Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal

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ls der Dortmund-Ems-Kanal im August 1899 durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet wurde, war die umgangssprachlich ‚DEK‘ genannte Wasserstraße der erste große Binnenschifffahrtskanal Deutschlands. Noch heute gilt der DEK als das Rückrat des deutschen Kanalnetzes. Er verbindet als Handelsweg und Lebensader das östliche Ruhrgebiet mit der Nordsee und besitzt als Teil des deutschen Kanalnetzes direkten Anschluss an den Mittellandkanal, den Rhein-Herne-Kanal, den Wesel-Datteln-Kanal, den Datteln-Hamm-Kanal und den Küstenkanal. Er beginnt im Dortmunder Hafen und führt dann über 225 km durch das Münsterland und das Emsland bis Papenburg. Ab dort wird der DEK, der bereits vorher teilweise mit der Ems identisch ist, als Unterems bezeichnet, ehe die Schifffahrtsstraße bei Emden in den Dollart mündet. Als Radfahrer kann man den Kanal vom Pott bis zur Waterkant auf einem Radfernweg begleiten. Er wurde 1999 zum hundertjährigen Bestehen des Kanals eingerichtet und führt über weite Strecken über die alten Leinpfade direkt am Kanal entlang, besucht aber auch abseits der Wasserstraße idyllische Dörfer und sehenswerte Städte.


Der Radweg ist mit rund 340 km um einiges länger als der Dortmund-Ems-Kanal, denn er folgt hinter Papenburg der Unterems über Leer nach Emden und führt dann durch Ostfriesland bis nach Norden-Norddeich, wo man die Tour mit einer lohnenden Schiffsüberfahrt nach Norderney beenden kann. Der offizielle Beginn ist am Dortmunder Hauptbahnhof, aber man kann die Route natürlich auch genauso gut anders herum fahren. Die vielen Schiffe auf dem Kanal, die Häfen, Schleusen und Wehre machen die Route zu einer faszinierenden und spannenden Reise. Besondere Highlights sind das Schiffshebewerk Henrichenburg und die Meyer-Werft in Papenburg sowie die Fahrradstadt Münster. Als Radler folgt man dem sechseckigen Logo mit dem grünen Fahrrad, das sich unter einem blauen, nicht geschlossenen blauen Kreis mit grünen Speichen befindet. Der Radfernweg wird durch die Emsland-Touristik GmbH betreut.

Hier gehts zum Blog: Dezemberradeln am Kanal


Charakteristik:

Die Radroute Dortmund-Ems-Kanal besitzt keine nennenswerte Steigungen, denn sie folgt dem planen Verlauf des Kanals durch die flachen Landschaften von Münsterland, Emsland und Ostfriesland. Sie verläuft abseits des Autoverkehrs zum großen Teil über die alten, zum Teil unbefestigten Leinpfade direkt am Kanal entlang oder über ruhige Wirtschaftswege, die überwiegend asphaltiert sind. Die Route ist für Familien mit Kindern sowie Radfahrer aller Altersgruppen sehr gut geeignet. Durch den hohen Anteil der Leinenpfade ist das Befahren mit Rennrädern über weite Strecken allerdings weniger empfehlenswert. Durch die enge Anlehnung des Streckenverlaufes an den DEK kann es bei Kanalarbeiten immer wieder zu Umleitungen kommen. Diese sind aber in der Regel vorbildlich ausgeschildert.



Ortschaften entlang der Route

Dortmund / Dortmund-Huckarde / Dortmund-Mengede / Waltrop / Datteln / Olfen / Lüdinghausen / Senden / Münster / Ladbergen / Ibbenbüren / Hörstel / Rheine / Spelle / Emsbüren / Lingen (Ems) / Geeste / Meppen / Haren (Ems) / Lathen / Dörpen / Rhede (Ems) / Papenburg / Weener / Leer / Jemgum / Moormerland / Emden / Hinte / Brookmerland / Hage / Norden

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Dortmund

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ortmund ist die größte Stadt des Ruhrgebietes. Ihre Gründung geht wahrscheinlich noch in die karolingische Zeit zurück. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung hat sich nichts mehr erhalten, nur ein Wehrturm, der Adlerturm wurde rekonstruiert und dient heute als Räumlichkeit für das Stadtmuseum. Bis in das 20. Jahrhundert war Dortmund eine Industriemetropole und wurde geprägt durch Bergbau, Stahl und Bier. Inzwischen hat sich ein Strukturwandel zu einem bedeutenden Dienstleistungs- und Technologiestandort vollzogen. Der Westfalenpark wurde für die erste Bundesgartenschau 1959 geschaffen und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Weitere zwei mal richtete Dortmund die Bundesgartenschau aus. Die Stadt bietet mit dem Museum Ostwall im Dortmunder U, dem Naturkundemuseum und der Deutschen Arbeiterschutzausstellung eine interessante Museumslandschaft. Darüber hinaus haben sich auf dem Dortmunder Stadtgebiet noch eine Reihe von Wasserschlössern und Herrensitzen erhalten. Einige Industriestandorte, wie die Kokerei Hansa oder die Zeche Zollern, sind als begehbare Skulptur bzw. als Industriemuseum zu besichtigen. Wahrzeichen Dortmunds sind die Reinoldikirche, das Dortmunder U, der Florianturm und die Westfalenhalle.

Sehenswertes:

Der Westfalenpark ist ein großer kostenpflichtiger Stadtpark, der 1959 anlässlich der ersten Bundesgartenschau in Dortmund angelegt wurde. Davor hatte sich hier unter anderem eine alte Steinkohlenzeche, eine Mülldeponie sowie der alte Kaiser-Wilhelm-Hain befunden. Der 70 ha große Park ist heute ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet.

Ein Sessellift führt einmal quer und hoch über das Parkgelände. Wer es etwas bodenständiger mag, nimmt die Kleinbahn. Auf mehreren Bühnen werden Konzert- und Theateraufführungen veranstaltet. Besonders reizvoll für Kinder sind das Nostalgische Puppentheater mit seinen hübschen Marionetten und Handpuppen sowie die Polizei-Puppenbühne mit seinen Lehrstücken rund um den Straßenverkehr. Die Seebühne verfügt über eine Kapazität von 2.500 Sitzplätzen. Auf ihr werden vor allem klassische Konzerte dargeboten. Viele Veranstaltungen finden auch unter dem markanten Sonnensegel in der Mitte des Parkes statt.

Das Kindermuseum mondo mio! vermittelt interessante Entdeckungsreisen und wechselnde spannende Ausstellungen für die Kleinen, das Deutsche Kochbuchmuseum widmet sich dem Werk und dem Leben der Kochbuchautorin Henriette Davidis, die von 1856 bis 1876 in Dortmund lebte. In der Galerie Torfhaus werden Ausstellungen bekannter Künstler gezeigt.

Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Rosarium, ein Rosengarten mit mehr als 3000 Rosenarten sowie der Buschmühlenteich, der auch einen Bootsverleih besitzt.

Weitere Freizeitmöglichkeiten sind der große Abenteuerspielplatz und eine Trampolinanlage für Kinder, eine Minigolfanlage, ein Kneipp-Wassertretbecken, ein Bouleplatz und ein Freiluftschachbrett sowie die Sternwarte, bei der während der Dunkelheit Blicke durch ein Teleskop möglich sind.

Die Westfalenhallen sind die großen Messe- und Verantstaltungshallen Dortmunds. Hier finden die besonderen Events, wie Konzerte und Sportveranstaltungen statt. Besonders hervorzuheben ist das 6-Tage-Rennen, welches regelmäßig in der letzten Oktoberwoche stattfindet.

Gleich neben der Westfalenhalle befindet sich das Fußballstadion von Brorussia Dortmund. Bis 2005 hieß es Westfalenstadion, inzwischen wird es aus Werbegründen Signal-Iduna-Park genannt. Das Stadion faßt über 80.000 Zuschauer und gilt mit seiner spezifischen gelben Dachkonstruktion als Wahrzeichen der Stadt. Im nordöstlichen Teil des Stadions befindet sich das Borusseum. Dabei handelt es sich um ein Museum, das alte Relikte aus der Geschichte des Fußballvereins bewahrt und präsentiert.

Der weithin sichtbare Florianturm entstand anlässlich der 1959 erstmals in Dortmund stattfindenden Bundesgartenschau. Mit seiner Höhe von 220 Metern war der im Volksmund nur ‘Florian’ genannte Turm vorübergehend das höchste Gebäude Deutschlands. Heute ist er eines der Wahrzeichen Dortmunds. Auf ungefähr 140 Metern Höhe befindet sich ein Turmrestaurant, welches sich um die Hochachse des Turmes dreht. Über dem Restaurant befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man bei klarem Wetter einen eindrucksvollen Ausblick über das Ruhrgebiet bis ins Sauerland hinein haben kann.

Das Museum Ostwall im Dortmunder U zeigt die Kunst des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Gegründet wurde es 1947 und das vornehmliche Bestreben des Museums war es zunächst, die Werke wiederzuerlangen, die zuvor im Dritten Reich aus den deutschen Sammlungen als entartetete Kunst  entfernten worden waren. So besitzt das Museum heute eine umfangreiche Sammlung der ‘Brücke-Künstler’ und der Künstler des ‘Blauen Reiters’, aber auch von Picasso, Dalí, Paul Klee und Joseph Beuys. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich ‘Informelle Kunst’.

Die ursprünglichen Räumlichkeiten am Ostwall wurden 2009 aufgegeben, seit 2010 befindet sich das Museum im Dortmunder U.

In einem Art-Déco-Bau von 1924, der einst als Städtische Sparkasse errichtet wurde, befindet sich heute das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte. In den Ausstellungsräumen wird die Kulturgeschichte der Stadt Dortmund anhand von Gemälden, Skulpturen, Mobiliar und kunsthandwerklichen Gegenständen verdeutlicht. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich dabei von der Antike bis zur Gegenwart. Im Museum finden auch regelmäßig Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen statt.

Der Adlerturm ist die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Turmes, der einst zur Stadtbefestigung gehörte. Er wurde 1992 über den alten Fundamenten eines ehemaligen Wehrturmes aus dem 14. Jahrhunderts neu errichtetet und misst eine Höhe von 30 Metern. Von der ursprünglichen Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert hat sich ansonsten nichts mehr erhalten. Im Adlerturm befindet sich heute ein Museum mit einer stadtgeschichtlichen Sammlung. Auf sechs Etagen finden sich Ausgrabungsfunde, Gebrauchsgegenstände und alte Waffen. Anhand von Modellen wird das mittelalterliche Aussehen der Stadt Dortmund anschaulich verdeutlicht.

Der Alte Markt ist der zentrale Platz des historischen Dortmund. Im Mittelalter gruppierten sich die Gilde- und Kaufmannshäuser um diesen Platz. Und heute noch befindet sich hier das Stammhaus der Privatbrauerei Dortmunder Kronen und die alte Adler Apotheke. Ansonsten haben die Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg den historischen Platz hinsichtlich seiner Charakteristik stark verändert. Das alte Rathaus, bis zum Krieg das älteste Rathaus Deutschland, wurde nach den Bombentreffern des Krieges nicht wieder aufgebaut. Heute wird der Alte Markt von Cafés und Restaurants geprägt, die bei schönen Wetter den Platz in einen riesigen Biergarten verwandelt.

Verbunden ist der Alte Markt durch eine kleine Gasse mit dem Hansaplatz. Dort befindet sich in der Vorweihnachtszeit, zusammengebaut aus vielen einzelnen Tannenbäumen, der riesige Dortmunder Weihnachtsbaum. Zeitweilig galt dieses Gebilde als der größte Weihnachtsbaum der Welt.

Der Friedensplatz ist der zentrale Veranstaltungsort der Stadt Dortmund. Hier feiert Borussia Dortmund, wenn sie wieder einmal die Deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen haben. In der Mitte befindet sich die Friedenssäule und um den Platz gruppieren sich das Rathaus, das Alte und das Neue Stadthaus, die städtische Dortmund-Agentur sowie die Berswordt-Halle.

Die St.-Reinoldi-Kirche ist eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika in der Innenstadt von Dortmund. Das heutige evangelische Gotteshaus bildet den Mittelpunkt der Stadt und gilt als die älteste noch erhaltene Kirche der Innenstadt. Vor der Reformation war die Reinoldikirche die katholische Hauptpfarrkirche. Das gotische Chor stammt noch aus dem 13. Jahrhundert.

Die Deutsche Arbeitsschutzausstellung DASA versteht sich als Erlebnisausstellung zum Sehen, Hören und Anfassen. Ihr Motto lautet ‘Mensch/Arbeit/Technik’. Auf einer Ausstellungsfläche von über 13.000 m² erwartet den Besucher ein Ausflug in verschiedene Arbeitswelten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung des Arbeitsschutzes gelegt wird.



Radrouten die durch Dortmund führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Emscher-Weg




Dortmund – Huckarde

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uckarde ist ein Stadtbezirk im Nordwesten von Dortmund. Im zunächst eher landwirtschaftlich geprägten Stadtteil vollzog sich im 19. Jahrhundert ein Strukturwandel zum Bergbau, doch inzwischen sind alle Zechen wieder geschlossen. Die Kokerei Hansa ist als begehbare Industrieskulptur eine höchst interessante Sehenswürdigkeit, als Naherholungsgebiet bietet der Revierpark Wischlingen allen Einwohnern Abwechslung und Entspannung vor der eigenen Haustür. In Huckarde beginnt der Dortmund-Ems-Kanal seine Reise Richtung Nordsee und die Emscher durchquert den Stadtbezirk auf ihrem Weg zum Rhein.

Sehenswertes:

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden im Ruhrgebiet insgesamt 17 Kokereien. Dieses waren technische Anlagen, um Kohle unter vollkommenen Luftabschluss und hoher Hitze zu zersetzen. Doch lediglich die Kokerei Hansa ist heute noch erhalten. Sie war zwischen 1928 und 1992 in Betrieb und wird heute als begehbare Großskulptur von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur betreut und erhalten.

Ein Erlebnispfad führt heute durch die düsteren Industrieanlagen und Hallen. Der interessierte Besucher sieht hier die monströsen Maschinen und die riesige Kompressorhalle und vom Kohlenturm hat man einen weiten Ausblick über das Ruhrgebiet.

An der Lindberghstraße gibt es eine Emscherbrücke mit bewegter Vergangenheit. Die durch den Bergbau bedingten ständigen Bergsenkungen führten dazu, dass der Fluss an dieser Stelle einen immer höheren Wasserspiegel bekam. Die Brückenhöhe reichte immer wieder nicht mehr aus und so wurden zwischen 1920 und 1981 an dieser Position insgesamt fünf Brücken gebaut, um die Landschaftsänderung auszugleichen.

Das ehemaligen Emscherpumpwerk in Dortmund-Huckarde war 1926 und 1980 in Betrieb und sorgte für die Entwässerung des gesamten Ortsteils. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten  Künstlerateliers.

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden im Ruhrgebiet eine Reihe von Naherholungsgebieten für die hier arbeitende Bevölkerung. Sie wurden Revierparks genannt und sollten verschiedene Erholungsmöglichkeiten bieten. Der 39 ha große Revierpark Wischlingen liegt mit seinem kleinen Natursee im Stadtteil Huckarde. Das Rittergut Haus Wischlingen wurde in den Revierpark integriert, in dem sich auch eine Minigolfanlage, Tennisplätze und ein Waldseilgarten befindet. Darüber hinaus wurde hier ein Solebad mit einer ausgedehnten Saunalandschaft erbaut.

Das 72 ha große Naturschutzgebiet Hallerei liegt nordwestlich der Dortmunder Innenstadt und grenzt an den Revierpark Wischlingen. Der See entstand durch Bergsenkungen, die sich mit Grundwasser füllten. So wurde das Areal zu einem bedeutenden Refugium für zahlreiche Wasservögel, Amphibien und für verschiedene Schmetterlingsarten. Hier befindet sich auch eine große Lachmöwenkolonie.

Haus Wischlingen war einmal ein Rittersitz, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückgehen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg bereits 1284. Leider blieb nur die Fachwerkkapelle von 1783 erhalten. 1972 kaufte die Stadt Dortmund das Anwesen und integrierte es in den neu entstehenden Revierpark Wischlingen. In der Kapelle werden noch heute Trauungen durchgeführt.

Die Zeche Hansa ist ein Steinkohlebergwerk in Dortmund-Huckade. Es wurde 1855 eröffnet und bildete seit 1928 mit der benachbarten Kokerei Hansa einen Verbund. In den Jahren 1940 und 1944 kam es zu zwei verheerenden Schlagwetterexplosionen, bei denen 52 bzw. 95 Kumpel ihr Leben verloren. Die vorgesehene Schließung verzögerte sich immer wieder, doch 1980 wurde die Zeche endgültig stillgelegt. Die über Tage liegenden Anlagen wurden weitgehend abgerissen. Zwei Schächte blieben erhalten, sie dienen der zentralen Wasserhaltung der RAG. Das Fördergerüst über Schacht 3 stammt noch aus dem Jahre 1930, ein Fördermaschinenhaus stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein altes Werkstattgebäude, Alte Schmiede’ genannt, stammt noch von 1905 und dient heute als Veranstaltungsort.

Das 22 ha große Gelände der ehemaligen Zeche Hardenberg befindet sich direkt neben dem Hardenberghafen. Dieser ermöglichte damals einen direkten Anschluß an den Dortmund-Ems-Kanal.

Die Zeche wurde 1875 gegründet und 1876 wurde mit der Förderung von Steinkohle begonnen. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts brachte man es auf eine jährliche Förderung von 1,5T. Fast 3000 Mitarbeiter waren zu dieser Zeit auf der Zeche beschäftigt. Damals gehörte die Zeche zum Bergwerk Vereinigte Stein und Hardenberg. Mit einer Gesamtfördermenge von 3,7T war es damals das größte Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet.

Der klobige Malakow-Turm, der Schachtturm des ersten getäuften Schachtes, entstand im Jahre 1874 und blieb als einziges sichtbares Relikt der ehemaligen Zeche bis heute erhalten. Der Betrieb der Zeche wurde 1960 eingestellt, das Gelände diente noch lange Zeit als Zentralwerkstatt der Ruhrkohle AG.

Der Fredenbaumpark ist mit 63 ha eine große Parkanlage im Dortmunder Norden und gilt als die  ‘grüne Lunge’ der Revierstadt. Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit der Gestaltung der Parklandschaft. Das Naherholungsgebiet bietet mit einer Minigolfanlage, einem Rosengarten, einem Bootsverleih, Plätzen für Beachvolleyball, Tischtennis, Boule und zum Grillen verschiedene Freizeitmöglichkeiten. Für Kinder gibt es einen Abenteuer- und Bauspielplatz sowie der Erlebniswelt Fredenbaum mit dem Big Tipi, dem größten Indianerzelt der Welt.

Der Hardenberghafen befindet sich im Stadtteil Lindenhorst, östlich des hier beginnenden Dortmund-Ems-Kanals. Er ist heute Dortmunds Hauptumschlagort für Massengüter. Früher wurde der 1898 gebaute Hafen als Erzhafen genutzt, als die Zeche Fürst Hardenberg über den Hafen Anschluß an den Dortmund-Ems-Kanal erhielt. 1913/14 wurde der Hafen um ein weiteres Becken, den Industriehafen, erweitert.

Das Museum für Naturkunde im Dortmunder Norden gibt Einblicke in die faszinierende Entwicklung und Vielfalt der Natur. Hier wird die Menschheitsgeschichte beschrieben und eine Antwort auf die Frage gegeben, wann und warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Modelle veranschaulichen die ungeheure Größe der Saurier. In einem Schaubergwerk kann man die unter der Erde vorkommenden Mineralien und Kristalle bestaunen. Ein weiterer Themenkomplex behandelt die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Als Europas größter Kanalhafen hat der Dortmunder Hafen sich seit Mitte der 20er Jahre im Aufbau kaum mehr geändert. Ursprünglich wurde hauptsächlich Eisenerz für die Dortmunder Stahlwerke importiert sowie Kohle aus den umliegenden Bergwerken exportiert. Heute hat sich der Hafen zu einem Massenumschlagplatz gewandelt und nach der Schließung fast aller Zechen wird Kohle inzwischen fast ausschließlich importiert.

Der Dortmunder Hafen bildet den Endpunkt des Dortmund-Ems-Kanals. Er wurde 1899 nach vierjähriger Bauzeit durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht und besaß zunächst fünf Hafenbecken. In den folgenden Jahren kamen, inklusive des vorgelagerten Hardenberghafens, noch drei Becken hinzu. Dortmund sollte nicht nur einen direkten Wasserweg zur Nordsee erhalten, sondern auch Teil eines größeren Kanalnetzes werden. Bei der Planung des DEK sollte die größte Stadt des Ruhrgebietes mit dem Rhein, der Weser und der Elbe verbunden werden.

Gleich am damaligen Anfang des Hafens steht das Hafenamt. Das stolze Gebäude wurde 1899 in Anlehnung an die niederländische Architektur des 17. Jahrhunderts errichtet und sollte den Schiffen schon von weitem die Einfahrt in den Hafen signalisieren. Noch bis 1962 diente der Backsteinbau mit dem fünfstöckigen Mittelturm der Hafenverwaltung. Heute beherbergt es die Wasserschutzpolizei und besitzt mit dem original eingerichteten Kaiserzimmer auch ein offizielles Trauzimmer. Darüber hinaus wird hier die ‚Ständige Ausstellung zu Schifffahrt und Hafen‘ präsentiert.



Radrouten die durch Dortmund-Huckarde führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Emscher-Weg
Route der Industriekultur per Rad




Dortmund – Mengede

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engede ist ein Stadtbezirk Dortmunds im äußersten Nordwesten. Erste Besiedlungen werden auf die Zeit der Kelten um 500 – 200 v. Chr geschätzt. Der Bezirk wurde stark vom Bergbau geprägt, aber mittlerweile sind alle Zechen geschlossen. Als Denkmäler der Industriekultur erinnern sie an eine bewegte Vergangenheit. Mit dem Schloss Bodelschwingh und dem Schloss Westhusen gibt es hier noch zwei gut erhaltene Wasserschlösser, die allerdings von Innen nicht zu besichtigen sind.

Sehenswertes:

Der Volksgarten Mengede wurde ursprünglich um 1912 als Wildpark angelegt. Im Stile eines englischen Landschaftsparks wurde in den folgenden Jahren Spiel- und Sportflächen angelegt. Bis heute hat sich dieser Charakter weitgehend erhalten. Direkt am Park liegt das traditionsreiche Restaurant Volksgarten Mengede.

Die Zeche Adolf von Hansemann ist eine ehemaliges Steinkohlebergwerk im Dortmunder Stadtteil Mengede und war von 1896 bis 1963 in Betrieb. Die Kohleförderung wurde im Verbund mit der Zeche Hansa noch bis 1967 weiter betrieben. Einige der Tagesanlagen der Zeche, wie die Kaue, die Maschinenhäuser von Schacht 1 und 2, das Magazin und das Torhaus blieben erhalten und sind heute von außen frei zugänglich. Die Zechengebäude sind heute alle denkmalgeschützt. Insbesondere die Kaue ist architektonisch interessant. Der wuchtige Komplex wurde im Stile des Historismus mit rotem Backstein errichtet und soll im Aussehen an eine Burg mit Zinnen und Türmchen erinnern.

Die ehemalige Zeche Westhausen in Dortmund-Bodelschwingh wurde 1872 in Betrieb genommen. Im Verhältnis zu den Nachbarzechen war die Zeche Westhausen ein kleines Bergwerk. Bis heute blieb der Malakowturm von 1873 über dem Schacht 1 erhalten, die Lohnhalle brannte 1992 nieder und wurde daraufhin abgebrochen.

Haus Bodelschwingh im gleichnamigen Dortmunder Stadtteil ist ein imposantes Wasserschloss, dessen Ursprünge bis in das 13. Jahrhundert zurück gehen. Erbaut wurde es durch die Familie von Bodelschwingh, und bis heute verblieb das Anwesen im Familienbesitz. Schloss Bodelschwingh ist eine typische Anlage des Zwei-Insel-Typs. Das Herrenhaus liegt eingebettet in einem großen See. Die viel größere Vorburg mit ihren Wirtschaftsgebäuden liegt auf einer separaten Insel dem Herrenhaus vorgelagert und ist mit der Hauptinsel über eine Brücke verbunden.

Das Schloss Westhusen ist ein hübsches Wasserschloss im Dortmunder Stadtteil Westerfilde. Es wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch die Familie von Bodelschwingh erbaut, wechselte im Laufe der Jahrhunderte aber häufig den Besitzer. Das heutige Erscheinungsbild erhielt das Anwesen durch einen größeren Umbau im 19. Jahrhundert. Dem zweigeschossigen Herrenhaus mit dem markanten Stufengiebel steht ein achteckiger Turm vor. Vorgelagert befinden sich zwei lang gestreckte ehemalige Wirtschaftsgebäude. Schloss Westhusen dient heute als Seniorenresidenz.

Vom ehemaligen mächtigen Rittersitz Haus Mengede blieb nicht mehr viel erhalten. Lediglich einige Reste der Grundmauern sind heute noch in einem kleinen Park zu besichtigen.

Im 13. Jahrhundert war Haus Mengede als Wasserburg des Zwei-Insel-Typs mit Vor- und Hauptburg  entstanden. 1723 wurde die Anlage geschleift, im 20. Jahrhundert schließlich wurden zunächst die Gräften zugeschüttet und später die restlichen Mauern der Ruine abgebrochen. Die noch verbliebenen Grundmauern sind heute als Bodendenkmal geschützt.



Radrouten die durch Dortmund-Mengede führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Emscher-Weg
Route der Industriekultur per Rad




Waltrop

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m nördliche Rand des Ruhrgebietes liegt die Stadt Waltrop. Germanische Stämme haben hier bereits im 8. Jahrhundert v. Chr gesiedelt, die Bauernschaft ‘Elmenhorst’ wurde hier durch Karl den Großen gegründet. Der Name Waltrop entwickelte sich erst später aus ‘Walthorpe’, dem Dorf im Walde. 1939 wurden Waltrop die Stadtrechte verliehen. Die ‘Wohnstadt im Grünen’, wie sie sich gerne selber nennt, wird durchzogen von Lippe und Emscher sowie dem Dortmund-Ems-Kanal, dem Datteln-Hamm-Kanal und dem Rhein-Herne-Kanal. Der Schleusenpark Waltrop mit dem historischen Schiffshebewerk Henrichenburg ist die interessanteste und sehenswerteste Attraktion des Ortes.

Sehenswertes:

Ein Düker ist ein Bauwerk, bei dem ein Bach- oder Flusslauf mittels einer unter Druck stehenden Rohrleitung einen anderen Fluss, Kanal oder auch Gebäude unterfließt. In Henrichenburg befindet sich ein gutes Beispiel für ein solches Bauwerk, der Emscher-Düker. Hier wird die noch recht kleine Emscher unter dem Rhein-Herne-Kanal hergeleitet und kreuzt diesen damit. Der Düker wurde 1910 erbaut und ist das größte Bauwerk dieser Art an diesem Flusslauf.

Der Schleusenpark Waltrop mit dem alten Schiffshebewerk Henrichenburg ist eine technische Meisterleistung seiner Zeit und eine besondere Attraktion der Wasserstraßen Nordrhein-Westfalens. Das Schiffshebewerk befindet sich an der Kanalgabelung von Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal und wurde 1899 von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Bis 1969 blieb es in Betrieb. Mittels fünf großer zylindrischer Schwimmer wurde der damals in der Größe genormte Dortmund-Ems-Kanal-Kahn um 14 m gehoben bzw. gesenkt. Heute kann die alte Eisenfachwerkkonstruktion mit seinen Betriebsanlagen als Museum besichtigt werden. Im oberen Kanalteil liegen noch eine stattliche Anzahl von historischen Schiffen, von Polizei-Feuerlöschboot über Schlepper bis zum motorlosen Lastenkahn. Sehenswert ist auch die historische Hubbrücke von 1897. Im Unterwasser kann man das Motorgüterschiff ‘Franz-Christian’ besichtigen. Im Laderaum des 1929 gebauten Kahnes wird eine Ausstellung über das Arbeitsleben auf dem Schiff und seine Fahrten gezeigt.

Zum Schleusenpark Waltrop gehört auch das neue Schiffshebewerk. Dieses war von 1962 bis 2005 in Betrieb. Die alte Schachtschleuse von 1914 liegt heute trocken und kann der Länge nach durchquert werden. Die neue Schleuse ist seit 1989 in Betrieb und wickelt mittlerweile den gesamten Schiffsverkehr an dieser Stelle ab.

Die Zeche Waltrop war ein Steinkohlebergwerk nahe der Stadt Waltrop. Die Kohleförderung begann 1905, 1979 wurde das Bergwerk wieder stillgelegt. Zwischenzeitlich arbeiteten im Jahre 1957 hier über 2800 Mitarbeier, die höchste Jahresförderung wurde 1974 mit 1,13 Mio T erreicht.

Neun der ursprünglich elf Backsteingebäude der Tagesanlagen blieben erhalten und stehen heute unter Denkmalsschutz. Die im Stile des Historismus gestalteten Gebäude bilden nach der Zeche Zollverein in Essen den größten zusammenhängenden Hallenkomplex im Ruhrgebiet. Die Zeche wurde nach der Sanierung zum Gewerbepark umfunktioniert. Im Fördermaschinenhaus befinden sich heute Ausstellungsräume, die Kaue beherbergt das Warenhaus Manufactum.

Der Riphaushof ist eine jahrhunderte alte Hofanlage und war lange Zeit im Besitz der Familie Riphaus. Der heutige Gutshof stammt aus dem Jahre 1904 und seit 1996 ist das Haus als Heimatmuseum eingerichtet. Schwerpunkte der geschichtlichen Präsentation sind Landwirtschaft, Handwerk und Bergbau.

Mitten im historischen Ortskern der Stadt Waltrop befindet sich die katholische Pfarrkirche St. Peter. Der ursprünglich romanische Bau wird auf das 9./10. Jahrhundert geschätzt, eine erste urkundliche Erwähnung findet sich im 11. Jahrhundert. Um das Jahr 1500 wurde die Pfarrkirche zu einer großen dreischiffigen Hallenkirche im gotischen Stil umgebaut. Der heutige Kirchturm misst eine Höhe von ungefähr 40 m. Der romanische Taufstein aus dem 12. Jahrhundert ist der älteste im Vest Recklinghausen.

Um die alte Kirche herum hat sich ein Ensemble alter Fachwerkhäuschen erhalten. Das älteste ist der so genannte ‘Tempel von Waltrop’, ein spätgotisches Gebäude, das auf 1499 datiert wird und damit das älteste profane Haus in Waltrop ist.

Das einstige Schloss, das auch Haus Wilbring genannt wird, geht auf eine Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert zurück. Die heutige Anlage besteht aus einer bewohnten Vorburg und einer verfallenen Hauptburg. Beide Schlossteile stehen auf getrennten Inseln, die durch eine Brücke verbunden sind. Das Haupthaus entstand 1609 und wurde 1718 sowie 1866 umgebaut, blieb aber zuletzt unbewohnt. Der begonnene Abriss wurde 1918 eingestellt. Seitdem verfällt das Gebäude. Die Vorburg entstammt im Kern dem 18. Jahrhundert und wird heute landwirtschaftlich und als Reiterhof genutzt.



Radrouten die durch Waltrop führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Emscher-Weg
Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
Route der Industriekultur per Rad




Datteln

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atteln liegt am nördlichen Rand des Ruhrgebietes, wo dieses in die grüne Wiesenlandschaft des Münsterlandes übergeht. Im Nordwesten befindet sich der Naturpark Hohe Mark mit der Haard. einem ausgedehnten Waldgebiet. Die Stadt besitzt den größten Kanalknotenpunkt der Welt. Hier treffen am Stadthafen der Datteln-Hamm-Kanal, Wesel-Datteln-Kanal, Rhein-Herne-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal mit seiner Alten und seiner Neuen Fahrt aufeinander und bilden eine einzigartige Wasserstraßen-Konstellation. Durch den Ausbau der Leinpfade kann man an fast allen Kanalufern spazieren gehen und Rad fahren.
Erstmals 1147 erwähnt, entwickelte sich Datteln im Mittelalter  zu einem der größten Kirchspiele des Vests Recklinghausen. Teile der St. Amansuskirche stammen noch aus dem 13. Jahrhundert. Mit dem Schacht ‚An der Haard I’ wurde im Jahr 2001 die letzte Zeche in Datteln stillgelegt.

Sehenswertes:

Das Kanalkreuz Datteln, auch Dattelner Meer oder Wasserstraßenkreuz Datteln genannt, ist der größte Kanalknotenpunkt der Welt. Hier treffen Datteln-Hamm-Kanal, Wesel-Datteln-Kanal, Rhein-Herne-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal aufeinander. Als erstes wurde 1899 der Dortmund-Ems-Kanal, damals noch auf seiner Ersten oder auch Alten Fahrt, eröffnet. Am Abzweig zum Wesel-Datteln-Kanal wurde später die Zweite oder auch Neue Fahrt errichtet. Der Wesel-Datteln-Kanal kam 1930 als letzter Kanal hinzu. Alle Wasserstraßen gruppieren sich um den Dattelner Hafen herum, der heute allerdings nicht mehr als Umschlagshafen, sondern nur noch als Anlegestelle für Sportboote sowie der Boote der Marinekameradschaft und des Reservistenvereins dient. Insgesamt umfassen die Wasserstraßen in Datteln eine Länge von 17 Kilometern. Die alten Leinpfade sind heute gut ausgebaut und dienen so der Naherholung, für Spaziergänger und natürlich für Radfahrer.

Die Stadt Datteln wird geprägt durch die St. Amaduskirche. Der Turm des Gotteshauses entstammt noch dem 13. Jahrhundert. Die restliche Bausubstanz ist aber jüngeren Datums, da die Kirche während des Zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört wurde.

Der erste Vorgängerbau an diesem Ort war vermutlich eine Holzkirche, die bereits im 9. Jahrhundert errichtet wurde. Als besonders sehenswert gilt das romanische Amanduskreuz, ein 1m hohes Kruzifix aus Eichenholz, welches auf das 12. Jahrhundert datiert wird. An ihm hängt ein über den Tod triumphierender Christus.

Im Dorfschultenhof, einem fast zweihundert Jahre alten Fachwerkgebäude, das früher als Bauerhof diente und in der Form eines dreischiffigen, westfälischen Hallenhauses errichtet wurde, befindet sich seit 1936 ein städtische Museum. Es beheimatet eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte der Stadt sowie das frei zugängliche Stadtarchiv. Sammlungsschwerpunkte sind frühgeschichtliche Funde aus Stein-, Bronze und Eisenzeit, die Geschichte Dattelns vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, die Kirchengeschichte sowie die Entwicklung von Handel und Handwerk.

Das Museum beherbergt die ältesten Gussstahlglocken Deutschlands. Im alten Backhaus neben dem Museum wird mehrmals im Jahr zu besonderen Anlässen Steinofenbrot gebacken.

Das Rathaus von Datteln ist ein imposantes Bauwerk, das sich etwas abseits der Stadt befindet. Durch den enormen Bevölkerungszuwachs, der im Zuge der Industrialisierung Anfangs des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen war, wurde ein größeres Amtshaus notwendig. Es entstand in den Jahren 1912/13.

Um das Rathaus herum wurde der ‚Dattelner Baumpfad’ angelegt. Dessen außergewöhnlichstes Gehölz ist ein Urweltmammutbaum, der einen Stammdurchmesser von bis zu 2 Metern und eine Höhe von bis zu 50 Metern erreichen kann. Der Baum gilt heute als lebendes Fossil.

Das Haus Vogelsang ist eine mittelalterliche Wasserburganlage im Stadtteil Ahsen unweit der Lippe. Die heute nicht mehr erhaltene Hauptburg wurde auf einem künstlichen Erdhügel, einer so genannten Motte errichtet und war lange Zeit im Besitz der Herren von Trickel. Heute ist nur noch ein Gebäude der Vorburg aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Der zweigeschossige Bau aus der Barockzeit besitzt einen auffälligen quadratischen Eckturm mit einer geschweiften Haube.



Radrouten die durch Datteln führen:

Radroute Dormund-Ems Kanal
Römer-Lippe Route
Rundkurs Ruhrgebiet




Olfen

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lfen liegt im südlichen Münsterland nördlich der Lippe an der Stever und wurde 889 erstmals als Besitzung von Wolfhelm, damaliger Bischof von Münster, erwähnt. Beim ‚Großen Brand von Olfen’ wurde 1857 ein großer Teil des Ortes zerstört. Die gemütliche Kleinstadt gerät einmal im Jahr zur Karnevalszeit in den Ausnahmezustand. Unweit der St.-Vitus-Kirche erinnert der KITT-Brunnen an die lange Karneval-Tradition. Dieser besitzt eine eingebaute Bierzapfanlage, und so wird jedes Jahr zum Karneval die Wasseranlage in einen Bierbrunnen umfunktioniert. Am Nelkendienstag findet mit dem großen Umzug der Höhepunkt des närrischen Treibens statt, der alljährlich von Tausenden am Straßenrand verfolgt wird. Im Ortsteil Vinnum befindet sich mit dem Schloss Sandfort eine sehenswerte Schlossanlage, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und später im barocken Stil umgestaltet wurde.

