingebettet zwischen Wiehengebirge im Norden und Teutoburger Wald im Süden in der wunderschönen Hügellandschaft des Osnabrücker Landes liegt die Stadt Osnabrück. Sie ist die einzige Großstadt, die inmitten eines Naturparks liegt: dem UNESCO Geopark TERRA.vita. Karl der Große gründete um 780 Osnabrück als Bischofssitz an einem Kreuzungspunkt alter Handelsstraßen. Osnabrück entwickelte sich im Mittelalter zu einem florierendem Handelsort und wurde ein führendes Mitglied der Hanse. Das wichtigste Ereignis in der Geschichte Osnabrücks ist aber die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens 1648 in den Rathäusern von Osnabrück und Münster. Die Innenstadt wird von Kirchen geprägt: vom Dom St. Peter, der St. Katharinenkirche, der St. Johanniskirche und die St. Marienkirche direkt neben dem Rathaus des Westfälischen Friedens. Sieben Türme, eine Wallanlage und zwei verbliebene Mauern säumen den Stadtring, Relikte der alten Stadtbefestigung. Innerhalb der Innenstadt erstreckt sich die historische Altstadt. Besonders beachtenswert sind die vielen Gebäude des Klassizismus, die Fachwerkhäuser und das Heger Tor. Im Jahr 1998 erstellte Daniel Liebeskind in Osnabrück nahe dem Zentrum das Felix-Nussbaum-Haus. Nussbaum, ein deutscher Maler jüdischen Glaubens, wurde 1904 in Osnabrück geboren und 1944 in Auschwitz ermordet. Die Stadt Osnabrück würdigt das Werk Nussbaums in diesem außergewöhnlichen Museum, denn die Architektur Liebeskinds beinhaltet nicht nur die Museumsräumlichkeiten, sie möchte auch eine Botschaft transportieren, sie ist selber Kunst. Die Architektur tritt in den Dialog mit den in ihr ausgestellten Werken:eine gelungene Symbiose.

Sehenswertes:

Im Rathaus von Osnabrück wurde 1648 der Westfälische Friede geschlossen und damit der 30-jährige Krieg beendet. Das Gebäude war im Jahre 1512 nach über 25-jähriger Bauzeit fertiggestellt worden. Im Friedenssaal des spätgotischen Baus hängen 42 Portraitgemälde. Sie zeigen die Gesandten des Friedenskongresses sowie einige Herrscher jener Zeit. Vermutlich haben allerdings nicht alle der hier abgebildeten Landesfürsten auch tatsächlich dem Friedensakt beigewohnt. Ein großes Modell in den oberen Stockwerken des historischen Gebäudes stellt die Stadt Osnabrück detailgetreu um das Jahr 1633 dar. Außerdem zeigt eine Dauerausstellung den Wiederaufbau der Stadt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Die Fotodokumentation trägt den Titel „Zerstörung und Aufbau“.
Den ersten Dom weihte Bischof Agilfred im Jahre 785. Doch die Kirche stand nicht lange. Ein verheerendes Feuer brannte sie nieder. Auch der zweite Dom fiel um 1100 einem Brand zum Opfer. Auf seinen Mauerresten wurde schließlich ein drittes Gotteshaus errichtet. Es überstand die Zeiten. Sein mächtiger, achteckiger Vierungsturm prägt noch heute das Erscheinungsbild dieses mächtigen Sakralbaus. In den Jahren 1218 bis 1277 erhielt der Dom sein heutiges, romanisch geprägtes Aussehen. Das bronzene Taufbecken (1225) und das Triumphkreuz im Innern stammen aus dem 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde anstelle des anderen Zwillingsturms ein spätgotischer Turm hinzugefügt.
Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Er starb 1944 im Vernichtungslager Auschwitz. Sein Lebensweg führte ihn über Hamburg und Berlin nach Rom, wo er ein Jahr lang als Stipendiat in der Villa Massimo verbrachte. Er emigrierte in die Schweiz und kam später über Frankreich nach Belgien. Abseits des akademischen Lehrbetriebes und der anerkannten Avantgarde entwickelte sich Nussbaum zum Maler des jüdischen Schicksals. In eindrucksvollen Bildern setzte er sich mit seinen eigenen Erfahrungen als Jude sowie mit der existenziellen Bedrohung des jüdischen Volkes auseinander.

Das Felix Nussbaum-Haus ist Museum und Denkmal zugleich. Entworfen wurde das Gebäude von Daniel Liebeskind, der auch die Pläne für das Jüdische Museums in Berlin und die Neubebauung von Ground Zero in New York gezeichnet hat. Den Osnabrücker Museumsbau hat Liebeskind beklemmend konstruiert. Wände und Fenster sind schiefwinkelig, der Fußboden uneben ausgelegt. Der Besucher soll sich hier bewusst nicht wohl fühlen und spüren, was es bedeutet, verstoßen und heimatlos zu sein, ungeschützt und orientierungslos zu leben. In den Räumen ist eine Dauerausstellung mit 160 Arbeiten von Felix Nussbaum untergebracht. Sie gilt als die größte Sammlung seiner Werke weltweit und umfasst alle künstlerischen Stationen seines Lebens. Besonders ausdrucksstark sind seine Bilder, die er im Exil gemalt hat.

Durch das Heger Tor betritt der Besucher die historische Altstadt von Osnabrück. Auch wenn es zunächst den Anschein hat: das Heger Tor war nie ein Teil der städtischen Wehranlage. Die ursprüngliche Wehranlage wurde 1815 weitgehend abgetragen. Im gleichen Jahr fand die berühmte Schlacht bei Waterloo statt, in der Kaiser Napoléon seine vernichtende Niederlage gegen die Engländer erlitt. An dieser Schlacht nahmen auch Soldaten aus Osnabrück teil. Um sie zu ehren, stiftete Friedrich Gerhard von Gülich dieses Tor. Johann Christian Sieckmann hat es entworfen und den antiken Triumphbögen nachgebildet.
Die Geschichte der St. Marienkirche reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Sie gründet vermutlich auf einer hölzernen Vorgängerkirche. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1173. Im 13. Jahrhundert erhielt sie als gotische Hallenkirche mit dreischiffigem Langhaus weitgehend ihre heutige Gestalt. Chor und Chorgewölbe wurden im 15. Jahrhundert hinzugefügt. Der Hauptaltar mit den farbigen Szenen der Leidensgeschichte Jesu wurde im 16. Jahrhundert in Antwerpen gefertigt. Aus dieser Zeit stammen auch die „Strahlenmadonna auf der Mondsichel“ und das Taufbecken aus Baumberger Sandstein.

Die St. Marienkirche bildet zusammen mit dem Rathaus und der Stadtwaage eine architektonische Einheit am Osnabrücker Markt. Das Ensemble repräsentiert das ehemals wohlhabende und stolze Bürgertum der Stadt. In der Marienkirche wurden bis in das 18. Jahrhundert hinein die verstorbenen Mitglieder der reichsten Osnabrücker Familien bestattet.

Die St. Katharinenkirche wird erstmals 1248 erwähnt. Ihr Bau zog sich über 200 Jahre bis ins 15. Jahrhundert hin. Da wurden Turm und Gewölbe durch Baumeister Gerd de Meyer von Dornheim fertig gestellt. Der Turm – bei einem Brand 1493 schwer beschädigt – wurde 1511 wieder errichtet und um ein Stockwerk erhöht. Mit seiner Gesamthöhe von 103 Metern ist er das höchste mittelalterliche Bauwerk Niedersachsens. Im Zweiten Weltkrieg wurde das evangelische Gotteshaus schwer beschädigt. Nach seinem Wiederaufbau 1950 stattete Dieter Hausmann die Seitenschiffe 1992 mit moderner Gewölbemalerei aus.
Bischof Detmar gründete 1011 das Stift St. Johann. Der Grundstein für die frühgotische Stiftskirche wurde über zwei Jahrhunderte später 1256 gelegt. Besonders beeindruckt noch heute der hohe, lichte Innenraum der St. Johanniskirche. Im Gotteshaus ist seit dem 14. Jahrhundert auch eine Schatzkammer untergebracht.
Vergleichsweise jung ist die Luther-Kirche, ein nach den Plänen von Christian Friedrich Börgemann 1907 errichtetes schlichtes Gotteshaus. Der Zeit entsprechend wurde der Innenraum mit Jugendstilgemälden ausgeschmückt. Sie waren zwischenzeitlich übertüncht worden, konnten aber bei Sanierungsarbeiten 1985 wieder freigelegt werden. Der 50 Meter hohe Kirchturm besitzt eine Aussichtsplattform auf einer Höhe von 37 Metern.
Die Stadtwaage war im ausgehenden Mittelalter eine öffentliche Einrichtung zum Wiegen von Kaufmannsgütern. Da sich die Gewichtseinheiten von Stadt zu Stadt unterschieden, waren Kaufleute, die auf dem Osnabrücker Markt Handel treiben wollten, verpflichtet, ihre Waren in der Stadtwaage wiegen zu lassen. Die Stadtwaage am Osnabrücker Markplatz wurde 1532 erbaut, brannte aber im Zweiten Weltkrieg völlig aus. Im Jahre 1953 wurde sie nach alten Plänen wieder aufgebaut. Heute beherbergt sie das Standesamt.
In den Gebäuden der ehemaligen Steinkohlezeche Piesberg ist heute das Museum Industriekultur eingerichtet. Die Ausstellung zeigt die industrielle Entwicklung Osnabrücks vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Das 1871 errichtete Haseschachtgebäude wurde zur zentralen Ausstellungshalle umfunktioniert. Hier kann man Dampfmaschinen in Aktion erleben und mit einem gläsernen Fahrstuhl 30 Meter hinab in den alten, wieder frei gelegten Bergwerkstollen einfahren.

Auf der Fläche um das Museum wurde am Piesberg ein etwa 5 Kilometer langer Wanderweg angelegt, der am Rande des canyonartigen Steinbruchs entlangführt. Der Weg ist allerdings nur am Wochenende frei zugänglich. Innerhalb der Woche kann man ihn nur unter Leitung eines vom Museum gestellten Führers beschreiten.

Darüber hinaus ist auch eine Radwanderroute von 13 Kilometern durch die Industriekulturlandschaft Piesberg ausgewiesen. Informationsmaterial darüber erhält man im Museum.

1988 wurde das Museum am Schölerberg Natur- und Umwelt eröffnet. Der Museumsbau ist spiralförmig entworfen und einem Ammoniten nachempfunden. Er beherbergt naturwissenschaftliche Sammlungen. Außerdem werden regelmäßig Ausstellungen zu wechselnden naturwissenschaftlichen Themen organisiert. Zur Anlage gehört auch das 1986 eröffnete Planetarium. Die Dauerausstellung „unter.Welten – das Universum unter unseren Füßen“ informiert als größte europäische Ausstellung über das Thema Boden. Zuletzt wurde noch ein unterirdischer Zoo eröffnet.

Am Südhang des Schölerberges liegt ein 5000 m² großer Nuturgarten. In der idyllischen Anlage wird gezeigt, wie man behutsam mit der Natur umgehen kann.

1667 ließ Ernst August I. von Braunschweig inmitten der Bistumsstadt ein Schloss als repräsentative Residenz errichten. Es sollte das Schloss Iburg ersetzen. Der Fürstbischof konnte das Anwesen aber nur vier Jahre lang nutzen. Dann trat er das Erbe seines Bruders in Hannover an. Lange Zeit stand das Schloss verwaist, bis es im 19. Jahrhundert als Verwaltungsgebäude genutzt wurde. Während der Nazi-Zeit hauste die Gestapo darin. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss bei alliierten Luftangriffen stark beschädigt. Nach dem Wiederaufbau zog 1974 die Universitätsverwaltung in die Schlossräume.

Im Westflügel des Schlosses erinnert eine Gedenkstätte an die Zeit des Nationalsozialismus.

Der Schriftsteller Erich Maria Remarque zählt zu den meist gelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1929 veröffentlichte er den Anti-Kriegsroman ‘Im Westen nichts Neues’, der ihn auf der ganzen Welt berühmt machte. Remarque wurde 1898 in Osnabrück geboren. Aus diesem Grunde wurde 1996 am historischen Marktplatz das Erich Maria Remarque Friedenszentrum eröffnet. Es wird von der Stadt und der Universität Osnabrück gemeinsam betrieben. Das Zentrum informiert in einer Dauerausstellung unter dem Titel „Unabhängigkeit – Toleranz – Humor“ über Leben und Werk des Schriftstellers. Die angeschlossene Forschungsstelle „Krieg und Literatur“ beschäftigt sich mit dem Problemkreis “Krieg und Literatur“. Daneben ergänzen Wechselausstellungen über „Krieg und Kultur“ den Themenkreis.
In der gotischen Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters „zum heiligen Kreuz“ ist heute eine Kunsthalle eingerichtet, in der auf rund tausend Quadratmeter Ausstellungsfläche im Wechsel Werke der Gegenwartskunst gezeigt werden. Das Kloster stammt aus dem 13. Jahrhundert. Als Stifter wird Rembertus Düvelius, Herr zur Düvelsburg, genannt. In den Wirren der Nachreformation plünderte der Pöbel 1543 das Kloster. In der Zeit der Gegenreformation gab Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg dem Kloster seine frühere Rechtsstellung zurück. 1803 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation endgültig aufgelöst. Die leeren Gebäude nutzten später die französischen Truppen sowie die kaiserliche Infanterie als Magazin und Kaserne. Als Kunstmuseum dient die Dominikanerkirche seit 1993.
Dem Schloss Osnabrück gegenüber liegt der 1588 fertig gestellte Ledenhof. Der reich verzierte Renaissancebau diente ursprünglich als Herrenhaus. Heinrich von Leden hatte ihn errichten lassen. Im Treppenturm des Ledenhofes windet sich die älteste Spindeltreppe Norddeutschlands aufwärts. Der siebenstöckige Speicher aus Bruchstein stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und diente einem Steinwerk als Lagerstätte. Heute ist der Ledenhof Sitz der Deutschen Stiftung Friedensforschung und des Literaturbüros Westniedersachsen. Im Renaissancesaal finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.
Einige Türme der alten Stadtbefestigung sind noch erhalten geblieben: Der Bucksturm aus dem 13. Jahrhundert war ursprünglich mit 28 Metern der höchste Befestigungsturm der Stadt. Im Mittelalter diente er als Gefängnis. Hier wurden auch hochrangige Adlige wie Graf Simon von der Lippe (1305) oder Johann von Hoya (1534) gefangen gehalten. 1534 wurden die Abgesandten der Wiedertäufer im Bucksturm festgesetzt. Zur Zeit der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert wurde hier eine Folterkammer eingerichtet. Heute informiert eine Ausstellung über die Hexenverfolgung.

Der „Bürgergehorsam“ ist der jüngste der großen Wehrtürme und wurde zwischen 1517 und 1519 erbaut. Auch dieser Turm diente zwischenzeitlich als Gefängnis. Sowohl der „Plümersturm“ als auch der „Gesperrte Turm“ am Johannistorwall gehören zu der Wehranlage der Neustadt. Der Plümersturm diente wohl als Verstärkungsbau des Neustädter Mauerrings. Der Gesperrte Turm, der durch seine Höhe auffällt, wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. Zu den noch erhaltenen Türmen der Osnabrücker Wehranlage gehören weiter der Barenturm im Nordosten und der mehrfach umgebaute Pernickelturm. Der Barenturm galt als der strategisch wichtigste der Stadt, da sich in seiner Nähe die Stauwehre befanden. Darüber hinaus sind noch einige Mauerreste erhalten wie die westlich vom Bucksturm 1280 erbaute Hohe Mauer und die zwischen 1180 und 1250 errichtete Hellingsmauer mit ihren beiden runden Türmen.

Unter dem Namen „Heimattiergarten“ wurde 1936 der Osnabrücker Waldzoo eröffnet. Im Rahmen einer besonders schönen Waldkulisse leben über 2000 Tiere und 300 Arten. Neben einem Tetra-Aquarium mit Terrarium und einer Großvoliere kann der Besucher Elefanten in einem parkartigen Gehege beobachten. Im Menschenaffenhaus lebt eine bedeutende Zuchtgruppe von Klammeraffen.
Osnabrück ist als die Stadt der ‚Steinwerke’ bekannt. Dabei handelt es sich um einen besonderen Osnabrücker Bautypus. Steinwerke aus gelblichem Muschelkalk sollten die gespeicherten Güter vor der permanenten Brandgefahr in der mittelalterlichen Stadt schützen. Das ‚Steinwerk’ ist ein Speicherbau, der rückwärtig an das Fachwerkvorderhaus angefügt ist. Er ist unterkellert. Im Hochpaterre zur Straße hin liegen die Wohnungen. Die anderen Geschosse und der hintere Bereich wurden ausschließlich als Speicher genutzt. Den gelblichen Muschelkalk als Baumaterial holte man vom nahen Westerberg. Die beiden ältesten Steinwerke stehen in der Bierstraße 7 sowie in der Dielingerstraße 13, sie haben ihr ursprüngliches Aussehen weitgehend erhalten, können aber nur von außen besichtigt werden.
TERRA.vita ist ein großer Naturpark, der die Stadt umgibt. Damit ist Osnabrück die einzige deutsche Großstadt, die inmitten eines Naturparks liegt. Das Gelände ist Teil des Europäischen Geopark-Netzwerkes. Damit gehört Osnabrück seit 2004 zu den Gründungsmitgliedern des weltweiten UNESCO Geoparks.

Der Name TERRA.vita bedeutet „Lebenslauf der Erde“, und das beschreibt die Besonderheit dieses Naturparks: 300 Millionen Jahre Erdgeschichte finden sich hier auf einem relativ kleinen Raum in verschiedensten Landschaftsformen wieder. In dieser vielschichtigen Umgebung finden sich Saurierspuren. Und nach neueren Erkenntnissen fand auch die berühmte Varusschlacht vor über 2000 Jahren nicht – wie lange angenommen – im Teuteburger Wald, sondern hier bei Kalkriese statt.

Durch den Naturpark wurden 17 Radwanderrouten, die so genannten TERRA.trails, eingerichtet. Dazu gibt es umfangreiches Karten- und Informationsmaterial.



Radrouten die durch Osnabrück führen:

Friedensroute
Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen




Wallenhorst

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mgeben von Feldern, Wäldern und Flussauen befindet sich im Norden des Osnabrücker Landes die Gemeinde Wallenhorst.
Eingebettet im Naturparks TERRA.vita, einem UNESCO Geoparks, sowie am Rande des Naturparks Nördlicher Teutoburger Wald, geht es hier noch relativ ländlich und beschaulich zu. Wallenhorst wurde 1972 aus den zuvor selbstständigen Gemeinden Hollage, Lechtingen, Rulle und Wallenhorst gebildet. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Alte Alexanderkirche, die stolze Windmühle in Lechtingen, Knollmeyers Mühle im idyllischen Nettetal sowie die Ruine der sächsischen Wittekindsburg.

Sehenswertes:

Auf einer kleinen Anhöhe stehend, überragt die Windmühle Lechtingen die gesamte Umgebung. Der weißverputzte Galerie-Holländer wurde 1887 erbaut und blieb bis 1970 in Betrieb. Zwischenzeitlich wurde zusätzlich eine Motormühle installiert, um an windarmen Tagen einen kontinuierlichen Betrieb sicherzustellen.

Nach ihrer Stilllegung verfiel die Mühle zusehends, bis der Verein Windmühle Lechtingen e.V. die historische Anlage grundlegend restaurierte.

Der alljährlich in ganz Deutschland am Pfingstmontag stattfindende Mühlentag geht auf das Fest der Wiederinbetriebnahme der Windmühle Lechtingen im Jahr 1987 zurück.

Die Alte St. Alexanderkirche ist ein historisches Schmuckstück der Gemeinde Wallenhorst. Der Bruchsteinbau gehört zu den ältesten Kirchen im Bistum Osnabrück und war bis 1881, der Fertigstellung der neuen St. Alexanderkirche, Pfarrkirche des Ortes. Der Legende nach gründete Karl der Große nach seinem Sieg über Sachsenherzog Wittekind in der Schlacht an der Hase an dieser Stelle eine erste Kirche. Die Fundamente eines Saalbaus um 800 konnten tatsächlich nachgewiesen werden. Diese wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach um- und ausgebaut. Zuletzt entstand die heute noch weitgehend so bestehende gotische Hallenkirche und um 1500 der massive Turm. Dieser wird bekrönt von einer über 300 Jahre alten goldenen Henne.

Im Wallenhorster Ortsteil Rulle befand sich einst das Kloster Rulle, Die sagenumwobene Zisterzienserinnenabtei, zeitweilig auch Kloster Marienbrunn genannt, wurde 1230 gegründet, aber erst 1246 nach Rulle verlegt. Im Zuge der Säkularisierung wurde es 1803 wieder aufgelöst. Im denkmalsgeschützten Äbtissenhaus befindet sich heute eine katholische Jugendbildungsstätte und die Wallfahrtskirche St. Johannes wurde als Pfarrkirche übernommen. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer imposanten dreischiffigen Hallenkirche im Heimatschutzstil umgebaut. Gleich neben der Wallfahrtskirche befindet sich der Marienbrunnen. Die Quelle erhielt 1923 ein kleines Häuschen und ist ebenfalls Ziel vieler Wallfahrer.

 

Hinter der Szenerie: Das Blutwunder von Rulle

Die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters hatten im Jahre 1347 Gold- und Silberschmuck gesammelt, den sie in einem Hostienbehälter, einer so genannten Pyxis, gemeinsam mit fünf Hostien unterbrachten. Diesen stellten sie auf dem Altar der Kirche ab. Doch ein Dieb stahl das Gefäß mit seinem wertvollen Inhalt und warf die geschlossene Hostiendose, ohne Schmuck aber noch mit den Hostien, auf seiner Flucht achtlos unter einen Dornenbusch. Dort wurde sie später gefunden und zurück in die Kirche gebracht. Man öffnete die Pyxis und stellte mit Erstaunen fest, dass sich die zurückgebliebenen Oblaten blutrot verfärbt hatten. So ließ man an der Stelle des Dornenbusches, wo man den Hostienbehälter gefunden hatte, eine neue Kapelle errichten, die dann zum beliebten Wallfahrtsort wurde.

