Weser-Radweg

D

er Weser-Radweg gehört zu den beliebtesten Radfernwegen Deutschlands. Die Strecke entlang des Stroms könnte abwechslungsreicher und vielfältiger kaum sein. Am Zusammenfluss von Fulda und Werra in Hannoversch Münden beginnt die Oberweser ihren Lauf durch das malerische Weserbergland. Dort startet auch der den Fluss begleitende Radweg. Durch reizvolle, historische Fachwerkstädte, vorbei an zahlreichen Burgen, Schlössern und alten Klöstern führt der Fernradweg in Richtung Norden. Zahlreiche sehenswerte Gebäude der Weserrenaissance säumen den Weg. Die historischen Innenstädte von Hannoversch Münden, der Rattenfängerstadt Hameln, Höxter, Holzminden und Rinteln reihen sich wie Perlen entlang des Wesertals. Hier  erheben sich bis zu 500 m hohe Berge, die man als Radler aber glücklicherweise nicht erklimmen muss, denn der Radweg verläuft flach und weitgehend in Flussufernähe. Unterwegs stößt man immer wieder auf Orte, an denen aus alten Geschichten berühmte Märchen entstanden sind, darunter Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel und der gestiefelte Kater. Und es ist die Gegend des berühmten Lügenbarons von Münchhausen, der in Bodenwerder geboren wurde und der hier noch immer allgegenwärtig erscheint. An der Porta Westfalica durchbricht die Weser das Wiehengebirge und die Mittelgebirgslandschaft ändert sich plötzlich zu der flachen Moor- und Marschlandschaft der Norddeutschen Tiefebene. Die Mittelweser wird geprägt durch idyllische Dörfer mit einer Vielzahl alter Bauernhöfe und Windmühlen. Ein technisches Highlight bietet Minden mit dem Wasserkreuz, wo der Mittellandkanal mittels eines gewaltigen Brückenbauwerkes über die Weser geführt wird. Neben der historischen Innenstadt Mindens sind die Fachwerkstadt Nienburg und die Pferdestadt Verden unbedingt sehenswert.

Bremen mit seiner Altstadt und dem Schnoor, dem Marktplatz mit Rathaus, Dom und Roland, der Böttcher- und der Sögestrasse, den vielen Museen, und der Weserpromenade Schlachte ist ein absolutes kulturelles Highlight der Tour. Nun geht es am Deich der Unterweser entlang und hier kann man schon die ersten riesigen Ozeanpötte beobachten, die sich ihren Weg zum Bremer Hafen bahnen. In Nordenham trennt sich der Weg. Entweder folgt man der Strecke nach Westen bis zum Jadebusen in Eckwarderhörne, oder man setzt mit der Fähre zur Seestadt Bremerhaven über, wo sich ein Besuch des berühmten Schiffahrtsmuseums und des Auswandererhauses lohnt. Dann folgt man, begleitet von Möwen und Schafen, der Außenweser und der Nordseeküste mit seinem von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützten Naturpark Wattenmeer bis nach Cuxhaven. Der vielfach ausgezeichnete Weser-Radweg besitzt eine Länge von 500 km, der Abstecher nach Butjadingen ist ungefähr 35 km lang. Das gelb-blau-grüne Logo mit dem kleinen Radler und dem Slogan ‚Die schönste Reise entlang der Weser‘ weist dem Radwanderer den Weg, der vom WeserKontor als zentralen Informations- und Koordinationsbüro vermarktet wird.


Charakteristik:

Da der Radweg weitgehend in Flussnähe verläuft, gibt es nur wenige nennenswerte Steigungen. Diese befinden sich zwischen Hannoversch Münden und Porta Westfalica, sind aber alle sehr moderat. Die Strecke ist durchgehend gut befahrbar und gut ausgebaut. Straßen mit Autoverkehr werden zum überwiegenden Teil vermieden. Nur in den größeren Städten muss naturgemäß mit erhöhtem Verkehrsaufkommen gerechnet werden. Die Oberfläche ist entweder asphaltiert oder besitzt eine wasserabweisende Decke. Unbefestigte Abschnitte gibt es kaum. Obwohl die offizielle Route des Weser-Radweges in der Regel nur auf einer Seite des Flusses entlang führt, kann man häufig auch die andere Seite auf gut ausgebauten Radwegen nutzen. Mehrere Gierseilfähren bieten die Möglichkeit zum Wechseln der Flussseite. Der Weser-Radweg ist ausgesprochen familienfreundlich und kann auch von wenig geübten Radlern und Kindern problemlos befahren werden.



Ortschaften entlang der Route

Hannoversch Münden / Reinhardshagen / Oberweser / Wahlsburg / Bodenfelde / Bad Karlshafen / Beverungen / Boffzen / Höxter / Holzminden / Bevern / Bodenwerder-Polle  / Emmerthal / Hameln / Hessisch Oldendorf / Rinteln / Vlotho / Bad Oeynhausen  / Porta Westfalica / Minden / Petershagen / Mittelweser / Liebenau / Nienburg / Marklohe / Heemsen / Hoya / Dörverden  / Verden (Aller) / Langwedel (Weser) / Achim / Thedinghausen / Weyhe / Bremen / Bremen-Burglesum / Bremen-Vegesack / Lemwerder / Berne / Elsfleth / Brake (Unterweser) / Stadland  / Nordenham / Butjadingen / Bremerhaven / Geestland / Wurster NordseeküsteCuxhaven

DOWNLOADS:
Alle Download Optionen Gesamtpaket (gpx)

 



 

 

 




Hannoversch Münden

W
o Fulda sich und Werra küssen, sie ihren Namen lassen müssen’. In Hannoversch Münden, umgangssprachlich Hann. Münden oder auch nur Münden genannt, entsteht durch das Zusammentreffen dieser beiden Flüsse der Weserstrom. Die Dreiflüssestadt ist geprägt vom Wasser: der Besuch des Wesersteins und der Weserliedanlage gehören zum touristischen Pflichtprogramm. Bereits im 13. Jahrhundert erhielt Hann. Münden das Stapelrecht. Mit diesem besonderen Handelsprivileg, nach dem alle durchreisenden Kaufleute für drei Tage ihre Ware Vorort anbieten mussten, begann der wirtschaftliche Aufstieg der Stadt. Im Dreißigjährigen Krieg erlebte Hann. Münden seine dunkelste Stunde, als General Graf Tilly mit den Truppen der katholischen Liga im Jahre 1626 die Stadt belagerte, erstürmte und schließlich fast die gesamte Bevölkerung töten ließ. Auf eine Brandschatzung verzichtete er aber. So blieb die Altstadt mit über 700 Fachwerkhäusern, dem Weserrenaissance-Rathaus und dem Welfenschloss in seiner historischen Struktur fast vollständig erhalten. Sie liegt genau im Dreieck zwischen Fulda und Werra, eingebettet in die wunderschöne Landschaft des Weserberglandes. Hann. Münden ist aber auch ein echter Fahrradweg-Knotenpunkt: hier treffen die Fernradwege der Weser, Werra und Fulda sowie der Weser-Harz-Heide-Radweg aufeinander.

Sehenswertes:

Die Stadt Hann. Münden wird geprägt durch den Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser. Damit ist die Weser der einzige deutsche Strom, der keine eigene Quelle besitzt. Hier beginnt die 450 Kilometer lange Reise des Flusses zur Nordsee. Bei Bremerhaven mündet die Weser dann in die Deutsche Bucht. Der Besuch der Weserspitze auf dem Tanzwerder, wo sich Fulda und Werra vereinen, gehört zum touristischen Pflichtprogramm in Hann. Münden. An dieser Stelle wurde 1899 ein Gedenkstein in Form eines Findlings eingeweiht. Auf ihm befindet sich die bekannte Innschrift:





 

Wo Werra sich und Fulda küssen
Sie ihre Namen büßen müssen,
Und hier entsteht durch diesen Kuss
Deutsch bis zum Meer der Weser Fluss.


Im Zuge der Weltausstellung ‚Expo 2000’ wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten ein neuer Weserstein aufgestellt. Auch dieser Stein besitzt eine Innschrift, verfasst von dem bulgarischen Künstler Nedko Solakov. ‚Der enttäuschte Fluss’ ist eine liebevoll ironische Geschichte über das Verhältnis der drei Flüsse untereinander.

Wenige Städte besitzen ein solch geschlossenes Fachwerkstadtbild wie Honnoversch Münden. Im historischen Altstadtkern im Dreieck zwischen Fulda und Werra stehen mehr als 700 liebevoll renovierte Fachwerkbauten, die noch heute vom damaligen Wohlstand der Handelstadt zeugen. Einige Reste der alten Stadtumwehrung, innerhalb der sich die Altstadt einst befand, sind noch erhalten. Besonders sehenswert sind das Rathaus, eines der bedeutendsten Bauten der Weserrenaissance, und das Welfenschloss. Dazu kommen mit St. Blasius und St. Aegidien zwei Kirchen, die noch aus dem Mittelalter stammen. Die Aegidienkirche wurde allerdings inzwischen entwidmet. Weite Teile des Stadtkerns sind als Fußgängerzone ausgewiesen oder zumindest verkehrsberuhigt. So kann man als Besucher Hann. Münden mit seinen wunderschönen verwinkelten Gässchen und seinem historischen Stadtbild am besten zu Fuß erkunden.

Das Rathaus im Zentrum von Hannoversch Münden wurde 1603 bis 1608 erbaut und gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Weserrenaissance. Im Kern geht das Gebäude auf einen gotischen Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert zurück. Beim Umbau erhielt das Ratsgebäude durch den Lemgoer Baumeister Georg Crossmann seine prächtige Schmuckfassade. Das untere Geschoss (Koph-Hus = Kaufhaus) diente einst als Börse, die obere Rathaushalle (Hochtiedhus) als Ort zum Feiern. Noch heute ist das Rathaus Verwaltungssitz des Bürgermeisters. Außerdem beherbergt das historische Gebäude das Standesamt und die Touristen-Information. Das Hochtiedhus wird häufig für Ausstellungen genutzt.

Dreimal am Tage erklingt auf dem Marktplatz am Rathaus ein Glockenspiel mit einem Spottlied auf den Doktor Johann Andreas Eisenbarth. Dieser war in der Zeit des Barock ein berühmter Wanderarzt. Im mittleren Giebel unter der Rathaustür öffnen sich dann zwei Türchen, und ein Figurenumlauf mit Szenen aus dem Leben des Doktors erscheint.

Herzog Erich I. von Lüneburg-Braunschweig hatte ein erstes Mündener Schloss erbauen lassen, das 1501 im gotischen Stil vollendet wurde und fortan sowohl als fürstliche Residenz als auch als Verwaltungssitz genutzt wurde. Der Prachtbau wurde jedoch 1560 durch ein verheerendes Feuer fast vollständig zerstört und daraufhin durch Herzog Erich II. im Stil der frühen Weserrenaissance wieder aufgebaut. Ein weiterer Brand beschädigte den Südflügel im Jahre 1849 so stark, dass er abgetragen werden musste. Seit dem 17. Jahrhundert diente das Welfenschloss nur noch gelegentlich als Aufenthaltsort für die Landesfürsten. Zwei Gemächer mit eindrucksvollen Wandmalereien aus der Zeit der Renaissance sind noch erhalten.

Heute befinden sich im Schloss das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Amtsgericht und das Städtische Museum. Dieses zeigt Dokumente zur Geschichte der Stadt mit seinem bedeutenden Handelsverkehr, archäologische Fundstücke aus der Frühgeschichte und eine Sammlung alter Keramik aus der ortsansässigen Fayence-Manufaktur Hanstein, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestand.

Östlich vom Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser befindet sich der 374 km² große Naturpark Münden. Er verläuft an der Landesgrenze zu Hessen und zieht sich vom Kaufunger Wald, wo er an den Naturpark Meißner-Kaufunger Wald grenzt, über Hann. Münden bis zum Bramwald bzw. zum Dransfelder Stadtwald. Großflächige Waldgebiete und natürlich die Flusslandschaften von Werra, Fulda und Weser bestimmen den Charakter des bergigen Naturparks, der im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen durch einen eingetragenen Verein organisiert wird. Viele Wander- und Radwanderwege laden die Gäste ein, diese wunderschöne Landschaft zu erkunden. Besondere Anziehungspunkte sind dabei das Römerlager bei Hedemünden und das Bioenergiedorf Jühnde, welches seinen gesamten Wärme- und Strombedarf aus erneuerbaren Energien deckt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt Hannoversch Münden durch das Heer des berühmten Feldherren Graf Johann t’Serclaes von Tilly (1559 – 1632) belagert und schließlich gestürmt. Ein Grossteil der Einwohner wurde dabei getötet, aber die Stadt entging der Brandschatzung.

Graf Tilly war Oberbefehlshaber der Truppen der katholischen Liga, später auch Oberkommandierender des Kaiserlichen Heeres. Neben Wallenstein gilt er als bedeutendster militärischer Führer im Dreißigjährigen Krieg. Er starb 1632 selber an den Folgen einer Kriegsverwundung.

Als Erinnerung an die Belagerung Hann. Mündens wurde 1885 im Reinhardswald oberhalb der Stadt mit der so genannten Tillyschanze ein heute viel besuchter Aussichtsturm erbaut. Nach heutigen Erkenntnissen hatten sich die Kanonen Tillys allerdings an ganz anderen Positionen befunden. Dafür hat man von hier aus einen lohnenswerten Blick über die Altstadt und den Zusammenfluss von Fulda und Werra.

Am Hang des Questenberges, oberhalb der Stelle, wo Fulda sich und Werra küssen und sich damit zur Weser vereinen, befindet sich die Weserliedanlage. Dabei handelt es sich um ein gemauertes Denkmal, in das zwei Bronzeplatten eingelassen wurden. Diese zeigen die Köpfe von Franz von Dingelstedt, dem Dichter des Weserliedes, sowie von Gustav Pressel, der die Melodie dazu schrieb. Das Musikstück entstand 1835 und hat sich inzwischen zum bekannten Volkslied entwickelt. Im Jahre 1931 wurde das Denkmal eingeweiht. Von der Anlage hat man einen prächtigen Überblick über den Zusammenfluss, die Insel Tanzwerder und die Altstadt von Hannoversch Münden.

 

Weserlied

Hier hab’ ich so manches liebe Mal
mit meiner Laute gesessen,
hinunterblickend ins weite Tal
mein selbst und der Welt vergessen. 

Refrain:

Und um mich klang es so froh und hehr
und über mir tagt es so helle
und unten brauste das ferne Wehr
und der Weser blitzende Welle.

Wie liebender Sang aus geliebtem Mund,
so flüstert es rings durch die Bäume
und aus des Tales off’nem Grund
begrüßten mich nickende Träume.

Da sitz’ ich aufs neue und spähe umher
und lausche hinauf und hernieder,
die holden Weisen rauschen nicht mehr,
die Träume kehren nicht wieder

Die süßen Bilder, wie weit, wie weit!
Wie schwer der Himmel, wie trübe!
Fahr wohl, fahr wohl, du selige Zeit!
Fahrt wohl, ihr Träume der Liebe.


Als Teil der alten Stadtbefestigung von Hann. Münden wurde der Fährenpfortenturm im 14. Jahrhundert erbaut. Im 19. Jahrhundert wurde hier Bleischrot im Turmgießverfahren hergestellt. Dabei wurde im oberen Teil des Turmes Blei geschmolzen und daraufhin durch ein Sieb gegossen. Es fiel wie Hagel in den unten befindlichen Brunnen und wurde dort erkaltet wieder aufgenommen. Auf Grund dieses Verfahrens wird der Turm auch Hagelturm genannt.

Heute befindet sich im Fährenpfortenturm das Museum der Arbeit. Neben einigen alten Gerätschaften kann man auch die alte Bleischrotanlage besichtigen. Von der Aussichtsplattform hat man einen prächtigen Blick über die Altstadt von Hann. Münden und die Umgebung.

Als Hannoversch Münden im 12. Jahrhundert die Stadtrechte erhielt, errichtete man schon bald danach eine wehrhafte Stadtbefestigung mit Stadttoren und Wehrtürmen. Im 15. Jahrhundert wurde die 6 Meter hohe und bis zu 1,5 Meter dicke Mauer ausgebaut und mit Vorbauten für Kanonen versehen. Nachdem die städtische Wehrhaftigkeit an Bedeutung verloren hatte, wurde die Stadtumwehrung im 19. Jahrhundert weitgehend abgetragen. Einige wenige Fragmente blieben dennoch bis heute erhalten.

Die Rotunde ist ein altes Stadttor dieser ehemaligen Stadtbefestigung. Der Rundbau mit der Kegelhaube entstand zwischen 1502 und 1579. In ihr befindet sich heute eine Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege. An der Außenseite wurde ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus eingerichtet.

Der Maler und Grafiker Alfred Hesse (1889 – 1955) wurde in Hannoversch Münden geboren und studierte an der Kunstgewerbeschule in Kassel sowie der Kunstakademie in Köln. Ab 1920 lebte er als freischaffender Künstler in Hannover. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es ihn in seine Heimatstadt zurück. Dort setzte er sich als Ortsheimatpfleger prägend für die Erhaltung des historischen Stadtbildes Mündens ein. Er galt als treibende Kraft bei der Sanierung von über 100 Fachwerkhäusern in der Altstadt.

Die Alfred Hesse Galerie zeigt einen Überblick über das Werk des Mündener Künstlers. Seine Lieblingsmotive waren Stadtansichten und Landschaften. Ein Großteil der ausgestellten Ölbilder, Aquarelle und Lithographien stammt aus dem privaten Nachlass Hesses. Die Galerie wird auf Anfrage bei der Alfred-Hesse-Stiftung geöffnet.

Im Jahre 2003 machte man bei Hedemünden unweit der Werra eine sensationelle Entdeckung, als man am Burgberg eine frührömische Befestigungsanlage fand. Das Militärlager wurde um das Jahr 10 v. Chr. errichtet, bestand aber nur für wenige Jahre. Der leicht erhöhte Ort war strategisch klug gewählt, denn von hier aus konnte man den Übergang über die Werra und auch die Wasserstrasse Werra/Weser kontrollieren, die schon zu dieser Zeit flussaufwärts schiffbar gewesen war. Sechs Gebäudekomplexe wurden bis heute freigelegt, wobei das Lager I mit einer Grundfläche von 1300 m² das größte war. Die Anlage wurde von einem Erd- und Holzwall umgeben, besaß vier Tore und mehrere Wachtürme. Die innere Bebauung bestand aus Holzhäusern und Zelten. Man schätzt die damalige Stammbesetzung auf 300 bis 500 Soldaten.

Planungen zufolge soll das Römerlager in der Zukunft für Besucher zugänglich gemacht werden. Eine touristische Erschließung der Fundstelle stößt jedoch auf Kritik seitens der Archäologen, da das Gelände noch immer ein erhebliches Forschungspotential bieten würde.

Stolz erhebt sich die alte Klosteranlage Bursfelde unweit der Weser über die sie umgebene Ebene. Der Konvent wurde 1093 als Benediktinerabtei gegründet. Aus dieser Zeit stammt auch die alte Klosterkirche St. Thomas und Nikolaus. Ihre charakteristische Doppelturmspitze erhielt sie allerdings erst im 19. Jahrhundert. Das Adelskloster wurde 1542 evangelisch und diente fortan als geistliches Zentrum. Das Gutshaus entstammt der Zeit des Barock und wird heute für Tagungen genutzt.  Im westlichen Kirchenteil sind noch romanische Wandmalereien erhalten. Die Glocke der Kirche stammt übrigens vom Königsberger Dom und fand über Umwege nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg nach Burfelde.

Die gotische St. Blasiuskiche im Zentrum der Altstadt von Hann. Münden stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Zuvor stand hier an gleicher Stelle bereits eine romanische Basilika, auf deren Grundmauern das heutige Gotteshaus errichtet wurde. Der Bau zog sich allerdings bis in das 16. Jahrhundert hin. Erst 1584 wurde der Turm der Hallenkirche fertig gestellt. Er wird bekrönt von einer markant geschwungenen Haube.

Die mittelalterliche Kirche St. Aegidien ist das älteste Gotteshaus in Hann. Münden. Allerdings hat sie nicht die Größe der Pfarrkirche St. Blasius. Vermutungen gehen so weit, dass es die Kirche bereits vor der Stadtgründung im 12. Jahrhundert gegeben hat. Seit dieser Zeit ist sie aber urkundlich nachweisbar. Als im Jahre 1626 während des Dreißigjährigen Krieges Graf Tilly die Stadt erstürmte, explodierte in unmittelbarer Nähe ein Pulvermagazin. Dabei wurde St. Aegidien weitgehend zerstört. Nur die Sakristei und die Apsis blieben erhalten. Erst zwanzig Jahre später wurde das Kirchenschiff wieder aufgebaut. Der Fachwerkturm wurde 1729 fertig gestellt. Im Jahre 2006 wurde die evangelische Pfarrkirche schließlich entwidmet und beherbergt heute ein uriges Café, bei dem der kirchliche Charakter erhalten blieb.

Der in der Barockzeit berühmte Wanderarzt Doktor Johann Andreas Eisenbarth verstarb 1727 auf der Durchreise in Hann. Münden und wurde in der Aegidienkirche beigesetzt. Seine Grabplatte befindet sich an der Nordseite des ehemaligen Gotteshauses.

Von der Vorstadt Blume führt eine über 700 Jahre alte Steinbrücke über die Werra in die Altstadt von Hann. Münden. Sie gehört zu den ältesten Steinbrücken Norddeutschlands. Von den sieben Bögen sind noch fünf in originalem Zustand erhalten. Die beiden anderen Bögen wurden im 19. Jahrhundert ergänzt. Das Bauwerk war einst überdacht. Am Brückenkopf befanden sich im Mittelalter Türme, die als Teil der Stadtumwehrung der Verteidigung dienten.

Der Forstbotanische Garten in Hannoversch Münden wurde 1868 als Bestandteil der Königlich Preußischen Forstakademie angelegt. Der Baumgarten ist für seine außergewöhnliche Artenvielfalt bekannt, denn hier gedeihen über 750 verschiedene Bäume und Sträucher aus aller Welt. Das fast 3 ha große Gelände ist täglich für Besucher geöffnet.

Hann. Münden gehörte im Jahr 2000 zu den Außenstellen der Weltausstellung ‚Expo 2000’ in Hannover. In diesem Zusammenhang entstanden mehrere Kunstprojekte und Installationen, die alle einen Bezug zum Wasser besitzen. Das Projekt ‚Wasserspuren’ wurde auf drei Plätzen der Innenstadt installiert und besteht aus Brunnen, kleinen Wasserläufen und einem Wasserspielplatz.

Darüber hinaus entstanden unter dem Motto ‚3 Räume – 3 Flüsse’ mehrere Kunstwerke, von denen sich fünf Installationen bis heute erhalten haben. Zu diesen öffentlich zugänglichen Skulpturen gehören der neue (traurige) Weserstein auf dem Tanzwerder und das ‚pila bautismal’ (Taufbecken) von Riccardo Brey.

Auf dem Doktorwerder wurde zur gleichen Zeit der ‚Expo-Themenpfad Wasser’ eingerichtet.

Nur noch wenige Mauerreste sind von der alten Laurentiuskirche erhalten, die schon seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr als Gotteshaus dient. Ursprünglich entstammt die zum ehemaligen Dorf Gimundi gehörende Kirche vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. Die dicken Mauern deuten auf eine Verwendung als Wehrkirche hin. Sie wurde im 13. Jahrhundert erweitert und besaß wahrscheinlich keinen Kirchturm. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche zum großen Teil abgetragen, da man das Steinmaterial für andere Kirchenbauwerke benötigte. Seit dieser Zeit wurde das Gelände als Garten genutzt, einige Mauerreste wurden in ein Gartenhaus integriert.

Von den vielen pittoresken Fachwerkhäusern innerhalb der Altstadt von Hann. Münden heben sich die beiden alten Packhöfe von Gestalt und Größe deutlich ab. Sie entstanden erst im 19. Jahrhundert auf den mit Pfählen und Mauern befestigten Flussufern, den so genannten Schlagden. Hier wurden einst die Waren umgeschlagen, die auf den Flüssen angeliefert wurden.

Der Packhof an der Wanfrieder Schlagd entstand 1840 im klassizistischen Baustil. Heute finden hier Ausstellungen statt. An der Bremer Schlagd befindet sich der andere Packhof. Er wurde 1837 errichtet und beherbergt heute ein Hotel.



Radrouten die durch Hannoversch Münden führen:

Weser-Radweg
Fulda-Radweg




Reinhardshagen

Z
wischen den malerischen Hängen des Reinhardwaldes und dem Ufer der Weser liegt die Gemeinde Reinhardshagen. Sie besteht aus den zuvor unabhängigen Orten Vaake und Veckerhagen. Erst 1971 erfand man in Anlehnung an den Reinhardswald den neuen Gemeindenamen. Die Weser bildet hier auch die Grenze Hessens zu Niedersachsen. Die alte Burgruine, Vorgängerbau des barocken Jagdschlosses Veckerhagen, diente einst der Sicherung der Staatsgrenze. In beiden Ortsteilen stehen noch viele alte Fachwerkhäuser. Sehenswert sind auch die beiden evangelischen Kirchen. Die rustikale romanische Wehrkirche in Vaake stammt noch aus dem 13. Jahrhundert, das Gotteshaus in Veckerhagen vereint in ihrem Bau barocke und klassizistische Stilelemente.

Sehenswertes:

Nahe der Weser steht die trutzig wirkende evangelische Kirche von Vaake. Die romanische Backsteinkirche wurde Mitte des 13. Jahrhunderts als Wehrkirche erbaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das einschiffige Gotteshaus schwer beschädigt, bald darauf aber etwas verändert wieder aufgebaut. Im Inneren der Kirche befinden sich noch alte Fresken, die um das Jahr 1400 entstanden.

Die Evangelische Kirche in Veckerhagen fällt durch ihre ungewöhnliche Bauform auf. Sie wurde von 1778 bis 1780 auf einem kreuzförmigen Grundriss angelegt und vereint Elemente des Barock mit den gradlinigen Stilmitteln des damals gerade aufkommenden Klassizismus. Im Schnittbereich der Kreuzarme erhebt sich mittig der Kirchturm über das restliche Gebäude. Die Rokoko-Orgel im Inneren des Gotteshauses ist ein besonderer Blickfang. Sie stammt aus der Werkstatt des Johann Stephan Heeren und wurde 1787 erbaut.

Am Hang des Reinhardswaldes steht eine denkmalgeschützte stillgelegte Maschinenfabrik. Sie entstand 1666 als ‚landgräfliche Eisenhütte Veckerhagen’. Bis zum Jahr 1903 wurden hier hochwertige Gusswaren hergestellt. In dieser Fabrik entstand um 1706 der erste Dampfzylinder der Welt. Hier wurden auch die Stahlseile für die Gierseilfähre nach Hemeln produziert.

In der heute noch bestehenden Anlage soll in naher Zukunft das EcoMuseum Reinhardswald eingerichtet werden.

Am linken Ufer der Weser steht stolz das Schloss Veckerhagen. Das barocke Gebäude wurde 1689 direkt neben der ‚Alten Burg’ als Jagdschloss durch den Landgrafen Karl von Hessen-Kassel erbaut. Im Jahre 1431 war die Burganlage vor allem aus militärischen Gründen errichtet worden, denn die Weser fungierte damals als natürliche Staatsgrenze. Das gesamte Anwesen kam 1810 in den Besitz des Unternehmers G.E. Habich, der in der Alten Burg eine Farbenfabrik einrichtete. Als das Gemäuer 1914 bei einem Großfeuer nieder brannte, wurde sie danach nicht wieder aufgebaut. Nach einem weiteren Feuer 1967 blieben nur noch wenige Mauerreste stehen. Südlich des Barockschlosses, das man heute auch Habichs Schloss nennt, wurden auf einem großen Gelände neue Fabrikhallen errichtet. Die Firma ‚Habich Farben’ ist heute der größte Arbeitgeber in Reinhardshagen. Sowohl das Schloss als auch die Fabrik befinden sich noch immer im Familienbesitz.

Gierseilfähren nutzen die Strömung des Flusses, um diesen zu überqueren. Die technische Idee zu dieser Antriebsform stammt aus dem 17. Jahrhundert. Auf der Weser haben sich noch ein paar Fähren dieses Typs erhalten. Bei der Fähre Veckerhagen hängt das Boot an einem starken Drahtseil, das in wenigen Metern Höhe quer über die Weser gespannt ist. Nur der Anstellwinkel zur Strömung wird noch durch eine Motorwinde eingestellt, ansonsten funktioniert der Fährbetrieb ohne Motorantrieb. Die Verbindung zwischen Veckerhagen und Hemeln existiert bereits seit über 670 Jahren. Damals allerdings wurde die Fähre noch mit reiner Muskelkraft betrieben.



Radrouten die durch Reinhardshagen führen:

Weser-Radweg
Fulda-Radweg




Oberweser

D
ie Gemeinde Oberweser liegt in einer der schönsten Mittelgebirgslandschaften Deutschlands. Der hier noch sehr verträumt wirkende Weserstrom liegt eingebettet zwischen Solling, Kiffing, Bramwald und Reinhardswald. Erst 1971 entstand ‚Oberweser’ als neues politisches Kunstgebilde und vereinte mehrere kleinere zuvor selbstständige Gemeinden. Oberweser liegt an der Deutschen Märchenstrasse und ist Ursprung zweier berühmter Märchen, die von den Gebrüdern Grimm niedergeschrieben wurden. ‚Schneewittchen und die sieben Zwerge’ stammt aus dem Ortsteil Gieselwerder, die Geschichte vom ‚Gestiefelten Kater’ kommt aus Oedelsheim. Außerdem liegt das Dornröschenschloss ‚Sababurg’ nur wenig entfernt im gemeindefreien Gebiet des Rheinhardswaldes. Die alte Gierseilfähre bei Oedelsheim wird in Anlehnung an das Märchen ‚Gestiefelter Kater’ genannt.
Die Franzosendörfer Gewissensruh und Gottstreu sind alte Kolonien der Waldenser. Die aus den französischen Alpen stammende Glaubensgruppe erreichte im frühen 18. Jahrhundert nach einer längeren Odyssee das Wesertal, um hier schließlich sesshaft zu werden.
Die Samtgemeinde Oberweser besitzt eine stattliche Anzahl von kleineren interessanten Museen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Freilichtmuseum Mühlenplatz in Gieselwerder mit seinen originalgetreuen Miniaturnachbildungen von zahlreichen historischen Bauwerken. Beeindruckend ist auch der Anblick des bergauf fließenden Baches im Reinhardswald an der Straße nach Gottsbüren – wobei es sich hierbei nur um eine optische Täuschung handelt.

Sehenswertes:

Wo einst im Mittelalter eine alte Wasserburg stand, befindet sich heute das schmucke Rathaus der Samtgemeinde Oberweser. Bevor diese 1971 gegründet wurde, beherbergte das Gebäude vier Jahre lang die Gemeindeverwaltung von Gieselwerder. Schon im 11. Jahrhundert diente dieser Ort als Amtssitz der Grafen von Werder. Das heutige Fachwerkhaus mit dem steilen großflächigen Dach stammt erst aus dem letzten Jahrhundert, da der Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert durch ein Feuer zerstört wurde.

Von der ehemaligen Burganlage sind noch Teile der Umfassungsmauer sowie Fundamentreste erhalten. Ein Modell der Wasserburg befindet sich vor dem Rathaus.

Wenn das Wasser beginnt, durch das kleine, aber weit verzweigte Kanalsystem zu laufen, fangen lauter kleine Wasserrädchen an, sich stetig zu drehen. Diese kleinen Räder gehören zu Miniaturwassermühlen, die als Modelle originalgetreu ihren großen Vorbildern nachempfunden wurden. Vor dem Besucher liegt eine bezaubernde Spielzeuglandschaft, in der es überall plätschert und rotiert. Jede kleine Mühle besitzt ihren eigenen Reiz.

Das Freilichtmuseum Mühlenplatz entstand 1969, als Richard Wittich, der in liebevoller Kleinarbeit die Modelle im Maßstab 1:25 bzw. 1:40 erschaffen hatte, seinen Mühlenplatz der Öffentlichkeit zugänglich machte. Neben der zentralen Mühlenlandschaft stehen auf einem 3000 m² großen Gelände Miniaturmodelle von Burgen, Schlössern, Kirchen und Rathäusern. Die Sammlung von inzwischen über 60 Bauwerken wird ständig erweitert.

In einem 200 Jahre alten Fachwerkhaus in Arenborn hat der hiesige Heimatverein ein kleines Museum eingerichtet. Die Ausstellung widmet sich dem bäuerlichen Leben und historischen Handwerksberufen. In der alten Spinn- und Webstube oder in der Schusterwerkstatt erhält der Besucher einen Eindruck, wie in vergangenen Jahrhunderten gearbeitet wurde. Das Heimatmuseum zeigt eine Vielzahl von damals gebräuchlichen Geräten und Werkzeugen. Typisch eingerichtete Wohnräume beschreiben das ländliche Leben abseits der beschwerlichen Arbeit.

Die Waldenser sind eine mittelalterliche reformierte Glaubensgemeinschaft, die ursprünglich aus dem französischen Piemont stammt. Von dort aus wurden sie zunächst nach Württemberg vertrieben. Im frühen 18. Jahrhundert versuchte eine größere Waldensergruppe, weiter nach Ostpreußen zu ziehen. Doch auch dort waren sie nicht willkommen und so endete ihre Reise schließlich im Tal der Weser, wo sie 1722 die beiden Siedlungen Gewissensruh und Gottstreu gründeten. Die Waldenserkolonien werden noch heute ‚Franzosendörfer’ genannt.

Im alten, 1826 erbauten Schulgebäude von Gottstreu befindet sich heute ein Museum, das die Geschichte der Glaubensbewegung, ihre Odyssee durch Mitteleuropa sowie ihre immer noch bestehende und an die Lehre Calvin angelehnte Werte- und Lebensordnung dokumentiert.

In der Ortsmitte von Oedelsheim haben sich eine ganze Reihe von liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern erhalten. In einem dieser Gebäude, einem 1656 errichteten Ständerbau, wurde 1996 das Dorfmuseum eingerichtet. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte Oedelsheims, der Flößerei und Schifffahrt auf der Weser sowie dem traditionellen Handwerk, insbesondere der Weberei und Textilherstellung. Sonderausstellungen zu aktuelle Themen ergänzen die ständige Ausstellung.

Der Weserstrom hat als Transportweg auch an der Oberweser bereits eine lange Geschichte. Das Schiffermuseum widmet sich der Dokumentation der Binnenschifffahrt. Neben Modellen von historischen Raddampfern und alten Kähnen finden sich allerlei Exponate rund um den Wasserstrassenverkehr. Dazu gehören auch originale Schiffsteile, wie Anker, Schiffsschrauben und sogar ein echtes Steuerhaus. Auf Schautafel werden das beschwerliche Leben eines Schiffers sowie seine Ausbildung beschrieben.

Die Region der Oberweser wurde wirtschaftlich nicht nur durch die Flussschifffahrt, sondern auch durch die Weberei und Textilherstellung entscheidend geprägt. In einem alten Fachwerkhaus am Schneewittchenplatz gab es früher einmal eine Schneiderei. Heute beherbergt dieses ‚Kleiner Schneider’ genannte Weser-Diemelhaus ein Museum, das sich der Dokumentation dieses traditionellen Handwerks verschrieben hat. Hier werden sowohl Webgeräte und Spinnräder als auch handgewebte Produkte präsentiert. In der Webstube steht noch ein 200 Jahre alter betriebsbereiter Webstuhl. Das Museum ist nach der Familie Kircher benannt, aus deren Mitte Generationen von Webmeistern stammen. Ein Ausstellungsbereich befasst sich auch mit der Geschichte der Firma Kircher.

Jeden Mittwoch von 15:00 bis 17:00 Uhr findet im Weberei-Museum eine Handarbeitsrunde statt, zu der ein jeder kommen und mitarbeiten kann.

Im Zentrum der Ortschaft Gieselwerder steht die evangelische Christuskirche. Sie wurde 1813 als Fachwerkbau mit Walmdach errichtet, wobei das Fachwerk zunächst unter Putz lag und erst im letzten Jahrhundert freigelegt wurde. Im Inneren des Gotteshauses fällt das außergewöhnliche Farbenspiel der Fenster auf. Das Taufbecken und das Altar-Kruzifix sind Werke des aus der Region stammenden Bildhauers Wilhelm Hugues (1905 – 1971).

Im Jahre 1722 wurde die Waldenserkolonie Gewissensruh gegründet. Die Waldenser waren eine reformierte Glaubensgruppe, die Ende des 17. Jahrhunderts aus dem französischen Piemont geflüchtet war. Ihre kleine Dorfkirche erbauten sie 1779 aus Weser-Sandstein. Die französische Inschrift über dem Kircheneingang lautet: ‚Certes leternel est en çe lieu et je n´an savoie rien’ (Gewiss ist der Ewige an diesem Ort, und ich wusste es nicht. 1. Mose 28, 16). Das Innere der Kirche fällt nach der Lehre Calvins, an die sich die Waldenser anlehnen, eher schlicht aus. Bis 1825 wurden die Gottesdienste in der Waldenserkirche in Französisch abgehalten.

Die Waldenser waren eine christlich-reformierte Glaubensgruppe, die aus dem französischen Piemont stammte und von dort Ende des 17. Jahrhunderts vertrieben wurde. Nach einer längeren Odyssee ließ sich ein Teil von ihnen im Wesertal nieder. Hier gründeten sie 1722 die Kolonie Gottestreu. 1730 erbauten sie sich aus Weser-Sandstein eine eigene kleine Saalkirche, deren Innenausstattung nach der Lehre Calvins sehr schlicht gehalten ist. Bis 1825 wurden die Gottesdienste in der Waldenserkirche in Französisch abgehalten.



Radrouten die durch Oberweser führen:

Weser-Radweg
Fulda-Radweg




Wahlsburg

I
n einem malerischen Talkessel des Weserberglandes, eingerahmt vom Solling im Norden, dem Reinhardswald im Westen und den Kiffing im Süden befindet sich im äußersten Nord-Osten von Hessen die Gemeinde Wahlsburg. Sie vereint seit der Gemeindereform die beiden zuvor selbstständigen Ortsteile Lippoldsberg und Vernawahlshausen. Im Westen bildet die Weser die natürliche Gemeindegrenze. Der namensgebende Berg ‚Wahlsburg’ liegt genau zwischen den beiden Ortsteilen, gehört aber bereits zum Gemeindegebiet von Oberweser. Die im 12. Jahrhundert erbauten Klosterkirche St. Georg und Maria zählt zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken der Region. Das damalige Benediktinerinnenkloster bildete die Keimzelle für das Dorf Lippoldsberg. Sehenswert ist aber auch die Margarethenkirche in Vernawahlshausen mit ihren romanischen und gotischen Wandmalereien.

Sehenswertes:

Der Ursprung des Klosters Lippoldsberg liegt im 11. Jahrhundert, als hier an einer Weserfurt eine hölzernde Kirche entstand, die aber noch im gleichen Jahrhundert durch eine erste Steinkirche ersetzt wurde. Bald danach wurde das Benediktinerinnenkloster gegründet. Die heutige Klosterkirche St. Georg und Maria wurde 1151 geweiht. Die Basilika aus Buntstein wurde dem Mainzer Dom nachempfunden und gilt als eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke der Region. Im Zuge der Reformation nahm das Kloster keine neuen Novizinnen mehr auf, so dass die Nonnen schließlich 1569 ausstarben. Damit endete das Klosterleben und das Anwesen wurde evangelisch. Das ehemalige Klostergebäude diente dann zunächst als Kammergut, später als hessische bzw. preußische Domäne.

Anfang des 18. Jahrhunderts baute Landgraf Karl von Hessen den Westflügel des Klosters zu seinem Jagdschloss um und der Kirchturm erhielt eine neue barocke Haube.

Bemerkenswert ist der reich verzierte Taufstein, der aus der Zeit um 1235 stammt.

Im Ortskern von Vernawahlshausen steht die evangelische Margarethenkirche. Der Chorraum stammt noch aus der romanischen Zeit um 1100. Vermutlich gab es bereits im 10. Jahrhundert eine Vorgängerkapelle am gleichen Ort. Besonders beeindruckt der einzigartige Fachwerkturm mit seiner außergewöhnlichen geschwungenen Haube. Als in den 1950er Jahren das Innere der Margarethenkirche renoviert wurde, konnte man romanische und gotische Wandmalereien freilegen, die man Anfang dieses Jahrhunderts aufwendig sanieren ließ. Darüber hinaus befinden sich auch im Kirchenschiff beeindrucke Fresken, die in die Zeit der Renaissance datiert werden.

Dem ehemaligen Kloster Lippoldsberg zugewandt, steht an der Straße ‚Schäferhof’ eine sehenswerte Häuserzeile mit mehreren historischen Längsdielenhäusern. Eines dieser so genannten ‚Weser-Diemel-Häuser’ ist das Schäferhaus, das einst im Stall den Gemeindeziegelbock beherbergte. Heute befindet sich hier ein kleines Heimatmuseum mit einem altertümlichem Kaufmannsladen, einer Schmiede und einem Backhaus. Mehrere alteingerichtete Wohnräume spiegeln das Leben der Dorfbevölkerung in der vergangenen Zeit wieder.

Bereits im Mittelalter betrieb das Kloster Lippoldsberg eine eigene Wassermühle. Ein etwa 2,5 km langer Mühlengraben leitete einen Teil des Wassers der nahen Schwülme zu der Anlage um. 1908 ersetzte der damalige Müller das Wasserrad durch eine Turbine. So konnte er die Wasserkraft sehr viel effizienter nutzen. Nachdem die Mühle im Ersten Weltkrieg abgebrannt war, wurde 1922 ein verbessertes Kraftwerk aufgebaut, dass 1929 von der Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) übernommen wurde. Die EAM richtete in dem Gebäude ein Museum ein, dass die Funktion des Wasserkraftwerkes beschreibt, auf die Geschichte der Anlage eingeht und über Stromnutzung und erneuerbare Energien informiert.

Das Werk wird seit 1999 wieder privat betrieben und inzwischen ging die EAM in der Gesellschaft E.ON auf. Aber das Museum ist nach vorheriger Vereinbarung weiterhin zu besichtigen.



Radrouten die durch Wahlsburg führen:

Weser-Radweg
Fulda-Radweg


 

Bodenfelde

I
n der malerischen Solling-Vogler-Region des Weserberglandes liegt direkt am Ufer der Oberweser der Flecken Bodenfelde. Er besteht aus den Ortschaften Bodenfelde, Wahmbeck und Nienover und ist geprägt von historischen Fachwerkhäusern und einer noch unverfälschten, waldreichen Hügellandschaft. Auf vielen Wanderwegen kann man zu Fuß oder per Rad diese traumhafte Gegend erkunden. Insbesondere der nahe Solling mit seinen lichten Waldgebieten und seinen herrlichen Ausblicken lädt zu einem Ausflug ein. Das Fachwerkschloss Nienover, das auf einem Hügel des Sollings steht, ist nur von außen zu besichtigen. Auf dem Anwesen befindet sich heute ein Pferdegestüt.
Eine kleine Rast sollte man an der Weserpromenade von Bodenfelde machen, denn der Fluss entfaltet hier eine geradezu romantische Schönheit. Ein Stückchen flussabwärts verbindet eine Gierseilfähre den Ortsteil Wahmbeck mit dem hessischen Ufer bei Gewissensruh.
Im Mittelalter wurden die Solequellen bei Bodenfelde noch zur Salzgewinnung genutzt. Den Status als staatlich anerkannter Erholungsort verlor der Flecken allerdings im Jahre 2010.

Sehenswertes:

Auf einem kleinen Hügel im Solling befindet sich ein außergewöhnliches Fachwerkschloss. Es wurde 1640 als ‚Berg- und Jagdhaus’ errichtet, nachdem die Vorgängerburg aus dem 12. Jahrhundert im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Die Dreiflügelanlage besteht im unteren Teil aus festem Naturstein. Darüber befindet sich eine Etage aus Fachwerk. Das Innere des Gebäudes ist reich mit Schmuckelementen aus dem Barock und Rokoko ausgestattet. Nachdem das Anwesen im letzten Jahrhundert der Universität Göttingen als Außenstelle diente, wurde es 2005 privat verkauft. Heute befindet sich hier ein Schlossgestüt.

Die Geschichte von Nienover ist aber noch älter. Bereits im 11. Jahrhundert hatte es eine weitere Vorgängerburg gegeben. Bei archäologischen Grabungen entdeckte man die Überreste einer mittelalterlichen Stadt unweit des Adelssitzes. Diese Stadt besaß eine zu dieser Zeit beachtliche Größe. Warum sie Mitte des 12. Jahrhunderts unterging, ist heute nicht mehr bekannt.

In einem der ältesten Fachwerkhäuser Bodenfeldes befindet sich das Heimatmuseum. Die Ausstellung zeigt typische Gegenstände aus dem ländlichen Leben vergangener Zeiten, alteingerichtete Wohnräume sowie Werkzeuge historischer Handwerksberufe. Eine Besonderheit des Museums ist die Präsentation der alten Bodenfelder Salzsiederei.

Großflächige Wälder mit Fichten, Buchen und Eichen bestimmen den 54.000 ha. großen Naturpark Solling-Vogler. Ungefähr 80% des niedersächsischen Naturschutzgebietes sind lichte Waldgebiete, die auf vielen Wanderrouten entdeckt werden können. Solling und Vogler sind zwei Mittelgebirgszüge im Weserbergland, wobei der Solling im Süden der größere und höhere ist. Der mit 528 m über NN höchste Berg des Solling ist die ‚Große Blöße’. Die Kulturlandschaft wurde lange Jahrhunderte durch die Hutewaldwirtschaft geprägt. Die Bauern trieben ihre Schweine zum Weiden in die Wälder, die dann den Baumwuchs maßgeblich beeinflussten. Lohnende Ausflugsziele im gemeindefreien Gebiet Solling sind der Aussichtsturm Hochsolling bei Silberborn, der Sollingturm bei Uslar, der Hutewald unweit des Schlosses Nienover und der Wildpark Neuhaus mit seinen ca. 300 Tieren.

 

Hinter der Szenerie: Der wilde Hackelberg

Der wilde Hackelberg war ein rauer Bursche. Er lebte einst am Solling und liebte die Jagd. Selbst am heiligen Sonntag blies er mit seinen Kumpanen zur Treibjagd. Als im Herbst wieder eine Jagd geplant war, träumte der Hackelberg des Nachts zuvor einen bösen Traum: ein wilder Eber hätte ihn tödlich verwundet. Des Morgens erzählte er seinen Traum seinem Weibe. Diese flehte ihn daraufhin an, dieses Mal nicht in den dunklen Sollingwald zu ziehen. Schließlich gab er nach und seine Freunde zogen alleine auf die Hatz. Sie brachten ein prächtiges Wildschwein mit und legten es vor des Hackelbergs Hütte. Als dieser vor das Tier trat, hob der noch lebende Recke seinen Kopf und schlitzte mit seinen scharfen Hauern dem Hackelberg die ganze Wade auf. Die Verletzung erschien zunächst als gar nicht so schlimm. Doch sie entzündete sich arg und bald schon wurde dem Jäger gewahr, dass er an dieser Wunde sterben müsse. Da verfluchte er sich selber und schrie: ‚Ich möchte begraben sein an der Stelle, wohin mein Schimmel meine Leiche zieht!‘ Seine Freunde, die um ihn herum im Kreise standen, vernahmen seine Worte und sie erfüllten ihm diesen Wunsch. Sie trieben Hackelbergs Pferd in den Solling und begruben ihn dort, wo der Schimmel zum Stehen kam. Aber kein Mensch kennt heute noch die Stelle, wo sich sein Grab befindet. Niemand hat den Ort bis heute gefunden! Aber jeden Herbst, so erzählt man sich, steigt der wilde Hackelberg aus seinem Grab heraus. Und gemeinsam mit seinen Kumpanen und seinen Hunden jagen sie mit unbändigem Getöse und heulendem Sturmgebraus durch die dunklen Sollingwälder! Und erst wenn der Hackelberg mit seinen wilden Horden endlich vorbeigetobt ist, können die Menschen wieder aufatmen und sich wieder aus dem Hause trauen!




Radrouten die durch Bodenfelde führen:

Weser-Radweg
Fulda-Radweg




Bad Karlshafen

D
ie Kurstadt Bad Karlshafen liegt im nördlichen Hessen direkt an der Mündung der Diemel in die Weser. Seit 1977 trägt die Stadt den Namenszusatz ‚Bad’. Bad Karlshafen bietet ein modernes Kurzentrum und ein 1986 neu errichtetes Sole- und Gradierwerk. Der Stadtteil Bad Karlshafen wurde 1699 als Ansiedelung für einige Hugenotten gegründet, die aus ihrer Heimat Frankreich zuvor geflüchtet waren. Ehrgeizige Planungen zufolge wollte man den Ort im Wesertal zur Fabrik- und Handelsstadt ausbauen. Der Landgraf-Carl-Kanal sollte von hier aus die Weser mit Kassel verbinden, doch das Projekt wurde nur teilweise realisiert und niemals fertig gestellt. Aber die barocke Stadtanlage mit seinem Hafen, dem imposanten Rathaus und seiner symmetrischen Strassenführung zeugen noch heute von diesen historischen Planungsansätzen.
Der Luftkurort Helmarshausen als Stadtteil im Süden ist ungleich älter als das Soleheilbad Bad Karlshafen. Bereits im Jahre 997 wurde hier eine Benediktinerabtei gegründet. Die Mönche waren berühmt für ihre kunstvollen Buchillustrationen, ihre romanische Wand- und Glasmalerei sowie ihre Goldschmiedekunst.
Das Weserbergland der Umgebung lädt mit seinen Sandsteinklippen zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen ein. Insbesondere die Hessischen Klippen mit ihrem 205 m hohen Kaiserstein und die Hannoverschen Klippen mit ihrem imposanten Weser-Skywalk, der einen großartigen Ausblick über das Wesertal bietet, lohnen einen Besuch.

Sehenswertes:

Karlstadt sollte im 18. Jahrhundert zu einer wichtigen Fabrik- und Handelsstadt werden. Im barocken Stil wurde eine neue repräsentative Innenstadt gebaut. Es wurde zwar längst nicht die gesamte Planung in die Realität umgesetzt, dennoch wurde schon ein wesentlicher Teil davon fertig gestellt. Dabei wurden in strenger Symmetrie ungefähr 120 Häuser in Carrés geordnet. Diese Stadtanlage mit seinen gleichförmig angeordneten Straßenzügen ist bis heute weitgehend erhalten geblieben.

Am zentralen Hafenbecken liegt das prächtige Rathaus, das allerdings ursprünglich zwischen 1715 und 1718 als Packhaus und Lager erbaut wurde. Im barocken Landgrafensaal im oberen Stockwerk empfing der Landgraf einst seine Besucher. Dem Erdgeschoss ist ein Laubengang vorgelagert. Das Glockenspiel im Rathaustürmchen lässt vier Mal am Tage verschiedene Melodien erklingen. Noch heute sitzt hier die Stadtverwaltung, aber auch die Kur- und Touristikinformation.

Das Invalidenhaus war das erste öffentliche Gebäude Karlshafens. Es wurde zwischen 1704 und 1710 als Altersruhesitz für Soldaten der hessischen Armee erbaut.

Am Hafenbecken endet auch der Landgraf-Carl-Kanal, der einmal die Weser mit Kassel verbinden sollte. Die Planungen wurden allerdings nur zum Teil ausgeführt. Als der Landgraf 1730 verstarb, wurde der Bau des Kanals eingestellt.

Als Hugenotten bezeichnet man eine Gruppe von französischen Protestanten, die stark durch die Glaubenslehre Johannes Calvins beeinflusst waren. Seid dem 16. Jahrhundert wurden sie durch die katholische Kirche stark unterdrückt. Den brutalen Höhepunkt ihrer Verfolgung erlebten die Hugenotten gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter König Louis XIV. Etwa 250.000 Hugenotten flohen aus Frankreich in die umliegenden Länder. Einige von ihnen ließen sich auch im heutigen Bad Karlshafen nieder und gelten als die ersten Einwohner der Stadt. Das Hugenottenmuseum geht auf die Geschichte dieser Glaubensgruppe ein, beschreibt ihre Flucht und ihre Neuansiedelung in Deutschland. Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Zigarrenfabrik in der historischen Innenstadt. Hier ist heute auch die Genealogische Forschungsstelle untergebracht.

Bereits im Jahre 997 wurde die Benediktiner-Abtei in Helmarshausen gegründet.. Im Mittelalter erwarben sich die Mönche einen hervorragenden Ruf in der Buchmalkunst, der romanischen Wand- und Glasmalerei sowie in der Goldschmiedekunst. Hier entstand auch das berühmte Evangeliar Heinrichs des Löwen. Die Werke der Künstlermönche aus Helmarshausen sind in bedeutenden europäischen Museen vertreten. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster bereits 1538 aufgelöst.

Im Jahre 1965 baute die Evangelische Kirchengemeinde das ehemalige Klostergelände zu einem Jugendzentrum und Kindergarten um. Der Grundriss der Klosterkirche wurde auf dem Boden erkennbar gemacht.

Von der ehemals stolzen Krukenburg ist heute nur noch eine Ruine erhalten. Einige Mauerreste erinnern noch an die ehemals wehrhafte Kirchenburg oberhalb von Helmarshausen, die zwischen 1215 und 1220 um die bereits 1107 erbaute Johanneskapelle errichtet wurde. Heute noch erkennt man die Rotunde der romanischen Kirche, die früher einmal eine Kuppel besessen hatte. Sie wurde nach dem Vorbild der Kirche in Jerusalem erbaut und gilt als das am besten erhaltene Beispiel einer Jerusalemkirche nördlich der Alpen. Neben den Überresten der Johanniskapelle sieht man noch Teile eines Wohngebäudes, des so genannten Paderborner Hauses, die Kellerräume des Abthauses sowie den begehbaren Bergfried. In der Krukenburg lebten damals sowohl kirchliche Würdenträger als auch weltliche Machthaber nebeneinander. Nachdem die Burg an den Landgrafen von Hessen gefallen war, wurden die meisten Gebäude der Höhenburg im 16. Jahrhundert abgerissen. Erst im 20. Jahrhundert begann man mit der Beseitigung der Schuttmassen und der Sanierung und Sicherung des noch erhaltenen Bestandes.

Neben der Krukenburg wurde 1985 ein privates Museum eröffnet, dass sich mit der Geschichte der Burganlage sowie mit der mittelalterlichen Kunst der Benediktinermönche des Klosters Helmarshausen beschäftigt. Die Mönche besaßen im Mittelalter einen bedeutenden Ruf als Maler und Kunsthandwerker. Von ihnen stammen berühmte Buchillustrationen. Sie waren bekannt für ihre hervorragende romanische Wand- und Glasmalerei. Die Ausstellung präsentiert einige Faksimileseiten dieser wertvollen Buchmalkunst. Das Museum ist einem Café angegliedert.

Im Alten Rathaus von Helmarshausen ist heute ein Museum eingerichtet, in dem der Heimatverein Helmarshausen die Geschichte des hiesigen ehemaligen Klosters dokumentiert. Die ständige Ausstellung beschäftigt sich insbesondere mit der Buchmalerei im Mittelalter, denn die Benediktinermönche des Klosters waren bedeutende Maler und Kunsthandwerker. Zum Inventar gehört das berühmte Evangeliar Heinrichs des Löwen, das um 1185 entstand.

Am Südhang der Weser, oberhalb der Mündung des Flusses Diemel in die Weser, befinden sich eine Ansammlung von mehreren Klippen aus Buntsandstein. Allerdings wurde dieses Gebiet seit den 1960er Jahren stark aufgeforstet, so dass die Steinklippen nicht mehr so deutlich zu sehen sind. Verschiedene kleine Wanderwege führen durch die Klippen und bieten zum Teil spektakuläre Blicke über das Wesertal und die Stadt Karlshafen. Die höchste Erhebung der Hessischen Klippen ist der Kaiserstein mit einer Höhe von 205 m.

