Burg- und Schloss-Tourburg_schloss_tour_logo


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ie weite Parklandschaft des Münsterlandes bietet sich für ausgedehnte Touren mit der Leeze (westfälisch: Fahrrad) geradezu an. Hier fährt man durch flache, herrliche Naturlandschaften und immer wieder trifft man auf historische Burg- und Schlossanlagen. Weil die Berge fehlen, schützte man die Wehrburgen fast immer mit Wassergräben oder  ‚Gräften‘, wie man hier sagt. Und da man im Münsterland recht wohlhabend war, baute man die meisten Burgen im Laufe der Geschichte zu repräsentativen Schlössern um.

Die 135 km lange Burg- und Schloss-Tour ist die kleine Schwester der ‚100-Schösser-Route‘ und führt zu einigen der schönsten Burgen und Schlössern im südlichen Münsterland. Der leicht zu fahrende Rundkurs besitzt keinen ausgesprochenen Start- und Zielort – man kann also überall einsteigen.

Die Route führt über die riesige Schlossanlage von Nordkirchen, die auch wegen ihrer Größe ‚Westfälisches Versailles‘ genannt wird, die mittelalterliche Ringmantelwasserburg Vischering in der Drei-Burgen-Stadt-Lüdinghausen, das architektonisch uneinheitlich wirkende Schloss Senden, die barocken Schlösser Westerwinkel und Sandfort sowie das Schloss Cappenberg, das einst Kloster und davor sogar Residenzschloss war.

Zwischendurch geht es durch die geheimnisvolle Sumpflandschaft des Venner Moores und entlang des Dortmund-Ems-Kanals, auf dem man große Binnenschiffe, Yachten und kleine Bötchen beobachten kann.

Das Logo der Radroute, die vom Lüdinghauser Marketing e.V. betreut wird, ist an das Emblem der 100-Schlösser-Route angelehnt. Ein grün-gestreiftes angeschnittenes Burgtorsymbol und der hintere Teil eines Fahrrades mit Sattel und Hinterrad zeigen dem Radler den Weg auf diesem Rundkurs.


Charakteristik:

Das südliche Münsterland ist eine überwiegend flache Landschaft und so gibt es auch bei der Burg- und Schloss-Tour nur leichte Steigungen zu bewältigen. Der Rundkurs besitzt auf der gesamten Strecke gerade einmal 80 Höhenmeter und ist zu fast 95% asphaltiert oder gepflastert. Die übrigen Pättkes (westfälisch: kleiner Pfad/Radweg) besitzen eine wassergebundene Decke und sind daher auch gut zu befahren. Somit ist der Radroute auch für Familien mit Kindern ausgesprochen gut geeignet.


Ortschaften entlang der Route

Lüdinghausen / Senden / Ascheberg / Drensteinfurt / Werne / Selm / Olfen / Nordkirchen

 

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Lüdinghausen

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üdinghausen, die Drei-Burgen-Stadt an der Stever, wurde erstmals im Jahre 800 urkundlich erwähnt, als ein gewisser Snelhard seinen Hof an den Missionar Liudger verschenkte, dem späteren ersten Bischof von Münster. Der Geschichte Lüdinghausens wird geprägt durch einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen den Raubrittern von Lüdinghausen und Lüdinghausen-Wolff einerseits und dem Bistum von Münster andererseits, das vor den Toren der Stadt mit der Burg Vischering eine Art Polizeistation errichten ließ. Ausgehend von dieser Burg wurden die Raubritterburgen Lüdinghausen und Wolfsberg mehrfach vernichtet. Mit der Burg Vischering besitzt Lüdinghausen heute eine der best erhaltendsten spätmittelalterlichen Ringmantelwasserburgen. Die Außenanlagen dieses verträumten Kleinods sind frei zugänglich, das historische Gebäude beherbergt heute das Münsterlandmuseum. In Fußwegentfernung befindet sich die Burg Lüdinghausen, von der Burg Wolfsberg ist nur noch der Mittelflügel erhalten. Der 1975 eingemeindeten Stadtteil Seppenrade ist als das Rosendorf bekannt geworden. In einer fast 20.000 m² große Parkanlage blühen 24.000 Rosen in etwa 600 Arten. Diese Blütenpracht lockt von Mai bis Oktober tausende von Besuchern an.

Sehenswertes:

Die Burg Vischering gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Wasserburgen. Sie ist besonders gut erhalten und wurde in ihrer Geschichte nur wenig verändert. Die Erbauer plante sie im 13. Jahrhundert als Mantelburg auf ovalem Grundriss. Im 16. Jahrhundert wandelte sie sich nach einem verheerenden brand von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Heute gilt die Ringmantelburg als gutes Beispiel für eine mittelalterliche Wehranlage. Die Wasserburg gleicht architektonisch in ihrem Aufbau einer mittelalterlichen Höhenburg. Die Anlage gliedert sich in Vorwerk, Bollwerk, Vor- und Hauptburg. Die Renaissance-Auslucht, die sich an den Südzwischenflügel anschliesst, will so gar nicht in das trutzige Bild der mittelalterlichen Wasserburg passen. Zwischen 1617 und 1622 errichtet, stellt sie den jüngsten Teil der Kernanlage dar. Die Auslucht entstand zu einer Zeit, wo nicht mehr die Verteidigung, sondern das repräsentative Aussehen wichtig war. Die Baumeister lehnten sich dabei an die Weser-Renaissance an. Burg Vischering war ursprünglich im 13. Jahrhundert als eine Art Polizeistation geplant. Der Münsteraner Bischof, Gerhard von der Mark, ließ sie errichten, weil seine landesherrlichen Rechte durch die Ritter von Lüdinghausen untergraben wurden. Die Burg übertrug er Albert von Wulfheim als vererbliches Lehen. Bis heute blieb sie im Besitz der Familie, die sich heute ‚Droste zu Vischering’ nennt. Seit 1969 wird die Burg Vischering vom Kreis Lüdinghausen (bzw. nach der Gebietsreform Kreis Coesfeld) gepachtet. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde in den Räumen das ‚Münsterland-Museum’ eingerichtet. Das Museum zeigt unter anderem Gebrauchsgegenstände aus dem damaligen Leben der Bauern. In der Remise kann man fünf Kutschen besichtigen. Vom Ringwall aus kann der Besucher die gesamte Hauptburg überblicken. Er führt direkt an der Innengräfte entlang.

 

Geschichtlicher Ablauf

1260 Ernennung des Drosten Albert von Wulfheim, des späteren Burgherren von Vischering, zum Ritter
1271 Bischof Gerhard von der Mark errichtet die Drostenburg auf dem Grund einer 50 Jahre vorher entstandenen Fliehburg, einen Holzpalisadenring oder einem simplen Steinbau. Der Baubeginn ist nicht bekannt. Auch das ursprüngliche Aussehen lässt sich heute nur vermuten, da bei dem Brand von 1521 auch das Archiv mit den Plänen vernichtet wurde. Von der neu gebauten Burg aus sollten die Herren von Lüdinghausen, die nur wenige hundert Meter entfernt zwei Burgen besaßen, im Zaume gehalten werden. Diese hatten nämlich ihre Macht ausgebaut und selbstbewusst dem Ort Lüdinghausen widerrechtlich städterechtliche Privilegien verliehen und somit die landesherrlichen Rechte des Bischofs von Münster untergraben. Außerdem war die Errichtung einer Burg ohne Genehmigung des Landesherren verboten. Das urkundlich als ‚castrum in Ludinchusen’ erwähnte gebäude erhielt im Juli 1971 der Dienstmann Ritter Albert III. von Wulfheim, Droste des Münsteraner Fürstbischofs, als vererbliches Lehen. Zur Zeit seiner Belehnung hatte er die Burg schon bewohnt. Die steinerne Ringmauer, von der teile des Westflügels bis heute erhalten sind, entstand zu dieser Zeit. Burg Vischering wurde nun Stützpunkt des Bischofs, der dort drei Burgmänner ständig stationierte. Von hier aus bezwang und vernichtete man erstmals im August 1271 die zweite Burg der Herren von Lüdinghausen, die Burg Wolfsberg, die zuvor widerrechtlich erbaut worden war. Später wurde von hier aus auch zweimal die Burg Lüdinghausen angegriffen, besiegt und vernichtet. Bis heute befindet sich die Burg im Besitz der Familie Droste zu Vischering.
1275 Verschärfung des Konfliktes mit den Herren von Lüdinghausen, die trotzt gegenteiliger Vereinbarungen mit dem Bischof von Münster die Burg und Stadt Lüdinghausen dem Erzbischof von Köln als Lehen übergaben und sogar die ständige Stationierung von dessen Burgmännern duldete.
1289 Erstmals wird auch eine Mühle als Bestandteil der Burganlage erwähnt.
1314 Vorläufiges Ende der Fehde nach einem Streit der Vettern auf Lüdinghausen und Wolfsberg, als Herman sich an den Bischof wendete. Die Wolfsburg wurde daraufhin zum Offenhaus für den Bischof von Münster.
1389 Der Name ‚Vischering’ wird erstmals urkundlich erwähnt.
14. Jhd. Offenhausvertrag mit mehrfacher Verlängerung zwischen dem Drosten und dem Bischof. Zu dieser Zeit wurde spätestens die Vorburg mit dem Bauhaus angelegt und die Wohnburg von den Wirtschaftsgebäuden geteilt. So entstand die Zwei-Insel-Anlage. Die Hauptburg war ein eingeschossiger, geschlossener Mauerring mit Schießscharten und aufgesetztem Wehrgang, aber ohne Fenster. Im Inneren des Mauerrings befanden sich wahrscheinlich zwei Gebäude. Die Räume waren nur schwach erhellt und durch nur wenige Feuerstellen ungenügend beheizt.
1414 Erbteilung der Brüder Heidenreich und Johann Droste. Erbmarschall Gerhard von Morrien auf Nordkirchen erhält einen Teil der Burg als Folge einer Fede. Dabei erstmaliger beleg für die Existenz eines Bauhauses sowie zweier Gebäude auf der Hauptburg.
1455 Die Familie von Wulfheim ändert ihren Namen in Droste zu Vischering.
1473 Ehe der Richmonds von Morrien mit Heidenreich Droste. So kommt die Burg Vischering wieder vollständig in den Familienbesitz. Die Allianzwappen am Westflügel zeugen von diesem Ereignis.
15. Jhd. Endgültiges Ende des Konfliktes mit den Herren zu Lüdinghausen.
1519 Johann Droste zu Vischering lässt gemeinsam mit seiner Gemahlin Elisabeth von Münster das Torhaus erbaut. Es ist heute das älteste noch vollständig erhalten gebliebene Gebäude der Burg.
1521 Ein verheerender Brand zerstört einen erheblichen Teil der Burg sowie das Archiv, wobei der genaue Zerstörungsgrad nicht mehr nachzuvollziehen ist.
1546-49 Verstärkung der äußeren Befestigungsanlagen mit dem Bau des Schlupftores und der Schwungruten-Zugbrücke.
1549 Heidenreich Droste zu Vischering wird mit dem Amt Horstmar und kurze Zeit später auch mit dem in Ahaus belehnt. Als Amtsdroste war er jetzt offizieller Vertreter des Bischofs.
1552-70 Nach dem Brand kommt es zu einem weitgehenden Neubau auf den alten Fundamenten. Dabei kommt es zu einer Umgestaltung und Erweiterung der Anlage von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Große Fenster wurden eingebaut. Trotzdem blieb der grundsätzlich wehrhafte Charakter der Anlage erhalten. Fertigstellung des Süd- und Zwischenflügels mit dem großen Saal, Einbau von Kaminen und Bau des achteckigen Treppenturmes als Wachturm. Aufstockung der gesamten Kernanlage auf zwei Obergeschosse. Im Wesentlichen ist die Burg seit diesen Baumaßnamen in dieser Form erhalten geblieben. Auf diese zeit wird auch das Entstehen der Secco-Malerei im großen Saal datiert, wobei einige Sachverständige meinen, dass sie bereits spätgotischen Ursprungs sind und bereits dem 15. Jahrhundert entstammen. Im Zuge des in der Renaissance geänderten Lebensstils kam es jetzt auch zur Ausstattung der Innenräume mit repräsentativeren Möbeln.
1580 Anbau der Rentei an der Nordseite des Gebäudes. Nach einer Urkunde gibt es folgende Bedienstete auf der Burg: ein Müller, ein Pförtner, ein Fuhrknecht, Mägde, Gärtner, Fischer, Hirten. Wahrscheinlich gab es auch einen Koch.
1584 Ausbau des Bauhauses, welches mindesten zwei Vorgängerbauten hatte und der Wirtschaftsgebäude auf der Vorburg.
1617-22 Bau der Auslucht mit dem Erker im Renaissancestil. Die militärische Bedeutung der Burg Vischering nahm stark ab, vor allem nach Beendigung der Fehde mit den Herren zu Lüdinghausen. So nahmen die repräsentativen Aspekte der Baugestaltung zu. Der Bau der Auslucht war die letzte wesentliche äußerliche bauliche Veränderung an der Hauptburg.
1633 Besetzung der Burg Vischering während des 30jährigen Krieges für einige Jahre durch hessische Truppen, die die Burg als Stützpunkt benutzten. Vermutlich wurde bei der Einnahme kein Widerstand geleistet, denn die Burganlage blieb unbeschadet. Die hessischen Besatzer forderten hohe Abgabeleistungen.
1640 Bau einer Mühle auf altem Fundament sowie von zwei Toren beiderseits des östlichen Wallkopfes.
1649 Belehnung des Heidenreich Droste zu Vischering mit dem Amt in Horstmar und kurz darauf mit dem in Ahaus.
1681 Nachdem die jeweiligen Drosten zu Vischering, bedingt durch ihre Amtsgeschäfte, vorübergehend in Holtwick und in Ahaus residierten, wechselte die Familie ihren Hauptwohnsitz auf das repräsentativere und ortsnähere Schloss Darfeld, bleibt aber im Besitz der Burg Vischering.
1720 Weitere Erweiterung der Wirtschaftsgebäude durch einen Remisenanbau auf der Vorburg durch Christian Heidenreich Erbdroste zu Vischering sowie Errichtung der barocken Torpfeiler. Dieses waren die letzten großen Neubaumaßnahmen auf der gesamten Burganlage.
1732 An der neuen Remise wird eine Sonnenuhr angebracht.
19. Jhd. Erhebung des Drosten in den Grafenstand. Als Symbol dafür wurde die offene Krone an der welschen Haube des achteckigen Wachturms angebracht. Mitte des Jahrhunderts Veränderungen an der Westseite der Hauptburg. Hierbei wurden Fenster versetzt und die Abtritte sowie die Dachgauben entfernt. Das Pförtnerhaus auf dem Vorwerk entsteht.
1893 Die Familie Droste zu Vischering bewohnt für kurze Zeit erneut die Burg Vischering, da es auf Schloss Darfeld größere Umbauarbeiten gab. Vorher gab es auch auf der Burg Vischering bauliche Veränderungen im Innenbereich, wie beispielsweise die Aufteilung des Rittersaales in zwei Wohnräume, die Vertäfelung in der Auslucht und in der Saalkammer sowie der Anschluss an die öffentliche Kanalisation. Später wurde dann die Burg als Gut verpachtet.
1927-29 Nach den trockenen Sommern 1901 und 1911, bei denen die Gräfte sogar zeitweilig austrocknete, drohte die Burg zu zerbersten, weil das Holzpfahlrost zu lange dem Sauerstoff der Luft und damit der Fäulnis ausgesetzt war. So wurde an die Fundamente der Hauptburg ein Betonring angelegt sowie ein Stahlbeton-Ringanker angebracht, so dass die drohende Zerstörung der Wasserburg abgewendet werden konnte.
1944 Im Zweiten weltkrieg wird die Burg stark beschädigt. Die Kornmühle am Wallkopf wird vollständig zerstört. In den Folgejahren wurden die Kriegsschäden zwar vollständig wieder beseitigt, trotzdem verfiel die Burg zusehens.
1969 Der Kreis Lüdinghausen übernimmt die Pacht für die Burg Vischering, nach der Kreisreform 1975 übernimmt sie an dessen Stelle der kreis Coesfeld.
1970-72 Die Burg wird grundüberholt, der Rittersaal wird restauriert und wieder in den ursprünglichen Zusatnd zurückversetzt.
1972 Die Burg Vischering wird der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Ein Münsterländisches Kulturzentrum entsteht. Seitdem beherbergt die Burg Vischering das Münsterlandmuseum.