 

Hinter der Szenerie: Die Sage um die Marienquelle

Um das Entstehen der Marienquelle ranken sich verschieden Geschichten: Eine berichtet, dass einst ein Schafhirte unweit der Klosterkirche von Rulle einen roten Stab aus der Erde gezogen hatte, worauf an dieser Stelle die Marienquelle entsprang. Nach einer anderen Überlieferung war es ein blinder Schäfer, der hier seinen Stab in die Erde setzte, worauf die Quelle aus dem Boden sprudelte und der Hirte durch das Wasser sein Augenlicht wiedererlangte.

Versteckt in einem Waldstück südöstlich von Rulle, einem Ortsteil von Wallenhorst, befinden sich die Überreste der Wittekindsburg. Hier soll sich der Legende nach der berühmte Sachsenherzog Wittekind im 8. Jahrhundert nach der gegen Karl den Großen verlorene Schlacht an der Hase zurückgezogen haben. Schriftliche Belege gibt es hierfür jedoch nicht, doch wird zumindest angenommen, dass die Burg mit den umliegenden Besitzungen den Erben Wittekinds gehörte. Mauerreste aus mehreren Jahrhunderten belegen, dass die Festung über einen sehr langen Zeitraum bewohnt war. Die ältesten nachweisbaren Fundamente stammen noch aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Die ehemalige Wasserburg bestand aus einer großen Haupt- und einer kleinen Vorburg. Sie gilt als eine der größten frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen Niedersachsens. Erdwälle und ehemalige Wassergräben sind heute noch erkennbar. Ansonsten zeugen nur noch einige Fundamente und Mauerreste von der ehemaligen repräsentativen Burganlage.

Im idyllischen Nettetal nahe des Ortsteils Rulle befindet sich mit Knollmeyers Mühle eine der ältesten Wassermühlen im Osnabrücker Land. Bereits 1253 wurden erstmals die Wasser- und Staurechte urkundlich erwähnt. Die zwischenzeitlich verfallene Doppelmühle wurde in den 1980er Jahren originalgetreu wiederhergestellt.

Gleich neben der Mühle befindet sich ein aufregender Kletterpark, in dem Kinder viel Spaß beim Besteigen von Bäumen und Hochplateaus haben.






Bramsche

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ramsche wurde seit dem Mittelalter für lange Jahrhunderte durch die Textil- und Tuchmacherindustie geprägt. Die erst 1972 geschlossene Tuchfabrik am Mühlenort beherbergt heute das Tuchmacher Museum und hält so die Erinnerung an das die Stadt prägende Handwerk wach. Bramsche geht auf eine Kirchengründung Karls des Großen zurück. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahre 1097. Erst 1929 erhielt Bramsche das Stadtrecht. Die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern ist sehenswert. Bramsche liegt am Naturpark TERRA.vita und wird vom Mittellandkanal durchflossen. Der nordöstliche Teil des Gemeindegebietes wird durch das Große Moor geprägt. Der Stadtteil Kalkriese gilt als der wahrscheinliche Ort der berühmten und verheerenden Varrusschlacht im Jahre 9. n.Chr., bei der bis zu 20.000 römische Soldaten ihr Leben verloren. Die Schlacht gilt als Wendepunkt in der römischen Geschichte und wird im Museum und Park Kalkriese sehr anschaulich aufgearbeitet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Wasserburg Alt-Barenaue und das Schloss Neu-Barenaue.

Sehenswertes:

Wo die bedeutende Varusschlacht stattgefunden hatte, wusste man bis vor einiger Zeit nicht. Auch heute ist Kalkriese als Ort für den Kampf nicht vollständig gesichert. Man wusste bis in die 1980er Jahre lediglich aus römischen Quellen, dass die Schlacht im Jahre 9 n. Chr. nahe des Teutoburger Waldes stattfand und dass die Römischen Legionen von den Germanen dabei vernichtend geschlagen wurden. Kaiser Augustus soll in Rom entsetzt ausgerufen haben:  ‚Quintus Varus, gib die Legionen zurück!’. Die Schlacht wurde zum Wendepunkt in der römischen Geschichte.

Ende der 1980er Jahre fand man bei Kalkriese einen römischen Münzschatz. Das Prägedatum dieser Geldstücke ließ den Schluss zu, dass sie bei der Varrusschlacht verloren gegangen sein könnten. Ausgedehnte Grabungen brachten daraufhin viele römische Gegenstände sowie ein Massengrab zutage. Die vielen Utensilien, darunter Waffen, Uniformteile, persönliche Gegenstände und die inzwischen berühmt gewordene römische Reitermaske, waren auf einem relativ großen Gebiet verstreut. Dieses wiederum deutet auf eine riesige Kriegsschlacht mit römischer Beteiligung hin. Heute gilt Kalkriese als wahrscheinlichster Ort der Varusschlacht.

Auf dem Weg ins Winterlager am Rhein wollten die römischen Legionen unter ihrem Heerführer Varus einige aufständische germanische Stämme zur Raison bringen. Arminius, der römisch erzogene Sohn eines germanischen Häuptlings, lockte das riesige Heer an die Stelle in Kalkriese, wo nur ein schmaler wenige Meter breiter Weg zwischen dem Berghang des Kalkrieser Berges im Süden und dem Großen Moor im Norden verblieb. Der Zug umfasste drei Legionen und 6 Kohorten, insgesamt 15.000 – 20.000 Soldaten und ungefähr 5.000 Tiere. Die Römer mussten ihre Formation aufgeben und so schlängelte sich ein 15 – 20 Kilometer langer und ungeordneter Römerzug durch den Engpass. Dort gerieten sie in einen Hinterhalt der zahlenmäßig weit unterlegenen Germanen, die sich längs des Berghanges verschanzt hatten. Die römischen Legionen wurden in dieser geographischen Lage innerhalb von drei Tagen völlig aufgerieben, da es keinerlei Fluchtmöglichkeiten gab.

Im Museum Kalkriese wird der wahrscheinliche Ablauf der Schlacht sehr anschaulich dargestellt. Im Museumsgebäude wird eine ständige Ausstellung gezeigt, in der römische Fundstücke aus der Umgebung präsentiert werden, darunter auch die Reitermaske, die inzwischen als Symbol für die Varusschlacht gilt. Ein Modell macht deutlich, wie riesig die römische Streitmacht gewesen ist und wie schmerzlich die Niederlage für Rom gewesen sein muss. Sonderausstellungen ergänzen das Museumsangebot. Der 40 m hohe Aussichtsturm bietet einen guten Überblick über das Gelände und den Weg der Römer. In den Räumen werden schriftliche Überlieferungen zur Varusschlacht sowie archäologische Forschungs- und Grabungsergebnisse gezeigt.

Im Park kann man den Weg der Römer, der mit Metallplatten gekennzeichnet ist, gut nachvollziehen. Natürlich hat sich der Bereich in der Zwischenzeit landschaftlich stark verändert. Ein kleiner, eingezäunter Bereich wurde aber so rekonstruiert, das sich erkennen lässt, wie das Gelände vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnte. So lässt sich nachvollziehen, wie eng der Marschweg der Römer zwischen der Böschung, hinter der sich die Germanen versteckt hielten und dem undurchschreitbarem Moor wirklich gewesen war.

Unweit des Schlachtfeldes des Varrusschlacht befindet sich das stolze Schloss Neu-Barenaue. Es wurde in den Jahren 1857 bis 1862 durch die Familie von Bar als Ersatz für ihren alten Stammsitz, der Burg Alt-Barenaue, errichtet. Das zweistöckige prächtige Schlossgebäude wurde im englischen Landhausstil mit neuromanischen Stilelementen erbaut. Rund um das Herrenhaus befindet sich ein 2000 m² großer englischer Garten mit sehr altem Baumbestand. Das Gebäude ist heute in mehrere Mietwohnungen aufgeteilt und wird nicht mehr von der Familie von Bar bewohnt.

Die Wasserburg Alt-Barenaue ist ein flacher, weiß verputzter ehemaliger Adelssitz in Kalkriese. Die Niederungsburg wurde im 13. Jahrhundert auf einer Sandinsel gebaut, damit die Burg auf dem moorigen Untergrund stabil stehen konnte. Der älteste Teil der Wehranlage ist das Torhaus von 1689. Es besitzt ein auffälliges achteckiges Fachwerktürmchen. Die Familie von Bar, die die Wasserburg über die Jahrhunderte bewohnte, zog 1862 in das neu errichtete Schloss Neu-Barenaue um.

Nördlich der Wasserburg Alt-Barenaue befindet sich eine merkwürdig anmutende Lindenallee. Alle Bäume sind nahe gleichmäßig von der Straße weg nach außen geneigt. Grund für das außergewöhnliche Kippen der Linden ist der moorige Untergrund.

An dieser Allee befindet sich auch die Gerichtslinde. Der uralte, teils abgestützte Baum ist heute Naturdenkmal. Vor Jahrhunderten wurde hier regelmäßig Gericht gehalten.

In Bramsche hat das Tuchmacherhandwerk eine Jahrhunderte lange Tradition. Diese hatte der Stadt bereits im Mittelalter einen gewissen Wohlstand eingebracht. In den aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Gebäuden der 1972 geschlossenen Tuchfabrik am Mühlenort befindet sich heute ein Museum, das sich mit dem Handwerk des Tuchmachens beschäftigt. Dabei werden die Abläufe vom Kämmen der Wolle über das Färben und Spinnen bis zum Weben an originalen Gerätschaften demonstriert. Besonders imposant erscheint eine Spinnmaschine mit ungefähr 100 Spindeln.

In dem Museum finden regelmäßig auch andere kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt. Im Gebäude befindet sich auch die Tourist Information Bramsche.

Mitten in der Altstadt vom Bramsche befindet sich die St. Martin-Kirche. Sie geht auf eine Kirchengründung Karls des Großen zurück und gilt als die Keimzelle der Stadt. Die heutige Kirche mit ihrem Westturm entstand um 1200. Seit der Zeit der Reformation ist die an kunstgeschichtlichen Gegenständen reiche Kirche evangelisch.

Das ehemalige Benediktinerinnenkloster Malgarten wurde 1175 ursprünglich im oldenburgischen Essen gegründet. Erst 1194 siedelte es nach Malgarten um. Obwohl Bramsche Mitte des 17. Jahrhunderts protestantisch wurde, blieb das Nonnenkloster erhalten und 1738 sogar zur Abtei erhoben. Im Zuge der Säkularisierung wurde es 1803 aufgelöst. Die Klosterkirche St. Johannes verblieb im Besitz der katholischen Kirche und wurde bald darauf Pfarrkirche. Das Gotteshaus wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Saalkirche im frühbarockem Stil erbaut. Mehrfach wurde die Kirche umgebaut. Ihre spätgotischen Fenster erhielt sie Ende des 15. Jahrhunderts. Bei der Inneneinrichtung fällt besonders die Stuckdecke auf. Bemerkenswert ist darüber hinaus das Chorgestühl von 1605 sowie die Kanzel von 1725 mit bildlichen Darstellungen der vier Evangelisten und mehreren Kirchenvätern.

Von den ehemaligen Klostergebäuden ist nur noch ein Flügel erhalten. Er wurde 1230 errichtet und im 18. Jahrhundert wesentlich umgebaut. Inzwischen befindet sich das Bauwerk in privatem Besitz. Unter anderem befindet sich hier heute die ‚Galerie im Kloster Malgarten’, die auch Führungen anbietet sowie ein Restaurant.

Die St. Johanniskirche in Egter wurde ab 1229 als Filialkirche von Bramsche erbaut. Durch die ständigen Überflutungen der Hase und dem tückischem Moorgebiet war es den Gläubigen nicht immer möglich, sonntags nach Bramsche in die Kirche zu kommen. So entstand ein einschiffiges Langhaus im frühgotischen Stil mit romanischen Elementen und einem wehrhaften Westturm. Seit Bramsche in der Zeit der Reformation evangelisch wurde, ist auch die Johanniskirche evangelisch-lutherisch.






Neuenkirchen-Vörden

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ie Gemeinde Neuenkirchen-Vörden liegt am Rande der Dammer Berge in der weitläufigen und waldreichen der Neunkirchener Bergmark. Im Südöstlichen Gemeindegebiet befindet sich das Große Moor. In Campenmoor fand man sechs Pfahlwege, von denen der Älteste bereits 6.800 Jahre alt ist. Damit ist dieser Bohlenweg der Älteste erhaltene von Menschen geschaffene Verkehrsweg der Welt. Das stark durch Moor und Landwirtschaft geprägte Gebiet war noch im Mittelalter ein ständiger Anlass zum Streit zwischen den Bistümern von Osnabrück und Münster. Die Gemeinde besteht heute aus den ehemals selbstständigen Teilen Neuenkirchen und Vörden. Noch in den 1990er Jahren hatte Vörden die kommunale Unabhängigkeit von der damals ‚Neuenkirchen (Oldenburg)’ genannten Gemeinde angestrebt. Als Folge wurde der Ortsname in ‚Neuenkirchen-Vörden’ geändert.

Sehenswertes:

Um sich in der lebensfeindlichen Umgebungdes Moores fortbewegen zu können, hat der Mensch schon früh damit begonnen, so genannte Pfahlwege anzulegen. Die bestanden im unteren Teil aus einer Lage Birken und darüber aus einer Lage Kiefern. Diese Wege, die man in Campemoor entdeckt hat, sind schon äußerst alt. Der älteste Bohlenweg, von Archäologen ‚P31’ getauft, wird auf das Jahr 4.800 v. Chr. datiert. Damit sind die hier gefundenen Pfahlwege die ältesten noch erhaltenen Verkehrswege, die jemals von Menschen geschaffen wurden! Bislang hat man sechs dieser bis zu 5,5 Meter breiten Wege entdeckt. Der jüngste dieser Bohlenwege ist knapp 5.000 Jahre alt. Seit 1991 finden archäologische Ausgrabungen und Untersuchungen statt. Diese sind aber nur nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen. Ein Modell, das sich direkt am Brückenradweg befindet, veranschaulicht den Aufbau dieser prähistorischen Straße.

Der aktive Heimatverein Vörden e.V. hat im Campemoor einen interessanten 1300 Meter langen Moorlehrpfad errichtet. Auf 13 Informationstafeln wird Wissenswertes über das Hochmoor, seine Entstehung und die Renaturierung vermittelt. Man erfährt vielerlei über die hier lebenden Pflanzen und natürlich über den Rohstoff ‚Torf’ sowie die verschiedenen Torfstechverfahren.

Die Ackerbürger waren eine soziale Sondergruppe, die sich seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland entwickelte. Es waren in der Stadt lebende Bauern mit Bürgereigenschaften. Ihre Häuser waren häufig durch große Toreinfahrten gekennzeichnet. Das 1843 erbaute ‚Stockmanns Haus’ in Vörden ist ein solches Ackerbürgerhaus. Ende der 1990er Jahre wurde das Gebäude umfangreich restauriert und beherbergt heute ein nettes Heimatmuseum, das die ländliche Wohnkultur im 19. Jahrhundert beschreibt und dokumentiert. Im oberen Stockwerk wird eine alte Schuhmacherwerkstatt gezeigt. In der Diele gibt es für die Besucher Kaffee und Kuchen.

Bereits von weitem sieht man die auf freiem Feld stehende  Selingsmühle. Die Mühle vom Typ eines Galerieholländers wurde im Jahre 1824 erbaut und blieb bis 1950 in Betrieb. Das Gebäude steht auf einem achteckigen Grundriss und besteht im unteren und mittleren Teil aus Naturstein, im oberen aus Holz. Die Windmühle erhielt 2007 nach einer umfangreichen Renovierung eine neue Kappe und eine neue Windrose. Auf Anfrage ist die Selingsmühle zu besichtigen.

In den Räumen eines ehemaligen Schlachterbetriebes in Vörden wurde durch den Heimatverein ein Museum eingerichtet. Es präsentiert eine Schlachterei, wie sie um das Jahr 1925 ausgesehen hat. Neben der Ladentheke kann man hier die Räucherkammer, die Kühlräume und die Wurstküche mit den dazugehörigen Maschinen besichtigen.






Damme

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as beschauliche Städtchen Damme liegt am Fuße der Dammer Berge und grenzt im Osten an den Dümmersee. So besitzt der im Naturpark Dümmer liegende Ort einen hohen Freizeitwert und wird von vielen Ausflüglern und Touristen besucht. Der fischreiche Dümmer gilt als Eldorado für Segler und Surfer, seine ansonsten naturbelassenen Uferzonen sind Brut- und Raststätte für eine Vielzahl von Vogelarten. Die bis zu 146 m hohen Dammer Berge laden zum Wandern ein und bieten mehrere Aussichtspunkte, von denen man weit in das Umland schauen kann. Damme selber ist ein Freilichtmuseum. Über 30 Skulpturen wurden an verschiedenen Stellen in der Stadt aufgestellt. Die imposante katholische Kirche St. Viktor wird bei den Einheimischen wegen seiner Größe auch ‚Dammer Dom’ genannt. Daneben lohnt sich ein Besuch der Wassermühle Höltermann mit seiner mühlengeschichtlichen Ausstattung oder die noch funktionstüchtige Ziegelei Stölting.

Sehenswertes:

Die mächtig wirkende Kirche St. Viktor, im Volksmund vielfach Dammer Dom genannt, wurde erst zwischen 1904 und 1906 im Stil der Neogotik errichtet. Die Kirchengemeinde ist aber schon uralt. Bereits im 8. Jahrhundert wurde sie gegründet. Von einer romanischen Vorgängerkirche blieb noch bis heute der Turm aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Seine barocke Haube bekam er erst in späterer Zeit. Aus dem 15. Jahrhundert stammt ein weiterer Vorgängerbau, der aber für die heutige Kirche abgebrochen wurde. Sehenswert in der majestätischen Hallenkirche mit ihrem Querhaus sind die imposanten Fenster, der romanische Taufstein (12. Jahrhundert) sowie das Sakramenthäuschen (15. Jahrhundert).

Die Innenstadt von Damme ist ein großes Freilichtkunstmuseum. Im Jahre 1994 kam der Kunst- und Kulturkreis Damme auf die Idee, im öffentlichen Raum Kunst zum Anfassen zu präsentieren. Seitdem wurden in der Stadt bereits über 30 Skulpturen von namhaften Künstlern aufgestellt. An jeder Ecke trifft man wieder ein neues künstlerisches Werk. Der Skulpturenpfad wird ständig erweitert und ist auch über Damme hinaus zu einer bekannten Freilichtschau geworden.

Der frühere Bahnhof Damme beherbergt seit 1992 das Stadtmuseum. Es zeigt die Entwicklung des Dammer Raumes  seit der Ur- und Frühgeschichte bis zur Jetztzeit. Dabei wird insbesondere auf den 600 Jahre dauernden Konflikt zwischen den Fürstbischöfen von Osnabrück und Münster um den Ort Damme, die Entwicklung des Dammer Karnevals und der Carnevalsgesellschaft von 1614 sowie den Eisenerzbergbau in den Dammer Bergen zwischen 1939 und 1967 eingegangen. Daneben werden interessante Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen, die im Bezug zu der Stadt Damme stehen, gezeigt.

Die Dammer Berge sind ein sanft geschwungener, waldreicher Höhenzug im Oldenburger Münsterland, der dennoch dem Radfahrer einige Anstrengungen abverlangt. Immerhin liegt die höchste Erhebung mit dem Signalberg bei 146 Metern. Das ungefähr 25 Kilometer lange Bergland grenzt nördlich an die Stadt Damme im Nationalpark Dümmer und entstand vor etwa 200.000 Jahren während der Saale-Eiszeit als Endmoräne. Die Dammer Berge bilden die Wasserscheide zwischen Weser und Ems. Von den Aussichtstürmen auf dem Steigenberg bzw. dem Mordkuhlenberg kann man herrliche Blicke bis zum Wiehengebirge und weit bis in das Oldenburger Münsterland hinein genießen.

Der Dammer Bergsee im Mittelteil der Dammer Berge ist ein Stillgewässer und gilt als Refugium für viele Tiere und vom Aussterben bedrohter Pflanzen. Ein Lehrpfad am Rand des Sees informiert über die reiche Fauna und Flora.

In der Region fand man bereits früh große eisenhaltige Tonvorkommen, so dass bereits im 17. Jahrhundert erste Ziegeleien entstanden.

Viele Besucher der Dammer Berge zieht es zum Mordkuhlenberg, einer der höchsten Erhebungen des Höhenzuges. Er befindet sich inmitten der Dammer Berge und besitzt einen 22 Meter hohen Holzturm mit drei Plattformen. Von hier aus hat man bei klarem Wetter einen atemberaubenden Blick über den gesamten Dümmersee bis hin zum Wiehengebirge sowie bis weit in das Cloppenburger Land hinein. Seinen martialischen Namen erhielt der Mordkuhlenberg durch eine alte Sage, da sich hier einmal das Versteck einer Räuberbande befunden haben soll.

