Erlebnisweg Rheinschiene



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er Rhein ist ein langer Fluss mit vielen Gesichtern. In Nordrhein-Westfalen zeigt Vater Rhein dabei ein sehr breites Spektrum: Natürliche Landschaften – einmal bergig, einmal flach – wechseln sich hier mit  lebendigen Großstädten, gigantischen Hafen- und Industrieanlagen ab.

Im Süden des Bundeslandes hebt sich bei Königswinter das Siebengebirge über den Strom. Mit dem sagenumwobenen Drachenfels, der mystischen Burgruine und dem stolzen Schloss Drachenburg gehört dieser Abschnitt zur vielbesungenen Rheinromantik.

Weit weniger romantisch ging es etwas weiter nördlich in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn zu. Das Bundesviertel rechts und links der Adenauerallee ist ein Ort lebendiger Geschichte. Hier im ehemaligen Parlaments- und Regierungsviertel befinden sich das Bundeshaus, das ehemalige Bundeskanzleramt, die Villa Hammerschmidt (ehemaliger Sitz des Bundespräsidenten) das Palais Schaumburg (das ehemalige ‚Haus des Bundeskanzlers‘) und das im Volksmund ‚Langer Eugen‘ genannte ehemalige Abgeordnetenhaus, dass heute mehrere Organisationen der Vereinten Nationen beherbergt. Bonn gehört mit seiner über 2000 Jahre alten Geschichte zu den ältesten Städten Deutschlands. Nördlich öffnet sich nun die Kölner Bucht. Auch die Millionen-Metropole Köln besitzt eine mehr als 2000jährige Geschichte. In römischer Zeit gegründet, wurde sie bereits im Jahr 50 n. Chr. unter dem Namen ‚Colonia Claudia Ara Agrippinensium‘ zur Stadt erhoben. Heute besitzt die Karnevalshochburg internationale Bedeutung als Wirtschafts- und Kulturzentrum. Weithin sichtbar erhebt sich der Kölner Dom über den Rhein, dessen Baubeginn in das 13. Jahrhundert fällt. Fertiggestellt wurde das dritthöchste Kirchengebäude der Welt allerdings erst im 19. Jahrhundert. Auf der anderen Rheinseite liegt die Landeshauptstadt Düsseldorf. Die beiden rheinischen Großstädte verbindet eine lebendige und wohlgepflegte Rivalität, die angeblich bis ins Mittelalter zurückreicht.


Flussabwärts erreicht man nun das Ruhrgebiet. Der Duisburger Hafen gilt als der größte Binnenhafen der Welt, Hochöfen, Kühltürme und qualmende Schornsteine prägen die Skyline. Und hier mündet an der Rheinorange die Ruhr in den Rhein. Flussabwärts werden die Industrieanlagen weniger. Der Strom bewegt sich nun majestätisch durch die breite Ebene des Niederrheins in Richtung der Niederlande. Auf Informations- und Thementafeln wird auf Wissenswertes und auf Besonderheiten entlang der Route hingewiesen. Die Beschilderung zeigt ein geschwungenes blaues ‚S‘, das den Flussverlauf des Rheins symbolisieren soll, über einem oben rechts befindlichen roten Quadrat. Die Projektidee wurde durch die Verkehrskonferenz Rheinschiene verwirklicht, die sich aus Vertretern der Städte Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg zusammengesetzt hat.

Der Erlebnisweg Rheinschiene ist kein Radfernweg im eigentlichen Sinn, da mit seinen Verbindungen vor allem individuelle Tagestouren ermöglicht werden sollen. Er führt beidseitig des Rheins entlang und besitzt eine Länge von linksrheinisch 155 km bzw. rechtsrheinisch 165 km. Damit nutzt er weitgehend die gleiche Streckenführung wie der Rhein-Radweg, deckt aber nicht den gesamten Verlauf des Rhein-Radweges in Nordrhein-Westfalen ab. Zwischen Duisburg-Walsum (rechtsrheinisch) bzw. Rheinberg (linksrheinisch) wird der Rheinradweg beidseitig des Rheins durch das blau-gelbe Logo über jeweils 80 km in Richtung Emmerich bzw. Kleve weitergeführt, wo er dann in den Niederlanden in die ‚Rijnfietsroute‘ übergeht.


Charakteristik:

Der Erlebnisweg Rheinschiene verläuft auf flachen und verkehrsarmen Radwegen und Straßen zwischen Bonn und Duisburg beiderseits des Rheins. Durch die ständige Flussnähe ist ein Verirren kaum möglich, die Beschilderung ist dennoch in beide Richtungen vollständig. Sie zeigt auch die vielen verschiedenen Verbindungsmöglichkeiten an, per Brücke oder Fähre auf die gegenüberliegende Rheinseite zu gelangen. So sind auch individuelle Tagesetappen möglich. Meist asphaltiert, aber auch mit unbefestigten Passagen, die nach ausgiebigem Regen nicht so gut zu befahren sind.


Ortschaften entlang der Route

Linksrheinisch:

Bonn-Bad Godesberg / Bonn / Bornheim / Wesseling / Köln-Rodenkirchen / Köln /  Köln-Nippes / Dormagen / Neuss / Meerbusch / Krefeld / Duisburg-Rheinhausen / Rheinberg / Wesel  / Xanten / Kalkar / Kleve

Rechtsrheinisch:

Bad Honnef / Königswinter / Bonn-Beuel / Troisdorf / Niederkassel / Köln-Porz / Köln-Mülheim / Leverkusen / Monheim am Rhein / Düsseldorf-Benrath / Düsseldorf / Düsseldorf-Kaiserswerth / Duisburg-Süd / Duisburg-Mitte / Duisburg-Ruhrort / Duisburg-Meiderich / Duisburg-Hamborn / Duisburg-Walsum / Voerde / Wesel / Rees / Emmerich am Rhein

