Mit neuen Zielen in ein neues Leben

Mit neuen Zielen in ein neues Leben

Der Oliver war kein besonders begeisterter Radfahrer – früher. Eigentlich hatte er mit Radeln gar nichts am Hut. Rauchen, nach Feierabend einen Trinken gehen – das interessierte ihn viel mehr. Dabei hatte er einen guten Job. Als Fernfahrer war er viel unterwegs. Doch es war wie so häufig im Leben: die Lethargie triumphierte über die Aktivität. Aus diesem Strudel herauszukommen, das fällt nicht immer einfach, zumal das gesamte Umfeld mit den alten Freunden lockt. Um diesem Phlegmatismus zu entkommen, hilft oftmals nur ein radikaler Schnitt – ein völliger Neuanfang. Weg von den Ursprüngen! Raus aus der Situation! Oliver verließ seine Geburts- und Heimatstadt. Gar nicht weit weg – aber zumindest so weit, um befreit von vorne beginnen zu können, um sich von der Vergangenheit zu lösen, um ein neues geordnetes Leben zu aufzubauen! Das war 1995 – aber es folgte eine lange Leidenszeit mit allerlei psychischen Problemen: mit Depressionen, Zwangskrankheit und Schuppenflechte. Er begann, sich aktiven Beschäftigungen zuzuwenden, tat etwas für seine Fitness und kam schließlich zum Radfahren. Zunächst eher lustlos, aber das änderte sich schnell. Bald fand er richtig Spaß am Radeln. Neben der gestellten Aufgabe, der sportlichen Betätigung und der frischen Luft kam die Liebe zur Natur dazu. Sich langsam durch die Landschaft zu strampeln, die Schönheit des sich ständig verändernden Landstriches zu entdecken, das war für Oliver eine Offenbarung – eine Neugeburt! Zunächst nahm er sich das Ruhrgebiet und das Münsterland vor, doch dann wurde ihm Nordrhein-Westfalen zu klein und er weitete seinen Radius auf Norddeutschland aus: die Weser, die Elbe, die Ems – Radwandern als Therapie, als Erlösung aus der Finsternis! Raus aus dem täglichen Trott! Den Alkohol und die Zigaretten hat er inzwischen aufgegeben. Das Radfahren wurde zur neuen Leidenschaft. Doch nichts im Leben verläuft gradlinig. Immer wenn man denkt, jetzt läuft alles gut, dann gibt es einen Dämpfer – und der traf Oliver wie ein Keulenschlag: bei ihm wurde im letzten Jahr Kehlkopfkrebs diagnostiziert! Ein übles Los! Es folgten Operationen und Nachbehandlungen. 2013 war dementsprechend zunächst kein tolles Radfahrjahr. Egal: auch aus diesem Loch strampelt er wieder raus – mit dem Fahrrad und mit Spaß an der Freude! Seine Lebensgefährtin ist oft dabei. Nicht immer, aber dennoch häufig. Oliver hat sich für dieses Jahr eine mächtige Aufgabe gestellt. Er nennt sie ‚Ü4000‘: 4000 Kilometer radeln! Eine gar nicht so einfache Aufgabe, denn krankheitsbedingt beschränkte er seine Tagesetappen zunächst auf 30 bis 60 Kilometer. Aber die hält er durch, mit Spaß und Ehrgeiz! 540 Kilometer hat er schon geschafft. Sein großes Ziel in diesem Jahr ist der Main-Radweg. Eine tolle Strecke – so geht es auch langsam einmal in südlichere Gefilde. Da warten schließlich auch noch eine Menge interessante und schöne Touren…

Um die gefahrenen Kilometer zu dokumentieren, betreibt Oliver eine eigene Webseite: Olivers Radwelt. Tagebuchartig schreibt er dort auf, wo, wann und wie viel er geradelt ist. Fotos ergänzen die Beschreibungen. Jedermann kann nachschauen, wie weit er mit seinem Projekt gerade ist.

Lieber Oliver, wir vom Radpiloten glauben an Dich! Die 4000 schaffst Du leicht – gerade weil es Dir auch so viel Spaß macht! Schön, dass Du die Kippen und den Alk hinter Dir gelassen hast. Lass den Krebs genauso hinter Dir. Radele dem Müll einfach davon! Radele ins Licht!

4 Kommentare

  • geschrieben 21. März 2014

    Oliver Trelenberg

    Vielen Dank an Radpilot für den gelungenen Bericht und viele Grüße aus Hagen sendet Oliver.

  • geschrieben 22. März 2014

    Roswitha Wolter

    Respekt und gute Fahrt!

  • geschrieben 23. März 2014

    Radpilot

    ‚Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es.‘ Immanuel Kant – Oliver, Du bist auf einem guten Weg!

  • geschrieben 26. März 2014

    Julian Jonski

    Hut ab!

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