Mecklenburgischer Seen-Radweg

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ecklenburg ist das Land der Seen. Mehr als 2000 Seen werden hier von tausenden von Kilometern Wasserstraße verbunden – ein wildromantisches, an jeder Ecke plätscherndes und glitzerndes Zauberland. Und mittendrin Deutschlands größter Binnensee, die Müritz.

Die Mecklenburgische Seenplatte ist, geologisch betrachtet, ein rund 240 km langer und nur 30 km breiter Streifen, der sich ungefähr von Lübeck bis Eberwalde zieht und als Jungmoränenlandschaft während der letzten Eiszeit vor rund 20.000 Jahren entstand. Von der Seenplatte ist das Mecklenburger Seenland zu unterscheiden, dass geographisch gesehen sehr viel größer ist und sich im Süden bis nach Brandenburg zieht. Touristisch wird die ganze Region des Seenlandes als Seenplatte beworben – alles eine Frage der Definition, an der wir uns an dieser Stelle nicht beteiligen wollen. Tatsache ist, das dieser Landstrich mit seinen naturbelassenen Marsch-, Geest- und Moorgebieten, seinen ausgedehnten Wäldern, seiner einzigartigen Fauna und Flora und natürlich seiner prächtigen Seenlandschaft seines Gleichen sucht – und geradezu ideal ist für eine Radwandertour.


So bleibt der Mecklenburgische Seen-Radweg – wiederum geologisch betrachtet – vom Namen her neutral. Er beginnt im niedersächsischen Lüneburg, folgt dann ein paar Kilometer der Elbaue, um dann einmal quer durch die wunderschöne mecklenburgische Seenlandschaft zu führen. Am Ende stattet die Tour der Ostsee-Insel Usedom mit seinen Kaiserbädern einen Besuch ab, bevor sie nach 640 km in Wolgast am Peenestrom endet.

Neben den landschaftlichen Glanzpunkten gibt es auf der Strecke eine Vielzahl von sehenswerten Orten, stolzen Schlössern und Gärten, trutzigen Festunganlagen und schmucken Dorfkirchen.

Schon der Startort ist ein echtes Highlight. Die Salz- und Hansestadt Lüneburg, inmitten der Lüneburger Heide gelegen, beeindruckt mit seiner mittelalterlichen Architektur im Stil der Backsteingotik. Der Handel mit Salz, dem ‚weißen Gold‘ hatte Lüneburg schon früh Reichtum und Ansehen beschert.

Das Amt Neuhaus am Nordost-Ufer der Elbe bietet eine politische Kuriosität: es besteht aus acht ehemals selbstständigen Dörfern, die einst zur DDR und nach der Wiedervereinigung zu Mecklenburg-Vorpommern gehörten. 1992 beschlossen die damaligen Gemeinderäte, sich dem Land Niedersachsen anzuschließen.

Nun orientiert sich der Radfernweg grob am Verlauf der Müritz-Elde-Wasserstraße durch die Griesen-Gegend über Ludwigslust und Parchim nach Plau am See. Das repräsentative Barockschloss in Ludwigslust diente einst den Herzögen von Mecklenburg als Residenz. Bei einer Besichtigung erhält man einen guten Einblick in die höfische Kunst und Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Auffällig ist der großzügig gestalteten Schlossplatz mit seinen Kaskaden und Skulpturen aus Sandstein.

Herzstück der Mecklenburger Seenplatte und auch dieses Radfernweges ist die Müritz. Der gesamte See ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, das Ostufer gehört zum Nationalpark Müritz. Weitere Stationen auf der Route sind die Residenzstadt Neustrelitz mit ihrem barocken Marktplatz, Neubrandenburg nahe dem Tollensesee und Ueckermünde, die Hafenstadt mit ihrem maritimen Flair am Stettiner Haff. Hinter Anklam geht es über die Peenebrücke nach Usedom, der zweitgrößten deutschen Insel. Hier durchradelt man verträumte Fischerdörfer, ehe man die drei mondänen Ostsee-Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin erreicht. Die wilhelminische Architektur der liebevoll restaurierten Strandvillen aus dem 19. Jahrhundert bietet dem Besucher gemeinsam mit den berühmten Seebrücken ein prächtiges Bild. Entlang der Steilklippen an der Pommerschen Bucht erreicht man Zinnowitz. Hier ist ein Abstecher nach Peenemünde möglich. Der Ort erlangte große Bekanntheit durch die Heeresversuchsanstalt in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch in der Zeit der DDR blieb der Ort zunächst militärisches Sperrgebiet, genutzt vom sowjetischen und ostdeutschen Militär. Heute bietet das Areal eine interessante Museumslandschaft mit dem Historisch-Technischen Museum, der Phänomenta, dem Maritim Museum mit dem sowjetischen U-Boot U-461 und einem Spielzeugmuseum. Nach dem Verlassen der Insel endet der Radfernweg in Wolgast am historischen Rathaus im Zentrum der mittelalterlichen Altstadt.

