Donau-Bodensee-Weg
er Donauradweg und der Bodensee Radweg gehören zu den beliebtesten Radfernwegen Europas. Der Donau-Bodensee-Weg verbindet diese beiden Routen, ist aber weit weniger bekannt – und befahren. Dennoch gehört die 2012 überarbeitete Route zu den Perlen unter den deutschen Radfernwegen und wurde vom ADFC als Qualitätsroute mit vier Sternen ausgezeichnet. Er führt von Ulm und der Donau über 152 km durch die wunderschöne Region Oberschwaben/Württembergisches Allgäu nach Kressbronn am Bodensee. Die Stadt Ulm ist dabei bereits das erste Highlight der Tour: Das dortige Münster ist das höchste Kirchengebäude der Welt. Sehenswert sind darüber hinaus das Fischerviertel mit seinen historischen Fachwerkhäusern und seinen verwinkelten Gässchen sowie die Donaupromenade. Hier stürzte einst der Schneider Berblinger mit seinem selbstgebauten Fluggerät in die Donau und machte sich damit zum Gespött der ganzen Stadt. Der Donau-Bodensee-Weg führt zunächst ein Stück an der Donau entlang, um bei Erbach nach Laupheim abzubiegen. Dann geht es nach Biberach, wo der Marktplatz mit seinen schmucken Bürgerhäusern zu einer Rast einlädt. Über das Moorheilbad Bad Walchsee, das mit seiner hübschen Altstadt direkt an zwei malerischen Seen liegt, geht es durch die wellige oberschwäbische Landschaft über Wolfegg und Kißlegg nach Wangen.
Auch dort gibt es einen historisch gewachsenen und sehenswerten Altstadtkern. Der letzte Abschnitt führt durch ausgedehnte Obstplantagen und endet nach einer rasanten finalen Abfahrt in Kressbronn direkt am Ufer des türkies-silbern schimmernden Bodensees.
Die Strecke ist ausgeschildert mit dem typischen Radwander-Signet der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg in dunkelblauer Farbe, das einen Radfahrer und die Aufschrift ‚Donau-Bodensee-Weg‘ zeigt.
Charakteristik
Der Donau-Bodensee-Weg ist mit seinen häufigen Steigungen eine recht anspruchsvolle Route. In südlicher Richtung sind über 1100 Höhenmeter zu bewältigen, nach Norden sind es sogar rund 1200 Höhenmeter. Zwischendurch gibt es aber auch längere flache Abschnitte durch Flusstäler oder an Moorflächen entlang. Die Route ist zu rund 90% asphaltiert, aber auch die gekiesten Abschnitte sind gut befahrbar. Die Strecke verläuft überwiegend über ruhige Nebenstraßen und wenig frequentierte Kreisstraßen. Nur wenige Abschnitte sind viel befahren.
Ortschaften entlang der Route
Ulm / Erbach (Donau) / Achstetten / Laupheim / Schlemmerhofen / Warthausen / Biberach an der Riß / Ummendorf (bei Biberach) / Eberhardzell / Bad Waldsee / Bergatreute / Wolfegg / Kißlegg / Wangen im Allgäu / Neukirch (Bodenseekreis) / Tettnang / Kressbronn am Bodensee
Kressbronn am Bodensee
m äußersten südöstlichen Ende von Baden Württemberg liegt an der Grenze zu Bayern die Gemeinde Kressbronn. Die westliche Gemeindegrenze bildet der Fluss Argen. Die drittälteste Hängebrücke Deutschlands verbindet Kressbronn mit der Nachbargemeinde Langenargen. Das Gebiet wurde bereits von den Römern besiedelt, ehe diese von den Alemannen vertrieben wurden. Die wurden dann wiederum von den Franken besiegt. Im Mittelalter beherrschten dann die Grafen von Montfort das Argengau.
