Radroute Historische Stadtkerne

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u einem Geheimtipp hat sich die Radroute Historische Stadtkerne entwickelt. An den 390 km langen Rundkurs durch Westfalen reihen sich sehenswerte Städtchen wie Perlen an einer Kette aneinander: Soest, Lippstadt, Werl, Tecklenburg, Rheda-Wiedenbrück, Werne, Warendorf, Steinfurt und Rietberg. Malerische Winkel und enge Gassen, mittelalterliche Fachwerkensembles und repräsentative Häusergiebel, majestätische  Schlösser und stolze Kirchen zeugen von einer geschichtsträchtigen Zeit und lassen den einstigen Reichtum im Münsterland und in Südwestfalen erahnen. Dennoch ist diese Radroute eine ländlich geprägte Tour. Abseits der kleinen Städte ist man sehr schnell in der freien Natur. So ist dieser Radfernweg eine ideale Mischung zwischen entspannten radeln durch reizvolle, grüne Wald- und Wiesenlandschaften sowie dem Entdecken von kleinen historischen Städtchen mit ihren  kunst- und kulturhistorischen Besonderheiten – ein Zusammenspiel zwischen Kultur und Natur.

Einsteigen kann man auf diesem Rundkurs an jedem Ort. Mit Münster und Hamm werden sogar zwei Großstädte durchfahren, die eine optimale Anbietung an das Schienenverkehrsnetz bieten.

Ausgeschildert ist der im Jahr 2016 eingeweihte Radfernweg mit einem Piktogramm, auf dem sich eine grüne Skyline vom weißen Hintergrund abhebt. Er wird durch die ‚Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in NRW‘ in Lippstadt betreut.

Obwohl auch Münster und Hamm jede Menge interessante, kulturelle und geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten zu bieten haben und auf jeden Fall auch einen längeren Aufenthalt lohnen, beschränken wir uns bei dieser Routenbeschreibung auf die kleineren historischen Stadtkerne, die diesen Radfernweg charakterisieren (ausgehend von Münster, entgegen des Uhrzeigersinns).

Werne: Die im Jahre 824 erstmals erwähnte Stadt an der Lippe liegt im südlichen Münsterland an der Grenze zum nordöstlichen Ruhrgebiet, wird aber noch durch die typische weite Parklandschaft des Münsterlandes geprägt. Werne besitzt einen hübschen historischen Stadtkern mit kleinen Gassen und alten Fachwerkhäusern. Besondere Anziehungspunkte sind das Alte Rathaus von 1514, die Kirche St. Christophorus aus dem 15. Jahrhundert und das ‚Alte Steinhaus‘ aus dem 14. Jahrhundert. Direkt an das Zentrum grenzt der Stadtpark mit seinem idyllischem See, dem Gradierwerk, dem Natursolebad und der Freilichtbühne. Mit der stillgelegten alten Zeche Werne blieb ein Industriedenkmal erhalten, dass die unmittelbare Nähe zum Ruhrgebiet dokumentiert.

Werl: Deutschlands drittgrößter Wallfahrtsort liegt an der bedeutenden historischen Handelsroute ‚Hellweg‘ und genau am Übergang von Sauerland, Münsterland und Ruhrgebiet.  Die Krämergasse im Stadtkern von Werl wird geprägt von Fachwerkhäusern und dem Blick auf die mächtige Propsteikirche St. Walburga, die noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Berühmtes Pilgerziel dagegen ist die neuromanische Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung, die in ihrem Innern das Gnadenbild der Muttergottes „Trösterin der Betrübten“ aus dem 12. Jahrhundert bewahrt.

Soest:  An der berühmten Heer- und Salzhandelsstraße ‚Hellweg‘ liegt die alte Hansestadt Soest, die im Mittelalter eine wahre Blütezeit erlebte. Die hübsche Altstadt wird von engen verwinkelten Gässchen geprägt. Das Grünsandstein-Ensemble, bestehend aus Kirchen, Bürgerhäusern und Stadtumwallung,  ist typisch für Soest und weltweit einmalig. Rund 600 Häuser stehen hier unter Denkmalschutz.


Soest ist aber auch kirchengeschichtlich bedeutend. Die Kirche St. Petri gilt als die älteste Kirchengründung Westfalens. Der gewaltige Turm der romanischen Kirche St. Patrokli wird ‚Turm Westfalens‘ genannt und das Gotteshaus St. Maria zur Wiese gilt als eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands. In der im Stadtteil Ostönnen gelegenen Dorfkirche St. Andreas befindet sich die älteste bespielbare Orgel der Welt!

Lippstadt: Das ‚Venedig Westfalens‘ wird von mehreren Lippearmen durchzogen. Kanäle prägen das Bild der Stadt, die 1185 durch Bernhard II., Edelherr zur Lippe, als erste Planstadt Westfalens gegründet wurde. Bereits im selben Jahr bekam Lippstadt durch Kaiser Friedrich Barbarossa die Stadtrechte verliehen. Früh schloss sich die Gründungsstadt der Hanse an und wurde so zu einem bedeutenden und wohlhabenden Fernhandelszentrum. Der Grundriss Lippstadts besteht aus einem gitternetzartigen Aufbau, der sich um einen zentralen rechteckigen Platz im Zentrum erstreckt, der vom 1774 neu errichteten klassizistischen Rathaus dominiert wird. Um den Rathausplatz gruppieren sich unter anderem die mächtige Große Marienkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert und das Stadtpalais von 1788, vor dem sich der symbolreiche Bürgerbrunnen befindet. Die Bronzefiguren des Brunnens stehen alle in Verbindung mit der Stadtgeschichte. Im Stadtkern sind noch zahlreiche Bürger- und Fachwerkhäuser erhalten, obwohl Lippstadt durch mehrere Stadtbrände stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Besonders auffällig sind der ‚Goldene Hahn‘ von 1532 und das Metzgeramtshaus von 1661. Bemerkenswert sind auch die Jakobikirche und die Nicolaikirche, die beide romanischen Ursprungs sind und durch ihre mächtigen weißen Türme beeindrucken. Nicht weit entfernt stehen die Überreste der Kleinen Marienkirche. Die ehemalige Stiftskirche gilt als eine der schönsten Kirchenruinen Deutschlands und als eines der bedeutendsten frühgotischen Baudenkmäler Westfalens.

Rietberg: Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt am Oberlauf der Ems. Die ‚Stadt der schönen Giebel‘ besitzt einen wunderschönen historischen Stadtkern mit zahlreichen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Das Wahrzeichen der Stadt ist das mitten im Zentrum stehende Rathaus. Rietberg war einst Landeshauptstadt und Grafschaftsresidenz.  Der bekannteste Landesvater war Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711 – 1794), gleichzeitig Staatskanzler der österreichischen Kaiserin Maria Theresia und Gründer des österreichischen Staatsrats. Der Landesgartenschaupark mit der größten spielbaren Freiluftorgel Europas, einem Hochseilgarten und mehreren Spiellandschaften ist auch heute noch ein beliebter Ausflugsort.

Rheda-Wiedenbrück: Die Doppelstadt entstand 1970 durch die Zusammenlegung der vormals selbstständigen Städte Rheda und Wiedenbrück. Die Ems verbindet beide Stadtteile. In der Emsaue zwischen Rheda und Osnabrück fand 1988 die Landesgartenschau statt. Heute wird der frei zugängliche Landschaftspark ‚Flora-Westfalica-Park’ genannt. Der Stadtteil Rheda wird geprägt durch sein prächtiges Wasserschloss. Der älteste Teil des auf einem großen Erdhügel errichteten fürstlichen Anwesens ist der wuchtige romanische Torturm, der noch aus der Stauferzeit stammt.  In Wiedenbrück bewahrte man einen wesentlichen Teil der historisch gewachsenen Innenstadt mit seinen reich verzierten Fachwerk- und Dielenhäusern. Die sehenswerte Altstadt gruppiert sich um das Alte Rathaus von 1619 und den Marktplatz herum. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Wiedenbrück zu einer Künstlerstadt, in der Ausstattungsgegenstände und sakrale Kunstwerke für die neu errichteten Kirchen im weiteren Umkreis geschaffen wurden. Für diese kunsthandwerklichen Arbeiten wurde der Begriff ‚Wiedenbrücker Schule’ geprägt.

Warendorf: Die Pferde- und Reiterstadt, idyllisch an der Ems gelegen, wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 Kreisstadt. Die historische Altstadt ist noch bemerkenswert gut erhalten, der Marktplatz mit seinen jahrhunderte alten Häusern und deren imposanten Giebeln aus verschiedenen Epochen ist ein wahres Schmuckkästchen. Der Ursprung der Siedlung liegt wahrscheinlich bereits im 6. Jahrhundert, gegen Ende des 12. Jahrhundert wurde Warendorf schließlich Stadt. Bedeutend ist das Nordrhein-Westfälische Landesgestüt mit seiner erfolgreichen Deckhengstzucht und der nicht minder erfolgreichen Deutschen Reitschule, die mehrere Olympiasieger hervorgebracht hat. Warendorf besitzt mit St. Lambertus (Alte Kirche), St. Marien (Neue Kirche) und der neugotischen evangelischen Christuskirche im mehrere interessante Kirchen und zwei ehemalige Klöster. Das Dezentrale Stadtmuseum vermittelt an fünf verschiedenen Standorten innerhalb des historischen Stadtzentrums Wissenswertes zur Stadtgeschichte.

Charakteristik:

Die Radroute Historische Stadtkerne führt durch radtouristisch gut erschlossenes Gebiet. Gerade das Münsterland gilt als Eldorado für Radwanderer. Abseits der Ortsdurchfahrten werden zumeist verkehrsarme, asphaltierte Wegstrecken genutzt.

Da das Münsterland und das südliche Westfalen weitgehend flach sind, ist auch die Strecke überwiegend eben – zumindest im Süden. Doch im Norden muss zweimal der Teutoburger Wald überquert werden. Bei Lienen führt die Route dabei über richtige Serpentinen. Daher wird der Schwierigkeitsgrad der Gesamttour als leicht bis mittel beschrieben.

 

Ortschaften entlang der Route

Münster / Senden / Ascheberg / Werne / Hamm / Werl / Soest / Bad Sassendorf / Anröchte / Erwitte / Bad Westernkotten / Lippstadt / Langenberg (Kreis Gütersloh) / Rietberg / Wiedenbrück / Beelen / Warendorf / Sassenberg / Glandorf / Lienen / Lengerich / Tecklenburg / Saerbeck / Emsdetten / Steinfurt / Nordwalde / Greven

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Senden

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enden ist eine westfälische Gemeinde im Kreis Coesfeld, die aus den Ortsteilen Senden, Bösensell, Ottmarsbocholt und Venne besteht. Senden liegt an der Stever sowie am Dortmund-Ems-Kanal. Beide Wasserläufe bieten sich für Radtouren geradezu an. Das Schloss Senden wurde in seiner Geschichte fortwährend belagert, geplündert, zerstört und wieder aufgebaut. So wirkt die Schlossanlage mit seinen verschiedenen Baustilen überaus uneinheitlich. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel des Münsterlandes. Einen Abstecher lohnt auch das Naturschutzgebiet Venner Moor, das durch Rad- und Wanderwege erschlossen ist und einzigartige Einblicke in dieses renaturalisierte Sumpfgebiet ermöglicht.

Sehenswertes:

Schloss SendenKaum ein Schloss im Münsterland wirkt von den Baustilen her so zusammengewürfelt wie Schloss Senden. Zahllose Belagerungen, Plünderungen und Brandschatzzungen hinterließen ihre Spuren in der Bausubstanz. Obwohl hufeisenförmig auf einer rechteckigen, gradlinigen Insel angelegt, wirkt so gar nichts an dieser Anlage symmetrisch, gar nichts einheitlich. Die Geschichte dieses Hofes ist bereits weit über 1000 Jahre alt. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, von der Brücke aus links gesehen. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel im Münsterland. Dieser wurde später in ganz Westfalen zum oft kopierten Bauelement. Der Mittelflügel besteht aus den ehemaligen Stallungen, der rechte Seitenflügel aus dem Brauhaus und einem Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert, dem so genannten ‘Mannenhaus’ mit einem Uhrentürmchen. Das ganze Ensemble gruppiert sich zusammenhängend um den Schlossplatz auf nur einer Insel – untypisch für das Münsterland. Der weitläufige Park um das Schloss herum ist das Refugium vieler vom Aussterben bedrohter Tierarten, wie beispielsweise Eisvögel, Fischreiher, Wildenten und Wasserhühner. Ein Weg führt direkt an der rechtwinkligen Gräfte vorbei, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann. Der Schlossplatz darf betreten werden. Das vormals als Hotel genutzte Schlossgebäude steht derzeit leer. Über eine zukünftige Nutzung wird intensiv nachgedacht.

 

Geschichtlicher Ablauf

880 Erstmalige Erwähnung des Hofes ‘Sendinaon’, der sich damals im Besitz des Klosters Werden befand.
1165 Erwähnung einer Burganlage
13. Jhd. Aufbau der Burg in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zur wehrhaften Anlage.
1350 Der Besitz ging auf die Herren von Senden über, fortan wurde die Burganlage Burg Senden genannt.
14. Jhd. Zerstörung und Wiederaufbau der Burg. Haus Senden war in der Zeit des Mittelalters wiederholt in Kriege verwickelt und musste sich Belagerungen und Plünderungen stellen.Neuer Besitzer wurde der Droste zu Kakesbeck und Senden.
1460 Das heute noch erhaltene Herrenhaus wird erbaut. Der Dreistaffelgiebel ist der älteste noch erhaltene im gesamten Münsterland.
um 1500 Das Schloss kommt in den Besitz derer von Droste, später Droste zu Senden genannt.
16. Jhd. Erneute Zerstörung des größten Teiles der Burg durch die Spanier. Ende des Jahrhunderts wird sie wieder aufgebaut.
1618–48 Erneute Belagerung während des Dreißigjährigen Krieges.
1719 Vollendung des ‘Mannenhauses’ mit dem Glockendachreiter und vollständige Umgestaltung im barocken Stil. Die Brücken zur Schlossinsel entstehen.
1759 Belagerung und Plünderung durch die Franzosen.
1780 Bau des rechten Hauptgebäudetraktes und der Remise, so wie sie heute noch erhalten sind.
18. Jhd. Neben dem Hauptgebäude wurde auch die Gruftkapelle errichtet. Auch der Schlosspark wurde angelegt.
1865 Errichtung des Treppenhausturmes.
1899 Weitere Anbauten, Vollendung des ‘Rombergtraktes’.
1952–57 Schloss Senden ist Zufluchtsort für Prinzessin Luise von Preußen, bis die Familie Droste zu Senden, die hier im letzten Jahrhundert zeitweilig auch noch wohnte, die Schlossanlage aufgab.
Seit 2007 Förderobjekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Senden-Haus RuhrZwischen Senden und Albachten liegt das Haus Ruhr. Inmitten eines Waldgebietes liegt das Wasserschlösschen fast unscheinbar und versteckt am Wegesrand. Die vielen Bäume erschweren den Blick. Teile der Vorburg und die Kapelle sind zu erkennen, das Herrenhaus ist rückseitig von einem Waldweg aus zu sehen. Das Herrenhaus wurde von Johan Conrad Schlaun barock überarbeitet. Der verzierte Portalrisalit des Bibliothekgebäudes gilt als wahres Schmuckstück der Schlossanlage.





 

Geschichtlicher Ablauf

16./17. Jhd. Bau des Herrenhauses von Haus Ruhr
17. Jhd. Entstehung des Bibliothekgebäudes mit seinem verzierten Portalrisaliten.
1742 Umgestaltung des Herrenhauses durch den Barockmeister Johann Conrad Schlaun.

Haus Alvinghaus wurde von Johann Conrad Schlaun als barockes Maison de Plaisance nach französischem Vorbild geschaffen. Der zweistöckige, rote Backsteinbau wird mit hellem Sandstein gegliedert, insgesamt sieben Fensterachsen spiegeln sich um die Mittelachse. Das Herrenhaus ist heute noch Wohnsitz der Familie von und zur Mühlen. Eine Außenbesichtigung ist nach vorhergehender Anmeldung möglich.

 

Geschichtlicher Ablauf

1381 Erstmalige urkundliche Erwähnung
1450 Haus Alvinghof im befand sich seit ungefähr dieser Zeit im Besitz der Patrizierfamilie Dusaes.
1551 Durch Heirat gelangt das Anwesen in den Besitz der Familie Kasum.
16. Jhd. Herman von Kasum ließ gegen Mitte des Jahrhunderts ein einfaches Herrenhaus errichten.
1625 Verkauf an Hermann von Kerckerinck zu Borg.
1749 Der bischöfliche Vizekanzler Christian Friedrich von und zur Mühlen erwirbt Haus Alvinghaus aus der Insolvenzmasse derer von Kerckerinck. Johann Conrad von Schlaun wird mit dem Bau eines neuen Herrenhauses in Form eines Maison de Plaisance beauftragt.

Östlich von Senden, südlich vom Dortmund-Ems-Kanal gelegen, liegt das bekannte Naturschutzgebiet Venner Moor. Das ehemalige Hochmoor wurde abgetorft, inzwischen aber wieder renaturiert. Einst soll diese unwirkliche Gegend Anette von Droste-Hülshof zu dem Gedicht ‚Der Knabe im Moor’ inspiriert haben. Heute ist die sumpfige Gegend Refugium von Moorfröschen, Baumfalken, Maulwurfsgrillen und Zwergtauchern. Durch das 148 ha große Moor führen Rad- und Wanderwege und ein Lehrpfad vermittelt interessante Informationen über diese einzigartige Landschaft. Die Biologische Station Lüdinghausen und die NABU-Naturschutzstation Münster bieten fachkundige Führungen durch das Venner Moor an.

Die Kornwindmühle ist das Wahrzeichen der Bauernschaft Ottmarsbocholt. Bereits im 16. Jahrhundert hatte hier eine Windmühle existiert, mehrfach fiel sie aber Flammen und Stürmen zum Opfer. Die heutige Windmühle wurde im holländischen Stil 1858 errichtet. Zur Unterstützung an windarmen Tagen erhielt sie 1929 einen ersten Motor. Bis 1965 war die Windmühle noch im Betrieb, heute dient sie nur noch als Wohnhaus.



Radrouten die durch Senden führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne



Ascheberg

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ie Gemeinde Ascheberg mit seinen Ortsteilen Ascheberg, Herbern und Davensberg wurde erstmals gegen Ende des 9. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Sie ging aus einer sächsischen Bauernsiedlung hervor. Alle drei Ortsteile werden von historischen Kirchenbauten dominiert. Der hohe Turm der spätgotischen St.-Lambertus-Kirche in Ascheberg ist weithin sichtbar und prägt das historische Ortszentrum. Sein Chorraum wurde von Johann Conrad Schlaun gestaltet. In Davensberg befindet sich die Pfarrkirche St. Anna. Der Backsteinbau wurde 1497 – 1510 im Stil der Gotik errichtet. Die dreischiffige Pfarrkirche St. Benedikt in Herbern stammt aus dem Jahre 1666 und wurde an der Stelle eines bereits seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Gotteshauses errichtet. Auffällig ist die hohe Anzahl von Schlössern und Herrensitzen in der Gegend von Ascheberg. Das imposanteste ist sicherlich das Wasserschloss Westerwinkel. Es wurde im frühbarocken Stil im 17. Jahrhundert erbaut ist als heute als Museum eingerichtet. Sehenswert ist auch das Schloss Itlingen und der Burgturm Davert, der ein Heimatmuseum beherbergt.

Sehenswertes:

Schloss Westerwinkel in Herbern gehört zu den ältesten Barockschlössern Westfalen. Die Gestaltung wirkt sehr streng und konsequent durchkonzipiert. Das Hauptschloss besteht aus schlichten, grauen Mauern, angeordnet auf einem quadratischen Grundriss. An allen vier Ecken schließen viereckige, vorspringende Türme die Flügel ab. Eckig angelegte Gräften umfließen das Schloss. Der ebenfalls quadratische Innenhof wirkt eher klein und gedrungen. Trotzdem fällt auf, dass nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648 die Wehrhaftigkeit solcher Anlagen unwichtiger wurde und dafür das Repräsentationsbedürfnis des Adels in gleichem Maße bedeutender wurde. Westerwinkel gilt im Münsterland als erstes Beispiel für diese Neuorientierung.
Das Schloss Westerwinkel befindet sich noch immer im Privatbesitz der Grafen von Merveldt, ist aber als Museum zugänglich. Eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft, befindet direkt neben Schlossanlage herum Golfplatz. Weitläufige Waldwanderwege mit vielen Lehr- und Schautafeln laden zu einem Spaziergang ein.

  

Geschichtlicher Ablauf

1555

Übernahme von Westerwinkel durch die Grafen von Merveldt. Es gibt heute keine Kenntnis mehr über das Aussehen der damaligen Schlossanlage.

1663

Neubau des Schlosses im frühbarocken Stil als Vierflügelanlage. Wahrscheinlich zeichnete sich als Architekt Peter Pictorius verantwortlich.

19. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts wird das Rentmeisterhaus erbaut.

Das hübsche Schloss Itlingen, etwas außerhalb von Ascheberg-Herbern gelegen, beschreibt einen hufeisenhörmigen Grundriß. Die Seitenflügel enden jeweils mit einem vorgelagerten Türmchen. Schloss Itlingen wurde in zwei Etappen gebaut. Der Mitteltrakt und der linke Seitenflügel stammen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Vollendet zu seiner heute noch existierenden barocken Form wurde es erst 60 Jahre später durch Johann Conrad Schlaun. Die Schlossanlage und das dazugehörige Gestüt waren Fernsehkulisse für die Filme ‚Rivalen der Rennbahn’ und ‚Alles Glück dieser Erde’. Es ist erlaubt, den Schlossplatz kurz zu betreten.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1540

Die Familie von Nagel übernimmt das Anwesen. In ihrem Besitz befindet sich Schloss Itlingen noch heute.

1692

Bau des Mitteltraktes und des linke Seitenflügels mit seinem Eckturm. Sie bilden den ältesten teil des Schlosses und wurde wahrscheinlich von Peter Pictorius für den Freiherrn von Nagel entworfen.

1755

Vollendung des Herrenhauses im barocken Stil durch Johann Conrad Schlaun, der eine Symmetrie durch den Anbau des rechten Flügels mit dem entsprechenden Türmchen schuf.

Der Burgturm Davert, einzig erhaltene teil der Burg Davensberg, liegt inmitten der Siedlung von Ascheberg-Davensberg. Er wirkt eher als ein übrig gebliebenes Relikt aus einer alten Stadtmauer denn als Burgruine. Der renovierte und gut erhaltene ehemalige Gefängnisturm aus dem 16. Jahrhundert wird umgeben von einem kleinen Park, von dem aus einige Wanderwege in die münsterländische Umgebung starten. Im Davertturm selber befindet sich heute in den Räumlichkeiten der ehemaligen Gerichtsstube ein Heimatmuseum, welches über die Außentreppe zu erreichen, aber nur nach Voranmeldung zu besichtigen ist. In der darunter liegenden Folterkammer sind noch einige Marterinstrumente zu sehen, ein weiteres Stockwerk tiefer liegt das Burgverließ.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1256

Erste Erwähnung des ‚Hermaannus de Daverenberge’, den Besitzer der Burg. Die Anlage muss also schon zu diesem Zeitpunkt existiert haben. Sie stand anfänglich auf einer Motte, die durch ein ausgeprägtes Gräftensystem umgeben war.

1263

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ‚castrum’

1510

Stiftung der Kapelle unweit der Burg durch Balthasar von Büren, dem damaligen Schlossherren.

1530

Bau des Davertturm und Ausbau der ansonsten aber nicht mehr erhaltenen Burg durch die Edelherren von Büren.

1593-47

In der Gerichtsstube des noch erhaltenen Davertturmes fanden über 30 Hexen- und Zaubererprozesse statt.

18. Jhd.

Die Burganlage verfiel immer mehr und wurde weitgehend unbewohnbar.

1736

Der Besitz wechselte nun von der Familie Morrien zu Nordkirchen zu den Herren von Plettenberg zu Nordkirchen über. In der folgenden Zeit war aber die fast vollständige Abtragung der Burg nicht mehr zu vermeiden. Heute steht von der Burg Davensberg nur noch der Burgturm Davert. Dieser ist aber noch gut erhalten und beherbergt ein Heimatmuseum.

Das in Davensberg liegende Haus Byink besteht heute noch aus dem Bauhaus sowie dem Torhaus. Die beiden Gebäude wurden im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance errichtet und besitzen den für das Münsterland typischen Dreistaffelgiebel mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen. Auffällige Besonderheiten am mächtigen Torhaus sind die Mosaikverzierungen mit bunten glasierten Ziegeln und die beiden halbrunde turmartige Vorbauten. Das alte Herrenhaus existiert heute nicht mehr. Haus Byink wird privat bewohnt und bewirtschaftet und ist nur von außerhalb des Geländes zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

Um 1400

Haus Byink wird als Wasserburg des Zwei-Insel-Typs erbaut. Einst war es eine mächtige Wehranlage mit Vor- und Hauptburg. Sie diente dem Rittergeschlecht von Ascheberg als Stammsitz.
1558

Neubau des Bauhauses im Stil der Renaissance durch Heinrich von Ascheberg.

1561 Bau des mächtigen Torhauses

1698

Durch Erbschaft kam Haus Byink in den Besitz von Christoph Engelbert von Beverförde-Werries.

1780

Die Familie von Beverförde-Werries stirbt aus und die Anlage wird von Friedrich Clemens von Elverfeld übernommen.

1963/64

Die Gräften werden zugeschüttet.
Haus Byink befindet sich noch immer im Privatbesitz. Das Gut wird als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet.