 

Hinter der Szenerie: Die Sage der Räuberbande vom Mordkuhlenberg

Man erzählt sich, dass sich einst am Mordkuhlenberg eine Höhle befand, in der vier Räuber hausten. Diese üblen Gesellen raubten die Reisenden aus, die sich auf diesem Weg verirrt hatten und brachten die Unglücklichen danach grausam um. Eines Tages verlief sich ein Mädchen auf dem Pfad. Nachdem es von den Räubern gestellt wurde, flehte sie diese an, doch bitte ihr Leben zu verschonen. Sie würde auch alles für die Räuber tun! Das war verlockend, und schließlich willigten die Ganoven ein – unter der Bedingung, dass das Mädchen den Haushalt führen müsse! Die Jahre zogen ins Land und jedes Jahr gebar die junge Frau den Räubern ein Kind. Aber die Neugeborenen wurden allesamt nach ihrer Geburt getötet an Seilen außerhalb der Höhle aufgehängt. Nach sieben Jahren schließlich bat das Mädchen die Räuber, zur Ostermesse in die Stadt gehen zu dürfen. Die Männer ließen sie gehen, aber zuvor musste sie ihnen einen Eid schwören, das sie das Versteck nicht zu verraten und wiederkommen werde. In Damme kaufte sie sich einen Beutel Erbsen und kehrte danach zur Räuberhöhle zurück. Unterwegs verstreute sie die Erbsen auf den Boden, so dass sie eine Spur ergaben. So führte sie die Soldaten, die sie zuvor auf sich aufmerksam gemacht hatte, zu dem Verschlag des Räuberquartetts, ohne ihren Eid gebrochen zu haben. Die Mörder wurden festgenommen und zu Osnabrück am Galgen gehängt, so dass sie dort genauso baumelten, wie zuvor ihre totgeschlagenen neugeborenen Kinder! So erhielt der Mordkuhlenberg seinen unheimlichen und blutrünstigen Namen.

In der Geestniederung südöstlich der Dammer Berge befindet sich der Dümmer, teilweise auch Dümmer See genannt. Er ist nach dem Steinhuder Meer der zweitgrößte See Niedersachsens und mit bis zu 1,5 Metern Tiefe relativ flach. Nur in den Hafenbereichen besitzt der Dümmer eine Tiefe von bis zu 2 Metern. Der Grund hierfür ist die hohe Verschlammung, die aus der Eindeichung in den 1940er Jahren resultierte. Trotzdem besitzt der See einen relativ konstanten Wasserstand. Ein Grund hierfür ist der Zufluss der Hunte im Süden. Der Fluss verlässt den See wieder in Richtung Norden in mehreren Armen, die sich erst später wieder vereinigen. Der Name ‚Dümmer’ übrigens leitet sich möglicherweise vom niederdeutschen  ‚Diup mer’ ab, was übersetzt eigentlich ‚Tiefes Meer’ bedeutet. Darüber streiten aber noch die Gelehrten, so wie auch über die Entstehung des Gewässers. Vermutlich ist der Dümmer vor rund 12.000 Jahren während der Weichsel-Eiszeit entstanden.

Die Region um den Dümmer See hat sich dem ‚sanften Tourismus’ verschrieben. So bieten die Orte Lembruch und Hüde im Osten sowie Dümmerlohausen in Nordwesten zwar Badespaß und Möglichkeiten zum Wassersport – der See ist ein Eldorado für Segler und Surfer. Dennoch wird der Schutz der Naturgebiete sehr groß geschrieben. Das Gewässer gehört vollständig zum Naturpark Dümmer und liegt zum überwiegenden Teil im Naturschutzgebiet. Es bietet vielen Vögeln ein Refugium zum Brüten und zum Rasten. Der Dümmer ist sehr fischreich und seine Uferbereiche besitzen darüber hinaus eine vielfältige Flora und Fauna.

Mehrere Aussichtstürme befinden sich am Rand des Sees. Von ihnen hat man einen weiten Blick über die naturbelassene Landschaft. Viele Hobby-Ornithologen beobachten von diesen Plattformen aus die bunte Vogelwelt des Dümmers. Ein weitläufiges Wander- und Radwegenetz steht dem Besucher zur Erkundung offen. Dazu gehört auch der 26 Kilometer lange Radwanderweg ‚Rund um den Dümmersee’. Der Rundkurs führt meist etwas abseits des Sees durch die stille Moor- und Wiesenlandschaft des Nationalparks.

Der zum Ort Dümmerlohausen gehörende Olgahafen ist der einzige touristische Zugang am Westufer des Dümmers. Hier im Hafen liegen die Segelboote und erzeugen eine ruhige maritime Stimmung. Im Olgahafen lassen sich Tretboote mieten oder man kann von hier aus mit einem Schiff zu einer Rundfahrt auf dem See aufbrechen. Ein ausgedehntes Wander- und Radwegenetz lädt zu Ausflügen in die naturbelassene Umgebung ein.

Angelehnt an die Bremer Eiswette findet seit 2001 allwinterlich die Dümmer Eiswette statt. Dabei wird geprüft, ob der Dümmer ‚geit’ oder ‚steit’ – ob er also zugefroren ist oder nicht. Im Gegensatz zu der Weser bei Bremen, die seit dem Aushub für die Schifffahrt eine so hohe Fließgeschwindigkeit besitzt, sodass sie seit geraumer Zeit nicht mehr zugefroren ist, ist die Eiswette am Dümmer eine durchaus offene und spannende Angelegenheit. Das feucht-fröhliche Ereignis zieht jeden Winter viele Gäste an.

Der Dümmer ist bekannt für seine artenreiche Flora und Fauna. Das Südufer und weite Teile des Westufers stehen unter Naturschutz. Der See gilt als natürliches Refugium für zahlreiche Vögel, die hier brüten oder auf dem Weg zu ihrem Sommer- bzw. Winterrevier rasten. Mehr als 270 verschiedene Vogelarten wurden hier bereits nachgewiesen. Damit zählt der Dümmer zu den artenreichsten Regionen Deutschlands.

Wer mehr über die verschiedenen Vogelarten erfahren möchte, dem sei das vogelkundliche Informationshaus ‚Dümmer Vogelschau’ in Dümmerlohausen empfohlen. Hier werden annähernd 200 Arten in originalen Präparaten vorgestellt, von der Nachtigall über den Spatz, den Pirol, den Fischadler bis zum riesig wirkenden Schwan.

Unweit des Flugplatzes Damme liegen, versteckt im Wald, die Sierhausen Schanzen, in verschiedenen Quellen auch Römerschanzen genannt. Dabei handelt es sich um zwei Wallanlagen und dazugehörige Gräben. Die größere der beiden Ringwälle befindet sich im Norden. Ihr Durchmesser beträgt ungefähr 100 Meter. Möglicherweise diente diese Verteidigungsanlage der Überwachung der Wege des südlich gelegenen Moores. Obwohl als ‚Römerschanze’ bezeichnet, ist eine genaue zeitliche Einordnung noch nicht zweifelsfrei erfolgt.

Nördlich von Borringhausen steht auf achteckigem Grundriss die Schnatsmühle. Der Galerieholländer wurde 1813 in Ziegelbauweise auf einem Bruchsteinsockel erbaut. Während des Zweiten Weltkrieges nahm das Bauwerk erheblichen Schaden und besitzt seitdem keine Flügel mehr. Eine Sanierung wird derzeit vorbereitet.

Am Mühlenbach läuft heute wieder das Rad der Wassermühle Höltermann. Ihren Ursprung hat die Mühle bereits im Mittelalter. Das Mühlenhaus stammt im Kern noch von 1643, wurde aber im Laufe der Zeit mehrfach erheblich umgestaltet. Ihr heutiges Aussehen verdankt das Gebäude weitgehend einem Umbau von 1801. Nachdem seit 1930 ein effizienterer Elektromotor die Wasserkraft und das Wasserrad ablöste, wurde die Mühle 1964 vollständig stillgelegt. Erst in den 1990er Jahren wurde das Ensemble saniert und wieder instand gesetzt. Heute kann man nach vorheriger Anfrage das Mühlengebäude auch besichtigen. Es beherbergt eine Ausstellung über die Mühlengeschichte der Stadt.

In der Region um die Stadt Damme, insbesondere in den Dammer Bergen, gibt es hochwertige Tonvorkommen mit sehr hohem Eisengehalt. So siedelten sich hier schon früh  mehrere Ziegeleien an. Die unter Denkmalschutz stehende Ziegelei Stölting wurde 1875 erbaut, musste aber bereits 1964 ihren Betrieb wieder einstellen, da der benachbarte Eisenerzbergbau erhebliche Schäden verursacht hatte. Trotzdem ist das Werk noch in relativ gutem Zustand und prinzipiell auch heute noch funktionstüchtig. Die Ziegelei kann nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.

Ein richtiges Kleinod stellt die Laurentius-Kapelle in Damme dar. Die neugotische Kirche wurde 1905 erbaut und geweiht, nachdem die evangelische Gemeinde immer größer geworden war. Aber die Gemeinde wuchs im letzten Jahrhundert immer weiter und so wurde 1960 die neue und größere Kirche ‚Zum guten Hirten’ errichtet. Die Laurentius-Kapelle diente fortan jahrzehntelang zunächst nur noch für kleinere Andachten und als Leichenhalle.

Heute finden in der hübschen Backsteinkirche jeden Sonnabend wieder Gottesdienste statt. Häufig wird sie auch für Hochzeiten und andere besondere kirchliche Anlässe genutzt.

DammeIn den südlichen Dammer Bergen, nördlich der Stadt Damme, schlängelt sich der Dammer Mühlenbach durch das schmale Bexaddetal. Das Erosionstal zeichnet sich durch eine Vielfalt verschiedener Landschaften und Lebensräumen aus. So findet man hier auf engstem Raum eine erstaunliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Am Rande des Baches finden sich eine Streuobstwiese, Weiden, Waldstücke, Felder und Ackerflächen. Durch diese abwechslungsreichen Landschafträume führen zwei Lehrpfade, an denen dem interessierten Besucher durch mehrere Informationstafeln die Besonderheiten der einzelnen Bereiche näher gebracht werden.






Steinfeld

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n den nördlichen Ausläufern der Dammer Berge liegt die Reitsportgemeinde Steinfeld. Nicht nur lebendige Pferde prägen das Ortsbild. Im Jahre 2004 wurden im Zuge der Aktion ‚Pferdestraße Steinfeld’ 75 farbig bemalte Pferdemodelle in der Kommune aufgestellt, die die Verbundenheit mit dieser Tierart dokumentiert. Schließlich haben große sportliche Erfolge den Ort im Oldenburger Münsterland bekannt gemacht. Die legendären Brüder Alwin und Paul Schockemöhle kommen aus dem Ortsteil Mühlen. Das große Steinfelder Moor begrenzt der Gemeinde im Nordosten. Neben drei alten Wassermühlen besitzt Steinfeld mit der Seefahrerschule, der Lohgerberei und dem Heuerhaus mehrere besondere historische Gebäude, die nach vorheriger Anfrage auch besichtigt werden können.

Sehenswertes:

Das Wahrzeichen der Gemeinde Steinfeld ist ein riesiger Findling, der sich an der Mündung der Handorfer Straße in die Grosse Straße befindet. Der gigantische Stein kennzeichnet den Beginn des Ortszentrums. Er wurde 1932 in der Schemder Heide gefunden und im folgenden Jahr an die heutige Position verbracht. Dort diente er als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, später auch des Zweiten Weltkrieges.

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer wurde 1897 bis 1899 im neugotischen Stil errichtet. Ihr Turm mit der spitzen Haube prägt das Ortsbild Steinfelds. Bemerkenswert sind die lichten Farbglasfenster der Kirche sowie die aus Holz geschnitzte Nachbildung des letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci. Die Skulptur gilt als die größte Holzkopie des Mailänder Waldgemäldes.

Es verwundert schon, dass es bereits in den 1830er Jahren ausgerechnet in Mühlen eine Seefahrerschule gab. Schließlich ist die Nordsee noch mehr als 100 Kilometer entfernt. Aber das Gebäude war einst tatsächlich die erste Schule für Nautik im Oldenburger Land. Hier wurden Seeleute auf das raue Leben auf See vorbereitet.

Heute betreibt der Heimatverein Mühlen die Seefahrerschule und gibt Führungen – ich korrigiere: erteilt Seefahrer-Unterricht im Stil des 19. Jahrhunderts.

Das Gebäude der alten Lohgerberei diente nach seiner Fertigstellung 1737 zunächst über 100 Jahre lang als Kirche, bis es 1858 an die Brüder Krapp verkauft wurde. Seit dem war in dem ehemaligen Gotteshaus über 100 Jahre lang eine Lohgerberei untergebracht. Danach verfiel das zweistöckige Fachwerkgebäude immer mehr, so dass es im Jahre 2006 abgetragen und an seinem heutigen Ort wieder neu aufgebaut wurde. Der Heimatverein Mühlen betreibt heute in dem historischen Fachwerkgebäude eine Ausstellung, die das Gerberhandwerk im 19. Jahrhundert dokumentiert. Darüber hinaus befindet sich hier das Heimatarchiv.

In einer großen Kutschenhalle in Holthausen wird die private Kutschensammlung von Hubert Trenkamp präsentiert. Die außergewöhnliche Ausstellung zeigt über 100 sorgsam restaurierte Pferdekutschen, vom Ponywagen bis zum stolzen Landauer. Sie dokumentieren die Geschichte der Fortbewegung mit Hilfe der Pferdekraft. In einer eigenen Abteilung werden darüber hinaus Motorräder, alte Traktoren und anderes landwirtschaftliches Gerät gezeigt. Eine Führung kann nach vorheriger Anmeldung vereinbart werden.

Das Heuerhaus in Mühlen ist ein kleines Museum, das mit seiner ursprünglichen Einrichtung sowie vielen altertümlichen Gerätschaften einen Einblick in die ländlichen Lebensweisen in den letzten Jahrhunderten vermittelt. Als ‚Heuerhäuser’ bezeichnete man früher die zu einem Bauernhof gehörenden Wohngebäude für Bedienstete, die so genannten ‚Heuerleute’. Oftmals waren die Heuerhäuser kleinere Ausfertigungen des eigentlichen Bauernhofes.

Das historische Heuerhaus Herzog wurde vom Heimatverein Mühlen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Steinfeld saniert und kann auf Anfrage besichtigt werden.

Bereits im Jahre 1556 wurde erstmals eine Wassermühle auf dem Meyerhof urkundlich erwähnt. In ihrer jetzigen Form stammt das Mühlengebäude aus dem Jahre 1834. Bis in die 1950er Jahre besaß die Mühle zwei Wasserräder: eines für den Mahlgang, das andere als Antrieb für ein Sägewerk. Mit Hilfe eines Generators produzierte die Mühle sogar eine Zeit lang Strom, bis 1967 der Betrieb eingestellt wurde. Nach einer umfangreichen Renovierung Mitte der 1990er Jahre ist Meyers Mühle heute wieder betriebsfähig. Das Mahlwerk wurde erneuert, das Wasserrad ausgetauscht und die Teichanlage auf dem parkähnlichen Mühlenhof wurde wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

In der alten Wassermühle in der Bauernschaft Harpendorf-Düpe ist heute ein sehenswertes Mühlenmuseum untergebracht. Das zweistöckige Fachwerkgebäude wurde 1862 erbaut. Im Jahre 1877 übernahm Josef Pöhling die Wassermühle, die sich auch heute noch im Familienbesitz befindet. Zum effizienteren Arbeiten erhielt die Mühle 1907 einen Dampfmaschinen-Antrieb, 1933 einen Dieselmotor und 1970 schließlich einen Elektromotor. Heute betreibt der Müller Pöhlking in dem renovierten Gebäude sein Museum, in dem er zehn historische Mühlenmaschinen und etliches landwirtschaftliches Gerät präsentiert. Das Museum kann nach vorheriger Anfrage besichtigt werden.

Die auch Lübbingsmühle genannte Wassermühle Schemde ist ein Fachwerkgebäude, das in seiner heutigen Form aus dem Jahre 1864 stammt. Aber bereits 1552, so belegen es schriftliche Urkunden, hat es hier bereits eine Wassermühle gegeben. Neben dem Mahlwerk konnte mit den Wasserrädern auch zusätzlich eine Säge betrieben werden. 1958 wurde die Anlage stillgelegt. Der Mühlenteich ist inzwischen versandet, doch die Mühlenbestandteile sind mit Ausnahme des Wasserrades noch erhalten.

Die Gelegenheit zu Eintritt in eine interessante und wunderschöne Parallelwelt bietet sich in Mühlen. Auf einer Fläche von 6.000 m² hat Josef Meyer einen Garten angelegt, der auf der fernöstlichen Gartenphilosophie beruht. Japanische Gärten unterscheiden sich erheblich von den unseren in Mitteleuropa. Sie beschreiben eine Landschaft im Miniaturformat und versuchen, die Natur erlebbar zu machen. Der Kies im Zen-Garten symbolisiert das Wasser, das Geräusch beim Schreiten darüber symbolisiert das sanfte Rauschen der Wellen. Ihre Anordnung richtet sich nach der Wahrnehmung des Betrachters. Überflüssiges wird ausgeschlossen. Die Gärten werden von vier Elementen bestimmt: Stein, Moos, Wasser und Baum. Japanische Gärten sind von einer bestimmten Geisteshaltung bestimmt, sie strahlen Harmonie und Ruhe aus und bestechen durch ihre fernöstliche Eleganz. Das Streben nach Einfachheit führt zur Beruhigung der Seele.






Lohne (Oldenburg)

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ie Stadt Lohne im Oldenburger Münsterland ist ein alter Industriestandort. Bedeutend waren einst die Korkfabrik und die Zigarrenfabrik Clodius. Drei Villen aus der Gründerzeit sowie zahlreiche bürgerliche Backsteinhäuser im Zentrum zeugen noch von dieser erfolgreichen Epoche. Das Industrie Museum am Bahnhof dokumentiert die Industriegeschichte der Stadt. Lohne wird im Osten durch große Moorgebiete begrenzt. Durch die reizvolle Moor- und Geestlandschaft führen zahlreiche Wander- und Radwege. Wahrzeichen der 1907 zur Stadt erhobenen Gemeinde sind der 1908 erbaute Aussichtsturm im Stadtwald sowie die mächtige St.-Gertrud-Kirche.

Sehenswertes:

Mitten im Hopener Wald befindet sich die Burg Hopen. Das ursprüngliche Herrenhaus stammt noch aus dem Jahre 1517 und wurde im 17. Jahrhundert um ein zweites Fachwerkgeschoss aufgestockt. Weitere An- und Umbauten folgten. Ein ehemaliger Burgturm war im 19. Jahrhundert eingestürzt, doch seit dem Jahr 1900 behielt die Burg ihr äußeres Erscheinungsbild bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier ein Flüchtlingslager untergebracht und zwischen 1954 und 1964 diente das historische Gemäuer als Jugendherberge. Heute wird die Wasserburg wieder privat genutzt.

Seit dem Jahre 2000 befindet sich das Industrie Museum Lohne in einem markanten Neubau am Lohner Bahnhof. Es ist eine Station der Europäischen Route der Industriekultur und bezeichnet sich selber als das ‚industrielle Gedächtnis Lohnes’. Unterteilt ist das Museum in die Abteilungen ‚Dampfmaschine’, ‚Korkfabrik’, ‚Schreibfeder’, ‚Tabak und Zigarren’, ‚Römische Münzen’, ‚Pinsel und Bürsten’, ‚Stromversorgung’, ‚Transport/Eisenbahn’ sowie ‚Moorarchäologie’.

In Lohne befand sich einst eine der bedeutendsten Korkfabriken Deutschlands. Die Herstellung von Flaschenkorken wird im Museum beispielhaft dokumentiert. In Lohne wurde in den 1950er Jahren das ‚Fuldamobil’ in Lizenz hergestellt. Der Kleinstwagen mit seinen drei Rädern gehört neben der Dampfmaschine und dem Dampfkessel auf dem Freigelände zu den herausragenden Exponaten der Dauerausstellung. Darüber hinaus präsentiert das Industrie Museum halbjährlich wechselnde Sonderausstellungen.

In einem Waldstück innerhalb der Stadt Lohne wurde 1951 die Freilichtbühne eingeweiht. Das Theater bietet 900 Gästen einen Sitzplatz und ist seit 2007 sogar überdacht. Die Bühne wird von einem engagierten Amateurensemble betrieben. In den Anfangsjahren wurden noch überwiegend religiöse und niederdeutsche Stücke gegeben. Heute übt man jede Saison zwei Stücke ein: ein Familienstück und eines für Erwachsene. Einmal wurde in den 1960er Jahren ein Theaterstück sogar im Dritten Programm des Fernsehens übertragen.

Schon von weitem sieht man die Türme der mächtigen Gertrudkirche. Sie steht im Zentrum Lohnes auf dem Rixheimer Platz und ist das Wahrzeichen der Stadt. Eine erste Kirche hat an dieser Position bereits 1221 gestanden, aber der heutige Sakralbau stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. Besonders sehenswert ist der imposante und reich geschmückte Hochaltar mit seinen Klappflügeln.

Neben der St.-Gertrud-Kirche gilt der Aussichtsturm im Stadtwald als Wahrzeichen von Lohne. Er befindet sich südlich des Stadtgebietes auf einem Hügel und wurde im Jahre 1908 erbaut. Mit seiner Höhe von 18 Metern bietet er bei guten Sichten einen weiten Blick über die Stadt hinweg bis nach Cloppenburg und Quakenbrück. Leider ist er jedoch nur einmal im Monat öffentlich zugänglich. Die Öffnungszeiten kann man der örtlichen Presse entnehmen.

Am westlichen Ende des Lohner Stadtparks befindet sich eine alte unter Denkmalschutz stehende Mühle. Sie wurde 1859 auf achteckigem Grundriss als Wind- und Wassermühle erbaut. Nach der Einstellung des Mühlenbetriebes wurde in dem Gebäude 1950 ein Café eröffnet. Seit 1982 veranstaltet der Kunstkreis ‚Die Wassermühle e.V.’  in dem Backsteinbau Ausstellungen mit Werken zeitgenössischer Künstler.