Im Norden von Lüdinghausen, inmitten von weiten Feldern unweit des Flusses Stever liegt die Burg Kakesbeck. Erbaut aus Baumberger Sandstein sowie Backstein wirken die einzelnen Gebäude auf dem Gelände etwas verstreut. Zwei Brücken führen über die Gräften der komplexen Anlage, einmal aus Hauptburg und zwei Vorbugen bestand. Andere Quellen sprechen sogar von der Existenz von bis zu fünf Vorburgen auf einem Areal von einem qkm. Kakesbeck stand nicht im unmittelbaren Zusammenhang der erbitterten Fehden im Stadtgebiet von Lüdinghausen. Trotzdem wurde die Burganlage aus verteidigungstechnischen Gründen wehrhaft ausgebaut. Darüber hinaus hatte Burg Kakesbeck durch verschiedene andere Kleinkriege im 15. und 16. Jahrhundert schwer zu leiden und verfiel in dieser Zeit recht stark. So stammt der Großteil der heutigen Bausubstanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wobei die Gebäude der Vorburg generell älter sind als das 1601 erbaute Herrenhaus. So stammen das Bauhaus und der Speicher, der auch als Wachhaus diente, aus einem Bauabschnitt von 1542. Die Burganlage wird privat bewohnt. Sie ist zwar weithin sichtbar, aber eine Einsicht von außerhalb der Gräfte ist fast nur aus die Gebäude der Vorburg möglich.

 

Hinter der Szenerie: Dem Ritter Lambert von Oer ließ einer seiner Widersacher im Jahre 1518 ein eisernes Halsband mit innenseitigen Dornen anlegen. Der damals bereits 80-jährige Lambert musste bis nach Münster zu dem Waffenschmied Thiele Schwoll reiten, um sich von seinem Marterinstrument zu befreien. Dieser meißelte es schließlich auf. Das Halsband wird im Münsterlandmuseum in der Burg Vischering ausgestellt.
Einer Legende nach sollen die drei Söhne des Lambert von Oer in den Kellergewölben von Burg Kakesbeck als kopflose Kälber spuken. Lambert von Oer hatte die Aufgabe, drei Jungfrauen in den Keller zu locken, um seine Söhne zu erlösen. Diese gelang ihm jedoch nie und so spuken seine verwunschenen Söhne bis heute weiter!

 

Geschichtlicher Ablauf

10.Jhd. Erstmalige Erwähnung eines Distriktes ‘Kakesbeck’ im Register des Klosters Werden.
11. Jhd. Zu dieser Zeit hat eine Turmhügelburg und ein Witschaftshof bestanden.
13. Jhd. Die Wehrmauer und der Wehrgang entstammen vermutlich dieser Zeit. In der Folgezeit wird die Burganlage ständig ausgebaut und erweitert, zusätzlich gesichert wurde es durch ein komplexes Gräftensystem sowie Wallanlagen.
1322 Verkauf von Otto von Tecklenburg an den Ritter Bernhard von Droste.
1323 Kakesbeck wird als Steverburg urkundlich erwähnt.
Um 1385 Heidenreich von Oer heiratet in die Familie ein und übernimmt die Burg.
1518 Dem Besitzer von Burg Kakesbeck, Lambert von Oer, wird ein eisernes Halsband angelegt.
1542 Bau des Bauhauses sowie des Speichers, der zeitweilig auch als Wachhaus diente, auf der Vorburg.
16. Jhd. Allmählicher Verfall der Burganlage, bedingt durch die Verwicklung in verschiedene Fehden.
1601 Weitgehender Umbau und Erweiterung des Herrenhauses unter Bernhard von Oer.
17. Jhd. Anfang des Jahrhunderts entsteht das Torhaus.
1684 Durch Heirat kommt des zur Übernahme der Burg Kakesbeck durch die märkische Uradelfamilie Reck zu Reck.
1730 Umbau der alten Wassermühle zur Kornmühle.
1738/1780 Kauf von Kakesbeck durch Freiherr Erbdroste zu Vischering.
19. Jhd. Brand im Obergeschoss des Herrenhauses. Die Schäden wurden aber schon bald wieder behoben.
1868 Abtragung der Burgkapelle
1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Landwirt Bolte die Burg als Gutshof.
1979 Aufgabe des Landwirtes und Übernahme des Anwesens durch Dr. Grewing. Heute ist Burg Kakesbeck noch immer Privateigentum und wird von mehreren Parteien bewohnt.

Inmitten eines Parkes, der direkt an das Stadtzentrum von Lüdinghausen angrenzt, liegt die gleichnamige Burg Lüdinghausen. Noch heute wird das alte Gemäuer von der alten Gräfte sowie von einem Seitenarm der Stever umflossen. Die Oberburg besteht aus zwei im flachen Winkel zueinander angeordneten Seitenflügeln. Im Knick befindet sich ein rechteckiger Turm. Der südliche Flügel mit dem Saal wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, der südliche Flügel sowie der Turm entstammen einem Neubau von 1880, der der Erweiterung der Realschule diente. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten das Verkehrsamt und ein Jugendzentrum. Früher war auch die Vorburg umgräftet, vier Brücken mussten bis zur Hauptburg überquert werden. Inzwischen sind diese wassergräben aber alle zugeschüttet.

Fast 400 Jahre lang kämpften die Herren von Lüdinhausen von hier aus als Raubritter gegen das Bistum von Münster, die der letzte Ritter im 15. Jahrhundert verstarb. Danach wurde die Burg als Amtshaus für die Verwaltung des Domkapiels genutzt.

Die alte Borgmühle wurde im 15. Jahrhundert errichtet und fiel nach dem Tode von Ludolf, dem letzten Ritter von Lüdinghausen, an die Abtei Werden. Im Jahre 1771 wurde die Mühle restauriert und erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild.

 

Geschichtlicher Ablauf

Um 800 Der Friese Liudger bekam von Snelhard einen Hof in ‚Ludinchusen’ übereignet. Er gründete an der Stever eine Pfarrei, aus der sich später die Stadt Lüdinghausen entwickeln sollte. Diese Pfarrei unterstellte er seiner Heimatstiftung, der Abtei Werden.
809 Der in der Bevölkerung sehr beliebte und zwischenzeitlich zum ersten Bischof von Münster geweihte Liudger stirbt und wird in einem Zug durch Lüdinghausen getragen.
10. Jhd.

Nachweislich besteht zu dieser Zeit eine befestigte Burganlage auf einer Motte mit sechs Ringgräben. So ist die Burg Lüdinghausen wohl die älteste Burganlage in Lüdinghausen.

974 Verleihung des Martrechtes an Lüdinghausen durch Kaiser Otto II. Münzstätte war die Burg Lüdinghausen.
12. Jhd. Die von Liudger abstammenden Herren von Lüdinghausen werden mit den Landgütern der Abtei werden belehnt. Die Burg Lüdinghausen wird befestigt, um den Besitz zu sichern. Fundamentmauern im Kellergeschoss sind noch heute erhalten.
13. Jhd . Die Burg Lüdinghausen besteht zu dieser Zeit aus einem steinernen Burghaus mit einem massiven Turm im Innenhof.
1271 Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, erbaut nur wenige hundert Meter von der Burg Lüdinghausen entfernt die Burg Vischering, um von dort aus die landesherrlichen Rechte zu erzwingen. Von dort aus wurde die Burg Lüdinghausen wie auch die benachbarte Burg Wolfsberg erstmals zerstört. Aber die Fehde ging weiter, Burg Lüdinghausen wurde wieder aufgebaut und ein weiteres Mal zerstört. Sie wurde zum zweiten Male wiederaufgebaut und mit einem verzweigten Grabensystem mit dem Wasser der unweit vorbeifließenden Stever gespeist.
1308 Die Herren von Lüdinghausen bzw. Lüdinghausen-Wolff verleihen eigenmächtig das Stadtrecht an Lüdinghausen.
1312 Fede zwischen den Vettern der Familie zu Lüdinghausen, die auf den Burgen Lüdinghausen bzw. Wolfsberg wohnten.
15. Jhd. Errichtung der Borgmühle. Sie fällt später an die Abtei Werden.
1443 Das Geschlecht der Herren von Lüdinghausen stirbt mit dem Tode Ludolfs aus und damit endet auch der jahrhunderte währende ständig latente Konflikt mit dem Bischof von Münster.
1509 Die Burg fällt nun dem Bischof von Münster zu und damit fiel die Stadt Lüdinghausen unter die Herrschaft des Domkapitels. Jetzt zog ein Amtmann auf die Burg ein, der mit der Verwaltung der umliegenden Güter betraut war. Aus diesem Grunde wurde die Burg damals ‚Amtshaus’ genannt. Die Burg verfiel in den folgenden Jahren jedoch sehr stark.
1568 Ein verheerender Brand, der in der Stadt seinen Ausbruch fand, verwüstete auch das Burggebäude fast vollständig.
1569 – 73 Die Burg wurde in den folgenden Jahren vom Amtsherren Godfried von Raesfeld stark im Renaissancestil verändert wieder errichtet und durch neue Gebäudeteile ergänzt. Dazu gehörte das Bauhaus und das Torhaus auf der Vorburg. Beide Gebäude existieren heute noch. Einige Stilelemente der Renaissance, wie die reich verzierten Fenstergiebel oder die auffällige Wappentafel am Südflügel im Innenhof sind noch heute gut erhalten.
17. Jhd. Unter den Amtmännern auf der Burg Lüdinghausen befand sich bis 1650 auch Christian Bernhard zu Galen, der spätere Fürstbischof von Münster, der auch unter dem Beinamen ‚Kanonenbischof’ bekannt wurde.
1771 Nach einer umfassenden Renovierung erhält die Borgmühle ihr heutiges Aussehen.
1829 Abbruch des alten Burgfriedes.
1869 Die Wasserburg erhält als Landwirtschaftsschule eine neue Bestimmung und behält diese für eine lange Zeit.
1880 Renovierung des Holzpfahlgerüstes, auf dem die Burg stand. Es wurde mit Steinmaterial ergänzt. Anbau des nördlichen Flügels als Räimlichkeit für die Schule.
1975 – 79 Umfangreiche Renovierung und Abriß eines stilbrechenden Anbaus am Südgiebel und Widerherstellung des alten Bauzustandes.
1981 Das Bauhaus brennt ab und wird zwei Jahre später wieder aufgebaut.
Heute ist in der Burg Lüdinghausen ein Jugendzentrum untergebracht. Außerdem dient der Kapitelsaal als besondere Tagungsstätte dem Stadtrat, für Konzerte, Ausstellungen und Festveranstaltungen. Das Bauhaus ist heute eine Begegnungsstätte, das Torhaus wird privat bewohnt.