Von dem kleinen Rittersitz Haus Romberg in Davensberg existieren noch immer alte Wälle und Gräften aus dem Mittelalter. Das im Stile der Renaissance errichtete Herrenhaus stammt allerdings erst aus der späteren Zeit. Ein achteckiger Turm aus Sandstein ist dem Herrenhaus angegeliedert. Lange Zeit befand sich das Gut im Besitz der mächtigen münsterländer Familie von Galen. Auch heute bindet sich Haus Romberg noch im Privatbesitz und ist aus diesem Grunde nur von außerhalb des Torhauses zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Haus Romberg war im Besitz der Herren von Rodenberg.

um 1400

Die Familie von der Leithe übernimmt das Gut.

1503

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

1566

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

17. Jhd.

Bau des Herrenhauses mit seinem achteckigem Turm aus Sandstein.

Die katholische Pfarrkirche St. Lambertus ist in der landschaftlich flachen Umgebung von Ascheberg schon von weitem sichtbar. Der den Ort dominierende Sakralbau wurde 1524 in Form einer spätgotischen Hallenkirche fertig gestellt. Im Ursprung geht die Pfarre jedoch bereits auf einen romanischen Steinbau von 1022 zurück. Der Chorraum wurde 1737 vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil ausgestaltet. Der mächtige, 81 m hohe Turm entstammt erst der späteren Zeit und wurde im neugotischen Stil ausgeführt.

Im Ortsteil Herbern befindet sich das Heimathaus. In den Räumlichkeiten wird die Dauerausstellung ‚Örtliches Wohnen und Arbeiten nach der Jahrhundertwende’ gezeigt. Sie versteht sich als ergänzende Schau zum Museum des benachbarten Schlosses Westerwinkel, wo Zeugnisse des adligen Lebens bewahrt und präsentiert werden. Führungen werden auch in plattdeutscher Sprache angeboten.


Radrouten die durch Ascheberg führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne






Werne

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ie im Jahre 824 erstmals urkundlich erwähnte Stadt an der Lippe liegt im südlichen Münsterland an der Grenze zum nordöstlichen Ruhrgebiet, wird aber noch durch die typische weite Parklandschaft des Münsterlandes geprägt. Um 800 hatte hier Liudger, der erste Bischof von Münster, im Auftrag von Kaiser Karl dem Großen, eine Kapelle errichten lassen. Werne besitzt einen hübschen historischen Stadtkern mit kleinen Gassen und alten Fachwerkhäusern. Besondere Anziehungspunkte sind das Alte Rathaus von 1514, die Kirche St. Christophorus aus dem 15. Jahrhundert und das ‚Alte Steinhaus‘ aus dem 14. Jahrhundert. Trotz der historischen Bausubstanz wirkt die jüngst umgestaltete Fußgängerzone mit seinen Geschäften und Cafés modern und zeitgemäß. Direkt an das Zentrum grenzt der Stadtpark mit seinem idyllischem See, dem Gradierwerk, dem Natursolebad und der Freilichtbühne, auf der in den Sommermonaten wechselnde Theaterstücke aufgeführt werden. Mit der stillgelegten alten Zeche Werne blieb ein Industriedenkmal erhalten, dass die unmittelbare Nähe zum Ruhrgebiet dokumentiert. Das beliebte Volksfest Sim-Jü, das auf das Marktrecht von 1342 zurückgeht, lockt jeden Oktober tausende von Menschen aus der Umgebung nach Werne. Ein weiterer Anziehungspunkt ist das Karl-Pollender-Museum mit seiner umfangreichen Ausstellung zur Stadtgeschichte.

Sehenswertes:

Die Altstadt Wernes mit seinen mittelalterlichen Fachwerkhäusern und seinen schmalen Gassen besitzt einen gemütlichen Charme. Der historische Marktplatz ist der zentrale Ort der Stadt. Hier steht mit dem zwischen 1512 und 1514 erbauten Alte Rathaus eines der ältesten Gebäude der Stadt. Es gilt als typisches Beispiel für ein münsterländisches Bogenhauses. In den gotischen Bogengängen befanden sich einst die Stadtwaage und die Wachstube. Hier stand der Pranger und hier wurden die öffentlichen Bekanntmachungen verlautbart. Darüber befanden sich die Ratskammern für das Ratsgericht und im Obergeschoß tagte im großen Saal der Rat der Stadt. Und das tut er sogar noch bis zum heutigen Tage!

Im Jahre 1691 wurde das ‚Alte Amtshaus‘ im Stadtzentrum als Fachwerkhaus erbaut. Es diente dem bischöflichen Amtsrentmeister als Amts- und Wohnsitz. 1962 richtete der Realschullehrer und Heimatvereinsvorsitzende Karl Pollender in zwei Räumen des Amtshauses ein kleines Heimatmuseum ein. Hier wurden heimatkundliche Gegenstände ausgestellt, die Pollender in vielen Jahren zusammengetragen hatte.

Inzwischen hat sich das Museum auf vier Etagen und eine Ausstellungsflächen von 1.000 m² ausgeweitet. Es behandelt die Vor- und Frühgeschichte, die Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit und zeigt Exponate aus der Landwirtschaft und dem Handwerk. Ein Raum widmet sich dem Somon-Juda-Markt, kurz ‚Sim-Jü‘, der auf das Marktrecht von 1362 zurückgeht und sich heute zu einem beliebten Jahrmarkt entwickelt hat. Das wertvollste Ausstellungsstück ist eine seidene Kasel, ein Priestergewand aus dem 13. oder 14. Jahrhundert.

Werne liegt zwar im südlichen Münsterland, aber dennoch am Rande des Ruhrgebietes. Als 1899 mit dem Abteufen der Schächte Werne 1 und 2 begonnen wurde, war die Zeche Werne das erste Bergwerk im Ruhrgebiet nördlich der Lippe. Bereits 1930 wurde die Zeche im Zuge der Weltwirtschaftskrise vorübergehend wieder stillgelegt, um nach dem Zweiten Weltkrieg den Betrieb wieder aufzunehmen. 1975 wurde die Zeche Werne dann endgültig geschlossen.

Mehrere Bauwerke, wie das Fördermaschinenhaus, die Schmiede, das Pförtnerhaus, die Turnhalle und die Verwaltung, sind noch erhalten und stehen inzwischen unter Denkmalsschutz. Die Liegenschaften werden auch heute noch gewerblich genutzt. Die Schachtanlagen Werne 1 und 2, sowie Werne 3 im benachbarten Rünthe wurden in die ‚Route der Industriekultur‘ aufgenommen.

In unmittelbarer Nähe zum Natur-Solebad entstand 1990 im Stadtpark das Gradierwerk. Über eine aus Schwarzdorn bestehende Rieselwand wird ständig solehaltiges Wasser geleitet, das durch seine Zerstäubung ein maritimes Kleistklima entstehen lässt. Diese Luft wirkt insbesondere bei Atemwegerkrankungen heilsam. Das Gradierwerk wird aber auch von vielen Einheimischen aufgesucht, die einfach kurz einmal die salzhaltige Luft tief einatmen wollen.

Die katholische Pfarrkirche ist die Urpfarre der Stadt Werne und wurde bereits im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Bis in das 19. Jahrhundert war sie dem Kloster Cappenberg unterstellt. Mitte des 15. Jahrhunderts begann der Neubau des heutigen Gotteshauses, nachdem die Vorgängerkirche bei einem Feuer weitgehend zerstört wurde. Der zweiteilige Turm wurde 1555 vollendet. Sehenswert sind die spätgotische Sakristeitür und der reich mit Reliefs verzierte, achteckige Taufstein. Zu der Innenausstattung gehören eine Doppelmadonna aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, ein Vesperbild aus der gleichen Zeit und eine große Statue des hl. Christophorus aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Am südlichen Stadtrand Wernes steht die Klosteranlage St. Petrus und Paulus. Die Klosterkirche wurde 1680 fertig gestellt. Die Ausstattung aus der Anfangszeit mit dem Hochaltar, vom Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg gestiftet, den Seitenaltären und der hölzernen Kanzel, ist noch weitgehend erhalten. Das Astkreuz stammt sogar noch aus dem 14. Jahrhundert.

Die daneben stehenden Klostergebäude entstanden zwischen 1671 und 1673 und wirken eher schlicht.

Der Droste der Abtei Werden ließ dieses Haus im 14. Jahrhundert erbauen. In einer Zeit, in der die Häuser vornehmlich aus Fachwerk errichtet wurden, war es das erste Haus in Werne, das vollständig aus Stein gemauert wurde. Fast 250 Jahre war das Steinhaus im Besitz der Herren von Merveldt zu Westerwinkel. Heute beherbergt es die Stadtbücherei.

Um 1400 entstanden rings um den Kirchplatz kleine Fachwerkhäuser. Sie dienten als Getreidespeicher und als Platz zum Aufwärmen vor und nach den Kirchgängen, denn in der unbeheizten Kirche war es im Winter arg kalt! So kam es zum Namen dieser Fachwerkhäuschen. Doch bei einem Großbrand im Jahre 1586 wurden fast alle Wärmehäuschen zerstört. Erhalten haben sich das Haus Nr. 15 von 1562, das durch seine geschnitzten Blattmasken auffällt und das Haus Nr. 21 von 1447, das zu den ältesten Kleinfachwerkhäusern Westfalens zählt.



Radrouten die durch Werne führen:

Römer-Lippe-Route
Burg- und Schloss-Tour
Rundkurs Ruhrgebiet
Radroute Historische Stadtkerne




Emsdetten

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ie noch recht junge Stadt erhielt erst 1938 die Stadtrechte. Zunächst nannte sich das Dorf an der Ems nur ‚Detten‘ und im niederdeutschen hat sich der Gebrauch dieser verkürzten Form bis heute erhalten. Erstmals wurde der Ort als ‚Thetten‘ im 12. Jahrhundert erwähnt. Der bedeutendste Wirtschaftszweig war zunächst das Wannenmacherhandwerk, bei dem aus Weidenflächen Körbe für die Landwirtschaft hergestellt wurden. Später kam die Weberei hinzu und Emsdetten wurde zum westfälischen Jutezentrum und dann zur industriellen Textilstadt. Die Entwicklung dieser für Emsdetten typischen Wirtschaftszweige und die der hiesigen Landwirtschaft kann in den Museen der Museumsinseln nachvollzogen werden.
Ansonsten wirkt die Umgebung der Stadt eher münsterländisch gemütlich. 350 km befestigte Radwege führen durch das Emsdettener Venn und durch die Emsaue.

Sehenswertes:

Die Basilika ist wohl das eindrucksvollste Gebäude Emstettens. Die mächtige Pfarrkirche wurde zwischen 1922 und 1924 erbaut und 1934/35 noch einmal erheblich erweitert. Der denkmalgeschützte Sandsteinbau mit der monumentalen Doppelspitze ist dem romanischen Stil nachempfunden. Zu der Innenausstattung gehört eine hölzerne Madonna mit Kind aus dem 12. Jahrhundert.

Keimzelle der Stadt Emsdetten waren vier Urhöfe, von denen allerdings nur noch der Hof Deitmar unweit der Innenstadt erhalten ist. Der Hof liegt in einer Parkanlage und erhielt sein heutiges Erscheinungsbild nach einem Umbau im Jahre 1912. Um das Gebäude entstand die Museumsinsel mit mehreren kleinen Museumseinrichtungen.

Im August-Holländer-Museum wird die Entwicklung des Ortes von einem ländlichen Dorf mit kleinen Hauswebereien zu einer Industriestadt mit maschineller Textilproduktion aufgezeigt.

Die Geschichte des Wannenmacherhandwerkes, bei dem flache Körbe aus Weiden geflochten wurden, wird im Wannenmachermuseum präsentiert. Das Handwerk war einst ein bedeutender wirtschaftlicher Zweig Emsdettens.

Der Kornspeicher ist das älteste Gebäude der Stadt und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es beherbergt heute das Speichermuseum, in dem historische landwirtschaftliche Geräte ausgestellt werden.

In dem ehemaligen Maschinen- und Kesselhaus einer Textilfabrik betreiben der Emsdettener Kunstverein e.V. und der Verein Galerie Münsterland e.V. seit 1990 gemeinsam die Galerie Münsterland. Schwerpunkt der wechselnden Ausstellungen ist die zeitgenössische Kunst, wobei besonders auf die Förderung junger Künstler aus der Region Wert gelegt wird.



Radrouten die durch Emsdetten führen:

EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne




Saerbeck

M
ittelpunkt des beschaulichen Dorfes an der Ems im Münsterland ist die neugotische Pfarrkirche St. Georg, erbaut auf den mittelalterlichen Resten einer Vorgängerkirche. Die Gemeinde wurde um 1100 erstmals urkundlich erwähnt. Doch heute ist ihre Ausrichtung hochmodern. Die ‚NRW-Klimakommune‘ hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 eine eigene Energieversorgung mit regenativen Energien sicherzustellen. Solaranlagen wurden besonders gefördert, ein Bioenergiepark entsteht und ein Nahwärmenetz wurde installiert. Empfehlenswert ist ein Besuch im Wildfreigehege Nöttler Berg, wo man neben einheimischem Wild auch Bisons beobachten kann.

Sehenswertes:

Ein beliebtes Ausflugsziel in Saerbeck ist das Wildfreigehege Nöttler Berg. Auf einer Fläche von 25 ha werden in natürlicher Umgebung rund 40 Arten von Hoch- und Niederwild gehalten. Aber auch exotische Tierarten wie Bisons, malaysische Kampfhühner und vietnamesische Hängebauchschweine können in dem ausgedehnten Wald- und Parkgelände entdeckt werden. Ein Spielplatz mit Karussells für die Kleinen rundet das Angebot ab. Ein besonderes Erlebnis für Kinder ist das Ponyreiten, das jeweils an den Wochenenden von April bis Oktober angeboten wird.

Die landwirtschaftliche Kornbrennerei Dalmöller-Niehaus wurde 1812 gegründet. Bis 1976 wurde die heute unter Denkmalschutz stehende Anlage betrieben. Heute dient die Brauerei mit dem hohen Schornstein sowie das ‚Tantenhaus‘ genannte Nebengebäude als Kornbrennerei-Museum. Die erhaltene Technik stammt teilweise noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Alte Dorfschule wurde 1906 erbaut. Sie besaß im Erdgeschoss drei Klassenräume und darüber eine Lehrerinnenwohnung. Noch bis 1984 wurde das Gebäude als Schule genutzt. Heute befindet sich hier eine Bücherei und im Obergeschoss das Heimatmuseum des Heimatvereins. Neben vor- und frühgeschichtlichen Funden werden bäuerliche Gegenstände und handwerkliche Geräte und Werkzeuge aus dem 18. bis 20 Jahrhundert ausgestellt.

Die zum Hof Eilers gehörende Windmühle wurde 1867 erbaut. Der 22 m hohe Wallholländer besaß eine drehbare Haube und zwei Kornmalgänge. Schon früh erhielt die Mühle einen Motorantrieb und 1941 sogar einen modernen Elektromotor. 1929 war der Windantrieb eingestellt worden. Die Mühle war noch bis 1983 in Betrieb. Leider sind die Mahlgänge nicht mehr erhalten. Eine Ausstellung im zweiten Stockwerk informiert über die Geschichte der Saerbecker Wind- und Wassermühlen. Sie ist nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen. Ansonsten dient das Baudenkmal heute als Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr.

Im Zentrum des Dorfes Saerbeck steht die Pfarrkirche St. Georg. Wann die erste Kirche erbaut wurde, ist nicht mehr bekannt, aber im 12. Jahrhundert hatte nachweislich bereits eine Pfarrei bestanden. Eine mittelalterliche Kirche im spätgotischem Stil wurde 1896 abgetragen und durch den heutigen neugotischen Neubau ersetzt, wobei die unteren Geschosse des alten Turmes und das Westportal aus dem frühen 16. Jahrhundert übernommen wurden. Zur Ausstattung gehört ein Taufstein aus dem 13. Jahrhundert, eine Holzmadonna von 1480, eine Figur der hl. Anna aus dem 13. Jahrhundert und ein Vesperbild von 1630. Sehenswert sind die 1917 entstandenen neugotischen Wandmalereien.



Radrouten die durch Saerbeck führen:

EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne




Greven

G
revens Entwicklung wurde einst von der Lage an der Ems geprägt. Bis hierher war der Fluß schiffbar und Greven profitierte vom Fernhandel durch flache Flussschiffe. Im Dreißigjährigen Krieg am es in Greven zu ausgedehnten Plün- derungen, Bränden und Seuchen und somit auch zum Niedergang des Dorfes. Erst nach 1700 kam es durch den Textilhandel wieder zum Aufschwung. Mehrere stolze Bürgervillen zeugen von dieser Blütephase. Der Ortskern wird zudem von der Martinuskirche geprägt. Sie wurde 793 duch Bischof Liudger gegründet. Greven gehört zu den Urpfarreien, die von Liudger gegründet worden waren. Die Schiffsverkehrt auf der Ems spielt heute für Greven keine große Rolle mehr, dafür aber der Luftverkehr: der Internationale Flughafen von Münster-Osnabrück liegt auf dem Stadtgebiet und auch direkt an der Friedensroute. Diese führt auch direkt am Sachsenhof in Pentrup vorbei, eine Rekonstruktion eines frühmittelal- terlichen Anwesens, welches ursprünglich im münsterschen Stadtteil Gelmer ausgegraben wurde. Weiter führt die Friedensroute auch durch den Ortsteil Gimbte. Das idyllisch gelegene Dorf zieht viele Ausflügler an.

Sehenswertes:

Der Internationale Flughafen von Münster-Osnabrück, auch ‘FMO’ genannt, ist ein besonderer Anziehungsmagnet im Münsterland. Das Ende der Neunziger Jahre entstandene Flughafenterminal entspricht den Anforderungen eines modernen Flughafens mit Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Von der Besucherterrasse aus kann man die Flugzeuge auf dem Vorfeld sehen und sie beim Starten und Landen beobachten.

  

Geschichtlicher Ablauf

793 Karl der Große hatte im ausgehenden 8. Jahrhundert den heiligen Liudger, den späteren ersten Bischof von Münster, mit der Missionierung des Münsterlandes beauftragt. Greven gehört zu den von Liudeger gegeründeten Urpfarreien.
12. Jhd. Bau des ersten steinernen Kirchengebäudes St. Martinus. Teile des Wehrturmes stammen noch aus dieser Zeit. Zuvor hatte es möglicherweise einen Sakralbau aus Holz gegeben.
15. Jhd. Neubau des Kirchenschiffes
1722 Erschaffung der Kreuzigungsgruppe durch Philipp Gröninger.
19.Jhd. Erweiterung der Kirche.

Ein typischer Haustyp für Greven sind die Bürgervillen. Nachdem die Industrialisierung im 17. Jahrhundert einsetzte, wurde Greven ein Zentrum der Web- und Leinenindustrie. Die gründerzeitlichen Bürgervillen zeugen von dieser erfolgreichen Epoche. Die Villen Biederlack, Schründer und Kalbhen an der Marktstraße stehen für diesen Haustyp.

In unseren Breiten existieren noch viele architektonische Beispiele aus dem letzten Jahrtausend, aber Zeugnisse aus der Zeit davor findet man leider nur noch recht selten. So ist auch relativ wenig von den Lebensumständen der Menschen in unserer Region zu erfahren, die zu dieser Zeit lebten. Aufklärung in dieser Hinsicht bietet der Sachsenhof in der Pentruper Mersch, die Rekonstruktion einer Ausgrabung in Münster-Gittrup. Hier fand man die Überreste einer frühmittelalterlichen sächsischen Hofanlage aus dem 6. – 8. Jahrhundert n. Chr. In Greven-Pentrup, in unmittelbarer Nähe der Ems, wurde dieser Hof wieder aufgebaut. Das Herzstück dieser Anlage ist das Haupthaus, eine Kombination aus Wohn- und Stallhaus. Darüber hinaus entstanden als Nebengebäude ein Grubenhaus, eine Scheune und ein sogenannter Heuberg – ein Vorratslager mit verschiebbaren Dächern. Daneben wurde ein Töpferofen und ein Rennofen nach archäologisch fundamentierten Befunden nachgebaut, um die Lebensweise im frühen Mittelalter möglichst anschaulich und lebensnah zu charakterisieren. Auf dem Gelände der Hofstelle wurde auch ein Garten angelegt, wo Nutz- und Kulturpflanzen der damaligen Zeit angebaut werden. Die gesamte Anlage ist frei zugänglich und kostenfrei.

Das Dorf Gimbte ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die in dieser Region lebenden Menschen. Mitten im Ort steht die Dorfkirche. Sie enthält mit ihrem Taufstein aus dem 12. Jahrhundert einen der ältesten des gesamten Münsterlandes. Nahe bei Gimbte liegen die Bockolter Berge, ein Naturschutzgebiet mit einer Wacholderheide. Bei Gimbte führt auch der Dortmund-Ems-Kanal vorbei. Bemerkenswert ist die 1899 erbaute alte Kanalüberführung, auch ‘KÜ’ genannt. Hier wurde die ‘Alte Fahrt’ mittels einer Brücke über die Ems geführt. Die neu geschaffene ‘Neue Fahrt’ ersetzt aber seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts den alten Kanalverlauf.


Radrouten die durch Greven führen:

Friedensroute
EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne




Rietberg

D
er staatlich anerkannte Erholungsort liegt am Oberlauf der Ems. Aufgrund seiner sieben Stadtteile wählte man den Slogan ‚Siebenmal sympathisch‘. Die ‚Stadt der schönen Giebel‘ besitzt einen wunderschönen historischen Stadtkern mit zahlreichen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Das Wahrzeichen der Stadt ist das mitten im Zentrum stehende Rathaus. Rietberg war einst Landeshauptstadt und Grafschaftsresidenz.  Der bekannteste Landesvater war Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711 – 1794), gleichzeitig Staatskanzler der österreichischen Kaiserin Maria Theresia und Gründer des österreichischen Staatsrats. Im Jahre 2008 hatte Rietberg die Landesgartenschau ausgerichtet. Der Gartenschaupark mit der größten spielbaren Freiluftorgel Europas, einem Hochseilgarten und mehreren Spiellandschaften ist auch heute noch ein beliebter Ausflugsort. Ein berühmter Sohn der Stadt ist der Künstler und Kunsthistoriker Wilfried Koch. Ihm sind die Ausstellung im Kunsthaus sowie ein Skulpturengarten gewidmet. Mit den Rietberger Emsniederungen, dem Emssee und den Rietberger Fischteichen befinden sich gleich mehrere bedeutende Naturschutzgebiete auf dem Gemeindegebiet, in denen viele bedrohte Vogelarten ihr Zuhause gefunden haben.
Für Radler ist die ländliche Umgebung Rietbergs ein Paradies. Mehrere Rundtouren, die jeweils am Rathaus beginnen, führen in das grüne Umland der beschaulichen Stadt.

Sehenswertes:

Der 1929 in Duisburg geborene Künstler Wilfried Koch lebt seit 1971 in Rietberg. Zu seinem Werk gehören über 1000 Portraits, zahlreiche Zeichnungen, Gemälde und Bronzeskulpturen. Als Kunsthistoriker erwarb er sich einen bedeutenden Ruf. Seine Bücher über Baustilkunde gelten als Standartwerke für Architekten und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Darüber hinaus machte er sich auch als professioneller konzertanter Flötist einen Namen. In einem schmucken Ackerbürgerhaus aus dem Jahre 1767 wird das malerische und zeichnerische Werk Kochs in wechselnden Ausstellungen gezeigt. In dem Museum finden auch kleinere Veranstaltungen, wie Vorträge, Lesungen und Konzerte statt.

2007 erwarb die Stadt Rietberg den Klostergarten des ehemaligen Franziskanerklosters und richtete dort einen Skulpturenpark mit Werken des ortsansässigen Künstler Wilfried Koch ein. Noch bis 1975 hatte dieser den Franziskanermönchen gedient und fiel danach in einen Dornröschenschlaf. Heute stehen hier 11 Bronzeskulpturen von Koch. 8 weitere seiner Plastiken stehen im Garten des nicht weit entfernten Kunsthauses. Der 1929 geborene Künstler Willfried Koch lebt seit 1971 in Rietberg. Zu seinem Werk gehören über 1000 Portraits, zahlreiche Zeichnungen und Gemälde. Seit 1982 betätigt er sich verstärkt auch als Bildhauer. Als Kunsthistoriker erwarb er sich einen bedeutenden Ruf. Seine Bücher über Baustilkunde gelten als Standartwerke für Architekten und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und besitzen eine Gesamtauflage von über 1 Million Exemplaren. Wilfried Koch ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Im Jahre 2008 fand in Rietberg die Landesgartenschau statt. In einem 40 ha großen Park entstand ein Blumen-, Blüten-und Gartenparadies mit Themengärten, Mitmachelementen, Spiellandschaften und Spielplätzen für Kinder, einem Hochseilklettergarten, einem Fitnessparcours und zwei Veranstaltungsstätten. Hier steht die größte spielbare Freiluftorgel Europas und zwei Seen bieten mediterrane Strandatmosphäre. Das Areal zieht sich vom Süden der Stadt zum historischen Stadtkern und entlang der Rietberger Emsniederung bis nach Neuenkirchen.

2011 wurde der Klimapark Rietberg eröffnet. Das Informations- und Technologiezentrum bietet interessante Informationen zum Thema Klimaschutz, Klimawandel und Klimaanpassung.

Fahrräder dürfen leider nicht auf das Gelände.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Rathaus. Es steht mitten in der historischen Altstadt und wurde 1805 als zweistöckiges Fachwerkgebäude erbaut. Der markante geschlossene Treppenaufgang wurde 1915 ergänzt. Das baufällige Gebäude wurde allerdings 1977 abgetragen und danach in ursprünglicher Form wiederaufgebaut.

Das Langhaus der dreischiffigen Hallenkirche ist noch gar nicht so alt. Es entstand erst 1896 im neugotischen Stil. Dagegen blieben der mittelalterliche Westturm sowie der Chor noch vom Vorgängerbau erhalten. Sehenswerte Einrichtungsgegenstände in der katholischen Pfarrkirche sind der ehemalige Hochaltar und die Figuren Maria und Johannes (um 1720), die Kanzel aus dem frühen 18. Jahrhundert und der Taufstein von 1515.

