Rheintal-Radweg (Konstanz-Basel)
er Rheintal-Radweg (man achte auf den Wortteil ‚tal‘!) ist im südlichen Abschnitt zwischen dem Bodensee und Basel Teil des Rhein-Radweges. Nördlich von Bad Bellingen trennt er sich aber immer mal wieder vom Rhein-Radweg, um dann kurz vor Offenburg eine vollständig eigenständige Routenführung einzunehmen. Hier sollten ‚Rhein-Radweg‘ und ‚Rheintal-Radweg‘ auf keinen Fall mehr verwechselt werden.
Der Beginn des 530 km langen Rheintal-Radweges befindet sich an der (Alten) Rheinbrücke von Konstanz. Diese verbindet die Innenstadt von Konstanz mit dem Stadtteil Petershausen. Hier geht der Bodensee in den Seerhein über, der den Obersee des Bodensees mit dem Untersee verbindet. Die Brücke markiert zugleich den Beginn (Kilometer 0) der Rheinkilometrierung. Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee und geht im Süden in ihre Schweizer Zwillingsstadt Kreuzlingen über. Von 1414 bis 1418 fand hier das Konzil von Konstanz statt. Das Konzilgebäude, in dem damals die Papstwahl stattfand, steht noch heute am Ufer des Bodensees, gleich neben dem Hafen.
Der Rheintalradweg folgt nun dem Nordufer des Untersees vorbei an der Klosterinsel Reichenau bis in die Kurstadt Radolfzell. Südlich der Kreisstadt mündet die Radolfzeller Aach in den Bodensee. Der nur 32 km lange Nebenfluss des Rheins besitzt die wasserreichste Karstquelle Deutschlands. Das im Aachtopf zutage tretende Wasser besteht zum überwiegenden Teil aus der zwischen Immendingen und Möhringen sowie bei Fridingen versinkenden Donau. Der Radfernweg führt nun am Ufer der Halbinsel Höri entlang bis nach Stein am Rhein. Die Schweizerische Stadt mit dem sehenswerten historischen Stadtbild markiert den Übergang vom Untersee zum Hochrhein. Mehrfach überfährt man nun die deutsch-schweizerische Grenze, ohne dass man hier einen Grenzposten oder Zöllner sieht. Dabei durchfährt man auch die deutsche Enklave Büsingen,
die von allen Seiten von der Schweiz umgeben ist. Verkehrsschilder und Autokennzeichen sind hier deutsch, aber die Postleitzahlen folgen dem Schweizer System. Gleich darauf erreicht man mit Schaffhausen die nördlichste Stadt der Schweiz sowie den Rheinfall, wo sich der Fluss über 20 Meter tosend in die Tiefe stürzt. Das wilde Naturschauspiel gehört zu den drei größten Wasserfällen Europas.
Hinter Neuhausen verläuft die Strecke dann überwiegend auf deutschem Boden. Am nördlichen Ufer des Hochrheins werden sehenswerte Städte wie Eglisau, Waldshut oder Bad Säckingen durchquert. Südlich am Schwarzwald vorbei geht es nach Basel. Die drittgrößte Stadt der Schweiz liegt am Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich, wo der Rhein nach Norden abknickt und vom Hochrhein zum Oberrhein wird.
Der Rheintal-Radweg geht zwar noch ein ganzes Stück weiter, entfernt sich aber nördlich von Basel zusehends vom Fluss. Wer den Rhein-Radweg weiter fahren möchte, sollte von Basel aus der Veloroute Rhein/Rhin folgen.
Der Rheintal-Radweg wird von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg betreut. Das typische Piktogramm mit dem weißen Radfahrer-Symbol und der Routenbezeichnung ‚Rheintal-Weg‘ auf grünem Grund zeigt den Radwanderern die Richtung.
