Schwäbische Alb-Radweg

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ie Schwäbische Alb ist eine sehr markante, rund 200 km lange Hochebene. Zum überwiegenden Teil liegt sie in Baden-Württemberg. Ausläufer im Nordwesten reichen bis nach Bayern und im Südosten bis in die Schweiz. Im Nordwesten, am sogenannten Albtraum, fällt die Schwäbische Alb sehr steil bis zu 400 Meter ab, während sie zur anderen Seite hin flach ausläuft. Das Mittelgebirge besitzt kaum hervorstechende und ausgeprägte Gipfelberge, die höchsten Erhebungen liegen bei gut 1000 m. Der höchste Berg der Schwäbischen Alb ist der Lemberg mit 1015 m über dem Meeresspiegel.

Im Jahr 2003 wurde die Schwäbische Alb durch die UNESCO als Geo-Park ausgezeichnet. Die Landschaft wird in besonderer Weise von Streuobstwiesen geprägt. Sie bilden mit rund 1,5 Mio. Obstbäumen eine der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften Europas und besitzen eine außerordentliche Sortenvielfalt an Äpfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Im Frühling ist es hier besonders schön, wenn sich die Obstbäume mit ihrer malerischen und überbordenden Blütenpracht präsentieren. Für Radwanderer ist diese Gegend allerdings recht anspruchsvoll. Durch seine ausgeprägte Hügellandschaft ist der Schwäbische Alb-Radweg eher etwas für sportlich ambitionierte Radfahrer. Dafür bietet er neben seiner beeindruckenden Landschaft eine Fülle von unvergleichlichen Ausblicken. Und wo es unbequeme Steigungen gibt, gibt es natürlich auch immer wieder spektakuläre Abfahrten! Insgesamt besitzt die Route rund 3000 Höhenmeter. Der Radfernweg beginnt im bayrischen Städtchen Nördlingen. Die ehemals freie Reichsstadt an der romantischen Straße besitzt eine sehenswerte, kreisrunde Altstadt sowie die einzige vollständig erhaltene und begehbare mittelalterliche Stadtmauer Deutschlands. Zunächst führt die Streckenführung durch das Nördlinger Ries, einem urzeitlichen Meteoritenkrater, bevor es dann über die Hochlagen der Schwäbischen Alb geht.

 

Die gesamte Region bietet zahlreiche geologische Besonderheiten, wie Vulkankrater, Höhlen und Fossilienausgrabungsstätten. Daneben kommt man an zahlreichen sehenswerten Kloster-, Burg- und Schlossanlagen vorbei. Zahlreiche Städte und Orte konnten ihren mittelalterlichen Charme bis in die Neuzeit erhalten. Aalen bietet mit seinem hoch über der Stadt thronenden Schloss Fachsenfeld, einem Schaubergwerk und dem Urweltmuseum eine Reihe von interessanten Sehenswürdigkeiten. Weitere Highlights auf der Route sind Trochtelfingen mit seiner hübschen Altstadt und seinem gräflichen Schloss, Schwäbisch Gmünd, Sigmaringen mit seinem fürstlichem Schloss, Meßkirch sowie Inzighofen mit seiner prächtigen Klosteranlage. Die Tour endet nach 315 Kilometern schließlich in Ludwigshafen am Bodensee.

Das Routenlogo zeigt das typische Piktogramm der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg in grüner Farbe, dass einen weißen Radfahrer sowie die Aufschriften ‚Schwäbische-Alb-Weg‘ sowie ‚www.tourismus.de‘ trägt.


