ls die länderübergreifende Deutsche Fährstraße im Jahre 2004 als Ferienstraße für Autofahrer eingerichtet wurde, installierte man auch gleich Varianten für Rad- und Bootsfahrer. Der niedersächsische Teil für Radfahrer ist rund 97 km lang und orientiert sich streng am Verlauf der unteren Oste zwischen Bremervörde bis zur Mündung in die Elbe zwischen Belum und Balje. Danach folgt sie für knapp 30 km der Elbe flussaufwärts bis nach Wischhafen, wo man dann nach Schleswig-Holstein übersetzt. Zusammen mit dem nördlichen Abschnitt bis Kiel misst die Deutsche Fährstraße insgesamt 235 km. Nimmt man noch den ergänzenden Oster-Radweg dazu, addiert sich die Kilometerzahl auf rund 315.
Wenn man sich nun den niedersächsischen Abschnitt ansieht, so gibt es hier gar nicht so viele Fähren – die aber sind besonders!
Zwischen Osten, dem Zentrum der Ostermarsch, und Hemmoor pendelt die älteste Schwebefähre Deutschlands über die Oste. Insgesamt wurden weltweit – so viel man weiß – nur acht Fähren dieser Art gebaut – zwei davon in Deutschland. Die Schwebefähre Osten – Hemmoor wurde 1909 eröffnet. Die Oste war damals noch ein wichtiger Handelsweg und so ermöglichte die Durchfahrtshöhe von 30 m auch größeren Booten die Passage. Seitdem die benachbarte Bundesstraße aber mittels einer Brücke über den Fluss geführt wird, dient die Schwebefähre, inzwischen in den Rang eines Kulturdenkmals erhoben, nur noch touristischen Zwecken.
Bei Gräpel und bei Schönau-Brobergen kommt man direkt an zwei Prahmfähren vorbei. Erstere wird sogar noch per Hand betrieben, indem der Fährmann das Boot an einer Eisenkette per Muskelkraft über den 25 m breiten Fluss zieht – ein ganz besonderes Erlebnis. Als Prahme werden flache, meist viereckige Boote bezeichnet, die überwiegend zum Transport von Waren eingesetzt wurden. Die offizielle Radroute spart diese Fährverbindungen zwar aus, dennoch kann man sie in eine alternative Strecke auf der anderen Uferseite der Oste mit einbinden.
Und dann gibt es noch die Elbefähre zwischen Wischhafen und Glücksstadt. Dabei handelt es sich um die einzige Elbquerung nördlich von Hamburg mit modernen Großfähren für Personen und Kraftfahrzeuge.
Eine Überfahrt dauert 25 Minuten und an Bord befindet sich sogar eine Restauration. Wie oben schon erwähnt, beginnt die Deutsche Fährstraße in Bremervörde und folgt dann der Oste bis zu derer Mündung. Viele Radwanderer nutzen diesen Streckenabschnitt als Verlängerung des Oste-Radweges, der am Hafen von Bremervörde übergangslos in die Fährstraße übergeht – so verlängert sich der Oste-Radweg auf 145 km. Über Hechthausen, Hemmoor und Neuhaus erreicht man das Ostesperrwerk, dass in den 1960er Jahren nach einer schweren Sturmflut erbaut wurde, um das Osteland vor weiteren Sturmfluten zu schützen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Schiffsverkehr hier Vorrang vor dem anderen Verkehr hat. Das bedeutet, dass der mittlere Teil der Klappbrücke hochgefahren wird, damit die Schiffe passieren können. Der andere Verkehr muss warten – oder einen Umweg über die südlich gelegene Brücke bei Geversdorf in Kauf nehmen.
Neben dem Oste-Sperrwerk befindet sich das Natureum Niederelbe. Das Freilichtmuseum beherbergt mehrere Dauer- und Sonderaustellungen sowie einen Naturlehrpfad, um die Besonderheiten der Küstennatur mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna zu vermitteln.
Das Erkennungszeichen der Radwanderroute lehnt sich an das Logo des Ostelandes an und besteht aus einer geschwungenen gemalten grün-blau-grünen Linie, über die ein Fährboot, eine Brücke und eine Schwebefähre führen, rechts unten ergänzt vom Begriff ‚Deutsche Fährstraße‘. Der Radweg wird in Niedersachsen durch die ‚AG Osteland‘ gepflegt.
Charakteristik:
Der niedersächsische Abschnitt der Deutschen Fährstraße führt durch die typische norddeutschen Niederung und besitzt daher keine Steigungen – außer an den Deichen! Es werden fast ausschließlich verkehrsarme Feld- und Wirtschaftswege, meist nahe am Deich, genutzt. Somit kann die Route problemlos für Familien mit Kindern empfohlen werden.
