Aller-Radweg (Aller-Elbe-Radweg)

L

angsam und träge bewegt sich die Aller durch die norddeutsche Tiefebene. Fast könnte man sie schon als faul bezeichnen, denn streckenweise gleicht der Fluss beinahe einem Stillgewässer. Dennoch ist die Aller der wasserreichste Nebenfluss der Weser. Die niedrige Fließgeschwindigkeit ist dem geringen Höhenunterschied geschuldet. In den flachen Landschaften von Börde, Drömling und Südheide lässt sich für sie einfach kein richtiger Schwung holen. So lässt sich die Aller treiben, gemächlich und stoisch der Weser und damit der Nordsee entgegen.

Die Aller entspringt im Westen der Magdeburger Börde bei Eggenstedt, einer Gemarkung der Stadt Wanzleben-Börde. Eigentlich speist sie sich aus mehreren Quellbächen zwischen Oschersleben und Helmstedt. Sie gehört mit ihrer breiten, zum großen Teil als Grünland genutzten Aue zu den wenigen weitgehend naturbelassenen größeren Flusslandschaften Deutschlands.

Auf Höhe des Drömlings verlässt die Aller Sachsen-Anhalt und fließt nach Niedersachsen ein. Der Drömling ist ein ehemaliges Sumpfgebiet, das im 18. Jahrhundert durch Entwässerung zu einer fruchtbaren  Kulturlandschaft umgewandelt wurde. Heute ist die Niederung ein natürliches Rückzugsgebiet für eine Vielzahl von seltenen Tier- und Pflanzenarten.

Nun wird es bei Wolfsburg doch vorübergehend kurz einmal industriell. Die Stadt wurde erst 1938 als Wohnstadt für die Autobauer der hiesigen Fabrik gegründet und trug zunächst den eckig-steifen Namen ‚Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben‘. Der KdF-Wagen war der direkte Vorläufer des VW-Käfers. Und Fallersleben ist heute nur noch ein Stadtteil von Wolfsburg, das sich in der kurzen Zwischenzeit parallel zum Aufstieg des Volkswagenwerks zu einer bedeutenden Großstadt entwickelt hat. Hier unterquert die Aller in einem Düker den Mittellandkanal, ehe sie sich nördlich der Autostadt in die Alte Aller und den Allerkanal aufteilt. Kurz hinter Gifhorn vereinigen sich beide Gewässer wieder.

Bei Celle befindet sich der Übergang von der Oberaller zur Unteraller. Die 700 Jahre alte ehemalige Residenzstadt besitzt eine sehenswerte Altstadt mit fast 500 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern und bildet damit das größte geschlossene Ensemble Europas. Das Schloss, einst prächtige Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, vereint Stilmittel der Gotik, der Renaissance und des Barock und gilt als eines der schönsten Welfenschlösser Norddeutschlands.


Ab Celle tritt die Aller in ihr Urstromtal, eine eiszeitliche Abflussrinne, ein und bildet gemeinsam mit der Leine das reizvolle Aller-Leine-Tal. Von nun an ist der Fluss für kleine Fahrgastschiffe und Sportboote schiffbar. Bei Winsen ist ein kleiner Abstecher zur Gedenkstätte Bergen-Belsen möglich. Das ehemalige Konzentrationslager liegt nur knapp zehn Kilometer abseits der Route.

Bei Eickeloh führt eine Gierseilfähre über die Aller, die mit Hilfe eines Drahtseiles die Strömung des Flusses zum Antrieb ausnutzt. Stark mäandernd nähert sich die Aller nun der Reiterstadt Verden mit seinem imposanten und stadtprägenden Dom.