Der rund 640 km lange Radweg besitzt ein gelbes Logo, das zwei stilisierte, nebeneinander fahrende Radler in blau zeigt sowie die Beschriftung ‚Seen Radweg‘.


Charakteristik:

Der Mecklenburger Seen-Radweg ist größtenteils flach. Dennoch gibt es zwischen Ludwigslust und Neubrandenburg sowie aus der Insel Usedom einige moderate Anstiege. Die Oberflächenbeschaffenheit variiert sehr stark: vom asphaltierten Wirtschaftsweg über mittelmäßig befahrene Landstraßen, über Fahrradstraßen und straßenbegleitende Radwege, holprige Wald- und noch unausgebaute Feldwege bis hin zu einfachen Sand- und Schotterwegen, ist alles vertreten.  Einige Abschnitte weisen stärkere Wurzelschäden auf.



Ortschaften entlang der Route

Lüneburg / Adendorf / Scharnebeck / Rullsdorf / Neetze / Bleckede / Neuhaus (Amt) / Dömitz / Neu Kaliß / Malk Gören / Maliß / Karenz (Mecklenburg) / Bresegard bei Eldena / Ludwigslust / Groß Laasch / Neustadt-Glewe / Lewitzrand / Parchim / Lutheran / Lübz / Barkhagen / Plau am See / Ganzlin / Stuer / Fincken / Leizen / Groß Kelle / Röbel/Müritz / Gotthun / Sietow / Klink / Waren (Müritz) / Kargow / Rechlin / Mirow / Wustrow (Mecklenburgische Seenplatte) / Wesenberg / Userin / Neustrelitz / Wokuhl-Dabelow / Carpin / Blankensee (Mecklenburg) / Blumenholz / Hohenzieritz / Penzlin / Wulkenzin / Neubrandenburg / Sponholz (bei Neubrandenburg) / Schönbeck / Friedland (Mecklenburg) / Meiersberg / Ferdinandshof / Ueckermünde / Am Stettiner Haff (Amt) / Anklam-Land (Amt) / Anklam / Usedom (Stadt) / Ostseebad Heringsdorf / Zinnowitz / Wolgast

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Lüneburg

L
üneburg ist eine der reizvollsten und sehenswertesten Städte Norddeutschlands und bereits weit über 1000 Jahre alt. Die Bürger verdankten einst ihren Reichtum dem Salz. Davon zeugt auch die Architektur der aus dem Mittelalter erhaltenen Innenstadt. Das Stadtbild ist geprägt von einer behäbigen Backsteingotik. Stolze Patrizierhäuser mit schmucken Giebeln und prachtvollen Fassaden veranschaulichen den bürgerlichen Wohlstand einer Zeit, in der Lüneburg zu den größten Salzlieferanten auf dem europäischen Festland zählte. Als bedeutende Handelsmetropole gehörte sie im Mittelalter dem Hansebund an. Ein besonderes Schmuckstück ist das 700 Jahre alte Rathaus. Mit seiner barocken Fassade beherrscht es den weitläufigen Marktplatz. Gesäumt wird der rechteckige und leicht abschüssige Platz von gemütlichen Cafés und Restaurants sowie von Geschäftshäusern, die sich heute hinter den historischen Fassaden verbergen. Durch beschauliche, enge Gässchen wandelt der Besucher über holpriges Kopfsteinpflaster und enge Gehwege vorbei an Boutiquen, Galerien und kleinen Geschäften, die hinter niedrigen Schaufenstern ihre Verkaufsräume öffnen. Durch solche Gassenschluchten führt der Weg hin zum alten Hafen. Der ist direkt mit der Ilmenau verbunden. Rund um das malerische  Hafenbecken haben sich zahlreiche Cafés, Kneipen und Restaurants angesiedelt. In der ehemaligen Hafenstadt mit trinkfesten Schiffern wurde vor Ort auch Bier gebraut. Zur Zeit der Hanse gab es in der Stadt an die 80 Brauereien. Seit 2007 trägt Lüneburg wieder den Titel ‚Hansestadt’. Nicht versäumen sollte der Gast einen Besuch im Salzmuseum und im Kloster Lüne.