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Wesel

W
ie heißt der Bürgermeister von Wesel?, ruft man gerne im bergigen Süddeutschland, um als Echo die Antwort ‚Esel‘ zu erhalten. Dabei liegt die Hansestadt sehr viel nördlicher, am unteren Niederrhein, wo die Lippe und der Wesel-Datteln-Kanal in den Rhein münden. Die Geschichte Wesels ist von Überschwemmungen und Flussbettveränderungen geprägt. Noch vor über 300 Jahren waren dem Ort im Mündungsbereich zwei Inseln vorgelagert. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt, die bereits im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, wegen seiner Flusslage zum wichtigen Handelsort und zum Umschlagsplatz für Waren zwischen den Niederlanden, Westfalen und Köln. Neben der Zollfreiheit erhielt die Stadt bereits im 13. Jahrhundert das Markt- und Brauereirecht. Der Kornmarkt bildet das Zentrum Wesels und wahrscheinlich befand sich hier mit einem fränkischen Gutshof auch die Keimzelle der Stadt. Heute stehen hier der Willibrordi-Dom und das historische Rathaus, einer der bekanntesten gotischen Profanbauten am Rhein. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und erst später wieder aufgebaut. Das Rathaus wurde sogar erst 2011 wiederhergestellt. Der Kornmarkt ist inzwischen vor allem als Kneipenviertel bekannt. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung ist nur noch das Berliner Tor erhalten. Die mächtige Zitadelle am Stadtrand ist die größte erhaltene Festungsanlage im Rheinland und beherbergt heute ein Kulturzentrum und ein Heimatmuseum.
Im Stadtteil Diesfordt befindet sich das gleichnamige barocke Wasserschloss, in dem sich heute ein Hotel und ein kleines Museum befinden.

Sehenswertes:

Die fünfschiffige Basilika entstand zwischen 1498 und 1540 und gilt heute als eines der wichtigsten Bauwerke der norddeutschen Spätgotik. Der Turm stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert. Mehrere Kirchenbauten standen bereits zuvor an der gleichen Position. Bereits im 8. Jahrhundert befand sich hier eine Fachwerkkirche. Später folgten zumindest zwei romanische Gotteshäuser, ehe die Stadtkirche in ihrer heutigen Form aufgebaut wurde. Zeitweilig besaß die Basilika mehr als 30 Altäre, doch im Zuge der Reformation wurde Wesel zum Zentrum der Reformierten Kirche. Auch heute noch ist die Inneneinrichtung des Domes sehr schlicht gehalten. Dennoch gibt es einige Sehenswürdigkeiten, wie die Heresbach-Kapelle, die Alyschläger-Kapelle aus der Spätgotik und die Figuren des Großen Kurfürsten und des Kaisers Wilhelm I., sowie den modernen Weseler Altar, den Ben Willkens erst 1996 erschaffen hat.

Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, ab 1948 aber wieder aufgebaut. Seit Mitte der Neunziger Jahre erklingt vier Mal am Tage ein Glockenspiel. Im Dom werden regelmäßig Orgel- und Bläserkonzerte im Rahmen der Weseler Domkonzerte veranstaltet.

Das alte Rathaus am Großen Markt gilt als das Wahrzeichen der Stadt Wesel. Es wurde Mitte des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut und zwischen 1698 und 1700 noch einmal erheblich erweitert. Leider wurde das historische Gebäude im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Erst 2011 konnte die alte Fassade rekonstruiert werden, so dass man heute eines der bedeutendsten profanen Baudenkmäler der Spätgotik wieder im alten Glanz bewundern kann.
Im Osten der Innenstadt steht das repräsentative Berliner Tor. Das Bauwerk ist der einzig erhaltene Rest der ehemaligen Festung Wesel. Es wurde 1718 – 1722 im preußischen Barock erbaut und 1791 noch einmal überarbeitet. Die Plastiken stammen ursprünglich von Gillaume Hulot. Ende des 19. Jahrhunderts, als die Festung weitgehend abgetragen wurde, und auch während des Zweiten Weltkrieges wurde das stolze Bauwerk jeweils stark beschädigt, konnte jedoch beide Male erhalten werden. Der Platz am Berliner Tor wurde 1984 neu gestaltet.
Die Weseler Zitadelle war einst die größte Festungsanlage des Rheinlandes. Obwohl nur noch ein kleiner Rest des einstigen Bollwerkes steht, ist die Zitadelle auch heute noch die größte erhaltene Festung der Region. Sie wurde zwischen 1688 und 1722 auf Weisung von Friedrich Wilhelm von Brandenburg als fünfzackiger Stern angelegt. Jede einzelne der fünf spitzen Ausbuchtungen stellte eine Bastion dar. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Festung jedoch zum großen Teil wieder abgetragen. Das noch erhaltene Haupttor wurde 1718 fertig gestellt und beherbergt heute die Abteilungen ‚Schill Kasematten‘ und ‚Festungsgeschichte‘ des Städtischen Museums. In den Kasematten befindet sich die Gefängniszelle der aufständigen Schillschen Offiziere. Der preußische Offizier Ferdinand von Schill (1776 – 1806) hatte im Jahre 1806 einen Volksaufstand entfachen, um den preußischen König sowie Österreich zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Das Vorhaben scheiterte, und Schill wurde in Stralsund im Straßenkampf getötet. Seine Offiziere wurden nach Wesel überführt und nach einem kurzen Prozess vor dem Kriegsgericht in den Lippewiesen erschossen. Zum Städtischen Museum gehört auch die Galerie im ‚Centrum‘ mit einer Ausstellung über das Weseler Silber. Zudem finden hier ständig wechselnde Sonderausstellungen statt.

Die ehemalige Kaserne VIII wurde als zweistöckiger Ziegelsteinbau zwischen 1805 und 1814 während der französischen Besatzung errichtet. Heute beherbergt der langgestreckte Bau die Musik- und Kunstschule.