Kurz hinter Verden mündet die Aller nach 260 Kilometern schließlich in die Weser. Der flussbegleitende Aller-Radweg ist mit 250 Kilometern etwas kürzer, was an den ausgeprägten Flussschleifen im Unterlauf liegt, folgt aber ansonsten fast dem gesamten Flussverlauf von der Quelle bis nach Verden. Leider ist es nicht ganz einfach, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Allerquelle zu gelangen. So gibt es zwar eine Anfahrtsempfehlung vom Hauptbahnhof in Magdeburg – diese ist allerdings mit 39 km ziemlich lang. Eine Alternative stellt da  der der knapp 80 km lange Elbe-Aller-Radweg dar. Er beginnt am Wasserstraßenkreuz Magdeburg, wo der Mittellandkanal mittels einer Brücke über die Elbe geführt wird, und verläuft dann quer durch den Flechtinger Höhenzug, dem nördlichsten Grundgebirge Deutschlands, das aber mit seinen maximal 179 m über N.N. nicht gerade als hochalpin gelten kann. Bei Seggerde, kurz vor der sachsen-anhaltinischen Landesgrenze zu Niedersachsen, trifft die Radroute auf die Aller und den Aller-Radweg. Um zum Startpunkt des Aller-Elbe-Radweges zu gelangen, kann man gut von Magdeburg aus dem ElbeRadweg nordwärts folgen.

Beide Radwege nutzen als Logo das gleiche Symbol, allerdings mit unterschiedlicher Farbgebung. Es zeigt einen Fluss, der sich durch eine Wald- und Wiesenlandschaft schlängelt, unter einem weiten, bis zum Boden reichenden Bogen sowie zwei Schönwetterwolken. Beim Aller-Radweg ist das Piktogramm farbig rot-blau-grün gestaltet, beim Aller-Elbe-Radweg erscheint es lediglich als grüne Zeichnung auf weißem Grund.

Charakteristik:

Der Aller-Radweg verläuft überwiegend auf eigenen Radwegen abseits vom Straßenverkehr, allerdings gibt es zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt noch einige qualitative Unterschiede. Zuletzt gab es in  Sachsen-Anhalt noch einige schlechtere Wegstrecken sowie Abschnitte auf befahrenen Straßen. Man arbeitet aber intensiv daran, Abhilfe zu schaffen. Ein großer Teil des Radwegs ist asphaltiert oder verläuft auf einer wassergebundenen Fahrbahndecke. Der Streckenverlauf ist weitgehend eben mit nur wenigen leichten Steigungen, gilt aber in einigen Abschnitten nach starkem Dauerregen auch als hochwasseranfällig. Die Tour gilt als familienfreundlich und kann auch gut mit Fahrradanhängern befahren werden.



Ortschaften entlang der Route

Aller-Radweg

Wanzleben-Börde / Eilsleben / Ummendorf (Börde) / Wefensleben / Ingersleben / Beendorf / Oebisfelde-Weferlingen / Grafhorst / Danndorf / Wolfsburg / Calberlah / Gifhorn / Müden (Aller) / Langlingen / Wienhausen / Celle / Hambüren / Winsen (Aller) / Wietze / Buchholz (Aller) / Schwarmstedt / Gilten / Gretheim / Ahlden (Aller) / Frankenfeld / Rethem (Aller) / Dörverden / Verden (Aller)

Aller-Elbe-Radweg

Möser / Wolmirstedt / Niedere Börde / Haldensleben / Hohe Börde / Altenhausen / Flechtingen / Oebisfelde-Weferlingen

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Dörverden

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ingebettet in das Aller-Weser-Dreieck der Mittelweserregion liegt die Gemeinde Dörverden. Hier in der Spargelgegend gibt es eine Vielzahl von Rad- und Wanderwegen. So treffen hier auch die beiden beliebten Radfernwege Weser-Radweg und Aller-Radweg aufeinander. Bereits in der Bronze- und der Eisenzeit wurde das heutige Gemeindegebiet nachweislich besiedelt. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Ortsteile Barme und Drübber stammen aus dem 11. Jahrhundert. Eine kuriose Besonderheit bietet der Ortsteil Westen, wo die Aller mit einer solarbetriebenen Holzfähre überquert werden kann. Die Anlegestelle befindet sich gleich bei der Annenkirche und dem denkmalgeschützten Amtshaus. Sehenswert ist die Kirche St. Cosmae et Damiani, die im Kern noch aus romanischer Zeit stammt.

