Kulturroute
as ist eigentlich Kultur? Viele denken bei dieser Bezeichnung zunächst einmal an Kunst, Malerei und Musik. Das sind natürlich auch Aspekte der Kultur, aber sie erfassen nur einen kleinen Teil dieses komplexen Begriffes. Darüber hinaus beschreibt er eigentlich die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen eines Volkes oder einer Epoche – also im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt – im Gegensatz zu der vom Menschen ungestalteten Natur. Soviel zur grauen Theorie – kommen wir nun zur erfahrbaren Praxis: einer Radroute, die Kultur und Natur in vorbildlicher Weise miteinander verbindet: die Kulturroute Hannover.
Der 2015 eingeweihte Radfernweg soll – so die Grundidee – Kultureinrichtungen mit überregionaler Bedeutung sowie bedeutende Kulturangebote für Fahrradfahrer miteinander verbinden und erlebbar machen. Sie ist als große Schleife rund um Hannover angelegt und umfasst eine Streckenlänge von respektablen 430 km – mit den Alternativ- und Ergänzungsstrecken sind es sogar rund 800 km.
Die gesamte Wegstrecke ist untergliedert in neun Einzeletappen, die individuell ergänzt werden können. Die jeweiligen Etappenorte besitzen alle einen Anschluss an das öffentliche Nahverkehrsnetz.
Die Streckenführung der Kulturroute verläuft von Hannover über Hildesheim, Bad Gandersheim, Elze, Hameln, Stadthagen, Neustadt am Rübenberge, Schwarmstadt, Celle und zurück nach Hannover. Die kulturellen Highlights auf der Strecke werden als ‚Leuchttürme’ bezeichnet. Zu ihnen zählen die Residenzstadt Celle mit seiner pittoresken Altstadt und seinem im Renaissance- und Barockstil errichtetem Schloss, die mittelalterlichen Klöster
Loccum und Walsrode, die UNESCO-Weltkulturerbestätten Fagus-Werk in Alfeld sowie der Dom und die St. Michaeliskirche in Hildesheim, das fürstliche Mausoleum in Stadthagen, das Sprengel-Museum für Moderne Kunst und die Herrenhäuser Gärten in Hannover. Weitere Stationen auf dem Radfernweg sind die Residenzstadt Bückeburg, Rinteln mit seiner historischen Altstadt, die Rattenfängerstadt Hameln, der Dom in Bad Gandersheim, das Rausch SchokoLand in Peine und der Weltvogelpark Walsrode. Über Ergänzungsstrecken sind die Mahn- und Gedenkstätten Bergen-Belsen und Ahlem sowie Schloss Hämelschenburg, ein Hauptwerk der Weserrenaissance angegliedert.
Verantwortlich für die Umsetzung der Radroute ist das ‚Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover’, das 2010 als Nachfolgeorganisation des Städtenetz EXPO-Region gegründet wurde. Für die Route wurden keine neuen Wege gebaut, sondern lediglich bestehende miteinander verknüpft – was den Kostenaufwand bei der Errichtung erheblich minimierte. Das kennzeichnende Logo zeigt ein weißes ‚K‘ auf einem unsymmetrischen, fahnenartigen Viereck. Bei der Hauptroute ist dieses Viereck rot, Alternativrouten sind grün und Ergänzungsrouten blau gekennzeichnet.
Charakteristik:
Die Kulturroute verläuft überwiegend auf asphaltierten Wegen, teilweise auf verkehrsarmen land- und forstwirtschaftlichen Wegen. Der Radfernweg besitzt nur wenige Steigungen und ist daher auch für Familien und Ungeübte geeignet.
Vielerorts wurden Informationstafeln angebracht, die auf Achtenswertes am Wegesrand hinweisen. Jedoch wurde auf das Aufstellen von Mülleimern bewusst verzichtet, da sie nicht in die Landschaft gehören. Daher wird darum gebeten, den Müll zuhause oder in der nächsten Ortschaft zu entsorgen, um damit die Umwelt zu schonen.
Ortschaften entlang der Route
Hannover / Laatzen / Sarstedt / Nordstemmen / Hildesheim / Bad Salzdetfurth / Lamspringe / Bad Gandersheim / Einbeck / Freden (Leine) / Alfeld (Leine) / Gronau (Leine) / Elze / Eime / Salzhemmendorf / Coppenbrügge / Hameln / Hessisch Oldendorf / Rinteln / Bad Eilsen / Bückeburg / Obernkirchen / Nienstädt / Stadthagen / Niederwöhren / Sachsenhagen / Rehburg-Loccum / Neustadt am Rübenberge / Schwarmstedt / Wietze / Winsen (Aller) / Hambühren / Celle / Wathlingen / Burgwedel / Isernhagen
Ortschaften an den Ergänzungs- und Alternativrouten:
Emmerthal / Flotwedel / Uetze / Edemissen / Peine / Hohenhameln / Harsum / Lehrte / Mittelweser / Nienburg/Weser / Steimbke / Ahlden (Aller) / Walsrode / Hodenhagen / Bergen (Landkreis Celle)
Hameln
ie Kreisstadt Hameln ist das Zentrum und das Herz des Weserberglandes. Direkt an der Weser gelegen, kann man von hier aus mit der Weserflotte wunderschöne Schiffsfahrten erleben. Die Innenstadt von Hameln ist ein wahres Kleinod der Weserrenaissance. Dicht an dicht stehen hier die alten Patrizier- und Ackerbürgerhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, allesamt liebevoll restauriert, mit ihren reich geschmückten und phantasievoll verzierten Fassaden. Wahrzeichen von Hameln, das eine Zeit lang auch dem Hansebund angehörte, ist das Münster St. Bonifatius, dessen Abbild auch das städtische Wappen ziert. Am Markt, dem Zentrum dieser prachtvollen, geschlossenen Fachwerkstadt, steht die Nicolaikirche und das Hochzeitshaus mit seinem berühmten Glockenspiel, das täglich das Weserlied und das Rattenfängerlied spielt. Dreimal täglich aber drängen sich die Schaulustigen am Markt, um das Figurenspiel des Rattenfängers von Hameln zu erleben. Dieser soll nach einer Überlieferung im Jahre 1284 durch sein Flötenspiel zunächst die Ratten, und dann, weil er nicht bezahlt wurde, auch alle Kinder aus der Stadt weglockt haben. Der Rattenfänger ist in Hameln als Symbolfigur allgegenwärtig und sorgte dafür, dass die Stadt Teil der Deutschen Märchenstraße wurde.
Sehenswertes:
Wer einmal sehen möchte, wie ein Glas hergestellt wird oder wer sogar einmal sein eigenes Glaskunstwerk blasen möchte, der sollte die Glashütte Hameln besuchen. Bei einer 30-minütigen Führung im mittelalterlichen Pulverturm kann man erleben, wie die Glaskünstler aus dem glühenden, flüssigen Glas Gefäße, Kugeln oder andere Glasobjekte herstellen.
Der Kornhändler Gerd Leist ließ zwischen 1585 und 1889 sein Patriziergebäude im Stil der Weserrenaissance errichten. Die reich mit Ornamenten, Säulen, Auslucht, Obelisken und Figuren verzierte Fassade ist eine der auffälligsten in Hameln. Die Wandflächen wurden nach niederländischem Vorbild bemalt. Sie wurden bei der letzten Sanierung rekonstruiert und gelten in der Region als einmalig.
Links neben dem Leist-Haus steht das einzige Renaissance-Fachwerkhaus Hamelns mit figürlichen Darstellungen. Das 1558 durch den Kaufmann und Bürgermeister Friedrich Poppendiek errichtete Gebäude ist reich mit Ornamenten verziert. Die biblischen Motive führten zum Beinamen ‚Stiftsherrenhaus‘.