Charakteristik:

Der Schwäbische Alb-Radweg ist mit seinen teils schweren Steigungen eher etwas für Radler mit guter Kondition – oder für E-Biker. Die Angabe der Höhenmeter schwankt je nach Quelle – beidseitig – zwischen 2.700 und 3500 Metern. Insbesondere zwischen dem Nördlinger Ries und Bad Urach sind einige heftige Anstiege zu bewältigen. Aber auch auf der übrigen Strecke gibt es auf dem welligen Gelände immer wieder moderate Steigungen. Die Route ist überwiegend asphaltiert, aber es gibt auch unbefestigte Abschnitte mit Naturbelag. Für den Reiseweg werden ansonsten zumeist verkehrsarme Landstraßen genutzt.

 Ortschaften entlang der Route

Nördlingen / Riesbürg / Bopfingen / Lauchheim / Aalen / Essingen (Württemberg) / Heubach / Schwäbisch Gmünd / Waldstetten (Ostalbkreis) / Lauterstein / Donzdorf / Süßen / Schlat / Eschenbach (Württemberg) / Heiningen (Landkreis Göppingen) / Gammelhausen / Dürnau (Landkreis Göppingen) / Bad Boll / Zell unter Aichelberg / Aichelberg (Landkreis Göppingen) / Holzmaden / Weilheim an der Teck / Neidlingen / Römerstein / Grabenstetten / Hülben / Bad Urach / Münsingen (Württemberg) / Gomadingen / Engstingen / Trochtelfingen / Hettingen / Veringenstadt / Bingen (bei Sigmaringen) / Sigmaringendorf / Sigmaringen / Inzighofen / Meßkirch / Sauldorf / Mühlingen / Stockach / Bodman-Ludwigshafen

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Bodman-Ludwigshafen

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m westlichen Ende des Überlinger Sees liegt die Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen. Sie entstand 1975 aus der Zusammenlegung der beiden zuvor selbstständiger Gemeinden.
Auf der Südseite des Bodenseearms liegt Bodman. Die Gegend war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Die hier gefundenen Pfahlbausiedlungen gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch römische Spuren aus dem 1. Jhd. n. Chr. sind nachweisbar. Im 9. Jhd. stand hier die Kaiserpfalz ‚Potamico‘ der Karolinger, die namensgebend für den Bodensee wurde: aus Potamico wurde Bodman und daraus wurde der Begriff ‚Bodensee‘ abgeleitet. Die Grafenfamilie von Bodman ist seit dem 13. Jhd. hier ansässig. Das Schloss Bodan ist seit 1760 der Stammsitz der Familie, ihre Familiengruft befindet sich in der Kirche St. Peter und Paul. Die oberhalb des Ortes auf einer Kuppe des Bodanrücks liegende Ruine Alt-Bodman ist das Wahrzeichen des Überlinger Sees. Am Ortsausgang Richtung Ludwigshafen befindet sich eine Freilichtausstellung mit zahlreichen Skulpturen des bekannten hier lebenden Bildhauers Peter Lenk.
Am Westufer des Sees liegt Ludwigshafen, das ehemalige Sernatingen. Bereits 1145 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1826 ließ der Großherzog Ludwig von Baden hier einen großen Hafen mit dem Großherzoglich Badischen Hauptzollamt erbauen. Ziel war es, den Güterschiffsverkehr auf dem Bodensee zu fördern und den Ort zu einem wichtigen Umschlagspunkt auszubauen. Doch die aufkommende Eisenbahn machte diese ehrgeizigen Ambitionen zunichte. Das heutige Wahrzeichen des Ortes, das Zollhaus verblieb als stummer Zeuge dieser fehlgeschlagenen Pläne und dient heute als Rathaus sowie als Bürger- und Gästezentrum. Im Zweiten Weltkrieg war Ludwigshafen Ziel mehrerer Luftangriffe, die den Ort schwer beschädigten.
Zwischen den beiden Ortsteilen liegt das Naturschutzgebiet Honsele. Das über 130 ha große Ried ist Brut- und Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten, wie Eisvögel, Zwergtaucher und die Nachtigall.

