Nordhessenroute Eder-Fulda-Werra
(Hessischer Radfernweg R5)

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ie zum Netz der neun Hessischen Radfernwegen gehörende Nordhessenroute, häufig auch Eder-Fulda-Werra-Radweg oder einfach R5 genannt, führt auf einer Länge von rund 230 Kilometern in weiten Schleifen durch die abwechslungsreiche nordhessische Mittelgebirgslandschaft. Er beginnt nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen im berühmten Wintersportort Willingen und endet in Wanfried, der ehemaligen Zonengrenzstadt an der Grenze zu Thüringen, kann aber natürlich auch in anderer Richtung befahren werden.

Der Radfernweg orientiert sich am Verlauf der malerischen Flusstäler Eder, Fulda und Werra. Nach dem Start in Willingen im Upland verläuft die Route zunächst lange am Südufer des 27 km langen Edersees und am Rande des Kellerwaldes, führt dann über den bekannten Kurort Bad Wildungen und das hübsche Fachwerkstädtchen Homberg (Efze) in das nicht minder reizvolle Rotenburg an der Fulda. Dabei durchquert der Radwanderer das Waldecker Land und das Kurhessische Bergland, bevor schließlich das Werra-Meißner-Land und der Zielort Wanfried an der Werra erreicht werden. Zuvor wird allerdings noch die historische Fachwerkstadt Eschwege durchfahren, das für sein altes Rathaus und dessen Glockenspiel bekannt ist.

Die waldreiche Radtour verläuft zwischen dem Edersee und Rotenburg an der Fulda überwiegend flach. Ansonsten sind allerdings einige mittelschwere Anstiege nicht zu vermeiden, die dann aber zur Belohnung immer wieder zu traumhaften Ausblicken führen.

Da die Streckenführung häufig sehr weite Umwege beschreibt, sind bei Borken sowie über den Ederseebahntrassen-Radweg zwischen Affoldern und Korbach auch sinnvolle Abkürzungen möglich.


Eine besondere Attraktion ist die 2009 in Betrieb genommene Beiseförther Fahrradseilbahn. Die rund 50 m lange Luftseilbahn führt über die Fulda und verbindet den Malsfelder Ortsteil Beiseförth mit dem Morschener Ortsteil Binsförth. Der offene Stahlkorb hängt an einem Drahtseil und ist für vier Personen mit deren Fahrrädern ausgelegt. Mit zwei Handkurbeln wird der Vortrieb über den Fluss erzeugt.

Als Wegweiser für die Nordhessenroute dienen die standardisierten weißen Schilder mit dem hessischen Landeswappen und der Bezeichnung ‚R5‘. Für die Pflege der Hessischen Radfernwege zeigt sich die HA Hessen Agentur GmbH verantwortlich.

Charakteristik:

Der Hessische Radfernweg R5 besitzt längere flache Streckenabschnitte, ist teilweise aber auch recht bergig. Er gilt mit seinen rund 2.500 Höhenmetern vom Anspruch her als mittelschwer. Der längste Anstieg befindet sich bei Willingen in Richtung Korbach. Ein weiterer steiler Anstieg ist bei Schwarzenhasel westlich von Sontra zu meistern.

Die Wegeführung ist zu über 80% asphaltiert. Es werden Rad- und Wirtschaftswege sowie gut zu befahrende Schotter- und Waldwege genutzt, meist abseits des Straßenverkehrs. Für Rennräder ist der R5 aber nicht durchgängig befahrbar.

 

Ortschaften entlang der Route

Willingen (Upland) / Korbach / Vöhl / Edertal / Bad Wildungen / Bad Zwesten / Borken (Hessen) / Homburg (Etze) / Malsfeld / Morschen / Alheim / Rotenburg an der Fulda / Bebra / Cornberg / Sontra / Wehretal / Eschwege / Wanfried

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Willingen (Upland)