Charakteristik:
Der zumeist gut ausgeschilderte Rheintal-Radweg ist überwiegend asphaltiert oder führt entlang gut befahrbarer Schotterbeläge, häufig direkt am Ufer des Rheins. Trotz seiner mehr als 1.000 Höhenmeter besitzt er nur relativ geringe Steigungen. Er verläuft zunächst parallel zur Schweizerischen Rhein Route und gilt landschaftlich als reizvoller als diese. Das gilt allerdings nicht für die letzten 30 km östlich vor Basel. Das Verkehrsaufkommen ist überwiegend gering, teilweise allerdings auch mäßig. Für Familien mit Kindern und auch für ungeübte Radwanderer ist die Route gut geeignet.
Ortschaften entlang der Route
Konstanz / Allensbach / Radolfzell am Bodensee / Moos (Bodensee) / Gaienhofen / Öhningen / Stein am Rhein / Hemishofen / Gailingen am Hochrhein / Dörflingen / Büsingen am Hochrhein / Schaffhausen / Neuhausen am Rheinfall / Jestetten / Lottstetten / Rafz / Will ZH / Hüntwangen / Wasterkinger / Hohentengen am Hochrhein / Küssaberg / Waldshit-Tiengen / Dogern / Albbruck / Laufenburg (Baden) / Murg (Hochrhein) / Bad Säckingen / Wehr ( Baden) / Schwörstadt / Rheinfelden (Baden) / Grenzach-Wyhlen / Riehen / Basel / Weil am Rhein / Efringen-Kirchen / Bad Bellingen / Neuenburg am Rhein / Hartheim am Rhein / Breisach am Rhein / Vogtsburg im Kaiserstuhl / Sachbach am Kaiserstuhl / Endingen am Kaiserstuhl / Riegel / Malterdingen / Kenzingen / Herbolzheim / Ringsheim / Kappel-Grafenhausen / Schwanau / Meißenheim / Neuried (Baden) / Schutterwald / Offenburg / Appenweier / Renchen / Achern / Ottersweiher / Bühl (Baden) / Sinzheim / Baden-Baden / Kuppenheim / Rastatt / Muggensturm / Malsch / Ettlingen / Karlsruhe-Durlach / Weingarten (Baden) / Bruchsal / Forst (Baden) / Ubstadt-Weiher / Bad Schönborn / Kronau / Sankt Leon-Rot / Reilingen / Walldorf (Baden) / Sandhausen / Oftersheim / Schwetzingen / Plankstadt / Endingen-Neckarhausen / Ladenburg / Hirschberg an der Bergstraße / Weinheim / Hemsbach / Laudenbach
Konstanz
ie ehemalige Reichsstadt Konstanz liegt am Seerhein, einem nur 4 Kilometer langen Fluss innerhalb des Bodensee-Beckens, der den Obersee mit dem etwas tiefer gelegenen Untersee verbindet. Der Beginn des Seerheins wird mit der alten Konstanzer Rheinbrücke definiert. Hier beginnt die Kilometrierung des Rheins. Die Altstadt mit dem Stadtteil ‚Paradies‘ liegt linksrheinisch am Abfluss des Bodensees und bildet damit das einzige linksrheinische Gebiet in ganz Baden-Württemberg. Im Süden ist Konstanz mit seiner Schweizerischen Zwillingsstadt Kreuzlingen zusammengewachsen. Die Grenze zur Schweiz verläuft mitten durch einzelne Häuserzeilen. Als Fußgänger oder Radfahrer gibt es mehrere Übergänge, wo nur noch Schilder darauf hinweisen, dass man eine Staatsgrenze überschreitet. An warmen Sommerabenden trifft man sich am Hafen. Mit Blick auf den Bodensee kann man hier flanieren, verweilen und essen gehen. Hier befindet sich auch das Konzilgebäude – ursprünglich eigentlich nur ein riesiges Warenlager. Während des Konzils von Konstanz fand in diesem Bauwerk sogar einmal eine Papstwahl statt. Das Konzil, das hier 1414 bis 1418 stattfand, war der größte mittelalterliche Kongress nördlich der Alpen. Er hatte zum Ziel, die zerspaltene katholische Kirche wieder zu einigen. Papst Johannes XXIII. hatte ihn einberufen, doch endete dieser auch mit seiner Absetzung. Im Zuge des Konzils wurde der berühmte böhmische Kirchenreformer Jan Hus in Konstanz verhaftet, verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er gilt als Wegbereiter für die protestantische Lehre des Martin Luther. Ein Museum und der Hussenstein erinnern an den großen Reformator. Aber auch die ‚Imperia‘, die bissig satirische Riesenfigur am Hafen von Konstanz, spielt auf die Machtspielchen während des Konzils an. Das Kunstwerk von Peter Lenk gehört inzwischen zu den Wahrzeichen der Stadt.