Das um 1626 erbaute Fachwerkgebäude diente ursprünglich als Hofbeamtenhaus. Hier erblickte der bekannte Barockbaumeister Franz Christoph Nagel (1699 – 1764) das Licht des Lebens. Später diente das stattliche Gebäude als Brauerei, Gasthof und Posthalterei, ehe es 1903 zur evangelischen Kirche umgebaut wurde.

In einem hübschen Ackerbürgerhaus in der Altstadt von Rietberg befindet sich heute das Heimathaus. Das Fachwerk-Dielenhaus, in dem die originale Raumaufteilung noch erhalten geblieben ist, besitzt zur Straße hin eine für die Stadt typische Utlucht. Eine Utlucht (auch Auslucht) ist ein bis zum Boden reichender Erker an der Gebäudefront. Das Heimatmuseum präsentiert eine umfangreiche Vogelsammlung sowie typische Beispiele der westfälisch-ländlichen Wohnkultur im 19. Jahrhundert. Das historische Gebäude wird teilweise noch als privates Wohnhaus mitbenutzt.

Noch bis zum Jahre 1979 waren die Klostergebäude mitsamt der Kirche St. Katherina durch die Franziskaner genutzt worden. Die Klosterkirche wurde zwischen 1618 und 1629 auf dem Platz einer alten Burg im gotischen Stil erbaut und 1725 noch einmal erweitert. In der Krypta sind die Mitglieder des Grafenhauses Kaunitz – Rietberg beigesetzt. Sehenswert sind der Hochaltar von 1629 sowie die für Franziskanerkirchen typischen Seitenaltäre. Der Großteil des Inventars, wie der kunstvolle Orgelprospekt und das barocke Chorgestühl stammt aus dem 18. Jahrhundert. Auch der außerhalb der Kirche befindliche Kreuzgang stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert, ist aber heute durch eine Trennmauer unterbrochen. Die Klostergebäude werden gegenwärtig durch das Jugendwerk der katholischen Kirche genutzt, die ehemalige Klosterkirche dient der katholische Gemeinde als Gotteshaus.

Die stolze Dreiflügelanlage wurde 1743 als Lateinschule errichtet. Das Gebäude ist eines der ältesten und hübschesten Häuser der Stadt Rietberg. Nach einer grundlegenden Sanierung wird es heute als Bibliothek genutzt.

Das Herrschaftliche Haus entstand zwischen 1744 und 1746 als zweistöckige Dreiflügelanlage im barocken Stil. Das stattliche gelb verputzte Gebäude diente als Sitz der gräflichen Regierung und als Wohnstätte für den höchsten Verwaltungsbeamten der Grafschaft. Im Vorgängergebäude hatte sich die gräfliche Münzprägestätte befunden, denn Rietberg war vor 400 Jahren das Münzrecht verliehen worden.

An der Auffahrt des inzwischen abgetragenen Schlosses entstand zwischen 1747 und 1753 die Johanneskapelle. Das gräflich gestiftete weißverputzte Gotteshaus gehört zu den bedeutendsten spätbarocken Zentralbauten Westfalens. Der Brückenheilige St. Johannes von Nepomuk, dem die Kapelle 1748 geweiht wurde, wird seit dem 18. Jahrhundert auch als Patron der Grafschaft Rietberg verehrt.

Das Rietberger Drostenhaus entstand um 1640. Das hübsche Fachwerkhaus wurde aber seitdem mehrfach verändert, erweitert und erneuert. Die letzte umfangreiche Renovierung hatte 1951 stattgefunden. Doch Anfang des Jahrtausends war das einst stolze Patriziergebäude stark heruntergekommen und musste daher erneut von Grund auf renoviert werden. Nachdem die rund 1.700 m² große Gartenfläche im Jahre 2008 nach barocken Vorbildern wieder neu angelegt worden war, wurde ein Jahr später auch das Drostenhaus wieder bezugsfertig. Der Drostengarten ist öffentlich zugänglich. Das historische Gebäude wurde im Laufe seiner Geschichte von zwei Drosten sowie mehreren hochrangigen Beamten bewohnt.

Das Bibeldorf der evangelischen Kirchengemeinde versteht sich als pädagogischer und erlebnisorientierter Lernort. Hier soll der Besucher die Welt der Bibel und das alltägliche Leben zur Zeit der Bibelentstehung hautnah selber erfahren. Das Bibeldorf mit seinem Freilichtmuseum zählt alljährlich über 10.000 Gäste.

In einem 1845 errichteten schmucken Fachwerkhaus im Rietberger Stadtteil Mastholt ist seit 1990 ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Zuvor war das Gebäude durch Mitglieder des Heimatvereins und durch Mastholter Bürger grundlegend saniert worden. Das Museum zeigt typische Beispiele der früheren ländlichen Wohnkultur. Im Außenbereich vermitteln die Remise, der Ziehbrunnen, der Brotbackofen, ein typischer westfälischer Bauerngarten und das stille Örtchen einen Eindruck vom damaligen Leben. Das Museum ist nur auf Voranmeldung zu besichtigen.


Radrouten die durch Rietberg führen:

EmsRadweg
LandesGartenSchauRoute
Radroute Historische Stadtkerne




Sassenberg

S
assenberg ist eine Kleinstadt im Kreis Warendorf. Sie wurde 1969 im Zuge der kommunalen Neugliederung aus Sassenberg, Füchtdorf und Teilen der Gemeinden Dackmar und Gröblingen gebildet. Im 17. Jahrhundert war Sassenberg zeitweilig Residenzstadt der Fürstbischöfe von Münster. Von der Fürstbischöfliche Burg hat sich aber leider kaum etwas erhalten. Dafür ist die Doppelschlossanlage Harkotten im Ortsteil Füchtdorf umso mehr einen Besuch wert. In unmittelbarer Nähe steht ein barocker Schlossbau neben einem klassizistischem. Haus Schücking in Stadtkern von Sassenberg geht auf einen Entwurf von Johann Conrad Schlaun zurück. Der Ortsteil Füchtdorf gilt als Spargelmetropole und ist das einzige offizielle Spargeldorf Nordrhein-Westfalens.

Sehenswertes:

Bereits im 13. Jahrhundert bewohnte ein Ritter aus der Familie von Korff eine Burg in Füchtorf. Bis heute blieb das Schloss Harkotten-Korff im Besitz der Familie und wird von ihr auch bewohnt. Mit dem benachbarten Schloss Harkotten-Ketteler bildet es eine Doppelschlossanlage. Das Schloss Harkotten-Korff ist ein schlichtes, symmetrisches und gradliniges Gebäude. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in den klassizistischen Stil mit Mittelrisaliten und flachem Walmdach erbaut. Der Mittelrisalit wird oben abgeschlossen von einem Dreiecksgiebel, in dem sich das Wappen des Erbauers befindet. Vorgelagert befinden sich vier Säulen, die einen Balkon stützen. Der Schlossplatz vor dem Portal wurde als kleine Gartenanlage mit einem zentralen Rondell gestaltet, in dessen Mitte ein runden Teich angelegt wurde.

 

Geschichtlicher Ablauf

1254

Erstmalige Erwähnung eines Ritters Heinrich von Korff, der in Füchtorf eine Burg bewohnte.

1297–1309

Bau einer Burg an der Bever durch Heinrich II. von Korff

1311

Errichtung der Schlosskapelle.

1334

Teilung des Besitzes unter den Söhnen Heinrich III. und Everard, da der Vater als Mönch ins Kloster Marienfeld ging. So entstanden zwei Burgen in direkter Nachbarschaft.

1540

Bau eines ersten Wasserschlosses.

1615

Einheirat eines Herren von Ketteler in die Korff’sche Familie. So kam es zu der Umbenennung der Anwesen in Harkotten-Korff (westlicher Teil) und Harkotten-Ketteler (östlicher Teil). Das Burgtor, das Gerichtshaus, die Schlosskapelle sowie einige Gebäude auf der Mühleninsel blieben bis heute im gemeinsamen Besitz.

1747

Neubau von Gebäuden auf der Vorburg

1804–06

Nach dem Abriß des alten Burggebäudes folgte ein Neubau im klassizistischen Stil nach dem Vorbild von Schloss Wörlitz bei Dessau durch Adolf von Vagedes. Er schuf auch die Pläne für die neue Vorburg. Die Gräfte vor dem Schloss wurden zugeschüttet.

1831

Neugestaltung des Schlossplatzes mit Rondell und rundem Teich sowie einem neuen Wirtschaftsgebäude.

Das Schloss Harkotten-Korff dient bis heute als private Wohnstätte der Familie Korff.

Erhaben und mächtig blickt der weiss verputzte barocke Backsteinbau über die Gräfte und die Felder. Das ältere der beiden Schlösser der Doppelschlossanlage Harkotten wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Kurzzeitig wurde die Bauzeit unterbrochen während des Siebenjährigen Krieges. Auffällig ist die doppelläufige Freitreppe vor dem Portal. In dem erst im 19. Jahrhundert entstandenen Barockgarten befinden sich mehrere zeitgenössische Skulpturen, die von dem heutigen Schlossherren gesammelt werden. Heute wird die Anlage als Sitz einer Designerargentur genutzt. In den Achziger Jahren befand sich hier die Firma des Designers Luigi Colani.

  

Geschichtlicher Ablauf

1254

Erstmalige Erwähnung eines Ritters Heinrich von Korff, der in Füchtorf eine Burg bewohnte.

1297-1309

Bau einer Burg an der Bever durch Heinrich II. von Korff

1311

Errichtung der Schlosskapelle

1334

Teilung des Besitzes unter den Söhnen Heinrich III. und Eberhard, da der Vater als Mönch ins Kloster Marienfeld ging. So entstanden zwei Burgen in direkter Nachbarschaft. Heinrich, dem die östliche Burg zugeteilt wurde, nannte sich fortan ‚von Korff-Smising’

1615

Die männliche Erbfolge der Familie Korff-Schmising erlosch. Einheirat des Goswin von Ketteler in die Korff’sche Familie. So kam es zu der Umbenennung der Anwesen in Harkotten-Korff (westliche Burg) und Harkotten-Ketteler (östliche Burg). Das Burgtor, das Gerichtshaus, die Schlosskapelle sowie einige Gebäude auf der Mühleninsel blieben bis heute im gemeinsamen Besitz.

1754-67

Neubau von Schloss Harkotten-Ketteler im Stil eines repräsentativen Barockschlosses durch Johann Leonhard Mauritz Gröninger.

1769

Bau der doppelläufigen Freitreppe an der Hauptfront.

Nach 1800

Bau der doppelläufigen Freitreppe an der Hauptfront.Anlegung der Gartenanlage nach barocken Vorbildern.

Mitten in der Stadt Sassenberg befindet sich an der Von-Galen-Straße das Haus Schücking. Das einstöckige Herrenhaus wurde 1754 durch den bekannten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil erbaut. Das einstöckige Herrenhaus aus rotem Backstein erhielt Ende des 19. Jahrhunderts einen südlichen Anbau mit auffälligem Pyramidendach, der die ursprüngliche symmetrisch-barocke Strenge auflöst. Kurz zuvor war das Portal kunstvoll verändert worden. Der Eingangsbereich erhielt einen Mittelrisaliten und eine Freitreppe. Über dem Portal prangt das Familienwappen. Das Anwesen wird noch immer von der Familie Schücking bewohnt.

 

Geschichtlicher Ablauf

1754

Erbaut für den fürstbischöflichen Kanzler Engelbert Schücking durch Johann Conrad Schlaun

1790

Bau der Nebengebäude

1814

Geburt des Literaten Levin Schücking auf dem Anwesen.

19. Jhd.

In der Mitte des Jahrhunderts wird der Eingangsbereich kunstvoll verändert.

1882

Bau des Südflügels.


Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde in den Jahren 1670 bis 1678 als einfache Hallenkirche mit gotischen Formen unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen erbaut. Das Gotteshaus besaß zunächst nur einen Dachreiter und keinen Turm. Erst 1914 wurde dieser mit reich verzierter Haube fertig gestellt. Die Kirche wurde mehrfach erweitert, der letzte größere Umbau wurde im Jahre 1976 abgeschlossen. Sehenswert sind die beiden Barockaltäre.

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Füchtorf entstand 1846 im neugotischen Stil. Der Turm wurde erst 1902 fertig gestellt. Die dreischiffige Hallenkirche hatte einen romanischen Vorgängerbau, dieser wurde erstmals 1251 urkundlich erwähnt. Auf dem Kirchplatz fällt ein massiges Rundbogentor auf, das vermutlich der alten Kirchplatzbefestigung gedient hat.

Die Fürstliche Mühle wurde 1578 auf einer Insel als einstöckiger Bau aus Bruchstein errichtet. Sie gehörte zur früheren Landesburg der Fürstbischöfe von Münster. Von der Burg sind nur noch ein paar Steine erhalten. In den Jahren 1865 sowie 1948 wurde die Wassermühle jeweils um ein Geschoss erhöht, die Insel als solche existiert heute nicht mehr. Das Gebäude dient heute als städtische Begegnungsstätte.


Radrouten die durch Sassenberg führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne
Grenzgängerroute Teuto-Ems




Warendorf

D
ie Pferde- und Reiterstadt Warendorf, idyllisch an der Ems gelegen, wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 Kreisstadt. Die historische Altstadt ist noch bemerkenswert gut erhalten, der Marktplatz mit seinen jahrhunderte alten Häusern und deren imposanten Giebeln aus verschiedenen Epochen ist ein wahres Schmuckkästchen. Der Ursprung der Siedlung liegt wahrscheinlich bereits im 6. Jahrhundert, gegen Ende des 12. Jahrhundert wurde Warendorf schließlich Stadt. Bedeutend ist das Nordrhein-Westfälische Landesgestüt mit seiner erfolgreichen Deckhengstzucht und der nicht minder erfolgreichen Deutschen Reitschule, die mehrere Olympiasieger hervorgebracht hat. Warendorf besitzt mit St. Lambertus (Alte Kirche), St. Marien (Neue Kirche) und der neugotischen evangelischen Christuskirche im mehrere interessante Kirchen und zwei ehemalige Klöster. Das Dezentrale Stadtmuseum vermittelt an fünf verschiedenen Standorten innerhalb des historischen Stadtzentrums Wissenswertes zur Stadtgeschichte.

Sehenswertes:

In unmittelbarer Nähe zur Stiftskirche Freckenhorst befindet sich das Schloss Freckenhorst. Das Schloss ist ein zweistöckiger Barockbau mit neun Achsen und einem hervortretenden Mittelrisaliten. Das Portal ist über eine geschwungene Doppeltreppe zu erreichen. Schloss Freckenhorst wurde im Jahre 1740 durch den Paderborner Hofarchitekten Franz Christoph von Nagel für die damalige Äbtissin Clara Franziska von Westerholt-Lembeck erbaut. Der Schlossbau besitzt einen direkten Zugang zum Altarraum der Stiftskirche. Schloss Freckenhorst befindet sich im Besitz der Grafen von Mehrveldt und kann daher nur von außen besichtigt werden.

Das international bekannte und renommierte Nordrhein-Westfälische Landesgestüt Warendorf ist das Zentrum für Reitsport und Pferdezucht. Gegründet wurde es bereits 1826 von König Friedrich Wilhelm III. und war zunächst in Besitz des Landes Preußen. Ziel seit seiner Gründung ist die Zucht von qualitativ hochwertigen Hengsten, um diese für das Decken zur Verfügung zu stellen. In den Ställen stehen Warm- und Kaltbluthengste sowie Vollblüter. In Warendorf ist man sehr stolz auf die eigene Pferdezucht. Die Stallungen stehen unter Denkmalschutz. Bekannt ist das Landesgestüt aber auch für die angegliederte Deutsche Reitschule, die das Zentrum der deutschen Berufsreiterausbildung darstellte. Die Schule besitzt 50 Hengste und Wallache und hat schon mehrere Olympiasieger hervorgebracht. In der Zeit von Ende September bis Anfang Oktober werden alljährlich die viel besuchten Hengstparaden abgehalten und im August findet jeweils ein Familientag mit der ‚Symphony der Hengste’ und einem Open Air Concert statt.

Gleich neben der Marienkirche befindet sich der Marktplatz. Um ihn herum gruppieren sich Gebäude aus verschiedenen Jahrhunderten, erbaut im Stile der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Die historische Altstadt von Warendorf verbreitet eine sehr gemütliche Atmosphäre.

Verteilt auf fünf verschiedene Standorte in der historischen Altstadt von Warendorf befindet sich das Dezentrale Stadtmuseum. Die fünf Gebäude vermitteln ein Überblick über die Stadtgeschichte und über Leben und Arbeit der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten. Das alte Rathaus wurde nach dem Stadtbrand im Jahre 1404 mit gotischen Stilelementen errichtet. Der historische Ratsaal dient heute noch als Trauzimmer und als Räumlichkeit für Ausstellungen. Das Gadem am Zuckertimpen ist ein kleines Mietsgebäude aus dem 17. Jahrhundert, welches arme Menschen ohne Bürgerrechte aufnahm.

Haus Bispinck ist ein Fabrikantenhaus aus dem Jahre 1903. Die im Stil des Historismus errichtete zweistöckige Villa an der Klosterstraße nimmt verschiedene Stilelemente vergangener Epochen auf. In dem 1812 bis 1815 erbauten Bürgerhaus mit seiner klassizistischen Formgebung findet sich die typische Wohnausstattung des vorletzten Jahrhunderts. Bemerkenswert sind der Saal mit den handgedruckten Bildtapeten sowie das Biedermeierzimmer mit seinen Stilmöbeln. Das Torschreiberhaus am Osttor war das Wohn- und Diensthaus des Torschreibers, der den Verkehr auf der vorbeikommenden Handelsstrasse kontrollieren und Wegezölle eintreiben musste.

Die Pfarrkirche St. Laurentius wurde Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet, nachdem bei einem großen Brandt in der Stadt 1404 die romanische Vorgängerkirche zerstört worden war. Wahrscheinlich hatte bereits die romanische Steinkirche einen hölzernen Vorgängerbau gehabt.

Die heutige dreischiffige gotische Hallenkirche ist das älteste Gotteshaus in Warendorf. Die Türme allerdings wurden erst 1914 fertig gestellt. Bei der Inneneinrichtung ist das Altarbild bemerkenswert. Es entstand bereits 1430. Die St. Laurentiuskirche ist seit dem 18. Jahrhundert auch Ziel von Wallfahrern, die die hier befindliche Marienplastik verehren. Um Maria Himmelfahrt findet alljährlich eine große Prozession statt.

In der historischen Altstadt von Warendorf befindet sich das Franziskanerkloster. Im Jahre 1652 wurde durch den Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen der Grundstein für die Kirche gelegt, 1673 wurden die Klostergebäude fertig gestellt. Sehenswert ist die Pforte von 1683. Erst im Jahre 2008 haben die Mönche das Kloster in Warendorf verlassen.

Die St. Marienkirche bekam den Beinamen ‚Neue Kirche’, da sie als Tochterpfarrei der St. Laurentiuskirche gegründet worden war, die die stetig wachsende Gemeindegliederzahl nicht mehr aufnehmen konnte. Die heutige Kirche wurde 1911/12 neu errichtet und ersetzte einen Vorgängerbau, der nach einem verheerenden Stadtbrand 1741 errichtet worden war. Der auffällige Turm entstammt als einziges Relikt noch dem Kirchenbau aus dem 18. Jahrhunderts. Zuvor hatte es bereits einen weiteren Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert gegeben, der durch das Feuer zerstört worden war.

Weithin sichtbar ist die Stiftkirche im Warendorfer Ortsteil Freckenhorst. Mit ihren fünf Türmen und seiner wertvollen Innenausstattung gehört es zu den wichtigsten Baudenkmälern im weiteren Umkreis. Vom ehemaligen Kloster St. Bonifatius ist nur noch ein Teil des Kreuzganges aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Es war zuletzt ein freiweltliches Damenstift. Gegründet wurde es im 12. Jahrhundert durch den Edelherrn Everward, dessen Gattin Gera – so wird es zumindest vermutet – in der Krypta der Stiftskirche begraben liegt. Die Grabplatte besitzt die älteste bekannte Inschrift in niederdeutscher Sprache. Die Stiftskirche wurde im Jahr 1129 geweiht. Ihr Taufstein aus dem gleichen Jahre gilt als Meisterwerk der romanischen Bildhauerkunst. Beachtenswert ist auch das Glockenwerk mit seinem mehrtönigen Geläut.

Als letztes Relikt der im 13. Jahrhundert erbauten Stadtbefestigung blieb der Bentheimer Turm erhalten. Ursprünglich wachten fünf Türme über die Sicherheit. Die Stadtrechte hatte Warendorf wohl Ende des 12. Jahrhunderts bekommen. Genau weiß man das allerdings nicht, da die Urkunde über die Verleihung der Stadtrechte, wie auch alle anderen Dokumente, während der Herrschaft der Wiedertäufer vernichtet worden waren.


Radrouten die durch Warendorf führen:

100 Schlösser Route – Ostkurs
EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne
Grenzgängerroute Teuto-Ems




Wiedenbrück

R
heda-Wiedenbrück ist eine Doppelstadt im östlichen Westfalen, die im Jahre 1970 durch die Zusammenlegung der vormals selbstständigen Städte Rheda und Wiedenbrück entstand. Die Ems verbindet beide Stadtteile. In der Emsaue zwischen Rheda und Wiedenbrück fand 1988 die Landesgartenschau statt. Heute wird der frei zugängliche Landschaftspark ‚Flora-Westfalica-Park’ genannt. Wiedenbrück wurde erstmals 785 urkundlich erwähnt. Im Jahre 952 erhielt es durch Kaiser Otto das Markt-, Münz- und Zollrecht. Möglicherweise hat es hier einen Königshof gegeben. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung blieb jedoch nur die Ruine des so genannten Pulverturms erhalten. Dafür bewahrte man einen wesentlichen Teil der historisch gewachsenen Innenstadt mit seinen reich verzierten Fachwerk- und Dielenhäusern. Die sehenswerte Altstadt gruppiert sich um das Alte Rathaus von 1619 und den Marktplatz herum. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Wiedenbrück zu einer Künstlerstadt. Zeitweilig wurden in 30 Werkstätten und Ateliers Ausstattungsgegenstände und sakrale Kunstwerke für die neu errichteten Kirchen im weiteren Umkreis geschaffen. Für diese kunsthandwerklichen Arbeiten wurde der Begriff ‚Wiedenbrücker Schule’ geprägt.

Sehenswertes:

Die St.-Aegidius-Kirche in Wiedenbrück besitzt eine lange Geschichte. Wiedenbrück gehörte zu den Urpfarren des Bistums Osnabrücks und war Zentrum der christlichen Missionierung des Emslandes. Um 785 wurde bereits eine erste Kapelle gebaut, mehrere Kirchenneu- und Umbauten folgten. Die heutige Pfarrkirche ist im unteren Teil noch romanisch gestaltet und schließt im oberen Teil mit gotischen Elementen ab. Der 54 m hohe Turm entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem der alte wegen Baufälligkeit abgebrochen worden war. Er dominiert das äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses und wird von einer neobarocken Haube bekrönt.

Die katholische Pfarrkirche befindet sich im Ortskern von Wiedenbrück. Sie wurde den Heiligen Ursula und Maria geweiht und wird von den Mönchen des angrenzenden Franziskanerklosters betreut, daher sind für das Gotteshaus auch die Namen Franziskanerkirche, Paterskirche und St-Ursula-Kirche gebräuchlich. Die heutige Marienkirche besaß einen romanischen Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert, auf dessen Resten sie 1470 errichtet wurde. Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde sie vom Jesuitenorden genutzt, ehe sie 1644 mit der Gründung des Klosters den Franziskanern übertragen wurde. Kurz darauf entstand der über die Strasse führende markante Verbindungsbogen, der Klostergebäude und Kirche miteinander verbindet. Trotz des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, der zur Auflösung der meisten Klöster führte, blieb das Franziskanerkloster in seiner Funktion erhalten und wurde Ende des 19. Jahrhunderts sogar noch ausgebaut. Heute beherbergt das Franziskanerkloster Wiedenbrück ein bundesweites Noviziat. Junge Männer, die dem Franziskanerorden beitreten, verbringen hier ihre ersten Jahre.

Das historische Rathaus von Wiedenbrück befindet sich direkt am Marktplatz. Der zweistöckige Fachwerkbau mit seinem Krüppelwalmdach entstand 1619 und wurde im Jahre 1790 noch einmal umgebaut. Dabei erhielt es seine marktseitige Fassade, über dessen Portal sich das Wappen des Fürstbischofs von Osnabrück befindet. Noch heute dient das Rathaus der Stadtverwaltung und für standesamtliche Trauungen. Um das Alte Rathaus und den Marktplatz herum gruppiert sich die sehenswerte Altstadt mit ihren vielen reich verzierten Fachwerkhäuschen. Charakteristisch für Wiedenbrück sind die so genannten Dielenhäuser. Ihre wuchtigen, der Straße zugewandten Tore erstrecken sich über zwei Stockwerke und bilden den Zugang in den hohen Dielenraum.

Das einzige Relikt der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer von Wiedenbrück ist der so genannte Pulverturm. Aber auch von ihm ist nur noch eine Ruine erhalten. Einige Schießscharten zeugen noch von seiner ehemaligen Wehrhaftigkeit. Aus Backsteinen errichtet, war der Turm einst doppelt so hoch und nach oben hin geschlossen. Der Pulverturm liegt direkt an der Ems und am Mühlenwall und stammt aus dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert. Ein genaueres Datum seiner Erbauung ist nicht bekannt. Entgegen seinem Namen wurde er aber wohl nie als Lagerstätte für Schießpulver genutzt.