Burg WolfsburgDer schlichte Bau, der von der Burg Wolfsberg übrig blieb, erinnert heute kaum mehr an eine alte Wasserburg. Ein simpler langgestreckter Bau mit Mittelrisalit und Krüppelwalmdach steht an einer viel befahrenen Straße im Süden der Stadt. Und doch zählt der noch erhaltene Nordflügel der Burg Wolfsberg neben der Burg Vischering und der Burg Lüdinghausen zu den drei alten Wasserburganlagen der Stadt Lüdinghausen. Das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammende ehemals dreiflüglige Herrenhaus wurde im 18. Jahrhundert klassizistisch überarbeitet. Damit fällt ihre Bauzeit wahrscheinlich zwischen denen von Lüdinghausen und Vischering.




 

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd. Die Herren von Lüdinghausen bekommen von der Abtei Werden die Gemarkung als Lehen und bauten in der Folgezeit die Burgen Lüdinghausen und Wolfsberg.
13. Jhd. Burg Wolfsberg ist der Wohnort der Raubritter und Brüder Hermann und Bernard von Lüdinghausen.
1271

Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, belagerte die beiden Burgen Wolfsberg und Lüdinghausen, um den Landfieden und die landesherrlichen Rechte zu sichern. Er konnte beide Burgen einnehmen und die Burgherren unterwerfen. Burg Wolfsberg wurde dabei wahrscheinlich stark beschädigt, wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut.

1292 Erstmalige urkundliche Erwähnung der Burg, in der die vorher geschehenen Ereignisse beschrieben wurden.
1312 Fede zwischen den beiden Vettern auf Burg Wolfsberg und Lüdinghausen.
14. Jhd. Der runde Hauptteil der Burg besteht zu dieser Zeit immer noch aus Holz.
16. Jhd. Errichtung einer massiven Steinburg im Stil der Renaissance, von dem der Nordflügel sowie der Gewölbekeller noch erhalten sind.
19. Jhd. Abriß des Südflügels und des eingeschossigen nördlichen Anbaus.
20. Jhd. Zu Beginn des Jahrhunderts wurden die von der Stever geflueteten Burggräben zugeschüttet. Der verbliebene Nordflügel ist bewohnt, über die ehemalige Gräfte führt heute die Wolfsberger Straße.

Die heutige katholische Pfarrkirche St. Felizitas wurde zwischen 1515 und 1558 im gotischen Stil erbaut. Im Inneren der lichten Hallenkirche fallen zwei mächtige Turmpfeiler auf. Sie gelten mit einem Umfang von 7,42m als die dicksten Kirchenpfeiler Europas. Das alte Taufbecken stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert. Der gotische Sakralbau ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle. Als der Missionar und spätere erste Bischof von Münster, Liudger, durch Lüdinghausen kam, wurde er von einem gewissen Snelhard mit dessen Hof beschenkt. Auf diesem Platz ließ Liudger die erste Kirche, wahrscheinlich ein kleinerer Holzbau, errichten und vermachte dieses dem Kloster Werden, welches er zuvor selber gegründet hatte. Im Jahre 1037 war eine zweite Kirche fertig gestellt worden, wahrscheinlich ein Steinbau im damals üblichen romanischen Stil, die dann fast 500 Jahre lang stand.

Die weiß verputzte evangelische Pfarrkirche ist ein neugotischer Saalbau und wurde im Jahre 1859 geweiht. Die Bauzeit fällt in den Übergang vom Klassizismus in den Historismus und so finden sich an der Außenfassade des Gotteshauses noch einige gradlinige, klassizistische Elemente wieder, während die Inneneinrichtung, wie Fensterformen, Altar, Kanzel und Taufstein, schon im Stil der Neugotik ausgeschmückt ist.

Das Hakehaus ist das älteste Gebäude in Lüdinghausen. Die 1648 errichtete einstöckige Fachwerkkate war das ehemalige Armenhaus der Stadt, benannt nach seinem Stifter Friedrich Hake. Heute dient das zierliche Häuschen als Altenbegegnungsstätte und als Jugendheim mit Schülercafé.

Als im Jahre 1832 ein verheerender Brand große Teile des Ortes Lüdinghausen vernichtete, begann man bald darauf, auch ein neues Rathaus zu errichten. In den Jahren 1844/45 entstand in der so genannten Borg ein zweistöckiger, klassizistischer Backsteinbau mit Sandsteingliederung und einem hervorstehenden Mittelrisaliten, der sich an ältere Bauwerke des Barock anlehnte. Das Gebäude sollte nicht nur als Rathaus, sondern auch als Gerichtsgebäude fungieren. Bis zum Jahre 1969 diente der historische Bau dann nebenher auch noch als Amtsgericht. Heute ist nur noch ein Teil der Stadtverwaltung dort untergebracht.

Der Ortsteil Seppenrade wird wegen seines einzigartigen Rosengartens auch Rosendorf genannt. Dabei muss man für das Verständnis vorausschicken, dass die gesamte Parkanlage durch den Gemeinschaftssinn der Seppenrader Bürger geprägt wurde. Die gesamte Pflege der Rosenbeete wird bis heute von ehrenamtlichen Kräften übernommen. Begonnen hatte alles im Jahr 1968, als der Heimatverein Seppenrade einige Rosenbeete anlegte. Das Gelände wurde mehrfach erweitert und umfasst nun eine Größe von fast 19.000 m², durch die 2,5 km gepflasterte Wege führen. 24.000 Rosenstauden von 600 verschiedenen Arten verwandeln das Gelände von Juni bis Ende August in ein einzigartiges Blütenmeer. In einem Teich leben neben Seerosen ungefähr 300 Zierfische. An einem jeden 3. Wochenende im August findet das beliebte Rosen- und Lichterfest statt, das der Finanzierung des ansonsten frei zugänglichen Rosengartens dient.



Radrouten die durch Lüdinghausen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Hohe Mark Route




Senden

S
enden ist eine westfälische Gemeinde im Kreis Coesfeld, die aus den Ortsteilen Senden, Bösensell, Ottmarsbocholt und Venne besteht. Senden liegt an der Stever sowie am Dortmund-Ems-Kanal. Beide Wasserläufe bieten sich für Radtouren geradezu an. Das Schloss Senden wurde in seiner Geschichte fortwährend belagert, geplündert, zerstört und wieder aufgebaut. So wirkt die Schlossanlage mit seinen verschiedenen Baustilen überaus uneinheitlich. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel des Münsterlandes. Einen Abstecher lohnt auch das Naturschutzgebiet Venner Moor, das durch Rad- und Wanderwege erschlossen ist und einzigartige Einblicke in dieses renaturalisierte Sumpfgebiet ermöglicht.

Sehenswertes:

Schloss SendenKaum ein Schloss im Münsterland wirkt von den Baustilen her so zusammengewürfelt wie Schloss Senden. Zahllose Belagerungen, Plünderungen und Brandschatzzungen hinterließen ihre Spuren in der Bausubstanz. Obwohl hufeisenförmig auf einer rechteckigen, gradlinigen Insel angelegt, wirkt so gar nichts an dieser Anlage symmetrisch, gar nichts einheitlich. Die Geschichte dieses Hofes ist bereits weit über 1000 Jahre alt. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, von der Brücke aus links gesehen. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel im Münsterland. Dieser wurde später in ganz Westfalen zum oft kopierten Bauelement. Der Mittelflügel besteht aus den ehemaligen Stallungen, der rechte Seitenflügel aus dem Brauhaus und einem Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert, dem so genannten ‘Mannenhaus’ mit einem Uhrentürmchen. Das ganze Ensemble gruppiert sich zusammenhängend um den Schlossplatz auf nur einer Insel – untypisch für das Münsterland. Der weitläufige Park um das Schloss herum ist das Refugium vieler vom Aussterben bedrohter Tierarten, wie beispielsweise Eisvögel, Fischreiher, Wildenten und Wasserhühner. Ein Weg führt direkt an der rechtwinkligen Gräfte vorbei, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann. Der Schlossplatz darf betreten werden. Das vormals als Hotel genutzte Schlossgebäude steht derzeit leer. Über eine zukünftige Nutzung wird intensiv nachgedacht.

 

Geschichtlicher Ablauf

880 Erstmalige Erwähnung des Hofes ‘Sendinaon’, der sich damals im Besitz des Klosters Werden befand.
1165 Erwähnung einer Burganlage
13. Jhd. Aufbau der Burg in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zur wehrhaften Anlage.
1350 Der Besitz ging auf die Herren von Senden über, fortan wurde die Burganlage Burg Senden genannt.
14. Jhd. Zerstörung und Wiederaufbau der Burg. Haus Senden war in der Zeit des Mittelalters wiederholt in Kriege verwickelt und musste sich Belagerungen und Plünderungen stellen.Neuer Besitzer wurde der Droste zu Kakesbeck und Senden.
1460 Das heute noch erhaltene Herrenhaus wird erbaut. Der Dreistaffelgiebel ist der älteste noch erhaltene im gesamten Münsterland.
um 1500 Das Schloss kommt in den Besitz derer von Droste, später Droste zu Senden genannt.
16. Jhd. Erneute Zerstörung des größten Teiles der Burg durch die Spanier. Ende des Jahrhunderts wird sie wieder aufgebaut.
1618–48 Erneute Belagerung während des Dreißigjährigen Krieges.
1719 Vollendung des ‘Mannenhauses’ mit dem Glockendachreiter und vollständige Umgestaltung im barocken Stil. Die Brücken zur Schlossinsel entstehen.
1759 Belagerung und Plünderung durch die Franzosen.
1780 Bau des rechten Hauptgebäudetraktes und der Remise, so wie sie heute noch erhalten sind.
18. Jhd. Neben dem Hauptgebäude wurde auch die Gruftkapelle errichtet. Auch der Schlosspark wurde angelegt.
1865 Errichtung des Treppenhausturmes.
1899 Weitere Anbauten, Vollendung des ‘Rombergtraktes’.
1952–57 Schloss Senden ist Zufluchtsort für Prinzessin Luise von Preußen, bis die Familie Droste zu Senden, die hier im letzten Jahrhundert zeitweilig auch noch wohnte, die Schlossanlage aufgab.
Seit 2007 Förderobjekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Senden-Haus RuhrZwischen Senden und Albachten liegt das Haus Ruhr. Inmitten eines Waldgebietes liegt das Wasserschlösschen fast unscheinbar und versteckt am Wegesrand. Die vielen Bäume erschweren den Blick. Teile der Vorburg und die Kapelle sind zu erkennen, das Herrenhaus ist rückseitig von einem Waldweg aus zu sehen. Das Herrenhaus wurde von Johan Conrad Schlaun barock überarbeitet. Der verzierte Portalrisalit des Bibliothekgebäudes gilt als wahres Schmuckstück der Schlossanlage.





 

Geschichtlicher Ablauf

16./17. Jhd. Bau des Herrenhauses von Haus Ruhr
17. Jhd. Entstehung des Bibliothekgebäudes mit seinem verzierten Portalrisaliten.
1742 Umgestaltung des Herrenhauses durch den Barockmeister Johann Conrad Schlaun.

Haus Alvinghaus wurde von Johann Conrad Schlaun als barockes Maison de Plaisance nach französischem Vorbild geschaffen. Der zweistöckige, rote Backsteinbau wird mit hellem Sandstein gegliedert, insgesamt sieben Fensterachsen spiegeln sich um die Mittelachse. Das Herrenhaus ist heute noch Wohnsitz der Familie von und zur Mühlen. Eine Außenbesichtigung ist nach vorhergehender Anmeldung möglich.

 

Geschichtlicher Ablauf

1381 Erstmalige urkundliche Erwähnung
1450 Haus Alvinghof im befand sich seit ungefähr dieser Zeit im Besitz der Patrizierfamilie Dusaes.
1551 Durch Heirat gelangt das Anwesen in den Besitz der Familie Kasum.
16. Jhd. Herman von Kasum ließ gegen Mitte des Jahrhunderts ein einfaches Herrenhaus errichten.
1625 Verkauf an Hermann von Kerckerinck zu Borg.
1749 Der bischöfliche Vizekanzler Christian Friedrich von und zur Mühlen erwirbt Haus Alvinghaus aus der Insolvenzmasse derer von Kerckerinck. Johann Conrad von Schlaun wird mit dem Bau eines neuen Herrenhauses in Form eines Maison de Plaisance beauftragt.

Östlich von Senden, südlich vom Dortmund-Ems-Kanal gelegen, liegt das bekannte Naturschutzgebiet Venner Moor. Das ehemalige Hochmoor wurde abgetorft, inzwischen aber wieder renaturiert. Einst soll diese unwirkliche Gegend Anette von Droste-Hülshof zu dem Gedicht ‚Der Knabe im Moor’ inspiriert haben. Heute ist die sumpfige Gegend Refugium von Moorfröschen, Baumfalken, Maulwurfsgrillen und Zwergtauchern. Durch das 148 ha große Moor führen Rad- und Wanderwege und ein Lehrpfad vermittelt interessante Informationen über diese einzigartige Landschaft. Die Biologische Station Lüdinghausen und die NABU-Naturschutzstation Münster bieten fachkundige Führungen durch das Venner Moor an.