Weitere erhaltene Bauteile der ehemaligen Zitadelle sind das in Privatbesitz befindliche Offiziersgefängnis von 1727, die Garnisonsbäckerei No. II von 1809, in dem sich heute das Stadtarchiv befindet und das Körnermagazin von 1835, in dem sich das Preußen-Museum Wesel befindet. Das Museum behandelt die rheinisch-preußische Geschichte der Stadt. Große Teile des Rheinlandes und Westfalens gehörten über 300 Jahre lang zu Preußen.

Zwischen 1886 und 1956 war das Wasserwerk mit dem markanten Wasserturm für die Trinkwasserversorgung der Stadt Wesel verantwortlich. Die Pumpstation wurde zunächst von einer Dampfmaschine, später von einem Elektromotor angetrieben. In dem historischen Gebäude sind noch eine alte Dampfpumpanlage mit einem Dampfkessel von 1903 sowie eine elektrische Kreiselpumpe von 1924 zu sehen. Die Anlage ist nach Voranmeldung zu besichtigen. Ein zugehöriger Trinkwasser-Lehrpfad erklärt allerlei Wissenswertes über die städtische Wasserversorgung.
Bereits vor 700 Jahren stand an der Stelle des heutigen Wasserschlosses eine Wehrburg. Sie gehörte als Lehen den Grafen von der Mark bzw. den Herzögen von Kleve und diente eins wahrscheinlich der Sicherung einer Furt. Wann die Burg genau entstand, ist heute nicht mehr bekannt. Eine erste schriftliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde von 1334.

Als die Anlage im Jahr 1831 in den Besitz des Grafen zu Stolberg-Wernigeroch kam, wurde die Burg zu einem spätbarocken Schloss umgebaut. Doch 1928 wurde es bei einem Feuer fast vollständig zerstört und danach nur noch vereinfacht wieder aufgebaut. Nur die Vorburg hat den Großbrand unbeschadet und unverändert überstanden.

Das Schloss beherbergt heute ein Heimatmuseum und ein Hotel, wird aber auch noch von den Schlossherren privat bewohnt. Im Museum wird die Geschichte Diesfordts und die des Schlosses sowie die Entwicklung der regionalen Landwirtschaft behandelt.

Die schmucke Schlosskirche wurde 1952 wieder aufgebaut.

Die katholische Kirche im Weseler Ortsteil Ginderich wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Der romanische Westturm wurde vom Vorgängerbau übernommen. Bereits 1190 war die Kirche urkundlich erwähnt worden. Im Mittelalter war sie aufgrund eines Gnadenbildes der Maria Ziel einer Wallfahrt, die jedoch 1640 durch einen Erlass beendet wurde. Erst 2005 wurde Ginderich als Wallfahrtsort durch das Bistum Münster wieder offiziell ausgerufen.

Zur Inneneinrichtung des dreischiffigen Gotteshauses, das 1870 noch einmal erheblich erweitert wurde, gehört ein Taufstein aus der Zeit um 1475 sowie vier spätgotische Figuren, die unter anderen den Jakobus sowie Rochus von Montpellier darstellen.

Zwischen Wesel und Rees, nahe am Deich des Rheins, steht die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptistae. Sie entstand im 12. Jahrhundert als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika und diente zunächst mit ihren dicken Tuffsteinmauern auch als Wehrkirche. Noch bis zum letzten Krieg hatte das Gebäude Schießscharten aus dieser Zeit besessen.

Zur Inneneinrichtung gehören ein prächtiger neugotischer Langenberg-Flügelaltar von 1882 sowie ein geschnitztes Johannishaupt, das einer mündlichen Überlieferung nach das Kernstück des ersten gotischen Hochaltars aus dem 15. Jahrhundert bildete. Besonders beachtenswert ist das gotische Sakramentshäuschen aus Kalkstein an der Nordwestseite des Chors, das noch aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt.