Nach 1850 kam es, bedingt durch die stark steigende Bevölkerungszahl, zu einem vermehrten Bau von Kirchen. Kleine Gotteshäuser wurden vergrößert, neue Pfarren wurden zusätzlich geschaffen, um alle Gemeindeglieder aufnehmen zu können. Aber die neuen Kirchen brauchten auch eine neue Ausstattung: Altäre und Altarbilder, Kanzeln, Chorgestühl und Beichtstühle, aber auch Kreuzwegbilder. So bildete sich ab 1864 in Wiedenbrück eine Ansammlung von Werkstätten und Ateliers, die dieser Nachfrage nachkamen und sich auf die Inneneinrichtung von Kirchen und auf sakrale Kunst spezialisierten. Zeitweilig firmierten in der Stadt 30 Werkstätten. Für diese kunsthandwerklichen Arbeiten bildete sich der Begriff ‚Wiedenbrücker Schule’. Sie machte Wiedenbrück weithin als Künstlerstadt berühmt und hatte seine Hochzeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Einer der bekanntesten und bedeutendsten Künstler der Wiedenbrücker Schule war Bernhard Hoetger. Er leitete zwei Jahre lang eine Werkstatt und machte sich dann später als Worpsweder Künstler und als Erbauer der Bremer Böttcherstrasse einen Namen. Beispiele für die Wiedenbrücker Schule finden sich auch in der St-Aegidius-Kirche und der St.-Marienkirche in Wiedenbrück sowie der St. Clemenskirche in Rheda. Das Wiedenbrücker Schule Museum geht auf diese kunsthandwerkliche Stilrichtung ein. Es beschreibt ihre Entwicklung, widmet sich den Künstlern und zeigt eine Vielzahl von Exponaten. Darüber hinaus hat auch der Bestand des ehemaligen Heimatmuseums Wiedenbrück mit seiner umfangreichen Ausstellung zur Stadtgeschichte in diesem Museum neue Präsentationsräume gefunden.

Ein Verstärkeramt hatte in der Anfangszeit der Telefontechnik die Aufgabe, die Lautstärke der eingehenden akustischen Signale zu erhöhen. Anfangs arbeitete man noch mit Röhrenverstärkern, später übernahmen andere Technologien und Gerätschaften diese Arbeit. Im Jahre 1995 wurde die Anlage abgeschaltet.

Heute erinnert in den alten Räumlichkeiten das Radio- und Telefonmuseum an diese alten Vermittlungstechniken und Übertragungsarten. In Wohnzimmern und Küchen, die im Stile der 30er und 50ger Jahre eingerichtet sind, finden sich alte Radios, Fernseher, Telefone und Tonbandgeräte.

Dem Museum ist ein Café angegliedert.

Der Gräftenhof Haus Aussel besteht schon seit dem 12. Jahrhundert. Damals diente er den Herren von Oldesloe als Burgmannshof. Sie waren im Dienst des Grafen von Rietberg. 1580 entstand das imposante Herrenhaus im Stil eines Adelspalais. Der aus rotem Backstein bestehende Fachwerkbau wurde mit überkragenden Geschossen errichtet. An den Hausecken lassen vier symmetrisch errichtete Ausluchten das Gebäude noch mächtiger und damit auch standesgemäßer erscheinen. Die Hofanlage besitzt noch zwei weitere Fachwerksbauten, die als Wirtschaftsgebäude genutzt wurden: das Bauhaus sowie das Brauhaus. Haus Aussel kann nur von außerhalb der Gräfte eingesehen werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

1197

Haus Aussel wird als Burgmannshof der Herren von Odesloe, die im Dienst des Grafen von Rietberg stehen, erwähnt.

15. Jhd.

Durch Erbschaft kommt der Besitz an die Herren von Hachmester.

16. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts erwirbt Moritz I. von Amelunxen das Anwesen.

1580

Bau des heute noch bestehenden Herrenhauses im Stile eines Adelspalais.

17. Jhd.

Durch Erbgang gelangt das Rittergut in den Besitz der Familie von Hanxthausen.

18. Jhd.

Die Familie Rübell von Biberach übernimmt Haus Aussel.

1830

Verkauf an Conrad Schäfer, der es an die Familie Henckelmann vererbt. Lange Zeit wird das Gut landwirtschaftlich genutzt.

Radrouten die durch Wiedenbrück führen:

Werse Rad Weg
EmsRadweg
LandesGartenSchauRoute
Radroute Historische Stadtkerne




Münster

M
ünster ist die Fahrradhauptstadt Deutschlands. Eine grüne Promenade zieht sich wie ein Ring um die Innenstadt und so kann man alle Sehenswürdigkeiten bequem mit dem Fahrrad erreichen. Rund 50.000 Studenten lernen hier an 8 Hochschulen. Bedingt durch das junge Publikum gibt es in Münster viele Szenekneipen, moderne Gastronomie und Geschäfte, die den Eindruck einer jungen und dynamischen Großstadt vermitteln. Bereits im Jahre 793 hatte der Missionar Liudger hier an einer Furt über die Aa ein Kloster gegründet. Aus dem lateinischen Namen für Kloster ‚monastarium’ entwickelte sich der heutige ‚Münster’. Als sich sechs Jahre später Papst Leo III. und Kaiser Karl der Große trafen, gründete der Papst das Bistum Münster und Liudger wurde der erste Bischof. Seit dem 14. Jahrhundert ist Münster Mitglied der Hanse und wurde so zur wichtige Handelsmetropole. Die Patrizierhäuser mit ihrer beeindruckenden Silhouette und ihren mittelalterlichen Bogengängen zeugen von diesem Aufschwung und dem daraus resultierenden Wohlstand. Bereits seit 1170 besitzt Münster das Stadtrecht. Eine dramatischer Zeitabschnitt in der Geschichte der Stadt ist die des ‚Täufer- reiches von Münster’. Im September 1535 rief Jan van Leyden das Königreich Zion aus und erklärte sich selbst zum König. Im Juni des folgenden Jahres wurde aber die belagerte Stadt durch Bischof Franz von Waldeck eingenommen, und die drei führenden sogenannten ‚Wiedertäufer’ wurden inhaftiert und später hingerichtet. Zur Abschreckung hing man drei Körbe weithin sichtbar mit den Leichen an der Lambertikirche auf. Die originalen Körbe hängen dort noch immer als Mahnung für alle Münsteraner, sich nie wieder gegen die Kirche zu erheben. Das wichtigste historische Ereignis aber ist die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648,  mit dem der Dreißigjährigen Krieges beendet wurde. Aber auch die folgenden Jahre wurden unruhig und dramatisch: die Bürger Münsters versuchten, ihre Stadt in den Stand einer Freien Reichsstadt zu erheben. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen belagerte die Stadt acht Monate lang und nahm sie schließlich im Jahre 1661 ein. Heute geht es hier bedeutend friedlicher zu: 30 Museen laden zum Besuch ein, darunter das Graphikmuseum Pablo Picasso mit ständigen Wechselausstellungen. Alle zehn Jahre finden die Skulptur Projekte Münster statt, bei denen namhafte und führende Künstler zeitgenössische Skulpturen im Stadtgebiet errichten. Einige der Skulpturen bleiben nach Ablauf des Events erhalten. So können originale Arbeiten von Henry Moore, Eduardo Chilida, Richard Serra, Donald Judd, Claes Oldenburg, Otto Freundlich, Heinz Mack, Thomas Schütte und Rebecca Horn innerhalb eines riesigen innerstädtischen Skulpturenpark betrachtet werden.

Sehenswertes:

Das Fürstbischöfliche Schloss in Münster wurde in den Jahren 1767 bis 1787 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im spätbarocken Stil erbaut. Auftraggeber für das Residenzschloss war Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Münsters vorletzter Fürstbischof. An gleicher Stelle hatte hier für kurze Zeit eine Zitadelle, die so genannte Paulsburg gestanden. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die abtrünnige Stadt acht Monate lang belagert und sie schließlich 1661 eingenommen. Um der renitenten Bevölkerung Münsters seine Macht zu demonstrieren, wurde diese Zitadelle errichtet. Sie galt der Münsteranern daher seit jeher als Zwingburg, und so wurde sie nach 100 Jahren wieder abgetragen und durch das prächtige Barockschloss ersetzt. Für Schlaun als Architekten war es sein Spät- und Meisterwerk. Seine Fertigstellung allerding erlebte er nicht mehr, er starb bereits 1773. Das Schloss entstand als Dreiflügelanlage. Die beiden Seitenflügel laufen zur Stadt hin und beschreiben den vor dem Gebäude liegenden Ehrenhof. Das dreistöckige Residenzschloss besitzt einen über 90 m langen Corps de logis und wird abgeschlossen durch ausgebaute Mansardendächer. Als Baumaterialien dienten, typisch für Schlaun, rote Backsteine, die von hellem Baumberger Sandstein für die Simse und Pilaster gegliedert werden. Auch die reichlich vorhandenen Schmuckelemente, wie Statuen, Putten, Säulen und Ranken, bestehen aus Sandstein. Der streng geometrisch gestaltete Bau wird dominiert von einem fünfachsigem konkav gewölbten Mittelrisalit, in dem sich das Hauptportal befindet. Bekrönt wird der Mittelteil von einem Glockentürmchen. Im Giebel findet sich das fürstbischöflichen Wappen, umgeben von musizierenden Engeln. Als die Bauarbeiten für das Residenzschloss abgeschlossen waren, war die Zeit des Barock lange vorbei, und der Stil des Klassizismus herrschte bereits vor. Wilhelm Ferdinand Lipper, der Schlauns Werk vollendete, bevorzugte eigentlich klassizistische Formen, was zu Folge hatte, dass er einige Änderungen, insbesondere im Innenbereich, vornahm, die seinen Vorstellungen entsprachen. Auch Fürstbischof Maximilian Friedrich erlebte die Fertigstellung seines Schlosses nicht mehr. Erste Bewohner waren 1802 Marschall Blücher und der Freiherr von und zum Stein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut. Seit 1954 beherbergt es die Westfälische Wilhelms-Universität.

Der Botanische Garten im Schlosspark ist zwar der Öffentlichkeit frei zugänglich, aber in erster Linie ist es eine wissenschaftliche Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er wurde 1803 auf Anregung der Medizinischen Fakultät gegründet, da es kein pflanzliches Lehr- und Anschauungsmaterial gab. Heute wachsen im Botanischen Garten 8000 Pflanzen auf einer Gesamtfläche von 4,6 Hektar, davon 2000 qm in Gewächshäusern. Von diesen 10 Häusern sind sechs für die Öffentlichkeit zugänglich. Führungen durch den Garten sind nach telefonischer Absprache möglich und dauern ungefähr 90 Minuten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1661

Bischof Christoph Bernard von Galen erbaute eine fünfeckige Zitadelle auf dem Grund des heutigen Residenzschlosses. Die Paulsburg galt den Münsteranern als Zwingburg. So wurde gefordert, eine Residenz zu bauen.

1719

Fürstbischof Clemens August erteilte dem Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius den Auftrag, Pläne für eine solche Residenz zu erstellen. Aber zunächst kam es nicht zu einer Verwirklichung.

1762

Erst nach dem Tode von Clemens August, als Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenstein zum neuen Bischof gewählt wurde, und Franz von Fürstenberg zum Minister ernannt wurde, wurden die Pläne zum Bau eines Schlosses wieder aufgenommen.

1767

Genehmigung für den Bau des Fürstbischöflichen Schlosses durch den Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich, auf dem Platz der alten Zitadelle. Mit der Ausführung des Baus wurde Johann Conrad Schlaun beauftragt. Es wird das Spät- und ein weiteres Meisterwerk des berühmtesten Baumeisters Westfalens.

1773

Schlaun stibt 76jährig, ohne sein letztes Bauwerk vollenden zu können. Nur der Außenbau war bis dahin fertiggestellt. Die architektonische Leitung des Baus übernahm Wilhelm Ferdinand Lipper, dessen Vorstellung allerdings nicht immer mit denen Schlauns übereinstimmte. Schlaun baute im Stil des Spätbarock, Lipper vertrat bereits die Epoche des Klassizismus und empfand Schlauns Pläne als altmodisch.

1784

Tod des Bauherren Fürstbischof Maximilian Friedrich.

1787

Das Residenzschloss wird fertig gestellt.

1802

Einzug der ersten Bewohner: Marschall Blücher und der Freiherr vom Stein, der Oberpräsident der späteren Provinz Westfalen.

März 1945

Bei einem Bombenangriff getroffen, brannte das Innere des fürstbischöflichen Schlosses völlig aus. Von der Inneneinrichtung konnte nichts gerettet werden. Nach dem Krieg wurde der alte äußere Zustand des Schlosses wieder hergestellt.

Heute

dient das Schloss als zentrales Verwaltungsgebäude der Westfälischen Wilhelmsuniversität.

Der Erbdrostenhof ist ein dreiflügeliges barockes Adelspalais inmitten der Stadt Münster, erbaut von 1753 bis 1757 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun. Bemerkenswert ist die diagonale Gestaltung des hoch repräsentativen Gebäudes auf einem verhältnismäßig kleinen Eckgrundstück. Auftraggeber war seinerzeit Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr von Droste zu Vischering. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Gebäude wurde von 1953 bis 1970 nach alten Plänen wieder aufgebaut und so strahlt auch der barocke Festsaal wieder im alten Glanz. Der Erbdrostenhof dient heute verschiedenen Kulturdienststellen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Eine unheimliche Geschichte rankt sich um das Schloss Wilkinghege: Einst soll hier einmal ein böser Landmann eine unbefleckte Jungfrau verführt und danach innerhalb des Schlosses eingemauert haben. Seit dieser Zeit spukt die Jungfrau als die sogenannte ‘graue Frau’ durch das alte Gemäuer. Aber anstatt die Menschen zu erschrecken, stößt sie immer nur unheilvolle Warnungen aus. So gab es denn einen ihrer rätselhaften Auftritte einige Wochen vor dem Selbstmord eines im Schloss angestellten Dieners, der sich mit einer Schrotflinte das Leben nahm. Auch warnte sie den Schlossbesitzer vor dem Ausbruch des Ersten und des Zweiten Weltkrieges von großem bevorstehenden Unglück!





  

Geschichtlicher Ablauf

1390

Erstmalige urkundliche Erwähnung

1534

Hauptquartier von Bischof Franz von Waldeck bei der Belagerung der Stadt Münster, als sich die Bewohner der Stadt vom Katholizismus abwendeten und der radikalen Reformbewegung der Wiedertäufer anschlossen.

1570–91

Neubau eines Renaissance-Wasserschlosses

1657–61

Erneut wurde Wilkinghege Hauptquartier eines Fürstbischofs, als der ‘Kanonenbischof’ Christoph von Galen die Stadt Münster belagerte.

1719/20

Umbau des Herrenhauses mit den Innenräumen

1759

Quartier des Marquis d’Armentière, Oberkommandierender des französischen Heeres bei der erneuten Belagerung der Stadt Münster.

1886

Bau der Traukapelle

1958

Nach einem verheerendem Brand wurde das Schloss restauriert und zu einem Hotel und Restaurant umgebaut. Diesem Zweck dient es noch heute.

Die ehemalige Wasserburg Haus Kump am äußersten Ende des Aasees ist als solche kaum noch zu erkennen. Fast alle Bauwerke der landschaftlich genutzten Hofanlage stammen inzwischen aus dem vorherigen Jahrhundert, dabei ist Haus Kump eines der ältesten Höfe im Münsterland und bestand bereits im 9. Jahrhundert. Der Spiker aus dem 16. Jahrhundert ist das letzte erhalten gebliebene Relikt des ehemaligen Gräftenhofes. Es ist heute das älteste bäuerliche Gebäude in Münster.






 

Hinter der Szenerie: Der Maler Otto Modersohn, der später die bekannten Künstlerkolonien Worpswede und Fischerhude prägen sollte, wuchs im Münsterland auf. Die Aasümpfe bei nahe der Stadt Münster hatten es ihm besonders angetan. Hier entstanden einige Skizzen und Gemälde, die unter anderem auch Haus Kump Ende des 19. Jahrhunderts zeigen. Zu seiner Erinnerung wurde ein Weg am Waldrand nach ihm benannt: der Modersohnweg. Er führt fast unmittelbar am Haus Kump vorbei.


  

Geschichtlicher Ablauf

889

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Gutshof.

1549

Bau eines Speichers (Spieker) auf der Fluchtburg Kump. Er ist der einzige noch erhaltene Teil des in den Aasümpfen entstandenen Gräftenhofes.

17. Jhd.

Umbau und Restaurierung des Spiekers

19. Jhd.

Erneute Restaurierung des Speichers

1979–80

Wiedererrichtung des ursprünglichen Bauwerkes
Haus Kump ist heute Bildungs- und Tagungszentrum

Schloss Hohenfeld war eines der letzten Schlossbauten im Münsterland. Trotzdem ist von ihm nur noch ein kleiner Teil erhalten. Im rechten Seitenflügel der klassizistischen Dreiflügelanlage waren die Kapelle und ein Pferdestall untergebracht. Alle anderen Gebäudeteile wurden wieder abgerissen. Heute steht an der Stelle ein mehrstöckiger Hotelklotz, der das alte Bauwerk an die Seite drückt.






  

Geschichtlicher Ablauf

17. Jhd.

An der Stelle des späteren Schlosses befand sich ursprünglich ein landschaftliches Gut.

1830

Kauf des Gutes durch Heinrich von Olfers, vormals Oberbürgermeister von Münster und Betreiber eines Bankhauses. Er ließ das alte Gut niederreißen und errichtete stattdessen eine klassizistische Dreiflügelanlage.
Außer dem rechten Seitenflügel wurden alle Gebäudeteile wieder abgerissen. Der verbliebene Flügel dient als Hotelrestaurant.

Das außerhalb der Stadt Münster in einem Waldgebiet liegende Rüschhaus ist eng mit zwei Namen verbunden: Johann Conrad Schlaun und Anette von Droste-Hülshoff. Schlaun erwarb den Gräftenhof und ließ ihn nach eigenen Plänen für sich als Sommerwohnsitz vollständig neu erbauen. Dabei schuf er ein repräsentatives westfälisches Bauernhaus im barockem Stil, welches mit seinen beiden Vorbauten stark an ein dreiflügeliges Herrenhaus erinnert und verband damit Merkmale der bäuerlichen mit der herrschaftlichen Architektur. Den hinteren Teil des Grundstückes gestaltete er neu als einen von einer Gräfte umrandeten barocken Zier- und Nutzgarten. Die berühmte Dichterin Anette von Droste-Hülshoff lebte im Rüschhaus über 20 Jahre und schrieb hier wesentliche Teile ihres Werkes, wie ‚Die Judenbuche’ und Teile des ‚Geistlichen Jahres’. Das von ihr liebevoll ‚Schneckenhaus’ genanntes Zimmer der ‚Droste’ ist noch erhalten und gehört zum Droste-Museum, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.




  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Das Gut Rüschhaus geht in den Besitz der Erbmänner von Wijk über.

1699

Bernhard Droste zu Hülshoff erwarb für kurze Zeit den Hof. Er ist Ahne von der später hier lebenden Anette von Droste-Hülshoff.

1729

Bernhard Wilhelm Graf von Plettenberg kauft den Gräftenhof für 7500 Reichstaler.

1743

Nach dem Tod von Plettenbergs kaufte Johann Conrad Schlaun, Baudirektor des Bistums Münster, das Anwesen. Er ließ die alten Gebäude abreißen.

1745-1749

Schlaun ließ das Rüschhaus nach eigenen Plänen für sich als repräsentatives Wohnhaus neu errichten. Er schuf eine Verschmelzung zwischen einem westfälischen Bauernhauses und einer Dreiflügelanlage eines Herrensitzes.

1825

Verkauf an Freiherr Clemens August II. Droste zu Hülshoff, dem Vater von Anette von Droste-Hülshoff.

1826-1846

Nach dem Tode ihres Vaters wurde das Rüschhaus Wohnsitz der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff. Hier entstanden viele ihre Balladen und mit ‚Die Judenbuche’ und Teilen des ‚Geistlichen Jahres’ zwei ihrer bedeutendsten Werke.

1890

Das Rüschhaus wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1936

Einrichtung des Rüschhaus-Museums

1979

Die Familie Droste zu Hülshoff verkauft den Hof an die Stadt Münster sowie den Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Außenanlagen werden überarbeitet und das Gutshaus wird umfangreich renoviert und anschließend als Droste-Museum neu eröffnet.

Am Nordwestrand von Münster, etwas abseits auf dem Lande, liegt Haus Vögeding. Von der ursprünglichen Burganlage steht nur noch ein kleiner Teil: das lang gestreckte, zweigeschossige Brauhaus aus dem 16. Jahrhundert mit dem daran anschließenden Rundturm. Dieser besaß ursprünglich nur Schießscharten. Erst später wurden diese durch herkömmliche Fenster ersetzt. Brauhaus und Turm werden von einer Gräfte umgeben. Ein öffentlicher Wirtschaftsweg führt direkt an der Burggräfte vorbei. So wirkt das Bauwerk von einer Seite als wehrhafte historische Anlage mit massivem Turm, Schießscharten, Dreistaffelgiebel und Gräfte, von der anderen Seite als umtriebiger Bauernhof mit riesigem Scheunentor, Traktoren, muhendem Vieh und freilaufenden Hunden.





 

Hinter der Szenerie: Die Erbmännerprozesse

In der Zeit des Mittelalters gab es in Münster die sogenannten Erbmänner. Sie bekleideten hochrangige, städtische Ämter. Trotz ihres mächtigen Einflusses waren die Erbmänner vom Adel standesrechtlich nicht anerkannt. Dieser längere Zeit schwelende Konflikt eskalierte im Jahre 1557. Alle Erbmänner gaben ihre städtischen Ämter auf und zogen sich vor die Stadttore von Münster auf das Land zurück. Haus Vögeding spielte bei dieser Auseinandersetzung eine zentrale Rolle, weil von hier aus die Planung und die Durchführung des Konfliktes betrieben wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Gräftenhöfe der Erbmänner zu wehrhaften Burgen ausgebaut. Auch Haus Vögeding wurde in diesem Verlauf zur Wasserburg aufgerüstet. Der Spähturm und die Schießscharten zeugen noch von dieser Zeit. Im Jahre 1707 schließlich, nach genau 150 Jahren, gab es endlich die lang ersehnte standesrechtliche Anerkennung durch den Adel.


  

Geschichtlicher Ablauf

1353

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Gutes

1557

Beginn des Erbmännerprozesses, der von Haus Vögeding ausging. Während des massiven Streites der Erbmänner mit dem Adel um deren standesrechtliche Anerkennung wurde Haus Vögeding neben einigen anderen Gräftenhöfen zu einer wehrhaften Wasserburg ausgebaut.

1707

Ende des Erbmännerprozesses.
Haus Vögeding wird immer noch privat bewohnt und dient als Teil eines Bauernhofes.

Im Mündungsbereich der Werse in die Ems bei Münster liegt in einem Waldstück die Haskenau. Von der alten Burganlage aus der Zeit der Karolinger sind nur noch ein künstlich aufgeschütteter Hügel und einige Erdwälle erhalten. Einst bestand die auf einer 5 Meter hohen Motte gelegene Burg wahrscheinlich aus Holz, besaß aber ein steinernes Fundament. Der Durchmesser des Turmhügels betrug 30 Meter und der Wall war fünf Meter breit. Ungefähr 60 Meter entfernt liegt ein zweiter Wall, in dessen Innerem sich die Gehöfte befanden. Die inzwischen zum Bodendenkmal erklärte Wallburg Haskenau ist frei zugänglich und wird mit Bildtafeln anschaulich erklärt.





  

Geschichtlicher Ablauf

12.Jhd.

Bau einer Turmhügelburg auf einem etwa 5 m hohen Hügel mit einem Durchmesser von ungefähr 30 m. Ausgrabungsfunde legen die Vermutung nahe, dass die Motte bereits zu der Karolingerzeit bestand.

1611

Urkundliche Erwähnung als ‚Haskenauw’

1987

Einstufung als Bodendenkmal

Die Geschichte von Haus Havichhorst reicht über 1000 Jahre zurück. Das imposante Gutshaus mit seinem auffälligen Tennengiebel wurde im Stil der Neo-Renaissance errichtet. Zwei Torpfeiler, auf denen zwei Löwen sitzen, bilden den repräsentativen Eingang zum Hof. Lange Jahrhunderte war die Anlage, zu der auch die Havichhorster Mühle gehörte, im Besitz des Domkapitels, später erwarb die Familie Hovestadt das Anwesen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1032

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ein ‚zu Handorf gehörender Hof’.

1318

Urkundliche Erwähnung einer zum Gut gehörenden Havichhorster Mühle an der Werse.

1534

Das Gut geht vollständig in das Eigentum des Domkapitels über.

1773

Der letzte Schulze Havichhorst verstirbt.

1795

Heirat der Witwe des verstorbenen Pächters mit Theodor Hovestadt.

1803

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschluss geht Haus Havichhorst an den preußischen Staat über. Pächter war weiterhin die Familie Hovestadt.

1831

Kauf des Gutes und der Mühle durch die Familie Hovestadt.

19. Jhd.

Bau einer Sudmühle. Der Hovestadt-Korn, der in der hiesigen Brennerei hergestellt wurde, machte Havichhorst überregional bekannt.

1998

Pachtung durch die Stiftung ‚Westfälische Landschaft’, die hier ein Tagungszentrum einrichtete. Die Stallungen von Haus Hovestadt werden durch die Westfälische Reit- und Fahrschule genutzt.

Am Rande des Bonigurger Waldes entdeckt man die mächtigen Ökonomiegbeäude des alten Herrensitzes Haus Dyckburg. Ursprünglich war die Dyckburg eine vierflügelige, von Gräften umgebene Wasserburg. Nach 1735 wurde aber die gesamte Anlage im barocken Stil neu gestaltet. Johann Conrad von Schlaun errichtete die beiden parallel zueinander liegenden Wirtschaftsgebäude und gestaltete einige Zeit später auch die Loretokapelle, die in ihrer Vergangenheit mehrfach ausgebaut wurde und die 1949 schließlich zur Pfarrkirche erhoben wurde. Zur Ausführung eines neuen Herrenhauses kam es dagegen nicht mehr.