Die beiden schmucken Bauwerke sind mit einer Brücke verbunden und beherbergen gemeinsam das Museum Hameln. Hier wird die Geschichte der Stadt mit Geschichten plastisch erzählt. Der Besucher wird eingeladen, interaktiv in eine andere Zeit einzutauchen. Ein besonderes Ausstellungsstück ist das mechanische Rattenfängertheater des Künstlers Otto Steiner, das die berühmte Hamelner Geschichte zeitgenössisch interpretiert.
Am Markt steht neben der Kirche St. Nicolai das Hochzeitshaus. Es wurde zwischen 1610 und 1617 als letztes Gebäude Hamelns im Weserrenaissancestil erbaut, da danach der Dreißigjährige Krieg allen Bauvorhaben ein jähes Ende setzte. Das Hochzeitshaus wurde aus Sandstein errichtet und besitzt die für die Stilrichtung typische horizontale Gliederung. Das ursprünglich als Festhaus geplante Gebäude wurde lange Zeit ‚Neues Gebäude‘ genannt, denn das daneben stehende Rathaus war sehr viel älter. Leider wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das früher am Rathaus befindliche Glockenspiel wurde 1964 am Hochzeitshaus wieder angebracht. Es spielt um 9:35 Uhr das Rattenfängerlied und um 11:35 Uhr das Weserlied. Die besondere Attraktion ist jedoch das berühmte Figurenspiel, das die Rattenfängergeschichte beschreibt. Es findet um 13:05, 13:35 und 17:35 Uhr statt und lockt immer eine Vielzahl von Schaulustigen an.
Das schmucke Weserrenaissancegebäude mit der zweigeschossigen Utlucht (Auslucht) wurde 1602/03 durch den Baumeister und Ratsherren Hermann Arendes erbaut. Seinen Namen erhielt es durch eine an der Seitenwand befindliche Inschrift. Das Gebäude ist seit 1917 im städtischen Besitz.
Inschrift am Rattenfängerhaus:
ANNO 1284 AM DAGE JOHANNIS ET PAULI WAR DER 26 JUNII DORCH EINEN PIPER MIT ALLERLEI FARVE BEKLEDET GEWESEN CXXX KINDER VERLEDET BINNEN HAMELEN GEBON TO CALVARIE BI DEN KOPPEN VERLOREN
(Im Jahre 1284 am Tage Johannis und Pauli war der 26. Juni durch einen Pfeifer mit allerlei Farbe bekleidet gewesen 130 Kinder verleitet in Hameln geboren zu Kalvarie bei den Koppen verloren)
Das Dempterhaus am Pferdemarkt wurde 1607 durch Tobias von Dempter und seiner Frau Anna Bocks erbaut. Auffällig ist die für die Renaissance deutliche horizontale Betonung der Fassade. Im oberen Teil des Hauses befand sich einst der Speicher. Die Ornamente in diesem Bereich sind angelehnt an das Schmiedehandwerk.
Dieses wahrhaft prachtvolle Fachwerkhaus wurde 1560 durch die Reichsherrenfamilie Hollenstedt erbaut. Das Ackerbürgerhaus besitzt zwei Utluchten (Ausluchten), eine mehrfach überkragende Giebelfassade und ist reich mit Rosettenmotiven verziert. Heute befindet sich das schmucke Eckhaus im städtischen Besitz.
Der Markt bildet das Zentrum Hamelns. Hier steht neben dem Hochzeitshaus die evangelische Nicolaikirche. Sie ist nach dem Münster St. Bonifatius die zweitälteste Kirche der Stadt. Eine erste Kapelle stammte aus dem frühen 12. Jahrhundert. Im Laufe dieses Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau auf den alten Fundamenten zur dreischiffigen Basilika. Hundert Jahre später wurde das Gotteshaus zur Hallenkirche umgebaut. Nach erheblichen Schäden im Siebenjährigen Krieg richtete man das Gebäude bald wieder auf und stattete es barock aus. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1959. Besonders lohnend ist eine Turmbesteigung, denn von oben hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt und das umliegende Weserbergland.
Das Münster ist die älteste Kirche Hamelns. Als Wahrzeichen ziert die evangelische Gemeindekirche auch das Wappen der Stadt. Eine erste Kirche wurde um 850 als Klosterbasilika eines Benediktinerordens errichtet, der später in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde. Die heutige Krypta stammt noch aus dieser Zeit. Zwischen 1230 und 1240 entstand ein romanischer Neubau, der durch ständige Umbauten und Erweiterungen zur gotischen Hallenkirche umgestaltet wurde. Dennoch sind alte Baustrukturen auch heute noch zu erkennen. Ein Querhaus, der Westturm und der achteckige Vierungsturm stammen noch aus romanischer Zeit. Der Vierungsturm erhielt später noch eine barocke Laterne als Aufsatz. Nach der Reformationszeit wurde das Münster eine Zeit lang von beiden Konfessionen genutzt, bis 1578 auch die Stiftsherren zum evangelischen Glauben übertraten. Von der ursprünglichen Ausstattung hat sich nichts mehr erhalten. Lohnenswert ist aber eine Turmbesteigung, denn vom Kirchturm hat man einen ausgezeichneten Überblick über die Stadt und ihre Umgebung.
Das ehemalige Gotteshaus entstand 1713/14 für die Garnison Hameln. Seit 1929 ist sie jedoch das Domizil der Stadtsparkasse. Aufgrund des oxidierenden Kupferdaches auf dem kleinen achteckigen Türmchen erhielt es von den Hamelnern den Beinamen ‚Grüner Reiter‘.
Die Nordeutschen Automobilwerke (NAW) wurden 1907 in Hameln gegründet. Die Fahrzeuge besaßen heute fast vergessene Namen wie ‚Kolibri‘ oder ‚Sperber‘. 1909 wurden die Burkart-Werke gegründet, die im Jahr darauf in den Hefehof einzogen und Karosserien für den Kolibri und den Sperber bauten. Das Werk beschäftigte vor dem Ersten Weltkrieg zeitweise 600 Mitarbeiter und baute noch bis in die 1920er Jahre Autombile.
Das Museum im HefeHof widmet sich der Hamelner Automobilgeschichte und präsentiert die hier produzierten seltenen Modelle in einer kleinen Ausstellung.
Im alten unter Denkmalschutz stehenden historischen Industriekomplex HefeHof befindet sich das Druckerei-Museum. Mit der Hilfe von historischen Druckerpressen, darunter eine 200 Jahre alte Kniehebelpresse, soll dem Besucher anschaulich verdeutlicht werden, wie das traditionsreiche Druckgewerbe einst produziert hat. Ziel des Museumsvereins ist es, die so genannte ‚Schwarze Kunst‘ im digitalen Zeitalter als Kulturgut nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Stadt Hameln war im Mittelalter von einer hohen Stadtmauer umgeben. Zu der im frühen 14. Jahrhundert erbauten Umwehrung gehörten vermutlich 22 Wachtürme. Napoleon schließlich gab 1808 den Befehl, diese Mauer wieder abzutragen. Nur zwei Türme und ein letzter Mauerrest am Hugenottenhaus blieben von der Schleifung verschont.
Der Haspelmathturm stammt aus der Zeit um 1450, lange Zeit befand er sich im Besitz des Tierarztes Friedrich Haspelmath (1790 – 1856). Dieser stellte hier seine Kunstsammlung aus, die sich heute im Besitz des Museumsvereins befindet. Auch heute dient der Turm als Sitz der Gruppe Arche wieder der Kunst.