Sehenswertes:

Die evangelisch-lutherische Kirche St. Cosmae et Damiani stammt im Kern noch aus romanischer Zeit, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und wirkt daher stilistisch recht uneinheitlich. Der erste romanische Kirchenbau entstand aus großen Portasandsteinquadern. Im 15. Jahrhundert wurde das Gotteshaus mit einem Backsteinanbau spätgotisch erweitert. Aus dieser Zeit stammt auch der markante Staffelgiebel. Der ursprüngliche Kirchturm existiert heute nicht mehr. Im Jahre 1878 wurde der neue Turm im neugotischen Stil hochgezogen.

Bedeutende Einrichtungsgegenstände sind der barocke Altaraufsatz von 1750, der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert sowie die Rokoko-Kanzel mit ihrer charakteristischen Rocaille-Ornamentik.

Im Ortsteil Hülsen gibt es eine ungewöhnliche Ansammlung von historischen Schafställen, die zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die Ställe, zeitweilig waren es bis zu 30 Gebäude, wurden für die Überwinterung der Schafe genutzt, wobei zu jedem Hof im Dorf auch ein eigener Schafstall gehörte.Der Kulturförderkreis der Gemeinde Dörverden hat zwei dieser Stallungen gepachtet und nutzt diese für eine kleine heimatkundliche Ausstellung, in der bäuerliche und handwerkliche Gerätschaften aus der Mittelweserregion zu sehen sind.

Im Ortsteil Westen ist das ehemalige Amtshaus von 1760 sehenswert. Es diente bis 1859 als Wohnsitz des Amtsmannes und wurde im letzten Jahrhundert als Schule genutzt. Heute wird es als Mehrgenerationenhaus genutzt. Neben dem Amtshaus steht die Kirche St. Annen. Der Kirchturm gehörte zunächst als Wehrturm zu der um 1200 erbauten Burg Westen. Die Reste der alten Wehranlage wurden im 18. Jahrhundert für den Bau der Kirche verwendet. Der Turm wurde vollständig übernommen. Damit gehört die St. Annen-Kirche in Niedersachsen zu den wenigen Gotteshäusern mit einem runden Kirchturm.

Die heutige Windmühle vom Typ eines Galerie-Holländers stammt aus dem Jahre 1857. Eine Vorgängermühle aus dem 15. Jahrhundert war im Jahr davor abgebrannt. Bereits 1148 hatte in Dörverden nachweislich eine Mühle existiert. Der Betrieb der jetzigen Mühle wurde 1958 eingestellt. Nach einer umfangreichen Sanierung ist sie aber seit 1994 wieder mit der gesamten Mühlentechnik voll funktionsfähig.

Eine weitere Holländer-Windmühle in Dörverden wurde 2003 abgerissen, da sie nicht mehr saniert werden konnte.

Die Windmühle am Ortseingang wurde 1894 als Galerieholländer erbaut. Auf dem achteckigen steinernen Rumpf  befindet sich ein hölzernes Traggerüst, das vormals bereits einer anderen Mühle diente und inzwischen über 300 Jahre alt ist. Nach einer umfangreichen Sanierung ist die Windmühle seit 1992 wieder voll funktionsfähig. Neben dem Windantrieb besitzt die Mühle auch einen von einem Dieselmotor angetriebenen Mahlgang, der noch aus den 1920er Jahren stammt.

Das zweistöckige Herrenhaus des Rittergutes befindet sich inmitten eines schönen 4 ha großen Park mit weitläufigen Rasenflächen, mit Eichen, Linden, Buchen und einem großflächigem Rosenrondell. Der Gartensaal des Gutes kann auch als Trauzimmer genutzt werden. Auf Anfrage kann der Park des Gutes besichtigt werden.

Während es in vielen Wildparks eine große Bandbreite von einheimischen Wildarten zu sehen gibt, geht das Wolfcenter einen anderen Weg: hier widmet man sich fast ausschließlich der Gattung ‚Wolf‘. Man versteht sich als Unternehmen des Öko-Tourismus und betreibt ein neuartiges Natur-Ausstellungskonzept. Man hat sich zur Aufgabe gemacht, umfassend über den Lebensraum, die soziale Struktur und über den Schutz dieses seltenen und scheuen Tieres zu informieren. Wölfe galten seit 1904 in Deutschland als ausgestorben. Erst im Jahre 2000 gab es in Sachsen wieder ein aus Polen stammendes frei lebendes Rudel. Inzwischen haben sie sich langsam aber stetig auch wieder nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt ausgebreitet.