Die Kornwindmühle ist das Wahrzeichen der Bauernschaft Ottmarsbocholt. Bereits im 16. Jahrhundert hatte hier eine Windmühle existiert, mehrfach fiel sie aber Flammen und Stürmen zum Opfer. Die heutige Windmühle wurde im holländischen Stil 1858 errichtet. Zur Unterstützung an windarmen Tagen erhielt sie 1929 einen ersten Motor. Bis 1965 war die Windmühle noch im Betrieb, heute dient sie nur noch als Wohnhaus.



Radrouten die durch Senden führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne



Ascheberg

D
ie Gemeinde Ascheberg mit seinen Ortsteilen Ascheberg, Herbern und Davensberg wurde erstmals gegen Ende des 9. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Sie ging aus einer sächsischen Bauernsiedlung hervor. Alle drei Ortsteile werden von historischen Kirchenbauten dominiert. Der hohe Turm der spätgotischen St.-Lambertus-Kirche in Ascheberg ist weithin sichtbar und prägt das historische Ortszentrum. Sein Chorraum wurde von Johann Conrad Schlaun gestaltet. In Davensberg befindet sich die Pfarrkirche St. Anna. Der Backsteinbau wurde 1497 – 1510 im Stil der Gotik errichtet. Die dreischiffige Pfarrkirche St. Benedikt in Herbern stammt aus dem Jahre 1666 und wurde an der Stelle eines bereits seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Gotteshauses errichtet. Auffällig ist die hohe Anzahl von Schlössern und Herrensitzen in der Gegend von Ascheberg. Das imposanteste ist sicherlich das Wasserschloss Westerwinkel. Es wurde im frühbarocken Stil im 17. Jahrhundert erbaut ist als heute als Museum eingerichtet. Sehenswert ist auch das Schloss Itlingen und der Burgturm Davert, der ein Heimatmuseum beherbergt.

Sehenswertes:

Schloss Westerwinkel in Herbern gehört zu den ältesten Barockschlössern Westfalen. Die Gestaltung wirkt sehr streng und konsequent durchkonzipiert. Das Hauptschloss besteht aus schlichten, grauen Mauern, angeordnet auf einem quadratischen Grundriss. An allen vier Ecken schließen viereckige, vorspringende Türme die Flügel ab. Eckig angelegte Gräften umfließen das Schloss. Der ebenfalls quadratische Innenhof wirkt eher klein und gedrungen. Trotzdem fällt auf, dass nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648 die Wehrhaftigkeit solcher Anlagen unwichtiger wurde und dafür das Repräsentationsbedürfnis des Adels in gleichem Maße bedeutender wurde. Westerwinkel gilt im Münsterland als erstes Beispiel für diese Neuorientierung.
Das Schloss Westerwinkel befindet sich noch immer im Privatbesitz der Grafen von Merveldt, ist aber als Museum zugänglich. Eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft, befindet direkt neben Schlossanlage herum Golfplatz. Weitläufige Waldwanderwege mit vielen Lehr- und Schautafeln laden zu einem Spaziergang ein.

  

Geschichtlicher Ablauf

1555

Übernahme von Westerwinkel durch die Grafen von Merveldt. Es gibt heute keine Kenntnis mehr über das Aussehen der damaligen Schlossanlage.

1663

Neubau des Schlosses im frühbarocken Stil als Vierflügelanlage. Wahrscheinlich zeichnete sich als Architekt Peter Pictorius verantwortlich.

19. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts wird das Rentmeisterhaus erbaut.

Das hübsche Schloss Itlingen, etwas außerhalb von Ascheberg-Herbern gelegen, beschreibt einen hufeisenhörmigen Grundriß. Die Seitenflügel enden jeweils mit einem vorgelagerten Türmchen. Schloss Itlingen wurde in zwei Etappen gebaut. Der Mitteltrakt und der linke Seitenflügel stammen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Vollendet zu seiner heute noch existierenden barocken Form wurde es erst 60 Jahre später durch Johann Conrad Schlaun. Die Schlossanlage und das dazugehörige Gestüt waren Fernsehkulisse für die Filme ‚Rivalen der Rennbahn’ und ‚Alles Glück dieser Erde’. Es ist erlaubt, den Schlossplatz kurz zu betreten.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1540

Die Familie von Nagel übernimmt das Anwesen. In ihrem Besitz befindet sich Schloss Itlingen noch heute.

1692

Bau des Mitteltraktes und des linke Seitenflügels mit seinem Eckturm. Sie bilden den ältesten teil des Schlosses und wurde wahrscheinlich von Peter Pictorius für den Freiherrn von Nagel entworfen.

1755

Vollendung des Herrenhauses im barocken Stil durch Johann Conrad Schlaun, der eine Symmetrie durch den Anbau des rechten Flügels mit dem entsprechenden Türmchen schuf.

Der Burgturm Davert, einzig erhaltene teil der Burg Davensberg, liegt inmitten der Siedlung von Ascheberg-Davensberg. Er wirkt eher als ein übrig gebliebenes Relikt aus einer alten Stadtmauer denn als Burgruine. Der renovierte und gut erhaltene ehemalige Gefängnisturm aus dem 16. Jahrhundert wird umgeben von einem kleinen Park, von dem aus einige Wanderwege in die münsterländische Umgebung starten. Im Davertturm selber befindet sich heute in den Räumlichkeiten der ehemaligen Gerichtsstube ein Heimatmuseum, welches über die Außentreppe zu erreichen, aber nur nach Voranmeldung zu besichtigen ist. In der darunter liegenden Folterkammer sind noch einige Marterinstrumente zu sehen, ein weiteres Stockwerk tiefer liegt das Burgverließ.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Erstmalige urkundliche Erwähnung einer Burganlage.

1256

Erste Erwähnung des ‚Hermaannus de Daverenberge’, den Besitzer der Burg. Die Anlage muss also schon zu diesem Zeitpunkt existiert haben. Sie stand anfänglich auf einer Motte, die durch ein ausgeprägtes Gräftensystem umgeben war.

1263

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ‚castrum’

1510

Stiftung der Kapelle unweit der Burg durch Balthasar von Büren, dem damaligen Schlossherren.

1530

Bau des Davertturm und Ausbau der ansonsten aber nicht mehr erhaltenen Burg durch die Edelherren von Büren.

1593-47

In der Gerichtsstube des noch erhaltenen Davertturmes fanden über 30 Hexen- und Zaubererprozesse statt.

18. Jhd.

Die Burganlage verfiel immer mehr und wurde weitgehend unbewohnbar.

1736

Der Besitz wechselte nun von der Familie Morrien zu Nordkirchen zu den Herren von Plettenberg zu Nordkirchen über. In der folgenden Zeit war aber die fast vollständige Abtragung der Burg nicht mehr zu vermeiden. Heute steht von der Burg Davensberg nur noch der Burgturm Davert. Dieser ist aber noch gut erhalten und beherbergt ein Heimatmuseum.

Das in Davensberg liegende Haus Byink besteht heute noch aus dem Bauhaus sowie dem Torhaus. Die beiden Gebäude wurden im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance errichtet und besitzen den für das Münsterland typischen Dreistaffelgiebel mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen. Auffällige Besonderheiten am mächtigen Torhaus sind die Mosaikverzierungen mit bunten glasierten Ziegeln und die beiden halbrunde turmartige Vorbauten. Das alte Herrenhaus existiert heute nicht mehr. Haus Byink wird privat bewohnt und bewirtschaftet und ist nur von außerhalb des Geländes zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

Um 1400

Haus Byink wird als Wasserburg des Zwei-Insel-Typs erbaut. Einst war es eine mächtige Wehranlage mit Vor- und Hauptburg. Sie diente dem Rittergeschlecht von Ascheberg als Stammsitz.
1558

Neubau des Bauhauses im Stil der Renaissance durch Heinrich von Ascheberg.

1561 Bau des mächtigen Torhauses

1698

Durch Erbschaft kam Haus Byink in den Besitz von Christoph Engelbert von Beverförde-Werries.

1780

Die Familie von Beverförde-Werries stirbt aus und die Anlage wird von Friedrich Clemens von Elverfeld übernommen.

1963/64

Die Gräften werden zugeschüttet.
Haus Byink befindet sich noch immer im Privatbesitz. Das Gut wird als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet.

Von dem kleinen Rittersitz Haus Romberg in Davensberg existieren noch immer alte Wälle und Gräften aus dem Mittelalter. Das im Stile der Renaissance errichtete Herrenhaus stammt allerdings erst aus der späteren Zeit. Ein achteckiger Turm aus Sandstein ist dem Herrenhaus angegeliedert. Lange Zeit befand sich das Gut im Besitz der mächtigen münsterländer Familie von Galen. Auch heute bindet sich Haus Romberg noch im Privatbesitz und ist aus diesem Grunde nur von außerhalb des Torhauses zu besichtigen.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Haus Romberg war im Besitz der Herren von Rodenberg.

um 1400

Die Familie von der Leithe übernimmt das Gut.

1503

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

1566

Durch die Heirat zwischen Bernharda Wulf mit Dietrich von Galen kam Haus Romberg in den Besitz der Familie von Galen.

17. Jhd.

Bau des Herrenhauses mit seinem achteckigem Turm aus Sandstein.

Die katholische Pfarrkirche St. Lambertus ist in der landschaftlich flachen Umgebung von Ascheberg schon von weitem sichtbar. Der den Ort dominierende Sakralbau wurde 1524 in Form einer spätgotischen Hallenkirche fertig gestellt. Im Ursprung geht die Pfarre jedoch bereits auf einen romanischen Steinbau von 1022 zurück. Der Chorraum wurde 1737 vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil ausgestaltet. Der mächtige, 81 m hohe Turm entstammt erst der späteren Zeit und wurde im neugotischen Stil ausgeführt.

Im Ortsteil Herbern befindet sich das Heimathaus. In den Räumlichkeiten wird die Dauerausstellung ‚Örtliches Wohnen und Arbeiten nach der Jahrhundertwende’ gezeigt. Sie versteht sich als ergänzende Schau zum Museum des benachbarten Schlosses Westerwinkel, wo Zeugnisse des adligen Lebens bewahrt und präsentiert werden. Führungen werden auch in plattdeutscher Sprache angeboten.


Radrouten die durch Ascheberg führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne






Drensteinfurt

D
rensteinfurt ist eine Kleinstadt am Rande der Davert, einem ausgedehnten Waldgebiet südlich von Münster. Die heutige Stadt setzt sich aus den Ortsteilen Drensteinfurt, Rinkerode und Walstedde zusammen. Das Zentrum der Ackerbürgerstadt an der Werse ist geprägt von seinen vielen historischen Fachwerkhäusern, von denen besonders die ‚Alte Post’ auffällt. Das 1647 erschaffene imposante Bauwerk dient heute als Rats- und Bürgerhaus. In und um Drensteinfurt gibt es eine besonders große Anzahl von alten Wasserschlössern und adligen Herrensitzen zu entdecken, wie beispielsweise das Haus Steinfurt in der Innenstadt und das Haus Bork bei Rinkerode, welches als eines der schönsten Anlagen im gesamten Münsterland gilt.

Sehenswertes:

Mitten in Drensteinfurt liegt das Haus Steinfurt, auch Schloss Drensteinfurt genannt. Das im 18. Jahrhundert im barocken Stil als Dreiflügelanlage erbaute Herrenhaus besitzt einen Mittelrisalit. Die beiden Außenflügel sind recht kurz geraten, so dass der Mittelflügel sehr dominant erscheint. Erbaut hat ihn der Schlaun-Lehrer Lambert Friedrich von Corfey. Ursprünglich war das Herrenhaus durch eine eigene Gräfte umflossen, aber diese wurde inzwischen zugeschüttet. Das westliche Torhaus, rechts vom Haupteingang gelegen, wurde im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance erbaut und stellt eine bauliche Besonderheit dar. Über die gesamte Front verteilt finden sich Rautenmuster, hergestellt aus glasierten Steinen, die sich von den herkömmlichen roten Backsteinen abheben. Der Weg durch das Torhaus besteht noch heute aus einer uralten Pflasterung, den so genannten ‚Kattenköppen’. In unmittelbarer Nähe des Schlosses befinden sich die noch funktionale Wassermühle, die Loretokapelle, eine Remise sowie ein Park, der als Barockgarten angelegt wurde und beidseitig von der Werse umflossen wird.



  

Geschichtlicher Ablauf

1177

Lubbert von Stenvorde wird als erster Besitzer des Hofes erwähnt.

Um 1200

Die Herren von Rinkerode werden mit der Burg belehnt.

1324

Durch Heirat übernehmen die Edelherren von Volmestein die Anlage.

1429

Das Anwesen geht in den Besitz der Familie von der Recke über.

1585-91

Bau des Torhauses im Stile der Renaissance. Es gilt bis heute als architektonisches Meisterwerk und ist das älteste erhaltene Gebäude der Schlossanlage.

1595

Bau der Wassermühle, die durch das Wasser der Werse gespeist wird.

1707-09

Bau des barocken Herrenhauses als Dreiflügelanlage durch Lambert Friedrich von Corfey für Matthias von der Recke.

1709

Erweiterung des Torhauses.

1710

Ausschmückung des Herrenhausgiebels mit dem Wappenrelief.

1726

Bau der barocken Loretokapelle unweit des Schlosses.

1739

Übernahme von Schloss Drensteinfurt durch die Herren von Landsberg.

1793

Umbau der Wassermühle

1830

An der Nordseite der Anlage entstehen zwei kleine symmetrisch angeordnete Torhäuschen, die das alte Torhaus an der Westseite ablösten. Baumeister war Heinrich Johann Fryse, ein Schüler Schinkels. Es entstand eine neue, gewölbte Brücke. Sie löste den bisherigen einzigen Zugang, der vom Westen zum Schloss führte, ab.

