Oder-Neiße-Radweg

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er Oder-Neiße-Radweg erfreut sich immer größerer Beliebtheit und gehört laut ADFC zu den beliebtesten Radfernwegen Deutschlands. Er verbindet im besonderen Maße Natur, Kultur und Tradition vor dem geschichtlichen Hintergrund der Nachkriegszeit und führt dabei aber über die weite, flache und geschützte Auenlandschaft der Oderniederung. Der vom ADFC als Qualitätsroute mit vier Sternen ausgezeichnete Radweg ist insgesamt rund 630 km lang, von denen knapp 580 km durch Deutschland verlaufen.

Die Oder-Neiße-Grenze wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch die alliierten Siegermächte als neuer Grenzverlauf zwischen Deutschland und Polen festgelegt. Eigentlich sollte das von Deutschland abgetrennte Gebiet, das Teile von Pommern, Ostpreußen und Schlesien umfasste, lediglich unter polnische Verwaltung gestellt werden. De facto aber wurden diese Gebiete dauerhaft von Deutschland gelöst. Durch Flucht und Vertreibung waren kaum noch Deutsche dort verblieben. Die neue Grenze verlief über rund 460 km zunächst zwischen Polen und der neu gebildeten DDR. Diese hatte bereits 1950 die sogenannte ‚Oder-Neiße-Friedensgrenze‘ anerkannt. Unter dem Vorbehalt eines endgültigen Friedensvertrages, den es damals noch nicht gab, erkannte 1970 auch die Bundesrepublik im Warschauer Vertrag die Grenze als unverletzlich an. Die ehemals deutschen Siedlungsgebiete waren nach 1945 in Absprache mit der sowjetischen Führung in Moskau sehr zügig polonisiert worden. Obgleich die Oder-Neiße-Grenze zwischen zwei sozialistischen Bruderstaaten verlief, war ein visafreier Verkehr nur vorübergehend möglich. Die überwiegende Zeit war die deutsch-polnische Grenze damals abgeschottet und stark befestigt. Erst 1990 wurde sie im Zuge der deutschen Wiedervereinigung durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag endgültig auch von der Bundesrepublik bestätigt. Nach dem EU-Betritt Polens wurden die Grenzanlagen abgebaut und heute ist die staatliche Trennlinie nur noch durch Schilder erkennbar. So kann man auf dem Oder-Neiße-Radweg immer wieder Abstecher ins benachbarte Polen unternehmen. Ansonsten führt der Radfernweg fast nur auf deutschem Gebiet immer nah an der Grenze entlang.


Polnisches Staatsgebiet wird nur kurzzeitig berührt. Der Radweg beginnt aber schon weiter südlich im tschechischen Liberec unweit der Neißequelle in Norá Ves bei Jablonec im Isergebirge. Hier ist er zunächst als Nummer 3038, ab Liberec als Nr. 14 ausgeschildert. Nach der tschechisch-deutschen Grenze bei Zittau wird der Radfernweg mit einem einheitlichen Logo gekennzeichnet, das ein grünes nach unten ausgerichtetes Dreieck mit dem blauen Verlauf beider Flüsse und dem weißen Schriftzug ‚OderNeiße‘ zeigt. Alternativ ist der Radweg auch als D-12-Route ausgeschildert, schließlich gilt er als Modellprojekt für die D-Routen. Der östlichste der deutschen Radfernwege verläuft in Süd-Nord stets in unmittelbarer Nähe zu den Flussläufen von Oder und Lausitzer Neiße. Dabei durchquert er das zweisprachige Sorbenland und die größten Flussauen Europas im Nationalpark Unteres Odertal. Sehenswert sind Görlitz mit seiner mittelalterlichen Altstadt und Bad Muskau mit dem grenzüberschreitenden Fürst-Pückler-Landschaftspark, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Durch die Lausitz geht es in die von der norddeutschen Backsteingotik geprägte alte Hansestadt Frankfurt/Oder und durch die Doppelstadt Guben. Die beiden Grenzstädte Guben in Deutschland sowie Gubin in Polen gehörten bis 1945 noch zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie durch den neuen Grenzverlauf beidseitig der Oder getrennt. Weiter im Norden geht es durch die grünen Auen des Unteren Oderbruchs und den Nationalpark Unteres Odertal, wo der Fluss endgültig nach Polen abbiegt und der Radfernweg durch die Uckermark der Stadt Ueckermünde und dem Stettiner Haff entgegenstrebt. Nun geht es über den Peenestrom auf die Ostseeinsel Usedom, wo der Oder-Neiße-Radweg im Kaiserbad Ahlbeck direkt an der Seebrücke endet.

Charakteristik:

Der Oder-Neiße-Radweg ist überwiegend flach und verläuft meist auf asphaltierten und verkehrsarmen Strecken und ist damit sehr familienfreundlich. Abschnitte mit Schotterbelag gibt es nur vereinzelnd. Leichte Steigungen sind lediglich im Quellgebiet der Neiße im tschechischen Isergebirge zu erwarten. Abstecher ins benachbarte Polen sind an vielen Stellen der Tour möglich.

Ortschaften entlang der Route

Tschechien (Radweg No. 3038 / 14):

Nová Ves nad Nisou / Jablonec nad Nisou / Rychnov u Jablonce nad Nisou / Rádio / Hermannsthal/Jeřmanice / Langenbruck/ Dlouhý Most / Minkovice / Reichenberg/Liberec / Chrastava / Grottau/Hrádek nad Nisou

Deutschland:

 Zittau / Ostritz / Görlitz / Neißeaue / Rothenburg/Oberlausitz / Krauschwitz (Sachsen) / Bad Muskau / Neiße-Malxetal / Forst (Lausitz) / Jänschwalde / Schenkendöbern / Guben / Neißemünde / Neuzelle / Eisenhüttenstadt / Ziltendorf / Wiesenau / Brieskow-Finkenheerd / Frankfurt (Oder) / Lebus / Reitwein / Küstriner Vorland / Bleyen-Genschmar / Letschin / Neulewin / Oderaue / Bad Freienwalde (Oder) / Lunow-Stolzenhagen / Schöneberg (Uckermark) / Schwedt (Oder) / Gartz (Oder) / Mescherin / Tantow / Penkun / Krackow / Grambow (Vorpommern) / Ramin / Blankensee (Vorpommern) / Hintersee (Vorpommern) / Ahlbeck / Luckow / Vogelsang-Warsin / Ueckermünde / Am Stettiner Haff (Amt) / Anklam-Land (Amt) / Anklam / Usedom (Stadt) / Ostseebad Heringsdorf

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