Das prägende Gebäude der Altstadt ist das Münster ‚Unserer Lieben Frau‘, das zu den größten und bedeutendsten Kirchenbauten am Bodensee gehört. In der markanten Basilica minor fanden damals die Verhandlungen des Konzils statt. Der Aufstieg zum Westturm bietet einen prächtigen Blick über die Stadt und den Bodensee. Zwischen Münster und Seerhein erstreckt sich der älteste Teil von Konstanz, die Niederburg, auch Paradies genannt. Sie beeindruckt durch eine geschlossene mittelalterliche Bebauung mit Häusern aus dem 12. – 15. Jahrhundert. In der gesamten Altstadt finden sich zahlreiche historische Gebäude, teilweise hübsch bemalt und eindrucksvolle Plätze, auf denen es sich gut verweilen lässt. Der Obermarkt und die Markstätte bildeten die wichtigsten Plätze im Mittelalter, am Münsterplatz wurden sogar die Reste eines römischen Kastells gefunden. Auffällig ist die hohe Anzahl von Kirchen und ehemaligen Klöstern. In der Stephanskirche predigte einst sogar Huldrych Zwingli, einer der weiteren großen Kirchenreformer. Mehrere Kirchen wurden inzwischen profaniert. So dient die einstige Paulskirche heute als Kulturzentrum K9. Von den Klöstern überlebte nur das Kloster Zoffingen die Wirren von Reformation und Säkularisierung.
Die neueren Stadtteile von Konstanz befinden sich nördlich des Rheines auf der Halbinsel Bodanrück. Hier befindet sich der Fähranleger, an dem die riesigen Autofähren anlegen, die Konstanz mit Meersburg auf der anderen Seite des Überlinger Sees verbinden. In diesem Teil des Bodensees befindet sich auch das bekannteste Eiland des Sees: die Blumeninsel Mainau. Sie ist durch eine langgestreckte Brücke mit dem Festland verbunden und bietet dem Besucher eine prachtvolle farbige Blumenlandschaft und eine vielschichtige subtropische und tropische Vegetation. Sehenswert sind auch das barocke Deutschordenschloss und die hübsche Schlosskirche.
Die heutige dreischiffige Basilica minor gehört zu den größten romanischen Bauwerken im südwestdeutschen Raum. Der damalige Neubau entstand ab 1054 unter Einbeziehung des Querhauses der Vorgängerkirche und wurde 1089 geweiht. Der breite Turmbau mit dem integrierten Westportal entstand zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert im gotisch geprägten Stil, die Turmspitze wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert aufgesetzt. Die gotischen Seitenkapellen waren im 15. Jahrhundert ergänzt worden. Die üppige Innenausstattung stammt überwiegend aus dem Barock, des Klassizismus und der Neugotik und wirkt dadurch sehr uneinheitlich.
Die vorromanische Mauritiusrotunde mit ihrem frühgotischen Grabaufbau ist das Ziel vieler Pilger auf dem Jakobsweg. Sie wurde im Jahre 940 errichtet und schließt sich südlich an das Münster an. Den Aufstieg in den 40 m hohen Westturm sollte man sich nicht entgehen lassen, denn er bietet einen prächtigen Blick über die Stadt und den Bodensee.