1944

Zerstörung der Wassermühle, die aber 1958 wieder aufgebaut wurde.

2010

Nach dem Tode von Baron Ignatz-Wessel Freiherr von Landsberg-Velen wurde das Schloss an seine Tochter Marie-Antoinette vererbt. Ihr Ehemann ist Adolf Graf von Meran. Das Schloss wird noch heute von Angehörigen der Familie von Landsberg-Velen bewohnt.

Im Ortsteil Rinkerode von Drensteinfurt steht in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Wasserburg Bisping das Haus Bork. Es gilt als eines der schönsten Wasserschlösser im Münsterland und wurde auf drei Inseln errichtet: auf einer steht die Hauptburg, auf einer die Vorburg und auf der dritten befindet sich ein großer Garten. Im Wesentlichen stammt die Anlage aus dem 15. sowie 18. Jahrhundert und wurde aus rotem Backstein errichtet. Der berühmte Baumeister Gottfried Lauren Pictorius zeichnete sich für die Barockisierung der Anlage verantwortlich, die 1719 abgeschlossen wurde. Nachdem Haus Bork über 400 Jahre im Familienbesitz derer von Kerckerinck war, wurde das Schloss im Jahre 1988 verkauft. Da es noch immer privat bewohnt wird, ist eine Besichtigung nur von außerhalb der Anlage möglich.





  

Geschichtlicher Ablauf

15 Jhd.

Bau eines schlichten Herrenhauses in unmittelbarer Nähe der Wasserburg Bisping.

seit 1466

Das Wasserschloss befindet sich im Familienbesitz derer von Kerckerinck.

16 Jhd.

Weitgehender Ausbau des Herrenhauses nach Westen.

1664

Bau des großen Torhauses mit den Ecktürmen sowie eines Wirtschaftsgebäudes.

1719

Gottfried Laurenz Pictorius erstellt den Pavillon. Er gestaltete die Inneneinrichtung des Herrenhauses und überarbeitete den östlichen Seitenflügel. Bauherr war Oberhofmarschall Jobst Stephan von Kerckenrinck.

1922

Die Wirtschaftsgebäude werden neu erstellt.

1986

Umfangreiche Renovierung der gesamten Wasserschlossanlage.

1988

Verkauf an den Industriellen Dreier aus Dortmund. Josef Freiherr von Kerckerinck zur Borg besitzt ein lebenslanges Wohnrecht im Pictoriusbau des Hauses Borg.

Von der ehemaligen Wasserburg Bisping sind leider nur noch das Torhaus und ein Teil der alten Gräfte erhalten. Das Torhaus aus dem 17. Jahrhundert mit seinen beiden Dreistaffelgiebeln und seinem kleinem Renaissanceerker hat dagegen die Zeiten im guten Zustand überdauert. Der stolze Bau besteht im unteren Bereich aus Bruchstein. Auf Höhe der oberen Stockwerke benutzte man roten Ziegelstein, die Rückfront ist mit Fachwerk verkleidet. Das privat bewohnte Torhaus ist von der vorbeiführenden Straße gut einsehbar. Auf der Burg Bisping wurde im Jahr 1606 Christoph Bernhard von Galen geboren, der ‚Kanonenbischof’ genannte spätere Fürstbischof von Münster. Die Burg diente ihm als Stammsitz.




  

Geschichtlicher Ablauf

1364

Erste urkundliche Erwähnung als Wasserburg.

1370

Das Bistums Münster den Hof Bisping als Lehen an Hermann von Berne vergeben.

1391

Hermann von Velen der Alte wird mit dem Hof Bisping belehnt.

1393

Verkauf des Hofes an Friedrich Norendin.

1472

Übernahme des Gräftengutes durch die Familie Frydag.

1551

Durch Heirat von Clara Frydag mit Heinrich von Galen zu Vellinghausen fällt Bisping an die Familie von Galen.

1606

Geburt von Christoph Bernhard von Galen, den späteren Fürstbischof von Münster, auf der Burg Bisping.

1651

Bau des Torhauses, welches als einziges Gebäude der Anlage noch erhalten geblieben ist.

Eine lange Allee führt auf das Wasserschloss von Haus Göttendorf zu. Das dreiflüglige, schlichte Herrenhaus mit dem kupfergrünen Dach ist leider von außerhalb des Geländes kaum einsehbar. Das von breiten Gräften umzogene Anwesen befindet sich im Besitz der Familie von Galen. Von der Hauptzufahrt kann man nur Teile der Kapelle erkennen.

  

Geschichtlicher Ablauf

17 Jhd.

Die Familie von Westrem übernimmt Haus Göttendorf von der Familie von Ascheberg.

18 Jhd.

Neubau des Herrenhauses

1758

Durch eine Versteigerung kommt die Familie von Galen in den Besitz des Anwesens. Sie bewohnt das Gut bis heute.

Das Wasserschloss Haus Venne besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus aus Backstein und vier symmetrisch zugeordneten vorgelagerten Nebenbauten. Die barocke Anlage entstand im frühen 18. Jahrhundert durch den westfälischen Baumeister Lambert Friedrich von Corfey. Hinter dem Schloss befindet sich ein Park mit einem von Johann Conrad Schlaun entworfenen Gartenhäuschen.






  

Geschichtlicher Ablauf

1710-14

Der münsterländische Baumeister Lambert Friedrich von Corfey baute Haus Venne von einem bürgerlichen Gräftenhof zu einem barocken Wasserschlösschen und Adelssitz um. Bauherr war Johann Matthias von Ascheberg.

1767

Bau des Gartenhauses. Als Architekt wurde der berühmte westfälische Barockbaumeister Johan Conrad Schlaun gewonnen. Heute dient der achteckige Hauptturm als Gruftkapelle.

1771

Die Kapelle wird im Stil des Rokkoko ausgestattet.

1860

Letzte Umbauarbeiten. Seit dem hat sich die Schlossanlage nicht mehr verändert.
Haus Venne wird auch heute noch privat bewohnt.

Der Ortskern von Drensteinfurt ist geprägt von vielen historischen Fachwerkhäusern und kleinen Gässchen. Das auffälligste Fachwerkgebäude ist das der ‚Alten Post’. Das zweistöckige, wuchtige Backsteingebäude mit seiner überkragenden Fassade wurde 1647 errichtet und dient heute als Rats- und Bürgerhaus.

Die katholische Pfarrkirche St. Regine entstammt im Ursprung aus dem 12. Jahrhundert. Um 1170 wurde sie als Wehrkirche erbaut. Sie gehörte zu einem mittelalterlichen Gutshof, der auf die Nachfahren von Herzog Widukind zurückgeht. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert an die Stelle des heutigen Haus Steinfurt verlegt, die Position der Kirche blieb erhalten. Unter Beibehaltung des alten Fundamentes wurde von 1783 bis 1785 eine neue Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen errichtet. Die Kassettendecke aus dem 19. Jahrhundert ist die einzige ihrer Art in Westfalen, beachtenswert ist auch der wohl aus dem 12. Jahrhundert stammende Taufstein.

Nordöstlich von Drensteinfurt befindet sich, etwas hinter Bäumen versteckt, die Loretokapelle. Die durch Lambert Friedrich Corfey geschaffene Wallfahrtskirche wurde in ihrer Form dem heiligen Haus von Nazareth nachgebildet und stammt aus dem Jahre 1726. Im Jahre 1887 wurde die Kapelle um die Familiengruft derer von Landsberg erweitert. Im Mittelpunkt der Verehrung durch die Pilger steht eine Figur des hl. Lazarus, die sich im Inneren der Loretokapelle befindet.

Schriftliche Urkunden belegen, dass seit 1811 in Drensteinfurt dauerhaft jüdische Familien lebten. Zuvor hatte es seit dem 16. Jahrhundert immer wieder Hinweise auf eine vorübergehende Niederlassung von Juden gegeben. Im 19. Jahrhundert wuchs ihre Gemeindegliederzahl stetig an und zählt zeitweilig fast 70 Glieder. So wurde 1872 eine eigene Synagoge errichtet. Der rote Backsteinbau im Rundbogenstil mit dem vom Baumberger Sandstein umrahmten Portal passt sich dem typisch münsterländischen Baustil an. Im Zuge der Reichspogrome im November 1938 wurde auch die Drensteinfurter Synagoge von Nationalsozialisten verwüstet und geplündert. Das Gebäude wurde verkauft und in der Folgezeit als Werkstatt und Lagerraum genutzt. Seit 1988 ist die Stadt Drensteinfurt Besitzer der alten Synagoge. Sie wurde aufwendig renoviert und anhand alter Fotos wieder weitgehend in den Urzustand zurückverwandelt. Heute dient das ehemalige Gotteshaus als Kulturstätte und als Denkmal für die jüdischer Tradition in Westfalen. Im Jahre 1826 wurde der jüdische Friedhof angelegt. Bis 1929 fanden hier Beerdigungen statt. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde der Friedhof jedoch weitgehend verwüstet und Grabsteine entwendet. Der älteste von 26 noch erhaltenen Grabsteinen stammt aus dem Jahre 1853. Der Friedhof wurde in der Nachkriegszeit instand gesetzt und ist heute denkmalgeschützt.

Die Windmühle in Rinkerode wurde 1810 durch den Grafen von Galen in Form eines Holländers errichtet und 1835 erstmals verpachtet. Nachdem im Jahre 1894 ein dampfmaschinengetriebener Motor die Mühle windunabhängig werden ließ, wurde bald danach ein Sägewerk angegliedert und die Windflügel samt Kappe entfernt. Bis 1965 wurde in der Mühle noch Korn gemahlen. Mit der Einstellung des Sägebetriebes 1973 verlor die Mühle vollständig ihre einstige Bestimmung. Seit 1995 dient das Gebäude als Mühlen- und Gerätemuseum. Die Mühlentechnik von 1935 blieb bis heute erhalten und wird den Besuchern in verständlicher Form dargeboten. Auch weitere Geräte und Maschinen sowohl aus dem Mühlenbereich als auch aus dem ländlichen Alltagsleben werden präsentiert und teilweise auch vorgeführt. So wird der hohe Stand handwerklichen Könnens vergangener Tage auch heute noch erlebbar gemacht.

Die Imkerei der Familie Schatz ist die älteste in Drensteinfurt. Seit vier Generationen produzieren ihre Bienen Honig. So haben sich allerlei historische Gerätschaften angesammelt, die im Bienenmuseum ausgestellt werden. Hier erfährt man viel über Bienenhaltung und Bienenzucht, über Honigarten und Wachsgewinnung. Im Immenhuisken können auch Bienenerzeugnisse erworben werden, denn den qualitativ besten Honig gibt es immer noch direkt vom Imker.

Die Kornbrennerei Eckmann im Ortsteil Walstedde wurde 1836 gegründet. Das genau überwachte Brennrecht der Firma beträgt 1830 Hektoliter, wovon ein Teil selber vermarktet wird. Zum firmeneigenen landschaftlichen Betrieb gehören 80 ha Anbauflächen für Weizen und Mais, denn um einen Hektoliter Alkohol herzustellen, benötigt man 265 kg Weizen. Die Hauptprodukte der Brennerei Eckmann sind Korn, der Eckpaohl und verschiedene Liköre. Diese können in den Verkaufsräumen des Hofladens verkostet und erworben werden. Geführte Besichtigungen für 10 – 50 Personen mit anschließender Verkostung werden von Montag bis Freitag nach vorheriger Absprache angeboten.



Radrouten die durch Drensteinfurt führen:

Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Südkurs
Burg- und Schloss-Tour




Werne

D
ie im Jahre 824 erstmals urkundlich erwähnte Stadt an der Lippe liegt im südlichen Münsterland an der Grenze zum nordöstlichen Ruhrgebiet, wird aber noch durch die typische weite Parklandschaft des Münsterlandes geprägt. Um 800 hatte hier Liudger, der erste Bischof von Münster, im Auftrag von Kaiser Karl dem Großen, eine Kapelle errichten lassen. Werne besitzt einen hübschen historischen Stadtkern mit kleinen Gassen und alten Fachwerkhäusern. Besondere Anziehungspunkte sind das Alte Rathaus von 1514, die Kirche St. Christophorus aus dem 15. Jahrhundert und das ‚Alte Steinhaus‘ aus dem 14. Jahrhundert. Trotz der historischen Bausubstanz wirkt die jüngst umgestaltete Fußgängerzone mit seinen Geschäften und Cafés modern und zeitgemäß. Direkt an das Zentrum grenzt der Stadtpark mit seinem idyllischem See, dem Gradierwerk, dem Natursolebad und der Freilichtbühne, auf der in den Sommermonaten wechselnde Theaterstücke aufgeführt werden. Mit der stillgelegten alten Zeche Werne blieb ein Industriedenkmal erhalten, dass die unmittelbare Nähe zum Ruhrgebiet dokumentiert. Das beliebte Volksfest Sim-Jü, das auf das Marktrecht von 1342 zurückgeht, lockt jeden Oktober tausende von Menschen aus der Umgebung nach Werne. Ein weiterer Anziehungspunkt ist das Karl-Pollender-Museum mit seiner umfangreichen Ausstellung zur Stadtgeschichte.