Als im 16. Jahrhundert die Reformation in Wesel Einzug hielt, durften zunächst aus Gründen der evangelischen Einheit die Reformierte Kirche und die Lutherische Kirche keine eigenen Gemeinden bilden. Erst im 17. Jahrhundert nutzten die Lutheraner ein Wohnhaus als Versammlungsstätte, das sie 1729 zu einer Kirche auf quadratischem Grundriss umbauten. Nachdem das Gotteshaus im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde, baute man es danach nur vereinfacht wieder auf. Die ehemalige Kirche dient heute als evangelisches Beratungszentrum sowie als kirchlicher und kultureller Veranstaltungsort.
Die Lippe ist mit einer Länge von 220 Kilometern der längste Fluss Nordrhein-Westfalens und der nördlichste rechte Nebenfluss des Rheins. Die Quelle befindet sich am Fuße des Eggegebirges mitten in der Stadt Bad Lippspringe und gehört mit ihrer Ausschüttung zu den wasserreichsten Quellen Deutschlands. Nach nur kurzer Wegstrecke verbindet sich die Lippe mit dem nur einen Kilometer langen Jordan. Im Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus mündet die Pader, der mit einer Länge von nur rund 4 Kilometern kürzeste Fluss Deutschlands, in die Lippe. So schwillt diese bereits nach kurzer Zeit zu einem stattlichen Fluss an und schlängelt sich durch die Hellweg-Region, das Münsterland, die Metropole Ruhr bis zum Niederrhein. Dabei durchfließt sie die Innenstädte von Lippstadt, Hamm und Lünen, um dann bei Wesel in den Rhein zu münden. Die Schifffahrt auf der Lippe geht bis in römische Zeit zurück, in Preußischer Zeit wurde diese sogar noch stark ausgebaut. Transportkähne mit Salz, Getreide, Eisenerz, Steine und Holz wurden hier getreidelt, also von Land aus gezogen. Später wurden sogar Dampfschiffe eingesetzt. Elf Schleusen sorgten für den nötigen Wasserstand. Im 20. Jahrhundert übernahmen dann der parallel verlaufende Hamm-Datteln-Kanal sowie der Datteln-Wesel-Kanal die Aufgabe als Transportweg. Dort, wo die Lippe im 19. Jahrhundert noch schiffbar war, entsteht gerade mit der renaturierten Lippeaue eines der längsten zusammenhängenden Naturschutzgebiete Deutschlands. Die Lippe soll sich zum lebendigen Fluss zurückverwandeln und ein Refugium für Flora und Fauna bieten. Der Mündungsbereich südlich von Wesel wurde 2014 offiziell fertig gestellt und bietet auch kleine Wege zum Spazierengehen, um die zurückgewonnene Natur genießen zu können.
Der Wesel-Datteln-Kanal (WDK) führt nördlich am Ruhrgebiet vorbei und parallel zur Lippe vom Dortmund-Ems-Kanal bei Datteln bis zum Rhein bei Wesel. Inoffiziell wird die 60 Kilometer lange Wasserstraße auch häufig Lippe-Seitenkanal genannt. Sie gehört zu den meistbefahrensten und wichtigsten Kanälen Deutschlands und besitzt insgesamt 6 Staustufen, die einen Höhenunterschied von bis zu 44 Metern ausgleichen. Der Bau wurde bereits 1915 begonnen, lag dann aber eine Zeit lang brach, ehe er 1930 endlich fertig gestellt wurde. Zwischen dem Kanalkreuz in Datteln bis nach Friedrichsfeld verläuft direkt an der Wasserstraße ein Betriebsweg, der auch von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden kann. Nur am Chemiepark Marl muss kurzzeitig auf den Radweg an der Lippe ausgewichen werden. Die Mündung des Datteln-Wesel-Kanals befindet sich unmittelbar südlich der renaturierten Lippemündung und des Städtischen Rheinhafens.
Schon 1355, so belegt es eine alte Urkunde, wurden in Wesel auf dem Rhein Güter mit Hilfe eines Kranschiffes umgeschlagen. Ein erstes Hafenbecken, das inzwischen allerdings wieder zugeschüttet wurde, entstand Mitte des 17. Jahrhunderts. Der heutige Rheinhafen wurde zwischen 1870 und 1875 ausgehoben, um eine bessere Anbindung an den Eisenbahnverkehr zu ermöglichen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die gesamte Anlage durch Fliegerbomben stark beschädigt, bis 1950 aber wieder vollständig hergestellt.

Der Hafen besitzt eine rund 800 Meter lange Kaimauer. Heute werden hier insbesondere Kies und andere Baumaterialien, Futtermittel, Brennstoffe und Öl umgeschlagen. Das Hafenbecken, das parallel zur Lippe ausgerichtet ist, besitzt auch einen Anleger für Ausflugsschiffe.

Die Lippe besaß einst eine lange Schifffahrtstradition, die bis in die römische Zeit zurückgeht. Später wurden Eisenerz, Getreide, Holz und Salz über den Fluss getreidelt, also auf Kähnen vom Ufer aus mit Pferden gezogen. Die Hochzeit erlebte die Schifffahrt auf der Lippe ab 1840, als der Fluss durchgängig bis Lippstadt schiffbar war. An diese Zeit erinnert der alte Lippehafen in Wesel mit seiner alten Hafenmauer. Doch nachdem die Schifffahrt gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgegeben wurde, verwaiste der Hafen. Heute befindet sich hier der Vereinssitz des Weseler Rudervereins.
Einsam und verlassen steht eine langgestreckte Brückenruine auf der Wiese am Rhein. Die historische Eisenbahnbrücke wurde zwischen 1872 und 1874 durch die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft als Teil der Bahnstrecke zwischen Hamburg und dem niederländischen Venlo erbaut. Damals war es die nördlichste deutsche Rheinbrücke. Nach 1917 kam in unmittelbarer Nähe noch eine Straßenbrücke hinzu. Als die Deutsche Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vor den alliierten Streitmächten zurückwich, sprengte sie im März 1945 beide Brücken, um den Vormarsch des Gegners aufzuhalten. Die Eisenbahnbrücke wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut, blieb aber als Ruine erhalten.
Das Museum soll ein lebendiger Ort sein, wo unter dem Motto: ‚Dorf am Deich‘ Zeugnisse der Vergangenheit zusammengetragen und ausgestellt werden, die einen kultur- und sozialgeschichtlichen Überblick über das Leben in der Gemeinde zu geben. Dabei spielt das Leben am Rhein, die Schifffahrt, der Fischfang und der Deichbau eine besondere Rolle. Die ständige Ausstellung wird häufig durch Sonderausstellungen sowie durch Vorführungen alter Handwerkstechniken und Backen im alten Backhaus ergänzt.
Die Lippefähre Quertreiber ist eine unbemannte Gierseilfähre, die bis zu sechs Personen mit Fahrrädern gleichzeitig benutzen können. Sie verbindet die Hauptroute der Römer-Lippe-Route mit der Lippemündungsschleife vor Wesel und ist zwischen Mitte April und Mitte Oktober in Betrieb. Der Fahrgast kann die Fähre mit eigener Muskelkraft zum anderen Ufer ziehen. Ein 100 m langes Tragseil sorgt dafür, dass die Fähre zur gegenüber liegenden Anlegestelle geführt wird.