An einem dieser steilen Berghänge steht der Hugenottenturm. Er wurde 1913 im Auftrag von Johann Joseph Davin, einem erfolgreichen Kaufmann aus Bremen, erbaut. Seine Vorfahren waren einst als Hugenotten aus Frankreich geflohen und fanden im damaligen Carlshaven ein neues Zuhause.

Im Bereich des Sollings zwischen Bad Karlshafen und Trendelburg gibt es ein besonders hohes Aufkommen von Buntsandstein, auch Wesersandstein genannt. Das Gestein entstand vor ungefähr 250 Mio. Jahren durch die Verfestigung von Flusssand. Man unterteilt das hiesige Sandsteinvorkommen in den Roten Wesersandstein, der im Bereich von Bad Karlshafen vorkommt, und den Grauen Wesersandstein, der bei Trendelburg zu finden ist. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde das Material in Steinbrüchen abgebaut. Doch schon zuvor wurde der Wesersandstein als Baumaterial genutzt. Damals wurden Steingruben angelegt, und der Buntsandstein wurde nahe des zu bauenden Gebäudes gewonnen. Die Steinbrüche brachten später aber eine weitaus höhere Qualität des Steinmaterials. Noch heute sind mehrere Steinbrüche in der Umgebung von Bad Karlshafen in Betrieb.

Hoch über der Weser und der Diemelmündung bei Bad Karlshafen wurde nahe der Krukenburg am Carlsplatz ein Besuchersteinbruch eingerichtet. Noch bis in die 1950er Jahre wurde an diesem Ort Wesersandstein abgebaut. Heute wird hier anhand von Schautafeln und originalen Gerätschaften anschaulich gezeigt, wie die Gewinnung und die Verarbeitung des Buntsandsteins im 19. und 20. Jahrhundert vor sich ging.

Im hessischen Bad Karlshafen, nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, mündet mit der Diemel der südlichste der größeren Weserzuflüsse in die Oberweser. Am Fuße der Hessischen Klippen unterhalb des Hugenottenturms beendet die Diemel nach 110 Kilometern ihre eigenständige Reise. Auf dieser Strecke verlor der Fluss eine Höhe von 570 Metern. Eine Terrassenplattform erlaubt einen Blick auf die Mündung des linken Nebenflusses in die Weser.



Radrouten die durch Bad Karshafen führen:

Weser-Radweg
Diemelradweg
Fulda-Radweg
Märchen- und Sagenroute (R4)
Kloster-Garten-Route


 

Beverungen

A
m östlichen Rand Ostwestfalens und in der malerischen Landschaft des Weserberglandes gelegen, befindet sich die Stadt Beverungen. Die Weser bildet hier die natürliche Gemeinde- und Landesgrenze Nordrhein-Westfalens zu Niedersachsen. Nur eine kleine Fläche bei Würgassen befindet sich auf der rechten Seite des Stroms. Die Stadt Beverungen besteht aus mehreren einzelnen früher selbstständigen Gemeinden. Sie gehört zum Erzbistum Paderborn und ist auch sehr katholisch geprägt. Fast jedes Dorf besitzt eine eigene, zumeist auch schon sehr alte Kirche, auf die man beträchtlich stolz ist. Aufgrund der Grenzlage entstanden nahe der Weser mehrere Burg- und Schlossanlagen, die zum Teil noch in gutem Zustand erhalten sind. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der Weser-Skywalk an den Hannoverschen Klippen, bei dem man über den Steilhang hinweg auf einem freitragenden Steg über dem Wesertal laufen kann.

Sehenswertes:

Hoch über der Weser und dem Ort Herstelle thront mächtig die gleichnamige Burg. Ihre Geschichte ist geprägt von mehrfacher Zerstörung und Wiederaufbau. In einer alten Urkunde findet sich eine erste Erwähnung im Jahre 1291. Ein Feuer vernichtete die Höhenburg im Jahre 1464. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde das Anwesen niedergebrannt, nachdem es zuvor ausgeplündert worden war. Anfangs des 19. Jahrhunderts waren Teile der wieder aufgebauten Burg so stark verfallen, dass man zwischen 1825 und 1832 einen Schlossneubau errichtete. Zuvor war bereits 1798 innerhalb der Ringmauer das ehemalige bischöflich-paderbornische Amtshaus entstanden.

Das neue Schloss sollte sich im Erscheinungsbild an eine Burganlage anlehnen. Der an einen Bergfried erinnernde Zinnenturm beherbergt das Treppenhaus. Links davon befindet sich das wie ein Palas ausgelegte Haupthaus aus Bruchstein.

Burg Herstelle befindet sich im Privatbesitz und kann daher nicht besichtigt werden.

Das Dorf Würgassen wurde zwar erst im 10. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, aber es wird angenommen, dass die Ortschaft bereits zur Zeit Karls des Großen existierte.

Das zweigeschossige Barockschloss Würgassen wurde 1698 fertig gestellt. Das an der rechten Weserseite stehende Schloss befindet sich im privaten Besitz der Familie von Hirschscheydt.

Auf der linken Weserseite auf halber Strecke zwischen Beverungen und Höxter befindet sich der reizvolle Schlosspark Wehrden. 1699 ließ der Fürstbischof von Paderborn, Freiherr von Wolff-Metternich, das zweigeschossige Barockschloss erbauen. Zuvor hatte hier bereits eine mittelalterliche Wasserburg gestanden. Der die Hauptfront bestimmende geschweifte Giebel wurde erst im 19. Jahrhundert ergänzt. Im späten 19. Jahrhundert wurde auch der englische Landschaftspark angelegt, der fast bis zur Weser reicht und vom Weserradweg begrenzt wird. Der freistehende so genannte Drostenturm im öffentlich zugänglichen Park entstand bereits im Mittelalter, wurde aber 1696 noch einmal umgestaltet. Er erhielt seinen Namen, weil ihn die bekannte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff bei ihren zahlreichen Besuchen in Wehrden gerne aufsuchte.

Es gilt als gesichert, dass es bereits im frühen 9. Jahrhundert in Amelunxen einen Gutshof gegeben hat. Im 13. Jahrhundert ist eine Ritterburg belegt, auf der die Herren von Amelunxen lebten. Man weiß allerdings nicht mehr, ob es sich dabei um einen Vorgängerbau der heutigen Schlossanlage handelte, oder ob sich die Burg an einer ganz anderen Stelle befunden hat. Die Herren von Amelunxen waren jedenfalls zu dieser Zeit als plündernde Raubritter gefürchtet.

Das Schloss Amelunxen wurde schließlich im Jahre 1554 im Stil der Weserrenaissance errichtet. Wahrscheinlich handelte es sich zunächst um ein Wasserschloss, dessen Gräben inzwischen zugeschüttet wurden. Das zweistöckige Herrenhaus mit den beiden Erkern und dem Doppelportal wurde streng symmetrisch für zwei Brüder aus dem Amelunxen’schen Geschlecht gestaltet. Die beiden bewohnte dann jeweils eine Hälfte des Prunkbaus. Bis 1696 waren die Herren von Amelunxen im Besitz des Anwesens, dann verkauften sie es an die Herren von Wolff-Metternich. Bis heute verblieb das Renaissanceschloss in deren Familienbesitz.

Bei Würgassen, nordwestlich von Bad Karlstadt, befinden sich am Nordufer der Weser die Hannoverschen Klippen. Sie bestehen aus rötlichem Wesersandstein und bilden mit ihren 80 Meter hohen Klippen im Weserbergland eine geologische Besonderheit. Eine beliebte Attraktion ist der Weser-Skywalk. Diese Aussichtsplattform ragt über den Steilhang hinweg in das Wesertal hinein und bietet einen spektakulären Ausblick über den Fluss und das Weserbergland.

Mit der romantischen Verklärtheit einer mittelalterlichen Wasserburg hat Burg Beverungen nichts mehr zu tun. Das, was von ihr noch übrig blieb, wirkt eher wie ein klotziges Speichergebäude. Einst war Burg Beverungen eine alte Wasser- und Wehrburg, die im 14. Jahrhundert zur Sicherung der Weser erbaut wurde. Die Gräben wurden inzwischen zugeschüttet. Im 17. und im 19. Jahrhundert wurde die Burg zerstört, kurz danach aber jeweils wieder aufgebaut. Heute steht von der einstigen Anlage nur noch der aus Bruch- und Sandstein erbaute 27 Meter hohe Wohnturm.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die katholische Kirche in Beverungen so stark beschädigt, dass man sie abtrug. Der weiß verputzte Neubau entstand zwischen 1682 bis 1698 im barocken Stil. Die holzgeschnitzte Innenausstattung stammt noch aus dem späten 17. Jahrhundert.

Im Zuge der Reformation verlor die katholische Kirchengemeinde von Amelunxen im Jahre 1651 mit der Georgskirche ihr angestammtes Gotteshaus. Dem Verlust war ein mehrere Jahrzehnte währender Streit mit der Evangelischen Kirche vorausgegangen. Der Corveyer Fürstbischof Ferdinand von Lüninck ließ schließlich 1822 bis 28 die St.-Peter-und-Paul-Kirche als neues katholisches Gotteshaus erbauen.

Die romanische Georgskirche in Amelunxen wurde 1118 geweiht. Vermutlich gab es bereits im 9. Jahrhundert einen Vorgängerbau. Im Zug der Reformation gab es im 16./17. Jahrhundert einen langen Streit zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche um den Besitz des Gotteshauses. Erst 1651 wurde die rustikale Georgskirche endgültig zur evangelischen Pfarrkirche. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der frei zugängliche 5000m² große ‚Lebensgarten’ neben der Kirche.

Der Ortsteil Dalhausen liegt im Südwesten von Beverungen in der sehr engen Tallage der Bever, die eine ertragreiche Landwirtschaft nur sehr eingeschränkt zuließ. Dafür wuchsen auf den feuchten Böden nahe den Bächen besonders viele Weiden, die für das Flechten von Körben notwendig sind. So entwickelte sich hier im 19. Jahrhundert die Korbmacherei als wichtiges regionales Handwerk, dessen Bedeutung erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder nachließ.

Das Korbmacher-Museum widmet sich diesem Handwerk. Neben der Ausstellung typischer Produkte werden auch der Herstellungsablauf von der Weide bis zum Korb sowie die sozialen Lebensumstände der Arbeiter beschrieben.

Die katholische Pfarrkirche St. Marien in Dalhausen wurde zwischen 1718 und 1721 als barocker Nachfolgebau einer bereits im 10. Jahrhundert existierenden romanischen Kapelle errichtet. Der Kirchturm entstand erst 1877. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus noch einmal vergrößert, um die wachsende Zahl der Gemeindeglieder aufnehmen zu können. Die barocke Innenausstattung mit Hochaltar, Gnadenbild und Taufkapelle ist sehr auf die Marienverehrung ausgerichtet, die das Gotteshaus auch zur Wallfahrtskirche machte.

Die Pfarrkirche in Wehrden wurde 1698 als schlichte Saalkirche erbaut. Der Hochaltar und die Kanzel sind Werke des Paderborner Bildschnitzers Heinrich Gröne und stammen aus dem späten 17. Jahrhundert. Neben der Kirche befindet sich der Familienfriedhof derer von Wolff-Metternich.

Hoch über dem Tal der Bever thront auf dem Kammberg die katholische Kirche St. Jakobus der Ältere. Sie wurde um 1150 als Wehrkirche im romanischen Stil erbaut und macht mit ihrem massigen Westturm noch heute einen sehr rustikalen Eindruck. Der gotische östliche Anbau wurde Ende des 15. Jahrhunderts hinzugefügt.

Die barocke Dorfkirche in Blankenau wurde 1714 erbaut. An der weißverputzten Außenwand stehen zwei lebensgroße Figuren, die den hl. Joseph als Patron der Kirche die hl. Maria als Königin darstellen. Sehenswert sind der beeindruckende große barocke Hochaltar und die Kanzel. Beides sind Werke aus der Bildhauerwerkstatt Papen und stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Das Dorf  Rothe ist der kleinste Stadtteil von Beverungen. Am südlichen Dorfrand befindet sich ein historischer Wachturm. Der von Sträuchern umgebene Rundturm wurde im Jahre 1429 erbaut.



Radrouten die durch Beverungen führen:

Weser-Radweg
Kloster-Garten-Route
 




Boffzen

A
m Rande des Naturparks Solling-Vogler liegt die Samtgemeinde Boffzen, in der die bis 1973 selbstständigen Gemeinden Boffzen, Fürstenberg, Derental und der Flecken Lauenförde gehörte. Im Westen wird das beschauliche Dorf von der Weser begrenzt. An seiner Promenade befindet sich ein Dampferanleger, der zu einer Schiffsfahrt über die Oberweser einlädt. Der früher als natürliche Grenze fungierende Fluss und ein einst hier vorbeiführende Heerweg machten es erforderlich, dass auf der Höhe von Fürstenberg auf dem Felsen oberhalb des Tales zur Sicherung eine Turmburg erbaut wurde. Im 16. Jahrhundert wurde die Wehrburg zum Schloss Fürstenberg umgebaut. Das Anwesen ist Sitz einer der ältesten noch bestehenden Porzellanmanufakturen Europas. Ein Museum im Schloss informiert über das Weiße Gold der Weser. Einen Besuch lohnt auch das Kragstuhlmuseum in Lauenförde mit seinen Ausstellungen zur modernen Möbelkultur sowie das Glasmuseum in Boffzen. Die Ortsteile Fürstenberg und Derental waren noch bis 2010 staatlich anerkannte Erholungsorte.

Sehenswertes:

Über einem steil aufragenden Felsen des Kathagenberges thront das Schloss Fürstenberg über dem Wesertal. Als Turmburg hatte sie im 14. Jahrhundert die Aufgabe gehabt, die als Grenze dienende  Weser und den am Ufer verlaufenden Heerweg zu sichern.

Im 16. Jahrhundert wurde die Höhenburg dann zum Jagdschloss im Stil der Weserrenaissance umgebaut. Darüber hinaus diente das Anwesen auch als Sitz des Amtes Fürstenberg.

1747 wurde die Porzellanmanufaktur gegründet, die sich noch immer am Schloss befindet. Sie gehört heute zu den ältesten noch produzierenden Porzellanfabriken Europas. Erst 1972 erbaute man direkt neben dem Schloss Fürstenberg ein neues Produktionsgebäude. Seit 1957 befindet sich im Schlossgebäude ein Museum, dass einen Überblick über die Produktion des ‚Weißen Goldes der Weser’ seit der Zeit des Rokoko bis heute liefert.

Von der restaurierten Schlossterrasse mit ihrem alten Obstbaumbestand hat man einen herrlichen Blick über die Weser und das Flusstal.

Um zu erfahren, wie sich das Leben im Mittelalter doch von dem in unserer Zeit unterscheidet, wurde für Jugendliche die Bildungsstätte ‘Mittelalterdorf Bokenrode’ geschaffen. Ziel der Einrichtung ist es, Geschichte zum Anfassen zu vermitteln. Den Kursteilnehmern wird ein Grundwissen über das normale einfache Leben in einem mittelalterlichen Dorf gelehrt. Hier können sie gemeinsam Brot backen, Garn spinnen, Eisen schmieden und töpfern. Die Jugendlichen lernen, welche Aufgaben die Ritter besaßen und üben sich im Schwerttraining, Bogenschießen oder im Axt- und Speerwurf.

Das Bauhaus in Weimar bzw. Dessau hat sich bereits in den 1920/30er Jahren mit dem Thema des modernen und dennoch zweckmäßigen Möbeldesigns künstlerisch beschäftigt. Dabei kamen sie zu Lösungen, die auch heute noch zeitgemäß wirken und damit zu Klassikern der Moderne zählen. Kragstühle beispielsweise sind Stühle ohne Hinterbeine. Manche wurden als starre Konstruktionen konzipiert, andere sind freischwingend.

Bereits 1979 eröffnete in der Burg Beversen das Kragstuhlmuseum, um dieser Form des Stuhldesigns zu huldigen. Es zog 2004 auf die andere Weserseite nach Lauenförde in das von Peter Smithson geschaffene neue ‚Museum für Möbeldesign der Moderne – Schwerpunkt Kragstuhl’ um. Es war Smithsons letztes Werk. Der bedeutende britische Architekt und Designer verstarb 2003.

Das Museum gliedert sich in mehrere interessante Ausstellungen: Das Jean Prové Archiv widmet sich der Arbeit eines der bedeutendsten Konstrukteure des 20. Jahrhunderts. Der Franzose Prové (1901 – 1984) entwickelte als Architekt und Designer eine Vielzahl neuer Möbelprinzipien. Das Archiv beherbergt mehr als 100 originale Konstruktionsskizzen. In der Sammlung ‚Urmodelle der Moderne’ findet man Werkbeispiele so bekannter Künstler und Architekten wie Walter Gropius, Mies van der Rohe, Karl Friedrich Schinkel, Stefan Werwerka und El Lissitzky, während die Sammlung ‚Anonyme Aristokraten’ diejenigen Meisterwerke präsentiert, von denen der Schöpfer unbekannt blieb. Das britische Designerpaar Alison und Peter Smithson (1928 – 1993 / 1923 – 2003) wird mit ihren Produkten und Entwürfen in einer gesonderten Abteilung vorgestellt. In der Tecta-Ausstellung schließlich wird die aktuelle Möbel-Produktlinie, für die einst auch die Smithsons arbeiteten, präsentiert.

Boffzen kann auf eine jahrhundertelange Glasmachertradition zurückblicken. Das Glasmuseum widmet sich der jüngeren Geschichte dieses Handwerkes. Es befindet sich in der im Jahre 1900 erbauten Fabrikantenvilla Becker. In der Ausstellung werden vor allem mundgeblasene Werke und Produkte aus Pressglas präsentiert, vom Bier- und Weinglas über Konservengläser bis zu der Vielfalt von farbigen Flaschen.

In einer seperaten Abteilung widmet sich das Museum dem Leben und Werk von Johann Georg von Langen (1699 – 1776). Von Langen war ursprünglich Jäger und Förster in gehobener Position. Seine Arbeit führte ihn nach Norwegen, Dänemark und in den Harz.  Er sorgte für die  Einführung des Kartoffelanbaus im Harz. Von Langen gelang es, Porzellan zu produzieren und baute in Fürstenberg den ersten Brennofen, in dem dann das Fürstenberger Porzellan hergestellt wurde.

Das kleine evangelische Kirchengebäude entstand zwischen 1730 und 1737 im barocken Stil. Das Dach des weißverputzen Gotteshausen wurde mit Sandsteinschindeln aus dem Solling gedeckt. Der Innenraum der Erlöserkirche wirkt eher schlicht. Der Barockaltar entstand zur Zeit des Kirchenbaus, die Deckenmalereien sind aus den 1880er Jahren.

Das kleine evangelische Kirchengebäude entstand zwischen 1730 und 1737 im barocken Stil. Das Dach des weißverputzen Gotteshausen wurde mit Sandsteinschindeln aus dem Solling gedeckt. Der Innenraum der Erlöserkirche wirkt eher schlicht. Der Barockaltar entstand zur Zeit des Kirchenbaus, die Deckenmalereien sind aus den 1880er Jahren.






Höxter

D
ie Geschichte Höxters ist eng mit der des ehemaligen Benediktinerklosters Corvey verbunden, das im Jahre 822 durch Ludwig den Frommen gegründet worden war. Doch schon zuvor zählte der Ort zu den bedeutenden sächsischen Siedlungen und damit zu den ältesten Städten Norddeutschlands. Vom Kloster Corvey aus wurde im Mittelalter der größte Teil Norddeutschlands bis nach Skandinavien christianisiert. Hier trafen sich Kaiser, um Weltpolitik zu betreiben. Corvey war ein politisches und geistliches fränkisches Zentrum. Das Westwerk mit seinen beiden mächtigen Türmen ist noch karolingischen Ursprungs und zählt damit zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Denkmälern Europas. Höxter bekam 1250 das Stadtrecht verliehen und trat 1295 dem Hansebund bei. Vor der Säkularisierung war Höxter sogar Hauptstadt des Fürstentums Corvey.
Die Stadt liegt mitten im malerischen Weserbergland direkt am Weserfluss und grenzt im Westen an den Naturpark Teutoburger Wald  / Eggegebirge. Wahrzeichen ist die um 1100 erbaute Kiliankirche. Um sie herum gruppieren sich innerhalb der noch weitgehend erhaltenen Stadtmauer zahlreiche schmucke und liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, die neben der Weserpromenade einen Spaziergang durch die Altstadt sehr reizvoll machen.

Sehenswertes:

Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey war einst ein politisch und geistlich bedeutender Ort. Im Mittelalter wurde von hier aus aus Weltpolitik bertrieben. In Corvey trafen sich einst Kaiser, um wichtige politische Entscheidungen zu treffen. Und von diesem Ort aus wurde fast die ganze Christianisierung Norddeutschlands bis nach Skandinavien betrieben. Darüber hinaus war das Kloster Ausbildungsstätte für eine ganze Reihe mächtiger Äbte.

Die monumentale Klosteranlage gilt als bedeutendes mittelalterliches Denkmal, denn das im 9. Jahrhundert errichtete Westwerk mit seinen beiden mächtigen Fassadentürmen ist das einzig erhaltene aus der Zeit der Karolinger. Im Jahr 2014 soll die Entscheidung fallen, ob das Westwerk des Klosters Corvey in den Rang eines UNESCO-Weltkulturerbes erhoben wird.

822 hatte Ludwig der Fromme, Sohn von Kaiser Karl dem Großen, Corvey als mächtige Reichsabtei gegründet, um den fränkischen Machtanspruch in der gerade eroberten Region zu festigen. In diesem Jahr begann auch der Bau des imposanten Westwerkes. Im 10. Jahrhundert hatte sich das Kloster zum wichtigen geistlichen und kulturellen Zentrum entwickelt, das erst im ausklingenden Mittelalter seine herausragende Bedeutung wieder verlor. Nachdem die Anlage während des Dreißigjährigen Krieges schwer beschädigt wurde,  baute man sie im späten 17. Jahrhundert im barocken Stil neu auf. Corvey wurde 1792 in ein Fürstbistum mit der Hauptstadt Höxter umgewandelt, doch schon 1803 verlor es im Zuge der Säkularisation wieder seine staatliche Unabhängigkeit. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam das ehemalige Klostergebäude in privaten Besitz und der Westflügel des nunmehr Schloss genannten Gebäudes wurde neu eingerichtet. Die schönsten Räume des Anwesens sind heute der Öffentlichkeit im Rahmen eines Museumsbesuches zugänglich. Zum Schlossmuseum gehört auch die Ausstellung ‚Von der Villa zur Stadt‘, in der die 1000jährige Stadtgeschichte Höxters beschrieben wird.

Die ehemalige Abteikirche St. Stephanus und Vitus wurde im 17. Jahrhundert erbaut und besitzt entgegen des damals vorherrschenden Zeitgeistes überwiegend gotische Stilelemente. Auch das prächtige Innenleben der Basilika wurde weitgehend gotisch ausgeschmückt. Hervorzuheben sind der Hoch- und der Seitenaltar sowie die vier Epitaphe aus Alabaster. Die Barockorgel aus der Werkstatt des Andreas Schneider stammt aus dem Jahr 1681 und wurde 1718 noch einmal erweitert. Aufgrund ihrer hervorragenden Akustik werden in der Abteikirche und im Kaisersaal des Schlosses seit den 1950er Jahren die Corveyer Musikwochen veranstaltet, zu denen alljährlich bekannte Musiker eingeladen werden.

Auf dem direkt angrenzenden Friedhof liegt die Grabstätte von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874). Der Dichter der Deutschen Nationalhymne war lange Jahre Schlossbibliothekar in Corvey. Die Fürstliche Bibliothek wird heute in 15 Sälen bewahrt und umfasst ungefähr 75.000 Buchbände. Sie gehört zu den bedeutendsten Privatbibliotheken Deutschlands.

Mit ihren beiden unterschiedlich hohen Türmen des Westwerkes bestimmt die Kilianikirche das historische Stadtbild Höxters. Die romanische Basilika wurde im 11. Jahrhundert als Nachfolgebau einer wesentlich kleineren Kirche aus dem 8. Jahrhundert errichtet. Der Nordturm misst eine Höhe von 48 Metern, der Stadtturm ist einen guten Meter niedriger. Zwischen 1394 und 1421 wurde das Gotteshaus zu einer zweischiffigen Hallenkirche mit gotischen Elementen umgestaltet. 1515 baute man an der Nordseite die Annakapelle an, um das Jahr 1600 folgte die Sakristei im Stil der Renaissance. Im Zuge der Reformation übernahm 1533 die Evangelische Kirche das Gotteshaus.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gotteshaus geplündert und so blieb von der einst reichhaltigen und wertvollen Ausstattung nur relativ wenig erhalten. Besondere Einrichtungsgegenstände sind die gotische Kreuzgruppe aus dem späten 16. Jahrhundert, die Renaissancekanzel von 1597 und der Taufstein von 1631. Mehrere Epitaphe sind noch zu sehen, von denen der älteste aus dem Jahre 1593 stammt. Die edle barocke Orgel wurde von Hinrich Klausing 1710 erbaut. Wegen der hervorragenden Akustik finden in St. Kiliani häufig Orgelkonzerte statt.

Die ursprüngliche Nikolaikirche war Bestandteil der Stadtmauer nahe des Nicolaitores. Sie stammte vermutlich aus dem frühen 13. Jahrhundert. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Kirche so schwer beschädigt, dass sie abgetragen wurde. Zwischen 1766 und 1771 wurde aus Bruchstein ein Neubau errichtet, der im Kern heute noch besteht. Er erhielt durch den Anbau des neuromanischen Chors und der Seitenschiffe im ausgehenden 19. Jahrhundert ein völlig neues Aussehen. Der älteste Einrichtungsgegenstand ist eine aus Holz geschnitzte Madonna aus dem 15. Jahrhundert.

Die evangelische Marienkirche ist architektonisch eine Besonderheit, da sie in ihrem ursprünglichen Bauzustand erhalten blieb. Eine Vorgängerkirche war 1248 abgebrannt und so entstand zwischen 1270 und 1320 das neue Kirchengebäude im gotischen Stil. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein bereits geplanter Abriss gerade noch verhindert. 1850 übernahm die Evangelische Kirche das Gotteshaus als Ersatzkirche. Zunächst diente es allerdings nur als Lagerhaus. Erst seit 1952 finden hier wieder Gottesdienste statt. Der Taufstein ist viel älter als die Marienkirche selber. Er stammt aus der Petrikirche, deren Abriss im 19. Jahrhundert nicht verhindert werden konnte.

Das Fachwerkgebäude im Zentrum Höxters gehört mit seinen reichen Holzverzierungen zu den ältesten und schönsten Gebäuden der Stadt. Es wurde 1561 erbaut und im Laufe seiner Geschichte kaum verändert. Zunächst diente das Haus als Adelssitz der Familie von Amelunxen. Bereits im 13. Jahrhundert hatte an dieser Stelle ein Lehenshof gestanden. Später diente die Dechanei zeitweilig als Priesterseminar. Heute befindet sich hier das weltliche Zentrum der Kirchengemeinde.

Nicht weit von der Weser entfernt steht das historische Rathaus von Höxter. Es gilt als schönes Beispiel für die Weserrenaissance und stammt im Kern vermutlich noch aus dem 13. Jahrhundert. Im frühen 17. Jahrhundert wurde das Gebäude umfangreich umgestaltet und erhielt so weitgehend sein heutiges Aussehen. Im 18. Jahrhundert wurde das Fachwerkstockwerk noch einmal erneuert und dem Treppenturm ein barocker Helm aufgesetzt. Heute befinden sich in den Räumen die Touristeninformation und das Kulturbüro. Das bronzene Glockenspiel im Treppenturm erklingt fünfmal am Tage.

Gleich neben dem Rathaus steht in einer Reihe historischer Fachwerkhäuser das alte Küsterhaus. Das reizvolle Gebäude mit seinen hervorragenden Giebel wurde 1565 erbaut. Es beeindruckt durch seine reichen Schnitzereien und beherbergt heute das Standesamt. Das Küsterhaus stand übrigens nicht immer an dieser Position. Weil am ursprünglichen Standort ein Parkhaus entstand, wurde es an die neue Stelle versetzt.

Das hübsche Fachwerkhaus verdankt seinen Namen der bildlichen Darstellung von Adam und Eva auf der Häuserfront. Daneben gibt es auch Abbildungen des Erzengels Gabriel und der Jungfrau Maria. Das 1571 erbaute Gebäude zählt wegen seiner vielfältigen und farblich gestalteten Schnitzereien zu den schönsten in Höxter und als besonders reizvolles Beispiel der Weserrenaissance.

Der deutsch-israelische Maler und Grafiker Jacob Pins wurde 1917 in Höxter geboren. Seinen Bekanntheitsgrad verdankte er insbesondere dem Holzschnitt, in dem er eine unverwechselbare Meisterschaft erlangte. 1936 floh der jüdische Künstler vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Deutschland und ließ sich in Palästina nieder. 1978 wurde er Professor an der Bezalel-Akademie für Kunst und Design in Jerusalem. Pins war Sammler Ostasiatischer Kunst, die sein Werk maßgeblich beeinflusste. Im Jahr 2002 stiftete er große Teile seines Nachlasses seiner Heimatstadt Höxter. Darunter befanden sich viele Holzschnitte, Druckstöcke sowie Gemälde, Zeichnungen und Skizzen. Im Forum Jacob Pins, das sich im Adelshof Heistermann von Zielberg befindet, werden seine Arbeiten sowie auch die Werke anderer zeitgenössischer Künstler in wechselnden Ausstellungen präsentiert. Pins starb 2005 in Jerusalem.

Höxter zählt zu den ältesten Städten Norddeutschlands. Schon in frühmittelalterlicher Zeit zählte es zu den sächsischen Hauptorten. Innerhalb der historischen Altstadt finden sich noch zahlreiche schmucke und liebevoll sanierte Fachwerkbauten. Die Altstadt wird halbkreisförmig von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben, die jeweils an der Weser endet. Sie ist 2,5 km lang und besaß einst eine Höhe von etwa 8,5 m. Fünf Stadttore und mehrere Wachtürme gehörten zu der Stadtumwehrung. Diese wurden aber im 19. Jahrhundert wieder abgetragen, während die Mauer selber weitgehend erhalten blieb.

Erstmals wurde die Stadtbefestigung 1152 erwähnt. Die heutige Mauer stammt aber vermutlich erst aus dem 13. Jahrhundert. Ausgrabungen ergaben aber, dass es bereits im 9. Jahrhundert einen breiten Schutzgraben gegeben hat, zu der möglicherweise auch ein Befestigungsring gehörte.

Zu der Stadtumwehrung Höxters zählte auch die im 14. Jahrhundert errichtete Landwehr, zu denen mehrere vorgelagerte Wachtürme gehörten. Der Mäuseturm, die Brenkhäuser Warte und die Brückfelder Warte sind heute noch erhalten.

Das Hüttesche Haus ist ein schmuckes Fachwerkhaus in der Altstadt von Höxter. Es wurde im Stil der Weserrenaissance mit überkragendem Giebel erbaut. Lange stand es leer, bis im Jahre 2012 die Kunsthistorikerin und leidenschaftliche Sammlerin Dr. Corinna Wodarz ihr eigenes kleines Museum darin eröffnete. In sechs Räumen des oberen Stockwerkes werden interessante wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen bunten Themen gezeigt.

Das Ortsbild von Albaxen wird geprägt durch die trutzig wirkende St. Dionysiuskirche im Zentrum der Gemeinde. Beliebt ist Albaxen insbesondere bei den Motorradfahrern, denn die Tonenburg ist ein beliebter Bikertreff. Die Burganlage steht oberhalb der Weser auf einem Trutzberg. Der gelbe Turm ist schon von weitem sichtbar. Die im frühen 14. Jahrhundert errichtete Wehrburg diente lange als Residenz und Zufluchtsort der Corveyer Äbte. Die ältesten erhaltenen Gebäude, das Ackerhaus und die Brennerei, stammen allerdings erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Auf der Tonenburg gibt es heute ein Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit. Das alte Ackerhaus kann für größere Feierlichkeiten gemietet werden.

Auch an den Hängen der Weser wurde einst Wein angebaut. Das ist freilich schon eine ganze Weile her. Im Jahr 1680 legte der damalige Corveyer Abt am Räuschenberg einen Weinberg an. Allerdings wurde der Weinanbau nur einige wenige Jahre lang betrieben. Der gleiche Abt ließ 1689/90 in den steilen Berghang eine achteckige Kapelle mit einem Durchmesser von ungefähr 8 Metern errichten. Das Innere der Weinbaukapelle wird beherrscht von einem hölzernen Renaissancealtar. Noch im 18. Jahrhundert fanden alljährlich Bittprozessionen von der Stadt Höxter zur Kapelle statt, um für eine gute Ernte zu beten.

Um den ersten Kanzler des neugegründeten Deutschen Reiches, Otto von Bismarck (1815 – 1898), zu ehren, ließ die Stadt Höxter mit Hilfe von Bürgerspenden auf dem Ziegenberg bei Bosseborn den Bismarckturm errichten. Das neuromanische Bauwerk wurde im Jahre 1900 fertig gestellt, besitzt einen 13 Meter hohen Zinnenturm mit Aussichtsplattform und ein kleines Erkertürmchen.

Der Stadtteil Albaxen im Norden von Höxter liegt direkt am linken Ufer der Weser. Bereits im Jahre 822 wurde der dörflich geprägte Ort im Zusammenhang mit der Gründung der Abtei Corvey erstmals urkundlich erwähnt. Das Heimatmuseum zeigt häusliche Gebrauchsgegenstände,  alte Gerätschaften und typische Handwerkzeuge aus dem ländlichen Leben einer vergangenen Zeit. Es wird nur nach vorheriger Vereinbarung geöffnet.

Die Klosteranlage in Brenkhausen wird heute sowohl von der Koptisch-orthodoxen als auch von der Katholischen Kirche genutzt. 1993 hatten die Kopten den Barockteil des Komplexes übernommen und nutzen diesen seit dem als Männerkloster sowie als Sitz des deutschen Generalbischofs. In einem Kreuzgangflügel finden die koptischen Gottesdienste statt. Die ehemalige gotische Klosterkirche ist heute die katholische Pfarrkirche St. Johannis Baptist. Von der ursprünglichen barocken Ausstattung blieb aber nur der Hochaltar erhalten.

Die ersten Klostergebäude wurden während des 13. Jahrhunderts erbaut, im Dreißigjährigen Krieg aber nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau begann 1630 im gotischen Stil und zwischen 1710 und 1746 erfolgte mit dem Bau der drei Barockflügel eine erhebliche Erweiterung. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster 1803 aufgelöst. Die Anlage wurde zunächst als privates landwirtschaftliches Anwesen weiter genutzt.

In den Barockflügeln sind heute mehrere interessante Ausstellungen untergebracht. Das Bibelmuseum zeigt über 1000 Bibeln aus verschiedenen Epochen und in der Ausstellung ‚Das Lied der Steine‘ werden Modelle berühmter europäischer Kirchen präsentiert.

Zum ehemaligen Kloster Corvey gehörte einst auch die Obermühle in der Altstadt Höxters. Sie lag an dem Bach ‚Grube‘ und wurde 1305 erstmalig als Kornmühle erwähnt. Das heutige Mühlengebäude stammt aus den 1830er Jahren. Die damalige Müllerfamilie, die bezeichnenderweise auch den Familiennamen ‚Müller‘ führte, betrieb die Anlage bis 1956. Nach einer umfangreichen Sanierung in den 1980er Jahren wird das Mühlengebäude als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Zuletzt befand sich hier auch ein Restaurant.

Teile der St. Annakirche in Fürstenau stammen noch aus dem Jahre 1529. Auch das Langhaus der heutigen Pfarrkirche wurde noch im 16. Jahrhundert begonnen, aber erst 1603 fertig gestellt. Nach einer Erweiterung im Jahre 1925 erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Der älteste Einrichtungsgegenstand ist ein Taufstein aus dem 13. Jahrhundert.

Die alte aus dem späten 17. Jahrhundert stammende katholische Pfarrkirche St. Anna im Ortsteil Stahle wurde 1963 abgetragen. Nur ein barockes Sandsteinportal und der Dachreiter sowie der 1732 errichtete Kirchturm blieben erhalten. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände im neu erbauten Kirchengebäude sind der Hochaltar (um 1700), ein pokalförmiger Taufstein von 1670 sowie ein vergoldeter Silberkelch aus dem 14. Jahrhundert.

Der erste Kirchenbau in Ottbergen stammte vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. 1693 wurde die neue Heilig-Kreuz-Kirche fertig gestellt, die später in den Erweiterungsbau von 1904 integriert wurde. Der Kirchturm stammt erst von 1858, nachdem der alte Turm durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Sehenswert ist der Hochaltar aus dem Jahr 1699. Schlossführungen für Gruppen können ganzjährig gebucht werden.



Radrouten die durch Höxter führen:

Weser-Radweg
Kloster-Garten-Route




Holzminden

S
eit Anfang dieses Jahrhunderts nennt sich die alte Ackerbürgerstadt Holzminden ‚Stadt der Düfte und Aromen‘, denn hier hat eine der weltweit größten Geruchs- und Geschmacksstoffhersteller ihren Sitz. So wurde in der Innenstadt der ‚Duftende Stadtrundgang eingerichtet. An 15 Duftstelen werden dem Besucher Sehenswürdigkeiten, Städtische Besonderheiten und in Holzminden kreierte Düfte vorgestellt. Der Marktplatz der Weserstadt am Solling gilt als einer der ältesten in Norddeutschland. Er wird von historischen Ackerbürgerhäusern gesäumt. Das größte und eindrucksvollste ist das Severinsche Haus. Sehenswert sind aber auch die Lutherkirche, die als ein Wahrzeichen der Stadt gilt, das aufwendige Tillyhaus, das Reichspräsidentenhaus mit dem Glocken- und Figurenspiel und der Raabe-Brunnen.
Direkt am Weser-Radweg befindet sich ein kostenfreies Fahrradparkhaus. Hier kann man seinen Drahtesel in einer Box abstellen, um dann die Innenstadt zu Fuß zu erkunden.

Sehenswertes:

Im Zentrum der Altstadt von Holzminden befindet sich einer der ältesten Marktplätze Norddeutschlands. Auf dem Platz, der von dichten Baumreihen gesäumt wird,  steht der alte Marktbrunnen aus dem Jahre 1891. Rund herum stehen viele historische und liebevoll restaurierte Ackerbürgerhäuser. Das größte ist das so genannte Severinsche Haus (Nr. 9). Das kunstvoll und reich verzierte Fachwerkhaus wurde 1683 erbaut.

Um dem kurz zuvor verstorbenen ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert 1871 – 1925) ein Denkmal zu setzen, entstand im Jahre 1929 ein Torhaus, das die Altstadt Holzmindens mit dem Hafendamm verbinden sollte. Im Reichspräsidentenhaus wurden damals ein Jugendheim sowie Kriegshinterbliebenenwohnungen untergebracht. 1961 baute man ein lustiges Figuren- und Glockenspiel ein. Es stammt vom Künstler Hasso von Korn-Hohenhaus und zeigt den so genannten Meisterzug. Das Spiel beginnt täglich um 9:00, 12:15 und 18:00 Uhr.

Holzminden besitzt den Beinamen ‚Stadt der Düfte und Aromen‘, denn die jüngere Stadtgeschichte ist eng mit der Firma ‚Symrise‘, dem größten deutschen Duft- und Geschmacksstoffunternehmen, verbunden. Symrise gehört heute auch weltweit zu den Branchenführern und ging 2003 aus der Fusion der beiden Holzmindener Firmen ‚Haarmann & Reimer‘ und ‚Dragoco‘ hervor.

Das ‚Duftende Besucherleitsystem‘ ist ein Stadtrundgang mit 15 Duftstelen in der Innenstadt. An diesen Stelen erhält der Interessierte Informationen zu Sehenswürdigkeiten bzw. zur Geschichte der Stadt. Und er kann verschiedene Aromen, die hier in Holzminden kreiert wurden, erschnüffeln.

Mitten in Holzminden und schon von weitem sichtbar, erhebt sich der 63 Meter hohe Turm der Lutherkirche über die Stadt. Sie wird erst seit 1922 ‚Lutherkirche‘ genannt. Zuvor nannte man das Wahrzeichen Holzmindens einfach nur ‚Stadtkirche‘. Es ist nicht mehr bekannt, wann das Gotteshaus erbaut wurde. Aber bereits im 11. Jahrhundert stand hier vermutlich eine Kirche. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahre 1231. Das heutige Kirchengebäude wurde, so viel ist sicher, im Jahre 1577 von einer dreischiffigen Basilika zu einer zweischiffigen Hallenkirche umgestaltet. Bereits 1568 war die Kirche, die ursprünglich vermutlich der Gottesmutter Maria gewidmet war, im Zuge der Reformation evangelisch geworden.

Das auffällige verwinkelte rote Fachwerkhaus in der Innenstadt Holzmindens wurde 1609 erbaut. Man sagt, dass General Tilly hier im Sommer 1625 Quartier nahm – daher bekam das Gebäude seinen Beinamen. Johann t’Serclaes von Tilly (1559 – 1632) war Heerführer der Katholischen Liga und gilt neben Wallenstein als wichtigster Feldherr während des Dreißigjährigen Krieges.

Der Hafen von Holzminden wurde 1837 angelegt. Seit dem wurde er allerdings bereits mehrfach umgestaltet. Anfang dieses Jahrhunderts wurde im Zuge eines Jugendprojektes die historische Hafen- und Werftanlage aus dem 19. Jahrhundert rekonstruiert. Sie bildet damit einen neuen touristischen Anziehungspunkt in der Stadt.

Im Hochsolling befindet sich der weitläufige Wildpark Neuhaus. Alter Baumbestand prägt das naturbelassene 50 ha große Gelände, auf dem man die einheimischen Wildarten, wie Rot- und Dammwild, Auerwild und Wildschweine in ihrer weitgehend natürlichen Umgebung beobachten kann.

Teil des Wildparkes ist das Waldmuseum, in dem der Besucher Wissenswertes über Wald- und Baumarten erfährt. Spektakulär sind die Flugvorführungen mit Greifvögeln, die täglich in den Sommermonaten präsentiert werden.

Birkenwälder und flache Moorpflanzen prägen das Hochmoor Mecklenbruch. Seit 1939 steht die mit 63 ha größte Moorfläche im Solling unter Naturschutz. Von einem Aussichtsturm erhält man einen weiten Überblick über die naturbelassene Sumpflandschaft. Über einen Holzsteg kann man das Hochmoor trockenen Fußes entdecken und überqueren.

Zwischen Mai und Oktober findet jeweils mittwochs um 9:30 Uhr eine zweistündige Führung durch das Gelände statt. Treffpunkt ist das Dorfgemeinschaftshaus in Silberborn.

An der Bahnhofstraße in Holzminden befindet sich das Stadtmuseum, dass eine ständige Ausstellung zur Regional- und Stadtgeschichte beherbergt.

In der Ortsmitte des Holzmindener Stadtteils Mühlenberg steht das alte Gerätehaus der Ortsfeuerwehr. Hier wurde eine kleine Ausstellung untergebracht, die die Geschichte der Ortswehr mit Geräten und Uniformen dokumentiert. Besonders stolz ist man auf eine originale Handdruckspritze aus dem Jahr 1878. Das Museum ist nur auf vorherige Anfrage zu besichtigen.

Im Süden von Holzminden steht am Sylbecker Berg ein 174 Meter hoher Aussichtsturm. Er wurde 1908 zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm I. aus Wesersandstein erbaut und bietet von seiner Plattform aus einen weiten Blick über die Weser bis zum Solling.






Bevern

U
mgeben von den Höhenzügen des Voglers und den Ausläufern des Nordsollings befindet sich im Wesertal die Samtgemeinde Bevern. Sie entstand 1973 durch die Zusammenlegung der zuvor selbstständigen Gemeinden Golmbach, Holenberg, Negenborn und dem Flecken Bevern, der seit dem auch Verwaltungssitz ist. Bevern wurde bereits 822 in den Dokumenten des Klosters Corvey erwähnt. Die herausragende Sehenswürdigkeit Beverns ist das im frühen 17. Jahrhundert erbaute Wasserschloss, das zu den wichtigsten Bauwerken der Weserrenaissance gehört und heute ein Heimatmuseum beherbergt.

Sehenswertes:

Das Wasserschloss von Bevern gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Weserrenaissance. Die repräsentative Vierflügelanlage besitzt einen quadratischen Innenhof, den man über eine Brücke und einen tonnengewölbten Durchgang erreicht. Ein rechteckiger Wassergraben umgibt das Gebäude, das zwischen 1603 und 1612 durch Statius von Münchhausen erbaut wurde. Im 17. Jahrhundert lebte hier Herzog Ferdinand Albrecht I. von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1636 – 1687), der wegen seines berühmten aber auch merkwürdigen Raritätenkabinetts der ‚Wunderliche von Bevern‘ genannt wurde. Heute befindet sich das Schloss im Besitz der Gemeinde, die in den Innenräumen regelmäßig Kammerkonzerte veranstaltet.

Das Schloss beherbergt ein Heimatmuseum. Dieses beschreibt die Schlossgeschichte, zeigt archäologische und fossile Funde aus der näheren Umgebung und stellt typische Alltagsgegenstände und Werkzeuge aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus.

Auf einem kleinen Bergrücken befand sich einst die stolze Burg Everstein. Nur wenige Mauerreste blieben von der im 15. Jahrhundert geschleiften Burganlage übrig. Sie wurde erstmals 1226 in einem alten Dokument als Stammsitz der Herren von Everstein erwähnt. Bereits 1284 jedoch übernahmen die verfeindeten Welfen die Höhenburg und ließen sie 1493 schließlich abtragen, um die Steine beim Bau des Schlosses Bevern wieder zu verwenden.

Zwischen 1832 und 1834 ließ die Preußische Regierung eine optische Telegrafenleitung zur schnellen Nachrichtenübermittlung zwischen Berlin und Koblenz errichten. Sie basierte aus einem drehbaren Holzstabsystem und umfasste insgesamt 62 zumeist auf Bergen stehende Telegrafenstationen. Die einzelnen Stationen befanden sich jeweils in Sichtweite zur nächsten Station. Die Entfernung untereinander betrug 6 bis 14 Kilometer.

Auf dem Burgberg stand die Telegrafenstation Nr. 28. Sie bestand aus einem Wohnhaus und einem 14 Meter hohen Turm. Da aber schon wenige Jahre später eine elektrische Telegrafenleitung in Betrieb genommen wurde, stellte man die optische Linie bereits 1850 wieder ein. Der Turm auf dem Burgberg ist das letzte Relikt dieser Telegrafenanlage und heute ein beliebtes Ziel für Spaziergänger.

Unweit der Weser hatte zwischen 1493 und 1807 das herzoglich-braunschweigische Amt Forst ihren Sitz. Das Amt diente als Verwaltungssitz und Gerichtsgebäude, aber auch als landwirtschaftlicher Betrieb. Die Anlage umfasste einst noch ein Torhaus, eine Kapelle, ein Gefängnis und ein Lusthäuschen. Erhalten blieben jedoch nur der Haupthof und die alten Speicher, in denen am Wochenende ein Antikmarkt geöffnet hat.

Der Amtshof kann nach vorheriger Absprache besichtigt werden.

Die schmucke Dorfkapelle von Reileifzen wurde 1848 als Fachwerkkirche erbaut, nachdem man einen Vorgängerbau aus dem 17. Jahrhundert abgetragen hatte. Das Kruzifix im Innenraum und die Glocke stammen noch aus dem ersten Kapellengebäude.

Mitten im Dorf Dölme steht die 1720 erbaute Dorfkirche. Sie wirkt von außen eher schlicht, besitzt aber einen reizvoll ausgeschmückten Innenraum.

Die Geschichte des Klosters Amelungsborn reicht fast 900 Jahre zurück. Bereits 1135 wurde es als Zisterzienserorden gegründet. Im Zuge der Reformation wurde es dann 1568 zu einem evangelischen Männerkloster umgewandelt, dass dann bis zur Säkularisierung im Jahre 1806 Bestand hatte. Erst 1955 konnte die Evangelische Kirche die Klosteranlage wieder übernehmen, die zu diesem Zeitpunkt allerdings, insbesondere durch starke Schäden im Zweiten Weltkrieg, stark verfallen war. Durch eine umfangreiche Sanierung wurden die spätromanischen und gotischen Gebäude wieder nutzbar gemacht. Die Klosteranlage mit der dreischiffigen romanischen Klosterkirche kann jederzeit besichtigt werden. Besonders reizvoll ist der Klostergarten, der nach uralten Überlieferungen, die teilweise noch aus dem 9. Jahrhundert stammen, angelegt wurde.

Das Dorf Golmbach blickt bereits auf eine 1000jährige Geschichte zurück. Eine erste Kirche hat es bereits im 13. Jahrhundert gegeben. Die heutige Dorfkirche im Zentrum der Ortschaft stammt aus dem Jahre 1604. Der Kirchturm ist sogar noch älter: er blieb noch vom romanischen Vorgängerbau erhalten. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände sind eine romanische Betsäule aus dem 13. Jahrhundert und der Taufengel aus dem 18. Jahrhundert.

Bereits um das Jahr 1100 trieb der Forstbach in Negenborn eine Wassermühle an. Bis zum Jahr 1802 gehörte sie zum Kloster Amelungsborn. Das heutige Mühlengebäude wurde 1748 neu erbaut. Die dazugehörige Scheune und das Backhaus kamen allerdings erst im 19. Jahrhundert dazu. Noch bis 1990 war die Mühle in Betrieb. Die Turbine soll in Zukunft wieder zur Stromerzeugung genutzt werden.






Bodenwerder-Polle

I
m Jahre 2010 schlossen sich die beiden Samtgemeinden Bodenwerder und Polle zur gemeinsamen Samtgemeinde zusammen. Bodenwerder liegt rechts der Weser direkt am Vogler. Der Luftkurort besitzt eine 800jährige Geschichte, eine hübsche Altstadt und eine wunderschöne Flusspromenade. Teile der mittelalterlichen Stadtmauer sind noch erhalten, darunter auch eine Bastion und ein Wehrturm. Aber bekannt geworden ist Bodenwerder durch die Person des Lügenbarons von Münchhausen, der hier geboren wurde und dessen Name hier allgegenwärtig ist. Im Münchhausen-Museum erfährt man alles über Mythos und (angeblicher) Wahrheit des phantasiereichen Barons.
Wenige Kilometer flussaufwärts an der anderen Uferseite der Weser liegt Polle. Hoch über dem Fluss thront die Burgruine der Herren von Everstein, in der sich einst unglaubliches zugetragen haben soll: die Geschichte von Aschenputtel. Auch Polle ist ein reizvoller historischer Ort mit zahlreichen schmucken Fachwerkhäusern und engen verträumten Gässchen, der zu einem Abstecher einlädt.

Sehenswertes:

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Lügenbaron von Münchhausen? Der, der mit einer Kanonenkugel durch die Lüfte flog? Der, der einen Hirsch mit Kirschbaum als Geweih erlegte? Der, der sein Pferd im Winter an einen Pfahl anband, der sich nach enormer Schneeschmelze als Kirchturm entpuppte, so dass sein Rappen am Morgen dort oben am Kirchdach hing?

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720 – 1797) kam aus dem Fürstentum Braunschweig-Lüneburg. Er wurde in Bodenwerder geboren und starb dort auch. Nachdem er eine Zeit als russischer Offizier seinen Dienst tat, kehrte er in seine Heimatstadt auf seinen Herrensitz zurück. Von den vielen Lügengeschichten, die man ihm zuschreibt, weiß man heute nur von vieren mit Sicherheit, dass sie von ihm stammen. Die veröffentlichten Geschichten wurden von verschiedenen Autoren, allen voran von Gottfried August Bürge, gegen Münchhausens Willen veröffentlicht.

Das Museum in Bodenwerder zeichnet sein Leben mit Bildern und Dokumenten nach. Unter den Ausstellungsstücken befinden sich auch Gegenstände aus dem persönlichen Besitz des phantastischen Geschichtenerzählers.

Der berühmte Lügenbaron und Bodenwerders berühmteste Persönlichkeit, Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720 – 1797), stammt aus dem Fürstentum Braunschweig-Lüneburg. Er wurde auf dem Familiengut in Bodenwerder geboren und diente eine Zeit lang als Offizier in Russland. 1750 kehrte er auf seinen Herrensitz zurück und hier erzählte er auch im erlauchten Kreise von seinen Kriegs- und Jagdabenteuern, die er offensichtlich sehr schöpferisch ausgestaltete.

Das zweistöckige Herrenhaus wurde 1935 durch die Stadt Bodenwerder übernommen, die es bis heute als Rathaus nutzt. Eines der Zimmer erinnert als Gedenkstätte an den berühmten Baron. Es kann zu den Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.

Der Rodelpark in Bodenwerder bietet Spaß für die ganze Familie. Herzstück ist eine 900 Meter lange Allwetter-Rodelbahn mit Jumps, Steilkurven und Tunneln. Bei einem Gefälle von 10% wird eine Höhe von 60 Metern rasend schnell vernichtet!

Zu dem Park gehören auch eine Minigolfanlage und Billardgolf, ein Kinderkarussell und eine Kindereisenbahn, eine Kletterwand und mehrere Trampolins. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Auf einem Natur-Erlebnispfad erfährt man an sieben Stationen wissenswertes über den Wald und die Pflanzen- und Tierwelt.

Gegenüber von Bodenwerder liegt das Dorf Kemnade, das um das 960 gegründete Kloster entstand. Das ursprüngliche Frauenkloster wurde 1147 der Benediktinerabtei Corvey geschenkt und in der Folgezeit zum Mönchskloster umgewandelt. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster protestantisch.

Die Stiftskirche, umgeben von einigen hübschen Fachwerkhäusern, ist eine dreischiffige Basilika aus rotem Sandstein. Die Fenster des romanischen Bauwerks wurden später gotisiert. Nach schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde der Westturm und Teile des Langhauses im 17. Jahrhundert abgetragen.

In der Familiengruft der Münchhausens wurde auch der Lügenbaron Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen beigesetzt.

Direkt am linken Weserufer steht das 1579 erbaute Schloss Hehlen. Es gehört zu den ältesten Gebäuden der Weserrenaissance. Flankiert von zwei ungleichen Türmen diente das Wasserschloss nur repräsentativen Zwecken. Das Adelsschloss wurde durch die Freiherren von der Schulenburg erbaut, die bis 1956 im Besitz der dreigeschossigen Anlage blieben. Auch heute noch ist Schloss Hehlen im privaten Besitz und kann nicht besichtigt werden.

In einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude befindet sich das Restaurant Kaffeewirtschaft mit eigener Kaffeerösterei. Die Gaststätte ist jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet.

Der Überlieferung nach hat sich auf der  markanten Burgruine oberhalb der Weser bei Polle die Geschichte vom Aschenputtel abgespielt. Zumindest hat man diesem Bauwerk das Märchen, das es in verschiedenen Versionen auch in anderen Ländern gibt, zugeordnet. Und auch heute noch führt eine Laienspielgruppe regelmäßig das Märchen auf der Burg auf.

Ursprünglich hieß die mittelalterliche Höhenburg ‚Burg Everstein‘ oder auch ‚Eversteiner Burg bei Polle‘, um sie nicht mit der anderen, nur 10 Kilometer entfernten Burg Everstein bei Bevern zu verwechseln. Die Burg bei Polle wurde spätestens im 13. Jahrhundert auf einer 25 Meter hohen Bergkuppe erbaut. Erhalten ist heute noch der 20 Meter hohe Bergfried der Hauptburg sowie Mauerreste der Vorburg. Die Ruine wurde in den 1980er Jahren saniert und gesichert und kann jederzeit besichtigt werden.

Als Bodenwerder im Jahre 1287 die Stadtrechte erhielt, besaß die Siedlung bereits eine Wehrmauer mit Wachtürmen und zwei Stadttoren. Von der Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert sind heute noch die Bastion am Corviniusgang, der Tortum am ehemaligen Mühlentor und der Festungsturm erhalten.