  

Geschichtlicher Ablauf

1400

Erste urkundliche Erwähnung als „mansus to dycke“ (Haus zum Teich). Ursprünglich war das Anwesen im Besitz der Erbmännerfamilie von Bischoping, später wurde die Wasserburg von dem Patrizier und Kaufmann Johann von Berswordt gekauft, der viermal Bürgermeister von Münster war.

1534/35

Zur Zeit des Wiedertäuferreiches diente Haus Dyckburg dem Fürstbischof Franz von Waldeck und seinen Truppen sowie den gesandten Reichsständen als Feldlager für die Belagerung der Stadt Münster.

1722

Domprobst Christian von Plettenberg-Marlhülsen erwirbt Haus Dyckburg

1735-40

Bau von zwei Wirtschaftsgebäuden auf der Vorburg nach Plänen von Johann Conrad Schlaun.

1750

Schlaun baut auch die Loretokapelle, die vom Domprobst Friedrich Christian Freiherr von Plettenberg sowie seinem Bruder Johannes Mauritius gestiftet wurde.

1884

Graf von Hatzfeld kauft das gesamte Gelände, erweiterte die Kapelle und errichtet die ‚Boniburg’, eine schlossartig ausgebaute Villa an der Werse, die aber wegen Baufälligkeit längst schon wieder abgerissen wurde.

1894

Rundanbau an die Kapelle im Stile des Neubarocks. Es entsteht ein Zentralbau mit Chor.

1914

Erneuter Ausbau der Loretokapelle. Die Grabkapelle und das Pfarrhaus entstehen neu.

1945

Teile der Kirche werden zerstört und in den Folgejahren leicht verändert wieder aufgebaut.

1990

Endgültige Fertigstellung der Kirche durch Einsetzen der noch fehlenden Fenster. Die Kirche ist als Pfarrgemeinde jedem zugänglich. Die noch existierenden Gebäude der Vorburg werden privat bewohnt.

Das Rathaus von Münster ist mit seinem imposanten Giebel eines der schönsten Profanbauten der Gotik. Berühmt aber wurde es als Stätte des Westfälischen Friedens. Ein erstes Versammlungsgebäude an dieser Stätte stammte aus dem 12. Jahrhundert. Dieser wurde kurz vor 1200 von einem zweigeschossigem Steinbau ersetzt. Das untere Stockwerk ist der heutige Friedenssaal. Zunächst diente er aber als Ratskammer und als Gerichtssaal. Im Jahre 1643 wurde die Stadt Münster für die Dauer der Friedensverhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg für ‘neutral’ erklärt und von den Pflichten gegenüber dem Kaiser und des Reiches entbunden. So wurde der Friedenssaal zum zentralen diplomatischen Schauplatz der europäischen Politik. Für die Friedensverhandlungen reisten 150 Gesandte der kriegsteilnehmenden Staaten an. Die Verhandlungen zogen sich über fünf Jahre hin, bis sie endlich 1648 mit dem Westfälischen Frieden abgeschlossen wurden. Im Friedenssaal befindet sich zur Erinnerung an diesen Friedensschluss eine große gusseiserne Ofenplatte mit der Inschrift: ‘Anno 1648. Pax optima rerum, 24. Oct.’ (Der Friede ist das höchste Gut). An den Wänden des Friedenssaals hängen 37 Porträt der Souveräne und wichtigsten Gesandten der kriegsteilnehmenden Nationen, wobei nicht alle von ihnen in Münster selber anwesend waren. Diese Porträts wurden schon bald nach dem Friedensschluss angefertigt und angebracht. An den Längsseiten des Saales wurden aufwendige Täfelungen angebracht. Sie stammen aus dem Jahre 1577 und gelten als Meisterwerke der Renaissance. Die Nordwand wird geprägt von einer mächtigen Schrankwand, dem Richtertisch und der Bürgermeisterwand. Weitere Besonderheiten der Ausstattung sind der Goldene Hahn, ein vergoldetes Silbertrinkgefäß, welches aus der Zeit um 1600 stammt, sowie die abgeschlagene Hand. Der Überlieferung nach stammt sie von einem Urkundenfälscher und diente damals wohl als Abschreckungsmaßnahme. Heute bleibt es ein makabres Beispiel für die in dieser Zeit üblichen Körperstrafen. Am 18. Juni 1990 trafen sich der deutsche und der russische Außenminister, Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse in Münster im historischen Rathaus, um die Zwei-Plus-Vier-Gespräche vorzubereiten, die schließlich den Weg zur Deutschen Wiedervereinigung ebneten. Noch heute dient der Friedenssaal repräsentativen Anlässen. Wichtige Gäste der Stadt werden hier vom Bürgermeister empfangen, um sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Der St.-Paulus-Dom ist der wichtigste Kirchenbau in Münster und besitzt für das Bistum eine herausragende Bedeutung. Der Kathedralenbau im Zentrum der Stadt markiert auch das Zentrum des katholischen Bistums. Der Dom besaß drei Vorgängerbauten. Im Wesentlichen stammt er aus dem 13. Jahrhundert, wobei das Westwerk mit seinen beiden markanten Türmen den Bischofschroniken nach bereits aus der Zeit um 1192 entstand. Nach dem Krieg, in denen erhebliche Schäden am Gotteshaus entstanden, wurde es in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Dom spiegelt den Übergang vom romanischen zum gotischen Stil wider. Die gewölbte Basilika mit dem doppelten Querschiff wurde im Stile der Gotik mit hellem Sandstein errichtet. Mit seinen zahlreichen Kunstwerken gehört der St.-Paulus-Dom zu den herausragenden Gotteshäusern Westfalens und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt Münster

Das Glockenspiel ertönt jeweils werktags um 12 Uhr, sonn- und feiertags um 12:30 Uhr. Von der Kirche aus gelangt man in die Domkammer mit dem sehenswerten Domschatz sowie zum Kreuzgang mit dem Domherren-Friedhof.

  

Geschichtlicher Ablauf

793

Der friesische Missionar Liudger gründete an einer Furt über die Münstersche Aa ein Kloster. Die sich hieraus entwickelnde Stadt war Münster.

805

Das Bistums Münster wird gegründet und Liudger wird zum ersten Bischof geweiht. Bau einer ersten karolingischen Bischofskirche.

1071 / 90

Die Bischofskirche brennt nieder. Ein neuer Dom wird südlich des ersten Dombaus errichtet.

1225

Grundsteinlegung für den dritten, bis heute erhaltenden Dom

1264

Weihe des neuen Domes.

1390 / 95

Ein Kreuzgang und die Marienkapelle werden errichtet.

1508 – 22

Weitreichende Umbauarbeiten an der Westfassade, die Seitenschiffswände sowie die Südseite des Ostquerschiffes werden umgestaltet.

1536 / 56

Nach den Zerstörungen durch die Wiedertäufer wird das Innere des Domes aufwendig neu eingerichtet.

1620 / 1700

Weitere Ausgestaltung des Dominneren. Bilder, Skulpturen, Kapellen und Altäre werden im barocken Stil ergänzt.

1941 – 45

Während des Zweiten Weltkrieges wird der Dom fast vollständig zerstört.

1946 – 56

Wiederaufbau des Gotteshauses.

1981

Die Domkammer wird gebaut.

Das Museum bietet auf einer Ausstellungsfläche von 600 qm regelmäßig überregional beachtete Wechselausstellungen rund um das Thema ‚Kunst der Moderne’. Die Ausstellungen beschränken sich also nicht nur auf das Werk von Pablo Picasso, sondern gehen in Themenausstellungen auf die interessante Kunstentwicklung dieser Zeit ein.

Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug in Münster. Mit seinen prägende Bogengängen bezeichnen ihn die Münsteraner als ihre ‚gute Stube’. Der Name ‚Prinzipalmarkt’ prägte sich erst Anfang des 17. Jahrhunderts. Münster war seit 1358 Mitglied der Hanse. Seit 1494 erlangte die Stadt als Vorort der Hanse große Bedeutung. Der Prinzipalmarkt mit seinen repräsentativen Patrizierhäusern ist ein sichtbares Zeugnis dieser wirtschaftlichen Blütezeit. Das Erscheinungsbild des Prinzipalmarktes wird durch gereihte Giebelhäuser geprägt, aber kein einziger Giebel gleicht dem anderen. Ein weiteres gemeinsames Gestaltungsmerkmal ist das Baumaterial: alle Gebäude bestehen aus Baumberger Sandstein. Leider wurde ein Großteil dieser prächtigen Kaufmannshäuser im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört und einige Bauten sind nicht mehr im ursprünglichen Originalzustand wieder errichtet worden.

Im Herzen der Stadt Münster befindet sich der Aasee inmitten eines Parkes, der bei schönem Wetter von Spaziergänger, Jogger, Rollerblader und natürlich Radfahrer genutzt wird, während auf dem See selber sich unzählige Segelboote tummeln. Ein Wasserbus wird im Linienverkehr eingesetzt. Gespeist wird der künstliche Stausee aus der Münsterschen Aa, die 15 Kilometer südlich der Stadt in die Ems mündet. Mit dem Bau wurde bereits 1914 begonnen, aber die ursprüngliche Gestalt erhielt der ‚Alte Aasee’ zwischen 1926 – 34. Er sollte die Anwohner vor Hochwasser schützen. 1972 – 76 wurde er schließlich um das doppelte erweitert, so dass der heute eine Fläche von 40,2 Hektar mit einer Länge von 2,3 Kilometern besitzt. Seine maximale Tiefe beträgt 2 Meter. Um den See herum haben einige namhafte Künstler anlässlich der alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte ihre Werke hinterlassen. Das erste Kunstwerk waren drei mächtige Betonbälle, ‚Giant Pool Balls’ getauft, des amerikanischen Künstlers Claes Oldenburg. Er schuf die Skulptur im Jahre 1977. Aus dem gleichen Jahr stammt auch das Kunstwerk von Donald Judd, während die kunstvoll geformten immergrünen Taxusbäume von Rosemarie Trockel erst im Jahre 2007 hinzukamen. Am und auf dem Aasee finden regelmäßig Veranstaltungen statt, von Ruderregatten auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke bis hin zum Massenstart von Heißluftballonen bei der Mongolfiade.

Am nördlichen Ende des Prinzipalmarktes steht die Lambertikirche. Sie wurde von Kaufleuten finanziert und sollte als Gegenkirche zum mächtigen Dom fungieren. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1375. Die Kirche gilt als der bedeutendste sakrale Bau der westfälischen Spätgotik. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der alte Turm wegen Einsturzgefahr abgerissen und im neugotischen Stil neu errichtet. Dabei wurde in verkleinerter Form das Freiburger Münster kopiert. Der berühmteste Pfarrer von St. Lamberti war Clemens August Graf von Galen, der später Bischof von Münster und noch später sogar Kardinal wurde. Als in Münster im Jahr 1534 das ‚Königreich Zion’ durch die so genannten Wiedertäufer ausgerufen wurde, bedeutete dies einen ketzerischen Affront gegen die etablierte katholische Kirche. Der reformatorische Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen, deren Anhänger wurden verfolgt und eingekerkert. Ihre Anführer, Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting, wurden gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet. Ihre Leichname wurden, als makabre Mahnung für die renitente Münsteraner Bevölkerung, in schmiedeeisernen Körben am Turm von St. Lamberti angebracht. Nie wieder sollte sich die Stadt gegen die allein selig machende Kirche erheben. So hängen die originalen Körbe selbst heute noch am inzwischen neu errichteten Kirchenturm von St. Lamberti.

Die Clemenskirche wurde in den Jahren 1745 bis 1753 zum Kloster und Hospital der Barmherzigen. Sie wurde vom westfälischen Barockmeister Johann Conrad Schlaun mit den für ihn typischen Materialien, roter Backstein und heller Sandstein, errichtet. Auf einem geschwungenem, unregelmäßigem Sechseck basiert der Grundriss des Gotteshauses. Seine Kuppel wird von einer Laterne gekrönt. Während bei der prächtig ausgestatteten Inneneinrichtung Stilelemente des Rokoko vorherrschen, gilt die Clemenskirche äußerlich als der bedeutendste barocke Kirchenbau in Norddeutschland.

Der Allwetterzoo von Münster wurde 1974 als Nachfolgeeinrichtung des alten Zoos eröffnet. Um wetterunabhängig zu sein, wurden im neuen Zoo die großen Tierhäuser mit überdachten Wegen verbunden, den so genannten ‚Regenwegen’. So ist der Besucher auf ungefähr 1000 Metern der Wege vor Regen geschützt. Die ‚Sonnenwege’ führen dann an den Freianlagen vorbei. Im Allwetterzoo legt man darauf Wert, dass man die Tiere hautnah erleben kann. So darf man beispielsweise unter der Anleitung der Tierpfleger Pinguine, Elefanten und Papageien füttern. Einige Tiere, wie die Affen, darf man sogar in ihren Gehegen besuchen. Andere wiederum laufen im Sommer auf den Besucherwegen herum. Ein besonderer Anziehungsmagnet ist das Delphinarium mit seinen Großen Tümmlern und Kalifornische Seelöwen.

Das Pferdemuseum ist dem Allwetterzoo angegliedert und widmet sich auf ungefähr 1000 m² Ausstellungsfläche der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen sowie der Beziehung zwischen Mensch und Pferd von der Urzeit bis zur Jetztzeit. In der Arena direkt am Museumsgebäude finden regelmäßig Vorführungen im Showreiten, Westernreiten und Voltigieren statt.

In unmittelbarer Nähe zum Aasee im Stadtteil Sentrup befindet sich das Freiluftmuseum Mühlenhof. Hier werden auf einem 5 Hektar großen Areal an die 30 historische Bauten gezeigt, Bauernhöfe und handwerkliche Betriebe, Dorfläden und Kapellen. Sie wurden entweder von ihrem alten Standort hierher verlegt oder originalgetreu rekonstruiert. So kann man in diesem Museum einen weitgehenden Überblick über die bäuerliche und handwerkliche Kultur dieser Region der letzten 400 Jahre gewinnen. Das erste wiedererrichtete Gebäude war eine Bockwindmühle aus dem 18. Jahrhundert. Sie gab dem Museum ihren Namen, als es 1961 eröffnet wurde.

Das Landesmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) liegt direkt am Aasee und bietet interessante Einblicke in fremde Welten und Kulturen. In der Dinosaurierausstellung ist beispielsweise ein 16 Meter langes Skelett eines Tyrannosaurus Rex zu bestaunen. Die Weltanschauungen und Wertesysteme der Plainsindianer werden anschaulich erklärt anhand von Exponaten, wie Friedenspfeifen, Waffen, Zelten, Gemälden und Skulpturen erklärt. Die Ausstellung ‚über den Landschaftswandel Westfalens’ beschreibt, wie sich unter dem Einfluss des Menschen die heimische Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen 15.000 Jahren verändert hat. Das Modell eines Mammuts, das nach einem in Westfalen gefundenen Originalskelett rekonstruiert wurde, ist hierbei das spektakulärste Ausstellungsstück. Das Zeiss-Planetarium wurde im Jahre 1981 eröffnet und besitzt einen Kuppeldurchmesser von 20 Metern. Hier finden regelmäßig wechselnde Vorführungen über verschiedene Sternenthemen statt.

Am Domplatz befindet sich das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Es gilt als das bedeutendste Kunstmuseum Westfalens. Im Jahr 2013 plant man die Eröffnung eines Erweiterungsbaus, der die Ausstellungsfläche auf insgesamt 7500 m² vergrößern wird. Im Museum werden Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart gezeigt. In der ‚Modernen Galerie’ widmet man sich den deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, aber auch dem Expressionismus mit den Künstlergruppen ‚Die Brücke’ und ‚Blauer Reiter’ sowie dem Bauhaus. Darüber hinaus ist der aus Westfalen stammende August Macke mit zahlreichen Werken vertreten. Das Museum ist Veranstalter der seit 1977 alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte, bei der berühmte Künstler im gesamten Stadtgebiet ihre Skulpturen zeigen. Die Ausstellung dauert jeweils die Sommermonate an.

Das Museum für Lackkunst gehört zur BASF Coatings AG und ist weltweit das einzige seiner Art. In der Sammlung des Museums befinden sich mehr als 1000 Kunstobjekte aus Ostasien, der islamischen Welt, Russland und Europa. Die ältesten Exponate stammen aus China und Korea und sind bereits über 2000 Jahre alt. Die ältesten Ausstellungsstücke japanischer Lackkunst (Urushi) stammen aus dem 9. Jahrhundert. Als diese Luxusartikel nach Europa eingeführt wurden, begann man Ende des 16. Jahrhunderts auch hier, Lackkunstwerke herzustellen. Auf der Basis von Ölen, Harzen und Bindemitteln entstanden Lackrezepturen, mit deren Hilfe man Schnitzereien und Verzierungen herstellte, aber auch Lackgemälde auf Möbeln oder Perlmuttarbeiten.

Im 5. Stock eines sanierten Getreidespeichers befindet sich die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM). Hier wird auf 1.000m² Projektfläche aktuelle Kunst von etablierten Künstlern, aber auch von Neulingen der Kunstszene in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Dabei versteht sich die AZKM nicht nur als Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst, sondern auch als Diskussionsforum für aktuelle Tendenzen uns als Produktionsort und Laboratorium für experimentelles, künstlerisches Arbeiten.

Das Stadtmuseum Münster zeigt dem Besucher auf zwei Obergeschossen in 30 Kabinetten die Entwicklung und den Wandel der Stadt vom Kloster ‚monasterium’ im Jahre 793 bis in die Neuzeit. Zahlreiche Miniaturmodelle veranschaulichen die topographischen Veränderungen und bilden den roten Faden durch die vielen Ausstellungsräume. Nach der Bistumsgründung 799 und dem Erhalt der Stadtrechte 1170 im Mittelalter findet die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster (1534/35), die in der Proklamation des ‚Königreichs Zion’ gipfelte, breiteren Raum. Das Zweite Obergeschoß widmet sich dann der Geschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert von der Angliederung an Preußen und dem damit verbundenen Verlust seiner Souveränität bis zur Gegenwart. Dabei geht man neben der Geschichte auch auf kulturelle Aspekte ein. Als Exponate sind Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu sehen, aber auch Möbel, Textilien, Waffen und Alltagsgegenstände. So bekommt der Besucher einen weit reichenden Überblick über die Lebensumstände in der Stadt in den verschiedenen Epochen.



Radrouten die durch Münster führen:

Friedensroute
Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Radroute Historische Stadtkerne




Hamm

D
ie heutige Großstadt Hamm am nordöstlichen Rand des Ruhrgebietes wurde 1226 als Planstadt vom Grafen von der Mark gegründet und mit Stadtrechten versehen. Die Pauluskirche im Zentrum der Stadt ist Hamms ältestes Wahrzeichen. Von 1882 bis 1955 war Hamm Badekurort und durfte sich bis 1955 ‚Bad Hamm’ nennen. Der Kurpark mit seinem historischen Kurhaus zeugt noch von dieser Zeit. Der Park mit seinem alten Baumbestand und seinen bezaubernden Seen wird als Naherholungsgebiet von den Hammer Bürgern viel genutzt und erhielt im Jahre 2009 ein neues Gradierwerk. Hamm liegt an der Lippe und dem parallel dazu verlaufenden Datteln-Hamm-Kanal, der vom Dortmund-Ems-Kanal abzweigt und im Stadtteil Uentrop endet. Der am Kanal liegende Stadthafen ist der zweitgrößte öffentliche Kanalhafen Deutschlands. Am ehemaligen Grenzfluss Lippe befinden sich noch eine Reihe alter und sehenswerter Wasserschlösser. Der Kern des neugotisch umgebauten Schloss Heesen stammt aus noch dem 16. Jahrhundert, das im 17. Jahrhundert von Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg erbaute Schloss Oberwerries dient heute der Stadt Hamm für repräsentative Empfänge. Der aufgeschüttete Erdhügel der nur noch als Bodendenkmal erhaltenen Wasserburg Mark ist die größte und besterhaltende Motte Westfalens. Geprägt wurde die Wirtschaft Hamms lange Zeit durch den Bergbau. Das ehemalige Bergwerk Heinrich Robert, zuletzt Teil des Bergwerk Ost, schloss als letzte Zeche am 30. September 2010 und beendete damit eine Ära. Von seiner Abräumhalde, der Kissinger Höhe, hat man bei klarem Wetter einen wunderbaren Blick über die Stadt und die weitere Umgebung. Bereits vorher hatten die Zechen Radbod mit seinen drei charakteristischen Fördertürmen, Sachsen und Maximilian geschlossen. Im Jahre 1984 fand im Hamm auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Maximilian die Landesgartenschau statt. Der Mittelpunkt des Landschaftsparks ist der begehbare 40 Meter hohe ‘Gläserner Elefant’ von Horst Röllecke. Die ‚Maxi’ genannte Skulptur wurde zum Maskottchen der Stadt Hamm. Überall im Stadtgebiet finden sich heute Elefanten in verschiedenen Formen, Farben und Größen. Sehenswert sind darüber hinaus der hinduistische Sri Kamadchi Ampal Tempel in Uentrop sowie der neugotische Hauptbahnhof, der als einer der Schönsten in Deutschland gilt.

Sehenswertes:

Die evangelische Pauluskirche ist das bedeutendste Gotteshaus und Wahrzeichen der Stadt Hamm. Wann genau der gotische Bau errichtet wurde, ist nicht bekannt. Ihre Ursprünge liegen vermutlich im 12. Jahrhundert. Wesentliche Anbauten, wie das Querhaus und der Chor, entstammen dem 13. Jahrhundert, der Turm und das Langhaus dem 14. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche schwer beschädigt. Beim Wiederaufbau erhielt der knapp 80 m hohe Turm seine pyramidenförmige Haube. Die Pauluskirche war zunächst eine katholische Pfarrkirche und ursprünglich den Heiligen Georg und Laurentius geweiht. Im 16. Jahrhundert fiel das Gotteshaus an die Protestanten, die den Kircheninnenraum von jeglichem Schmuck befreiten. Den Namen des Apostels Paulus erhielt die Kirche erst 1912.

Die barocke Martin-Luther-Kirche wurde zwischen 1734 und 1739 erbaut. Man nannte die ehemalige preußische Garnisonskirche lange Zeit auch ‘Kleine Evangelische Kirche’, bis im Jahre 1912 der jetzige Name eingeführt wurde. Ein ganzer Stadtteil in der Innenstadt wurde nach der Kirche benannt.

Die Kirche St. Agnes ist das einzige katholische Gotteshaus in der Hammer Innenstadt. Ursprünglich wurde sie als Klosterkirche des Franiskaner-Observaten-Ordens in den Jahren 1507 bis 1515 als Nachfolgebau für deine Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die St.-Agnes-Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen, so dass nur die östlichen Außenmauern vom ursprünglichen Zustand erhalten sind.

In der Dorfschaft Mark steht die älteste Kirche Hamms. Sie wurde im 11. Jahrhundert wohl im romanischen Stil errichtet und war lange Zeit die Hauptkirche der Stadt. Der Sandsteinbau ist heute weiß verputzt. Das niedrige Langhaus wird vom Querschiff und dem Chor überragt. Der zweistöckige Turm wurde 1735 um ein Glockengeschoss erhöht. Vielen gilt die evangelische Kirche als das schönste Gotteshaus der Stadt.

Anfang des letzten Jahrhunderts fand man im Bereich des Chores Fresken, die aus dem 14. Jahrhundert stammen und in dieser Form einzigartig in ganz Westfalen sind. Beachtenswert ist der im 13. Jahrhundert entstanden Taufstein aus Baumberger Sandstein.

Das Eisenbahnmuseum ist als Freilichtmuseum ein Teil des Maximilianparks. Die hier aufgebaute Gleisanlage entspricht der Darstellung eines Personen- und Güterverkehrsbahnhof der 50er Jahre. Im Lokschuppen sind die verschiedenen Lokomotiven, Güterwaggons und Personenwagen zu bestaunen. Zum Eisenbahnmuseum gehört auch eine funktionsfähige Eisenbahnstrecke. Auf der Route von Welver-Ramesohl nach Lippborg-Heintrop kann man die Museumseisenbahn für Ausflugsfahrten mieten. Zwei Dampf- und drei Dieselloks, allesamt über fünfzig Jahre alt, ziehen die historischen Waggons.

Im Jahre 1984 fand im Hamm auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Maximilian die Landesgartenschau statt. Auf dem weiträumigen 14.000m² großen Haldengelände entstand eine reizvolle Parklandschaft mit Blumenrabatten und -beeten. Origineller Mittelpunkt ist der 40m hoch ‘Gläserner Elefant’. Ihr Schöpfer Horst Röllecke hat seine Skulptur als begehbaren Erlebnisraum gestaltet. Besonders beeindruckend ist die bunte Vielfalt von Schmetterlingen und Faltern, die der Besucher im größten tropischen Schmetterlingshaus Nordrhein-Westfalens entdecken kann. Von einer 35m hohen Aussichtsplattform kann sich der Gast einen weiten Überblick über die vielfältig gestaltete Anlage verschaffen. Auf der Freilichtbühne finden in den Sommermonaten die unterschiedlichsten kulturellen Darbietungen statt, von Konzerten über Theateraufführungen bis hin zu Kleinkunstveranstaltungen.