Sehenswertes:

An die mittelalterliche Gerichtsbarkeit erinnert die original erhaltene Gerichtslaube im 1230 erbauten Rathaus. Der Prachtbau erhebt sich am oberen Ende des Marktes und beherrscht den weiträumigen Platz. Seine Frontseite erhielt im Barock eine prächtige Fassade. Damit gehört es zu den bedeutendsten Baudenkmalen Norddeutschlands. Beeindruckend sind auch der mittelalterliche Fürstensaal und die Ratsstube im Innern des Gebäudes. Vor dem Prachtbau steht seit 1532 ein Brunnen mit der bronzenen Figur der Mondgöttin, dargestellt als Diana mit Pfeil und Bogen.

An der Nordseite des Marktes prunkt das Stadtschloss, ein massiger Barockbau, den die Celler Herzöge gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichten ließen. Dem Bau wurden dabei drei schon bestehende Backsteinbauten aus dem späten Mittelalter und der Gotik einverleibt. Seit 1925 ist das Landgericht im Stadtschloss untergebracht.

Über viele hundert Jahre wurde der Salzstock unter der Altstadt von Lüneburg abgebaut. Mit der Förderung wurde bereits im Mittelalter begonnen. Das später unter dem Namen ‚weißes Gold der Hanse’ geförderte Mineral wurde in viele europäische Länder exportiert. Die Förderanlage und der Verarbeitungsbetrieb zählen zu den ältesten Industriedenkmälern in Deutschland. 1980 wurde die Anlage nach über 1000 Jahren stillgelegt und die Produktion eingestellt.  Auf dem Salinengelände entstand ein Museum. Dieses Salzmuseum informiert detailliert über die Förderung und Verarbeitung des Minerals. 1991 erhielt das Museum den Museumspreis des Europarates.

Der Hafen an der Ilmenau spielte für Lüneburg in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle. Er diente einmal als Umschlagplatz für das Salz, das hier im großen Umfang abgebaut wurde, zum andern aber auch für Holz, das in den umgebenden Wäldern geschlagen wurde.  Seine Bedeutung verlor der Hafen erst, als Lüneburg Mitte des 19. Jahrhunderts an das Bahnnetz angeschlossen wurde.

Als Symbol für diese einstmals blühende Zeit des Handels erhebt sich der wuchtige Holzkran am Hafenrand. Er ist heute das Wahrzeichen der Hansestadt und misst einschließlich der Windfahne eine Höhe von 18,5 Metern. Sein Unterbau besteht aus Fachwerk und besitzt einen Durchmesser von 8 Metern. Ein Hafenkran wird schon 1330 in alten Stadtdokumenten erwähnt. Sein heutiger Standort ist seit 1346 belegt. Im Laufe der Jahre wurde der Kran mehrfach renoviert. Im Jahre 1795 zerstörte ihn ein verheerendes Hochwasser. Zwei Jahre später wurde er wieder aufgebaut und erhielt seine heutige Form. Der Kran besaß eine beeindruckende Tragkraft. Immerhin hievte er 1840 eine tonnenschwere Lokomotive für die neu eingerichtete Bahnstrecke vom Schiff aufs Land. Und eben diese Eisenbahn machte ihn wenige Jahre später überflüssig. 1860 wurde sein Betrieb eingestellt. Heute dient der Hafenkran als beliebtes Fotomotiv, ebenso wie das dahinter stehende Kaufhaus mit seiner stolzen Barockfassade. Dieses Kaufhaus wird unter dem Namen „Heringshaus“ schon 1302 urkundlich erwähnt. Hier konnten die Bürger über lange Jahre die edelsten und seltensten Waren erstehen.

Die St. Nicolaikirche stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die dreischiffige Backsteinbasilika wird überragt von einem gedrungenen, 93 Meter hohen Turm, der im neugotischen Stil 1896 vollendet wurde. Zahlreiches Schnitzwerk und kostbare Tafelgemälde schmücken den Innenraum der Kirche, die seit der Reformation zu den evangelischen Gotteshäusern zählt.