Die Gertrudiskapelle wurde ursprünglich für die Heilig-Geist-Kapelle erbaut und 1410 geweiht. Heute befinden sich in dem ehemaligen Gotteshaus die Galerie Corvinius und das Atelier des Künstlers Friedhelm Göbbels.

Die gotische Nikolaikirche entstand zwischen 1460 und 1470 als dreischiffige Hallenkirche. Seit der Reformationszeit im 16. Jahrhundert ist das Gotteshaus evangelisch. Im Jahre 1900 wurde die Pfarrkirche um einen neuen Chorraum erweitert. Die Inneneinrichtung wurde in den 1960er Jahren völlig neu gestaltet, so dass nur der Taufstein aus dem Jahre 1608 als erwähnenswertes Inventar erhalten blieb. Die Glocke der Kirche stammt allerdings noch aus dem 15. Jahrhundert.

Südlich des Dorfes Heyen befindet sich die Ruine der Lauenburg. Sie wurde durch Heinrich IV. im 12. Jahrhundert als riesige Festung erbaut, um die Heerstraße im Wesertal zu schützen. Aber Kaiser Friedrich Barbarossa stürmte die Höhenburg und vertrieb die Burgherren. In der Folgezeit wurde die Burg zum Zufluchtsort von Raubrittern, ehe sie im 14. Jahrhundert völlig zerstört wurde. Heute zeugen nur noch Mauerreste von der ehemals stolzen Anlage, die der Sage nach einmal von Riesen bewohnt gewesen sein soll.

Nicht weit entfernt von der Ruine befindet sich die Kultstätte Heiligenberg mit einem noch gut erhaltenen Ringwall.






Emmerthal

E
mmerthal liegt mitten im Weserbergland im gleichnamigen Naturpark. Hier mündet die Emmer, die dem Ort den Namen gab, in die Weser. Etwas weiter flussaufwärts mündete bereits die Ilse in den Strom. Die heutige Gemeinde vereint 17 ehemals eigenständige Ortschaften beidseits der Weser. Ein Faustkeil, der auf ein Alter von 60.000 Jahre geschätzt wird, ist die erste Besiedlungsspur auf dem heutigen Gemeindegebiet. Die größte Sehenswürdigkeit ist bedeutend jünger, dafür aber umso spektakulärer, denn das prachtvolle Schloss Hämelschenburg gilt als eines der Hauptwerke der Weserrenaissance und ist bekannt für seine wertvolle Kunstsammlung. Ruhe und Entspannung findet man im Ohrbergpark mit seinem alten und exotischen Baumbestand. Aber auch das Museum für Landtechnik und Landarbeit in Börry ist einen Besuch wert.

Sehenswertes:

Das Ziel dieses Museum ist, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen in funktionsfähigem Zustand auszustellen, um die zeitliche Veränderung der Landwirtschaft zu dokumentieren. Auf einem fast 8000 m² großen Freigelände stehen das Gravehaus, eine Scheune, ein Backhaus, ein Pfarrhaus und die Niederbörryer Kirche, in der auch heute noch Gottesdienste und Hochzeiten stattfinden.

In der Saison hat auch ein Museums-Café geöffnet.

Das prachtvolle Schloss Hämelschenburg gilt als eines der Hauptwerke der Weserrenaissance und gemeinsam mit den Gärten, der Marienkirche und der Wassermühle als eines der schönsten Renaissance-Ensembles Deutschlands. Das Hauptschloss besteht aus einer Dreiflügelanlage mit zwei mächtigen achteckigen Treppentürmen. Eine Bruchsteinbrücke führt auf den Innenhof des Anwesens.

Das Wasserschloss wurde durch Jürgen Klencke und seiner Frau Anna von Holle zwischen 1588 und 1613 erbaut. Das Rittergut, zu dem das Schloss gehört, hatte sich bereits im 15. Jahrhundert im Familienbesitz befunden und wird auch heute noch landwirtschaftlich genutzt. Der Gutshof beherbergt auch ein Café, den Biergarten und den Museumsshop. Im Maleratelier finden regelmäßig Ausstellungen statt. Auch das Trakehner Gestüt Langels und die alte Schmiede gehören noch zum Gut.

Bei einer Führung durch das Schloss wird man durch alle wesentlichen Räume geleitet. Die wertvolle Kunstsammlung umfasst etliche Gemälde mit Adelsportraits sowie kostbare Porzellane und Gläser, Möbel und Waffen aus fünf Jahrhunderten. Im Charlottensaal kann man sich auch standesamtlich trauen lassen.

Gleich neben dem Schloss Hämelschenburg befindet sich die Schlosskirche St. Marien. Sie wurde 1563 auf den Fundamenten einer zuvor niedergebrannten Kirche aus dem frühen 15. Jahrhundert errichtet. Dabei fiel der Bau, der zu den ältesten protestantischen Kirchenbauten Norddeutschlands gehört, etwas geneigt und schief aus. Die reichhaltige und imposante Renaissance-Ausstattung blieb bis heute weitgehend erhalten. Das Taufbecken mit dem schweren hängenden Figurendeckel entstand vor 1600. Das kunstvolle Epitaph von Jürgen Klencke und Anna von Holle, den Erbauern von Schloss Hämelschenburg, umfasst ein Lucas Cranach zugeschriebenes Gemälde. Sie waren es auch, die die Inneneinrichtung der Kirche stifteten. An der Brüstung der so genannten Männerempore findet sich das Wappen der Klenckes. Die Orgel befindet sich an der Stirnseite der Marienkirche und wurde 1672 erbaut. Unter dem Gotteshaus liegt die Familiengruft der Klenckes, die noch aus dem Vorgängerbau erhalten blieb.

Im Mai, wenn die Pflanzen ihre volle Blütenpracht entfalten, lockte der Ohrbergpark die meisten Besucher an. Aber auch in den anderen Jahreszeiten ist er ein beliebtes Ausflugsziel. Der historische Park wurde im frühen 19. Jahrhundert im Zeitgeist der Romantik angelegt. So wurden verschiedenste exotische Bäume und Sträucher aus verschiedenen Teilen der Erde angepflanzt. Auf diese Weise bietet der 45 ha. große Park, der seit 1936 unter Landschaftsschutz steht, eine hochinteressante Mischkultur aus einheimischen und fremdländischen Gewächsen. Besonders bemerkenswert sind der riesige Mammutbaum, der Taschentuchbaum aus China und die vielen verschiedenen Rhododendronarten.

Der Sammelleidenschaft des Landwirtes und Hobby-Archäologen Wilhelm Hölscher ist es zu verdanken, dass im Emmerthaler Ortsteil Frenke ein interessantes Heimatmuseum entstanden ist. In vier Räumen auf dem ehemaligen Heuboden seines Hofes stellt er dörflicher Gebrauchsgegenstände, bäuerliche Gerätschaften, Handwerkzeug und Textilien aus vergangener Zeit aus. In Vitrinen werden archäologische Funde aus der Urgeschichte präsentiert, eine Nische ist als Schmiedeecke ausgestaltet.

Alte Spritz- und Feuerlöschgeräte, Uniformen und Helme, Technische Ausrüstungsgegenstände, Modelle historischer Feuerwehrfahrzeuge und Dokumente. Das alles findet man im ehrenamtlich geführten Museum des Kreisfeuerwehrverbandes Hameln-Pyrmont in Emmerthal-Kirchohsen. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Darstellung des Feuerwehr- und Brandschutzwesens im Wandel der Jahrhunderte.

Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten. Besichtigungen und Führungen sind nach vorheriger Absprache möglich.



Radrouten die durch Emmerthal führen:

Weser-Radweg
Kulturroute




Rinteln

D
ie frühere Universitäts- und Festungsstadt Rinteln verdankte ihren Reichtum insbesondere dem Handel auf der Weser mit der Hansestadt Bremen, aber auch mit den Niederlanden. Auch das Handwerk trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass die Stadt im 16. und 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, die sich in den vielen repräsentativen Adelspalais und Bürgerhäusern der Altstadt wiederspiegelte. Rund um den Markt, am Kirchplatz und in der Bäckerstrasse reihen sich prächtig und kunstvoll verzierte Fachwerk- und Sandsteinhäuser aneinander, die Rinteln zu einem Kleinod der Weserrenaissance machen. Im 13. Jahrhundert waren Rinteln bereits die Stadtrechte verliehen worden. In dieser Zeit wurde auch die mittelalterliche Stadtmauer errichtet.
Landschaftlich liegt die Weserstadt im so genannten Rintelner Becken, eingerahmt von Wesergebirge im Norden und dem Süntel im Osten. Die weithin sichtbare Burg Schaumberg wacht über das Wesertal. Sie war der Stammsitz der Grafen von Schaumburg und namensgebend für das Schaumburger Land. Das Kloster Möllenbeck gilt als eines der besterhaltendsten, spätmittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Die beiden Rundtürme und die Krypta stammen noch aus Ottonischer Zeit.
Als Fahrradenthusiast darf man auf keinen Fall eine Fahrt mit der Fahrraddraisine verpassen. Auf einer 18 Kilometer langen stillgelegten Eisenbahnstrecke kann man von Rinteln durch das Lippische Bergland bis ins Extertal nach Alverdissen fahren.

Sehenswertes:

Bedingt durch den ausgeprägten Handel auf der Weser, insbesondere mit der Hansestadt Bremen, erreichte Rinteln im 16. und 17. Jahrhundert einen hohen Wohlstand, der sich in prächtigen und aufwendig gestalteten  Fachwerk- und Sandsteinhäusern ausdrückte. Bis heute blieb die kleine Altstadt Rintelns ein städtebauliches Kleinod der Weserrenaissance. Rund um den historischen Marktplatz gruppieren sich prächtig verzierte und ausgeschmückte Adelshöfe und Bürgerhäuser. Besonders sehenswert sind das Prinzenpalais und die Adelspalais derer von Münchhausen, von Zersen und von Oheimb.

Als Stadthof des Kloster Möllenbeck wurde die Eulenburg im 16. Jahrhundert erbaut. Lange Zeit waren in dem historischen Gebäude der Regierungssitz und der Landtag der hessischen Grafschaft Schaumburg untergebracht. Seit 1908 beherbergt die Eulenburg das Museum Rinteln, das aus einer umfangreichen Altertümersammlung hervorgegangen war. Das inzwischen konzeptionell modernisierte Museum konzentriert sich thematisch auf fünf Schwerpunkte: die Hexenverfolgungen im Wesergebiet, die Ur- und Frühgeschichte des Kreises Schaumburg, die Geschichte von Stadt und Festung Rinteln, die Geschichte der Schaumburgischen Universität von 1621 – 1810 sowie der Landschaftsraum Weser. Daneben werden immer auch wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.

Ein besonderer Spaß ist eine Fahrrad-Draisinenfahrt im Lippischen Bergland. Die urigen 90kg schweren Schienengefährte wurden für diese Fahrten speziell konstruiert. Sie bieten für 2 bis 4 Personen Platz. Der eingleisige Schienenstrang führt über 18 km von Rinteln-Süd bis ins Extertal nach Alverdissen. Er wurde bis 1969 im Personenbahnverkehr genutzt. 2007 wurde die Strecke auch für den Güterverkehr stillgelegt. Seitdem fahren hier nur noch Fahrraddraisinen. Unterwegs gibt es mehrere Rastplätze und Einkehrmöglichkeiten.

Die Saison ist zwischen April und Oktober. Tagesfahrten starten zwischen 9:00 und 11:30. Umkehrzeit ist um 14:00 Uhr, späteste Rückkehrzeit ist um 17:00 Uhr.

In einem renaturierten Steinbruch am Messingberg entstand der Erlebnis- und Freizeitpark ‚Erlebniswelt steinzeichen‘. Der 16 ha große Park wurde im Jahr 2000 als dezentrales Projekt der EXPO 2000 angelegt. Die beiden Schwerpunktthemen sind ‚Faszination Stein‘ und ‚Wunder des Lebens‘. Auf einem 1.250 m langen Panoramaweg wird dem Besucher viel Wissenswertes über das spannende Material ‚Stein‘ und die Entwicklung des Menschen in seinem natürlichen Umfeld vermittelt. Der Weg führt zum so genannten ‚Jahrtausendblick‘, der einen großartigen Überblick über das Wesertal und das Weserbergland verspricht.

Im Wesertal südlich von Rinteln steht mit dem ehemaligen Benediktinerinnenkloster Möllenbeck eines der wichtigsten und ältesten Baudenkmäler Norddeutschlands. 896 wurde das Kloster gegründet. Die beiden markanten Rundtürme und die Krypta stammen noch aus dieser Zeit, während die Kirche, der Kreuzgang und die übrigen Gebäude erst zwischen 1478 und 1505 im spätgotischen Stil erbaut wurden. Das Kloster gilt als eine der besterhaltenden, spätmittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Im Zuge der Reformation wurde der Konvent 1558 evangelisch und 1640 schließlich aufgelöst. Während der napoleonischen Besatzungszeit ging die wertvolle Innenausstattung der ehemaligen Klosterkirche verloren. Ihr heutiges Inventar erhielt die dreischiffige Hallenkirche im Jahre 1836, als das Gotteshaus zur evangelischen Pfarrkirche ernannt wurde.

Führungen finden zwischen Ostern und Ende Oktober jeweils am zweiten Sonntag im Monat um 11:00 Uhr oder nach vorheriger Anmeldung statt.

Während der Eiszeiten transportierten die Gletscher große Steinbrocken aus dem Gebiet des heutigen Skandinaviens bis in unsere Breiten. In den Kies- und Sandgruben von Möllenbeck stieß man immer wieder auf solche Findlinge. Einige typische Beispiele dieser Gesteinsblöcke aus Granit, Gneis und Sandstein werden im Findlingsgarten ausgestellt.

Hoch auf der Kuppel des Nesselberges wacht die Schaumburg über das Wesertal. Die Höhenburg entstand im 13. Jahrhundert und war namensgebend für das Schaumburger Land. Zunächst war die Burg der Stammsitz der Grafen von Schaumburg, später diente sie nur noch als Witwensitz. Im 18. Jahrhundert beherbergte das Anwesen das Amt Schaumburg, später diente es eine Zeitlang als Gasthaus. Seit 1907 gehört Burg Schaumburg der Fürstenfamilie von Schaumburg-Lippe.

Die mittelalterliche Burganlage besteht aus einer höher gelegenen Hauptburg und einer vorgelagerten, tiefer gelegenen Vorburg. Neben dem massigen Bergfried ist auch noch der Torturm erhalten. Vor der Vorburg steht die ungefähr 600 Jahre alte ‚Blutlinde‘. Der Baum soll durch eine junge Frau gepflanzt worden sein, die dann nach einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und verbrannt wurde.

Oberhalb der Burg Schaumburg steht auf dem Möncheberg das Forsthaus Paschenburg, das 1842 im Stil eines klassizistischen Jagdschlösschens errichtet wurde. In dem zweigeschossigen Gebäude befindet sich heute ein Panoramarestaurant.

Direkt neben dem Gebäude befindet sich ein kleiner Aussichtsturm, der 1827 neu erbaut wurde. Schon zuvor hatte hier ein Turm gestanden, der vermutlich zur Anlage der Burg Schaumburg gehörte. Von hier aus kann man einen spektakulären Blick über das Weserbergland und das Wesertal genießen.

Weithin sichtbar im Zentrum Rinteln erhebt sich der Turm der Nikolaikirche über die Altstadt. Sie wurde ursprünglich bereits im 13. Jahrhundert als Basilika errichtet, aber bereits im nächsten Jahrhundert zur dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. Der spätbarocke Turmaufbau entstand erst Ende des 18. Jahrhunderts. Im Zuge der Reformation wurde das Wahrzeichen Rintelns 1559 evangelisch. Besondere Einrichtungsgegenstände des Gotteshauses sind das bronzene Taufbecken von 1582 und mehrere Epitaphe von Rintelner Bürgern. Das wunderschöne Orgelprospekt stammt noch aus dem Jahre 1621, wobei das eigentliche Instrument mehrfach stark verändert wurde.

Nördlich von Rinteln befindet sich der Berg ‚Luhdener Klippen‘. Er hat eine Höhe von 300 m über NN. Die hohen Felswände am Südhang sind ungefähr 20 m hoch. An seiner höchsten Stelle steht der 1889 erbaute Rintelner Klippenturm. 103 Stufen führen auf den 20 m hohen Aussichtsturm, von dem man einen prächtigen Blick über das Weserbergland und bei klaren Sichten sogar bis in die Norddeutsche Tiefebene hinein hat.

In einer 1879 errichteten Schule in Exten befindet sich seit 1978 die Heimatstube. Das Museum präsentiert eine umfangreiche heimatkundliche Sammlung, die zahlreiche Gegenstände aus dem dörflichen Alltagsleben umfasst. Dazu gehören Werkzeuge und Maschinen der hier ehemals ansässigen Handwerksberufe, aber auch Utensilien aus dem privaten Bereich. Zur Heimatstube gehört auch eine Bibliothek mit heimatkundlicher Literatur sowie ein Bildarchiv.

Schon im 14. Jahrhundert wurde am Flüsschen Exter eine Wassermühle betrieben. Die neu angelegte Mühlenexter versorgte damals sowohl die Mühle des Klosters Jakobi als auch den Stadtgraben von Rinteln. Im 18. Jahrhundert siedelten sich an der Mühlenexter mehrere Schmieden an, die die konstante Wasserhöhe nutzten, um mühlengetriebene Hämmer zu betreiben. Diese sogenannten Schwanzhämmer konnten das Eisen mit einem Fallgewicht von bis zu 120 kg wirkungsvoll bearbeiten. Solch eine Eisenproduktion war in Norddeutschland einmalig. Bald schon waren sieben verschiedene Eisenfabriken entstanden, darunter auch der 1746 gegründete ‚Untere Eisenhammer‘. Die wasserbetriebene Hammerschmiede besaß eine eigene Stromerzeugung, nachdem im Jahre 1902 eine Turbine das eine Wasserrad ersetzte. Ursprünglich waren an beiden Seiten des Schmiedegebäudes  Wasserräder angebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts existierten in Exten nur noch zwei Hämmer, und auch der ‚Untere Eisenhammer‘ wurde 1953 abgebaut.

Seit 2006 ist die Anlage ein geschütztes Industriedenkmal und beherbergt eine Ausstellung mit vorindustriellen Werkzeugen sowie Maschinen der Schmiedetechnik, wie sie um das Jahr 1900 genutzt wurden.

Das aufwendige Renaissance-Fachwerkgebäude steht etwas erhöht am Altstadtrand von Rinteln nahe der Jakobikirche. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges diente das Haus dem hessischen Prinzregenten als Quartier und erhielt so seinen Namen. Der Prinzenhof diente in der Folgezeit unter anderem als Sitz des Festungsgouverneurs und des Kreisgerichtes.

Die frühgotische Jakobikirche am Kollegienplatz war einst Klosterkirche eines um 1238 erbauten Benediktinerinnenklosters. Nachdem die Nonnen 1563 ausgezogen waren, wurden die Klostergebäude seit dem 17. Jahrhundert zunächst als Universität und später als Gymnasium genutzt. 1875 und 1889 wurde es schließlich vollständig abgerissen und nur die Jakobikirche blieb erhalten. Sie dient heute als Gotteshaus der evangelisch-reformierten Kirche.

Nördlich des Rintelner Stadtteils Steinbergen steht das Schloss Arensburg. Eine erste Burg entstand vermutlich im 12. Jahrhundert. Der älteste erhaltene Bauteil der Anlage ist ein Fachwerkgebäude aus dem 13. Jahrhundert, das einst als Zehntscheune genutzt wurde. Hierher mussten die umliegenden Bauern den zehnten Teil ihrer Ernte als Steuer für die Obrigkeit abliefern. Das Herrenhaus mit seinem Treppenturm entstand dann im 16. Jahrhundert. Das Anwesen wird von einem 14 ha. großem Park umgeben.

Nachdem das Schloss in den 1990er Jahren renoviert wurde, diente es zeitweilig als Verwaltungsgebäude und als Hotel. Zuletzt stand es jedoch längere Zeit leer.



Radrouten die durch Rinteln führen:

Weser-Radweg
Kulturroute




Hameln

D
ie Kreisstadt Hameln ist das Zentrum und das Herz des Weserberglandes. Direkt an der Weser gelegen, kann man von hier aus mit der Weserflotte wunderschöne Schiffsfahrten erleben. Die Innenstadt von Hameln ist ein wahres Kleinod der Weserrenaissance. Dicht an dicht stehen hier die alten Patrizier- und Ackerbürgerhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, allesamt liebevoll restauriert, mit ihren reich geschmückten und phantasievoll verzierten Fassaden. Wahrzeichen von Hameln, das eine Zeit lang auch dem Hansebund angehörte, ist das Münster St. Bonifatius, dessen Abbild auch das städtische Wappen ziert. Am Markt, dem Zentrum dieser prachtvollen, geschlossenen Fachwerkstadt, steht die Nicolaikirche und das Hochzeitshaus mit seinem berühmten Glockenspiel, das täglich das Weserlied und das Rattenfängerlied spielt. Dreimal täglich aber drängen sich die Schaulustigen am Markt, um das Figurenspiel des Rattenfängers von Hameln zu erleben. Dieser soll nach einer Überlieferung im Jahre 1284 durch sein Flötenspiel zunächst die Ratten, und dann, weil er nicht bezahlt wurde, auch alle Kinder aus der Stadt weglockt haben. Der Rattenfänger ist in Hameln als Symbolfigur allgegenwärtig und sorgte dafür, dass die Stadt Teil der Deutschen Märchenstraße wurde.

Sehenswertes:

Wer einmal sehen möchte, wie ein Glas hergestellt wird oder wer sogar einmal sein eigenes Glaskunstwerk blasen möchte, der sollte die Glashütte Hameln besuchen. Bei einer 30-minütigen Führung im mittelalterlichen Pulverturm kann man erleben, wie die Glaskünstler aus dem glühenden, flüssigen Glas Gefäße, Kugeln oder andere Glasobjekte herstellen.

Der Kornhändler Gerd Leist ließ zwischen 1585 und 1889 sein Patriziergebäude im Stil der Weserrenaissance errichten. Die reich mit Ornamenten, Säulen, Auslucht, Obelisken und Figuren verzierte Fassade ist eine der auffälligsten in Hameln. Die Wandflächen wurden nach niederländischem Vorbild bemalt. Sie wurden bei der letzten Sanierung rekonstruiert und gelten in der Region als einmalig.

Links neben dem Leist-Haus steht das einzige Renaissance-Fachwerkhaus Hamelns mit figürlichen Darstellungen. Das 1558 durch den Kaufmann und Bürgermeister Friedrich Poppendiek errichtete Gebäude ist reich mit Ornamenten verziert. Die biblischen Motive führten zum Beinamen ‚Stiftsherrenhaus‘.

Die beiden schmucken Bauwerke sind mit einer Brücke verbunden und beherbergen gemeinsam das Museum Hameln. Hier wird die Geschichte der Stadt mit Geschichten plastisch erzählt. Der Besucher wird eingeladen, interaktiv in eine andere Zeit einzutauchen. Ein besonderes Ausstellungsstück ist das mechanische Rattenfängertheater des Künstlers Otto Steiner, das die berühmte Hamelner Geschichte zeitgenössisch interpretiert.

Am Markt steht neben der Kirche St. Nicolai das Hochzeitshaus. Es wurde zwischen 1610 und 1617 als letztes Gebäude Hamelns im Weserrenaissancestil erbaut, da danach der Dreißigjährige Krieg allen Bauvorhaben ein jähes Ende setzte. Das Hochzeitshaus wurde aus Sandstein errichtet und besitzt die für die Stilrichtung typische horizontale Gliederung. Das ursprünglich als Festhaus geplante Gebäude wurde lange Zeit ‚Neues Gebäude‘ genannt, denn das daneben stehende Rathaus war sehr viel älter. Leider wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das früher am Rathaus befindliche Glockenspiel wurde 1964 am Hochzeitshaus wieder angebracht. Es spielt um 9:35 Uhr das Rattenfängerlied und um 11:35 Uhr das Weserlied. Die besondere Attraktion ist jedoch das berühmte Figurenspiel, das die Rattenfängergeschichte beschreibt. Es findet um 13:05, 13:35 und 17:35 Uhr statt und lockt immer eine Vielzahl von Schaulustigen an.

Das schmucke Weserrenaissancegebäude mit der zweigeschossigen Utlucht (Auslucht) wurde 1602/03 durch den Baumeister und Ratsherren Hermann Arendes erbaut. Seinen Namen erhielt es durch eine an der Seitenwand befindliche Inschrift. Das Gebäude ist seit 1917 im städtischen Besitz.

Inschrift am Rattenfängerhaus:

ANNO 1284 AM DAGE JOHANNIS ET PAULI WAR DER 26 JUNII DORCH EINEN PIPER MIT ALLERLEI FARVE BEKLEDET GEWESEN CXXX KINDER VERLEDET BINNEN HAMELEN GEBON TO CALVARIE BI DEN KOPPEN VERLOREN
(Im Jahre 1284 am Tage Johannis und Pauli war der 26. Juni durch einen Pfeifer mit allerlei Farbe bekleidet gewesen 130 Kinder verleitet in Hameln geboren zu Kalvarie bei den Koppen verloren)

Das Dempterhaus am Pferdemarkt wurde 1607 durch Tobias von Dempter und seiner Frau Anna Bocks erbaut. Auffällig ist die für die Renaissance deutliche horizontale Betonung der Fassade. Im oberen Teil des Hauses befand sich einst der Speicher. Die Ornamente in diesem Bereich sind angelehnt an das Schmiedehandwerk.

Dieses wahrhaft prachtvolle Fachwerkhaus wurde 1560 durch die Reichsherrenfamilie Hollenstedt erbaut. Das Ackerbürgerhaus besitzt zwei Utluchten (Ausluchten), eine mehrfach überkragende Giebelfassade und ist reich mit Rosettenmotiven verziert. Heute befindet sich das schmucke Eckhaus im städtischen Besitz.

Der Markt bildet das Zentrum Hamelns. Hier steht neben dem Hochzeitshaus die evangelische Nicolaikirche. Sie ist nach dem Münster St. Bonifatius die zweitälteste Kirche der Stadt. Eine erste Kapelle stammte aus dem frühen 12. Jahrhundert. Im Laufe dieses Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau auf den alten Fundamenten zur dreischiffigen Basilika. Hundert Jahre später wurde das Gotteshaus zur Hallenkirche umgebaut. Nach erheblichen Schäden im Siebenjährigen Krieg richtete man das Gebäude bald wieder auf und stattete es barock aus. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1959. Besonders lohnend ist eine Turmbesteigung, denn von oben hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt und das umliegende Weserbergland.

Das Münster ist die älteste Kirche Hamelns. Als Wahrzeichen ziert die evangelische Gemeindekirche auch das Wappen der Stadt. Eine erste Kirche wurde um 850 als Klosterbasilika eines Benediktinerordens errichtet, der später in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde. Die heutige Krypta stammt noch aus dieser Zeit. Zwischen 1230 und 1240 entstand ein romanischer Neubau, der durch ständige Umbauten und Erweiterungen zur gotischen Hallenkirche umgestaltet wurde. Dennoch sind alte Baustrukturen auch heute noch zu erkennen. Ein Querhaus, der Westturm und der achteckige Vierungsturm stammen noch aus romanischer Zeit. Der Vierungsturm erhielt später noch eine barocke Laterne als Aufsatz. Nach der Reformationszeit wurde das Münster eine Zeit lang von beiden Konfessionen genutzt, bis 1578 auch die Stiftsherren zum evangelischen Glauben übertraten. Von der ursprünglichen Ausstattung hat sich nichts mehr erhalten. Lohnenswert ist aber eine Turmbesteigung, denn vom Kirchturm hat man einen ausgezeichneten Überblick über die Stadt und ihre Umgebung.

Das ehemalige Gotteshaus entstand 1713/14 für die Garnison Hameln. Seit 1929 ist sie jedoch das Domizil der Stadtsparkasse. Aufgrund des oxidierenden Kupferdaches auf dem kleinen achteckigen Türmchen erhielt es von den Hamelnern den Beinamen ‚Grüner Reiter‘.

Die Nordeutschen Automobilwerke (NAW) wurden 1907 in Hameln gegründet. Die Fahrzeuge besaßen heute fast vergessene Namen wie ‚Kolibri‘ oder ‚Sperber‘. 1909 wurden die Burkart-Werke gegründet, die im Jahr darauf in den Hefehof einzogen und Karosserien für den Kolibri und den Sperber bauten. Das Werk beschäftigte vor dem Ersten Weltkrieg zeitweise 600 Mitarbeiter und baute noch bis in die 1920er Jahre Autombile.

Das Museum im HefeHof widmet sich der Hamelner Automobilgeschichte und präsentiert die hier produzierten seltenen Modelle in einer kleinen Ausstellung.

Im alten unter Denkmalschutz stehenden historischen Industriekomplex HefeHof befindet sich das Druckerei-Museum. Mit der Hilfe von historischen Druckerpressen, darunter eine 200 Jahre alte Kniehebelpresse, soll dem Besucher anschaulich verdeutlicht werden, wie das traditionsreiche Druckgewerbe einst produziert hat. Ziel des Museumsvereins ist es, die so genannte ‚Schwarze Kunst‘ im digitalen Zeitalter als Kulturgut nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Stadt Hameln war im Mittelalter von einer hohen Stadtmauer umgeben. Zu der im frühen 14. Jahrhundert erbauten Umwehrung gehörten vermutlich 22 Wachtürme. Napoleon schließlich gab 1808 den Befehl, diese Mauer wieder abzutragen. Nur zwei Türme und ein letzter Mauerrest am Hugenottenhaus blieben von der Schleifung verschont.

Der Haspelmathturm stammt aus der Zeit um 1450, lange Zeit befand er sich im Besitz des Tierarztes Friedrich Haspelmath (1790 – 1856). Dieser stellte hier seine Kunstsammlung aus, die sich heute im Besitz des Museumsvereins befindet. Auch heute dient der Turm als Sitz der Gruppe Arche wieder der Kunst.

Der Pulverturm wurde 1995 grundlegend saniert und dient als Domizil der Glashütte Hameln, die hier eine kunsthandwerkliche Schauglasbrennerei betreibt.

Die Stadtmauer zwischen den beiden Türmen am Kastanienwall wurde in den 1990er Jahren in Höhe und Gestalt rekonstruiert und neu errichtet.

Die nach einer Fischpforte der Weser benannte Pfortmühle wurde 1894/95 erbaut, nachdem der Vorgängerbau durch ein Feuer zerstört wurde. Bereits 1405 hat an dieser Stelle nachweislich eine Wassermühle gestanden. Das heutige vierstöckige Mühlengebäude gilt als herausragendes Industriedenkmal des Historismus. Der wuchtige Ziegelbau wird durch gelbe und hellrote Steine gegliedert. Im Jahre 1912 wurde das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt, die über einen Generator elektrische Energie erzeugte. 1968 wurde die Mühle schließlich stillgelegt. Die Stadt Hameln übernahm das Gebäude und ließ es aufwendig sanieren. Heute beherbergt die Pfortmühle die Stadtbücherei, das Stadtarchiv, das städtische Kulturbüro und ein Restaurant.

Westlich von Hamel erhebt sich der 258 Meter über NN hohe Berg Klüt. Oben auf der Kuppe wurde 1887 ein viereckiger Turm errichtet. Er misst eine Höhe von 23 Metern. Nach 99 Stufen erreicht man eine Aussichtsplattform und man wird mit einem weiten Blick über das Weserbergland belohnt.



Radrouten die durch Hameln führen:

Weser-Radweg
Kulturroute




Hessisch Oldendorf

D
er Naturpark Weserbergland birgt bei Hessisch Oldendorf zwei herausragende Besonderheiten: die Schillat-Höhle ist die nördlichste Tropfsteinhöhle Deutschlands und wurde erst 1992 entdeckt. Die steilen Klippen des Hohenstein waren in germanischer Zeit Kultstätten. Heute locken sie zahlreiche Wanderer an, weil man von dort einen großartigen Blick über die Landschaft genießen kann. Von den zahlreichen Fachwerkhäusern im Innenstadtbereich gingen leider viele im letzten Jahrhundert verloren. Erhalten geblieben dagegen sind die Wehrkirche St. Marien, das Wahrzeichen von Hessisch Oldendorf, einige Reste der mittelalterlichen Stadtmauer und der Münchhausenhof, ein altes Stadtschloss im Stil der Weserrenaissance. Unbedingt sehenswert ist das Stift Fischbeck mit seiner romanischen Basilika und seinem malerischen Kreuzgang. Das Frauenstift  blickt bereits auf eine 1000jährige Tradition zurück. Die fast 800 Jahre alte Stadt Oldendorf erhielt erst 1905 den Zusatz ‚Hessisch‘, um sie im Bahn- und Postverkehr besser unterscheiden zu können.

Sehenswertes:

Das Frauenstift in Fischbeck blickt bereits auf eine 1000jährige Tradition zurück. Im Jahre 955 wurde das Kloster als Kanonissenstift unter dem Schutz von König Otto I. gegründet. In der Refomationszeit wurde das Konvent protestantisch, blieb aber ein adliges Fräuleinstift. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude stark beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte im 18. Jahrhundert. Auch heute noch ist Stift Fischbeck ein Frauenstift.

Die romanische Stiftkirche stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Daneben erstreckt sich der hübsche Kreuzgang, um den sich die Häuser der Stiftsdamen gruppieren. In der Basilika, die ihre Prägung durch die Ausmalung im frühen 20. Jahrhundert erhielt, sind die bekannten Fischbecker Wandteppiche und das über zwei Meter große Triumphkreuz aus dem 13. Jahrhundert sehenswert.

Erst 1992 wurde Deutschlands nördlichste Tropfsteinhöhle bei Langenfeld entdeckt. Seit 2004 ist die 180 Meter lange Schillat-Höhle für Besucher geöffnet. Zunächst fährt man mit einem gläsernen Fahrstuhl in das felsige Erdinnere hinab. In einer Tiefe von 45 Metern wartet eine mystische Welt aus Stalagmiten, Stalaktiten und schillernden Kristallen. Eine Führung dauert ungefähr 60 bis 75 Minuten.

Im Besucherzentrum der Höhle befindet sich das LandFrauen Café, das typische Produkte aus der Region anbietet.

Der Hohenstein ist ein geheimnisvoller Kalksteinfelsen im Süntel. An seiner Südwestflanke fällt er etwa 50 Meter steil ab. Schon zu Zeiten der Germanen waren die Felsen eine wichtige Kultstätte. Der ‚Grüne Altar‘ ist eine einzelne Klippe am westlichen Ende der Felsen, der von den Germanen als heiliger Opferort genutzt und verehrt wurde. Im Jahre 782 fand am Fuße des Hohenstein die blutige Schlacht zwischen dem Sachsenkönig Widukind und Kaiser Karl dem Großen statt. Seit dem heißt das Tal ‚Bluttal‘ Heute ist dieses markante Felsenriff ein beliebtes Ziel von Wanderen. Als Höhepunkt des ungefähr eine Stunde dauernden Rundweges bietet sich von oberhalb der Klippen ein spektakulärer Weitblick bis zum Wesertal.

Die Stadtburg, die ursprünglich direkt an einem Weserarm lag, gehört zu den größten und bemerkenswertesten Adelshöfen der Weserrenaissance. Das heutige Herrenhaus ist eine Zweiflügelanlage mit einem achteckigen Treppenturm. Die ursprüngliche Anlage entstand vermutlich bereits im 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert übernahmen die Herren von Münchhausen den Adelshof. Bis 1947 blieb er im Familienbesitz.

Die evangelische Stadtkirche St. Marien mit ihrem wuchtigen Kirchturm ist das Wahrzeichen von Hessisch Oldendorf. Das Gotteshaus, das 1377 fertig gestellt wurde, diente zunächst als Wehrkirche und damit als Schutzraum für die Bevölkerung bei kriegerischen Angriffen. Sie besaß im Inneren einst zwei Brunnen, um die Wasserversorgung im Belagerungsfall zu gewährleisten. Diese wurden inzwischen allerdings wieder zugeschüttet. Die romanischen und gotischen Stilelemente zeugen von mehreren Umbaumaßnahmen. 1886 wurde die heutige Kirche letztmalig umgebaut. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände sind das bronzene Taufbecken, das ein Gewicht von fast 500 kg besitzt (1590), das Abendmahlsbild (um 1590) und zwei Kreuzigungstafeln (17. Jhd.)

Der romanische Bruchsteinbau entstand im Wesentlichen vermutlich im späten 13. Jahrhundert. Im Inneren wurden 1927 gotische Wandmalereien, auf denen als Motiv das Weltengericht dargestellt wird, entdeckt und freigelegt. Ein weiteres bemerkenswertes Kunstwerk ist das später zum Fenster umfunktionierte Tabernakel aus der Zeit um 1300. Die Kanzel und der Taufstein entstammen dem Frühbarock.

Die alte Zuckerfabrik in Hessisch Oldenburg stand zuletzt 10 Jahre leer. Jetzt wird sie wieder mit Leben gefüllt, denn hier befindet sich jetzt das Bullimuseum. Der VW T2, wie der alte VW-Bus offiziell heißt, hat sich inzwischen zum Kult-Auto entwickelt und besitzt viele Freunde, die die Oldtimer restaurieren und liebevoll pflegen. 20 Busse sind im Bullimuseum zu sehen.

Im Hohensteingebiet des Süntels stürzt bei Langenfeld  der Höllenbach 15 Meter in die Tiefe. Das ist durchaus etwas Besonderes, denn hier handelt es sich um den einzigen natürlichen Wasserfall Niedersachsens. Unten trieb der Bach einst die Höllenmühle an. Sie wurde 1782 erbaut, stellte aber 1922 ihren Betrieb wieder ein. Der Wasserfall liegt an einem beliebten Wanderweg, gilt aber immer noch nur als ‚Geheimtipp‘ unter den Sehenswürdigkeiten Hessisch Oldendorfs.



Radrouten die durch Hessisch Oldendorf  führen:

Weser-Radweg
Kulturroute

 



Vlotho

H
ier, wo der Forellenbach in die Weser mündet, siedelten vor vielen Jahrhunderten bereits die ersten Bauern und Fischer. Das urkundlich erstmals 1185 erwähnte Örtchen nannte man ‚Vlothowe‘ (niederdeutsch für Flussaue). Aber bereits die Germanen hatten vor 2000 auf dem heute Amtshausberg genannten Hügel eine Wallburg errichtet. In ottonischer Zeit befand sich hier eine Königsburg, und Mitte des 13. Jahrhundert entstand hier eine gräfliche Amtsburg, von der sich das Wesertal mit den hier entlanglaufenden Straßen und die Furt über den Fluss trefflich überwachen ließ. Von der einst stolzen Burganlage blieb nur noch eine Ruine erhalten. In der gleichen Zeit erhielt Vlotho die Stadtrechte. 1720 entstand hier der erste preußische Landeplatz für den Schiffsverkehr, was in den folgenden Jahrzehnten zu einer wahren Blütezeit führte. In der historischen Innenstadt haben sich noch eine Vielzahl historischer und liebevoll restaurierte Fachwerk- und Bürgerhäuser im Weserrenaissancestil erhalten. Sie zeugen noch heute von der einstigen Bedeutung Vlothos als Handels- und Kaufmannsstadt. Heute ist die idyllisch im Weserbergland gelegene Stadt ein beliebter Luftkurort.

Sehenswertes:

Vor den Toren der Vlothoer Altstadt befindet sich der 141 m hohe Amtshausberg. Von hier aus bietet sich ein herrlicher Blick über das Wesertal. Den Fluss beherrschte einst eine Burg, die sich hoch auf diesem Berg befand. Die Höhenburg wurde 1250 errichtet, doch schon weit zuvor befand sich hier zu germanischer Zeit eine Wallburg und in ottonischer Zeit sogar eine Königsburg. Die Höhenburg aus dem 13. Jahrhundert diente als Amtssitz dem Grafen Heinrich von Oldenburg. Wasser- und Landstraßen ließen sich von dieser Position aus trefflich kontrollieren. Erstmals wurde die Burg 1368 während einer Fehde zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. Im 17. Jahrhundert schließlich wurde die Wehranlage, die ihren Besitzer häufig gewechselt hatte, ausgeplündert und verfiel in der Folgezeit immer mehr. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts schließlich wurde sie zum Abtragen freigegeben. Nur die Ringmauer und das Gefängnis blieben erhalten.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Burganlage teilweise rekonstruiert und mit einem modernen Schutzdach versehen. Innerhalb der Ruine befindet sich heute ein Burgrestaurant.

Die vom Heimatverein Vlotho betriebene Heimatstube hat in ihren Räumen einen typischen alten Tante-Emma-Laden eingerichtet. In der Spinnstube finden regelmäßige Spinn- und Webvorführungen statt. Weitere Schwerpunkte des kleinen Heimatmuseums sind historische Kleidungsstücke und Trachten sowie die Zigarrenproduktion.

In einer Zeit, in der es noch keine Autos gab, waren von Pferden gezogene Fuhrwerke bevorzugte Fortbewegungs- und Transportmittel. Das Kutschenmuseum in Bad Seebruch präsentiert verschiedenste europäische Kutschen und Droschken in wechselnden Ausstellungen, ein- oder zweiachsig, vom edlen Landauer über mehrspännige Hochzeitskutschen bis zur Postkutsche.

Führungen sind nach vorheriger Vereinbarung möglich.

Seit der Reformation dient die ehemalige Klosterkirche St. Stephanus der evangelisch-lutherischen Gemeinde von Vlotho als Gotteshaus. Sie ist die älteste Kirche im Stadtgebiet.

Die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Segenstal geht auf das Jahr 1252 zurück. Erst sechs Jahre später zog der Konvent nach Vlotho. Der Bau der Klosterkirche an der heutigen Stelle begann 1288 und wurde erst im 14. Jahrhundert abgeschlossen. Im Jahre 1430 übernahmen Zisterziensermönche das Nonnenkloster, das jedoch 1560 vollständig aufgelöst wurde. Eine Zeitlang wurde das Kapitelhaus noch als Schulgebäude genutzt, ehe es im 17. Jahrhundert abgebrochen wurde. Kurz darauf wurde der Stephanuskirche als letzten wesentlichen Anbau dem südlichen Schiff hinzugefügt.

Die Kirche St. Johannis geht auf die Gründung einer reformierten Gemeinde in Vlotho zurück. 1783 schließlich entstand mit Unterstützung des preußischen Königs Friedrich II. eine barocke Kirche auf einem achteckigen Grundriss. Erst 1884 wurde der Kirchturm im Westen hinzugefügt. Der Abendmahltisch und die Kanzel stammen noch aus dem späten 18. Jahrhundert. Auch heute noch dient St. Johannis als Pfarrkirche der evangelisch-reformierten Kirche.

Bereits 1258 wurde die Kirche zu Valdorf in einer alten Urkunde erwähnt. Sie diente damals als Pfarrkirche für Vlotho. Von dem romanischen Bauwerk sind heute aber nur noch Reste an der nördlichen Wand des Langhauses erhalten. Ein größerer Umbau im gotischen Stil erfolgte um das Jahr 1500. Weitere Umbauten sind nach schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg sowie aus dem Jahre 1839 belegt, als man das südliche Querhaus errichtete und den Kirchturm erneuerte. Das Gotteshaus gehört heute zur evangelisch-lutherischen Kirche.

Der Berg ‚Bonstapel‘ ist mit seinen 342 m über NN die höchste Erhebung im Kreis Herford.

Am Parkplatz des Naturschutzgebietes Bonstapel/Steingrund beginnt ein Naturlehrpfad, der versucht, auf einer Strecke von 5 Kilometern das Wissen um das Leben in Wald und Feld spielerisch zu vermitteln. Auf vierzehn Stationen erfahren die Wanderer und Spaziergänger viel über die Landschaftsökologie, vom Pflanzen- und Baumwuchs, den Gewässern und den Bächen, der Tierwelt, aber auch von den Eingriffen des Menschens in die Natur.

Der Berg ‚Bonstapel‘ ist mit seinen 342 m über NN die höchste Erhebung im Kreis Herford. Am Fuße des Berges befindet sich das Naturschutzgebiet ‚Linnenbeeke‘, durch das mehrere Rundwanderwege führen. Hier liegen über 1.000 Findlinge, die als Geröllmasse der Eiszeitgletscher aus dem heutigen Schweden hierher transportiert wurden. Die Linnenbeeke ist ein linker Nebenfluss des Forellenbachs und besitzt eine Gesamtlänge rund sieben Kilometern. Sie entspringt im Südosten von Vlotho zwischen Nettelberg und Bonstapel.

Gleich bei der Ausfahrt ‚Exter‘ der Bundesautobahn A2 liegt die alte Dorfkirche von Exter. Sie dient heute sowohl als evangelische Gemeindekirche als auch als Autobahnkirche. Die weißverputzten Kirche wurde im Jahr 1666 erbaut. Seit 1959 wird die Kirche auch als Autobahnkirche genutzt. Es sind genügend Parkplätze, auch für LKW und Busse vorhanden. In den vorderen Reihen liegen Bücher aus, die zu einer kurzen Bibelmeditation einladen.

Die Kirche ist täglich von 8.00 – 20.00 Uhr geöffnet, in den Sommermonaten bis 21.00 Uhr.

Ursprünglich gab es auf dem heutigen Stadtgebiet von Vlotho einmal 52 Wind- und Wassermühlen. Die letzte noch erhaltene Mühle steht im Ortsteil Exter am Steinegger Berg. Sie ist ein sogenannter Durchfahrtholländer mit halbseitiger Galerie und wurde 1850 aus Bruchsteinen erbaut. Als im Jahre 1961 die Mühlenflügel bei einem Sturm stark beschädigt wurden, stellte man den Mühlenbetrieb ein. Nach einer umfangreichen Sanierung ist die Lindemannsche Mühle seit 2009 wieder voll funktionsfähig. Führungen sind nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.

Wassermühlen wurden nicht nur für das Mahlen von Korn gebraucht. Die Wasserkraft trieb auch Säge- Schleif- und Pumpwerke oder auch Schmiedehämmer an. Bei der Hammerschmiede Gnuse handelt es sich um eine Schmiede, bei der zeitweise drei Wasserräder den sogenannten Schwanzhammer betrieben, um das Eisen zu bearbeiten. Sie wurde 1827 erbaut und kurze Zeit später um ein Schleifmahlwerk erweitert. 1963 ersetzten Turbinen zwei der Wasserräder und die Schwanzhämmer wurden durch einen elektrisch betriebenen Schmiedehammer ausgetauscht. 1978 wurde die Anlage stillgelegt. Die immer noch komplett eingerichtete Schmiede kann nach vorheriger Vereinbarung besichtigt werden.

Der Kurpark mit seinem alten Baumbestand besitzt eine Ausdehnung von 6 ha. Mehrere Wander- und Spazierwege führen durch das Gelände. Eine Besonderheit sind die nach Hugo Kükelhaus geschaffenen Klanginstallationen, wie das Lithophon, der Summstein oder die Klangsäule. Die Klangspiele und ihre Vibrationen wirken erlebnisreich und belebend. Darüber hinaus bietet der Kurpark den Bach-Blütengarten, ein Kneip‘sches Wassertretbecken, einen ökologischen Lehrpfad und eine Boule-Bahn.

Die Bundesautobahn A2 wird bei Vlotho über die Extertalbrücke geführt. Seit 1998 bestehen parallel zueinander eine historische und eine neue Brücke. Die alte 202 m lange Brücke wurde 1938/39 erbaut. Neun Rundbögen von jeweils 22 Metern Länge stützen die Überführung über das Extertal. 1964 wurde sie renoviert und die Betonauflage dabei etwas verbreitert. Das gesteigerte Verkehrsaufkommen Ende des letzten Jahrhunderts machte aber eine Verbreiterung von zwei auf drei Spuren notwendig, so dass im Süden eine zweite, 235 m lange Stahlbrücke erbaut wurde. Über diese neue Brücke führt der Verkehr in Richtung Dortmund, während die historische Brücke den Verkehr nach Hannover aufnimmt.






Bad Oeynhausen

A
ls im 19. Jahrhundert die heilende Solequelle entdeckt wurde, begann der Aufstieg Bad Oeynhausens zum mondänen ‚Königlichen Bad‘ und damit zur blühenden und bedeutenden Kurstadt. Peter Joseph Linné schuf Mitte der 1850er Jahre den wunderschönen Kurpark, in dem später die verschiedenen zumeist im Stil des Historismus errichteten Gebäude entstanden. Das neobarocke schlossähnliche Kurgebäude beeindruckt genauso wie die historischen Badehäuser. Wahrzeichen des Ortes ist der Jordansprudel mit seiner 50 Meter hohen Wasserfontaine. Rund um den Kur- und Sielpark mit seinem Gradierwerk entstand dann die moderne Stadt mit seinen gründerzeitlichen Villen und Häusern. Heute bietet die Werrestadt eine bunte Kulturszene mit interessanten Museen und dem GOP Varieté-Theater. Im Jahre 2000 richtete Bad Oeynhausen gemeinsam mit der Nachbarstadt Löhne die Landesgartenschau aus. Das dabei entstandene Gelände ‚Aqua Magica‘ entwickelte sich mit seinem Wassergarten zu einem viel genutzten Naherholungspark.

Sehenswertes:

Der bekannte Landschaftsplaner und Gartenkünstler Peter Joseph Linné schuf zwischen 1851 und 1853 den Kurpark von Bad Oeynhausen, der mit seinen zahlreichen, eindrucksvollen Gebäuden von der Hochzeit der mondänen Bäderwelt im beginnenden 20. Jahrhundert zeugt. Die Stadt entwickelte sich um den Park, der somit heute das Zentrum von Bad Oeynhausen bildet.
Neben der gepflegten und bezaubernden Gartenanlage unterstreichen die verschiedenen im Stil des Historismus erbauten Kurgebäude den damaligen Anspruch, ein bedeutendes Kurbad zu werden. Schließlich nannte man sich ab 1845 ‚Königliches Bad‘!
Das 1908 fertig gestellte neobarocke Kurhaus, auch Kaiserpalais genannt, besitzt einen schlossähnlichen Charakter und beschreibt den höchsten Punkt des Parks. Das Innere wurde der Pariser Oper nachempfunden. Weitere sehenswerte Gebäude sind das klassizistische Badehaus I (1857), das Badehaus II (1885) im Stil der Neorenaissance, das Theater (1915) und die neoklassizistische Wandelhalle (1926).

Albert Jordan (1865 – 1934) war langjähriger Kur- und Salinendirektor in Bad Oeynhausen. Nach ihm wurde der Jordansprudel benannt. Das Wahrzeichen der Kurstadt gehört zu einer der weltgrößten kohlensäurehaltigen Thermalquellen, die in einer Tiefe von ungefähr 700 Metern entsteht. Die Wasserfontaine reicht bis in eine Höhe von 50 Metern. In den Sommermonaten wird der Strahl zwischen 9:00 und 20:00 Uhr zu jeder vollen Stunde für fünf Minuten in den Himmel geschossen.

Nachdem in Bad Oeynhausen im frühen 18. Jahrhundert die Soleheilquelle gefunden wurde, entwickelte sich der Ort schnell zur bedeutenden Kurstadt und nannte sich ab 1845 ‚Königliches Bad‘. Nördlich vom Kurpark entstand der 50 ha große Sielpark mit seiner ausgedehnten Wiesenlandschaft. Hier befindet sich das letzte erhaltene Gradierwerk von Bad Oeynhausen.

Was haben die Märchen ‘Die Bremer Stadtmusikanten’, ‘Schneewittchen und die sieben Zwerge’, ‘Dornröschen’, ‘Aschenputtel’, ‘Der gestiefelte Kater’ und ‘Rapunzel’ gemeinsam? Die Erzählungen wurden alle von den Gebrüdern Grimm niedergeschrieben und es handelt sich bei allen Märchen um Geschichten aus dem Weserraum. Die unglaublichen Erzählungen des Barons von Münchhausen sowie die des Rattenfängers von Hameln haben zwar nichts mit den Grimm’schen Brüdern zu tun, haben ihren Ursprung aber auch an der Weser. Es gibt eine große Vielzahl von Geschichten, Sagen und Mythen aus diesem Raum. Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum beschäftigt sich mit der bildlichen Umsetzung dieser literarischen Vorgaben. In der prächtigen Jugendstilvilla Paul Baer direkt am Kurpark hat das Museum ihr Domizil, das aus einer Stiftung des Schriftstellers Karl Paetow (1903 – 1992) hervorging. Zusätzlich zu den vielen Bildern und Grafiken bewahrt das Museum in seiner Bibliothek auch eine große Anzahl von Märchenbüchern.

Im hübschen Siekertal hat man 1969 ein Freilichtmuseum mit einer im Minden-Ravensberger Raum typischen Hofanlage errichtet. Die zu dem Fachwerkensemble gehörenden Gebäude stammen alle aus dem Umland von Bad Oeynhausen, wurden an ihrem ursprünglichen Standort ab- und an dieser Stelle wieder neu aufgebaut.
1739 entstand das Haupthaus als Vierständerhaus mit getrennten Wohn- und Wirtschaftsbereich. Es beherbergt heute auch eine Heimatstube. Das Heuerlinghaus ist das älteste Gebäude der Anlage und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die restlichen Bauwerke, Speicher, Scheune und Backhaus wurden alle um 1800 erbaut.
Zum Museumshof gehört auch noch eine alte Wassermühle von 1772. Sie stammt eigentlich aus Herringhausen und wurde nahe des Museumshofes, umgeben von zwei Mühlenteichen am Osterbach wiederaufgebaut.

Eine Hofanlage in Eidinghausen ist bereits 1126 urkundlich bezeugt. Aber erst im Jahre 1400 wurde dieser Hof auch zum Rittergut und damit zum Adelssitz. Das heutige von Gräften umgebene barocke zweigeschossige Herrenhaus ist das einzige erhaltene Gebäude des ehemaligen Gutshofes und der älteste Profanbau in Bad Oeynhausen. Es wurde Mitte des 18. Jahrhundert erbaut, verfiel aber sehr stark, nachdem es 1891 als Adelssitz aufgegeben wurde. In den 1970er Jahren entging das Wasserschloss nur knapp dem Abriss und wurde in der Folgezeit grundlegend saniert. Zunächst diente es dann als Bürgerhaus, heute wird es von der Stadt verpachtet. Die Außenanlagen sind frei zugänglich, eine Innenbesichtigung ist nach Absprache mit dem Freundeskreis Wasserschloss Ovelgönne möglich.

Die Landesgartenschau im Jahre 2000 wurde gemeinsam von den beiden Nachbarstädten Bad Oeynhausen und Löhne durchgeführt. Genau zwischen beiden Städten lag das Herzstück der Veranstaltung, der ‚Park der Magischen Wasser‘. Der Begriff ‚Aqua Magica‘ war das Motto der Gartenschau, und dieser Begriff setzte sich auch für die junge Parkanlage durch. Das rund 20 ha große Gelände dient heute mit seinen Spielplätzen und seinem Café der Naherholung. Die Idee war, sich auf die Ursprünge des Gesundheitsstandortes Ostwestfalen-Lippe zu besinnen, und die Solequellen als ‚Magische Wasser‘ mit der Natur, der Technik und der Kultur in eine sichtbare und erlebbare Verbindung zu bringen. Rund um den 58 m hohen Schornstein einer 1986 stillgelegten Ziegelei entstanden der Wassergarten, der Wasserkrater, ein Biotop und der Ideengarten, die Naturbühne sowie ein Gewächshaus mit exotischen Pflanzen. Für Kletterer befindet sich im Park auch ein Hochseilgarten.

Die Bonbonmanufaktur ist das Paradies für Kinder – und auch für so manchen Erwachsenen. Hier, wo es verführend süß-aromatisch in verschiedensten Geschmacksrichtungen duftet, wird den Besuchern gezeigt, wie man Bonbons herstellt. Und als besonderes Bonbon darf sich jeder seinen eigenen Lutscher herstellen und anschließend noch warm probieren!
Am Sole-Inhalier-Brunnen kann man sich eine Zeit lang entspannen und erholen. Er bildet ein sehr feuchtes Mikroklima, das sich wohltuend bei Atemwegserkrankungen, Allergien, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie bei Hauterkrankungen auswirkt.