Sehenswertes:

Das Schloss Sandfort liegt in einem idyllischen Waldstück auf halbem Wege zwischen Selm und Olfen. Es ist bemerkenswert gut erhalten und gliedert sich typisch münsterländisch in eine Vorburg mit Innenhof, Stallungen und Werkstatt, sowie einer Oberburg, die privat als Wohnung von der Familie Hagen-Plettenberg genutzt wird. Außerdem befindet sich hier die Verwaltung mit einigen Büros. Eine Zufahrt führt axial an den Gebäuden der Vorburg vorbei auf das Hauptportal zu, dass sich im untersten Stockwerk eines mächtigen viereckigen Turmes befindet, der die ganze Anlage beherrscht. Er steht direkt im Wasser der das Schloss umfließenden Gräfte, besitzt ohne Keller vier Stockwerke sowie eine geschwungene welsche Haube. Das Herrenhaus, wie auch der Turm wurde zunächst im Stil der Renaissance mit Ziegelsteinen und Sandsteingliederung erbaut, später im barocken Sinne umgestaltet. Eine Besonderheit auf der Vorburg ist das Brauhaus, welches im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut wurde und somit den ältesten Gebäudeteil der Schlossanlage darstellt. Zu dieser Zeit besaß Sandfort das örtliche Bierbraumonopol. Das Brauhaus befindet sich auf der rechten Seite der Zufahrt, hinter den Stallungen an der Gräfte zur Oberburg. Dem gegenüber befindet sich das ehemalige Herrenhaus, welches kurze Zeit später entstanden sein muss und das nicht abgerissen wurde, als Anfang des 17. Jahrhunderts die neue Oberburg errichtet wurde. Das alte Herrenhaus liegt direkt an der Gräfte und besitzt zwei runde Ecktürme mit Kegelhauben, welche wie der Rest des Brauhauses aus Backsteinen besteht. Schmale, hochgezogene Schießscharten deuten auf die Wehrhaftigkeit des Schlosses hin. Hier befand sich bis ins vorletzte Jahrhundert die Hauptzufahrt über eine Zugbrücke. Schloss Sandfort ist heute die Deckstation des Westfälischen Landesgestüts Warendorf Die Vorburg darf ausdrücklich kurz betreten werden, die bewohnte Oberburg dagegen nicht. Aber es führen Wege nahezu um das ganze Schloss herum, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann.

 

Geschichtlicher Ablauf

1290

Erstmalige Erwähnung eines Wasserschlosses, das im Besitz derer von Mecheln war und sich in unmittelbarer Umgebung der nicht mehr erhaltenen Burgen Rauschenberg, Rechede, Füchteln und Olfen befand.

16. Jhd.

Bau des Brauhauses auf der linken Seite der Vorburg, kurze Zeit später wird das alte Herrenhaus erbaut.

17. Jhd.

Anfang des Jahrhunderts endstand der mächtige, viereckige Turm des Herrenhauses, wahrscheinlich durch Melchior van Friedrich, einem holländischen Baumeister.

1695

Umbau des Herrenhauses im barocken Stil. Als Untergrund sich eicherne Pfosten neu in das Sumpfgelände geschlagen worden, da die alten langsam nachgegeben hatten.

1711

Erweiterung der Befestigungsanlagen sowie des Brückenturmes.

1719

Die Familie von Bodelschwingh-Plettenberg erwarb das Schloss.

1834

Umbau der Vorburg und Errichtung der Wirtschaftsgebäude.

1841

Der baufällig gewordene Turm wird restauriert und umgebaut.

1853

Abbau der Zugbrücke und Umgestaltung der Hauptzufahrt. Sie verläuft seitdem über eine Brücke axial auf das Hauptportal zu. Besitzer war zu diesem Zeitpunkt der Graf von Wedel.

1870

Gründung eines Holzpfahlrostes und Bau eines Gewächshauses auf dem Rost.

1912

Nach dem Abriss des Gewächshauses Anbau eines Küchentraktes mit Nebenräumen auf dem sanierten Holzpfahlrost.

1976

Da der Küchenanbau das harmonische Gesamtbild der Oberburg störte, ließ ihn der Graf von Hagen-Plettenberg wieder abreißen und stellte so den ursprünglichen Bauzustand wieder her.

Südlich von Olfen im Dorf Sülsen befindet sich die Ruine Rauschenberg. Von der einstigen stolzen Wasserburg sieht man heute nur noch die Reste der im 19. Jahrhundert verfallenen Wehranlage sowie Teile der Gräfte. Die 1326 erstmals erwähnte Rauschenburg diente der Sicherung der Lippe als Grenzfluss.

Die mächtige Pfarrkirche St.Vitus ist das Wahrzeichen von Olfen. Schon von weitem kann man ihren stolzen Kirchturm erblicken. Das Gotteshaus wurde 1888 an der Stelle einer Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert erbaut. Auf dem Kirchplatz befindet sich das Denkmal von Wolfhelm. Dieser war Bischof von Münster im ausgehenden 9. Jahrhundert und besaß umfangreiche Besitztümer in dieser Gegend, die er alle dem Kloster Werden schenkte. Aus dem Namen ‚Wolfhelm’ entwickelte sich der Name der Stadt ‚Olfen’.

Östlich von Olfen in der Siedlung Benthof befindet sich mit der Recheder Mühle ein weiteres historisches Mühlengebäude auf dem Stadtgebiet. Wie die Füchtelner Mühle gehörte auch die Recheder Mühle zu einem Adelssitz, der jedoch nicht mehr erhalten ist. Haus Rechede diente ursprünglich dem Fürstbischof von Münster, die Südgrenze seiner Herrschaft sichern zu lassen. Das Mühlengebäude aus dem 17. Jahrhundert liegt direkt an der Stever, wird aber nur noch als Wohngebäude genutzt.

Haus Füchteln war im Mittelalter Stammsitz der Ritter von Kukelshem. Zu diesem Rittergut gehörte auch eine Mühle, die Anfang des 14. Jahrhunderts an der Stever errichtet wurde. Der heute erhaltene Mühlenbau stammt aus dem Jahre 1665. Im 19. Jahrhundert nutzte man die Mühle auch als Sägemühle, und aus dem benachbarten Gutshof wurde ein Gasthof und daraus ein Restaurant, welches bis heute besteht. Aus den beiden historischen Mühlengebäuden entstand eine Wohnhaus sowie ein Wasserkraftwerk.

Bei der Steveraue Olfen handelt es sich um eine 80 ha große renaturierte Auenlandschaft nördlich von Olfen. Die Stadt hatte einige zusammenhängende Flächen am Südufer der Stever erworben und naturnah zurückgebaut. Vorher waren diese landwirtschaftlich genutzt worden. Weitere Flächen sollen noch dazukommen. Heute ist die Steveraue ein stadtnahes Erholungsgebiet, das zum Spatzieren gehen einlädt. Die regionalen Radwanderwege ‚Steveraue Olfen’ und ‚…rund um Olfen’ führen durch das reizvolle Gebiet. Heckrinder, Wildesel und Koniks weiden hier in aller Ruhe und man kann Storche in ihren Nestern beobachten. Aussichtsplattformen bieten einen erhöhten Blick über die Auenlandschaft und Schautafeln erklären Details zu dem Projekt.

Zwischen Datteln und dem alten Hafenbecken von Olfen befindet sich die ‚Alte Fahrt’ des Dortmund-Ems-Kanals. Nördlich von Olfen wurde dieser teilweise abgetragen, kann aber auf der verbliebenen Seite weiterhin als Fuß- und Radweg genutzt werden. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Steverauenlandschaft. Vier historische Brücken haben sich noch erhalten: Die 1895 fertig gestellte ‚Kanalbrücke Alte Fahrt’ führt 18 m hoch über die Lippe. Drei Sandsteinbögen tragen auf einer Länge von 70 Metern den alten Kanal über den Fluss. Die ‚Schiefe Brücke’ führt im Stadtgebiet von Olfen die Oststraße unter der Alten Fahrt hindurch. Die 1894 bis 1897 gebaute Brücke bekam ihren Namen durch den flachen Einfahrtswinkel von nur 60° zu dem Kanalverlauf, der heute allerdings kein Wasser mehr führt. Auch im Bereich der ‚Kanalbrücke über die Stever’ befindet sich kein Wasser mehr im alten Brückentrog. Auch diese historische Brücke wurde 1894 aus Ruhrsandstein errichtet. Eine vierte Brücke führt nordöstlich von Datteln über die Pelkumer Strasse.



Radrouten die durch Olfen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Römer-Lippe-Route
Burg- und Schloss-Tour
Hohe Mark Route




Lüdinghausen

L
üdinghausen, die Drei-Burgen-Stadt an der Stever, wurde erstmals im Jahre 800 urkundlich erwähnt, als ein gewisser Snelhard seinen Hof an den Missionar Liudger verschenkte, dem späteren ersten Bischof von Münster. Der Geschichte Lüdinghausens wird geprägt durch einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen den Raubrittern von Lüdinghausen und Lüdinghausen-Wolff einerseits und dem Bistum von Münster andererseits, das vor den Toren der Stadt mit der Burg Vischering eine Art Polizeistation errichten ließ. Ausgehend von dieser Burg wurden die Raubritterburgen Lüdinghausen und Wolfsberg mehrfach vernichtet. Mit der Burg Vischering besitzt Lüdinghausen heute eine der best erhaltendsten spätmittelalterlichen Ringmantelwasserburgen. Die Außenanlagen dieses verträumten Kleinods sind frei zugänglich, das historische Gebäude beherbergt heute das Münsterlandmuseum. In Fußwegentfernung befindet sich die Burg Lüdinghausen, von der Burg Wolfsberg ist nur noch der Mittelflügel erhalten. Der 1975 eingemeindeten Stadtteil Seppenrade ist als das Rosendorf bekannt geworden. In einer fast 20.000 m² große Parkanlage blühen 24.000 Rosen in etwa 600 Arten. Diese Blütenpracht lockt von Mai bis Oktober tausende von Besuchern an.

Sehenswertes:

Die Burg Vischering gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Wasserburgen. Sie ist besonders gut erhalten und wurde in ihrer Geschichte nur wenig verändert. Die Erbauer plante sie im 13. Jahrhundert als Mantelburg auf ovalem Grundriss. Im 16. Jahrhundert wandelte sie sich nach einem verheerenden brand von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Heute gilt die Ringmantelburg als gutes Beispiel für eine mittelalterliche Wehranlage. Die Wasserburg gleicht architektonisch in ihrem Aufbau einer mittelalterlichen Höhenburg. Die Anlage gliedert sich in Vorwerk, Bollwerk, Vor- und Hauptburg. Die Renaissance-Auslucht, die sich an den Südzwischenflügel anschliesst, will so gar nicht in das trutzige Bild der mittelalterlichen Wasserburg passen. Zwischen 1617 und 1622 errichtet, stellt sie den jüngsten Teil der Kernanlage dar. Die Auslucht entstand zu einer Zeit, wo nicht mehr die Verteidigung, sondern das repräsentative Aussehen wichtig war. Die Baumeister lehnten sich dabei an die Weser-Renaissance an. Burg Vischering war ursprünglich im 13. Jahrhundert als eine Art Polizeistation geplant. Der Münsteraner Bischof, Gerhard von der Mark, ließ sie errichten, weil seine landesherrlichen Rechte durch die Ritter von Lüdinghausen untergraben wurden. Die Burg übertrug er Albert von Wulfheim als vererbliches Lehen. Bis heute blieb sie im Besitz der Familie, die sich heute ‚Droste zu Vischering’ nennt. Seit 1969 wird die Burg Vischering vom Kreis Lüdinghausen (bzw. nach der Gebietsreform Kreis Coesfeld) gepachtet. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde in den Räumen das ‚Münsterland-Museum’ eingerichtet. Das Museum zeigt unter anderem Gebrauchsgegenstände aus dem damaligen Leben der Bauern. In der Remise kann man fünf Kutschen besichtigen. Vom Ringwall aus kann der Besucher die gesamte Hauptburg überblicken. Er führt direkt an der Innengräfte entlang.

 

Geschichtlicher Ablauf

1260 Ernennung des Drosten Albert von Wulfheim, des späteren Burgherren von Vischering, zum Ritter
1271 Bischof Gerhard von der Mark errichtet die Drostenburg auf dem Grund einer 50 Jahre vorher entstandenen Fliehburg, einen Holzpalisadenring oder einem simplen Steinbau. Der Baubeginn ist nicht bekannt. Auch das ursprüngliche Aussehen lässt sich heute nur vermuten, da bei dem Brand von 1521 auch das Archiv mit den Plänen vernichtet wurde. Von der neu gebauten Burg aus sollten die Herren von Lüdinghausen, die nur wenige hundert Meter entfernt zwei Burgen besaßen, im Zaume gehalten werden. Diese hatten nämlich ihre Macht ausgebaut und selbstbewusst dem Ort Lüdinghausen widerrechtlich städterechtliche Privilegien verliehen und somit die landesherrlichen Rechte des Bischofs von Münster untergraben. Außerdem war die Errichtung einer Burg ohne Genehmigung des Landesherren verboten. Das urkundlich als ‚castrum in Ludinchusen’ erwähnte gebäude erhielt im Juli 1971 der Dienstmann Ritter Albert III. von Wulfheim, Droste des Münsteraner Fürstbischofs, als vererbliches Lehen. Zur Zeit seiner Belehnung hatte er die Burg schon bewohnt. Die steinerne Ringmauer, von der teile des Westflügels bis heute erhalten sind, entstand zu dieser Zeit. Burg Vischering wurde nun Stützpunkt des Bischofs, der dort drei Burgmänner ständig stationierte. Von hier aus bezwang und vernichtete man erstmals im August 1271 die zweite Burg der Herren von Lüdinghausen, die Burg Wolfsberg, die zuvor widerrechtlich erbaut worden war. Später wurde von hier aus auch zweimal die Burg Lüdinghausen angegriffen, besiegt und vernichtet. Bis heute befindet sich die Burg im Besitz der Familie Droste zu Vischering.
1275 Verschärfung des Konfliktes mit den Herren von Lüdinghausen, die trotzt gegenteiliger Vereinbarungen mit dem Bischof von Münster die Burg und Stadt Lüdinghausen dem Erzbischof von Köln als Lehen übergaben und sogar die ständige Stationierung von dessen Burgmännern duldete.
1289 Erstmals wird auch eine Mühle als Bestandteil der Burganlage erwähnt.
1314 Vorläufiges Ende der Fehde nach einem Streit der Vettern auf Lüdinghausen und Wolfsberg, als Herman sich an den Bischof wendete. Die Wolfsburg wurde daraufhin zum Offenhaus für den Bischof von Münster.
1389 Der Name ‚Vischering’ wird erstmals urkundlich erwähnt.
14. Jhd. Offenhausvertrag mit mehrfacher Verlängerung zwischen dem Drosten und dem Bischof. Zu dieser Zeit wurde spätestens die Vorburg mit dem Bauhaus angelegt und die Wohnburg von den Wirtschaftsgebäuden geteilt. So entstand die Zwei-Insel-Anlage. Die Hauptburg war ein eingeschossiger, geschlossener Mauerring mit Schießscharten und aufgesetztem Wehrgang, aber ohne Fenster. Im Inneren des Mauerrings befanden sich wahrscheinlich zwei Gebäude. Die Räume waren nur schwach erhellt und durch nur wenige Feuerstellen ungenügend beheizt.
1414 Erbteilung der Brüder Heidenreich und Johann Droste. Erbmarschall Gerhard von Morrien auf Nordkirchen erhält einen Teil der Burg als Folge einer Fede. Dabei erstmaliger beleg für die Existenz eines Bauhauses sowie zweier Gebäude auf der Hauptburg.
1455 Die Familie von Wulfheim ändert ihren Namen in Droste zu Vischering.
1473 Ehe der Richmonds von Morrien mit Heidenreich Droste. So kommt die Burg Vischering wieder vollständig in den Familienbesitz. Die Allianzwappen am Westflügel zeugen von diesem Ereignis.
15. Jhd. Endgültiges Ende des Konfliktes mit den Herren zu Lüdinghausen.
1519 Johann Droste zu Vischering lässt gemeinsam mit seiner Gemahlin Elisabeth von Münster das Torhaus erbaut. Es ist heute das älteste noch vollständig erhalten gebliebene Gebäude der Burg.
1521 Ein verheerender Brand zerstört einen erheblichen Teil der Burg sowie das Archiv, wobei der genaue Zerstörungsgrad nicht mehr nachzuvollziehen ist.
1546-49 Verstärkung der äußeren Befestigungsanlagen mit dem Bau des Schlupftores und der Schwungruten-Zugbrücke.
1549 Heidenreich Droste zu Vischering wird mit dem Amt Horstmar und kurze Zeit später auch mit dem in Ahaus belehnt. Als Amtsdroste war er jetzt offizieller Vertreter des Bischofs.
1552-70 Nach dem Brand kommt es zu einem weitgehenden Neubau auf den alten Fundamenten. Dabei kommt es zu einer Umgestaltung und Erweiterung der Anlage von einer Wehrburg zu einer Wohnburg. Große Fenster wurden eingebaut. Trotzdem blieb der grundsätzlich wehrhafte Charakter der Anlage erhalten. Fertigstellung des Süd- und Zwischenflügels mit dem großen Saal, Einbau von Kaminen und Bau des achteckigen Treppenturmes als Wachturm. Aufstockung der gesamten Kernanlage auf zwei Obergeschosse. Im Wesentlichen ist die Burg seit diesen Baumaßnamen in dieser Form erhalten geblieben. Auf diese zeit wird auch das Entstehen der Secco-Malerei im großen Saal datiert, wobei einige Sachverständige meinen, dass sie bereits spätgotischen Ursprungs sind und bereits dem 15. Jahrhundert entstammen. Im Zuge des in der Renaissance geänderten Lebensstils kam es jetzt auch zur Ausstattung der Innenräume mit repräsentativeren Möbeln.
1580 Anbau der Rentei an der Nordseite des Gebäudes. Nach einer Urkunde gibt es folgende Bedienstete auf der Burg: ein Müller, ein Pförtner, ein Fuhrknecht, Mägde, Gärtner, Fischer, Hirten. Wahrscheinlich gab es auch einen Koch.
1584 Ausbau des Bauhauses, welches mindesten zwei Vorgängerbauten hatte und der Wirtschaftsgebäude auf der Vorburg.
1617-22 Bau der Auslucht mit dem Erker im Renaissancestil. Die militärische Bedeutung der Burg Vischering nahm stark ab, vor allem nach Beendigung der Fehde mit den Herren zu Lüdinghausen. So nahmen die repräsentativen Aspekte der Baugestaltung zu. Der Bau der Auslucht war die letzte wesentliche äußerliche bauliche Veränderung an der Hauptburg.
1633 Besetzung der Burg Vischering während des 30jährigen Krieges für einige Jahre durch hessische Truppen, die die Burg als Stützpunkt benutzten. Vermutlich wurde bei der Einnahme kein Widerstand geleistet, denn die Burganlage blieb unbeschadet. Die hessischen Besatzer forderten hohe Abgabeleistungen.
1640 Bau einer Mühle auf altem Fundament sowie von zwei Toren beiderseits des östlichen Wallkopfes.
1649 Belehnung des Heidenreich Droste zu Vischering mit dem Amt in Horstmar und kurz darauf mit dem in Ahaus.
1681 Nachdem die jeweiligen Drosten zu Vischering, bedingt durch ihre Amtsgeschäfte, vorübergehend in Holtwick und in Ahaus residierten, wechselte die Familie ihren Hauptwohnsitz auf das repräsentativere und ortsnähere Schloss Darfeld, bleibt aber im Besitz der Burg Vischering.
1720 Weitere Erweiterung der Wirtschaftsgebäude durch einen Remisenanbau auf der Vorburg durch Christian Heidenreich Erbdroste zu Vischering sowie Errichtung der barocken Torpfeiler. Dieses waren die letzten großen Neubaumaßnahmen auf der gesamten Burganlage.
1732 An der neuen Remise wird eine Sonnenuhr angebracht.
19. Jhd. Erhebung des Drosten in den Grafenstand. Als Symbol dafür wurde die offene Krone an der welschen Haube des achteckigen Wachturms angebracht. Mitte des Jahrhunderts Veränderungen an der Westseite der Hauptburg. Hierbei wurden Fenster versetzt und die Abtritte sowie die Dachgauben entfernt. Das Pförtnerhaus auf dem Vorwerk entsteht.
1893 Die Familie Droste zu Vischering bewohnt für kurze Zeit erneut die Burg Vischering, da es auf Schloss Darfeld größere Umbauarbeiten gab. Vorher gab es auch auf der Burg Vischering bauliche Veränderungen im Innenbereich, wie beispielsweise die Aufteilung des Rittersaales in zwei Wohnräume, die Vertäfelung in der Auslucht und in der Saalkammer sowie der Anschluss an die öffentliche Kanalisation. Später wurde dann die Burg als Gut verpachtet.
1927-29 Nach den trockenen Sommern 1901 und 1911, bei denen die Gräfte sogar zeitweilig austrocknete, drohte die Burg zu zerbersten, weil das Holzpfahlrost zu lange dem Sauerstoff der Luft und damit der Fäulnis ausgesetzt war. So wurde an die Fundamente der Hauptburg ein Betonring angelegt sowie ein Stahlbeton-Ringanker angebracht, so dass die drohende Zerstörung der Wasserburg abgewendet werden konnte.
1944 Im Zweiten weltkrieg wird die Burg stark beschädigt. Die Kornmühle am Wallkopf wird vollständig zerstört. In den Folgejahren wurden die Kriegsschäden zwar vollständig wieder beseitigt, trotzdem verfiel die Burg zusehens.
1969 Der Kreis Lüdinghausen übernimmt die Pacht für die Burg Vischering, nach der Kreisreform 1975 übernimmt sie an dessen Stelle der kreis Coesfeld.
1970-72 Die Burg wird grundüberholt, der Rittersaal wird restauriert und wieder in den ursprünglichen Zusatnd zurückversetzt.
1972 Die Burg Vischering wird der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Ein Münsterländisches Kulturzentrum entsteht. Seitdem beherbergt die Burg Vischering das Münsterlandmuseum.

Im Norden von Lüdinghausen, inmitten von weiten Feldern unweit des Flusses Stever liegt die Burg Kakesbeck. Erbaut aus Baumberger Sandstein sowie Backstein wirken die einzelnen Gebäude auf dem Gelände etwas verstreut. Zwei Brücken führen über die Gräften der komplexen Anlage, einmal aus Hauptburg und zwei Vorbugen bestand. Andere Quellen sprechen sogar von der Existenz von bis zu fünf Vorburgen auf einem Areal von einem qkm. Kakesbeck stand nicht im unmittelbaren Zusammenhang der erbitterten Fehden im Stadtgebiet von Lüdinghausen. Trotzdem wurde die Burganlage aus verteidigungstechnischen Gründen wehrhaft ausgebaut. Darüber hinaus hatte Burg Kakesbeck durch verschiedene andere Kleinkriege im 15. und 16. Jahrhundert schwer zu leiden und verfiel in dieser Zeit recht stark. So stammt der Großteil der heutigen Bausubstanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wobei die Gebäude der Vorburg generell älter sind als das 1601 erbaute Herrenhaus. So stammen das Bauhaus und der Speicher, der auch als Wachhaus diente, aus einem Bauabschnitt von 1542. Die Burganlage wird privat bewohnt. Sie ist zwar weithin sichtbar, aber eine Einsicht von außerhalb der Gräfte ist fast nur aus die Gebäude der Vorburg möglich.

 

Hinter der Szenerie: Dem Ritter Lambert von Oer ließ einer seiner Widersacher im Jahre 1518 ein eisernes Halsband mit innenseitigen Dornen anlegen. Der damals bereits 80-jährige Lambert musste bis nach Münster zu dem Waffenschmied Thiele Schwoll reiten, um sich von seinem Marterinstrument zu befreien. Dieser meißelte es schließlich auf. Das Halsband wird im Münsterlandmuseum in der Burg Vischering ausgestellt.
Einer Legende nach sollen die drei Söhne des Lambert von Oer in den Kellergewölben von Burg Kakesbeck als kopflose Kälber spuken. Lambert von Oer hatte die Aufgabe, drei Jungfrauen in den Keller zu locken, um seine Söhne zu erlösen. Diese gelang ihm jedoch nie und so spuken seine verwunschenen Söhne bis heute weiter!

 

Geschichtlicher Ablauf

10.Jhd. Erstmalige Erwähnung eines Distriktes ‘Kakesbeck’ im Register des Klosters Werden.
11. Jhd. Zu dieser Zeit hat eine Turmhügelburg und ein Witschaftshof bestanden.
13. Jhd. Die Wehrmauer und der Wehrgang entstammen vermutlich dieser Zeit. In der Folgezeit wird die Burganlage ständig ausgebaut und erweitert, zusätzlich gesichert wurde es durch ein komplexes Gräftensystem sowie Wallanlagen.
1322 Verkauf von Otto von Tecklenburg an den Ritter Bernhard von Droste.
1323 Kakesbeck wird als Steverburg urkundlich erwähnt.
Um 1385 Heidenreich von Oer heiratet in die Familie ein und übernimmt die Burg.
1518 Dem Besitzer von Burg Kakesbeck, Lambert von Oer, wird ein eisernes Halsband angelegt.
1542 Bau des Bauhauses sowie des Speichers, der zeitweilig auch als Wachhaus diente, auf der Vorburg.
16. Jhd. Allmählicher Verfall der Burganlage, bedingt durch die Verwicklung in verschiedene Fehden.
1601 Weitgehender Umbau und Erweiterung des Herrenhauses unter Bernhard von Oer.
17. Jhd. Anfang des Jahrhunderts entsteht das Torhaus.
1684 Durch Heirat kommt des zur Übernahme der Burg Kakesbeck durch die märkische Uradelfamilie Reck zu Reck.
1730 Umbau der alten Wassermühle zur Kornmühle.
1738/1780 Kauf von Kakesbeck durch Freiherr Erbdroste zu Vischering.
19. Jhd. Brand im Obergeschoss des Herrenhauses. Die Schäden wurden aber schon bald wieder behoben.
1868 Abtragung der Burgkapelle
1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Landwirt Bolte die Burg als Gutshof.
1979 Aufgabe des Landwirtes und Übernahme des Anwesens durch Dr. Grewing. Heute ist Burg Kakesbeck noch immer Privateigentum und wird von mehreren Parteien bewohnt.

Inmitten eines Parkes, der direkt an das Stadtzentrum von Lüdinghausen angrenzt, liegt die gleichnamige Burg Lüdinghausen. Noch heute wird das alte Gemäuer von der alten Gräfte sowie von einem Seitenarm der Stever umflossen. Die Oberburg besteht aus zwei im flachen Winkel zueinander angeordneten Seitenflügeln. Im Knick befindet sich ein rechteckiger Turm. Der südliche Flügel mit dem Saal wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, der südliche Flügel sowie der Turm entstammen einem Neubau von 1880, der der Erweiterung der Realschule diente. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten das Verkehrsamt und ein Jugendzentrum. Früher war auch die Vorburg umgräftet, vier Brücken mussten bis zur Hauptburg überquert werden. Inzwischen sind diese wassergräben aber alle zugeschüttet.

Fast 400 Jahre lang kämpften die Herren von Lüdinhausen von hier aus als Raubritter gegen das Bistum von Münster, die der letzte Ritter im 15. Jahrhundert verstarb. Danach wurde die Burg als Amtshaus für die Verwaltung des Domkapiels genutzt.

Die alte Borgmühle wurde im 15. Jahrhundert errichtet und fiel nach dem Tode von Ludolf, dem letzten Ritter von Lüdinghausen, an die Abtei Werden. Im Jahre 1771 wurde die Mühle restauriert und erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild.

 

Geschichtlicher Ablauf

Um 800 Der Friese Liudger bekam von Snelhard einen Hof in ‚Ludinchusen’ übereignet. Er gründete an der Stever eine Pfarrei, aus der sich später die Stadt Lüdinghausen entwickeln sollte. Diese Pfarrei unterstellte er seiner Heimatstiftung, der Abtei Werden.
809 Der in der Bevölkerung sehr beliebte und zwischenzeitlich zum ersten Bischof von Münster geweihte Liudger stirbt und wird in einem Zug durch Lüdinghausen getragen.
10. Jhd.

Nachweislich besteht zu dieser Zeit eine befestigte Burganlage auf einer Motte mit sechs Ringgräben. So ist die Burg Lüdinghausen wohl die älteste Burganlage in Lüdinghausen.

974 Verleihung des Martrechtes an Lüdinghausen durch Kaiser Otto II. Münzstätte war die Burg Lüdinghausen.
12. Jhd. Die von Liudger abstammenden Herren von Lüdinghausen werden mit den Landgütern der Abtei werden belehnt. Die Burg Lüdinghausen wird befestigt, um den Besitz zu sichern. Fundamentmauern im Kellergeschoss sind noch heute erhalten.
13. Jhd . Die Burg Lüdinghausen besteht zu dieser Zeit aus einem steinernen Burghaus mit einem massiven Turm im Innenhof.
1271 Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, erbaut nur wenige hundert Meter von der Burg Lüdinghausen entfernt die Burg Vischering, um von dort aus die landesherrlichen Rechte zu erzwingen. Von dort aus wurde die Burg Lüdinghausen wie auch die benachbarte Burg Wolfsberg erstmals zerstört. Aber die Fehde ging weiter, Burg Lüdinghausen wurde wieder aufgebaut und ein weiteres Mal zerstört. Sie wurde zum zweiten Male wiederaufgebaut und mit einem verzweigten Grabensystem mit dem Wasser der unweit vorbeifließenden Stever gespeist.
1308 Die Herren von Lüdinghausen bzw. Lüdinghausen-Wolff verleihen eigenmächtig das Stadtrecht an Lüdinghausen.
1312 Fede zwischen den Vettern der Familie zu Lüdinghausen, die auf den Burgen Lüdinghausen bzw. Wolfsberg wohnten.
15. Jhd. Errichtung der Borgmühle. Sie fällt später an die Abtei Werden.
1443 Das Geschlecht der Herren von Lüdinghausen stirbt mit dem Tode Ludolfs aus und damit endet auch der jahrhunderte währende ständig latente Konflikt mit dem Bischof von Münster.
1509 Die Burg fällt nun dem Bischof von Münster zu und damit fiel die Stadt Lüdinghausen unter die Herrschaft des Domkapitels. Jetzt zog ein Amtmann auf die Burg ein, der mit der Verwaltung der umliegenden Güter betraut war. Aus diesem Grunde wurde die Burg damals ‚Amtshaus’ genannt. Die Burg verfiel in den folgenden Jahren jedoch sehr stark.
1568 Ein verheerender Brand, der in der Stadt seinen Ausbruch fand, verwüstete auch das Burggebäude fast vollständig.
1569 – 73 Die Burg wurde in den folgenden Jahren vom Amtsherren Godfried von Raesfeld stark im Renaissancestil verändert wieder errichtet und durch neue Gebäudeteile ergänzt. Dazu gehörte das Bauhaus und das Torhaus auf der Vorburg. Beide Gebäude existieren heute noch. Einige Stilelemente der Renaissance, wie die reich verzierten Fenstergiebel oder die auffällige Wappentafel am Südflügel im Innenhof sind noch heute gut erhalten.
17. Jhd. Unter den Amtmännern auf der Burg Lüdinghausen befand sich bis 1650 auch Christian Bernhard zu Galen, der spätere Fürstbischof von Münster, der auch unter dem Beinamen ‚Kanonenbischof’ bekannt wurde.
1771 Nach einer umfassenden Renovierung erhält die Borgmühle ihr heutiges Aussehen.
1829 Abbruch des alten Burgfriedes.
1869 Die Wasserburg erhält als Landwirtschaftsschule eine neue Bestimmung und behält diese für eine lange Zeit.
1880 Renovierung des Holzpfahlgerüstes, auf dem die Burg stand. Es wurde mit Steinmaterial ergänzt. Anbau des nördlichen Flügels als Räimlichkeit für die Schule.
1975 – 79 Umfangreiche Renovierung und Abriß eines stilbrechenden Anbaus am Südgiebel und Widerherstellung des alten Bauzustandes.
1981 Das Bauhaus brennt ab und wird zwei Jahre später wieder aufgebaut.
Heute ist in der Burg Lüdinghausen ein Jugendzentrum untergebracht. Außerdem dient der Kapitelsaal als besondere Tagungsstätte dem Stadtrat, für Konzerte, Ausstellungen und Festveranstaltungen. Das Bauhaus ist heute eine Begegnungsstätte, das Torhaus wird privat bewohnt.

Burg WolfsburgDer schlichte Bau, der von der Burg Wolfsberg übrig blieb, erinnert heute kaum mehr an eine alte Wasserburg. Ein simpler langgestreckter Bau mit Mittelrisalit und Krüppelwalmdach steht an einer viel befahrenen Straße im Süden der Stadt. Und doch zählt der noch erhaltene Nordflügel der Burg Wolfsberg neben der Burg Vischering und der Burg Lüdinghausen zu den drei alten Wasserburganlagen der Stadt Lüdinghausen. Das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammende ehemals dreiflüglige Herrenhaus wurde im 18. Jahrhundert klassizistisch überarbeitet. Damit fällt ihre Bauzeit wahrscheinlich zwischen denen von Lüdinghausen und Vischering.




 

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd. Die Herren von Lüdinghausen bekommen von der Abtei Werden die Gemarkung als Lehen und bauten in der Folgezeit die Burgen Lüdinghausen und Wolfsberg.
13. Jhd. Burg Wolfsberg ist der Wohnort der Raubritter und Brüder Hermann und Bernard von Lüdinghausen.
1271

Der Bischof von Münster, Gerhard von der Mark, belagerte die beiden Burgen Wolfsberg und Lüdinghausen, um den Landfieden und die landesherrlichen Rechte zu sichern. Er konnte beide Burgen einnehmen und die Burgherren unterwerfen. Burg Wolfsberg wurde dabei wahrscheinlich stark beschädigt, wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut.

1292 Erstmalige urkundliche Erwähnung der Burg, in der die vorher geschehenen Ereignisse beschrieben wurden.
1312 Fede zwischen den beiden Vettern auf Burg Wolfsberg und Lüdinghausen.
14. Jhd. Der runde Hauptteil der Burg besteht zu dieser Zeit immer noch aus Holz.
16. Jhd. Errichtung einer massiven Steinburg im Stil der Renaissance, von dem der Nordflügel sowie der Gewölbekeller noch erhalten sind.
19. Jhd. Abriß des Südflügels und des eingeschossigen nördlichen Anbaus.
20. Jhd. Zu Beginn des Jahrhunderts wurden die von der Stever geflueteten Burggräben zugeschüttet. Der verbliebene Nordflügel ist bewohnt, über die ehemalige Gräfte führt heute die Wolfsberger Straße.

Die heutige katholische Pfarrkirche St. Felizitas wurde zwischen 1515 und 1558 im gotischen Stil erbaut. Im Inneren der lichten Hallenkirche fallen zwei mächtige Turmpfeiler auf. Sie gelten mit einem Umfang von 7,42m als die dicksten Kirchenpfeiler Europas. Das alte Taufbecken stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert. Der gotische Sakralbau ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle. Als der Missionar und spätere erste Bischof von Münster, Liudger, durch Lüdinghausen kam, wurde er von einem gewissen Snelhard mit dessen Hof beschenkt. Auf diesem Platz ließ Liudger die erste Kirche, wahrscheinlich ein kleinerer Holzbau, errichten und vermachte dieses dem Kloster Werden, welches er zuvor selber gegründet hatte. Im Jahre 1037 war eine zweite Kirche fertig gestellt worden, wahrscheinlich ein Steinbau im damals üblichen romanischen Stil, die dann fast 500 Jahre lang stand.

Die weiß verputzte evangelische Pfarrkirche ist ein neugotischer Saalbau und wurde im Jahre 1859 geweiht. Die Bauzeit fällt in den Übergang vom Klassizismus in den Historismus und so finden sich an der Außenfassade des Gotteshauses noch einige gradlinige, klassizistische Elemente wieder, während die Inneneinrichtung, wie Fensterformen, Altar, Kanzel und Taufstein, schon im Stil der Neugotik ausgeschmückt ist.

Das Hakehaus ist das älteste Gebäude in Lüdinghausen. Die 1648 errichtete einstöckige Fachwerkkate war das ehemalige Armenhaus der Stadt, benannt nach seinem Stifter Friedrich Hake. Heute dient das zierliche Häuschen als Altenbegegnungsstätte und als Jugendheim mit Schülercafé.

Als im Jahre 1832 ein verheerender Brand große Teile des Ortes Lüdinghausen vernichtete, begann man bald darauf, auch ein neues Rathaus zu errichten. In den Jahren 1844/45 entstand in der so genannten Borg ein zweistöckiger, klassizistischer Backsteinbau mit Sandsteingliederung und einem hervorstehenden Mittelrisaliten, der sich an ältere Bauwerke des Barock anlehnte. Das Gebäude sollte nicht nur als Rathaus, sondern auch als Gerichtsgebäude fungieren. Bis zum Jahre 1969 diente der historische Bau dann nebenher auch noch als Amtsgericht. Heute ist nur noch ein Teil der Stadtverwaltung dort untergebracht.

Der Ortsteil Seppenrade wird wegen seines einzigartigen Rosengartens auch Rosendorf genannt. Dabei muss man für das Verständnis vorausschicken, dass die gesamte Parkanlage durch den Gemeinschaftssinn der Seppenrader Bürger geprägt wurde. Die gesamte Pflege der Rosenbeete wird bis heute von ehrenamtlichen Kräften übernommen. Begonnen hatte alles im Jahr 1968, als der Heimatverein Seppenrade einige Rosenbeete anlegte. Das Gelände wurde mehrfach erweitert und umfasst nun eine Größe von fast 19.000 m², durch die 2,5 km gepflasterte Wege führen. 24.000 Rosenstauden von 600 verschiedenen Arten verwandeln das Gelände von Juni bis Ende August in ein einzigartiges Blütenmeer. In einem Teich leben neben Seerosen ungefähr 300 Zierfische. An einem jeden 3. Wochenende im August findet das beliebte Rosen- und Lichterfest statt, das der Finanzierung des ansonsten frei zugänglichen Rosengartens dient.



Radrouten die durch Lüdinghausen führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Hohe Mark Route




Senden

S
enden ist eine westfälische Gemeinde im Kreis Coesfeld, die aus den Ortsteilen Senden, Bösensell, Ottmarsbocholt und Venne besteht. Senden liegt an der Stever sowie am Dortmund-Ems-Kanal. Beide Wasserläufe bieten sich für Radtouren geradezu an. Das Schloss Senden wurde in seiner Geschichte fortwährend belagert, geplündert, zerstört und wieder aufgebaut. So wirkt die Schlossanlage mit seinen verschiedenen Baustilen überaus uneinheitlich. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel des Münsterlandes. Einen Abstecher lohnt auch das Naturschutzgebiet Venner Moor, das durch Rad- und Wanderwege erschlossen ist und einzigartige Einblicke in dieses renaturalisierte Sumpfgebiet ermöglicht.