Radrouten die durch Wesel führen:

Römer-Lippe-Route
Erlebnisweg Rheinschiene




Xanten

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ie Domstadt am Niederrhein, die sich gleichzeitig auch Römerstadt und Siegfriedstadt nennt, hat dem Besucher einiges an Geschichte, Kultur und Natur zu bieten. Wer an Xanten denkt, dem fallen zunächst meist die alten Römer ein, die hier schon vor 2.000 Jahren in der Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ lebten. In der Antike war die Stadt eine der größten Metropolen in den germanischen Provinzen Roms und neben Köln die einzige Colonia in Niedergermanien. Im LVR-Archäologischen Park Xanten kann man eine Vielzahl von rekonstruierten römischen Bauten besichtigen, die auf den originalen Fundamenten stehen, darunter Wohnhäuser, eine Herberge, der Hafentempel, die Stadtmauer, Tore und ein Amphitheater. Der Archäologische Park ist das größte Freilichtmuseum Deutschlands. Zu ihm gehört auch das RömerMuseum, in dem die faszinierende Geschichte der Römer am Niederrhein anschaulich beschrieben wird.
Siegfried, der drachenbezwingende Held aus der berühmten Nibelungensage, war der Geschichte nach ein Königssohn aus Xanten, ehe er nach Burgund auszog, um dort um die Hand der schönen Königstocher Kriemhild zu werben. Natürlich gibt es hier ein Museum, das die Geschichte hinter der Sage beleuchtet sowie Straßen, Restaurants und Mühlen, die sich mit ihren Namen auf das deutsche Heldenepos beziehen.
Auch kirchengeschichtlich ist die Stadt am Niederrhein bedeutend. Der gotische St.-Viktor-Dom im historischen Zentrum wird hier der ‚größte Dom zwischen Köln und dem Meer‘ genannt und geht auf die Gründung eines Stiftes im 8. Jahrhundert zurück. Er besitzt die bedeutendste sakrale Bibliothek am Niederrhein und einen wertvollen Kirchenschatz, der im StiftsMuseum besichtigt werden kann. Kultureller Anlaufpunkt ist in unmittelbarer Nähe zum Dom das DreiGiebelHaus mit seinen verschiedenen Ausstellungen. Wer es natürlicher mag, dem bietet die Bislicher Insel eine intakte Auenlandschaft, die aus den Flusslaufveränderungen des Rheins entstand. Und mit der Xantener Nord- und Südsee besitzt die Stadt ein ausgedehntes Freizeitzentrum für Wassersportler und sonstige Wasserbegeisterte. Xanten ist seit 1988 staatlich anerkannter Erholungsort und seit 2014 sogar Luftkurort – und ein wahrer Radfernwegknotenpunkt. Die Römer-Lippe-Route und die Via Romanica starten bzw. enden hier, der Rheinradweg, die Erlebniswelt Rheinschiene, die 2-Länder Route und die Nieder-Rhein-Route führen durch die Stadt.

Sehenswertes:

Wenn man an Xanten denkt, dann denkt man auch gleich an die alten Römer, die an diesem Ort schon vor über 2.000 Jahren zunächst im Lager ‚Vetera‘ und später in der Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ lebten. In der Antike war die Stadt mit 10.000 Einwohnern eine pulsierende Metropole und nach Köln der zweitgrößte Handelsposten in der Provinz Germanien. Im Lager Vetera waren schon zuvor durchgängig 8.000 – 10.000 römische Legionäre stationiert. Im Jahre 275 n.Chr. wurde die Colonia zwar durch die Franken nahezu vollständig zerstört, doch bereits um 310 entstand unter dem Namen ‚Tricensimae‘ eine kleinere, aber besser befestigte Stadt. Im 5. Jahrhundert wurde aber auch diese dann endgültig aufgegeben.

Der Archäologische Park Xanten (APX) ist heute das größte Freilichtmuseum Deutschlands und umfasst fast das gesamte Gebiet der ehemaligen Stadt Colonia Ulpia Traiana. Auf den freigelegten originalen Fundamenten wurden zahlreiche römische Bauwerke rekonstruiert, so dass man das Leben in der antiken Colonia mit etwas Phantasie sehr gut nachvollziehen kann. Neben Wohnhäusern und Villen wurde auch der imposante Hafentempel, ein Matronentempel, die Therme und Teile der Stadtbefestigung mit den Stadttoren wieder aufgebaut.

Zu der Anlage gehört auch das LVR-RömerMuseum, das sich noch bis 2006 in der Xantener Innenstadt befunden hatte und einen Überblick über die römische Geschichte, die römische Kultur und das römische Leben am Niederrhein und in der Provinz Niedergermanien gibt.

Das eindrucksvolle Amphitheater wurde im Gegensatz zu den anderen Gebäuden nicht auf den originalen Fundamenten errichtet. Diese waren bereits 1887 ausgegraben worden und durch die Witterung hatten diese starke Schaden genommen. Teile der originalen Pfeilerkonstruktion sind aber heute neben der Arena zu sehen.

1263 begann man mit dem Bau des Xantener Doms. Die Fertigstellung der heutigen Probsteikirche zog sich über mehr als 280 Jahre hin.  Der mit einer Höhe von 74 Metern ‚größte Dom zwischen Köln und dem Meer‘ wurde von Papst Pius XI. im Jahre 1937 in den Rang einer Basilica minor erhoben. Bereits 752 hatte es an gleicher Stelle eine Kirche gegeben, um die sich ein Kanoniker-Stift gründete. Die Stadt entwickelte sich um diesen Stift herum. Aus der Bezeichnung ‚ad Sanctos‘ entwickelte sich für die Siedlung der Name ‚Xanten‘. Nachweislich hatte es insgesamt sieben Vorgängerkirchen  gegeben, ehe der heutige Dom St. Viktor entstand. Gegenüber dem Erzbistum Köln konnte sich der Stift immer eine gewisse Selbstständigkeit bewahren, doch 1802 wurde der Konvent im Zuge der Säkularisierung aufgelöst.

Mit der alten Stiftsbibliothek, die bereits 1547 eingerichtet wurde, enthält der Dom die wohl bedeutendste sakrale Bibliothek des Niederrheins. Die Büchersammlung umfasst heute rund 20.000 Werke, darunter auch rund 150 historische Handschriften, die zum Teil bis in das 8. Jahrhundert zurückreichen. Zu den bedeutendsten Werken zählen eine handschriftliche Ausgabe der Bibel aus dem frühen 12. Jahrhundert, der einzig erhaltene Teil des “Dialogus super libertate ecclesiastica” von Heinrich Urdemann aus den Jahren 1482/1483 sowie die “Schedelsche Weltchronik” von Hartmann Schedel mit ihren 1.809 teils von Albrecht Dürer gefertigten Holzschnitten aus dem Jahr 1493.