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as waldeckische Upland befindet sich im südöstlichen Bereich des westfälischen Hochsauerlandes, gehört aber politisch bereits zu Hessen. Es entspricht in seiner Ausdehnung dem Gebiet um die Gemeinde Willingen und zählt mit 10.000 Gästebetten und über einer Mio Gästeübernachtungen pro Jahr zu den führenden Fremdenverkehrsregionen in Deutschland. ‚Upland’ stammt als Begriff aus dem niederdeutschen und bedeutet übersetzt ‚Oberland’. Tatsächlich befinden sich hier etliche Erhebungen von über 800 Metern. Willingen und das Upland werden vom Wintersport geprägt. In Stryck wird auf der Mühlenkopfschanze, der größten Skisprungschanze der Welt, alljährlich ein Weltcupskispringen veranstaltet. Eine Kabinenseilbahn bringt die Ski- und Snowboardfahrer auf den 838 Meter hohen Ettelsberg. Das Hochheideplateau ist aber auch in der warmen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel. Der Hochheideturm unweit der Bergstation ist mit seiner 875 Meter hohen Plattform der höchstgelegenste Aussichtspunkt in Nordwestdeutschland. Das Wahrzeichen Willingens ist das 1917 fertiggestellte und heute noch genutzte Eisenbahnviadukt am Rande der Ortschaft mit seinen 10 riesigen Brückenbögen. Die heute überwiegend vom Tourismus lebende Gemeinde besaß bis 1971 eine Schiefergrube, die heute als ‚Besucherbergwerk Christine’ besichtigt werden kann.
Der heilklimatische Kurort Usseln ist heute nach dem Kernort die zweitgrößte Siedlung der Gemeinde. Lange Zeit befand sich hier der Mittelpunkt des Uplandes. Die Gegend war schon im 4. Jhd. v. Chr besiedelt und bietet mit der liebevoll eingerichteten Heimatstube, dem Oldtimer Curioseum und dem Upländer Milchmuhseum eine interessante Museumslandschaft.

Sehenswertes:

Südlich des Ortsteiles Stryck befindet sich mit der Mühlenkopfschanze die größte Skisprungschanze der Welt. Sie besitzt eine Schanzengröße, die so genannte Hillsize, von 145 Metern. Ihr Konstruktionspunkt – der Punkt, an dem das Gefälle des Aufsprunghangs wieder flacher wird – liegt bei 130 Metern. Alljährlich finden im Winter auf der Großschanze Weltcupskispringen statt. Das Stadion bietet Platz für 38.000 Zuschauer. In die Siegerlisten haben sich Größen des Sportes, wie Sven Hannawald, Adam Malysz oder Andreas Widhölzl eingetragen. Der Schanzenrekord liegt bei einer Weite von über 150 Metern.

Die Mühlenkopfschanze wurde 1951 erbaut. Der Umbau zu ihrer heutigen Größe erfolgte im Jahr 2000. Von der Auslaufzone zum Sprungturm führt eine Kleinkabinenbahn, ein Glasaufzug bringt die Sportler und Besucher hinauf zum Schanzenturm. Im Sommer werden vom Ski-Club Willingen geführte Besichtigungen der Sportanlage angeboten, zu der noch drei kleine Schanzen und eine Biathlonanlage gehören.

Im Iberg wurde bereits seit 1864 Schiefer abgebaut. Die hier liegenden Schieferbänke besitzen eine Dicke von bis zu 20 Metern und entstanden vor ungefähr 400 Mio. Jahren. Im Jahre 1971 wurde die Grube stillgelegt und kurze Zeit später als Besucherbergwerk wiedereröffnet. Bei einer interessanten Führung durch die alten, kühlen Stollen erfährt man, wie die Bergleute den Schiefer gewonnen, zerkleinert und abtransportiert haben. Dabei entstanden überraschend große Abbauhöhlen. Eine Ausstellung zeigt verschiedene Produkte aus Schiefer, aber auch Fossilien und Mineralien, die hier erworben werden können.

In dem Gebäude einer ehemaligen Molkerei in Usseln befindet sich heute ein besonderes Museum. Das Upländer Milchmuhseum zeigt Kuhriositäten rund um das weiße Molkereiprodukt. Dabei versteht sich die Institution als interaktives Museum zum Anfassen und Erleben, was insbesondere den Kindern viel Spaß bereitet: man kann ausprobieren, wie eine Kuh gemolken wird und man kann Butter selber herstellen. Daneben erfährt man, wie sich die Upländer Bauernmolkerei entwickelt hat, wie moderne biologische Land- und Milchwirtschaft funktioniert und wie man sich mit natürlichen Milchprodukten gesund ernähren kann. Die Ausstellung zeigt unter anderem alte Molkereigeräte, historische Milchverarbeitungsutensilien und afrikanische Milchgefäße.