Die drei Lüneburger Kirchen sind Stationen auf der europäischen Route der Backsteingotik. Im Stadtzentrum steht die evangelisch-lutherische Hauptkirche St. Johannis am Sande. Der fünfschiffige gotische Hallenbau aus dem 14. Jahrhundert ist die älteste der Stadtkirchen in Lüneburg. Sie wird eingerahmt von schmucken Giebelhäusern auf einem lang gezogenen Platz, der früher einmal als Bauernmarkt diente. Der leicht schiefe Turm ragt heute 108 Meter in den Himmel. Der Innenraum beherbergt einen prunkvollen Schnitzaltar mit kostbaren Tafelbildern aus dem Mittelalter. Auf der 1553 eingerichteten Orgel musizierte schon der barocke Kirchenkomponist Georg Böhm, der auch Johann Sebastian Bach unterrichtete. Montags bis freitags ertönt um 9:00 Uhr (samstags um 10:00 Uhr) der Turmbläserchoral.

 

Hinter der Szenerie: Von den Fehlplanungen eines Baumeisters: Kurz nachdem der Kirchturm von St. Johannis hochgezogen war, begann der sich korkenzieherartig zu verformen. Grund: Der durch den Salzabbau unterminierte Boden gab nach und ließ das schwere Bauwerk einsacken. Das war zwar ganz natürlich, den Turmbaumeister kränkte dieses Missgeschick aber so sehr in seiner Ehre, dass er beschloss, aus dem Leben zu scheiden. Er kletterte also die Spindeltreppe in die Höhe und stürzte sich kopfüber aus der obersten Fensteröffnung des Turmes in die Tiefe. Das Schicksal meinte es aber gnädig mit dem Unglücklichen. Denn in dem Augenblick, da er sich der Erde und damit dem sicheren Tode näherte, zuckelte ein Karren mit Heu an der Kirche vorbei, und der Baumeister landete weich und wohlbehalten auf dem Gefährt. Das Leben hatte ihn wieder. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Vermutlich ist er aber alt und lebenssatt in seinem Bett gestorben.


Dort, wo sich heute am Fuße des Kalkberges der Turm der St. Michaeliskirche mit seiner geschwungenen barocken Haube erhebt, standen ursprünglich die Gebäude eines Benediktinerklosters innerhalb einer Burganlage der Billunger. Diesem Kloster sprach Kaiser Otto der Große nach eine Urkunde aus dem Jahre 956 das Recht zu, für den Salzverkauf aus der örtlichen Saline Zoll zu erheben. Das Datum gilt als erster Nachweis für die Stadt Lüneburg. Die Lüneburger widersetzten sich im 14. Jahrhundert dem Zolldiktat. Sie zerstörten die Burg und lösten das Kloster auf. Im darauf folgenden Jahrhundert entstand St. Michaelis als Hallenkirche. Der Backsteinbau wurde prächtig ausgestaltet. Allerdings ging ein Großteil des Inventars später verloren. Der 1708 eingebaute Orgelprospekt erhält durch die Gestaltung des Innenraumes eine beeindruckende Klangwirkung. In der Zeit zwischen 1701 und 1702 war Johann Sebastian Bach in dieser Kirche Chorsänger. Ihm zu Ehren erhielt der Platz vor der Kirche seinen Namen.

Von der Aussichtsplattform des neuen Wasserturms hat der Besucher einen herrlichen Rundumblick. Aus 56 Meter Höhe kann er 40 Kilometer weit ins Land sehen. Der neue Wasserturm, 1907 in neugotischem Stil erbaut, ist Teil eines alten Mühlenkomplexes aus dem 14. Jahrhundert. Zeitweise bewegten hier elf verschiedene Wasserräder das Mühlenwerk. Schon damals gehörte ein Wasserturm dazu, über den die Stadt mit Trinkwasser versorgt wurde. Der erste Turm ist im 16. Jahrhundert bezeugt. Der neue Wasserturm besitzt einen Hochtank mit einem Fassungsvermögen von 500 000 Litern. Die Wassertechnik wurde 1985 stillgelegt und ausgebaut. Heute dient der Turm als Ort für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen.

Mühlen gehörten in früheren Zeiten zum allgemeinen Bild der niederdeutschen Landschaft. Wasser und Wind waren die Antriebskräfte für verschiedene Gewerke wie Tischlereien, Schmieden, Papier-, Öl- und natürlich Getreidemühlen. Zwei Mühlen aus dem 16. Jahrhundert stehen mitten in der Stadt, nahe dem Hafen. Die mehrstöckigen Fachwerkbauten liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Ihre Gefache sind mit roten Klinkern ausgefüllt. Die Lüner Mühle wurde einst vom Kloster Lüne betrieben. Die Abtsmühle aus dem Jahre 1530 pumpte Wasser aus der Ilmenau zu einem Turm, über den dann einzelne Patrizierhäuser in der Stadt versorgt wurden. Neben die Abtswasserkunst trat später die Ratswasserkunst als Konkurrenz; sie leitete Frischwasser über ein hölzernes Pumpensystem zu allen Bürgerhäusern in der Stadt.