Wo einst die Burg Mainau stand, wurde zwischen 1739 und 1746 das barocke Deutschordenschloss erbaut. Die Dreiflügelanlage ist der Sitz der Grafenfamilie Bernadotte, die den Nordflügel bewohnt. Im Mitteltrakt finden wechselnde Ausstellungen statt. Der ganz in Weiß und Gold gehaltene ‚Weiße Saal‘ wird häufig als historische Kulisse für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.
Neben dem Schloss steht die prächtig ausgestattete barocke Schlosskirche St. Marien. Der berühmte Architekt Johann Caspar Bagnato (1696 – 1757) errichtete sie zwischen 1732 und 1739. Die Saalkirche gilt als sein Erstlingswerk. Bagnato, der später auf der Insel verstarb, wurde in der Krypta beigesetzt.
Der gegenüber liegende Gärtnerturm gehörte einst zu der mittelalterlichen Befestigungsanlage und beherbergt heute ein Restaurant, in dem man mit Blick auf den Bodensee speisen kann.
Geschaffen wurde die Skulptur 1993 durch den bekannten Bildhauer Peter Lenk (* 1947), der in Bodman-Ludwigshafen lebt. In der Bodenseeregion stolpert man häufig über seine Werke. Mit seinen satirisch-bissigen Arbeiten deutet er auf gesellschaftliche Missstände hin. Die ‚Imperia‘ gehört zu seinen berühmtesten Werken.
Lenk sagte einmal zu der ‚Imperia‘, dass es sich bei den beiden kleinen Figuren nicht um den Papst und den Kaiser handelt, sondern lediglich um Gaukler, die sich die Insignien der weltlichen und geistigen Macht angeeignet haben. Der Betrachter möge selber interpretieren, inwieweit die echten Päpste und Kaiser auch gleichzeitig Gaukler waren…
Am Ufer des Bodensees steht das mächtige Konzilgebäude. Es wurde 1388 als Warenlager erbaut und diente lange Zeit als Umschlagsplatz für den Konstanzer Hafen. Im Jahre 1417 fand in dem dreistöckigen Gebäude das Konklave zur Wahl von Papst Martin V. statt. So bürgerte sich für das Hafenlager der Begriff ‚Konzilgebäude‘ ein. Heute nennt man es umgangssprachlich nur noch ‚das Konzil‘. Es beherbergt ein Gasthaus mit mehreren Tagungsräumen.
Das historische Fachwerkgebäude aus dem 15. Jahrhundert, in dem sich heute das Hus-Museum befindet, soll im November 1414 die letzte Herberge von Jan Hus gewesen sein, bevor er verhaftet wurde. Das Museum zeigt Dokumente und Bilder über das Leben und Wirken des Kirchenreformers sowie zur Hussittenbewegung, die nach dessen Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen entstand. Die Hussitten agierten vor allem gegen die böhmischen Könige, die damals in Personalunion auch das Amt des deutschen Kaisers bekleideten sowie gegen die Katholische Kirche. Die Auseinandersetzungen gipfelten in den Jahren 1419 bis 1434 in den Hussittenkriegen.
Der Hussenstein ist ein großer Findling mit einer Innschrift, der an die grausame Verbrennung des religiösen Vordenkers an dieser Stelle erinnert. An jedem 6. Juli, dem Todestag von Jan Hus und Hieronymus von Prag, findet hier eine Gedenkfeier statt. Hus, dessen Name aus dem tschechischen übersetzt ‚Gans‘ bedeutet, soll kurz vor der Vollstreckung gesagt haben: ‚Heute bratet ihr eine Gans. Aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen!‘
Die offene überdachte Bethalle vor der Kapelle wird auch heute noch für Gottesdienste genutzt.
Neben dem Obermarkt war die Münzstätte einst der wichtigste Platz der Reichsstadt Konstanz. Hier befindet sich auch der 1897 vom Bildhauer Hans Baur geschaffene und in den 1980er Jahren umgestaltete Kaiserbrunnen. Er besitzt zahlreiche Anspielungen auf Begebenheiten aus der Vergangenheit der Stadt.