Auf dem über 5 ha großen Gelände des Wolfcenters gibt es neben einer großen interaktiven Dauerausstellung über das Rudeltier auch zwei weitläufige Wolfsgehege mit jeweils einer Aussichtsplattform. Die Außengehege beherbergen je ein Rudel mit Europäischen Grauwölfen. Regelmäßig finden Führungen und Fütterungen statt. Ein weiterer Ausbau mit Gehegen für Polarwölfe, Füchse und Marderhunden ist geplant. Ein kleiner Streichelzoo und eine Schafweide ergänzen das Wolfcenter.

Im Herzen der Gemeinde Dörverden befindet sich das Kulturgut Ehmken Hoff. Zwei historische Bauernhäuser, die ansonsten dem Verfall ausgeliefert gewesen wären, wurden restauriert und wieder vollständig aufgebaut. Mehrere Nebengebäude wurden dem Gut hinzugefügt und so entstand ein stattliches und sehenswertes Ensemble. Ehmken Hoff wird heute für verschiedene kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Konzerte, Lesungen oder Seminare genutzt.



Radrouten die durch Dörverden führen:

Weser-Radweg
Aller-Radweg




Verden (Aller)

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ie Kreis- und Reiterstadt Verden liegt kurz vor der Mündung der Aller in die Weser und gehört damit zur schönen Region der Mittelweser. Den Beinamen ‚Reiterstadt‘ erhielt Verden als Zentrum des Pferdesports und der Pferdezucht. Das Deutsche Pferdemuseum als ältestes Pferdemuseum des Landes geht auf diese Tradition ein. Der Zusatz ‚Aller‘ bürgerte sich ein, um den Ort von der französischen Stadt Verdun zu unterscheiden, die damals im deutschen Sprachgebrauch ebenfalls Verden genannt wurde. Erstmals wurde die Stadt als ‚Ferdi in Saxonia‘ in einem Schriftstück Karls des Großen erwähnt. Der Frankenkaiser steht auch für das dunkelste und grausamste Kapitel in der Geschichte Verdens. Er ließ hier im Jahre 782 insgesamt 4.500 heidnische Sachsen hinrichten, weil sie sich geweigert hatten, sich zu unterwerfen und den christlichen Glauben anzunehmen. Ein Rundweg mit 4.500 Findlingen erinnert noch heute an das grausame Gemetzel. Allerdings hat der Ort dieses Denkmals nichts mit dem wirklichen Ort des Geschehens, so wie häufig fälschlich behauptet wird, zu tun.
Heute geht es im Mittelzentrum Verden beschaulicher zu. Neben dem stadtbildprägenden Dom steht mit der St. Andreaskirche gleich ein weiterer um 1200 erbauter spätromanischer Sakralbau. Unweit des 1730 errichteten Rathauses befindet sich mit der 1150 erbauten St. Johanniskirche noch ein Gotteshaus, das im Kern noch aus romanischer Zeit stammt. Weitere beliebte Ausflugsziele sind der Magic Park (der ehemalige Märchenwald) sowie das Historische Museum Verden im Domherrenhaus, in dem eines der drei ältesten Holzartefakte der Menschheit bewahrt wird.

Sehenswertes:

Der imposante gotische Dom zu Verden stammt zwar noch aus dem späten 13. Jahrhundert, ist aber in der Folgezeit mehrfach umgebaut und damit äußerlich auch stark verändert worden. Die Kathedrale ist eine dreischiffige Hallenkirche, dessen Hallenumgangschor als der älteste in Deutschland gilt. Ein erstes Gotteshaus wurde an dieser Stelle bereits im 12. Jahrhundert erbaut, aber ein verheerendes Feuer vernichtete den romanischen Bau fast vollständig. Lediglich die unteren Geschosse des wuchtigen Turmes blieben erhalten.