Im Nordenwesten Lohnes befindet sich eine alte Windmühle vom Typ eines Holländers. Ihre Flügel hat sie mittlerweile verloren, aber die riesige Galerie beeindruckt den Reisenden. Das Bauwerk wird nach dem Stadtteil ‚Moorkamper Mühle, oder nach einem ehemaligen Müller ‚Elbers Mühle’ genannt. Das Café, das sich heute hier befindet, nennt sich einfach ‚Die Mühle’.

Bereits 1544 wurde die Windmühle erstmals urkundlich erwähnt, der heutige Bau wurde 1817 errichtet. Seit 1911 arbeitete die Mühle mit einem effizienteren Dieselmotor, aber 1938 wurde der Betrieb dennoch eingestellt. Das Gebäude diente danach unter anderem als Lagerschuppen und verfiel in den folgenden Jahren zusehends. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Mühle grundsaniert und dient seitdem als Café. Oft finden hier auch Ausstellungen statt.

Im Süden der Stadt Lohne befindet sich, umgeben von einer weitläufigen Golfanlage, das Gut Brettberg. Das Anwesen wurde wohl um 1400 als Wasserburg errichtet. Während des Dreißigjährigen Krieges diente es als Lazarett für Schwedische Soldaten. Der ‚Schweden Kirchhof’  genannte Friedhof zeugt noch von dieser Zeit. Nach einem Großfeuer im Jahre 1895 wurde das Herrenhaus neu errichtet. Das Gut ist im privatem Besitz und beherbergt heute den Golfclub ‚Gut Brettberg’.






Vechta

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ie Pferdestadt Vechta hat seine Ursprünge im 12. Jahrhundert, als eine Burg errichtet wurde, um die Furt über den Moorbach zu kontrollieren. Im Bereich der Burg entstand eine Kaufmannssiedlung. Der Name ‚Vechta’ (niederdeutsch: Vechte) stammt vom altdeutschen Begriff ‚Vecht’ ab. Er bedeutet ‚Feuchtes Land’ und noch heute befindet sich das Große Moor östlich des Stadtgebietes. Wahrzeichen der Kreis- und Universitätsstadt ist das Kaponier, ein fünfeckiges Festungsgebäude, welches als Außenwerk zu der im 18. Jahrhundert abgetragenen Zitadelle gehörte. Ein Teil dieser Bastion wurde rekonstruiert und als Zitadellenpark öffentlich zugänglich gemacht. Das ehemalige Zeughaus blieb als einziges Gebäude innerhalb der Zitadelle erhalten und beherbergt heute ein Stadtmuseum. Reizvoll ist auch das Umland Vechtas mit seinen Dorfbauernschaften, seiner Moor- und Geestlandschaft, seinen Seen und Wäldern. Und ungläubig schaut mancher auf die kreisenden Erdölpumpen. Denn hier wird tatsächlich, wenngleich auch in verhältnismäßig kleinen Mengen, Erdöl gefördert.

Sehenswertes:

Mitten in Vechta, über dem Moorbach gelegen, befindet sich ein fünfeckiges Festungsgebäude aus Backstein. Es wurde 1705 als Außenwerk und Gefängnis der damaligen Zitadelle erbaut und ist heute das Wahrzeichen der Kreisstadt. Neben dem Zeughaus ist das Kaponier der einzige erhaltene Gebäudeteil der einstigen Bastion in Vechta. Heute zeigt der Kunstverein Karponier in der ehemaligen Festung wechselnde Ausstellungen.

In einem Waldgebiet im Osten des Zentrums von Vechta befindet sich das Gut Füchtel. Der bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnte Gutshof wurde in seiner heutigen Form um 1630 im Fachwerkstil errichtet. Dem zweistöckigen Herrenhaus schließen sich unmittelbar die Nebengebäude an, so dass das Ensemble zwar zusammenhängend, aber nicht einheitlich erscheint. Das Anwesen befindet sich noch immer im privaten Besitz und wird als Pferdezuchtbetrieb genutzt. Eine Besichtigung ist nicht möglich. Dem Gutshof vorgelagert ist die ehemalige Rentei, in der sich heute ein Café mit Terrasse befindet.

Während des Dreißigjährigen Krieges drohten die schwedischen Truppen,  von Bremen aus nach Süden vorzurücken. So ließ Christoph Bernhard von Galen, der bekannte Fürstbischof von Münster,  1666 in Vechta die Zitadelle Sancta Maria als katholisches Bollwerk gegen die protestantischen Schweden erbauen. Eine Zitadelle ist eine in sich abgeschlossene Festung. Sie diente sowohl als Rückzugsort für die Truppen als auch als letzter Widerstandskern einer Stadt. Da es in ihr eine eigene Bäckerei, eine Brauerei, ein Krankenhaus, eine Kapelle und verschiedenste Speicher gab, konnte man sich eine Zeit lang auch selbst versorgen. Sie bildete eine eigene kleine Stadt in der Stadt. Die Vechtaer Zitadelle bestand aus einem Fünfeck. Ihr Durchmesser betrug 700 Meter und bot 800 Soldaten eine Unterkunft. Eine erste Belagerung fand allerdings erst im Siebenjährigen Krieg 1758 durch die preußisch-hannoversche Armee statt. Doch bevor es zu Kampfhandlungen kam, ergab man sich. Die Bastion wurde den feindlichen Truppen übergeben und 1769 geschleift. Ende der 1980er Jahre wurde auf dem Areal mit archäologischen Grabungen begonnen. In der Folge wurde die alte Zitadelle zum Teil rekonstruiert und als Parkanlage der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Eine Bastion wurde vollständig, eine zweite teilweise wiederhergestellt. Von einer Aussichtsplattform hat man einen guten Überblick über die Anlage, zu der heute auch ein See und ein Rosengarten gehört.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde 1698 in der Vechtaer Zitadelle das Zeughaus erbaut. Es diente lange Zeit als Waffenlager und ist das einzig erhaltene Gebäude innerhalb der historischen Bastion, die 1769 geschleift wurde. Heute ist in dem ehemaligen Zeughaus ein Museum untergebracht, das sich mit der Stadtgeschichte von der Steinzeit über das Mittelalter und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis hin zur Barockzeit beschäftigt. Ein weiterer Schwerpunkt ist der historische Strafvollzug Vechtas. Mit der Gründung des ‚1. Zentrum für experimentelles Mittelalter Deutschland’ möchte man den Besucher animieren, selber aktiv mitzumachen und damit die Geschichte plastisch erlebbar zu machen.

Wo heute eine Brücke über den Moorbach führt, befand sich im 12. Jahrhundert eine bedeutende Furt. Es war die einzige Möglichkeit für Handelsreisende, um über den Moorbach zu kommen. Um diesen Übergang zu sichern, entstand an dieser Stelle die heute nicht mehr existierende Burg Vechta, Keimzelle der heutigen Stadt. Im Jahre 1737 wurde die Brücke nach Johannes Nepomuk benannt. Dieser war erst acht Jahre zuvor heilig gesprochen worden. Johannes Nepomuk war ein böhmischer Priester, der Mitte des 14. Jahrhundert geboren wurde. Er gilt als Märtyrer des Beichtgeheimnisses, da er durch König Wenzel in Prag von einer Moldaubrücke gestoßen wurde. Er hatte sich zuvor geweigert, über die Beichte der Königin zu berichten. Wirklich nachgewiesen ist diese Geschichte aber nicht. Nepomuk ist heute Schutzheiliger der Schiffer, Flößer, Müller, Beichtväter, Priester und Brücken. Lange Zeit bis in das 20. Jahrhundert hinein stand auf der Brücke noch eine Statue des Heiligen. Diese wurde aber inzwischen entfernt und auch die geschichtlich bedeutende Brücke wurde inzwischen erneuert.

Bevor das moderne Rathaus mit seiner gläsernen Front im Jahre 1999 fertig gestellt wurde, befand sich der Verwaltungssitz von Vechta in einem umgebauten Wohnhaus am Kapitelplatz. Es wurde zwischen 1711 und 1713 erbaut und 1887 noch einmal erweitert. Seit 1957 diente das Gebäude als Rathaus. Bemerkenswert sind die spätbarocke Stuckdecke sowie die Deckengemälde aus dem 18. Jahrhundert im ehemaligen Sitzungssaal. Heute befindet sich hier die Tourist-Information Nordkreis Vechta und die Heimatbibliothek.

Die heutige Georgskirche wurde 1598 als spätgotische dreischiffige Hallenkirche erbaut. Der barocke Turm mit seiner geschwungenen welschen Haube entstand erst 1722.

Bereits um 1200 gab es hier eine erste Pfarrkirche, die Mitte des 15. Jahrhunderts ausgebaut und 1538 bei einem kriegerischen Überfall zerstört wurde. Zu der wertvollen Innenausstattung gehören zwei Armreliquiare des heiligen Alexander aus dem 13. Jahrhundert sowie eine silberne Strahlenkranzmadonna.

Im Vechtaer Stadtteil Langförden befindet sich die Pfarrkirche St. Laurentius. Die Basilika wurde in den Jahren 1910 bis 1912 im neuromanischen Stil erbaut. Die Inneneinrichtung ist weitgehend neueren Datums, nur der Taufstein aus der Zeit um 1000, die Pietà und die Statue des heiligen Laurentius wurden aus der Vorgängerkirche übernommen. Dieses ältere Gotteshaus war eine Findlingskirche, die im Jahre 1011 im vorromanischen Stil fertig gestellt wurde. Als die Kirchengemeinde soweit gewachsen war, dass die Größe des Saales nicht mehr ausreichte, wurde die heutige Kirche neu erbaut und die alte abgetragen. Nur der inzwischen über 1000 Jahre alte Turm blieb erhalten. Er steht auf dem Kirchhof etwas abseits des heutigen Gotteshauses.

Die in der Zeit von 1727 bis 31 im Barockstil erbaute Klosterkirche hat nicht sehr lange ihrer Bestimmung gedient, denn im Zuge der Säkularisierung wurde das Franziskanerkloster bereits 1812 wieder aufgelöst. Seit dem wird das Gotteshaus sowohl von der Katholischen als auch von der Evangelischen Kirche genutzt. Sie dient darüber hinaus als Kirche der Justizvollzugsanstalt für Frauen und kann nur im Rahmen einer Führung zu festgelegten Terminen besichtigt werden. Dabei kann man auch den Totenkeller sehen, in dem im 18. und 19. Jahrhundert 150 Mönche beigesetzt wurden.

Im Stadtteil Oythe, nordöstlich des Zentrums von Vechta, befindet sich die Pfarrkirche St. Marien. Teile des Sakralbaus stammen noch aus der Zeit um 1300, als sie im romanischen Stil errichtet wurde. Aber in der Folgezeit wurde sie häufig umgebaut, so dass von ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild nicht mehr viel erhalten blieb. Bemerkenswert ist der Kirchturm der Marienkirche. Er wurde zwischen 1769 und 1775 aus Steinen und Findlingen erbaut, die man aus der zuvor geschleiften Zitadelle in Vechta übernahm. Damit gehört sie zu den letzten Findlingskirchen im gesamten Oldenburger Münsterland.

Bereits im 13. Jahrhundert wird der Hof Welpe erstmals urkundlich erwähnt. Die Fachwerkgebäude des heutigen Anwesens wurden zum Teil bereits im 17. Jahrhundert erbaut. Das Herrenhaus stammt von 1645 und das Heuerhaus, das Wohngebäude für Bedienstete, wurde bereits 1608 erbaut und zählt damit zu den ältesten Fachwerkbauten der Region. Heute ist im Heuerhaus das Clubhaus des Golfvereins untergebracht. Der Gutshof wird von einem hübschen Golfplatz umgeben. Am Mühlenteich besteht bereits seit dem Jahr 1900 ein idyllisches Gartenrestaurant.

Die alte Wassermühle ist ein hübsches Fachwerkhäuschen an einem Nebenarm des Moorbaches. Es wurde im Jahre 1724 erbaut und diente längere Zeit auch als Schwarzbrotbäckerei. Heute beherbergt das grundsanierte Gebäude Büroräume und kann nicht besichtigt werden.






Goldenstedt

D
ie idyllisch gelegene Gemeinde Goldenstedt ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Zahlreiche ausgeschilderte Wege führen durch die abwechslungsreiche Landschaft, die aus mehreren Biotopen, riesigen Moorgebieten im Süden, dem Naturpark Wildeshauser Geest im Norden und dem Huntetal im Osten besteht. Das Naturschutz- und Informationszentrum Goldenstedt gibt einen umfassenden Überblick über alles, was man zum Thema ‚Moor’ wissen sollte. Den Namen ‚Golderstedt’ soll die Gemeinde erhalten haben, weil einst einer Sage nach eine Gräfin von einer Brücke aus Goldstückchen unter das Volk geworfen haben soll. Die Brücke heißt seitdem ‚Goldene Brücke’. Urkundlich wurde Goldenstedt erstmals 1080 erwähnt, der 1974 eingemeindete Ortsteil Lütten sogar bereits im Jahre 872.

Sehenswertes:

Das Goldenstedter Moor gehört zu den Hochmooren und ist Teil des Großen Moores, eines der größten zusammenhängenden Moorlandschaften in Deutschland. Seit 1984 steht es unter Naturschutz und zeitgleich wurde auch mit der Renaturierung begonnen. Der Förderverein Goldenstedter Moor hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Lebensraum zu schützen, aber für Besucher auch zugänglich zu machen. Aus diesem Grund errichtete man das Naturschutz-Informationszentrum mit dem ‚Haus im Moor’. Hier kann man sich über diese einzigartige Landschaftsform mit seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt informieren.

Mit verschiedenen Attraktionen kann man sich der Welt des Moores nähern. Auf einer 90minütigen Moorbahnfahrt erfährt man vieles über die Entstehung und die Wiedervernässung dieser Landschaft sowie über den wichtigen Rohstoff Torf, seine Abtorfung und seinen Abtransport. Oder man läuft den knapp einen Kilometer langen Moorerlebnispfad ab, der mit seinen 14 Informationstafeln auf viele Besonderheiten hinweist. Der Rundweg führt tief in das Moor hinein und beinhaltet auch einen Barfußpark. Ein weiterer Rundweg ist der Obstlehrpfad. Hier werden 40 verschiedene Apfel- Birnen- und Pflaumensorten vorgestellt. Die Lern- und Beobachtungsstationen sind besonders auch für Kinder ausgelegt. Bei einer Tunnelführung werden die Funde erklärt, die man hier im Moor gemacht hat und man erfährt, wie die Landschaft besiedelt wurde. Und vom Moorbioskopion, einer hölzernen Aussichtsplattform mit integriertem Labor, hat man einen weiten Überblick über das Goldenstedter Moor.

Ein besonders an Sommertagen sehr beliebtes Ausflugsziel ist der Hartensbergsee. Die Hälfte des 400 Meter langen Badesees liegt an einem Sandstrand, umgeben von großen Spiel- und Liegewiesen. Mehrere Grillplätze stehen zur Verfügung und für Abwechslung sorgt eine Minigolfanlage.

Direkt am See befindet sich auch das vom Gäste & Touristikverein Goldenstedt (GUT) betriebene Hunteinformationszentrum. Hier erfährt man alles Wissenswerte über den Fluss Hunte. Er prägt die Landschaft in diesem Moor- und Heidegebiet sowie im Naturpark Wildeshausener Geest. Das HIZ erklärt die Besonderheiten dieses Ökosystems mit seiner vielfältigen Flora und Fauna.

Südöstlich von Goldenstedt führt die Goldene Brücke über die Hunte. Bereits im Mittelalter mussten die Händler auf der bedeutenden Straße zwischen Leipzig und Zwolle hier den Fluss überqueren. Breits im Jahre 1383 wurde die Brücke erstmals urkundlich erwähnt. Sie war durch die mit ihr verbundenen Zolleinnahmen sehr lukrativ, zumal die Hunte lange Zeit Grenzfluss zwischen dem Fürstbistum Münster und dem Königreich Hannover war. Ihren Namen verdankt die Goldene Brücke einer Sage, weil von ihr eine junge Gräfin Goldstücke unter das Volk warf. Daher soll sich auch der Name der Gemeinde ableiten.




 

Hinter der Szenerie: Das Grafenpaar und die Goldene Brücke: Es begab sich aber, dass der noch sehr junge Graf Rudolf aus Diepholz sich auf den Weg machte, um Lebenserfahrung in der Welt zu sammeln. Er kam bis nach Schweden und erhielt dort unerkannt seiner Herkunft eine Anstellung als Küchenjunge. Da er fleißig und gewissenhaft war, stieg er schnell zum Kämmerer des Königs auf. Auch hier fiel er durch seine Tüchtigkeit auf und der König fand Wohlgefallen an ihm.

Eines Tages verirrte er sich im Wald, als er einem Hirschen hinterherlief. Da traf er auf ein wunderschönes Mädchen. Sie wies ihm den Weg zurück zum Schloss und schenkte ihm einen wertvollen, mit Edelsteinen bestückten Ring. Zurück am Hofe, sah der König diesen außergewöhnlichen Ring und fragte seinen Kämmerer, wo er diesen her habe. Da erzählte der junge Graf Rudolf die Geschichte und verriet dem König auch seine wahre Herkunft. Dieser freute sich darüber sehr und gab dem Grafen seine hübsche Tochter Marina zur Braut. Und in Bälde wurde am königlichen Hofe die Hochzeit gefeiert.

Als der junge Graf gemeinsam mit seiner Gemahlin zurück in seine Heimat kam, wurde das frisch vermählte Paar an der Grenze des Kirchspiels, dort wo die Brücke über die Hunte führt, von seinen Untertanen begeistert empfangen. Die wunderschöne Gräfin trat hervor und warf viele Goldmünzen unter das Volk, was sie bei den Menschen natürlich sehr beliebt machte. Seit dem wird diese Brücke ‚Goldene Brücke’ genannt und die Stätte hieß fortan ‚Goldenstedt’.

Östlich von Lutten befindet sich die Wallanlage der so genannten Arkeburg. Sie besteht aus zwei elliptischen bzw. unregelmäßigen Erdwällen von einem Durchmesser von ungefähr 300 bzw. 200 Metern, die jeweils von vorgelagerten Gräben umgeben waren. In der inneren Wallanlage ließen sich Pfosten nachweisen, die auf ehemalige Toreingänge hindeuten. Unklar ist aber bis heute, wann die Arkeburg entstanden ist, denn schriftliche Belege gibt es für sie nicht. Eine zweiteilige Wallanlage deutet auf das frühe Mittelalter. Archäologische Ausgrabungen brachten Funde zutage, die auf das 5. bis 8. Jahrhundert hindeuten. Andere Funde aber lassen die Vermutung zu, das sie bereits aus der Eisenzeit (ca. 600 v. Chr.) stammen. Auch die Ausmaße des Innenwalls unterstützen diese Datierung. Möglicherweise stammt die Arkeburg aus vorrömischer Zeit und wurde dann im frühen Mittelalter zur doppelten Wallanlage ausgebaut. Dann wäre es die älteste Burgwallanlage im gesamten Weser-Ems-Gebiet!

Im Ortsteil Einen befindet sich eine kuriose Werksanlage. Das zweistöckige Ziegelgebäude auf dem heutigen Hof Wahls wurde um 1900 als Mühle mit Dampfmaschinenantrieb erbaut. Längere Zeit diente es auch als Kornbrennerei. Der runde, hohe Schornstein erinnert noch an diese Zeit als kombinierte Schnapsbrennermühle.

In einem wunderschönen Waldstück bei Einen befindet sich ein großes und interessanten Hügelgräbersystem mit ungefähr 50 erhaltenen Grabhügeln verschiedener Größe. Während manche Gräber nur für geschulte Augen erkennbar sind, besitzen die größeren Hügel stattliche Höhen von über zwei Metern und ihre Durchmesser erreichen bis zu 20 Meter. Die prägnanten Langhügel wurden, nachdem man bei archäologischen Untersuchungen einige Grabbeilagen gefunden und diese zeitlich eingeordnet hatte, auf das 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. datiert.



Radrouten die durch Goldenstedt führen:

Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Hunte-Radweg




Harpstedt

I
m Naturpark Wildeshauser Geest liegt die Samtgemeinde Harpstedt, dessen größte Mitgliedsgemeinde und Schwerpunktsort der Flecken Harpstedt ist. Eine Besiedelung hat hier bereits vor 6000 Jahren stattgefunden. Prähistorische Zeugnisse liefern die Hügelgräberfelder in Wohlde und in der benachbarten Pentruper Heide, die Megalithgräber in Reckum und die Sonnensteine von Harpstedt und Beckstedt. Die archäologischen Rad-Erlebnisrouten verbinden diese uralten Sehenswürdigkeiten. Wahrzeichen Harpstedts ist das Amtshaus, eine von einer Gräfte umgebenen Fachwerk-Dreiflügelanlage, das heute als Rathaus dient. Das Gebäude wurde an der Stelle einer Wasserburg erbaut, nachdem ein verheerendes Feuer im Jahre 1739 fast alle Häuser des Ortes und auch die Burg vernichtet hatte. Sehenswert ist auch das Scheunenviertel Koems, welches ebenfalls in der Folge dieses Großbrandes entstand.

Sehenswertes:

Inmitten einer schönen Parkanlage befand sich einst, mitten im Flecken Harpstedt, eine alte Wasserburg. Das Gemäuer aus dem 13. Jahrhundert war zweifach von einer Gräfte umgeben und fiel im Jahre 1739 einem verheerenden Feuer zum Opfer. Die Reste wurden abgetragen und der innere Burggraben wurde zugeschüttet. Auf dem Fundament der alten Burg wurde zwischen 1741 und 1744 das Amtshaus als schlichter zweistöckiger Fachwerkbau errichtet. Dabei besaß das ursprüngliche Gebäude nur zwei Flügel, die im rechten Winkel zueinander ausgerichtet waren. Der Westflügel wurde erst in den 1980er Jahren hinzugefügt, so dass das Amtshaus heute eine Dreiflügelanlage darstellt. Heute dient das Bauwerk als Rathaus der Gesamtgemeinde Harpstedt.