Bad Oeynhausen ist bekannt für seine Spielbank. Hier gibt es einerseits die klassischen Glücksspiele, wie Roulette oder die Kartenspiele Poker, Black Jack und Baccara, und andererseits Automatenspiele, wie Slot Machines und Bingoautomaten.
Glücksspiel kann süchtig machen. Glücksspielprobleme sind daher ernst zu nehmen und sollten frühzeitig erkannt werden.

Der amerikanische Stararchitekt Frank O. Gehry schuf mit dem ‚Energie – Forum – Innovation‘ einen ungewöhnlichen Veranstaltungsort, der gleichzeitig eine große innovative Raumskulptur darstellt. Grundsätzlich dient das multifunktionale Gebäude dem Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg als Netzleitstelle und Verwaltung. Darüber hinaus bietet es Konferenzsäle, ein Auditorium und eine Cafeteria.
Das außergewöhnliche und reich gegliederte Bauwerk setzt neue Maßstäbe mit seinen expressiven Formen, seinen verschiedenartigen, asymmetrisch geneigten Wänden und Dächern und seinen unterschiedlichen Baumaterialien.

Der romanische Ursprungsbau der evangelischen Pfarrkirche in Rehme stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im ausgehenden 19. Jahrhundert vergrößerte man das Kirchengebäude zu einer dreischiffigen Hallenkirche. Der Westturm und die Sakristei entstanden dabei neu. Die Innenausstattung stammt zum überwiegenden Teil aus den 1960er Jahren. Eine Ausnahme bildet dabei das verzierte, spätgotische Sakramentshäuschen sowie die Renaissance-Kronleuchter.

Der berühmte Sachsenführer Widukind (auch Wittekind) war der große Kriegsgegner Karls des Großen in den Sachsenkriegen. Nach der militärischen Niederlage fiel Norddeutschland an das Karolingerreich und wurde christianisiert.
Eine andere Überlieferung besagt, dass Widukind über das Wiehengebirge ritt und um ein Zeichen Gottes bat, ob er sich mit seinem Heer unterwerfen solle oder nicht. Da scharrte sein Pferd im Boden und eine Wasserquelle brach an die Oberfläche. Dieses deutete er als Zeichen, sich Karl dem Großen zu ergeben. Diese Quelle befindet sich dicht bei der St. Nikolauskirche in Bergkirchen. Angeblich wurde die Kirche 799 von Papst Leo III. geweiht. Ein Teil der Kirche stammt noch aus romanischer Zeit (um 1200), aber auch zuvor hat hier bereits nachweislich eine Vorgängerkirche gestanden. Das Gebäude wurde im 14. und im 18. Jahrhundert wesentlich umgebaut. Der Kirchturm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts neu errichtet.

Angeblich soll die Wassermühle aus Bruch- und Ziegelsteinen während des Dreißigjährigen Krieges erbaut worden sein. Ein genauerer Zeitpunkt ist heute nicht mehr zu ermitteln. Das Wasserrad hat einen Durchmesser von fast vier Metern. Auch heute noch besitzt die Mühle einen funktionsfähigen Mahlgang sowie eine restaurierte Ölmühle.






Porta Westfalica

D
urch die Porta Westfalica, das westfälische Tor, bahnt sich der Weserstrom seinen Weg in Richtung Norden. Hier endet im Westen das Wiehengebirge mit dem Wittekindsberg, und auf der anderen, östlichen Weserseite beginnt das Wesergebirge mit dem Jakobsberg und seinem auffälligen Fernsehturm. Auf dem Wittekindsberg steht das Wahrzeichen der Stadt: das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Vor hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Mittelgebirgslandschaft und das Wesertal. Am Fuße des Berges befindet sich auch die berühmte Fliehburg des Sachsenherzogs Wittekind. Die Stadt Porta Wesfalica mit seinem Hauptort Hausberge besteht aus 15 einzelnen Ortschaften rund um die Pforte und entstand in dieser Form im Zuge der Gemeindereform 1973. In den folgenden Jahren wurde Hausberge, das sich um die im 11. Jahrhundert entstandene Schalksburg entwickelte, durch eine umfangreichen Stadtsanierung als neues Stadtzentrum etabliert. Hier befindet sich heute auch die Stadtverwaltung. Der neue Kurpark entstand 1980 um die beiden inzwischen geschlossenen Kurkliniken. Die wunderschöne Mittelgebirgslandschaft bietet viele Ausflugsmöglichkeiten für Radfahrer und Wanderer.

Sehenswertes:

Hoch auf dem Wittekindsberg des Wiehengebirges und auf das Durchbruchtal der Weser bei Porta Westfalica blickend, steht das berühmte Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1797 – 1888). Das einstige Nationaldenkmal ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Schon von Weitem ist das 88 m hohe Bauwerk zu sehen. Innerhalb eines auf  hohem Podest stehenden Sandsteinbaus befindet sich die 7 m große Monumentalplastik mit dem Abbild des preußischen Königs und ersten deutschen Kaisers. Geschaffen wurde die Bronzefigur von dem Bildhauer Caspar von Zumbusch (1830 – 1915). Das Denkmal wurde 1896 im Auftrag der preußischen Provinz Westfalen fertig gestellt. Von der Plattform aus hat man einen weiten und wunderschönen Blick ins Weserbergland und in die norddeutsche Tiefebene. Noch immer hat das Kaiser-Wilhelm-Denkmal von seiner einstigen Anziehungskraft nichts verloren.

Bereits in vorrömischer Zeit befand sich auf dem Wittekindsberg im Wiehengebirge eine mit Erdwällen gesicherte Flieh- und Höhenburg, die vermutlich der Kontrolle von Handelswegen diente. Die nach dem Sachsenherzog Wittekind (auch Widukind) benannte Burganlage wurde in sächsisch-fränkischer Zeit zu einer Größe von 650 m Länge und 100 m Breite ausgebaut. Ost- und Nordwall sind noch gut erhalten und vermitteln einen guten Eindruck von den Ausmaßen der einstigen Festung. Die Burg besaß durch die Wittekindquelle eine eigene Wasserversorgung. Aufgrund des Eisenerzabbaus ist diese Quelle allerdings zwischenzeitlich versiegt.

Innerhalb der historischen Wallanlagen wurden in den 1990er Jahren die 14 x 14 m langen Grundmauern der Kreuzkirche freigelegt. Das Gotteshaus wurde vor ungefähr 1000 Jahren erbaut. Innerhalb der alten Burg stehen auch die romanische Margarethenkapelle und ein beliebtes Café-Restaurant, das mit seinem markanten spitzen Turm schon vom Tal aus gut zu sehen ist.

Die kleine Kapelle innerhalb der alten Wittekindsburg, von den Einheimischen auch Margaretenklus genannt, stammt vermutlich bereits aus dem frühen 13. Jahrhundert. Der Saalbau wurde aus Portasandstein im romanischen Stil errichtet. Schon vorher stand an gleicher Stelle ein Benediktinerinnenkloster, das aber bereits um das Jahr 1000 nach Minden umsiedelte.

Am Wittekindsberg, ganz in der Nähe vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal, startet der Wald- und Kulturlehrpfad Wittekindsberg. Auf Schautafeln wird einerseits Interessantes und Wissenswertes über Natur, Wald, Landschaft  und Geologie vermittelt, andererseits informiert der Lehrpfad auch über archäologische Ausgrabungen und die geschichtlichen Zusammenhänge.

Mit der Grubenbahn unter Tage zu fahren, um die Arbeitswelt der Bergleute kennenzulernen. Dieses Abenteuer ist im Besucherbergwerk in Kleinbremen möglich. Die Einfahrt erfolgt in einem historischen Diesel-Triebwagen von 1937, die interessanten Positionen im Stollen werden dann mit der Grubenbahn abgefahren, darunter den unterirdischen See ‚Blaue Lagune‘. Fachkundiges Personal erklärt die Gerätschaften, die für das Fördern des Eisenerzes notwendig waren.

Die ehemalige Eisenerzgrube ‚Wohlverwahrt‘ wurde 1887 eröffnet. Sie war eine der nördlichsten Bergwerke Deutschlands, bis in den 1960er Jahren die Förderung wieder eingestellt wurde.

Über Tage erklärt ein Bergbaulehrpfad auf verschiedenen Schautafeln alles Wissenswerte über den Tagebau, der hier auch betrieben wurde.

Zum Besucherbergwerk gehört auch ein Museum, das sich im Betriebsgebäude der Grube Wohlverwahrt befindet. Es gliedert sich in eine erdgeschichtliche Abteilung, die die geologischen Epochen anhand von Ammoniten, Knochen, Dinosaurierspuren und Bodenschätzen beschreibt und in eine bergbaugeschichtliche Abteilung, die auf die Entwicklung der Arbeitsbedingungen im Bergbau eingeht. Die Sozial- und Betriebsräume der Grubenarbeiter sind noch aus der aktiven Zeit des Bergwerkes erhalten geblieben.

Östlich von der Westfälischen Pforte beginnt das Wesergebirge mit dem 238 m über NN hohen Jakobsberg. Der markante 135 m hohe Fernsehturm auf dem Jakobsberg besitzt eine Aussichtsplattform, von der man bei guten Sichten einen weiten Blick in das Weserbergland und in die norddeutsche Tiefebene genießen kann. Am Boden des Turmes hat der Verein ‚Bismarckbund an der Porta Westfalica e.V. einen Bismarck-Gedenkraum eingerichtet.

Die kleine Fachwerkkapelle mit dem überkragenden Giebel im Zentrum des Dorfes Nammen wurde irgendwann zwischen 1350 und 1450 erbaut. Mitte des 16. Jahrhundert wurde sie im Zuge der Reformation evangelisch. Heute finden in der schmucken Kapelle auch wieder Hochzeiten statt.

Im Ortsteil Kleinbremen waren einst sechs Wassermühlen im Betrieb. Erhalten haben sich die Mönkhoffsche Mühle und die Hartings Mühle. In der Wassermühle Harting wurde ein kleines Dorfmuseum eingerichtet, das neben Müllereimaschinen und landwirtschaftlichen Geräten auch eine alte Schusterwerkstatt und eine Bauernküche ausstellt.

In der Mühlenwohnung der Mönhoffschen Mühle wurde eine Energie- und Kulturwerkstatt eingerichtet, in der Techniken zur Energienutzung und zur Rohstoffgewinnung vorgestellt werden. Die 1810 erbaute Kornmühle konnte wahlweise mit einer Francis-Wasserturbine oder mit einem Elektromotor betrieben werden.

Auf dem Stadtgebiet von Porta Westfalica stehen noch drei schöne Turmwindmühlen. In Holzhausen stand bereits 1740 eine Windmühle. Wann der heutige Bruchsteinturm entstand, ist nicht mehr bekannt. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte zu der Mühle, die auch Maschmeyers Mühle genannt wird,  noch ein Sägewerk. Heute besitzt sie zwei funktionsbereite Elektro-Mahlgänge.

Rockemanns Mühle in Eisbergen ist ein um 1855 erbauter Erdholländer aus Bruch- und Werkstein, der allerdings erst zwischen 1988 und 1992 an seine heutige Position umgesetzt wurde. Während des Sturmes Kyrill im Jahre 1907 brannte die Mühle. Im darauf folgenden Jahr war das Gebäude aber wieder hergestellt.

Auch in Veltheim befindet sich eine Windmühle vom Typ Wallholländer. Sie wurde 1903 an der Stelle einer Vorgängermühle von 1870 errichtet, die wegen eines Blitzschlages abgerissen wurde. Die heutige Mühle ist ein weißverputzter konischer Ziegelsteinturm.

Mitten in Barkhausen steht die alte evangelische Dorfkapelle. Der schlichte, aber sehenswerte Saalbau wurde wohl zwischen 1530 und 1550 aus Portasandstein erbaut. Das Kirchengebäude wird von einem Friedhof umgeben, dessen ältester Grabstein noch von 1639 stammt.

In der großen Flussaue des Weserbogens am Mittleren See steht das alte Rittergut Rothenhoff. Als Hofgut des Bischofs von Minden wurde es 1230 erstmals urkundlich erwähnt. In der langen Geschichte kam das Gut in preußischen, dann als Schenkung in schwedischen Besitz. Im 19. Jahrhundert wurde es kaiserlich-französische Domäne, ehe es wiederum an Preußen fiel, die es 1822 an einen Bremer Kaufmann veräußerten. 1848 schließlich übernahm Caesar zu Rothenhoff das Anwesen, das dann nach dem preußischen Politiker benannt wurde.

Zwischen 1945 und 1954 nutzte die britische Besatzungsarmee das Gut als Sitz des Oberbefehlshabers. In dieser Zeit weilten hier so prominente Gäste wie General Dwight D. Eisenhower, Feldmarschall Bernard L. Montgomery, Prinzessin Margaret und Prinz Philip Herzog von Edinburgh.

Das spätklassizistische Herrenhaus wurde 1863 neu errichtet. Zu dieser Zeit wurde auch der Gutspark im englischen Landschaftsstil angelegt. Das Gut wird auch heute noch privat genutzt.

Die Höhenburg war einst eine wichtige Kontrollstation in der Porta Wesfalica und befand sich erhöht über der Weser am Jacobsberg. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahre 1018. Vermutlich ist die Burganlage aber schon erheblich älter. Im ausgehenden 14. Jahrhundert fiel die Schalksburg an das  Fürstbistum Minden und beherbergte lange das Amt Hausberge. Nachdem die Burg 1679 von den Franzosen geplündert wurde, verfiel sie zusehends und wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts abgetragen. Erhalten blieb das aus Bruchstein errichtete Torhaus aus dem 16. Jahrhundert. 1708 wurde daran ein zweistöckiges Fachwerkgebäude angebaut, in dem sich die Wohnung des Drosten befand.

Das frühere Burggelände ist inzwischen weitgehend durch neue Häuser bebaut worden.

Die evangelische Kirche wurde um 1200 im romanischen Stil errichtet. Dem zunächst einschiffigen Bau wurde im 17. Jahrhundert noch ein zweites Schiff angebaut. Das Innere des Gotteshauses wird geprägt durch die Wand- und Deckenbilder von Paul Thol, der die Kirche 1953 ausmalte. Altar, Kanzel und Taufstein stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Der älteste Teil der evangelischen Pfarrkirche ist der 1599 fertig gestellte Westturm. Seinen spitzen Helm erhielt er allerdings erst 1888. Das Kirchenschiff wurde 1624 angebaut. Von einem älteren Vorgängerbau, zu dem der Turm einmal gehört haben könnte, ist nichts bekannt. Der achteckige Taufstein ist der älteste Einrichtungsgegenstand des Saalbaus und vermutlich auch älter als die Kirche selber. Bemerkenswert sind zwei Epitaphen aus der Renaissancezeit (16. Jhd.).

Der rechteckige Westturm ist der älteste Bauteil der evangelischen Pfarrkirche und stammt bereits aus dem 11. Jahrhundert. Das spätgotische Kirchenschiff wurde erst 1517 fertig gestellt. Von der Baugeschichte des Vorgängerbaus, zu dem der romanische Turm einmal gehört haben muss, ist nichts bekannt. Mehrere kunstvolle Einrichtungsgegenstände entstammen noch der Spätgotik. Die Kanzel, das Sakramentshäuschen, der achteckige Taufstein, die aus Holz geschnitzte Mondsichelmadonna und die zwölf Apostel wurden alle im 16. Jahrhundert gefertigt.

Die mittelalterliche Kirche im Ortskern von Holzkirchen gehört zu den ältesten der Region. Vermutlich wurde sie bereits in der karolingischen Zeit erbaut. Der mit einem Satteldach bedeckte Kirchturm besaß einst die Funktion eines Wehrturmes. Darauf deuten die immer noch vorhandenen Schießscharten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde dem evangelischen Gotteshaus erheblicher Schaden zugefügt. Sie wurde aber schon bald danach erweitert wiederhergestellt. Im Bereich der Rundbogen Apsis finden sich noch Freskomalereien aus dem 15. Jahrhundert mit der Darstellung der Geißelung Christi.

Das Herrenhaus im Ortsteil Holzhausen wurde 1690 erbaut. Erstmalig wurde das Gut, das auch ‚Grauer Hof‘ und ‚Gut Holzhausen‘ genannt wurde, im Jahre 1099 urkundlich erwähnt. Im späten 18. Jahrhundert übernahm die Familie Oheimb das Anwesen. Sie blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im Besitz des Gutes. Danach diente das Herrenhaus als Lazarett, Klinik, Kurheim und schließlich als Seniorenheim.

Der Name der evangelischen Ortskirche von Veltheim ist noch relativ neu. Erst 1996 erhielt sie den Namen ‚St. Peter und Paul‘. Ein erster Kirchenbau stand hier vermutlich bereits im späten 9. Jahrhundert. Die heutige Bruchsteinkirche ist romanischen Ursprings und erhielt im 15. Jahrhundert ein erstes Querschiff nach Norden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Kirche zu klein geworden und wurde daher noch einmal erheblich nach Süden erweitert. Bei diesem Umbau wurde der Chorraum verlegt und der Kirchturm mit seinem prägnanten Satteldach etwas erhöht.

Malerisch am südlichen Fuß des Wiehengebirges und am nördlichen Weserufer gelegen, steht in Barkhausen das Gut Wedingstein. Der Adelssitz wird bereits im späten 13. Jahrhundert erstmals erwähnt. Lange Zeit war das Anwesen Eigentum des Mindener Domkapitels. Das vornehme dreistöckige Herrenhaus mit seinen Erkern und seinen reichhaltigen Ausschmückungen entstand allerdings erst 1887 als Ersatz für einen veralteten Vorgängerbau. Auch die Wirtschaftsgebäude wurden Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Heute befindet sich das Gut im privaten Besitz und kann daher nicht besichtigt werden.






Minden

W
enn man durch die Altstadt von Minden läuft, hat man fast den Eindruck, man befindet sich in einer anderen Zeit. Zahlreiche historische und liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, schmucke Kaufmannshäuser und stolze Stadtpalais machen die Altstadt zu einem Juwel der Weserrenaissance. In Minden gibt es über 600 denkmalgeschützte Gebäude. Prägend für die Innenstadt ist der im romanischen bzw. gotischen Stil errichtete Dom in der unteren Altstadt mit seinem auffälligen Westwerk. Die Vorgängerkirche wurde hier um 800 an einer Furt über die Weser erbaut. Am davorliegendem ‚Kleinen Domhof‘ steht das alte Rathaus, das noch aus dem 13. Jahrhundert stammt. Seit dieser Zeit war die Stadt auch Mitglied des Hansebundes. Minden wurde erstmals im Jahre 798 erwähnt, als Kaiser Karl der Große in ‚Minda‘ eine Reichsversammlung abhielt. In die Geschichte ging die Stadt 1759 durch die ‚Schlacht bei Minden‘ ein, als während des Siebenjährigen Krieges die aus Engländern, Hannoveranern, Preußen und Schaumburg-Lippern bestehende Armee das Französisch-Sächsische Heer vernichtend schlug. Drei Jahrhunderte lang war Minden Festungs- und Garnisonsstadt. Das prägt den Ort noch heute.
Als technisches Meisterwerk gilt das 1915 fertig gestellte Wasserstraßenkreuz. Hier wird der Mittellandkanal mittels einer 400 Meter langen Brücke über die 13 Meter tiefer liegende Weser geführt. Die 1914 erbaute denkmalgeschützte Schachtschleuse im Norden verbindet die beiden Wasserstraßen miteinander. Das zugehörige Gebäude beherbergt ein Informationszentrum. Mit dem Mindener Museum, dem Preußen-Museum, dem Puppen Museum und der Museums-Bahn besitzt die Stadt eine abwechslungsreiche Museumslandschaft.
Nirgends in Deutschland gibt es eine höhere Dichte an restaurierten und funktionsfähigen Mühlen als im Mühlenkreis Minden-Lübbecke. Dabei handelt es sich um insgesamt 42 Wind-, Wasser-, Ross- und Motormühlen sowie um Deutschlands einzige betriebsbereite Schiffmühle. Sie werden durch einen 320 km langen landschaftlich reizvollen Radweg miteinander verbunden.

Sehenswertes:

Die katholische Probsteikirche steht in der unteren Altstadt von Minden. Als um das Jahr 800 das Bistum Minden gegründet wurde, entstand in der Nähe einer Weserfurt eine erste Kirche. Diese fiel aber, genau wie ihr Nachfolgebau von 952 einem Feuer zum Opfer. Der Neubau wurde 1071 ausgeführt. Seitdem haben eine Reihe von baulichen Umgestaltungen den Dom verändert. Der Westriegel der Kirche erhielt 1152 seine heutige Gestalt. Im 13. Jahrhundert wurden Teile des Doms zunächst spätromanisch, später auch gotisch umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus durch eine Bombe weitgehend zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. Der Innenraum wurde dabei gotisch ausgestaltet. Als wertvollste Kunstschätze gelten das romanische Mindener Kreuz (11. Jahrhundert) sowie eine Kopie der Goldenen Tafel. Das Original befindet sich im Berliner Bode-Museum. Teile der wertvollen Inneneinrichtung, wie die Kaiserstatue Heinrich VI., die Statue von Bischof Thietmar, der Apostelfries, das Bischofs- und das Jungfrauenportal sowie Teile des Sakramentshäuschens, stammen noch aus dem 13. Jahrhundert.

Die Altstadt von Minden lädt den Besucher ein zu einem Bummel durch eine andere Zeit. Hier reihen sich Fachwerkhäuser, Kaufmannshäuser und städtische Adelssitze aneinander. Ein Großteil der prächtigen Bausubstanz stammt noch aus dem 16. Jahrhundert und wurde im Stil der Weserrenaissance errichtet. Vor dem Westwerk des Domes, der sowohl romanische als auch gotische Stilelemente besitzt und die Altstadt Mindens prägt, tut sich der ‚Kleine Domhof‘ als Zentrum der Stadt auf. Hier steht auch das Alte Rathaus. Das Gebäude ist bereits seit 1260 Sitz des Rates der Stadt bzw. des Magistrats und der Stadtverwaltung. Seine historischen Laubengänge stammen noch aus dem 13. Jahrhundert. Mitte des 17. Jahrhunderts erhielt das Rathaus im Zuge eines größeren Umbaus seinen Rathaussaal, der im Stile der Renaissance ausgeschmückt wurde und 100 Jahre später entstand der Uhrenturm. Leider wurde das historische Gebäude im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe schwer beschädigt, so dass man es in der Nachkriegszeit leicht verändert wieder aufgebaut hat.

Das um 1260 errichtete Haus gilt als das älteste aus Stein gebaute Profangebäude Westfalens. Es besitzt einen sehr auffälligen Staffelgiebel. Die gotischen Fenster stammen noch aus dem 13. Jahrhundert, während die Auslucht und das Portal erst in der Zeit der Renaissance hinzugefügt wurden. Vermutlich diente das Gebäude vom 14. bis zum 16. Jahrhundert als Wohnstätte des Münzmeisters, nicht aber, wie der Name vermuten lässt, als Herstellungsort für Münzen.

In dem historischen Bauwerk befindet sich heute ein Restaurant.

Als man Anfang des 20. Jahrhunderts den Mittellandkanal plante und baute, stieß man bei Minden auf ein natürliches Hindernis: die Weser. Um das Wesertal zu überbrücken, erbaute man 1915 eine 370 Meter lange Trogbrücke, um einen schleusenlosen Übergang über den 13 Meter tiefer liegenden Fluss zu ermöglichen. 1998 wurde eine zweite, erheblich größere Brücke gebaut, um die größer werdenden Binnenschiffe aufnehmen zu können. Diese 398 Meter lange Brücke besitzt eine Breite von 42 Metern und eine Tiefe von 4 Metern. Seit der Fertigstellung wird die alte Brücke nur noch von Sportbooten genutzt. Im Norden des Wasserstraßenkreuzes befindet sich die zwischen 1911 und 1914 erbaute historische Schachtschleuse, die den Mittelkanal mit der Weser verbindet. Gleich neben der denkmalgeschützten Schleuse befinden sich das Informationszentrum und das Leo-Sympher-Denkmal. Sympher (1854 – 1922) war preußischer Ministerialdirektor und Bauingenieur und maßgeblich an Planung und Bau des Mittellandkanals sowie des Wasserstraßenkreuzes über die Weser beteiligt. Er zeichnete sich auch für den Bau der Edertal- und der Diemeltalsperre verantwortlich. 2012 wurde im Norden mit der Weserschleuse Minden eine weitere Schleuse für größere Schiffe eröffnet. Auch im Süden gibt es zwischen beiden Wasserstraßen eine Verbindung, bei der der Schiffsverkehr über die Obere und die Untere Schleuse abgewickelt wird. Hier befinden sich auch die beiden 1914 fertig gestellten Pumpwerke, die für den Wasserspiegel des Mittellandkanals zuständig sind.

Seit dem 14. Jahrhundert gibt es an der Weser neben Wind- und Wassermühlen auch Schiffmühlen. Minden gehört dabei zu den ältesten Schiffmühlstandorten in Deutschland. Als im 19. Jahrhundert die Dampfschifffahrt auf der Weser aufkam, behinderten die Schiffmühlen diesen Verkehr und verschwanden bald aus dem Mindener Stadtbild.

Bei der 2006 rekonstruierten Mindener Schiffmühle befindet sich ein großes Wasserrad zwischen dem Hausschiff und einem Wellschiff. Sie entspricht in ihrer Funktion und Bauart einer Schiffmühle aus dem 18. Jahrhundert. Das schwimmende Mahlwerk besitzt einen Pavillon mit Biergarten und wird häufig auch für verschiedene Veranstaltungen, wie Theater- und Musikabende und Lesungen, genutzt.

Mit insgesamt 42 restaurierten und funktionsfähigen Mühlen gibt es nirgends in Deutschland eine höhere Anzahl als im Mühlenkreis Minden-Lübbecke. Dabei handelt es sich um Wind-, Wasser-, Ross- und Motormühlen sowie um Deutschlands einzige noch betriebsbereite Schiffmühle. In den Sommermonaten werden diese historischen Handwerksbetriebe abwechselnd mit Mahl- und Backtagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ein ungefähr 320 km langer Radwanderweg verbindet auf fünf Teilstrecken diese Mühlen miteinander. Die landschaftlich reizvolle Route führt auf verkehrsarmen Wegen durch malerische Dörfer, weite Felder und Wiesenauen. Start- bzw. Endpunkt des Radwanderweges, dessen Einschublogo durch eine von der Porta Westfalica unterbrochene Gebirgssilhouette gekennzeichnet ist, sind Bad Oeynhausen und Petershagen. So kann der Radreisende diese Strecke auch als Alternativroute zum Weserradweg nutzen.

Die Museumszeile besteht aus einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble der Weserrenaissance. Das begehbare historische Objekt beherbergt eine interessante Ausstellung zu der 1200jährigen Stadtgeschichte Mindens. Herzstück ist ein multimediales Stadtmodell, das Minden im Jahre 1873 in den Grenzen der ehemaligen preußischen Festung zeigt. Zusätzlich werden in den Räumlichkeiten verschiedene Sonderausstellungen zu kunst- und kulturgeschichtlichen Themen präsentiert.

In der ehemaligen preußischen Defensionskaserne am Simeonsplatz befindet sich heute das Preußen-Museum. In dem 1829 entstandenen klassizistischen Gebäude wird die über 350 Jahre alte gemeinsame Geschichte von Westfalen und Preußen beleuchtet. Der Rundgang zeigt Dokumente, Bilder und originale Gegenstände aus dieser vergangenen Zeit. Mit modernen Medien wird versucht, das Thema möglichst anschaulich, verständlich und lehrreich zu präsentieren. Neben der ständigen Sammlung werden auch Sonderausstellungen zu kunst- und kulturgeschichtlichen Themen gezeigt.

In einem hübschen, 1603 erbauten, alten Fachwerkhaus in der oberen Mindener Altstadt befindet sich das Puppenmuseum. Agnes Vilarnau hat in jahrelanger Sammelleidenschaft eine Vielzahl von Porzellan-, Steiff- und Schildkrötpuppen zusammengetragen. Das älteste Exemplar stammt von 1750. Daneben werden auch Puppenstuben und Kaufmannsläden ausgestellt. Parallel zu dem liebevoll eingerichteten Museum wird im Café selbstgebackener Kuchen gereicht.

Nachdem die Deutsche Bundesbahn den Einsatz von Dampflokomotiven einstellte, bildeten sich im Weserbergland schon bald die ersten Vereine, die einen Museums-Bahnbetrieb mit den historischen Zugmaschinen fortführen wollten. 1977 entstand der Verein ‚Museums-Eisenbahn Minden e.V.‘, der inzwischen sieben Dampflokomotiven, sechs Dieselloks, einen Triebwagen und eine Vielzahl von Waggons besitzt (Stand 2013). Mit diesen liebevoll instand gehaltenen Eisenbahnen werden an mehreren Sonntagen Fahrten vom Bahnhof Minden-Olberstadt nach Kleinbremen bzw. über Specken nach Hille angeboten. Eine weitere Bahnstrecke des Vereins führt von Preußisch Oldendorf nach Bohmte.

Am nördlichen Rande des Wiehengebirges auf dem Gelände eines ehemaligen Eisenerzbergwerkes befindet sich der Mitmachfreizeitpark ‚potts park‘, der Spiel und Spaß für die gesamte Familie verspricht. Auf den Besucher warten eine Vielzahl von Attraktionen, wie die Schienen-Schwebebahn und die Moorbottich-Tretbahn, eine Achterbahn, die Wildwasserbahn und mehrere Rutschen, der Hubseilturm, ein Flug im Turbo-Drachen oder das Science Center ‚Terra Phänomenalis‘.

Das zweiflüglige Schloss mit seinem achteckigen Treppenturm wurde zwischen 1613 und 1616 durch Johann und Hedwig von dem Bussche erbaut. Mit seinen zahlreichen Ornamenten und der Auslucht besitzt es die typischen Stilelemente der Weserrenaissance. Zu der Schlossanlage gehören auch die Wirtschaftsgebäude und die weiß verputzte Schlosskapelle aus dem 17. Jahrhundert.

Die Ursprünge als Rittergut reichen aber bis in das 11. Jahrhundert zurück und eine Zeit lang gehörte das Gut zur Familie von Münchhausen. Heute befindet sich Schloss Haddenhausen noch immer im Besitz einer Familienstiftung derer von Bussche-Hünnefeld und wird privat verpachtet.

Die Martinikirche in der alten Innenstadt Mindens ist mit ihrem Kirchturm mitprägend für die markante Stadtsilhouette. Ursprünglich wurde der romanische Kirchenbau 1029 begonnen. Einen Kirchturm erhielt er aber erst 1142. Das auffällige Walmdach wurde dem Turm erst 1773 nach einem Feuer aufgesetzt. Seit der Reformationszeit ist die Martinikirche evangelisch. Die Orgel des Gotteshauses wurde bereits 1591 erbaut, aber 1747 bzw. 1981 jeweils noch einmal erweitert.

Die ehemalige romanische Klosterkirche geht auf ein Benediktinerinnenkloster aus dem späten 10. Jahrhundert zurück und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Dom. Um das Jahr 1022 begann man mit dem einschiffigen Kirchenbau, den man im Laufe der Zeit immer mehr zu einer dreischiffigen Hallenkirche erweiterte.  Der Kirchturm wurde 1255 errichtet und im 14. Jahrhundert entstand die Sakristei. Sowohl die Seitenschiffe als auch die Turmkapelle wurden im gotischen Stil ausgeführt. Nach der Reformation wurde der Konvent zu einem evangelischen Damenstift umgewandelt, der im Zuge der Säkularisierung im Jahre 1811 aufgelöst wurde. Heute dient die Marienkirche als evangelische Pfarrkirche. Zu den bemerkenswertesten Einrichtungsgegenständen gehören der 1598 gefertigte Renaissance-Taufstein sowie das Epitaph von Oberst Georg von Holle. Wenige Reste des mittelalterlichen Kreuzganges sind noch erhalten.

Um das Jahr 1200 wurde St. Johannis als Stiftskirche als romanische Gewölbebasilika erbaut, heute beherbergt der längliche Saalbau ein Bürgerzentrum. Dazwischen gab es eine sehr  wechselhafte Geschichte. Den katholischen Kanoniker wurde im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert die Kirche zunächst weggenommen. 20 Jahre später erhielten sie das Gotteshaus wieder zurück. Im 18. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe abgerissen und St. Johannis erhielt seine heutige Form. 1810 wurde der Stift jedoch aufgelöst. Das Kirchengebäude diente dann als Zeughaus, als katholische Notkirche und als Warenlager. Ende der 1980er Jahre übernahm die Stadt Minden das Kirchengebäude, sanierte es grundlegend und richtete darin das Bürgerzentrum Johanniskirchhof ein.

In der Altstadt von Minden steht die einzige Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde im weiteren Umkreis. Die gesamte Gebäudegruppe mit Pfarrhaus, Gemeindehaus und dem ehemaligen Pfarrwitwenhaus ist heute denkmalgeschützt. Das Gotteshaus wurde zwischen 1739 und 1743 als Neubau für die reformierte Kirche auf ovalem Grundriss ausgeführt. Zunächst fehlte ein Kirchturm. Die Ausstattung wurde betont schlicht und in weiß gehalten. Erst 1914 wurde der Innenraum mit Mustern ausgemalt. Der Turm entstand nach längerer Planung im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Mit ihrem Turm gehört St. Simeonis zu den stadtbildprägenden Kirchen Mindens. Als ‚Offene Kirche‘ besitzt das evangelische Kirchenhaus keine eigene Gemeinde mehr. Das ursprünglich einschiffige Gotteshaus wurde 1214 geweiht. In den nächsten Jahrhunderten wurde St. Simeonis mehrfach umgebaut. So machte es die Verlegung des Klosters St. Mauritius gleich neben die Kirche notwendig, dass ein neuer Hallenchor entstand. Vorrübergehend war St. Simeonis damit auch Klosterkirche. Im Jahre 1529 ging durch die scharfen Predigten des Benediktinermönchs und Lutheranhängers Heinrich Traphagen von hier  die Reformation in Minden aus.

Die direkt am linken Weserufer liegende historische Fischerstadt gehörte um das Jahr 800 zu den Keimzellen der heutigen Stadt Minden. In der ehemaligen Schiffersiedlung mit den engen Gässchen reihen sich dicht an dicht schmucke Fachwerk- und Kapitänshäuser aus den 16. und 17. Jahrhundert.

Über drei Jahrhunderte war Minden eine gut gesicherte Garnisonsstadt. Zuletzt diente sie im 19. Jahrhundert als preußische Festung. Teile der alten Festungsmauer haben sich vor der Fischerstadt noch erhalten.




 

Petershagen

D
urch weite Landschaft aus Wiesen und Auen, vorbei an den Weserdörfern Schlüsselburg mit seinem Scheunenviertel und Buchholz, schlängelt sich majestätisch die Weser. An den beiden gegenüber liegenden Ufern des Stromes liegen die beiden größten Stadtteile, Petershagen und Lahde. 1973 wurde die Stadt durch die Zusammenlegung der beiden zuvor selbstständigen Ämtern geschaffen. Die einstige Bischofsstadt mit seinen alten Fachwerkhäusern bietet mit seiner vielfältigen Museumslandschaft ein abwechslungsreiches kulturelles Leben. Elf restaurierte und funktionsfähige Wind- und Wassermühlen laden zum Besuch ein. In Petershagen ist man stolz auf die vielen Weißstörche, die hier während der Sommermonate nisten. Man hat in der Vergangenheit viel dafür getan, die Lebensräume für diese Vogelart zu verbessern.  Der Stadtteil Hopfenberg besitzt den Status eines staatlich anerkannten Luftkurortes.

Sehenswertes:

Die Ursprünge der Wasserburg Petershagen liegen im Jahr 1306. Im 16. Jahrhundert ließ Bischof Franz II. Graf von Waldeck die Burg zu einem reizvollen Schloss im Stil der Weserrenaissance umbauen. Als Baumaterialien wurde Oberkirchener Sandstein sowie der dunklere Portasandstein genutzt. Das Schloss beherbergt heute ein Hotel.

Die evangelisch-lutherische Stadtkirche wurde 1615 – 18 im Renaissancestil als Nachfolgebau einer zuvor abgebrochenen Kirche errichtet. Die barocke Haube erhielt sie aber erst 1732. Auch die Inneneinrichtung ist zum großen Teil aus der Zeit der Renaissance. Sehenswert sind ein steinerner Epitaph aus dem 16. Jahrhundert sowie zwei bronzene Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert.

Da die Arbeit der Kleinbauern rund um Petershagen nicht sonderlich ertragreich war, heuerten viele im ausgehenden 18. Jahrhundert auf holländischen Heringskuttern an. Sie blieben dann ein halbes Jahr auf See und konnten auf diese Weise ihre Familien ernähren. So kam es zu der ungewöhnlichen Beziehung zwischen dieser dem Meer noch recht fernen Region und der Heringsfischerei.

Das Heringsfängermuseum im Petershagener Stadtteil Heimsen widmet sich dieser Geschichte. Vier Gebäude gruppieren sich um den Platz mit der Kurbelwellen-Steele. Im Haupthaus wird dem Besucher der Arbeitsalltag auf hoher See mit all seiner Mühseligkeit und seinen Entbehrungen beschrieben, die drei anderen Fachwerkhäuser präsentieren die Heringsfängerheimat fernab der beschwerlichen Arbeit. Eine weitere Abteilung beschäftigt sich mit den Katastrophen auf hoher See.

Im vorletzten Jahrhundert war die Glasproduktion ein sehr lukrativer Industriezweig. So wurde auch die Glashütte Gernheim am Ufer der Weser zwischen 1812 und 1877 sehr erfolgreich betrieben. Der überwiegende Teil des frühindustriellen Fabrikortes blieb bis heute erhalten, wie die Alte Hütte von 1812, der große Glashüttenturm von 1826, das Fabrikantenwohnhaus und die bis 1830 entstandenen Fachwerk-Arbeiterwohnhäuser. Im Zuge der Gründerkrise in den 1870er Jahren musste jedoch die Glashütte wieder schließen. Zwischenzeitlich wurde der Komplex als Korbflechterei genutzt. Lange Zeit standen die Gebäude aber auch leer. Nach einer umfangreichen Sanierung in den 1990er Jahren wurde die Glashütte Gernheim als LWL-Industriemuseum eröffnet. Das Museum widmet sich den Lebens- und Arbeitsbedingungen Mitte des 19. Jahrhunderts und den Produktionsabläufen der einstigen Glasherstellung, von der Herstellung der Formen über die Materialvermengung bis zur Glasbläserei. Die große Glasausstellung zeigt 2000 gläserne Exponate, darunter Flaschen, Gläser, Glaskolben, Scheiben und sogar Dachziegel.

In den Jahren 1617 und 1711 brannte das Weserdorf Schlüsselburg bei zwei Großbränden nahezu vollständig nieder. Die Feuer vernichteten damit jeweils auch die gesamte Ernte. So entschied man sich, außerhalb der Siedlung ein separates Scheunenviertel aufzubauen, um die Hauptlagerstätten von den Wohnquartieren möglichst fern zu halten. Hier stehen, eng ineinander verschachtelt, insgesamt 26 Fachwerkscheunen. Die meisten wurden im 18. und 19. Jahrhundert erbaut, das älteste Gebäude (Nr. 43) stammt aber wohl bereits aus dem 16. Jahrhundert. Noch heute werden die Scheunen landwirtschaftlich genutzt.

Die evangelische Pfarrkirche des Weserdorfes Schlüsselburg wurde 1585 als Saalbau fertiggestellt. Von größeren Umbauarbeiten wurde die Bruchsteinkirche weitgehend verschont, nur der Turm wurde 1864 noch einmal erhöht. Aus der Zeit der Erbauung stammen noch das Taufbecken sowie der Epitaph für Ludolf Klencke. Auch mehrere Grabplatten sind noch aus dem 16. Jahrhundert. Flügelaltar und Kanzel wurden im 17. Jahrhundert gefertigt.

Die recht schmucklos wirkende zweistöckige Ritterburg im Zentrum des Weserdorfes Schlüsselburg wurde zwischen 1581 und 1585 durch Ludolf von Klencke erbaut. Zuvor hatte hier bereits 1335 eine Bischofsburg als Bastion gegen den Grafen von Hoya bestanden. Ursprünglich bestand das Herrenhaus aus zwei Flügeln, doch der Nordflügel wurde im 19. Jahrhundert wieder abgetragen. Zwischenzeitlich diente die Anlage mehrfach als Amtsgebäude, im 20. Jahrhundert auch als Schule. Heute befindet sich die Burg im Privatbesitz. Der Innenhof kann nach vorheriger Anfrage besichtigt werden.

Petershagen gehört zum Mühlenkreis Minden-Lübbecke. In der Stadt stehen noch elf funktionstüchtige Wind-, Wasser und Bockwindmühlen. Diese werden vom ‚Mühlenverein im Kreis Minden-Lübbecke e.V.‘ betrieben, der im Mühlenbauhof Frille seinen Sitz hat. Dieser Bauhof ist in Deutschland der einzige seiner Art. Hier werden Mühlenteile restauriert und neu gebaut. Alle Mühlen sind an Mühlentagen und nach vorheriger Vereinbarung zu besichtigen.

 

Windmühle Bierde:

1802 wurde der hölzerne Fachwerkturm der Holländer-Windmühle auf einem aufgeschüttetem Erdwall erbaut.

Büschings Mühle:

Holländerwindmühle aus achteckigem Holzfachwerk, 1810 erbaut

Windmühle Großenheerse:

Der weiß verputzte Holländer mit seinem achteckigen Turm wurde 1860 erbaut und ist täglich für Besucher geöffnet.

Heimser Windmühle:

1873 wurde der weiß versputzte Backsteinbau unweit der Weser erbaut.

Klostermühle Lahde:

Bereits 1292 ist eine Klostermühle belegt. Die Wassermühle wurde 1876 wiederaufgebaut und gleichzeitig mit einer Holländer-Windmühle ergänzt. Die Mühle ist täglich geöffnet.

Windmühle Meßlingen:

Holländer mit schmalem, achteckigem Turm aus Fachwerk, 1843 erbaut.

Bockwindmühle Neuenknick:

Diese Windmühle älteren Typs wurde 1747 ursprünglich in Warmsen erbaut und 1899 an seine heutige Position versetzt.

Plaggen Mühle Döhren:

Das Fachwerkgebäude der Wassermühle entstand Mitte des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich wurden hier zwei Wasserräder angetrieben.

Pottmühle Petershagen:

Jüngste Windmühle im Stadtgebiet, der Gallerieholländer wurde 1938 als Turmwindmühle erbaut.

Seelenfelder Königsmühle:

Die Holländer-Windmühle wurde 1731 durch die Preußische Regierung auf einem aufgeschütteten Hügel erbaut.

Windmühle Wegholm:

Die Windmühle im Ortsteil Friedewalde wurde 1861 auf einem aufgeschütteten Erdwall erbaut, später durch eine Motormühle ersetzt.


Der Saalbau der Alten Synagoge wurde 1845/46 als Ersatz für ein verfallenes Fachwerkgebäudes errichtet. Zu dem Gebäudeensemble gehört noch eine jüdische Schule und die Mikwe, ein rituelles Tauchbad. Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ereilte der jüdischen Gemeinde in Petershagen ein ähnliches Schicksal wie vieler anderer in Deutschland. Die Synagoge wurde 1938 verwüstet und die gesamte Gemeinde wurde in den folgenden Jahren ausgelöscht.

Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Komplex umfassend renoviert und dient heute als Dokumentationszentrum. Die Dauerausstellung hält die Erinnerung an die jüdische Geschichte in der Region wach.

Vor noch nicht allzu langer Zeit waren Störche akut vom Aussterben bedroht. Viel wurde seit dem dafür getan, die Lebensräume für Weißstörche zu verbessern. Grünflächen wurden weiträumig genässt, Nisthilfen wurden geschaffen. Inzwischen hat sich die Population stark erholt und man kann sich wieder vermehrt über den Anblick dieser großen Vögel freuen. Störche gehören zu der Familie der Schreitvögel. Sie sind fast überall auf der Erde verbreitet. Typisch für diese Gattung sind der lange Hals, der meist langgestreckte Schnabel und die langen Beine. Das bekannteste Mitglied der europäischen Storchenfamilie ist der Weißstorch.

Alles Wissenswerte über den Adebar vermittelt das Westfälische Storchenmuseum in Windheim. Es wurde im ältesten Haus des Dorfes, der ‚No. 2‘, untergebracht. Das im frühen 18. Jahrhundert errichtete Fachwerkgebäude war zuvor nur knapp dem Abriss entgangen. Den Mittelpunkt des Museums bildet ein großer Horst mit einer charakteristischen Nestszene. In der Ausstellung erfährt der Besucher alles über die Zugrouten und Winterquartiere dieser Vogelgattung, ihre ausgefeilte Flugkunst, über ihr Paarungsverhalten und die Aufzucht der Kleintiere. Und es wird natürlich dem Mythos nachgegangen, ob der Klapperstorch wirklich die Babys bringt!

Das Dorf Heimsen liegt südlich eines Weserbogens an der rechten Seite des Stromes. Die heute evangelische Dorfkirche entstand im frühen 12. Jahrhundert, der Kirchturm wurde aber erst hundert Jahre später angebaut. Im 16. Jahrhundert mussten an der Außenseite des weißverputzten Kirchengebäudes Trägerpfeiler angebracht werden, um die schwere gotische Gewölbedecke von außen zu unterstützen. Das alte Kirchengestühl stammt noch aus dem Jahre 1664.

Im 13. Jahrhundert entstand im romanischen Stil die Dorfkirche von Windheim. Seit der Erweiterung im 18. Jahrhundert steht die Bruchsteinkirche auf einem kreuzförmigen Grundriss. Der Westturm erhielt seinen spitzen Helm im Jahr 1858. Zur Inneneinrichtung gehören der spätgotische Flügelaltar und der achteckige Renaissance-Taufstein aus dem 16. Jahrhundert, die Kanzel und zwei bronzene Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert sowie das gotische Sakramentshäuschen.

Die evangelische Dorfkirche in Buchholz, wegen ihrer Nähe zum Fluss auch Weserkirche genannt, wurde im 13. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Aus der Bauzeit des Bruchsteingebäudes stammt noch der alte Taufstein. Zu der Inneneinrichtung gehören zwei Renaissance-Leuchter von 1656, die Barockorgel von 1703 und ein vergoldeter Silberkelch von 1581.

Die evangelische Dorfkirche im Petershagener Stadtteil Ovenstädt wurde vermutlich  im 11. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Der Westturm diente im Mittelalter auch als Wehrturm, um den Einwohnern Schutz vor kriegerischen Angreifern zu bieten. Während des Dreißigjährigen Krieges brannte der Turm zum Teil nieder. Er wurde im Jahre 1640 wieder neu aufgebaut. Erhalten haben sich die Kanzel, die Emporen, das Orgelgehäuse sowie die alten Fenster aus mundgeblasenem Glas.

Familiäre Erbstreitigkeiten führten zur Gründung des Adelshofes im ausgehenden 16. Jahrhundert.

Das barocke Herrenhaus wurde 1748 neu errichtet, nachdem bereits zuvor die anderen Gutsgebäude im barocken Stil neu entstanden waren. Eine Mittelachse, um die sich symmetrisch die Wirtschaftsgebäude gruppieren, führt zu dem Portal des siebenachsigen Haupthauses. Im 18. Jahrhundert wurde auch die Gartenanlage, die in ihrer Struktur bis heute erhalten blieb, neu angelegt.

Das ‚Weben‘ ist ein altes Kunsthandwerk, das in unserer maschinell geprägten Zeit verloren zu gehen droht. Um dieses alte Kulturgut zu bewahren, hat die Webgemeinschaft Ilse e.V. ein kleines Museum geschaffen, in dem insgesamt 11 unterschiedliche Handwebstühle ausgestellt werden. Der älteste Webstuhl stammt aus dem Jahre 1796 und ist noch voll funktionsfähig. Den Besuchern werden verschiedene Arbeiten an den Webstühlen vorgeführt. Das Museum zeigt eine breite Auswahl an alten und neuen Webstücken.

Im Jahre 1885 wurde in Windheim an der Weser das Fabrikgebäude der ‚Colonial- & Manufakturwarengeschäft Ferdinand Meyer’ erbaut. Die Firma existiert zwar schon lange nicht mehr, dennoch wird hier noch mit den Werkzeugen aus der Zeit um 1900 gearbeitet. In der Museumswerkstatt Phoenix werden Reparaturen und Restaurierungen von Gegenständen aus Holz und Metall durchgeführt, wobei ausschließlich historische Werkzeuge und Maschinen genutzt werden. Die ungewöhnliche Werkstatt kann als Museum besucht werden. Hier lernt man die alten Arbeitstechniken kennen, erfährt viel über den früheren Alltag der Handwerker und kann bei der aktuellen Arbeit über die Schulter gucken.






Mittelweser

D
ie Samtgemeinde Mittelweser entstand erst im Jahre 2011 durch den Zusammenschluss der Gemeinde Stolzenau mit der Samtgemeinde Landesbergen. Stolzenau ist eine ehemalige Residenz- und Kreisstadt mit vielen alten Fachwerkhäusern, stolzen Bürgerhäusern und dem im Stil der Backsteingotik errichteten Rathaus. Wahrzeichen des Ortes ist die St. Jacobi-Kirche mit ihrem eigenartig gedrehten Kirchturm. Daneben ist der gotische Schnitzaltar der St. Vituskirche in Schinna sehenswert. Stolzenau wurde 1370 erstmals urkundlich erwähnt, Landsbergen bereits im Jahre 1055. Der Ortsmittelpunkt von Landsbergen ist der Mühlenplatz. Die Windmühle, ein Galerieholländer von 1872, wurde in den 1980er Jahren renoviert und beherbergt seitdem ein Heimatmuseum sowie ein Trauzimmer des Standesamtes. Deshalb erhielt das Gebäude auch den Beinamen ‚Hochzeitsmühle‘. Am Mühlenplatz stehen mehrere alte hierher versetzte Fachwerkhäuser und die ehemalige Schweringer Weserfähre. Eine Fährverbindung hatte hier nachweislich bereits 1560 bestanden. Eine Besonderheit bietet das historische Scheunenviertel in Estorf. Hier gibt es einen Aufenthaltsraum für Radfahrer und auch rustikale Übernachtungsmöglichkeiten. Die sogenannte ‚Spargel-Tour‘ verbindet für Radfahrer die Sehenswürdigkeiten der am ‚Naturpark Steinhuder Meer‘ liegenden Gemeinde.

Sehenswertes:

In den Räumen einer ehemaligen Druckerei befindet sich heute das Heimatmuseum Stolzenau. Es wurde vom Heimatsverein ‚Wir Stolzenauer‘ als eine Einrichtung geschaffen, die sich zur Aufgabe gemacht hat, an die vergangene Zeit zu erinnern und gleichzeitig historische Gegenstände zu bewahren. Alte Fotografien verweisen auf damalige Begebenheiten und auf nicht mehr existierende Gebäude. Eines der Fotos beweist, dass Kaiser Wilhelm I. von 1884 – 86 Stolzenauer Schützenkönig war. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist das Handwerk und das Zunftwesen im 19. Jahrhundert. Werkzeuge und eine voll ausgerüstete Schusterwerkstatt zeugen von einer fast vergessenen Handwerkstradition.

Das Gästehaus der Nationen in Stolzenau beherbergt auch das Puppenmuseum. Die Sammlung beruht auf dem Lebenswerk von Frau Greek-Weiss aus Windheim. Sie stöberte auf alten Trödelmärkten und rettete alte Puppen, die bereits Jahrzehnte lang auf irgendwelchen Dachböden vor sich hin dösten, vor dem sicheren Puppentod. In liebevoller Arbeit wurden die Puppen restauriert, erhielten neu genähte Kleidchen und erstrahlten so heute wieder im neuen Glanz. Mehr als 500 Puppen kamen so zusammen, ehe die Puppenmutter ihre Sammlung aus Altersgründen  an den Verein für Integration e.V. übergab, der sie jetzt in einem eigenen Museum ausstellt.

Das heute eher wie ein landwirtschaftlicher Betrieb wirkende ehemalige Benediktinerkloster besitzt noch vier historische Gebäude: das Abtshaus, zwei Konventsgebäude, die vermutlich aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert stammen und eine Fachwerkkirche, die im Jahre 1540, in der Zeit der Reformation, als Nachfolgebau der ehemaligen Klosterkirche entstand. Das Kloster wurde 1148 durch den Grafen von Loccum-Hallermund gestiftet, geriet aber bald unter den Einfluss der Grafen von Hoya. 1542 erhielt der Konvent seinen ersten lutherischen Pfarrer. Als er 1876 schließlich aufgelöst wurde, nutzte man das Anwesen als staatliche Domäne und die Fachwerkkirche noch bis in die 1980er Jahre als Schweine- und Schafsstall.

Zwischen 2009 und 2011 fanden auf dem ehemaligen Klostergelände archäologische Ausgrabungen statt, bei denen Fundamente abgetragener mittelalterlicher Gebäude freigelegt wurden. Fundstücke aus diesen Grabungen sind in einer kleinen Ausstellung in der Kirche zu sehen.

Die evangelische Jacobikirche wurde 1828 an den bereits zuvor existierenden Turm angebaut. Das klassizistische Gotteshaus wurde zum großen Teil barock ausgestaltet. Der Kirchturm ist das Wahrzeichen von Stolzenau. Er entstand 1679 und besitzt einen auffällig eingedrehten Turmhelm. Die noch existierenden Bauzeichnungen beweisen, dass diese außergewöhnliche Konstruktion Absicht war.

Die dem hl. Vitus geweihte Backsteinkirche wurde 1886 erbaut. Sehenswert sind eine Halbskulptur im Eingangsbereich, die den letzten Mönch des Klosters Schinna darstellt, wie er sich gegen die Auflösung des Konventes stemmt sowie der aufwendige, spätgotische Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert. Dieser befand sich einst in der ersten Klosterkirche Schinnas.

Den Mittelpunkt der Gemeinde Stolzenau bildet der alte Straßenmarkt mit dem Rathaus. Dieses wurde 1885 im Stil der damals modernen Backsteingotik errichtet und beherbergt heute die Verwaltung der Samtgemeinde Mittelweser. Links daneben grenzt das um 1900 erbaute neue Gebäude an, das früher einmal der Polizei gedient hatte.

Der Mühlenplatz bildet den Mittelpunkt des Ortes Landesbergen und sein Kulturzentrum. Neben der Windmühle stehen hier mehrere alte Fachwerkhäuser und die alte Schweriner Wasserfähre, die durch den Brückenbau überflüssig wurde. Die historischen Häuser standen nicht immer an dieser Position. Sie wurden erst später hierher versetzt.

Die Windmühle vom Typ Gallerieholländer wurde ursprünglich 1872 erbaut. 1914 fiel der gesamte obere Bereich einem Feuer zum Ofer, nur der quadratische Ziegelsteinrumpf blieb stehen. Fortan blieb die Mühle flügellos und wurde nur noch mit einem Elektromotor betrieben. 1986/87 wurde die Mühle Landesbergen umfassend saniert und rekonstruiert. Sie erhielt ihre Segelflügel und die Windrose zurück, wobei die Mühlentechnik ausgebaut wurde. Das Gebäude beherbergt heute ein Heimatmuseum sowie ein Trauzimmer des Standesamtes, was ihm den Namen ‚Hochzeitsmühle‘ einbrachte.

Der älteste Teil der  romanischen Feldsteinkirche stammt noch von 1230. Zwischen 1780 und 1822 wurde das Gotteshaus aber großzügig um- und ausgebaut, da das Kirchengebäude in Teilen baufällig und für die Gemeinde zu klein geworden war. Die romanische Sakristei ging bei dieser Umgestaltung verloren. Auch der heutige Kirchturm entstammt dieser Umbauphase und wurde 1806 fertig gestellt. Die Inneneinrichtung wurde in der 1960er Jahren neu ausgestaltet.