Der Pulverturm wurde 1995 grundlegend saniert und dient als Domizil der Glashütte Hameln, die hier eine kunsthandwerkliche Schauglasbrennerei betreibt.
Die Stadtmauer zwischen den beiden Türmen am Kastanienwall wurde in den 1990er Jahren in Höhe und Gestalt rekonstruiert und neu errichtet.
Die nach einer Fischpforte der Weser benannte Pfortmühle wurde 1894/95 erbaut, nachdem der Vorgängerbau durch ein Feuer zerstört wurde. Bereits 1405 hat an dieser Stelle nachweislich eine Wassermühle gestanden. Das heutige vierstöckige Mühlengebäude gilt als herausragendes Industriedenkmal des Historismus. Der wuchtige Ziegelbau wird durch gelbe und hellrote Steine gegliedert. Im Jahre 1912 wurde das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt, die über einen Generator elektrische Energie erzeugte. 1968 wurde die Mühle schließlich stillgelegt. Die Stadt Hameln übernahm das Gebäude und ließ es aufwendig sanieren. Heute beherbergt die Pfortmühle die Stadtbücherei, das Stadtarchiv, das städtische Kulturbüro und ein Restaurant.
Westlich von Hamel erhebt sich der 258 Meter über NN hohe Berg Klüt. Oben auf der Kuppe wurde 1887 ein viereckiger Turm errichtet. Er misst eine Höhe von 23 Metern. Nach 99 Stufen erreicht man eine Aussichtsplattform und man wird mit einem weiten Blick über das Weserbergland belohnt.
Radrouten die durch Hameln führen:
Hessisch Oldendorf
er Naturpark Weserbergland birgt bei Hessisch Oldendorf zwei herausragende Besonderheiten: die Schillat-Höhle ist die nördlichste Tropfsteinhöhle Deutschlands und wurde erst 1992 entdeckt. Die steilen Klippen des Hohenstein waren in germanischer Zeit Kultstätten. Heute locken sie zahlreiche Wanderer an, weil man von dort einen großartigen Blick über die Landschaft genießen kann. Von den zahlreichen Fachwerkhäusern im Innenstadtbereich gingen leider viele im letzten Jahrhundert verloren. Erhalten geblieben dagegen sind die Wehrkirche St. Marien, das Wahrzeichen von Hessisch Oldendorf, einige Reste der mittelalterlichen Stadtmauer und der Münchhausenhof, ein altes Stadtschloss im Stil der Weserrenaissance. Unbedingt sehenswert ist das Stift Fischbeck mit seiner romanischen Basilika und seinem malerischen Kreuzgang. Das Frauenstift blickt bereits auf eine 1000jährige Tradition zurück. Die fast 800 Jahre alte Stadt Oldendorf erhielt erst 1905 den Zusatz ‚Hessisch‘, um sie im Bahn- und Postverkehr besser unterscheiden zu können.
Sehenswertes:
Das Frauenstift in Fischbeck blickt bereits auf eine 1000jährige Tradition zurück. Im Jahre 955 wurde das Kloster als Kanonissenstift unter dem Schutz von König Otto I. gegründet. In der Refomationszeit wurde das Konvent protestantisch, blieb aber ein adliges Fräuleinstift. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude stark beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte im 18. Jahrhundert. Auch heute noch ist Stift Fischbeck ein Frauenstift.
Die romanische Stiftkirche stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Daneben erstreckt sich der hübsche Kreuzgang, um den sich die Häuser der Stiftsdamen gruppieren. In der Basilika, die ihre Prägung durch die Ausmalung im frühen 20. Jahrhundert erhielt, sind die bekannten Fischbecker Wandteppiche und das über zwei Meter große Triumphkreuz aus dem 13. Jahrhundert sehenswert.
Erst 1992 wurde Deutschlands nördlichste Tropfsteinhöhle bei Langenfeld entdeckt. Seit 2004 ist die 180 Meter lange Schillat-Höhle für Besucher geöffnet. Zunächst fährt man mit einem gläsernen Fahrstuhl in das felsige Erdinnere hinab. In einer Tiefe von 45 Metern wartet eine mystische Welt aus Stalagmiten, Stalaktiten und schillernden Kristallen. Eine Führung dauert ungefähr 60 bis 75 Minuten.
Im Besucherzentrum der Höhle befindet sich das LandFrauen Café, das typische Produkte aus der Region anbietet.
Der Hohenstein ist ein geheimnisvoller Kalksteinfelsen im Süntel. An seiner Südwestflanke fällt er etwa 50 Meter steil ab. Schon zu Zeiten der Germanen waren die Felsen eine wichtige Kultstätte. Der ‚Grüne Altar‘ ist eine einzelne Klippe am westlichen Ende der Felsen, der von den Germanen als heiliger Opferort genutzt und verehrt wurde. Im Jahre 782 fand am Fuße des Hohenstein die blutige Schlacht zwischen dem Sachsenkönig Widukind und Kaiser Karl dem Großen statt. Seit dem heißt das Tal ‚Bluttal‘ Heute ist dieses markante Felsenriff ein beliebtes Ziel von Wanderen. Als Höhepunkt des ungefähr eine Stunde dauernden Rundweges bietet sich von oberhalb der Klippen ein spektakulärer Weitblick bis zum Wesertal.
Die Stadtburg, die ursprünglich direkt an einem Weserarm lag, gehört zu den größten und bemerkenswertesten Adelshöfen der Weserrenaissance. Das heutige Herrenhaus ist eine Zweiflügelanlage mit einem achteckigen Treppenturm. Die ursprüngliche Anlage entstand vermutlich bereits im 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert übernahmen die Herren von Münchhausen den Adelshof. Bis 1947 blieb er im Familienbesitz.
Die evangelische Stadtkirche St. Marien mit ihrem wuchtigen Kirchturm ist das Wahrzeichen von Hessisch Oldendorf. Das Gotteshaus, das 1377 fertig gestellt wurde, diente zunächst als Wehrkirche und damit als Schutzraum für die Bevölkerung bei kriegerischen Angriffen. Sie besaß im Inneren einst zwei Brunnen, um die Wasserversorgung im Belagerungsfall zu gewährleisten. Diese wurden inzwischen allerdings wieder zugeschüttet. Die romanischen und gotischen Stilelemente zeugen von mehreren Umbaumaßnahmen. 1886 wurde die heutige Kirche letztmalig umgebaut. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände sind das bronzene Taufbecken, das ein Gewicht von fast 500 kg besitzt (1590), das Abendmahlsbild (um 1590) und zwei Kreuzigungstafeln (17. Jhd.)
Der romanische Bruchsteinbau entstand im Wesentlichen vermutlich im späten 13. Jahrhundert. Im Inneren wurden 1927 gotische Wandmalereien, auf denen als Motiv das Weltengericht dargestellt wird, entdeckt und freigelegt. Ein weiteres bemerkenswertes Kunstwerk ist das später zum Fenster umfunktionierte Tabernakel aus der Zeit um 1300. Die Kanzel und der Taufstein entstammen dem Frühbarock.
Die alte Zuckerfabrik in Hessisch Oldenburg stand zuletzt 10 Jahre leer. Jetzt wird sie wieder mit Leben gefüllt, denn hier befindet sich jetzt das Bullimuseum. Der VW T2, wie der alte VW-Bus offiziell heißt, hat sich inzwischen zum Kult-Auto entwickelt und besitzt viele Freunde, die die Oldtimer restaurieren und liebevoll pflegen. 20 Busse sind im Bullimuseum zu sehen.