Im 10. Jahrhundert hatte es am Fuße des Kalkberges ein Benediktinerkloster gegeben. Es gilt als die Keimzelle der Stadt Lüneburg. Im Jahre 1172 wurde auch ein Benediktinerinnenkloster gegründet, das sich noch heute am Rande der Innenstadt befindet. Nach der Reformation wurde es im 18. Jahrhundert zu einem evangelischen adligen Damenstift umgewandelt. Ein Großteil der heutigen Gebäude wurde im 14. Jahrhundert errichtet. Auch einige der sehenswerten Buntsteinfenster stammen noch aus dieser Zeit. Die Klosterkirche wurde 1410 geweiht. Sie besitzt einen reich verzierten Probststuhl und eine beeindruckende Barockorgel. Bemerkenswert sind auch die gotischen Holzschränke und Truhen, von denen die älteste im Jahre 1174 hergestellt wurde.

Der Klosterhof wird auf drei Seiten von gotischen Gebäuden aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie auf der vierten Seite von dem repräsentativen spätbarocken Gästehaus umgeben. Danach betritt der Gast die große Brunnenhalle des Klosters. Der gotischen Brunnen mit seiner bronzenen Schale plätschert an dieser Stelle bereits seit über 600 Jahren. An die Brunnenhalle schließen sich die Kreuzgänge an. Die Innenräume des Klosters können nur im Rahmen einer einstündigen Führung besichtigt werden. Das Refektorium mit seinen seltenen Seccomalereien ist dabei besonders sehenswert.

Das Kloster Lüne wurde berühmt durch seine aufwendigen Wirk- und Stickereiarbeiten, die hier im Laufe der Jahrhunderte von den Benediktinernonnen bzw. den Stiftsdamen gefertigt wurden. Das Textilmuseum im Kloster präsentiert eine Auswahl dieser textilen Kunstwerke. Zu den Ausstellungsstücken gehören Altardecken, Fastentücher, Abendmahldecken und Teppiche. Das älteste Exponat stammt aus dem Jahr 1250.

In der Klosteranlage befindet sich auch ein Café sowie eine Weberei, in der es Textilien aus Leinen, Wolle und Seide zu sehen gibt.

Südlich der Innenstadt von Lüneburg befindet sich der 23 ha große Kurpark. Er wurde 1906 im Stil eines Englischen Gartenparks angelegt und befindet sich gleich neben der Salztherme ‚SaLü’, wo heute noch Sole aus dem Boden sprudelt. Im Kurpark steht auch ein Gradierwerk. Durch die an Reisigbündeln herabrieselnde Sole wird die Luft um das Gradierwerk herum mit Salz angereichert. Durch das Einatmen dieser salzhaltigen Luft werden die Atemwege befeuchtet und von Bakterien befreit. Ähnlich wie Meeresluft wirkt sie schleimlösend und wohltuend.

Man kann sich die Zeit bei einem Minigolf-Spiel vertreiben und für Kinder gibt es einen Spielplatz. In der Sommerzeit finden im Kurpark Konzerte und Filmvorstellungen statt.

Wer am Abend in Lüneburg ausgehen möchte, der sollte zum Stintmarkt kommen. Hier im alten Hafenviertel an der Ilmenau, wo mit dem alten Kran das Wahrzeichen der Stadt steht, befindet sich die pulsierende Kneipenmeile der ansonsten eher betulichen Hansestadt. Eingerahmt von schmalen Giebelhäusern, wurde hier früher der Stint, ein kleiner, silbern glänzender Lachsfisch feilgeboten. Er gab dem Platz den Namen. Heute genießt man hier an lauen Sommerabenden ein geradezu südländisches Flair.

In Melbeck befindet sich bereits seit dem Mittelalter ein historischer Mühlenstandort. Bereits im 13. Jahrhundert wurde hier nachweislich eine Wassermühle betrieben. Über Jahrhunderte tat sie als Schrot- und Getreidemühle ihren Dienst. In den 1960er Jahren wurden die meisten der alten Mühlenanlagen in Mitteleuropa stillgelegt, weil sie sich nicht mehr rentierten und industrielle Großmühlen ihren Platz einnahmen. Dieses Schicksal traf zu dieser Zeit auch die Wassermühle Melbeck. Heute wird der rote Klinkerbau als besonderes Ambiente für standesamtliche Trauungen genutzt.