Sehenswertes:

Schloss SendenKaum ein Schloss im Münsterland wirkt von den Baustilen her so zusammengewürfelt wie Schloss Senden. Zahllose Belagerungen, Plünderungen und Brandschatzzungen hinterließen ihre Spuren in der Bausubstanz. Obwohl hufeisenförmig auf einer rechteckigen, gradlinigen Insel angelegt, wirkt so gar nichts an dieser Anlage symmetrisch, gar nichts einheitlich. Die Geschichte dieses Hofes ist bereits weit über 1000 Jahre alt. Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist das Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, von der Brücke aus links gesehen. Es besitzt den ältesten Dreistaffelgiebel im Münsterland. Dieser wurde später in ganz Westfalen zum oft kopierten Bauelement. Der Mittelflügel besteht aus den ehemaligen Stallungen, der rechte Seitenflügel aus dem Brauhaus und einem Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert, dem so genannten ‘Mannenhaus’ mit einem Uhrentürmchen. Das ganze Ensemble gruppiert sich zusammenhängend um den Schlossplatz auf nur einer Insel – untypisch für das Münsterland. Der weitläufige Park um das Schloss herum ist das Refugium vieler vom Aussterben bedrohter Tierarten, wie beispielsweise Eisvögel, Fischreiher, Wildenten und Wasserhühner. Ein Weg führt direkt an der rechtwinkligen Gräfte vorbei, so dass man die gesamte Anlage gut einsehen kann. Der Schlossplatz darf betreten werden. Das vormals als Hotel genutzte Schlossgebäude steht derzeit leer. Über eine zukünftige Nutzung wird intensiv nachgedacht.

 

Geschichtlicher Ablauf

880 Erstmalige Erwähnung des Hofes ‘Sendinaon’, der sich damals im Besitz des Klosters Werden befand.
1165 Erwähnung einer Burganlage
13. Jhd. Aufbau der Burg in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zur wehrhaften Anlage.
1350 Der Besitz ging auf die Herren von Senden über, fortan wurde die Burganlage Burg Senden genannt.
14. Jhd. Zerstörung und Wiederaufbau der Burg. Haus Senden war in der Zeit des Mittelalters wiederholt in Kriege verwickelt und musste sich Belagerungen und Plünderungen stellen.Neuer Besitzer wurde der Droste zu Kakesbeck und Senden.
1460 Das heute noch erhaltene Herrenhaus wird erbaut. Der Dreistaffelgiebel ist der älteste noch erhaltene im gesamten Münsterland.
um 1500 Das Schloss kommt in den Besitz derer von Droste, später Droste zu Senden genannt.
16. Jhd. Erneute Zerstörung des größten Teiles der Burg durch die Spanier. Ende des Jahrhunderts wird sie wieder aufgebaut.
1618–48 Erneute Belagerung während des Dreißigjährigen Krieges.
1719 Vollendung des ‘Mannenhauses’ mit dem Glockendachreiter und vollständige Umgestaltung im barocken Stil. Die Brücken zur Schlossinsel entstehen.
1759 Belagerung und Plünderung durch die Franzosen.
1780 Bau des rechten Hauptgebäudetraktes und der Remise, so wie sie heute noch erhalten sind.
18. Jhd. Neben dem Hauptgebäude wurde auch die Gruftkapelle errichtet. Auch der Schlosspark wurde angelegt.
1865 Errichtung des Treppenhausturmes.
1899 Weitere Anbauten, Vollendung des ‘Rombergtraktes’.
1952–57 Schloss Senden ist Zufluchtsort für Prinzessin Luise von Preußen, bis die Familie Droste zu Senden, die hier im letzten Jahrhundert zeitweilig auch noch wohnte, die Schlossanlage aufgab.
Seit 2007 Förderobjekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Senden-Haus RuhrZwischen Senden und Albachten liegt das Haus Ruhr. Inmitten eines Waldgebietes liegt das Wasserschlösschen fast unscheinbar und versteckt am Wegesrand. Die vielen Bäume erschweren den Blick. Teile der Vorburg und die Kapelle sind zu erkennen, das Herrenhaus ist rückseitig von einem Waldweg aus zu sehen. Das Herrenhaus wurde von Johan Conrad Schlaun barock überarbeitet. Der verzierte Portalrisalit des Bibliothekgebäudes gilt als wahres Schmuckstück der Schlossanlage.





 

Geschichtlicher Ablauf

16./17. Jhd. Bau des Herrenhauses von Haus Ruhr
17. Jhd. Entstehung des Bibliothekgebäudes mit seinem verzierten Portalrisaliten.
1742 Umgestaltung des Herrenhauses durch den Barockmeister Johann Conrad Schlaun.

Haus Alvinghaus wurde von Johann Conrad Schlaun als barockes Maison de Plaisance nach französischem Vorbild geschaffen. Der zweistöckige, rote Backsteinbau wird mit hellem Sandstein gegliedert, insgesamt sieben Fensterachsen spiegeln sich um die Mittelachse. Das Herrenhaus ist heute noch Wohnsitz der Familie von und zur Mühlen. Eine Außenbesichtigung ist nach vorhergehender Anmeldung möglich.

 

Geschichtlicher Ablauf

1381 Erstmalige urkundliche Erwähnung
1450 Haus Alvinghof im befand sich seit ungefähr dieser Zeit im Besitz der Patrizierfamilie Dusaes.
1551 Durch Heirat gelangt das Anwesen in den Besitz der Familie Kasum.
16. Jhd. Herman von Kasum ließ gegen Mitte des Jahrhunderts ein einfaches Herrenhaus errichten.
1625 Verkauf an Hermann von Kerckerinck zu Borg.
1749 Der bischöfliche Vizekanzler Christian Friedrich von und zur Mühlen erwirbt Haus Alvinghaus aus der Insolvenzmasse derer von Kerckerinck. Johann Conrad von Schlaun wird mit dem Bau eines neuen Herrenhauses in Form eines Maison de Plaisance beauftragt.

Östlich von Senden, südlich vom Dortmund-Ems-Kanal gelegen, liegt das bekannte Naturschutzgebiet Venner Moor. Das ehemalige Hochmoor wurde abgetorft, inzwischen aber wieder renaturiert. Einst soll diese unwirkliche Gegend Anette von Droste-Hülshof zu dem Gedicht ‚Der Knabe im Moor’ inspiriert haben. Heute ist die sumpfige Gegend Refugium von Moorfröschen, Baumfalken, Maulwurfsgrillen und Zwergtauchern. Durch das 148 ha große Moor führen Rad- und Wanderwege und ein Lehrpfad vermittelt interessante Informationen über diese einzigartige Landschaft. Die Biologische Station Lüdinghausen und die NABU-Naturschutzstation Münster bieten fachkundige Führungen durch das Venner Moor an.

Die Kornwindmühle ist das Wahrzeichen der Bauernschaft Ottmarsbocholt. Bereits im 16. Jahrhundert hatte hier eine Windmühle existiert, mehrfach fiel sie aber Flammen und Stürmen zum Opfer. Die heutige Windmühle wurde im holländischen Stil 1858 errichtet. Zur Unterstützung an windarmen Tagen erhielt sie 1929 einen ersten Motor. Bis 1965 war die Windmühle noch im Betrieb, heute dient sie nur noch als Wohnhaus.



Radrouten die durch Senden führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Burg- und Schloss-Tour
Radroute Historische Stadtkerne




Münster

M
ünster ist die Fahrradhauptstadt Deutschlands. Eine grüne Promenade zieht sich wie ein Ring um die Innenstadt und so kann man alle Sehenswürdigkeiten bequem mit dem Fahrrad erreichen. Rund 50.000 Studenten lernen hier an 8 Hochschulen. Bedingt durch das junge Publikum gibt es in Münster viele Szenekneipen, moderne Gastronomie und Geschäfte, die den Eindruck einer jungen und dynamischen Großstadt vermitteln. Bereits im Jahre 793 hatte der Missionar Liudger hier an einer Furt über die Aa ein Kloster gegründet. Aus dem lateinischen Namen für Kloster ‚monastarium’ entwickelte sich der heutige ‚Münster’. Als sich sechs Jahre später Papst Leo III. und Kaiser Karl der Große trafen, gründete der Papst das Bistum Münster und Liudger wurde der erste Bischof. Seit dem 14. Jahrhundert ist Münster Mitglied der Hanse und wurde so zur wichtige Handelsmetropole. Die Patrizierhäuser mit ihrer beeindruckenden Silhouette und ihren mittelalterlichen Bogengängen zeugen von diesem Aufschwung und dem daraus resultierenden Wohlstand. Bereits seit 1170 besitzt Münster das Stadtrecht. Eine dramatischer Zeitabschnitt in der Geschichte der Stadt ist die des ‚Täufer- reiches von Münster’. Im September 1535 rief Jan van Leyden das Königreich Zion aus und erklärte sich selbst zum König. Im Juni des folgenden Jahres wurde aber die belagerte Stadt durch Bischof Franz von Waldeck eingenommen, und die drei führenden sogenannten ‚Wiedertäufer’ wurden inhaftiert und später hingerichtet. Zur Abschreckung hing man drei Körbe weithin sichtbar mit den Leichen an der Lambertikirche auf. Die originalen Körbe hängen dort noch immer als Mahnung für alle Münsteraner, sich nie wieder gegen die Kirche zu erheben. Das wichtigste historische Ereignis aber ist die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648,  mit dem der Dreißigjährigen Krieges beendet wurde. Aber auch die folgenden Jahre wurden unruhig und dramatisch: die Bürger Münsters versuchten, ihre Stadt in den Stand einer Freien Reichsstadt zu erheben. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen belagerte die Stadt acht Monate lang und nahm sie schließlich im Jahre 1661 ein. Heute geht es hier bedeutend friedlicher zu: 30 Museen laden zum Besuch ein, darunter das Graphikmuseum Pablo Picasso mit ständigen Wechselausstellungen. Alle zehn Jahre finden die Skulptur Projekte Münster statt, bei denen namhafte und führende Künstler zeitgenössische Skulpturen im Stadtgebiet errichten. Einige der Skulpturen bleiben nach Ablauf des Events erhalten. So können originale Arbeiten von Henry Moore, Eduardo Chilida, Richard Serra, Donald Judd, Claes Oldenburg, Otto Freundlich, Heinz Mack, Thomas Schütte und Rebecca Horn innerhalb eines riesigen innerstädtischen Skulpturenpark betrachtet werden.

Sehenswertes:

Das Fürstbischöfliche Schloss in Münster wurde in den Jahren 1767 bis 1787 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im spätbarocken Stil erbaut. Auftraggeber für das Residenzschloss war Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Münsters vorletzter Fürstbischof. An gleicher Stelle hatte hier für kurze Zeit eine Zitadelle, die so genannte Paulsburg gestanden. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die abtrünnige Stadt acht Monate lang belagert und sie schließlich 1661 eingenommen. Um der renitenten Bevölkerung Münsters seine Macht zu demonstrieren, wurde diese Zitadelle errichtet. Sie galt der Münsteranern daher seit jeher als Zwingburg, und so wurde sie nach 100 Jahren wieder abgetragen und durch das prächtige Barockschloss ersetzt. Für Schlaun als Architekten war es sein Spät- und Meisterwerk. Seine Fertigstellung allerding erlebte er nicht mehr, er starb bereits 1773. Das Schloss entstand als Dreiflügelanlage. Die beiden Seitenflügel laufen zur Stadt hin und beschreiben den vor dem Gebäude liegenden Ehrenhof. Das dreistöckige Residenzschloss besitzt einen über 90 m langen Corps de logis und wird abgeschlossen durch ausgebaute Mansardendächer. Als Baumaterialien dienten, typisch für Schlaun, rote Backsteine, die von hellem Baumberger Sandstein für die Simse und Pilaster gegliedert werden. Auch die reichlich vorhandenen Schmuckelemente, wie Statuen, Putten, Säulen und Ranken, bestehen aus Sandstein. Der streng geometrisch gestaltete Bau wird dominiert von einem fünfachsigem konkav gewölbten Mittelrisalit, in dem sich das Hauptportal befindet. Bekrönt wird der Mittelteil von einem Glockentürmchen. Im Giebel findet sich das fürstbischöflichen Wappen, umgeben von musizierenden Engeln. Als die Bauarbeiten für das Residenzschloss abgeschlossen waren, war die Zeit des Barock lange vorbei, und der Stil des Klassizismus herrschte bereits vor. Wilhelm Ferdinand Lipper, der Schlauns Werk vollendete, bevorzugte eigentlich klassizistische Formen, was zu Folge hatte, dass er einige Änderungen, insbesondere im Innenbereich, vornahm, die seinen Vorstellungen entsprachen. Auch Fürstbischof Maximilian Friedrich erlebte die Fertigstellung seines Schlosses nicht mehr. Erste Bewohner waren 1802 Marschall Blücher und der Freiherr von und zum Stein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut. Seit 1954 beherbergt es die Westfälische Wilhelms-Universität.

Der Botanische Garten im Schlosspark ist zwar der Öffentlichkeit frei zugänglich, aber in erster Linie ist es eine wissenschaftliche Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er wurde 1803 auf Anregung der Medizinischen Fakultät gegründet, da es kein pflanzliches Lehr- und Anschauungsmaterial gab. Heute wachsen im Botanischen Garten 8000 Pflanzen auf einer Gesamtfläche von 4,6 Hektar, davon 2000 qm in Gewächshäusern. Von diesen 10 Häusern sind sechs für die Öffentlichkeit zugänglich. Führungen durch den Garten sind nach telefonischer Absprache möglich und dauern ungefähr 90 Minuten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1661

Bischof Christoph Bernard von Galen erbaute eine fünfeckige Zitadelle auf dem Grund des heutigen Residenzschlosses. Die Paulsburg galt den Münsteranern als Zwingburg. So wurde gefordert, eine Residenz zu bauen.

1719

Fürstbischof Clemens August erteilte dem Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius den Auftrag, Pläne für eine solche Residenz zu erstellen. Aber zunächst kam es nicht zu einer Verwirklichung.

1762

Erst nach dem Tode von Clemens August, als Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenstein zum neuen Bischof gewählt wurde, und Franz von Fürstenberg zum Minister ernannt wurde, wurden die Pläne zum Bau eines Schlosses wieder aufgenommen.

1767

Genehmigung für den Bau des Fürstbischöflichen Schlosses durch den Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich, auf dem Platz der alten Zitadelle. Mit der Ausführung des Baus wurde Johann Conrad Schlaun beauftragt. Es wird das Spät- und ein weiteres Meisterwerk des berühmtesten Baumeisters Westfalens.

1773

Schlaun stibt 76jährig, ohne sein letztes Bauwerk vollenden zu können. Nur der Außenbau war bis dahin fertiggestellt. Die architektonische Leitung des Baus übernahm Wilhelm Ferdinand Lipper, dessen Vorstellung allerdings nicht immer mit denen Schlauns übereinstimmte. Schlaun baute im Stil des Spätbarock, Lipper vertrat bereits die Epoche des Klassizismus und empfand Schlauns Pläne als altmodisch.

1784

Tod des Bauherren Fürstbischof Maximilian Friedrich.

1787

Das Residenzschloss wird fertig gestellt.

1802

Einzug der ersten Bewohner: Marschall Blücher und der Freiherr vom Stein, der Oberpräsident der späteren Provinz Westfalen.

März 1945

Bei einem Bombenangriff getroffen, brannte das Innere des fürstbischöflichen Schlosses völlig aus. Von der Inneneinrichtung konnte nichts gerettet werden. Nach dem Krieg wurde der alte äußere Zustand des Schlosses wieder hergestellt.

Heute

dient das Schloss als zentrales Verwaltungsgebäude der Westfälischen Wilhelmsuniversität.

Der Erbdrostenhof ist ein dreiflügeliges barockes Adelspalais inmitten der Stadt Münster, erbaut von 1753 bis 1757 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun. Bemerkenswert ist die diagonale Gestaltung des hoch repräsentativen Gebäudes auf einem verhältnismäßig kleinen Eckgrundstück. Auftraggeber war seinerzeit Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr von Droste zu Vischering. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Gebäude wurde von 1953 bis 1970 nach alten Plänen wieder aufgebaut und so strahlt auch der barocke Festsaal wieder im alten Glanz. Der Erbdrostenhof dient heute verschiedenen Kulturdienststellen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Eine unheimliche Geschichte rankt sich um das Schloss Wilkinghege: Einst soll hier einmal ein böser Landmann eine unbefleckte Jungfrau verführt und danach innerhalb des Schlosses eingemauert haben. Seit dieser Zeit spukt die Jungfrau als die sogenannte ‘graue Frau’ durch das alte Gemäuer. Aber anstatt die Menschen zu erschrecken, stößt sie immer nur unheilvolle Warnungen aus. So gab es denn einen ihrer rätselhaften Auftritte einige Wochen vor dem Selbstmord eines im Schloss angestellten Dieners, der sich mit einer Schrotflinte das Leben nahm. Auch warnte sie den Schlossbesitzer vor dem Ausbruch des Ersten und des Zweiten Weltkrieges von großem bevorstehenden Unglück!





  

Geschichtlicher Ablauf

1390

Erstmalige urkundliche Erwähnung

1534

Hauptquartier von Bischof Franz von Waldeck bei der Belagerung der Stadt Münster, als sich die Bewohner der Stadt vom Katholizismus abwendeten und der radikalen Reformbewegung der Wiedertäufer anschlossen.

1570–91

Neubau eines Renaissance-Wasserschlosses

1657–61

Erneut wurde Wilkinghege Hauptquartier eines Fürstbischofs, als der ‘Kanonenbischof’ Christoph von Galen die Stadt Münster belagerte.

1719/20

Umbau des Herrenhauses mit den Innenräumen

1759

Quartier des Marquis d’Armentière, Oberkommandierender des französischen Heeres bei der erneuten Belagerung der Stadt Münster.

1886

Bau der Traukapelle

1958

Nach einem verheerendem Brand wurde das Schloss restauriert und zu einem Hotel und Restaurant umgebaut. Diesem Zweck dient es noch heute.

Die ehemalige Wasserburg Haus Kump am äußersten Ende des Aasees ist als solche kaum noch zu erkennen. Fast alle Bauwerke der landschaftlich genutzten Hofanlage stammen inzwischen aus dem vorherigen Jahrhundert, dabei ist Haus Kump eines der ältesten Höfe im Münsterland und bestand bereits im 9. Jahrhundert. Der Spiker aus dem 16. Jahrhundert ist das letzte erhalten gebliebene Relikt des ehemaligen Gräftenhofes. Es ist heute das älteste bäuerliche Gebäude in Münster.






 

Hinter der Szenerie: Der Maler Otto Modersohn, der später die bekannten Künstlerkolonien Worpswede und Fischerhude prägen sollte, wuchs im Münsterland auf. Die Aasümpfe bei nahe der Stadt Münster hatten es ihm besonders angetan. Hier entstanden einige Skizzen und Gemälde, die unter anderem auch Haus Kump Ende des 19. Jahrhunderts zeigen. Zu seiner Erinnerung wurde ein Weg am Waldrand nach ihm benannt: der Modersohnweg. Er führt fast unmittelbar am Haus Kump vorbei.


  

Geschichtlicher Ablauf

889

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Gutshof.

1549

Bau eines Speichers (Spieker) auf der Fluchtburg Kump. Er ist der einzige noch erhaltene Teil des in den Aasümpfen entstandenen Gräftenhofes.

17. Jhd.

Umbau und Restaurierung des Spiekers

19. Jhd.

Erneute Restaurierung des Speichers

1979–80

Wiedererrichtung des ursprünglichen Bauwerkes
Haus Kump ist heute Bildungs- und Tagungszentrum

Schloss Hohenfeld war eines der letzten Schlossbauten im Münsterland. Trotzdem ist von ihm nur noch ein kleiner Teil erhalten. Im rechten Seitenflügel der klassizistischen Dreiflügelanlage waren die Kapelle und ein Pferdestall untergebracht. Alle anderen Gebäudeteile wurden wieder abgerissen. Heute steht an der Stelle ein mehrstöckiger Hotelklotz, der das alte Bauwerk an die Seite drückt.






  

Geschichtlicher Ablauf

17. Jhd.

An der Stelle des späteren Schlosses befand sich ursprünglich ein landschaftliches Gut.

1830

Kauf des Gutes durch Heinrich von Olfers, vormals Oberbürgermeister von Münster und Betreiber eines Bankhauses. Er ließ das alte Gut niederreißen und errichtete stattdessen eine klassizistische Dreiflügelanlage.
Außer dem rechten Seitenflügel wurden alle Gebäudeteile wieder abgerissen. Der verbliebene Flügel dient als Hotelrestaurant.

Das außerhalb der Stadt Münster in einem Waldgebiet liegende Rüschhaus ist eng mit zwei Namen verbunden: Johann Conrad Schlaun und Anette von Droste-Hülshoff. Schlaun erwarb den Gräftenhof und ließ ihn nach eigenen Plänen für sich als Sommerwohnsitz vollständig neu erbauen. Dabei schuf er ein repräsentatives westfälisches Bauernhaus im barockem Stil, welches mit seinen beiden Vorbauten stark an ein dreiflügeliges Herrenhaus erinnert und verband damit Merkmale der bäuerlichen mit der herrschaftlichen Architektur. Den hinteren Teil des Grundstückes gestaltete er neu als einen von einer Gräfte umrandeten barocken Zier- und Nutzgarten. Die berühmte Dichterin Anette von Droste-Hülshoff lebte im Rüschhaus über 20 Jahre und schrieb hier wesentliche Teile ihres Werkes, wie ‚Die Judenbuche’ und Teile des ‚Geistlichen Jahres’. Das von ihr liebevoll ‚Schneckenhaus’ genanntes Zimmer der ‚Droste’ ist noch erhalten und gehört zum Droste-Museum, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.


  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Das Gut Rüschhaus geht in den Besitz der Erbmänner von Wijk über.

1699

Bernhard Droste zu Hülshoff erwarb für kurze Zeit den Hof. Er ist Ahne von der später hier lebenden Anette von Droste-Hülshoff.

1729

Bernhard Wilhelm Graf von Plettenberg kauft den Gräftenhof für 7500 Reichstaler.

1743

Nach dem Tod von Plettenbergs kaufte Johann Conrad Schlaun, Baudirektor des Bistums Münster, das Anwesen. Er ließ die alten Gebäude abreißen.

1745-1749

Schlaun ließ das Rüschhaus nach eigenen Plänen für sich als repräsentatives Wohnhaus neu errichten. Er schuf eine Verschmelzung zwischen einem westfälischen Bauernhauses und einer Dreiflügelanlage eines Herrensitzes.

1825

Verkauf an Freiherr Clemens August II. Droste zu Hülshoff, dem Vater von Anette von Droste-Hülshoff.

1826-1846

Nach dem Tode ihres Vaters wurde das Rüschhaus Wohnsitz der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff. Hier entstanden viele ihre Balladen und mit ‚Die Judenbuche’ und Teilen des ‚Geistlichen Jahres’ zwei ihrer bedeutendsten Werke.

1890

Das Rüschhaus wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1936

Einrichtung des Rüschhaus-Museums

1979

Die Familie Droste zu Hülshoff verkauft den Hof an die Stadt Münster sowie den Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Außenanlagen werden überarbeitet und das Gutshaus wird umfangreich renoviert und anschließend als Droste-Museum neu eröffnet.

Am Nordwestrand von Münster, etwas abseits auf dem Lande, liegt Haus Vögeding. Von der ursprünglichen Burganlage steht nur noch ein kleiner Teil: das lang gestreckte, zweigeschossige Brauhaus aus dem 16. Jahrhundert mit dem daran anschließenden Rundturm. Dieser besaß ursprünglich nur Schießscharten. Erst später wurden diese durch herkömmliche Fenster ersetzt. Brauhaus und Turm werden von einer Gräfte umgeben. Ein öffentlicher Wirtschaftsweg führt direkt an der Burggräfte vorbei. So wirkt das Bauwerk von einer Seite als wehrhafte historische Anlage mit massivem Turm, Schießscharten, Dreistaffelgiebel und Gräfte, von der anderen Seite als umtriebiger Bauernhof mit riesigem Scheunentor, Traktoren, muhendem Vieh und freilaufenden Hunden.




 

Hinter der Szenerie: Die Erbmännerprozesse

In der Zeit des Mittelalters gab es in Münster die sogenannten Erbmänner. Sie bekleideten hochrangige, städtische Ämter. Trotz ihres mächtigen Einflusses waren die Erbmänner vom Adel standesrechtlich nicht anerkannt. Dieser längere Zeit schwelende Konflikt eskalierte im Jahre 1557. Alle Erbmänner gaben ihre städtischen Ämter auf und zogen sich vor die Stadttore von Münster auf das Land zurück. Haus Vögeding spielte bei dieser Auseinandersetzung eine zentrale Rolle, weil von hier aus die Planung und die Durchführung des Konfliktes betrieben wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Gräftenhöfe der Erbmänner zu wehrhaften Burgen ausgebaut. Auch Haus Vögeding wurde in diesem Verlauf zur Wasserburg aufgerüstet. Der Spähturm und die Schießscharten zeugen noch von dieser Zeit. Im Jahre 1707 schließlich, nach genau 150 Jahren, gab es endlich die lang ersehnte standesrechtliche Anerkennung durch den Adel.


  

Geschichtlicher Ablauf

1353

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Gutes

1557

Beginn des Erbmännerprozesses, der von Haus Vögeding ausging. Während des massiven Streites der Erbmänner mit dem Adel um deren standesrechtliche Anerkennung wurde Haus Vögeding neben einigen anderen Gräftenhöfen zu einer wehrhaften Wasserburg ausgebaut.

1707

Ende des Erbmännerprozesses.
Haus Vögeding wird immer noch privat bewohnt und dient als Teil eines Bauernhofes.

Im Mündungsbereich der Werse in die Ems bei Münster liegt in einem Waldstück die Haskenau. Von der alten Burganlage aus der Zeit der Karolinger sind nur noch ein künstlich aufgeschütteter Hügel und einige Erdwälle erhalten. Einst bestand die auf einer 5 Meter hohen Motte gelegene Burg wahrscheinlich aus Holz, besaß aber ein steinernes Fundament. Der Durchmesser des Turmhügels betrug 30 Meter und der Wall war fünf Meter breit. Ungefähr 60 Meter entfernt liegt ein zweiter Wall, in dessen Innerem sich die Gehöfte befanden. Die inzwischen zum Bodendenkmal erklärte Wallburg Haskenau ist frei zugänglich und wird mit Bildtafeln anschaulich erklärt.




  

Geschichtlicher Ablauf

12.Jhd.

Bau einer Turmhügelburg auf einem etwa 5 m hohen Hügel mit einem Durchmesser von ungefähr 30 m. Ausgrabungsfunde legen die Vermutung nahe, dass die Motte bereits zu der Karolingerzeit bestand.

1611

Urkundliche Erwähnung als ‚Haskenauw’

1987

Einstufung als Bodendenkmal

Die Geschichte von Haus Havichhorst reicht über 1000 Jahre zurück. Das imposante Gutshaus mit seinem auffälligen Tennengiebel wurde im Stil der Neo-Renaissance errichtet. Zwei Torpfeiler, auf denen zwei Löwen sitzen, bilden den repräsentativen Eingang zum Hof. Lange Jahrhunderte war die Anlage, zu der auch die Havichhorster Mühle gehörte, im Besitz des Domkapitels, später erwarb die Familie Hovestadt das Anwesen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1032

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ein ‚zu Handorf gehörender Hof’.

1318

Urkundliche Erwähnung einer zum Gut gehörenden Havichhorster Mühle an der Werse.

1534

Das Gut geht vollständig in das Eigentum des Domkapitels über.

1773

Der letzte Schulze Havichhorst verstirbt.

1795

Heirat der Witwe des verstorbenen Pächters mit Theodor Hovestadt.

1803

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschluss geht Haus Havichhorst an den preußischen Staat über. Pächter war weiterhin die Familie Hovestadt.

1831

Kauf des Gutes und der Mühle durch die Familie Hovestadt.

19. Jhd.

Bau einer Sudmühle. Der Hovestadt-Korn, der in der hiesigen Brennerei hergestellt wurde, machte Havichhorst überregional bekannt.

1998

Pachtung durch die Stiftung ‚Westfälische Landschaft’, die hier ein Tagungszentrum einrichtete. Die Stallungen von Haus Hovestadt werden durch die Westfälische Reit- und Fahrschule genutzt.

Am Rande des Bonigurger Waldes entdeckt man die mächtigen Ökonomiegbeäude des alten Herrensitzes Haus Dyckburg. Ursprünglich war die Dyckburg eine vierflügelige, von Gräften umgebene Wasserburg. Nach 1735 wurde aber die gesamte Anlage im barocken Stil neu gestaltet. Johann Conrad von Schlaun errichtete die beiden parallel zueinander liegenden Wirtschaftsgebäude und gestaltete einige Zeit später auch die Loretokapelle, die in ihrer Vergangenheit mehrfach ausgebaut wurde und die 1949 schließlich zur Pfarrkirche erhoben wurde. Zur Ausführung eines neuen Herrenhauses kam es dagegen nicht mehr.





  

Geschichtlicher Ablauf

1400

Erste urkundliche Erwähnung als „mansus to dycke“ (Haus zum Teich). Ursprünglich war das Anwesen im Besitz der Erbmännerfamilie von Bischoping, später wurde die Wasserburg von dem Patrizier und Kaufmann Johann von Berswordt gekauft, der viermal Bürgermeister von Münster war.

1534/35

Zur Zeit des Wiedertäuferreiches diente Haus Dyckburg dem Fürstbischof Franz von Waldeck und seinen Truppen sowie den gesandten Reichsständen als Feldlager für die Belagerung der Stadt Münster.

1722

Domprobst Christian von Plettenberg-Marlhülsen erwirbt Haus Dyckburg

1735-40

Bau von zwei Wirtschaftsgebäuden auf der Vorburg nach Plänen von Johann Conrad Schlaun.

1750

Schlaun baut auch die Loretokapelle, die vom Domprobst Friedrich Christian Freiherr von Plettenberg sowie seinem Bruder Johannes Mauritius gestiftet wurde.

1884

Graf von Hatzfeld kauft das gesamte Gelände, erweiterte die Kapelle und errichtet die ‚Boniburg’, eine schlossartig ausgebaute Villa an der Werse, die aber wegen Baufälligkeit längst schon wieder abgerissen wurde.

1894

Rundanbau an die Kapelle im Stile des Neubarocks. Es entsteht ein Zentralbau mit Chor.

1914

Erneuter Ausbau der Loretokapelle. Die Grabkapelle und das Pfarrhaus entstehen neu.

1945

Teile der Kirche werden zerstört und in den Folgejahren leicht verändert wieder aufgebaut.

1990

Endgültige Fertigstellung der Kirche durch Einsetzen der noch fehlenden Fenster. Die Kirche ist als Pfarrgemeinde jedem zugänglich. Die noch existierenden Gebäude der Vorburg werden privat bewohnt.

Das Rathaus von Münster ist mit seinem imposanten Giebel eines der schönsten Profanbauten der Gotik. Berühmt aber wurde es als Stätte des Westfälischen Friedens. Ein erstes Versammlungsgebäude an dieser Stätte stammte aus dem 12. Jahrhundert. Dieser wurde kurz vor 1200 von einem zweigeschossigem Steinbau ersetzt. Das untere Stockwerk ist der heutige Friedenssaal. Zunächst diente er aber als Ratskammer und als Gerichtssaal. Im Jahre 1643 wurde die Stadt Münster für die Dauer der Friedensverhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg für ‘neutral’ erklärt und von den Pflichten gegenüber dem Kaiser und des Reiches entbunden. So wurde der Friedenssaal zum zentralen diplomatischen Schauplatz der europäischen Politik. Für die Friedensverhandlungen reisten 150 Gesandte der kriegsteilnehmenden Staaten an. Die Verhandlungen zogen sich über fünf Jahre hin, bis sie endlich 1648 mit dem Westfälischen Frieden abgeschlossen wurden. Im Friedenssaal befindet sich zur Erinnerung an diesen Friedensschluss eine große gusseiserne Ofenplatte mit der Inschrift: ‘Anno 1648. Pax optima rerum, 24. Oct.’ (Der Friede ist das höchste Gut). An den Wänden des Friedenssaals hängen 37 Porträt der Souveräne und wichtigsten Gesandten der kriegsteilnehmenden Nationen, wobei nicht alle von ihnen in Münster selber anwesend waren. Diese Porträts wurden schon bald nach dem Friedensschluss angefertigt und angebracht. An den Längsseiten des Saales wurden aufwendige Täfelungen angebracht. Sie stammen aus dem Jahre 1577 und gelten als Meisterwerke der Renaissance. Die Nordwand wird geprägt von einer mächtigen Schrankwand, dem Richtertisch und der Bürgermeisterwand. Weitere Besonderheiten der Ausstattung sind der Goldene Hahn, ein vergoldetes Silbertrinkgefäß, welches aus der Zeit um 1600 stammt, sowie die abgeschlagene Hand. Der Überlieferung nach stammt sie von einem Urkundenfälscher und diente damals wohl als Abschreckungsmaßnahme. Heute bleibt es ein makabres Beispiel für die in dieser Zeit üblichen Körperstrafen. Am 18. Juni 1990 trafen sich der deutsche und der russische Außenminister, Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse in Münster im historischen Rathaus, um die Zwei-Plus-Vier-Gespräche vorzubereiten, die schließlich den Weg zur Deutschen Wiedervereinigung ebneten. Noch heute dient der Friedenssaal repräsentativen Anlässen. Wichtige Gäste der Stadt werden hier vom Bürgermeister empfangen, um sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Der St.-Paulus-Dom ist der wichtigste Kirchenbau in Münster und besitzt für das Bistum eine herausragende Bedeutung. Der Kathedralenbau im Zentrum der Stadt markiert auch das Zentrum des katholischen Bistums. Der Dom besaß drei Vorgängerbauten. Im Wesentlichen stammt er aus dem 13. Jahrhundert, wobei das Westwerk mit seinen beiden markanten Türmen den Bischofschroniken nach bereits aus der Zeit um 1192 entstand. Nach dem Krieg, in denen erhebliche Schäden am Gotteshaus entstanden, wurde es in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Dom spiegelt den Übergang vom romanischen zum gotischen Stil wider. Die gewölbte Basilika mit dem doppelten Querschiff wurde im Stile der Gotik mit hellem Sandstein errichtet. Mit seinen zahlreichen Kunstwerken gehört der St.-Paulus-Dom zu den herausragenden Gotteshäusern Westfalens und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt Münster

Das Glockenspiel ertönt jeweils werktags um 12 Uhr, sonn- und feiertags um 12:30 Uhr. Von der Kirche aus gelangt man in die Domkammer mit dem sehenswerten Domschatz sowie zum Kreuzgang mit dem Domherren-Friedhof.

  

Geschichtlicher Ablauf

793

Der friesische Missionar Liudger gründete an einer Furt über die Münstersche Aa ein Kloster. Die sich hieraus entwickelnde Stadt war Münster.

805

Das Bistums Münster wird gegründet und Liudger wird zum ersten Bischof geweiht. Bau einer ersten karolingischen Bischofskirche.

1071 / 90

Die Bischofskirche brennt nieder. Ein neuer Dom wird südlich des ersten Dombaus errichtet.

1225

Grundsteinlegung für den dritten, bis heute erhaltenden Dom

1264

Weihe des neuen Domes.

1390 / 95

Ein Kreuzgang und die Marienkapelle werden errichtet.

1508 – 22

Weitreichende Umbauarbeiten an der Westfassade, die Seitenschiffswände sowie die Südseite des Ostquerschiffes werden umgestaltet.

1536 / 56

Nach den Zerstörungen durch die Wiedertäufer wird das Innere des Domes aufwendig neu eingerichtet.

1620 / 1700

Weitere Ausgestaltung des Dominneren. Bilder, Skulpturen, Kapellen und Altäre werden im barocken Stil ergänzt.

1941 – 45

Während des Zweiten Weltkrieges wird der Dom fast vollständig zerstört.

1946 – 56

Wiederaufbau des Gotteshauses.

1981

Die Domkammer wird gebaut.

Das Museum bietet auf einer Ausstellungsfläche von 600 qm regelmäßig überregional beachtete Wechselausstellungen rund um das Thema ‚Kunst der Moderne’. Die Ausstellungen beschränken sich also nicht nur auf das Werk von Pablo Picasso, sondern gehen in Themenausstellungen auf die interessante Kunstentwicklung dieser Zeit ein.

Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug in Münster. Mit seinen prägende Bogengängen bezeichnen ihn die Münsteraner als ihre ‚gute Stube’. Der Name ‚Prinzipalmarkt’ prägte sich erst Anfang des 17. Jahrhunderts. Münster war seit 1358 Mitglied der Hanse. Seit 1494 erlangte die Stadt als Vorort der Hanse große Bedeutung. Der Prinzipalmarkt mit seinen repräsentativen Patrizierhäusern ist ein sichtbares Zeugnis dieser wirtschaftlichen Blütezeit. Das Erscheinungsbild des Prinzipalmarktes wird durch gereihte Giebelhäuser geprägt, aber kein einziger Giebel gleicht dem anderen. Ein weiteres gemeinsames Gestaltungsmerkmal ist das Baumaterial: alle Gebäude bestehen aus Baumberger Sandstein. Leider wurde ein Großteil dieser prächtigen Kaufmannshäuser im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört und einige Bauten sind nicht mehr im ursprünglichen Originalzustand wieder errichtet worden.

Im Herzen der Stadt Münster befindet sich der Aasee inmitten eines Parkes, der bei schönem Wetter von Spaziergänger, Jogger, Rollerblader und natürlich Radfahrer genutzt wird, während auf dem See selber sich unzählige Segelboote tummeln. Ein Wasserbus wird im Linienverkehr eingesetzt. Gespeist wird der künstliche Stausee aus der Münsterschen Aa, die 15 Kilometer südlich der Stadt in die Ems mündet. Mit dem Bau wurde bereits 1914 begonnen, aber die ursprüngliche Gestalt erhielt der ‚Alte Aasee’ zwischen 1926 – 34. Er sollte die Anwohner vor Hochwasser schützen. 1972 – 76 wurde er schließlich um das doppelte erweitert, so dass der heute eine Fläche von 40,2 Hektar mit einer Länge von 2,3 Kilometern besitzt. Seine maximale Tiefe beträgt 2 Meter. Um den See herum haben einige namhafte Künstler anlässlich der alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte ihre Werke hinterlassen. Das erste Kunstwerk waren drei mächtige Betonbälle, ‚Giant Pool Balls’ getauft, des amerikanischen Künstlers Claes Oldenburg. Er schuf die Skulptur im Jahre 1977. Aus dem gleichen Jahr stammt auch das Kunstwerk von Donald Judd, während die kunstvoll geformten immergrünen Taxusbäume von Rosemarie Trockel erst im Jahre 2007 hinzukamen. Am und auf dem Aasee finden regelmäßig Veranstaltungen statt, von Ruderregatten auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke bis hin zum Massenstart von Heißluftballonen bei der Mongolfiade.