Sehenswertes:

Die Altstadt Wernes mit seinen mittelalterlichen Fachwerkhäusern und seinen schmalen Gassen besitzt einen gemütlichen Charme. Der historische Marktplatz ist der zentrale Ort der Stadt. Hier steht mit dem zwischen 1512 und 1514 erbauten Alte Rathaus eines der ältesten Gebäude der Stadt. Es gilt als typisches Beispiel für ein münsterländisches Bogenhauses. In den gotischen Bogengängen befanden sich einst die Stadtwaage und die Wachstube. Hier stand der Pranger und hier wurden die öffentlichen Bekanntmachungen verlautbart. Darüber befanden sich die Ratskammern für das Ratsgericht und im Obergeschoß tagte im großen Saal der Rat der Stadt. Und das tut er sogar noch bis zum heutigen Tage!

Im Jahre 1691 wurde das ‚Alte Amtshaus‘ im Stadtzentrum als Fachwerkhaus erbaut. Es diente dem bischöflichen Amtsrentmeister als Amts- und Wohnsitz. 1962 richtete der Realschullehrer und Heimatvereinsvorsitzende Karl Pollender in zwei Räumen des Amtshauses ein kleines Heimatmuseum ein. Hier wurden heimatkundliche Gegenstände ausgestellt, die Pollender in vielen Jahren zusammengetragen hatte.

Inzwischen hat sich das Museum auf vier Etagen und eine Ausstellungsflächen von 1.000 m² ausgeweitet. Es behandelt die Vor- und Frühgeschichte, die Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit und zeigt Exponate aus der Landwirtschaft und dem Handwerk. Ein Raum widmet sich dem Somon-Juda-Markt, kurz ‚Sim-Jü‘, der auf das Marktrecht von 1362 zurückgeht und sich heute zu einem beliebten Jahrmarkt entwickelt hat. Das wertvollste Ausstellungsstück ist eine seidene Kasel, ein Priestergewand aus dem 13. oder 14. Jahrhundert.

Werne liegt zwar im südlichen Münsterland, aber dennoch am Rande des Ruhrgebietes. Als 1899 mit dem Abteufen der Schächte Werne 1 und 2 begonnen wurde, war die Zeche Werne das erste Bergwerk im Ruhrgebiet nördlich der Lippe. Bereits 1930 wurde die Zeche im Zuge der Weltwirtschaftskrise vorübergehend wieder stillgelegt, um nach dem Zweiten Weltkrieg den Betrieb wieder aufzunehmen. 1975 wurde die Zeche Werne dann endgültig geschlossen.

Mehrere Bauwerke, wie das Fördermaschinenhaus, die Schmiede, das Pförtnerhaus, die Turnhalle und die Verwaltung, sind noch erhalten und stehen inzwischen unter Denkmalsschutz. Die Liegenschaften werden auch heute noch gewerblich genutzt. Die Schachtanlagen Werne 1 und 2, sowie Werne 3 im benachbarten Rünthe wurden in die ‚Route der Industriekultur‘ aufgenommen.

In unmittelbarer Nähe zum Natur-Solebad entstand 1990 im Stadtpark das Gradierwerk. Über eine aus Schwarzdorn bestehende Rieselwand wird ständig solehaltiges Wasser geleitet, das durch seine Zerstäubung ein maritimes Kleistklima entstehen lässt. Diese Luft wirkt insbesondere bei Atemwegerkrankungen heilsam. Das Gradierwerk wird aber auch von vielen Einheimischen aufgesucht, die einfach kurz einmal die salzhaltige Luft tief einatmen wollen.

Die katholische Pfarrkirche ist die Urpfarre der Stadt Werne und wurde bereits im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Bis in das 19. Jahrhundert war sie dem Kloster Cappenberg unterstellt. Mitte des 15. Jahrhunderts begann der Neubau des heutigen Gotteshauses, nachdem die Vorgängerkirche bei einem Feuer weitgehend zerstört wurde. Der zweiteilige Turm wurde 1555 vollendet. Sehenswert sind die spätgotische Sakristeitür und der reich mit Reliefs verzierte, achteckige Taufstein. Zu der Innenausstattung gehören eine Doppelmadonna aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, ein Vesperbild aus der gleichen Zeit und eine große Statue des hl. Christophorus aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Am südlichen Stadtrand Wernes steht die Klosteranlage St. Petrus und Paulus. Die Klosterkirche wurde 1680 fertig gestellt. Die Ausstattung aus der Anfangszeit mit dem Hochaltar, vom Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg gestiftet, den Seitenaltären und der hölzernen Kanzel, ist noch weitgehend erhalten. Das Astkreuz stammt sogar noch aus dem 14. Jahrhundert.

Die daneben stehenden Klostergebäude entstanden zwischen 1671 und 1673 und wirken eher schlicht.

Der Droste der Abtei Werden ließ dieses Haus im 14. Jahrhundert erbauen. In einer Zeit, in der die Häuser vornehmlich aus Fachwerk errichtet wurden, war es das erste Haus in Werne, das vollständig aus Stein gemauert wurde. Fast 250 Jahre war das Steinhaus im Besitz der Herren von Merveldt zu Westerwinkel. Heute beherbergt es die Stadtbücherei.

Um 1400 entstanden rings um den Kirchplatz kleine Fachwerkhäuser. Sie dienten als Getreidespeicher und als Platz zum Aufwärmen vor und nach den Kirchgängen, denn in der unbeheizten Kirche war es im Winter arg kalt! So kam es zum Namen dieser Fachwerkhäuschen. Doch bei einem Großbrand im Jahre 1586 wurden fast alle Wärmehäuschen zerstört. Erhalten haben sich das Haus Nr. 15 von 1562, das durch seine geschnitzten Blattmasken auffällt und das Haus Nr. 21 von 1447, das zu den ältesten Kleinfachwerkhäusern Westfalens zählt.



Radrouten die durch Werne führen:

Römer-Lippe-Route
Burg- und Schloss-Tour
Rundkurs Ruhrgebiet
Radroute Historische Stadtkerne




Selm

D
ie Stadt Selm liegt im Übergangsbereich des südlichen Münsterlandes zum nördlichen Ruhrgebiet. Die nördlich der Lippe liegenden Ortschaften Selm, Borg und Cappenberg sind historisch münsterländisch geprägt. Durch die Entdeckung von Steinkohlevorkommen und dessen Abbau durch die Zeche Hermann vergrößerte sich Anfang des letzten Jahrhunderts die Einwohnerzahl der Gemeinde um ein vielfaches und so entstand der eher industriell geprägte Ortsteil Beifang. Bis 1974 gehörte Selm zum Kreis Lüdinghausen, seit 1975 gehört es zum Kreis Unna und wird nun offiziell dem städtischen Verdichtungsraum Ruhrgebiet zugerechnet, auch wenn das viele Bürger mit münsterländischen Wurzeln nicht gerne hören. Das erstmals 858 unter dem Namen ‚Seliheim’ erwähnte Selm erhielt 1977 das Stadtrecht, erste Siedlungen im Bereich des heutigen Ternscher Sees gab es hier bereits in der Jungsteinzeit. Hier besteht noch ein Hügelgräberfeld aus dieser Zeit. Besonders sehenswert ist das Schloss Cappenberg. Das ehemalige Residenzschloss der mächtigen Herren von Cappenberg wurde im 12. Jahrhundert Kloster des Premontratenserordens, im 19. Jahrhundert erwarb es der Freiherr von und zum Stein als Wohnsitz. Es beherbergt heute eine ständige Ausstellung zum Thema Freiherr von und zum Stein, außerdem finden hier überregional beachtete Kunstausstellungen des Kreises Unna statt. In der erhaltenen Stiftskirche werden regelmäßig Orgelkonzerte aufgeführt und ein kleines Theater rundet das Kulturangebot des Schlosses ab.

Sehenswertes:

Nördlich des Ruhrgebietes steht auf der Gipfelkante einer Anhöhe mächtig in die Lippeniederung schauend das Schloss Cappenberg. Es gehört zu den wenigen Höhenburgen im ansonsten eher flachen Münsterland. Im Laufe der Geschichte wurde die Anlage einige Jahrhunderte als Kloster genutzt und gilt heute als bedeutendes barockes Klosterbauwerk. Die Schlosskirche ist berühmt für ihr spätgotisches Chorgestühl und beherbergt darüber hinaus einen vergoldeten Bronzekopf, der den Kaiser Barbarossa darstellt. Sie gilt als die erste bekannte Kaiserplastik des Mittelalters. Bedeutend ist auch der gemalte Altar von Jan Baegert, der dem Künstler den Beinamen ‚Meister von Cappenberg’ einbrachte. Bedeutendster Besitzer des Schlosses war der Freiherr von und zum Stein. Er erwarb das Anwesen im Jahre 1816 aus politischen Gründen, sorgte für den Umbau vom Kloster zum Schloss und lebte hier für sieben Jahre bis zu seinem Tode. Schloss Cappenberg zeigt heute vom Kreis Unna und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz organisierte wechselnde Kunstausstellungen. Auf dem Schlossgelände befindet sich neben einem kleinen Theater eine Weinstube. Der Schlossherr, Graf von Kanitz, besitzt einige Weinlagen im Rheingau. Diese Weine können hier verköstigt und erworben werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

855

Der Überlieferung nach existierte auf diesem Platz bereits vor der Zeit Karls des Großen eine sächsische Fluchtburg. Sachsenherzog Ludolf hatte hier seinen Stammsitz. Sein Vater Ekbert soll von Kaiser Karl dem großen wegen seiner Verdienste mit Cappenberg belohnt worden sein. Ekbert, ein Nachfahre Widukinds begründete den Zweig der Grafen von Westfalen, die mit dem Tode Wichmanns III. 1016 ausstarben.

1017

Übernahme der Grafschaft durch die Grafen von Cappenberg.

1118

Gottfried II. von Cappenberg übernimmt die Grafschaft. Die Herren von Cappenberg ergreifen bei einem Konflikt für den Papst in Opposition gegen den Kaiser und trugen so zu dessen militärischen Erfolgen bei, was ihre Macht und Einflussnahme stärkte.

1121

Treffen von Gottfried II. mit Norbert von Xanten, dem Gründer des Prämonstratenserordens. Dieser überzeugte den Grafen schließlich, seinen gesamten Besitz dem Orden zu stiften und diesem selber auch beizutreten.

1122

Übergabe des Schlosses an Norbert von Xanten. Mitte des Jahres wurde der Klosterbetrieb aufgenommen.

1127

Bau der Kapelle

1530

Jan Baegert malt den Altar der Pfarrkirche. Das Gemälde machte ihn berühmt und brachte ihm den Beinamen ‚Meister von Cappenberg’ ein.

17. Jhd.

Das Schloss in seiner heutigen Form wurde in der zweiten Hälfte der Jahrhunderts als Dreiflügelanlage erstellt. Das Gebäude gilt heute als eines der wichtigsten Beispiele der westfälischen, barocken Klosterbaukunst.

1708

Fertigstellung des barocken Mitteltraktes der Anlage.

1719

Anlegung des Tiergartens.

1740

Bau der beiden Torhäuser und der Brauerei.

1780

Durch einen aufwendigen und teuren Lebensstil hatte sich der Orden gegen Ende des Jahrhunderts hoch verschuldet, konnte aber die Auflösung noch einmal abwenden.

1802

Cappenberg fällt nach dem Reichsdeputationshauptausschuß an Preußen. König Friedrich Wilhelm hebt das Kloster auf.

1806-13

Schloss Cappenberg fällt unter französische und bergische Verwaltung, wird danach aber wieder von Preußen in Besitz genommen.

1816

Freiherr von und zum Stein erwirbt aus politischen Motiven das Schloss und baut es großzügig um.

1824-31

Der Freiherr von und zum Stein nutzt Cappenberg als Hauptwohnsitz bis zu seinem Tode.

1899

Bau des 135 m hohen Wasserturms, der bis 1927 für die Wasserversorgung der gesamten Schlossanlage genutzt wurde.

1943

Um die kulturellen Bestände des Städtischen Kunst- und Gewerbemuseums in Dortmund zu schützen, lagerte man diese im Schloss Cappenberg aus. Nach dem Krieg wurde nur ein Teil wieder zurückgeführt. So entstand auf dem Schloss das ‚Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte’, das hier bis 1983 beheimatet war.

1983

Der Kreis Unna und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz veranstalten bis heute in den Räumlichkeiten des Schlosses Ausstellungen zu wechselnden Themen.

1992

Der Freiherr von und zum Stein nutzt Cappenberg als Hauptwohnsitz bis zu seinem Tode.

1995

Renovierung des Westflügels und Eröffnung einer Weinstube neben dem Wasserturm. In der Folgezeit wurde auch ein kleines Theater in den Ostflügel integriert.
 

Mitten im Selmer Stadtteil Beifangs steht die Burg Botzlar. Mit dem neu errichteten und vorgelagerten Bürgerhaus bildet es ein Ensemble am Willy-Brandt-Platz. Dem uralten Gemäuer fehlt es inzwischen leider etwas an Originalität, denn die meisten burgtypischen Charakteristiken sind inzwischen verschwunden, seien es die Gräften, die Vorburg oder die Burgtürme. Nachdem einige Bauteile abgerissen wurden, besitzt die im Mittelalter von sieben Gräften umflossene Burg Botzlar einen rechteckigen Grudriß seine Fassade wirkt schlicht und schmucklos. Nur die im letzten Jahrhundert restaurierte Dachbereich mit seinen Erkern und seiner verwinkelten Dachpfannenablage weicht von der einfach-symmetrischen Grundform ab. An der Rückfront erinnert noch eine zugemauerte Tür an den ehemaligen Gefängnisturm, zwei entenbelagerte Teiche erinnern an die ehemalige Burggräfte. Heute dient die Burg als Rats- und Bürgerzentrum der Stadt Selm.