In den 1920er Jahren fand man am Galgenberg eine 80 x 80 cm große rote Granitplatte, auf der 12 Kreise eingeritzt sind. Eine genaue zeitliche Einordnung ist bis heute umstritten. Experten datieren den Sonnenstein auf die Bronzezeit oder das frühe Mittelalter. Er befindet sich heute vor dem Haupteingang des Amtshofes. Eine weitere Sonnenscheibe wurde in Beckstedt gefunden.

In der weitläufigen Parkanlage, die den Harpstedter Amtshof umgibt, befindet sich eine uralte Linde. Das Naturdenkmal besitzt eine Höhe von 22 Metern und einen Stammumfang von ungefähr 7,4 Metern. Ihre riesige Krone misst einen Durchmesser von 18 Metern. Der Baum wird auf ein Alter von ungefähr 400 Jahren geschätzt.

Zu der alten Wasserburg, die einst dort stand, wo sich heute das Amtshaus befindet, gehörte auch eine Wassermühle, die bis heute erhalten geblieben ist. Das heutige Fachwerkgebäude besaß mindestens einen Vorgängerbau und wurde 1712 neu errichtet. Die Mühle, die am Oberlauf der Delme liegt, besaß wahrscheinlich einst zwei Wasserräder, die aber 1882 durch eine Turbine ersetzt wurden. Mit dieser Turbine wurde bis in die 1940er Jahre hinein auch Strom erzeugt. Erst 1962 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Heute besitzt das Gebäude zwar wieder ein Wasserrad, jedoch ist dieses nicht funktionsfähig. Die Mühle dient heute als Café und Restaurant und ist einem Hotel angegliedert.

Am Marktplatz des Fleckes Harpstedt befindet sich die evangelische Christuskirche. Sie wurde zwischen 1742 und 1753 im barocken Stil erbaut. Der sandsteingegliederte rote Backsteinturm wurde erst 1880 fertig gestellt. Ursprünglich war im 18. Jahrhundert eine andere Kirchturmspitze geplant gewesen. Sehenswert ist der barocke Kanzelaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der dreistöckige Galerieholländer wurde 1871 erbaut und diente zunächst als Lohmühle mit angegliederter Sägerei. Später kam auch eine Dreschmaschine hinzu. Die Windrose ersetzte in den 1920er Jahren den einfachen Steert. Die Mühle befindet sich im Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Obwohl Harpstedt von der Deutschen Bahn nicht bedient wird, gibt es hier eine langjährige Eisenbahntradition. Bereits in den 1930er Jahren wurde hier eine Kleinbahn betrieben und heute verkehrt zwischen Harpstedt und Delmenhorst die beliebte Museumsbahn ‚Jan Harpstedt’. Der Verein ‚Delmenhorst – Harpstedter Eisenbahnfreunde e.V.’ hat sich zum Ziel gesetzt, einen Kleinbahnbetrieb in Form der 1950er Jahre durchzuführen. Nun schnaubt an den Betriebstagen im Sommer wieder eine ehrwürdige Dampflok durch die Wildeshauser Geest. Im Winter wird auf der Strecke ein Triebwagen eingesetzt. Auf der 22 Kilometer langen Strecke hält die Kleinbahn an mehreren Bahnhöfen, so dass man diese Haltestellen gut als Ausgangspunkte für Ausflüge nutzen kann. Auch Fahrräder werden transportiert!

Seit 1989 steht dem Verein auch eine Fahrzeughalle zur Verfügung. In ihr können Lokomotiven und Waggons untergebracht und Reparaturen durchgeführt werden.

Im Jahre 1739 vernichtete ein verheerendes Großfeuer fast alle Häuser in Harpstedt. Diese Katastrophe vernichtete auch die gesamten Erntevorräte des Dorfes. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Überlegung, einen Scheunenkomplex außerhalb des Ortes anzulegen. Um 1850 entstand so auf gemeindeeigenem Gebiet der Koems. Der Begriff entstammt dem niederdeutschen. Er bezeichnet damit eine Scheunenform, die auch als Schafstall und Geräteschuppen genutzt wurde. Im Laufe der Zeit verfielen die Scheunen wieder, von den anfänglich 17 Scheunen sind heute noch neun erhalten. Seit den 1980er Jahren kümmert sich die Fördergemeinschaft Koems e.V. um den Erhalt und den teilweisen Neuaufbau des historischen Scheunenviertels.

Bereits im Jahre 1925 befand sich an der Stelle der heutigen Ozeanbrücke ein einfacher Steg, der über die Moorfläche nahe der Dorfschaft Amerika führte. Die 1967 errichtete Holzbrücke wurde im Jahre 2006 komplett erneuert. Sie besitzt eine Länge von ungefähr 175 Metern, aber nur eine Breite von 1,5 Metern. Ihren Namen verdankt die Ozeanbrücke einem zurückgekehrten Amerika-Auswanderer, der sich Anfang des letzten Jahrhunderts unweit der heutigen Brücke häuslich niedergelassen hatte.

Rund um einen inzwischen verlandeten See befindet sich ein archäologisch bedeutendes Gräberfeld. Ihre außergewöhnliche Vielfalt machte sie den Forschern interessant. Insgesamt 81 Grabhügel sind hier noch erhalten. Allerdings sind nicht alle unmittelbar als Erdhügel zu erkennen, denn einige sind nur gerade 30 cm hoch. Andere wiederum messen über einen Meter, ihre Durchmesser variieren zwischen 5 und 23 Metern. Die Forscher stießen bei ihren Grabungen auf verschiedenste Funde, die auf unterschiedliche Bestattungsriten hinweisen. Auch konnten sowohl Urnenbestattungen als auch einfache Begrabungen nachgewiesen werden. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts Keramik als Grabbeilage gefunden wurde, führte das zu der Definition des so genannten ‚Harpstedter Typs’.

Westtlicher der Bauernschaft Reckum befinden sich zwei außergewöhnlich gut erhaltene Megalithgräber. Ihr Alter wird auf rund 5000 Jahre geschätzt. Beide Gräber liegen ungefähr 150 Meter voneinander entfernt. Eines der Gräber befindet sich unmittelbar am Wegesrand. Es ist 19 m lang und bis zu 2 m breit, besitzt acht Decksteine und ist nahezu noch vollständig erhalten. Die andere Grabkammer liegt etwas abseits auf einem Feld hinter Bäumen versteckt. Sie besitzt eine ähnliche Größe, ist aber nicht ganz so gut erhalten.

 

Hinter der Szenerie: Die Sage der beiden Schäfer: In einer längst vergangenen Zeit im Sommer hüteten einmal zwei Schäfer ihre Herde, als ein Bienenschwarm vorbei flog. Beide wollten ihn zuerst gesehen haben und gerieten ob dieser eigentlich unwichtigen Frage in einen heftigen Streit, der in heftigsten Beleidigungen mündete. Da rief der eine Schäfer voller Wut: „Ich will, dass Du als Stein für ewig sitzen bleibst!“ Da entgegnete der andere Schäfer nicht minder verärgert: „Dann will ich, dass Du mir dabei Gesellschaft leistest!“ Und sogleich verwandelten sich beide Schäfer mitsamt ihren Herden zu Stein. Aber alle 100 Jahre, wenn die Heide blüht, löst sich der Fluch des Nächtens und beide ziehen mit ihren Schafen durch die monderleuchteten Felder. Aber während des Morgengrauens verfallen sie wieder in ihre steinerne Position, als wäre nichts gestehen…

In der Pentruper Heide, eigentlich schon zu Wildeshausen gehörend, befindet sich ein gigantischer prähistorischer Friedhof. Auf einem Gelände von rund 39 ha. befinden sich über 530 erhaltene Grabhügel. Die einzelnen Erdhügel besitzen einen Durchmesser von 6 bis 12 Meter und entstammen der Zeit von 900 bis 200 v. Chr. In den Grabhügeln wurden Urnen mit der Asche der Verstorbenen beigesetzt. Mehrere Hügel im Norden des Areals überragen die anderen deutlich. Sie besitzen eine Höhe von 1,2 Metern und einen Durchmesser von 30 Metern und werden deshalb Königshügel genannt. Insbesondere zur Zeit der Heideblüte im Spätsommer ist das Pestruper Gräberfeld bei Spatziergängern sehr beliebt.

Eine markante Besonderheit ist die Birkengruppe inmitten des Geländes, denn das Heidekraut verhindert normalerweise das Entstehen von Bäumen. An dieser Stelle aber stürzte während des Zweiten Weltkrieges ein amerikanisches Bombenflugzeug ab und brannte am Boden völlig aus. Dabei wurde das Heidekraut zerstört und die Birkensamen konnten aufgehen. So kann man noch heute genau sehen, wo sich die Absturzstelle befunden hat. Das Pentrumer Gräberfeld ist heute sowohl Naturschutzgebiet als auch Grabungsschutzgebiet.



Radrouten die durch Harpstedt führen:

Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
GeestRADweg




Stuhr

A
n der südöstlichen Peripherie Bremens befindet sich die Gemeinde Stuhr. Sie entstand im Zuge der Gemeindereform im Jahre 1974, wobei die größte Einzelgemeinde namensgebend war. So lautet ihr Slogan auch treffend: ‚Gemeinsam sind wir Stuhr!’. Während der nördliche Teil in das Bremer Stadtgebiet übergeht, gehört der ländlich geprägte südliche Gemeindeteil zum Naturpark Wildeshauser Geest und bietet vielfältige Möglichkeiten zum Radfahren und Wandern.
Die besonderen Sehenswürdigkeiten Stuhrs sind das malerische Gut Varrel im gleichnamigen Ortsteil sowie die ehemalige Klosterkirche mit dem Mühlenensemble in Heiligenrode.

Sehenswertes:

Der massig wirkende katholische Kirchenbau St. Pankratius wurde im 13. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet. Allerdings wurden bei der Backsteinkirche auch bereits frühgotische Elemente verwendet. Die Saalkirche hatte einen hölzernen Vorgängerbau, der noch aus dem späten 12. Jahrhundert stammte. Grabungen lassen vermuten, dass die Kirche auf einem Gräberfeld der Bronzezeit erbaut wurde. Man hatte unter der Pankratiuskirche mehrere Urnen gefunden. Der Turm der heutigen Saalkirche wurde erst im 14./15. Jahrhundert fertig gestellt. Lange Zeit war die rote Backsteinfassade unter einer hellen Putzschicht versteckt. Erst in den 1980er Jahren wurde das Mauerwerk wieder freigelegt.

Die Innenausstattung der Pankratiuskirche ist überaus sehenswert. Besonders beeindrucken die filigranen Schnitzereien des gotischen Flügelaltars, die spätgotischen Wandmalereien, die Kanzel von 1615 und die Apostelfiguren aus dem 15. Jahrhundert.

Das romantische landwirtschaftliche Gutshaus am Ufer der Varreler Bäke stammt im Ursprung noch aus dem 14. Jahrhundert. Zum historischen Gut gehört noch eine im Jahre 1904 neu erbaute Wassermühle, dem Mühlenwehr, eine 300 Jahre alte Fachwerkscheune , ein Backhaus und ein Spritzenhaus von 1924. Die Scheune stammt eigentlich aus Bookholzberg und wurde erst 1985 auf dem Gut Varrel wieder neu aufgebaut. Heute wird sie als Kulturtreff genutzt. Die Wassermühle war 1903 abgebrannt und wurde im Jahr darauf wieder neu aufgebaut. Heute dient sie als Vereinsheim des TUS Varrel.

m Jahre 1182 wurde das Benediktinerkloster gegründet, welches später zur Entstehung des Ortes Heiligenrode führte. Schon bald wurde das Kloster in ein Nonnenkloster und im Zuge der Reformation schließlich zu einem evangelischen Damenstift umgewandelt. Erst 1964, als die letzte Stiftsdame verstorben war, wurde die Klosterdomäne aufgelöst und die dazugehörigen Liegenschaften verkauft.

Die ehemalige Klosterkirche St. Marien befindet sich heute mitten im Dorf Heiligenrode. Der hochragende turmlose Backsteinbau stammt aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert und ist noch gut erhalten. Bereits in der klösterlichen Gründungsurkunde von 1143 wurde eine Mühle erwähnt. Die heutige Wassermühle wurde 1843 erbaut und ist auch heute noch vollständig betriebsfähig. Zu dem historischen Mühlenensemble gehört noch eine Scheune von 1839, das Vierständerhaus von 1750 und das Backhaus, das in seiner heutigen Form von 1817 stammt. Das neue Müllerwohnhaus von 1829 wird heute für kulturelle Veranstaltungen und Versammlungen genutzt.

Von September 1944 bis April 1945 gab es in Stuhr ein Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme. Insgesamt 800 Jüdinnen wurden hier auf engstem Raum in Holzbaracken untergebracht. Sie wurden täglich vom Bahnhof Stuhr nach Bremen verfrachtet, um dort schwerste Trümmerräumarbeiten zu leisten. Mindestens zehn Frauen verloren bei dieser Zwangsarbeit ihr Leben. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als sich die britischen Truppen unaufhaltsam näherten, wurde das Lager geräumt und die Frauen in das KZ Bergen-Belsen verbracht.

Heute ist das ehemalige Schreckenslager ein Mahnmal. Bei einem 1987 ausgerufenen Wettbewerb um ein angemessenes Kunstwerk für dieses Gelände gewann die Bildhauerin Wittmute Malik den ersten Preis. Sie schuf eine begehbare Skulptur aus 60 Steinen, die sowohl die verletzte Würde der jüdischen Insassinnen als auch den Zusammenhalt der Frauen untereinander symbolisieren soll.






Bremen

B
remen, die Hafen- und Handelsmetropole an der Weser, besitzt ein gemütliches und maritimes, aber auch historisches Flair. Heute ist Bremen Hauptstadt des Zwei-Städte-Staates Bremen, zu dem auch noch Bremerhaven gehört. Das Streben nach Freiheit und Selbstständigkeit war schon immer ein herausragendes Attribut der Freien Hansestadt, deren Leitspruch ‚Buten un binnen – wagen und winnen’ (Draußen und drinnen – wagen und gewinnen) über dem Portal des Schüttings, dem ehemaligen Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft prangt. Der mittelalterliche Marktplatz, zu dem auch der Schütting gehört, gilt als einer der Schönsten in Deutschland. Neben dem St. Petri-Dom ist das historische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert mit seiner prächtigen Weserrenaissancefassade eine herausragende Sehenswürdigkeit. Zusammen mit der davor stehenden Rolandstatue wurde das Rathaus in den Kanon des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Der Roland ist nicht nur ein Wahrzeichen Bremens, er symbolisiert auch Recht und Freiheit für die Stadt. Das andere Wahrzeichen der Stadt, die bronzene Statue der Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks, steht in unmittelbarer Nähe neben dem Rathaus. Ein Rundgang durch Bremen wäre allerdings unvollständig ohne einen Bummel durch das verwinkelte und verträumte Schnoorviertel mit seinen Häusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, sowie die Böttcherstraße mit seiner expressionistischen Backsteinarchitektur. Auch ein Spatziergang auf der Schlachte, ehemals Stadthafen und heutige Weserpromenade und Flaniermeile, gehört zu einem Besuch. Darüber hinaus bietet Bremen auch einige musealische Höhepunkte. Die Kunsthalle Bremen besitzt eine der bedeutendsten Gemälde- und Skulpturensammlungen in Deutschland, das Neue Museum Weserburg gilt als herausragende Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst und auch das Paula-Modersohn-Becker Museum und das Gerhard-Marcks-Haus lohnen eine Besichtigung. Mit dem Übersee-Museum besitzt Bremen eines der bedeutendsten Völkerkundemuseen und das Focke-Musum präsentiert interessante Bremensien.

Sehenswertes:

Das Bremer Rathaus wurde in den Jahren 1405 bis 1410 mit einer zunächst schlichten gotischen Fassade errichtet. Sein prächtiges heutiges Erscheinungsbild erhielt das Ratsgebäude erst in den Jahren 1608 bis 1612. Die Marktplatzfassade gilt als Höhenpunkt des Baustils der Weserrenaissance. Das Ratshaus ist bis heute Sitz des Bürgermeisters und besitzt mehrere Säle und repräsentative Zimmer für Empfänge und andere Anlässe. In der Oberen Rathaushalle findet seit 1545 alljährlich im Februar das ‚Schaffermahl’ statt, wo sich bedeutende Bremer Kaufleute, Reeder, Kapitäne und Repräsentanten zum Erfahrungsaustausch treffen. Die Güldenkammer wurde vom Worpsweder Maler Heinrich Vogler im Jugendstil neu gestaltet. Im Senatssaal trifft sich der Senat einmal in der Woche zu einer Sitzung. Auf dem Balkon des Rathauses wird die Mannschaft von Werder Bremen gefeiert, wenn sie wieder einmal einen Titel geholt hat. Im Jahre 2004 wurde das Rathaus zum UNESCO Welterbe erklärt. In den Gewölben des Rathauses befindet sich mit dem ‚Bremer Ratkeller’ eine der traditionsreichsten Gaststätten Deutschlands. Er besteht seit über 600 Jahren und verfügt mit über 600 Sorten und Lagen über die größte Weinkarte in Deutschland. An der linken Seitenfront des Rathauses befindet sich seit 1953 eine zwei Meter große Skulptur der Bremer Stadtmusikanten vom Bildhauer Gerhard Marcks. In Bremen sagt man, es brächte Glück, die beiden Vorderläufe des Esels zu umfassen.

St. Petri Dom mit Bleikeller, Dommuseum und Bibelgarten

Auf dem höchsten Punkt des Dünenzuges, auf dem die Stadt Bremen entstand, wurde der St. Petri Dom errichtet. Bereits im Jahre 789 hatte Priester Willehad hier einen ersten, noch aus Holz bestehenden Dom geweiht, der nach 805 durch ein erstes steinernes Kirchenhaus ersetzt wurde. Eine dreischiffige Sandsteinbasilika aus dem 11. Jahrhundert mit zwei Krypten und doppeltem Chor gab den Grundriss für den heutigen Bau vor. Im 13. Jahrhundert erfolgten wesentliche Kapellenanbauten, und die markante Doppelturmsfassade entstand. Eine Turmbesteigung des heute evangelischen Domes ermöglicht einen weiten Blick über Bremen und sein Umland. In einem kleinen Nebengebäude des Domes befindet sich der Bleikeller, in dem sechs mumifizierte Leichen in ihren offenen Särgen zu bestaunen sind. Früher befanden sich die Leichen in der Ostkrypta, wo man auch das Blei lagerte. So stammt der Begriff ‚Bleikeller’ nicht, wie vielfach angenommen, von bleihaltiger Luft, die zur Mumifizierung führte. Das Dom-Museum ist ein ökumenisches Museum für Bremer Kirchengeschichte. Gezeigt werden Grabbeilagen aus mittelalterlichen Bischofsgräbern, Textilien aus dem 11. – 15. Jahrhundert, kirchliche Kunstgegenstände, wie Gemälde, Plastiken und Altargeräte sowie Leihgaben der bremischen katholischen Kirche. Der Bremer Bibelgarten wurde im Jahr 1998 im ehemaligen Kreuzgang an der Südseite des Domes angelegt. Über 60 verschiedene Pflanzenarten gruppieren sich um eine Jakobuspilgerstatue, die sich in der Mitte des Gartens befindet. Der Garten bietet eine Stätte der Ruhe und der Besinnung inmitten des geschäftigen Treibens eines Großstadtzentrums.

Roland

Bremen-Marktplatz RolandDer Roland ist das Wahrzeichen von Bremen. Die steinerne Statue misst mit Sockel und Baldachin eine Gesamthöhe von über 10 Metern, und ist gegen den Dom ausgerichtet. Damit ist sie die größte freistehende Plastik des Mittelalters in Deutschland. Roland war ein großer Heerführer und Neffe Karls des Großen. Als Repräsentant des Kaisers soll er die Stadtrechte und die Reichsfreiheiten Bremen verkündet haben. In Bremen sagt man, dass die Stadt so lange frei bliebe, so solange der Roland über die Stadt wacht. Die Statue aus Sandstein wurde 1404 als Ersatz für eine hölzerne Figur aufgestellt. Der Abstand zwischen den Spitzen der Knie beschrieb die Größe einer ‚Bremer Elle’ und galt lange als offizielle Maßeinheit. Jedes Jahr zur Freimarktzeit erhält der Roland ein Schild mit der Aufschrift ‚Ischa Freimark!’ umgehängt, damit auch er bei der ‘fünften Jahreszeit’ der Bremer mitfeiern kann.

Schütting

Bremen-Marktplatz SchüttingDer Schütting wurde im Stile der Renaissance Flanderns mit hellem Sandstein in den Jahren 1537 und 1538 am Marktplatz erbaut und war zunächst Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft. Diese hatten ihr repräsentatives Gebäude sehr bewusst genau gegenüber dem Rathaus bauen lassen, um ihre Macht innerhalb der Stadt Bremen zu demonstrieren. Das Prunkportal des Schüttings besitzt eine Inschrift, die sich heute zu Bremens Leitspruch entwickelt hat: ‚Buten un binnen – wagen und winnen’ (Draußen und drinnen – wagen und gewinnen) Seit 1849 ist der auch wegen seiner prächtigen Innenräume berühmte Schütting Sitz der Bremer Handelskammer.

Haus am Markt

Bremen-Deutsches HausAuf der Nordwestseite des Marktplatzes stehen heute eine Reihe hoher Giebelhäuser, die die Marktplatzbebauung abschließen, darunter das Haus am Markt, 1594 im Renaissancestil errichtet und 1830 durch Biedermeierfassade ersetzt, und das Deutsche Haus von 1909. Auf seiner Eckfassade steht die Mahnung: ‚Gedenke der Brüder, die das Schicksal unserer Trennung tragen’. Diese auf die deutsche Teilung abzielende Innschrift wurde nach der Wiedervereinigung an seiner Stelle belassen.