Am nördlichen Ende des Prinzipalmarktes steht die Lambertikirche. Sie wurde von Kaufleuten finanziert und sollte als Gegenkirche zum mächtigen Dom fungieren. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1375. Die Kirche gilt als der bedeutendste sakrale Bau der westfälischen Spätgotik. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der alte Turm wegen Einsturzgefahr abgerissen und im neugotischen Stil neu errichtet. Dabei wurde in verkleinerter Form das Freiburger Münster kopiert. Der berühmteste Pfarrer von St. Lamberti war Clemens August Graf von Galen, der später Bischof von Münster und noch später sogar Kardinal wurde. Als in Münster im Jahr 1534 das ‚Königreich Zion’ durch die so genannten Wiedertäufer ausgerufen wurde, bedeutete dies einen ketzerischen Affront gegen die etablierte katholische Kirche. Der reformatorische Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen, deren Anhänger wurden verfolgt und eingekerkert. Ihre Anführer, Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting, wurden gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet. Ihre Leichname wurden, als makabre Mahnung für die renitente Münsteraner Bevölkerung, in schmiedeeisernen Körben am Turm von St. Lamberti angebracht. Nie wieder sollte sich die Stadt gegen die allein selig machende Kirche erheben. So hängen die originalen Körbe selbst heute noch am inzwischen neu errichteten Kirchenturm von St. Lamberti.

Die Clemenskirche wurde in den Jahren 1745 bis 1753 zum Kloster und Hospital der Barmherzigen. Sie wurde vom westfälischen Barockmeister Johann Conrad Schlaun mit den für ihn typischen Materialien, roter Backstein und heller Sandstein, errichtet. Auf einem geschwungenem, unregelmäßigem Sechseck basiert der Grundriss des Gotteshauses. Seine Kuppel wird von einer Laterne gekrönt. Während bei der prächtig ausgestatteten Inneneinrichtung Stilelemente des Rokoko vorherrschen, gilt die Clemenskirche äußerlich als der bedeutendste barocke Kirchenbau in Norddeutschland.

Der Allwetterzoo von Münster wurde 1974 als Nachfolgeeinrichtung des alten Zoos eröffnet. Um wetterunabhängig zu sein, wurden im neuen Zoo die großen Tierhäuser mit überdachten Wegen verbunden, den so genannten ‚Regenwegen’. So ist der Besucher auf ungefähr 1000 Metern der Wege vor Regen geschützt. Die ‚Sonnenwege’ führen dann an den Freianlagen vorbei. Im Allwetterzoo legt man darauf Wert, dass man die Tiere hautnah erleben kann. So darf man beispielsweise unter der Anleitung der Tierpfleger Pinguine, Elefanten und Papageien füttern. Einige Tiere, wie die Affen, darf man sogar in ihren Gehegen besuchen. Andere wiederum laufen im Sommer auf den Besucherwegen herum. Ein besonderer Anziehungsmagnet ist das Delphinarium mit seinen Großen Tümmlern und Kalifornische Seelöwen.

Das Pferdemuseum ist dem Allwetterzoo angegliedert und widmet sich auf ungefähr 1000 m² Ausstellungsfläche der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen sowie der Beziehung zwischen Mensch und Pferd von der Urzeit bis zur Jetztzeit. In der Arena direkt am Museumsgebäude finden regelmäßig Vorführungen im Showreiten, Westernreiten und Voltigieren statt.

In unmittelbarer Nähe zum Aasee im Stadtteil Sentrup befindet sich das Freiluftmuseum Mühlenhof. Hier werden auf einem 5 Hektar großen Areal an die 30 historische Bauten gezeigt, Bauernhöfe und handwerkliche Betriebe, Dorfläden und Kapellen. Sie wurden entweder von ihrem alten Standort hierher verlegt oder originalgetreu rekonstruiert. So kann man in diesem Museum einen weitgehenden Überblick über die bäuerliche und handwerkliche Kultur dieser Region der letzten 400 Jahre gewinnen. Das erste wiedererrichtete Gebäude war eine Bockwindmühle aus dem 18. Jahrhundert. Sie gab dem Museum ihren Namen, als es 1961 eröffnet wurde.

Das Landesmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) liegt direkt am Aasee und bietet interessante Einblicke in fremde Welten und Kulturen. In der Dinosaurierausstellung ist beispielsweise ein 16 Meter langes Skelett eines Tyrannosaurus Rex zu bestaunen. Die Weltanschauungen und Wertesysteme der Plainsindianer werden anschaulich erklärt anhand von Exponaten, wie Friedenspfeifen, Waffen, Zelten, Gemälden und Skulpturen erklärt. Die Ausstellung ‚über den Landschaftswandel Westfalens’ beschreibt, wie sich unter dem Einfluss des Menschen die heimische Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen 15.000 Jahren verändert hat. Das Modell eines Mammuts, das nach einem in Westfalen gefundenen Originalskelett rekonstruiert wurde, ist hierbei das spektakulärste Ausstellungsstück. Das Zeiss-Planetarium wurde im Jahre 1981 eröffnet und besitzt einen Kuppeldurchmesser von 20 Metern. Hier finden regelmäßig wechselnde Vorführungen über verschiedene Sternenthemen statt.

Am Domplatz befindet sich das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Es gilt als das bedeutendste Kunstmuseum Westfalens. Im Jahr 2013 plant man die Eröffnung eines Erweiterungsbaus, der die Ausstellungsfläche auf insgesamt 7500 m² vergrößern wird. Im Museum werden Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart gezeigt. In der ‚Modernen Galerie’ widmet man sich den deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, aber auch dem Expressionismus mit den Künstlergruppen ‚Die Brücke’ und ‚Blauer Reiter’ sowie dem Bauhaus. Darüber hinaus ist der aus Westfalen stammende August Macke mit zahlreichen Werken vertreten. Das Museum ist Veranstalter der seit 1977 alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte, bei der berühmte Künstler im gesamten Stadtgebiet ihre Skulpturen zeigen. Die Ausstellung dauert jeweils die Sommermonate an.

Das Museum für Lackkunst gehört zur BASF Coatings AG und ist weltweit das einzige seiner Art. In der Sammlung des Museums befinden sich mehr als 1000 Kunstobjekte aus Ostasien, der islamischen Welt, Russland und Europa. Die ältesten Exponate stammen aus China und Korea und sind bereits über 2000 Jahre alt. Die ältesten Ausstellungsstücke japanischer Lackkunst (Urushi) stammen aus dem 9. Jahrhundert. Als diese Luxusartikel nach Europa eingeführt wurden, begann man Ende des 16. Jahrhunderts auch hier, Lackkunstwerke herzustellen. Auf der Basis von Ölen, Harzen und Bindemitteln entstanden Lackrezepturen, mit deren Hilfe man Schnitzereien und Verzierungen herstellte, aber auch Lackgemälde auf Möbeln oder Perlmuttarbeiten.

Im 5. Stock eines sanierten Getreidespeichers befindet sich die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM). Hier wird auf 1.000m² Projektfläche aktuelle Kunst von etablierten Künstlern, aber auch von Neulingen der Kunstszene in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Dabei versteht sich die AZKM nicht nur als Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst, sondern auch als Diskussionsforum für aktuelle Tendenzen uns als Produktionsort und Laboratorium für experimentelles, künstlerisches Arbeiten.

Das Stadtmuseum Münster zeigt dem Besucher auf zwei Obergeschossen in 30 Kabinetten die Entwicklung und den Wandel der Stadt vom Kloster ‚monasterium’ im Jahre 793 bis in die Neuzeit. Zahlreiche Miniaturmodelle veranschaulichen die topographischen Veränderungen und bilden den roten Faden durch die vielen Ausstellungsräume. Nach der Bistumsgründung 799 und dem Erhalt der Stadtrechte 1170 im Mittelalter findet die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster (1534/35), die in der Proklamation des ‚Königreichs Zion’ gipfelte, breiteren Raum. Das Zweite Obergeschoß widmet sich dann der Geschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert von der Angliederung an Preußen und dem damit verbundenen Verlust seiner Souveränität bis zur Gegenwart. Dabei geht man neben der Geschichte auch auf kulturelle Aspekte ein. Als Exponate sind Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu sehen, aber auch Möbel, Textilien, Waffen und Alltagsgegenstände. So bekommt der Besucher einen weit reichenden Überblick über die Lebensumstände in der Stadt in den verschiedenen Epochen.



Radrouten die durch Münster führen:

Friedensroute
Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Radroute Historische Stadtkerne




Ladbergen

I
n Ladbergen ist man stolz auf seine über 1000jährige Geschichte. Bereits 950 wurde der Ort in einer Urkunde des Klosters Fleckenhorst erwähnt. Besiedelt war die Gegend aber schon bedeutend früher, was Gräberfunde belegen, obwohl der Boden ursprünglich als schlecht nutzbar galt. Ladbergen ist der südlichste Zipfel des Tecklenburger Landes und auch hier fanden während des Dreißig- jährigen Krieges im immer noch existierenden Hotel ‚Zur Post’ Vorverhand- lungen für den Westfälischen Frieden statt. Unweit des Ortes befindet sich die Getreidemühle Erpenbeck, der einzige ehemaliger Gräftenhof im Tecklen- burger Land mit gut erhaltener und restaurierter Wassermühle (Öl- und Getreidemühle) sowie mit hölzernen Torbogen.

Sehenswertes:

Der Friedenspark ist ein kleiner, liebevoll angelegter Park mit einem Spatzierweg. Er liegt zwischen der ehemaligen Hauptschule, die heute als Rathaus und Kindergarten genutzt wird, und dem Seniorenheim auf der anderen Seite des Mühlenbachs. Die bronzene Plastik ‘Torfstecher und Amme’ erinnert an die in früheren Jahrhunderten übliche Verdienstmöglichkeiten der armen Bürger.

Das Schuhmachermuseum ist ein kleines, liebevoll hergerichtetes Museum, das einmal eine komplett eingerichtete Werkstatt zeigt und darüber hinaus eine Schuhmodeausstellung präsentiert. Das Schumacherhandwerk hat sich zwischen der Zeit des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kaum geändert. Die Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert führte dann aber zur maschinellen Schuhproduktion. Somit änderte sich das Arbeitsfeld eines Schuhmachers von dem eines Maßschuhmachers zu dem eines Reparaturschuhmachers. Dieser Strukturwandel wird durch die ausgestellten Maschinen und Werkzeuge eindrucksvoll dokumentiert. Als besondere Attraktion des Museums gilt eine Holzschuhmaschine. Die Schuhmodeausstellung zeigt Fußbekleidungen aller Art, von der einfachen Ledersandale bis hin zu schicken Pumps.

Die zum Gut Erpenbeck gehörende Oel- ,Boke- und Zichorienmühle wurde um 1840 fertiggestellt. Sie wurde 1991 restauriert und ist heute ein Baudenkmal. Reguläre Öffnungszeiten gibt es nicht, dennoch kann die Mühle im Rahmen einer Mahlvorführung besichtigt werden.

Das Ladberger Heimatmuseum befindet sich am Rande des Naturschutzgebietes Lönsheide und bietet einen Einblick in die Entwicklung dieser Region von der prähistorischen Zeit bis in die heutige Gegenwart. Ein Teil der Ausstellung widmet sich aber auch Neil Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond, denn sein Urgroßvater, Friedrich Kötter, stammte aus Ladbergen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1643

In den Räumen des Gasthauses zur Post fanden Vorverhandlungen für den Westfälischen Frieden statt, der den Dreißigjährigen Krieg beendeten. Am 17. Juni 1643 wurde vom Kaiser Ferdinand der Gräfin Alexandrine von Taxis befohlen, in Münster und Osnabrück Posthäuser einzurichten und die Postroute Köln – Hamburg über Münster und Osnabrück zu führen. So bekam auch Ladbergen eine eigene Poststation.

1871

Seit dem 1. September 1871 beherbergte das Gebäude des heutigen Gasthauses zur Post die Poststation. Umwandlung der Postexpedition in eine Postagentur. Postagent wurde der Gastwirt, Bäcker und Gemeinderechner Heinz Schulte-Freckling, der alle Aufgaben in Personalunion ausführte. Der Postausspann erfolgte grundsätzlich in Ladbergen. So gehörten zum Hotel auch Stallungen zur Aufnahme von zwölf Pferden und für die Fahrgäste standen vier Fremdenzimmer zur Verfügung.

1918-1957

Verlegung der Poststelle nach dem Tode des Heinz Schulte-Frecklin.

1957

Neubau eines Postgebäudes auf dem Hofe des Hauses Schulte-Freckling. Am 30. November erfolgte der Umzug.

1980

Umzug der Post in ein größeres Gebäude, da die Räumlichkeiten zu klein wurden. Damit endete die Geschichte der Post im Gasthaus zur Post. Das Gasthaus wird noch heute von den Nachfahren des Heinz Schulte-Freckling geführt.
An die Zeit der Postkutschen erinnern heute das am Giebel der Stirnwand angebrachte Wappenschild mit dem Posthorn, gleich neben dem Ladberger Wappen, und der über der Eingangstür prangende, aus Messing geschmiedete Ausleger, der eine mit vier Pferden bespannte Postkutsche darstellt. Das Gasthaus zur Post ist heute auch eine offizielle Station des Jacobweges. Jacobspilgerer bekommen hier den Pilgerstempel und erhalten auch Sonderkonditionen.

Ladbergen ist eine protestantische Hochburg im katholisch geprägten Münsterland. Die Evangelische Kirche wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und steht im Zentrum von Ladbergen direkt am Marktplatz. Das als große Muschel geformte Taufbecken ist eine Schenkung des Missionars Heinrich Sundermann.

Ladbergens ältestes Gebäude ist das im Jahre 1624 erbaute ‘Königs Backes’. Im alten Backhaus wird hier immer noch Brot gebacken.



Radrouten die durch Ladbergen führen:

Friedensroute
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Sagenroute




Ibbenbüren

I
bbenbüren ist eine Mittelstadt am nordwestlichen Ende des Teutoburger Waldes. Urkundlich wurde die Stadt erstmals 1146 erwähnt, doch Quellen belegen, dass die heutige Christuskirche bereits auf das Jahr 799 zurückgeht. Obwohl sie die Keimzelle der Stadt ist, gilt 1146 als offizielles Gründungsjahr der Stadt. Wirtschaftlich wurde Ibbenbüren durch den Steinkohlebergbau geprägt, dessen Abbau bis in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Darüber hinaus wurde in mehreren Steinbrüchen der bekannte Ibbenbürener Sandstein abgetragen. Als Wahrzeichen der Stadt gilt das ‚Hockende Weib’, ein Felsen in den Dörenther Klippen oberhalb des Ortes. Die Sandsteinformationen sind ein beliebtes Wanderziel. Für Ausflüge eignet sich auch die unweit davon gelegene Sommerrodelbahn mit dem angegliederten Märchenwald. Mit dem Motorradmuseum, dem Bergbaumuseum und mehreren Heimatmuseen besitzt Ibbenbüren auch eine interessante Museumslandschaft.

Sehenswertes:

In der Turbinenhalle eines ehemaligen Kraftwerkes befindet sich das Bergbaumuseum. Der Steinkohleabbau in Ibbenbüren geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zeitweilig besaß Ibbenbüren mit über 1500m Europas tiefste Steinkohlezeche. Das Bergbaumuseum geht auf diese lange Geschichte ein. Zu besichtigen gibt es Maschinen und Geräte aus der Arbeitswelt der Bergbaukumpel. Darüber hinaus wird der Strecken- und Strebausbau beschrieben und man erhält einen Einblick in die Anfänge des Bergbaus. Das Museum liegt innerhalb des Werksgeländes der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH und ist erreichbar über das Tor 2 (ersatzweise Tor 1). Der Zugang liegt an der Osnabrücker Straße.

In der ehemaligen Dorfschule des Ibbenbürener Ortsteils Lehen befindet sich heute das privat geführte Motorradmuseum. Robert Stockmann hat jahrelange diese Sammlung von über 170 Zweirädern zusammengetragen. Bei einer Besichtigung kann man die geschichtliche und technische Entwicklung des Motorrades gut nachvollziehen. Das älteste Exponat ist ein Hochrad von 1882, einige motorgetriebene Zweiräder stammen noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Besonderheiten sind ein Motorradbus aus den 50er Jahren und die Münch Mammut 1200 TTS, das schwerste je hergestellte deutsche Motorrad. Über Pfingsten findet in Ibbenbüren alljährlich das größte in Europa stattfindende Motorradveteranentreffen statt. Hierbei wird selbstverständlich auch das Museum angefahren.

Dörenther Klippen und das ‚Hockende Weib’ Im Grenzgebiet der Städte Ibbenbüren und Tecklenburg, am Südhang des Teutoburger Waldes befinden sich die Dörenther Klippen. Die Felsformationen aus Sandstein ist etwa vier Kilometer lang und wird durch zwei Täler, den Ibbenbürener Pass im Nordwesten und dem Bocketal im Südosten begrenzt. Die einzelnen Felsen sind bis zu 40 m hoch. Besonders bekannt sind der Dreikaiserstuhl und das Hockende Weib, welches auch zum Wahrzeichen von Ibbenbüren wurde. Die Sandsteinformationen sind ungefähr 120 Millionen Jahre alt und stehen heute unter Naturschutz. Das Gebiet zieht viele Wanderer an, da neben den interessanten Felsformationen bei klarem Wetter auch herrliche Ausblicke in die weite Parklandschaft des Münsterlandes möglich sind.




 

Hinter der Szenerie: Das hockende Weib

Der einst, als noch das große Meer bis an den Teutoburger Wald reichte, lebte eine Frau mit ihren Kindern unweit der Dörenther Klippen. Eines Tages stiegen die Wasserfluten ungewöhnlich schnell an, so dass die Kinder nicht mehr rechtzeitig nach Hause laufen konnten. Sie drohten zu ertrinken. Unter dem Einsatz ihres Lebens stapfte die Mutter durch die reißenden Fluten, um ihre Kinder zu retten. Sie trug sie auf den Schultern auf den Berg hinauf. Sie selbst hockte dabei schon sehr tief im Wasser. Sie betete und flehte zum Himmel, dass die Wasser wieder abfließen mögen und verharrte an ihrer gegenwärtigen Position. Endlich wurden ihre Gebete erhört, der Wasserspiegel sank und die Kinder waren gerettet. Das Weib aber wurde zu Stein und ist heute noch in den Dörenther Klippen als Sandsteinformation zu sehen.

Eingebettet in einem Hang des Teutoburger Waldes liegt in einem 100.000 m² Parkgelände, das sich zu einer großen Freizeitanlage entwickelt hat. Die älteste Attraktion ist die 120m lange Sommerrodelbahn. Einer sehr großen Beliebtheit bei Familien erfreut sich der angegliederte Märchenwald, in dem vertonte Märchenbilder die kleineren Besucher mit gespielten Geschichten verzaubern. Im Park ‚Reise durch die Welt’ fährt man durch das alte Ägypten, den Wilden Westen, in einen Dschungel und zum eisigen Nordpol. Große Spielplätze runden das Angebot für die Kinder ab.

In der Innenstadt von Ibbenbüren befindet sich die evangelische Christuskirche. Ihre Gründung geht auf das Jahr 799 zurück, womit sie als die älteste Kirche im weiteren Umkreis gilt. Es wird vermutet, dass sich bereits noch früher an gleicher Stelle eine heidnische Kultstelle befand. Die erste romanische Steinkirche wurde durch eine 1534 fertig gestellte gotische Hallenkirche ersetzt. Im Zuge von Reformation und Gegenreformation während des spanisch-niederländischen Erbfolgekrieges wechselte das Gotteshaus mehrfach zwischen den Glaubensrichtungen hin und her, bis es 1677 endgültig von der evangelischen Gemeinde übernommen wurde. Im Jahre 1846 zerstörte ein Großfeuer die Christuskirche. Sie wurde in der Folgezeit wieder aufgebaut und erhielt so ihr heutiges Erscheinungsbild.

In der 1892 erbauten Villa Többen, teilweise auch Haus Herold genannt, befindet sich das Stadtmuseum. Es zeigt Zeugnisse aus der Geschichte Ibbenbürens von frühester Besiedelung bis zur Neuzeit. Die Dauerausstellung des seit 2007 geöffneten Museums wird ergänzt durch verschiedene Sonderausstellungen, die Themen zur Stadtentwicklung behandeln.

Im Heimathaus Ibbenbüren zeigt der Verein zu Heimat- und Brauchtumspflege seine Sammlung von historischen Werkmaschinen, alten landwirtschaftlichen Geräten und altertümlichen Bauernmöbeln. Im Obergeschoss wurde eine Kleiderausstellung mit Exponaten aus den Jahren 1920 bis 50 eingerichtet.

Als in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bei Ibbenbüren die Autobahn A30 gebaut wurde, entstand im Südosten der Stadt als Rückhaltebecken der Aasee. Heute dient er als Naherholungsgebiet. Das Befahren des Sees mit Tret- und Ruderbooten ist gestattet, das Fahren von Motorbooten und auch das Baden sind jedoch nicht erlaubt. Ein großer Skaterpark ist Anziehungspunkt für die jüngere Generation, Spatzierwege führen um das Gewässer. Unweit des Aasees befindet sich eine Haltestation der Teutoburger-Wald-Eisenbahn. In den Sommermonaten kann man mit einer historischen Dampflok bis nach Bad Iburg fahren.



Radrouten die durch Ibbenbüren führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Sagenroute
Töddenlandradweg




Hörstel

D
ie Kleinstadt Hörstel liegt am nordwestlichen Ende des Teutoburger Waldes im äußersten Norden von Nordrhein-Westfalen. Von der ‚Schönen Aussicht’, einer denkmalsgeschützten Plattform im Ortsteil Riesenbeck, hat man einen prächtigen Blick über die weite Parklandschaft des Münsterlandes. Südlich der Stadt mündet der Mittellandkanal in den Dortmund-Ems-Kanal. Der für die Binnenschifffahrt bedeutende Abzweig wird ‚Nasses Dreieck’ genannt. Ganz in der Nähe befindet sich mit dem Torfmoorsee ein Naherholungsgebiet, wo man Spatzieren gehen, segeln und windsurfen kann. Mit Schloss Surenburg und dem Kloster Gravenhorst besitzt Hörstel zwei bedeutende geschichtsträchtige Bauwerke. Die Dreiflügelanlage von Schloss Surenburg gilt als bedeutendstes nichtkirchliches Bauwerk im Tecklenburger Land. Die Umgebung gilt als Mekka der deutschen Gespannfahrer, die hier regelmäßig Wettbewerbe und Meisterschaften veranstalten. Das Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst wurde bereits im 13. Jahrhundert gegründet. Das noch nahezu vollständig erhaltene Gebäude diente nach der Säkularisierung im 19. Jahrhundert vorübergehend als Jagdschloss und heute als zeitgenössisches Kunsthaus und als kultureller Veranstaltungsort.

Sehenswertes:

Inmitten eines ausgedehnten Waldgebietes liegt Schloss Surenburg. Das viel besuchte Ausflugsziel gilt als das bedeutendste nichtkirchliche Bauwerk des Tecklenburger Landes. Hohe Bäume säumen die Allee, die auf den Eingang des Renaissanceschlosses zuläuft. Die beiden Seitenflügel der imposanten Dreiflügelanlage werden jeweils bekrönt von einem im Münsterland typischen Dreistaffelgibel mit Halbkreisaufsätzen. Direkt an der Aussengräfte führt ein Weg um die gesamte Anlage herum und ermöglicht wunderschöne Einblicke auf das privat bewohnte Schloss.

 

Geschichtlicher Ablauf

1474

Erstmalige urkundliche Erwähnung der Surenburg, als die Herren von Langen, Ministeriale des Bischofs zu Münster, einen Hof in der ‚suren Wiese’ zur Wasserburg umbauten.

1580

Großangelegter Umbau des Schlosses, von dem Teile bis heute erhalten blieben.

1612

Tod des letzten männlichen Familienmitglieds derer von Langen auf Surenburg.

1652

Bischof Christoph Bernhard von Galen befreit die Surenburg von Oranischer Besatzung, der man während des 30jährigen Krieges ausgeliefert war.

1786

Kauf des Schlosses durch Carl Heinrich Heeremann zu Zydtwyck, einen niederländischen Landedelmann aus Roermond.

1790

Ausbau des Herrenhauses zur Dreiflügelanlage im Stil der Renaissance.
Schloss Surenburg wird immer noch von der Familie Heeremann zu Zydtwyck bewohnt. Auch Constantin Freiherr zu Heeremann, langjähriger Präsident des Deutschen Bauernverbandes, lebte auf dem Anwesen.

Über 500 Jahre lang diente Kloster Gravenhorst als Nonnenkloster, bis der von Napoleon initiierten Reichsdeputationshauptschluss das Ende des Zisterzienserinnenklosters besiegelte. Danach diente es verschiedenen Besitzern zu verschiedensten Zwecken, unter anderem auch als Jagdschloss für einen Konsul. Das Gebäude ist nahezu vollständig erhalten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1256

Gründung des Zisterzienserinnenklosters durch Konrad von Brochterbeck und seiner Frau Amalgarde von Budde. Erste Äbtissin wurde ihre Tochter Oda.

18. Jhd.

Betrieb einer Mädchenschule bis zur Auflkösung des Klosters.

1811

Schließung des Klosters im Zuge der Säkularisierung.

19. Jhd.

Die Zeit nach der Schließung des Klosters wird geprägt durch häufigen Besitzerwechsel und verschiedenste Nutzungen. Es diente unter anderem als Lager, Werkstatt, Fabrik und als Jagdschloss für einen Konsul.

1986

Kauf der Anlage durch den Trägerverein Kloster Gravenhorst e.V.

1999

Übernahme durch den Kreis Steinfurt. Nach umfangreichen Renovierungen wird das ehemalige Kloster heute als Kunsthaus für zeitgenössische Kunst und als Veranstaltungsort für Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen genutzt.

Knollmanns Mühle ist eine Doppelmühle, die durch das Wasser der Hörsteler Aa betrieben wird. Ihre Geschichte geht bis in das Jahr 1796 zurück. 1993 wurde das technische Denkmal umfassend renoviert und dient heute dem Heimatverein Hörstel für kulturelle Veranstaltungen. Bei Interesse werden auch Führungen gegeben.

Das Heimatmuseum im Ortsteil Bevergern geht auf eine Stiftung von Professor Dr. Anton Hilckmann zurück, der sein Geburtshaus zu diesem Zwecke dem Heimatverein Bevergern überließ. Am Kirchplatz entstand so in einem Ensemble von drei historischen Fachwerkhäusern das Heimatmuseum. Jedes dieser Häuser repräsentiert eine Berufsgruppe, die einst das Dörfliche Leben prägten. Das Handwerkerhaus von 1729, das Kaufmannshaus von 1742 und das Ackerbürgerhaus, in dem Bürger lebten, die zwar einem Handwerk oder Gewerbe nachgingen, nebenbei aber noch eine Landwirtschaft betrieben. Das Museum widmet sich der Wohn- und Arbeitswelt, der Geschichte und der Kultur von Bevergern.

An einem Hang des Teutoburger Waldes befindet sich in 116m über NN oberhalb von Riesenbeck die ‚Schöne Aussicht’. Von der denkmalsgeschützten Plattform hat man bei klarem Wetter einen prächtigen weiten Blick über die flache grüne Parklandschaft des Münsterlandes. Daher wird diese Aussichtsstelle auch ‚Balkon des Münsterlandes’ genannt. Mit dem Fahrrad ist die ‚Schöne Aussicht’ über die Straßen ‚Am Teutohang’ und ‚Teutostraße’ zu erreichen.

Der Heimatverein Riesenbeck zeigt im Landmaschinenmuseum auf dem ehemaligen Hof Eggert seine Sammlung historischer Gerätschaften. Diese Maschinen und Geräte werden chronologisch im Jahresrhythmus präsentiert. Angefangen bei der Bodenbearbeitung, über das Säen und Pflanzen, dem Düngen und Ernten, bis zur Weiterverarbeitung mit Dresch-, Sortier und Zerkleinerungsmaschinen. Dabei werden sowohl einfache Gerätschaften aus längst vergangenen Zeiten, als auch moderne Maschinen ausgestellt. So ermöglicht das Museum einen Überblick über die Entwicklung der Technik der Landmaschinen, es zeigt aber auch die jahreszeitlich bedingten Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft.

Südöstlich der Stadt Hörstel befindet sich zwischen Bevergern und Riesenbeck befindet sich ‚Nasse Dreieck’. Hier zweigt der Mittellandkanal vom Dortmund-Ems-Kanal ab. Er mündet 320 km weiter östlich bei Magdeburg in die Elbe. Für die Binnenschifffahrt ist dieser Abzweig einer der bedeutendsten Knotenpunkte Deutschlands. Im Zuge der Regionale 2004 entstanden entlang des Mittellandkanals und des Dortmund-Ems-Kanals Ausstellungspavillons, auch Red Boxes genannt, in denen die Historie und die Technik der Wasserstraßen beschrieben und erläutert wird. Die Schleuse Bergeshövede wurde 1898 zusammen mit dem Dortmund-Ems-Kanal gebaut. Seit 2006 ist die historische Schleusenanlage als Denkmal geschützt, womit ein Teilabriss der für Schiffe nicht mehr nutzbaren Anlage verhindert wurde.

Der Torfmoorsee ist ein Naherholungsgebiet südwestlich von Hörstel, unmittelbar am Dortmund-Ems-Kanal gelegen. Am See wurde ein geologischer Lehrpfad eingerichtet. Insgesamt werden 23 Gesteine ausgestellt, unterteilt in Ergussgesteine vulkanischen Ursprungs, durch Ablagerungen entstandenes Sedimentgestein und Metamorphes Gestein. Besonders interessante Exemplare sind der vor 20 Millionen Jahre gebildete Marmor, das 500.000 Jahre alte Lavagestein, oder der aus den Alpen stammende Seritschiefer. Zu der Ausstellung der Ausstellung des Lehrpfades gehört auch ein alter Kohlehobel. Dieser diente einst der Preussag beim Kohleabbau unter dem Schafberg.



Radrouten die durch Hörstel führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Sagenroute




Rheine

R
heine ist nach Münster die zweitgrößte Stadt im Münsterland. Aus archäologischen Funden schließt man auf eine erste Besiedlung in der Bronzezeit, etwas 2100 v. Chr. Später wurde die Gegend erst von germanischen, dann von sächsischen Stämmen besiedelt. An einer Furt über die Ems entstand im 9. Jahrhundert mit der Villa Reni, ein Königsgut Karls des Großen. Das Gut erhielt später den Namen ‚Falkenhof’ und dient heute als Zentrum für Bildende Kunst und Kultur. Der Falkenhof war somit die Keimzelle von Rheine, das im Jahre 1327 das Stadtrecht erhielt. Die Innenstadt um den Marktplatz herum versprüht noch einen gemütlichen mittelalterlichen Charme. Hier haben sich noch einige historische Bürgerhäuser im Fachwerkstil neben der alten Stadtkirche erhalten. Sehenswert ist die ehemalige Klosteranlage Bentheim, die nach der Säkularisierung als Schloss genutzt wurde und heute ein Museum beherbergt. Gleich daneben befindet sich die Saline Gottesgabe mit ihrem historischen Gradierwerk sowie der Naturzoo mit seinem begehbaren Affenwald. Die St.-Antonius-Basilika ist der ottonischen Stiftskirche St. Michael in Hildesheim nachempfunden und besitzt den höchsten Kirchturm im gesamten Münsterland.

Sehenswertes:

Eine im barocken Stil gestaltete Auffahrt führt auf den linken Seitenflügel des ehemaligen Kloster Bentlage zu. Sie zeugt davon, dass es die Kreuzherren, die das Kloster betrieben, aus den Einnahmen insbesondere der Verpachtung der Solequellen zu einigem Wohlstand gebracht hatten. Auch die Inneneinrichtung wurde mit Stuckarbeiten und neuen Kaminen im 18. Jahrhundert aufwendig überarbeitet und umgestaltet. Aber nach 400 Jahren mußten die Ordensbrüder zur Säkularisation ihr Kloster räumen und Bentlage wurde zum Residenzschloss des Landesfürstentums Rheina-Wolberg umgebaut. Seit 1978 befindet sich die Dreiflüglanlage in öffentlichen Besitz. Inzwischen wurde ein Museum eröffnet, dass Exponate aus dem ehemaligen Ordenshaus präsentiert und den Klosterbetrieb der damaligen Zeit beschreibt. Im oberen Stockwerk befindet sich die Westfälische Galerie mit Gemälden aus Westfalen stammender Künstler wie Otto Modersohn und August Macke.

 

Geschichtlicher Ablauf

1437

Gründung und Bau der ursprünglichen Vierflügel-Klosteranlage Bentlage durch die Kreuzherren.

1738 – 58

Bau einer neuen Auffahrt mit der barocken Toranlage. Das Innere wird mit wertvollen Stuckdecken und Kaminen ausgeschmückt. Das Treppenhaus wird nach Plänen von Johann Conrad Schlaun neu gestaltet.

1803

Im Zuge der Säkularisierung erfolgte die Auflösung des Klosters. Umbau zum Residenzschloss des Landesfürstentums Rheina-Wolbeck.

1806

Das zuvor souveräne Landesfürstentum Rheina-Wolberg geht im Großherzogtum Berg auf. Bentlage wird von der Adelsfamilie Looz-Corswarem als feudale Gutsherrschaft übernommen.

1978

Ankauf der Schlossanlage mitsamt des Bentlager Waldes durch die Stadt Rheine

1989–2000

Umfangreiche Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten, gefördert durch die Stadt Rheine. Umgestaltung zur ‘Kulturellen Begegnungsstätte Kloster Bentlage’, einem Zentrum für Kunst und Kultur.

2000

Eröffnung des Museums Kloster Bentlage und der Westfälischen Galerie.


Die modern umgebaute Dreiflügelanlage stammt eigentlich im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Immer wieder wurde das Herrenhaus erweitert und im barocken Stil umgestaltet, nur das vorgelagerte mittelalterliche Torhaus blieb nahezu unverändert erhalten. Der bereit im 9. Jahrhundert existierende Falkenhof gilt als die Urzelle der Stadt Rheine. Heute beherbergen die Räumlichkeiten ein Museum.

 

Geschichtlicher Ablauf

838

Erste urkundliche Erwähnung als karolingischer Königshof ‘Reni’. Kaiser Ludwig der Fromme schenkte den Hof dem Benediktinerkloster Herford. Damit gilt der ursprüngliche Falkenhof als Urzelle der Stadt Rheine.

1532

Bau des mittelalterlichen Torhauses durch die Herren von Morrien.

1545

Erweiterung des Herrenhauses um das obere Stockwerk.

1612

Bau des Ostflügels

1759

Ausbau der Hofanlage um den Westflügel zur barocken Dreiflügelanlage

1767

Ergänzung der Freitreppe

1940

Übernahme des Falkenhofes durch die Stadt Rheine

1946 – 77

Umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten der gesamten Anlage

1977

Eröffnung eines Heimatmuseums mit Waffensammlung sowie eines Museums für Kunst- und Frühgeschichte.


In unmittelbarer Nähe zum Kloster und Schloss Bentlage befindet sich die Saline Gottesgabe. Nachweislich wird bereits seit dem 11. Jahrhundert in Bentlage Salz gewonnen, eine erste urkundliche Erwähnung gab es aber erst 1439. Lange Zeit wurde die Anlage von der Familie von Velen betrieben, auf Alexander von Velen geht auch der Name ‚Gottesgabe’ zurück. Im spanisch-niederländischen Erbfolgekrieg und während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Saline jeweils schwer beschädigt, im 17. Jahrhundert unter der Aufsicht von Johann Conrad Schlaun wieder aufgebaut. Auch das dazugehörende Gradierwerk wurde auf eine Länge von fast 300 m ausgebaut und ist damit das älteste Bauwerk seiner Art in Westfalen. Im Jahre 1890 wurde in Bentlage der Kurbetrieb aufgenommen, die Salzgewinnung wurde 1952 wieder eingestellt. Der Salinenpark wurde für die Regionale 2004 neu gestaltet und strahlt seit dem im neuen Glanz.

Die gesamte Innenstadt von Rheine ist ein sehenswertes Schmuckkästchen. Der Marktplatz mit seinen Cafés und Restaurants ist ein moderner Treffpunkt im historischen Ambiente. Während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1647 wurde ein wesentlicher Teil der Stadt durch die Belagerung durch die Schweden zerstört. Die in der Folgezeit im Ortskern wieder aufgebauten Häuser haben sich zum großen Teil erhalten und vermitteln heute ein altertümliches, beschauliches und einladendes Flair.

Besonders reizvoll sind das Beilmannsche Haus mit seinem kanonenkugelbestückten Giebel, und die klassizistischen Fassaden des Pfarrheims St. Dionysius und dem benachbarten Haus Nienkämper.

Direkt am Marktplatz von Rheine befindet sich die katholische Pfarrkirche St. Dionysius, die hier auch Stadtkirche genannt wird. Das Gotteshaus ist eine Hallenkirche im spätgotischen Stil. Der wuchtige Turm auf quadratischem Grund wird bekrönt von einer mit Patina belegten Kupferhaube.

Der Bau der Kirche zog sich über mehr als 100 Jahre hin, er wurde ungefähr 1400 begonnen und erst 1520 mit der Fertigstellung des Turmes abgeschlossen. Der Grund für diese lange Bauzeit waren längere Unterbrechungen wegen finanzieller Engpässe. So wechseln auch das Baumaterial und die Größe der Steine an den Außenwänden bei den verschiedenen Bauabschnitten.

An gleicher Stelle gab es mindestens einen, möglicherweise mehrere Vorgängerbauten, von denen aber nichts mehr erhalten blieb. Ein Vorgängerbau war aus Stein errichtet worden, ein weiterer mutmaßlich aus Holz. Dabei stützen sich die Experten allerdings auf Vermutungen. Als wahrscheinlich gilt, dass bereits im 9. Jahrhundert ein Gotteshaus bestand.

