Casanovas Ausritt
ür einen Radfernweg ist der Name ‚Casanovas Ausritt‘ schon recht untypisch, aber er repräsentiert die Rastlosigkeit und Reiselust der historischen Persönlichkeit Casanovas. Der Schwerenöter galt seinerzeit als eine Art ‚It-Boy‘ der adligen Gesellschaft. Durch seine ausschweifenden, aber amüsanten Erzählungen war er ein wohlgesehener Gast auf jeder Festlichkeit.
Giacomo Girolamo Casanova (1725 – 1798) war ein venezianischer Adliger, Schriftsteller und Abenteurer. Seine Memoiren ‚Geschichte meines Lebens‘ gehören zur Weltliteratur. Heute steht sein Name allerdings eher als Synonym für einen Frauenhelden – schließlich wurden ihm schon zu Lebzeiten zahlreiche Liebschaften nachgesagt. Verheiratet war er nie, dennoch hatte er einige Kinder. Wieviele es jedoch waren, weiß man nicht so genau – wahrscheinlich wusste er es selber nicht! Casanova starb schließlich in Böhmen auf Schloss Dux, gerade einmal 180 km entfernt von der Radroute ‚Casanovas Ausritt‘, die selber auch rund 180 km lang ist.
Ob aber die Radroute eine Strecke nachvollzieht, die der gute Casanova höchstpersönlich einmal hoch zu Ross abgeritten ist, das konnten wir – trotz intensiver Recherche – nicht belegen. Fakt aber ist, dass er dass Fürstentum Bayreuth sehr gut kannte. Es ist belegt, dass Imère, die Maitresse von Marktgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, auch eine gute Freundin Casanovas war. Und die Tochter des Marktgrafens hatte Casanova einst als eine der ‚schönsten Prinzessinnen überhaupt‘ bezeichnet. Auch unterhielt er einen regen Briefwechsel zu Henriette von Schuckmann, der Gattin des Bayreuther Regierungspräsidenten.
Wie auch immer: der Rad-Rundkurs gilt – wie Casanova selber auch – als wildromantisch, führt er doch durch die idyllischen Flusstäler der Fränkischen Schweiz bis zum Fuß des Fichtelgebirges, vorbei an zahlreichen Burgen und Schlössern. Der Rundkurs wird gekennzeichnet durch das rot-weiße Profilbild Casanovas. Die Route wurde durch den ADFC Bayern ausgearbeitet, für die Pflege zeichnet sich der Verein Oberfranken Offensiv e.V.‘ verantwortlich.
Wir starten unsere Wegbeschreibung in der Wagner- und Festspielstadt Bayreuth. Die größte Stadt Oberfrankens ist protestantisch geprägt und gehört, trotz der ersten drei identischen Buchstaben, erst seit 1810 zu Bayern.
Durch die jährlich auf dem Grünen Hügel stattfindenden Richard-Wagner-Festspiele wurde die Stadt weltberühmt. In Wagners ehemaligen Wohnhaus, der Villa Wahnfried, befindet sich heute das Wagner-Museum. Das Marktgräfliche Opernhaus gilt als das schönste erhaltene Barocktheater Europas und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. In der historischen Innenstadt befindet sich das Alte Schloss direkt in der Fußgängerzone sowie das Neue Schloss, dass 1753 bis 58 als neue Stadtresidenz für das Fürstentum Bayreuth errichtet worden war und vom weitläufigen Hofgarten umgeben ist. Im Stadtteil St. Johannis befindet sich die Eremitage, eine große barocke Parkanlage, in dem ebenfalls ein Altes und ein Neues Schloss steht und die mit einem kleinen Abstecher zu erreichen ist. Die Route verlässt nun den durch Bayreuth fließenden Roten Main und folgt fortan der Steinach flussaufwärts. Vorbei an Weidenberg und Seybothenreuth geht es über recht hügliges Gelände nach Speichersdorf mit seiner sehenswerten Klosterkirche. Die folgenden mühsamen Aufstiege werden mit weiten Panoramablicken über das Umland belohnt, bevor wir nach Creußen mit seiner liebevoll restaurierten 1000-jährigen Altstadt einfahren. Nun geht es über die Höhenzüge der Fränkischen Alb in das ebenfalls mittelalterlich geprägte Pegnitz, dass in einer Schleife des gleichnamigen hier noch jungen Flusses liegt. Die Quelle befindet sich in unmittelbarer Nähe der Altstadt. Weiter geht es nach Süden durch den schier endlos erscheinenden Veldensteiner Forst, der den Radwanderer erst kurz vor Betzenstein wieder freigibt. Sowohl Betzenstein als auch Hilpoltstein werden von alten Burganlagen überragt. Die Strecke führt uns immer wieder durch alte Ortskerne und verträumte Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Bei Pretzfeld erreichen wir nun die Wiesent, der wir über Ebermannstadt in das wunderschöne Wiesenttal folgen. Bei Gößweinstein ändert sich die Richtung des Flusses um 180 Grad. Dort thront die Stadt hoch über dem Tal mit seiner markanten Burganlage und der Wallfahrtsbasilika von Balthasar Neumann. Nördlich des Ortes treffen die Täler der Allsbach und der Püttlach in das Wiesenttal, das der Radwanderer allerdings jetzt mit einer kräftigen Steigung in Richtung Fränkische Schweiz verlässt. Bei der Kreuzung des Aufseßtals muss noch einmal besonders in die Pedale getreten werden, um das Tal wieder zu verlassen. Über Plankenfels, wo wir die Wiesent erneut treffen, Mistelgau und Eckersdorf erreichen wir dann wieder unseren Ausgangspunk Bayreuth. Giacomo Girolamo Casanova hätte diese abwechslungsreiche Tour sicherlich gefallen, ist er sie nun geritten oder auch nicht.
Charakteristik:
Der Radweg ‚Casanovas Ausritt‘ gilt als schwer, führt er doch mehrfach über die Höhen der Fränkischen Schweiz. Auf der gesamten Route sind immer wieder auch kräftige Rampen zu erklimmen, insbesondere im Aufseßtal, im Wiesenttal sowie bei Betzenstein, Creußen und Bayreuth – rund 2.000 Höhenmeter auf der 180 km langen Strecke. Eine gute Kondition oder ein gutes E-Bike sollte schon vorhanden sein.
Die Route nutzt ruhige, überwiegend asphaltierte Nebenstraßen. Dennoch gibt es auch Abschnitte mit schwer befahrbaren Untergründen – für Rennräder ist die Tour daher nicht geeignet.
Ortschaften entlang der Route
Bayreuth / Weidenberg / Seybothenreuth / Speichersdorf / Vorbach / Prebitz / Creußen / Pregnitz / Betzenstein / Obertrubach / Hiltpoltstein / Egloffstein / Pretzfeld / Ebermannstadt / Wiesenthal / Waischenfeld / Plankenfels / Mistelgau / Eckersdorf