Haus der Bürgerschaft

Bremen-Marktplatz Senat DomDort, wo vor dem zweiten Weltkrieg noch die ‚Alte Börse’ stand, befindet sich heute das Haus der Bürgerschaft. Das Gebäude der Alten Börse war in den Kriegstagen so schwer durch Bomben getroffen worden, dass es nicht wieder aufgebaut wurde. Mit der Bürgerschaft entstand das einzige moderne Gebäude des Marktplatzensembles, entworfen vom Berliner Architekten Wassili Luckhardt. Dieser war stilprägend für die Moderne im Nachkriegsdeutschland gewesen. Sein Bau stieß aber zunächst auf wenig Gegenliebe bei den ansonsten eher konservativen Bremern. Doch inzwischen haben sie sich mit diesem Gebäude angefreundet, zumal es inzwischen auch unter Denkmalschutz steht. Das Haus der Bürgerschaft ist ein Stahlbetonbau mit vorgehängter Glasfassade. Luckhardt verband in fast allen seinen Arbeiten die Architektur mit der Kunst. Hier integrierte er Aluminiumreliefs des Künstlers Bernhard Heiliger in die Außenfassade. Der Plenarsaal im Inneren der Bürgerschaft ist in den Bremer Farben rot und weiß gehalten. Neben den Abgeordneten finden hier auch 225 Zuschauer sowie 30 Pressevertreter Platz.

Die Böttcherstrasse ist eine zwischen 1922 und 1931 erbaute Gasse zwischen Marktplatz und Weser. Errichtet wurde sie als modernes Gesamtkunstwerk in rotem Backstein von Ludwig Roselius, Bremer Kaufmann und Erfinder des koffeinfreien Kaffees. Sie gilt heute als die heimliche Hauptstrasse Bremens und als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Roselius hatte hier im Jahre 1902 ein 600 Jahre altes Speicherhaus erworben, und das später Roselius-Haus getaufte Gebäude sanieren lassen. Daraufhin ließ er mit Hilfe des berühmten Worpsweder Skulpteur und Architekten Bernhard Hoetger die gesamte Strasse expressionistisch neu gestalten. Dies diente ihm als zum einen als Umsetzung seiner Weltanschauung und natürlich auch als Werbung für seinen Kaffee HAG. In der Böttcherstrasse finden sich heute einige interessante Fachgeschäfte, exquisite Restaurants, das Bremer Spielcasino sowie zwei Museen.

Man betritt die ehemalige Gasse der Fassmacher (= Böttcher) unter einem großen Blattgoldrelief von Hoetger, das den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen zeigt. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Glockenspiel der Böttcherstrasse. Dabei erklingt eine Melodie, gespielt auf 30 weißen Meißner Porzellanglocken, und parallel dazu rotieren an einem Türmchen auf zehn farbigen von Hoetger geschaffenen Holztafeln berühmte Ozeanbezwinger.

Das Roselius-Haus ist ein Museum, das die Privatsammlung Ludwig Roselius zeigt sowie auf niederdeutsche Wohnkultur und Kunst vom Mittelalter bis zur Barockzeit eingeht. Zu sehen sind unter anderem Bilder von Lucas Cranach und Ludger tom Ring sowie ein Beweinungsaltar von Tilman Riemenschneider. Das Paula Modersohn-Becker-Museum ist das erste Museum weltweit, welches einer weiblichen Künstlerin gewidmet ist. Paula Modersohn-Becker gilt als die bedeutendste Worpsweder Künstlerin, da sie sehr viel mehr als die anderen den Aufbruch in die Moderne mitgestaltete. Sie gehörte zu der ersten Generation der Künstlerkolonie und war mit deren Gründer Otto Modersohn verheiratet. Das Museum zeigt neben ihren Werken auch Sonderausstellungen zu Themen der klassischen Moderne. Darüber hinaus präsentiert das Museum eine umfangreiche Sammlung von Skulpturen Bernhard Hoetgers. Roselius selber gab dem Gebäude dem Namen ‚Paula Becker-Modersohn-Haus’ und stellte damit den Namen der Künstlerin als Hommage an sie um. Im Handwerkerhof kann man Kunsthandwerkern, wie Goldschmieden und Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

Die Liebfrauenkirche steht gleich links neben dem Rathaus und ist nach dem Dom die älteste Kirche Bremens. Eine erster Holzbau wurde bereits im Jahre 1020 errichtet. Vom ersten Steinbau Mitte des 12. Jahrhunderts ist noch der romanische Südturm erhalten. Ab 1229 wurde dann die heute noch erhaltene fühgotische Hallenkirche erbaut. Den ursprünglich drei Schiffen wurde um 1300 noch ein viertes angefügt. Bis zum Bau des Rathauses diente die Liebfrauenkirche auch als Versammlungsstätte für den Rat der Stadt Bremen. Bemerkenswert sind auch die in der Krypta wieder freigelegten Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Von 1964 bis 1979 wurde neue abstrakte und farbige Glasmosaike in die mittelalterlichen Fenster eingesetzt. Sie stammen vom französischen Maler Alfred Manessier und verleihen dem Kircheninneren durch das je nach Wetter und Tageszeit wechselnde einfallende Licht eine immer wieder veränderte Athmosphäre.

Der Schnoor ist Bremens ältester erhaltener Stadtteil. Um die St.-Johannis-Kirche herum entstand seit dem 13. Jahrhundert dieses mittelalterliche Altstadtquartier mit engen Gässchen und verträumten Winkeln. Die meisten erhaltenen Häuser des Schnoors entstanden um 1500, das älteste wurde allerdings bereits 1404 errichtet. Es dient heute als Galerie. Der niederdeutsche Begriff ‚Schnoor’ bedeutet Schnur und leitet sich von den wie an einer Schur aufgereihten Häusern ab. Damals war das Viertel Wohnort für Fischer und Handwerker. Heute befinden sich hier zahlreiche Lädchen, Restaurants und Cafés, die zum Bummeln und Verweilen einladen. Die Probsteikirche St. Johannis wurde im 14. Jahrhundert im Stil der norddeutschen Backsteingotik ursprünglich als Klosterkirche eines nicht mehr erhaltenen Franziskanerklosters erbaut. Sie ist die einzig erhaltene ehemalige Klosterkirche Bremens. Das St. Jacobus-Packhaus ist das einzig erhaltene Packhaus der Hafenstadt Bremen, von denen es einst um die hundert gab. Ursprünglich diente das wohl aus dem 17. Jahrhundert stammende Gebäude als Wohn- und Lagerhaus. Im 18. Jahrhundert nutzte es die Jacobus-Bruderschaft als Witwenwohnheim und um 1890 erhielt es nach einem Umbau sein heutiges Erscheinungsbild. Heute ist hier ein besonderes Museum untergebracht: das Bremer Geschichtenhaus. Hier soll man hören, sehen, schmecken und mitmachen. In allen Räumen trifft man auf Bremer Berühmtheiten, gespielt von ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die Stadtgeschichten zur Bremer Stadtgeschichte zwischen 1600 und 1960 lebendig erzählen.

Die Schlachte ist heute ein Uferweg an der Weser, bestehend aus einer ‚Oberen -‘ und einer ‚Unteren Schlachte’. Hier kann man spazieren gehen, alte Schiffe bewundern und Kaffee trinken gehen. Erstmals wurde die ‚Slait’, aus dem sich der Begriff ‚Schlachte’ ableitet, bereits im Jahr 1250 urkundlich erwähnt. Damals wurde das Weserufer mit Pfahlbauten verstärkt, um es einerseits zu schützen, andererseits aber auch als Hafengelände nutzbar zu machen. Bremen wurde zu dieser Zeit bereits mit Handelskoggen angefahren. Später folgten eine hölzerne Kaianlage und schließlich eine steinerne Kaimauer. Als im 19. Jahrhundert weitere Häfen nördlich des Zentrums sowie in Bremerhaven entstanden, nahm die Bedeutung des Uferhafens stark ab. Die Anlagen verfielen, bis die Schlachte 1899 zu einer Grünanlage umgestaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Innenstadt nahezu vollständig zerstört wurde, sorgten die Trümmerteile für eine erneute Befestigung der Schlachte. Im Jahr 1999 wurde die Schlachte noch einmal vollständig umgestaltet und erhielt so ihr heutiges Gesicht, das geprägt ist von zahlreichen Terrassen und Biergärten, vor allem aber vom maritimen Flair. Zahlreiche teils historische Schiffe bieten abwechslungsreiche Unterhaltung. Das Theaterschiff bietet auf zwei Bühnen Komödien und Musicals sowie montags ‚Jazz on Board’ an, auf der Fregatte ‚Admiral Nelson’ hat sich ein Pannekoeken-Restaurant etabliert, auf mehrere weiteren Schiffen wurden Gastronomiebetriebe eingerichtet. Flussdampfer, Barkassen und Segelschiffe bieten Besichtigungs- und Fahrtmöglichkeiten an.

Die Bremer Kunsthalle gehört zu den bedeutendsten Kunstmuseen in Deutschland und besitzt eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken des 14. Jahrhunderts bis zur Neuzeit. Dabei ist es das einzige deutsche Kunstmuseum dieser Größenordnung, welches mit dem gemeinnützigen Kunstverein eine private Trägerschaft besitzt. Der Kunstverein in Bremen wurde bereits 1823 gegründet und zählt heute rund 7000 Mitglieder. Die 1849 eröffnete Kunsthalle am Ostertor in den Wallanlagen war seinerzeit das erste eigenfinanzierte Kunstmuseum Deutschlands. Die Kunsthalle vereint Werke der alten Meister, des Impressionismus, der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst. Sie besitzt eine umfangreiche Skulpturensammlung sowie ein Kupferstichkabinett, das mit 200.000 Handzeichnungen und druckgraphischen Blättern eines der bedeutendsten seiner Art ist. Mit einigen sehr erfolgreichen Sonderausstellungen hat sich die Einrichtung in den letzten Jahren ein stetig wachsendes Ansehen erworben.

Mit der Weserburg besitzt Bremen eines der umfangreichsten Museen für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Seit 1991 werden in vier ehemaligen Speichergebäuden auf dem Teerhof auf 6000 m² Schaufläche die Werke der einflussreichsten Künstler der Gegenwart gezeigt. Dabei hat man in der Weserburg ein neues Konzept umgesetzt: das Sammlermuseum. Exponate aus mehreren großen Privatsammlungen werden thematisch in einen neuen Kontext gegliedert, kunsthistorisch vorgestellt und bewertet. So werden jährlich mehrere neue Ausstellungen kuratiert und später teilweise auch an andere Museen weitergegeben.

Das Gerhard-Marcks-Haus zählt zu den renommiertesten Bildhauermuseen Europas. In Wechselausstellungen werden sowohl Werke der modernen und zeitgenössischen Bildhauerei präsentiert als auch Stücke der eigenen Sammlung. Gerhard Marcks selber hatte große Teile seines Werkes in eine 1969 in Bremen gegründete Stiftung übergeben, die sein Lebenswerk bewahren sollte. Der Bestand beläuft sich auf ungefähr 430 Plastiken, 14.000 Handzeichnungen und 1.200 druckgraphische Blätter. Gerhard Marcks gehörte zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhundert. Er prägte die klassische moderne Bildhauerei wesentlich mit. 1889 in Berlin geboren, lehrte eine Zeit lang bei Walter Gropius am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Im Dritten Reich wurde er mit einem Ausstellungsverbot belegt. Seine Hochphase erlangte er dann in den späten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Jahre 1981 starb er 92jährig. Marcks, der nie in Bremen gelebt hatte, besaß dennoch einen Bezug zu der Stadt. Die berühmte Bronzestatue der Bremer Stadtmusikanten neben dem Rathaus stammt von ihm. Somit schuf er eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Der Stiftungszweck wurde inzwischen erweitert und umfasst heute die Erforschung und Präsentation der gesamten Bildhauerkunst in Deutschland vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Das in unmittelbarer zum Hauptbahnhof befindliche Überseemuseum gilt als eines der bedeutendsten völkerkundlichen Museen Europas. Das bereits 1896 unter dem Namen ‚Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde’ eröffnete Haus besitzt umfangreiche Sammlungen aus den Regionen Ozeanien, Asien, Afrika und Amerika und gehört zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Im Jahre 2007 wurde im benachbarten Gebäude eines Kinos das Übermaxx eröffnet, ein Schaumagazin mit 30.000 Exponaten. Auf fünf Etagen und einer Fläche von 2000m² werden die Sammlungsgegenstände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die auf den eigentlichen Schauflächen keinen Platz mehr finden. Das Überseemuseum ist durch eine Brücke mit der Übermaxx verbunden.

Das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, kurz ‚Focke-Museum’ genannt, liegt im Ortsteil Riensberg. Es wurde als Museumsanlage in einem 4,5 ha großen Park konzipiert und umfasst neben einem modernen Hauptgebäude vier historische Hofgebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Dr. Johann Focke, Bremer Senator und Vater des Luftfahrtpioniers Heinrich Focke, hatte allerlei historische Bremer Relikte gesammelt, mit denen er das ‚Historische Museum’ eröffnete. Später wurde die Einrichtung in ‚Focke-Museum für bremische Altertümer’ umbenannt. Auf der Grundlage von Dr. Fockes Sammlung wurde im Jahre 1953 schließlich das Museum auf dem heutigen Gelände neu eingerichtet. 1964 erhielt es sein neues Hauptgebäude im Stil der klassischen Moderne. Präsentiert werden sowohl Grabungsfunde aus dem Mittelalter als auch originale Borgward-Autos und Schiffsmodelle aus dem 20. Jahrhundert. Als besonderes Exponat wird im Focke-Museum der originale Rolandkopf aufbewahrt.

Das Theater am Goetheplatz gehört zum Theater Bremen und ist dessen größte Bühne. Das Gebäude am Rande der Wallanlagen wurde 1913 eröffnet und ist heute die Hauptspielstätte der Bremer Oper. Daneben werden aber auch Schauspielstücke und Musicals sowie zur Adventszeit die traditionelle Weihnachtsaufführung für Kinder aufgeführt.

Eine innovative Sehenswürdigkeit Bremens in das futuristisch anmutende Universum. Hier wurde im Jahre 2000 ein interaktives Wissenschaftscenter mit Erlebnischarakter eröffnet. Von außen mutet der Bau wie eine Riesenmuschel an, die aus einem künstlich angelegten See ragt. Das Gebäude wurde mit rund 40.000 Edelstahlschindeln verkleidet. Im Science Center befindet sich auf 4.000 m² eine Dauerausstellung zu den Themen Mensch, Erde und Kosmos, bei der der Besucher bei rund 250 Exponaten selber mitmachen und ausprobieren soll. Im Außenbereich wurde der EntdeckerPark mit Mitmachexperimenten zum Thema ‚Bewegung’ geschaffen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der 27 m hohe ‚Turm der Lüfte’, von dem man nicht nur eine weite Aussicht über Bremen genießen kann, sondern auch Experimente zum Themenkomplex Wind und Wetter durchführen kann. In der SchauBox finden wechselnde Sonderausstellungen statt.

Ursprünglich gab es innerhalb der Wallanlagen des inneren Stadtgebietes von Bremen acht Windmühlen. Sie stammten alle aus dem 17./18. Jahrhundert, aber nur eine hat die Zeiten überdauert. Allerdings ist die Mühle am Wall in den Jahren 1832 bzw. 1898 zweimal abgebrannt. Danach wurde jeweils wieder aufgebaut. 1891 hatte die Stadt Bremen die Mühle erworben und sie weiter verpachtet. Bis 1950 wurde in ihr noch Mehl gemahlen. Seit 1997 befindet sich nun in der Mühle ein Café-Restaurant. Heute wird hier Kaffee statt Mehl gemahlen und als ‚Kaffeemühlenmischung’ verkauft.

Die Sögestraße ist die Haupteinkaufsstrasse Bremens. Sie führt von den Wallanlagen bis zur Obernstraße und ist heute Teil der Bremer Fußgängerzone. Am Beginn der Sögestraße steht die bekannte Schweinebronze des Bildhauers Peter Lehmann, eine kleine Schweineherde mit ihrem Hirten und seinem Hund. Das Werk nimmt Bezug auf den Namen und die Historie der Straße. Bereits im Jahre 1306 wurde sie als ‚Soghestate’ urkundlich erwähnt. Das niederdeutsche Wort ‚sögen’ bedeuten ‚sauen’ und bezieht sich auf die vermehrte Schweinetierhaltung in der Straße.

Der Bürgerpark ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Bremer. Als grüne Lunge der Innenstadt schließt er sich nordöstlich an die Altstadt an. Das zusammen mit dem Stadtwald über 200 ha. große Parkgelände wurde Mitte der 60ger Jahren des 19. Jahrhunderts angelegt und bietet heute vielfältige Erholungsmöglichkeiten an. Auf dem Emmasee kann man von April bis Oktober Ruderboote mieten, es gibt ein Tiergehege, eine Minigolfanlage, eine Naturlehr- und Erlebnispfad sowie eine Boule-Bahn. Die 1,7 km lange und bis 23:00 Uhr beleuchtete Finnbahn bietet Joggern die Möglichkeit, auf besonders gelenkschonenden Untergrund zu laufen. Mehrere Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Während der Sommermonate werden häufig Freiluftkonzerte gegeben und in der Waldbühne werden ganzjährig Jazzkonzerte dargeboten. Erwähnenswert sind auch die Theateraufführungen der Shakespeare Company im August auf der Freilichtbühne an der Melchersbrücke.

Der Rhododendronpark ist ein 46 ha. großes Parkgelände. Die ersten Rhododendren wurden 1936 gepflanzt. Heute wachsen hier 2.500 verschiedene Rhododendron- und Azaleenarten, die in der Blütezeit im Mai und Juni das Gelände in ein prächtiges vielfarbiges Blütenmeer verwandeln. Der Park besitzt seit 1950 einen Botanischen Garten und wurde in der Folgezeit durch einen Rosengarten mit 230 verschiedenen Rosensorten, einen Bonsaigarten sowie einen Japanischen Garten mit Teich und exotischen Koi erweitert. Als interaktives Entdeckerzentrum wurde die ‚botanika – das grüne Science Center’ erschaffen. Hier soll man die exotischen Gefilde des asiatischen Kontinentes sinnlich wahrnehmen. Verschiedene Themenbereiche behandeln die Gebirgslandschaft des Himalajas, die Djungelwelt von Borneo oder einen Japanischen Garten. Der Besucher nimmt die verschiedenen Düfte, Geräusche und Temperaturen mit seinen Sinnen auf und erforscht auf diese Weise den Kreislauf der Natur hautnah.



Radrouten die durch Bremen führen:

Weites Land
Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Weser-Radweg
Radfernweg Hamburg-Bremen
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Mönchsweg (Munkevejen)
GeestRADweg




Bassum

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ie Einheitsgemeinde Bassum liegt im Südosten des Naturparks Wildeshauser Geest und entstand in ihrer heutigen Form durch die Eingemeindung mehrerer bis dahin selbstständiger Gemeinden im Jahre 1974. Im Jahre 1929 wurde Bassum bereits das Stadtrecht verliehen. Siedlungsspuren fanden sich hier aber bereits aus frühgermanischer Zeit. Keimzelle für die heutige Stadt war die Gründung des Klosers Birxinon im Jahre 858. Die Stiftsgebäude mit der um 1200 erbauten Stiftskirche sowie die Burg Freudenberg gehören zu den wesentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Sehenswertes:

Das Kanonissenstift Bassum gehört zu den ältesten Damenstiften Deutschlands. Es wurde 858 als Kloster Birxinon durch den Bremer Erzbischof Ansgar gegründet. Die Edeldame Liutgart hatte ihren gesamten geerbten Besitz für das Kloster gestiftet und wurde auch die erste Äbtissin. Anfänglich gab das Frauenkloster, welches 1541 im Zuge der Reformation evangelisch wurde, unverheiratet gebliebenen adligen Damen die Möglichkeit der Versorgung. Hier lebten und wirkten  bis zu zehn Stiftsdamen. Auch heute gehören noch zehn Kapitularinnen zu dem Stift. Aber mittlerweile wohnen nur noch die Äbtissin und ihre Stellvertreterin hier. Die anderen Damen leben außerhalb, gehen einem normalen Berufsleben nach und treffen sich nur noch einmal im Jahr zur Kapitelsitzung. Die heutige Abtei besteht aus dem Äbtissinnenhaus, den ehemaligen Stiftsdamenhäusern und dem Stiftsgarten. Das Äbtissinnenhaus ist ein prächtiger Fachwerkbau von 1781, der auch besichtigt werden kann. Sehenswert sind die handbemalte Wandbespannung aus Jute im Kapitelsaal sowie das Kanonikuszimmer mit seiner Deckenmalerei.

Bassum-Stiftkirche St Mauritius,jpgDie Stiftskirche wurde um 1200 im spätromanischen Stil als Doppelturmanlage errichtet. Der Westturm fiel aber einem Feuer im 14. Jahrhundert zum Opfer. Die Backsteinkirche besteht aus einem dreischiffigen Langhaus mit Querschiff und Vierungsturm. Ihre Ausstattung ging bei einem neuerlichen Brand im Jahre 1797 fast vollständig verloren. Ein Reliquienschrein aus der Mitte des 13. Jahrhunderts blieb erhalten. Bemerkenswert sind auch die einzigartigen Gipsintarsien im Fußboden des Chorraumes.

Wenige 100 Meter südlich des Stiftes befindet sich ein uralter Eichenbaum. Das Naturdenkmal wird auf ein Alter von 1000 Jahren geschätzt. Unter dem Baum wurden im Mittelalter durch die Stiftsdamen Streitigkeiten entschieden. Später sollen sich die Damen hier regelmäßig zum Kaffeetrinken eingefunden haben, was dem Baum den Beinamen ‚Kaffeeeiche’ einbrachte.