Nördlich von Hamm nahm im Jahre 1905 die Zeche Radbod ihren Betrieb auf. Die Schächte reichen in eine Teufe von ungefähr 850m. 1989 wurde mit über 1,3 Mio Tonnen Steinkohle die höchste Jahresmenge gefördert. Ein Jahr später war Schicht im Schacht und die Zeche wurde geschlossen. Zu einem folgenschweren Zwischenfall kam es gleich zu Beginn im Jahre 1908, als bei einer Schlagwetterexplosion 348 Kumpel ums Leben kamen. Heute erinnern nur noch drei hintereinander hoch aufragende Fördertürme an die alte Zechenzeit. Sie sind zu Wahrzeichen des Stadtteils Bockum-Hövel geworden.

1912 eröffnet, hatte die Zeche Sachsen eine wechselvolle Geschichte, in deren Verlauf viele Bergleute ihr Leben unter Tage verloren. Der Name ‘Sachsen’ geht auf die Bergbaugewerkschaft zurück, die damals ihre Zentrale im sächsischen Eisleben hatte. Die Schächte, in denen die begehrte ‚Fettkohle’ gefördert wurde, reichten über 1000m tief. Noch im Jahre 1962 wurden über 1,2 Mio Tonnen Steinkohle zu Tage gefördert. Zu diesem Zeitpunkt waren über 3200 Kumpel beschäftigt. Die Zeche gab 1976 ihren Betrieb auf, heute erinnert noch das klassizistische Maschinenhaus von 1912 an die Förderzeit. Der opulente Bau erhielt den Namen ‘Alfred-Fischer-Halle’ und dient heute als Veranstaltungszentrum. Nordwestlich der ehemaligen Zeche liegt die Kolonie Vogelsang. Sie gilt als eine typische geschlossene Bergarbeitersiedlung der 20er Jahre.

Ursprünglich wurde das Gustav-Lübcke-Museum als Heimatmuseum bereits im 19. Jahrhundert eröffnet. 1917 stiftete Gustav Lübcke seine kunsthandwerkliche Sammlung der Stadt Hamm. Sie umfasste Gegenstände vom Mittelalter bis zur damaligen Gegenwart. Heute zeigt das Museum eine umfangreiche eigene Sammlung der Klassischen Moderne und der zeitgenössischer Kunst. Darüber hinaus betreibt das Museum eine der größten ägyptischen Sammlungen Deutschlands. Zu bestaunen gibt es eine Vielzahl von Mumien und archäologischen Ausgrabungsfunden. 1993 zog das Gustav-Lübcke-Museum in seine neues Domizil, einem modernen Museumsbau in der Neuen Bahnhofstraße um.

Das Kulturbüro organisiert in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hamm e.V. im Stadthaus Wechselausstellungen mit Werken einheimischer Künstler sowie Arbeiten von darstellenden Künstlern der Partnerstädte.

Im Jahre 1933 entstand auf dem Gelände des ehemaligen Südenstadtparks der Tierpark Hamm. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Zoo leider zerstört, 1950 aber wieder neu aufgebaut. Heute leben in den Tiergehegen Löwen, Tiger und Leoparden, Kamele, Kängurus und Nasenbären, Papageien und Uhus. Im Reptilienhaus kann man Schlangen wie eine Python und eine Boa Constrictor bewundern, aber auch Wasserschildkröten beim Schwimmen beobachten. Der Tierpark besitzt einen Streichelzoo und vielfältige Spielmöglichkeiten für Kinder, wie Karussells, eine Eisenbahn und einen Autoscooter. Im angegliederten Naturkundemuseum zeigt eine Dauerausstellung Präparate der heimischen Tierwelt, die eine umfangreiche Käfer- und Schmetterlingssammlung beinhaltet. Ziel ist es, in der Zukunft einmal ein komplettes Bild der Heimattierwelt präsentieren zu können.

In einem Parkgelände unweit der Ahse befindet sich die größte und besterhaltende Motte Westfalens. Eine Motte ist ein zur Verteidigung aufgeschütteter Erdhügel, auf dem eine Burganlage errichtet wurde. Die Oberburg von Burg Mark wurde auf einer sieben Meter hohen Motte errichtet. Eine Gräfte umfloss sowohl die Oberburg als auch die Vorburg, auf der sich die Wirtschaftsgebäude befanden. Die Gesamtlänge der Anlage betrug 200 Meter und war damit für die damalige Zeit ungewöhnlich groß. Burg Mark war eine so genannte Ringmantelburg mit zwei Türmen. Die Außenmauer umschloss kreisförmig den Innenhof und bot so zusammen mit dem Hügel und den Wassergräben einen wirkungsvollen Schutz gegen Angreifer. Von der ehemaligen, gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichteten Burganlage Mark ist heute noch der Erdhügel erhalten, auf dem sie einst gestanden hat. Das Mauerwerk ist längst abgebrochen worden. Der Bereich der Vorburg ist heute mit hohen Bäumen bewachsen. Ein Brunnen aus Bruchstein hat sich hier als Relikt noch erhalten. Dieser wurde im 19. Jahrhundert erstmals erwähnt, das genaue Jahr seiner Erbauung ist jedoch nicht bekannt.



  

Geschichtlicher Ablauf

1198

Burg Mark ist im Besitz des Grafen Friedrich von Berg-Altena. Er gilt als der wahrscheinliche Erbauer der Burg.

1595

Nach einer Beschreibung bestand die Anlage zu diesem Zeitpunkt aus einer zweistöckigen Ringmantelburg auf einer Motte mit Vorburg. Beide Burgteile waren durch eine Wassergräfte umschlossen.

18. Jhd.

Nach Abbrucharbeiten blieb nur noch ein Rest der Ringmauer und ein Turm erhalten.

1990

Burg Mark wird in die Liste der Bodendenkmäler aufgenommen.

Nahe der Lippe gelegen, befindet sich das Schloss Heesen, ein ehemaliges Rittergut und heutiges Internat. Von den an der Lippe aufgereihten Hammer Herrenhäusern ist Schloss Heesen das bedeutendste und prächtigste. Die Ursprünge des Oberhofes gehen bis in das 10. Jahrhundert zurück. Die Schlossanlage besteht aus insgesamt vier Häusern. Das Hauptgebäude ist ein dreiflügliger Backsteinbau und besitzt einen 30 m hohen Turm. Im Kern stammt das Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, ihr heutiges Erscheinungsbild bekam es jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Wasserschloss im neugotischen Stil umfangreich umgebaut wurde. Dabei erhielt es auch die gotischen Zinnen auf den Treppengiebeln, die das Schloss prägen. Im Jahre 2008 diente Schloss Heesen als Kulisse für den erfolgreichen Kinofilm ‚Die wilden Hühner’.




  

Geschichtlicher Ablauf

975

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Erbgutes ‚Hesnon’

Um 1200

Durch Heirat gelangt das Anwesen an die Grafen von Altena-Isenberg.

1243

Nach dem Ende der ‚Isenberger Wirren’ wurde der Rittersitz dem Haus Limburg zugesprochen.

Nach 1350

Neubau einer Wasserburg an etwas versetzter Position.

15. Jhd.

Dietrich von der Recke lässt ein neues Herrenhaus errichten.

1590-1600

Neubau der Wirtschaftsgebäude auf der Vorburg.

1775

Die Burganlage wird Bentheim-Tecklenburger Lehen und wird dem Freiherren Friedrich Joseph von Boeselager zu Nehlen und Höllinghofen vererbt. Dieses führte jedoch zu einem jahrzehntelangen Rechtsstreit innerhalb der Familie.

1803

Rückgabe von Schloss Heesen an die Familie von der Recke.

1806

Einnahme des Schlosses durch Napoléon und den verbündeten Holländern.

1808

Die Familie derer von Boeselager erhält Schloss Heesen zurück und nutzt es als Wohnsitz.

1813

Plünderungen während der Befreiungskriege.

1905-08

Die verschiedenen Umbauten der letzten Jahrhunderte wurden rückgängig gemacht, so dass das Schloss seiner Grundform aus dem 18. Jahrhundert wieder glich. Darüber hinaus wurde die Fassade neugotisch überarbeitet und erhielt so die charakteristischen Zinnen an den Treppengiebeln.

1957

Die Schlossgebäude werden als Landschulheim und als Internat genutzt.

Im Stadtteil Bockum-Hövel, im Norden von Hamm, befindet sich das ehemalige Rittergut Haus Ermelinghof. Vier Gebäude aus verschiedenen Epochen bilden zusammen die Wasserschlossanlage, die ursprünglich auf drei separaten Inseln lag. Diese bildeten die Hauptburg, die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden und das Vorwerk mit der St.-Bartholomäus-Kapelle. Heute umfließt nur noch eine Gräfte das Schloss. Ältester Bestandteil des Gutes ist das Ziegelbrauhaus (1627) neben dem Herrenhaus mit seinem im Münsterland typischen Dreistaffelgiebel. Das dreistöckige Hauptschloss wurde nach einem verheerenden Feuer im Jahre 1875 wiedererrichtet. Die Fachwerkgebäude der Vorburg entstanden um 1800, das klassizistische Torhaus mit seinen griechisch anmutenden Säulen wurde 1831 fertig gestellt. Der Besitzer betreibt heute auf Haus Ermelinghof einen Reitstall.

  

Geschichtlicher Ablauf

1350

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Rittergutes. Besitzer des Ermelinghofes war zu dieser Zeit die Familie Scheidingen.

1410

Durch Heirat kommt der Hof in Besitz derer von Galen.

1627

Ein Großfeuer beschädigt die Hofanlage schwer. Danach entsteht neben dem Herrenhaus das bis heute nahezu unverändert gebliebene Ziegelbrauhaus mit seinem Dreistaffelgiebel.

1654

Die dem heiligen Bartholomäus geweihte Schlosskapelle auf dem Vorwerk entsteht.

1787

Durch eine Zwangsversteigerung kommt Haus Ermelinghof in den Besitz des Freiherrn Anton von Wintgen.

Um 1800

Bau der Wirtschaftsgebäude auf der Vorburg.

1831

Bau des lang gestreckten klassizistischen Torhauses.

1840

Durch Heirat kommt das Anwesen in den Besitz derer von Twickel.

1875

Nachdem ein Feuer das Herrenhaus vollständig zerstört hatte, wird das Haupthaus im neugotischen Stil wieder errichtet.

Mächtig ragt das zweistöckige Herrenhaus von Schloss Oberwerries direkt aus dem Wasser seiner Gräfte. Ambrosius von Oelde baute ab 1684 das zweiflüglige Herrenhaus für Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg. Das Schloss wird geprägt von seinem mächtigen, vorstehenden Pavillonturm. Der Marstall und der kleine Hundestall auf der Vorburg wurden von dem berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun gestaltet. Der älteste Gebäudeteil ist das im Jahre 1667 er- oder umgebaute Torhaus. Möglicherweise ist das Bauwerk bedeutend älter, aber verlässliche Daten gibt es hierfür nicht mehr. Heute nutzt die Stadt Hamm das Schloss als Gästehaus, als Veranstaltungsort sowie für repräsentative Empfänge.




  

Geschichtlicher Ablauf

1284

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burg zu Werries. Engelbert von Herbern wurde durch Dietrich von Limburg mit dem Besitz belehnt.

1464

Verkauf der Burg Oberwerries an Gerd von Beverförde.

1667

Das Torhaus ist der älteste erhaltene Teil der Schlossanlage. Auf Grund der gotischen Fenster wird vermutet, dass sich die im Maueranker eingemeißelte Jahreszahl 1667 nur auf einen Umbau bezieht, das Gebäude aber im Kern wesentlich älter ist.

1684-92

Bau des Herrenhauses durch den Kapuzinermönch Ambrosius von Oelde für Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg, der es für seine Schwester Ida errichten ließ.

1730-35

Der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun errichtete auf der Vorburg das Marstallgebäude.

1768

Durch Erbschaft kommt das Schloss in den Besitz der Familie von Elverfeldt.

1781

Abermals durch Erbschaft gelangt das Anwesen in den Besitz derer von Beverförde-Werries auf Loburg bei Ostbevern. Das Schloss blieb jedoch lange Zeit unbewohnt und verfiel dadurch bedingt.

1942

Zunächst erwirbt die Zeche Sachsen das baufällige Haus, verkauft es aber im gleichen Jahr weiter an die Stadt Hamm.

1952-75

Restauration und Umbau der Schlossanlage. Zunächst wurde in den Räumen des Herrenhauses ein Berufslandschulheim untergebracht, heute dient es repräsentativen Empfängen der Stadt, als Veranstaltungsort und als Bildungs- und Begegnungsstätte.

Seit über 600 Jahren befindet sich das Wasserschloss Haus Uentrop im Besitz der Familie von der Recke. Das heutige Herrenhaus ist ein schlichtes, zweistöckiges Gebäude mit Walmdach. Es wurde im 18. Jahrhundert errichtet, nachdem die Vorgängerburg bei einem Feuer vernichtet worden war. Ursprünglich diente das Haus Uentrop der Grenzsicherung an der Lippe. Heute steht das Hauptschloss leer, die Wirtschaftsgebäude werden landwirtschaftlich genutzt.

  

Geschichtlicher Ablauf

1198

Haus Uentrop wird urkundlich erwähnt als grenzsichernde Ritterburg für den Grafen von Berg-Altena.

1328

Dietrich von Grimberg wird als Besitzer der Burg urkundlich erwähnt.

1393

Hermann von der Recke erhält Haus Uentrop als Lehen.

1679

Ein Großfeuer zerstört die Burg und die Wirtschaftsgebäude

1713-20

Neubau des Schlosses durch die Familie von der Recke-Baer

1849

Bau des Gesindeshauses

1860

Die Scheune mit dem Staffelgiebel entsteht.

1976

Bis 1976 wurde das Herrenhaus durch Mitglieder der Familie von der Recke bewohnt, seit dem steht das Gebäude leer.

Unmittelbar an der Autobahn A1 liegt im Stadtteil Lerche an der Grenze zu Bergkamen das Haus Reck. Vormals Haus zur Heide genannt, erhielt es seinen Namen ‚Reck’ erst Mitte des 16. Jahrhunderts. Haus Reck gehörte einst zu den zehn Burgmannshöfen von Kamen und diente somit dem Schutz des damaligen Grenzortes. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt der Hof mehr Eigenständigkeit. Das heutige Erscheinungsbild des gelb getünchten Herrenhauses mit seinem dreistöckigen Wehrturm entstammt aber erst dem 19. Jahrhundert.

  

Geschichtlicher Ablauf

12 Jhd.

Bau einer befestigten Residenz in Kamen durch die Grafen von Altena. In der Folgezeit entstanden zehn Burgmannshöfe an der damaligen Ortsgrenze, zu denen auch das damals noch Haus zur Heide genannte Anwesen gehörte.

14 Jhd.

Der Burgmannshof ist im Besitz von Dietrich von der Recke.

1465

Das Haus zur Heide wird zur festen Burg ausgebaut.

16 Jhd.

Mitte des Jahrhunderts entstanden als Wirtschaftsgebäude das Bauhaus und das Hallenhaus. Der Hof wird jetzt Haus Reck genannt.

1649

Stiftung der Kapelle auf der Vorburg.

1709

Die Herrlichkeit Reck entsteht mit eigenem Verwaltungs- und Gerichtsbezirk.

1715

Bau der Backsteinscheune.

1775

Der Schafstall entsteht im Fachwerkbauweise.

1821

Verkauf des Gutes an den Freiherrn von Syberg zu Busch. In der Folgezeit werden das Herrenhaus und der Wehrturm erheblich umgebaut.

Das im späten Mittelalter errichtete Brauhaus Henin gilt nach der Schlossmühle Heesen als das älteste Gebäude der Stadt Hamm. Der Bau des Fachwerkhauses wird auf das Jahr 1516 datiert und erhielt seinen Namen von der Familie Henin, die das Gebäude im 18. Jahrhundert bewohnte. Heute dient das alte Brauhaus wieder als Gaststätte.

Im Jahre 1876 stieß man bei Probebohrungen, bei denen man hoffte, Kohle zu finden, auf eine Sohlequelle. So wurde die Stadt 1882 Badekurort und durfte sich bis 1955 ‚Bad Hamm’ nennen. Im Jahre 1882 entstand dann auch der 34 ha große Kurpark. Er liegt südlich vom Datteln-Hamm-Kanal und schließt sich östlich an die Innenstadt an. Heute ist der Kurpark ein viel genutztes Naherholungsgebiet mit mehreren Seen, weiträumigen Rasenflächen und einem alten Baumbestand, der noch aus den Anfängen des Parks stammt. Skulpturen säumen die Spatzierwege durch das Gelände. Im Zentrum befindet sich das repräsentative denkmalgeschützte Kurhaus. Im Jahre 2009 wurde im westlichen Teil des Kurparks eine 41 m lange und über 9,5 m hohe Saline errichtet. Obwohl noch weitere Sohlevorkommen im Erdreich vermutet werden, wird das Gradierwerk von einem großen Tank gespeist. Alljährlich findet mit dem Kurparkfest ein großes Volksfest statt, bei dem viele namhafte Künstler auftreten und dessen Höhepunkt ein abendliches Großfeuerwerk ist.

Auf einem alten Bauerngehöft aus dem 17. Jahrhundert befindet sich heute die 1996 ins Leben gerufene Ottmar-Alt-Stiftung. Auf dem 10.000m² große Anwesen sind Ateliers für Stipendiaten und mehrere Ausstellungsräume untergebracht, in denen Wechselausstellungen bildender Künstler, aber auch Kleinkunst- und Theaterveranstaltungen stattfinden. Auf dem Freigelände wurde ein umfangreicher Skulpturengarten eingerichtet.

Der hinduistische Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm-Uentrop ist der größte erbaute tamilische Tempel Europas. Er misst 27 x 27 Meter und besitzt einen Innenraum von 700 m². Streng nach den traditionellen rituellen Vorgaben konzipiert, wurde der Tempel im Jahre 2002 eröffnet. Das Tempelportal, der so genannte Gopuram wurde im südindischen Stil errichtet und misst eine stattliche Höhe von 17 Metern.

Das im Stil des Historismus errichtete Bahnhofsgebäude gilt als eines der Schönsten Deutschlands. Nachdem sich Hamm schon früh im 19. Jahrhundert als bedeutender Eisenbahnknotenpunkt entwickelt hatte, wurde 1861 das Gebäude als Inselbahnhof zwischen den Gleisen fertig gestellt. Der denkmalgeschützte Hauptbahnhof wurde in den letzten Jahren umfangreich restauriert. 2001 wurde die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, der jetzige Willy-Brandt-Platz, abgeschlossen.

Die ehemalige Zeche Heinrich-Robert liegt im Hammer Stadtteil Herringen und war zuletzt Teil des zusammengelegten ‚Bergwerk Ost’. 1901 wurden die ersten Schächte abgeteuft, seit 1904 wurde schließlich Steinkohle gefördert. Die Endteufe betrug über 1.200 m und zeitweilig arbeiteten über 5.500 Kumpel auf der Zeche. Aber am 30. September 2010 wurde die letzte Schicht gefahren und damit wurde auch die letzte Zeche in Hamm geschlossen. Die Kissinger Höhe ist die Abräumhalde des Bergwerk Ost. In den Jahren 1974 bis 1998 wuchs sie auf eine Höhe von 55 Metern. Von oben hat man bei klarem Wetter eine wunderbare Sicht auf die Stadt Hamm und das weitere umland. Insgesamt 17 km Wanderwege mit verschiedenen Steigungsgraden erwarten den Besucher. Die Halde wurde als Nordic Walking Park ausgewiesen. Informationstafeln mit Routenbeschreibungen befinden sich am Fuße der Anhöhe. Auf dem Weg nach oben wurde ein Bergwerkslehrpfad einrichtet. Er zeigt Geräte aus dem Bergbau und beschreibt auf Tafeln die Techniken, die unter Tage angewendet werden.

Der Stadthafen Hamm ist der zweitgrößte öffentliche Kanalhafen Deutschlands. Er liegt am Datteln-Hamm-Kanal und wird jährlich von über 1700 Schiffen angelaufen. Hauptumschlaggüter sind Getreide und andere Nahrungsmittel, Futtermittel, Kohle, Öl und Stahl. Der Hafen wurde zusammen mit dem Kanal im Jahre 1914 eröffnet. Bereits 100 Jahre zuvor hatte es einen Hafen an der Lippe gegeben. Doch der Fluss eignete sich nur bedingt für die Schifffahrt, da sich Wassertiefe und Strömungsverlauf der Lippe ständig veränderte. So wurde der Schiffsverkehr 1870 endgültig eingestellt.

Das direkt an der Lippe liegende Gerstein-Kraftwerk ist eine der markantesten Industrieanlagen im Ruhrgebiet. Seine drei monumentalen Kühltürme sind weithin sichtbar. Bereits 1914 wurde das Kraftwerk errichtet und in den folgenden Jahrzehnten stetig ausgebaut. Zeitweilig war es das grö0te Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Noch heute wird täglich aus ungefähr 400t Kohle Strom produziert.

Die ‚Lupia‘ gehört zu den drei Lippefähren, mit denen Fußgänger und Radfahrer kostenfrei den Fluss überqueren können. Allerdings ist die eigene Muskelkraft erforderlich, um die Gierseilfähre am Schloss Oberwerries in Bewegung zu setzen. Mit einer Kette wird das Boot zum anderen Ufer gezogen. Die Betriebszeit der Fähre ‚Lupia‘ ist zwischen April und Anfang November. ‚Lupia‘ ist der lateinische Name für ‚Lippe‘, da die Fährverbindung in die im Jahr 2013 neu gestalteten Römer-Lippe-Route eingebunden ist.

Eines der berühmtesten Industriekomplexe im Ruhrgebiet sind die Krafwerke in Hamm-Uentrop. Das ehemalige Kernkraftwerk besaß die exakten Bezeichnung ‚THTR-300‘. Es wurde 1983 in Betrieb genommen und galt als weitaus unfallsicherer als vergleichbare ältere Kernkraftanlagen. Doch 1986 kam es zu einem Zwischenfall, bei dem auch geringe Mengen an Radioaktivität austraten. Der Betreiber geriet wenig später an den Rand der Insolvenz. 1989 wurde der Reaktor nach einer Laufzeit von nur 7 Jahren wieder vom Netz genommen. Während der große Trockenkühlturm bereits 1991 gesprengt wurde, kann mit dem Abriss des Reaktorblocks frühestens 2030 begonnen werden.

Gleich neben dem alten KKW entstand in unmittelbarer Nähe zur Lippe sowie am Ende des Datteln-Hamm-Kanals ein neues Gas- und Dampf-Kombikraftwerk, das mit seinen beiden riesigen Kühltürmen eine schon von Weitem erkennbare Landmarke darstellt. Das GuD-Krafwerk hat eine Leistung von 850 MW und ging 2007 in Betrieb.


Radrouten die durch Hamm führen:

Werse Rad Weg
LandesGartenSchauRoute
Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
Route der Industriekultur per Rad
Radroute Historische Stadtkerne


Lengerich

L
engerich liegt direkt am Südhang des Teutoburger Waldes. 1727 wurde dem Ort durch Wilhelm I. von Preußen die Stadtrechte verliehen. Die erste urkund- liche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1147, aber bereits um 1050 wurde hier die erste Bauernschaft urkundlich erwähnt. Ausgrabungen, Urnenfunde sowie das Megalithgrab in Wechte beweisen, dass hier bereits vor 4000 Jahren gesie- delt wurde. Zwischenzeitlich zog Lengerich als Wallfahrtsort viele Pilger an, so dass die spätgotische Pfarrkirche bereits 1497 ihre heutige Gestalt erhielt. Während des Dreißigjährigen Krieges erhielt Lengerich besondere Bedeutung, da hier in den letzten Jahren der kriegerischen Auseinandersetzung wichtige Vorverhandlungen geführt wurden. Daran erinnert der Friedensreiterbrunnen in der Altstadt, einer von mehreren interessanten Brunnenanlagen. Neben dem alten Rathaus, wo sich heute die Tourist Information befindet, und dem alten Heimathaus, fällt in der Altstadt besonders das alte Torhaus, genannt ‚Römer’ auf, der bereits um 1250 erbaut wurde und heute eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Lohnend für einen Abstecher ist auch der Alva Skulpturenpark auf dem Gelände der beiden Lengericher Kliniken im Norden der Stadt. Für die Skulpturbiennale 2001 hatte der amerikanische Künstler einen kunstvollen Garten angelegt, welchen er ‚Lengerich Garden Projekt’ nannte und der für jedermann frei zugänglich ist.

Sehenswertes:

Das Wasserschloss Haus Vortlage ist ein ehemaliger Rittersitz, der auf einem aufgeschüttetem Erdwall, einer so genannten Motte errichtet wurde. Das heutige klassizistische Hauptgebäude aus dem 18. Jahrhundert ist bereits die dritte Anlage dieser Art, sie wird aus diesem Grunde auch kurz ‚neue Vortlage’ genannt. Die beiden vorigen Burgen lagen in unmittelbarer Nähe, wurden aber wieder abgebaut. Haus Vortlage dient auch heute noch als Wohngebäude und befindet sich im privatem Besitz. So ist die Schlossanlage nur von außerhalb des Tores zu besichtigen. Vor der Brücke zum Innenhof befindet sich eine alte, sanierte Wassermühle, die ebenfalls privat bewohnt wird.

  

Geschichtlicher Ablauf

um  1000

Ursprung der Schlossanlage auf einen Motte, dessen Reste noch heute an der vorbeiführenden Straße sichtbar sind. Später entsteht in unmittelbarer Nähe eine zweite Burg, die ‘alte Vortlage’. Auch sie existiert heute nicht mehr.

14. Jhd.

Das Rittergut Haus Vortlage wird zum Adelssitz.

18. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts entsteht im barocken Stil unweit der alten Anlage auf einer quadratischen Insel eine neue, die nunmehr dritte Wasserburg, die ‘neue Vortlage’.

1730

Bau der aufwendigen Brückenanlage
Bei neuere Umbauarbeiten wurde dem Gebäude ein Mansardendach aufgesetzt und ein Dreiecksgiebel angebaut.