Die niedersächsische Gemeinde Husum gehört zur Samtgemeinde Mittelweser und liegt im Naturpark Steinhuder Meer. Ein großer Teil des Dorfes wurde 1774 bei einem verheerenden Brand vernichtet, darunter auch die um 1250 erbaute Kirche. Der evangelisch-lutherische Nachfolgebau entstand zwischen 1776 und 1778.

Als nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam eine wirtschaftliche Erholung einsetzte, errichteten die Estdorfer Bauern in einem Eichenhain östlich vom Dorf gemeinsam ein Scheunenviertel. So konnte man einen Teil der überlebenswichtigen Ernte auslagern, um im Fall eines Feuers oder eines Krieges nicht das gesamte Getreide zu verlieren. Zwischen 1650 und 1750 entstanden hier bis zu 40 Scheunen und Schafställe. Bis heute haben sich einige dieser Scheunen erhalten.

Die Siemeringscheune dient vom Vormittag bis zum Abend als Aufenthaltsraum für Radwanderer. Ihre Wände bestehen aus Lehmfachwerk und der Fußboden aus Lehm und Glas. Der Heimatverein bietet in der Bröskingscheune die Möglichkeit zum Übernachten an, die gerade bei Radwanderern immer beliebter wird. Man muss sich allerdings auf eine ungewöhnliche und rustikale Atmosphäre einlassen!

Die mächtige evangelische Fachwerkkirche wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert erbaut. Bemerkenswert ist die in leuchtenden Farben bemalte Holzdecke. Sie zeigt eine Darstellung des ‚Jüngsten Gerichts‘, die vermutlich durch die Illustration in der Danziger Marienkirche inspiriert wurde. Die 1839 von E.W. Meyer erbaute Orgel ist noch weitgehend original erhalten.

Die mächtige Dorfkirche in Leese wurde 1874 im neugotischen Stil fertiggestellt. Zuvor standen hier bereits eine romanische Kirche sowie eine Fachwerkkirche. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände sind das berühmte ‚Leester Kreuz‘, der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert, die Barockorgel und ein Messingkronleuchter aus dem Jahre 1668.

Als im Jahre 2004 der Leeser Ortskern saniert wurde, entstand auf dem Kirchplatz neben dem Gotteshaus ein Ziehbrunnen. Die hölzerne Skulptur wurde nach mittelalterlichem Vorbild von Christa Stoffers entworfen.

Clamor von Münchhausen begann im Jahre 1545 mit dem Bau einer von zwei Gräben umgebenen Wasserburg. Um 1600 wurde das Rittergut zu einer vierflügligen Schlossanlage im Stil der Weserrenaissance ausgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die baufällig gewordene Anlage grundlegend saniert. Das Herrenhaus steht heute gemeinsam mit den Tagelöhnerhäusern unter Denkmalschutz und beherbergt einige Ferienwohnungen. Auch Camping ist auf dem Gutsgelände möglich.



Radrouten die durch Mittelweser führen:

Weser-Radweg
Kulturroute

 



Liebenau

G
eprägt von der Wesermarsch und am Rande der eiszeitlichen Nienburg-Meppener Geestplatte gelegen, befindet sich die Samtgemeinde Liebenau mit ihren Ortsteilen Liebenau, Binnen und Pennigsehl. An das linke Weserufer grenzend, führt eine Alternativroute des Weser-Radweges durch das Gemeindegebiet. Die reizvolle Gegend mit seinen großen Nadel- und Laubwäldern lädt aber auch zu separaten Radwanderungen ein. Eine Besonderheit bildet die Binner Schlucht, die von Gletschern während der Eiszeit vor ungefähr 600.000 Jahren ausgeformt wurde.

Sehenswertes:

Die frühgeschichtliche Forschung im norddeutschen Raum hat das Problem, dass es keinerlei schriftliche Aufzeichnungen durch die germanischen Stämme gibt. Daher war es etwas Besonderes, als man 1953 bei Liebenau ein sächsisches Gräberfeld entdeckte. Bei den anschließenden Grabungen wurden vielfältige Grabbeilagen, wie Schmuck, Waffen und Keramik ans Tageslicht befördert. Diese Funde können heute zum Teil im ‚Witten Hus‘ besichtigt werden. Dieses Gebäude ist ist ein für die Gegend typisches Ackerbürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde noch bis 1997 von der Familie Witte bewohnt. Heute werden werden in dem Heimathaus neben den Ausgrabungsfunden alte handwerkliche Geräte, landwirtschaftliche Maschinen wie beispielsweise eine alte Dreschmaschine, sowie Haushaltsgegenstände aus der Region präsentiert. Der Heimatverein organisiert im Witten Hus häufig Ausstellungen, Lesungen und gesellige Veranstaltungen. Nach Rücksprache mit dem Verein ist auch eine Führung über das Sächsische Gräberfeld möglich.

Eine landschaftliche Besonderheit ist die von 600.000 Jahren während der Eiszeit entstandene Binner Schlucht. Während dieser zeitlichen Periode befanden sich hier bis zu 400 Meter hohe Gletscher, die riesige Mengen an Geröll und Gestein mit sich führten. Bei der anschließenden Warmzeit lagerte sich der Schutt ab und bildete so die Nienburg-Meppener Geest. Die in Richtung Weser abfließenden Schmelzwassermassen frästen nun die tiefe Schlucht in den Geestrücken.

Da bei verheerenden Dorfbränden immer wieder ganze Ortschaften und damit auch ganze Ernten vernichtet wurden, entstanden in der Aller-Weser-Region die so genannten Scheunenviertel. Sie befanden sich außerhalb der Bauernschaften und dienten lediglich der Unterbringung von landwirtschaftlichem Gerät sowie der Lagerung eines Teiles der Ernte. Dieser Brauch wurde jedoch im 20. Jahrhundert in den meisten Fällen wieder aufgegeben.

In Liebenau existieren noch zwei dieser historischen Anlagen. Das Scheunenviertel ‚Vor dem Pennigsehler Tor‘ wird auch heute noch zum Teil landwirtschaftlich genutzt. Zwei der Scheunen dienen, nachdem sie renoviert und umgebaut wurden, kulturellen Veranstaltungen. Dagegen wurde das andere Scheunenviertel ‚Vor dem Wellier Tor‘ in eine Wohnsiedlung umfunktioniert.

Bereits um das Jahr 900 wurde in Liebenau eine erste Holzkirche errichtet, die dem heiligen Laurentius geweiht wurde. Nach ihrer Zerstörung entstand im Jahre 1522 eine neue Steinkirche im spätgotischem Stil. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche zwar evangelisch, dennoch wurde der Schutzpatron Laurentius beibehalten. Die Außenwände bestehen aus einem Mix von Bruchsteinen und Findlingen. Die Sakristei wurde im Fachwerkstil erst später angefügt. Im Innern der Kirche ist besonders das spätgotische Sakramentshäuschen und der Schnitzaltar aus dem Jahre 1517 sehenswert.

Die Dorfkirche in Binnen stammt bereits aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert. Sie wurde im romanischen Stil in Backsteinbauweise errichtet, wobei die Fenster schon bald im gotischen Stil umgebaut wurden. Weitere größere Umbauarbeiten entstammen dem 19. Jahrhundert, als die Sakristei angebaut und das Kirchenschiff vergrößert wurde. Zur gleichen Zeit gestaltete man die Inneneinrichtung in den neoklassizistischen Stil um, was dem damaligen gängigen Zeitgeist entsprach.

Das Gotteshaus im Ortsteil Bühren wurde im 13. Jahrhundert in den romanischen Stil erbaut. Die Backsteinkirche wurde in den Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt und in der Folgezeit mit Hilfe von Feldsteinen wieder repariert. Die Ausbesserungen sind noch heute gut zu erkennen. Die innen schlicht gehaltene Kirche besitzt noch einen alten Taufstein aus dem 15. Jahrhundert.

Unweit der Weser liegt in einem Waldstück das Schloss Eickhof. Der Backsteinbau wurde im Stil des Historismus mit Elementen aus der Renaissance errichtet und befand sich bis 1938 im Besitz derer von Eickhof-Reitzenstein. Heute befindet sich auf dem Schlossgelände ein Zen-Kloster mit einem ausgedehnten japanischen Garten. Hier werden buddhistische Seminare und Lehrgänge abgehalten. Die Schlossanlage ist nur von außen zu besichtigen.




 

Nienburg

I
n der flachen und hübschen Flusslandschaft der Mittelweser liegt die Kreisstadt Nienburg. Die Spargelstadt bildet das Zentrum dieser Region. Der Name leitet sich aus ‚Nyge Borg‘, der Neuen Burg ab. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1025, doch vermutlich bestand eine größere Siedlung schon einige Jahrhunderte vorher. Von der ehemaligen Wasserburg, im 14. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Hoya, ist allerdings nur noch der Stockturm erhalten. In der Innenstadt zeugen noch mehrere Burgmannshöfe, vornehme Bürgerhäuser sowie zahlreiche original erhaltene und liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser von der überregionalen Bedeutung der Stadt im Mittelalter. Sehenswert ist auch das Rathaus, das im Stil der Weserrenaissance im 14. Jahrhundert entstand.
Im Herzen Nienburgs befindet sich die Pfarrkirche St. Martin. Das Gotteshaus, das ursprünglich bereits im 12. Jahrhundert entstand, erhielt ihr heutiges Aussehen im 14. und 15. Jahrhundert. Der hohe Turm entstand sogar erst Ende des 19. Jahrhunderts und ist heute das Wahrzeichen der Weserstadt. Am Ufer des Flusses werden im Sommer Ausflugsfahrten mit Schiffen angeboten.
Die über 100 Jahre alte Tradition im Spargelanbau wird im Niedersächsischen Spargelmuseum geschmackvoll präsentiert. Der Spargelbrunnen in der Innenstadt ist ein Denkmal für dieses edle Gemüse. Aber auch das Museum Nienburg als Regionalmuseum für den Mittelweserraum ist einen Besuch wert. Die Nienburger Bärenspur verbindet auf einem 3,3 km langen Rundweg alle Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Sehenswertes:

Die ‚Mittelweser’ bezeichnet den Flussverlauf zwischen der Porta Westfalica bei Minden und Bremen. Diese Region besteht aus einer flachen Marsch-, Geest- und Moorlandschaft und wird heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Noch heute ist hier die niederdeutsche Sprache weit verbreitet. Im Zentrum dieser Region befindet sich die Stadt Nienburg.

Das Museum Nienburg besteht aus mehreren dezentralen Gebäuden mit verschiedenen Dauer- und Wechselausstellungen und versteht sich als das Regionalmuseum für den Mittelweserraum.

Das Hauptgebäude ist der Fresenhof, der zu den größten Fachwerkhäusern der Stadt gehört. Der alte Burgmannshof beherbergt eine Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte, zur Stadtgeschichte und zur kirchlichen Kunst. Weitere Schwerpunkte sind das Werk des Künstlers Ernst Thoms, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit, sowie das Münzkabinett.

Zu dem Museum Nienburg gehört auch das Quaet-Faslem-Haus mit seinem Biedermeiergarten, das Spargelmuseum, das Lapidarium, der Posthof sowie das Grabhügelfeld Erichshagen.

Der flämische Architekt Bruno Quaet-Faslem war königlicher Baurat von Hannover. Die napoleonischen Kriege hatten ihn an die Mittelweser verschlagen, wo er nun auch sesshaft geworden war. 1821 erbaute er für sich das heute Quaet-Faslem-Haus genannte klassizistische Villengebäude als rot verputztes Wohnhaus. Heute finden hier zahlreiche Aktivitäten Des Museums Nienburg statt. Einige alte Tapeten sind noch aus der Originalausstattung erhalten.

Am Quaet-Faslem-Haus befindet sich ein reizvoller Biedermeiergarten, der im Jahre 2002 nach historischem Vorbild rekonstruiert wurde. Unter anderem befinden sich hier mehrere Linden, ein Mammutbaum und ein Maulbeerbaum. Daneben werden auf den Beeten jahreszeittypische Blumen gepflanzt.

Im Rauchhaus des Biedermeiergartens befindet sich das Spargelmuseum, denn Nienburg gilt als die Stadt des Spargels. Hier erfährt man alles Wissenswerte über dieses Gemüse und seine 150jährige Geschichte in Niedersachsen.

Das begehbare Lapidarium beherbergt eine einmalige Sammlung von bearbeiteten Sandsteinen, die aus dem gesamten Mittelweserraum stammen. Die ersten Steine der Ausstellung gehörten noch Emanuel Bruno Quaet-Faslem, der diese wohl als Zierobjekte genutzt hatte.

Sandstein ist besonders gut formbar und wurde sowohl als praktische Gebrauchsgegenstände, wie Taufbecken, Wasserbecken, Futtertröge als auch für Zierzwecke, wie Gebäudegiebel, Säulen oder Denkmäler genutzt. Die meisten im Lapidarium ausgestellten Steine entstammen dem 16. bis 19. Jahrhundert und bieten eine interessante Ergänzung zu der regionalen Geschichte des Mittelweserraumes.

Der hoch aufragende Turm der evangelischen St. Martinskirche ist das Wahrzeichen der Stadt Nienburg. Der Sockel des Bauwerkes stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg war der alte Kirchturm so schwer beschädigt worden, dass er zunächst durch einen Notturm und schließlich 1896 durch einen 72 Meter hohen neugotischen Turm ersetzt wurde.

Die Pfarrkirche im Herzen der Innenstadt wurde über ein aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen Gotteshaus erbaut und erhielt ihr heutiges Aussehen im 14. und 15. Jahrhundert. Erst in jüngerer Vergangenheit wurden Fresken freigelegt, die auf das 15. Jahrhundert datiert werden. Ein besonders wertvoller Kunstschatz ist die um 1520 entstandene Figurengruppe der ‚Zwölf Apostel’. Lange Zeit galt das Werk als verschollen, bevor es 1978 wieder in die Martinskirche zurückkehrte.

Neben dem Turm der Martinskirche gilt auch der Stockturm als Wahrzeichen von Nienburg. Der alte Backsteinturm gehörte einst zum Nienburger Schloss und wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Zur gleichen Zeit wurde die ursprüngliche Wasserburg zum repräsentativen Schloss ausgebaut. Leider wurde das Anwesen im Dreißigjährigen Krieg so stark beschädigt, dass es in den folgenden Jahren fast vollständig abgetragen wurde. Nur der Stockturm blieb erhalten. Er wurde später als Gefängnis genutzt und dient heute der Studentenverbindung ‚Corps Hannoverania’ als Museum und als Verbindungsdomizil.

Das 1533 errichtete Rathaus von Nienburg gehört zu den ältesten und eindrucksvollsten Gebäuden der Stadt. Die Vorderseite zeigt einen Fachwerkbau mit hohem Laubengang. Die Seitenfront mit dem siebenachsigen Treppengiebel wurde erst zwischen 1582 und 1589 im Stil der Weserrenaissance ergänzt. Die einzelnen Giebelstufen sind mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen ausstattet. Eine zweigeschossige Utlucht betont die spielerische Ausgestaltung, die in der Zeit der Renaissance üblich war.

Im Jahre 2011 zog das Polizeimuseum von Hannover nach Nienburg um. Es handelt sich dabei um eine der umfangreichsten Polizeisammlungen Deutschlands. Sie präsentiert verschiedene Uniformen, Fahrzeuge und diverse polizeidienstliche Ausrüstungsgegenstände. Schwerpunkte der Ausstellung sind die Entwicklung der Polizei seit dem Altertum bis heute, die Verkehrserziehung, die niedersächsische Landespolizei sowie die kriminalpolizeiliche Arbeit mit vielen Geräten des Erkennungsdienstes. Dem aus Hannover stammenden Serienmörder Fritz Haarmann widmet das Museum einen eigenen Bereich. Als besonders gruseliges Exponat wird sein Hackebeil gezeigt.

Im Nienburger Ortsteil Erichshagen-Wölpe steht die Corvinuskirche. Die schmucke Fachwerkkirche wurde 1758 als Ersatz für ein baufälliges Gotteshaus errichtet. Altar und Kanzel stammen noch aus der Erbauungszeit.

Ihren Namen hatte die Kirche allerdings erst 1975 erhalten. Antonius Corvinius (1501 – 1553) war Verfechter der Luther’schen Lehre und führte damals die Reformation im Calenberger Land an.

Zum Museum Nienburg gehört als Außenstelle auch das Grabhügelfeld bei Erichshagen. Das Areal wurde von der Jungsteinzeit bis in die vorrömische Eisenzeit als Bestattungsgelände genutzt. Bereits  1816 wurden die Grabhügel wissenschaftlich untersucht und gehören so zu den ältesten archäologischen Grabungsforschungen in Niedersachsen. In dem auf einem Geestrücken liegenden Gräberfeld wurden zahlreiche wertvolle Grabbeilagen, wie Schmuck und Tongefässe, gefunden.



Radrouten die durch Nienburg führen:

Weser-Radweg
Kulturroute




Marklohe

Z
wischen Wesermarsch und Geest liegt in der beschaulichen Mittelweser-Landschaft die Samtgemeinde Marklohe. Sie besteht aus den einst selbstständigen Dörfern Marklohe, Balge und Wietzen. Schon im 10. Jahrhundert wurde die Gemarkung vermutlich als sächsischer Versammlungsort genutzt und im Mittelalter war Marklohe Landgerichtssitz. Die Region ist gleichermaßen bei Naturfreunden und bei Radwanderern beliebt, die hier ein ausgedehntes Radstreckennetz vorfinden. Jeder der drei Ortsteile besitzt eine  alte romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Zwei betriebsbereite historische Wassermühlen beherbergen ein Café und bieten darüber hinaus auch Übernachtungsmöglichkeiten. Die Freilichtbühne wurde bereits 1937 eingerichtet. Heute bietet sie Platz für 800 Zuschauer und gilt als eine der schönsten Bühnen in Niedersachsen.

Sehenswertes:

Mitten in der beschaulichen Gemeinde Marklohe steht die alte Dorfkirche mit ihrem markanten spitzen Turmhelm. Sie wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet. Vermutlich hat sich an dieser Stelle bereits zuvor eine keltische Kultstelle befunden. Sehenswert sind die alten Chorausmalungen und der fünfteilige Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert.

Der Westturm der Bartholomäuskirche mit seinem spitzen, mit roten Schindeln gedeckten Helm, prägt das idyllische Dorf Balge. Der Saalbau stammt aus dem späten 12. Jahrhundert und wurde im romanischen Stil erbaut. Die ältesten Einrichtungsgegenstände sind der Taufstein und die Altarplatte. Beide entstanden um das Jahr 1200 und wurden aus Wesersandstein geformt.

Die mittelalterliche St. Gangolfkirche wurde Mitte des 12. Jahrhunderts als Wehrkirche erbaut. Ihr wuchtiger und gedrungener Kirchturm überragt das restliche Gebäude nur wenig. Die Mauern des Turmes sind mehr als zwei Meter dick und besitzen nur sehr kleine Fenster. Er bot damit gebührenden Schutz vor feindlichen Angreifern.

In der alten Schule des Dorfes Wietzen befindet sich seit den 1980er Jahren die liebevoll eingerichtete Heimatstube. In ihr erfährt der Besucher viel Wissenswertes über die Arbeitswelt der Bauern und über die dörfliche Wohnkultur in den vergangenen Jahrhunderten. Nach historischem Vorbild wurden eine Tischlerei, eine Schmiede, eine Maler- und Stellmacherwerkstatt sowie eine Backstube eingerichtet. Im alten Bahnhofsschuppen, der bereits 1922 erbaut, aber erst 2007 an seine heutige Position versetzt wurde, werden heute größere Landmaschinen präsentiert.

Im Jahre 2011 eröffnete die Geschichtswerkstatt. Sie möchte als Teil der Heimatstube die Dorfgeschichte anhand der Bodenschichten sichtbar machen, um damit auch das Leben auf unserer heutigen Schicht zu erklären.

Die Wassermühle am Blenderhorster Bach besitzt die älteste noch funktionsfähige Technik Norddeutschlands. Sie wurde 1769 erbaut und besaß zwei Wasserräder für zwei verschiedene Mühlengänge: einen für den Getreidemahlgang und einen für eine Säge – einmalig in Niedersachsen. Das heutige sechsstöckige Gebäude entstand erst 1908. Die Mühle wurde zeitgleich mit einem Stahlrad, einer Dampfmaschine und einem Dieselaggregat ausgerüstet. Dennoch wurde sie 1960 aufgrund mangelnder Rentabilität stillgelegt und verfiel in den folgenden Jahren zusehends. 1988 bis 1989 wurde sie von Grund auf saniert und beherbergt heute ein Café.






Heemsen

E
ingebettet in die Marschlandschaft im Westen und die hüglige Geest im Osten liegt links der Weser die Samtgemeinde Heemsen. Der 1096 erstmals urkundlich erwähnte alte Ort wird geprägt von der neugotischen Michaeliskirche mit ihrem außergewöhnlichen Kirchturm. Sehenswert sind die frühmittelalterliche Wallanlage Brunsburg sowie die Fachwerkkirche Anderten. Verwaltungssitz der Samtgemeinde ist allerdings Rohrsen, welches ebenfalls eine alte Wallburg besitzt. Der Flecken Drakesburg hat einen hübschen, alten Ortskern mit der Johannis-der-Täufer-Kirche und einen auffällig gestalteten Weserrenaissancebogen, der einst zu einem alten Rittergut gehörte. Im Ortsteil Haßbergen wurde die Alte Kapelle zu einem bekannten Kulturzentrum umgestaltet.

Sehenswertes:

Im historischen Ortskern von Haßbergen befindet sich die Marienkapelle. Sie wurde vermutlich bereits im 14. Jahrhundert erbaut und noch bis 1962 als Dorfkirche genutzt. Es hätte nicht viel gefehlt und die baufällige Kapelle wäre in den 1980er Jahren abgerissen worden, doch der neu gegründete Heimatverein bewirkte die umfassende Restaurierung des ehemaligen Gotteshauses. Heute wird das Gebäude als Kulturzentrum genutzt. Hier finden Ausstellungen und Kurse, aber auch Musik-, Kabarett- und Theaterprogramme statt.

Südöstlich von Heemsen befindet sich eine noch sehr gut erhaltene Wallanlage, die wahrscheinlich aus dem frühen Mittelalter stammt. Experten vermuten, dass die Burg, die von drei Seiten von Bächen bzw. von Moor umgeben war, aus dem 9. Jahrhundert und der Zeit der Kriege zwischen Franken und Sachsen stammt. Die Hauptburg stand auf dreieckigem Grundriss und wurde erst im letzten Jahrhundert bei Grabungen wieder freigelegt. Im Ort erzählt man sich die Geschichte, dass auf der Brunsburg eine alte Kriegskasse vergraben wurde. Der Schatz wurde bis zum heutigen Tage nicht gehoben…

Die Ortskirche von Drakenburg entstand bereits im Mittelalter. In dieser Zeit lebten in Drakenburg viele Ritter aus dem Gefolge der Grafen von Hoya und so diente die Kirche lange Zeit als Grablege dieser adligen Herren. Eine Eigentümlichkeit der Johannis-der-Täufer-Kirche ist der seitlich versetzte Turm. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die stark beschädigte Kirche wieder aufgebaut.

Das kleine Heimatmuseum in Drakenburg bietet neben vielen Exponaten, die das ländliche Leben in der Region der Mittelweser beschreiben, auch ständig wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen kulturellen Themen. In den Räumen der ‚alten Scheune‘ kann man sich auch standesamtlich trauen lassen.

Das Ortsbild von Heemsen wird von der neugotischen Michaeliskirche geprägt, die schon von Weitem sichtbar ist. Während Teile des Kirchturmes bereits um 1250 entstanden, wurde das übrige Kirchengebäude  erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Der Dachreiter, der durch seine ungewöhnliche Kombination mit dem Turm auffällt, wurde 1908 fertig gestellt.

Der auffällige Renaissancebogen im Zentrum des Fleckens Drakenburg gehörte einst zu einem alten Rittergut, das aber während des Dreißigjährigen Krieges einem vernichtenden Brand zum Opfer fiel. Der außergewöhnliche Torbogen ist das einzige erhaltene Relikt des ehemaligen Adelssitzes.






Hoya

I
n der Samtgemeinde Grafschaft Hoya befindet sich der geographische Mittelpunkt Niedersachsens. Die charakteristische, leicht wellige Landschaft der Mittelweser versprüht einen gemütlichen Charme und ist ein Traumland für Radwanderer mit vielen ausgewiesenen Radrouten. Geprägt wird die reizvolle Region durch historisch gewachsene Dorfstrukturen mit einer Vielzahl alter Fachwerkhäuser inmitten einer wald- und wiesenreichen Naturlandschaft. Durch die Grafschaft führen gleich mehrere touristische Straßen wie die Deutsche Märchenstraße, die Deutsche Fachwerkstraße, die Niedersächsische Mühlenstraße, die Niedersächsische Spargelstraße und natürlich der Weser-Radweg. Sehenswert sind das Schloss und das Heimatmuseum in Hoya, die alte Stiftskirche in Schweringen und der Alveser See bei Hilgermissen, ein alter Arm der Weser.
Im Jahre 2011 wurden die Samtgemeinde Grafschaft Hoya und Eystrup zur nun vergrößerten Samtgemeinde Grafschaft Hoya zusammengefügt. Die namensgebende Stadt Hoya befindet sich im Zentrum des Gemeindegebietes und beherbergt auch den Verwaltungssitz der Samtgemeinde. In der kleinen Stadt gibt es auch eine Anlegestelle für die Ausflugsschifffahrt auf der Weser.

Sehenswertes:

Ursprünglich befand sich die mittelalterliche Burganlage von Hoya gemeinsam mit einer zugehörigen Kirche auf einer Weserinsel. Bereits 1233 wurde die Burg erstmals erwähnt und diente bis 1503 als Sitz einer Linie der Grafen von Hoya. 1582 fiel die Wehranlage an die Herzöge von Braunschweig, die die Burg als Amtssitz nutzten. Die heutige dreiflüglige Anlage steht zum Teil noch auf den alten Fundamenten der Burg. Das Schloss erhielt sein klassizistisches Erscheinungsbild bei größeren Umbauarbeiten im 19. Jahrhundert. Noch bis 2012 beherbergte das Schloss Hoya das Amtsgericht Nienburg.

Das Staffhorstsche Gutshaus am Rande des Bürgerparks wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Es beherbergt heute ein interessantes Heimatmuseum, das sich in seiner Themenauswahl deutlich von anderen Heimatstuben unterscheidet. Ein Schwerpunkt der ständigen Ausstellung ist das Leben und Wirken von Johann Beckmann. Der bedeutende Sohn der Stadt wurde 1739 in Hoya geboren und gilt als einer der Väter der Technologie. Er lehrte als Professor an der Universität in Göttingen und veröffentlichte in dieser Zeit viel beachtete wissenschaftliche Schriften über die Landwirtschaftslehre, über Warenkunde und über die Geschichte der Technik. Weitere Museumsschwerpunkte sind die Geschichte der Grafen von Hoya und ihrer Burgmannen sowie das Böttcherhandwerk. Im Fotoatelier Siggelkow werden historische Fotoapparate und Entwicklungsutensilien gezeigt.

Der angrenzende Bürgerpark ging aus einem alten Park der Gräfin Bremer hervor. Hier finden sich seltene Baum- und Pflanzenarten. Ein großer Findling erinnert an die 1866 ausgefochtene Schlacht von Langensalzen.

Am rechten Ufer der Weser in Hoya steht die ehemalige Pfarrkirche St. Martinus. Der überwiegende Teil der Bausubstanz, wie das Fachwerkschiff, stammt aus dem 18. Jahrhundert, aber es sind auch noch Reste aus gotischer Zeit erhalten. Der heutige Kirchturm stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert. Eine Zeit lang diente das Gotteshaus als Grablege der Grafen von Hoya. Es sind sogar noch einige gotische Grabplatten erhalten. In der evangelischen Kirche werden heute keine Gottesdienste mehr abgehalten. Sie dient seit 1995 als Kulturzentrum und als Veranstaltungsort für Konzerte.

Bereits im 12. Jahrhundert wurde die Kirche in Eystrup erstmals in alten Dokumenten erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch der romanische Kirchturm. Das klassizistische Kirchenschiff entstand erst zwischen 1750 und 1752. Die ältesten Einrichtungsgegenstände sind der Taufstein von 1599 und zwei Altarleuchter von 1628. Der Namen ‚Willehadi’ erhielt das alte evangelische Gotteshaus übrigens erst 1961.

Alte Dokumente belegen, dass schon im Jahre 929 in Hassel eine Kirche gestanden hat. Wahrscheinlich bestand diese noch aus Holz. Die heutige Wehrkirche mit ihrem mächtigen Sandsteinturm wurde allerdings erst im 12./13. Jahrhundert erbaut. Kirchenpatrone sind Cosmae und Damian, zwei Märtyrer der frühen Christengemeinde. Im Inneren der Kirche befinden sich zwei aus Holz geschnitzte Figuren aus dem frühen 16. Jahrhundert, die die beiden Schutzherren darstellen. Darüber hinaus haben sich noch einige Freskenmalereien aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Im Volksmund trägt die imposante Stiftskirche den Namen ‚Bücker Dom’. Die romanische Basilika mit dem auffälligen Doppelturm stammt aus dem 12. Jahrhundert, wobei die Türme erst im folgenden Jahrhundert angebaut wurden. Eine hölzerne Vorgängerkirche hatte bereits im 9. Jahrhundert bestanden. Das Kloster erlebte seine große Blütezeit in der Zeit nach 1200. 1532 wurde das Konvent im Zuge der Reformation evangelisch, wurde dann aber 1648 aufgelöst. Im Inneren des Gotteshauses befinden sich noch einige wertvolle Kunstschätze, wie die Triumpfkreuzgruppe (um 1270), die steinerne Kanzel (1250), das geschnitzte Chorgestühl (um 1340), das gotische Sakramentshaus (um 1500) und der spätgotische Schnitzaltar (um 1510). Besonders sehenswert sind die romanischen Glasfenster, die noch aus der Zeit von vor 1250 stammen.

Seit 2007 fährt der Kaffkieker durch die leicht wellige und beschauliche Landschaft der Mittelweserregion. Die Museumseisenbahn bedient in den Sommermonaten an jedem zweiten Sonntag und an Feiertagen die 37 km lange Strecke zwischen Eystrup und Syke. Für diese Entfernung benötigt das betagte Stahlross ungefähr 90 Minuten. Als Zugmaschine dient ein historischer Dieseltriebwagen vom Typ ‚MaK GDT’. Diese nostalgischen Schienenfahrzeuge wurden zwischen 1953 und 1961 gebaut und vermitteln heute den Flair der guten, alten Eisenbahnerzeit. Ein eigenes Fahrradabteil bietet auch Radlern die Möglichkeit, mit ihrem Vehikel mitzufahren.

In unmittelbarer Nähe des Heimatmuseums befindet sich das kleine Druckereimuseum, das die private Sammlung von Michael Linke präsentiert. Das technische Museum zeigt historische Druck- und Setzmaschinen, aber auch Druckerzeugnisse aus vergangenen Zeiten. So wurde eine Lesecke eingerichtet, in der der Besucher in Zeitungen aus dem Zeitraum zwischen 1920 bis zum Zweiten Weltkrieg herumstöbern kann.

In der Heimatstube im ehemals selbstständigen Ortsteil Schweringen befindet sich noch das alte Gemeindearchiv. Daneben präsentiert das Museum frühgeschichtliche Funde, eine eingerichtete Wohnstube mit Küche und Schlafraum sowie eine Sammlung an landwirtschaftlichen Geräten und Handarbeiten.

In einem alten Fachwerk-Bauernhaus im Zentrum des Dorfes Wechold befindet sich das gemütliche Heimathus. Die Ausstellung, die Einrichtungsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge ‚aus alten Zeiten’ präsentiert, wird einmal im Monat geöffnet. Dann gibt es hier auch Kaffee und leckeren, selbstgebackenen Kuchen.

Auf der rechten Weserseite, in unmittelbarer Nähe zum Schloß Hoya sowie zum Staffhorstsche Gutshaus gelegen, befindet sich der uralte Gutshof von Behr. Er wurde bereits 1325 als Wohnort des Adelsgeschlechtes  urkundlich erwähnt. Sowohl während des Dreißigjährigen als auch während des Siebenjährigen Krieges wurde das Anwesen zerstört, aber jeweils wieder neu aufgebaut. Das heutige Herrenhaus entstand 1765 und wurde 1830 noch einmal erheblich erweitert. Im Rittersaal hängt eine original erhaltene, farbenprächtige Bildtapete. Sie wurde 1829 handgedruckt und zeigt exotische Motive aus der Kolonialzeit. Das Kunstwerk gilt in dieser Form in Europa als einmalig.

Die Windmühle vom Typ Galerieholländer steht gegenüber dem umliegenden Gelände etwas erhöht auf einer eiszeitlichen Düne. Sie besitzt einen auf einem achteckigen Grundriss stehenden Ziegelsteinrumpf. Der obere Teil der dreistöckigen Mühle ist mit Holzschindeln gedeckt. Das Gebäude wurde 1861 erbaut, nachdem die Vorgängermühle – ebenfalls ein Holländer – in Folge eines Blitzschlags abgebrannt war. Davor hatte an der gleichen Stelle bereits eine Bockwindmühle gestanden. Das heutige Mühlenbauwerk erhielt in den 1880er Jahren einen Dampfmaschinenantrieb, um vom Wetter unabhängig zu sein. 1919 wurde dieser durch einen Elektromotor ersetzt. Nach einem Sturm im Jahre 1972 wurde das Flügelwerk so stark beschädigt, dass es nicht mehr genutzt werden konnte. Also wurde fortan nur noch mit Motorkraft gemahlen, bis der letzte Müller 1997 aus Altersgründen den gewerblichen Betrieb schließlich aufgab. Seit dem Jahr 2000 betreuen nun die Eystruper Mühlenfreunde das historische Gebäude, um es für die Nachwelt zu erhalten.

Schon von weitem ist der stolze dreistöckige Galerieholländer in der Hoyer Wesermarsch zu sehen. Er wurde 1866 mit einem relativ schlanken Ziegelsteinrumpf erbaut. Die ‚Magarete‘ versah als Windmühle noch relativ lange ihren Dienst. Erst 1994 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Danach diente das Gebäude als Lagerstätte und Getreidesilo. Im Jahr 2001 wurde die Windmühle restauriert. Die Mühlentechnik ist zum großen Teil noch erhalten.






Dörverden

E
ingebettet in das Aller-Weser-Dreieck der Mittelweserregion liegt die Gemeinde Dörverden. Hier in der Spargelgegend gibt es eine Vielzahl von Rad- und Wanderwegen. So treffen hier auch die beiden beliebten Radfernwege Weser-Radweg und Aller-Radweg aufeinander. Bereits in der Bronze- und der Eisenzeit wurde das heutige Gemeindegebiet nachweislich besiedelt. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Ortsteile Barme und Drübber stammen aus dem 11. Jahrhundert. Eine kuriose Besonderheit bietet der Ortsteil Westen, wo die Aller mit einer solarbetriebenen Holzfähre überquert werden kann. Die Anlegestelle befindet sich gleich bei der Annenkirche und dem denkmalgeschützten Amtshaus. Sehenswert ist die Kirche St. Cosmae et Damiani, die im Kern noch aus romanischer Zeit stammt.

Sehenswertes:

Die evangelisch-lutherische Kirche St. Cosmae et Damiani stammt im Kern noch aus romanischer Zeit, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und wirkt daher stilistisch recht uneinheitlich. Der erste romanische Kirchenbau entstand aus großen Portasandsteinquadern. Im 15. Jahrhundert wurde das Gotteshaus mit einem Backsteinanbau spätgotisch erweitert. Aus dieser Zeit stammt auch der markante Staffelgiebel. Der ursprüngliche Kirchturm existiert heute nicht mehr. Im Jahre 1878 wurde der neue Turm im neugotischen Stil hochgezogen.

Bedeutende Einrichtungsgegenstände sind der barocke Altaraufsatz von 1750, der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert sowie die Rokoko-Kanzel mit ihrer charakteristischen Rocaille-Ornamentik.

Im Ortsteil Hülsen gibt es eine ungewöhnliche Ansammlung von historischen Schafställen, die zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die Ställe, zeitweilig waren es bis zu 30 Gebäude, wurden für die Überwinterung der Schafe genutzt, wobei zu jedem Hof im Dorf auch ein eigener Schafstall gehörte.Der Kulturförderkreis der Gemeinde Dörverden hat zwei dieser Stallungen gepachtet und nutzt diese für eine kleine heimatkundliche Ausstellung, in der bäuerliche und handwerkliche Gerätschaften aus der Mittelweserregion zu sehen sind.

Im Ortsteil Westen ist das ehemalige Amtshaus von 1760 sehenswert. Es diente bis 1859 als Wohnsitz des Amtsmannes und wurde im letzten Jahrhundert als Schule genutzt. Heute wird es als Mehrgenerationenhaus genutzt. Neben dem Amtshaus steht die Kirche St. Annen. Der Kirchturm gehörte zunächst als Wehrturm zu der um 1200 erbauten Burg Westen. Die Reste der alten Wehranlage wurden im 18. Jahrhundert für den Bau der Kirche verwendet. Der Turm wurde vollständig übernommen. Damit gehört die St. Annen-Kirche in Niedersachsen zu den wenigen Gotteshäusern mit einem runden Kirchturm.

Die heutige Windmühle vom Typ eines Galerie-Holländers stammt aus dem Jahre 1857. Eine Vorgängermühle aus dem 15. Jahrhundert war im Jahr davor abgebrannt. Bereits 1148 hatte in Dörverden nachweislich eine Mühle existiert. Der Betrieb der jetzigen Mühle wurde 1958 eingestellt. Nach einer umfangreichen Sanierung ist sie aber seit 1994 wieder mit der gesamten Mühlentechnik voll funktionsfähig.

Eine weitere Holländer-Windmühle in Dörverden wurde 2003 abgerissen, da sie nicht mehr saniert werden konnte.

Die Windmühle am Ortseingang wurde 1894 als Galerieholländer erbaut. Auf dem achteckigen steinernen Rumpf  befindet sich ein hölzernes Traggerüst, das vormals bereits einer anderen Mühle diente und inzwischen über 300 Jahre alt ist. Nach einer umfangreichen Sanierung ist die Windmühle seit 1992 wieder voll funktionsfähig. Neben dem Windantrieb besitzt die Mühle auch einen von einem Dieselmotor angetriebenen Mahlgang, der noch aus den 1920er Jahren stammt.

Das zweistöckige Herrenhaus des Rittergutes befindet sich inmitten eines schönen 4 ha großen Park mit weitläufigen Rasenflächen, mit Eichen, Linden, Buchen und einem großflächigem Rosenrondell. Der Gartensaal des Gutes kann auch als Trauzimmer genutzt werden. Auf Anfrage kann der Park des Gutes besichtigt werden.

Während es in vielen Wildparks eine große Bandbreite von einheimischen Wildarten zu sehen gibt, geht das Wolfcenter einen anderen Weg: hier widmet man sich fast ausschließlich der Gattung ‚Wolf‘. Man versteht sich als Unternehmen des Öko-Tourismus und betreibt ein neuartiges Natur-Ausstellungskonzept. Man hat sich zur Aufgabe gemacht, umfassend über den Lebensraum, die soziale Struktur und über den Schutz dieses seltenen und scheuen Tieres zu informieren. Wölfe galten seit 1904 in Deutschland als ausgestorben. Erst im Jahre 2000 gab es in Sachsen wieder ein aus Polen stammendes frei lebendes Rudel. Inzwischen haben sie sich langsam aber stetig auch wieder nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt ausgebreitet.

Auf dem über 5 ha großen Gelände des Wolfcenters gibt es neben einer großen interaktiven Dauerausstellung über das Rudeltier auch zwei weitläufige Wolfsgehege mit jeweils einer Aussichtsplattform. Die Außengehege beherbergen je ein Rudel mit Europäischen Grauwölfen. Regelmäßig finden Führungen und Fütterungen statt. Ein weiterer Ausbau mit Gehegen für Polarwölfe, Füchse und Marderhunden ist geplant. Ein kleiner Streichelzoo und eine Schafweide ergänzen das Wolfcenter.

Im Herzen der Gemeinde Dörverden befindet sich das Kulturgut Ehmken Hoff. Zwei historische Bauernhäuser, die ansonsten dem Verfall ausgeliefert gewesen wären, wurden restauriert und wieder vollständig aufgebaut. Mehrere Nebengebäude wurden dem Gut hinzugefügt und so entstand ein stattliches und sehenswertes Ensemble. Ehmken Hoff wird heute für verschiedene kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Konzerte, Lesungen oder Seminare genutzt.



Radrouten die durch Dörverden führen:

Weser-Radweg
Aller-Radweg




Verden (Aller)

D
ie Kreis- und Reiterstadt Verden liegt kurz vor der Mündung der Aller in die Weser und gehört damit zur schönen Region der Mittelweser. Den Beinamen ‚Reiterstadt‘ erhielt Verden als Zentrum des Pferdesports und der Pferdezucht. Das Deutsche Pferdemuseum als ältestes Pferdemuseum des Landes geht auf diese Tradition ein. Der Zusatz ‚Aller‘ bürgerte sich ein, um den Ort von der französischen Stadt Verdun zu unterscheiden, die damals im deutschen Sprachgebrauch ebenfalls Verden genannt wurde. Erstmals wurde die Stadt als ‚Ferdi in Saxonia‘ in einem Schriftstück Karls des Großen erwähnt. Der Frankenkaiser steht auch für das dunkelste und grausamste Kapitel in der Geschichte Verdens. Er ließ hier im Jahre 782 insgesamt 4.500 heidnische Sachsen hinrichten, weil sie sich geweigert hatten, sich zu unterwerfen und den christlichen Glauben anzunehmen. Ein Rundweg mit 4.500 Findlingen erinnert noch heute an das grausame Gemetzel. Allerdings hat der Ort dieses Denkmals nichts mit dem wirklichen Ort des Geschehens, so wie häufig fälschlich behauptet wird, zu tun.
Heute geht es im Mittelzentrum Verden beschaulicher zu. Neben dem stadtbildprägenden Dom steht mit der St. Andreaskirche gleich ein weiterer um 1200 erbauter spätromanischer Sakralbau. Unweit des 1730 errichteten Rathauses befindet sich mit der 1150 erbauten St. Johanniskirche noch ein Gotteshaus, das im Kern noch aus romanischer Zeit stammt. Weitere beliebte Ausflugsziele sind der Magic Park (der ehemalige Märchenwald) sowie das Historische Museum Verden im Domherrenhaus, in dem eines der drei ältesten Holzartefakte der Menschheit bewahrt wird.

Sehenswertes:

Der imposante gotische Dom zu Verden stammt zwar noch aus dem späten 13. Jahrhundert, ist aber in der Folgezeit mehrfach umgebaut und damit äußerlich auch stark verändert worden. Die Kathedrale ist eine dreischiffige Hallenkirche, dessen Hallenumgangschor als der älteste in Deutschland gilt. Ein erstes Gotteshaus wurde an dieser Stelle bereits im 12. Jahrhundert erbaut, aber ein verheerendes Feuer vernichtete den romanischen Bau fast vollständig. Lediglich die unteren Geschosse des wuchtigen Turmes blieben erhalten.

Während das erste Langhausjoch noch aus der ersten gotischen Bauphase stammt, wurden die anderen drei Joche erst im 15. Jahrhundert ergänzt. Als Vorbild für den Kirchenbau diente die Kathedrale von Reims. Aber auch der Dom zu Verden diente anderen Sakralbauten zum Vorbild, wie beispielsweise dem Lübecker Dom. Seit der Reformation, die sich 1568 in Verden durchsetzte, ist der Dom St. Maria und Cäcilia evangelisch.

Nachdem der Verdener Dom in seiner Geschichte vielfach nach den jeweils vorherrschenden baugeschichtlichen Vorlieben umgestaltet wurde, gab er äußerlich ein recht uneinheitliches Erscheinungsbild ab. Erst im 19. Jahrhundert wurde der gotische Urzustand  rekonstruiert und wiederhergestellt.

Bereits seit den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts trägt Verden (Aller) den Zusatz ‚Reiterstadt‘. Bis heute finden in der Kreisstadt jedes Jahr eine Vielzahl von Reitsport- und Pferdezuchtveranstaltungen sowie Auktionen statt.

So verwundert es nicht, dass es in Verden das älteste Pferdemuseum Deutschlands gibt. Es befindet sich seit dem Jahr 2000 am Holzmarkt in einer ehemaligen klassizistischen Kavalleriekaserne von 1831 und gründet auf der hippologischen Sammlung des Verdener Heimatbundes. Seit 1965 trägt die Institution den Namen ‚Deutsches Pferdemuseum‘.

Das Museum präsentiert eine moderne und interessante Ausstellung zur Kulturgeschichte des Pferdes. Sie beschreibt die Entwicklung der Gattung vom Urpferd zum heutigen Reitpferd, präsentiert historische Ausrüstungsgegenstände, Kutschen, Gemälde und Skulpturen. Im Museum wird auch der Nachlass von Josef Neckermann verwaltet. Neckermann war einer bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Dressurreiter des letzten Jahrhunderts.

Deutschlands einziger Freizeitpark der Magie begeistert seine jungen und älteren Besucher mit spannenden und aufregenden Aktionen aus den beiden Themenkomplexen ‚Zauberei‘ und ‚Märchen‘. Der Park war ursprünglich Anfang der 1970er Jahre als Märchenwald eröffnet worden. Noch heute führt ein ungefähr 30-minütiger Rundgang durch die zauberhafte Märchenwelt der Gebrüder Grimm. In bewegten Szenen werden Passagen aus bekannten Märchen spielerisch dargestellt. Daneben werden magische Vorstellungen gegeben und auf dem großen Gelände laden viele Attraktionen, wie eine Achterbahn, eine Wildwasserbahn, ein Kettenkarussell, ein Riesenrad, eine Schiffsschaukel, zum mitfahren ein. Darüber hinaus bietet der Freizeitpark Boots- und Kanutouren, Oldtimer- und Traktorfahrten, mehrere Spielplätze, einen Streichelzoo und eine Minigolfanlage, so dass keinem Kind die Zeit irgendwie langweilig werden kann!

Bei dem so genannten ‚Blutgericht von Verden‘ ließ Kaiser Karl der Große im Jahre 782 4.500 heidnische Sachsen erbarmungslos hinrichten, weil sie sich geweigert hatten, sich zu unterwerfen und den christlichen Glauben anzunehmen. Diese Massenhinrichtung wirft noch heute einen dunklen Schatten auf den fränkischen Kaiser. Wo sich der Ort dieses brutalen Massakers genau befand, ist nicht mehr bekannt. Viele nehmen fälschlich an, es wäre der Sachsenhain gewesen. Dieser aber wurde lediglich als große Denkmalanlage durch die Nationalsozialisten geschaffen, um an dieses Ereignis zu erinnern. In den Jahren 1934 – 36 wurden 4.500 Findlinge zusammengetragen, einer für jeden getöteten Sachsen. Die großen Steine wurden entlang eines zwei Kilometer langen Rundweges aufgestellt. Im Inneren dieses riesigen Platzes entstanden fünf Fachwerkhäuser, die aber später teilweise wieder abgebrochen wurden. Die freie Fläche wurde auch als Übungsplatz der Schutzstaffel (SS) genutzt. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude zunächst von Vertriebenen bewohnt, ehe im Jahre 1950 die Evangelische Jugend das Gelände übernahm und dort seitdem den Evangelischen Jugendhof Sachsenhain als Bildungs- und Tagesstätte betreibt.

Der Rundweg mit den Findlingen ist öffentlich zugänglich und ein viel genutztes Ausflugsziel. Er gilt allerdings auch als Kultstätte für rechtsextreme Gruppen.

Am Wall der Altstadt Verdens steht die katholische Probsteikirche St. Josef. Die dreischiffige Basilika wurde 1894 im neoromanischen Stil erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gottesshaus erhebliche Schäden und wurde erst in den 1950er Jahren wieder vollständig hergestellt.

Die aufwendige Ausmalung im Inneren der Kirche stellt eine Besonderheit dar. Sie wurde im Nazarenerstil durch Franz Müller und Eduard Goldkuhle geschaffen. Beide Künstler kamen aus der Düsseldorfer Malerschule.

Gleich neben dem Verdener Dom steht mit der St. Andreas-Kirche eine zweite, sehr alte Kirche. Sie wurde um 1200 als Backsteinbau im spätromanischen Stil errichtet. Bereits 1220 richtete Bischof Iso von Wölpe hier einen Chorherrenstift mit 12 Geistlichen ein. Die Messinggrabplatte des hier in der Kirche beigesetzten Bischofs Iso ist noch erhalten und gilt als eine der ältesten Platten ihrer Art in Europa. Ansonsten stammen die Ausstattungsgegenstände aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Andreasstift aufgelöst. Seitdem dient das Gotteshaus bis heute als Gemeindekirche.

Die Johanniskirche in der Norderstadt gilt als die älteste Backsteinkirche in Norddeutschland. Sie wurde um 1150 im romanischen Stil errichtet, im 14. Jahrhundert allerdings weitgehend gotisiert. Während dieser Bauphase wurden auch die Seitenschiffe hinzugefügt. Die geschwungene barocke Turmhaube wurde dem Kirchturm allerdings erst 1697 aufgesetzt.

Im Inneren des Gotteshauses haben sich noch einige mittelalterliche Fresken erhalten. Neben der Barockkanzel sind die Stuckarbeiten über der Kreuzigungsgruppe sehenswert. Sie stammen aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert und gehören damit zum Frühwerk der deutschen Stuckatur.

Im Fischerviertel, dem ältesten Stadtteil Verdens, befindet sich das Domherrenhaus, welches das Historische Museum Verden beherbergt. Das Museum behandelt die kulturelle Entwicklung der Stadt Verden und seiner Region, beschreibt die Stadtgeschichte, erklärt verschiedene traditionelle Handwerke sowie die Wohn- und Alltagskultur im 18. – 20. Jahrhundert.

Eine besondere Ausstellung bietet die Abteilung ‚Einmal Steinzeit und zurück‘, in der die Besucher 120.000 Jahre zurückreisen können und in der man auch alle Exponate anfassen kann.

Das bedeutendste Ausstellungsstück ist die sogenannte ‚Lanze von Lehringen‘, bei der es sich um eines der drei ältesten Holzartifakte der Menschheitsgeschichte handelt. Die Lanze gehörte einst jagenden Neandertalern und spielt für die Altertumsforschung eine höchst gewichtige Rolle.

Ungefähr 4 Kilometer nordwestlich der Stadt Verden mündet im Ortsteil Eissel die Aller in die Weser. Sie ist mit 260 Kilometern der längste und wasserreichste Nebenfluss des Stroms und gleichzeitig der größte nicht in das Meer mündende Fluss Norddeutschlands. Über weite Strecken ist sie im unteren Flussabschnitt eingedeicht. Zu den Nebenflüssen der Aller gehören die Oker und die Leine. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss durch vier Staustufen auch für größere Binnenschiffe schiffbar gemacht. Die 116 Kilometer lange Unteraller ist als Bundeswasserstrasse ausgewiesen, allerdings wird sie seit den 1960er Jahren oberhalb von Verden nur noch von Fahrgastschiffen und Sportbooten genutzt. Davor wurde der Fluss noch als Gütertransportweg, insbesondere für die Verfrachtung von Kalisalz und Erdöl, genutzt.



Radrouten die durch Verden (Aller) führen:

Weser-Radweg
Aller-Radweg




Langwedel (Weser)

A
m Rande der Achim-Verdener Geest im Übergang zur Wesermarsch liegt der Flecken Langwedel. Das Waldreiche Gebiet und die Niederung der ‚Alten Aller‘ laden zu ausgedehnten Spaziergängen und zum Radfahren ein. Der Radrundweg ‚Langwedel erFAHREN‘ führt auf ungefähr 50 Kilometern einmal um das gesamte Gemeindegebiet. Mit der Personen- und Radfähre ‚Gentsiet‘ läßt sich hier bequem auf die andere Weserseite nach Thedinghausen übersetzen. Einen kleinen Abstecher lohnt das Schloss Etelsen mit seinem hübschen Schlosspark und die Windmühle ‚Jan Wind‘ mit ihrer heimatkundlichen Sammlung.

Sehenswertes:

Das Schloss Etelsen gehört zu den jüngeren Schlossbauten. Es wurde erst 1885 – 87 als Ersatz für ein altes Gutshaus errichtet. Architekt Karl Hantelmann führte den Bau im Stil der Neorenaissance als dreistöckiges Backsteingebäude aus, das mit einem Mansardengeschoss abschließt. Der 11 ha große Schlosspark wurde dem französischen Gartenstil des 17. Jahrhunderts nachempfunden und ist heute frei zugänglich. Das Schloss, das den Herren zu Reventlow gehörte, wurde 1937 an die nationalsozialistische Sturmabteilung (SA) verkauft, die im Gebäude bis Kriegsende eine interne Schule betrieb. In der Folgezeit wechselte die Nutzung sehr häufig: das Anwesen diente als britisches Lazarett, als Krankenhaus, als Restaurant mit Tierpark und als Spielkasino. Seit den 1980er Jahren befindet sich Schloss Etelsen im Besitz des Landkreises Verden, der das Gebäude aufwendig restaurierten ließ und es dann dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft zur Verfügung stellte. In den Räumen des Schlossgebäudes finden aber auch Ausstellungen und Konzerte statt.
Die Windmühle vom Typ Galerieholländer wurde 1871 erbaut. Heute beherbergt das Mühlengebäude auf zwei Stockwerken ein heimatkundliches Museum, indem diverse historische handwerklichen Gegenständen, die sich nicht nur auf das Müllerhandwerk beschränken, gezeigt werden. Im Außenbereich der Etelsener Mühle sind einige landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge ausgestellt. Das Museum kann nur auf Voranmeldung besichtigt werden.
Im Daverdener Wald am steilen Ufer der Aller befindet sich die Freilichtbühne Daverden. Sie wurde 1954 in den natürlichen Geestrücken hinein gebaut und bietet für über 500 Zuschauer Platz. Während am Anfang mit Shakespears Sommernachtstraum noch sehr schwere Kost geboten wurde, werden heute in der Sommersaison nahezu ausschließlich Volksstücke und Schwänke in niederdeutscher Sprache sowie Märchen für Kinder gespielt.

Auf einem Geestrücken über der Aller und der Weser steht die Daverdener Kirche St. Sigismund. Der Backsteinbau wurde wohl bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil erbaut. Aufgrund der erhöhten Lage des Gotteshauses diente der Kirchturm auch als Wachturm. Das äußere Erscheinungsbild änderte sich noch einmal, als die Kirche zwischen 1899 und 1901 im Norden einen größeren Anbau sowie eine Sakristei erhielt.

Bemerkenswert ist der Altar aus dem Jahre 1650 sowie die Orgel von Hermann Kröger aus dem gleichen Jahr, die in Teilen noch von Arp Schnitger stammen soll.

Im Obergeschoss des Rathauses ist seit 2008 eine interessante Dauerausstellung zu sehen, die sich mit der Geschichte der Burg Langwedel, von der nur noch wenige Reste zu sehen sind, sowie des Amtes ‚zwischen Lesum, Weser und Wümme‘ zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert auseinandersetzt. Neben einem Modell der Burg, wie sie um 1648 ausgesehen hat, werden Bilder, Karten und Tafeln gezeigt, die das damalige Leben der Handwerker, Kaufläute und Ritter beschreiben.
Ein weiteres kleines Museum befindet sich im Ortsteil Nindorf. Hier hat der Autoenthusiast Helmut Drewes ein privates Fahrzeugmuseum mit liebevoll restaurierten Automobilen geschaffen. Die Ausstellung kann nur nach vorheriger Voranmeldung besichtigt werden.