Sehenswertes:

bodmann_schlossbodmann_side_imgInmitten einer weitläufigen englischen Parkanlage steht das klassizistische Schloss Bodman. Es wurde 1831/32 als Nachfolgebau eines Mitte des 18. Jahrhunderts errichteten Schlosses erbaut. Die Eckrisalite wurden 1907/09 ergänzt. Seit 1760 ist das Schloss der Stammsitz der Grafenfamilie von Bodman, die auch heute noch das Anwesen bewohnt. Aus diesem Grunde kann nur der Schlosspark besichtigt werden.

Nicht weit entfernt steht der alte Schlosstorkel von 1772, der noch bis 1960 zum Pressen der hier angebauten Weinreben genutzt wurde.

Hoch über dem Ort Bodman auf einem Hang des Bodanrücks steht weithin sichtbar die Ruine Alt Bodman. Die über einen Fußweg zu erreichende ehemalige Burg ist das Wahrzeichen des Überlinger Sees. Sie war zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut worden, nachdem die Vorgängerburg auf dem benachbarten Frauenberg niedergebrannt war.  Die neue Burg geriet sehr viel repräsentativer und wehrhafter. Trotzdem wurde sie während des Schwabenkrieges 1499 schwer beschädigt. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde sie 1643 durch die Franzosen schließlich niedergebrannt und danach nicht wieder aufgebaut. Die Grafenfamilie von Bodman ließ sich später im neuen Schloss innerhalb des Ortes nieder. Um 1900 ließ der Graf von und zu Bodman an den einstigen mächtigen Wohnturm eine Aussichtsplattform anbringen. Auch der ehemalige Palas, Teile der Zwinger und der Umfassungsmauern sind noch erstaunlich gut erhalten. Die Ruine wurde inzwischen renoviert und ist heute der Öffentlichkeit zugänglich.

bodmann_hauptzollamt_side_imgDer  Großherzog Ludwig von Baden hatte im 19. Jahrhundert große Pläne mit dem damaligen Ort Sernatingen. Er wollte den Güterschiffsverkehr fördern und ließ deshalb 1826 einen großen Hafen erbauen, den er Ludwigshafen nannte. Dabei entstand das mächtige Hauptzollamt als Warenumschlagplatz und Lagerhalle, das noch heute das Seeufer beherrscht. Wenig später wurde auch der gesamte Ort stolz in ‚Ludwigshafen‘ umbenannt. Allein der Erfolg des Projektes blieb aus, denn der aufkommende Eisenbahnverkehr machte die Wassertransportpläne zunichte und die avisierte Blüte Ludwigshafens fiel damit aus. Das Zollhaus, das heute das Wahrzeichen des Ortes ist und ein alter, gut erhaltener  Holzkran erinnern noch an diese Zeit. Heute befindet sich in dem Gebäude das Rathaus, Tagungs- und Ausstellungsräume sowie das Bürger- und Gästezentrum.

Auf dem Frauenberg über dem Überlinger See steht weithin sichtbar das Kloster Frauenberg. Ursprünglich hatte hier die Burg der Ritter von Bodman gestanden, doch diese war bei einem verheerenden Feuer im Jahre 1307 niedergebrannt. Der Graf hatte den Burgplatz danach dem Zisterzienserkloster Salem überlassen, um auf einer benachbarten Bergkuppe eine neue Burg zu erbauen. Schon 1309 war die neue Kapelle fertig gestellt worden.

Das Klostergebäude ist wohl auf den Grundmauern der alten Burganlage errichtet worden, wurde aber in seiner Geschichte vielfach umgebaut.  Der derzeitige Bau entstand zwischen 1610 und 1613, wobei das heutige Erscheinungsbild wohl dem Aussehen von 1800 entspricht. Nach der Auflösung des Klosters dienten die Gebäude als  Jagdschloss, Jugendherberge und als Puppenmuseum. Erst 1982 zog mit der ‚Communitas Agnus Dei‘ wieder eine katholische Gemeinschaft in das Kloster ein. Die alte Wallfahrtskapelle ist für Besucher zugänglich.