Im Hohensteingebiet des Süntels stürzt bei Langenfeld der Höllenbach 15 Meter in die Tiefe. Das ist durchaus etwas Besonderes, denn hier handelt es sich um den einzigen natürlichen Wasserfall Niedersachsens. Unten trieb der Bach einst die Höllenmühle an. Sie wurde 1782 erbaut, stellte aber 1922 ihren Betrieb wieder ein. Der Wasserfall liegt an einem beliebten Wanderweg, gilt aber immer noch nur als ‚Geheimtipp‘ unter den Sehenswürdigkeiten Hessisch Oldendorfs.
Radrouten die durch Hessisch Oldendorf führen:
Rinteln
ie frühere Universitäts- und Festungsstadt Rinteln verdankte ihren Reichtum insbesondere dem Handel auf der Weser mit der Hansestadt Bremen, aber auch mit den Niederlanden. Auch das Handwerk trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass die Stadt im 16. und 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, die sich in den vielen repräsentativen Adelspalais und Bürgerhäusern der Altstadt wiederspiegelte. Rund um den Markt, am Kirchplatz und in der Bäckerstrasse reihen sich prächtig und kunstvoll verzierte Fachwerk- und Sandsteinhäuser aneinander, die Rinteln zu einem Kleinod der Weserrenaissance machen. Im 13. Jahrhundert waren Rinteln bereits die Stadtrechte verliehen worden. In dieser Zeit wurde auch die mittelalterliche Stadtmauer errichtet.
Landschaftlich liegt die Weserstadt im so genannten Rintelner Becken, eingerahmt von Wesergebirge im Norden und dem Süntel im Osten. Die weithin sichtbare Burg Schaumberg wacht über das Wesertal. Sie war der Stammsitz der Grafen von Schaumburg und namensgebend für das Schaumburger Land. Das Kloster Möllenbeck gilt als eines der besterhaltendsten, spätmittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Die beiden Rundtürme und die Krypta stammen noch aus Ottonischer Zeit.
Als Fahrradenthusiast darf man auf keinen Fall eine Fahrt mit der Fahrraddraisine verpassen. Auf einer 18 Kilometer langen stillgelegten Eisenbahnstrecke kann man von Rinteln durch das Lippische Bergland bis ins Extertal nach Alverdissen fahren.
Sehenswertes:
Bedingt durch den ausgeprägten Handel auf der Weser, insbesondere mit der Hansestadt Bremen, erreichte Rinteln im 16. und 17. Jahrhundert einen hohen Wohlstand, der sich in prächtigen und aufwendig gestalteten Fachwerk- und Sandsteinhäusern ausdrückte. Bis heute blieb die kleine Altstadt Rintelns ein städtebauliches Kleinod der Weserrenaissance. Rund um den historischen Marktplatz gruppieren sich prächtig verzierte und ausgeschmückte Adelshöfe und Bürgerhäuser. Besonders sehenswert sind das Prinzenpalais und die Adelspalais derer von Münchhausen, von Zersen und von Oheimb.
Als Stadthof des Kloster Möllenbeck wurde die Eulenburg im 16. Jahrhundert erbaut. Lange Zeit waren in dem historischen Gebäude der Regierungssitz und der Landtag der hessischen Grafschaft Schaumburg untergebracht. Seit 1908 beherbergt die Eulenburg das Museum Rinteln, das aus einer umfangreichen Altertümersammlung hervorgegangen war. Das inzwischen konzeptionell modernisierte Museum konzentriert sich thematisch auf fünf Schwerpunkte: die Hexenverfolgungen im Wesergebiet, die Ur- und Frühgeschichte des Kreises Schaumburg, die Geschichte von Stadt und Festung Rinteln, die Geschichte der Schaumburgischen Universität von 1621 – 1810 sowie der Landschaftsraum Weser. Daneben werden immer auch wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.
Ein besonderer Spaß ist eine Fahrrad-Draisinenfahrt im Lippischen Bergland. Die urigen 90kg schweren Schienengefährte wurden für diese Fahrten speziell konstruiert. Sie bieten für 2 bis 4 Personen Platz. Der eingleisige Schienenstrang führt über 18 km von Rinteln-Süd bis ins Extertal nach Alverdissen. Er wurde bis 1969 im Personenbahnverkehr genutzt. 2007 wurde die Strecke auch für den Güterverkehr stillgelegt. Seitdem fahren hier nur noch Fahrraddraisinen. Unterwegs gibt es mehrere Rastplätze und Einkehrmöglichkeiten.
Die Saison ist zwischen April und Oktober. Tagesfahrten starten zwischen 9:00 und 11:30. Umkehrzeit ist um 14:00 Uhr, späteste Rückkehrzeit ist um 17:00 Uhr.
In einem renaturierten Steinbruch am Messingberg entstand der Erlebnis- und Freizeitpark ‚Erlebniswelt steinzeichen‘. Der 16 ha große Park wurde im Jahr 2000 als dezentrales Projekt der EXPO 2000 angelegt. Die beiden Schwerpunktthemen sind ‚Faszination Stein‘ und ‚Wunder des Lebens‘. Auf einem 1.250 m langen Panoramaweg wird dem Besucher viel Wissenswertes über das spannende Material ‚Stein‘ und die Entwicklung des Menschen in seinem natürlichen Umfeld vermittelt. Der Weg führt zum so genannten ‚Jahrtausendblick‘, der einen großartigen Überblick über das Wesertal und das Weserbergland verspricht.
Im Wesertal südlich von Rinteln steht mit dem ehemaligen Benediktinerinnenkloster Möllenbeck eines der wichtigsten und ältesten Baudenkmäler Norddeutschlands. 896 wurde das Kloster gegründet. Die beiden markanten Rundtürme und die Krypta stammen noch aus dieser Zeit, während die Kirche, der Kreuzgang und die übrigen Gebäude erst zwischen 1478 und 1505 im spätgotischen Stil erbaut wurden. Das Kloster gilt als eine der besterhaltenden, spätmittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Im Zuge der Reformation wurde der Konvent 1558 evangelisch und 1640 schließlich aufgelöst. Während der napoleonischen Besatzungszeit ging die wertvolle Innenausstattung der ehemaligen Klosterkirche verloren. Ihr heutiges Inventar erhielt die dreischiffige Hallenkirche im Jahre 1836, als das Gotteshaus zur evangelischen Pfarrkirche ernannt wurde.
Führungen finden zwischen Ostern und Ende Oktober jeweils am zweiten Sonntag im Monat um 11:00 Uhr oder nach vorheriger Anmeldung statt.
Während der Eiszeiten transportierten die Gletscher große Steinbrocken aus dem Gebiet des heutigen Skandinaviens bis in unsere Breiten. In den Kies- und Sandgruben von Möllenbeck stieß man immer wieder auf solche Findlinge. Einige typische Beispiele dieser Gesteinsblöcke aus Granit, Gneis und Sandstein werden im Findlingsgarten ausgestellt.
Hoch auf der Kuppel des Nesselberges wacht die Schaumburg über das Wesertal. Die Höhenburg entstand im 13. Jahrhundert und war namensgebend für das Schaumburger Land. Zunächst war die Burg der Stammsitz der Grafen von Schaumburg, später diente sie nur noch als Witwensitz. Im 18. Jahrhundert beherbergte das Anwesen das Amt Schaumburg, später diente es eine Zeitlang als Gasthaus. Seit 1907 gehört Burg Schaumburg der Fürstenfamilie von Schaumburg-Lippe.
Die mittelalterliche Burganlage besteht aus einer höher gelegenen Hauptburg und einer vorgelagerten, tiefer gelegenen Vorburg. Neben dem massigen Bergfried ist auch noch der Torturm erhalten. Vor der Vorburg steht die ungefähr 600 Jahre alte ‚Blutlinde‘. Der Baum soll durch eine junge Frau gepflanzt worden sein, die dann nach einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und verbrannt wurde.