Kressbronn liegt malerisch zwischen Obstgärten und Weinhängen am Nordufer des Bodensees. Die Gemeinde besitzt einen ausgesprochen ländlichen Charakter. Einige Ortsteile sind nur kleine Ansiedelungen. In der sanften Hügellandschaft haben sich noch mehrere alte Kapellen aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert erhalten. Die größte Kirche am Rathausplatz des Kernortes ist allerdings erst in der 1930er Jahren entstanden. Aber die Pfarrkirche ‚Maria Hilfe der Christen‘ zählt zu den wichtigsten Kirchenbauten Württembergs zwischen den Weltkriegen und als Vorläufer der Moderne.
Sehenswert sind das Museum im Schlössle mit seiner Schiffsmodellausstellung und das gotische Schloss Gießen im Norden der Gemeinde. Zahlreiche Wander- und Radwanderwege führen von wunderschönen Aussichtspunkten zu malerischen Ecken am türkisenen Wasser des Bodensees und machen Kressbronn damit zu einem idyllischen und lohnenden Ausflugsziel.
Sehenswertes:
Die Ursprünge dieser mittelalterlichen Burganlage sind nicht genau zu datieren. Vermutlich entstand die Wasserburg im frühen 13. Jahrhundert. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich allerdings erst 1357. Zunächst bestand die Anlage vermutlich aus einer Turmhügelburg, die für die Sicherung des Argenüberganges zuständig war. 1482 – 86 wurde die Burg zu einem wehrhaften Schloss ausgebaut, dass bis heute nur noch wenig verändert wurde. Auch die markanten gotischen Treppengiebel entstammen dieser Ausbauphase. Zwischen 1405 und 1810 befand sich die Anlage im Besitz des Lindauer Heilig-Geist Spitals. In der Folgezeit diente das Schloss als Bauerngut und auch heute befindet es sich im privaten Besitz. Der derzeitige Schlossherr öffnet das Anwesen für kleinere kulturelle Veranstaltungen sowie für Besichtigungen vorher angemeldeter Gruppen.
Ein altes Dokument von 1412 belegt bereits die Existenz eine Pfarrkirche im Dorf Gattnau. Diese war jedoch im 18. Jahrhundert derartig baufällig geworden, dass man sie durch einen 1793 fertig gestellten Neubau ersetzte. Der Turm der alten Kirche blieb dabei allerdings erhalten. Im Jahre 1903 wurde das Kirchenschiff durch den westlichen Vorbau erweitert und gleichzeitig erhöht. Im Zuge der Umbauarbeiten entstanden auch die Deckengemälde im Inneren der Kirche. Die schlichte Inneneinrichtung entstammt den 1960er Jahren.
Die erst 1936/37 erbaute katholische Pfarrkirche ist zwar noch relativ jung, gehört aber zu den wichtigsten Kirchenbauten Württembergs zwischen den Weltkriegen. Das Gotteshaus in der Ortsmitte Kressbronns wird geprägt durch seinen markanten und eigenwilligen Kirchturm. Dieser steht seitlich versetzt im Süden des Saalbaus und wird von einer Weltkugel bekrönt. So erinnert der Glockenturm entfernt an einen barocken Zwiebelturmaufsatz. Ansonsten verweist der Kirchenbau bereits auf die Architektur der Moderne.
In der Ortsmitte Kressbronns befindet sich der Rathausplatz. Hier stehen mit der Pfarrkirche Maria hilft den Christen und der Eligiuskapelle gleich zwei sehenswerte Kirchengebäude.
Die spätbarocke Kirche St. Eligius wurde 1748 in ihrer heutigen Form mit dem sechseckigen Zwiebeltürmchen fertig gestellt. Zuvor war die Kapelle 1663 geweiht und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den Grafen von Montfort erneuert worden. Seit den 1950er Jahren dient das kleine Gotteshaus als Gedenkstätte für gefallene Soldaten.