Während das erste Langhausjoch noch aus der ersten gotischen Bauphase stammt, wurden die anderen drei Joche erst im 15. Jahrhundert ergänzt. Als Vorbild für den Kirchenbau diente die Kathedrale von Reims. Aber auch der Dom zu Verden diente anderen Sakralbauten zum Vorbild, wie beispielsweise dem Lübecker Dom. Seit der Reformation, die sich 1568 in Verden durchsetzte, ist der Dom St. Maria und Cäcilia evangelisch.

Nachdem der Verdener Dom in seiner Geschichte vielfach nach den jeweils vorherrschenden baugeschichtlichen Vorlieben umgestaltet wurde, gab er äußerlich ein recht uneinheitliches Erscheinungsbild ab. Erst im 19. Jahrhundert wurde der gotische Urzustand  rekonstruiert und wiederhergestellt.

Bereits seit den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts trägt Verden (Aller) den Zusatz ‚Reiterstadt‘. Bis heute finden in der Kreisstadt jedes Jahr eine Vielzahl von Reitsport- und Pferdezuchtveranstaltungen sowie Auktionen statt.

So verwundert es nicht, dass es in Verden das älteste Pferdemuseum Deutschlands gibt. Es befindet sich seit dem Jahr 2000 am Holzmarkt in einer ehemaligen klassizistischen Kavalleriekaserne von 1831 und gründet auf der hippologischen Sammlung des Verdener Heimatbundes. Seit 1965 trägt die Institution den Namen ‚Deutsches Pferdemuseum‘.

Das Museum präsentiert eine moderne und interessante Ausstellung zur Kulturgeschichte des Pferdes. Sie beschreibt die Entwicklung der Gattung vom Urpferd zum heutigen Reitpferd, präsentiert historische Ausrüstungsgegenstände, Kutschen, Gemälde und Skulpturen. Im Museum wird auch der Nachlass von Josef Neckermann verwaltet. Neckermann war einer bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Dressurreiter des letzten Jahrhunderts.

Deutschlands einziger Freizeitpark der Magie begeistert seine jungen und älteren Besucher mit spannenden und aufregenden Aktionen aus den beiden Themenkomplexen ‚Zauberei‘ und ‚Märchen‘. Der Park war ursprünglich Anfang der 1970er Jahre als Märchenwald eröffnet worden. Noch heute führt ein ungefähr 30-minütiger Rundgang durch die zauberhafte Märchenwelt der Gebrüder Grimm. In bewegten Szenen werden Passagen aus bekannten Märchen spielerisch dargestellt. Daneben werden magische Vorstellungen gegeben und auf dem großen Gelände laden viele Attraktionen, wie eine Achterbahn, eine Wildwasserbahn, ein Kettenkarussell, ein Riesenrad, eine Schiffsschaukel, zum mitfahren ein. Darüber hinaus bietet der Freizeitpark Boots- und Kanutouren, Oldtimer- und Traktorfahrten, mehrere Spielplätze, einen Streichelzoo und eine Minigolfanlage, so dass keinem Kind die Zeit irgendwie langweilig werden kann!

Bei dem so genannten ‚Blutgericht von Verden‘ ließ Kaiser Karl der Große im Jahre 782 4.500 heidnische Sachsen erbarmungslos hinrichten, weil sie sich geweigert hatten, sich zu unterwerfen und den christlichen Glauben anzunehmen. Diese Massenhinrichtung wirft noch heute einen dunklen Schatten auf den fränkischen Kaiser. Wo sich der Ort dieses brutalen Massakers genau befand, ist nicht mehr bekannt. Viele nehmen fälschlich an, es wäre der Sachsenhain gewesen. Dieser aber wurde lediglich als große Denkmalanlage durch die Nationalsozialisten geschaffen, um an dieses Ereignis zu erinnern. In den Jahren 1934 – 36 wurden 4.500 Findlinge zusammengetragen, einer für jeden getöteten Sachsen. Die großen Steine wurden entlang eines zwei Kilometer langen Rundweges aufgestellt. Im Inneren dieses riesigen Platzes entstanden fünf Fachwerkhäuser, die aber später teilweise wieder abgebrochen wurden. Die freie Fläche wurde auch als Übungsplatz der Schutzstaffel (SS) genutzt. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude zunächst von Vertriebenen bewohnt, ehe im Jahre 1950 die Evangelische Jugend das Gelände übernahm und dort seitdem den Evangelischen Jugendhof Sachsenhain als Bildungs- und Tagesstätte betreibt.