1933 fand man bei Ausgrabungen unter dem Chor ein Doppelgrab, das man auf das 4. Jahrhundert datierte und um das man eine Krypta anlegte. Der Legende nach handelte es sich bei den Gebeinen um die sterblichen Überreste des Kirchenpatrons Viktor – sehr wahrscheinlich ist diese Annahme jedoch nicht. In der erweiterten Krypta wurden Opfer des Nationalsozialismus beigesetzt und auch eine Reliquie des Bischofs Clemens August Graf von Galen, der im Dom mutig gegen den Nationalsozialismus gepredigt hatte, wurde hierher übergeführt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Die wertvollen Ausstattungsgegenstände hatte man jedoch zuvor in Sicherheit gebracht. Der Wiederaufbau hatte bis 1966 gedauert.

Der prächtige Hochaltar (1529-44) mit dem edelsteinbesetzten Schrein, der die Gebeine des hl. Viktors enthält, ist das bedeutendstes Heiligtum des Domschatzes. Er gehört zu den Hauptwerken der rheinischen Renaissance. Weitere 23 Altäre, die meisten aus Holz geschnitzt, sind erhalten geblieben. Am bemerkenswertesten sind der Märtyreraltar von 1525, der Marienaltar von 1536, der Martiniusaltar von 1477 und der Matthiasaltar. Die 38 Steinskulpturen an den Pfeilern des Mittelschiffes, die verschiedene Heilige sowie den Kirchenpatron Viktor darstellen,  wurden um 1300 gefertigt.

In den historischen Gebäuden des ehemaligen Kanoniker-Stifts befindet sich das StiftsMuseum. Es gilt aufgrund seiner stimmungsvollen Präsentation als eines der schönsten kirchlichen Museen Deutschlands und beherbergt den prachtvollen Kirchenschatz des Domes.

Das Klever Tor erinnert an die mittelalterliche Stadtbefestigung Xantens, die im 19. Jahrhundert zum größten Teil abgetragen wurde. Das Stadttor besteht eigentlich aus zwei Toren, die durch eine Brücke über den ehemaligen Stadtgraben verbunden sind. Stadteinwärts besteht das Tor aus einem quadratischen Turm, in dem heute drei Ferienwohnungen untergebracht sind. Das äußere Tor besteht neben dem Mauerbogen aus zwei Rundtürmen, den sogenannten Eulentürmen. Zeitweilig hatte das Tor im 19. Jahrhundert auch als Gefängnis gedient. Während der Oberbau im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und danach rekonstruiert werden musste, blieb der Unterbau von 1393 noch original erhalten.
>Die mittelalterliche Stadtbefestigung Xantens entstand Ende des 14. Jahrhunderts und umschloss ein rechteckiges Areal mit einer rund acht Meter hohen Mauer. Vier Doppeltore und 18 Wehrtürme sorgten für die Wehrhaftigkeit der Stadt.  Doch im 19. Jahrhundert wurde die inzwischen nutzlose Verteidigungsanlage, darunter auch das Marstor und das Scharntor, wieder weitgehend abgetragen. Neben dem Klever Tor blieben nur noch zwei alte Wachtürme erhalten.

Der Schweineturm am Südwall thronte einst als Wehrturm über die Stadtmauer. Der ehemals vollkommen runde Turm wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und diente im 16. Jahrhundert als Wohnung für den  städtischen Schweinehirten, was ihm seinen Namen einbrachte. Später nutzten Stiftsherren den Wohnturm als Gartenhäuschen und auch heute noch wird er als Privatwohnung genutzt.

Auch der Rundturm am Nordwall diente zunächst als Wehrturm. 1820 wurde auch er zum Gartenhaus umgebaut. Reste der Stadtmauer sind an den Seiten noch erkennbar.

Die Krimhildmühle am Rand der Innenstadt Xantens geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als sie als Wachturm auch Teil der Stadtbefestigung war. Nach starken Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie als ‚Nachtwächterturm‘ bezeichnet, da hier Bedienstete der Stadt, darunter auch die Nachtwächter, wohnten. Im 19. Jahrhundert wurde der Mühlenturm zunächst zur Ölmühle und später zur Getreidemühle umgebaut. Zeitweilig wurde dann jedoch der Abriss diskutiert. Nach einer umfangreichen Sanierung wird seit 1992 in der Mühle wieder Brot gebacken. Beeindruckend sind die Mühlenflügel, die nach alter holländischer Art mit Stoffsegeln bespannt sind. Sie gilt als einzige Mühle am Niederrhein, die täglich betrieben wird. Während der Betriebszeiten ist auch eine Besichtigung möglich.

Auch die Siegfriemühle besitzt eine lange Geschichte. Sie wurde 1744 als sechsstöckiger Galerieholländer erbaut. Nachdem 1912 ein Blitz in die Windmühle eingeschlagen war und starke Schäden verursacht hatte, wurde der Betrieb eingestellt. In den 1960er Jahren hatte die Mühle neue Flügel bekommen, die aber im Jahre 2002 einem schweren Sturm zum Opfer fielen. Inzwischen wurde die Mühle, die auch nach der Müllerfamilie Biermanns-Mühle genannt, wird, in den Archäologischen Park integriert und hat nun auch ihre Flügel wiederbekommen.