Das malerische Fachwerkanwesen besitzt seinen Ursprung im Mittelalter. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt, ist aber vermutlich schon wesentlich älter. Sie wurde auf einer künstlich angelegten Motte als Hügelburg mit Wassergraben angelegt. Ihre Besitzer wechselten im Laufe der Jahrhunderte sehr häufig und auch das äußere Erscheinungsbild der Wasserburganlage wechselte ständig. Das heutige Fachwerkensemble mit seinem zweistöckigen Herrenhaus wurde 1967 von der Stadt Bassum übernommen und in der Folgezeit umfassend renoviert. Das ehemals gräfliche Anwesen dient heute als Seminar- und Tagungsstätte.

Rund um einen See erstreckt sich ein 3 ha großer Tier- und Naturpark. Er wurde 1967 gegründet und beherbergt rund 500 Tiere aus etwa 80 verschiedenen Arten. Besonders vielfältig sind die verschiedenen Vogelgattungen vertreten: in Gehegen und Volieren tummeln sich Strauße, Schwäne, Gänse, Enten und allerlei exotische Papageien- und Sitticharten. Das Streichelgehege mit seinen putzigen Hängebauchschweinchen und seinen meckernden Ziegen ist ein besonderer Anziehungspunkt für Kinder. Reges Interesse bei kleinen und großen Gästen erzeugt auch das Affenhaus mit seinen fast menschlich wirkenden Primaten. Der Eintritt in den Tierpark ist frei. Finanziert wird er durch die Stadt Bassum als Träger sowie durch den Förderverein des Tierparks Petermoor.

An der Stelle, wo die Harpstedter Straße über den Dünsener Bach führt, befindet sich eine kleine Brücke, bei den Einheimischen ‚Mordbrücke’ genannt. Dieser martialische Name geht auf eine Begebenheit aus dem Jahre 1835 zurück, wo an dieser Stelle ein Postbote von seinem eigenen Freund überfallen und erschossen wurde. Am Abend zuvor hatte der Mörder vom Opfer erfahren, dass dieser am nächsten Morgen eine größere Geldmenge von Bassum nach Harpstedt befördern müsse. Aber das viele Geld machte den Übeltäter nicht glücklich. Er gab es unbedacht mit vollen Händen aus und machte sich dadurch sofort verdächtig. Beim Verhör gab er seine Tat zu und wurde bald darauf auf dem Harpstedter Marktplatz gehängt.






Twistringen

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er Ort Twistringen wurde 300 Jahre lang durch die Strohverarbeitung geprägt. Zeitweilig arbeiteten über 1000 Flechter in der Produktion von Strohhüten, Strohmatten und Strohmatratzen. Das Museum der Strohverarbeitung gibt Aufschluss über diesen Industriezweig. Das Kirchspiel Twistringen war lange Zeit eine katholische Enklave im ansonsten überwiegend protestantischen Umland. Die 1870 geweihte neugotische Sankt-Anna-Kirche mit ihrem 56 Meter hohen Turm wurde zum Wahrzeichen der Stadt. Der noch relativ gut erhaltene Jüdische Friedhof ist heute ein Kulturdenkmal.

Sehenswertes:

Die industrielle Entwicklung Twistringens ist eng mit der Strohverarbeitung verbunden. Ein Großteil der Einwohner war seit 1700 in der Herstellung von Strohprodukten beschäftigt. Im Jahre 1845 gab es im Twistringer Raum 45 Betriebe, die sich auf die Produktion von Strohhüten spezialisiert hatten. Das Museum der Strohverarbeitung dokumentiert die 300jährige Geschichte dieses Industriezweiges. Es zeigt Gerätschaften, Maschinen und Arbeitszubehör, die im Zusammenhang mit der Strohproduktion stehen. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch die Produkte, die aus diesem Material hergestellt wurden, wie Strohhalme, Matten, Matratzen und natürlich in unterschiedlichster Form: Strohhüte! Im Laufe des 20. Jahrhunderts lösten moderne Materialien immer mehr den Naturrohstoff ab, so dass im Laufe der Jahre immer mehr Betriebe schließen mussten. Im Jahre 2004 stellte die Hutfabrik Behrens als letzte ihren Betrieb ein.

In einer eigenen Abteilung abseits des Strohs präsentiert das Museum Fossilien, die in der näheren Umgebung gefunden wurden.

An der Beeke in Heiligenloh befindet sich die Hencke-Mühle. Der Ursprung der Wassermühle geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Aber Mitte des 20. Jahrhunderts war das Fachwerkgebäude stark verfallen. Mit Hilfe eines Jugendprojektes wurde der Backsteinbau bis 1976 umfangreich renoviert. Im Jahre 2009 wurde das historische Gebäude erneut saniert und erstrahlt nun im neuen Glanz.

Bei Stöttinghausen befindet sich ein alter Ringwall aus germanischer Zeit. Die Entstehung dieser Wehranlage wird auf das 5. bis 9. Jahrhundert geschätzt. Der Durchmesser beträgt ungefähr 80 Meter und Untersuchungen ergaben, dass sich im Inneren des Walls mehrere hölzerne Gebäude befanden. Ein Wirtschaftsgebäude sowie das Eingangstor wurden rekonstruiert, um einen Eindruck von der Wehrburg zu vermitteln. Wozu die Anlage einst diente, darüber lässt sich heute nur noch spekulieren. Manche vermuten, es wäre eine Schutzburg für einen einst hier vorbeiführenden Handelsweg gewesen. Andere glauben, es handelte sich um eine Wehrburg von König Heinrich I.

Wer aufmerksam durch das Dorf Ridderade läuft, findet überall Zeugnisse aus lange vergangenen Tagen. Auf zwei Hügelfeldern finden sich mehrere germanische Grabhügel, im Ort stehen noch eine alte Landwehr und die alte Dorfschule. Nordwestlich von Ridderade, nur wenige Schritte von der B 51 befindet sich eine kleine, fast schon unscheinbare, uralte Brücke. Das Baudenkmal stammt noch aus dem Jahre 1787 und führt über die Heiligenloher Beeke. An seiner Nordseite prangt noch das Wappen von Kurfürst Georg III. von Hannover, seinerzeit in Personalunion auch König von Großbritannien.

Auf seinem Hof in Ridderade hat Günter Helms im Jahre 2002 ein kleines Dorfmuseum eingerichtet. Seine Sammlung umfasst viele alte ländliche Gebrauchsgegenstände sowie diverse landwirtschaftliche Maschinen. Darüber hinaus werden Fundstücke aus der Stein- und Bronzezeit gezeigt, die alle aus der näheren Umgebung stammen.






Diepholz

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ie Kreisstadt Diepholz – niederdeutsch Deefholt – liegt inmitten einer landschaftlich reizvollen Umgebung, durchflossen von der Hunte, der Lohne, der Strothe und der Grawiede. Ein ausgedehntes, 1400 Kilometer langes Radwandernetz führt auf überwiegend autofreien Wegen durch das erholsame Umland, in das Diepholzer Moor und bis in den Nationalpark Dümmer. Im 10./11. Jahrhundert wurde die Burg Diepholz erbaut. Die Residenz des Grafengeschlechtes derer von Diepholz wurde zur Keimzelle des heutigen Ortes, der 1380 die Stadtrechte verliehen bekam. Eine Zeit lang besaß Diepholz auch eine Münzstätte. Geschichtliche Zeugnisse der Stadt und der Region werden im Museum im Schlossturm und im Heimatmuseum des Stadtteils Aschen bewahrt.

Sehenswertes:

Die Wasserburg zu Diepholz wurde Ende des 10. bis Anfang des 11. Jahrhunderts als geschlossene Vierflügelanlage erbaut und diente dem Diepholzer Grafengeschlecht bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1585 als Residenz. Der Bruchsteinsockel des heutigen Schlossturmes entstammt noch dieser Zeit. Im oberen Teil ist der Turm achteckig, besitzt einen Fachwerkraufsatz und eine geschwungene Haube aus Schiefer. Der Turm, der in seiner heutigen Form um 1660 entstand, ist der markanteste Teil des Schlosses. Der Rest des Anwesens wirkt heute eher schlicht. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrfach aus- und umgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges brannten Dänische Truppen 1626 die Burg nieder, 1790 wurden erneut wesentliche Teile der Anlage durch ein Feuer vernichtet. Ihr heutiges Aussehen erhielt Schloss Diepholz – abgesehen vom Turm – im 19. Jahrhundert. Die Räumlichkeiten dienen seit 1852 bis heute als Amtsgericht.

Im Schlossturm ist heute auf sieben Stockwerken ein Heimatmuseum untergebracht. Schwerpunkt der heimatkundlichen Sammlung sind die Geschichte der Stadt und seines Grafengeschlechtes sowie die Themen Moor und Torf, das gräfliche Münzwesen und die Arbeitswelt im 19. Jahrhundert. Eine eigene Abteilung behandelt die bekannte eigenständige Rasse der ‚Diepholzer Gans’. Besonders lohnenswert ist ein Aufstieg zum 43 m hohen Turm, von dem man einen prächtigen Blick über die Stadt genießen kann.

Rund um das Diepholzer Schloss wurden 36 Stelen aufgestellt, die alle einen speziellen Bezug zu Diepholz und seiner Geschichte haben.

So betagt ist das alte Rathaus von Diepholz noch gar nicht. Es wurde erst 1905 fertig gestellt und hatte mindestens zwei Vorgängerbauten, die aber bereits vor langer Zeit abgebrochen wurden. Das alte Rathaus ist ein roter Backsteinbau, der im Stil des zu dieser Zeit modernen Historismus ausgeführt wurde. Es finden sich verschiedene Elemente, die der Romanik, der Gotik und der Renaissance entlehnt sind. Zunächst diente das Gebäude als Ratsgebäude, aber auch als Post- und Polizeistation. Mit der Zeit aber wurde das Gebäude für die Stadtverwaltung zu klein und so baute man in den 1980er Jahren das neue Rathaus, welches aber nach der Meinung vieler als Bausünde gilt.

Genau gegenüber vom Schloss Diepholz befindet sich das Haus Münte, umgangssprachlich auch ‚die Münte’ genannt. Das zweistöckige Herrenhaus gehörte einst zu einem alten Burgmannshof und diente als Münzstätte der Diepholzer Grafen im 16. und anfänglichen 17. Jahrhundert. Nachdem ein älteres Rittergut während des Dreißigjährigen Krieges zerstört wurde, wurde die Münte 1635 neu als Fachwerkgebäude errichtet und 1775 noch einmal ausgebaut. Aber auch während des Zweiten Weltkrieges nahm die Münte starken Schaden und verfiel in der Folgezeit immer mehr. Ende der 1970er Jahre wurde das historische Gebäude unter Verwendung der originalen Holzbalken wieder neu aufgebaut und dient heute als Restaurant.

Die evangelische Kirche St. Nicolai ist eine im Stil des Klassizismus errichtete Saalkirche mit Westturm und Walmdach. Sie wurde in den Jahren 1802 bis 1806 erbaut. Besonders interessant ist das Altarbild, das noch aus der Zeit der Renaissance stammt und die Auferstehung Christi darstellt.

Auf einer Ausstellungsfläche von ungefähr 8000 m² zeigt das Freilichtmuseum einen spannenden Überblick über die Heimatgeschichte. Mehrere alte Gebäude wurden renoviert und teilweise hier an neuer Position wieder aufgebaut. Dazu gehört ein Speicher von 1741, ein Steinbackofen, ein Bienenhaus, ein Göpelhaus, eine Dorfschmiede aus dem 18. Jahrhundert, eine Zimmereiwerkstatt von 1893, ein Schafstall von 1791, eine Remise, ein Heuerlingshaus, eine Scheune und eine Dorfschule. In dem einzelnen Gebäude werden alte Werkzeuge, Maschinen und Alltagsgegenstände aus der Region präsentiert.

Westlich des Stadtgebietes von Diepholz befindet sich das Diepholzer Moor. Das Hochmoor wurde renaturiert und wieder vernässt und ist heute Naturschutzgebiet. Ein 2.500 m langer Rundweg führt durch diese außergewöhnliche und bizarre Feuchtlandschaft mit seinen abgestorbenen Birken und seiner typischen Pflanzen- und Tierwelt. Informationstafeln weisen auf die Besonderheiten dieser reizvollen Naturlandschaft hin. Von einem Aussichtshügel lässt sich das gesamte Moorgebiet überblicken.



Radrouten die durch Diepholz führen:

Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Hunte-Radweg




Barnstorf

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anft ansteigende Hügel, flache Ebenen, idyllische Waldgebiete und das Huntetal prägen die ländliche Gegend der Samtgemeinde Barnstorf am Rande des Goldenstedter Moors. Sie setzt sich aus den Ortschaften Flecken Barnstedt, Drebber, Drentwede und Eydelstedt zusammen. Barnstorf besitzt ein Radwegenetz von über 1.400 km, die in verschiedene Themenrouten untergliedert sind. Sehenswert sind die alte Backsteinkirche St. Veit oder die beiden Kirchen im Ortsteil Drebber. Auf dem noch gut erhaltenen jüdischen Friedhof – heute ein schützenswertes Kulturdenkmal – befinden sich 12 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1976 und 1936.

Sehenswertes:

Bereits im Jahre 1669 wird das Haus am Roggenberg als Hofstelle urkundlich erwähnt und bis zum Jahre 1947 wurde es vom Bauer Ludwig Meyer-Köster auch landwirtschaftlich genutzt. In den 1990er Jahren übernahm der Flecken Barnstorf das Gut und sanierte es grundlegend. Seit 1999 betreibt der Heimatverein am Roggenberg in dem ehemaligen Bauernhof ein nach dem letzten Bauern benanntes Heimatmuseum.

Als ein Bauer Mitte der 1980er Jahre auf seinem Feld mehrere Findlinge entdeckte, entpuppten sich diese bei näherer Untersuchung als jungsteinzeitliches Großsteingrab. Es wurde im Naherholungsgebiet an den Walsener Teichen originalgetreu wieder aufgebaut. Das germanische Steingrab Düste gehört heute zu einem dort eingerichteten archäologischen Lehrpfad.

Im Flecken Barnsdorf befindet sich die spätromanische St.-Veit-Kirche. Der Backsteinbau wurde im Jahre 1264 fertig gestellt, besaß jedoch bereits einen Vorgängerbau aus dem 9. Jahrhundert. Auffällig ist die Form des 39 Meter hohen Turmes. Der Sockel besteht aus Findlingen und steht auf einem quadratischen Grundriss. Weiter oben wird er dann achteckig und wird auch von einer achteckigen spitzen Haube bekrönt.

Bemerkenswert sind mehrere geschnitzte Einrichtungsgegenstände aus dem 17. Jahrhundert, wie das Taufbecken von 1680, die barocke Kanzel sowie sechs Apostelfiguren.

Unweit der St.-Veit-Kirche befindet sich eines der letzten Fachwerkhäuser in Barnstorf. Es wurde 1784 erbaut und blieb bis heute unverändert in seiner ursprünglichen Architektur erhalten.

Die frühgotische Marienkirche stammt im Kern noch aus dem späten 13. Jahrhundert und diente längere Zeit als Stiftskirche. Der Backsteinbau wurde im 15. bzw. 19. Jahrhundert erheblich umgestaltet, ohne aber seine gotischen Merkmale zu verlieren. In der Kirche kann man den Sandstein-Sarkopag von Graf Friedrich II., dem letzten Grafen von Diepholz, besichtigen. Er wurde hier 1585 beigesetzt. Der gotische Taufstein stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Die Kanzel und der Altar wurden im 17. Jahrhundert erschaffen.

Die spätgotische Kirche St. Jacobus stammt ursprünglich noch aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Ziegelwände und das Granitgestein des Turmes werden unter hellem Putz versteckt. Im Inneren der Saalkirche finden sich Deckengemälde aus dem 15. Jahrhundert. Die Kanzel, der Altaraufsatz und die Orgelempore stammen noch aus dem 17. Jahrhundert. Die heutige Orgel wurde erst 1819 eingefügt.



Radrouten die durch Barnsdorf führen:

Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Hunte-Radweg




Lemförde

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ie Samtgemeinde ‚Altes Amt Lemförde’ vereinigte bei der Gemeindereform sieben zuvor selbstständige Gemeinden, darunter der Flecken Lemförde als Verwaltungssitz sowie die beiden staatlich anerkannten Erholungsorte Lembruch und Hüde. Die beiden letztgenannten Gemeinden liegen direkt am Dümmer und haben sich dem sanften Tourismus verschrieben: es gibt zwar ein breites Freizeitangebot am See, dennoch gehört der Naturschutz der Ufer- und Seeregionen zu den obersten Prioritäten und man versucht, beides miteinander zu vereinbaren. Im malerischen Flecken Lemförde befindet sich noch viele alte Fachwerkhäuser und sogar eine altes Fachwerk-Schloss. Es entstand 1780 und diente später als Amtshaus. Ein bedeutendes Kulturdenkmal ist auch der gut erhaltene Jüdische Friedhof in Querenheim, auf dem man noch 79 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1732 bis 1934 finden kann.

Sehenswertes:

Im südlichen Grenzbereich ihrer Herrschaft errichteten im Jahre 1316 die Grafen von Diepholz in Lemförde eine wehrhafte Burganlage, die sie auch als Sommerresidenz nutzten. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Burg gleich mehrfach Schauplatz kriegerischer Handlungen, wurde wiederholt erobert und in der Folge vollständig zerstört. Im Jahre 1671 wurde an gleicher Stelle eine kleinere Burg fertig gestellt, die zunächst als Amtsitz eines Drosten und später eines Amtmannes genutzt wurde. Um 1780 wurde das massige Fachwerk-Schloss an die alten Burgreste angebaut. Nach der Angliederung des Amtes Lemförde an das Amt Diepholz wurde das Anwesen als Amtshof nicht mehr benötigt und gelangte so im Jahre 1875 zunächst in Privatbesitz. Im 20. Jahrhundert wurden die Räumlichkeiten als Unterkunft für den Reicharbeiterdienst und später als Diakonissinnenhaus genutzt. Lange Zeit stand das Schloss leer, bis es in den 1990er Jahren umfassend saniert wurde. Heute dient es als Verwaltungssitz und als Restaurant. Der Rittersaal wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

In der Geestniederung südöstlich der Dammer Berge befindet sich der Dümmer, teilweise auch Dümmer See genannt. Er ist nach dem Steinhuder Meer der zweitgrößte See Niedersachsens und mit bis zu 1,5 Metern Tiefe relativ flach. Nur in den Hafenbereichen besitzt der Dümmer eine Tiefe von bis zu 2 Metern. Der Grund hierfür ist die hohe Verschlammung, die aus der Eindeichung in den 1940er Jahren resultierte. Trotzdem besitzt der See einen relativ konstanten Wasserstand. Ein Grund hierfür ist der Zufluss der Hunte im Süden. Der Fluss verlässt den See wieder in Richtung Norden in mehreren Armen, die sich erst später wieder vereinigen. Der Name ‚Dümmer’ übrigens leitet sich möglicherweise vom niederdeutschen  ‚Diup mer’ ab, was übersetzt eigentlich ‚Tiefes Meer’ bedeutet. Darüber streiten aber noch die Gelehrten, so wie auch über die Entstehung des Gewässers. Vermutlich ist der Dümmer vor rund 12.000 Jahren während der Weichsel-Eiszeit entstanden.

Die Region um den Dümmer See hat sich dem ‚sanften Tourismus’ verschrieben. So bieten die Orte Lembruch und Hüde im Osten sowie Dümmerlohausen in Nordwesten zwar Badespaß und Möglichkeiten zum Wassersport – der See ist ein Eldorado für Segler und Surfer. Dennoch wird der Schutz der Naturgebiete sehr groß geschrieben. Das Gewässer gehört vollständig zum Naturpark Dümmer und liegt zum überwiegenden Teil im Naturschutzgebiet. Es bietet vielen Vögeln ein Refugium zum Brüten und zum Rasten. Der Dümmer ist sehr fischreich und seine Uferbereiche besitzen darüber hinaus eine vielfältige Flora und Fauna.

Mehrere Aussichtstürme befinden am Rand des Sees. Von ihnen hat man einen weiten Blick über die naturbelassene Landschaft. Viele Hobby-Ornithologen beobachten von diesen Plattformen aus die bunte Vogelwelt des Dümmers. Ein weitläufiges Wander- und Radwegenetz steht dem Besucher zur Erkundung offen. Dazu gehört auch der 26 Kilometer lange Radwanderweg ‚Rund um den Dümmersee’. Der Rundkurs führt meist etwas abseits des Sees durch die stille Moor- und Wiesenlandschaft des Nationalparks.

Nur ein paar Schritte vom Dümmer See entfernt befindet sich in Lembruch das Dümmer-Museum. Auf zwei Etagen erfährt der Besucher spannendes und informatives über den Dümmer und seine Niederung. Die Schwerpunktsthemen lauten ‚Landschaftsentwicklung’, ‚Tier- und Pflanzenwelt’ sowie ‚Steinzeitliche Siedlungsplätze’. In dem interaktiven Museum werden verschiedene praktische Mitmachaktivitäten angeboten. So schreitet man über federnden Moorboden in die Jungsteinzeit und kann ausprobieren, wie beschwerlich es für die Menschen damals war, Korn zu mahlen oder ein Loch in einen Stein zu bohren.

In Burlage, einem Ortsteil von Hüde, steht eine sehenswerte, alte Dorfkirche aus dem 16. Jahrhundert. Sie ging aus einem Benediktinerkloster hervor, das bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, möglicherweise aber noch erheblich älter ist. Die heutige Sakristei ist die ehemalige Klosterkapelle und stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Das Kloster wurde 1538 im Zuge der Reformation evangelisch und so blieb auch das Gotteshaus bis heute protestantisch. Zum sehenswerten Inventar gehören elf Apostelfiguren, eine Maria- und eine Anna-Selbdritt-Statue aus dem 15. Jahrhundert, der Kanzelaltar von 1700 sowie die Orgel von 1717.