Der Rundweg mit den Findlingen ist öffentlich zugänglich und ein viel genutztes Ausflugsziel. Er gilt allerdings auch als Kultstätte für rechtsextreme Gruppen.

Am Wall der Altstadt Verdens steht die katholische Probsteikirche St. Josef. Die dreischiffige Basilika wurde 1894 im neoromanischen Stil erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gottesshaus erhebliche Schäden und wurde erst in den 1950er Jahren wieder vollständig hergestellt.

Die aufwendige Ausmalung im Inneren der Kirche stellt eine Besonderheit dar. Sie wurde im Nazarenerstil durch Franz Müller und Eduard Goldkuhle geschaffen. Beide Künstler kamen aus der Düsseldorfer Malerschule.

Gleich neben dem Verdener Dom steht mit der St. Andreas-Kirche eine zweite, sehr alte Kirche. Sie wurde um 1200 als Backsteinbau im spätromanischen Stil errichtet. Bereits 1220 richtete Bischof Iso von Wölpe hier einen Chorherrenstift mit 12 Geistlichen ein. Die Messinggrabplatte des hier in der Kirche beigesetzten Bischofs Iso ist noch erhalten und gilt als eine der ältesten Platten ihrer Art in Europa. Ansonsten stammen die Ausstattungsgegenstände aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Andreasstift aufgelöst. Seitdem dient das Gotteshaus bis heute als Gemeindekirche.

Die Johanniskirche in der Norderstadt gilt als die älteste Backsteinkirche in Norddeutschland. Sie wurde um 1150 im romanischen Stil errichtet, im 14. Jahrhundert allerdings weitgehend gotisiert. Während dieser Bauphase wurden auch die Seitenschiffe hinzugefügt. Die geschwungene barocke Turmhaube wurde dem Kirchturm allerdings erst 1697 aufgesetzt.

Im Inneren des Gotteshauses haben sich noch einige mittelalterliche Fresken erhalten. Neben der Barockkanzel sind die Stuckarbeiten über der Kreuzigungsgruppe sehenswert. Sie stammen aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert und gehören damit zum Frühwerk der deutschen Stuckatur.

Im Fischerviertel, dem ältesten Stadtteil Verdens, befindet sich das Domherrenhaus, welches das Historische Museum Verden beherbergt. Das Museum behandelt die kulturelle Entwicklung der Stadt Verden und seiner Region, beschreibt die Stadtgeschichte, erklärt verschiedene traditionelle Handwerke sowie die Wohn- und Alltagskultur im 18. – 20. Jahrhundert.

Eine besondere Ausstellung bietet die Abteilung ‚Einmal Steinzeit und zurück‘, in der die Besucher 120.000 Jahre zurückreisen können und in der man auch alle Exponate anfassen kann.

Das bedeutendste Ausstellungsstück ist die sogenannte ‚Lanze von Lehringen‘, bei der es sich um eines der drei ältesten Holzartifakte der Menschheitsgeschichte handelt. Die Lanze gehörte einst jagenden Neandertalern und spielt für die Altertumsforschung eine höchst gewichtige Rolle.

Ungefähr 4 Kilometer nordwestlich der Stadt Verden mündet im Ortsteil Eissel die Aller in die Weser. Sie ist mit 260 Kilometern der längste und wasserreichste Nebenfluss des Stroms und gleichzeitig der größte nicht in das Meer mündende Fluss Norddeutschlands. Über weite Strecken ist sie im unteren Flussabschnitt eingedeicht. Zu den Nebenflüssen der Aller gehören die Oker und die Leine. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss durch vier Staustufen auch für größere Binnenschiffe schiffbar gemacht. Die 116 Kilometer lange Unteraller ist als Bundeswasserstrasse ausgewiesen, allerdings wird sie seit den 1960er Jahren oberhalb von Verden nur noch von Fahrgastschiffen und Sportbooten genutzt. Davor wurde der Fluss noch als Gütertransportweg, insbesondere für die Verfrachtung von Kalisalz und Erdöl, genutzt.