Radrouten die durch Konstanz führen:
Allensbach
uf der Halbinsel Bodanrück zwischen Konstanz und Bodan-Ludwigshafen befindet sich der Ort Allensbach. Im Norden wird das Gemeindegebiet vom Überlinger See, im Süden vom Untersee begrenzt. Bekannt geworden ist der idyllisch gelegene Ort durch das Institut für Demoskopie, das uns bei jeder Wahl die neusten Prognosen und Hochrechnungen präsentiert. Das Gebiet wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Die Grabungsstätten am Strandbad gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe ‚Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen‘. Auch die Römer haben hier Spuren hinterlassen. Im Mittelalter besaß Allensbach sogar die Stadtrechte und eine Stadtmauer. Doch seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, bei dem der Marktflecken stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, ruhten die Stadtrechte – bis zum heutigen Tage! Wahrzeichen des Ortes ist die Nikolauskirche mit ihrem markanten Zwiebelturm. Drei Schlösser liegen verstreut im Hinterland des betulichen Dorfes. Ein besonderes Naturspektakel bietet die Marienschlucht bei Kargegg, wo sich ein Bächlein tief in den Abhang zum Bodensee eingefräst hat. Ein Holztreppensteg führt hinunter zu einem Schiffsanleger mit Anschluss nach Überlingen, Bodman und Ludwigshafen.
Sehenswertes:
Radrouten die durch Allensbach führen:
Stein am Rhein
ie historisch gewachsene Altstadt von Stein am Rhein ist eines der touristischen Highlights der gesamten Bodenseeregion. Mittelalterliche Häuser mit bemalten Fassaden, Fachwerkbauten, alte Wirtshäuser und Stadttore und der türkis schimmernde Rhein am Schiffsländle prägen das Bild des kleinen schmucken Städtchens im Kanton Schaffhausen. Die Geschichte von Stein ist eng mit dem des Benediktinerkloster St. Georgen verbunden. Anfang des 11. Jahrhunderts ließen sich die Mönche an der Handels- und Wasserstraßenkreuzung am Ende des Untersees nieder und errichteten hier ein Kloster. Aus der Fischersiedlung wurde bald ein Marktort mit Stadtrechten. Obwohl das Kloster bereits 1525 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde, blieb es in seiner romanischen und gotischen Bausubstanz nahezu vollständig erhalten und kann heute als Museum besichtigt werden. Hoch über der Stadt entstand um 1200 die Burg Hohenklingen, in der Kastvogt des Klosters seinen Sitz hatte. Obwohl strategisch wichtig, wurde die Feste im Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen nie ernsthaft beschädigt und konnte so ihr mittelalterliches Erscheinungsbild bewahren. Im 15. Jahrhundert gelang es den Bürgern, den Vögten den Besitz und die Rechte an der Stadt abzukaufen. So wurde Stein am Rhein eine reichsfreie Stadt, schloss sich aber in Bündnissen mit Zürich und Schaffhausen zusammen.
Das von den Einheimischen ‚Staa‘ genannte Städtchen besitzt zwei Stadtteile. Die Altstadt mit dem mittelalterlichen Kloster, der ehemaligen Stiftkirche und dem bezaubernden Rathausplatz wird durch eine Brücke mit dem Stadtteil ‚Stein am Rhein vor der Brugg‘ verbunden. An dieser Brücke mündet der Bodensee offiziell in den Oberrhein. Hier springen die Jugendlichen im Hochsommer vom Geländer in die grün-blauen Fluten, um sich einen Kilometer flussabwärts treiben zu lassen. Östlich der Brücke liegen die drei Werd-Inseln, von denen die beiden unbewohnten zu Stein am Rhein gehören. Südlich der Rheinbrücke befinden sich der Bahnhof und die Überreste des alten römischen Kastells Tasgetium aus dem 3. Jahrhundert. Bereits im frühen Mittelalter errichtete man innerhalb der alten römischen Umgrenzungsmauern die Johanneskirche.
Sehenswertes:
Der Hexenturm an der Schiffsländle, auch Diebsturm genannt, wurde erstmals 1548 erwähnt. Vermutlich wurde er aber bereits im 14. Jahrhundert errichtet. Der Begriff ‚Diebsturm‘ deutet auf die frühere Verwendung: er diente einst als Kerker. Später wurde der Zinnenkranz zu Fenstern umgestaltet.