Die St.-Antonius-Basilika wurde zwischen 1899 und 1905 im neoromanischen Stil errichtet, als die Größe der St.-Dionysius-Kirche als Stadtpfarrkirche nicht mehr ausreichte. So entstand eine mächtige Basilika nach Art eines römischen Kaiserdoms, die in ihren Ausmaßen fast die Dimension einer Kathedrale erreicht. Als Vorbild galt die ottonische Stiftskirche St. Michael im niedersächsischen Hildesheim. Die dreischiffige St.-Antonius-Basilika besitzt zwei Türme auf quadratischem Grundriss, wobei der westliche mit einer Höhe von 102,5 m der höchste Kirchturm im gesamten Münsterland ist. Flankiert wird das Gotteshaus von vier weiteren Türmchen, die wie auch die großen Vierungstürme patinabesetzte Kupferhauben besitzen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kloster und Schloss Bentlage sowie der Saline Gottesgabe befindet sich der Naturzoo. Gegründet im Jahre 1937 als Heimattiergarten, werden seit 1965 verstärkt außereuropäische Tierarten aufgenommen. Der Begriff ‚Naturzoo’ soll das pädagogische Konzept betonen und ihn von herkömmlichen Tiergärten abheben. Der Besucher soll natürliche Zusammenhänge erklärt bekommen, um sein Bewusstsein für die Umwelt schärfen zu können. In der Tat trumpft der Naturzoo Rheine mit einigen Superlativen auf. Hier wurde der erste begehbare Affenwald Deutschlands errichtet, in der auch heute noch eine Kolonie Berberaffen lebt. Für Kinder und Erwachsene ist es ein eindruckvolles Erlebnis, inmitten der Affengesellschaft umherlaufen zu können. Der Zoo besitzt die größte Storchenkolonie in Nordrhein-Westfalen und die weltweit größte Zuchtkolonie von Blutbrustpavianen, um diese seltene Spezies vor dem Aussterben zu bewahren. Besonders sehenswert sind auch die Flamingo-Anlage, die Gibbons-Insel und die im Jahre 2009 eröffnete Bärenanlage.

Am Markt in Rheine befand sich in einem historischen denkmalgeschützten Haus bis zum Jahr 2002 die Löwenapotheke. Sie galt als eine der ältesten im Münsterland und wurde 1677 erstmals urkundlich erwähnt. Ihre Ursprünge liegen aber sehr wahrscheinlich bereits im 15. Jahrhundert. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten die Gastwirtschaft ‚Bit in der Löwenapotheke’. Im oberen Geschoß wurde das Apothekenmuseum eingerichtet. Es zeigt viele Exponate aus der jahrhundertelangen Geschichte der Apotheke wie beispielsweise eine umfangreiche Mörsersammlung mit Steinexemplaren, die noch aus dem frühen Mittelalter stammen. Zu den wertvollsten Exponaten gehört eine über 400 Jahre alte Tinkturpresse. Eine Vielzahl von Geräten, Waagen, und Standgefäßen aus Holz, Porzellan, Zinn und Glas verschaffen einen umfassenden Überblick über die historischen Arbeitsmethoden der Apotheker.

Das Textilmuseum Rheine befindet sich im EEC am Humboldtplatz und präsentiert eine ständigen Ausstellung zur 300jährigen Textil- und Industriegeschichte der Stadt. Ein weiterer Austellungsschwerpunkt ist die 150jährige Hut- und Modegeschichte mit Bezug auf regionale Besonderheiten.



Radrouten die durch Rheine führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Spelle

D
ie Samtgemeinde Spelle wurde 1974 aus den einzelnen Gemeinden Spelle, Lünne und Schapen gebildet. Sie liegt im südlichen Emsland unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und ist sehr ländlich geprägt. An der westlichen Grenze verläuft der Dortmund-Ems-Kanal. Sehenswert sind das Naturschutzgebiet Speller Dose mit seinem Moorlehrpfad, die Burg Venhaus sowie der Wöhlehof.

Sehenswertes:

Der Hof Wöhle ist ein alter, aber gut erhaltener emsländischer Fachwerk-Bauernhof, der heute als Begegnungszentrum der Gemeinde Spelle für verschiedenste Veranstaltungen genutzt wird. Das stattliche Haupthaus wurde 1791 nach Art eines typischen niederdeutschen Bauernhofes errichtet. Zu dem Ensemble der Anlage gehören noch die Remise von 1842 sowie die Scheune, die dem Heimatverein als Heimathaus dient.

Im Osten der Gemeinde Spelle liegt das 56 ha. große Naturschutzgebiet ‚Speller Dose’. Die Entwicklung dieses Hochmoores setzte vor ungefähr 8000 Jahren ein. Durch Entwässerung, Kultivierung und Torfabstich blieb jedoch nur ein relativ kleiner Teil erhalten. Es laufen aber Bestrebungen, das Moor durch Wiedervernässung zu renaturieren.

Für Besucher wurde ein etwa 100 Meter langer Holzsteg errichtet, auf dem man durch das Moorgebiet laufen und sich über die Besonderheiten und Schönheiten dieser Landschaftsform informieren kann. Ein 6 Meter hoher Aussichtsturm vermittelt einen weiten Überblick über das Naturschutzgebiet.

Die Wasserburg Venhaus ist ein ehemaliger Rittersitz und stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert. Im Jahre 1619 wurde die Hauptburg um einen Querflügel erweitert, der 150 Jahre später zur noch heute bestehenden katholischen St. Vitus Kirche umgebaut wurde. 1876 übernahm die Kirche das Areal ganz. Anfang des 21. Jahrhunderts schließlich wurde das Gelände zu einem Burgpark umgestaltet, um den historischen Charakter dieser Wasser- und Wehrburganlage wieder hervorzuheben.

Bemerkenswert ist auch der Umweltbildungsgarten, der mit Hilfe von interaktive Modellen verschiedene Aspekte des Lebensraums interaktiv erlebbar macht.

In Schapen, umgeben von Wiesen und Feldern, bietet sich die Autmaring’sche Mühle mit seinem Café als Ausflugsziel an. Bereits 1741 wurde an dieser Stelle eine erste Bockwindmühle erbaut, die Anfang des 19. Jahrhunderts durch eine massive Holländermühle aus Sandstein ersetzt wurde. Seit 1947 wurde die Mühle als Motormühle betrieben. Die nun nicht mehr benötigten Segel wurden abgenommen. 1973 wurde der Betrieb ganz eingestellt. Nach einer umfangreichen Renovierung erstrahlt die Autmaring’sche Mühle nun wieder im alten Glanz.

In einer alten Scheune des Hofes Hölscher ist heute ein Museum eingerichtet, das eine umfangreiche Sammlung landwirtschaftlicher Geräte und Utensilien aus dem bäuerlichen Leben zeigt. Neben einer vollständig eingerichteten Schmiede und einer alten Holzschuhmacherei gibt es auch eine historische Feuerwehrspritze, zwei Dieselmotoren und das Modell der inzwischen abgetragenen St.-Johannes-Pfarrkirche zu bestaunen. Das Museum kann auf Anfrage besichtigt werden.

Umgeben von einer großflächigen Parkanlage befindet sich in Schapen das älteste private Handelsschulgebäude Europas. Das zweistöckige Gebäude wurde 1850 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Heute werden hier Behinderte betreut.

Im Jahre 1903 erhielt die alte katholische Kirche von Schapen einen massiven separaten Glockenturm, der etwas abseits vom Kirchengebäude stand. Anfang der 1930er Jahre wurde an anderer Stelle ein neues Gotteshaus erbaut und das alte daraufhin abgerissen. Der Glockenturm aber blieb stehen und wurde bis 1975 als Geräteschuppen für die freiwillige Feuerwehr genutzt.

Gleich neben dem Bürgerpark in Schapen befinden sich das alte Pfarrhaus und das ehemalige Brauhaus. Das Pfarrhaus wurde bereits 1739 erbaut und dient heute als Begegnungsstätte und Veranstaltungsort, das Brauhaus ist heute Sitz des Heimatvereins.

Am Bürgerpark der Gemeinde Lünne befindet sich ein Wassermühlenrad. Der Mühlenplatz wurde in den 1980er Jahren neu gestaltet, aber eine Mühle hatte hier bereits im 14. Jahrhundert gestanden. Sie wurde als Korn-, Öl- und Walkemühle genutzt. Das noch erhaltene Müllerhaus wurde 1837 erbaut. Es liegt etwas abseits vom heutigen Mühlenrad. Das alte Mühlengebäude existiert nicht mehr, es wurde im letzten Jahrhundert abgerissen.

Das Emsländer Brauhaus ist ein beliebtes Ausflugslokal. Hier werden noch vor Ort verschiedene Biere gebraut, wie das Emsländer Braunbier, das Emsländer Frischbier, das Emsländer Pils und auch einige saisonale Biere. In der Gaststube werden Gerichte der regionalen Küche angeboten. Eine seltene Besonderheit stellt die Armbrustschießanlage dar.

Der Blaue See in Lünne, vormals auch Herta-See genannt, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet im südlichen Emsland. Der 5 ha. große See entstand ab 1936 durch den Abbau von Lehm für die Auskofferung des Dortmund-Ems-Kanals sowie für die ehemaligen benachbarten Ziegeleien. Nach 1960 wurde hier ein Campingplatz mit festen Wochenendhäusern errichtet. Der See bietet die Möglichkeit zum Baden, Bootfahren, Surfen und zum Angeln.






Emsbüren

D
ie Einheitsgemeinde Emsbüren liegt inmitten einer waldreichen Gegend in den Flussauen der Ems. Die St. Andreas-Kirche wurde bereits im Jahre 819 erstmals urkundlich erwähnt, als sie durch den Missionar Liudger begründet wurde. Die Kirche wurde zur Keimzelle Emsbürens. Sehenswert sind das Freilichtmuseum Heimathof mit seinem Heilkräutergarten und die Hünensteine im Ortsteil Mehringen. Die Grabanlagen sind bis zu 5500 Jahre alt.

Sehenswertes:

Auf dem Galgenberg am südlichen Ortsrand von Emsbüren steht der Heimathof, eine typische emsländischen Hofanlage aus dem 18. Jahrhundert mit acht alten Fachwerkhäusern. Die Gebäude gehörten ursprünglich zu einem Bauernhof in Lingen und wurden hier an dieser Stelle  seit 1973 wieder originalgetreu aufgebaut. Das Ensemble besteht aus dem Haupthaus mit zwei Gefachen von 1766, dem Backhaus, dem Wagenschuppen, dem Schafstall, der Heuerhaus und der Scheune, die als Ausstellungsraum für alte landwirtschaftliche Geräte und Maschinen genutzt wird. Das Haupthaus spiegelt eine typische bäuerliche Inneneinrichtung im 18. Jahrhundert wieder.

Auf einer Fläche von 2000 m² wurde auf dem Gelände des Heimathofes ein Heilkräutergarten mit 200 verschiedenen Heilpflanzen, Sträuchern und Bäumen angelegt. Dieser lehrreiche Garten wirkt besonders in den Sommermonaten durch seine ständig wechselnde Farbenpracht sehr anziehend.

Die Emsflower GmbH gilt als das größte Gartenbauunternehmen Europas (Stand 2012). Ihren größten Standort mit einer Anbaufläche von fast 100 ha betreibt die Firma in Emsbüren. Hier entstand mit dem täglich geöffneten Besucherzentrum eine beliebte Touristenattraktion. Das Schaugewächshaus und der Tropengarten überwältigen mit ihrer Pflanzen- und Blütenpracht. Bei einer 90minütigen Führung gibt es die Möglichkeiten, viel Wissenswertes über Produktionsabläufe und Logistik zu erfahren. Zum Angebot gehören auch ein Restaurant sowie das Gartencenter, welches vor Ort die Möglichkeit zum Pflanzen- und Blumeneinkauf bietet.

Enkings Mühle, eine Windmühle holländischen Typs, wurde im Jahre 1802 erbaut. Nach einer umfangreichen Renovierung anlässlich ihres 200jährigen Bestehens wird hier wieder Roggen für Pumpernickel geschrotet. ‚Enkings Pumpernickel’ wird gleich hier in der Schwarzbrotbäckerei der Mühle gebacken. In der Mühle ist heute auch ein Café untergebracht. Das Gebäude kann auf Voranmeldung besichtigt werden.

In der Mehringer Heide wurde ein 18-Loch-Golfparcours eingerichtet, der auch ohne Vorkenntnisse  von Kindern gespielt werden kann. SwinGolf ist eine aus Frankreich stammende, verwandte Form des Golfspieles, das aus alten bäuerlichen Spielen abgeleitet wurde. Der Gummiball ist etwas größer als der herkömmliche Golfball. Schläger und Ball können an der Anlage gemietet werden. Die SwinGolf-Anlage gehört zum Bauernhofcafé ‚In’t Hürhus’. Hier werden emsländische Spezialitäten und selbst gemachter Kuchen gereicht. Von der Terasse hat man einen weiten Blick über den SwinGolf-Parcours.

Im alten Industriepark von Emsbüren befindet sich der Kartpark. Auf einer 870 Meter langen Bahn, die verschieden variiert werden kann, finden regelmäßig lizenzfreie Rennen und sogar nationale Meisterschaften statt. Die reizvolle Stecke, die außerhalb der Rennveranstaltungen von jedermann genutzt werden kann, ist bei jedem Wetter und teilweise, abhängig von der Fahreranzahl, auch im Winter geöffnet. Von der Besucherterrasse aus hat man einen guten Überblick über die gesamte Rennstrecke.

Unweit des Ortsteils Mehringen befinden sich drei Hünengräber. Ihr Alter wird auf 4800 bis 5500 Jahre geschätzt. Von den drei Megalithanlagen ist eines noch relativ gut erhalten. Sie wird ‚Emsländer Kammer’ genannt, ist über 20 Meter lang und besteht an den Seiten aus den Tragsteinen sowie aus den oben abschließenden Decksteinen, von denen noch neun von ursprünglich elf vorhanden sind.

Mitten in Emsbüren befindet sich die gotische St. Andreas-Kirche. Ein Vorgängerbau wurde bereits im Jahre 819 durch den Missionar Liudger begründet. Die Kirche gilt als Keimzelle Emsbürens. Der heute noch erhaltene Kirchenbau ist eine dreischiffige Hallenkirche und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Ihr mächtiger, 78 Meter hoher Turm überragt den gesamten Ort. Beachtenswert ist der romanische Taufbrunnen aus Bentheimer Sandstein und der hübsch verzierte Orgelprospekt.

Im Emsbürener Ortsteil Elbergen entstand zwischen 1290 und 1310 die romanische Kirche St. Johannis des Täufers. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde sie zeitgemäß im Stil der Gotik umgebaut, indem man die Fensterform änderte und ein hohes Gewölbe schuf. Der Turm mit seiner Sonnenuhr und seinem vergoldeten Kupferhahn auf der Spitze wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet.



Radrouten die durch Emsbüren führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg

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Lingen (Ems)

D
ie größte Stadt des Emslandes besitzt eine über 1000jährige Geschichte. Im Jahre 975 wird ‚Altenlingen’ erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto II. dem Bischof Ludolf von Osnabrück mehrere Lehen übertrug. Seit der Mitte des 14. Jahrhundert besitzt Lingen das Stadtrecht. Die drei Türme im Wappen erinnern an die mittelalterliche Befestigungsanlage, die im 17. Jahrhundert fast vollständig wieder abgetragen wurde. Die Stadt an der Ems besitzt noch viele historische Bürgerhäuser, die aber überwiegend erst nach dem verheerenden Stadtbrand von 1548 entstanden. Bedingt durch die geographische Nähe zu den Niederlanden sind viele der Häuser von der Architektur her holländisch geprägt. Als Wahrzeichen gilt das historische Rathaus von 1555, sehenswert sind das Emslandmuseum und die Kunsthalle.

Sehenswertes:

In der Linger Altstadt finden sich noch viele hübsche historische Bürgerhäuser. Neben vielen alten Giebelhäusern, die zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert stammen, wurden im 17. Jahrhundert vermehrt Ziegelbauten nach holländischem Vorbild errichtet.

Besonders reizvoll ist der Markplatz mit seinem beherrschenden Rathaus. Bei dem verheerenden Stadtbrand von 1548, dem viele Gebäude zum Opfer fielen, wurde auch das damalige Rathaus vernichtet. Der Neubau wurde 1555 fertig gestellt. 1663 wurde das Gebäude noch einmal wesentlich umgebildet. Die repräsentative Freitreppe, die zum Großen Saal im Obergeschoss führt, wurde hinzugefügt, wie auch der an die niederländische Renaissance erinnernde massige Treppengiebel. Im Untergeschoss wurden nun die Stadtwaage sowie ein Wachlokal eingerichtet. An der Giebelseite wurde ein Glocken- und Figurenspiel einrichtet. Es läuft täglich um 12:00, 15:00 und 18:00 Uhr.

Das Haus ‚Am Markt 20’ zeigt deutliche niederländische Spuren in der Architektur. In dem 1651 erbauten Haus lebte lange der Schauspieler Theo Lingen. Heute wird hier ein Café betrieben.

Auf schiefem Grundriss wurde das Haus ‚Am Markt 8’ im Jahre 1580 erbaut. Es wurde 1964 durch die Kievelinge übernommen. Die Kievelinge sind ein Junggesellenverein in Lingen, dessen Geschichte 1372 als Verteidigungsbund begann. Heute kümmern sie sich überwiegend um soziale und kulturelle Bereiche in der Stadt. Ihre Spuren sind innerhalb der Stadt allgegenwärtig.

Die ehemalige Poststation am Marktplatz ist ein geschichtsträchtiges, zweigeschossiges Fachwerkhaus, das heute als Gaststätte genutzt wird.

Als die schönste Straße der Stadt gilt die Burgstraße. Hier steht das 1641 erbaute Haus Hellmann mit seinen bemerkenswerten Ziegelmustern und den radförmig geschnitzten Ornamenten sowie das 1655 fertig gestellte Haus Wichmann mit seinem auffälligem Treppengiebel.

Weitere hervorzuhebende Bauten sind das Bürgerhaus in der Baccumer Straße 9, 1733 im niederländischen Stil mit Glockengiebel erbaut und die Hutmachers Deele von 1772 in der Großen Straße.

In der Burgstraße befindet sich ein kleines ehemaliges Adelspalais, das heute ein Teil des Amtsgerichtes ist. Es wurde 1646 fertig gestellt und diente dem damaligen Vizedroste Sylvester von Danckelmann als Stadthaus. Bis zum Ende des 18. Jahrhundert blieb es im Familienbesitz und wurde später als Königliches Amtsgericht genutzt.

Das Emslandmuseum bietet einen Einblick in die Geschichte und die Kultur der Stadt Lingen und des südlichen Emslandes. Dabei wird in einer Dauerausstellung insbesondere die Zeit vom Mittelalter bis zum zweiten Weltkrieg beleuchtet. Auf verschiedenen Einzelstationen werden historische Zusammenhänge verdeutlicht und interessante Exponate gezeigt. Das Museum präsentiert verschiedene typische Wohnungseinrichtungen und eine historische Bauernküche, aber auch eine Sammlung von Kunstwerken regionaler Künstler aus verschiedenen Epochen. Mystisch und unheimlich geht es im Dachgeschoss zu. Dort gibt es einen Ausflug in die Emsländer Welt der Sagen, der Geister, Dämonen, der Riesen und der Zwerge.

In der alten, bereits Anfang des 19. Jahrhunderts erbauten Halle IV der damaligen Reichsbahn, wurde 1997 die Lingener Kunsthalle durch den hiesigen Kunstverein eröffnet. In der heute unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Brache östlich des Bahnhofes wird ein umfangreiches Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm gezeigt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der zeitgenössischen Kunst. Alle zwei Jahre wird in der Kunsthalle der renommierte ‚Lingener Kunstpreis für zeitgenössische Malerei’ vergeben.

Darüber hinaus pflegt und verwaltet der Lingener Kunstverein das Werk des Bildhauers Harry Kramer (1925 – 1997), der in Lingen geboren wurde und lange Jahre als Kunstprofessor in Kassel wirkte. Ein Teil seines Werkes wird ständig in der Halle IV gezeigt.

Das 1684/85 erbaute ‚Professorenhaus’ ist ein vierflügliges Fachwerkgebäude am Universitätsplatz. Es beherbergt heute das Theaterpädagogische Zentrum der Emsländer Mannschaft. Dabei handelt es sich um eine Fachakademie für Theater, Spiel, Tanz, Zirkus und Medien. Die gemeinnützige Einrichtung bietet Fort- und Weiterbildungen, Theaterwerkstätten und Workshops an und ist Träger des Theatermuseum für junge Menschen. Anhand verschiedener Exponate wird die Kulturgeschichte des Theaters beleuchtet.

Die nicht mehr existierende Martinikirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Im 16. Jahrhundert war das Gotteshaus so baufällig, dass es durch eine Fachwerkkirche ersetzt wurde. Der Turm blieb jedoch bestehen. Im 18. Jahrhundert wurde ein weiterer Neubau an der Stelle der alten Kirche errichtet. Der Turm blieb abermals stehen und gehört somit zu den ältesten Gebäuden der Stadt.

Am Universitätsplatz befindet sich die Kreuzkirche mit ihrer wunderschönen barocken Fassade. Sie wurde 1737 fertig gestellt und gilt als der älteste lutherische Kirchenneubau im Emsland. Anderenorts hatte man ehemalige katholische Gotteshäuser übernehmen können, aber in Lingen hatte die politische Lage mit ständig wechselnden Herrschaftsverhältnissen und damit verbundenen ständig wechselnden Staatsreligionen dafür gesorgt, dass sich das lutherische Bekenntnis zunächst nicht durchsetzen konnte. Im Jahre 1888 wurde die zunächst sehr kleine Kirche erweitert und auch im Inneren weitgehend umgestaltet.

Im Süden von Lingen, dort wo der Ems-Vechte-Kanal in die Ems mündet und wo sich Ems und Dortmund-Ems-Kanal nach einem Stückchen gemeinsamen Weges wieder trennen, befindet sich das Naherholungsgebiet Hanekenfähr. Auf der Landzunge, zwischen Ems und Dortmund-Ems-Kanal, befindet sich ein Campingplatz, eine Ferienhaussiedlung und ein Hotel. Man kann von hieraus mit Ausflugs- und Linienbooten zu einer Flusstour aufbrechen. Und es gibt hier den Emswasserfall! Mit dem Rheinfall ist dieser zwar nicht zu vergleichen, aber von Schiffen ist er trotzdem nicht zu überwinden.

Südlich von Lingen befindet sich unweit der Ems das Schloss Herzford. Es wurde im 14. Jahrhundert als Wasserburg errichtet. Ursprünglich ließ der Bischof von Münster die Burg als Bollwerk gegen Raubritter errichten, um seine Besitzungen im Emsland zu schützen. Zwei berühmte Barockbaumeister zeichnen sich für das heutige Erscheinungsbild verantwortlich: Gottfried Laurenz Pictorius schuf zwischen 1717 und 1723 das neue Herrenhaus und Johann Conrad Schlaun plante die Vorburg sowie die Garten- und Brückenanlage. Zeitweilig lebte Schlaun, der als der berühmteste westfälische Baumeister gilt, auch auf dem Anwesen.

Die Besitzverhältnisse des Gutes wechselten oft und auch heute noch ist Schloss Herzford in privatem Besitz. So ist eine Besichtigung nur von außen möglich.

Seit der Mitte des 14. Jahrhundert besitzt Lingen das Stadtrecht. Die drei Türme im Wappen erinnern an die spätmittelalterliche Befestigungsanlage, die im 17. Jahrhundert fast vollständig wieder abgetragen wurde. Der Pulverturm erinnert an die Festung. Er wurde allerdings erst 1961 anlässlich des Kievelingfestes wieder neu aufgebaut. Im Jahre 1976 entstand der Platz um den Turm herum.

Die Baerlocher GmbH ist ein traditionsreiches, weltweit tätiges Unternehmen. Ihre momentan größten Produktionsanlagen befinden sich in Lingen. Aus diesem Grunde eröffnete man hier das Kunststoff-Additiv Museum. In einer Dauerausstellung sowie in wechselnden Sonderschauen möchte man verdeutlichen, welche Rolle Kunststoffe und insbesondere der Kunststoff PVC in unserem Leben spielt. Dabei wird auch ein besonderes Augenmerk auf die Umweltverträglichkeit und die Recyclingmöglichkeiten gelegt.



Radrouten die durch Lingen führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Geeste

D
ie Landschaft der Gemeinde wird durch die Ems geprägt, die hier noch nahezu unberührt geblieben ist. Die ausgeprägte Hochmoorlandschaft bildete über Jahrhunderte die natürliche Grenze zu Holland. Bedingt durch die Nährstoffarmut des Moores war die Bevölkerung der Region eher relativ arm. Das Emsland Moormuseum als das größte Moormuseum Europas gibt Auskunft über das Leben im Moor und über die Entstehungsgeschichte dieser Landschaft. Der zweite touristische Anziehungspunkt ist das Erholungsgebiet Geester See, ein Paradies für Wassersportler, mit dem angrenzenden Biotop. Das ausgedehnte Wegenetz bietet viele Möglichkeiten zum Spazierengehen, Wandern und natürlich zum Rad fahren.

Sehenswertes:

Nördlich vom Geester See grenzt ein 50 ha großes Feuchtbiotop an. Es wurde im Jahre 1987 als ökologischer Ausgleich für das Speicherbecken geschaffen. Das Biotop besitzt im Kernbereich drei Stillgewässer und dient als Brutgebiet für Wasservögel, aber auch als Refugium für weitere seltene Tier- und Pflanzenarten. Das Naturschutzgebiet darf selbst nicht betreten werden, aber es gibt einen Aussichtspunkt, von denen man die Tiere im Biotop beobachten kann.

Westlich von Groß Hesepe befindet sich das Bourtanger Moor. Einst besaß das Moorgebiet eine riesige Fläche von 1.200 km² und bildete eine natürliche Grenze zum benachbarten Holland. Das Emsland Moormuseum in Groß Hesepe ist das wohl größte Moormuseum in Europa. In zwei Ausstellungshallen wird die Entwicklung des Moores und des Torfabbaus, der Torfverarbeitung, die Moorkolonisation und- kultivierung dokumentiert. Auf dem Freigelände ist ein Maschinen-Park zu sehen, dessen imposantestes Exponat ein 30t schwerer Dampfflug ist, mit dem das Moor kultiviert wurde. An der Kante einer 20 ha großen Hochmoorfläche wird die Arbeit der Torfstecher im Handtorfstich und im Vergleich dazu im maschinellen Torfabbau gezeigt. Auf dem Museumsgelände fährt eine alte Feldbahn aus dem Jahre 1957. Sie wurde einst zum Abtransport des Torfes genutzt. Sehenswert ist auch die Moorbauern-Siedlerstelle, wie sie in der 1930er Jahren bestanden hatte. Neben dem Hofensemble werden hier vom Aussterben bedrohte heimische Haustierrassen gehalten, wie das Schwarzbunte Niederungsrind, das Bentheimer Landschaf und das bunte Bentheimer Schwein.

Im Naturpark Bourtanger Moor wurde auf einer 11 Kilometer langen Strecke der Moor-Energie-Erlebnispfad angelegt. Er vermittelt an fünf verschiedenen Stationen die wesentlichen Fakten dieses Naturraumes. Es geht um die Entstehungsgeschichte des Moores, den Torfabbau, die Landwirtschaft, die Renaturierung, die Pflanzen und Tiere im Moor sowie um Entstehungsgeschichte und Förderung von Erdöl und Erdgas, denn in dieser Gegend wird auch Erdöl gefördert. Der Erlebnispfad kann auch mit dem Rad abgefahren werden.

Im Naturpark Bourtanger Moor wurde durch den Trink- und Abwasserverband ‚Boutanger Moor’ ein Lehrpfad geschaffen, der sich den wichtigen Fragen des Themas ‚Trink- und Abwässer’ annimmt. Ziel dieser Informationsstrecke ist es, anhand von praktischen Lernbeispielen den sensiblen Umgang mit unserem kostbaren Trinkwasser zu schulen und nützliche Tipps zu vermitteln.

In der Schulbäckerei der Firma Coppenrath können Interessierte unter Anleitung von Spezialisten Feingebäck herstellen und auch viel darüber erfahren. Unter dem Motto: ‚Ehr das Alte, wag das Neue! Backen wie früher und wie heute’ werden mit Spaß an der Sache Tipps und Kenntnisse vermittelt. Eine Mindestteilnehmerzahl von 15 Personen ist für eine Vorführung erforderlich.

Der Kräuterhof in Geeste-Bramhar ist ein Ort der Harmonie, Ruhe und Entspannung. Alle Räume wurden liebevoll aufeinander abgestimmt. Der Kräutergarten bietet ein vom Alltag befreiendes und beruhigendes Ambiente inmitten von duftenden und wohlriechenden Pflanzen. Im Kräuterhof werden Brotzeiten mit selbstgebackenen Broten gereicht. Am Nachmittag gibt es selbstgebackene Kuchen und Torten zum Kaffee oder zum vitalisierenden Kräutertee.

Die Pfarrkirche in Groß Hesepe wird in ihren Ursprüngen auf ein Alter von 800 Jahren datiert. Die beiden Langhausjoche entstammen noch dem spätromanischen Bau. Anfang des 16. Jahrhunderts wurden erhebliche Erweiterungen und Veränderungen im gotischen Stil durchgeführt. So wurde das Gewölbe des Saales geschaffen und vermutlich auch der Westturm errichtet.

Im Jahre 1938 wurde im Süden ein großer Neubau angefügt, sodass der unter Denkmalschutz stehende historische Kirchenbau nunmehr als Vorhalle dient.

Eine der größten touristischen Attraktionen des Emslandes ist der Geester See, auch ‚Speicherbecken Geeste’ oder ‚Speichersee Geeste’ genannt. Der künstliche See wurde in den 1980er Jahren als Kühlwasserbecken für das Atomkraftwerk Emsland gebaut. Er ist zwei Kilometer lang und fast anderthalb Kilometer breit und liegt ungefähr 15 Meter höher als das umliegende Gelände. Daher ist er sehr windsicher und eignet sich besonders für Surfer und Segler, die hier sogar Wettbewerbe austragen. Mit seinem 850 Meter langen Badestrand und seiner großen Liegewiese lädt der Geester See zum Schwimmen, Baden und Plantschen ein. Auch das Tauchen im See ist möglich. Auf der Dammkrone befindet sich ein Restaurant, ein Zeltplatz und Ferienwohnungen grenzen direkt an das Areal.



Radrouten die durch Geeste führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Meppen

M
itten im grünen Emsland, wo die Hase in die Ems mündet, befindet sich die Kreisstadt Meppen. Entstanden aus mehreren Siedlungen, die im Mündungsbereich der Hase lagen, wurde Meppen erstmals bereits im Jahre 834 urkundlich erwähnt. 1360 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen. Der Gegenwall der Festungsanlage blieb bis heute erhalten, der Rest der Stadtmauer wurde jedoch im Siebenjährigen Krieg geschleift. Das Wahrzeichen der betulichen Kleinstadt ist das historische Rathaus. Ein Bummel durch die historische Altstadt mit der Probsteikirche, der Arenberg’schen Rentei und dem Heyl’schen Haus ist lohnenswert.

Sehenswertes:

Das historische Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt Meppen und bildet am Markt den Mittelpunkt der historischen Altstadt. Das Untergeschoss wurde 1408 aus mächtigen Findlingen erbaut. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde es erheblich erweitert und aufgestockt. An der Vorderseite erhielt das Gebäude eine offene Bogenhalle. Der verzierte Stufengiebel mit seinen Halbkreisaufsätzen erinnert an Bauten des Münsterlandes. Sie stammen ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, wurden aber erst 1909, gemeinsam mit dem Turm, rekonstruiert.

Das derzeitige Verwaltungshauptgebäude, das Stadthaus, befindet sich auf der Rückseite des historischen Rathauses. Es wurde 1816 durch Nikolaus Vagedes erbaut. Auffällig sind die in Holz geschnitzten Supraporte. Im Foyer sowie den Fluren des Stadthauses finden regelmäßig Ausstellungen statt.

Die Arenberg’sche Rentei ist ein von August Reinking im klassizistischen Stil errichtetes Gebäude. Es diente zunächst dem Kaufmann Ferdinand Frye als Wohnhaus, später als Amtshaus der herzöglich-arenbergische Domänenkammer und Rentei.

Inzwischen wurde das Gebäude von der Stadt Meppen übernommen, die in den Räumlichkeiten das Stadtmuseum eingerichtet hat. Das Museum beleuchtet die Entwicklung der Stadt. Besondere Exponate sind Modelle der Mitte des 18. Jahrhunderts abgetragenen Paulsburg sowie der Festungsanlage, wie sie im 18. Jahrhundert bestand.

Als zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Jesuiten die Verwaltung der Pfarre Meppen übertragen bekamen, verpflichteten sie sich auch dem Unterricht an der Jugend, doch das erste Schulgebäude fiel unbefriedigend aus und wurde schon bald ersetzt. Das neue, dreistöckige und repräsentative Barockgebäude – die Residenz – entstand in den Jahren 1726 bis 29. Noch heute wird es als Bestandteil des Windthorst-Gymnasiums schulisch genutzt.

In den Jahren 1743 – 46 wurde an die Residenz die Gymnasialkirche angebaut. Die spätbarocke einschiffige Saalkirche besitzt zur Straße hin eine prächtige Backstein-Fassade. Sehenswert sind der Hochaltar von 1755, die Seitenaltäre von 1757 sowie die Pietà, ein hölzernes Bild der schmerzhaften Mutter Maria.

Am nördlichen Ortsrand von Esterfeld befindet sich die ‚Emsländer Freichlichtbühne Meppen’. Die Naturbühne wurde 1951 eingeweiht und wird von einem gemeinnützigen Verein von ehrenamtlichen Mitgliedern betrieben. Die Akteure sind zum größten teil Amateure. In den Sommermonaten werden zwischen Mai und September jeweils ein Familienmusical sowie ein Abendstück aufgeführt. Die Vorstellungen werden alljährlich von etwa 30.000 Zuschauern besucht.

Die so genannte Koppelschleuse wurde zwischen 1826 und 1830 erbaut, um den Schiffen auf dem damaligen Ems-Hase-Kanal den Abstieg zur Hase zu ermöglichen. Dabei gilt sie als technisches Meisterwerk, da sie zwei Staustufen in einer Schleusenkammer vereint. So konnte ein Höhenunterschied von 4 m überwunden werden. Die Schleusentore bestehen aus Holz und mussten seinerzeit durch die Schleusenknechte per Hand bedient werden. Die Koppelschleuse ist heute noch im ursprünglichen Zustand erhalten und kann besichtigt werden.

Unweit der Koppelschleuse am ehemaligen Ems-Hase-Kanal wurde 1828 ein repräsentativer Gebäudekomplex errichtet. Hier residierte der königlich-hannoversche Wasserbauinspektor. Heute befinden sich die Häuser im städtischen Besitz und dienen dem Meppener Kunstkreis als Kunstschule und Grafotek. Darüber hinaus werden hier wechselnde zeitgenössische Kunstausstellungen präsentiert.

Die Probsteikirche St. Vitus ist eine dreischiffige im spätgotischen Stil erbaute Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert. Eine erste Kirche aus Holz hatte an dieser Stelle bereits um das Jahr 780 gestanden. Im 9. Jahrhundert entstand eine erste Steinkirche, die im 11. Jahrhundert erweitert wurde. Der Kern des heutigen, relativ niedrigen Turmes entstammt diesem Erweiterungsbau. Das Braut- und Nordportal entstand im 13. Jahrhundert.

Eine Besonderheit der Inneneinrichtung ist der neugotische Flügelaltar mit filigran geschnitzten Szenen aus dem Leben Jesu Christi.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Gaskraftwerkes entstand im Schatten eines riesigen Kühlturms der Fun Park. Er lädt zu verschiedensten Spaßaktivitäten ein.

Auf einer Racing-Teststrecke kann man mit normalen Straßenautos fahren, oder auf der Hochgeschwindigkeitsbahn mit einem 300 PS starken Dragster. Es gibt eine Kartbahn, ein Gelände für Quads, einen 6 ha großen See für Jetskis, eine 1 km lange Wildwasserstrecke, die durch den Kühlturm führt und eine überdachte Kirmes auf mehreren Ebenen. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten zum Tauchen und zum Freeclimben.

Gleich neben dem Fun Parks befindet sich Carlos Car World. Auf einem 6000m² großen Gelände können Kinder auf speziellen Strecken vom Bobby-Car bis zum Rennauto ihre Fahrkünste erproben.

Das Zeughaus wurde 1752 als Lagerraum für Waffen, Munition, Uniformen und Militärgerät erbaut. Zuvor stand auf dem Gelände die im 14. Jahrhundert errichtete Paulsburg, Sitz des Kurfürsten. Dieser wechselte sein Domizil in das neu fertig gestellte Schloss Clemenswerth und ließ die Paulsburg vollständig abtragen.

Das Zeughaus wurde später gewerblich genutzt und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, blieb jedoch im Kern erhalten. Heute dient das Gebäude als Wohnhaus.

Der berühmte Architekt August Reinking entwarf das repräsentative Haus Heyl im Jahre 1809 für den herzoglich-arenbergischen Kammerrat und späteren Präfekten Heyl. Bemerkenswert sind die Stuckarbeiten im Inneren des Gebäudes sowie die Supraporte über der Balkontür. Eine architektonische Besonderheit stellt auch der große Saal dar, denn er täuscht einen ovaler Grundriß vor, obwohl er in Wirklichkeit viereckig ist.

Das Heyl’sche Haus wird heute von der Emsländischen Volksbank genutzt und ist während der Öffnungszeiten zu besichtigen.

Die Herrenmühle ist eine alte, idyllisch gelegene Wassermühle am nordöstlichen Stadtrand. Angetrieben von einem Nebenfluss der Hase, wurde hier bereits im 16. Jahrhundert eine Wassermühle betrieben. Sie wurde umfangreich renoviert und dient heute dem Heimatverein Meppen für kulturelle Veranstaltungen.

Die Höltingsmühle ist eine stolze Windmühle vom Typ eines Wallholländers. Sie steht im Mündungsbereich der Hase direkt am Dortmund-Ems-Kanal und wurde vermutlich bereits 1639 erbaut – allerdings bei Bockhorn im Kreise Friesland. Mitte des letzten Jahrhunderts kaufte der Hölting-Bürgerschützenverein das Mühlengebäude, baute es an der alten Stelle ab und 1960 in Meppen wieder auf. Heute befindet sich in der Mühle ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche.