Als Rathaus dient das Gebäude schon lange nicht mehr. Aber das 1897 erbaute Alte Rathaus war seinerzeit das erste Verwaltungsgebäude der Stadt Lengerich. Mehrfach wurde es umgebaut und heute dient es als Kulturtreff und Bibliothek sowie als Tourist-Information.

Der Römer ist das Wahrzeichen Lengerichs. Die ältesten teile des Gebäudes werden auf die Zeit um 1250 datiert. Urkundlich erwähnt als ‚Römer’ wurde es erstmals 1723.Im Jahre 1852 erwarb die Stadt das alte Torhaus. Zwischenzeitlich diente unter anderem als Rathaus und als Klassenraum für die Rektoratsschule. Heute ist hier ein Restaurant untergebracht.

Nahe der Rathausfreitreppe befindet sich der 2003 geschaffene Brunnen ‚Friedensreiter’ von Volker Johannes Trieb. Die eiserne Skulptur ähnelt frappierend dem Logo der Friedensroute und stellt ebenfalls einen Friedensreiter dar, der die Botschaft vom Ende des dreißigjährigen Krieges verkündet.

Der vom Osnabrücker Künstler Gerd Ruwe geschaffene Brunnen ‚Der Zwischenfall’ stellt eine witzige Begebenheit dar: Ein Mann versucht mit Hilfe seines Gehstockes seinen ins Wasser gefallenen Hut zu angeln. Dabei wird er am Rockzipfel von einer Frau gehalten, die wiederum von einem Jungen, der wiederum von einem Hund. Gemeinsam halten sie das Gleichgewicht. Die humorvolle Plastik wirkt sehr dynamisch und ist ein visueller Anziehungspunkt in der Fußgängerzone.

Die Stadtkirche wurde um 800 als Urkirche des nordwestfälischen Raumes gegründet. Besonders beachtenswert ist das romanische Portal. Nach der Dionysiuskirche in Rheine ist die Evangelische Stadtkirche das größte Gotteshaus im Kreis Steinfurt.

Das vom Heimatverein Lengerich verwaltete Heimathaus war einst ein für die Region typisches Ackerbürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert. Sein heutiges äußeres Erscheinungsbild erhielt das Haus mit seiner klassizistischer Werksteinfassade erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf telefonische Anfrage ist eine Innenbesichtigung möglich.

Ein weiterer künstlerisch interessanter Brunnen ist der 1990 von der Künstlerin Christine Rostalski aus Beton geschaffene und von der Dyckerhoff AG gestiftete Brunnen am Wapakoneta-Platz. Die nach außen geschlossene und innen durchbrochene Skulptur symbolisiert die Harmonie zwischen Wasser und Design. Der Platz wurde anlässlich der zehnjährigen Partnerschaft 2004 nach der Partnerstadt Wapakoneta in Ohio benannt.

Die Drahseilfabrik Gent wurde im Jahre 1856 gegründet. Ihre Produktionshallen und der markante, 60 Meter hohe Schornstein mit seinem 150.000 Liter fassenden Kühlwasserbehälter wurden 1919 fertig gestellt. Zwischenzeitlich wurden die Hallen von 1957 bis 2002 als Gießerei und Lager von einer Maschinenbaufirma genutzt. Nach einem kompletten Umbau wird der Komplex seit 2004 schließlich als Veranstaltungszentrum genutzt.

Im Park um die beiden Lengericher Kliniken wurde der Alva-Skulpturenpark eingerichtet. Hier sticht besonders ein Werk hervor: das ‚Lengerich Garden Projekt’ des amerikanischen Künstlers Ronald Jones. Er schuf es im Zuge der Skulpturbiennale 2001. Ein wasserspeiender Steinbrocken in einem kleinen Wasserbassin bildet das Zentrum einer kleinen, kunstvollen Gartenanlage, die zum Verweilen einlädt.

In der Bauernschaft Wechte an der Landstraße nach Brochterbeck entdeckte man1928 ein 4000 Jahre altes Megalithgrab. Das Hünengrab ist frei zugänglich und liegt an der Brochterbecker Straße.

Ein weiteres prähistorisches Grab in der Bauernschaft Wechte ist das Steinhügelgrab an der Straße nach Ladbergen. Das Grab wird auf etwa 1700 v. Chr. Datiert und stammt aus der späten Stein- oder frühen Bronzezeit.



Radrouten die durch Lengerich führen:

Friedensroute
100 Schlösser Route – Nordkurs
Sagenroute
Radroute Historische Stadtkerne




Glandorf

G
landorf, die südlichste Gemeinde des Landkreises Osnabrück, besitzt einen ländlich-bäuerlichen Charakter. Ein Wahrzeichen des Ortes ist die Windmühle aus dem Jahr 1839 mit einem dazugehörigen Backhaus. Bis 1960 war die Mühle in Betrieb. Nach der Gemeindereform 1972 wurde Glandorf kurzzeitig Bad Laer zugeteilt, seit 1981 ist der Ort wieder selbstständig. Während des 30jährigen Krieges, so berichten die Chroniken, konnten die Glandorfer den gestellten Vorderungen der schwedischen Besatzer nicht mehr nachkommen. Daraufhin wurde das Dorf im Jahre 1639 von schwedischen Soldaten vollständig nieder- gebrannt. Glandorf gilt heute als ‚Spargelhochburg’ im Osnabrücker Land. Zahlreiche Landwirte haben sich auf den Anbau dieses Gemüses spezialisiert und in der Spargelsaison von Mitte April bis Ende Juni kann man frischen Spargel direkt ab Hof kaufen. In dieser Zeit sollte man sich auf keinen Fall ein Spargelessen in einem der örtlichen Restaurants entgehen lassen.

Sehenswertes:

Die Glandorfer Windmühle ist der auffälligste Bau in der Gemeinde und deren Wahrzeichen

  

Geschichtlicher Ablauf

1839 – 40

Bau der Windmühle, um das Monopol der Wassermühlenbetreiber zu brechen.

1878

Verkauf an eine Privatperson, da größere Renovierungsarbeiten anstanden.

30er Jahre

Ein Dieselmotor ersetzte die Windenergie.

1960

Einstellung des Mühlenbetriebes, die Windmühle zerfiel zusehens.

1970

Erwerb des Bauwerkes durch die Gemeinde Glandorf. Die Fassade wurde neu verputzt und die Windmühlenflügel erneuert. Ansonsten stand das Mühlengebäude für lange Zeit brach.

1985-86

Vollständige Renovierung der Innenräume. Ein Windmühlenverein wurde gegründet, der die Mühle im Anschluß übernahm und in den Räumen verschiedene Veranstaltungen organisiert.

2000

Einrichtung eines Standesamtzimmers. Seitdem finden hier Trauungen statt.

SwinGolf ist eine vereinfachte Variante des traditionellen Golfsports. Den Namen bekam es durch den Begriff ‚Bewegung, dem ‚Swin(g)’. Im Jahre 1982 entwickelte der Franzose Laurent de Vilmorin einen Schläger und den ersten Swin-Ball für Spieler, die Golf auf einer einfachen Wiese ausüben wollen. So dient auch heute noch eine normale gemähte Wiese als Spielfläche. Der Ball ist etaws größer und weicher als der herkömmliche Golfball und das Ziel des Spieles ist es, diesen mittels des Schlägers über eine Spielbahn von 65 bis 300 Metern Länge in ein Loch zu befördern. In Frankreich hat sich SwinGolf bereits zur Trendsportart entwickelt, denn im Gegensatz zum klassischen Golf kann man diesen Sport ohne Vorkenntnisse betreiben. Da er auch von Kindern ab acht Jahren gespielt werden kann, eignet sich SwinGolf als Freizeitaktivität für die ganze Familie. Der Hof Horstmann betreibt neben einem Restaurantbetrieb eine solche Anlage, von denen es in Deutschland noch gar nicht so viele gibt. Daneben kann man auf der am Hof vorbeifließenden Bever Boot fahren oder im sogenannten Heuhotel übernachten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1862 Der Lehrer Mathias Niehaus legte nach einem Gelübte einen Kalvarienberg mit Kreuzweg, Ölgarten und Grabmahl Christi an. Noch im selben Jahr gründete es den Maria-Joseph-Verein, der sich zur Aufgabe machte, eine Marienkapelle zu errichten. Niehaus selber hatte das gesamte Geld zusammengesammelt.
1863 Bereits am 4. August konnte die Kapelle eingeweiht werden. Mathias Niehaus aber starb im November desselben Jahres.
1865 Bau des Vikarhauses.
1866 Neubau einer größeren Kapelle im neogotischen Stil aus Bruchsteinen durch die Schweger Bürger, wobei der kleine Turm der ersten Kirche zunächst erhalten blieb. Die neue Kirche bot nun 400 Gläubigen einen Sitzplatz und besitzt seitdem einen großen Chorraum für Altar, Kanzel und Beichtstuhl sowie 10 große Kirchenfenster.

  

Geschichtlicher Ablauf

1270 Die ältesten Teile der heutigen Kirche stammen aus diesem Jahr. Im selben Jahrhundert wurde auch das hölzerne Vortragskreuz erschaffen, welches sich noch heute im Inneren der Kirche befindet.
1636 Während des 30jährigen Krieges brandschatzten schwedische Truppen am 6. Mai den Ort. Die Kirche brannte vollständig nieder, wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Aus dem 17. Jahrhundert stammt auch der Sandstein-Seitenaltar mit dem Kreuzigungsrelief.
1550 Nach dem Aussterben der männlichen Linie kam die Burg durch Heirat an Jürgen von Holle, einen Obristen des Kaisers.
1817-20 Erweiterung der Kirche nach Süden, Umbau zu einer klassizistischen Hallenkirche.
1937 Erhöhung des Turmes auf 54 Meter.

Dieses kleine Museum wurde im Jahre 2002 eröffnet und zeigt ungefähr 200 historischer Landmaschinen und Geräte aus der Zeit von 1870 – 1970. Während der Öffnungszeiten werden diese auch vorgeführt. Darüberhinaus gibt es ein kleines kulinarisches Angebot mit Steinofenbrot sowie Kaffee und Kuchen.

Die Merschmühle stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert Die Wasser- und Staurechte der Familie Dallmöller, die heute noch die Mühle betreibt, stammen noch aus der Zeit um 1235. Betrieben wurde und wird die Mühle durch das Wasser aus dem Glaner und dem Remseder Bach. 1980 wurde die Wassermühle für fast zehn Jahre stillgelegt und modernisiert. Heute treibt der Wasserstrom kein Rad mehr an, sondern eine unterwasser gelagerte Saugturbine.

Die beiden im Ortsteil Averfehrden liegenden Findlinge zählen zu den größten im Osnabrücker Raum. Ursprünglich war es einmal ein zusammenhängender Stein. Aber bei der Freilegung zerbrach dieser in einen großen ‚Goliath’, und in einen kleinen ‚David’. Der Fundort lag eigentlich 300 m nordöstlich der heutigen Position. Der Findling stammt eigentlich aus der Gegend bon Mittelschweden. Gletscher transportierten ihn vermutlich während der Saale-Eiszeit (die mittlere der drei großen Eiszeiten in Mitteleuropa, ca. 230.000 bis 130.000 Jahre vor heute) bis nach Glandorf. Goliath besitzt ein Gewicht von 63 t und mißt einen Umfang von 11 Metern. David dagegen wiegt nur ca. 4,5 t und sein Umfang beträgt ungefähr 6 Meter.



Radrouten die durch Glandorf führen:

Friedensroute
100 Schlösser Route – Nordkurs
Radroute Historische Stadtkerne
Grenzgängerroute Teuto-Ems




Lienen

A
m südlichen Rand des Teutoburger Waldes liegt das ursprünglich landwirt- schaftlich geprägte Lienen, gleich hinter der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Inzwischen hat sich die Gemeinde mit dem kleinen historischen Ortskern zu einem staatlich anerkannten Erholungsort mit vielfältigen Möglichkeiten für Aktivurlauber gemausert. Besonders zu erwähnen ist der Nordic Walking Park. Mit seinen 35 Routen und mit über 300 km Strecke gilt er als der Größte in Norddeutschland. Die Lage Lienens am Natorpark TERRA.vita und dem Holperdorfer Tal im Teutoburger Wald einerseits und des flachen Münster- landes im Süden andererseits bieten darüber hinaus weitläufige Möglichkeiten zum Wandern. Auch hierfür ist ein ausgedehntes Netz geschaffen. Eine weitere Besonderheit ist der Lienener Barfußpark. Auf dem etwa 2,5 km langen Rund- kurs können Sie barfuß abwechselnd über verschiedene Untergründe laufen.

Sehenswertes:

Der Ortskern von Lienen wird geprägt von liebevoll restaurierten Zweiständer-Fachwerkhäusern rund um den Thieplatz, die Kirche und den Dorfteich. Das auffälligste Gebäude im Zentrum Lienens ist das ‚Hohe Haus’. Ursprünglich stand hier ein Jagdschlösschen der Grafen von Tecklenburg, das jedoch Anfang des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde. An gleicher Stelle wurde nach dem Vorbild herrschaftlicher Bauten des 18. Jahrhunderts ein zweistöckiger Fachwerkbau mit Mansardenwalmdach errichtet.

Eine besondere Attraktion ist der Barfußpark. Auf einer Streckenlänge von 2,5 km soll man mittels der blanken Füße Untergründe fühlen, Natur erfahren sowie die Sinne beleben und anregen. Der Weg führt durch Wasser, über Gras, Holz, Rindenmulch, Kiesel, Splitt, Schotter, Lehm, Kalkstein, Sand, Erde, Beton und Pflastersteinen. Darüber hinaus gilt regelmäßiges Barfuß laufen als gesund, weil es das Herz-Kreislaufsystem anregt, den Blutdruck reguliert und durchblutungsfördernd wirkt. Start und Ziel des Rundkurses befinden sich direkt neben dem Dorfteich und der Tourist-Information im Haus des Gastes. Der Eintritt in den Park ist frei.

Der “Nordic Walking Park Tecklenburger Land” gilt als größter Park seiner Art in Norddeutschland. Er wurde 2005 eröffnet und bietet ein ungefähr 300 Kilometer langes Wegenetz mit 33 Routen aller Schwierigkeitsgrade und unterschiedlicher Höhendifferenzen an. So werden alle Anforderungsprofile bedient, sowohl für Einsteiger mit Rundkursen auf einfachen Strecken, als auch für durchtrainierte Sportler mit Strecken, die Höhenunterschiede von bis zu 288 m aufweisen und bis zu 17 km lang sind. Aber auch für den einfachen Wanderer und Spatziergänger sind die Wege geeignet.

Das Holperdorper Tal in Lienen zählt zu den schönsten Tälern des Teutoburger Waldes. Mit seinen sanft geschwungenen Hügeln bietet es wunderschöne Ausblicke und reizvolle Wanderwege. Besonders beliebt ist das Holperdorper Tal während der Kirschblüte, es wird auch als Tal der Kirschen genannt.

Wo einst die Staatsgrenze zwischen dem Bistums Münster und dem Hochstifts Osnabrück verlief, befindet sich heute noch die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Friedensbank markiert diesen Grenzverlauf und bietet dem Reisenden die Gelegenheit, kurz einmal Ruhe und Besinnung zu finden.

Am südlichen Hang des Teutoburger Waldes auf 225 m über dem Meeresspiegel befindet sich die wohl nördlichste Jausenstation: Malepartus. Diese kleine Plateau, von dem man einen herrlichen, weiten Blick über das Münsterland genießen kann, war bereits Ende des 19. Jahrhunderts Ausrichtungsort für das Lienener Schützenfest. Im Jahre 1910 befand sich hier mit einer Blockhütte bereits eine Raststation für Wanderer. In den 30ger Jahren wurde die Wirtschaft bei Wanderern und Ausflüglern immer beliebter, so wurde Malepartus immer wieder ausgebaut, bis der Betrieb gegen Ende der 60ger Jahre dann doch eingestellt wurde und das Gebäude in der Folgezeit dann mehr und mehr verfiel. Erst Mitte der 90er Jahre erwachte es aus seinem Dornröschenschlaf, als man hier in die alten Räumlichkeiten renovierte und ein modernes Restaurant mit bayrischem Ambiente eröffnete.

Der Name Malepartus stammt aus der Tierfabel ‘Reinecke Fuchs’ von Johann Wolfgang von Goethe. Reineke Fuchs nennt darin sein Schloß ‘Malepartus’. So dient der Fuchs auch heute als Wahrzeichen für die Waldwirtschaft.



Radrouten die durch Lienen führen:

Friedensroute
Sagenroute
Radroute Historische Stadtkerne
Grenzgängerroute Teuto-Ems




Lippstadt

D
as ‚Venedig Westfalens‘ wird von mehreren Lippearmen durchzogen. Kanäle prägen das Bild der Stadt, die 1185 durch Bernhard II., Edelherr zur Lippe, als erste Planstadt Westfalens gegründet wurde. Bereits im selben Jahr bekam Lippstadt durch Kaiser Friedrich Barbarossa die Stadtrechte verliehen. Früh schloss sich die Gründungsstadt der Hanse an und wurde so zu einem bedeutenden und wohlhabenden Fernhandelszentrum. Der Grundriss Lippstadts besteht aus einem gitternetzartigen Aufbau, der sich um einen zentralen rechteckigen Platz im Zentrum erstreckt, der vom 1774 neu errichteten klassizistischen Rathaus dominiert wird. Um den Rathausplatz gruppieren sich unter anderem die mächtige Große Marienkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert und das Stadtpalais von 1788, vor dem sich der symbolreiche Bürgerbrunnen befindet. Die Bronzefiguren des Brunnens stehen alle in Verbindung mit der Stadtgeschichte. Am Rathausplatz beginnt die ‚Lange Straße‘. Sie ist die pulsierende Haupteinkaufsstraße Lippstadts und verläuft nach Süden in Richtung des Bahnhofes. Im Stadtkern sind noch zahlreiche Bürger- und Fachwerkhäuser erhalten, obwohl Lippstadt durch mehrere Stadtbrände stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Besonders auffällig sind der ‚Goldene Hahn‘ von 1532 und das Metzgeramtshaus von 1661. Bemerkenswert sind auch die Jakobikirche und die Nicolaikirche, die beide romanischen Ursprungs sind und durch ihre mächtigen weißen Türme beeindrucken. Nicht weit entfernt stehen die Überreste der Kleinen Marienkirche. Die ehemalige Stiftskirche gilt als eine der schönsten Kirchenruinen Deutschlands und als eines der bedeutendsten frühgotischen Baudenkmäler Westfalens.
Mit dem Schloss Overhagen, dem Schloss Herringhausen, und dem Schloss Schwarzenraben stehen drei hübsche barocke Wasserschlossanlagen in den Stadtteilen Lippstadts. Von der Wasserburg Lipperode blieb dagegen nur eine Ruine erhalten. Bad Waldliesborn, ein weiterer Stadtteil, ist heute ein staatlich anerkanntes Mineralheilbad mit Thermalsole und weitläufigem Kurpark.

Sehenswertes:

In einem altehrwürdigen, 1656 erbauten Patrizierhausbaus befindet sich heute das Stadtmuseum. Nach einem größeren Umbau 1770 erhielt das historische Gebäude sein heutiges Aussehen. Besonders sehenswert sind die kunstvollen Stuckarbeiten im Inneren des Anwesens. Die vielfältige Ausstellung des Museums zeigt Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, zahlreiche Exponate zur Stadtgeschichte, Beispiele aus der Wohnkultur der letzten Jahrhunderte, Sakrale Kunst und Kunsthandwerk, wissenschaftliche Instrumente, Spielzeuge und eine umfangreiche Fächersammlung.

Lippstadt wurde als Planstadt im späten 12. Jahrhundert gegründet. Inmitten des gitterartigen Straßennetzes wurde ein rechteckiger Platz geschaffen, an dem neben der großen Marienkirche und dem Stadtpalais auch das Rathaus errichtet wurde. Nachdem jedoch das mittelalterliche Ratsgebäude wegen Baufälligkeit abgetragen werden musste, wurde es 1773 durch einen klassizistischen Neubau ersetzt. Das zweistöckige  Rathaus besitzt einen übergiebelten Mittelrisalit sowie eine große Freitreppe. Der denkmalgeschützte Bau dominiert auch heute noch den Rathausplatz.

Die Städtische Galerie im Rathaus widmet sich sowohl der zeitgenössischen Kunst als auch der lokalhistorischen Kunst. Jährlich werden dort zwei bis drei wechselnde Ausstellungen präsentiert.

An der nordöstlichen Ecke des Rathausplatzes steht das Stadtpalais. Es entstand 1788 im Stil des Klassizismus und diente zunächst repräsentativen Zwecken des Stadtmagistrats. Heute beherbergt es das Standesamt. Sehenswert sind die aufwendigen Stuckarbeiten im Salon, der heute als Trauzimmer dient.

Vor dem Stadtpalais steht der 1988 von Bonifatius Stirnberg geschaffene Bürgerbrunnen, der mithilfe von Symbolen, Wappen und Figuren mit der Geschichte der Stadt Lippstadt spielt. Zu den dargestellten beweglichen Bronzefiguren gehören Bernhard II., dem Gründer Lippstadts, Friedrich der Große, der die Stadt als Landesherr mehrfach besuchte, Johannes Westermann, der die Reformation nach Lippstadt brachte und Simplizius Simplizissimus, die berühmte Romanfigur aus Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens ‚Der abenteuerliche Simplizius Simplizissimus‘, die gerade auch in Lippstadt ihr berüchtigtes Unwesen trieb.

Nachdem Lippstadt gegen Ende des 12. Jahrhunderts als Planstadt entstanden war, begann man um 1205 am zentralen Platz mit dem Bau der Marienkirche. Das imposante Gotteshaus wurde um 1250 vollendet, wobei der Westturm und der spätgotische Hallenchor erst später ergänzt wurden. Nach der Reformation wurde die Kirche evangelisch. Zu der Innenausstattung gehört ein spätgotisches Sakramentshäuschen von 1256, zwei Wächterfiguren aus der Zeit um 1250 sowie der barocke Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert. Im Zwischenchor haben sich einige Wandmalereien erhalten, die ebenfalls noch aus der Zeit der Erbauung stammen.

Die ehemals zu einem Augustinerkloster gehörende Kirche entstand Mitte des 13. Jahrhunderts und gehört zu den bedeutendsten frühgotischen Baudenkmälern Westfalens. Nachdem die Hallenkirche 1831 wegen Baufälligkeit geschlossen wurde, verfügte der damalige König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1855 die Erhaltung der inzwischen verfallenen Sandstein-Ruine. Der Altar und einige Grabsteine sind auch heute noch zu erkennen.

Die katholische Nicolaikirche ist das älteste Gotteshaus Lippstadts. Sie entstand als romanische Kreuzbasilika im späten 12. Jahrhundert kurz nach der Stadtgründung. 1872 wurde die Kirche abgebrochen, um von einem größeren Kirchenneubau ersetzt zu werden. Der mächtige romanische Westturm mit seiner charakteristischen Rundfensteranordnung blieb dabei erhalten.

Zwischenzeitlich war die Nicolaikirche über mehrere Jahrhunderte evangelisch, da sämtliche Kirchen der Stadt im Zuge der Reformation der protestantischen Gemeinde zufielen. Erst 1802 wurde das Kirchengebäude wieder der katholischen Gemeinschaft überlassen.

Die Jakobikirche entstand um 1300 als frühgotische Hallenkirche. Auffällig sind ihr mächtiger Westturm mit den vielen rundbogigen Fenstern sowie der verhältnismäßig kurze Grundriss. Wie alle anderen Kirchen auch, fiel die Jakobikirche im Zuge der Reformation an die Evangelische Kirche. Seit 2007 dient das Gotteshaus als multifunktionales Veranstaltungszentrum.

Die Wasserburg Lipperode besitzt eine lange und abwechslungsreiche Geschichte. Sie entstand bereits im 13. Jahrhundert als befestigter Wohnturm für die Edelherren zur Lippe, die die Burg aber wohl nie für längere Zeit bewohnt haben. Um das Jahr 1400 herum wurde das gräfliche Anwesen ausgebaut. Dabei entstand unter anderem ein neuer Bergfried. Unter Graf Simon VI. wurde die Burg zwischen 1604 und 1609 zur stolzen Festung nach niederländischem Vorbild ausgebaut – eine Provokation gegen die benachbarten Fürstenhäuser! So wurde bereits 1616 wieder mit der Schleifung der Niederungsburg begonnen. Doch der Abriss zog sich sehr lange hin. Zwischenzeitlich diente die Burg bis 1790 als Verwaltungssitz für die Amtmänner von Lipperode und Cappel. Heute sind von der alten Wehrburg nur noch Reste des Wohnturmes erhalten.

Das hübsche Wasserschloss entstand ab 1619 im Stil der Lipperenaissance, nachdem kurz zuvor die Vorgängerburg aus dem frühen 13. Jahrhundert abgetragen worden war. Der zweigeschossige Schlossbau mit seinen zwei wuchtigen Ecktürmen wurde im 18. Jahrhundert noch einmal barock erweitert. Um das Jahr 1720 entstand auch die Vorburg im barocken Stil. Die Anlage besteht aus einer Haupt- und einer Vorburg, die sich auf zwei verschiedenen Inseln befinden und von einer Wassergräfte umgeben sind. Zuletzt hatte das Anwesen lange ein privates Gymnasium beherbergt.

Südwestlich von Lippstadt liegt der Stadtteil Herringhausen. Das gleichnamige barocke Wasserschloss geht auf ein Rittergut zurück, das an gleicher Stelle bereits im 16. Jahrhundert existierte. Bereits zu dieser Zeit war das Anwesen im Besitz der Herren von Schorlemer und noch immer befindet sich das Schloss im Familienbesitz.

Das heutige zweigeschossige Herrenhaus entstand zwischen 1720 und 1730 und ist streng symmetrisch um eine Mittelachse ausgerichtet. Zu der Anlage gehören ein Torhaus und zwei vorgelagerte Pavillons. Die Wassergräfte, die einst das gesamte Schloss umgab, wurde inzwischen teilweise zugeschüttet.