Ein erster steinerner Wohnturm entstand an dieser Stelle bereits um das Jahr 1200. Man nimmt aber an, dass hier auch schon vorher hölzerne Wohntürme gestanden haben. Die Freiherren von Klingen, Kastvögte des Klosters St. Gallen, bauten die Burganlage im 13. bis 15. Jahrhundert kontinuierlich aus. Es entstanden der Palas und die Ringmauer, der 20 Meter hohe Turm, der Zwinger, die östliche Schildmauer und die Kapelle. 1423 hatte die Höhenburg den Umfang ihrer heutigen Größe erreicht.
Die Burg gehörte als Endpunkt zu den Zürcher Hochwachten und wurde bis in das 19. Jahrhundert hinein von einem Vogt bewohnt, der hier den Hochwächterdienst versah. Im Schwabenkrieg 1499 und im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) besaß die Festung eine strategisch wichtige Rolle und wurde sogar noch im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungsposten genutzt. Heute beherbergt Burg Hohenklingen ein Restaurant, das auch wegen der wunderschönen Aussicht ein beliebtes Ausflugsziel geworden ist.
Die Entwicklung der Stadt Stein am Rhein war immer eng verbunden mit der des Klosters St. Georgien. Doch als die Reformation in die Stadt Einzug hielt, wandten sich die Bürger gegen das katholische Kloster, dass in der Folge 1525 aufgelöst wurde.
Obwohl die Gebäude danach bis in das 19. Jahrhundert hinein als Amtssitz der Stadt Zürich genutzt wurden, blieb der Baubestand weitgehend unverändert. In der Folgezeit diente das historische Gemäuer als Schule, als Fabrik, als Turnhalle und schließlich als Kulturzentrum. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde in dem ehemaligen Kloster ein Museum eingerichtet, das auch heute noch Bestand hat.
Als die Reformation in Stein am Rhein Einzug hielt, wandten sich die Bürger der Stadt gegen das katholische Kloster, das in der Folge 1525 aufgelöst wurde. Seit dieser Zeit dient die mittelalterliche Basilika der reformierten Gemeinde als Gotteshaus. Sehenswert sind die Wandmalereien im Chor und in der Liebfrauenkapelle.
Um den Rathausplatz stehen noch einige bemerkenswerte mittelalterliche Bauten und später hinzugekommene Fachwerkhäuser. Beeindruckend sind die verschiedenen Fassadenmalereien aus der Renaissance, dem Barock und der Zeit um 1900. Ein Haus ist sehenswerter als das andere, sei es das Haus ‚Zur vorderen Krone‘ mit dem steilen Fachwerkgiebel, das Wirtshaus ‚Zum Rothen Ochsen‘, das seit dem 15. Jahrhundert ununterbrochen ein Gasthaus beherbergt, das Wirtshaus ‚Zum weißen Adler‘ mit der ältesten Fassadenmalerei der Stadt (um 1525) oder das Haus ‘Zum steinernen Trauben’ mit seinem hervorstechenden Kastenerker.
Der Begriff ‚Lindwurm‘ stammt übrigens aus dem germanischen und beschreibt einen schlangenförmigen Drachen. Der Museumsname bezieht sich auf das Wappen von Stein am Rhein. Dieses stellt St. Georg, den Schutzpatron der Stadt dar, wie er gerade den Drachen besiegt.
Radrouten die durch Stein am Rhein führen:
Bodensee Radweg
Rhein-Route (Nationale Veloroute Nr. 2)
Rheintal-Radweg
Gaienhofen
ie ‚Höri‘ ist eine Halbinsel im Untersee, einem Teil des Bodensees, zwischen Radolfzell und Stein am Rhein. An der Süd- und Ostseite liegt die Gemeinde Gaienhofen. Gegenüber liegt im Nordosten die Insel Reichenau und im Süden das schweizerische Steckborn. Die Höri-Fähre verbindet jeweils sonn- und feiertags Gaienhofen und Steckborn.
Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde fand man prähistorische Pfahlbausiedlungen, die auf ein Alter von fast 6000 Jahre datiert wurden. Die Ausgrabungsstätten ‚Hornstaad I-V‘ gehören seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe.
In Gaienhofen haben eine Reihe bekannter und bedeutender Literaten und Künstler gelebt: Hermann Hesse, Otto Dix, Max Ackermann, Erich Heckel, Luwig Finckh und Helmuth Macke. Die Wohnhäuser von Hermann Hesse und Otto Dix sind als Museen der Öffentlichkeit zugänglich.
Sehenswertes:
Hesse lebte zwischen 1904 und 1912 in Gaienhofen unweit der Schweizer Grenze. 1907 ließ er hier für sich und seine Familie ein neues Wohnhaus bauen, dass sich nach einer umfangreichen Sanierung zwar immer noch im privaten Besitz befindet, aber dennoch nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen ist. Ein großer Teil der baulichen Ausstattung ist noch original erhalten.
Radrouten die durch Gaienhofen führen:
Radolfzell am Bodensee
ie Kur- und Große Kreisstadt strahlt eine erfrischende Gemütlichkeit aus. Überall im Zentrum begegnet einem die 1.200 Jahre alte Geschichte der einst einflussreichen Stadt am Untersee. Bischof Radolf von Verona hatte 826 eine Basilika erbauen lassen, die Keimzelle des heutigen Radolfzell. Im 13. Jahrhundert wurde der Ort Münzstätte des Klosters Reichenau, ab 1540 übte Radolfzell das Münzrecht selber aus. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung blieben noch der Höllturm und der Pulverturm erhalten. Der ehemalige Stadtgraben wurde in den 1920er Jahren zum Stadtpark umgestaltet und einst wegen seiner Nähe zum Bahnhof als ‚schönster Wartesaal Deutschlands‘ bezeichnet. In der Stadtmitte Radolfzells prägen das Münster ‚Unser Lieben Frau‘, das Österreichische Schlösschen und das Rathaus den zentralen Marktplatz. Das futuristisch anmutende Konzertsegel prägt die Promenade am Bodenseeufer. Hier finden in den Sommermonaten häufig Konzerte statt. Vom Anleger wird ein regelmäßiger Schiffsverkehr auf die Insel Reichenau mit Anschlüssen nach Stein am Rhein, Schaffhausen und Konstanz angeboten. Auf der Halbinsel Mettnau findet der Kurbetrieb der renommierten Herz- und Kreislaufklinik statt. Ein großer Teil der Halbinsel ist jedoch dem Vogelschutz vorbehalten und darf in der Brutzeit nicht betreten werden. Auch der Mindelsee im Norden des Stadtzentrums ist ein bedeutendes unter Naturschutz stehendes Feuchtgebiet für Wasservögel.
Sehenswertes:
Da im Zuge des Eisenbahnbaus während der 1860er Jahre weite Bodenflächen angehoben werden mussten, verschwand auch der untere Teil des Pulverturms im aufgeschütteten Erdreich. So wirkt er heute nicht mehr so stattlich wie noch im Mittelalter. Der Zustand des Stadtgrabens und der Stadtbefestigung ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unverändert erhalten geblieben.
Die übrige Mettnau ist bebaut und wird durch die vier Häuser der Mettnau-Kur genutzt. Diese hat sich auf Herz- und Kreislaufkrankheiten spezialisiert und gehört zu den bedeutendsten Bewegungstherapiezentren in Deutschland. Die Kurverwaltung befindet sich im Scheffelschlösschen, der ehemaligen Villa des Dichters Joseph Victor von Scheffel.
Der Ursprung der Wehranlage liegt im frühen 12. Jahrhundert, als auf einer erhöhten Landzunge ein erster Burgturm entstand. Um das Jahr 1600 errichteten die Herren von Bodman an dieser Stelle einen von Wassergräben umgebenen Schlossbau. Nachdem dieser im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt wurde, baute man ihn Ende des 17. Jahrhunderts wieder neu auf. Bei einem letzten Umbau im Jahre 1834 erhielt das Wasserschloss sein heutiges Aussehen.