 

Hinter der Szenerie: Unheimliche Geschichten ranken sich um dieses alte Gemäuer. Viele Menschen, insbesondere auch Kinder, starben hier eines unerwarteten und nicht erklärbaren Todes. Ein schwarzer Geist mit Hut soll innerhalb der Burg Botzlar sowie den unterirdischen Gängen sein Unwesen treiben. Selbst heute noch lebende Personen würden alles schwören, um diesen Spuk zu bezeugen! Grundsätzlich soll der Geist zwar harmlos sein, aber allein dem Schrecken sollen viele erlegen sein…


  

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd.

Gegen Anfang des Jahrhunderts wurde die Wasserburg Botzlar wahrscheinlich durch die Grafen von Cappenberg erbaut. Sie diente als Ersatz für Schloss Cappenberg, welches 1122 zum Kloster umgewandelt wurde. Aber auf einen Familienstammsitz sollte nicht verzichtet werden. Burg Botzlar wurde zum Zentrum des Gerichtsbezirkes ‘Beifang’, der in späteren Jahren zur Bauernschaft wurde.

1226

Belehnung der Vogtei Selm an Ritter Rudolf von Meinhövel.

1282

Älteste urkundliche Erwähnung der Burg. Verkauf von Burg und Hof an Bischof Eberhard.

1315

Nach zeitweiliger Verpfändung des Leihgutes ging der Besitz vollständig an die Herren von Meinhövel über, da der Bischof die Burg nicht mehr zurücklösen konnte. Mittelalter Stationierung von Burgmännern zum Landesschutz auf der Burg. Die Burgen Botzlar, Rechede und Patzlar dienten dem Fürstbischof von Münster, die Südgrenze ihrer Herrschaft sichern zu lassen. Im Laufe der Jahrhunderte war die Burganlage einigen baulichen Veränderungen unterworfen. Sie besaß zeitweilig auch einen Turm mit einem Verließ an der Südwestecke der heutigen Wehranlage und war zur Verteidigung siebenfach von Wassergräben umgeben. Ursprünglich gehörte zur Burg auch eine Öl- und Wassermühle.

Um 1500

Die Gerichtsbarkeit geht an das bischöfliche Gericht in Werne über. Später wurde die Burg als gemeiner Gutsbesitz verpachtet. Die Bewohner, zumeist Vasallen der Bischöfe von Münster, erhielten Botzlar als Lehen.

1550

Tod des Jakob von Münster zu Meinhövel, mit dem der Familienzweig ausstarb. In den folgenden Jahren wechselten vielfach die Namen der Besitzer.

1590

Schließlich kam die Burg in den Besitz der Familie von Ascheberg.

1750

Durch Heirat wechselte Burg Botzlar in den Besitz von Hermann Anton Reichsfreiherr von und zu Velen, nach dessen Vornamen die spätere Zeche und die der Burg angrenzende Siedlung benannt worden sein soll.

Um 1800

Abtragung eines Teiles der Burg an anschließender Neu- bzw. Umbau als Wohngebäude.

1806

Verpachtung als Gut an Bauernschaft.

1852

Einrichtung einer staatlich geförderten Ackerbauschule durch Ökonomierat Brüning.

1906

Gründung der Zeche Hermann unweit der Burganlage.

1907

Die Familie von Landsberg zu Velen-Gemen verkauft Burg Botzlar inklusive der dazugehörigen 1340 Morgan Land an die Trierer Bergwerkgesellschaft ‘Hermann’. Die Burg wird zum städtebaulichen Mittelpunkt der in den folgenden Jahren entstehenden Hermannsiedlung, einer Bergarbeiterkolonie.

1960er  Jahre

Ende des Jahrzehnts wird der letzte Burggraben zugeschüttet, da es immer wieder Probleme mit Überschwemmungen gab. Zwei Teiche sollen heute noch an die Gräfte erinnern. Die maroden Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen.

1982

Nachdem die Burg fünfzehn Jahre lang leer gestanden hatte, wurde es nun zum Bürger- und Ratszentrum der Stadt Selm umfunktioniert. Der Sitzungssaal befindet sich im ersten Geschoss, ein Jugendcafé ist in den Kellergewölben untergebracht, das Dachgeschoss wird privat bewohnt.

Im frühen 20. Jahrhundert wurden auch unterhalb von Selm Steinkohlevorkommen gefunden, die ab 1906 zum Bau der Zeche Herrmann führten. Seit 1909 wurde Kohle gefördert, und zwischen der Zeche Herrmann und der Burg Botzlar entstand als Bergbaukolonie mit der Hermann-Siedlung ein neues Ortszentrum. Bereits 1926 wurde die Zeche aber aus Rentabilitätsgründen wieder geschlossen und die Bergleute auf umliegende Bergwerke im Süden verteilt. Trotzdem geriet die Arbeitslosigkeit in Selm so hoch, dass die Gemeinde als ‚ärmste Gemeinde Deutschlands’ bis 1956 als Notstandsgemeinde galt.




 

Hinter der Szenerie: Wie der Bahnhof Selm-Beifang entstand

Nach der Schließung der Zeche Hermann fanden viele Bergarbeiter nur außerhalb von Selm eine neue Arbeitsstätte und waren so auf die Zugverbindung angewiesen, die seit ehedem von Dortmund nach Gronau durch das Westmünsterland führte. Aber die Züge hielten nur im so genannten ‚Selm-Dorf’, zwei Kilometer abseits der Bergarbeiterkolonie von Beifang. So bürgerte sich die Gewohnheit ein, dass immer einer der Arbeiter auf Höhe der Hermann-Siedlung die Notbremse zog und die Eisenbahn so zum Stehen brachte. Das nutzte dann jeweils ein Schwung von Fahrgästen, um auf dem freien Feld auszusteigen und nach Feierabend den kurzen Weg nach Hause zu gehen. Nach einiger Zeit hatte die Bahn ein Einsehen und schuf den Bahnhof Selm-Beifang als offizielle Haltestation.

In der Altstadt von Selm steht neben der hoch aufragenden Ludgerikirche etwas versteckt die Friedenskirche. Diese den beiden Heiligen Fabian und Sebastian geweihte ehemalige Pfarrkirche stammt ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert, brannte aber im Jahre 1490 ab, wobei der Westturm bis heute erhalten blieb. Der Neubau wurde 1530 vollendet und zeichnet sich im Innenbereich durch seine reichhaltige Bemalung aus. Als nicht weit entfernt die Ludgerikirche im Jahre 1907 fertig gestellt wurde, verlor das alte Gemäuer seinen Status als Pfarrkirche, diente zwischenzeitlich als Lagerhalle und verfiel in der Folgezeit immer mehr. Zwischen 1963 und 1965 wurde die Kirche umfangreich renoviert und erhielt im Inneren eine Grabstätte eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen unbekannten Soldaten. So erhielt das Gotteshaus den Namen ‚Friedenskirche’.

Im Stadtteil Bork befindet sich die von 1718 bis 1724 errichtete Stephanuskirche. Der Vorgängerbau war im Jahre 1699 niedergebrannt. Die St.-Stephanuskirche zeichnet sich durch den rechteckigen Zwiebelturm aus, der im nordwestdeutschen Raum sehr selten ist.

Sie Synagoge in Selm-Bork gehört zu den wenigen erhaltenen Synagogen in Westfalen. Sie stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und wurde bis 1939 in dieser Funktion genutzt. Das Gebäude wurde zwischenzeitlich als Kohlenlager genutzt. Nach der Renovierung in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird das denkmalgeschützte Gebäude seit dem Jahre 2000 wieder als jüdisches Gotteshaus genutzt.



Radrouten die durch Selm führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Römer-Lippe-Route
Burg- und Schloss-Tour
Rundkurs Ruhrgebiet




Olfen

O
lfen liegt im südlichen Münsterland nördlich der Lippe an der Stever und wurde 889 erstmals als Besitzung von Wolfhelm, damaliger Bischof von Münster, erwähnt. Beim ‚Großen Brand von Olfen’ wurde 1857 ein großer Teil des Ortes zerstört. Die gemütliche Kleinstadt gerät einmal im Jahr zur Karnevalszeit in den Ausnahmezustand. Unweit der St.-Vitus-Kirche erinnert der KITT-Brunnen an die lange Karneval-Tradition. Dieser besitzt eine eingebaute Bierzapfanlage, und so wird jedes Jahr zum Karneval die Wasseranlage in einen Bierbrunnen umfunktioniert. Am Nelkendienstag findet mit dem großen Umzug der Höhepunkt des närrischen Treibens statt, der alljährlich von Tausenden am Straßenrand verfolgt wird. Im Ortsteil Vinnum befindet sich mit dem Schloss Sandfort eine sehenswerte Schlossanlage, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und später im barocken Stil umgestaltet wurde.

Sehenswertes:

Das Schloss Sandfort liegt in einem idyllischen Waldstück auf halbem Wege zwischen Selm und Olfen. Es ist bemerkenswert gut erhalten und gliedert sich typisch münsterländisch in eine Vorburg mit Innenhof, Stallungen und Werkstatt, sowie einer Oberburg, die privat als Wohnung von der Familie Hagen-Plettenberg genutzt wird. Außerdem befindet sich hier die Verwaltung mit einigen Büros. Eine Zufahrt führt axial an den Gebäuden der Vorburg vorbei auf das Hauptportal zu, dass sich im untersten Stockwerk eines mächtigen viereckigen Turmes befindet, der die ganze Anlage beherrscht. Er steht direkt im Wasser der das Schloss umfließenden Gräfte, besitzt ohne Keller vier Stockwerke sowie eine geschwungene welsche Haube. Das Herrenhaus, wie auch der Turm wurde zunächst im Stil der Renaissance mit Ziegelsteinen und Sandsteingliederung erbaut, später im barocken Sinne umgestaltet. Eine Besonderheit auf der Vorburg ist das Brauhaus, welches im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut wurde und somit den ältesten Gebäudeteil der Schlossanlage darstellt. Zu dieser Zeit besaß Sandfort das örtliche Bierbraumonopol. Das Brauhaus befindet sich auf der rechten Seite der Zufahrt, hinter den Stallungen an der Gräfte zur Oberburg. Dem gegenüber befindet sich das ehemalige Herrenhaus, welches kurze Zeit später entstanden sein muss und das nicht abgerissen wurde, als Anfang des 17. Jahrhunderts die neue Oberburg errichtet wurde. Das alte Herrenhaus liegt direkt an der Gräfte und besitzt zwei runde Ecktürme mit Kegelhauben, welche wie der Rest des Brauhauses aus Backsteinen besteht. Schmale, hochgezogene Schießscharten deuten auf die Wehrhaftigkeit des Schlosses hin. Hier befand sich bis ins vorletzte Jahrhundert die Hauptzufahrt über eine Zugbrücke. Schloss Sandfort ist heute die Deckstation des Westfälischen Landesgestüts Warendorf Die Vorburg darf ausdrücklich kurz betreten werden, die bewohnte Oberburg dagegen nicht. Aber es führen Wege nahezu um das ganze Schloss herum, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann.

 

Geschichtlicher Ablauf

1290

Erstmalige Erwähnung eines Wasserschlosses, das im Besitz derer von Mecheln war und sich in unmittelbarer Umgebung der nicht mehr erhaltenen Burgen Rauschenberg, Rechede, Füchteln und Olfen befand.

16. Jhd.

Bau des Brauhauses auf der linken Seite der Vorburg, kurze Zeit später wird das alte Herrenhaus erbaut.

17. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts endstand der mächtige, viereckige Turm des Herrenhauses, wahrscheinlich durch Melchior van Friedrich, einem holländischen Baumeister.

1695

Umbau des Herrenhauses im barocken Stil. Als Untergrund sich eicherne Pfosten neu in das Sumpfgelände geschlagen worden, da die alten langsam nachgegeben hatten.

1711

Erweiterung der Befestigungsanlagen sowie des Brückenturmes.

1719

Die Familie von Bodelschwingh-Plettenberg erwarb das Schloss.

1834

Umbau der Vorburg und Errichtung der Wirtschaftsgebäude.

1841

Der baufällig gewordene Turm wird restauriert und umgebaut.

1853

Abbau der Zugbrücke und Umgestaltung der Hauptzufahrt. Sie verläuft seitdem über eine Brücke axial auf das Hauptportal zu. Besitzer war zu diesem Zeitpunkt der Graf von Wedel.

1870

Gründung eines Holzpfahlrostes und Bau eines Gewächshauses auf dem Rost.

1912

Nach dem Abriss des Gewächshauses Anbau eines Küchentraktes mit Nebenräumen auf dem sanierten Holzpfahlrost.

1976

Da der Küchenanbau das harmonische Gesamtbild der Oberburg störte, ließ ihn der Graf von Hagen-Plettenberg wieder abreißen und stellte so den ursprünglichen Bauzustand wieder her.

Südlich von Olfen im Dorf Sülsen befindet sich die Ruine Rauschenberg. Von der einstigen stolzen Wasserburg sieht man heute nur noch die Reste der im 19. Jahrhundert verfallenen Wehranlage sowie Teile der Gräfte. Die 1326 erstmals erwähnte Rauschenburg diente der Sicherung der Lippe als Grenzfluss.