Wenn ein Mensch ein Leben lang Kitsch und Krempel sammelt, dann kann sich dabei eine ganze Menge Un- und Zierrat anhäufen. Und wenn jemand so viel interessanten Firlefanz wie Hans Schlömer angesammelt hat, dann entsteht der Wunsch, dieses Kuriositätenkabinett auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. So wurde im Jahre 2008 das ‚Oldtimer Curioseum mit Panoptikum’ in Usseln eröffnet. Auf zwei Etagen und einer Ausstellungsfläche von 1.500 m² finden sich alte Autos, wie ein Ford T-Modell, Goggomobile, ein Austin Healey Sprite MK 1 oder ein Jaguar E-Type, alte Traktoren, Motorräder, Fahrräder und sogar ein richtiges U-Boot. Unter der Decke hängen Flugzeug- und Ballonreste. Im Panoptikum befinden sich alte Puppen, Skelette, Schlitten und Modellschiffe. Das Museum folgt dabei keinerlei rotem Faden – es ist halt ein richtiges Curioseum!

Das Heimatmuseum präsentiert eine Ausstellung zum Handwerk und der Hausarbeit im Upland. Gezeigt werden die typischen Gerätschaften der Arbeit und Utensilien des dörflichen Lebens. Weitere Themenschwerpunkte sind Flora und Fauna der Region sowie die Entwicklung des Wintersportes.

Das auffälligste Bauwerk in Willingen ist das mächtige und imponierende Eisenbahnviadukt. Es wurde zwischen 1914 und 1917 erbaut und noch heute fahren die Regionalzüge der Uplandbahn über die gewaltige, fast 300 Meter lange Bogenbrücke. Zehn Pfeiler stützen das Willinger Wahrzeichen, das an der tiefsten Stelle einen Höheunterschied von 31 Metern misst. Anfang des Jahrtausends wurde das Viadukt grundsaniert, nachdem schwere Schäden in der Bausubstanz festgestellt worden waren. Im Jahre 2004 wurde sie für den Bahnverkehr wieder freigegeben.

Oberhalb von Willingen befindet sich der 838 m hohen Ettelsberg. In der kalten Jahreszeit wird hier Wintersport betrieben, aber auch im Sommer ist eine Fahrt mit der ganzjährig betriebenen Kabinenseilbahn lohnenswert. Sie bringt ihre Fahrgäste auf ihrer 1.400 m langen Strecke zu der Bergstation auf das Hochplateau des Berges. Dabei überwindet sie einen Höhenunterschied von ungefähr 240 Metern. Die Panoramakabinen bieten Platz für jeweils acht Personen. Auch Fahrräder können in den Gondeln der hochmodernen Seilbahn transportiert werden.

Auf dem Ettelsberg befinden sich gleich neben der Bergstation der Hochheideturm mit seinem atemberaubenden Weitblick sowie die Ettelsberghütte. Die wunderschöne Heidelandschaft des Hochsauerlandes lädt aber auch zu Wanderungen auf dem Kyrillpfad oder Spaziergängen um den Ettelbergsee ein. Insbesondere zur Heideblüte im August und September kommen zahlreiche Besucher auf das Hochplateau.

Neben der Bergstation der Ettelsberg-Seilbahn befindet sich der 59 Meter hohe Hochheideturm. Er besitzt eine verglaste Aussichtsplattform, die sich auf einer Höhe von 875 über dem Meeresspiegel befindet. Damit ist der Turm der höchstgelegene Aussichtspunkt in Nordwestdeutschland. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Berglandschaft des Sauerlandes und kann bei klaren Sichtverhältnissen bis weit in das Rothaargebirge hinein sehen. Die ganzjährig geöffnete Plattform erreicht man mühsam über eine 241 Stufen zählende Treppe oder mühelos über den Aufzug. Man kann auch von außen den Turm erklimmen, denn an einer Seite des achteckigen Turmes befindet sich die größte künstliche Kletterwand Europas.

Eingebettet in ein Naturschutzgebiet, befindet sich am Ettelsberg  der Wild- und Freizeitpark. Im großen Wildgehege lebt das Damm- und Rotwild. Besondere Anziehungspunkte sind die Braunbären, die Wildkatzen und die Berberaffen. Im Papageiendschungel begeistern die exotischen Vögel mit ihren Kunststückchen. Ein Höhepunkt des Parkbesuches ist die Greifvogelvorführung.

Von den lebenden Tieren zu den Modellen: im Dinoland imponieren die vorgeschichtlichen Riesentiere und vermitteln einen kleinen Eindruck von dem Leben in grauer Vorzeit.