Oberhalb der Burg Schaumburg steht auf dem Möncheberg das Forsthaus Paschenburg, das 1842 im Stil eines klassizistischen Jagdschlösschens errichtet wurde. In dem zweigeschossigen Gebäude befindet sich heute ein Panoramarestaurant.
Direkt neben dem Gebäude befindet sich ein kleiner Aussichtsturm, der 1827 neu erbaut wurde. Schon zuvor hatte hier ein Turm gestanden, der vermutlich zur Anlage der Burg Schaumburg gehörte. Von hier aus kann man einen spektakulären Blick über das Weserbergland und das Wesertal genießen.
Weithin sichtbar im Zentrum Rinteln erhebt sich der Turm der Nikolaikirche über die Altstadt. Sie wurde ursprünglich bereits im 13. Jahrhundert als Basilika errichtet, aber bereits im nächsten Jahrhundert zur dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. Der spätbarocke Turmaufbau entstand erst Ende des 18. Jahrhunderts. Im Zuge der Reformation wurde das Wahrzeichen Rintelns 1559 evangelisch. Besondere Einrichtungsgegenstände des Gotteshauses sind das bronzene Taufbecken von 1582 und mehrere Epitaphe von Rintelner Bürgern. Das wunderschöne Orgelprospekt stammt noch aus dem Jahre 1621, wobei das eigentliche Instrument mehrfach stark verändert wurde.
Nördlich von Rinteln befindet sich der Berg ‚Luhdener Klippen‘. Er hat eine Höhe von 300 m über NN. Die hohen Felswände am Südhang sind ungefähr 20 m hoch. An seiner höchsten Stelle steht der 1889 erbaute Rintelner Klippenturm. 103 Stufen führen auf den 20 m hohen Aussichtsturm, von dem man einen prächtigen Blick über das Weserbergland und bei klaren Sichten sogar bis in die Norddeutsche Tiefebene hinein hat.
In einer 1879 errichteten Schule in Exten befindet sich seit 1978 die Heimatstube. Das Museum präsentiert eine umfangreiche heimatkundliche Sammlung, die zahlreiche Gegenstände aus dem dörflichen Alltagsleben umfasst. Dazu gehören Werkzeuge und Maschinen der hier ehemals ansässigen Handwerksberufe, aber auch Utensilien aus dem privaten Bereich. Zur Heimatstube gehört auch eine Bibliothek mit heimatkundlicher Literatur sowie ein Bildarchiv.
Schon im 14. Jahrhundert wurde am Flüsschen Exter eine Wassermühle betrieben. Die neu angelegte Mühlenexter versorgte damals sowohl die Mühle des Klosters Jakobi als auch den Stadtgraben von Rinteln. Im 18. Jahrhundert siedelten sich an der Mühlenexter mehrere Schmieden an, die die konstante Wasserhöhe nutzten, um mühlengetriebene Hämmer zu betreiben. Diese sogenannten Schwanzhämmer konnten das Eisen mit einem Fallgewicht von bis zu 120 kg wirkungsvoll bearbeiten. Solch eine Eisenproduktion war in Norddeutschland einmalig. Bald schon waren sieben verschiedene Eisenfabriken entstanden, darunter auch der 1746 gegründete ‚Untere Eisenhammer‘. Die wasserbetriebene Hammerschmiede besaß eine eigene Stromerzeugung, nachdem im Jahre 1902 eine Turbine das eine Wasserrad ersetzte. Ursprünglich waren an beiden Seiten des Schmiedegebäudes Wasserräder angebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts existierten in Exten nur noch zwei Hämmer, und auch der ‚Untere Eisenhammer‘ wurde 1953 abgebaut.
Seit 2006 ist die Anlage ein geschütztes Industriedenkmal und beherbergt eine Ausstellung mit vorindustriellen Werkzeugen sowie Maschinen der Schmiedetechnik, wie sie um das Jahr 1900 genutzt wurden.
Das aufwendige Renaissance-Fachwerkgebäude steht etwas erhöht am Altstadtrand von Rinteln nahe der Jakobikirche. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges diente das Haus dem hessischen Prinzregenten als Quartier und erhielt so seinen Namen. Der Prinzenhof diente in der Folgezeit unter anderem als Sitz des Festungsgouverneurs und des Kreisgerichtes.
Die frühgotische Jakobikirche am Kollegienplatz war einst Klosterkirche eines um 1238 erbauten Benediktinerinnenklosters. Nachdem die Nonnen 1563 ausgezogen waren, wurden die Klostergebäude seit dem 17. Jahrhundert zunächst als Universität und später als Gymnasium genutzt. 1875 und 1889 wurde es schließlich vollständig abgerissen und nur die Jakobikirche blieb erhalten. Sie dient heute als Gotteshaus der evangelisch-reformierten Kirche.
Nördlich des Rintelner Stadtteils Steinbergen steht das Schloss Arensburg. Eine erste Burg entstand vermutlich im 12. Jahrhundert. Der älteste erhaltene Bauteil der Anlage ist ein Fachwerkgebäude aus dem 13. Jahrhundert, das einst als Zehntscheune genutzt wurde. Hierher mussten die umliegenden Bauern den zehnten Teil ihrer Ernte als Steuer für die Obrigkeit abliefern. Das Herrenhaus mit seinem Treppenturm entstand dann im 16. Jahrhundert. Das Anwesen wird von einem 14 ha. großem Park umgeben.
Nachdem das Schloss in den 1990er Jahren renoviert wurde, diente es zeitweilig als Verwaltungsgebäude und als Hotel. Zuletzt stand es jedoch längere Zeit leer.
Radrouten die durch Rinteln führen:
Emmerthal
mmerthal liegt mitten im Weserbergland im gleichnamigen Naturpark. Hier mündet die Emmer, die dem Ort den Namen gab, in die Weser. Etwas weiter flussaufwärts mündete bereits die Ilse in den Strom. Die heutige Gemeinde vereint 17 ehemals eigenständige Ortschaften beidseits der Weser. Ein Faustkeil, der auf ein Alter von 60.000 Jahre geschätzt wird, ist die erste Besiedlungsspur auf dem heutigen Gemeindegebiet. Die größte Sehenswürdigkeit ist bedeutend jünger, dafür aber umso spektakulärer, denn das prachtvolle Schloss Hämelschenburg gilt als eines der Hauptwerke der Weserrenaissance und ist bekannt für seine wertvolle Kunstsammlung. Ruhe und Entspannung findet man im Ohrbergpark mit seinem alten und exotischen Baumbestand. Aber auch das Museum für Landtechnik und Landarbeit in Börry ist einen Besuch wert.
Sehenswertes:
Das Ziel dieses Museum ist, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen in funktionsfähigem Zustand auszustellen, um die zeitliche Veränderung der Landwirtschaft zu dokumentieren. Auf einem fast 8000 m² großen Freigelände stehen das Gravehaus, eine Scheune, ein Backhaus, ein Pfarrhaus und die Niederbörryer Kirche, in der auch heute noch Gottesdienste und Hochzeiten stattfinden.
In der Saison hat auch ein Museums-Café geöffnet.
Das prachtvolle Schloss Hämelschenburg gilt als eines der Hauptwerke der Weserrenaissance und gemeinsam mit den Gärten, der Marienkirche und der Wassermühle als eines der schönsten Renaissance-Ensembles Deutschlands. Das Hauptschloss besteht aus einer Dreiflügelanlage mit zwei mächtigen achteckigen Treppentürmen. Eine Bruchsteinbrücke führt auf den Innenhof des Anwesens.