Der 8. Mai 1945 ging als wichtiges Datum in die Geschichte ein. Mit der Kapitulation Deutschlands wurde der Zweite Weltkrieg und das sinnlose Töten in Europa beendet. Vorausgegangen war am 4. Mai die Teilkapitulation der in Nordwestdeutschland befindlichen Armeen. Am Timeloberg, südöstlich von Lüneburg, wurde dem britischen Feldmarschall Montgomery das Dokument mit der bedingungslosen Kapitulation übergeben, und die deutschen Soldaten ergaben sich in die Kriegsgefangenschaft. Der Ort der Übergabe auf dem von den Engländern ‚Victory Hill’ genannten Heidehügel ist heute nicht mehr zugänglich, da er im Bereich eines Truppenübungsplatzes liegt. Wenige hundert Meter entfernt wurde aber ein Gedenkstein aufgestellt, der an diese Begebenheit und an das Ende dieses unglückseligen Krieges erinnert.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist die Rote Schleuse bei Deutsch Evern südlich von Lüneburg. Das alte Forsthaus, erbaut im Fachwerkstil, ist heute ein Restaurant mit einem idyllisch am Waldrand gelegenen Biergarten. Hier kann man auch zu einer Boots- oder Kanutour auf dem Heideflüsschen Ilmenau starten.

In der ehemaligen Hafenstadt Lüneburg, in der es viele trinkfesten Schiffer gab, wurde vor Ort auch Bier gebraut. Zur Zeit der Hanse gab es in der Stadt an die 80 Brauereien, von denen aber nur die Kronen-Brauerei als letzte überlebt hat. Ihren Ursprung hat sie bereits im 15. Jahrhundert. Ihren Betrieb verlegte sie 1981 vom Zentrum an den Stadtrand. Das erst 1911 errichtete Brauhaus ist heute Industriedenkmal und wurde 1985 als Museum wiedereröffnet. Hier kann der Interessierte an den alten Arbeitsstätten anschaulich den Prozess des Bierbrauens nachvollziehen. Außerdem wird eine große Sammlung von zum Teil sehr eigentümlichen Trinkgefäßen gezeigt.

Am Ochsenmarkt steht ein stolzes Patrizierhaus aus dem 15./16. Jahrhundert, das nach dem großen deutschen Dichter Heinrich Heine benannt ist. Heines Eltern wohnten hier vier Jahre lang in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts und ihr Sohn Heinrich kam oft zu Besuch.

Heute ist der rote Backsteinbau mit dem verzierten Giebel Sitz mehrerer Literatur- und Kunstvereine. Im barocken Tanzsaal des Erdgeschosses finden häufig standesamtliche Trauungen statt. Das zweite Obergeschoss bietet Raum für kulturelle Veranstaltungen, insbesondere für Lesungen und Ausstellungen.

Ostpreußen war eine Provinz im ehemaligen Königreich Preußen. Der Ordensstaat entstand bereits im 13. Jahrhundert und existierte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Danach geriet das Gebiet unter polnische bzw. russische Verwaltung. Faktisch wurde Ostpreußen in die beiden Staaten integriert und die deutsche Bevölkerung aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. 1990 wurde im Zuge der Deutschen Einheit dieser Grenzverlauf im deutsch-polnischen Grenzvertrag endgültig anerkannt.

Die 700jährige Geschichte dieser ehemaligen preußischen Provinz mit seiner Hauptstadt Königsberg wird im Ostpreußischen Landesmuseum anschaulich dargestellt. Auf fünf Etagen werden neben der ständigen Ausstellung auch Wechselausstellungen präsentiert.

Die freiwillige Ortsfeuerwehr in Lüneburg wurde bereits im Jahre 1864 gegründet. Im Laufe der Zeit haben sich viele alte Löschgerätschaften, wie Handdruckspritzen und Wasserpumpen, aber auch historische Uniformen und Dokumente angesammelt. Diese Exponate werden in einem kleinen Museum im Feuerwehrhaus liebevoll ausgestellt.

Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten und kann nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.

Die Eröffnung für das neue Museum Lüneburg ist für 2014 geplant. Im neu erbauten Museumskomplex werden die Exponate des ehemaligen Museums für das Fürstentum Lüneburg und des Naturmuseums sowie die Sammlung der Lüneburger Stadtarchäologie gezeigt. Ziel ist es, Natur und Kultur der Region sinnvoll miteinander zu verknüpfen und anschaulich zu präsentieren. Neben der ständigen Ausstellung werden auch Sonderausstellungen zu wechselnden Themen gezeigt.