Ortschaften entlang der Route
Bremervörde / Hollnseth / Hechthausen / Hemmoor / Osten (Oste) / Oberndorf (Oste) / Cadenberge / Geversdorf / Neuhaus (Oste) / Belum / Balje / Krummendeich / Freiburg/Elbe / Wischhafen
Belum
n der ehemaligen Mündung der Oste in die Elbe liegt Belum. Beim Bau des Ostesperrwerkes wurde die Mündung etwas verlegt und an der alten Stelle entstand durch die Errichtung zweier Dämme der Ostesee. Belum ist eins der ältesten Marschendörfer an der Elbe. Im 16. und 17. Jahrhundert war der Ort durch die Belumer Schanze bekannt geworden. Sie gehörte zu den wichtigsten Verteidigungsanlagen des 30jährigen Krieges und auch im Zweiten Weltkrieg hatte sich hier noch eine Flakstellung befunden, um die nahe Hafenstadt Hamburg vor den alliierten Bomberangriffen zu schützen. Heute ist von der Belumer Schanze aber kaum noch etwas zu sehen. Auch vom alten Leuchtturm ist nichts mehr erhalten, denn dieser wurde, kurz nachdem er 1982 abgeschaltet wurde, vollständig abgebrochen. Als Ersatz wurde eine Richtfeuerlinie installiert, bestehend aus einem 44 m hohen rot-weiß gestreiften Oberfeuer und einem kleineren, ähnlich aussehenden Unterfeuer.
Der Ortsteil Kehdingbruch wurde 1972 nach Belum eingemeindet. Die Kirche St. Jürgen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Noch etwas älter ist die ehemalige Schmiede. Bis 1988 hat hier noch der letzte Dorfschmied fleißig gearbeitet. Die Maschinen und Schmiedewerkzeuge sind noch immer erhalten, obwohl hier heute Möbel gebaut und restauriert werden.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Belum führen:
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Deutsche Fährstraße (südlicher Abschnitt)
Balje
alje ist die nördlichste Gemeinde der Samtgemeinde Nordkehdingen. Die einstige Insellandschaft der Niederelbe wurde erst nach dem 17. Jahrhundert stärker besiedelt und ist bis heute überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Lange lebten die Menschen hier auch vom Fischfang und vom Torfabbau. Auf dem Gemeindegebiet mündet die Oste in die Elbe und so ist das Ostesperrwerk das eindrucksvollste Bauwerk des Ortes. Am Elbufer stehen zwei Leuchttürme, die den Schiffen den Weg nach Hamburg weisen. Mit dem Natureum Niederelbe besitzt Balje ein beliebtes Natur- und Freilichtmuseum, das sich der Elbmündung mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt widmet. Eine weitere Dauerausstellung widmet sich der Entstehung, Herkunft und Bearbeitung von Bernstein. Der KüstenZoo des Museums beherbergt sowohl einheimische Tiere wie Ziegen, Meerschweine, Schildkröten, Krebse, Nerze und Gänse, als auch Exoten wie Schlangen und ein Chamäleon.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Balje führen:
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Deutsche Fährstraße (südlicher Abschnitt)
Krummendeich
ie kleine Gemeinde Krummendeich liegt im Kehdinger Land und gehört seit 1971 der Samtgemeinde Nordkehdingen an, hat sich aber trotzdem eine weitgehende Eigenständigkeit bewahrt. Bezeichnend für das landwirtschaftlich geprägte Dorf an der Elbe ist die Anordnung in Form eines Reihendorfes, bei der die Gebäude dicht an dicht am Deich stehen, um so die Deichverteidigung zu unterstützen. 1852 hätte es hier einmal einen Deichdurchbruch gegeben. Die damals entstandene Wasserfläche dient heute als beliebtes Naturbad.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Krummendeich führen:
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Deutsche Fährstraße (südlicher Abschnitt)
Freiburg (Elbe)
er Flecken Freiburg liegt am südwestlichen Ufer der Unterelbe im Kehdinger Land. Der Kernort liegt etwas landeinwärts und besitzt einen kleinen malerischen Hafen, der durch einen Kanal mit der Elbe verbunden ist. Hier steht mit dem historischen Kornspeicher das Kulturzentrum des Ortes. Daneben ist die St.-Wulphardikirche, ein roter Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert mit historischer Orgel sehenswert. Bis 1932 war Freiburg/Elbe Kreisstadt des damaligen Kreises Kehdingen. Heute ist der Ort nur noch Verwaltungssitz der Samtgemeinde Nordkehdingen.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Freiburg (Elbe) führen:
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Deutsche Fährstraße (südlicher Abschnitt)
Wischhafen
as Gebiet der heutigen Gemeinde im Kehdinger Land wurde bereits im 4. Jahrhundert besiedelt. Das von der Elbe geprägte Marschland war zu dieser Zeit noch eine reine Insellandschaft. Inzwischen ist der Strom begradigt und begrenzt die 3000 Einwohner zählende Gemeinde im Norden. Seit 1971 gehört Wischhafen zur Samtgemeinde Nordkehdingen, hat dabei aber weitgehend seine Eigenständigkeit bewahrt. Sehenswert sind das Kehdinger Küstenschifffahrts-Museum mit seinem Museumsschiff, dem Küstenmotorschiff ‚Iris-Jörg‘ sowie die romanische Kirche St. Dionysius im Ortsteil Hamelwörden.
Beliebt sind die mehrstündigen Tidenkicker-Fahrten auf der Niederelbe, bei denen man sogar Robben beobachten kann. Der Tiedenkicker startet am Wischhafener Yachthafen.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Wischhafen führen:
ElbeRadWeg: Abschnitt Nord
Vom Teufelsmoor zum Wattenmeer
Deutsche Fährstraße (südlicher Abschnitt)