Das Wasserschloss wurde durch Jürgen Klencke und seiner Frau Anna von Holle zwischen 1588 und 1613 erbaut. Das Rittergut, zu dem das Schloss gehört, hatte sich bereits im 15. Jahrhundert im Familienbesitz befunden und wird auch heute noch landwirtschaftlich genutzt. Der Gutshof beherbergt auch ein Café, den Biergarten und den Museumsshop. Im Maleratelier finden regelmäßig Ausstellungen statt. Auch das Trakehner Gestüt Langels und die alte Schmiede gehören noch zum Gut.
Bei einer Führung durch das Schloss wird man durch alle wesentlichen Räume geleitet. Die wertvolle Kunstsammlung umfasst etliche Gemälde mit Adelsportraits sowie kostbare Porzellane und Gläser, Möbel und Waffen aus fünf Jahrhunderten. Im Charlottensaal kann man sich auch standesamtlich trauen lassen.
Gleich neben dem Schloss Hämelschenburg befindet sich die Schlosskirche St. Marien. Sie wurde 1563 auf den Fundamenten einer zuvor niedergebrannten Kirche aus dem frühen 15. Jahrhundert errichtet. Dabei fiel der Bau, der zu den ältesten protestantischen Kirchenbauten Norddeutschlands gehört, etwas geneigt und schief aus. Die reichhaltige und imposante Renaissance-Ausstattung blieb bis heute weitgehend erhalten. Das Taufbecken mit dem schweren hängenden Figurendeckel entstand vor 1600. Das kunstvolle Epitaph von Jürgen Klencke und Anna von Holle, den Erbauern von Schloss Hämelschenburg, umfasst ein Lucas Cranach zugeschriebenes Gemälde. Sie waren es auch, die die Inneneinrichtung der Kirche stifteten. An der Brüstung der so genannten Männerempore findet sich das Wappen der Klenckes. Die Orgel befindet sich an der Stirnseite der Marienkirche und wurde 1672 erbaut. Unter dem Gotteshaus liegt die Familiengruft der Klenckes, die noch aus dem Vorgängerbau erhalten blieb.
Im Mai, wenn die Pflanzen ihre volle Blütenpracht entfalten, lockte der Ohrbergpark die meisten Besucher an. Aber auch in den anderen Jahreszeiten ist er ein beliebtes Ausflugsziel. Der historische Park wurde im frühen 19. Jahrhundert im Zeitgeist der Romantik angelegt. So wurden verschiedenste exotische Bäume und Sträucher aus verschiedenen Teilen der Erde angepflanzt. Auf diese Weise bietet der 45 ha. große Park, der seit 1936 unter Landschaftsschutz steht, eine hochinteressante Mischkultur aus einheimischen und fremdländischen Gewächsen. Besonders bemerkenswert sind der riesige Mammutbaum, der Taschentuchbaum aus China und die vielen verschiedenen Rhododendronarten.
Der Sammelleidenschaft des Landwirtes und Hobby-Archäologen Wilhelm Hölscher ist es zu verdanken, dass im Emmerthaler Ortsteil Frenke ein interessantes Heimatmuseum entstanden ist. In vier Räumen auf dem ehemaligen Heuboden seines Hofes stellt er dörflicher Gebrauchsgegenstände, bäuerliche Gerätschaften, Handwerkzeug und Textilien aus vergangener Zeit aus. In Vitrinen werden archäologische Funde aus der Urgeschichte präsentiert, eine Nische ist als Schmiedeecke ausgestaltet.
Alte Spritz- und Feuerlöschgeräte, Uniformen und Helme, Technische Ausrüstungsgegenstände, Modelle historischer Feuerwehrfahrzeuge und Dokumente. Das alles findet man im ehrenamtlich geführten Museum des Kreisfeuerwehrverbandes Hameln-Pyrmont in Emmerthal-Kirchohsen. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Darstellung des Feuerwehr- und Brandschutzwesens im Wandel der Jahrhunderte.
Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten. Besichtigungen und Führungen sind nach vorheriger Absprache möglich.
Radrouten die durch Emmerthal führen:
Mittelweser
ie Samtgemeinde Mittelweser entstand erst im Jahre 2011 durch den Zusammenschluss der Gemeinde Stolzenau mit der Samtgemeinde Landesbergen. Stolzenau ist eine ehemalige Residenz- und Kreisstadt mit vielen alten Fachwerkhäusern, stolzen Bürgerhäusern und dem im Stil der Backsteingotik errichteten Rathaus. Wahrzeichen des Ortes ist die St. Jacobi-Kirche mit ihrem eigenartig gedrehten Kirchturm. Daneben ist der gotische Schnitzaltar der St. Vituskirche in Schinna sehenswert. Stolzenau wurde 1370 erstmals urkundlich erwähnt, Landsbergen bereits im Jahre 1055. Der Ortsmittelpunkt von Landsbergen ist der Mühlenplatz. Die Windmühle, ein Galerieholländer von 1872, wurde in den 1980er Jahren renoviert und beherbergt seitdem ein Heimatmuseum sowie ein Trauzimmer des Standesamtes. Deshalb erhielt das Gebäude auch den Beinamen ‚Hochzeitsmühle‘. Am Mühlenplatz stehen mehrere alte hierher versetzte Fachwerkhäuser und die ehemalige Schweringer Weserfähre. Eine Fährverbindung hatte hier nachweislich bereits 1560 bestanden. Eine Besonderheit bietet das historische Scheunenviertel in Estorf. Hier gibt es einen Aufenthaltsraum für Radfahrer und auch rustikale Übernachtungsmöglichkeiten. Die sogenannte ‚Spargel-Tour‘ verbindet für Radfahrer die Sehenswürdigkeiten der am ‚Naturpark Steinhuder Meer‘ liegenden Gemeinde.
Sehenswertes:
In den Räumen einer ehemaligen Druckerei befindet sich heute das Heimatmuseum Stolzenau. Es wurde vom Heimatsverein ‚Wir Stolzenauer‘ als eine Einrichtung geschaffen, die sich zur Aufgabe gemacht hat, an die vergangene Zeit zu erinnern und gleichzeitig historische Gegenstände zu bewahren. Alte Fotografien verweisen auf damalige Begebenheiten und auf nicht mehr existierende Gebäude. Eines der Fotos beweist, dass Kaiser Wilhelm I. von 1884 – 86 Stolzenauer Schützenkönig war. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist das Handwerk und das Zunftwesen im 19. Jahrhundert. Werkzeuge und eine voll ausgerüstete Schusterwerkstatt zeugen von einer fast vergessenen Handwerkstradition.
Das Gästehaus der Nationen in Stolzenau beherbergt auch das Puppenmuseum. Die Sammlung beruht auf dem Lebenswerk von Frau Greek-Weiss aus Windheim. Sie stöberte auf alten Trödelmärkten und rettete alte Puppen, die bereits Jahrzehnte lang auf irgendwelchen Dachböden vor sich hin dösten, vor dem sicheren Puppentod. In liebevoller Arbeit wurden die Puppen restauriert, erhielten neu genähte Kleidchen und erstrahlten so heute wieder im neuen Glanz. Mehr als 500 Puppen kamen so zusammen, ehe die Puppenmutter ihre Sammlung aus Altersgründen an den Verein für Integration e.V. übergab, der sie jetzt in einem eigenen Museum ausstellt.