Achim

I
n der Wesermarsch am Rande der Achim-Verdener Geest liegt die Stadt Achim. Sie ist nach Einwohnern größer als die Kreisstadt Verden und grenzt im Norden an die Stadt Bremen. Im Westen Achims erheben sich die Badener Berge. Die Erhebungen dieses Geestrückens sind bis zu 40 Metern hoch und bieten einen herrlichen Blick über die Moor- und Marschlandschaft. Auf der Geest steht auch die Achimer Windmühle. Sie ist schon von Weitem zu sehen und gilt daher als das Wahrzeichen der Stadt. Bis vor 200 Jahren war die gesamte Gegend noch wenig besiedelt, obwohl Achim bereits im 11. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt wurde. In der von der Landwirtschaft geprägten Region lebte man lange überwiegend von der Schafzucht und vom Kartoffelanbau. Das Achimer Bauernviertel an der Laurentiuskirche, in dem noch 14 alte und liebevoll restaurierte ‚Bauhöfe‘ stehen, erinnert an diese vergangene Zeit. Erst als mehrere Fabrikationsstätten von Bremen hierher verlegt wurden, wuchs die Stadt allmählich an. Doch bis heute hat sich Achim seinen gemütlichen Charme bewahrt. Die wunderschöne Landschaft lädt geradezu dazu ein, mit dem Fahrrad entdeckt zu werden.
 

Sehenswertes:

Die Windmühle ist das Wahrzeichen der Stadt Achim. Sie ist fast 30 Meter hoch und steht erhöht schon von Weitem sichtbar auf einem Geesthügel.
Bereits im 17. Jahrhundert hatte an dieser Stelle eine Bockwindmühle gestanden. 1761 wurde sie durch den heutigen Galerieholländer ersetzt. Die zweistöckige, weiß getünchte Mühle besitzt einen reetgedeckten Turm und steht auf einem achteckigen Grudriß. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde sie mit einem E-Motor ausgerüstet, der einen windunabhängigen Mahlbetrieb ermöglichte. 1965 wurde sie stillgelegt, aber bereits drei Jahre später als Museumsmühle wiedereröffnet. Die gesamte Technik ist auch heute noch funktionsfähig.

Das älteste Bauwerk der Stadt Achim ist die St. Laurentiuskirche. Sie wurde vermutlich im 13. Jahrhundert als romanische Feldsteinkirche errichtet. Teile des alten Mauerwerkes sind am Turm und an der Südwand noch erkennbar, denn die Landkirche wurde in ihrer Geschichte mehrfach umgebaut. Die größte Veränderung fand im 14. Jahrhundert statt, als das Chor und das Querschiff umgebaut wurde. Bemerkenswert ist der barocke Altar von 1750.

Im Bauernviertel, dem ältesten Stadtteil, haben sich noch 14 alte Bauernhäuser erhalten. Sie wurden fast alle noch bis in das 20. Jahrhundert hinein bewirtschaftet und bilden heute nach erfolgter Renovierung ein reizvolles Ensemble. Diese Hofstellen wurden nahe der Lauzrentiuskirche errichtet und bilden die Keimzelle der Stadt Achim. Einer dieser typischen Bauhöfe ist das Haus Clüver. Das Fachwerkhaus wurde 1824 als Ersatz für ein Vorgängergebäude errichtet. Die Hofstelle war über Jahrhunderte im Besitz der Familie Clüver, bis die Stadt Achim im Jahre 1976 das verfallene Bauernhaus erwarb und grundlegend sanieren ließ. Heute ist in dem Baudenkmal ein gemütliches Café untergebracht.

56 historische Grabsteine befinden sich noch auf dem Jüdischen Friedhof in Achim. Die Juden, die alle aus der Umgebung Achims stammten, waren zwischen 1867 und 1935 beigesetzt worden. Heute ist der Friedhof ein Kulturdenkmal.






Thedinghausen

I
n der ländlich geprägten Wesermarsch südöstlich von Bremen liegt die Samtgemeinde Thedinghausen. Sie setzt sich aus den Mitgliedsgemeinden Blender, Emtinghausen, Riede und Thedinghausen zusammen. Das bedeutendste Bauwerk ist der Erbhof. Der prächtige Herrensitz, der auch häufig als Schloss bezeichnet wird, entstand im Stil der Weserrenaissance und beeindruckt mit seinen üppigen Zierformen aus Sandstein. Darüber hinaus sind das Fachwerkensemble im Zentrum Thedinghausens, das aus Rathaus, Packhaus und einem achteckigen Taubenturm besteht, sowie die großen Windmühlen in Blender und Emtinghausen sehenswert.

Sehenswertes:

Das prachtvolle Bauwerk wurde 1619/20 als Herrenhaus für eine Dame erbaut! Der evangelische Erzbischof Johann Friedrich von Bremen ließ das kunstvoll gestaltete Palais für seine Geliebte, Gertrud von Hermeling-Heimbruch errichten. Der häufig auch ‚Schloss‘ genannte Erbhof entstand im Stil der Weserrenaissance und gehört heute zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Region. Der rote Ziegelsteinbau wird mit gelbem Sandstein gegliedert und ausgeschmückt. Seit 1999 ist der Herrensitz im Besitz der Gemeinde Thedinghausen. Er grenzt direkt an einen 11 ha großen Park, der seit 2005 als Arboreteum (Baumsammlung) angelegt wurde. Auf dem Areal stehen insgesamt 335 überwiegend aus dem mitteleuropäischen Raum stammende Laubbaumarten, die zu 53 verschiedenen, übergeordneten Baumgattungen gehören.

Im Herzen von Thedinghausen befindet sich der Rathausplatz mit einem reizvollen Fachwerkhausensemble, bestehend aus dem Rathaus, dem Packhaus, einer alten Scheune und dem achteckigen Taubenturm. Ursprünglich wurde das Rathaus 1811 als Herrenhaus errichtet, ehe die Gemeindevertreter das ehrwürdige Gebäude als Versammlungsort nutzten. Das Packhaus mit dem Glockentürmchen war bereits 1796 entstanden.

Die auf achteckigem Grundriss stehende Mühle vom Typ ‚Galerieholländer‘ wurde 1873 erbaut. Nachdem die Gemeinde Emtinghausen im Jahr 2006 das heruntergekommene Gebäude erwarb, wurde es aufwendig saniert und steht heute den Bürgern als Begegnungsstätte und Veranstaltungsort zur Verfügung. Das Mahlwerk war zuletzt nicht mehr funktionsfähig, soll aber mittelfristig wieder instantgesetzt werden.

Die dreistöckige Windmühle im Ortsteil Blender war 1872 als Galerieholländer erbaut worden und versah ihren Dienst bis 1972. Nach einer umfangreichen Sanierung ist die vom Ernte- und Mühlenverein Blender e.V. betreute und betriebene Mühle wieder voll funktionsfähig. Das Bau- und Technikdenkmal besitzt auch ein Trauzimmer für standesamtliche Hochzeiten.

Die Rieder Kirche wurde Mitte des 13. Jahrhunderts als Backsteinkirche erbaut. Zuvor hatte hier bereits ein einfacher Vorgängerbau aus Fachwerk, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, gestanden. Das gotische Gotteshaus wirkt mit seinem Querschiff recht wuchtig. Dagegen faszinieren im Inneren die filigranen Gewölbefresken, insbesondere im Chorraum. Sie stellen Szenen von Himmel und Hölle sowie des Weltgerichtes dar. Die Malereien waren erst 2000 restauriert worden und beeindrucken durch ihre frische Farbigkeit. Im Jahre 1900 wurde die St.-Andreas-Kirche renoviert. Dabei wurde auch der Großteil des Inventars erneuert. Als ältester Einrichtungsgegenstand blieb der Taufstein erhalten, der möglicherweise noch aus der Vorgängerkirche stammt. Die sehenswerte Kanzel stammt noch aus dem Jahre 1647.

‚Pingelheini‘ war einst der Spitzname des Kleinbahn-Personenzuges, der bis 1955 zwischen Thedinghausen und Bremen verkehrte. Lange Zeit wurden die Bahngleise nur noch vom Güterverkehr genutzt, doch heute ächzt wieder ein Personenzug auf dieser historischen Strecke. Die Museumsbahn, die den im Volksmund entstandenen Namen ‚Pingelheini‘ jetzt offiziell führt, fährt unregelmäßig auf der alten Strecke zwischen Bremen, Stuhr, Weyhe und Thedinghausen. Fahrsaison ist zwischen Mai und September, Fahrräder werden sogar kostenlos befördert. Der Fahrplan ist im Internet einsehbar.

Das alte Rittergut Varste südöstlich von Blender wurde bereits 1435 erstmals urkundlich erwähnt. Das alte Gutshaus existiert indes nicht mehr. Der neue zweigeschossige Klinkerbau entstand erst 1861.

Im Jahr 2010 wurde der Gutsgarten nach Originalzeichnungen rekonstruiert und neu angelegt. Das Anwesen befindet sich allerdings im Privatbesitz. Besichtigungen des Gartens sind nur zu bestimmten Terminen möglich.






Weyhe

S
üdlich von Bremen liegt die zum Kreis Diepholz gehörende Gemeinde Weyhe. Die Landschaft wird geprägt von der Marsch und den ersten Geesthügeln. Schon Mitte des 9. Jahrhunderts wurde der Ort als ‚Wege‘ erstmals schriftlich erwähnt. Über ‚Weige‘ änderte sich der Ortsname schließlich zu ‚Weyhe‘. Schon im 13. Jahrhundert beschreiben alte Quellen die beiden Dörfer Kirchweyhe und Sudweyhe. Sie bilden die Keimzellen der Gemeinde, zu der heute auch Ahausen, Dreye und Leeste gehören. Der neu gestaltete Marktplatz nahe des Bahnhofs Kirchweyhe bildet das neue Zentrum Weyes. Der viereckige Platz ist über 4000 m² groß und wird gesäumt von rotverklinkerten Wohn- und Geschäftshäusern. Das älteste Gebäude der Gemeinde ist die Felicianuskirche, dessen Kirchturm um 1250 entstanden ist. Der Rest des Gotteshauses stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert. Weitere sehenswerte Baudenkmäler sind die Sudweyher Wassermühle, der Lahauser Spieker und der über 130 Jahre alte Kichweyher Bahnhof.

Sehenswertes:

Das älteste noch erhaltene Bauwerk der Gemeinde Weyhe ist der Turm der evangelisch-lutherischen Felicianuskirche. Er stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde aus alten Backsteinen im romanischen Stil erbaut. Das ursprüngliche Kirchenschiff war im 19. Jahrhundert so baufällig geworden, dass es abgetragen und 1863 durch ein neues, größeres Gebäude im neugotischen Stil ersetzt wurde. Auffällig im Inneren der hellen Kirche sind die farbigen Glasfenster, die 1967 von Heinz Lilienthal geschaffen wurden.

Als Nachfolgebau einer früheren Kirche entstand im 18. Jahrundert in Leeste die evangelisch-lutherische Marienkirche. Der klassizistische Backsteinbau wurde 1783 eingeweiht. Auffällig sind die verschiedenen Ziegelgrößen des Kirchturmes. Er musste bereits 1790 wieder erneuert werden, weil er durch ein Unwetter weitgehend zerstört wurde. Die Marienglocke von 1516 ist der Namensgeber des Gotteshauses und klang bereits vom Turm der Vorgängerkirche herab. Sie gehört zu den ältesten Glocken der Region. Die Orgel wurde 1872 durch Philip Furtwängler erbaut, inzwischen aber bei einer Renovierung stark verändert. Ansonsten wurde die Innenausstattung der Kirche in den 1950er Jahren dem damals modernen Zeitgeschmack angepasst.

Der Bahnverkehr besitzt in Kirchweyhe eine lange Tradition. Hier entwickelten sich schon früh ein Eisenbahnknotenpunkt sowie der größte Güterverschiebebahnhof Norddeutschlands. 1920 waren in Kirchweyhe 1.500 Menschen bei der Bahn angestellt – bei insgesamt 3.000 Einwohnern! Der erste planmäßige Personenzug hielt hier im Jahre 1873. Im selben Jahr war auch das Bahnhofsgebäude entstanden. Das denkmalgeschützte rote Backsteingebäude dient auch heute noch als Bahnhofshalle und gehört zusammen mit dem neu gestalteten Marktplatz zum Ortsmittelpunkt Weyhes.

Das Fachwerkgebäude entstand 1880 und diente lange Zeit als Speicher (niederdeutsch: Spieker). Ende der 1980er Jahre wurde es unter Mithilfe aller hier ansässigen Ortsvereine liebevoll restauriert und dient heute als Vereinsheim und Proberaum der ‚Lahauser Bühne‘.

Der Sudweyher Gutshof ist ein ehemaliges Rittergut, das bereits im Jahre 1513 erstmals erwähnt wurde. Es liegt an dem kleinen Flüsschen Hache. Das Herrenhaus war 1999 wegen Baufälligkeit abgerissen worden.

Zu dem Gut gehörte auch die gegenüberliegende Wassermühle. Eine Mühle wurde in Weyhe bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Das heutige Gebäude entstand jedoch erst 1819 und ersetzte einen Vorgängerbau, der sich zuvor an gleicher Stelle befunden hatte. Anfang des 20. Jahrhundert erhielt die Mühle einen ergänzenden Sauggasmotor, wenig später auch einen leistungsstarken Elektromotor. Das Mühlengebäude, das sich seit 1982 im Besitz der Gemeinde Weihe befindet, wurde von Grund auf saniert und beherbergt heute ein Mühlenmuseum. Im Obergeschoß finden häufig Ausstellungen statt.

Die angrenzende Mühlenscheune, die wahrscheinlich bereits 1807 erbaut wurde, wird für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt.



Radrouten die durch Weyhe führen:

Weser-Radweg
GeestRADweg




Bremen

B
remen, die Hafen- und Handelsmetropole an der Weser, besitzt ein gemütliches und maritimes, aber auch historisches Flair. Heute ist Bremen Hauptstadt des Zwei-Städte-Staates Bremen, zu dem auch noch Bremerhaven gehört. Das Streben nach Freiheit und Selbstständigkeit war schon immer ein herausragendes Attribut der Freien Hansestadt, deren Leitspruch ‚Buten un binnen – wagen und winnen’ (Draußen und drinnen – wagen und gewinnen) über dem Portal des Schüttings, dem ehemaligen Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft prangt. Der mittelalterliche Marktplatz, zu dem auch der Schütting gehört, gilt als einer der Schönsten in Deutschland. Neben dem St. Petri-Dom ist das historische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert mit seiner prächtigen Weserrenaissancefassade eine herausragende Sehenswürdigkeit. Zusammen mit der davor stehenden Rolandstatue wurde das Rathaus in den Kanon des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Der Roland ist nicht nur ein Wahrzeichen Bremens, er symbolisiert auch Recht und Freiheit für die Stadt. Das andere Wahrzeichen der Stadt, die bronzene Statue der Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks, steht in unmittelbarer Nähe neben dem Rathaus. Ein Rundgang durch Bremen wäre allerdings unvollständig ohne einen Bummel durch das verwinkelte und verträumte Schnoorviertel mit seinen Häusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, sowie die Böttcherstraße mit seiner expressionistischen Backsteinarchitektur. Auch ein Spatziergang auf der Schlachte, ehemals Stadthafen und heutige Weserpromenade und Flaniermeile, gehört zu einem Besuch. Darüber hinaus bietet Bremen auch einige musealische Höhepunkte. Die Kunsthalle Bremen besitzt eine der bedeutendsten Gemälde- und Skulpturensammlungen in Deutschland, das Neue Museum Weserburg gilt als herausragende Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst und auch das Paula-Modersohn-Becker Museum und das Gerhard-Marcks-Haus lohnen eine Besichtigung. Mit dem Übersee-Museum besitzt Bremen eines der bedeutendsten Völkerkundemuseen und das Focke-Musum präsentiert interessante Bremensien.

Sehenswertes:

Das Bremer Rathaus wurde in den Jahren 1405 bis 1410 mit einer zunächst schlichten gotischen Fassade errichtet. Sein prächtiges heutiges Erscheinungsbild erhielt das Ratsgebäude erst in den Jahren 1608 bis 1612. Die Marktplatzfassade gilt als Höhenpunkt des Baustils der Weserrenaissance. Das Ratshaus ist bis heute Sitz des Bürgermeisters und besitzt mehrere Säle und repräsentative Zimmer für Empfänge und andere Anlässe. In der Oberen Rathaushalle findet seit 1545 alljährlich im Februar das ‚Schaffermahl’ statt, wo sich bedeutende Bremer Kaufleute, Reeder, Kapitäne und Repräsentanten zum Erfahrungsaustausch treffen. Die Güldenkammer wurde vom Worpsweder Maler Heinrich Vogler im Jugendstil neu gestaltet. Im Senatssaal trifft sich der Senat einmal in der Woche zu einer Sitzung. Auf dem Balkon des Rathauses wird die Mannschaft von Werder Bremen gefeiert, wenn sie wieder einmal einen Titel geholt hat. Im Jahre 2004 wurde das Rathaus zum UNESCO Welterbe erklärt. In den Gewölben des Rathauses befindet sich mit dem ‚Bremer Ratkeller’ eine der traditionsreichsten Gaststätten Deutschlands. Er besteht seit über 600 Jahren und verfügt mit über 600 Sorten und Lagen über die größte Weinkarte in Deutschland. An der linken Seitenfront des Rathauses befindet sich seit 1953 eine zwei Meter große Skulptur der Bremer Stadtmusikanten vom Bildhauer Gerhard Marcks. In Bremen sagt man, es brächte Glück, die beiden Vorderläufe des Esels zu umfassen.

St. Petri Dom mit Bleikeller, Dommuseum und Bibelgarten

Auf dem höchsten Punkt des Dünenzuges, auf dem die Stadt Bremen entstand, wurde der St. Petri Dom errichtet. Bereits im Jahre 789 hatte Priester Willehad hier einen ersten, noch aus Holz bestehenden Dom geweiht, der nach 805 durch ein erstes steinernes Kirchenhaus ersetzt wurde. Eine dreischiffige Sandsteinbasilika aus dem 11. Jahrhundert mit zwei Krypten und doppeltem Chor gab den Grundriss für den heutigen Bau vor. Im 13. Jahrhundert erfolgten wesentliche Kapellenanbauten, und die markante Doppelturmsfassade entstand. Eine Turmbesteigung des heute evangelischen Domes ermöglicht einen weiten Blick über Bremen und sein Umland. In einem kleinen Nebengebäude des Domes befindet sich der Bleikeller, in dem sechs mumifizierte Leichen in ihren offenen Särgen zu bestaunen sind. Früher befanden sich die Leichen in der Ostkrypta, wo man auch das Blei lagerte. So stammt der Begriff ‚Bleikeller’ nicht, wie vielfach angenommen, von bleihaltiger Luft, die zur Mumifizierung führte. Das Dom-Museum ist ein ökumenisches Museum für Bremer Kirchengeschichte. Gezeigt werden Grabbeilagen aus mittelalterlichen Bischofsgräbern, Textilien aus dem 11. – 15. Jahrhundert, kirchliche Kunstgegenstände, wie Gemälde, Plastiken und Altargeräte sowie Leihgaben der bremischen katholischen Kirche. Der Bremer Bibelgarten wurde im Jahr 1998 im ehemaligen Kreuzgang an der Südseite des Domes angelegt. Über 60 verschiedene Pflanzenarten gruppieren sich um eine Jakobuspilgerstatue, die sich in der Mitte des Gartens befindet. Der Garten bietet eine Stätte der Ruhe und der Besinnung inmitten des geschäftigen Treibens eines Großstadtzentrums.

Roland

Bremen-Marktplatz RolandDer Roland ist das Wahrzeichen von Bremen. Die steinerne Statue misst mit Sockel und Baldachin eine Gesamthöhe von über 10 Metern, und ist gegen den Dom ausgerichtet. Damit ist sie die größte freistehende Plastik des Mittelalters in Deutschland. Roland war ein großer Heerführer und Neffe Karls des Großen. Als Repräsentant des Kaisers soll er die Stadtrechte und die Reichsfreiheiten Bremen verkündet haben. In Bremen sagt man, dass die Stadt so lange frei bliebe, so solange der Roland über die Stadt wacht. Die Statue aus Sandstein wurde 1404 als Ersatz für eine hölzerne Figur aufgestellt. Der Abstand zwischen den Spitzen der Knie beschrieb die Größe einer ‚Bremer Elle’ und galt lange als offizielle Maßeinheit. Jedes Jahr zur Freimarktzeit erhält der Roland ein Schild mit der Aufschrift ‚Ischa Freimark!’ umgehängt, damit auch er bei der ‘fünften Jahreszeit’ der Bremer mitfeiern kann.

Schütting

Bremen-Marktplatz SchüttingDer Schütting wurde im Stile der Renaissance Flanderns mit hellem Sandstein in den Jahren 1537 und 1538 am Marktplatz erbaut und war zunächst Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft. Diese hatten ihr repräsentatives Gebäude sehr bewusst genau gegenüber dem Rathaus bauen lassen, um ihre Macht innerhalb der Stadt Bremen zu demonstrieren. Das Prunkportal des Schüttings besitzt eine Inschrift, die sich heute zu Bremens Leitspruch entwickelt hat: ‚Buten un binnen – wagen und winnen’ (Draußen und drinnen – wagen und gewinnen) Seit 1849 ist der auch wegen seiner prächtigen Innenräume berühmte Schütting Sitz der Bremer Handelskammer.

Haus am Markt

Bremen-Deutsches HausAuf der Nordwestseite des Marktplatzes stehen heute eine Reihe hoher Giebelhäuser, die die Marktplatzbebauung abschließen, darunter das Haus am Markt, 1594 im Renaissancestil errichtet und 1830 durch Biedermeierfassade ersetzt, und das Deutsche Haus von 1909. Auf seiner Eckfassade steht die Mahnung: ‚Gedenke der Brüder, die das Schicksal unserer Trennung tragen’. Diese auf die deutsche Teilung abzielende Innschrift wurde nach der Wiedervereinigung an seiner Stelle belassen.

Haus der Bürgerschaft

Bremen-Marktplatz Senat DomDort, wo vor dem zweiten Weltkrieg noch die ‚Alte Börse’ stand, befindet sich heute das Haus der Bürgerschaft. Das Gebäude der Alten Börse war in den Kriegstagen so schwer durch Bomben getroffen worden, dass es nicht wieder aufgebaut wurde. Mit der Bürgerschaft entstand das einzige moderne Gebäude des Marktplatzensembles, entworfen vom Berliner Architekten Wassili Luckhardt. Dieser war stilprägend für die Moderne im Nachkriegsdeutschland gewesen. Sein Bau stieß aber zunächst auf wenig Gegenliebe bei den ansonsten eher konservativen Bremern. Doch inzwischen haben sie sich mit diesem Gebäude angefreundet, zumal es inzwischen auch unter Denkmalschutz steht. Das Haus der Bürgerschaft ist ein Stahlbetonbau mit vorgehängter Glasfassade. Luckhardt verband in fast allen seinen Arbeiten die Architektur mit der Kunst. Hier integrierte er Aluminiumreliefs des Künstlers Bernhard Heiliger in die Außenfassade. Der Plenarsaal im Inneren der Bürgerschaft ist in den Bremer Farben rot und weiß gehalten. Neben den Abgeordneten finden hier auch 225 Zuschauer sowie 30 Pressevertreter Platz.

Die Böttcherstrasse ist eine zwischen 1922 und 1931 erbaute Gasse zwischen Marktplatz und Weser. Errichtet wurde sie als modernes Gesamtkunstwerk in rotem Backstein von Ludwig Roselius, Bremer Kaufmann und Erfinder des koffeinfreien Kaffees. Sie gilt heute als die heimliche Hauptstrasse Bremens und als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Roselius hatte hier im Jahre 1902 ein 600 Jahre altes Speicherhaus erworben, und das später Roselius-Haus getaufte Gebäude sanieren lassen. Daraufhin ließ er mit Hilfe des berühmten Worpsweder Skulpteur und Architekten Bernhard Hoetger die gesamte Strasse expressionistisch neu gestalten. Dies diente ihm als zum einen als Umsetzung seiner Weltanschauung und natürlich auch als Werbung für seinen Kaffee HAG. In der Böttcherstrasse finden sich heute einige interessante Fachgeschäfte, exquisite Restaurants, das Bremer Spielcasino sowie zwei Museen.

Man betritt die ehemalige Gasse der Fassmacher (= Böttcher) unter einem großen Blattgoldrelief von Hoetger, das den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen zeigt. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Glockenspiel der Böttcherstrasse. Dabei erklingt eine Melodie, gespielt auf 30 weißen Meißner Porzellanglocken, und parallel dazu rotieren an einem Türmchen auf zehn farbigen von Hoetger geschaffenen Holztafeln berühmte Ozeanbezwinger.

Das Roselius-Haus ist ein Museum, das die Privatsammlung Ludwig Roselius zeigt sowie auf niederdeutsche Wohnkultur und Kunst vom Mittelalter bis zur Barockzeit eingeht. Zu sehen sind unter anderem Bilder von Lucas Cranach und Ludger tom Ring sowie ein Beweinungsaltar von Tilman Riemenschneider. Das Paula Modersohn-Becker-Museum ist das erste Museum weltweit, welches einer weiblichen Künstlerin gewidmet ist. Paula Modersohn-Becker gilt als die bedeutendste Worpsweder Künstlerin, da sie sehr viel mehr als die anderen den Aufbruch in die Moderne mitgestaltete. Sie gehörte zu der ersten Generation der Künstlerkolonie und war mit deren Gründer Otto Modersohn verheiratet. Das Museum zeigt neben ihren Werken auch Sonderausstellungen zu Themen der klassischen Moderne. Darüber hinaus präsentiert das Museum eine umfangreiche Sammlung von Skulpturen Bernhard Hoetgers. Roselius selber gab dem Gebäude dem Namen ‚Paula Becker-Modersohn-Haus’ und stellte damit den Namen der Künstlerin als Hommage an sie um. Im Handwerkerhof kann man Kunsthandwerkern, wie Goldschmieden und Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

Die Liebfrauenkirche steht gleich links neben dem Rathaus und ist nach dem Dom die älteste Kirche Bremens. Eine erster Holzbau wurde bereits im Jahre 1020 errichtet. Vom ersten Steinbau Mitte des 12. Jahrhunderts ist noch der romanische Südturm erhalten. Ab 1229 wurde dann die heute noch erhaltene fühgotische Hallenkirche erbaut. Den ursprünglich drei Schiffen wurde um 1300 noch ein viertes angefügt. Bis zum Bau des Rathauses diente die Liebfrauenkirche auch als Versammlungsstätte für den Rat der Stadt Bremen. Bemerkenswert sind auch die in der Krypta wieder freigelegten Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Von 1964 bis 1979 wurde neue abstrakte und farbige Glasmosaike in die mittelalterlichen Fenster eingesetzt. Sie stammen vom französischen Maler Alfred Manessier und verleihen dem Kircheninneren durch das je nach Wetter und Tageszeit wechselnde einfallende Licht eine immer wieder veränderte Athmosphäre.

Der Schnoor ist Bremens ältester erhaltener Stadtteil. Um die St.-Johannis-Kirche herum entstand seit dem 13. Jahrhundert dieses mittelalterliche Altstadtquartier mit engen Gässchen und verträumten Winkeln. Die meisten erhaltenen Häuser des Schnoors entstanden um 1500, das älteste wurde allerdings bereits 1404 errichtet. Es dient heute als Galerie. Der niederdeutsche Begriff ‚Schnoor’ bedeutet Schnur und leitet sich von den wie an einer Schur aufgereihten Häusern ab. Damals war das Viertel Wohnort für Fischer und Handwerker. Heute befinden sich hier zahlreiche Lädchen, Restaurants und Cafés, die zum Bummeln und Verweilen einladen. Die Probsteikirche St. Johannis wurde im 14. Jahrhundert im Stil der norddeutschen Backsteingotik ursprünglich als Klosterkirche eines nicht mehr erhaltenen Franziskanerklosters erbaut. Sie ist die einzig erhaltene ehemalige Klosterkirche Bremens. Das St. Jacobus-Packhaus ist das einzig erhaltene Packhaus der Hafenstadt Bremen, von denen es einst um die hundert gab. Ursprünglich diente das wohl aus dem 17. Jahrhundert stammende Gebäude als Wohn- und Lagerhaus. Im 18. Jahrhundert nutzte es die Jacobus-Bruderschaft als Witwenwohnheim und um 1890 erhielt es nach einem Umbau sein heutiges Erscheinungsbild. Heute ist hier ein besonderes Museum untergebracht: das Bremer Geschichtenhaus. Hier soll man hören, sehen, schmecken und mitmachen. In allen Räumen trifft man auf Bremer Berühmtheiten, gespielt von ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die Stadtgeschichten zur Bremer Stadtgeschichte zwischen 1600 und 1960 lebendig erzählen.

Die Schlachte ist heute ein Uferweg an der Weser, bestehend aus einer ‚Oberen -‘ und einer ‚Unteren Schlachte’. Hier kann man spazieren gehen, alte Schiffe bewundern und Kaffee trinken gehen. Erstmals wurde die ‚Slait’, aus dem sich der Begriff ‚Schlachte’ ableitet, bereits im Jahr 1250 urkundlich erwähnt. Damals wurde das Weserufer mit Pfahlbauten verstärkt, um es einerseits zu schützen, andererseits aber auch als Hafengelände nutzbar zu machen. Bremen wurde zu dieser Zeit bereits mit Handelskoggen angefahren. Später folgten eine hölzerne Kaianlage und schließlich eine steinerne Kaimauer. Als im 19. Jahrhundert weitere Häfen nördlich des Zentrums sowie in Bremerhaven entstanden, nahm die Bedeutung des Uferhafens stark ab. Die Anlagen verfielen, bis die Schlachte 1899 zu einer Grünanlage umgestaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Innenstadt nahezu vollständig zerstört wurde, sorgten die Trümmerteile für eine erneute Befestigung der Schlachte. Im Jahr 1999 wurde die Schlachte noch einmal vollständig umgestaltet und erhielt so ihr heutiges Gesicht, das geprägt ist von zahlreichen Terrassen und Biergärten, vor allem aber vom maritimen Flair. Zahlreiche teils historische Schiffe bieten abwechslungsreiche Unterhaltung. Das Theaterschiff bietet auf zwei Bühnen Komödien und Musicals sowie montags ‚Jazz on Board’ an, auf der Fregatte ‚Admiral Nelson’ hat sich ein Pannekoeken-Restaurant etabliert, auf mehrere weiteren Schiffen wurden Gastronomiebetriebe eingerichtet. Flussdampfer, Barkassen und Segelschiffe bieten Besichtigungs- und Fahrtmöglichkeiten an.

Die Bremer Kunsthalle gehört zu den bedeutendsten Kunstmuseen in Deutschland und besitzt eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken des 14. Jahrhunderts bis zur Neuzeit. Dabei ist es das einzige deutsche Kunstmuseum dieser Größenordnung, welches mit dem gemeinnützigen Kunstverein eine private Trägerschaft besitzt. Der Kunstverein in Bremen wurde bereits 1823 gegründet und zählt heute rund 7000 Mitglieder. Die 1849 eröffnete Kunsthalle am Ostertor in den Wallanlagen war seinerzeit das erste eigenfinanzierte Kunstmuseum Deutschlands. Die Kunsthalle vereint Werke der alten Meister, des Impressionismus, der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst. Sie besitzt eine umfangreiche Skulpturensammlung sowie ein Kupferstichkabinett, das mit 200.000 Handzeichnungen und druckgraphischen Blättern eines der bedeutendsten seiner Art ist. Mit einigen sehr erfolgreichen Sonderausstellungen hat sich die Einrichtung in den letzten Jahren ein stetig wachsendes Ansehen erworben.

Mit der Weserburg besitzt Bremen eines der umfangreichsten Museen für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Seit 1991 werden in vier ehemaligen Speichergebäuden auf dem Teerhof auf 6000 m² Schaufläche die Werke der einflussreichsten Künstler der Gegenwart gezeigt. Dabei hat man in der Weserburg ein neues Konzept umgesetzt: das Sammlermuseum. Exponate aus mehreren großen Privatsammlungen werden thematisch in einen neuen Kontext gegliedert, kunsthistorisch vorgestellt und bewertet. So werden jährlich mehrere neue Ausstellungen kuratiert und später teilweise auch an andere Museen weitergegeben.

Das Gerhard-Marcks-Haus zählt zu den renommiertesten Bildhauermuseen Europas. In Wechselausstellungen werden sowohl Werke der modernen und zeitgenössischen Bildhauerei präsentiert als auch Stücke der eigenen Sammlung. Gerhard Marcks selber hatte große Teile seines Werkes in eine 1969 in Bremen gegründete Stiftung übergeben, die sein Lebenswerk bewahren sollte. Der Bestand beläuft sich auf ungefähr 430 Plastiken, 14.000 Handzeichnungen und 1.200 druckgraphische Blätter. Gerhard Marcks gehörte zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhundert. Er prägte die klassische moderne Bildhauerei wesentlich mit. 1889 in Berlin geboren, lehrte eine Zeit lang bei Walter Gropius am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Im Dritten Reich wurde er mit einem Ausstellungsverbot belegt. Seine Hochphase erlangte er dann in den späten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Jahre 1981 starb er 92jährig. Marcks, der nie in Bremen gelebt hatte, besaß dennoch einen Bezug zu der Stadt. Die berühmte Bronzestatue der Bremer Stadtmusikanten neben dem Rathaus stammt von ihm. Somit schuf er eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Der Stiftungszweck wurde inzwischen erweitert und umfasst heute die Erforschung und Präsentation der gesamten Bildhauerkunst in Deutschland vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Das in unmittelbarer zum Hauptbahnhof befindliche Überseemuseum gilt als eines der bedeutendsten völkerkundlichen Museen Europas. Das bereits 1896 unter dem Namen ‚Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde’ eröffnete Haus besitzt umfangreiche Sammlungen aus den Regionen Ozeanien, Asien, Afrika und Amerika und gehört zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Im Jahre 2007 wurde im benachbarten Gebäude eines Kinos das Übermaxx eröffnet, ein Schaumagazin mit 30.000 Exponaten. Auf fünf Etagen und einer Fläche von 2000m² werden die Sammlungsgegenstände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die auf den eigentlichen Schauflächen keinen Platz mehr finden. Das Überseemuseum ist durch eine Brücke mit der Übermaxx verbunden.

Das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, kurz ‚Focke-Museum’ genannt, liegt im Ortsteil Riensberg. Es wurde als Museumsanlage in einem 4,5 ha großen Park konzipiert und umfasst neben einem modernen Hauptgebäude vier historische Hofgebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Dr. Johann Focke, Bremer Senator und Vater des Luftfahrtpioniers Heinrich Focke, hatte allerlei historische Bremer Relikte gesammelt, mit denen er das ‚Historische Museum’ eröffnete. Später wurde die Einrichtung in ‚Focke-Museum für bremische Altertümer’ umbenannt. Auf der Grundlage von Dr. Fockes Sammlung wurde im Jahre 1953 schließlich das Museum auf dem heutigen Gelände neu eingerichtet. 1964 erhielt es sein neues Hauptgebäude im Stil der klassischen Moderne. Präsentiert werden sowohl Grabungsfunde aus dem Mittelalter als auch originale Borgward-Autos und Schiffsmodelle aus dem 20. Jahrhundert. Als besonderes Exponat wird im Focke-Museum der originale Rolandkopf aufbewahrt.

Das Theater am Goetheplatz gehört zum Theater Bremen und ist dessen größte Bühne. Das Gebäude am Rande der Wallanlagen wurde 1913 eröffnet und ist heute die Hauptspielstätte der Bremer Oper. Daneben werden aber auch Schauspielstücke und Musicals sowie zur Adventszeit die traditionelle Weihnachtsaufführung für Kinder aufgeführt.

Eine innovative Sehenswürdigkeit Bremens in das futuristisch anmutende Universum. Hier wurde im Jahre 2000 ein interaktives Wissenschaftscenter mit Erlebnischarakter eröffnet. Von außen mutet der Bau wie eine Riesenmuschel an, die aus einem künstlich angelegten See ragt. Das Gebäude wurde mit rund 40.000 Edelstahlschindeln verkleidet. Im Science Center befindet sich auf 4.000 m² eine Dauerausstellung zu den Themen Mensch, Erde und Kosmos, bei der der Besucher bei rund 250 Exponaten selber mitmachen und ausprobieren soll. Im Außenbereich wurde der EntdeckerPark mit Mitmachexperimenten zum Thema ‚Bewegung’ geschaffen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der 27 m hohe ‚Turm der Lüfte’, von dem man nicht nur eine weite Aussicht über Bremen genießen kann, sondern auch Experimente zum Themenkomplex Wind und Wetter durchführen kann. In der SchauBox finden wechselnde Sonderausstellungen statt.

Ursprünglich gab es innerhalb der Wallanlagen des inneren Stadtgebietes von Bremen acht Windmühlen. Sie stammten alle aus dem 17./18. Jahrhundert, aber nur eine hat die Zeiten überdauert. Allerdings ist die Mühle am Wall in den Jahren 1832 bzw. 1898 zweimal abgebrannt. Danach wurde jeweils wieder aufgebaut. 1891 hatte die Stadt Bremen die Mühle erworben und sie weiter verpachtet. Bis 1950 wurde in ihr noch Mehl gemahlen. Seit 1997 befindet sich nun in der Mühle ein Café-Restaurant. Heute wird hier Kaffee statt Mehl gemahlen und als ‚Kaffeemühlenmischung’ verkauft.

Die Sögestraße ist die Haupteinkaufsstrasse Bremens. Sie führt von den Wallanlagen bis zur Obernstraße und ist heute Teil der Bremer Fußgängerzone. Am Beginn der Sögestraße steht die bekannte Schweinebronze des Bildhauers Peter Lehmann, eine kleine Schweineherde mit ihrem Hirten und seinem Hund. Das Werk nimmt Bezug auf den Namen und die Historie der Straße. Bereits im Jahre 1306 wurde sie als ‚Soghestate’ urkundlich erwähnt. Das niederdeutsche Wort ‚sögen’ bedeuten ‚sauen’ und bezieht sich auf die vermehrte Schweinetierhaltung in der Straße.

Der Bürgerpark ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Bremer. Als grüne Lunge der Innenstadt schließt er sich nordöstlich an die Altstadt an. Das zusammen mit dem Stadtwald über 200 ha. große Parkgelände wurde Mitte der 60ger Jahren des 19. Jahrhunderts angelegt und bietet heute vielfältige Erholungsmöglichkeiten an. Auf dem Emmasee kann man von April bis Oktober Ruderboote mieten, es gibt ein Tiergehege, eine Minigolfanlage, eine Naturlehr- und Erlebnispfad sowie eine Boule-Bahn. Die 1,7 km lange und bis 23:00 Uhr beleuchtete Finnbahn bietet Joggern die Möglichkeit, auf besonders gelenkschonenden Untergrund zu laufen. Mehrere Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Während der Sommermonate werden häufig Freiluftkonzerte gegeben und in der Waldbühne werden ganzjährig Jazzkonzerte dargeboten. Erwähnenswert sind auch die Theateraufführungen der Shakespeare Company im August auf der Freilichtbühne an der Melchersbrücke.

Der Rhododendronpark ist ein 46 ha. großes Parkgelände. Die ersten Rhododendren wurden 1936 gepflanzt. Heute wachsen hier 2.500 verschiedene Rhododendron- und Azaleenarten, die in der Blütezeit im Mai und Juni das Gelände in ein prächtiges vielfarbiges Blütenmeer verwandeln. Der Park besitzt seit 1950 einen Botanischen Garten und wurde in der Folgezeit durch einen Rosengarten mit 230 verschiedenen Rosensorten, einen Bonsaigarten sowie einen Japanischen Garten mit Teich und exotischen Koi erweitert. Als interaktives Entdeckerzentrum wurde die ‚botanika – das grüne Science Center’ erschaffen. Hier soll man die exotischen Gefilde des asiatischen Kontinentes sinnlich wahrnehmen. Verschiedene Themenbereiche behandeln die Gebirgslandschaft des Himalajas, die Djungelwelt von Borneo oder einen Japanischen Garten. Der Besucher nimmt die verschiedenen Düfte, Geräusche und Temperaturen mit seinen Sinnen auf und erforscht auf diese Weise den Kreislauf der Natur hautnah.



Radrouten die durch Bremen führen:

Weser-Radweg
Brückenradweg Osnabrück ↔ Bremen
Weser-Radweg
Radfernweg Hamburg-Bremen
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Mönchsweg (Munkevejen)
GeestRADweg




Bremen-Burglesum

D
er Bremer Stadtteil Burglesum befindet sich nördlich und südlich des Flusses Lesum und besteht aus den Ortsteilen Burg-Grambke, Burgdamm, Lesum, St. Magnus und Werderland. Die Einwohner pflegen ihr Image als ‚Wohnzimmer Bremens’, denn hier am Ufer der Lesum haben sich schon immer gern die wohlhabenden Kaufleute, Reeder und Bankiers niedergelassen. Der Knoops Park am Lesum-Ufer ist heute Landesdenkmal und lädt zum Spazieren gehen ein. Die zwischen Südufer der Lesum und Weser gelegene Marschlandschaft, das Werderland, hebt sich von der städtischen Bebauung am anderen Lesumufer vollständig ab. Im flächenmäßig bei weitem größten Ortsteil von Burglesum leben nur 400 Einwohner. Der Zentralbereich des Werderlandes ist heute Naturschutzgebiet.

Sehenswertes:

Im Zentrum des Ortsteiles Lesum steht auf einem Hügel thronend die St. Martini Kirche. Die Ursprünge werden auf den Beginn der christlichen Missionierung in Norddeutschland geschätzt. Vermutlich wurde gegen Ende des 8. Jahrhunderts eine einschiffige romanische Kirche erbaut, dessen Turm bis heute erhalten blieb. Das heutige Kirchenschiff wurde bei einem Neubau im Jahre 1779 errichtet. Auf dem historische Friedhof um die Kirche herum finden sich noch 70 Grabsteine. Die älteste Gruftplatte datiert aus dem Jahre 1570.

Der 65ha große Knoops Park wurde 1870 an einem hochgelegenen nördlichen Lesumhang vom Bremer Kaufmann Baron Ludwig Knoop errichtet. Sein Denkmal befindet sich unweit der Stelle, an der er das Schloß Mühlenthal erbauen ließ. Dieses wurde aber wegen Baufälligkeit im Jahre 1933 wieder abgerissen. Knoops Park ist heute ein beliebtes Ziel zum Spazieren gehen, zumal die Gartenanlage mit ihrem alten Baumbestand direkt am Ufer der Lesum gelegen ist und weiter oben am Hang wunderschöne Ausblicke liefert. Im heutigen Park wurde bereits 1814 die Villa Lesmona im klassizistischen Ziel erbaut. Sie kam im Jahre 1862 in den Besitz der berühmten Bremer Kaufmannsfamilie Melchers, 1918 wurde sie an die Stadt Bremen verkauft. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude dient seit 1983 als kulturelles Zentrum mit Galerie, Ateliers und einem Skulpturenpark. Hier spielte im 19. Jahrhundert die mit Erfolg verfilmte Biographie ‚Sommer in Lesmona’.



Radrouten die durch Bremen-Burglesum führen:

Weites Land
Weser-Radweg
Wümme-Radweg
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer




Bremen-Vegesack

V
egesack kann als erster künstlicher Flusshafen Deutschlands auf eine relativ kurze, aber sehr bewegte Geschichte zurückblicken. An der Mündung von Lesum und Schönebecker Aue in die Weser wurde bereits im 14. Jahrhundert eine Fähre betrieben. Eine kleine Siedlung ist erst Ende des 16. Jahrhunderts nachweisbar. Der Hafen wurde zwischen den Jahren 1618 und 1623 erbaut und dient heute als Museumshafen. Von Vegesack aus stachen die deutschen Walfänger in See in Richtung Grönländisches Eismeer. Ein Walkieferskulptur vor dem Hafenhaus erinnert an diese Zeit. Hier wurde das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff, die Weser, vom Stapel gelassen, hier war Anfang des letzten Jahrhunderts noch der Heimathafen der größten Heringsflotte in Europa. Und hier wurden noch bis 1997 auf der Großwerft ‚Bremer Vulkan’ stählernde Ozeanriesen gebaut und zu Wasser gelassen. Heute lohnt sich ein Spaziergang auf der Weserpromenade oder ein Besuch auf dem Segelschulschiff Deutschland, welches weit sichbar auf der Lesum kurz vor der Wesermündung vor Anker liegt.

Sehenswertes:

Bremen-Vegesack-MuseumshavenIn Vegesack ist man stolz, den ersten künstlich angelegten Hafen Deutschlands zu besitzen. Erbaut wurde dieser auf die Initiative von Bremer Kaufleuten in den Jahren 1618 bis 1622, weil die Weser flussaufwärts immer mehr verlandete und das Passieren mit größeren Handelschiffen bis nach Bremen nicht mehr möglich war. Mit dem Betrieb des Hafens wuchs auch die kleine Siedlung Vegesack zu einer Stadt heran. Das Hafenbecken besitzt eine Länge von 280 Metern sowie eine Breite von 60 Metern. Im Einfahrtsbereich misst der Hafen eine Tiefe von 2,3 Metern, das Hafenbecken selber ist 3,7 m tief. Seit 2006 nun wird das Hafenbecken als Museumshaven genutzt. Hier liegen ungefähr 25 Boote, die privat unterhalten werden und durchaus desöfteren noch auf Fahrt gehen. Um den Unterhalt zu sichern, führen einige Schiffe auch unkommerzielle Gastfahrten durch, die aber keinem festen Fahrplan folgen. Der Bestand der historischen Boote kann dementsprechend wechseln. Im Jahre 2010 lagen im Museumshaven Vegesack unter anderem folgende Schiffe vor Anker: der 1895 auf der Vulkan-Werft erbaute Heringslogger ‚Vegesack BV2’, der Segelklipper ‚Veranding’ von 1898, der Koggen-Nachbau ‚Roland von Bremen’, die Schaluppe ‚Iris’, mehrere Krabbenkutter und Schlepper, das Löschboot 1 aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts und die ‚Atlantic’. Das 1871 für den späteren Kaiser Wilhelm II. gebaute Boot ist das älteste noch segelfähige Stahlrumpfboot der Welt.

Übrigens: Dass man hier Haven mit ‚v’ schreibt, entstammt der niederdeutschen Überlieferung und gilt in Norddeutschland im historischen Zusammenhang nicht als falsch. Weitere Beispiele sind die Küstenstädte Bremerhaven, Wilhelmshaven und Cuxhaven, wo sich ebenfalls diese Schreibweise erhalten hat.

Kurz vor der Mündung der Lesum in die Weser befindet sich der Liegeplatz des Schulschiffes Deutschland, dem letzten deutschen Vollschiff. Der Dreimaster lief 1927 in Bremerhaven vom Stapel und diente lange Jahre als Schulschiff der Handelsschifffahrt. Bei einer Stammbesatzung von 24 Mann wurde bis zu 140 ‚Zöglinge’ ausgebildet. Zwischen 1927 und 39 unternahm das Schulschiff Deutschland zwölf ausgedehnte Seereisen, die es bis nach Rio de Janeiro, Buenos Aires, die Bahamas, Kapstadt und Venezuela führte. Seit 1995 steht es unter Denkmalsschutz und kann heute als Museum besichtigt werden. Darüber hinaus bietet es Übernachtungsmöglichkeiten in Kojen und in Einzelkabinen (mit Unterstellmöglichkeit für Radtouristen). Auch eine Heirat ist an Bord möglich.

Das Havenhaus war Amtssitz und Wohnhaus des Hafenmeisters. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1645 bis 1648 als repräsentativer Dienstsitz errichtet. Bis 1868 diente es diesem Zweck, danach wurde es Gastwirtschaft und Hotel. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude von mehreren Vereinen genutzt. Heute ist es wiederum Gaststätte und Hotel. Unweit des Havenhauses befindet sich der ‚Utkieck’, ein Ausblick über Weser und Hafen sowie die bronzene Walkieferskulptur, die an die Vegesacker Walfangtradition erinnert.

In einem etwa 350 Jahre alten Packhaus in der Alten Hafenstrasse ist das KITO untergebracht, ein Kultur- und Veranstaltungszentrum. Das Haus legt Wert auf eine gehobenere Programmgestaltung mit Jazz-, Folk-, Blues-, Chanson- und auch Klassikkonzerten sowie kabarettistischen Darbietungen. Allherbstlich wird das Moskito-Kabarettfestival als eine mehrtägige über die Region hinaus bekannte Veranstaltung organisiert. Im KITO-Haus befinden sich auch die Ausstellungsräumlichkeiten der Stiftung Fritz und Hermine Overbeck. Fritz Overbeck war 1894 einer der Gründungsmitglieder der Künstlerkolonie Worpswede und heiratete 1897 seine Schülerin Hermine Rothe. Im Jahre 1905 verließ das Malerehepaar Worpswede und ließ sich bei Vegesack nieder, wo Fritz Overbeck im 1909 im Alter von nur 39 Jahren an einem Hirnschlag starb. Heute gilt er als Worpsweder Klassiker.

Die Vegesacker Stadtkirche ist ein klassizistischer Bau, der in den Jahren 1819 – 1821 nach Plänen von Friedrich Wendt und Gerhard Toelcken errichtet worden war. 1832 wurde sie noch einmal umgebaut und erweitert. Vegesack hatte 1852 vorübergehend die Stadtrechte erhalten, was zur Umbenennung des evangelischen Gotteshauses führte.

Zwischen dem Vegesacker Fähranleger, wo sich das berühmte Ausfluslokal ‚Strandlust’ befindet, und dem ehemaligen Werftgelände des ‚Bremer Vulkans’ erstreckt sich die Weserpromenade. Auf dieser Flaniermeile hat man einen wunderschönen Blick über den Weserstrom bis hin zur Lürssen-Werft, aber auch auf die Rückseitenfront der Kapitänshäuser der Weserstraße, die sich hoch oben am Hang über den Fluss erheben. Hangseitig schließt sich an die Promenade der Stadtgarten an. Das etwas 20.000 m² große Areal wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom Bremer Arzt und Biologen Albrecht W. Roth erworben. Dieser bepflanzte das Brachland mit verschiedensten Bäumen und Sträuchern für seine naturwissenschaftlichen Arbeiten. Dabei bat er Kapitäne und Reisende, ihm Pflanzen aus aller Welt mitzubringen, um sie hier neu zu kultivieren. So hat sich der öffentlich zugängliche Park zu einem Blumenmeer exotischer und seltener Pflanzen entwickelt.

Am Ende der Weserpromenade, wo das ehemalige Werftgelände des ‚Bremer Vulkans’ begann und heute der Schlepper ‚Regina’ auf dem Trockenen steht, befindet sich seit dem Jahr 2009 das Schaufenster Bootsbau. Hier werden neue Boote nach historischen Vorbildern aus der Region gebaut und alte restauriert. Um interessierten Gästen einen Einblick in das traditionsreiche Handwerk des Bootbaus zu geben, wurde mit dem ‚Bootsbauplatz’ ein Ort geschaffen, von dem aus man bei den Werftarbeiten zuschauen und den Fortschritt beim Bau verfolgen kann. Darüber hinaus befindet sich im alten Pförtnerhäuschen der ehemaligen Werft eine Ausstellung über den historischen Werftstandort und die Arbeitswelt der ‚Vulkanesen’.

Etwas abseits des Zentrums, aber direkt am Radweg ‚Weites Land’ gelegen, liegt das Schönebecker Schloss. Das Wasserschloss wurde im Stil des norddeutschen Fachwerkbaus mit rotem Backstein im Tal der Schönebecker Aue errichtet. Der Geestbach, der in Vegesack im Bereich des Hafens in die Weser mündet, wurde zum Schutz der Schlossanlage gestaut und trieb hier auch einmal eine Mühle an. Die geschichtlichen Anfänge von Schloss Schönebeck liegen jedoch im Dunklen. Vermutet wird, dass das Gebäude Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Eigentümer wechselten in der Folgezeit häufig, bis es schließlich die Stadt Bremen im Jahre 1952 erwarb und restaurierte. Seit 1972 werden die Räumlichkeiten des Wasserschlosses als Heimatmuseum genutzt, wobei insbesondere auf die maritime Vergangenheit Vegesacks mit dem Walfang und der Heringsflotte, aber auch auf den Werftbetrieb und die Seenotrettung eingegangen wird. Liebevoll gebastelte Modelle von Segelschiffen und Ozeanriesen werden als Flaschenschiffe oder als Großrepliken präsentiert und ein Raum behandelt die Reisen des Afrikaforschers Gerhard Rohlfs, der in Vegesack geboren wurde.

Auf einem Talhang der Schönebecker Aue befindet sich das Außengelände der Ökologiestation Schönebeck. Durch die Vorstellung verschiedener Biotope soll das Verständnis für die ökologischen Voraussetzungen einer lebensfähigen Umwelt gefördert werden. Ein Naturerlebnispfad führt durch einen naturbelassenen Wald, zu den anderen Biotopen gehören eine Feuchtwiese, eine Streuobstwiese, ein Bach sowie einige Tümpel.



Radrouten die durch Bremen-Vegesack führen:

Weites Land
Weser-Radweg
Wümme-Radweg
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer




Lemwerder

L
emwerder, das ehemalige Altenesch, liegt in der südlichen Wesermarsch am linken Ufer der hier schon recht breiten Weser. Genau gegenüber liegt Vegesack, der alte Hafen der Hansestadt Bremen. Einst befand sich auf dem heutigen Gemeindegebiet Lemwerders das Land der Stedinger, der ersten Bauernrepublik. Die Stedinger wurden jedoch im Jahre 1234 während des Stedingerkrieges durch das Heer des Erzbistums Bremen vernichtend geschlagen. Das Veithdenkmal, auch Stedingsehre genannt, erinnert an die Schlacht von Altenesch. Auf dem Massengrab der gefallenen Stedinger wurde die gotische St. Galluskirche errichtet. Auch die Heilig-Kreuz-Kirche in Bardewisch und die ehemals für die ortsansässigen Walfänger erbaute Kapelle am Deich stammen noch aus dieser Epoche. Zwischen 1933 und 1948 hieß die Gemeinde zwischenzeitlich sogar noch ‚Stedingen‘. Danach wurde sie in Altenesch und Berne geteilt. Erst 1972 wurde der Gemeindename ‚Altenesch‘ in ‚Lemwerder‘ geändert.
Hier, wo die Ochtum in die Weser mündet, sind mit Abeking & Rasmussen sowie Lürssen sind noch zwei bedeutende Werften angesiedelt. Sie bilden das Rückgrat der hiesigen Wirtschaft.

Sehenswertes:

Das älteste Gebäude Lemwerders ist die Kapelle am Deich. Sie wurde vermutlich um 1260 auf einer Wurt als einschiffiger Backsteinbau im frühgotischen Stil errichtet. Sie diente zunächst den hier ansässigen Walfängern als Gotteshaus. Der Kirchturm wurde erst 1652 angefügt. Beachtenswert sind die Kanzel mit den geschnitzten Reliefs von 1586 sowie der Altarleuchter von 1761.

Ursprünglich wurde die gotische Heilig-Kreuz-Kirche im Jahre 1245 durch den Zisterzienserorden errichtet. Im Zuge der Reformation wurde diese allerdings evangelisch-lutherisch. Die westfälische Hallenkirche besitzt ein Hauptschiff sowie zwei Seitenschiffe. Sehenswert sind fünf mittelalterliche Gewölbefresken, der Altaraufsatz (1764), der eicherne Tauftisch (16. Jhd.) sowie die Malereien an der Empore (1725).

Das kleine Flüsschen Ochtum entsteht südlich von Bremen bei Weyhe durch den Zusammenfluss zweier Bäche im Kirchweyher See. Danach bahnt sich die Ochtum ihren Weg durch Bremen und mündet nach 26 Kilometern bei Lemwerder-Altenesch in die Weser.