Radrouten die durch Meppen führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg
GeestRADweg




Haren (Ems)

D
ie ‚Schifferstadt’ Haaren wird seit vielen Jahrhunderten vom Wasser geprägt. Hier mündet der Haren-Rüterbrock-Kanal, die einzige schiffbare Kanal-Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden nördlich des Rheins, in die Ems. Anfang des 14. Jahrhundert wurde Haren erstmals urkundlich erwähnt, aber während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort fast vollständig zerstört. Später entwickelte sich hier das Zentrum der so genannten Püntenschiffahrt. Heute besitzt die Stadt mit seinem ausgedehnten Radwandernetz eine besondere Anziehungskraft für Touristen. Das Wahrzeichen ist die Pfarrkirche St. Martinus, bei den Einheimischen liebevoll ‚Emsland-Dom’ genannt. Sehenswert sind die drei erhaltenen Herrensitze, insbesondere Schloss Dankern mit seinem Ferienzentrum, das Freilichtschifffahrtsmuseum mit seinen historischen Pünten sowie das Mühlenmuseum.

Sehenswertes:

Wo sich heute das Mühlenmuseum von Haren (Ems) befindet, existierte bereits von 500 Jahren eine Bockwindmühle. Im Jahre 1825 wurde diese durch das feste Bauwerk der noch heute bestehenden Kappenwindmühle holländischer Bauart ersetzt. Die Mersmühle blieb bis in die 1970er Jahre in Betrieb, wurde danach aber verlassen und drohte zu verfallen. Der örtliche Heimatverein nahm sich des Gebäudes an, sanierte es von Grund auf, stellte die Funktionstüchtigkeit wieder her und eröffnete die Windmühle als Museum. Im Laufe der Zeit entstand um die Mersmühle herum ein sehenswertes Freilichtmuseum. Ein altes Müllerhaus von 1829 und ein Backhaus von 1809 wurden hier wiederaufgebaut, eine Motormühle, eine Remise und eine Fachwerkscheune kamen hinzu. Im Müllerhaus, einem niederdeutschen Fachwerkhaus, wird eine Sammlung mit Modellen verschiedener Mühlentypen ausgestellt. Das Untergeschoss zeigt die typische Wohn- und Arbeitseinrichtung eines Müllers zu jener Zeit.

Der Haren-Rüterbrock-Kanal ist die einzige schiffbare Kanal-Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden in Nordwestdeutschland. Er wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut und mündet an der Kanalschleuse in Haren in die Ems. Der Kanal wurde viel für den Transport von Torf in größeren Torfkähnen, so genannten Pünten genutzt. Haren entwickelte sich in dieser Zeit zum Zentrum der so genannten Püntenschiffahrt.

Zeugnisse der Binnenschifffahrt jener Tage sind im Schifffahrtsmuseum zu besichtigen. Auf dem Haren-Rüterbrock-Kanal werden in diesem Freilichtmuseum verschiedene historische Boote präsentiert, von denen drei auch begehbar sind: in der Spitzpünte ‚Helene’, der Emspünte ‚Haren I’ und dem Wattschiff ‚Thea Angela’ wird eine Ausstellung gezeigt, die die Emsschifffahrt, den Bootsbau und die Geschichte der Stadt Haren dokumentiert. Auf dem Außengelände sind darüber hinaus der Schleppdampfer ‚August’ von 1910, das Motorboot ‚Haren’ und das alte Schleusenwärterhaus aus dem 19. Jahrhundert zu sehen.

Die Anfänge vom Schloss Dankern liegen weitgehend im Dunkeln. Man vermutet aber, dass an dieser Stelle bereits im frühen Mittelalter eine Rundburg gestanden hat. Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts werden die Herren zu Dankern als Besitzer eines Erbgutes urkundlich erwähnt. Der Neubau der heutigen, barocken Wasserschlossanlage fand ab 1680 statt. Die Anlage gliederte sich in eine Hauptburg mit einer flämisch geprägten Dreiflügelanlage und eine Vorburg mit den Wirtschaftgebäuden. Das Hauptschloss besteht aus rotem Ziegelstein, der durch hellen Sandstein gegliedert wird. An der offenen Seite wurde ein reich verziertes Triumphbogenportal errichtet. Noch heute ist Schloss Dankern im privaten Besitz der Familie von Landsberg-Velen und ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

Seit 1970 ist das Schloss Mittelpunkt einer Ferienanlage mit 700 Ferienhäusern und einem vielfältigen Freizeitangebot, wie beispielsweise eine Kartbahn. Auf dem Dankernsee wurde eine Wasserskianlage installiert und es gibt auch eine Tauch- und Surfschule.

Im Jahre 1729 ließ der Oberkriegskommissar von Meppen, Johann Bernhard Lipper, das Gut Dünenburg als landwirtschaftlichen Herrensitz erbauen und dazu einen barocken Garten anlegen. Der Name des Anwesens wurde aus der Bodenbeschaffenheit abgeleitet, die überwiegend aus Heidesand bestand.

Heute ist um das Gut ein 18 Loch Tunier-Golfplatz angelegt, der sich natürlich in die Landschaft einfügt. Das Gebäude beherbergt ein Hotel sowie das rustikale Restaurant ‚Die Torfscheune’.

Die katholische Pfarrkirche St. Martinus ist das Wahrzeichen der Stadt Haren. Sie wurde zwischen 1908 und 1911 im neobarocken Stil erbaut und wird bei den Einheimischen liebevoll ‚Emsland-Dom’ genannt. Beim Bau wurde neben Teilen der alten Mauer auch der Westturm der Vorgängerkirche übernommen, die erst 50 Jahre zuvor errichtet wurde. Mit seinen 58 Metern Höhe und seiner auffälligen grünen Kuppel überragt der Kirchturm die gesamte Schifferstadt.

In Haren (Ems) ist das Fahrgastschiff ‚MS Amisia’ beheimatet. Von hieraus werden eine Vielzahl von Fahrten auf der Ems, den Altarmen des Flusses und des Dortmund-Ems-Kanals angeboten. So kann man eine Schleusung auf der mit 240 Metern längsten Schleuse des Dortmund-Ems-Kanals in Hüntel erleben, oder man nimmt an einer Fahrt in die Kreisstadt Meppen teil.

Gemäß dem Motto ‚Betreten der Baustelle erlaubt!“ gibt es im Süden von Haren ein Freizeitvergnügen, von dem viele Kinder, Männer und vielleicht auch Frauen geträumt haben: einmal mit einem großen Bagger zu fahren! Im Bagger-Park kann man sich diesen Kindheitstraum erfüllen. Minibagger und große Kettenbagger mit einem Gewicht von 21 Tonnen stehen zur Verfügung, um nach einer Einweisung selbstständig bedient zu werden. Darüber hinaus gibt es auf dem riesigen Gelände einen Parcours, auf dem man Quads fahren kann. Von einem Zuschauerhügel aus kann man dem bunten Treiben zuschauen.

Am Bauernhofcafé Meutstege wird jedes Jahr ab Mitte Juli ein riesiges Maislabyrinth angelegt. Der Irrgarten, der aus 300.000 Maispflanzen besteht, ist ein beliebter Spaß für jung und alt. Beim Labyrinthquiz sind etliche Preise zu gewinnen. Großer Beliebtheit erfreut sich auch das Bauerngolf, eine Abwandlung des regulären Golfspiels, welches allerdings nicht so ernst betrieben werden sollte.

Das zugehörige Bauernhofcafé ist bekannt für ihre selbstgebackenen Kuchen und ihre Tortenspezialitäten.

Umgeben von einem weitläufigen Rhododendronpark, von Obst- und Kräutergärten, liegt im Norden der Stadt Haren unweit der Ems das barocke Haus Landegge. Das einstöckige Wasserschlösschen wurde im Jahre 1695 als Dreiflügelanlage fertig gestellt und ist heute Mittelpunkt einer Ferienanlage. Der Schwerpunkt des Freizeitangebots liegt bei Pferden und beim Reiten. Es gibt Lehrgänge für Anfänger und Fortgeschrittene, Reitplätze und eine Reithalle.



Radrouten die durch Haren führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Lathen

D
ie Samtgemeinde Lathen  mit seinen Ortsteilen Fresenburg, Niederlangen, Oberlangen, Renkenberge, Sustrum und Lathen wurde bereits 1965 auf freiwilliger Basis gegründet, lange bevor die Gemeindereform diesen Zusammenschluss erzwungen hätte. Malerisch in ländlicher Gegend an der Ems gelegen, bietet Lathen ein ausgedehntes Rad-, Reit- und Wanderwegnetz. Hier werden Ferien auf dem Ponyhof, Planwagenfahrten und Bootfahrten angeboten. Weltweit bekannt wurde der Ort aber durch seine Transrapid-Versuchsstrecke. Die 2011 geschlossene Testanlage der Magnetschwebebahn wurde jährlich von 50.000 Besuchern besichtigt.

Sehenswertes:

Weltweit bekannt wurde die Gemeinde Lathen durch die Transrapid-Versuchsanlage Emsland. Die mit 32 Kilometer weltweit längste Teststrecke für Magnetschwebebahnen wurde zwischen 1980 und 83 gebaut. Auf seinem 12 Kilometer langem graden Streckenabschnitt wurde am 10. Juni 1993 eine Maximalgeschwindigkeit von 450 km/h erreicht.

Im Jahre 2006 ereignete sich jedoch ein folgenschwerer Unfall, als der Transrapid 08 einen Werkstattwagen rammte, und 23 Menschen dabei ihr Leben verloren. 2010 beschloss der Bund das Ende der Förderung dieses zukunftweisenden Projektes. Da nach offiziellen Angaben ein anwendungsreifes System vorliegen würde, das auch international vermarktet werden kann, macht dieser Umstand die Versuchsstrecke überflüssig.  So wurde die Strecke Ende 2011 stillgelegt. Im darauf folgenden Jahr begann man mit dem Rückbau der Anlage.

Vor der Stilllegung wurde das Besucherzentrum jährlich von 50.000 Besuchern besichtigt.

Auf dem Hilter Berg befindet sich eine im Jahre 1818 erbaute Windmühle vom Typ eines Erdholländers. Die auf achteckigem Grundriss stehende Mühle war in den 1960er Jahren stark verfallen. So wurden die Flügel, die Kappe und auch das Mahlwerk im Jahre 1964 wieder instand gesetzt. 2002 erfolgte eine umfangreiche Sanierung, sodass die Mühle heute wieder im alten Glanz erstrahlt.

Der ehemalige Hof Jänen ist das einzige erhaltene niederdeutsche Hallenhaus in Lathen. Zentral im Ortskern von Oberlangen gelegen, wurde das Haupthaus im Jahre 1828 als Backsteingebäude erbaut. Eine erste urkundliche Erwähnung der Hofstelle findet sich allerdings bereits im Jahre 1537. Der Wohnbereich und die großen Feuerstelle in der Küche sind nahezu vollständig im ursprünglichen Zustand erhalten. Zu der Hofstelle gehört ein 1778 erbauter Backspieker mit einem noch immer funktionsfähigen Backofen. Hier wird noch regelmäßig nach alten Rezepten Brot gebacken. In dem unter Denkmalschutz stehenden Heimathaus finden auch standesamtliche Trauungen statt.

Die katholische St. Vitus-Kirche ist ein ursprünglich einschiffiger Bau, der in den Jahren 1528 bis 31 erbaut wurde. Erst Ende des 19. Jahrhundert erhielt das Gotteshaus seinen heutigen Turm, das Querhaus und den Chor. Die alte Mauer, die den Kirchengarten umfasst, stammt teilweise noch aus dem späten Mittelalter.

Im Zentrum von Lathen steht der Marktbrunnen. Das klassizistische Bauwerk wurde 1834 erbaut und ist das Wahrzeichen der Gemeinde. Als solcher wird er auch im Wappen Lathens dargestellt.



Radrouten die durch Lathen führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Dörpen

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örpen ist eine Samtgemeinde mit neun Ortschaften im niedersächsischen Emsland. Auf dem Gemeindegebiet münden der Küstenkanal und die Dever in die Ems. Die ländlich geprägte Gegend besitzt ein weitläufiges Wander- und Radfahrnetz und mit der Durchfahrtsmühle und der 1000jährigen Linde auch interessante Kuriositäten. Der Ortsteil Heede ist bekannt durch seinen Badesee und dem dort jährlich stattfindenden Fest ‚Heeder See in Flammen’ sowie durch die Gebetsstätte neben der Petruskirche, zu der jährlich Tausende von Gläubigen pilgern.

Sehenswertes:

Der Heimathof ist ein Museum, das verschiedene historische Gebäude rekonstruiert hat, so wie sie vor Zeiten einmal zum ländlichen Alltag gehört haben. Hier findet man eine Schmiede, eine Sägerei, ein Backhaus und eine Remise. Im Naturkundehaus erfährt man viel über die einheimische Fauna und Flora.

Das Heimathaus beherbergt die ‚PapierWelt’, ein Mitmach-Museum für alle Altersstufen. In Dörpen ist seit den 1960er Jahren die Papierfabrik der Firma ‚UPM Nordland Papier’ ansässig. Die Fabrik gehört zu den weltweit größten ihrer Art und stellt für die Region und die Gemeinde einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Das Museum dokumentiert die Firmengeschichte und widmet sich allem Wissenswerten über das Produkt Papier. Hier kann der Interessierte noch selber Papier schöpfen, so wie es vor 200 Jahren üblich war, und dieses Papier auch selber mit Wasserzeichen versehen. Er kann verschiedene Drucktechniken ausprobieren und sich in der Kunst des schönen Schreibens, der Kalligraphie, versuchen.

Ein eigenartiges Mühlengebäude befindet sich in der Gemeinde Wippingen: die so genannte Durchfahrtsmühle. Die Holländerwindmühle besitzt im unteren Geschoss eine Tordurchfahrt, damit sie von zwei Seiten angefahren werden konnte. Sie wurde 1860 errichtet, aber bereits 1937 wieder stillgelegt. Nach einer umfassenden Sanierung wurde die Windmühle dem Heimat- und Verkehrsverein Aschendorf-Hümmeling übergeben, der in dem Gebäude ein Heimathaus betreibt. Das Museum zeigt eine Sammlung von ländlichen Alltagsgegenständen aus vergangenen Tagen, die von einheimischen Bürgern gestiftet wurden. Auf dem Mühlenhof steht darüber hinaus noch ein altes Backhaus, dahinter befindet sich der Pfarrgarten mit einer Streuobstwiese.

Die ‚Riesenlinde zu Heede’ gilt als die größte Linde Europas. Sie ist ungefähr 26 m hoch, besitzt einen Stammumfang von 17 m und einen Kronendurchmesser von 35 m. Das Alter des Baumes wird auf 600 bis 1000 Jahre geschätzt.

Aus einem ehemaligen Baggersee entstand der Naherholungsgebiet ‚Heeder See’. Der heutige Badesee besitzt einen 700 Meter langen Sandstrand und eine etwa 1.000 Meter lange Wasserskianlage. An jedem ersten Wochenende im August findet das Fest ‚Heeder See in Flammen’ mit mehreren Festzelten, verschiedensten Attraktionen und einem großen Feuerwerk statt. Das Spektakel lockt jedes Jahr um die 10.000 Besucher an.

In den Jahren 1937 bis 40 berichteten vier Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren, sie hätten die Muttergottes gesehen. Diese sich wiederholenden Erscheinungen sollen auf dem Friedhof neben der alten Petruskirche von 1484 passiert sein. Eine offizielle Untersuchung seitens der katholischen Kirche hat zwar nie stattgefunden, trotzdem kamen sehr viele Gläubige an diesen Ort, um zu beten. Obwohl Heede kein offizieller Wallfahrtsort ist, wurde an der Stelle der angeblichen Erscheinung eine Gebetstätte errichtet, die jährlich von ungefähr 70.000 Pilgern aufgesucht wird.

Direkt an der Ems in malerischer Lage liegt in der Gemeinde Walchum der Marinapark. Um einen Sportboothafen herum gruppiert sich ein Campingplatz mit Bootsverleih, ein Ferienhausgebiet für Eigentümer, ein Hafencafé und Restaurant und die Radlerherberge, in der man preiswert übernachten kann.

In der Gemeinde Pünte verkehrt die einzige seilgebundene Fähre auf der schiffbaren Ems. Sie wird mit Muskelkraft betrieben und befördert Fußgänger und Radfahrer. Hier kann man auch an Ort und Stelle das ‚Leher Püntenpatent’ erwerben. Zu den zu bewältigenden Aufgaben gehören: Emsratten schlagen, Kompass einnorden, Rettungsring werfen, Knotentechniken und Fische fangen.

Auf dem Boden der alte Wasserburganlage vom Gut Campe steht ein im Jahre 1350 erbautes attraktives Fachwerkgebäude. Auf dem Gutshof wurde die bekannte Emsland-Dichterin Emmy von Dincklage-Campe geboren. Gut Campe befindet sich im privaten Besitz und kann daher nicht besichtigt werden.

Östlich von Dörpen befindet sich in der Nordschleife der ehemaligen Transrapid-Teststrecke Emsland das Informationszentrum für dieses moderne spurgeführte Schnellverkehrsmittel. Die mit 32 Kilometer weltweit längste Teststrecke für Magnetschwebebahnen wurde zwischen 1980 und 83 gebaut. Auf seinem 12 Kilometer langem graden Streckenabschnitt wurde am 10. Juni 1993 eine Maximalgeschwindigkeit von 450 km/h erreicht.

Im Jahre 2006 ereignete sich jedoch ein folgenschwerer Unfall, als der Transrapid 08 einen Werkstattwagen rammte, und 23 Menschen dabei ihr Leben verloren.

2010 beschloss der Bund das Ende der Förderung dieses zukunftweisenden Projektes. Da nach offiziellen Angaben ein anwendungsreifes System vorliegen würde, das auch international vermarktet werden kann, macht dieser Umstand die Versuchsstrecke überflüssig. Im darauf folgenden Jahr begann man mit dem Rückbau der Anlage.



Radrouten die durch Dörpen führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Rhede (Ems)

D
ie kleine landwirtschaftlich geprägte Einheitsgemeinde Rhede wurde bereits zum ersten Mal im Jahre 829 urkundlich erwähnt. Der Ort liegt an der Ems zwischen Papenburg und der niederländischen Grenze und besaß im 10. Jahrhundert größere Bedeutung, da man hier in der Lage war, den Fluss für den Bootsverkehr zu sperren. Das älteste Bauwerk Rhedes ist die Alte Kirche, von der Teile noch aus dem 13. Jahrhundert stammen.

Sehenswertes:

Auf dem Gelände eines einstigen Bauernhofes befindet sich heute das Landwirtschaftsmuseum. Es gehört zu den sechs Emslandmuseen und behandelt als Schwerpunkt die mit Muskelkraft betriebene Landwirtschaft in der Zeit zwischen 1850 und 1950. Der Hof wurde bis 1990 landwirtschaftlich genutzt und danach umfassend renoviert. Auf einer Ausstellungsfläche von ungefähr 1.100 m² werden verschiedenste Geräte, wie Pflüge, Säh-, Mäh- und Dreschmaschinen, Dreschpflegel, Gabelwender und Heuwagen gezeigt.

Gottesdienste finden in der Alten Rheder Kirche nicht mehr statt. Stattdessen dient die ehemalige Pfarrkirche St. Nikolaus als Gedenkstätte für die Opfer der Weltkriege sowie für Konzertveranstaltungen.

Anfang des 13. Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine erste Kirche erbaut, von denen Reste in den heutigen Bau integriert wurden. Das noch heute existente Kirchengebäude ist ein spätgotischer, roter Backsteinbau, der 1470 errichtet wurde. Er besitzt im Westen einen massigen rechteckigen Turm. Seit dem Jahre 1913 nutzt die Kirchengemeinde einen Neubau im Ortskern von Rhede. So wurde im alten Gotteshaus eine Gedenkstätte eingerichtet. Wegen ihrer herausragenden Akustik werden in der Alten Rheder Kirche regelmäßig Orgelkonzerte veranstaltet. Seit 1999 besitzt das Bauwerk eine Orgel des italienischen Hoforgelbaumeisters Domenico Antoinio Rossi aus dem 18. Jahrhundert.



Radrouten die durch Ort führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Papenburg

D
ie älteste Moorsiedlung Deutschlands liegt an der Ems am nördlichen Rand des Emslandes. Die Fehnstadt wird geprägt von seinen vielen Kanälen und Klappbrücken, die an den westlichen Nachbarn, die Niederlande erinnern. Aufgrund seines Stadtbildes wird Papenburg auch das ‚Venedig des Nordens’ genannt. Einst dienten die Wasserstraßen zum Abtransport des Torfes, der in der Gegend gestochen wurde sowie der Entwässerung des Moores. Früher gab es hier viele Holzschiffwerften, die Lastkähne für die Kanäle produzierten. Die bekannteste heutige Werft ist die Meyer-Werft. Hier werden in den Trockendocks riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut. Um sie in die Nordsee überführen zu können, wird die Ems jedes Mal um mehr als einen Meter aufgestaut. Mit seinem Hafen ist Papenburg die südlichste Seehafenstadt Deutschlands. Ein dezentrales Freilichtmuseum präsentiert über die Stadt verteilt sechs traditionelle Segelschiffnachbauten, die die Schifffahrtsgeschichte der Stadt dokumentieren.
Ihren Namen verdankt die Stadt der ‚Papenborch’, einer Burganlage, die im 13. Jahrhundert vom Bischof von Münster als Reiseunterkunft in den Norden errichtet wurde. Die einstige Wasserburg existiert aber heute nicht mehr.

Sehenswertes:

Die im Jahre 1795 gegründete Meyer Werft ist die wohl eindrucksvollste Sehenswürdigkeit Papenburgs. Hier werden heute in  riesigen Dockhallen Hochsee- und Kreuzfahrtschiffe von imponierender Größe gebaut.

Anfänglich baute die Meyer Werft Holzschiffe für den Kanaltransport. Bereits im 19. Jahrhundert verlegte man sich auf Schiffe mit Stahlrumpf und Dampfmaschinenantrieb. Im 20. Jahrhundert liefen hier Dampfer, Lotsenboote, Feuerschiffe, Fähren, Containerschiffe, Tanker und sogar U-Boote vom Stapel. Von den vielen in Papenburg ansässigen Werften konnte die Meyer Werft als einzige bis heute überleben. Das alte Werftgelände, in dem sich heute das ‚Kulturforum Alte Werft’ befindet, wurde in den 1980er Jahren zugunsten des heutigen Areals aufgegeben. Seit dieser Zeit werden hier riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut, die dann nach der Fertigstellung in spektakulären Überführungen, bei denen die Ems jeweils um mehr als einen Meter aufgestaut wird, zur Nordsee geleitet. Dieses eindrucksvolle Schauspiel zieht jedes Mal Tausende von Besuchern an. Die hier gebauten Schiffe erreichen eine Größe bis zu 158.000 BRZ. Die größere der beiden Trockendockhallen ist 75 Meter hoch und über 500 Meter lang und damit die größte ihrer Art weltweit. Die Verlängerung auf die heutige Größe wurde im Jahre 2008 fertig gestellt.

Die Werft beschäftigt über 2.500 Mitarbeiter (Stand 2012) und ist damit ein erheblicher Wirtschaftsfaktor für die Region.

Im Besucherzentrum der Meyer Werft können verschiedene Exponate, Modelle und auch eine Musterkabine eines Kreuzfahrtschiffes besichtigt werden. Filme erläutern den Werftbetrieb. Alljährlich werden 300.000 Besucher gezählt.

Führungen sind nur nach Voranmeldung über die Papenburg Tourismus GmbH möglich.

Im Papenburger Hafen befindet sich mit dem ‚Zeitspeicher’ ein interessantes Besucherzentrum. Neben der Touristinformation beherbergt das alte, dreistöckige Speichergebäude eine interaktive Ausstellung zur Geschichte der Fehnstadt. Mit Hilfe von Kurzfilmen und bedienbaren Modellen wird die Geschichte der Stadt, die Besiedlung und Urbarmachung des Moorgeländes sowie die Entwicklung der Schifffahrt und des Werftwesens beleuchtet.

Die ‚Von-Velen-Anlage’ ist ein Freilichtmuseum, in dem der Besucher eingeladen wird, den Spuren der ersten Siedler zu folgen. Benannt wurde es nach dem Stadtgründer Dietrich von Velen. Museumsführer klären an verschiedenen Stationen über das Leben und den Alltag im Moor auf  und lassen so die Vergangenheit lebendig werden.

Das imposante Rathaus Papenburgs ist auch heute noch Sitz der Stadtverwaltung und des Stadtrates. Es wurde im Jahre 1913 im Stile des Historismus erbaut. Bemerkenswert sind die filigranen Holzschnitzereien im Rathaussaal.

Vor dem Rathaus auf dem Hauptkanal ankert die ‚Frederike von Papenburg’, der Nachbau einer hölzernen Brigg. Im Bauch des Schiffes finden öffentliche Empfänge statt und man kann sich hier auch standesamtlich trauen lassen.

Das ehemalige Gelände der Meyer Werft im Hafenbereich von Papenburg wurde nach dem Umzug des Unternehmens in den 1980er Jahren an ihren jetzigen Standort von der Stadt Papenburg übernommen. Hier entstand unter Beibehaltung der alten Gebäudestruktur ein Kulturzentrum, das ‚Forum Alte Werft’. Nach einer umfangreichen Renovierung befinden sich hier die Stadthalle mit 900 Sitzplätzen, ein Theater, die Städtische Galerie und die Kunstschule Zinnober.

Der Hafen Papenburgs ist der südlichste Seehafen Deutschlands. Das bedeutet, dass er auch von Hochseeschiffen angefahren werden kann.

Papenburg bietet mit insgesamt sechs Schiffsnachbauten ein einmaliges dezentrales Schifffahrts-Freilichtmuseum. Die stolzen Segelschiffe ankern an verschiedenen Kanalplätzen in Papenburg und prägen so das Stadtbild der Fehnsiedlung. Alle Schiffe wurden in den 80er Jahren anhand von originalen Plänen von der Lehrwerkstatt der Meyer Werft erbaut.

Das vor dem Rathaus auf dem Hauptkanal liegende, hölzerne Brigg ‚Frederike von Papenburg’ ist dabei als einziges Schiff begehbar. Auf ihr befindet sich eine Außenstation der Touristinformation. Außerdem finden hier Empfänge der Stadt und manchmal auch eine standesamtliche Hochzeit statt.

Nicht weit davon entfernt ankern auf dem Hauptkanal die Kuff ‚Margarethe von Papenburg’ sowie der Tjalk ‚Thekla von Papenburg’, ein Schiff speziell für flache Gewässer.

Die Schmack ‚Gesine von Papenburg’ ist das einzige noch fahrbare Segelschiff des Freilichtmuseums.

Vor dem Krankenhaus befindet sich die Spitzmutte ‚Anna von Papenburg’ und der Schoner ‚Katherina von Papenburg’ liegt vor der Bockwindmühle vor Anker.

In den Gewächshäusern der Orchideenfarm Kasten bietet sich ein atemberaubendes Spektakel von verschiedensten Blütenfarben und –formen. Auf einer Grundfläche von 8000 m² präsentiert der Familienbetrieb die prachtvolle Vielfalt dieser Blumengattung, darunter auch die beliebteste der Orchideen, die ‚Phalaenopsis’. Bei Führungen wird dem Besucher viel Wissenswertes über Aufzucht und Pflege vermittelt.

Auf dem Mühlplatz zwischen dem Stadtpark und dem Hauptkanal steht eine stolze und imposante Windmühle. Der Galerie-Holländer wurde 1888 erbaut und ist nach einer umfangreichen Renovierung auch heute noch funktionsfähig. Das Gebäude wird für Ausstellungen genutzt und bietet eine besondere Spezialität: das hauseigene Mühlenbrot.

Der wohl älteste gebräuchliche Mühlentyp in Deutschland ist der der ‚Bockwindmühle’. Die älteste Mühle dieser Art im Emsland ist die Papenburger Bockwindmühle. Sie befindet sich am Kanal ‚Wiek’ und ist eine der letzten noch erhaltenen in Deutschland. Bei besonderen Anlässen wird sie auch heute noch in Betrieb genommen. Dabei lässt sich die ganze Mühle um die eigene Achse drehen, um so den Wind bestmöglich ausnutzen zu können.

In Aschendorf, einem Stadtteil südwestlich des Zentrums von Papenburg, befindet sich der Gutshof Altenkamp. Der zweistöckige Barockbau mit seinem sehenswerten Lustgarten wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch Peter Pictorius dem Jüngeren entworfen. Das Gut wird von einer Wassergräfte umgeben. In den repräsentativen Räumen mit ihren großflächigen Wandfresken aus dem 18. Jahrhundert finden regelmäßig Ausstellungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz satt. Der Barockgarten wird von mächtigen Taxushecken beherrscht. Die Anlage gilt als eindrucksvolles Beispiel holländisch-norddeutscher Gartenbaukunst. In den Sommermonaten werden hier regelmäßig Konzerte veranstaltet.

Im Stadtteil Aschendorf befindet sich ein im Jahre 1898 errichtetes ostfriesisches Gulfhaus, welches heute das Heimathaus beherbergt. Hier werden verschiedene Werkstätten, eine handwerksgeschichtliche Ausstellung sowie landwirtschaftliche Geräte und Maschinen präsentiert.

Die imposante St.-Antonius-Kirche wurde von 1873 bis 1877 im neugotischen Stil errichtet. Bemerkenswert ist dabei, dass die Hälfte der verbauten Ziegelsteine für das Fundament genutzt wurde, um auf dem moorigen Untergrund eine ausreichende Stabilität zu erreichen. Sehenswert ist die opulente Wandbemalung im Inneren des Gotteshauses.

Im Stadtteil Untenende befindet sich das ‚Alte Amthaus’. Das einstöckige Gebäude ist das älteste Gebäude Papenburgs und beherbergt ein Café und Heimatmuseum. Hier findet man alte Schiffsmodelle, maritime Instrumente, historische Fotos sowie Mitbringsel der Seeleute aus aller Welt.



Radrouten die durch Papenburg führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg




Weener

L
inksseitig der Ems befindet sich mit Weener die einzige Stadt und damit der größte Ort des Rheiderlands. Das Rheiderland ist eine historische Landschaft zwischen Ems und Dollart beidseitig der Grenze zu den Niederlanden. Der Landstrich besteht zum überwiegenden Teil aus Marschlandschaften. Bis 1932 war Weener die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises, der mit dem Rheiderland weitgehend identisch war. Danach wurde der Landstrich dem Kreis Leer zugeordnet.
Nachweislich wurde auf dem heutigen Stadtgebiet von Weener bereits in der Steinzeit gesiedelt. Das Heimatmuseum Rheiderland zeigt Funde aus dieser Zeit. Weener selbst war zunächst ein Straßendorf, dem Anfang des 16. Jahrhunderts das Marktrecht verliehen wurde. Mit dem Bau des Hafens um 1570 wurde Weener zum wichtigen Handelsort. Doch während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrfach eingenommen, geplündert und schließlich fast vollständig niedergebrannt. So ist das Wappentier, der Phoenix, als Symbol für die Auferstehung der Stadt aus den Trümmern zu sehen.
Sehenswert ist das Organeum mit seiner Sammlung historischer Tasteninstrumente. Ansonsten kümmert man sich in dieser Einrichtung um die Orgellandschaft Ostfriesland, denn diese gehört zu den an Orgeln reichsten der Welt!

Sehenswertes:

In einer neugotischen Villa in Weener befindet sich das Organeum. Bei dieser Einrichtung handelt es sich nicht nur um ein Museum für Tasteninstrumente, sondern in erster Linie auch eine Kultur- und Bildungsanstalt. Ostfriesland gilt weltweit als eine der reichsten Orgellandschaften und das Organeum kümmert sich auch um die Erforschung und Erschließung dieses Kulturraumes. Darüber hinaus werden Orchesterveranstaltungen, Exkursionen, Kurse und Fortbildungen organisiert.

Das angeschlossene Museum zeigt eine bedeutende Sammlung historischer Tasteninstrumente, darunter Kabinettorgeln, Klaviere, Cembali und Clavichorde, und beschreibt deren spannende Geschichte.

Das Rheiderland ist eine historische Landschaft zwischen Ems und Dollart in Ostfriesland sowie der Provinz Groningen  in den Niederlanden. Der Landstrich besteht zum überwiegenden Teil aus Marschlandschaften.

Im Jahre 1791 wurde in Weener das Armenhaus als offene Dreiflügelanlage erbaut. Heute befindet sich in dem Gebäude das Heimatmuseum Rheiderland. Es widmet sich der Geschichte des Rheiderlandes von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Landwirtschaft und dem Ziegelwesen. Als bedeutendstes Exponat gilt der aus dem 16. Jahrhundert stammende Altaraufsatz der Liudger-Kirche in Jemgum-Holtgaste.

Der historische Hafen in Weener wird heute nur noch als Freizeit- und Sporthafen genutzt. Als er um das Jahr 1570 angelegt wurde, diente er vor allem für den Umschlag verschiedenster Güter. Weener entwickelte sich in dieser Zeit zu einem wichtigen Handelsort an der Ems. Während der folgenden Jahrhunderte wurde der Hafen mehrfach umgebaut. Um das Hafenbecken herum wurden mehrere reizvolle mittelständige Bürgerhäuser und Speicher errichtet.

Um das Jahr 1930 wurde in Weenermoor das alte Spritzenhaus gebaut, das bis 1969 von der örtlichen Feuerwehr für ihren Löschzug genutzt wurde. Danach zog man in ein neues Feuerwehrhaus um, das ‚Oll Sprützenhus’ verfiel zusehends. In den 1990er Jahren wurde es abgerissen, gleich danach aber wieder neu aufgebaut. Seitdem beherbergt es ein kleines Feuerwehrmuseum.

Die Ursprünge der heutigen St. Georgs-Kirche reichen bis in die Zeit um das Jahr 900 zurück. Im Bereich des heutigen Friedhofes errichteten Mönche damals eine Holzkirche. Um 1230 wurde diese durch einen heute noch im Kern erhaltenen Backsteinbau ersetzt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach um- und ausgebaut. 1492 wurde das Gotteshaus durch den Bischof von Münster gebrandschatzt, sodass das gesamte Inventar verloren ging. Mit dem 1893 erbauten Querschiff erhielt die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild. Vorher ist im 16. Jahrhundert die Gemeinde mit der Kirche zum evangelisch-reformierten Glaubensbekenntnis gewechselt.

Die St. Georgs-Kirche besitzt eine bedeutende Schnittger-Orgel, die im Jahre 1710 durch Arp Schnittger und seinen Söhnen persönlich auf der Empore installiert wurde. Das Rokokogehäuse der Orgel wurde allerdings erst später im 18. Jahrhundert ergänzt.

Die  Friesenbrücke ist mit 335 Metern eine der längsten Eisenbahnbrücken Deutschlands und führt bei Weener über die Ems. Sie besitzt ein Klappteil von 29 Metern, um größere Schiffe durchzulassen. Wenn aber eines der großen Kreuzfahrtschiffe von der Meyer Werft in Papenburg zur Nordsee überführt wird, muß der gesamte Mittelteil durch einen Schwimmkran entfernt werden. Zu bestimmten Zeiten kann die Brücke auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert werden.

In Weener existieren noch zwei alte Holländer-Windmühlen. Die Mühle Wichers in Stapelmoor wurde erst 1909 erbaut und ist noch immer vollständig funktionstüchtig. Einige technische Teile der Mühlenanlage  wurden von einer alten Bockwindmühle übernommen. Nach vorheriger Absprache mit den Besitzern ist die Mühle zu besichtigen.

Die zweite Windmühle befindet sich in Mühlenwarf und wurde 1899 errichtet. Sie kann nur von außen besichtigt werden.

Im Stadtteil Stapelmoor steht die wuchtig wirkende Kreuzkirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert zur Zeit des Überganges von der Romanik in die Gotik erbaut und besitzt daher Merkmale beider Baustile. Das bereits 1429 errichtete Pfarrhaus gilt als das älteste bewohnte Pfarrhaus Deutschlands. Die Orgel des Gotteshauses ist ein bemerkenswerter Nachbau einer französischen Cliquote-Orgel aus dem 18. Jahrhundert.



Radrouten die durch Weener führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg
Nordseeküstenradweg




Leer

D
as ‚Tor Ostfrieslands’ liegt an der Mündung der Leda in die Ems und ist berühmt für seine wunderschöne und gut erhaltene Altstadt mit ihren prächtigen Bürgerhäusern, dem imposanten Rathaus und der Waage, die auf die historische Bedeutung als Handelszentrum hindeutet. Noch heute hat ein großes Handelsunternehmen, die Bünting-Gruppe, hier ihren Sitz. Darüber hinaus gehört Leer mit seinem gut ausgebauten Seehafen zu den wichtigsten deutschen Reederei-Standorten. Der Museumshafen, vier Burganlagen und eine Vielzahl von Museen laden zu einem längeren Aufenthalt ein.
Bereits vor 5000 Jahren war diese Gegend von germanischen Volksstämmen besiedelt, im Jahre 791 bereiste der berühmte Missionar Liudger die Gegend und gründete hier die erste ostfriesische Kapelle. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurde Leer durch den mächtigen germanischen Häuptling Focko Ukena zur Metropole, das Stadtrecht wurde dem Ort aber erst 1823 verliehen.

Sehenswertes:

Die gemütliche Innenstadt von Leer gilt als die schönste Altstadt in Ostfriesland. Neben zwei Burgen befinden sich hier zahlreiche Bürgerhäuser, die noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Ungefähr 600 Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Ein besonderes Augenmerk verdient das Rathaus mit der benachbarten Waage. Das Rathaus wurde 1894 im Stil der Neorenaissance erbaut, die Waage bereits 1714 im Barockstil. Beide Gebäude lehnen sich an niederländische Vorbilder an. Die Stadtwaage war eine öffentliche Einrichtung zum Wiegen von Kaufmannsgütern. Da sich die Gewichtseinheiten von Stadt zu Stadt unterschieden, waren Kaufleute, die auf dem Markt Handel treiben wollten, verpflichtet, ihre Waren in der Stadtwaage wiegen zu lassen.