Das schmucke Wasserschloss bei Bökenförde geht auf das mittelalterliche Gut Wambeke zurück, dass bereits im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Um 1705 wurde Schloss Schwarzenraben als Neubau im barocken Stil errichtet. Die zweigeschossige Dreiflügelanlage ist auch heute noch im privaten Besitz und wird von einem hübschen Park mit Orangerie umgeben. Die reizvolle Schlosskapelle wurde im Rokokostil ausgestaltet.

Das Kloster Benninghausen wurde 1240 durch den Ritter Johann von Erwitte gestiftet. Der Zisterzienserorden wandelte sich im 17. Jahrhundert zum adligen Damenstift und wurde im Zuge des Reichdeputationsabschlusses im Jahre 1804 aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche entstand 1514 und wurde 1892 noch einmal um ein Querschiff erweitert. Heute dient das Gotteshaus als katholische Pfarrkirche und als Anstaltskirche der Westfälischen Klinik für Psychiatrie. Auch die früheren Abteigebäude werden durch die Klinik genutzt. Zu der wertvollen Ausstattung der Kirche zählen ein Kruzifix aus dem 11. Jahrhundert, das Sakramentshäuschen, der Taufstein und die Kreuzigungsgruppe aus Baumberger Sandstein (alles aus dem 16. Jahrhundert).

Im Mittelalter tagte an der heutigen Grenze von Lipperode, Westenholz und Mastholte ein Freigericht, der so genannte ‚Freystuhl‘. Das Gericht war verantwortlich für Beurkundungen und für Entscheidungen über Ansprüche, die aus einem Hofbesitz resultierten. Ein letztes Zeugnis des ‚freyen Stuhls‘ findet sich im Jahre 1771.

Auf einem Sandhügel markiert heute ein dreieckiger Stein in der Mitte eines steinernen Ringes die Stelle, an der das Gericht einst getagt hatte.



Radrouten die durch Lippstadt führen:

Römer-Lippe-Route
Radroute Historische Stadtkerne




Tecklenburg

M
alerisch auf dem Teutoburger Wald gelegen, liegt das romantische mittelalter liche Tecklenburg. Die Stadt, die der Region ihren Namen gab. Von hier aus kann man einen weiten Blick über das Münsterland genießen. Da die Friedensroute aber am Fuße des Teutoburger Waldes entlangführt, muß man hierfür schon eine beschwerliche Bergauffahrt in Kauf nehmen. Oben aber findet man ein Städtchen mit engen Gässchen, historischen Fachwerkhäusern, steilen Treppen und einer alten Höhenburganlage, die heute die größte Freichlichtbühne Deutschlands beherbergt. Tecklenburg besaß im Mittelalter eine besondere Bedeutung, weil hier eine Passstraße über den Osning verlief und die erhobenen Zölle der Stadt einen gewissen Wohlstand bescherten. Das Thema ‚Hexen’ ist in Tecklenburg heute zur touristischen Attraktion geworden, da hier im Mittelalter die Exzesse der Hexenverbrennung durch das reformierte Grafenhaus verhindert wurden. Der ‚Hexenpfad’ ist ein beliebter Wanderweg, wie auch die gesamte Region um das nördlichste deutsche Bergstädtchen wunderbare Wandermöglichkeiten durch das Tecklenburger Land mit seinen sagenumwobenen Fels- und Klippenforma- tionen und seinen ausgedehnten Wäldern bietet. Unten in der Talaue, direkt an der ‚Friedensroute’, liegt das Wasserschloss Haus Marck. Im Dreißigjährigen Krieg fanden hier 1643 Vorverhandlungen zum West- fälischen Frieden statt. Dörfliches und gemütliches Flair dagegen bieten die Ortsteile Tecklenburgs, wie beispielsweise das direkt an der Friedensroute liegende Brochterbeck mit seiner Wassermühle.

Sehenswertes:

Verträumt am Fuße des Teuteburger Waldes, direkt von einer Gräfte umspült, liegt das Haus Marck. Von weitem wirkt die Anlage fast, als würde sie im Wasser versinken oder sich hinter Bäumen verstecken. Ursprünglich war das im 16. Jahrhundert entstandene Gebäude zweistöckig und wirkte so sehr viel wuchtiger. Aber im Laufe der Zeit war das Wasserschloss sehr baufällig geworden. Einer der damals noch vorhandenen Ecktürme stürzte Mitte des 18. Jahrhunderts ein. So wurden in der Folgezeit auch die anderen Ecktürme sowie das gesamte Obergeschoß abgebaut. Haus Marck hatte während des Dreißigjährigen Krieges eine bedeutende Rolle, denn hier fanden Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden statt. Die geschlossene Vierflügelanlage ist von außerhalb der Gräfte gut zu besichtigen. In den Monaten April bis Oktober finden jeweils am Samstag um 10:00 Uhr und gegebenenfalls auch um 11:00 Uhr Führungen statt.

  

Geschichtlicher Ablauf

um  1400

Bau einer urkundlich nachgewiesenen Wasserburg durch die Herren von Horne.

1512

Erweiterung der Burg.

1550

Nach dem Aussterben der männlichen Linie kam die Burg durch Heirat an Jürgen von Holle, einen Obristen des Kaisers.

1562-65

Umbau der Schlossanlagedurch die Herren von Holle. Durch die Heirat seiner Tochter gelangte Haus Marck in den Besitz der Familie Diepenbrock.

1643

fanden auch hier Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden statt.

1754

Geburt des Friedrich von Bodelschwingh als Sohn des Ernst von Bodelschwingh, Landrat von Tecklenburg und späterer Minister. Friedrich, der ‚Vater der Armen’, verbrachte hier seine Kindheit und Jugend. Später baute er in Bielefeld die Anstalten von Bethel auf.
Haus Marck wird privat bewohnt. Im Rittersaal finden regelmäßig Konzerte und Lesungen statt.

Am Rande des Habichtswaldes, umgeben von Fischteichen und Wiesen, liegt verträumt das romantische Haus Habichtswald. Es wurde 1641 vom Grafen Bentheim-Tecklenburg als Jagdresidenz errichtet. Eine Kastanienallee führt zu der Herrschaftlichen Anlage, dessen Hauptgebäude im frühbarockem Stil ausgeführt wurde. Heute beheimatet das Jagdschloss ein kleines Hotel mit einem Restaurant für gehobene Ansprüche.

  

Geschichtlicher Ablauf

1641

Bau des Jagdschlosses im Auftrag vom Grafen von Bentheim-Tecklenburg.

1707

Der Habichtswald wird preußische Domäne, als die Grafschaft Tecklenburg an das Haus Hohenzollern fiel.

1826

Verkauf eines Teiles des Areals mit dem Schloss an Arnold Rehorst. Der größere restliche Teil wird Staatsforst.

1562 – 65

Umbau der Schloßanlagedurch die Herren von Holle. Durch die Heirat seiner Tochter gelangte Haus Marck in den Besitz der Familie Diepenbrock.

2002

fanden auch hier Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden statt.
Eröffnung des Restaurant & Hotel & Resort Jagdschloss Habichtswald.

Der historische Stadtkern von Tecklenburg mit seinen vielen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und seinen verwinkelten Gässchen ist besonders sehenswert. Da Tecklenburg in den Hang des Teutoburger Waldes hineingebaut wurde, gibt es wunderschöne Ausblicke über die roten Dächer hinweg in das Tecklenburger Land und bis weit in das Münsterland hinein. Tecklenburg wird daher auch ‚Balkon des Münsterlandes’ genannt. Die Fachwerkhäuser stammen aus dem 16. – 18. Jahrhundert. Der zentrale Platz des Städtchens ist der Markt. Hier gruppieren sich einige Restaurants und Cafés, die zur Rast einladen.

Von der ehemals stolzen mittelalterlichen Burganlage von Tecklenburg blieben nur noch einige Mauerreste und einige unterirdische Gewölbe aus Bruchstein erhalten. Der überwiegende Teil der Höhenburg verfiel im 18. Jahrhundert. In die historische Anlage wurde eine Freilichtbühne integriert. Mit 3000 Sitzplätzen ist es die größte Freichlichtbühne Deutschlands, auf der im Sommer sowohl Schauspiele als auch klassische Musikaufführungen stattfinden. Das Restmauerwerk und die Freilichtbühne sind außerhalb der Veranstaltungszeiten jederzeit zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd.

Bau der Höhenburg für die Grafen von Tecklenburg.

16. Jhd.

Bau der Geschützbastion, einer unterirdischen Befestigungsananlage, von denen einige unterirdische Gewölbe noch erhalten sind.

18. Jhd.

Die Burg zerfällt und wird in der Folgezeit auch nicht mehr aufgebaut.

In einem alten Fachwerkhaus von 1684, etwas unterhalb des Marktes, befindet sich das Puppenmuseum. Die Sammlung Nahrath und Botsch gilt als eine der wertvollsten des Landes. Die älteste Puppe stammt aus der Zeit um 1875. Neben historischen Puppen werden auch Puppenstuben und weiters Spielzeug gezeigt. Darüber hinaus präsentiert das Museum sechs Gemälde des Worpsweder Künstlers Otto Modersohn, ein eingerichtetes Biedermeierzimmer und eine Ausstellung zum Thema Leinenproduktion, die als Wirtschaftszweig im 17. bis ins 19. Jahrhundert hinein für die Region eine hervorgehobene Rolle spielte.

Tecklenburg ist ein Kneipp- und Luftkurort. Vom Kurpark her bietet sich dem Besucher ein herrlicher Blick auf das Städtchen. Hier wurden ein Heilkräutergarten mit Lehrpfad und eine Kneippsche Wassertretanlage errichtet. Beides ist frei zugänglich.

Die Grafen von Tecklenburg gehörten dem reformierten Glauben an und sie unterstützten Johann Weyer (auch Wier), einen Arzt, der sich im 16. Jahrhundert als erster in Deutschland gegen die Hexenverfolgung auflehnte. So kam es in Tecklenburg zu keinerlei Hexenverbrennungen. Weyer starb im Jahre 1588 auf der Tecklenburg und zu seinen Ehren wurde innerhalb der Burganlage der Wierturm errichtet. Dieser ist der Ausgangspunkt für den etwa vier Kilometer langen ‚Hexenpfad’. Dieser besonders auch für Kinder geeignete Wanderweg führt an einigen Orten vorbei, von denen verschiedene Mythen und Sagen überliefert sind. Den Höhepunkt der Wanderung bietet der Abstieg in die ‚Hexenküche’. Der Überlieferung nach flogen des Nachts zur Mitternachtsstunde die Hexen auf ihren Besen herbei, um dort ihren Zaubertrunk zu brauen und ausgelassen um das Feuer zu tanzen. Auch der Teufel persönlich soll an diesen Feiern oftmals teilgenommen haben. Wer aber als normaler Sterblicher diesen Zeremonien beiwohnte, der war dem Tode geweiht!



Radrouten die durch Tecklenburg führen:

Friedensroute
100 Schlösser Route – Nordkurs
Sagenroute
Radroute Historische Stadtkerne




Steinfurt

D
ie Stadt Steinfurt entstand erst im Jahre 1975 im Zuge der regionalen Neuordnung aus den ehemals eigenständigen Städten Burgsteinfurt und Borghorst. Bereits im frühen Mittelalter gab es hier eine befahrbare Flusspassage über die Aa. Von dieser Furt leitete sich der Name der Stadt ab. Obwohl das Münsterland eine sehr stark katholisch geprägte Gegend ist, wurde Steinfurt eine protestantische Enklave. Der Ort besitzt die älteste Hochschule Westfalens und mit dem Schloss Steinfurt eins der schönsten Wasserschlösser im Münsterland. Sehenswert sind auch die Innenstadt von Burgsteinfurt mit seinen historischen Gebäuden am Markt sowie das Steinfurter Bango, ein alte Parkanlage aus dem 18. Jahrhundert.

Sehenswertes:

Das auf einem kreisrunden, künstlich aufgeschütteten Erdhügel stehende Schloss Steinfurt gilt als die älteste Wasserburg Westfalens. Die gesamte Anlage ist auch eine der größten und schönsten und besteht insgesamt aus zwei künstlich angelegten Inseln, der Ober- und der Unterburg, jeweils umflossen von der Steinfurter Aa. Erstmals 1129 urkundlich erwähnt, wurde die Wehranlage über die Jahrhunderte ständig erweitert. Das Herrenhaus auf der Oberburg besteht aus einer halbkreisförmigen Ringmauer und passt sich der runden Inselform an. Trotz aller Veränderungen blieb doch der wehrhafte Charakter der Anlage erhalten. Beachtenswert ist auch das Torhaus. An das Fachwerkhaus schließt sich steinerner Turm an. Schloss Steinfurt befindet sich seit 800 Jahren im Familienbesitz.

 

Hinter der Szenerie:

Das Schloss Steinfurt besitzt eine der wenigen voll ausgebildeten Doppelkapellen in Deutschland. Sie wurde in dieser Form errichtet, damit auch die einfachen Bediensteten in der spartanischer ausgestatteten unteren Kapelle dem Gottesdienst folgen konnten, der im oberen Teil für die Herrschaften abgehalten wurde. Die beiden Kapellen sind exakt übereinander angebracht und durch eine Luke verbunden.


  

Geschichtlicher Ablauf

890

Entstehung eines Dynastensitzes an der heutigen Stelle der Burg mit dem Namen Villa Seliun.

10. Jhd.

Vermutliche Entstehung einer ersten wehrhaften Anlage auf einer Motte.

11. Jhd.

Bau eines später wieder abgerissenen Verteidigungsturmes.

1129

Urkundliche Erwähnung als sächsischer Haupthof auf einer Motte. Als Eigentümer werden Ruothulfus und Liudolfus de Stenforde genannt, Vorfahren des heutigen Fürsten.

1164

Rudolf und Balduin von Steinfurt nahmen mit ihrem Gefolge an einer Huldigungsfeier teil, die aufgrund der Überstellung der Gebeine der heiligen drei Könige nach Köln durch den Erzbischof von Köln, Reinald von Dasseln stattfand. Diese Gelegenheit wurde von den Rittern der Burg Ascheberg, Gefolgsleute des Bischofs von Münster, genutzt, um die jetzt ungenügend gesicherte Burg zu stürmen und zu schleifen. Daraufhin kam der Kurfürst von Köln den Steinfurter Rittern zu Hilfe und gemeinsam zerstörte man die nur rund zwei Kilometer entfernt liegende Burg Ascheberg, die nicht wieder aufgebaut wurde. In der Folgezeit wurde Steinfurt zu einer der größten Wasserburgen in Westfalen ausgebaut: eine große Ringmauer entstand und das Gelände der heutigen Vorburg wurde mit Palisaden gesichert. Die Doppelkapelle und Teile des Rittersaals stammen noch aus diesem Jahrhundert. Die Burg wurde seitdem ständig erweitert.

1189-1191

Teilnahme Rudolf von Steinfurts an dem 3. Kreuzzug unter Kaiser Friedrich Barbarossa nach Palästina.

13. Jhd.

Umbau des Wohnturmes zum Rittersaal, Entstehung der Unterburg.

1222

Schenkung von Ländereien durch Rudolfs Sohn an die Johanniter, die im Gegenzug für die Sicherheit der Herrschaft Steinfurts sorgten.

1276

Erstmalige Erwähnung eines öffentlichen Gerichtsplatzes vor der heutigen Vorburg.

14. Jhd.

Bau zweier Burgmannshöfe auf der Vorburg. Zu ihnen gehörte auch das Treppentürmchen der ‚Ritterburg’, des Burgmannshofes der Ritter von Rheine.

1347

Steinfurt erhält die Stadtrechte.

1395

In der Fehde mit dem Bischof Otto von Hoya fällt dieser den Herren von Solms-Ottenstein sowie Ludolf von Steinfurt in die Hände und wird daraufhin im Schlossturm von Steinfurt eingekerkert. Die bischöflichen Truppen belagern daraufhin erfolglos die Burg. Sogar ein päpstlicher Bann wurde ausgesprochen, aber der Bischof blieb trotzdem in Gefangenschaft.

1399

Nach der Zahlung eines beträchtlichen Lösegeldes wird der Bischof Otto von Hoya nach vier Jahren aus seinem Gefängnis entlassen.

15. Jhd.

Bau des Torhauses mit überkragenden Geschossen im Fachwerkstil.

1451

Nachdem die Linie der Herren von Steinfurt ausstarb, fiel das Anwesen an einen Neffen, den Herren Everwyn von Götterswyk. Kurz davor hatte dieser auch die Grafschaft Bentheim geerbt. So nannte er sich fortan Graf zu Bentheim und verlegte seinen Stammsitz nach Steinfurt. Über 17 Generationen hinweg befindet sich die Burg auch heute noch im Besitz der Familie.

1495

Wegen der erfolgreichen Teilnahme Everwyn I. zu Bentheim an den Feldzügen Kaiser Maximilians gegen die Türken und gegen König Franz I. von Frankreich belohnte der Kaiser den Grafen mit der Reichsunmittelbarkeit der Edelherrschaft Steinfurt. Das führte jedoch in der Folgezeit immer wieder zu Konflikten mit dem Bischof von Münster, in dessen Einflussbereich Steinfurt lag.

1559

Bau der Auslucht im Innenhof von Johann Brabender im Stil der Frührenaissance sowie des ‚Neuen Steinhauses’.

1564

Graf Arnold III. zu Bentheim konvertiert zur Protestantischen Kirche Luthers und macht Steinfurt damit zur protestantischen Enklave im katholischen Münsterland, um Eigenständigkeit zu demonstrieren.

1588

Graf Arnold IV. führt die reformierte Kirche nach der Lehre Calvins und Zwinglis ein. Er gründete die ‚Universitas Literae’, die erste Hochschule Westfalens, die der Ausbildung von Geistlichen, Beamten und Ärzten im reformierten Geist diente.

1596

Bau des Renaissanceturms mit den vielen Fenstern. Auch das Kanzlereigebäude vor der nördlichen Schildmauer stammt aus diesen Jahren.

1618-1648

Während des Dreißigjährigen Krieges erleidet die Burg wie auch die Stadt großen Schaden. Die Pest raffte fast die gesamte Bevölkerung dahin und 1648 kam es zu einer langwierigen Belagerung durch den Bischof von Münster.

1679

Bau des langen Flügels auf der Oberinsel.

1727

Entwurf des barocken Brunnenhäuschens durch den Steinmetz Johann Schrader, welches später auf der Vorburg errichtet wurde.

1773-17 79

Abriß des alten Wehrturms sowie der zur Stadt liegenden Wehrmauern. Neubau von Remise, Pferdestallung und Reitbahn.

1765-1805

Die Grafen Carl Paul ernst sowie Ludwig zu Bentheim legen im Zeitalter des Rokkoko den Bagno-Park in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg an, dessen Gebäude aber heute fast ausnahmslos nicht mehr bestehen. Der Bagno-Park gilt als Merkmal der wirtschaftlichen Erholung der Grafschaft, und ist auch heute noch ein beliebtes Ausflugsziel.

1806

Nachdem Steinfurt über Jahrhunderte Reichsunmittelbarkeit besaß, fällt die Grafschaft unter der Herrschaft Napoléons an das Großherzogtum Berg.

1817

Nach dem Wiener Kongress fällt Steinfurt an Preußen und ist seit dem Kreisstadt.

1877-1898

Restaurierung der gesamten Anlage durch Franz Anton Nordhoff.

1898-1904

Ausstattung der Oberkapelle mit Kanzel, Altar und Bänken. Darüber hinaus erhält sie ihre Bemalung.
Das Schloss ist nach wie vor im Besitz des Fürsten zu Steinfurt-Bentheim, der hier auch mit seiner Familie wohnt.

Das Steinfurter Bagno ist ein im 18. Jahrhundert angelegter Landschafts- und Vergnügungspark, und galt eine Zeit lang als der bedeutendste Freizeitpark Westfalens. Gegründet wurde er 1765 von Graf Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt, der einen Park im französischen Stil als Sommergarten anlegen ließ. 1780 übernahm Graf Ludwig die Grafschaft. Dieser baute den 125 ha großen Park stetig aus und hielt ihn für jedermann ständig geöffnet. So hatte sich in kürzester Zeit ein viel besuchter Vergnügungspark entwickelt. Der Mode der Zeit entsprechend war er im Stil einer englischen Parklandschaft angelegt worden, besaß einen großen, von Booten befahrenen See mit Brücken, Wasserspielen und künstlich angelegten Kaskaden. 105 verschiedene Bauwerke waren auf dem Gelände verteilt, Spielstätten, Skulpturen und exotische Gärten komplettierten das prunkvolle Ambiente. Dieses vergnügliche Treiben fand mit der Annektion der Grafschaft durch Napoleon im Jahre 1806 ein jähes Ende. Die Parkanlage wurde zunächst nur noch notwendig erhalten und verfiel dann in der Folgezeit immer mehr. Erst im Vorfeld der Regionale 2004 wurde der Park mit über 4 Millionen Euro wieder saniert. Heute wird das Steinfurter Bagno viel zum Spatzieren gehen genutzt und besitzt mit der original erhaltenen Konzerthalle einen Anziehungspunkt, der für viele Veranstaltungen genutzt wird.

Ein besonders imposantes Gebäude im Stadtkern von Burgsteinfurt ist die ehemalige ‚Hohe Schule’. Das Bauwerk wurde zwischen 1591 und 1593 im Stil der Renaissance errichtet. Auffällig sind die beiden Türme der 1811 aufgelösten Schulgebäudes. Nach gründlicher Renovierung diente das historische Haus ab 1869 als Amtsgericht, später auch als Bibliothek. Heute findet wieder Unterricht in der Hohen Schule statt, denn sowohl die Musikschule als auch die Volkshochschule nutzen die Räumlichkeiten. Daneben beherbergt das historische Schulgebäude auch das Stadtmuseum. Auf einer 250 m² großen Fläche wird dem interessierten Besucher ein chronologischer Abriss über die Geschichte Steinfurts vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert gegeben.

Am Markt von Burgsteinfurt liegt das Alte Rathaus. Der auffällige Renaissancebau wurde 1561 errichtet und zeichnet sich durch einen hohen Glockenturm und einen repräsentativen Seitengiebel aus. Der Turm besitzt einen spitzen achteckigen Helm mit Galerie, weiter unten sind in alle Richtungen sichtbare Uhren angebracht. Der weiß verputzte Seitengiebel besitzt eine eigenwillige, konkav eingewölbte Form mit aufgesetzten Kugeln, einem weit verbreiteten Schmuckelement im Münsterland. Sieben Sandsteinpyramiden sind jeweils an den Bogenenden aufgesetzt. Im oberen Giebeldreieck prangt das Wappen der Stadt, darunter befinden sich zwei mit Querbalken gegliederte Stockwerke mit vier kreisrunden und zwei spitzbögigen Fenstern. Das Erdgeschoss besitzt einen Arkadengang mit drei Rundbögen, denen drei große Bogenfenster im ersten Stockwerk zugeordnet sind. Ursprünglich war das Parterre als offene Halle gestaltet und bot Unterkunft für Marktstände und die Stadtwaage, wo auswärtige Händler ihre Ware nach dem gültigen Stadtmaß auswiegen mussten. Im Obergeschoss des Alten Rathauses befindet sich der große Ratssaal, der für besondere Festlichkeiten benutzt wird und in dem als ausgefallenes Exponat ein Kaiserstiefel aufbewahrt wird. Das historische Gebäude wird noch heute als Standesamt genutzt.

Am Markt verdienen noch zwei weitere Gebäude besondere Aufmerksamkeit. Das Haus Kesting (Markt 16) wurde 1648 im Stil eines holländischen Grachtenhauses errichtet, das Haus Pieter van der Swaagh (Markt 13) ist ein Fachwerkhaus mit einer Sandsteinfassade. Der Name des gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichteten Biedermeiergebäudes geht auf den gräflichen Rentmeister Pieter van der Swaagh zurück, der hier nach seiner Flucht aus Holland fast 20 Jahre lang wohnte.

Im katholisch geprägten Münsterland bildet Steinfurt eine evangelische Enklave. Die ‚Große Kirche’ ist die Hauptkirche der Evangelischen Kirchengemeinde. Das Gotteshaus befindet sich etwas außerhalb der Stadt und seine Wurzeln sind durchaus nicht protestantisch. Bereits im 9. Jahrhundert befand sich an der gleichen Stelle eine Holzkirche, die später einer ersten Steinkirche im romanischen Stil wich. Dieses Gebäude ist heute im Kern noch erhalten, wurde später allerdings mit gotischen Fenstern und Portalen ausgeschmückt. Im Jahre 1222 übernahm der Johanniterorden das Kirchengebäude. Seit 1564 hat die Evangelische Kirche nun das Gotteshaus übernommen.

Die ‚Kleine Kirche’ von Burgsteinfurt geht auf eine Armenstiftung im 14. Jahrhundert zurück. Die ursprünglich aus Holz bestehende Kapelle wurde in den Jahren 1471 – 1477 durch einen Saalbau im spätgotischen Stil ersetzt. Um die beiden Burgsteinfurter Gotteshäuser namentlich zu unterscheiden, gab man ihnen die Namen ‚Kleine Kirche’ und ‚Große Kirche’. Beide gehören heute zur Evangelischen Kirchengemeinde Burgsteinfurt. Die ‚Kleine Kirche’ brannte in der Folge eines Bombenangriffes im Zweiten Weltkrieg völlig aus und wurde in der Folgezeit leicht verändert wiederhergestellt.

Im Zuge der regionalen Neugliederung 1975 wurde aus der Stadt Borghorst ein Stadtteil von Steinfurt. Im alten Rathaus befindet sich heute das vom Borghorster Heimatverein betriebene Heimatmuseum. Mit dieser Institution wird auch ein Stückchen alter Identität der ehemaligen Stadt bewahrt.



Radrouten die durch Steinfurt führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
Radroute Historische Stadtkerne