An der Mündung sorgt das große Ochtumsperrwerk für den Hochwasserschutz der dahinter liegenden Niederung. Das Sperrwerk ist aber auch ein wesentlicher Bestandteil des Hochwasserschutzes der gesamten Unterweser und der Stadt Bremen. Es wurde zwischen 1971 und 76 erbaut und besitzt auch eine Schleuse für Sportboote.

Auf der linken Weserseite steht bei Lemwerder der 22 Meter hohe Schwarze Leuchtturm. Er wurde 1898 genau gegenüber beim Bremer Vulkan gebaut und besteht aus einem dreieckigen Eisengitter mit schwarzem Aufbau und einer für die Öffentlichkeit nicht begehbaren Aussichtsplattform. Der Leuchtturm war noch bis 1983 in der Richtfeuerlinie der Unterweser in Betrieb.

Als 1234 bei Altenesch der Stedingerkrieg zu seinem blutigen Höhepunkt kam, verloren Tausende Stedinger ihr Leben. 6.000 fanden in einem Massengrab ihre letzte Ruhestätte. An dieser Stelle entstand nur wenig später die St.-Gallus-Kirche. Sie wurde 1299 eingeweiht. Ihren hölzernen Turm, der etws zu klein geraten erscheint, erhielt sie allerdings erst 1720. Bemerkenswert sind die Glocke, die noch von 1790 stammt, die von Ludwig Münstermann 1615 erschaffene Kanzel sowie die Orgel von Georg Wilhelm Wilhelmi.

Stedingen war eine Bauernrepublik im 13. Jahrhundert. Sie umfasste ein Gebiet, das heute ungefähr auf dem der Gemeinden Lemwerder und Berne liegt. In den Jahre 1233 und 34 kam es zum Stedingerkrieg, in dem es um Abgabestreitigkeiten mit dem Erzbistum Bremen kam. Im Verlauf des Krieges schlug das Bremer Heer in der Schlacht von Altenesch die Stedinger vernichtend. Tausende von Stedingern verloren dabei ihr Leben.

Die Stedingerehre ist eine Gedenkstätte auf dem St.-Veith-Hügel, dem damaligen Schlachtfeld. Hier hatte einst in Erinnerung an dieses blutige Ereignis eine Kapelle gestanden, die aber im 19. Jahrhundert so baufällig geworden war, dass sie wieder abgetragen werden musste. An gleicher Stelle wurde 1834 das gusseiserne Veitdenkmal errichtet, um der Schlacht von Altenesch zu gedenken.

Die Brücke mit den zwei flachen Bögen gilt als die älteste noch erhaltene der Gemeinde. Sie entstand bereits im Mittelalter und wurde in ihrer Bauart bis heute nicht verändert.



Radrouten die durch Lemwerder führen:

Weser-Radweg
Deutsche Sielroute




Berne

I
n der südlichen Wesermarsch, wo die Berne in die Ollen mündet, an der Hunte und am Strand der Weser, dort liegt die beschauliche Gemeinde Berne. Landschaftlich geprägt durch die Marsch- und Moorlandschaft, gehörte das heutige Gebiet Bernes – gemeinsam mit dem der Nachbargemeinde Lemwerder – zur Bauernrepublik Stedingen. Doch im 13. Jahrhundert erhob sich der Zorn der Stedinger gegen den Landesherren Erzbischof Gerhard II. von Bremen aufgrund überzogener Abgabeforderungen und seines feudalherrschaftlichen Gehabes. Der Protest formierte sich bei einer Versammlung in der Berner St. Aegidiuskirche. In der Folge kam es zum Stedingerkrieg, in dessen Verlauf die Bauern bei der Schlacht bei Altenesch vernichtend geschlagen wurden. Im Jahre 1933 wurden Berne und Altenesch – das spätere Lemwerder – zu der Gemeinde Stedingen zusammengefügt. Aber das Bündnis hielt nur bis 1948. Seitdem gibt es wieder eine eigenständige Gemeinde Berne.
Und hier geht es heute sehr viel friedlicher zu. In Berne befindet sich eine Storchenstation, die sich um den Erhalt des Storchenbestandes kümmert. Inzwischen gibt es über 40 Horste für diese ehemals fast ausgestorbene Vogelgattung. Das ‚Venedig der Wesermarsch‘ eignet sich ausgezeichnet zum Radfahren am Deich oder auf der Radfernwegen ‚Weser-Rradweg‘, ‚Hunteweg‘ oder ‚Sielroute‘. Oder man probiert die Möglichkeit des ‚boot & bike‘ aus!

Sehenswertes:

Der Turm der Kirche St. Aegidius stammt noch aus dem 11. Jahrhundert. Um das Jahr 1240 wurde die damalige Sandsteinkirche abgetragen und dreischiffig im gotischen Stil wieder neu aufgebaut, um als ‚ewiges Denkmal‘ für die Schlacht bei Altenesch zu dienen. Im Jahre 1234 hatte dort das Heer des Erzbistums Bremen die Stedinger vernichtend geschlagen. In der St. Aegidiuskirche war es zuvor bei einer Versammlung der Stedinger Bauern wegen hoher Abgaben zu wütenden Protesten gegen den Landesherren Erzbischof Gerhard II. von Bremen gekommen. Diese mündeten dann in einem Aufstand und endeten schließlich im Stedingerkrieg.

Kanzel und Altar des Gotteshauses wurden im 17. Jahrhundert durch den bekannten Holzschnitzer Ludwig Münstermann gefertigt. Die Orgel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Ihre ältesten Register entstanden allerdings bereits im späten 16. Jahrhundert. Aufgrund der ausgezeichneten Akustik finden in der Kirche regelmäßig Orgelkonzerte statt.

Im Kern stammt die Marienkirche in Warfleth noch aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Der überwiegende Teil des heutigen Kirchengebäudes entstand allerdings erst rund 70 Jahre später. Das rote Backsteingebäude erhielt den Beinamen ‚Schifferkirche‘, da in Warfleth sehr viele Seefahrer beheimatet waren.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde in Neuenhuntorf die St.-Marien-Kirche erbaut. Das Gotteshaus wirkt von außen relativ schlicht, besitzt aber im Inneren eine interessante Deckenbemalung.

Umgeben von einem kleinen Park im Dorf Neuenhuntorf steht das gleichnamige Gut, das 1678 durch den Oberdeichgraf von Münnich als Adelssitz erbaut wurde. In den 1980er Jahren wurde das historische Anwesen aufwendig restauriert und dient heute als Gästehaus.

Der Bürger- und Heimatverein Berne betreibt in zwei Räumen des Dorfgemeinschaftshauses ein kleines Heimatmuseum, in der alte Gegenstände und Gerätschaften aus den letzten Jahrhunderten bewahrt werden. Zu der heimatkundlichen Ausstellung gehören eine Schusterwerkstatt sowie eine komplette Goldschmiedewerkstatt. Alle Geräte dürfen im Museum angefasst werden und die meisten sind auch noch funktionsfähig.

Wenn man auf der B212 zwischen Berne und Elsfleth unterwegs ist, nähert man sich irgendwann den beiden grünen Stahlfachwerktürmen der Hubbrücke Huntebrück. Sie wurde zwischen 1951 und 53 erbaut und überspannt die Hunte wenige Kilometer vor der Mündung in die Weser. Die von einem Brückenwärter betriebene Überführung kann in zwei Stufen auf 4 m bzw. 20 m angehoben werden, um größere Schiffe und Boote passieren lassen zu können. Geplant ist allerdings der Neubau einer Drehbrücke für die B212. Diese soll 2014 fertig gestellt sein. Was mit der denkmalgeschützten Hubbrücke danach geschehen soll, ist noch nicht geklärt. An ihrer derzeitigen Position wird sie aber wohl nicht stehenbleiben. Der Rückbau ist für 2015 geplant.



Radrouten die durch Berne führen:

Weser-Radweg
Hunte-Radweg
Deutsche Sielroute




Elsfleth

E
lsfleth gilt als eine der ältesten Orte an der Unterweser. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1220. Tatsächlich ist Elsfleth aber bereits viel älter. Man schätzt, dass es hier bereits im 9. Jahrhundert eine größere Siedlung gegeben hat, da es Hinweise auf eine Kirchengründung an diesem Ort gibt. Die beschauliche Stadt pflegt eine enge Verbundenheit zur Schifffahrt und zum Schiffsbau. In der Innenstadt finden sich mehrere Denkmale, die einen maritimen Bezug besitzen. Während des 19. Jahrhundert waren hier über 100 Schiffe stationiert. Es gab insgesamt 22 Redereien und 8 Segelschiffwerften. Heute ist hier noch der Dreimastschoner ‚Großherzogin Elisabeth‘ als Schulschiff stationiert und im Haus Elsfleth erzählt eine Ausstellung über die Vergangenheit der hiesigen Seefahrt.
Im Jahr 1624 war der Weserzoll eingeführt worden. Alle Schiffe auf der Unterweser mussten in Elsfleth ihre Waren verzollen – zum Ärger der Bremer. Erst 1820 wurde der Weserzoll wieder aufgehoben. Im ehemaligen Zollamt befindet sich heute das Rathaus, die Zollwarte befand sich auf dem heutigen Rathausplatz. Dort, wo die Hunte in die Weser mündet, sorgt das große Huntesperrwerk für den Hochwasserschutz des Hinterlandes. Eine Brücke führt auf die ehemalige Flussinsel Elsflether Sand, ein Paradies für Naherholungssuchende. Als in den 1960er Jahren ein fester Damm gebaut wurde, verlor der Elsflether Sand seinen Inselstatus.
Eine einzigartige Besonderheit stellt die Marschmoorlandschaft in Morriem mit ihrem etlichen unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhöfen und reetgedeckte Bauernhäusern dar. Die St.-Anna-Kirche in der Bauernschaft Bardenfleth ist die einzig erhaltene Ständerfachwerkkirche im Oldenburger Land.

Sehenswertes:

Am Rande der Fußgängerzone von Elsfleth steht am Nicolaiplatz die ehemalige Fischer-, Bauern- und Schifferkirche St. Nicolai. Sie ist neben der Evangelischen Stadtkirche in Freudenstadt (Schwarzwald) die einzige Winkelkirche Deutschlands. Der ältere Flügel, aufgrund der damaligen dänischen Herrschaft ‚Dänischer Flügel‘ genannt, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. 1575 erhielt er seinen Glockenturm. Der zweite, rechtwinklig zum ersten errichtete Flügel entstand als Platz für die Zöllner, die 1624 nach Elsfleth kamen, als der Weserzoll eingeführt wurde. Eine zweite Eigentümlichkeit der evangelischen Kirche sind die beiden übereinander angeordneten Fensterreihen, die den Eindruck eines zweistöckigen Gebäudes vermitteln. Sie wurden aber nur so angeordnet, um mehr Licht im Kircheninneren zu haben.

Auf dem vorgelagerten Nicolaiplatz wurden 2004 das Seemannsdenkmal und die Wempe-Uhr eingeweiht. Elsfleth pflegt eine enge Verbundenheit mit der Seefahrt und das Denkmal soll an die auf See gebliebenen Seeleute erinnern. Zu jeder vollen Stunde erklingt Musik und das Rauschen einer Wasserwelle aus einem Lautsprecher. Die Uhr ist dem Uhrmacher und Kaufmann Gerhard Dietrich Wempe gewidmet, der in Elsfleth das bedeutende Familienunternehmen Wempe begründete, welches inzwischen Niederlassungen u.a. in New York, Paris, London und Madrid besitzt, seinen Hauptsitz inzwischen allerdings nach Hamburg verlegt hat.

Im Jahre 1624 wurde in Elsfleth der Weserzoll eingeführt. Alle Schiffe auf der Unterweser mussten hier anlegen und ihre Waren in der Stadt verzollen. Auf dem heutigen Rathausplatz befand sich damals die Zollwarte. Das 1624 erbaute heutige Rathaus diente zunächst als Zollamt. Den Bremern war der Weserzoll natürlich ein Dorn im Auge, weil er die in der Hansestadt angelandeten Waren erheblich verteuerte. Auf Betreiben Bremens wurde der Weserzoll schließlich 1820 wieder aufgehoben. Das Zollamt diente später als Amtsgericht sowie Polizeistation und seit 1840 der Stadtverwaltung.

Neben dem historischen Rathaus fällt das Haus Visurgis mit seinem Dreistaffelgiebel und seinem Glockenspiel auf. ‚Visurgis‘ ist der Name einer Nautischen Kameradschaft, die in Elsfleth ansässig ist. Das Glockenspiel erklingt alle zwei Stunden am Tage als Dank und Erinnerung an alle Seeleute, die an Bord ihren Dienst leisteten und noch leisten. Es kann 13 verschiedene Melodien erklingen lassen.

Auf dem Rathausplatz erinnert ein Denkmal an Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels. Der ‚schwarze Herzog‘ entkam 1809 den Truppen Napoleons, als er mit Hilfe von Elsflether Schiffern auf die Hochseeinsel Helgoland flüchtete.

Wenn man Glück hat, dann kann man auf der Weser den Dreimastschoner ‚Großherzogin Elisabeth‘ sehen, der in Elsfleth seinen Heimathafen hat. Das heutige Segelschulschiff gehört seit 1982 der Seefahrtschule Elsfleth und ist häufig für Ausbildungsfahrten unterwegs. Zwischen Ostern und Oktober kann man am Wochenende auch einmal mitfahren und auf große Segeltörn gehen.

Der Gaffelschoner wurde nach der oldenburgischen Großherzogin Elisabeth von Sachsen-Altenburg (1826–1896) benannt. Sie lief 1909 aber zunächst unter dem Namen ‚San Antonio‘ im niederländischen Ablasserdam vom Stapel und diente anfänglich als Frachtsegelschoner. Als erstes Schiff ihrer Art war sie mit einem Dieselmotor ausgerüstet worden. In ihrer langen und bewegten Geschichte lief sie einmal auf den marokkanischen Strand auf und kenterte auch einmal bei Kopenhagen. Beide Male gelang es aber, das Schiff wieder flott zu machen.

Zwischen 1976 und 1979 entstand an der Mündung der Hunte in die Weser das Huntesperrwerk. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Hochwasserschutzes der Unterweser, insbesondere bei Sturmfluten. Durch zwei jeweils 26 m breiten Öffnungen kann der Schiffsverkehr das Sperrwerk passieren. Eine Rollklappbrücke überspannt das mächtige Bauwerk und führt auf die Flusshalbinsel Elsflether Sand. Ihre beiden über 30m langen Brückenteile können senkrecht nach oben geklappt werden, damit die Schiffe durchfahren können. Meist steht die Brücke hoch, denn der Schiffsverkehr besitzt hier absoluten Vorrang. Tagsüber zur jeweils vollen Stunde wird sie dann für fünf Minuten für Fußgänger und Radfahrer geöffnet.

Um das inzwischen stillgelegte Kernkraftwerk Unterweser in Spitzenlastzeiten zu unterstützen, wurde in den 1970er Jahren das Kraftwerk in Huntorf gebaut. Es wurde 1978 in Betrieb genommen und sollte auch die Notstromversorgung für das KKW übernehmen, falls es einen Stromnetzzusammenbruch gegeben hätte. Bei dem Kraftwerk Huntdorf handelt es sich um ein kombiniertes Druckspeicher- und Gasturbinenkraftwerk. Bemerkenswert ist, dass es das erste kommerziell genutzte Druckspeicherkraftwerk der Welt war. Mit einer zeitweiligen Leistung von bis zu 321 MW erzielt das Kraftwerk etwa 25% der Wirksamkeit eines herkömmlichen Kernkraftwerkes.

Bis in die 60er Jahre war der Elsflether Sand eine Weserinsel. Sie liegt auf der linken Seite des Stromes an der Mündung der Hunte.

Bei der verheerenden Julianenflut im Jahre 1962 wurde die Flussinsel stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie wurde in der Folge in den Weserdeich und damit in den Hochwasserschutz der Unterweser mit einbezogen. Seit dem führt ein fester Damm auf den Elsflether Sand, der damit zur Halbinsel wurde. Motorgetriebene Fahrzeuge sind hier verboten. Die nunmehr ehemalige Insel ist vier Kilometer lang und an seiner dicksten Stelle rund einen Kilometer breit. Das beliebte Naherholungsgebiet besitzt einen breiten Sandstrand und wird von Wanderern, Walkern, Inlineskatern und Fahrradfahrern gerne und viel genutzt. Mit dem Weserradweg und der Deutschen Sielroute führen zwei Radfernwege über die (Halb)-Insel. Ansonsten wird das Eiland zur Hälfte landwirtschaftlich genutzt. An der Huntemündung entstand nach der Julianensturmflut das Huntesperrwerk, dessen Brücke jeweils einmal pro Stunde kurzfristig für den Verkehr geöffnet wird. Ansonsten haben hier Schiffe Vorrang.

Das früher ‚Villa Steenken‘ genannte Haus Elsfleth ist seit 2010 eine Außenstelle des Schifffahrtsmuseum Unterweser in Brake. Die Bürgervilla entstand in den 1890er Jahren und beherbergt heute eine maritime Ausstellung, die sich u.a. mit der Schifffahrt auf der Unterweser und der Elsflether Heringsfischerei auseinandersetzt.

Die Moormarschsiedlung Morriem besteht aus 13 alten Fachwerkdörfern, die sich entlang eines 16 km langen Landstriches verteilen. In seiner Siedlungsform und seiner Kulturgeschichte ist Morriem einzigartig. Im 11. Jahrhundert begannen die Bauern, die Moorlandschaft urbar zu machen. Ihre Höfe errichteten sie dicht nebeneinander auf dem höher gelegenen Rand des Moores. Dann arbeiteten sie sich langsam in der sumpfigen Landschaft vor. So entstanden sehr schmale Grundstücke, die nur wenige Meter breit, aber bis zu acht Kilometern lang waren. Viele der bäuerlichen Fachwerkhöfe und Reetdachhäuser stehen unter Denkmalschutz. Morriem entstand als politische Einheit erst 1933, als die einzelnen Bauernschaften zu einer Gemeinde zusammengefügt wurden. Zu diesem Zeitpunkt lebten hier knapp 5000 Einwohner. Bereits 1974 verlor der Ort seine Eigenständigkeit wieder, als er nach Elsfleth eingemeindet wurde.

Graf Anton Günther von Oldenburg, der letzte der Oldenburger Grafen, setzte im 17. Jahrhundert den Weserzoll durch. An der damaligen Zollwarte, dem heutigen Rathausplatz, ließ er sich zwischen 1655 und 1657 auch ein Jagdschloss für sich erbauen. Das graue herrschaftliche Gebäude blieb lange im privaten Besitz, ehe es 1930 an die Stadt Elsfleth fiel, die es nach dem Zweiten Weltkrieg an eine Stiftung übertrug. Seit 1990 stand das Schloss jedoch leer und drohte zu verfallen. Nach einer umfangreichen Renovierung wird es seit 2006 als Bücherei sowie Bürger- und Kulturbüro genutzt. Auch das Standesamt unterhält in dem historischen Gemäuer ein Trauzimmer.

Die Dorfkirche in Bardenfleht ist die einzige Ständerfachwerkkirche im Oldenburger Land. Sie wurde 1620 erbaut und entging Anfang des 19. Jahrhunderts nur knapp dem Abriss, weil nicht genügend Geld für einen Neubau vorhanden war. Stattdessen wurde das Gotteshaus umfangreich renoviert und modernisiert. Bemerkenswert ist die 1731 entstandene tiefblaue barocke Deckenbemalung im Inneren der Kirche.



Radrouten die durch Elsfleth führen:

Weser-Radweg
Hunte-Radweg
Deutsche Sielroute




Brake (Unterweser)

A
n der linken Seite der Unterweser, genau gegenüber der langen Weserinsel Harriersand gelegen, befindet sich Brake. Die beschauliche Kreisstadt der Wesermarsch wird noch heute von der Seefahrt geprägt. So lautet der Slogan der Stadt dann auch ‚Das beste Stück Weser‘. Der Seehafen mit seinen riesigen, 90 m hohen Silos ist einer der bedeutendsten Umschlagplätze Norddeutschlands. Hier legen auch richtig dicke Ozeandampfer an. Im Jahre 1835 war Brake zum Freihafen erklärt worden. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Telegraph mit seinem mittig aufgesetzten Türmchen. Das Gebäude beherbergt heute das überregional bekannte Schifffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser. In der gemütlichen Innenstadt trifft man auf historische Handels-, Pack- und Lagerhäuser sowie auf imponierende Villen aus dem 19. Jahrhundert. Von der Promenade der Kaje legt die kleine Fußgängerfähre ‚Guntsiet‘ ab, die Ausflügler hinüber auf die Insel Harriersand bringt.
Die von der ländlichen Wesermarsch umgebene Stadt liegt an mehreren interessanten Radrouten. Neben den Radfernwegen Weser Radweg und Deutsche Sielroute führt der Radrundweg Unterweser in die reizvolle Umgebung mit seiner weiten, saftgrünen Landschaft und seinen vielen reetgedeckten Fachwerkhöfen.

Sehenswertes:

Direkt an der Weser steht mit dem Telegraphen das Wahrzeichen von Brake. Er diente einst der optischen Telegraphenlinie an der Weser. Hierbei wurden Nachrichten über größere Entfernungen mit Hilfe optischer Vorrichtungen von Turm zu Turm weitergeleitet. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die elektrische Telegraphie aufkam, wurden die optischen Telegraphenlinien wieder abgebaut.

Der rote Backsteinbau in Brake entstand erst 1846 und diente nicht lange dieser dann zügig überholten Übertragungstechnik. Er besitzt einen mittig aufgesetzten dreistöckigen Turm, von dem die Signale aufgefangen und weitergegeben wurden.

Seit 1960 beherbergt das historische Gebäude das Schifffahrtmuseum der oldenburgischen Unterweser, das die Schifffahrt in der Seehafenstadt Brake im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert. Hier sind allerlei nautische Exponate zu bewundern, wie Schiffsmodelle, Instrumente und Seekarten, Gallionsfiguren und Wrackteile. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Abteilung über Konteradmiral Karl Rudolf Brommy (1804 – 1860). Dieser war Befehlshaber der Reichflotte und mehrere Jahre in Brake stationiert.

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist im benachbarten Kaufmanns- und Reederhaus untergebracht. In dem Gebäude von 1808 ist eine Segelmacherwerkstatt sowie ein Schiffausrüsteladen zu sehen, wie er um 1900 in Brake bestanden hatte.

Die älteste Kirche Brakes ist die St. Bartholomäuskirche in Golzwarden. Der schlichte Backsteinbau mit dem separaten Glockenturm wurde im Jahre 1263 geweiht und besaß ursprünglich eine Arp-Schnitger-Orgel, von der aber nur noch der Prospekt erhalten geblieben ist.

Im Braker Ortsteil Hammelwarden steht mit der Friedrichkirche ein schlichter roter Ziegelbau. Die Dorfkirche entstand im 18. Jahrhundert als Nachfolgebau für eine baufällig und zu klein gewordene Holzkirche aus dem 13. Jahrhundert.

Nicht weit entfernt von der Fußgängerzone Brakes steht mit dem Fischerhaus ein besonderes Kleinod. Die Hofstelle wurde um 1731 erbaut und in den 1990er Jahren vollständig restauriert. Heute wird das Baudenkmal durch den Braker Heimatbund genutzt, der hier regelmäßig zu kulturelle Veranstaltungen einlädt.

Arp Schnittger (1648 – 1719) war einer der bedeutendsten und berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit. Er galt als der ‚Vollender der norddeutschen Barockorgel‘. Sein Wirkungskreis erstreckte sich von Hamburg bis ins niederländische Groningen. Er schuf über 100 großartige Orgelneubauten, von denen etwa 30 in ihrer Grundsubstanz noch erhalten sind. Die Instrumente des in Brake geborenen Schnittgers waren stilbildend für die nachfolgende Zeit.

Das Arp-Schnittger-Centrum in Schmalenfleth ist als Informations- und Kommunikationsraum gedacht, um an diesen großen Orgelbaumeister zu erinnern. Auf Schautafeln wird das Leben und das Werk Schnittgers dargestellt.

Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Braker Ortsteiles Kirchhammelwarden ist der 53 m hohe Wasserturm. Der auf achteckigem Grundriss stehende rote Backsteinturm wurde in den 1920er Jahren erbaut, ist aber inzwischen nicht mehr in Betrieb. Er besaß ein Fassungsvermögen von 300 m³ Wasser und einen Durchmesser von 11 m.



Radrouten die durch Brake (Unterweser) führen:

Weser-Radweg
Deutsche Sielroute




Stadland

Z
wischen Weser und Jadebusen liegt in der norddeutschen Wesermarsch die Gemeinde Stadland. Es wird vermutet, dass der Begriff ‚Stadland‘ auf die Stedinger zurückgeht, die nach der verheerenden Niederlage in der Schlacht von Altenesch im Jahre 1234 hierher in das sumpfige und schwer zugängliche Marschland geflohen waren. Unumstritten ist diese These jedoch nicht. Ein dichtes Netz von Kanälen und Gräben durchzieht heute diesen Landstrich. Pump- und Schöpfwerke regulieren den Wasserstand. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Rodenkirchen, die größte der ehemals vier selbstständigen Gemeinden, zu denen auch Schwei, Seefeld und Kleinsiel gehören. Stadland besitzt ein ausgedehntes Radwandernetz, auf dem man die weite und beschauliche grüne Moor- und Marschlandschaft am besten erfahren und entdecken kann.

Sehenswertes:

Die evangelische St.-Matthäus-Kirche wurde bereits im späten 12. Jahrhundert auf einer aufgeschütteten Wurt erbaut, noch bevor der Ort Rodenkirchen erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der ursprüngliche Kirchenbau war eine einfache Saalkirche aus Sandstein. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Querschiff angefügt, im 15. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zu der heutigen äußeren Form. Der bekannte Holzschnitzer Ludwig Münstermann schuf 1629 den figurenreichen Altar, der allerdings in den folgenden Jahrhunderten noch mehrfach überarbeitet wurde.

In der Mitte des Dorfes Schwei steht die 1615 bis 1617 erbaute St.-Secundus-Kirche, die weit über Grenzen hinaus bekannt ist für ihre wertvollen Kunstschätze. Der berühmte Holzschnitzer Ludwig Münstermann schuf gleich drei beeindruckende Werke für das Gotteshaus: die Kanzel, den Altar, von dem allerdings nur noch Reste erhalten sind und der Taufsteindeckel von 1618. Beeindruckend sind auch die 25 Gemälde an der Empore, die nach erfolgter Restaurierung wieder in voller Farbigkeit erstrahlen sowie der landesherrliche Kirchenstuhl mit dem Wappen des Grafen Anton Günther von Oldenburg.

Die Siedlung Seefeld entstand Mitte des 17. Jahrhunderts, als man durch das Eindeichen größere Flächen Land gewinnen konnte, welche vorher nicht urbar waren. 1675 errichtete man am Rande des Deiches die Dorfkirche im Stil des norddeutschen Barock. Von der alten Inneneinrichtung haben sich noch die Kanzel (1702), der Altaraufsatz (1691) sowie der Taufstein (1695) erhalten.

Das Wahrzeichen Seefelds ist die Windmühle. Sie wurde im frühen 19. Jahrhundert als Galerieholländer erbaut. Nach der Stilllegung verfiel das Gebäude zusehends, wurde aber in den 1980er Jahren aufwendig saniert und beherbergt heute ein Mühlencafé. Darüber hinaus dient sie häufig als Kultur- und Veranstaltungsort und bietet für Paare die Möglichkeit einer standesamtlichen Trauung.

Im Jahr 2004 wurde nach sechsjähriger Bauzeit der Wesertunnel zwischen Kleinensiel (Kreis Wesermarsch) und Dedesdorf (Kreis Cuxhaven) eröffnet. Er ist 1,6 km lang und liegt an seiner tiefsten Stelle 40 m unter NN. Da es nördlich von Bremen keine Brücke mehr über die Weser gibt, ist der Tunnel die einzige Möglichkeit, um die Weser zu queren, ohne eine Fähre zu benutzen. Der Wesertunnel besitzt zwei Röhren mit jeweils zwei Fahrspuren und ist Teil der geplanten Küstenautobahn A20. Täglich passieren rund 20.000 Fahrzeuge die Unterführung. Für Radfahrer und Fußgänger ist die Nutzung des Tunnels zwar verboten, aber es gibt einen Bus, mit dem auch Fahrräder auf die andere Seite der Weser transportiert werden können.

Das im Abser Sielhafen in Rodenkirchen beheimatete Segelschiff ‚Hanni‘ ist der originale Nachbau eines historischen Dielenschiffes. Diese Schiffsgattung, auch Butterschiff genannt, war früher in der Weserregion sehr verbreitet. Durch ihren geringen Tiefgang waren sie in der Lage, auch kleinere Kanäle zu befahren. So konnten auch abgelegene Bauernhöfe mit Gütern und Lebensmitteln beliefert werden.

Das historische Dielenschiff ‚Hanni‘ ist das einzige ihrer Art in Deutschland und daher eine besondere Attraktion. In den Sommermonaten zwischen Mai und September werden auf dem Segelschiff Törns rund um die Strohauser Plate, nach Bremerhaven, zu den Sielen und zu den Braker Pieranlagen angeboten.

Auf der Höhe von Rodenkirchen liegt auf der linken Weserseite die Insel Strohauser Plate. Sie ist 6 km lang und misst an ihrer breitesten Stelle 1,3 km. Die im 16. und 17. Jahrhundert entstandene Insel steht inzwischen vollständig unter Naturschutz, wird aber noch immer landwirtschaftlich genutzt. Die beiden verbliebenen Höfe stehen erhöht auf Wurten, um gegen Hochwasser bei Sturmfluten geschützt zu sein. Ansonsten ist die Strohauser Plate ein Vogelschutzgebiet und darf von Besuchern nur während einer geführten Exkursion betreten werden.

Im Jahr 1971 entdeckten Forscher in Hohnenknoop die älteste Moorsiedlung an der deutschen Nordseeküste. Nach Abschluss der archäologischen Untersuchung wurde 2005 ein rekonstruierter Nachbau des Haupthauses erstellt, der inzwischen zu einem beliebten Ausflugsziel geworden ist. Hier kann man nachvollziehen, wie die Menschen vor rund 3.000 Jahren in der Marsch gelebt haben.



Radrouten die durch Stadland führen:

Weser-Radweg
Nordseeküstenradweg
Deutsche Sielroute




Nordenham

D
ie ehemals ländlich geprägte Gemeinde ist heute die größte und bedeutendste Stadt in der Wesermarsch. Sie liegt am linken Ufer der Weser direkt an deren Mündung in die Nordsee. Erste Siedlungen gab es hier wohl bereits vor 2.700 Jahren. Diese wurden aber wegen der ständigen Bedrohung durch Sturmfluten wieder aufgegeben. Seit dem 1. Jhd. v. Chr. sind Siedlungen auf aufgeschütteten Wurten nachweisbar. Nordenham ist als Stadt noch relativ jung. Erst 1908 wurden die Stadtrechte verliehen. Mit der Moorseer Mühle, dem Museum Nordenham und dem historischen Kaufhaus in Abbehausen besitzt Nordenham drei sehenswerte Museen.

Sehenswertes:

Die heimatkundliche Ausstellung des Museums beschreibt die Menschheitsgeschichte in der nördlichen Wesermarsch sowie die Stadt- und Industriegeschichte Nordenhams. Sie basiert auf die Sammlung des Rüstringer Heimatbundes, hebt aber auch die Verbundenheit der Region mit der Schifffahrt hervor.

Das Museum Nordenham bewahrt zwei Versionen des ‚Bruderkussbildes‘. Die vom Künstler Hugo Ziegler geschaffenen Gemälde zeigen eine Enthauptungsszene, die auf besondere Weise den Stolz der Friesen darstellt.

Die Windmühle vom Typ Galerie-Holländer wurde 1840 erbaut und ist auch heute noch voll funktionsfähig. Sie besitzt einen hölzernen Oberbau und zwei Windrosen. Zu dem Mühlengebäudenensemble gehört das ehemalige Wohnhaus des Müllers, die Stallungen und mehrere landwirtschaftliche Nebengebäude. Der Komplex ist als Museum eingerichtet, in dem man die gesamte historische Mühlentechnik besichtigen kann und wissenswertes über die regionale Mühlengeschichte erfährt. Im Sommer ist am Dienstag und Mittwoch Backtag. Hier darf ein jeder in der alten Schaubäckerei eigenes Brot herstellen.

Neben der großen Holländermühle steht noch eine seltene Pluttermühle. Solche Mühlen waren klein und leicht. Sie wurden von Hand in den Wind gedreht und dienten meist der Be- und Entwässerung von Gräben und Feldern.

Im Jahre 1853 eröffnete Johann Hermann Büsig in Abbehausen einen Gemischtwarenladen – und dieses kleine Kaufhaus gibt es heute immer noch! Während das Obergeschoss als Museum eingerichtet ist, kann man im unteren Bereich immer noch Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens – von Süßwaren bis hin zu Fahrradersatzteilen – käuflich erwerben.

Aber interessanter ist das obere Stockwerk, in der noch eine alte Ladenzeile erhalten ist und wo es mehr als 4.000 Originalwaren aus der 150jährigen Geschichte des Geschäftes zu bestaunen gibt. Im Archiv werden sämtliche Geschäftspapiere und alte Herstellerkataloge bewahrt und in der Bibliothek stehen neben kaufmännischer Fachliteratur viele interessante heimatgeschichtliche Bücher.

In der Wesermarsch stehen neben dem in Grebswarden noch drei sogenannte Jedutenhügel: in Volkers und Schmalenfleth. Diese künstlich aufgeworfenen Hügel besitzen eine Höhe von bis zu 6 Metern und einen Durchmesser von 30 Metern. Sonst ist über diese Bodenerhebungen kaum etwas bekannt. Auch das Alter ist noch nicht erforscht, man schätzt die Entstehung auf die Wikingerzeit. Über den Grund dieser Erdaufschüttung kann bislang nur gerätselt werden. Vielleicht diente er als Wachhügel, Gerichtsstätte, Begräbnisort, Seezeichen, Alarmplatz oder Landmarke – man weiß es nicht!

Die evangelisch-lutherische Kirche in Blexen gehört zu den wenigen Gotteshäusern, die den Kirchenvater und Märtyrer Hyppolyt von Rom als Namenspatron verehren. Die Kirche, im Kern ein Saalbau im romanischen Stil, entstand im 11. Jahrhundert, wurde aber bis zum 14. Jahrhundert mehrfach aus- und umgebaut. Wesentliche Veränderungen stammen auch noch aus dem späten 19. Jahrhundert. So wirkt das Kirchengebäude, das zum Teil aus Backstein und zum Teil aus Sandstein besteht, recht uneinheitlich.

Die Inneneinrichtung entstammt noch aus dem frühen Barock. Bemerkenswert sind die Kanzel, der Orgelprospekt von 1685, die Emporen- und Deckenbemalung sowie der reich verzierte Altaraufsatz. Dieser wurde vom berühmten Holzschnitzer Ludwig Münstermann geschaffen, der in vielen Kirchen der Wesermarsch seine beeindruckenden Spuren hinterlassen hat.



Radrouten die durch Nordenham führen:

Weser-Radweg
Nordseeküstenradweg
Deutsche Sielroute




Butjadingen

F
ernab jeder Hektik endet die Wesermarsch im Norden auf einer geruhsamer Halbinsel, die auf der Karte so aussieht wie ein Robbenkopf: das Butjadinger Land. Es wird eingerahmt vom Jadebusen, der Innenjade und der Weser. Dementsprechend wird dieser gemütliche Landstrich geprägt durch saftig grünes Wiesenland sowie dem Nationalpark Wattenmeer, inzwischen von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Das Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel informiert ausführlich über diesen geschützten Lebensraum mit seinen regelmäßig wiederkehrenden Gezeiten. Die Form dieser Halbinsel hat sich übrigens erst in den letzten Jahrhunderten ausgeprägt, als man begann, das Land wirkungsvoll mit Deichen zu sichern. Davor war das Butjadinger Land ein Spielball der Sturmfluten und ständigen Veränderungen unterworfen war. Heute lädt das Butjadinger Land zu langen Spaziergängen auf dem Deich und am Strand ein oder zu ausgedehnten Fahrradtouren – aber nur, wenn kein starker Wind weht, denn der kann hier richtig weh tun!

Sehenswertes:

Am Fischereihafen von Fedderwardersiel befindet sich in einem denkmalgeschützen Gebäude aus dem Jahre 1846 das Nationalpark-Haus. Seit 2011 ist diese Einrichtung auch als offizielles Museum anerkannt. Schwerpunkte der interessanten und lehrreichen Ausstellung ist der Nationalpark und das UNESCO-Weltkulturerbe Wattenmeer mit seiner einzigartigen Flora und Fauna, die hiesige Fischerei, der Deichbau sowie die Siedlungsgeschichte Butjadingens. In einem Gezeitenmodell wird das Zusammenspiel von Sonne und Mond mit den Vorgängen in der Natur anschaulich verdeutlicht.

Die Küstenregion Butjadingens ist geprägt vom Wattenmeer und vom ewigen Rhythmus von Ebbe und Flut. Der Nationalpark Wattenmeer ist Refugium einer einzigartigen Flora und Fauna und inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe. In Burhave führt ein 200 m langer Holzsteg hinaus ins Watt und vermittelt dabei einmalige Ein- und Ausblicke in und über diese Naturlandschaft.

Gleich neben dem Wattensteg beginnt die Kunst Promenade. Der Bremer Professor Bernd Altenstein hatte 2007 zu einem Bildhauersymposium geladen. Sieben Künstler schufen dabei Skulpturen aus verschiedenen Materialien, die daraufhin zwischen Burhave und Fedderwardersiel an der Strandpromenade aufgestellt wurden.

In der platten Wesermarsch ist die Kirche von Langwarden kilometerweit zu sehen. Einst diente sie auch als Landmarke für die Seefahrt und als Vermessungspunkt. Der romanische Tuffsteinbau wurde im 12. Jahrhundert auf einer aufgeschütteten Wurt errichtet. Sehenswert ist die hervorragend erhaltene Orgel, deren Prospekt noch von 1650 stammt und wahrscheinlich von Hermann Kröger und seinem Gesellen Berendt Huss erbaut wurde.



Radrouten die durch Budjadingen führen:

Weser-Radweg
Nordseeküstenradweg
Deutsche Sielroute




Bremerhaven

D
ie Seestadt Bremerhaven liegt direkt an der Wesermündung und nennt sich die ‚einzige deutsche Großstadt an der Nordsee‘. Obwohl die Geschichte Bremerhavens noch recht jung ist, hat sich hier ein Welthafen und eines der bedeutendsten deutschen Exportzentren entwickelt. Das Überseehafengebiet und der Fischereihafen gehören zu den größten in Europa. Das Container-Terminal ist das größte zusammenhängende Container-Terminal der Welt. Bei einer Tour mit dem HafenBus oder eine Weserrundfahrt bekommt man einen Einblick in diese einzigartige maritime Welt. Im Stadtteil Mitte entstanden als neues touristisches Zentrum die Havenwelten. Zu den Attraktionen gehören das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, das Deutsche Schiffahrtsmuseum mit dem Museumshafen, das Historische Museum, das Deutsche Auswanderhaus, der Zoo am Meer, das Lloyd Mariana und das futuristisch anmutende ATLANTIC Hotel SAIL City. Das ‚Schaufenster Fischereihafen‘ im Süden der Stadt wartet mit einer Vielzahl von maritimen Geschäften und Restaurants, dem Museumsschiff FMS Gera und dem beeindruckenden Meerwasseraquarium im ‚Atlanticum‘ auf.
Gegründet wurde Bremerhaven allerdings erst 1827. Durch die zunehmende Versandung der Weser war die Schifffahrt nach Bremen schwierig geworden. So kaufte der damalige Bürgermeister Johan Schmid vom damaligen Staat Hannover das Gelände, auf dem sich heute Bremerhaven-Mitte befindet, um dort einen neuen Bremer Hafen anzulegen. Dieser wurde 1830 fertig gestellt. 1851 erhielt Bremerhaven das Stadtrecht. Zeitgleich entwickelte sich Geestemünde als preußische Konkurrenz im Süden Bremerhavens. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Bremerhaven zum größten Auswandererhafen entwickelt und in den 1920er Jahren entstand die rund 1000 m lange Columbuskaje, der ‚Bahnhof am Meer‘. Hier legten fortan die großen Linienschiffe in die USA, nach Südamerika und Australien ab. Und hier betrat der junge Elvis Presley als amerikanischer G.I. deutschen Boden, umjubelt von Tausenden von begeisterten, vornehmlich weiblichen Anhängern. Die Städte Geestemünde und Lehe, die zuvor als Stadt ‚Wesermünde‘ zusammengefasst wurden, wurden Mitte des 20. Jahrhunderts nach Bremerhaven eingemeindet.

Sehenswertes:

Das Deutsche Schiffahrtsmuseum (wird als Eigenname mit nur zwei ‚f‘ geschrieben) ist eine vielbesuchte Attraktion in der Seestadt. Es wurde 1975 eröffnet und dient als Forschungsmuseum auch wissenschaftlichen Arbeiten. Die Ausstellung gibt einen umfangreichen Überblick über die Geschichte der Schifffahrt sowie die Seefahrt in der heutigen Zeit. Zahlreiche Modelle verschiedenster Schiffsgattungen, technische Geräte und Ausrüstungsgegenstände vervollständigen den sehenswerten Rundgang. Besondere Attraktionen des Museums sind eine im Bremer Hafen gefundene Hansekogge von 1380 sowie der Fahrstand des früheren Seebäderschiffes ‚Wappen von Hamburg‘.

Bremerhaven-Deutsches Schiffahrtsmuseum3Zu dem Museum gehört auch der Museumshafen mit mehreren stolzen und betagten Wasserfahrzeugen. Hier liegen die ‚Seute Deern‘, auf der großen Dreimastbark von 1919 befindet sich heute ein Restaurant, der Bergungs- und Hochseeschlepper ‚Seefalke‘, der Binnenschlepper ‚Helmut‘, das Feuerschiff ‚Elbe 3‘, der Walfangdampfer ‚RAU IX‘, der Fracht- und Haffkahn ‚Emma‘ sowie das begehbare U-Boot vom Typ XXI ‚Wilhelm Bauer‘, das allerdings zum Technikmuseum gehört. An Land stehen neben dem Hafenbecken noch der Hafenschlepper ‚Stier‘, das Betonschiff ‚Paul Kossel‘, die Yacht ‚Diva‘ und das Tragflügelboot ‚WSS 10‘.

Der Museumshafen ist der letzte erhaltene Teilbereich des Alten Hafens. Dieser wurde 1827 – 30 zur Gründungszeit Bremerhavens als erster künstlicher Hafen der Stadt angelegt. Er besaß eine zu dieser Zeit stattliche Länge von 750 Metern und eine eigene Schleuse. Seit den 1890er Jahren wurde der Alte Hafen jedoch nur noch als Fischereihafen genutzt, ehe er 1935 zugunsten des Neuen Hafens ganz geschlossen wurde. Bereits 1926 war mit der Verfüllung begonnen worden, die zwischen 1960 und 1975 fortgesetzt wurde. Nur ein kleines Becken blieb für das Deutsche Schiffahrtsmuseum erhalten.

Als Anfang des letzten Jahrhunderts die Linienschifffahrt zunahm und die Passagierschiffe immer größer wurden, fehlte in Bremerhaven eine geeignete Anlegestelle für diese Ozeanriesen. So entstand an der Außenweser bis 1927 die rund 1000 m lange Columbuskaje, auch Columbusbahnhof genannt. Die Kaje wurde nach der ‚Columbus‘ benannt, dem damalige Flaggschiff des Norddeutschen Lloyds. Die Columbus steuerte Bremerhaven regelmäßig an und hatte bis dahin keinen geeigneten Liegeplatz.

An der Columbuskaje legten nun auch viele der Dampfschiffe an, die die immer noch zahlreichen Auswanderer in die USA und nach Australien brachten. Auf dem neu erbauten Bahnhof konnten die Passagiere direkt von der Bahn auf das Schiff umsteigen.

Nachdem die Anlage im Zweiten Weltkrieg weitgehend niedergebrannt war, wurde sie bis 1952 wieder neu aufgebaut. 1958 stieg Elvis Presley als amerikanischer G.I. an der Columbuskaje aus, umjubelt von Tausenden von Fans.

In der Zwischenzeit hat die Bedeutung der Linienschifffahrt über die Ozeane fast vollständig abgenommen. Der Einsatz von Flugzeugen machte die lange und beschwerliche Reise ungleich schneller und angenehmer. So legen heute an der langen und geschichtsträchtigen Columbuskaje fast nur noch Kreuzfahrtschiffe an und der Bahnhof wird nur noch von wenigen Sonderzügen bedient.

Auf dem Areal des Überseehafens befindet sich die historische Kaiserschleuse. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Schiffe immer riesiger wurden, musste man diesen erhöhten Abmessungen auch bei den Hafenschleusen Rechnung tragen. So entstand zwischen 1892 und 1896 die Kaiserschleuse, die mit 223 m Länge, 45 m Kammerbreite und einer Tiefe von 7 m zum Zeitpunkt ihrer Einweihung die mit Abstand größte Schleuse der Welt war.

Gemeinsam mit der Nordschleuse sorgt sie dafür, dass die Dockhäfen als Teil des Überseehafens tideunabhängig sind. In diesem Hafenbereich wird der wesentlichste Teil des gesamten deutschen Automobilumschlags abgewickelt. Außerdem befinden sich hier zwei Schiffswerften.

Die Kaiserschleuse wurde zwischen 2007 und 2011 auf eine Länge von 305 m und eine Durchfahrtsbreite von 55 m vergrößert und gehört damit immer noch zu den größten Schleusenbauwerken der Welt.

Die 1931 eingeweihte Nordschleuse verbindet die Häfen der Seestadt Bremerhaven mit der Weser. Gemeinsam mit der Kaiserschleuse sorgt sie dafür, dass die Dockhäfen als Teil des Überseehafengebietes tideunabhängig sind. In diesem Bereich des Hafens wird der wesentlichste Teil des gesamten deutschen Automobilumschlags abgewickelt. Außerdem befinden sich hier zwei Schiffswerften.
Schon lange war der Bau einer neuen Schleuse dringlich gewesen, da die Ozeandampfer immer riesiger wurden und insbesondere der Norddeutsche Lloyd darauf drängte, seine beiden Fahrgastschiffe ‚Bremen‘ und ‚Europa‘ zu den Dockanlagen durchschleusen zu können. Mit einer Länge von 375 m, einer Kammerbreite von 60 m und einer Fahrwassertiefe von 14,5 m gehört die Nordschleuse noch heute zu den größten Schleusenanlagen der Welt.
Neben der Schleuse befindet sich eine Drehbrücke für Eisenbahnen und Autoverkehr. Auch sie entstand 1931 und führt über den Verbindungskanal zwischen dem Wendebecken und den Kaiserhäfen. Sie ist zurzeit noch die größte Eisenbahn-Drehbrücke Deutschlands. Im Zuge der zukünftigen Umgestaltung der Columbuskaje gilt aber ein Rückbau der Bahnanlagen als wahrscheinlich. Das benachbarte Bahn-Stellwerk und die beiden Maschinenhäuser der Nordschleuse stehen unter Denkmalschutz.
Aus übereinander gestapelten Containern entstand in unmittelbarer Nähe der Schleuse eine Aussichtsplattform, von der aus der Schleusenbetrieb und das Treiben auf dem benachbarten Containerterminals gut beobachtet werden kann.

Das ausgedehnte Containainer-Terminal im Norden der Seestadt Bremerhaven gehört zu den größten und wichtigsten Containerumschlagplätzen der Welt. Er wurde zwischen 1968 und 1971 gebaut und besaß zunächst eine 700 m lange Kaje an der Mündung der Weser. Bereits nach wenigen Jahren reichte die Kapazität nicht mehr aus und das Terminal wurde sowohl nach Süden als auch nach Norden erheblich erweitert, so dass 1983 das größte Container-Terminal Europas entstanden war. Dennoch blieben die Kapazitäten für den stark wachsenden Bedarf zu klein. Zwischen 1994 und 1996 erfolgte ein weiterer Ausbau zum Container-Terminal III. Zwischen 2004 und 2008 entstand dann das Container-Terminal IV. Die Fahrrinne der Außenweser wurde auf 14 m vertieft, damit auch die größten Containerschiffe tideunabhängig die Kaje anfahren können.
Die gigantische Fläche des jetzigen Container-Terminals erstreckt sich nunmehr auf 3 Mio m², was einer Fläche von rund 360 Fußballfeldern entspricht. Die Stromkaje besitzt inzwischen eine Länge von 4930 m und bietet damit 14 Containerschiffen gleichzeitig einen Liegeplatz. Seit dem letzten Ausbau ist das Container-Terminal Bremerhaven das größte zusammenhängende Container-Terminal der Welt.

Der Alte Leuchtturm am Neuen Hafen ist das Wahrzeichen der Seestadt Bremerhaven. Der 40 m hohe Turm wurde 1853 – 1855 im Stil der norddeutschen Backsteingotik erbaut. Zunächst wurde das Leuchtfeuer mit Gas betrieben. 1925 erhielt er dann elektrisches Licht, seit 1951 blinkt es automatisch im Gleichtakt: zwei Sekunden an, zwei Sekunden aus. Der Leuchtturm, der auch Simon-Loschen-Turm oder kurz Loschenturm genannt wird, ist noch heute in Betrieb.

Als Bestandteil der ‚Havenwelten‘ eröffnete 2009 am Alten Hafen das ‚Klimahaus Bremerhaven 8° Ost‘. Auf der riesigen Ausstellungsfläche von 11.500 m² wird in vier Bereichen das Thema ‚Klima und Klimawandel‘ behandelt. Die vier Abteilungen heißen ‚Reise‘, ‚Elemente‘, ‚Perspektiven‘ und ‚Chancen‘.

Der von der Fläche her größte Bereich ist die Reise. Der Besucher kann dabei virtuell auf dem östlichen 8. Längengrad, auf dem Bremerhaven liegt, rund um die Erde reisen. Dabei schreitet er durch neun verschiedene Stationen, bei denen Temperatur und Feuchtigkeit den jeweiligen Originalorten angepasst sind. In der Antarktis und in Alaska friert man bei Minustemperaturen, im Niger und in Kamerun schwitzt man bei bis zu 35°C.

In den anderen Ausstellungsbereichen werden beispielsweise die Fragen behandelt, wodurch das Klima und das Wetter beeinflusst werden, wie das Klima in der Vergangenheit aussah und in Zukunft aussehen wird und welche Handlungsmöglichkeiten es für den Menschen noch gibt. Dabei werden auch aktuelle Erkenntnisse der Klimaforschung präsentiert.

Bereits bei der Konzeption des Klimahauses hatte man versucht, den Energiebedarf so gering wie möglich zu halten. So werden beispielsweise die natürliche Sonneneinstrahlung und die Zirkulation der Innenluft für die Belüftung und die Klimatisierung genutzt.

Das Historische Museum Bremerhaven geht auf die Sammlung eines Heimatbundes zurück, die es bereits im 19. Jahrhundert gab. Lange nannte sich das Museum in Anlehnung an den Vereinsnamen ‚Morgenstern-Museum‘. Zu der Sammlung gehörten vor allem archäologische und volkskundliche Objekte.

Am Ufer der Geeste entstand 1991 ein neues Museumsgebäude, das seitdem ein völlig neues Museumskonzept verfolgte. Auf einer Fläche von fast 5000 m2 beschreiben sieben Unterabteilungen die Geschichte Bremerhavens von den ersten menschlichen Siedlungsspuren vor etwa 120.000 Jahren bis zu den 1960er Jahren unserer Zeit und geht dabei auch auf die Hochseefischerei und den Schiffbau ein. Teil der Ausstellung ist auch die Gemäldegalerie.

Neben der ständigen Ausstellung werden auch regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen gezeigt. Darüber hinaus werden hier auch häufig Vorträge und Konzerte veranstaltet.

Über viele Jahrzehnte hinweg war Bremerhaven der größte europäische Auswandererhafen. Mehr als 7 Mio. Menschen verließen zwischen 1830 und 1974 die alte Heimat, um im fernen Amerika ihr Glück zu suchen. Vom Tellerwäscher zum Millionär – dieses geflügelte Wort lockte viele in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Das Historische Museum Bremerhaven hat als dezentrales Projekt der EXPO 2000 die Deutsche Auswanderer-Datenbank geschaffen. Auf der Grundlage der Passagierlisten, die zum größten Teil noch existieren, wird versucht, möglichst viele Informationen über die Auswanderer zu sammeln. Etwa 5 Millionen Menschen, die vor 1939 Europa verlassen haben, sind auf diese Weise bereits erfasst worden. An zwei Terminals können Besucher des Historischen Museums selber kostenfrei nach diesen Personen recherchieren.

Das ‚Schaufenster Fischereihafen‘ ist eine maritime Erlebniswelt rund um die Themen ‚Fisch‘ und ‚Meer‘. Der älteste Bremerhavener Fischereihafen entstand Ende des 19. Jahrhundert auf Anordnung der preußischen Regierung. Heute liegt hier das Museumsschiff FMS Gera, Deutschlands einziges schwimmendes Hochseefischerei-Museum. 1907 entstand am Hafenbecken die Packhalle IV. Nach einer umfassenden Sanierung siedelten sich hier gehobene Fischrestaurants, urgemütliche Hafenkneipen, Geschäfte mit Fischfeinkost und maritimer Zubehör und ein Theater an.

Ein besonderer Anziehungspunkt mit seinem 150.000 l fassenden Meerwasseraquarium ist das Atlanticum. Es wurde Mitte der 1990er Jahre als informatives Erlebniszentrum eingerichtet. Hier kann man die in der Nordsee und im Nordatlantik beheimateten Meerestiere beobachten, wie beispielsweise den Katzenhai, Kabeljau und Scholle oder den Hummer. Ein Tunnel führt quer durch das Aquarium und vermittelt so auch einen Blick von unten in die faszinierende Welt des Meeres.

1960 lief auf der Penewerft in Wolgast der Trawler ‚Gera‘ vom Stapel. Bis 1990 wurde er vom ‚Fischkombinat Rostock‘ in der damaligen DDR betrieben. Alle anderen Seitentrawler sind inzwischen verschrottet. Das Fischereimotorschiff ‚FMS Gera‘ blieb als einziges Schiff ihrer Art erhalten und befindet sich nun als Außenstelle des Historischen Museums Bremerhaven im Fischereihafen I. Sie misst eine Länge von 65,5 m und besitzt 942,9 BRT. Seitentrawler werden so genannt, weil ihre Netze nur über die Steuerbordseite ausgesetzt wurden. Die ‚Gera‘ ist noch in der Originalausstattung erhalten und bietet daher ein sehr anschauliches Bild von der Arbeit der Fischer auf hoher See. Von den Fangnetzen auf Deck über die Maschinenanlage und die Kapitänskammer bis zur Kombüse sieht noch alles so aus, als würde der Trawler bald wieder in See stechen.

Die ‚Gera‘ ist Deutschlands einziges schwimmendes Hochseefischerei-Museum. Eine Ausstellung mit Fotos und Dokumentarfilmen verdeutlicht den beschwerlichen und körperbetonten Arbeitsalltag an Bord.

Die gezeigten Gegenstände im Museum der 50er Jahre gehen auf eine Sammlung der Historikerin und Psychologin Kerstin von Freytag Löringhoff zurück. In einer ehemaligen Garnisonskirche auf dem Gelände der ehemaligen Carl-Schurz-Kaserne fand die Sammlung seit 2005 eine neue feste Bleibe. Inzwischen werden auf einer Ausstellungsfläche von 500 m2 über 1000 große und kleine Utensilien, Geräte, Güter und Gebrauchsgegenstände gezeigt, die die Lebensverhältnisse in dieser Zeit dokumentieren und verdeutlichen.