Der Seehafen Leers besitzt zwei Hafenbecken, dem Industriehafen, der Vorwiegend für den Güterumschlag genutzt wird und der Handelshafen. Durch die vorliegende Seeschleuse können Schiffe bis zu einer Länge von 140 Metern in den Hafen einfahren. Ein Teil des Handelshafens ist heute  Museumshafen. Er liegt direkt hinter der Waage und ist über die Uferpromenade leicht zu finden. Der Schipperklottje, eine Abteilung des Heimatvereins, betreibt den frei zugänglichen Museumshafen. Einige Schiffe befinden sich in dessen Besitz, andere historische Klipper nutzen den Museumshafen als Dauerliegestätte. Alle Boote sind noch betriebsbereit. So besteht hier auch die Möglichkeit, auf einem Museumsschiff zu einem Törn auf der Ems aufzubrechen.

In jedem ungraden Jahr findet hier im Sommer das ‚Treffen Traditionsschiffe unner’d Rathuustoorn’ statt, bei dem rund 150 historische Schiffe in den Leeraner Hafen einlaufen.

Die Philippsburg wurde 1730 als Dreiflügelanlage im barocken Stil niederländischer Prägung fertig gestellt. Das Schloss war lange Eigentum der Familie von Wedel, die zu der Zeit auch das benachbarte Schloss Evenburg besaßen. Anfang des 20. Jahrhunderts führten umfangreiche Ausbauarbeiten zur Aufstockung der Seitenflügel, so dass die gesamte Philippsburg einheitlich zweistöckig wurde.

Noch heute befindet sich das Schloss im privaten Besitz. Ein Teil des Parkes ist inzwischen öffentlich zugänglich.

Im Stadtteil Loga nahe des Flusses Leda befindet sich das Wasserschloss Evenburg. Es wurde zwischen 1642 und 1650 errichtet. Der Bauherr Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreuter von Hofrieth benannte es nach seiner Frau Eva. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Bauwerk stark verfallen. Es wurde zum Teil abgebrochen und daraufhin im klassizistischen Stil niederländischer Prägung wieder auf- bzw. umgebaut.

Die Evenburg wird heute als Schulungsgebäude genutzt. Im Saal und in der Vorburg finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt. Das Schloss kann mit einer Führung besichtigt werden.

Am östlichen Rand der Innenstadt Leers, unweit der Ems, befindet sich der Plythenberg. Eigentlich gibt es in Ostfriesland keine Berge und auch diese Erhebung wurde, vermutlich im 15. Jahrhundert, nur künstlich aufgeschüttet. Der Plythenberg ist ungefähr 9 Meter hoch und besitzt einen Durchmesser von 64 Metern. Die Annahme, es handele sich um ein germanisches Häuptlingsgrab, wurde inzwischen widerlegt. Vielmehr diente der Hügel wohl als Aussichtspunkt für die Festung Leerort.

Als Nachfolgebau der ältesten Steinkirche Leers wurde die Große Kirche als repräsentatives Gotteshaus im Jahre 1787 eingeweiht. Der Barockbau ist die Hauptkirche der Evangelisch-Reformierten Kirche und zieht auch außerhalb der Gottesdienste viele Besucher an. Auffällig ist der mächtige Glockenturm von 1805, der im unteren Bereich auf quadratischem Grundriss steht, weiter oben aber eine achteckige Form annimmt. Die Innenausstattung ist nach der Tradition der Evangelisch-Reformierten Kirche eher schlicht gehalten. Viele Gegenstände der Inneneinrichtung, wie Kanzel und Orgel, wurden aus der Vorgängerkirche übernommen. Das romanische Taufbecken stammt als ältester Einrichtungsgegenstand aus der Zeit um 1200.

Die Vorgängerkirche wurde bis auf die Krypta abgetragen. Das Grabgewölbe wurde wegen der Totenruhe versiegelt und blieb bis heute erhalten.

Ursprünglich als Barockkirche im Jahre 1675 erbaut, veränderte die Lutherkirche durch mehrere Umbauten und Erweiterungen im 18. Jahrhundert ihr Erscheinungsbild zu einer Kreuzkirche. Bekannt ist die Kirche im Besonderen durch die imposante Orgel von Jürgen Ahrend. Die Kanzel stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und ist damit der einzige Einrichtungsgegenstand, der älter als der Kirchenbau selber ist.

In zwei Handelshäusern aus dem 18. Jahrhundert wurde das Heimatmuseum eingerichtet. Neben der Geschichte der Stadt behandelt es schwerpunktmäßig die Ostfriesische Wohnkultur und die heimische Schifffahrt. Mehrere Wohnräume mit Inventar zeigen auf, wie sich das häusliche Leben in der Zeit um 1800 abgespielt hat. Das herausragende Exponat der Schifffahrtsabteilung ist die hölzerne Torfmuttje ‚Gretje’, das letzte Exemplar ihrer Art in Ostfriesland. Anhand von Modellen und Bildern wird die Geschichte der Schifffahrt, der Heeringsfischerei und der Reedereibetriebe in Leer plastisch beschrieben. Eine prähistorische Abteilung befindet sich im Gewölbekeller des historischen Gebäudes.

Inmitten der Altstadt von Leer befindet sich eine der ältesten noch erhaltenen Burganlagen Ostfrieslands. Erbaut wurde die Harderwykenburg noch unter dem Namen Unkenburg durch den Leeraner Häuptling Hajo Unken im Jahre 1421. Das ‚Hohe Haus’ war ein Wehrturmbau aus Backstein, der in erster Linie Speicherfunktionen hatte. Mit Ausnahme des Verteidigungsfalles wohnte der Häuptling zu dieser Zeit noch auf seinem Bauernhof. Erst im 17. Jahrhundert wurde die Burg zu einer Wohnburg umgestaltet und erweitert, bekam Giebel im Stile der Renaissance und wurde fortan Harderwykenburg genannt. Im Jahre 1788 übernahm Carl-Gustav zu Innhausen und Knyphausen das Anwesen. Bis heute blieb die Burg im Familienbesitz und ist daher nicht zu besichtigen. Der Park der Harderwykenburg hingegen ist öffentlich zugänglich.

In der Leeraner Altstadt befindet sich am Ende einer Kastanienallee die Haneburg. Sie wurde im Jahr 1570 als zunächst einflügliger Backsteinbau errichtet. Erst 1621 erfolgte der Ausbau zu einer Zweiflügelanlage im Stile der niederländisch geprägten Renaissance. Bei einem weiteren Umbau 50 Jahre später erhielt das Herrenhaus seine heutige Form. Die Burg wurde im letzten Jahrhundert als Bauernschule, Lazarett und Altersheim genutzt. In den 1970er Jahren wurde das bereits stark verfallene Gebäude aufwendig renoviert und dient heute der Volkshochschule. Von der historischen Inneneinrichtung ist aber nichts mehr erhalten. Zeitweilig finden in der Haneburg Ausstellungen statt. Die Außenanlagen sind öffentlich zugänglich.

Um ein riesiges Niederungsgebiet im Hinterland von Leer zu entwässern, wurde zwischen 1950 und 1954 das fast 100 m breite Ledasperrwerk erbaut. Zuvor waren die Flüsse Leda und Jümme nach starken Regenfällen so hoch angeschwollen, dass die Deiche das Umland vor den Wassermassen nicht mehr schützen konnten. Meistens ist das Ledasperrwerk geöffnet, um die natürlichen Gezeiten nicht zu beeinflussen. Zu einer Schließung der Hubtore kommt es erst bei stärker erhöhten Wasserständen.

Die Jann-Berghaus-Brücke ist mit 464 Metern Länge eine der größten Klappbrücken in Westeuropa. Das Klappteil alleine besitzt eine Länge von 63 Metern. Die Überführung führt westlich von Leer über die Ems und wurde im Jahr 1991 als Nachfolgebau einer Drehbrücke in Betrieb genommen. Benannt nach dem früheren Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft, verbindet die Jann-Berghaus-Brücke die Leeraner Stadtteile Bingum und Leerort. Im Jahre 2009 wurde begonnen, die Pfeiler weiter nach außen zu verlegen, um die immer größer werdenden Kreuzfahrtschiffe von der Papenburger Meyer Werft zur Nordsee überführen zu können. So beträgt die neue Durchfahrbreite etwa 56 Meter.

‚Tee trinken’ ist in Ostfriesland ein Kulturgut. Was es alles Wissenswertes über Tee gibt, kann man im Teemuseum erfahren, vom Anbau über alle Produktionsstufen bis zu den Handelswegen. Besonders spannend sind die Geschichten über den Teeschmuggel. Begrüßt wird man im Museum mit einer Tasse originalem Ostfriesentee. Zu bewundern gibt es außerdem umfangreiches Teezubehör und historisches Tee-Porzellan.

Im Museum kann man sich auch für die Tee-Akademie anmelden: hier wird man in die Geheimnisse und die Besonderheiten der ostfriesischen Teezeremonie eingeführt.

Karl-Ludwig Böke gilt als der bedeutendste Künstler Leers im 20. Jahrhundert. Er lebte von 1927 bis 1996 und erlangte besonders im ostfriesischen Raum Popularität durch seine figürlichen Großplastiken. Seine Porträtbüsten machten ihn auch überregional bekannt. Böke probierte sich aber auch in der abstrakten Skulptur aus. Bekannt wurden seine Eisenkonstrukte und seine Steinräume. Zeit seines Lebens blieb er immer seiner Heimatstadt Leer treu. Zwei seiner Werke sind auch im öffentlichen Raum Leers zu finden: die ‚Teelke’, eine Frau mit Tasse und Teekanne, steht an der Ecke Brunnenstraße und Mühlenstraße. Das ‚Meerwiefke’ ist eine doppelschwänzige Nymphe im Skulpturengarten an der Neuen Straße.

Das Böke-Museum hat sich zur Aufgabe gemacht, das Werk Karl-Ludwig Bökes zu pflegen, zeitgenössische deutsche Kunst zu präsentieren und regionale ostfriesische Künstler zu fördern.

Das Haus ‚Samson’ in der Rathausstraße gilt als eines der schönsten Häuser der Stadt. Es wurde 1643 im Stil des Barock erbaut und beherbergt im Erdgeschoß eine Weinhandlung. Darüber befindet sich ein liebevoll eingerichtetes privates Museum, welches sich mit der ostfriesischen Wohnkultur beschäftigt.



Radrouten die durch Leer führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
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Jemgum

J
emgum ist eine Großgemeinde im nördlichen Rheiderland und besteht aus elf einst selbstständigen Dörfern, von denen die kleinsten noch heute eine lediglich zweistellige Einwohnerzahl ausweisen. Aber jedes Dorf besitzt seine alte und sehenswerte Kirche. Diese historischen Backsteinkirchen wurden auf Warften erbaut stammen zum großen Teil noch aus dem 13. Jahrhundert. Einige dienten als Wehrkirchen und einige Glockentürme wurden wohl auch als Leuchttürme genutzt.
Das Rheiderland ist eine Marschlandschaft und liegt westlich von der Ems. Im Norden wird sie vom Dollart begrenzt. So liegt dieser Landstrich mit der Gemeinde Jemgum verhältnismäßig isoliert. Bis zum heutigen Tage wird der Ort durch die Landwirtschaft und die Fischerei geprägt. Zwischenzeitlich spielte auch die Ziegelbrennerei einen nicht unwesentlichen Faktor.
Sehenswert ist das pittoreske Fischerdorf Ditzum mit seinem malerischen Hafen, den Kuttern, und dem historischen Siel, dessen Ursprünge im 12. Jahrhundert liegen und das immer noch der Entwässerung des Binnenlandes dient.

Sehenswertes:

Die ursprüngliche Jemgumer Kirche ging wohl auf einen Ausbau der ehemaligen Klosterkapelle des Johanniterordens aus dem 14. Jahrhundert zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Jemgumer Kirche auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes neu erbaut. Nachdem die Kirche 1930 fast vollständig niederbrannte, wurde sie im Stil des Art Déco umgehend wieder neu errichtet. Im Jahre 2004 brannte die Kirche erneut, wurde aber schnell wieder instand gesetzt.

Markant ist der leuchtturmartige Kirchturm, der zum Wahrzeichen der Gemeinde wurde. Seine offene Laterne wird mit einem Kupferdach abgeschlossen und von einem Segelschiff als Wetterfahne bekrönt. Der Innenraum wurde in den Farben Rot, Blau, Braun und Gold im Stil des Expressionismus gestaltet. Die Orgel stammt von Joseph William Walker und wurde 1844 erbaut.

Im Hauptort der gemeinde Jemgum steht eine alte, stolze Windmühle aus Backstein. Der Galerieholländer wurde bereits 1740 erbaut und 1756 nochmals erhöht. Damit gehört er zu den ältesten funktionstüchtigen Windmühlen in Ostfriesland. Mit dem Einsatz eines Dieselmotors im 20. Jahrhundert wurde die Mühle windunabhängig. Heute ist im Motorschuppen das Mühlencafé untergebracht. Die Windmühle wird seit 1995 vom Mühlenverein Jemgum betreut, der das historische Gebäude zu besonderen Anlässen der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Die Midlumer Kirche wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ursprünglich im romanischen Baustil erbaut. Bei mehreren Umbauten wurden einige Fenster erst gotisch umgestaltet und später teilweise ganz zugemauert. Auffällig ist der dreistöckige Glockenturm, der wahrscheinlich bereits im 13. Jahrhundert so gestaltet wurde. Der 14 Meter hohe Turm besitzt Arkaden von unterschiedlicher Größe. Durch den wasserreichen Untergrund ist er wahrscheinlich schon früh in Schieflage geraten, so dass er durch zusätzliche Mauern gestützt werden musste. Mit einer Neigung von 6,7° wird er als der schiefste Glockenturm der Welt bezeichnet. Die imposante Orgel von Hinrich Just Müller wurde im Jahre 1766 erbaut und ist noch nahezu im originalen Zustand.

In der Umgebung von Jemgum gab es einst sehr viele Ziegeleien. Hier befand sich über drei Jahrhunderte das Zentrum der ostfriesischen Ziegeleiproduktion. Der Grund dafür liegt in den hohen Lehmvorkommen in dieser Region. Um die alte Tradition der Ziegelbrennerei zu vermitteln, wurde in der alten Ziegelei Cramer in Midlum ein Museum aufgebaut, das die Geschichte des Ziegelwesens und im Besonderen die der Ziegelei Cramer beschreibt. Das zentrale Ausstellungsstück ist der alte Ringofen im Brandhaus, der anschaulich die Produktion der Ziegelsteine dokumentiert.

Das kleine Dorf Critzum wurde kreisförmig um die heute evangelisch-reformierte Kirche und ihren Friedhof gebaut. Die Höfe führen sternförmig von dem im Mittelpunkt der Ortschaft stehenden Gotteshauses weg. Das Gebäude wurde im13. Jahrhundert auf einer Warft als rechteckige Saalkirche errichtet und gehörte ursprünglich zum Bistum Münster. Der Backsteinbau diente zunächst auch als Wehrkirche für örtliche Häuptlinge und ist noch heute von einem Wassergraben umgeben. Im 16. Jahrhundert wechselte die Kirchengemeinde zum evangelisch-reformierten Glaubensbekenntnis. Der Glockenturm war einst bedeutend höher als heute und hatte zwischenzeitlich wohl auch als Leuchtturm gedient.

In Hatzum befindet sich die St. Sebastiankirche. Die evangelisch-reformierte Kirche wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts zur Zeit des Überganges von der Romanik zur Gotik als Kreuzkirche erbaut und besitzt daher Merkmale beider Stilepochen. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde bei einem Umbau das Querschiff zurückgebaut. Das Taufbecken der Kirche stammt noch aus dem 13. Jahrhundert und besteht aus Baumberger Sandstein. Bemerkenswert sind die Grabplatten im Inneren der St. Sebastiankirche, von denen die älteste noch aus dem Jahre 1505 stammt.

Oldendorp gehört zu den ältesten Ortschaften des Rheiderlandes. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich bereits um das Jahr 1000. Die Oldendorper Kirche ist ein typisches Beispiel für die Kirchenbauten in dieser Region. Sie wurde im 13. oder 14. Jahrhundert als rechteckige Saalkirche auf einer Warf errichtet. Der rote Backsteinbau wurde im romanisch-gotischen Übergangsstil erbaut und besitzt daher Elemente beider Stile. Das romanische Nordportal wurde wieder zugemauert. Ursprünglich gehörte die Oldendorper Kirche zum Bistum Münster, aber in der Zeit der Reformation wechselte die Kirchengemeinde zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über. Das Bauwerk unterlag in ihrer Geschichte mehreren Umbauten. Die Orgel auf der Ostempore stammt von den Gebrüdern Rohlfs und wurde 1870 erbaut.

Das pittoreske Fischerdorf Ditzum im nördlichen Rheiderland liegt am Südufer der Ems nahe dem Dollart. Es wurde bereits im 8. Jahrhundert auf einer Warft erbaut. Geprägt wurde Ditzum seit Jahrhunderten durch die Fischerei und seinen malerischen Hafen. Noch heute haben einige Fischkutter hier ihren Liegeplatz. Lange Zeit, bis in das 19. Jahrhundert hinein, hatte der Ditzumer Hafen auch als Umschlagplatz für Handelswaren große Bedeutung. Neben dem Hafen  befindet sich im Zentrum des Ortes ein großes Siel. Es teilt Ditzum in zwei Hälften. Bedingt durch den Deichbau im 12. Jahrhundert musste das Hinterland durch Siele entwässert werden. So entstand in Ditzum das erste Siel. Das heutige Siel  wurde 1891 neu auf den Resten des ersten steinernen Siels von 1752 erbaut. In den Jahren 1985 und 86 fand noch einmal eine Vergrößerung der Anlage statt. Sie dient auch heute noch der Entwässerung des Binnenlandes.

Bereits seit 600 Jahren besteht zwischen dem ehemals selbstständigen Fischerdorf Ditzum und Pelkum, ein Stadtteil von Emden, eine Fährverbindung über die Ems. Anfänglich hatten nur Pelkumer Häuptlinge das Recht, die Fähre zu betreiben. Im 18. Jahrhundert ging das Fährrecht auf das Kirchspiel Ditzum über. Heute ist die Fährverbindung Ditzum –  Petkum die einzig verbliebene über die Unterems in Niedersachsen. Die Überfahrt mit dem bereits 1926 auf der Meyer Werft in Papenburg erbauten Fährschiff dauert ungefähr 20 Minuten. Im Sommer verkehrt die Fähre – außer zur Mittagszeit – im Stundentakt, im Winter gibt es einen eingeschränkten Fährbetrieb.

Das Dorf Ditzum wird von seiner Kirche und seiner dreistöckigen Windmühle geprägt. Der Galerieholländer hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Eine erste, 1769 errichtete Mühle brannte ab und wurde 1883 wieder aufgebaut. Nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg brannte auch diese Mühle nieder, so dass sie nach dem Krieg erneut aufgebaut werden musste. Heute betreibt der Mühlenverein Ditzum  die Holländermühle. Während der Öffnungszeiten betreiben die Landfrauen eine Stöberstube mit selbst erzeugten Produkten.

Die Backsteinkirche in Ditzum wurde  in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, möglicherweise sogar bereits Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Der Bau entstand als einschiffige Saalkirche auf einer Warft und gehörte zunächst zum Bistum Münster. In der Zeit der Reformation  wechselte die Kirchengemeinde zunächst  zum lutherischen, wenig später dann zum evangelisch-reformierten Bekenntnis. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Ditzumer Kirche mehrfach umgestaltet, zugemauerte Portale und Rundbögen zeugen noch heute von diesen Umbauten.

Der Innenraum besitzt ein hölzernes Tonnengewölbe. Der Abendmahltisch und die Kanzel stammen noch aus dem 17. Jahrhundert, einige Grabplatten sogar noch aus romanischer Zeit.

Die Liudgerkirche in Jemgum-Holtgaste gilt als die älteste in dem an Kirchen reichen Rheiderland. Ein erstes Gotteshaus aus Holz wurde um das Jahr 820 erbaut und unterstand dem Kloster Werden. Das heute noch erhaltene Kirchengebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert. 1284 wurde die Liudgerkirche an die Johanniterkommende weitergegeben. Während der Reformationszeit wurde die Holtgaster Kirchengemeinde lutherisch. In der Folgezeit fanden mehrere Umbauten statt – die letzte im Jahre 1855.  Die Liudgerkirche besitzt, wie häufig in Ostfriesland, einen separaten Glockenturm und einen alten Schnitzaltar von 1520. Die originale Orgel von Arnold Rohlfs stammt noch aus dem Jahr 1865 und blieb bis heute unverändert erhalten.



Radrouten die durch Jemgum führen:

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EmsRadweg
Nordseeküstenradweg




Moormerland

D
as Moormerland ist eine der historischen Landschaften Ostfrieslands. Die Geschichte dieser Landesgemeinde geht bis in das Mittelalter zurück und gab der heutigen Großgemeinde, die allerdings vom Gebiet her deutlich kleiner ist, ihren Namen. Die heutige Gemeinde Moormerland entstand bei der  niedersächsischen Gemeindereform von 1973, bei der elf vormals selbstständige Gemeinden zusammengefasst wurden. Der Verwaltungssitz ist Warsingsfehn. Bedeutung erlangte der Ortsteil Oldersum im 15. Jahrhundert, als im Zuge des Oldersumer Religionsgespräches sich das evangelisch-reformierte Glaubensbekenntnis in Ostfriesland durchsetzte. Das imposanteste Bauwerk ist das erst 2002 erbaute Emssperrwerk bei Gandersum. Es wurde als Schutz gegen Sturmfluten errichtet und gewährleistet die Aufstauung der Ems für die Überführung der riesigen Kreuzfahrtschiffe von der Meyer Werft in die Nordsee.

Sehenswertes:

Ungefähr fünf Kilometer vor Emden und damit auch kurz vor der Mündung der Ems in den Dollart befindet sich das erst 2002 fertig gestellte Emssperrwerk. Der Grund für den Bau dieses imposanten Bauwerkes war zum einen der Schutz des Hinterlandes vor hohen Wasserständen bei Sturmfluten. Zum anderen sorgt das Sperrwerk für die Aufstauung der Ems für die Überführung der riesigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft zur Nordsee und ermöglicht diesen Schiffen einen Tiefgang bis zu 8,5 Metern. Das gesamte Sperrwerk ist 476 Meter breit. Die Hauptschifffahrtsöffnung besitzt eine Breite von 60 Metern.

Bereits im 13. Jahrhundert wurde die Tergaster Kirche auf einer künstlichen Warft erbaut. Die Existenz eines Vorgängerbaus ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Der Backsteinbau gehört heute zur evangelisch-reformierten Kirche. Der Glockenturm stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der alte war zuvor während eines Sturmes zusammengefallen.

Weil sich der Flussverlauf der Ems änderte, wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Siedlung Veenhusen an der heutigen Stelle neu errichtet. So entstand im Jahre 1290 auch die heute noch erhaltene Saalkirche mit dem sie umgebenen Friedhof. Gegen Mitte des 16. Jahrhundert wandte sich die Kirchengemeinde dem evangelisch-reformierten Glauben zu. Aus dieser Zeit stammt auch die Kanzel des Gotteshauses. Die Orgel stammt von Johann Gottfried Rohlfs und wurde in den Jahren 1801/02 erbaut. Die Kirche wurde im Jahre 1997 umfassend renoviert. Der Ort Veenhusen ist gerade im Verlauf des letzten Jahrhunderts erheblich in östlicher Richtung gewachsen, so dass sich die Kirche heute nicht mehr im Dorfzentrum, sondern am westlichen Rand der Gemeinde befindet.

Im Ortsteil Rorichum der Gemeinde Moormerland steht die Nicolai-Kirche. Sie wurde Anfang des 14. Jahrhunderts als rechteckiger Backsteinbau errichtet. Der separat stehende Glockenturm ist älter als die Kirche und deutet damit auf einen älteren Vorgängerbau. Die Saalkirche wurde auf einer Warft errichtet. Heute stehen hier auch das alte Pastorat von 1791, eine Scheune und das ehemalige Schulgebäude auf dieser Warft und bilden heute gemeinsam eine außergewöhnliche Gebäudegruppe. Im Jahre 1526 wechselte die Kirchengemeinde zum evangelisch-reformierten Bekenntnis. Bemerkenswert ist die original erhaltene Orgel, die von den Gebrüder Rohlfs in den Jahren 1867 bis 69 erbaut wurde.

Die Kirche in Gandersum stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde auf einer Warft im ursprünglich romanischen Stil errichtet. Eine hölzerne Vorgängerkirche gilt als wahrscheinlich. In den folgenden Jahrhunderten unterlag das Gebäude mehreren beträchtlichen baulichen Veränderungen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Saalkirche erheblich beschädigt und verfiel in der Folgezeit zusehends. Erst Ende des Jahres 1962 wurde das Gotteshaus wieder fertig gestellt. Wie in vielen anderen ostfriesischen Kirchengemeinden wechselte auch hier das Bekenntnis während der Reformationszeit zum evangelisch-reformierten Glauben.

Im Dorf Neermoor befindet sich eine alte Windmühle aus dem Jahr 1884. Die Holländer-Mühle verlor 1964 sowohl ihre Flügel als auch ihre Kappe, da zuvor bereits der Betrieb auf Motorkraft umgestellt wurde. Bis 1989 blieb die Mühle in Betrieb. Im Jahr 2000 wurde sie umfassend renoviert.

Die historische Warsingsfehntjer Mühle ist die älteste noch erhaltene Mühle der Gemeinde Moormerland. Sie wurde 1812 als Hollandmühle fertig gestellt. 1967 wurden ihre Flügel abgenommen und der Betrieb auf einen Elektromotor umgerüstet. Erst Mitte der 1990er Jahre erhielt sie eine neue Kappe und eine neue Galerie und erstrahlt heute mit neuen Flügeln in altem Glanz.

Über 100 Jahre lang wurden in Oldersum aus Naturfasern Seile verschiedener Stärken hergestellt. In der alten Reepschlägerei Diepen wurden sowohl Schiffstaue als auch einfache Stricke produziert. Die alten Räumlichkeiten des Handwerkbetriebes beherbergen seit 2011 das Seilereimuseum, in der die Geschichte dieses Metiers dokumentiert wird. Augenzwinkernd wird dabei von der Reeperbahn Moormerlands gesprochen.






Emden

D
ie größte Stadt Ostfrieslands ist eine Stadt des Wassers. Rund 150 Kilometer Kanäle fließen durch das Stadtgebiet. Teile des Kanalsystems gehörten zu den mittelalterlichen Befestigungsanlagen, während der Ems-Seitenkanal und der Ems-Jade-Kanal allein für die Schifffahrt angelegt wurden. Die Seehafenstadt liegt am nördlichen Rand des Mündungsgebietes der Ems in den Dollart und wird wesentlich durch seinen Hafen geprägt.
Bereits um das Jahr 800 entstand hier eine Handelssiedlung, im 14. Jahrhundert jedoch gab es wegen der Unterstützung des Seeräubers Klaus Störtebeker einen lang anhaltenden Konflikt mit der Hanse. Heute ist Emden kreisfreie Stadt und bekannt durch ihre berühmten Komiker Otto Waalkes und Karl Dall, sowie durch den ehemaligen Chefredakteur des Stern, Henri Nannen, der die Kunsthalle stiftete. Wahrzeichen der Stadt sind das Rathaus und das Emder Hafentor, sehenswert sind aber auch die Museumsschiffe im Ratsdelft.

Sehenswertes:

Das Emder Rathaus wurde ursprünglich in den Jahren 1574-76 durch den niederländischen Baumeister Laurens van Steenwinckel erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es fast vollständig zerstört und bis 1962 nach altem Vorbild wieder aufgebaut.

Das Ostfriesische Landesmuseum wurde bereits 1833 eröffnet und ist damit das älteste Museum Ostfrieslands. Unter dem Namen ‚Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden’ wurden Kunst- und Kulturschätze aus privaten Beständen gezeigt. Fast der gesamte Bestand konnte im Zweiten Weltkrieg durch Auslagerung gerettet werden. Zusammen mit Beständen der Stadt Emden wurde das Ostfriesische Landesmuseum im wieder aufgebauten Rathaus neu eröffnet. Dabei handelt es sich um eine der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen der gesamten Region. Mit den Schwerpunkten Emden/Friesland/Europa behandelt es die Geschichte des friesischen Küstenraums und der Stadt Emden im europäischen Zusammenhang. Sehenswert ist die Gemäldesammlung mit Werken niederländischer Künstler aus dem 17. Jahrhundert, die Skulpturensammlung, die Silberabteilung sowie das Münzkabinett.

Eine besondere Aufmerksamkeit aber verdient die Rüstkammer. Hier wird eine bedeutende Sammlung von Harnischen, Schutzschilden sowie Hieb- und Stichwaffen der frühen Neuzeit präsentiert. Die Utensilien dienten im 15. und 16. Jahrhundert der Emder Bürgerwehr.

Vom Museum aus ist auch der Aufstieg auf den Rathausturm möglich, von dem man einen weiten Blick über die Stadt genießen kann.

Die Kunsthalle Emden ist das herausragende Kunstmuseum Ostfrieslands. Sie wurde 1986 vom damaligen Chefredakteur und Herausgeber vom ‚Stern’ gestiftet und gilt als dessen Lebenswerk. Fast sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung, die aus bedeutenden Werken des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit besteht, flossen in diese Stiftung. Später kamen mit der Sammlung Otto van de Loo weitere großartige Werke hinzu, die eine Erweiterung des Museums notwendig machten.

Neben der ständigen Ausstellung werden auch immer wieder zum Teil sehr erfolgreiche Wechselausstellungen gezeigt. Die Kunsthalle Emden ist Mitglied im ‚Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute’.

In der umgebauten Ruine des Großen Kirche befindet sich heute eine der bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands. Sie wurde 1995 eröffnet und basiert auf dem Archiv der seit 1559 bestehenden Büchersammlung der reformierten Gemeinde Emden. Namensgeber war der polnische Theologe und Reformer Johannes a Lasco. Die Spezialbibliothek ist öffentlich zugänglich und behandelt den Schwerpunkt reformierter Protestantismus. In diesem Zusammenhang ist sie auch eine wichtige Stätte der Forschung.

Die Bibliothek wird auch als Ort für kulturelle Veranstaltungen, wie Konzerte, Vorträge und Ausstellungen genutzt.

Otto Waalkes ist der wohl berühmteste Komiker Deutschlands und der bekannteste Emder. Ihm zu Ehren wurde in seiner Heimatstadt bereits 1986 ein Museum eröffnet. Im Otto Huus erfährt man alles über seinen Werdegang, kann Requisiten aus seinen Filmen und seine berühmten Ottifanten bestaunen. In einem Kino werden Ausschnitte aus seinen Programmen und Spielfilmen gezeigt.

Direkt hinter dem barocken Hafentor unweit des Rathauses befindet sich der Ratsdelft, ein Teil des Emder Hafens. An der Mündung der Ehe in die Ems hatte sich hier seit dem Jahre 800 der Hafen zu einem wichtigen Umschlagplatz und Handelszentrum entwickelt. Ein Großteil des Delfts wurde allerdings wieder zugeschüttet und zum Stadtgarten umgestaltet. Vom Ratdelft aus kann man zu einer Hafenrundfahrt starten und hier befindet sich auch das Schifffahrtsmuseum mit seinen drei Museumsschiffen.

Museums-Feuerschiff ‘Amrumbank/Deutsche Bucht’

Das Feuerschiff ‘Amrumbank/Deutsche Bucht’ wurde 1915 auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut und versah zwischen 1917 und 1983 seinen Dienst als schwimmender Leuchtturm an verschiedenen Positionen auf der Nordsee. Es beherbergt heute ein Restaurant sowie eine Ausstellung über historische Seezeichen.

Seenotrettungskreuzer ‘Georg Breusing’

Im Jahre 1963 wurde der Seenotrettungskreuzer ‘Georg Breusing’ in Bremen-Vegesack getauft. Es wurde in Borkum stationiert und half bis 1988 über 1600 Menschen aus Seenot. Das ehemalige Schiff der ‚Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger’ ist noch immer betriebsbereit und verlässt zu besonderen Anlässen seinen heutigen Liegeplatz am Ratdelft.

Heringslogger ‚AE7 Stadt Emden’

Die bewegteste Geschichte der drei Museumsschiffe am Ratsdelft besitzt der Heringslogger ‚AE7 Stadt Emden’. Er wurde 1908 im niederländischen Scheveningen gebaut und dort auch bis 1931 für den Heringsfang eingesetzt. Danach wurde er nach Norwegen überführt und für den Transport von Zement eingesetzt. Ende der 1980er Jahre wurde das Schiff nach alten Plänen wieder in den Originalzustand zurückgebaut und nahm seine letzte Liegestätte in Emden ein. Die Kajüten der Mannschaft und des Kapitäns vermitteln einen Einblick in das Leben auf See. Ein alter Schwarz-Weiß-Film dokumentiert den Arbeitsalltag der Heringsfischer.

Von den einstigen prächtigen Stadttoren aus dem 17. Jahrhundert blieb nach dem Krieg nur das Hafentor erhalten. Es wurde 1635 erbaut und in der Zwischenzeit mehrfach restauriert. Heute ist es ein Wahrzeichen der Stadt. Es führt direkt zum historischen Hafen hinaus am Ratsdelft entlang zum Alten Markt. Das Hafentor wird von einem barocken Giebel kunstvoll bekrönt. Auf seinem Rundbogen steht der fromme Sinnspruch: ‚Et pons est Embdae et portus et aura deus’ (Gott ist für Emden Brücke, Hafen und Segelwind).

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Altstadt Emdens durch Bombadierungen fast vollständig zerstört. Nur zwei Häuser in der Pelzerstraße blieben erhalten. Sie vermitteln einen Eindruck, wie die Altstadt Emdens vor dem Krieg ausgesehen hat, wobei nur das eine Haus aus dem 16. Jahrhundert stammt. Das andere wurde 1909 unter Verwendung der alten Ziegeln nach dem Vorbild des Vorgängerbaus neu errichtet.

In den Pelzerhäusern befindet sich eine Außenstelle des Ostfriesischen Landesmuseums. Hier finden Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen statt.

Im Südosten der Stadt Emden befindet sich ein technisches Bauwerk, das in seiner Form einzigartig in Europa ist. Die Kesselschleuse ist das Verbindungsglied für gleich vier Wasserstraßen: den Ems-Jade-Kanal, den Emder Stadtgraben, das Fehntjer Tief und das Rote Siel. Da alle Kanäle zumeist verschiedene Wasserstände aufweisen, wurde hier eine Schleuse geschaffen, die eine zentrale Kammer, den Kessel, und vier Seitenkammern besitzt. So können die einfahrenden Schiffe zu jeder Wasserstraße abbiegen. Darüber hinaus dient die Kesselschleuse aber auch der Entwässerung des Ems-Jade-Kanals.

Erbaut wurde die Schleuse mit zwei Kammern bereits 1887. Der Ausbau zum heutigen System erfolgte 1913 und in den 1980er Jahren wurde sie noch einmal grundsaniert. Heute dient die unter Denkmalschutz stehende Kesselschleuse allerdings kaum mehr dem Gütertransport, sondern überwiegend der Sportschifffahrt.

Im Emder Stadtteil Borssum befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Klärwerkes ein Informationszentrum zum Thema Natur und Umwelt. Das Gelände wird von einer solarbetriebenen Kleinbahn durchfahren und bietet Einblicke in den Obst- und Gemüseanbau, naturnahe Gartengestaltung und umweltfreundliche Energienutzung. Vom Aussterben bedrohte Haustierrassen, wie Moor- und Heidschnucken oder Emder Gänse bevölkern die weitläufige Parkanlage.

Als im Zweiten Weltkrieg ab 1940 die allierten Bomberstaffeln nach Deutschland einflogen, lag Emden direkt an der Haupeinflugsroute. So wurde die Innenstadt fast vollständig zerstört. Zum Schutz der Bevölkerung wurden deshalb mit Hilfe von Zwangsarbeitern viele Luftschutzbunker erbaut, von denen bis heute noch 31 erhalten sind. In einem dieser Bunker an der Holzsägerstraße wurde ein Museum eröffnet, welches die Kriegszeit, das Leben während der Zeit des Nationalsozialismus und den Wiederaufbau Emdens dokumentiert. Dabei stellt sich die Einrichtung der Aufgabe, eine Begegnungsstätte für den Frieden und wider den Schrecken des Krieg und des Vergessen zu sein.

Eine reizvolles Einrichtung ist das Maritime Museum ‚Freunde der Seefahrt’. Es wird ehrenamtlichen von Vereinsmitgliedern, die zum Teil auch selber zur See gefahren sind, geführt und zeigt Exponate rund um das Thema ‚Seefahrt’. Gezeigt werden ein Sammelsurium von historischen Bildern und Unterlagen, Modellen und alte Schiffsglocken. Der Schwerpunkt liegt dabei bei den ehemaligen Reedereien der Seehafenstadt Emden. Bei einer Tasse Tee kann man hier einen Klönschnack mit einem alten Seebären haben und sich aus erster Hand über das Thema Seefahrt informieren.

Auf dem Emder Stadtwall befinden sich noch die Reste mehrerer alter Windmühlen. Allerdings besitzt nur noch eine von ihnen heute Flügel: die über 200 Jahre alte Mühle ‚De Vrouw Johanna’. Der dreistöckige Galerieholländer wurde 1804/05 aus Ziegelsteinen erbaut. Er besitzt einen Steert anstatt einer Windrose sowie im Erdgeschoss eine Durchfahrt. Nachdem der Mühlenbetrieb eingestellt worden war, diente das Gebäude zusammen mit dem Müllerhaus zwischenzeitlich einem Holzhandel, ehe es von der Stadt Emden übernommen wurde. Eine erste Renovierung wurde 1982 abgeschlossen. Im Jahre 1997 wurde ein Brandanschlag auf die Mühle verübt, der erheblichen Schaden anrichtete. Ein Jahr später erhielt ‚De Vrouw Johanna’ ihre reetgedeckte Mühlenkappe wieder und erstrahlt heute stolz und erhaben im alten Glanz.

Heute wird in der Mühle in unregelmäßigen Abständen wieder Korn gemahlen. Dann drehen sich die großen Flügel auch wieder im Wind. Nach vorheriger Absprache mit dem Emder Mühlenverein e.V., der die ‚Vrouw’ betreut, kann das Gebäude auch besichtigt werden.