Die Ursprünge des ehemaligen Kartäuserklosters in Xanten gehen auf das frühe 15. Jahrhundert zurück. Damals befand sich das Kloster allerdings noch in Flüren bei Wesel auf der anderen Rheinseite. Erst 1628 wurde die Kartause nach Xanten verlegt. Bald darauf war in unmittelbarer Nähe des Domkapitels das Konventgebäude  mit seinem schmalen, achteckigen Treppentürmchen und den auffälligen Giebeln entstanden. Die Andreaskapelle, die die Mönche als Klosterkirche nutzten, wurde inzwischen abgerissen. Nachdem das Kloster 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde, wurde es zunächst privat genutzt und kam später in städtischen Besitz. Der Bestand der Klosterbibliothek ging in der Stadtbibliothek Xanten auf, die sich heute wieder im oberen Stockwerk der Kartause befindet. Der untere Teil des Gebäudes beherbergt heute ein Restaurant.
In den Räumen des ehemaligen Lehrerseminars eines Kapuzinerklosters befindet sich heute das Rathaus der Stadt Xanten. Das historische Gebäude wurde 1877 erbaut und mit einem modernen Anbau ergänzt.
Eines der eindrucksvollsten profanen Häuser in Xanten ist sicherlich das Gotische Haus am Markt. Es wurde 1540 als Kontor und Handelshaus erbaut und ist bis heute in nahezu unverändertem Zustand erhalten. Der Backsteinbau wird durch Sandstein gegliedert und besitzt einen markanten Treppengiebel.  Heute beherbergt das Gebäude über drei Etagen ein Restaurant.
Mit seiner aufwendig gestalteten Backsteinfassade wirkt das Gebäude kaum wie ein ehemaliges Armenhaus. Der auffällige Treppengiebel und die hohen Kreuzstockfenstern würden eher ein patriarchalisches Bürgerhaus vermuten lassen. Tatsächlich aber war das Arme-Mägde-Haus im 16. Jahrhundert von Kanonikern gestiftet worden, um den älteren, alleinstehenden Bediensteten des Stiftes ein würdiges Zuhause für ihren restlichen Lebensabend  bieten zu können.
Die evangelische Kirche am Marktplatz entstand in den Jahren 1648 – 49. Dabei wurden die Steine einer zuvor gesprengten Burganlage im Nachbarort als Baumaterial genutzt. Die barock geschweifte Haube wurde dem Kirchturm erst 13 Jahre später aufgesetzt. Aufgrund des Platzmangels um die Kirche herum wurden bis 1777  die meisten Gemeindeglieder im Kellergewölbe des Gotteshauses beigesetzt.
Fast 500 Jahre befand sich zwischen Xanten und Birten am Alten Rhein das Benediktinerkloster Fürstenberg, das jedoch bereits 1586 von den Spaniern zerstört wurde. 1671 ließ die Äbtissin Brigitte Wilhelmine von Backum in Erinnerung an dieses Kloster an gleicher Stelle eine kleine Kreuzkapelle errichten. Das hübsch gelegene Gotteshaus steht auf einer kleinen Anhöhe und wurde 1977 noch einmal von Grund auf saniert.
Die 1853 errichtete Dampfkornbrennerei ist in Xanten das einzige erhaltene Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert. Eigentlich war der Backsteinkomplex zunächst als Ölmühle gebaut worden, ehe an diesem Ort Schnaps und Liköre hergestellt wurden. Die Alte Kornbrennerei war noch bis in die 1970er Jahre in Betrieb.
Das Nibelungenlied gilt als DAS Nationalepos der Deutschen. Der Text wurde im frühen 13. Jahrhundert aufgeschrieben, ist aber wohl bedeutend älter, da er zuvor über Generationen mündlich übermittelt wurde.  Der Held des Nibelungenliedes ist Siegfried, der Königssohn aus Xanten, der im ersten Teil der Sage an den Königshof von Worms kommt, um dort um die Hand der schönen Königstocher Kriemhild zu werben. Unterwegs erschlägt er mit seinem Schwert zwölf Riesen und sechshundert Recken, besiegt den mächtigen Zwerg Alberich und tötet schließlich den gefährlichen Drachen. Das Baden im Drachenblut macht ihn unverwundbar, doch ein Lindenblatt sparte einen kleinen Teil seines Körpers aus. Bei der Jagd wird Siegfried schließlich durch Hagen von Tronje getötet, der mit seinem Speer hinterrücks auf diese verwundbare Stelle am Rücken gezielt hatte. Der zweite Teil der Sage erzählt dann von der Rache Kriemhilds. Das Nibelungenlied wurde als bedeutendes Meisterwerk der Weltliteratur in den Kanon des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Durch die Herkunft Siegfrieds ist das berühmte Heldenepos untrennbar mit Xanten verbunden. In logischer Konsequenz entstand hier das SiegfriedMuseum. Die anschauliche Ausstellung erklärt ausführlich die Hintergründe dieser Sage, geht auf die Quellen, auf Wahrheit und Fiktion sowie die Charaktere der Geschichte ein und beschreibt die wesentlichen Einflüsse und Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft.

Das Museum befindet sich auf dem Areal der mittelalterlichen Bischofsburg von Xanten, die aus den Steinen der einstigen römischen Siedlung erbaut wurde. Mit dem freigelegten Mauerwerk des alten Wehrganges sind hier noch Spuren der Ursprünge Xantens zu sehen.

