Saar-Radweg
och oben in den französischen Vogesen, wo sich einst in beiden Weltkriegen deutsche und französische Soldaten feindselig gegenüberstanden, entspringt am Berg Donon auf einer Höhe von 785 m über N.N. die Saar – oder Sarre, wie sie hier im französischen heißt. Die Quelle, auf die ein kleines Schild am Rand der Straße D44 hinweist, befindet sich in einem waldreichen, einsamen und ziemlich schwer zugänglichen Gelände. Es ist auch nicht der einzige Ursprung der Saar, denn etwas weiter oben befindet sich noch eine weitere, in Stein eingefasste Quelle, deren Wasserlauf aber schon bald wieder im Boden versickert. Und genau genommen handelt es bei dieser ‚Source de la Sarre‘ um die Quelle der Roten Saar, denn die Saar besteht aus zwei verschiedenen Quellflüssen – die ungefasste Quelle der Weißen Saar befindet sich gerade einmal einen Kilometer entfernt unweit der Straße D993 an einem anderen Hang des Col de Donon. Nach gut 15 Kilometern vereinen sich die beiden Bäche und bilden damit den eigentlichen Ursprung der Saar. Doch einen ausgewiesenen Radweg gibt es an der Quelle noch nicht. Will man also den gesamten Fluss abradeln, muss man sich erst einmal in die Vogesen hinaufkämpfen. Leider wird die D44 von einigen Auto- und Motorradfahrern als Hochgeschwindigkeits-Rallye-Strecke genutzt, so dass man sich als Radfahrer nicht immer ganz wohl fühlen kann. Nach rund 120 km durch die Region Grand Est erreicht die Saar die deutsch-französische Grenze bei Saargemünd/ Sarreguemines. Ab hier ist die Saar schiffbar und hier beginnt auch der offizielle und beschilderte Teil des Saar-Radweges. Über 11 km bildet hier die Saar die Grenze zwischen den einstigen Erbfeinden und auf diesem Abschnitt verläuft der Saar-Radweg auf der französischen Uferseite. Erst bei Güdingen, einem Stadtteil von Saarbrücken, wird die Grenzlinie nach Deutschland überradelt.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum sowie die einzige Großstadt des Saarlandes. Sehenswert sind das imposante Barockschloss, das auf eine Burg aus dem 10. Jahrhundert zurückgeht, das im Jahr 1900 fertig gestellte neugotische Rathaus und die evangelische Ludwigskirche, Hauptwerk des berühmten Barockbaumeisters Friedrich Joachim Stengel (1694 – 1797). Auch der hölzerne Saarkran, Zeugnis der florierenden Handelsgeschichte Saarbrückens, wurde nach den Plänen Stengels gebaut und 1991 neu rekonstruiert.
Bei Saarbrücken wird das enge Tal der Saar vorübergehend breiter, doch schon bald verengt es sich wieder. Hinter Völklingen gibt es einige ausgesprochen schmale und landschaftlich hübsche Passagen.
Zuvor aber kommt man an der Völklinger Hütte vorbei. Das 1873 gegründete Eisenwerk war mehr als hundert Jahre lang ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region, ehe es 1986 geschlossen wurde. Inzwischen wurde das vielbesuchte Industriedenkmal durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Das einstige Hüttenwerk ist heute ein lebendiger Veranstaltungsort.
Das einst strategisch wichtige Saarlouis wurde 1680 als Garnisons- und Festungsstadt errichtet. Die alten Festungsanlagen wurden inzwischen sorgsam restauriert, nachdem sie lange dem Verfall preisgegeben waren. Sie befinden sich heute im Stadtgarten und im Gebiet ‚Saartalarm‘. Nun geht es durch den Merziger Graben, der durch Bundsandsteinformationen und breite Terassen geprägt ist.
Hinter Merzig, der Heimat des Viez, des saarländischen Apfelweins, tritt die Saar in ihren unteren Lauf ein. Jetzt beginnt der Hunsrück – die Berge werden höher und das Tal wird immer enger. Zwischen Orscholz und Mettlach befindet sich die Große Saarschleife, bei der der Fluss auf engen Raum eine 180°-Kurve vollzieht. Das Durchbruchstal gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen des Saarlandes. Bald danach kommt der Radwanderer bei Taben-Rodt auch durch die Kleine Saarschleife, bevor er die romantische mittelalterliche Stadt Saarburg mit ihren steilen und verwinkelten Gassen und seinem 18 m hohen Wasserfall im Zentrum erreicht.
Zwischen Schoden und Kanzem hat sich durch den Bau des Saarkanals eine Insel gebildet, auf der überwiegend Wein angebaut wird. In Konz schließlich mündet die Saar nach 235 km in die Mosel. Von hier aus sind es bis nach Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, keine zehn Kilometer mehr.
In Konz endet nach 110 km auch der Saar-Radweg. Der Radfernweg, der fast ausschließlich direkt am Flussufer verläuft, wurde vom ADFC als Qualitätsroute mit vier Sternen ausgezeichnet. Über weite Strecken kann man auf beiden Seiten des Flusses fahren, sodass man auch häufiger einmal die Flussseite wechseln kann. Die Route wird durch die ‚Tourismus Zentrale Saarland‘ betreut und besitzt als Erkennungszeichen das standardisierte saarländische Radweglogo mit dem Umriss des Landes in hellblauer Farbe auf dunkelblauem Hintergrund, ergänzt mit dem Schriftzug ‚Saar-Radweg‘.
Charakteristik:
Der Saar-Radweg ist, da er fast ausschließlich am Ufer des Flusses verläuft, völlig eben. Die Oberfläche ist meist asphaltiert und das Verkehrsaufkommen gering. Der zertifizierte Radfernweg ist sehr familienfreundlich und auch für ungeübte Radfahrer empfehlenswert.
Ortschaften entlang der Route
Saargemünd/Sarreguemines / Großblittersdorf/Grosbliederstroff / Saarbrücken / Völklingen / Wadgassen / Bous (Saar) / Ensdorf (Saar) / Saarlouis / Wallerfangen / Dillingen/Saar / Rehlingen-Siersburg / Beckingen / Merzig / Mettlach / Taben-Rodt / Kastel-Staadt / Serrig / Saarburg / Ayl / Ockfen / Schoden / Kanzem / Konz