Radrouten die durch Emden führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
EmsRadweg
Nordseeküstenradweg




Hinte

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ördlich von Emden befindet sich die kleine Gemeinde Hinte. Bereits um das Jahr 1000 erstmals als ‚Hinuti’ erwähnt, ist Hinte heute in erster Linie ein Pendlerort. Reizvoll ist die Umgebung des Ortes, der von kleinen Kanälen, den so genannten ‚Tiefs’ und dem See Hieve geprägt ist. Bekannt ist vor allem die Kirche im Ortsteil Suurhusen, die den schiefsten Kirchturm der Welt besitzt.

Sehenswertes:

In dem Dörfchen Suurhusen befindet sich eine alte Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die den schiefsten Turm der Welt besitzt. Der 27 Meter hohe Kirchturm, der erst im Jahre 1450 auf das Gotteshaus aufgesetzt wurde, besitzt eine Neigung von 5,19 Grad. Durch das Absinken des Grundwassers war ein Teil der Eichenstämme verfault, als diese mit Luft in Berührung kamen und so kippte der Turm. Zum Vergleich: Der schiefe Turm von Pisa besitzt eine Neigung von 5,08° und reicht damit nicht an den schiefen Turm von Suurhusen heran.

In der Dorfmitte von Suurhusen befindet sich das Landarbeiterhaus. Dieses kleine Museum dokumentiert das Leben und die Einrichtung einer Landarbeiterfamilie.

Im Hinter Ortsteil Groß Midlum entstand auf einer Warf gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Kirche Groß Midlum. Das Backsteingebäude wurde in der Zeit des Überganges von der Romanik zur Gotik errichtet, in der Folgezeit aber mehrfach umgebaut. Der Glockenturm der Evangelisch-Reformierten Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgetragen, da er baufällig war. Er wurde nicht wieder erneuert.

Am Rand der Warft von Hinte befindet sich die Hinter Kirche, eine einschiffige Saalkirche aus Backstein. Das evangelisch-reformierte Gotteshaus wurde ursprünglich St. Martin gewidmet und gilt als eines der herausragendsten ostfriesischen Kichenbauwerke der Spätgotik. Ein steinerner Vorgängerbau hat bereits im 13. Jahrhundert bestanden. Sein Glockenturm blieb bis heute erhalten. Vermutlich wurde auch ein Teil des alten Mauerwerkes in die neue Kirche übernommen. Im 17. Jahrhundert wurden noch einmal größere Umbauarbeiten vorgenommen, bei denen vermutlich auch die Sakristei abgebrochen wurde. Das Chorgestühl und der Abendmahltisch entstanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die Barockkanzel wurde 1695 gefertigt.

Auf der Warft des Dorfes gab es einst im 14. Jahrhundert zwei  Burgen, die Westerburg und die Osterburg. Doch die Häuptlinge in und um Emden unterstützten die Seeräuber um Klaus Störtebeker und so kam es zu einem länger anhaltenden Konflikt mit der Hanse, in deren Verlauf die Westenburg vollständig zerstört wurde. Die Ostenburg, die spätere Burg Hinta, wurde bereits im 13. Jahrhundert als einstöckiges Gebäude im Stil der Gotik erbaut, das Burgtor entstand im Jahre 1704. Nur einmal, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wurde die Burg Hinta von Emder Truppen kurzzeitig erobert, blieb dabei aber weitgehend unbeschadet, Bei verschiedenen Umbauten während des 18. und 19. Jahrhunderts wurde die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Wassergraben umgestaltet und erhielt dabei ihr heutiges Erscheinungsbild. Die Burganlage verblieb bis heute in Privatbesitz und ist daher nur von außen zu besichtigen.

Stolz steht im Kernort von Hinte die Windmühle. Das dreistöckige Gebäude wurde im Jahre 1869 erbaut, aber 1958 wieder bis auf das Mauerwerk abgebrochen. 1993 schließlich wurde der Gallerieholländer wieder aufgebaut und saniert. Heute wird hier eine kleine Teestube betrieben und im Trauzimmer finden gelegentlich standesamtliche Hochzeiten statt.






Brookmerland

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as Brookmerland ist eine der historischen Landschaften Ostfrieslands. Die Gemeinde Brookmerland vereinigt heute die ehemals selbstständigen Gemeinden Marienhafe, Upgant-Schott, Leezdorf, Osteel, Rechtsupweg und Wirdum. Verwaltungssitz ist Marienhafe. Sehenswert sind die historischen auf Warften errichteten Kirchen und die vier sanierten Holländer-Windmühlen. In Wirdum und Osteel gibt es noch einige große Gulfhöfe, eine eigenständige Bauernhofform, die insbesondere in Ostfriesland, in Schleswig Holstein und den Niederlanden vorkommt.
Marienhafe ist wahrscheinlich ein geplanter Handelsort. Als im 13. Jahrhundert die Nordseeküste noch einen anderen Verlauf hatte, reichte die damalige Leybucht bis an den Ort heran. Die St. Marien-Kirche, von der heute nur noch ein Teil erhalten ist, war damals die größte Kirche Ostfrieslands. In ihr soll sich lange Zeit der Freibeuter Klaus Störtebecker versteckt gehalten haben. Marienhafe gilt als zeitweiliger Stützpunkt seiner Raubzüge und hier soll er auch geheiratet haben. Ein Denkmal des bekannten Bildhauers Karl-Ludwig Böke erinnert auf dem Marktplatz an den Seeräuber.

Sehenswertes:

Im Mittelalter lag Marienhafe an der damaligen Leybucht und hatte damit einen unmittelbaren Zugang zur Nordsee. Die im 13. Jahrhundert auf einer Warft im Stil der Gotik erbaute Marienkirche lag zu dieser Zeit direkt an dieser Bucht und diente auch als Leuchtturm. Die dreischiffige Basilika war damals die größte Kirche in Ostfriesland und diente der Legende nach gegen Ende des 14. Jahrhunderts dem Seeräuber Klaus Störtebecker als Unterschlupf und Wohnort. Vermutlich hatte es bereits zwei Vorgängerbauten, einen aus Holz und einen aus Tuffstein, gegeben. Zur Zeit der Reformation wandte sich die Gemeinde dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis zu, verfiel aber im 17. und 18. Jahrhundert zusehends, da durch die Änderung der Küstenlinie Marienhafe seine Bedeutung als Handelsplatz verlor. Im Jahre 1829 wurde das Gotteshaus zum größten Teil abgerissen und danach etwas kleiner als einschiffige Saalkirche wieder aufgebaut.

Viele Gegenstände der Innenausstattung gingen verloren oder wurden zerstört. Erhalten blieb der Taufstein aus Bentheimer Sandstein (Anfang 13. Jahrhundert), die barocke Kanzel (1669) und die Orgel von Gerhard von Holy (1713). Der älteste Kronleuchter wird auf das Jahr 1637 datiert.

Der Kirchturm, der heute auch Störtebeckerturm genannt wird, stammt im Kern noch aus dem 13. Jahrhundert. 1460 wurde er noch einmal erhöht, so dass der Turm eine maximale Höhe von 67 Metern besaß. Nach dem Umbau der Marienkirche im Jahre 1829 misst er auch heute noch eine Höhe von 37 Metern und gilt als Wahrzeichen der Gesamtgemeinde Brookmerland. Im ersten Stock des Kirchturmes wurde die ‚Störtebeckerkammer’ als kleines Kirchenmuseum hergerichtet. Hier werden neben Bildern und Zeichnungen auch ein Modell der ehemaligen Marienkirche sowie einige originale Einrichtungsgegenstände präsentiert. Der Aufstieg auf eine Aussichtsplattform ist möglich.

Klaus Störtebeker war der berühmteste Freibeuter der Nord- und Ostsee. Er wurde um 1360 geboren und vermutlich 1401 in Hamburg geköpft. Die Quellenlage ist dürftig und nicht ganz eindeutig. Man weiß auch nicht genau, woher Störtebeker stammt. Manche sagen, er komme aus Mecklenburg, Wismar oder Danzig, andere vermuten seine Herkunft in der Gegend von Rotenburg/Wümme und Verden/Aller. Man weiß aber, dass er Kaperfahrten in großem Stil gegen Hansekoggen, insbesondere gegen Hamburger Schiffe und gegen englische Schiffe unternommen hat und Ende des 14. Jahrhunderts einer der gesuchtesten Piraten auf Nord- und Ostsee war. Seinen Namen verdankt er seiner angeblichen Trinkfestigkeit: ‚Störtebeker’ bedeutet auf hochdeutsch ‚Stürz den Becher’. Zunächst führte er seine Raubfahrten, legalisiert durch einen so genannten Kaperbrief, im Auftrag des Herzogs von Wismar gegen dänische Schiffe durch. Nach dem Friedensschluss 1394 machte er auf eigene Rechnung weiter und wurde dadurch vogelfrei. Insbesondere die Handelsstädte ließen die Likedeeler verfolgen und so soll Störtebeker im Jahre 1396 im ostfriesischen Marienhafe in der Marienkirche Unterschlupf gefunden haben. Zu dieser Zeit gab es in Marienhafe noch einen Zugang zum Meer. Angeblich heiratete er hier die Tochter des Häuptlings Keno ten Broke. Marienhafe soll ihm und seinen Vitalienbrüdern auch eine Zeit lang als Operationsbasis gedient haben, bis er Anfang 1401 mitsamt seiner Mannschaft bei Helgoland gefangen genommen wurde, was dann zu seiner späteren Hinrichtung führte.

In Marienhafe finden alle drei Jahre die Störtebeker-Freilichtspiele statt, bei denen mit 150 Laienspielern der alten Seeräuberzeit nachempfunden wird. Im Jahre 1992 wurde auf dem Marktplatz das von Karl-Ludwig Böke geschaffene Störtebeker-Denkmal aufgestellt und enthüllt. Karl-Ludwig Böke gilt als einer der bedeutendste Künstler Ostfrieslands im 20. Jahrhundert. Er lebte von 1927 bis 1996 fast ausschließlich in seiner Heimatstadt Leer und erlangte überregionale Popularität durch seine figürlichen Großplastiken.

Bei der Warnfried-Kirche in Osteel handelt es sich um eine einschiffige, rechteckige Einraumkirche. Sie weist einige Parallelen zu der nur drei Kilometer entfernten St. Marienkirche auf. So wurde auch die Wahnfried-Kirche im 13. Jahrhundert im frühgotischen Stil erbaut. Auch sie war zunächst wesentlich größer als heute und besaß ursprünglich ein Querschiff. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut, verfiel aber im 17. und 18. Jahrhundert zusehends. So wurde sie 1830 teilweise abgebrochen und etwas kleiner wieder aufgebaut. Auch der Turm wurde auf drei Stockwerke gestutzt.

Berühmt ist die Kirche aber wegen ihrer außergewöhnlichen und kulturhistorisch wertvollen Ausstattung, die aus insgesamt zehn verschiedenen Jahrhunderten stammt. Die Sarkophagdeckel stammen aus dem 11. und 12. Jahrhundert und sind damit die ältesten Gegenstände in der Kirche. Der romanische Taufstein aus Bentheimer Sandstein wird auf das 12. bzw. 13. Jahrhundert datiert. Die imposante Orgel auf der Westempore stammt von Edo Evers und wurde 1619 erbaut und ist damit das zweitälteste erhaltene Orgelinstrument in Ostfriesland. Erwähnenswert sind darüber hinaus die kunstvoll gestaltete Kanzel (1699), die Kronleuchter (1656 bzw. 1700) sowie der neugotische Altaraufsatz (1891). Dagegen sind die östlichen Glasfenster noch neu. Sie stammen von Günter Grohs und wurden erst 1999 eingesetzt.

Auf dem höchsten Punkt und im Zentrum einer Dorfwarft befindet sich die um 1300 errichtete einschiffige Wirdumer Kirche. Sie wurde im romanischen Stil erbaut und unterstand zunächst dem Bistum Münster. Im Zuge der Reformation wechselte die Gemeinde zum evangelisch-reformierten Glaubensbekenntnis. Der Innenraum ist eher schlicht gestaltet. Der auffälligste Gegenstand der Ausstattung ist die 1699 geschaffene prächtige Kanzel.

Im Ortsteil Upgant-Schott steht eine alte Burganlage, die ihren Ursprung im 15. Jahrhundert hat. Ulfers Börg gehört zu den ältesten profanen Steinbauten in Ostfriesland. Der um das Jahr 1430 errichtete Wohnturm aus Backstein diente zunächst lokalen Häuptlingen als Wehr- und Wohnburg. In den folgenden Jahrhunderten gingen in Ostfriesland die Häuptlingsfamilien im Landadel auf und ihre Verteidigungsanlage änderten sich durch verschiedene Um- und Ausbauten zu kleinen landwirtschaftlich genutzten Schlössern. Ulferts Burg ist dafür ein gutes Beispiel. Zeugnis für diesen Wandel zu repräsentativen Bauelementen ist das barocke Portal aus dem 18. Jahrhundert. Die heutige Anlage besteht aus einen zweistöckigen Vorderhaus und einem Mittelhaus mit angebautem Wirtschaftsgebäude. Ulferts Burg wird noch immer landwirtschaftlich genutzt.

In der Samtgemeinde Brookmerland gibt es noch vier historische Galerieholländer-Windmühlen, die sich teilweise noch im funktionstüchtigen Zustand befinden und in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert und saniert wurden. Alle Mühlen sind nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen.

Die älteste Windmühle  ist die Marienhafener Mühle am Mühlenlogg. Sie wurde zwischen 1772 und 1776 erbaut und 1821 auf drei Stockwerke erhöht.

Die zweistöckige Mühle im Ortsteil Tjüche wurde 1896 fertig gestellt.

Die Mühle in Upgant-Schott ist dreistockig und stammt aus dem Jahr 1880. Das benachbarte Müllerknechthaus stammt noch aus der Zeit einer Vorgängermühle und wurde 1825 erbaut.

Direkt an der Radroute Dortmund-Ems-Kanal befindet sich die Leezdorfer Mühle. Eine erste Mühle, vermutlich eine Kokermühle, fiel einem Sturm zum Opfer und wurde 1896/97 durch einen Galerie-Holländer ersetzt. Das Müllerhaus stammt noch aus dem Jahre 1886, das mit der Backsteinmühle verbundene Packhaus wurde erst 1937 erbaut und diente als Getreidelager. Der Heimatverein Leezdorf hat die Windmühle aufwendig restauriert und errichtete auch einen Scheunenneubau im historischen Gulfhausstil. In dem Mühlenbauwerk betreibt der Heimatverein heute eine Teeküche. Darüber hinaus wird eine interessante Dauerausstellung zum Thema ‚Altes Brauchtum’ gezeigt.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Tiergarten Endelmann in Rechtsupweg. Er ist sowohl ein Kleintierzoo mit mehr als 200 Tieren als auch eine hübsche Parkanlage mit Teichen und Pflanzen. Die private geführte Anlage besitzt auf 28.000 m² insgesamt 40 Gehege für Lamas, Affen, Waschbären, Emus, Störche und andere Tiere. Besonders Kinder freuen sich, wenn sie die Tiere füttern und streicheln können.

Aus einem ehemaligen Baggersee entstand in Tjüche ein 4 ha großer Angel- und Badesee. Das Tjücher Moorthun besitzt eine Länge von fast einem Kilometer und eine Tiefe von bis zu sechs Metern. Der See mit seiner kleinen Insel ist besonders beliebt bei Karpfenanglern. Im Sommer wird er aber auch als Badesee genutzt. Um den See herum gibt es einige Wanderwege und auch einen Trimmpfad.






Hage

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ichte Wälder und landwirtschaftlich genutzte Fläche prägen die Marsch-, Geest- und Moorlandschaft der Samtgemeinde Hage, Im Norden wird der Ort durch die Nordsee und den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer begrenzt. Seit 2009 gehört der Nationalpark zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Küste vorgelagert ist die Insel Norderney. Bereits im 13. Jahrhundert gab es hier vermutlich ein Benediktinerinnen-Kloster und ein Dominikaner-Kloster. Bedeutende Bauwerke sind das Schloss Lütetsburg und die Burg Berum, die sich beide im privaten Besitz befinden. Sehenswert ist die Hager Mühle, eine der höchsten Holländer-Windmühlen Deutschlands. Während der Zeit des Ersten Weltkriegs besaß Hage einen der wichtigsten Luftschiffhafen der Kaiserlichen Marine. Die Hallen und Gebäude wurden aber 1921 bereits wieder abgebrochen. Verwaltungssitz der 1965 gegründeten Samtgemeinde ist der Flecken Hage.

Sehenswertes:

Auf einer künstlich aufgeschütteten Warft wurde Ende des 12. Jahrhunderts die St. Ansgari-Kirche errichtet. Vorher hatten an gleicher Stelle bereits zwei Holzkirchen gestanden. Der romanische Backsteinbau mit seinem massigen Westturm erhielt im 15. Jahrhundert einen gotischen Chor.

Der älteste Gegenstand der wertvollen Innenausstattung ist der Taufstein aus Bentheimer Sandstein, der noch aus dem 13. Jahrhundert stammt. Der Passionsaltar stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und wurde möglicherweise aus dem aufgehobenen Kloster Coldinne übernommen. Die prachtvolle Orgel wurde 1776 bis 1783 durch Dirk Lohmann erbaut und später durch die berühmten Gebrüder Rohlfs ergänzt. Seit der Reformationszeit ist die nach dem Bremer Bischof Ansgar benannte Kirche lutherisch.

Die mittelalterliche Wasserburganlage wurde in den letzten 150 Jahren durch Feuer und Bombardierungen im Krieg mehrfach erheblich beschädigt, so dass ein erheblicher Teil der historischen Bausubstanz verloren ging.

Eine erste Burg entstand bereits Anfang des 13. Jahrhunderts durch Lütet Manninga, doch diese wurde im Jahre 1514 bei kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört. Zwischen 1557 und 1576 wurde sie durch Unico Manninga wieder aufgebaut. Die dreiflüglige Vorburg gehört noch zu dieser Bauphase. Der barocke Torturm, der das Schloss heute prägt, wurde 1731 fertig gestellt.

Bereits Ende des 16. Jahrhunderts fiel Schloss Lütetsburg an die spätere Grafenfamilie Innhausen und Knyphausen, die auch heute noch Besitzer des Anwesens sind. So ist eine Besichtigung der Gebäude nicht möglich. Dafür lohnt sich aber ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlosspark.

Das Schloss im Ortsteil Berum blickt auf eine sehr wechselhafte Geschichte zurück. Wann sie genau als Burg errichtet wurde, liegt im Dunkeln. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie als Häuptlingssitz im Jahre 1310. Die Wasserburg wurde 1443 zu einem Schloss umgestaltet. 1591 erfolgte der Ausbau zum Renaissance-Wasserschloss. Hier wurde im Jahre 1600 mit dem ‚Berumer Vergleich’ einer der wichtigsten territorialen Verträge Ostfrieslands unterzeichnet. Weitere Umbauarbeiten machten im 17. Jahrhundert aus Burg Berum ein prachtvolles Fürstenschloss, das aber leider in der Folgezeit wieder verfiel und im Jahre 1764 zum großen Teil wieder abgebrochen wurde. Heute ist  nur noch die Vorburg aus Backstein mit dem Torturm und dem im barocken Stil erbauten Torhaus zu sehen. Das Anwesen befindet sich im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.

Hinter Bäumen und Sträuchern versteckt, ist Schloss Nordeck nur schwer einsehbar. Es wurde zwischen 1862 und 1864 im Stil des Historismus erbaut. Nach einem vernichtenden Feuer wurde das Schloss 1949 wieder neu aufgebaut. Zum Anwesen gehört ein das Hauptschloss umgebender Park mit Orangerie, Forsthaus und einem Mausoleum. Schloss Nordeck befindet sich im privaten Besitz.

Die Mühle in Hage ist mit ihrer Kappenhöhe von 30,2 m eine der höchsten Windmühlen in Deutschland. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts wurde auf der Mühlenwarft eine erste Bockwindmühle erbaut, die 1852 von einer ersten Holländermühle ersetzt wurde. Nachdem diese abbrannte, wurde sie im Jahre 1873 etwas abseits an neuer Position wieder aufgebaut, brannte aber sieben Jahre später nach einem Blitzschlag erneut nieder. An gleicher Stelle wurde ein fünfstöckiger Neubau errichtet. Seit 1914 wurde die Mühle bei Windstille auch alternativ mit einem Gasmotor betrieben. Im Jahre 1965 legte man jedoch die Mühle still. Das heutige Ensemble besteht aus dem Gallerieholländer mit Windrose, dem 1932 erbauten Packhaus, das als Speicherraum diente sowie dem Müllerhaus.

Die Hager Lehrerin Magda Heyken (1895 – 1972) war eine engagierte Heimatkundlerin und Chronistin. Nach ihrem Tod übernahm der Flecken Hage ihr Wohnhaus und richtete dort ein Heimatmuseum ein. Dieses beherbergt das Archiv und eine heimatkundliche Sammlung mit Gemälden, Fotos und Dokumenten. Ein originalgetreues Modell von Hage zeigt den Zustand des Ortes im Jahre 1872.






Norden

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orden, die älteste Stadt Ostfrieslands, wird von der Landwirtschaft und vom Tourismus geprägt. Trefflich wählte die Stadt für sich den Slogan ‚Das grüne Tor zum Meer’. An dem Fährhafen von Norden-Norddeich starten Fähren zu den der Küste vorgelagerten Inseln Norderney und Juist. Die Ortsteile Norddeich und Westermarsch II sind seit 2010 Nordseeheilbäder. Norden selber wurde im Jahr 1235 erstmals urkundlich erwähnt und entwickelte sich als regionaler Marktort. Sehenswert ist der ‚größte Marktplatz Europas’ mit dem alten Rathaus, der romanisch-gotischen Ludgerikirche, der Mennonitenkirche und zahlreichen weiteren historischen Gebäuden, die zum Teil noch aus der Renaissance stammen. Darüber hinaus bietet die ‚Stadt hinterm Deich’ eine vielfältige und interessante Museumslandschaft.

Sehenswertes:

Im Zentrum der Stadt Norden befindet sich der über 6,5 ha große Marktplatz, liebevoll auch der ‚größte Marktplatz Europas’ genannt. Über 250 alte Bäume stehen auf diesem Platz, der eigentlich eher eine schöne Parkanlage darstellt, und der von zahlreichen historischen Gebäuden eingerahmt wird.

Die dreischiffige Ludgerikirche wurde zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten errichtet. In ihr befindet sich das Grabmal des Häuptlings Unico Manninga. Die Arp-Schnitger-Orgel ist wegen ihres außergewöhnlichen Klanges überregional berühmt.

Das alte Rathaus an der Westseite des Marktplatzes ist ein prächtiger Renaissancebau aus dem Jahre 1539. Das außergewöhnlich gut erhaltene Kellergewölbe stammt sogar noch aus dem 13. Jahrhundert. Hier befinden sich heute das Teemuseum und das Heimatmuseum der Stadt.

Das ehemalige Kettler’sche Haus wurde 1662 als Patrizierhaus errichtet und 1795 zu einer heute noch existierenden Mennonitenkirche umgebaut.

Um 1600 entstanden an der Südseite des Marktplatzes drei Renaissance-Backsteingebäude mit sehr ähnlichen Fassaden, die so genannten ‚Dree Süsters (Drei Schwestern). Das rechte Gebäude dieses wunderschönen Ensembles wurde allerdings erst 1991 originalgetreu wiederhergestellt, nachdem das ursprüngliche Haus Anfang der 1960er Jahre abgerissen worden war.

Das Haus ‚Markt 46’ wurde bereits um 1500 im spätgotischen Stil errichtet, 1680 aber noch einmal umgestaltet. Aus dem 16. Jahrhundert stammt auch das Haus ‚Markt 66’. Es wurde allerdings später in den klassizistischen Stil umgestaltet.

Das Vossenhus (Fuchshaus) an der Ostseite des Marktplatzes beherbergt heute die Stadtbibliothek. Im heutigen Hotel zur Post war früher die Posthalterei untergebracht. Das Polizeikommissariat stammt noch aus dem Jahre 1610.

Im Zentrum der Stadt Norden befindet sich auf dem Marktplatz die mächtige dreischiffige Ludgerikirche. Das größte erhaltene ostfriesische Kirchengebäude wurde zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten errichtet. Da diese Bauphasen in die Übergangszeit der Romanik in die Gotik fielen, sind auch beide Baustile in der Architektur noch erkennbar. Das Langhaus zeigt noch deutliche romanische Elemente, während das Querhaus und der Chor gotisch geprägt sind. Der Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert steht etwas abseits auf der anderen Straßenseite.

Im Zuge der Reformation wurde die Ludgerikirche 1527 evangelisch. Vier Jahre später, nach der Zerstörung der Andreaskirche, wurde sie auch Stadtkirche. Der überwiegende Teil der Gemälde fiel im 16. Jahrhundert dem Bildersturm zum Opfer. Trotzdem besitzt die Ludgerikirche eine besonders reichhaltige und bedeutende Innenausstattung. Die barocke Kanzel mit ihrem reichen Schnitzwerk ist aus dem Jahre 1712. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der ‚Fürstenstuhl’, eine Empore im Übergangsbereich zwischen Chor und Querschiff, gebaut. Das Grabmal mit der lebensgroßen Marmorfigur des 1588 verstorbenen Häuptlings Unico Manninga wurde erst 1678 an dieser Stelle errichtet. Der älteste Gegenstand der Ausstattung ist der Taufstein aus Bentheimer Sandstein. Er wird auf das frühe 14. Jahrhundert datiert. Aus Baumberger Sandstein wurde das spätgotische Sakramentshaus in Form eines gotischen Turmes erschaffen. Der spätgotische Hochaltar, der später zum Schriftaltar umgestaltet wurde, stammt wie das Sakramentshaus aus dem 15. Jahrhundert. Eine besondere Beachtung verdient die Orgel. Sie stammt von dem berühmten Orgelbaumeister Arp Schnitger. Das Instrument gilt als die größte Orgel Ostfrieslands. Erbaut wurde sie in den Jahren 1686 bis 88, 1692 wurde sie noch einmal erweitert. Es gibt in Deutschland nur noch eine größere erhaltene Schnitger-Orgel. Ihr außergewöhnlicher Klang hat die Orgel überregional bekannt gemacht.

Zu den interessantesten Gebäuden der Stadt Norden gehört das 1662 erbaute ehemalige Kettler’sche Haus. Dieses stolze Gebäude wurde 1795 von der Mennonitengemeinde übernommen, die das Innere des Patrizierhauses nach ihren Bedürfnissen und im Stil des Rokoko umgestaltete. Besonders sehenswert ist das Deckengemälde, das allerdings erst im Jahr 1900 entstand.

Die Mennonitengemeinde ist eine christliche Freikirche, die sich aus der Täuferbewegung entwickelte. Ihr kulturelles Zentrum befand sich lange Zeit in Emden. Heute besitzt die Gemeinde in Norden, die zu den ältesten Mennonitengemeinden in Ostfriesland gehört, noch ungefähr 50 Glieder. Gottesdienste finden jeden vierten Sonntag im Monat um 10:00 Uhr statt.

Das historische Rathaus im Zentrum von Norden ist ein prächtiger Renaissancebau aus dem Jahre 1539. Der Gewölbekeller stammt noch aus dem 13. Jahrhundert und ist noch bemerkenswert gut erhalten. Das alte Rathaus beherbergt heute das Ostfriesische Teemuseum.

Das Trinken von Tee gilt in Ostfriesland als Kulturgut. Tee ist das Nationalgetränk. Im Ostfriesischen Teemuseum erfährt man Wissenswertes über den Anbau, die Ernte und die Verarbeitung von Tee. Eine umfassende Sammlung von Porzellan und Keramik rundet die Ausstellung ab. In der Teeküche kann man den berühmten Ostfriesentee verkosten und hier werden auch Ostfriesische Teezeremonien veranstaltet. Denn eine Teezeit bedeutet auch, sich zu entspannen und gemeinsam einen Klönschnack zu halten.

Dem Teemuseum ist auch ein Heimatmuseum angeschlossen. Hier wird eine Ausstellung zur Stadt- und Industriegeschichte präsentiert. Dabei wird insbesondere auf die Entwicklung der Brennerei ‚Doornkaat’ und der ‚Norder Eisenhütte’ eingegangen.

In der Osterstraße, nicht weit entfernt vom Marktplatz, fällt sofort ein prächtiges Haus auf. Das Schöningsche Haus ist das am reichsten verzierte Renaissance-Patrizierhaus in ganz Ostfriesland. Es wurde 1576 erbaut und fällt durch seine aus den Niederlanden stammende Specklagenbauweise auf. Bei dieser Technik wurden abwechselnd horizontale Lagen aus rotem Backstein und hellen Sandstein genutzt.

In einem Lokschuppen sowie dem dazugehörigen Außengelände präsentiert der Verein Museumseisenbahn ‚Küstenbahn Ostfriesland e.V.’ eine ansehnliche Sammlung historischer Eisenbahnen und Waggons sowie Gerätschaften, die im Zusammenhang mit dem geschichtlichen Bahnbetrieb stehen. So ist auf dem Gelände auch das 1954 außer Dienst genommene Stellwerk ‚Norden Mitte’ zu sehen, das hier wieder neu aufgebaut wurde.

Eine besondere Bummelfahrt kann man in den Sommermonaten erleben. Vom Bahnhof Norden werden auf der alten, stillgelegten Küstenbahn Ostfriesland Museumsfahrten in historischen Waggons durchgeführt. Die 16 Kilometer lange Fahrt führt von Norden über Hage, Westerende, Dornum und wieder zurück. Die Abfahrzeiten werden auf der Internetseite bekannt gegeben.

Jedes Jahr werden im niedersächsischen Wattenmeer 30 bis 90 kleine Seehunde und Kegelrobben gefunden, die zuvor von der Mutter getrennt wurden. In der Seehundstation werden diese süßen ‚Heuler’, so wie die jungen Seehunde heißen, aufgezogen und auf ihr Leben in der Nordsee vorbereitet. Wenn sie groß sind, werden sie wieder in die freie Natur entlassen. In der Seehundstation kann man die kleinen Seehunde und Robben bei der Fütterung beobachten und die Ausstellung besuchen, die das Leben dieser Tiere dokumentiert.

Das Waloseum  ist ein Wal-Erlebniscenter. Die interaktive Ausstellung rund um ein riesiges Pottwalskelett beantwortet viele Fragen rund um den Meeressäuger. Hier erfährt man, wie Walgesänge klingen, was für Wanderwege Wale einschlagen und wie ihr Tauchverhalten ist.

In einem unter Denkmalsschutz stehenden Bergerhaus, das im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, veranstaltet der Kunstverein Norden seit 1995 wechselnde Ausstellungen. Das zuvor vollständig sanierte Gebäude erhielt seine heutige Fassade im Jahre 1812. Das aktuelle Programm kann man auf der Internetseite erfahren.

In einem 1781 erbauten unter Denkmalsschutz stehenden historischen Bürgerhaus befindet sich das ‚Haus des Bundes ostfriesischer Baumeister e.V.’. Das Gebäude beherbergt eine Ausstellung zur Norder Stadt- und Baugeschichte, das 1. Teekontor der Firma Onno Behrens aus dem Jahre 1888 sowie das Sportmuseum, welches eine Ausstellung über den Norder Sport präsentiert.

Auf einer Ausstellungsfläche von über 2000 m² präsentiert das Museum mehr als 150 Autos und Mopeds. Darunter auch richtige Stars, wie der Trabant ‚Schorsch’ aus dem Film ‚Go Trabi Go’, der Cadillac von Elton John oder ein alter 300 SE/L, der einst der Bundesregierung diente. Neben Old- und Youngtimern finden sich hier Rennwagen, Rallyeautos, Spielsachen und eine Maritimausstellung.
Am südlichen Rand der Innenstadt, wo die Fußgängerzone Nordens endet, steht erhaben die Deichmühle. Zusammen mit der Frisia-Mühle, die in unmittelbarer Nachbarschaft steht, bildet sie ein seltenes Mühlenensemble. Der vierstöckige Gallerieholländer wurde im Jahr 1901 fertig gestellt und misst eine stattliche Höhe von 28,5 Metern. Die noch voll funktionsfähige Windmühle befindet sich im Privatbesitz und beherbergt ein kleines mühlengeschichtliches Museum. Im Packhaus sind einige japanischen Motorradklassiker aus den 1960er bzw. 70er Jahren und eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Wasserfördertechnik zu sehen.

In unmittelbarer Nähe der Deichmühle am Südrand der Stadt befindet sich die Frisia-Mühle, auch Weerdasche Mühle genannt. Der vierstöckige Gallerieholländer wurde ursprünglich 1855 errichtet, brannte allerdings 1864 vollständig ab und wurde daraufhin wieder neu aufgebaut. Die Windmühle erhielt 1930 einen Motor, damit der Mahlbetrieb auch bei Windstille fortgesetzt werden konnte. Nach einer umfassenden Sanierung in den 1980er Jahren wurde die Windmühle 1993 wieder in Betrieb genommen. Heute beherbergt die fast 30 Meter hohe Mühle einen Kunsthandwerkerladen, das Muschel- und Schneckenmuseum, eine Ausstellung über die Geschichte der Mühle sowie eine Galerie.

Das Muschel- und Schneckenmuseum im zweiten Stock der Windmühle ist ein kleines privates Museum, das aus einer privaten Sammelleidenschaft entstand. Inzwischen werden in der 1994 eröffneten Ausstellung über 1000 verschiedene Muschel- und Schneckenexemplare gezeigt.

Am westlichen Ortsausgang von Norden befindet sich die Westgaster Mühle. Der 27 Meter hohe Galerieholländer wurde 1863 erbaut und beherbergt heute eine Ausstellung mit historischen landwirtschaftlichen Geräten, Werkzeugen und Haushaltsgegenständen. Im Müllerhaus befindet sich ein Café.

Im Norder Ortsteil Tidofeld wurde eine einzigartige Gedenkstätte eröffne, die sich mit dem Thema ‚Flucht und Vertreibung auseinandersetzt. Zentrales Gebäude dieser ‚Dokumentationsstätte zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Niedersachsen und Nordwestdeutschland’ ist die 1961 erbaute Gnadenkirche.

Auf dem Gelände der Kirche befand sich in den 1930er Jahren ein Ausbildungslager für Marinesoldaten. Das Lager diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingslager für die Vertriebenen aus den Ostgebieten. Durchschnittlich lebten bis 1960 hier 1.200 Menschen. Seit dem Jahre 1949 war in einer Baracke eine ökumenische Kirche eingerichtet gewesen. 1961 wurde an der gleichen Stelle die Gnadenkirche erbaut. Sie bot auf einer Fläche von 80 m² Platz für bis zu 1.000 Gläubige. Die außergewöhnlichen Kirchenfenster stammen von Max Herrmann.

Heute dient das Gebäude nicht mehr als Gotteshaus. Die hier eingerichtete Gedenkstätte dokumentiert die Integration und das Schicksal von Flüchtlingen und Vertriebenen und schildert deren Wohnsituation. Die alte Barackenkirche soll auf dem Gelände wieder neu entstehen.

Der alte Hafen von Norden hat schon aufregende Zeiten erlebt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts legten hier regelmäßig Schiffe aus England, Schweden und Portugal an. Aber die Zeiten änderten sich und der Hafen wurde den neuen Bedürfnissen angepasst. Geblieben ist nur noch das alte, 1857 erbaute Pack- und Zollhaus. Im Hafen legen heute die Fähren nach Norderney und Juist ab. Der Fähranleger befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Norddeich-Mole.

Die Fähre nach Norderney verkehrt nahezu im Stundentakt. Die Fahrzeit auf die nach Borkum zweitgrößte Ostfriesische Insel beträgt ungefähr 55 Minuten. Norderney wurde 1948 das Stadtrecht verliehen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln dieser Inselgruppe ist hier das Fahren von Autos mit Benzinmotoren erlaubt. Bereits 1797 wurde Norderney als das erste Nordseeheilbad anerkannt. Das ‚bade-museum’ geht auf die Geschichte der Seebadeanstalt ein. Weitere interessante Museen sind das historische Museum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit dem Seenotkreuzer Bernard Gruben und das Heimatmuseum ‚Norderneyer Fischerhaus’. Zu den sehenswerten Gebäuden gehören das Kurhaus von 1799, das noch existierende Postamt von 1892, das Central-Schulgebäude von 1900 und die Windmühle von 1862. Der Galerieholländer ist die einzige Inselwindmühle Niedersachsens. Das Stadtzentrum wird durch die vielen im 19. Jahrhundert erbauten wilhelminischen Häuser geprägt. Ansonsten bietet die Insel die Möglichkeit zur ausgiebigen Ruhe und Entspannung.

Da die Fahrrinne für die Fähre nach Juist tideabhängig ist, variieren die An- und Abfahrzeiten der Schiffe täglich. Sie werden aber, soweit das möglich ist, den An- und Abfahrtzeiten der Regionalbahn angepasst. Die Fahrzeit nach Juist beträgt ungefähr 90 Minuten. Juist ist mit 17 Kilometern die längste der Ostfriesischen Inseln, ihre maximale Breite beträgt allerdings nur 900 Meter. Neben der Möglichkeit zur Ruhe und Entspannung bietet die Insel mit dem Küstenmuseum, dem Nationalpark-Haus und dem Kutschenmuseum mehrere kleine liebevoll gestaltete Museen, die einen Besuch lohnen. Der 1928 erbaute Wasserturm ist das Wahrzeichen der Insel Juist. Das imposanteste Gebäude jedoch ist das 1898 im wilhelminischen Stil errichtete Kurhaus, im Volksmund auch ‚Weißes Schloss am Meer’ genannt. Eine Besonderheit der Insel ist der Hammersee, der einzige Süßwassersee der Ostfriesischen Inseln und ein anerkanntes Naturdenkmal. Er entstand während einer Sturmflut, als in dieser Stelle von Norden her Wasser durchbrach und Juist vorübergehend in zwei voneinander getrennte Inselhälften teilte. Die Zuschüttung an der Nordseite wurde erst 1932 mit einem Damm vollendet. Inzwischen hat sich der Salzgehalt des Hammersees fast vollständig verflüchtigt.



Radrouten die durch Norden führen:

Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Nordseeküstenradweg