Radrouten die durch Radolfzell am Bodensee führen:
Öhningen
hningen ist die größte Gemeinde der im Untersee liegenden Halbinsel Höri. Im Westen grenzt der Ort direkt an die Schweiz. Alle drei Ortsteile, Wangen, Schienen und Öhningen sind staatlich anerkannte Erholungsorte. Die Naturlandschaft Untersee, ein Teil des Bodensees, mit seinen wunderschönen Ufergebieten laden zum Spazierengehen, Radwandern, Schwimmen oder zum Bootfahren ein. Gerade in der Wangener Bucht gibt es ein breites Angebot von Wassersportmöglichkeiten. Sehenswert ist das kleine Fischermuseum in Wangen, das viele Exponate aus den jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen zeigt, die hier am Ufer geborgen werden konnten. Die Ausgrabungsstätten gehören seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Weitere kulturhistorische Sehenswürdigkeiten sind das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift in Öhningen und die romanische Wallfahrtskirche in Schienen. Das Dorf Schienen liegt etwas landeinwärts am Fuße des Schienerberges – einem Paradies für Wanderer und Radsportler mit wunderbaren Ausblicken über den Bodensee und bis in die Schweizer Alpen.
Sehenswertes:
Besonders üppig ausgestattet ist der Konventsaal mit seiner wunderschönen barocken Ausstattung und den Stuckarbeiten aus dem Rokoko. Die ehemalige Klostervogtei dient heute als Rathaus. Die übrigen Konventgebäude werden als Pfarramt, aber auch Künstlerateliers genutzt.
In einem der ältesten Häusern Öhningens befindet sich im Ortsteil Wangen das Museum Fischerhaus. Das Riegelfachwerkhaus wurde 1618 erbaut. Es präsentiert eine umfangreiche Auswahl von Gegenständen, die man bei den seit 1856 stattfindenden Grabungen geborgen hat. Dazu gehören Ton- und Keramikgefässe, Werkzeuge aus Stein, Knochen und Tiergeweihen sowie verschiedene Textilen, die sich im luftabgeschlossenen Raum unter Wasser erhalten haben.
Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt ist die Fossiliensammlung, deren Exponate aus den Öhninger Steinbrüchen stammen. Hier entdeckte man im versteinerten Zustand mehr als 900 urzeitliche Tier- und 450 Pflanzenarten. Das eindrucksvollste Fundstück ist wohl das eines versteinerten Riesensalamanders.
Hinter der Szenerie: Die Sage vom aufrecht schwimmenden Blasius
Als im 16. Jahrhundert die Reformation auch am Bodensee Einzug hielt, zogen auch hier wilde Horden von Ort zu Ort. Sie entfernten aus den Gotteshäusern Bilder und Statuen, da sie diese als Götzenbilder ansahen. Neben dem einzigen Gott sollten keine weiteren Götter, Heilige oder sonstige Figuren angebetet werden. Der Zorn der Anhänger Zwinglis, Calvins und Hus‘ entlud sich gegen die Katholische Kirche im so genannten Bildersturm. Viele Kunstschätze wurden zerstört oder einfach achtlos in den See geschmissen, darunter auch die Statue des hl. Blasius. Aufrecht schwimmend erreichte die Skulptur das Ufer von Kattenhorn – so erzählt es die Sage. Die Dorfbewohner sahen dies als Zeichen des Himmels an und errichteten für diese Statue eine eigene Kapelle, um die Holzfigur anbeten zu können. Der hl. Blasius wurde fortan in Kattenhorn als Schutzpatron verehrt.
Allerdings werden knöchelhohe Wanderschuhe mit gutem Profil empfohlen, denn der Pfad mit seinen Bohlenwegen, seinen engen Stegen und Brücken ist gerade bei nasser Witterung nicht ganz einfach.