 

Hinter der Szenerie: Der gerettete Stammhalter

Am 16. September des Jahres 1307 ereignete sich auf der Burg der Ritter von Bodman eine grausame und folgenschwere Katastrophe. Die gesamte Familie saß beisammen, während ein furchtbares Unwetter aufzog. Ein Blitz schlug in das Gemäuer ein und die Burg fing Feuer. Die Flammen umschlossen die Gesellschaft und sieben Familienmitglieder sowie drei Bedienstete verloren in der Feuersbrunst ihr Leben. Neben dem Grafen überlebte auch sein einjähriger Sohn, der Stammhalter des Geschlechtes. Die Amme hatte ihn geistesgegenwärtig in einen eisernen Kessel gesetzt und diesen mitsamt dem Knaben den Berghang hinunterrollen lassen. Der Junge blieb tatsächlich unverletzt! An der Stelle, wo der Kessel zu Liegen kam, erinnert noch heute ein Sandsteinobelisk an diese glückliche Fügung. Der Graf überließ den Burgplatz aus Dankbarkeit dem Zisterzienserkloster Salem unter der Bedingung, dort eine Kapelle und ein Priesterhaus zu errichten.

bodmann_st.peterundpaul_side_imgDas älteste Gebäude Bodmans wurde im 15. Jahrhundert erbaut, wobei Mauerteile eines Vorgängerbaus übernommen wurden. Die Kirche besitzt einen seitlichen Kirchturm und im Inneren eine sehenswerte Kassettendecke aus dem 17. Jahrhundert. Zu den wertvollen Kunstschätzen gehören zwei Holztafelgemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert. In der gräflichen Gruftkapelle im hinteren Teil des Gotteshauses wurden die Ritter von Bodman beigesetzt.

Die dem hl. Otmarius geweihte Kirche wurde in den 1960er Jahren neu aufgebaut, nachdem das alte Kirchenschiff wegen Baufälligkeit weitgehend abgetragen wurde. Dennoch stammen einige alte Bauteile noch aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert. Der 52m hohe Kirchturm besitzt einen markanten Treppengiebel und eine hübsche sechseckige Turmspitze. Sehenswert sind der Hochaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert sowie die beiden Seitenaltäre.

bodmann_lenktriptychon_side_imgIn der Bodenseeregion stolpert man häufig über die Werke des bekannten Bildhauers Peter Lenk (*1947), der in Bodman lebt. Mit seinen satirisch-bissigen Arbeiten deutet er auf gesellschaftliche Missstände hin. Zu seinen berühmtesten Werken zählt die ‚Imperia‘ am Konstanzer Hafen und das 10 x 4 m große Relief ‚Ludwigs Erbe‘ neben dem Hauptzollamtes von Ludwigshafen. Das Triptychon aus dem Jahre 2008 ist eine deftige Abrechnung mit der Habgier und dem Egoismus in der heutigen Zeit. Dabei werden auch mehrere deutsche Politgrößen als Global Player dargestellt…

Am Ortsausgang von Bodman in Richtung Ludwigshafen befindet sich eine Freilichtausstellung mit zahlreichen Skulpturen des Künstlers.

Eine wunderschöne kurze Wanderung bietet der Pfad durch den Gießbach-Tobel im Nordosten von Ludwigshafen. Als Tobel wird ein trichterförmiges Tal bezeichnet, das sich zu einem schluchtartigen Ausgang verengt.  Der Schluchtweg, der sich durch den Tobel windet, beginnt an der Straße ‚An der Schnabelburg‘ und dauert ungefähr eine halbe Stunde. Allerdings wird festes Schuhwerk für diese Wanderung empfohlen, denn der geschwungene Waldweg ist schmal und unbefestigt.


Radrouten die durch Bodman-Ludwigshafen führen:

Bodensee Radweg
Schwäbische Alb-Radweg
Hohenzollern-Radweg