Radrouten die durch Verden (Aller) führen:

Weser-Radweg
Aller-Radweg




Möser

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n einer ehemals sumpfigen Wiesenlandschaft östlich der Elbe liegt im Jerichower Land die Einheitsgemeinde Möser. Sie wurde im Jahre 2010  in ihrer heutigen Form aus den zuvor selbstständigen Gemeinden Möser, Hohenwarthe, Körbelitz, Lostau, Pietzpuhl und Schermen gebildet.
Im Ortsteil Hohenwarte wurde 2003 das Europäische Wasserstraßenkreuz eröffnet, bei dem der Mittellandkanal mittels einer Brücke über die Elbe geführt wird und danach in östlicher Richtung in den Elbe-Havel-Kanal übergeht. Vor dem Bau dieser riesigen Trogbrücke mussten die Schiffe einen 12 km langen Umweg über mehrere Schleusen und die Elbe in Kauf nehmen, um vom Mittelkanal in den Elbe-Havel-Kanal zu gelangen. Gemeinsam mit dem Wasserstraßenkreuz wurde 2003 auch die Doppelschleuse Hohenwarthe in Betrieb genommen, die die verschiedenen Wasserhöhen der beiden Kanäle ausgleicht. Für den Übergang zwischen Mittellandkanal und Elbe sorgt das Schiffshebewerk Rothensee und die parallel dazu verlaufene Sparschleuse, die 2001 fertig gestellt wurde. Das bereits 1938 erbaute Schiffshebewerk ist ein bedeutendes technisches Denkmal. Es überwindet einen Höhenunterschied von 18,5 m. und kann Schiffe bis zu einer Länge von 85 Metern und einem Tiefgang von zwei Metern befördern.
Das barocke Schloss Pietzpuhl wurde 1730 durch Werner von Wulffen, Domherr von Halberstadt, erbaut. Zwischen 1808 und 1828 ließ Carl von Wulfen, einer der Begründer der modernen Landwirtschaft, südlich vom Schloss einen englischen Landschaftspark anlegen. Zu den illusteren Gästen auf dem Anwesen gehörten Königin Luise von Preußen und der französische Marschall Bernadotte. Im Zuge der DDR-Bodenreform wurde die Familie von Wulffen enteignet, erlangte das Schloss aber 1997 wieder. Eines der Kavaliershäuser wird inzwischen als Gaststätte, Malschule und Räumlichkeit für Ausstellungen genutzt.
Auf einem Weinberg zwischen Hohenwarthe und Alt-Lostau steht eine alte Bockwindmühle, die im Kern bereits 1720 erbaut wurde. Ursprünglich stand sie in Drackenstedt, ehe sie 1984 an ihren heutigen Standort umgesetzt wurde. Die Mühlentechnik ist noch vollständig erhalten.
In Hohenwarthe, Lostau, Schermen und Körbelitz stehen noch alte Dorfkirchen, die aus der Zeit der Spätromanik stammen. Die St.-Pancratii-Kirche in Körbelitz wurde aus Feldsteinen errichtet und diente im Mittelalter als Wehrkirche. Auch die Kirche in Lostau wurde als Wehrkirche konzipiert. Das Baumaterial kam aus den Pretziener Steinbrüchen. Altar, Kanzel und Empore wurden um 1650 geschaffen. Die Ausstattung der Kirche in Schermen stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Sehenswertes:
 

Europäisches Wasserstraßenkreuz Magdeburg
Doppelschleuse Hohenwarthe
Schiffshebewerk Rothensee
Bockwindmühle
Schloss Pietzpuhl
Kirche Hohenwarte
St.-Pancratii-Kirche in Körbelitz
Dorfkirche Lostau
Dorfkirche Schermen


Radrouten die durch Möser führen:

ElbeRadWeg: Abschnitt Mitte
Aller-Radweg