Das heute eher wie ein landwirtschaftlicher Betrieb wirkende ehemalige Benediktinerkloster besitzt noch vier historische Gebäude: das Abtshaus, zwei Konventsgebäude, die vermutlich aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert stammen und eine Fachwerkkirche, die im Jahre 1540, in der Zeit der Reformation, als Nachfolgebau der ehemaligen Klosterkirche entstand. Das Kloster wurde 1148 durch den Grafen von Loccum-Hallermund gestiftet, geriet aber bald unter den Einfluss der Grafen von Hoya. 1542 erhielt der Konvent seinen ersten lutherischen Pfarrer. Als er 1876 schließlich aufgelöst wurde, nutzte man das Anwesen als staatliche Domäne und die Fachwerkkirche noch bis in die 1980er Jahre als Schweine- und Schafsstall.
Zwischen 2009 und 2011 fanden auf dem ehemaligen Klostergelände archäologische Ausgrabungen statt, bei denen Fundamente abgetragener mittelalterlicher Gebäude freigelegt wurden. Fundstücke aus diesen Grabungen sind in einer kleinen Ausstellung in der Kirche zu sehen.
Die evangelische Jacobikirche wurde 1828 an den bereits zuvor existierenden Turm angebaut. Das klassizistische Gotteshaus wurde zum großen Teil barock ausgestaltet. Der Kirchturm ist das Wahrzeichen von Stolzenau. Er entstand 1679 und besitzt einen auffällig eingedrehten Turmhelm. Die noch existierenden Bauzeichnungen beweisen, dass diese außergewöhnliche Konstruktion Absicht war.
Die dem hl. Vitus geweihte Backsteinkirche wurde 1886 erbaut. Sehenswert sind eine Halbskulptur im Eingangsbereich, die den letzten Mönch des Klosters Schinna darstellt, wie er sich gegen die Auflösung des Konventes stemmt sowie der aufwendige, spätgotische Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert. Dieser befand sich einst in der ersten Klosterkirche Schinnas.
Den Mittelpunkt der Gemeinde Stolzenau bildet der alte Straßenmarkt mit dem Rathaus. Dieses wurde 1885 im Stil der damals modernen Backsteingotik errichtet und beherbergt heute die Verwaltung der Samtgemeinde Mittelweser. Links daneben grenzt das um 1900 erbaute neue Gebäude an, das früher einmal der Polizei gedient hatte.
Der Mühlenplatz bildet den Mittelpunkt des Ortes Landesbergen und sein Kulturzentrum. Neben der Windmühle stehen hier mehrere alte Fachwerkhäuser und die alte Schweriner Wasserfähre, die durch den Brückenbau überflüssig wurde. Die historischen Häuser standen nicht immer an dieser Position. Sie wurden erst später hierher versetzt.
Die Windmühle vom Typ Gallerieholländer wurde ursprünglich 1872 erbaut. 1914 fiel der gesamte obere Bereich einem Feuer zum Ofer, nur der quadratische Ziegelsteinrumpf blieb stehen. Fortan blieb die Mühle flügellos und wurde nur noch mit einem Elektromotor betrieben. 1986/87 wurde die Mühle Landesbergen umfassend saniert und rekonstruiert. Sie erhielt ihre Segelflügel und die Windrose zurück, wobei die Mühlentechnik ausgebaut wurde. Das Gebäude beherbergt heute ein Heimatmuseum sowie ein Trauzimmer des Standesamtes, was ihm den Namen ‚Hochzeitsmühle‘ einbrachte.
Der älteste Teil der romanischen Feldsteinkirche stammt noch von 1230. Zwischen 1780 und 1822 wurde das Gotteshaus aber großzügig um- und ausgebaut, da das Kirchengebäude in Teilen baufällig und für die Gemeinde zu klein geworden war. Die romanische Sakristei ging bei dieser Umgestaltung verloren. Auch der heutige Kirchturm entstammt dieser Umbauphase und wurde 1806 fertig gestellt. Die Inneneinrichtung wurde in der 1960er Jahren neu ausgestaltet.
Die niedersächsische Gemeinde Husum gehört zur Samtgemeinde Mittelweser und liegt im Naturpark Steinhuder Meer. Ein großer Teil des Dorfes wurde 1774 bei einem verheerenden Brand vernichtet, darunter auch die um 1250 erbaute Kirche. Der evangelisch-lutherische Nachfolgebau entstand zwischen 1776 und 1778.
Als nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam eine wirtschaftliche Erholung einsetzte, errichteten die Estdorfer Bauern in einem Eichenhain östlich vom Dorf gemeinsam ein Scheunenviertel. So konnte man einen Teil der überlebenswichtigen Ernte auslagern, um im Fall eines Feuers oder eines Krieges nicht das gesamte Getreide zu verlieren. Zwischen 1650 und 1750 entstanden hier bis zu 40 Scheunen und Schafställe. Bis heute haben sich einige dieser Scheunen erhalten.
Die Siemeringscheune dient vom Vormittag bis zum Abend als Aufenthaltsraum für Radwanderer. Ihre Wände bestehen aus Lehmfachwerk und der Fußboden aus Lehm und Glas. Der Heimatverein bietet in der Bröskingscheune die Möglichkeit zum Übernachten an, die gerade bei Radwanderern immer beliebter wird. Man muss sich allerdings auf eine ungewöhnliche und rustikale Atmosphäre einlassen!
Die mächtige evangelische Fachwerkkirche wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert erbaut. Bemerkenswert ist die in leuchtenden Farben bemalte Holzdecke. Sie zeigt eine Darstellung des ‚Jüngsten Gerichts‘, die vermutlich durch die Illustration in der Danziger Marienkirche inspiriert wurde. Die 1839 von E.W. Meyer erbaute Orgel ist noch weitgehend original erhalten.
Die mächtige Dorfkirche in Leese wurde 1874 im neugotischen Stil fertiggestellt. Zuvor standen hier bereits eine romanische Kirche sowie eine Fachwerkkirche. Bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände sind das berühmte ‚Leester Kreuz‘, der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert, die Barockorgel und ein Messingkronleuchter aus dem Jahre 1668.
Als im Jahre 2004 der Leeser Ortskern saniert wurde, entstand auf dem Kirchplatz neben dem Gotteshaus ein Ziehbrunnen. Die hölzerne Skulptur wurde nach mittelalterlichem Vorbild von Christa Stoffers entworfen.
Clamor von Münchhausen begann im Jahre 1545 mit dem Bau einer von zwei Gräben umgebenen Wasserburg. Um 1600 wurde das Rittergut zu einer vierflügligen Schlossanlage im Stil der Weserrenaissance ausgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die baufällig gewordene Anlage grundlegend saniert. Das Herrenhaus steht heute gemeinsam mit den Tagelöhnerhäusern unter Denkmalschutz und beherbergt einige Ferienwohnungen. Auch Camping ist auf dem Gutsgelände möglich.
Radrouten die durch Mittelweser führen:
Nienburg
n der flachen und hübschen Flusslandschaft der Mittelweser liegt die Kreisstadt Nienburg. Die Spargelstadt bildet das Zentrum dieser Region. Der Name leitet sich aus ‚Nyge Borg‘, der Neuen Burg ab. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1025, doch vermutlich bestand eine größere Siedlung schon einige Jahrhunderte vorher. Von der ehemaligen Wasserburg, im 14. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Hoya, ist allerdings nur noch der Stockturm erhalten. In der Innenstadt zeugen noch mehrere Burgmannshöfe, vornehme Bürgerhäuser sowie zahlreiche original erhaltene und liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser von der überregionalen Bedeutung der Stadt im Mittelalter. Sehenswert ist auch das Rathaus, das im Stil der Weserrenaissance im 14. Jahrhundert entstand.
Im Herzen Nienburgs befindet sich die Pfarrkirche St. Martin. Das Gotteshaus, das ursprünglich bereits im 12. Jahrhundert entstand, erhielt ihr heutiges Aussehen im 14. und 15. Jahrhundert. Der hohe Turm entstand sogar erst Ende des 19. Jahrhunderts und ist heute das Wahrzeichen der Weserstadt. Am Ufer des Flusses werden im Sommer Ausflugsfahrten mit Schiffen angeboten.