Radrouten die durch Lüneburg führen:

Ilmenau
Mecklenburgischer Seen-Radweg




Amt Neuhaus

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as Amt Neuhaus wurde ist seiner heutigen Form als Einheitsgemeinde im Jahre 1993 gebildet. Geschichtlich gehörte Amt Neuhaus früher zum Herzogtum Sachsen-Lauenburg, das dann vom Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, dem späteren Königreich Hannover, übernommen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber ergab sich die Situation, dass die Dörfer vom Amt Neuhaus durch die Lage östlich der Elbe vom übrigen Teil Niedersachsens abgeschnitten war, da es hier keine Brücke über den Fluss gab. So wurde dieser Bereich der sowjetischen Besatzungszone übergeben und die Gemeinden rund um Neuhaus kamen zur DDR. Nach der Wende beschlossen die Gemeinderäte der zu dieser Zeit selbstständigen Dörfer die Rückführung in den Kreis Lüneburg und damit nach Niedersachsen, obwohl die Einwohner damit nach einer Bürgerbefragung nicht unbedingt einverstanden waren. So ist es zu erklären, dass auf niedersächsischem Gebiet alte DDR-Wachtürme stehen, die man dort eigentlich nicht vermuten würde!
Das Amt Neuhaus besteht heute aus den Ortsteilen Dellien, Haar, Kaarßen, Neuhaus, Stapel, Sumte und Tripkau. Der Bau einer Elbbrücke ist übrigens für eine bessere Anbindung in Planung, aber aus Umweltgründen umstritten.
Ein exemplarisches Beispiel für die komplizierte Lage von Amt Neuhaus war das Dorf Vockfey, da die Einwohner hier besonders von Repressalien und Zwangsumsiedelungen betroffen waren. Die meisten Höfe wurden wegen der Grenznähe abgerissen, um einen besser kontrollierbaren 500 m breiten Sperrstreifen zu schaffen. Um in die fünf Kilometer breite Sperrzone an der Grenze zu kommen, war ein Passierschein notwendig, denn immer wieder war von DDR-Bürgern versucht worden, hier das Land zu verlassen. Vockfey sollte entvölkert werden. Nach der Wende kamen viele ehemalige Einwohner in ihr Heimatdorf zurück. Entsetzt mussten sie feststellen, dass das einstige Dorf praktisch nicht mehr existierte. Ein kleines, offenes Häuschen dient heute als Dokumentationsstätte für das untergegangene Vockfey. Die so genannte ‚Denkpyramide‘ wurde 2006 als Mahnmal und als Ort des Gedenkens eingerichtet. Mit der DDR-Vergangenheit und dem düsteren Thema Zwangsaussiedelung beschäftigt sich auch das Heimatmuseum im Pforthaus von Neuhaus. Eine weitere interessante und ungleich positivere Informationsstätte ist die Storkenkate mit einer Ausstellung über das Leben der Störche.

Sehenswertes:
 

Heimatmuseum
Marienkirche Neuhaus
Marienkirche Stapel
Dokumentationsstätte Vockfey mit Denkpyramide
Storkenkate
Kirche Tripkau
Marienkapelle Stiepelse
Kapelle Krusendorf
Stixer Wanderdüne
Schlosspark Wehningen
Ehemalige Wachtürme bei Darchau und Neu-Bleckede
St. Marienkirche Stapel


Radrouten die durch Amt Neuhaus führen:

ElbeRadWeg: Abschnitt Mitte
Mecklenburgischer Seen-Radweg




Dömitz

U
nmittelbar an der Elbe und im südwestlichsten Zipfel Mecklenburgs liegt die Festungsstadt Dömitz. Lange durfte der Ort wegen seiner Lage an der deutsch-deutschen Grenze nur mit einem Sonder-Passierschein betreten werden. Die Elbbrücke, die im Laufe des Zweiten Weltkrieges zerstört worden war, diente in Zeiten der DDR als Mahnmal für den Krieg und als Symbol für die deutsche Teilung. Darüber hinaus ist von diesem Kapitel der deutschen Geschichte kaum noch etwas zu sehen. Dömitz gehört inzwischen zur Metropolregion Hamburg und die Fahrgastschiffe verkehren heute ganz normal auf dem ehemaligen Grenzfluss, der einst so martialisch überwacht wurde. Die Landstadt besitzt über die Elbe einen regelmäßigen Liniendienst nach Hamburg und auch nach Magdeburg.
Die fünfeckige Festungsanlage ist noch fast vollständig erhalten. Erbaut wurde sie bereits zwischen 1559 und 1565, um den hiesigen Elbübergang zu schützen. Innerhalb der Festung widmet sich ein Museum der Geschichte der Stadt Dömitz und dem petagonen Bollwerk. Auch die Innenstadt ist noch gut erhalten. Um die neugotische Kirche herum gruppieren sich etliche schmucke Fachwerkhäuser, die noch aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Auch das Rathaus war im 19. Jahrhundert als Fachwerkbau errichtet worden. Am Hafen befindet sich die historische Steinschleuse. Sie wurde bereits 1572 errichtet und 1722 zur heutigen Schleusenanlage umgebaut. Seit dem 19. Jahrhundert dient sie allerdings nur noch dem Hochwasserschutz.
Dömitz liegt im Naturpark Mecklenburgisches Elbetal und besitzt eine naturgeschützte Besonderheit: die Elbtaldüne bei Klein Schmölen. Die schon von Weitem zu erkennende Sanddüne ist rund zwei Kilometer lang, 600m breit und erhebt sich auf mehr als 30m über die Talaue. Entstanden ist sie während der letzten Eiszeit. Obwohl der Wind den Sand noch immer verlagert, wandert die vegetationslose Düne heute nicht mehr. Sie bietet dem Besucher einen großartigen Ausblick über die Löcknitzniederung.
Im westlich gelegenen Ortsteil Rüterberg kann auf Vereinbarung die Heimatstube besichtigt werden, die in besonderer Weise auf die innerdeutsche Grenze eingeht. In Rüterberg gibt es auch noch einen alten Grenzturm.

Sehenswertes:
 

Historischer Stadtkern mit Rathaus
Festung Dömitz mit Museum
Eisenbahnbrückenruine
Steinschleuse
Wander-Binnendüne in Klein Schmölen
Heimatstube Rüterberg


Radrouten die durch Dömitz führen:

ElbeRadWeg: Abschnitt Mitte
Mecklenburgischer Seen-Radweg




Bleckede

D
ie 800 Jahre alte Handelsstadt Bleckede grenzt mit seiner malerischen Altstadt direkt an der Elbe. Zahlreiche historische Fachwerkhäuser, das stolze Elbschloss und ein kleiner Hafen prägen das hübsche Städtchen. Bleckede liegt mitten in der naturbelassenden Elbmarsch. Weite flache Wiesen wechseln sich hier mit waldreichen Geesthügeln ab. Mehrere Ferienstraßen (u.a. die Deutsche Fachwerkstraße und die Deutsche Storchenstraße), Wanderwege (Europäischer Fernwanderweg E6) und Radfernwege (ElbeRadWeg, Mecklenburger Seen-Radweg, Deutsch-Deutscher Radweg) führen durch die Stadt, die einst im Jahre 1209 durch den Welfenherzog Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg gegründet worden war. Der Herzog, der den wenig schmeichelhaften Beinamen ‚der Fette‘ trug, war der Sohn von Heinrich dem Löwen und Stammvater der Welfen. Er plante den Ort als neuen Handelsmittelpunkt und nannte ihn seinem Vater zu Ehren ‚Löwenstadt‘ – doch diese Bezeichnung setzte sich nicht durch. 1310 erhielt Bleckede das Stadtrecht. Schon zuvor war über der Elbaue zur Sicherung des Flussüberganges eine erste Burg erbaut worden. Das heute noch erhaltene Elbschloss diente lange als Amtsitz und steht auf den Resten der vormaligen Burg. Es beherbergt das ‚Biosphaerium Elbaue‘ mit seinen umfangreichen Terrarien- und Aquarienlandschaften.
Der kleine Hafen wird von verschiedenen Fahrgastschiffen angefahren, unter anderem auch vom historischen Raddampfer ‚Kaiser Wilhelm‘. Eine besondere Attraktion ist eine Fahrt mit der Draisine auf der 14 km langen ehemaligen Wekbahnstrecke zwischen dem Draisinenbahnhof im Ortsteil Alt Garge und Bleckede. Und der ‚Heide-Elbe-Express‘ verbindet mit historischen Zügen die beiden altehrwürdigen Handelsstädte Lüneburg und Bleckede.

Sehenswertes:
 

Schloss Bleckede mit Biosphaerium
Ehemaliges Amtsgericht
Kirche St. Jakobi
Bleckeder Kleinbahn
Gedenkstätte für die Häftlinge des KZ-Außenlagers Alt Garge
Draisinenbahnhof Alt Garge


Radrouten die durch Bleckede führen:

ElbeRadWeg: Abschnitt Mitte
Mecklenburgischer Seen-Radweg