Im Märchenpark warten 26 Märchenhäuser auf die kleinen Besucher. Mit beweglichen Figuren und Tonaufnahmen werden verschiedene Geschichten aus der Märchenwelt nachgespielt.

Nordöstlich von Schwalefeld befindet sich der Hegeberg. Hier oben hat sich einmal eine imposante Burganlage befunden. Mit ihrem Durchmesser von 300 Metern gehörte sie zu den größten frühgeschichtlichen Festungsanlagen Mitteleuropas. Allein über ihre Geschichte ist nahezu nichts bekannt. In einer Urkunde von 1537 wird sie bereits als verfallen und überwuchert beschrieben. Aus der vorangegangenen Zeit existieren keine schriftlichen Unterlagen mehr. Von der ehemaligen Wallburg sind noch die Überreste von drei Ringwällen erkennbar. Letzte Mauerreste und Mörtelspuren deuten auf eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage aus der Karolingerzeit (8. – 10. Jhd.) hin. Wer sie erbaut, bewohnt oder zerstört hat, ist nicht bekannt. Selbst ihren damaligen Namen kennt man heute nicht mehr.

Gut zwei Kilometer südöstlich von Usseln befindet sich an einem Waldrand die Quelle der Diemel. Dort, wo das Upland in das Sauerland übergeht, am südwestlichen Hang des ‚Kahlen Pöns’ in rund 650 m Höhe beginnt der Fluss seine ungefähr 110 Kilometer lange Reise, bevor er bei Bad Karlshafen in die Weser mündet. Sie ist der südlichste der größeren Weser-Zuflüsse.

Direkt neben der Quelle befinden sich eine Schutzhütte und eine Kneip’sche Wassertretanlage. Die Quellgegend der Diemel liegt direkt auf der Diemel-Eder/Fulda/Weser-Wasserscheide. Die nordöstlich abfließende Diemel mündet direkt in die Weser, während die südlich des Berghanges abfließenden Bäche über die Aar und die Eder in die Fulda abgeleitet werden. Erst später wird aus der Fulda durch den Zusammenfluss mit der Werra die Weser.

Die Tradition der Glasbläserkunst ist jahrhundertealt. In der Glasbläserei Willingen ist es möglich, das Entstehen von Glaskunstwerken zu beobachten. Dabei wird die Glasmasse auf eine Temperatur von 1.300° Celsius erhitzt, bevor der Glasbläser daraus zauberhafte und prächtige Unikate formt. Wer möchte, kann es auch einmal selbst probieren. Besonders für Kinder ist es ein spektakuläres Ereignis, unter fachkundiger Anleitung eine eigene farbige Glaskugel blasen zu können. Abholen kann man sie allerdings erst am nächsten Tag, wenn das Material ausgekühlt ist.

Im Ausstellungsraum, den man sich im Anschluss unbedingt anschauen sollte, wird eine Vielzahl von dekorativen oder auch nützlichen Glasprodukten präsentiert.

Eine wirklich alte Tradition besitzt das Willinger Brauhaus nicht gerade. Trotzdem lohnt sich eine Besichtigung der Brauerei, in der das Willinger Landbier Dunkel, das Willinger Pilsener und das Willinger Weizen hergestellt werden. Eine Führung dauert ungefähr eine Stunde beinhaltet selbstverständlich auch eine Verkostung eines dieser Bierspezialitäten. Das Brauhaus ist heute ein beliebter gastronomischer Anlaufpunkt. Das Gebäude wurde 1921 als Villa Heller erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Die Villa diente zunächst als Wohnhaus und später als Unterrichtsgebäude für das Uplandgymnasium. Erst 1988 erwarb die Brauhaus-Gesellschaft das Bauwerk und richtete hier die Brauerei, die Malztenne und die Brasserie ein.

Wo im Winter das Skigebiet Ritzhagen traumhaftes Skivergnügen verspricht, lädt im Sommer die Rodelbahn zum Freitzeitvergnügen ein. Bergauf wird man mitsamt seinem Schlitten an einem Skilift gezogen. Von der Bergstation aus hat man einen wunderschönen weiten Blick auf Willingen und das Upland. Hier beginnt eine schwungvolle 700 Meter lange Rodelstrecke, auf der man bei seiner Talfahrt elf Kurven und drei Sprünge durchfährt.


Radrouten die durch Willingen (Upland) führen:

Diemelradweg
Nordhessenroute Eder-Fulda-Werra (R5)