Das Kressbronner Schlössle ist eine zweigeschossige Villa mit viergeschossigem Turm aus dem Jahre 1829 und liegt in einem hübschen Park mit uraltem Baumbestand. Es beherbergt eine Ausstellung des Kunsthandwerkers Ivan Trtanj (*1945). Der aus Serbien stammende Trtanj schuf in jahrzehntelanger Bastelleidenschaft die Abbilder verschiedener historischer Schiffe. Die detailgetreuen großen Modelle führte er zum größten Teil nach Originalplänen aus. Zu den Schiffsnachbildungen gehören Schaluppen, Fregatten, Segler, Frachtschiffe und staatliche Jachten verschiedener europäischer Königshäuser. Dabei entstanden einzigartige Schiffsportraits mit einem hohen historischen Dokumentationswert. Die außergewöhnliche Sammlung wird durch Gemälde sowie maritime Ausrüstungsgegenstände und Navigationsinstrumente, wie Sextanten und Kompasse ergänzt.
In Retterschen hat sich eine vollständige alte Hofanlage erhalten. Der Schultheißenhof wurde inzwischen als Museumsanlage umgestaltet und bietet einen interessanten Einblick in die Geschichte und die Entwicklung der Landwirtschaft in dieser Region. Die Hofanlage bestand bereits im ausgehenden 8. Jahrhundert. Letzte Bewohnerin war bis 1992 die Kriegswitwe Theresia Milz, bevor die Gemeinde den Hof übernahm. Nach ihr wurde die heutige Museumsanlage, die aus vier historischen Gebäuden besteht, benannt. Sie gibt einen umfassenden Überblick über das Leben auf einem Bauernhof in den letzten Jahrhunderten. Das Haupthaus entstand 1855. Hier befanden sich neben den Wohnräumen auch die Stallungen und die Amtsstube der Gemeindeverwaltung. Die originale Ausstattung dokumentiert den Zustand des Hauses in den 1940er Jahren. Die Remise wurde 1803 als Wagenschuppen erbaut, die Scheuer entstand 1717 als Getreidelage mit einem Weinkeller. Im 1705 errichteten Backhaus wurden nicht nur Brote hergestellt. Das Gebäude diente auch als Ort zum Waschen, Schlachten und Schnaps brennen.
Die Hofstelle wird ergänzt durch einen neu angelegten Bauerngarten sowie einen Obstgarten mit 30 verschiedenen Apfel- und Birnbäumen. Sie kann allerdings nur im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen besichtigt werden.
Die Sebastianskapelle im Kressbronner Ortsteil Betznau wurde 1600 durch Graf Johann III. von Montfort gestiftet. 1696 erhielt sie bei einer Erweiterung den seitlich angebauten Kirchturm. Im Laufe der Zeit wurde das Gotteshaus mehrfach durch Kunsträuber geplündert, so blieben nur das Glasfensterbild und eine 1617 gegossene Glocke von der historischen Ausstattung erhalten. Bemerkenswert ist das Deckengemälde mit der Darstellung der Heiligen Familie, das von 1906 stammt.
Die katholische Mariä-Himmelfahrts-Kapelle im Kressbronner Ortsteil Schleinsee wurde 1737 im Stil des Barock erbaut. Zu der Inneneinrichtung gehört neben dem Hauptaltar zwei Nebenaltäre sowie Holzskulpturen der Heiligen Johannes von Nepomuk und Franz Xaver.
Die 1659 erbaute Kapelle in Turnau ist ein schlichter Saalbau mit einem aufgesetzten Glockentürmchen, der von Graf Hugo von Montfort gestiftet wurde. Im Inneren des Gotteshauses fällt das Deckengemälde auf, das den Tod des Hl. Josef darstellt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu der Kapelle steht das ehemalige Kaplaneihaus. Der von der Gräfin Maria Anna Leopoldine von Montfort gestiftete zweigeschossige Steinbau wurde 1728 erbaut.