Über viele Jahrzehnte hinweg war Bremerhaven der größte europäische Auswandererhafen. Mehr als 7 Mio. Menschen verließen zwischen 1830 und 1974 die alte Heimat, um im fernen Amerika ihr Glück zu suchen. Vom Tellerwäscher zum Millionär – dieses geflügelte Wort lockte viele in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Das Deutsche Auswandererhaus am Neuen Hafen behandelt als Museum die Auswanderung Deutscher in die USA. Ein Rundgang führt den Besucher zu den verschiedenen Stationen einer Auswanderung. Dabei hat er kostenlosen Zugang zu verschiedenen Datenbanken, um selber nach bestimmten ausgewanderten Personen recherchieren zu können.

Seit 2012 behandelt das Museum in einer neuen Abteilung auch die Einwanderung nach Deutschland seit dem 18. Jahrhundert bis heute.

Das europäische Museumsforum zeichnete das Deutsche Auswandererhaus im Jahre 2007 mit dem Preis ‚Europäisches Museum des Jahres‘ aus.

Der kleinste öffentliche Zoo Deutschlands geht auf die ehemaligen ‚Tiergrotten‘ zurück, die in Bremerhaven seit 1928 bis 2000 ein beliebtes Ausflugsziel waren. Der Zoo am Meer wurde als Themenzoo vollständig neu konzeptioniert und befindet sich direkt am Weserdeich nahe dem Großen Leuchtturm. Den Schwerpunkt bilden weiterhin die Meerestiere sowie im und am Wasser lebende Tiere, wie Eisbären, Robben und Pinguine. Unter den fast 50 verschiedenen Arten befinden sich aber auch Schimpansen und Pumas. Eine Aussichtsplattform innerhalb des Zoogeländes bietet darüber hinaus einen Blick auf die Wesermündung und die hier vorbeifahrenden Schiffe.

Direkt am Weserdeich, mitten im Hafengebiet der Seestadt Bremerhaven, steht seit 2008 das markante Vier-Sterne-Hotel ‚ATLANTIC Hotel SAIL City‘. Das moderne, 147 m hohe Gebäude wurde in Form eines riesigen Segels gestaltet. Es besitzt insgesamt 23 Etagen, wobei die oberen Stockwerke als Büroflächen vermietet sind. In der 20. Etage besitzt das Bauwerk eine eintrittspflichtige Besucherterrasse, die auch von außen zugänglich ist.

In Bremerhaven heißt sie eigentlich nur ‚Große Kirche‘. Immerhin ist der Turm mit der spitzen Haube 86 m hoch und damit schon von Weitem zu sehen. Der Kirchturm ist auch der einzige Gebäudeteil, der den Zweiten Weltkrieg halbwegs unbeschadet überstand. Ein Bombentreffer zerstörte 1944 den alten dreischiffigen Bau. Dieser war zwischen 1853 und 1855 im neugotischen Stil entstanden. Der Wiederaufbau war dann 1960 vollendet worden. Schon zuvor war die Seefahrerkirche zu Ehren des Stadtgründers, Bürgermeisters und Pastors in ‚Bürgermeister Schmid Gedächtniskirche‘ umbenannt worden. Johann Smid (1733 – 1857) war es auch, der die Kirche 1855 eingeweiht hatte.

Die historische Innenausrüstung ging im Krieg verloren. Beachtenswert sind dennoch die Glasfenster im Chor, die Ende der 1950er Jahre von Gottfried von Stockhausen entworfen wurden. Das Kirchengebäude wird heute von einer Vereinigten Protestantischen Gemeinde, bestehend aus Lutheranern und Reformierten Gemeindegliedern, genutzt.

Ein markantes Bauwerk Bremerhavens ist der 107 m hohe Richtfunkfurm, oftmals fälschlich auch als Radarturm bezeichnet. Er wurde zwischen 1962 und 1965 erbaut und dient dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven unter anderem als Sende- und Empfangsanlage für den Seefunk, den Pegeldatenfunk und für Richtfunkverbindungen.

Der Stahlbetonturm besitzt auf 59 Metern Höhe eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform, von der man einen großartigen Überblick über die gesamte Seestadt und die Wesermündung hat.

Lehe war einst eine selbständige Stadt, ehe sie 1947 nach Bremerhaven eingemeindet wurde. Das heute unter Denkmalschutz stehende alte Rathaus Lehes wurde 1865 im klassizistischen Stil gebaut, diente zunächst jedoch als Armen- und Waisenhaus. Im Zuge des Historismus wurde das Gebäude 1887 neugotisch verziert. Im Jahre 1907 folgten ein dreistöckiger Anbau und der Aufsatz des kleinen Türmchens. Zwischenzeitlich hatte das Rathaus auch einer Artilleriekaserne als Quartier gedient.

Nach dem Verlust der Selbstständigkeit wurde das historische Gebäude durch die Justiz genutzt. Einige Räume dienen auch dem Jugendamt sowie dem Betreuungsverein Bremerhaven.

Im 19. Jahrhundert entstand im Leher Stadtteil Speckenbüttel ein hübscher Park mit reichem Eichenbestand. Mit seinem Reitplatz und der Rennbahn wurde der 75 ha große Speckenbütteler Park ein beliebtes Ausflugsziel. Den Eingang zum Park markiert auch heute noch ein markantes Tor, welches 1896 im Stil des Historismus erbaut wurde. Das massiv wirkende Gebäude mit dem großen Torbogen erinnert mit seinen Türmchen an eine romantische mittelalterliche Burganlage.

Als Bremerhaven im 19. Jahrhundert gegründet wurde, war das benachbarte Geestemünde noch eine selbstständige, zu Hannover gehörende Stadt. Als Konkurrenz zu Bremerhaven wurde in den 1850er Jahren ein eigener Seehafen angelegt. Über den Hauptkanal wurde 1861 eine Drehbrücke erbaut, die heute Bremerhavens älteste noch bestehende bewegliche Brücke ist. Die mit 45 m relativ lange Stahlbrücke besteht aus zwei Flügeln, die ihren Drehpunkt in der Mitte haben. Sie steht inzwischen unter Denkmalschutz und wird immer noch für die Durchfahrt von Sportbooten betrieben.

Der Kunstverein Bremerhaven von 1886 e.V. besitzt mit dem Kunstmuseum und der Kunsthalle gleich zwei große Häuser. In der Kunsthalle werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Im Erdgeschoss gibt es zudem ein Kabinett für zeitgenössische Kunst. Im Jahre 2007 eröffnete das Kunstmuseum neu. Auf drei Stockwerken wird hier die Sammlung des Kunstvereins gezeigt. In einzelnen Künstlerräumen werden dabei Werke eines Künstlers oder einer Künstlergruppe separat beleuchtet. Teilweise wurde diese Räume auch durch die jeweiligen Künstler mitgestaltet.

Bei der Ausstellung im PHÄNOMENTA Science Center kann man sich auf insgesamt 80 Experimentierstationen mit den Geheimnissen aus Naturwissenschaft und Technik auseinandersetzen. Das Forschen und das Entdecken stehen im Mittelpunkt. Groß und klein sollen mit Spaß und Freude interessanten Phänomenen auf die Spur kommen. Man kann sich beispielsweise seine eigene Handcreme herstellen oder sich ein Cent-Stück vergolden lassen.

Eine besondere Attraktion ist der Fahrstuhl-Simulator, der die Besucher 5.500 m tief in die Erde in einen Salzstock weit unter der Weser bringt.

Verbrechen lohnt sich nicht – ein Besuch im Polizeimuseum schon! So wird im ehemaligen Polizeigefängnis mit verschiedenen Exponaten, Schautafeln und Fotografien auf rund 100 m2 eine interessante Ausstellung gezeigt, die die Rolle der Polizei bei der Verbrechensbekämpfung verdeutlichen soll. Das Anschauungsmaterial beinhaltet auch eine Waffensammlung aus bekannten Kriminalfällen. Ziel des Museums ist es, aufzuklären, zu informieren und das Verhältnis zwischen Polizei und Bürgern zu verbessern. Und vielleicht hilft die Atmosphäre der Ausstellung ja auch, den einen oder anderen von einer kriminellen Karriere abzuhalten…

Das Museum richtet sich an alle interessierten Bürger ab 14 Jahren. Führungen werden für 8 – 15 Personen angeboten. Eine Anmeldung vor dem Besuch ist erforderlich.

Am Speckenbütteler Park betreibt der Bauernhausverein bereits seit 1908 ein liebevoll gepflegtes Freilichtmuseum. Das Gelände besteht aus einer Geesthof-Anlage, dem Marschenhaus sowie eine Bockwindmühle.

Der Geesthof wurde ursprünglich 1629 erbaut und 1910 an seine jetzige Position umgesetzt. Nach und nach wurde der Hof mit Altenteilerhaus, Scheune, Schafstall, Backhaus, Güpelhaus und Moorkate ergänzt. Das Marschenhaus ist ein rekonstruierter Nachbau des Originalgebäudes von 1731, dass bei einem Feuer vernichtet wurde. Auch die Bockwindmühle ist nicht das erste Mühlengebäude auf dem Museumsgelände, die beiden Vorgängerbauten fielen ebenfalls einem Brand zum Opfer.



Radrouten die durch Bremerhaven führen:

Weser-Radweg
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Nordseeküstenradweg




Geestland

D
irekt im Norden der Seestadt Bremerhaven liegt die Kleinstadt Langen. Obwohl bereits 1139 erstmals erwähnt, blieb Langen zunächst über Jahrhunderte nur eine kleine zum Amt Bederkesa gehörende Bauernschaft. Erst im 20. Jahrhundert erhöhte sich die Einwohnerzahl Langens deutlich, bedingt durch die Nähe zu Bremerhaven und die Fusionierung mit der Samtgemeinde Neuenwalde. Seit 1990 trägt Langen sogar die Bezeichnung ‚Stadt‘. Im Jahre 2015 fusionierte Langen mit der Samtgemeinde Bederkesa zur Stadt ‚Geestland‘. Die neu gebildete Stadt besitzt einen direkten Zugang zur Nordsee,  denn der Stadtteil Imsum liegt direkt hinter dem Deich der Außenweser.

Sehenswertes:

Die evangelische Dorfkirche von Debstedt wurde um 1200 im spätromanischen Stil auf einer aufgeschütteten Wurt erbaut. Der einschiffige Bau wurde aus starkem Felssteinmauerwerk errichtet.

Im Jahre 1912 vernichtete in Debstedt eine Feuerkatastrophe fast 30 Häuser. Auch die Kirche wurde stark beschädigt. Heute ist von der ursprünglichen Bausubstanz noch der Kirchturm, die Südseite vom Schiff und vom Chor sowie die Ostwand erhalten. Das restliche Kirchengebäude wurde etwas größer wieder neu aufgebaut.Der verzierte bronzene Taufkessel stammt noch von 1497, musste aber nach dem Brand restauriert werden. Der Großteil der Inneneinrichtung ging dabei allerdings unwiederbringlich verloren.

Vom Ochsenturm hat man einen prächtigen Ausblick über das Watt und die Außenweser mit ihren weit entfernt vorbeifahrenden Schiffen. Für die Schifffahrt ist der rote Backsteinturm auch heute noch eine wichtige Landmarke.

Erbaut wurde der Ochsenturm im Jahre 1215 als Teil einer Kirche. Im 19. Jahrhundert schlug jedoch ein Blitz in das Gotteshaus ein und beschädigte es dabei schwer. Man entschloss sich, das Kirchenschiff abzutragen und die Kirche im benachbarten Wedderwarden wieder neu aufzubauen. Nur der Turm der alten Kirche blieb erhalten. Er steht auch heute noch inmitten des alten Friedhofes, dessen ältesten Grabsteine noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.

 

Hinter der Szenerie: Die Entscheidung der Ochsen

Die Dorfältesten von Dingen, Wedderwarden und Lepstedt beschlossen in trauter Einigkeit, eine gemeinsame Kirche zu bauen. Aber über den Standort war man uneins! Jeder wollte die Kirche im eigenen Dorfe wissen, keiner wollte jeden Sonntag ins Nachbardorf wandern. Da kam ein Wurster auf die Idee, ein Ochsenpaar zwischen den drei Dörfern laufen zu lassen. Dort, wo sich die Tiere niederlegen würden, dort solle die neue Kirche entstehen. So geschah es. Und obwohl das Gotteshaus die Zeiten nicht überstand, so blieb der Kirchturm bis heute stehen! Im Gedenken an diese Begebenheit heißt der Turm noch heute ‚Ochsenturm‘.


Die alte romanische Feldsteinkirche von Holßel wurde im Jahre 1111 erbaut. Der auffällig spitze Turm wurde allerdings erst 1896 fertig gestellt. Seit dem 16. Jahrhundert gehört das Gotteshaus zu der evangelisch-reformierten Gemeinde.

Hymendorf wurde 1829 als Moorkolonie gegründet und angelegt. Es entstanden lange, gerade Wege und ein Kanalnetz zur Entwässerung des Bodens. Die Hauptkanäle wurden durch die Torfkähne als Transportwege genutzt.

Der Nachbau einer alten Moorkate erinnert heute an diese entbehrungsreiche Zeit. Solche Katen stellten die allererste Hausform dar, die die Moorbewohner damals nutzten. Die Moorkate ist inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel für Urlauber und Naherholungssuchende geworden.

Das Benediktinerinnenkloster Neuenwalde wurde 1334 erbaut und bestand neben der Klosterkirche aus einem Gebäudekomplex mit Mühle. Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1500 musste das gesamte Kloster neu aufgebaut werden. Im Zuge der Reformation wurde das Konvent im 16. Jahrhundert protestantisch und dient auch heute noch als evangelisches Damenstift.

Als Bülzenbett wird ein steinzeitliches Großsteingrab zwischen Sievern und Holßel bezeichnet. Die Megalithanlage entstand zwischen 3.500 und 2.800 v.Chr. Sie bestand ursprünglich aus 55 Steinen, von denen 33 noch erhalten sind. Die Steinblöcke fassen eine 8 x 5 m große Kammer, deren Innenraum etwa 2,5 x 6 m misst.

Nördlich von Sievern befindet sich ein runder Ringwall von etwa sechs Metern Höhe und knapp 60 Metern Durchmesser. Über die Geschichte der ehemaligen Burg muss viel gemutmaßt werden, denn die Faktenlage ist recht dünn. Die mittelalterliche Burg besaß wahrscheinlich bereits eine steinerne Befestigung und stammte wohl aus der Zeit um 1000. Sie bestand aus Vor- und Hauptburg und war mehrfach durch Wälle und Gräben gesichert. Die Gräben der damals Sieverdesborg genannte Anlage wurde von der Sieverner Aue gespeist, die zu dieser Zeit sogar schiffbar gewesen ist. Vermutlich wurde die Burg im 13 Jahrhundert von den Wurster Friesen zerstört und nach einem Wiederaufbau im 14. Jahrhundert endgültig geschleift. Der Name ‚Pipinsburg‘ tauchte erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts auf, als die Wehranlage schon lange nicht mehr bestand.

Einen Kilometer östlich befindet sich eine weitere Wallanlage. Die Heidenschanze, in alten Dokumenten auch als Karlsburg bezeichnet, ist sogar wesentlich älter als die Sieveringsborg.

Im Heimatdorf Debstedt ist neben der Dionysiuskirche auch das Heimatmuseum sehenswert. In dem alten niedersächsischen Bauernhaus werden über 2000 Gegenstände aus der bäuerlichen Kultur und des ländlichen Handwerks gezeigt. Zum Museum gehören auch ein Backhaus, ein Bienenstand sowie ein Pferdegöpel.

Im ehemaligen Amtshaus des Alten Klosters hat der Verkehrsverein Neuenwalde ein umfangreiches heimatkundliches Museum eingerichtet. Die Ausstellung zeigt bäuerliche Gerätschaften, Werkzeuge, altertümliches Spielzeug, historischer Schmuck, Kleidung, einen Ackerwagen und eine Kutsche. Eine alte Bauernküche und ein Wohnzimmer zeugen von den früheren Lebensumständen auf einem ländlichen Hof. Zahlreiche präparierte Tiere geben einen Überblick über die heimische Fauna. Ergänzt wird die Ausstellung von zahlreichen Dokumenten, Fotos und Gemälden.

Als John Wagener im Jahre 1876 starb, gaben ihm 6.000 Personen das letzte Geleit. Wagener war amerikanischer Brigadegeneral und Bürgermeister der Stadt Charleston. Die Gründung mehrerer Vereine, einer deutschen Zeitung, einer Kirche und einer Schule gehen auf seine Initiative zurück. Geboren wurde er 1831 als Johannes Andreas Wagener im niedersächsischen Sievern, wo er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren wanderte er nach Amerika aus und fand dort eine neue Heimat, ohne dass er seine Herkunft jemals verleugnete.

Das John Wagner Haus widmet sich der Auswanderergeschichte dieser Region. Das Museum befindet sich in einem reetgedeckten, typischen niedersächsischen Bauernhaus. Die Ausstellung beschreibt, wie beschwerlich und entbehrungsreich das Leben auf dem Lande im 18. und 19. Jahrhundert war. Die Landwirtschaft konnte die Familien damals kaum ernähren. Aus solch einem bäuerlichen und wirtschaftlich trostlosen Umfeld kamen viele Auswanderer, die in der neuen Welt auf eine neue Chance hofften. Zu ihnen gehörte auch John Wagener, dessen Werdegang hier ausführlich beschrieben wird. So präsentiert sich das John Wagener Haus sowohl als Erinnerungsstätte für die vielen Auswanderer als auch als heimatgeschichtliches Museum.



Radrouten die durch Geestland führen:

Weser-Radweg
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Nordseeküstenradweg




Wurster Nordseeküste

W
er nich will dieken, de mutt wieken‘ (Wer nicht deichen will, muss weichen). Dieser Satz sagt viel aus über das Wurster Land, in dem der Mensch 1000 Jahre lang gegen die Gewalten der Nordsee ankämpfen musste, ehe die Küstenlinie und das dahinterliegende Marschland durch Deiche wirkungsvoll gesichert und befestigt werden konnte. Das Niedersächsische Deichmuseum informiert über die Geschichte des Deichbaus und des Küstenschutzes. Heute gehört das Wurster Watt zum Nationalpark Wattenmeer und damit zum UNESCO-Weltnaturerbe und das Nationalpark-Haus Wurster Nordseeküste vermittelt alles Wissenswerte über diese einzigartige und schützenswerte Landschaftsform und bietet auch geführte Wattwanderungen an. Die Wurster Nordseeküste wird durch den Tourismus geprägt und bietet eine Vielzahl von Attraktionen und Sehenswürdigkeiten. Dorum und Wremen sind anerkannte Nordseebäder mit eigenen Krabbenkutterhäfen, wo man die bunte Kutterflotte beim Ein- und Auslaufen beobachten kann. In Wremen gibt es mit dem Museum für Wattenfischerei auch dafür ein eigenes Museum.
Das Land Wursten ist eine reine Marschlandschaft zwischen Bremerhaven und Cuxhaven, die traditionell landwirtschaftlich geprägt ist. Historisch gehört der Landstrich zu Friesland. Der Name ‚Wursten‘ leitet sich von ‚Wurtsassen‘ (Wurtenbewohner) ab. Wurten sind künstlich aufgeschüttete Siedlungshügel, die vor der Errichtung der Deiche den einzigen Schutz vor Sturmfluten boten. Alle sieben Wurster Kirchen wurden als Wehrkirchen auf solchen Wurten erbaut und entstanden im 12. bzw. 13. Jahrhundert im romanischen Stil. Die St.-Peter-und-Paul-Kirche in Cappel wurde berühmt, weil sie die am besten erhaltene Arp-Schnitger-Orgel besitzt. Im Mittelalter war das Land Wursten ein geschlossener friesischer Kulturraum, später war der Begriff lange nur noch als Landschaftsbezeichnung gebräuchlich. 1974 wurden die zuvor selbstständigen Gemeinden dieser Region zusammengefasst und es entstand damit die Samtgemeinde Land Wursten. Im Jahre 2015 fusionierte sie mit der Gemeinde Nordholz und trägt seitdem den Namen Wurster Nordseeküste.

Sehenswertes:

Im Juni 2009 wurde das Wattenmeer als einzigartige und schützende Landschaft in den Kanon des UNESCO- Weltnaturerbes aufgenommen.

Nahe dem Kutterhafen von Dorum-Neufeld befindet sich das Nationalpark-Haus Wurster Nordseeküste. Die moderne Ausstellung wurde 2012 wiedereröffnet. In mehreren Großaquarien wird die vielfältige Tierwelt dieses außergewöhnlichen Lebensraumes gezeigt. Daneben informiert das Nationalpark-Haus über den Naturschutz im Wattenmeer und die angrenzenden Salzwiesen als wichtiges Rastrefugium für Zugvögel. Um das Wattenmeer besser begreifen zu können, sollte man auf jeden Fall an einer im Nationalpark-Haus angebotenen geführten Wattwanderung teilnehmen.

In der Gemeinde Wurster Land gibt es noch zwei idyllisch gelegene Krabbenkutterhäfen. In Dorum-Neufeld und in Wremen kann man noch die farbigen Kutter beobachten, wie sie den kleinen Hafen anlaufen und den Granat anlanden. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, denn an diesem Bild und an diesen Abläufen hat sich seit vielen Jahrzehnten kaum etwas geändert. Teilweise kann man die Krabben direkt von Bord kaufen – und das lohnt sich, denn frisch gepulter Granat ist geschmacklich kaum zu übertreffen, sagen die Einheimischen. Die Krabben werden sofort in das ‚Krabbensiebhus‘ gebracht und dort weiterverarbeitet. Die Wattenfischerei im Wurster Land ist tideabhängig, denn die schmale Fahrrinne ins Wattenmeer kann nur bei Flut befahren werden. Das Fanggebiet der Krabbenfischer erstreckt sich über die Außenweser bis nach Cuxhaven sowie die Deutsche Bucht bis Helgoland.

An der Außenweser liegt idyllisch hinter dem Deich der Kutterhafen von Wremen. Hier kann man noch immer die Krabbenkutter beobachten, wie sie zum Wattenfischen auslaufen und später mit ihrem Fang wieder heimkehren. Im Museum für Wattenfischerei kann sich der interessierte Zuschauer auch über die Theorie informieren. Es befindet sich am Dorfplatz gleich neben der Kirche in einem der ältesten Häuser des Ortes. Hier erfährt der Besucher alles Wissenswerte über die Geschichte der Wattenfischerei, die beschwerlichen Lebensbedingungen der Fischer, ihre Fangmethoden und die früher gebräuchlichen Gerätschaften.

‚Gott schuf das Meer, aber der Friese die Deiche‘, so heißt es hier an der Nordseeküste. Über 1000 Jahre lang hat der Mensch mit den Naturgewalten der Nordsee gekämpft, ehe es zu einer festen, von Deichen geschützten Küstenlinie gekommen ist. Noch vor wenigen Jahrhunderten musste die Landkarte nach jeder Sturmflut neu gezeichnet werden. Die Deiche wurden zum Schicksal für das Land. Im 12. Jahrhundert entstand der erste zusammenhängende Deich vor der Wurster Küste.

Das Niedersächsische Deichmuseum in Dorum ist das einzige Museum in Europa, das sich der Thematik des Deichbaus und des Küstenschutzes ausführlich annimmt. Die Ausstellungsfläche des 2012 modernisierten Museums beträgt ungefähr 600 m². Auf ihr werden die Veränderung der Nordseeküste aufgrund von Sturmfluten und Flutkatastrophen und die Besiedelung des Marschlandes dokumentiert sowie die geschichtliche Entwicklung des Deichbaus und dessen Unterhaltung in der heutigen Zeit erklärt. Die umfangreiche Sammlung von Deichbaugeräten und Werkzeugen ist in dieser Form wohl einzigartig.

In diesem Museum werden über 4.000 Muscheln und Meeresschnecken aus verschiedenen Teilen der Welt ausgestellt. Dabei handelt es sich aber nicht um eine einfache Muschelsammlung, sondern vielmehr um eine kreative und geistreiche Präsentation. Neben der beeindruckenden Vielfalt in Form, Muster und Farben führen die phantasievollen und witzig gewählten Vergleiche mit ähnlich aussehenden Dingen zum Staunen und Schmunzeln. Gerade diese humorvollen Umschreibungen machen das Kuriose Muschel-Museum so sehens- und erlebenswert.

Erbaut wurde der barkenähnliche Leuchtturm bereits 1887. Über 100 Jahre lang stand er vor der Küste und markierte bis 1922 das Hauptfahrwasser der Außenweser. Als sich die Fahrrinne natürlich verlagerte, wurde er überflüssig und dementsprechend abgeschaltet. Lange Zeit fristete er ein nutzloses Dasein, bis er 2003 umgesetzt wurde und seitdem als Hafenfeuer von Dorum-Neufeld dient. Im Leuchtturm wurde eine Ausstellung untergebracht, die die Lebens- und Arbeitswelt eines Leuchtturmwärters im ausgehenden 19. Jahrhundert dokumentiert. Dabei kann auch der Laternenraum besichtigt werden. Von der Leuchtturmgalerie hat man einen wunderschönen Blick über das Watt der Außenweser und auf die in der Ferne vorbeifahrenden Ozeanriesen. Nach Norden kann man bis zur Insel Neuwerk sehen.

Einst stand am Kutterhafen am Wremer Tief der Leuchtturm ‚Kleiner Preuße‘. Seinen Namen erhielt er aufgrund seiner mit 10 m geringen Größe und den preußischen Farben schwarz-weiß. Er verrichtete seinen Dienst zwischen 1906 und 1930 als Quermarkenfeuer. Danach wurde er wieder abgebaut.

Im Jahr 2005 wurde ein Nachbau am Wremer Kutterhafen aufgestellt, der sich schnell zur Toristenattraktion entwickelte. Bei schönem Wetter ist er während der Saison geöffnet. Der neue ‚Kleine Preuße‘ dient zwar nicht mehr als Seezeichen, scheint aber als Leuchtfeuer im Gleichtakt in Richtung Hafen und Deich.

Die Mühle vom Typ ‚Galerie-Holländer‘ wurde 1857 erbaut. Bis 1955 arbeitete sie noch mit Windkraft, danach wurde sie bis 1992 noch als Schrotmühle mit elektrischem Antrieb privatwirtschaftlich genutzt. Nach dem Verkauf an die Gemeinde Midlum wurde das denkmalgeschützte Gebäude renoviert und ist auch heute noch voll funktionsfähig. Der ‚Verein zur Erhaltung der Midlumer Mühle‘ veranstaltet regelmäßig Backtage, zu denen auch das Mühlengebäude kostenlos besichtigt werden kann.

Auf einer aufgeschütteten Wurt entstand im 12. Jahrhundert eine Kapelle, aus der sich auch der Name der Dorfschaft ableitet. Der Turm mit der eigenwilligen Haube wurde im 15. Jahrhundert erbaut und diente auch lange als Seezeichen. 1810 wurde die Kirche bei einem verheerenden Feuer stark beschädigt. Das Kirchenschiff wurde abgetragen und in den Jahren 1815/16 wieder neu aufgebaut. Da man für eine neue Orgel kein Geld zur Verfügung hatte, entschloss man sich, eine gebrauchte Orgel zu kaufen. Dieser Umstand verhalf Cappel im Nachhinein zum Weltruhm, denn man übernahm von der Hamburger St. Petrikirche eine Arp-Schnitger-Orgel. Diese wurde 1679/80 von dem weltberühmten Orgelbauer mit reich ausgestaltetem Prospekt erschaffen. Von den ursprünglich 30 Registern sind noch immer 28 original erhalten. Das Instrument gilt heute als die besterhaltendste Schnitger-Orgel überhaupt und ist damit ein wahrhaft kostbares Juwel. Auf der Orgel entstanden weltberühmt gewordene Schallplattenaufnahmen und in jedem Jahr finden im Juli und August vielbesuchte Orgelvorführungen statt.

Die aus Feldsteinen errichtete Dorfkirche von Midlum stammt im Kern noch aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Im 13. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff noch einmal vergrößert. Aus dieser Zeit stammt auch der gotische Chor. An der Nordseite ist der ursprüngliche romanische Baustil noch gut erkennbar. Im Kontrast dazu wirkt der 1848 überarbeitete Turm mit seinem spitzen Bleidach noch sehr jung. An der südlichen Außenwand befindet sich eine historische Sonnenuhr aus Sandstein, die 1750 erschaffen wurde.

Zur Innenausstattung gehören die reich verzierte Kanzel von 1623, der Altar von 1696, ein Epitaph von 1611 und ein bleierner Taufkessel aus dem 14. Jahrhundert. Auch das Gestühl stammt noch aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Im Ortszentrum von Misselwarden steht auf einer im 13. Jahrhundert aufgeschütteten Kirchenwurt die St.- Katharinen-Kirche. Der Backsteinbau besitzt einen wuchtigen, auf quadratischem Grundriß stehenden Kirchturm, von dem die bereits 1459 gegossene Glocke ‚Gloriosa‘ schallt. Sehenswert ist der 1671 erschaffene Altar von Jürgen Heitmann.

Das Alte Pastorenhaus Misselwarden stammt noch aus dem Jahre 1707 und dient heute als vielbesuchter Veranstaltungsort für Konzerte und Theateraufführungen.

Der Friedhof an der Marienkirche in Mulsum war 1524 Schauplatz des Wurster Freiheitskampfes, in dem die Wurster Bauern gegen die Truppen des Bremer Erzbischof Christoph kämpften. Die Fehde führte zu einer verheerenden Niederlage für die Wurster und in der Folge zu Plünderungen im ganzen Land.

Die massive Felssteinkirche wurde 1250 auf einer künstlich aufgeschütteten Wurt erbaut. Schutzpatronin der Kirche ist Maria, die Mutter Jesus. Maria wird in der Marsch auch mit den Kräften des Meeres (Mare) in Verbindung gebracht und aus diesem Grunde in dieser Gegend stark vereehrt. Sehenswert sind der gotische Flügelaltar (um 1430), die Madonna auf der Mondsichel (um 1500) sowie die gotische Kanzel.

Die Dorfkirche von Padingbüttel wurde im 13. Jahrhundert als Wehrkirche auf einer aufgeschütteten Dorfwurt errichtet. Als Baumaterial für das romanische Gotteshaus dienten schwere Granitquadersteine. Der massige Backsteinturm wurde im 15. Jahrhundert angebaut und diente lange auch für die Seefahrt als Landmarke. Bei einem Blitzschlag im Jahre 1825 wurde der Kirchturm schwer beschädigt und ist seitdem schiefergedeckt.

Zu den wertvollen Kunstschätzen gehören der Passionsflügelaltar und die Kreuzigungsgruppe aus dem späten 15. Jahrhundert sowie die barocke Kanzel von 1652.

Im Zentrum der Ortschaft Wremen befindet sich mit der Willehadi-Kirche das älteste erhaltene Gotteshaus im Wurster Land. Sie wurde um 1200 als Wehrkirche aus rheinischem Tuffstein erbaut. Teile der Südwand wurden später mit Backstein ausgebessert. Der wuchtige Turm mit seiner barocken Haube wurde während des Ersten Weltkrieges vorübergehend abgetragen, damit die Kirche nicht als Landmarke erkennbar war.

Die 1864 durch die Gebrüder Peternell erbaute Orgel dominiert den Innenraum der einschiffigen Kirche. Auffällig ist auch die 1737 entstandene Deckenbemalung mit alttestamentlichen Motiven. Zum historischen Inventar gehören die Kanzel von 1670, der barocke Altaraufsatz von 1709 und das Taufbecken von 1738. Auffällig ist auch das Segelschiff über dem Mittelgang, das an den glimpflichen Ausgang einer großen Flut erinnert. An der Außenwand stehen zwei gut erhaltene Grabplatten mit figürlichen Abbildungen, die noch aus dem späten 16. bzw. frühen 17. Jahrhundert stammen.

Die Dorfkirche zu Dorum ist neben der Willehadi-Kirche die Hauptkirche im Wurster Land. Das heutige Gotteshaus, dessen älteste Teile noch aus dem 13. Jahrhundert stammen, besaß zwei Vorgängerbauten: eine aus Holz und eine aus Tuffstein. St. Urbanus ist ein einschiffiger Saalbau, bestehend aus unbehauenen Granit-Feldsteinen. An den Fenstern wurden teilweise Ausbesserungen mit Backsteinen vorgenommen. 1510 wurde die Kirche um einen dreischiffigen Hallenchor ergänzt. Mitte des 18. Jahrhunderts entstand der heutige Westturm, nachdem der alte wegen Baufälligkeit abgetragen wurde. Das Chorgewölbe wird durch eine spätgotische Bemalung ausgeschmückt. Weitere Kunstschätze im Inneren der Kirche sind das aus belgischem Marmor geschaffene Taufbecken aus dem frühen 13. Jahrhundert, mit 17 Reliefs ausschmückte Kanzel von 1620, der reich verzierte Altaraufsatz von 1670, das gotische Sakramentshäuschen aus Baumberger Sandstein von 1524 sowie zwei hölzerne Kruzifixe aus dem 13. bzw. 15. Jahrhundert. Das historische Orgelprospekt stammt noch von 1765, das Orgelwerk wurde aber inzwischen ausgetauscht.

Während des Ersten Weltkrieges war der Fliegerhorst Nordholz ein wichtiger Standort für Zeppeline. Noch heute benennt sich das hier stationierte Marinefliegergeschwader 3 nach dem Vater der deutschen Luftschifffahrt ‚Graf Zeppelin‘. Parallel zur großen Asphaltlandebahn des Militärflughafens befindet sich die viel kleinere Graspiste des Sonderlandeplatzes Nordhorn-Spieka, wo kleine Privatflugzeuge landen können.

Etwas nördlich vom Fliegerhorstes befindet sich mit dem Aeronauticum ein Luftschiff- und Marinefliegermuseum. Bereits seit den 1960er Jahren wurden Gegenstände aus der Luftfahrt gesammelt. 1991 wurde diese Sammlung im ‚Marine-Luftschiff-Museum Nordholz‘ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1996 wurde das Museum erweitert und als Aeronauticum wiedereröffnet.

Zu der Sammlung gehören inzwischen 17 Flugzeuge und Hubschrauber, darunter eine Breguet Atlantic und zwei Panavia Tornados. Neben dem Außengelände wird eine Dauerausstellung gezeigt, die die Geschichte der zivilen und militärischen Luftschifffahrt dokumentiert und insbesondere auf den Luftschiff- und Marinefliegerstandort Nordholz eingeht. Ein weiterer Ausstellungsbereich beschreibt die Geschichte der Marinebahn.

Hinter dem Deich in Spieka-Neufeld liegt der malerische Kutterhafen. Zwei Stunden vor der jeweiligen Hochwasserzeit kommen die verschiedenfarbigen Krabbenkutter von ihrer Fangreise aus dem Wattenmeer zurück. Teilweise kann man den schon an Bord gekochten Granat direkt am Schiff kaufen. Die restlichen frischen Nordsee-Krabben werden dann zur Krabbenpulmaschine gebracht und dort sofort weiterverarbeitet, indem das Krabbenfleisch mit Hilfe von Druckluft aus der Schale geblasen wird. Danach wird der Granat zum Weitertransport konserviert und verpackt.

Die Kirchen an der Wurster Nordeeküste wurden im Mittelalter auf künstlich aufgeschütteten Siedlungshügeln errichtet. Vor der Errichtung von Deichen boten diese Wurten den einzigen Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten. Das gilt auch für die St.-Georg-Kirche in Spieka. Sie wurde 1319 als Wehrkirche erbaut. Durch häufige Erweiterungen und Umgestaltungen wirkt das äußere Erscheinungsbild recht uneinheitlich. Der Backsteinturm wurde als Ersatz für einen hölzernen Glockenturm erst 1922 fertig gestellt. Der Haupteingang zur Kirche führt durch den schlichten Turmraum. Sehenswert sind der Altar des Bildhauers Friedrich Eggers von 1678, die Kanzel von 1663 sowie der Taufstein mit dem reich verzierten Holzdeckel. Das Gestühl und die Emporen sind noch aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert erhalten.

Als Ersatz für die baufällig gewordene alte evangelische Kirche von Nordholz entstand 2012 im Zentrum des Ortes ein architektonisch herausragender Neubau. Das lichtdurchflutete Gotteshaus wurde betont schlicht gehalten und besitzt keine Ecken – alles ist rund! Die runden Formen gelten als Symbol der Geborgenheit. Nach dem Konzept sollen sich die Kirchenbesucher mit offenen Armen aufgenommen fühlen.

Im Jahre 1863 wurde die Nordholzer Windmühle als Galerieholländer erbaut. Bereits zuvor hatte hier eine ältere Windmühle gestanden. Das heutige Mühlengebäude besitzt einen dreistöckigen Unterbau aus Ziegelstein und einen reetgedeckten Rumpf. Die Mühle wird als Sommerhaus genutzt und befindet sich im privaten Besitz. Daher ist nur eine Außenbesichtigung möglich.



Radrouten die durch Wurster Nordseeküste führen:

Weser-Radweg
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Nordseeküstenradweg

 



Cuxhaven

V
on zwei Seiten von Wasser umgeben, liegt Cuxhaven auf einer vorgelagerten Halbinsel an der nördlichsten Spitze Niedersachsens. Hier mündet die Elbe in die Nordsee. Die Kugelbake markiert den Übergang zur offenen See. Das hölzerne Seezeichen ist das Wahrzeichen Cuxhavens und ziert auch das Wappen. Für viele Amerika-Auswanderer war sie das letzte, was sie von der alten Heimat gesehen haben. Historisch betrachtet gehört Cuxhaven zu Hamburg. Das Schloss Ritzebüttel war noch im letzten Jahrhundert Hamburger Amtssitz. Ansonsten haben sich zwei Wirtschaftsschwerpunkte entwickelt: die Schifffahrt und der Tourismus. Elf Kurteile reihen sich am 12 km langen Gras- und Sandstrand aneinander. Die bekanntesten Urlaubsorte sind Duhnen, Sahlenburg und Döse. Und überall grüßt die freundliche Zeichenfigur ‚Jan Cux‘, das Maskottchen dieser Urlaubsregion. Hier findet sich eines der größten Wattgebiete Deutschlands, inzwischen von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Eine Wanderung auf den abgesteckten Wattwegen ist ein faszinierendes und unvergessliches Erlebnis. Von Duhnen und Sahlenburg kann man bei Niedrigwasser sogar bis zur Insel Neuwerk laufen. Oder man fährt mit einem Wattwagen hinüber auf die Insel – eine Attraktion, die man als Cuxhaven-Urlauber erlebt haben muss! Aber auch eine Wanderung durch die ausgedehnte Küstenheide oder die Marschlandschaft hat ihren besonderen Reiz. Einzigartig ist die 20 km lange Maritime Meile, die vom Kurort Sahlenburg immer der Küste entlang bis zur beliebten Aussichtsplattform ‚Alte Liebe‘ führt. Hier kann man auf einem der weltweit meistbefahrensten Schifffahrtswege den Ozeanriesen auf ihrem Weg von oder nach Hamburg zusehen. Gleich neben der Alten Liebe steht mit dem Hamburger Leuchtturm ein weiteres Wahrzeichen der Stadt und hier beginnt auch der Hafen, das Herz der maritimen Weltstadt. Einen Bummel durch den alten Fischereihafen sollte man sich nicht entgehen lassen. Hier finden am Morgen Fischauktionen mit großem Getöse statt, schließlich gehört Cuxhaven noch immer zu den größten Fischumschlagplätzen Europas. Sehenswert ist der Amerika-Hafen mit den Hapag-Hallen, über den im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert ein großer Teil des deutschen Auswandererstroms nach Amerika abgewickelt wurde. Eine besondere Attraktion ist eine Hafenrundfahrt mit der Barkasse und mit dem Wrack- und Fischereimuseum ‚Windstärke 10‘ besitzt Cuxhaven ein modernes und herausragendes maritimes Museum.

Sehenswertes:

Die Kugelbake ist das Wahrzeichen von Cuxhaven. Groß prangt sie auch auf dem gelben Wappen der Stadt. Sie markierte den Übergang der Elbe zur Nordsee und das Ende des Elbe- und des Weserradweges! Früher war das 29 m hohe Holzgestell ein Orientierungspunkt für die Schifffahrt und nachts brannte in ihr sogar ein Feuer. Für viele Auswanderer war sie das letzte, was sie in ihrem Leben von Europa sahen. Heute ist die Kugelbake ein beliebtes Ausflugsziel am nördlichsten Punkt von Niedersachsen.

Wer die dicken Ozeandampfer beobachten will, der muss in Cuxhaven zur ‚Alten Liebe‘ gehen. Der Schiffsanleger ist zugleich eine beliebte Aussichtsplattform und trennt den Hafen der Stadt von der Elbe. Alle Schiffe, die von der Nordsee kommen und nach Hamburg fahren, müssen an der ‚Alten Liebe‘ vorbei. Über eine Lautsprecheranlage werden sie hier mit Herkunftsland und Größe angekündigt.

Erbaut wurde der Anleger bereits 1733. Dafür wurden an dieser Stelle drei Schiffe versenkt und fixiert. Darüber errichtete man ein zweistöckiges Holzbauwerk: unten zum Ein- und Aussteigen auf die Fahrgastschiffe, oben als Promenade. Im Jahr 2005 wurde das Fundament allerdings durch eine Stahlbetonkonstruktion ersetzt.

Eines der versenkten Schiffe hieß ‚Olivia‘, im Volksmund ‚Oliv‘ abgekürzt. Das klang dem niederdeutschen Begriff ‚Ole Liev‘ sehr ähnlich, der auf hochdeutsch übersetzt ‚Alte Liebe‘ bedeutet. So kam der Schiffssteg, von dem noch heute die Schiffe nach Helgoland, Neuwerk und zur Seehundbank ablegen, zu seinem ungewöhnlichen Namen.

Die spätmittelalterliche Burganlage wurde um 1340 durch die Herren von Sachsen-Lauenburg errichtet. Es handelte sich zunächst um eine von Wassergräben und Erdwällen gesicherte Turmburg. Bereits 1394 nahm Hamburg nach einer längeren Belagerung die Burg ein. Bis in das 20. Jahrhundert diente Schloss Ritzebüttel als Residenz für die von Hamburg eingesetzten Amtmänner. In dieser langen Zeit wurde die Anlage mehrfach um- und ausgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert verlor der Backsteinbau seinen wehrhaften Charakter und wurde zum Schloss umgestaltet. Nach einer umfangreichen Sanierung beherbergt Schloss Ritzebüttel heute ein Restaurant und ein Trauzimmer und wird häufig für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ansonsten kann das historische Schlossgebäude besichtigt werden. Der Rundgang führt durch die Festsäle, den Wohnbereich der Amtmänner und in das noch erhaltene Backsteingewölbe des Burgturmes.

Das schmucke Schweizerhaus im Schlosspark ist ein Blickfang für alle Besucher. Es wurde 1847 als Teehaus erbaut.

Gleich neben der beliebten Aussichtsplattform ‚Alte Liebe‘ steht der Hamburger Leuchtturm. Das 23 m hohe Rundgebäude wurde 1804 fertig gestellt und versah den Dienst als Leuchtfeuer noch bis 2001. Der Leuchtturm gilt als eines der Wahrzeichen Cuxhavens und steht bereits seit 1924 unter Denkmalschutz. Der vierstöckige Backsteinturm befindet sich inzwischen in privatem Besitz, da die Stadt Cuxhaven eine weitere Instandhaltung nicht finanzieren konnte.

Am äußersten nördlichen Eck von Niedersachsen, strategisch wichtig an der Elbmündung gelegen, befindet sich das Fort Kugelbake. Es wurde 1869 – 79 als preußische Befestigungsanlage gebaut, um den Schifffahrtsweg Elbe zu sichern. Das Großfort selber war mit einem Wall und doppeltem Graben geschützt und besaß Kanonen- und Flakgeschütze schweren Kalibers.

Heute hat das Fort seine militärische Funktion verloren und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Regelmäßig finden in der Bastion auch Open-Air-Veranstaltungen statt.

Piła, das ehemalige Schneidemühl, ist eine polnische Stadt in Hinterpommern, etwa 80 km nördlich von Posen (Poznań). Sie war Hauptstadt der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, bevor sie nach dem Zweiten Weltkrieg schwer zerstört an Polen fiel. Auch heute besitzt die Stadt überregionale Bedeutung. Hier befinden sich zahlreiche Industrieanlagen und Banken sowie ein großes Eisenbahnwerk.

Cuxhaven ist seit 1957 Patenstadt für Schneidemühl/Piła. In der Volkshochschule wurde ein kleines Museum eingerichtet, das über den heute polnischen Ort erzählt. Zu sehen gibt es viele Erinnerungsstücke und Fotos sowie Gemälde, die überwiegend erst nach 1945 entstanden.

Die Seestadt Cuxhaven, an der Mündung der Elbe und an der verlängerten Außenweser gelegen, wurde über Jahrhunderte von der Seefahrt geprägt. So liegt es nahe, dass sich das Stadtmuseum in erster Linie der umfangreichen Geschichte der Schiff- und Seefahrt widmet. Das Museum erzählt von der Fischerei, den Cuxhavener Werften, der Marine seit der Kaiserzeit bis heute, der Passagier- und Handelsschifffahrt und dem Lotsenwesen.

Mit dem Museum ‚Windstärke 10‘ wurde Ende 2013 eine große Ausstellung eröffnet, die aus den ehemaligen Sammlungen des Wrackmuseums und des Fischereimuseums besteht. Zwei alte Fischpackhallen wurden zu einem modernen Museumsgebäude mit einer Ausstellungsfläche von rund 4.000 m² umgerüstet. Die Hälfte dieser Fläche wird für die ständige Ausstellung genutzt, die von den verschiedenen Gefahren auf der hohen See, von Schiffbrüchen sowie von der harten und entbehrungsreichen Arbeit an Bord eines Hochseefischtrowlers erzählt.

Die restliche Fläche ist wechselnden Sonderausstellungen vorbehalten. Die Kombination aller Ausstellungsbereiche machen das maritime Museum zu einer spannenden und sehenswerten Einrichtung.

Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) machte sich als Schriftsteller, Kabarettist und Maler im frühen 20. Jahrhundert einen Namen. Insbesondere seine humoristischen Gedichte und die von ihm geschaffene Kunstfigur ‚Kuttel Daddeldu‘ machten ihn einem breitem Publikum bekannt.

Obwohl er eher als Literat bekannt wurde, betätigte er sich auch recht erfolgreich als Maler, Zeichner und Fotograf. Diesem Teil seines kreativen Schaffens widmet sich das Ringelnatzmuseum in Cuxhaven. Es ist das einzige Museum in Deutschland, das sich ausschließlich dem Dichter widmet. Ringelnatz war während des Ersten Weltkrieges bei der Kaiserlichen Marine in Cuxhaven stationiert. Die Ausstellung stellt Ringelnatz‘ Leben in den Kontext der deutschen Geschichte im frühen 20. Jahrhundert und während des aufkommenden Nationalsozialismus. Es präsentiert auch einige originale Handschriften sowie Erstausgaben, die der Bücherverbrennung 1933 entgangen sind.

Die evangelisch-lutherische Kirche in Altenbruch wurde als Wehrkirche im romanischen Stil auf einer aufgeschütteten Wurth erbaut. Sie gehört zu den drei Bauerndomen im Hadelner Land. Ein genaues Entstehungsjahr ist nicht bekannt. Die älteste urkundliche Erwähnung findet sich 1280. Vermutungen zufolge ist die Feldsteinkirche aber bereits um einiges älter. Auffällig ist der massive Turm mit der Doppelspitze, die von der Schifffahrt als markantes Seezeichen genutzt wurde. Der Volksmund taufte die beiden Türme ‚Anna‘ und ‚Beate‘. Ein dritter hölzerner Turm steht etwas südlich des Doppelturmes. In diesem 1647 erbauten Turm befindet sich weiteres Geläut der Kirche. Der im Verhältnis sehr groß wirkende Chor wurde 1728 im barocken Stil erbaut und ersetzte einen zuvor baufällig gewordenen Anbau.

Die Inneneinrichtung birgt mehrere wertvolle Kunstschätze. Sehenswert sind der Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert, der Taufkessel aus dem 14. Jahrhundert, der Herlitz-Epitaph von 1697 und die mit geschnitzten Reliefs bestückte Kanzel aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die später mehrfach erweiterte Orgel stammt ursprünglich bereits aus dem Jahr 1498. Weitere Besonderheiten im Inneren der St.-Nicolai-Kirche sind die Gefängniszelle und die hölzerne Beichtkammer. Beichten waren in dieser Gegend selbst in evangelischen Kirchen noch bis in das 19. Jahrhundert üblich.

Die evangelische St. Abunduskirche in Groden war vor dem Bau der Martinskirche lange Zeit die Hauptkirche Cuxhavens. Sie wurde aus Feldsteinen um 1200 errichtet. 1524 wurde sie im Zuge der Reformation protestantisch. Bemerkenswert ist die 1688 errichtete Kanzel mit fünf geschnitzten Holzfiguren.

Die Dorfkirche in Lüdingworth gehört zu den sogenannten Bauerndomen im Hadelner Land. Sie ist die am prächtigsten ausgestattete dieser drei Gotteshäuser. Die romanische Feldsteinkirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Bei einem größeren Umbau 1520 entstanden der Hallenchor und der erneuerte Backsteinturm.

Die Innenausstattung stammt überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Besonders sehenswert sind der Barockaltar mit seinen filigranen Reliefdarstellungen, der dreiteilige Lüderskoper Altar, der bereits um 1440 entstand und ebenfalls mit mehreren prächtigen Holzreliefs ausgeschmückt ist, sowie die Orgel. Das Instrument wurde bereits 1599 erbaut, seitdem allerdings mehrfach ergänzt. So fügte im Jahre 1683 auch der berühmte Orgelbaumeister Arp Schnitger ein Rückpositiv ein, das noch heute erhalten ist.

Neben Bremerhaven wurde Ende des 19. Jahrhunderts auch Cuxhaven zum wichtigen Auswandererhaven. Ab 1889 ließ die Hamburg-Amerika Linie der HAPAG ihre Schnelldampfer am Amerikahafen abfertigen. 1902 entstanden die Hapag-Hallen, in denen sich die Wartesäle für die verschiedenen Fahrklassen befanden. Das Kuppelgebäude wurde direkt an die Bahngleise gebaut. Zu Hochzeiten fuhr hier alle 15 Minuten ein Zug ein. 1913 wurde dann direkt an der Anlegestelle der Steubenhöft errichtet.

Die historischen Gebäude werden auch heute noch zur Abfertigung von Kreuzfahrtpassagieren genutzt, aber auf dem Bahnhof fahren nur noch selten Personensonderzüge ein. Die Gleise dienen heute vornehmlich dem Güterverkehr. In den Hapag-Hallen erinnert die Dauerausstellung ‚Abschied nach Amerika‘ mit alten Fotos an die Zeit, in der Tausende von Auswanderern am ‚Bahnhof der Tränen‘ die Heimat verließen, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr großes Glück zu finden.

Am Hafen von Altenbruch steht der Leuchtturm ‚Dicke Berta‘. Er wurde 1897 erbaut und diente lange Zeit als Unterfeuer. Das dazugehörige Unterfeuer, die ‚Schlanke Anna‘, stand in Osterende Groden und wurde inzwischen abgebaut. Auch die Dicke Berta, die bis 1983 als Quermarkenfeuer eingesetzt wurde, sollte in den 1980er Jahren abgerissen werden. Doch erheblicher Widerstand aus der Bevölkerung verhinderte die Verschrottung. Heute steht das alte Leuchtfeuer unter Denkmalschutz. Lange thronte der 13 m hohe Leuchtturm auf dem Kamm des Elbdeiches. Seit aber der Deich 1999 etwas erhöht wurde, steht die Dicke Berta etwas landeinwärts versetzt knapp hinter der Deichkrone. Zwischen Ostern und September steht sie zur Besichtigung offen.

Nordwestlich von Cuxhaven liegt die Inselgruppe Neuwerk. Neben der Hauptinsel gehören auch die dahinter liegenden Inseln Scharnhörn und Nigehörn, die allerdings als Vogelschutzgebiete ausgewiesen sind. Trotz der Nähe zu Cuxhaven gehören die Inseln politisch zu Hamburg, und das mit kurzen Unterbrechungen bereits seit 700 Jahren – obwohl das eigentliche Stadtgebiet 100 km entfernt liegt. In den Jahren 1367 – 69 bauten die Hansestädter hier eine Festung als Vorposten gegen See- und Strandräuber. Der klobig wirkende Leuchtturm wurde bereits 1310 erbaut und gilt damit als ältestes Gebäude Hamburgs. Lange Jahrhunderte diente der Backsteinbau schon als Seezeichen. Das 1814 aufgesetzte Leuchtfeuer ist noch immer funktionstüchtig.

Die Insel Neuwerk wird von ungefähr 40 Personen bewohnt, die heute fast ausschließlich vom Tourismus leben. Die Insel wird bei Flut regelmäßig mit einem Passagierschiff bedient. Bei Niedrigwasser kann Neuwerk von Dunen und Sahlenburg aus zu Fuß erreicht werden. Die meisten Besucher kommen aber mit dem Wattwagen. Die Fahrt mit den Pferdekutschen ist eine besondere Attraktion. Im Nationalpark-Haus kann man eine Ausstellung über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer besuchen und eine weitere Besonderheit bietet das Heuhotel: eine Übernachtung im Stroh!

 

Hinter der Szenerie: Der Friedhof der Namenlosen

Das Leben auf der Insel Neuwerk war hart und entbehrungsreich. Den ständigen Gezeiten ausgesetzt und von heftigen Sturmfluten geplagt, hatten es die Menschen hier nicht einfach. Und dann gab es immer wieder grausige Funde, wenn das Meer mit der Flut wieder einmal eine ertrunkene Seele freigab und hier an Land spülte. Verwest und vom Meerwasser aufgedunsen, war es im Allgemeinen nicht mehr nachvollziehbar, um welchen Matrosen es sich gehandelt hat, bei welchem Schiffsuntergang er sein Leben verlor oder warum er über Bord gegangen war. Aber in der christlichen Seefahrt hat jeder Seemann Anspruch auf ein christliches Begräbnis. So entstanden im 18. und 19. Jahrhundert die Friedhöfe der Namenlosen, manchenorts auch Heimatlosenfriedhof genannt. Hier wurden diese unglücklichen Seeleute beigesetzt. Solch eine Begräbnisstätte gab es auch auf der Insel Neuwerk. Es werden immer noch ab und zu Leichen angespült, doch werden sie heute zum Festland überführt und dort begraben. Doch die namenlosen Gräber auf dem Inselfriedhof könnten aufregende und dramatische Geschichten erzählen, wenn sie nur reden könnten…


Die meist leuchtend rot bemalten Feuerschiffe haben die Aufgabe von schwimmenden Leuchttürmen. Auf bestimmten festgelegten Positionen dienen sie so als Navigationshilfe für die Schifffahrt. An der Bordwand prangt gut lesbar der Positionsname, wie beispielsweise ‚Elbe 1‘. Das letzte bemannte Feuerschiff auf dieser Position war die ‚Bürgermeister O’Swald II‘. Sie wurde auf der Meyerwerft in Papenburg gebaut und lief 1943 vom Stapel. Zwischen 1948 und 1988 versah sie ihren Dienst vor der deutschen Küste. 1970 wurde das Schiff sogar einmal durch den argentinischen Frachter ‚Rio Carcarano‘ gerammt, konnte aber bald danach wieder flott gemacht werden. Später wurde die ‚Bürgermeister O’Swald II‘ durch ein unbemanntes Fauerschiff ersetzt, seit 2000 kennzeichnet eine Leuchttonne die Position. Das Feuerschiff liegt seit der Außerdienststellung an der Alten Liebe und ist seit 1990 als Museumsschiff zu besichtigen. Das die ‚Bürgermeister O’Swald II‘ aber noch seetüchtig ist, liegt sie nicht immer an ihrem angestammten Hafenplatz. Häufig befindet sie sich auf Fahrt zu verschiedenen Festen an der Nordseeküste. Wenn man das Feuerschiff besichtigen möchte, sollte man daher vorher beim ‚Feuerschiff-Verein ELBE 1 von 2001 e.V.‘ nachfragen, ob ein Besuch möglich ist.



Radrouten die durch Cuxhaven führen:

Weser-Radweg
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Nordseeküstenradweg