Die über 100 Jahre alte Tradition im Spargelanbau wird im Niedersächsischen Spargelmuseum geschmackvoll präsentiert. Der Spargelbrunnen in der Innenstadt ist ein Denkmal für dieses edle Gemüse. Aber auch das Museum Nienburg als Regionalmuseum für den Mittelweserraum ist einen Besuch wert. Die Nienburger Bärenspur verbindet auf einem 3,3 km langen Rundweg alle Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Sehenswertes:
Die ‚Mittelweser’ bezeichnet den Flussverlauf zwischen der Porta Westfalica bei Minden und Bremen. Diese Region besteht aus einer flachen Marsch-, Geest- und Moorlandschaft und wird heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Noch heute ist hier die niederdeutsche Sprache weit verbreitet. Im Zentrum dieser Region befindet sich die Stadt Nienburg.
Das Museum Nienburg besteht aus mehreren dezentralen Gebäuden mit verschiedenen Dauer- und Wechselausstellungen und versteht sich als das Regionalmuseum für den Mittelweserraum.
Das Hauptgebäude ist der Fresenhof, der zu den größten Fachwerkhäusern der Stadt gehört. Der alte Burgmannshof beherbergt eine Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte, zur Stadtgeschichte und zur kirchlichen Kunst. Weitere Schwerpunkte sind das Werk des Künstlers Ernst Thoms, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit, sowie das Münzkabinett.
Zu dem Museum Nienburg gehört auch das Quaet-Faslem-Haus mit seinem Biedermeiergarten, das Spargelmuseum, das Lapidarium, der Posthof sowie das Grabhügelfeld Erichshagen.
Der flämische Architekt Bruno Quaet-Faslem war königlicher Baurat von Hannover. Die napoleonischen Kriege hatten ihn an die Mittelweser verschlagen, wo er nun auch sesshaft geworden war. 1821 erbaute er für sich das heute Quaet-Faslem-Haus genannte klassizistische Villengebäude als rot verputztes Wohnhaus. Heute finden hier zahlreiche Aktivitäten Des Museums Nienburg statt. Einige alte Tapeten sind noch aus der Originalausstattung erhalten.
Am Quaet-Faslem-Haus befindet sich ein reizvoller Biedermeiergarten, der im Jahre 2002 nach historischem Vorbild rekonstruiert wurde. Unter anderem befinden sich hier mehrere Linden, ein Mammutbaum und ein Maulbeerbaum. Daneben werden auf den Beeten jahreszeittypische Blumen gepflanzt.
Im Rauchhaus des Biedermeiergartens befindet sich das Spargelmuseum, denn Nienburg gilt als die Stadt des Spargels. Hier erfährt man alles Wissenswerte über dieses Gemüse und seine 150jährige Geschichte in Niedersachsen.
Das begehbare Lapidarium beherbergt eine einmalige Sammlung von bearbeiteten Sandsteinen, die aus dem gesamten Mittelweserraum stammen. Die ersten Steine der Ausstellung gehörten noch Emanuel Bruno Quaet-Faslem, der diese wohl als Zierobjekte genutzt hatte.
Sandstein ist besonders gut formbar und wurde sowohl als praktische Gebrauchsgegenstände, wie Taufbecken, Wasserbecken, Futtertröge als auch für Zierzwecke, wie Gebäudegiebel, Säulen oder Denkmäler genutzt. Die meisten im Lapidarium ausgestellten Steine entstammen dem 16. bis 19. Jahrhundert und bieten eine interessante Ergänzung zu der regionalen Geschichte des Mittelweserraumes.
Der hoch aufragende Turm der evangelischen St. Martinskirche ist das Wahrzeichen der Stadt Nienburg. Der Sockel des Bauwerkes stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg war der alte Kirchturm so schwer beschädigt worden, dass er zunächst durch einen Notturm und schließlich 1896 durch einen 72 Meter hohen neugotischen Turm ersetzt wurde.
Die Pfarrkirche im Herzen der Innenstadt wurde über ein aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen Gotteshaus erbaut und erhielt ihr heutiges Aussehen im 14. und 15. Jahrhundert. Erst in jüngerer Vergangenheit wurden Fresken freigelegt, die auf das 15. Jahrhundert datiert werden. Ein besonders wertvoller Kunstschatz ist die um 1520 entstandene Figurengruppe der ‚Zwölf Apostel’. Lange Zeit galt das Werk als verschollen, bevor es 1978 wieder in die Martinskirche zurückkehrte.
Neben dem Turm der Martinskirche gilt auch der Stockturm als Wahrzeichen von Nienburg. Der alte Backsteinturm gehörte einst zum Nienburger Schloss und wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Zur gleichen Zeit wurde die ursprüngliche Wasserburg zum repräsentativen Schloss ausgebaut. Leider wurde das Anwesen im Dreißigjährigen Krieg so stark beschädigt, dass es in den folgenden Jahren fast vollständig abgetragen wurde. Nur der Stockturm blieb erhalten. Er wurde später als Gefängnis genutzt und dient heute der Studentenverbindung ‚Corps Hannoverania’ als Museum und als Verbindungsdomizil.
Das 1533 errichtete Rathaus von Nienburg gehört zu den ältesten und eindrucksvollsten Gebäuden der Stadt. Die Vorderseite zeigt einen Fachwerkbau mit hohem Laubengang. Die Seitenfront mit dem siebenachsigen Treppengiebel wurde erst zwischen 1582 und 1589 im Stil der Weserrenaissance ergänzt. Die einzelnen Giebelstufen sind mit kugelbestückten Halbkreisaufsätzen ausstattet. Eine zweigeschossige Utlucht betont die spielerische Ausgestaltung, die in der Zeit der Renaissance üblich war.
Im Jahre 2011 zog das Polizeimuseum von Hannover nach Nienburg um. Es handelt sich dabei um eine der umfangreichsten Polizeisammlungen Deutschlands. Sie präsentiert verschiedene Uniformen, Fahrzeuge und diverse polizeidienstliche Ausrüstungsgegenstände. Schwerpunkte der Ausstellung sind die Entwicklung der Polizei seit dem Altertum bis heute, die Verkehrserziehung, die niedersächsische Landespolizei sowie die kriminalpolizeiliche Arbeit mit vielen Geräten des Erkennungsdienstes. Dem aus Hannover stammenden Serienmörder Fritz Haarmann widmet das Museum einen eigenen Bereich. Als besonders gruseliges Exponat wird sein Hackebeil gezeigt.
Im Nienburger Ortsteil Erichshagen-Wölpe steht die Corvinuskirche. Die schmucke Fachwerkkirche wurde 1758 als Ersatz für ein baufälliges Gotteshaus errichtet. Altar und Kanzel stammen noch aus der Erbauungszeit.
Ihren Namen hatte die Kirche allerdings erst 1975 erhalten. Antonius Corvinius (1501 – 1553) war Verfechter der Luther’schen Lehre und führte damals die Reformation im Calenberger Land an.
Zum Museum Nienburg gehört als Außenstelle auch das Grabhügelfeld bei Erichshagen. Das Areal wurde von der Jungsteinzeit bis in die vorrömische Eisenzeit als Bestattungsgelände genutzt. Bereits 1816 wurden die Grabhügel wissenschaftlich untersucht und gehören so zu den ältesten archäologischen Grabungsforschungen in Niedersachsen. In dem auf einem Geestrücken liegenden Gräberfeld wurden zahlreiche wertvolle Grabbeilagen, wie Schmuck und Tongefässe, gefunden.