Radrouten die durch Lemförde führen:

Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Hunte-Radweg




Bohmte

D
Die Gemeinde Bohmte liegt im südwestlichen Niedersachsen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen in der sanften Geestlandschaft der Hunteniederung. Große Teile der ländlichen Gegend um Bohmte sind als  Naturschutzgebiete ausgewiesen. Im Westen der Gemeinde liegt das Große Moor. Der Dümmer im Norden und das Wiehengebirge im Süden liegen nur wenige Kilometer entfernt. Der Ort selber besitzt noch einige hübsche alte Fachwerkgebäude, wie der Bohmter Kotten von 1783.
Der Bahnhof von 1871 wurde seit seiner Entstehung baulich kaum verändert und steht heute unter Denkmalsschutz. Mit dem Gut Arenshorst und dem Gut Langelage befinden sich zwei ehemalige Rittersitze auf dem Gemeindegebiet. In Hunteburg, dem zweigrößten Ortsteil Bohmtes führt die so genannte Römerbrücke über den Fluß. Die Brücke gilt als Wahrzeichen Hunteburgs.

Sehenswertes:

Der ehemalige Rittersitz Gut Arenshorst hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im 14. Jahrhundert wurde das Gut erstmals urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Anwesen bereits aus zwei verschiedenen Burgen. Zwischenzeitlich existierten sogar vier Herrenhäuser nebeneinander, die aber alle bis auf eines der Häuser spätestens im 17. Jahrhundert wieder abgetragen wurden. Das heutige einstöckige Hauptgebäude stammt von 1740, integrierte aber bereits vorhandene Bausubstanz aus dem anfänglichen 16. Jahrhundert. Die zum Gut Arenshorst gehörende Fachwerkkapelle entstand im Jahre 1634, wurde aber im 18. bzw. 19. Jahrhundert noch einmal erheblich umgestaltet.

Der Herrensitz liegt heute mitten in einer Golfplatzanlage und ist nicht zu besichtigen.

Das Gut Langelage war ein Rittersitz, der einst zur Burg Arenshorst gehörte und bereits Ende des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wurde. Erhalten sind noch zwei Herrenhäuser. Das ältere Haus ist ein einfacher zweistöckiger Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert. Das neuere Gutsgebäude wurde 1724 fertig gestellt und entsprach mehr dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis dieser Zeit.

Gut Langelage befindet sich heute wieder im Privatbesitz der Familie von Bar, die das Anwesen im 14. Jahrhundert auch hatten erbauen lassen. Es ist nicht zu besichtigen.

Die katholische Kirche St. Johannes der Täufer entstand Mitte des 18. Jahrhunderts, nachdem eine Vorgängerkapelle aus dem 15. Jahrhundert zuvor abgebrochen wurde. Der neuen Saalkirche aus Haustein wurde erst 1949 der Turm hinzugefügt. Bemerkenswert ist das Inventar der Pfarrkirche: der älteste Einrichtungsgegenstand ist ein Verperbild, das um 1500 entstand. Die Kanzel und das Chorgestühl wurden Mitte des 17. Jahrhunderts erschaffen, das hölzerne Taufbecken ist von 1722 und der Hochaltar von 1759. Der Nebenaltar mit einem Gemälde des Christopherus entstand nur wenig später.

In Hunteburg führt eine doppelbögige Bruchsteinbrücke über die Hunte. Warum sie allerdings den Namen ‚Römerbrücke’ erhielt, ist nicht bekannt, denn mit den Römern hat diese Überführung nichts zu tun. Das denkmalgeschützte Bauwerk wurde erst gegen 1700 errichtet und gilt heute als Wahrzeichen von Hunteburg.






Ostercappeln

A
uch Ostbevern war ein sogenannter ‚Ort der Mitte’, wo Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden hätten stattfinden sollen, wozu es dann allerdings nie kam. Das zum Fürstbistum Münster gehörende Kirchspiel wurde 1088 erstmals als ‚Beverne’ erwähnt. Zeugen aus der Vergangenheit sind die alte Mühle mit der Sammlung Kock’s Kutschen und historische Raitäten, das Heimathaus, die Pfarr- kirche St. Ambosius, von der teile des Turmes noch aus dem 12. Jahrhundert stammen sowie das alte Pastorat aus dem Jahre 1640. Das Wasserschloss Loburg stammt ursprünglich aus dem Jahre 1760 und wurde vom berühmten westfä- lischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun errichtet. Nach einem Blitz- schlag 1899 brannte das Schloss vollständig ab. Bereits im folgenden Jahr wurde mit dem vergrößerten Wiederaufbau in Anlehnung an das alte Bauwerk begon- nen und 1901 fertig gestellt. Heute dient es als Privatschule und Internat.

Sehenswertes:

Ursprünglich war die Lambertuskirche im 13. Jahrhundert als Saalkirche im romanischen Stil erbaut worden. Später wurde sie noch einmal gotisch erweitert. In den 1870er Jahren musste das alte Gotteshaus aber einem neugotischen Neubau weichen. Nur der romanische Westturm blieb von der Vorgängerkirche erhalten. In der neu errichteten dreischiffigen Hallenkirche wurde ein Großteil des Inventars von der alten Lambertuskirche übernommen, wie der romanische Taufstein (13. Jhd.), ein hölzernes Triumpfkreuz (14. Jhd.), ein Sandstein-Kruzifix (15. Jhd.) sowie mehrere Holzfiguren aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Der bedeutendste Sohn der Gemeinde Ostercappeln ist wohl Ludwig Windthorst. Er wurde 1812 auf Gut Caldenhof in Ostercappeln geboren und verstarb 1891 in Berlin. Windthorst war einer der wichtigsten deutschen Politiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der größte und einflussreichste Gegenspieler Bismarcks. Der streitbare Katholik war eine Zeit lang Justizminister und später Abgeordneter im Reichstag sowie im Preußischen Abgeordnetenhaus. Er wurde zum führenden Repräsentanten der katholisch geprägten Zentrumspartei, setzte sich aber stark für ein konfessionell übergreifendes Zusammenwirken der Kirchen ein. Auf Gut Caldenhof, seiner Geburtsstätte, erinnert heute eine Gedenkstätte an den großen deutschen Politiker.

Inmitten des Krebsburger Waldes findet sich eine 1,4 ha große Ringwallanlage. Seit dem Jahr 2000 wird sie archäologisch untersucht und man ist sich heute sicher, dass sie zwischen 258 und 278 v. Chr., also in der vorrömischen Eisenzeit, angelegt wurde. Dem Wall der Befestigungsanlage war ein flacher Graben vorgelagert. Innerhalb des Walles fanden sich Siedlungsspuren, aber auch Opferstellen, die auf kultische Handlungen hinweisen. Wahrscheinlich gab es hier sogar eine kleine Eisenverhüttung. Bei den Grabungen fanden die Archäologen Keramikgefässe, Werkzeuge, Waffen und Bronzeschmuck, von denen einige möglicherweise keltischen Ursprungs sind. Die Schnippenburg lag an einer Fernhandelsstrasse, die den keltischen mit dem norddeutschen Raum verband. So diente die multifunktionale Anlage wahrscheinlich auch als Handelsplatz. Die Funde werden nicht weit von der steinzeitlichen Anlage im Museum Schnippenburg gezeigt.

Die spektakulären Funde, die man in der Ringwallanlage der Schnippenburg im Krebsburger Wald entdeckt und ausgegraben hat, können heute im nahe gelegenen Museum Schnippenburg in Schwagsdorf besichtigt werden. Die Schnippenburg war eine multifunktionale Befestigungsanlage und diente wahrscheinlich als Siedlungs- und Handelstätte sowie als Verwaltungsort und Stätte für kultische Handlungen. Sie wird auf ein Alter von über 2300 Jahren geschätzt. Hier fand man Keramikgefässe, Werkzeuge, Waffen und Bronzeschmuck. Die Funde waren zunächst als Wanderausstellung in Osnabrück und Manching zu sehen gewesen, bevor sie im Haus Delfmann im direkten Umfeld des Fundplatzes eine endgültige Bleibe fanden.

Die archäologischen Ausgrabungen im Umfeld der Schnippenburg in Schwagsdorf gaben den Anstoß, ein Hof aus der vorrömischen Eisenzeit zu rekonstruieren. So wurde in Venne auf einem 3000 m² großen Areal das Eisenzeithaus errichtet. Es misst eine Länge von 16 Metern und eine Breite von 8 Metern und teilt sich in einen Wohnbereich mit Herdstelle und einen Stallbereich für das Vieh auf. Die Wände des Gebäudes bestehen aus lehmverputzten Flechtwerk, das Dach ist reetgedeckt. Um das Leben in der Steinzeit möglichst lebensnah zu imitieren, wurden typische Nutzpflanzen aus dieser Zeit im Garten angepflanzt und alte Haustierrassen grasen vor dem Gehöft. Ackerbau und Handwerk werden auf gesonderten Flächen sinnbildlich dargestellt.

Der Venner Mühlenbach bildet mit seinem Gräftensystem, das zum Antrieb der Wassermühle geschaffen wurde, eine Insel, auf der ein interessantes Freilichtmuseum aufgebaut wurde. Auf der Mühleninsel sind mehrere Fachwerkständerbauten zu sehen, die die dörfliche Geschichte dokumentieren.

Die Venner Wassermühle hat bereits im 11. Jahrhundert existiert und gehörte lange Zeit zum Domkapitel. Mehrfach musste das Mühlengebäude neu aufgebaut werden. Die heutige Mühle stammt im Kern von 1725. Im letzten Jahrhundert wurde das Mühlenhaus aufgestockt und erhielt später noch einen Anbau. Die Anlage wurde im 20. Jahrhundert mehrfach modernisiert. Die beiden Wasserräder wurden 1924 von einer Turbine ersetzt, im Jahre 1935 erhielt die Mühle einen Diesel- und einen Elektromotor. Erst 1981 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Die Mahlgänge der Mahl- und der Schrothmühle sind noch immer funktionsfähig.

Im Obergeschoss der Venner Mühle ist das Mu(h)seum untergebracht. Hier wird die Kuhsammlung von Dr. Dr. Michael Brackmann präsentiert. Sie umfasst über 2000 Figuren und Darstellungen von Kühen, Rindern und Kälbern aller Art. Aber auch Bücher, Kuhglocken, Cowboy-Lassos und Ochsenjoche gehören zu der ungewöhnlichen und amüsanten Kollektion. Die Wassermühle steht außerhalb der Mühleninsel am Rande des Mühlenteiches.

Nebenan auf der Mühleninsel befinden sich noch einige weitere alte Gebäude. Das Backhaus von 1694 und das Bleichhaus wurden an ihren ursprünglichen Positionen abgebaut und auf der Museumsinsel wieder neu aufgebaut. An Backtagen wird regelmäßig Steinofenbrot und Butterkuchen gebacken. Die Schmiede ist ein Nachbau der Borgwedder Gutsschmiede. In ihr ist eine historische Schmiede samt zugehörigem Werkzeug zu besichtigen. In den Wagenremisen sind landwirtschaftliche Maschinen und Geräte zu sehen und im Pferdestall finden regelmäßig Veranstaltungen statt.

Die Venner Mühle und die Schmiede können als außergewöhnliches Ambiente für Hochzeiten genutzt werden.

Wann die Krebsburg ursprünglich errichtet wurde, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Eine erste urkundliche Erwähnung der Wasserburg findet sich im Jahre 1347. Mitte des 17. Jahrhunderts aber war das Anwesen derart verfallen, dass es vollständig abgetragen wurde. Etwas versetzt auf einer leichten Anhöhe wurde 1750 ein neues Herrenhaus erbaut. Der heute noch erhaltene zweistöckige Bau besitzt einen Mittelrisaliten und eine zweiläufige Freitreppe. Zu dem Anwesen gehörte später auch die Mühle am Wittekindsweg/Mühlenweg. Aufgrund einer Gleisverlegung wurde das einstöckige Mühlengebäude abgetragen und an seiner heutigen Position wieder neu aufgebaut.

In Venne befindet sich die größte Eishörnchen-Fabrik Europas. An diese Produktionsstätte mit seinen über 50 Backanlagen wurde das Waffel-Museum angegliedert. Das Museum besitzt die größte Back-Eisen-Sammlung der Welt: das älteste stammt noch aus dem 16. Jahrhundert. Aber auch moderne Waffeleisen in allen möglichen Formen und Größen werden gezeigt. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung der Waffelback-Tradition mit Rezepten vieler leckerer Teiggebäcke sowie den Anfang der Eiscremeproduktion.

Es gibt fünfzehn verschiedene Rassen von Windhunden. Der Begriff ‚Windhund’ steht für alle hochläufigen, schlanken Hetzhunde, die ihre Beute auf Sicht jagen. In England sind kommerzielle Windhundrennen weit verbreitet. Bei diesen Wettläufen kommt überwiegend der Greyhound zum Einsatz. Diese Hunde sind schön, grazil, edel und sehr, sehr schnell. Auch in Deutschland gibt es Windhundrennplätze, wie den in Ostercappeln-Schwagstorf. Er besteht aus einem 600 m langen Zick-Zack-Parcours über eine Stoppelwiese. Bei den so genannten Coursings jagen dann die eleganten Tiere einem Plastikhasen hinterher und versuchen, diesen zu stellen. Diese Rennen sind sehr eindrucksvoll und so verfolgt eine große Fangemeinde die Rennveranstaltungen, die häufig auch mit Zuchtshows kombiniert werden.

Der Brückenradweg Osnabrück – Bremen führt in Ostercappeln-Hitzhausen unter einem alten, imposanten Eisenbahnviadukt hindurch. Die drei Stützen dieser gewaltigen Eisenbahnbrücke bestehen aus einem Natursteinmauerwerk und besitzen vier Öffnungsbögen. Anfang dieses Jahrhunderts mussten die schief gestellten Stützen erneuert werden, damit das Viadukt erhalten werden konnte.






Belm

I
n der Gemeinde Belm erzählt man sich seit jeher viele Sagen und mystische Geschichten. Sie handeln vom Teufel, von Riesen, von Meerweibern und vom Sachsenkönig Wittekind, der hier in Belm getauft worden sein soll. Findlinge von fast vier Metern Höhe wurden durch Gletscher in der Saaleeiszeit hierher verschoben und beflügelten die Phantasien der Menschen in der alten Zeit. Im Steinernen Meer finden sich noch ungefähr 1.000 Granitsteine von imposanter Größe. Bei Vehrte befinden sich des Teufels Backofen und des Teufels Backtrog, zwei ungefähr 5.000 Jahre alte Großsteingräber. Die eigentliche Geschichte von Belm begann dagegen erst 850 mit dem Bau der Wassermühle. Die Gemeinde liegt an den südlichen Ausläufern des Wiehengebirges sowie im nordöstlichen Teil des Osnabrücker Berglandes und damit inmitten des Natur- und Geoparks TERRA.vita. Dabei grenzt Belm direkt an die Großstadt Osnabrück und wirbt daher treffend mit dem Slogan: ‚stadtnah und mitten im Grünen’.

Sehenswertes:

Die katholische Dionysiuskirche in Belm ist eine romanische Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert. Der Westturm ist sogar noch älter. Er wurde im 12. Jahrhundert erbaut und gehörte anfangs noch zu einem Vorgängerbau. Zum Inventar des einschiffigen Gotteshauses gehören ein Sandsteintaufbecken aus dem 13. Jahrhundert sowie einige geschnitzte Holzskulpturen aus dem 16. Jahrhundert.

Die alte Belmer Wassermühle am Tie nahe dem Meyerhof geht wohl schon auf die Zeit von 840 zurück. Mehrfach wurde das Gebäude umgestaltet. An der heutigen Fassade befindet sich eine Tafel aus Sandstein, die auf das Baujahr 1555 verweist. Lange Zeit gehörte die Wassermühle zum Fürstbistum Osnabrück. Erst seit 1776 befand sie sich in Privatbesitz. Im Jahre 1991 übernahm die Gemeinde Belm das dreistöckige Bauwerk und richtete hier ein Kultur- und Begegnungszentrum ein. Das Mühlenrad sucht man heute übrigens vergeblich. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Wasserrad demontiert und der Antrieb auf einen Dieselmotor und später auf einen Elektromotor umgestellt.

Im Belmer Ortsteil Vehrte existieren noch zwei Großsteingräber, die allerdings nicht mehr besonders gut erhalten sind. Die Megalithgräber wurden zwischen 3.500 und 2.800 v. Chr. angelegt und wurden im Volksmund ‚Teufels Backofen’ und ‚Teufels Backtrog’ genannt. Bei dem ersten Grab sind noch neun Trag- und vier Decksteine erhalten. Das zweite Grab besitzt noch sieben Trag- und drei Decksteine.

Auf dem 127 m hohen Gattberg im Osnabrücker Land befindet sich eine ungewöhnlich hohe Ansammlung von ungefähr 1.000 Granitfindlingen. Das ‚ Steinerne Meer’ genannte Gebiet umfasst eine Größe von fast 13 ha. und steht bereits seit 1924 unter Naturschutz. Heute gehört es zum Natur- und Geopark TERRA.vita. Die Findlinge stammen ursprünglich aus Skandinavien. Von dort aus wurden sie während der Saaleeiszeit vor 200.000 Jahren als Gletscherablagerung ins heutige Osnabrücker Land transportiert. Die größten dieser Steine besitzen ein Höhenmaß von bis zu 3,8 Metern. Der gewaltigste dieser Granitsteine ist der Butterstein. Er schaut allerdings nur 1,4 m aus dem Boden heraus und wurde wegen seiner Form, seiner Stellung und seiner flachen Oberseite wahrscheinlich während der Jungsteinzeit oder der Bronzezeit als Kultstein benutzt.

 

Hinter der Szenerie: Der Teufel lebte vor langer Zeit unweit des heutigen Ortes Vehrte, dort wo heute noch sein Backofen und sein Backtrog stehen. Eines Tages plante er ein großes Gelage für sich und seine bösen Mitstreiter. Es sollte einen Braten geben und der Teufel wollte einen großen Kuchen backen. Leider fehlte ihm die Butter. Da machte er sich auf und traf auf dem Gattberg eine Bauersfrau, die Butter zum Markte nach Osnabrück tragen wollte. Der Bösewicht hatte sich vorher verkleidet, weil die Leute im Dorf nichts mit dem Teufel zu tun haben wollten. So erkannte die Frau den Höllenfürsten nicht, als dieser sie fragte, wie viel die Butten den kosten solle. Sie nannte ihm ihren Preis und der Teufel schnitt sich ein Stück ab und kostete es. Der Preis erschien ihm zu hoch und er behauptete, die Qualität wäre nicht gut genug. Das verärgerte die Bauersfrau maßlos, denn sie wusste, wie gut ihr Erzeugnis war. Im Laufe des immer heftiger werdenden Streites schlug die Bäuerin mit einem Stock auf den Teufel ein, der daraufhin so wütend wurde, dass er erbost ausrief: „Du und Deine Butter – Ihr sollt für alle Zeiten zu Stein werden!“ Und hier liegt diese Frau nun. Der goldgelbe Farbton des Steines verwandelte sich im Laufe der Zeit zum jetzigen Grau und man sieht deutlich, dass am Rand des Granitblockes ein Stückchen fehlt – das Stück, das der Teufel probiert hatte. Aufgrund dieser Geschichte wird der Stein heute Butterstein genannt.

Auf der Steenshöhe, einem Ausläufer des Wiehengebirges, steht ein riesiger, bemalter Findling: der Süntelstein. Der abgerundete Granitklotz misst eine Höhe von 3,7 m, eine Breite von 2,6 m und eine Dicke von 1,7 m. Auf seiner Vorderseite unterbrechen zwei Risse, einer quer und einer längs, die ansonsten ebene Oberfläche. Den Konturen angepasst, wurde dem Stein eine schwarz-rote Teufelsfratze aufgemalt – schließlich wird der Süntelstein auch Teufelsstein genannt. Irgendwann einmal muss er von Menschenhand in seine aufrechte Position gebracht worden sein. Der Süntelstein fand übrigens selbst bei den Gebrüdern Grimm Erwähnung.

Der Findling wurde vor ungefähr 200.000 Jahren während der Saaleeiszeit vom südlichen Skandinavien bis zu seiner heutigen Position im Osnabrücker Land geschoben.

 

Hinter der Szenerie: Die Sage vom Teufel und dem Süntelstein: Im Steinernen Meer stehen noch heute viele heidnische Denkmäler. Einst war dort der Teufel zuhause. Hier fühlte er sich wohl. Doch dann erfuhr er, dass der Christengott im benachbarten Venne eine Kirche bauen ließ. Das musste er natürlich unbedingt verhindern, schließlich war dieses Gebiet sein Reich. Vom Gattenberg nahm er sich des Mitternachts einen großen Stein, um damit die unfertige Kirche zu zerstören. Er band kreuzweise eine Kette um den Stein  herum,  spannte ihn sich auf den Rücken und marschierte stampfend und wütend gen Venne. Bis zum Sonnenaufgang musste sein Plan vollendet sein, aber der Granitblock war verdammt schwer. Der Höllenfürst kämpfte sich Schritt für Schritt vorwärts, um die Strecke zu schaffen. Aber alle Mühen waren vergeblich und die ersten Sonnenstrahlen beendeten sein Vorhaben. Voller Zorn stieß er den Stein in den Boden, wo er heute noch steht. Daher wird der Stein heute noch Teufelsstein genannt. Der Teufel aber flüchtete wutschnaubend aus dieser Gegend, die er so lange beherrscht und bewohnt hatte!