Die mächtige Pfarrkirche St.Vitus ist das Wahrzeichen von Olfen. Schon von weitem kann man ihren stolzen Kirchturm erblicken. Das Gotteshaus wurde 1888 an der Stelle einer Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert erbaut. Auf dem Kirchplatz befindet sich das Denkmal von Wolfhelm. Dieser war Bischof von Münster im ausgehenden 9. Jahrhundert und besaß umfangreiche Besitztümer in dieser Gegend, die er alle dem Kloster Werden schenkte. Aus dem Namen ‚Wolfhelm’ entwickelte sich der Name der Stadt ‚Olfen’.

Östlich von Olfen in der Siedlung Benthof befindet sich mit der Recheder Mühle ein weiteres historisches Mühlengebäude auf dem Stadtgebiet. Wie die Füchtelner Mühle gehörte auch die Recheder Mühle zu einem Adelssitz, der jedoch nicht mehr erhalten ist. Haus Rechede diente ursprünglich dem Fürstbischof von Münster, die Südgrenze seiner Herrschaft sichern zu lassen. Das Mühlengebäude aus dem 17. Jahrhundert liegt direkt an der Stever, wird aber nur noch als Wohngebäude genutzt.

Haus Füchteln war im Mittelalter Stammsitz der Ritter von Kukelshem. Zu diesem Rittergut gehörte auch eine Mühle, die Anfang des 14. Jahrhunderts an der Stever errichtet wurde. Der heute erhaltene Mühlenbau stammt aus dem Jahre 1665. Im 19. Jahrhundert nutzte man die Mühle auch als Sägemühle, und aus dem benachbarten Gutshof wurde ein Gasthof und daraus ein Restaurant, welches bis heute besteht. Aus den beiden historischen Mühlengebäuden entstand eine Wohnhaus sowie ein Wasserkraftwerk.

Bei der Steveraue Olfen handelt es sich um eine 80 ha große renaturierte Auenlandschaft nördlich von Olfen. Die Stadt hatte einige zusammenhängende Flächen am Südufer der Stever erworben und naturnah zurückgebaut. Vorher waren diese landwirtschaftlich genutzt worden. Weitere Flächen sollen noch dazukommen. Heute ist die Steveraue ein stadtnahes Erholungsgebiet, das zum Spatzieren gehen einlädt. Die regionalen Radwanderwege ‚Steveraue Olfen’ und ‚…rund um Olfen’ führen durch das reizvolle Gebiet. Heckrinder, Wildesel und Koniks weiden hier in aller Ruhe und man kann Storche in ihren Nestern beobachten. Aussichtsplattformen bieten einen erhöhten Blick über die Auenlandschaft und Schautafeln erklären Details zu dem Projekt.

Zwischen Datteln und dem alten Hafenbecken von Olfen befindet sich die ‚Alte Fahrt’ des Dortmund-Ems-Kanals. Nördlich von Olfen wurde dieser teilweise abgetragen, kann aber auf der verbliebenen Seite weiterhin als Fuß- und Radweg genutzt werden. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Steverauenlandschaft. Vier historische Brücken haben sich noch erhalten: Die 1895 fertig gestellte ‚Kanalbrücke Alte Fahrt’ führt 18 m hoch über die Lippe. Drei Sandsteinbögen tragen auf einer Länge von 70 Metern den alten Kanal über den Fluss. Die ‚Schiefe Brücke’ führt im Stadtgebiet von Olfen die Oststraße unter der Alten Fahrt hindurch. Die 1894 bis 1897 gebaute Brücke bekam ihren Namen durch den flachen Einfahrtswinkel von nur 60° zu dem Kanalverlauf, der heute allerdings kein Wasser mehr führt. Auch im Bereich der ‚Kanalbrücke über die Stever’ befindet sich kein Wasser mehr im alten Brückentrog. Auch diese historische Brücke wurde 1894 aus Ruhrsandstein errichtet. Eine vierte Brücke führt nordöstlich von Datteln über die Pelkumer Strasse.



Radrouten die durch Olfen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Römer-Lippe-Route
Burg- und Schloss-Tour
Hohe Mark Route




Nordkirchen

D
ie Gemeinde Nordkirchen wird geprägt durch das 172 ha. große Parkgelände mit dem Schloss Nordkirchen. Das ‚Westfälische Versailles’ ist die größte Schlossanlage im Münsterland und wurde nach dem französischem Vorbild geplant. Der Bau zog sich über 30 Jahre hin. Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg begann 1703 mit dem Bau des barocken Prunkschlosses. Baumeister war zunächst Gottfried Laurenz Pictorius, vollendet hat Schloss Nordkirchen der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun. Schlaun errichtete im Schlosspark auch die barocke Oranienburg nach französischem Vorbild. Schlaun prägte das Ortsbild Nordkirchens wie kein Zweiter. An weiteren elf Gebäuden hatte er mitgearbeitet, darunter das Schlaun-Café, die alte Rentei, die ehemalige Küsterei und die Kinderheilstätte.

Sehenswertes:

Inmitten eines 172 ha. Großen Parkgeländes liegt die ausgedehnte Schlossanlage von Nordkirchen. Geplant nach dem französischen Vorbild, erhielt es den Beinamen ‚Westfälisches Versailles’. Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg begann 1703 mit dem Bau des barocken Prunkschlosses. Er engagierte dafür den Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius. Der Bau zog sich über 30 Jahre hin. Ihn vollendete schließlich 1733 der berühmte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun. Schon damals galt das Schloss mit seinen Gartenanlagen als eines der Schönsten in Europa. Noch heute zieht Schloss Nordkirchen zahlreiche Besucher an. Die barocke Schlossanlage diente in erster Linie repräsentativen Zwecken. Dennoch entdeckt der Betrachter auch einige typische Elemente alter westfälischer Wasserburgen. Die Anlage ist aufgeteilt: eine Insel ist die Vorburg, die das ganze Hauptschloss umgibt. Auf der anderen Insel liegt die Oberburg. Als Baumeister Pictorius das Schloss plante, brauchte er sich nach keinen Vorgaben zu richten. Bauland und Geld waren ausreichend vorhanden. Pictorius konnte also seine Vorstellungen frei entwickeln. So entstand eine ausladende Schlossanlage, die sich weitgehen an französischen Vorbildern orientierte, so wie sie sich Plettenberg vorstellte, anderseits auch die niederländische Schule verriet, in der Pictorius groß geworden war. Sämtliche Gebäude der Anlage bestehen aus rotem Ziegelstein mit heller Sandsteingliederung – eine deutliche Anlehnung an die Architektur der Nachbarn im Westen.

Im Innern der Schlosskapelle ‚Mariä Himmelfahrt’ beeindruckt besonders die üppige, hochbarocke Stuckdecke des Italieners stefano Melchior und die Gemälde von Martin Pictorius. Noch heute finden hier Hochzeitsfeierlichkeiten statt.

Der französische Garten auf der Venusinsel ist ein besonderes Schmuckstück der Schlossanlage. Er wurde früher als Schönwetterfestsaal oder als Promeniermeile genutzt. Schlaun entwarf ihn streng geometrisch mit Rasen- und Kiesflächen, kegel- und kugelförmig geschnittenen Taxusbäumen sowie einer Vielzahl von barocken Figuren, die er der Antike entlehnte.

Als die Baumaßnahmen für das Hauptschloss fast abgeschlossen waren, entstand im Park die barocke Oranienburg. Sie gilt als der erste vollständige Schlossbau des damals noch jungen Johann Conrad Schlaun. Ursprünglich als Gartencasino geplant, erweiterte es Schlaun zum ‚Maison de plaisance’ nach französischem Vorbild.

  

Geschichtlicher Ablauf

10.–12. Jhd. Bau einer ersten Turmhügelburg unweit des heutigen Standortes
13. Jhd. Urkundliche Erwähnung eines vom Grafen von der Mark als Lehen des Klosters Werden geführter Hof.
14. Jhd. Der Hof wird von den Herren von Morrien übernommen. Sie waren Erbmarschälle des Bischofs von Münster
1398 Bau eines festen Hauses durch die Herren von Morrien
15. Jhd. Ausbau zu einer ersten Wasserburg durch Johann III. von Morrien
1516-22 Errichtung von Befestigungsanlagen
1524 Nach einem verheerenden Brand im Dorf Nordkirchen wird das Dorf mit der Kapelle an seine heutige Position verlegt. An die alte Lage erinnert noch ein Kreuz im Schlosspark, welches errichtet wurde, weil Papst Paul V. im Jahre 1607 mit seiner nachträglichen Genwhmigung einen langjährigen Streit mit den Herren von Ascheberg beendete.
1528 Baubeginn einer wehrhaften Schlossanlage durch Gerhard von Morrien.
1691 Das Geschlecht derer von Morrien stirbt in männlicher Linie aus.
1694 Kauf des Schlosses durch Fürstbischof Christian von Plettenberg zum Preis von 250.000 Reichstalern. Auf seine Initiative hin wurden sämtliche Gebäude abgerissen.
1703 Feierliche Grundsteinlegung für einen kompletten, barocken Neubau, errichtet durch den Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius, der sich sehr stark an französischen Vorbildern orientierte, so dass die neue Anlage den Beinamen ‚Westfälisches Versailles’ erhielt. Weitere Architekten, die an der neuen Schlossanlge arbeiteten, waren Peter Pictorius d.J. sowie Johannes Quinken.
1704 Der Rohbau aus roten Ziegelsteinen wurde fertiggestellt (Corps de Logis).
1705 Grundsteinlegung der Schlosskapelle.
1706 Tod des Bauherren Friedrich Christian von Plettenberg. Sein Neffe Ferdinand von Plettenberg übernahm die Bauherrenschaft.
1725 Johann Conrad Schlaun löste als Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius ab, der wenige Jahre später 1729 verstarb. Schlaun zeigte sich insbesondere für die Inneneinrichtung, die Kapelle und die Konzeption der Gartenanlage verantwortlich. Letztere gestaltete er streng nach französischen Vorbildern.
1730 Bau der benachbarten Oranienburg. Sie gilt als der erste vollständige Schlossbau des damals noch jungen Schlaun.
1733 Fertigstellung der Gesamtanlage nach einer Bauzeit von 30 Jahren.
1734 Nach einem heftigen Streit zwischen Kurfürst Clemens August und Reichsgraf Ferdinand von Plettenberg lässt Clemens August Schloss Nordkirchen im November durch Generalleuntnant von der Horst und über 100 Soldaten belagern und schließlich einnehmen. Die Aktion wurde durch Kaiser Karl VI. verurteilt.
1736 Die wertvollsten teile der Nordkirchener Ausstattung weden nach Rom verfrachtet, wo Ferdinand von Plettenberg eine Stellung als Gesandter beim Papst annahm. Sein Sohn Franz Josef übernahm das mit Hypotheken belastete Schloss und söhnte sich mit Kurfürst Clemens August aus. In der Folgezeit verarmte jedoch die Familie immer mehr, so dass sie die Schulden nicht mehr abtragen konnten.
1833 Die Grafen von Esterhazy-Galantha übernahmen durch Heirat das Schloss.
1834 Bau der Brücke zur Venusinsel. 1913 wird sie noch einmal renoviert.
19. Jhd. In der Folgezeit ließen die Grafen von Esterhazy Schloss Nordkirchen leider stetig verfallen.
1903 Kauf der Schlossanlage durch Herzog Engelbert Maria von Arenberg, der das weitläufige Barockschloss groß angelegt renovieren und restaurieren ließ. Er versetzte Gärten und Park vom englischen in den ursprünglichen französischen Stil zurück und baute den Erbprinzen- und den Verwaltungsflügel an das ursprünglich offene Corp de Logis an. So entstand die versailles-ähnliche Hufeisenform.
1935 Abriss der Fasanerie unweit der Orangerie.
1949 Übernahme von Schloss Nordkirchen durch das Land Nordrhein-Westfalen zum Mietpreis von jährlich 1 DM, die in den Räumlichkeiten die Finanzhochschule unterbrachte. Das Land übernahm die gesamte Bauerhaltung.
1955 Renovierung der Fassaden
1958 Das Land Nordrhein-Westfalen erwirbt endgültig das Hauptschloss mit Teilen der Gartenanlage. Auch heute noch dient das Schloss als Wohnort für Studenten.
1959 Umfangreiche Renovierung der Innenräume, Abriss der vorgelagerten alten Stallgebäude und Neuaufbau nach den alten Plänen von Johann Conrad Schlaun.
1973 Das Land erwirbt auch die Oranienburg, die heute als Verwaltung der Finanzhochschule dient.
1989 Neugestalltung der Venusinsel im neubarocken Stil nach Plänen von Achille Duchêne aus dem Jahre 1912.

Im Zentrum der Gemeinde Nordkirchen befindet sich die barocke St.-Mautius-Kirche aus dem anfänglichen 18. Jahrhundert. Sie wurde erbaut von Gottfried Laurenz Pictorius, der parallel dazu auch das Schloss Nordkirchen errichtet hatte. Im Gegensatz zu dem weiß verputzten Kirchenschiff besteht der hohe Turm aus rotem Backstein und wird von einer Schieferhaube bekrönt. Die barocke Innenausstattung wurde im Zuge des Historismusses im Jahre 1884 neoromanisch umgestaltet.

Die achteckige Johannes-von-Nepumuk-Kapelle wurde 1722 von Gottfried Laurenz Pictorius, dem ersten Baumeister von Schloss Nordkirchen, sowie dessen Bruder, Peter Pictorius d.J. im Auftrag von Ferdinand von Plettenberg errichtet. Das Wappen Plettenbergs prangt über der Tür des barocken Bauwerkes, welches im 19. Jahrhundert als Grabstätte für den Grafen Maximilian Friedrich von Plettenberg diente.



Radrouten die durch Nordkirchen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Burg- und Schloss-Tour