Ein beliebtes Ziel für Naherholungssuchende sind die Xantener Nord- und Südsee. Die beiden großen Seen sind durch einen Kanal miteinander verbunden und bieten vielfältige Möglichkeiten des Wassersportes: hier kann man segeln, windsurfen, Wasserski und Boot fahren, paddeln, tauchen und angeln. Das Nibelungenbad an Xantener Südseestrand bietet darüber hinaus Badespaß für die ganze Familie mit Wellenbad und Saunalandschaft. An den Bootshäfen Vynen, Wardt und Xanten findet sich ein maritimes Flair mit Cafés und Restaurants.
Zwischen Xanten und Ginderich liegt eine der wenigen intakten Auenlandschaften Deutschlands. Das Areal entstand durch die Flusslaufveränderungen des Rheins und beschreibt eine Fläche von rund 12 km², von denen 9 km² als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Die Bezeichnung ‚Bislicher Insel‘ geht noch eine lange vergangene Zeit zurück, als sich hier tatsächlich noch eine Insel im Rhein befunden hatte. Diese verlandete, als Friedrich der Große im Jahre 1788 den Rhein an dieser Stelle begradigen ließ. Mit dem Xantener Altrheinarm und der künstlich geschaffenen Seenlandschaft wurde die regelmäßigüberflutete Auenlandschaft zum wertvollen Refugium für zahlreiche Tiere und Pflanzen, insbesondere auch für seltene Vogelarten, wie unter anderem Baumfalken, Schwarzmilane, Fischadler, Rohrdommeln, Nachtigallen, Teichrohrsänger und Pirole. Bis zu 30.000 Wildgänse überwintern hier. Inmitten des Naturschutzgebietes befindet sich in einem ehemaligen Gehöft die Dauerausstellung ‚AuenGeschichten‘, die vom Regionalverband Ruhr Grün zusammengestellt wurde. Die Bislicher Insel lädt zu geruhsamen und ausgedehnten Spaziergängen durch die Natur ein.
In Birten steht eine der ältesten Burganlagen am Niederrhein. Schloss Winnenthal wurde bereits im frühen 14. Jahrhundert an der damaligen Grenze zwischen Kleve und Kurköln erbaut.  Als Herzogssitz wurde sie im 15. Jahrhundert zu einer großen und wehrhaften Wasserburg mit Vorburg und dreiflügliger Hauptburg ausgebaut. Nach 1600 folgte der Umbau zu einem barocken Schloss.  Zeichnungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts lassen erkennen, dass man Vor- und Hauptburg zu einer Vierflügelanlage verbunden hatte. Doch im 19. Jahrhundert wurden wesentliche Teile der Anlage wieder abgetragen und die einstige Burg diente fortan als landwirtschaftliches Gut. Nachdem das Herrenhaus im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, verkam der ehemalige Adelssitz zur Ruine und wurde erst in den 1980er Jahren wieder aufgebaut.  Von der einstigen Anlage blieb als Herrenhaus nur der zweigeschossige Nordostflügel erhalten. Die jetzige Vorburg besteht aus einer neuzeitlich umgebauten Dreiflügelanlage, die ursprünglich aus dem frühen 19. Jahrhundert stammte. Heute beherbergt Schloss Winnenthal eine Seniorenresidenz.
Die Wallfahrtskirche in Marienbaum wird alljährlich von rund 15.000 Pilgern besucht, die das Gnadenbild der Maria aus dem frühen 14. Jahrhundert sehen wollen. Ursprünglich war das Gotteshaus 1460 als Klosterkirche erbaut worden. Im Marienkloster lebten bis zu 60 Nonnen und 25 Geistliche. 1714 wurde die baufällige Kapelle zum größten Teil wieder abgetragen und durch die heutige Kirche St. Mariä Himmelfahrt ersetzt. Nur der Chor und der gerade vier Jahre zuvor entstandene barocke Kreuzgang blieben erhalten. Nachdem das Brigittenkloster 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde, wurde das Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben. Bis auf den zweistöckigen Kapitelsaal, der heute als Sakristei dient, wurden die restlichen Klostergebäude abgerissen. Der neugotische Turm der Kirche wurde übrigens erst 1867 ergänzt. Zur heutigen Ausstattung gehört neben dem Gnadenbild der Maria der Hochaltar von 1441 mit Gemälden von Barthel Bruyn d.Ä.. Erhalten haben sich im Bereich des Chores einige mittelalterliche Fresken, die noch aus der Zeit des ersten Kirchenbaus stammen.
Als kultureller Anlaufpunkt hat sich im Zentrum Xantens das DreiGiebelHaus etabliert. Das auffällige Gebäude bietet mehrere Ausstellungen unter einem Dach an.

In der Galerie stellt der Vereine Stadtkultur Xanten e.V. und der Kunstverein Xanten zeitgenössische Kunst von lokalen und überregionalen Künstlern aus. Die Galerie versteht sich als kreativer Ort, wo Neues erprobt werden kann und wo eine Brücke zwischen Künstlern und Kunstfreunden geschlagen wird.

Die Ausstellung Josef Hehl widmet sich einem Künstler, den man in seiner Wahlheimat Xanten achtungsvoll ‚Meister Jupp‘ nannte. Josef Hehl (1885-1953) war zu seiner Zeit ein bekannter Bildhauer. Er fertigte Keramiken und getöpferte Skulpturen, von denen über 400 Exponate als Schenkung der Stadt Duisburg nach Xanten kamen. In der Ausstellung werden diese Werke in Erinnerung an den Künstler präsentiert.

Das LVR-Kulturfenster zeigt eine Ausstellung über das Kultur-, Geschichts- und Umweltangebot des Landschaftsverbandes Rheinland. Der LVR betreibt in Xanten den Archäologischer Park sowie das RömerMuseum.

Das DreiGiebelHaus beherbergt darüber hinaus die Stadtbücherei sowie die Dommusikschule.

Das Amphitheater im Südosten von Xanten stammt wohl noch aus dem 1. Jhd n. Chr. Zu dieser Zeit existierte nahe dem heutigen Xanten noch das römische Lager Vetera. Die Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ wurde erst später errichtet. Der Rundbau ist für sein Alter noch überraschend gut erhalten. Angeblich soll hier Viktor von Xanten, der Schutzpatron des Xantener Doms, im 4. Jhd. sein Martyrium erlitten haben. Die Spielstätte wird auch heute noch vereinzelnd für Konzerte und sonstige Aufführungen genutzt.

Radrouten die durch Xanten führen:

Römer-Lippe-Route
Erlebnisweg Rheinschiene