Achtung – Fahrradklau!

Achtung – Fahrradklau!

Schon immer gab es Menschen, die anderen etwas weggenommen haben. Und das mit dem Wegnehmen fängt schon früh an. Im Sandkasten beispielsweise, wenn ein Dreikäsehoch dem anderen das Schaufelchen stibitzt, wenn der gerade mal nicht hinguckt. In der Schule sind es Buntstifte, die schon mal klammheimlich den Besitzer wechseln und in der fremden Schultasche landen. Halbwüchsige klauen schon dreister, wenn sie im Supermarkt Chipstüten oder Schokoriegel unter der Windjacke verschwinden lassen. Ladendiebe gibt es allerdings bis ins hohe Alter. Geklaut wird, was das Zeug hält. An jedem Tag und zu jeder Stunde. Gelegenheit macht Diebe. Was den gierigen Räubern ins Auge fällt, das krampfen sie im Handumdrehen.

Hoch im Kurs steht der Fahrradklau. Je mehr Fahrräder in einer Stadt rollen, desto höher ist die Diebstahlrate. Fahrradstädte sind Diebstahlschwerpunkte. Wo viele Drahtesel in der Gegend rumstehen, werden auch viele geklaut. In Münster werden statistisch die meisten Räder geklaut. Auch Berlin und Bremen sind nach Auskunft des Bundeskriminalamtes ein Mekka für professionelle Diebe. Aufgeklärt werden die wenigsten Diebstähle. Die Polizei kommt einfach nicht hinterher. Ketten oder Schlösser sind zwar gut gemeint, hindern einen gewieften Räuber aber selten an seinem kriminellen Handwerk. Die gestohlenen Drahtesel tauchen wenig später auf einem Flohmarkt auf, der etwas entfernter vom „Fundort“ stattfindet. Und Fahrräder gehen da weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Der Preis ist zwar heiß, aber nicht hoch genug, als dass sich nicht genügend naive Käufer fänden, die so ein „gutes Stück“ nach Hause radeln. 100 Millionen Euro haben die deutschen Versicherungen 2015 für gestohlene Fahrräder erstattet.

Denn versichern sollte man sein Tretrad schon, weil es keine 100prozentige Sicherheit gibt. Geklaut wird am helllichten Tag im Hof, am Bahnhof oder vor der Kneipe. Weniger in der Nacht zwischen 22 und 6 Uhr. Und wenn ein Fahrrad mitten in der Stadt plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist? Dann geht es hoffnungsfroh auf zur Polizei. Und da beginnt der Dienstweg, der mit vielen bürokratischen Stolpersteinen gepflastert ist. Der Beamte hinter dem Counter verlangt zunächst einmal den Fahrradpass und die Rahmennummer. Nach Möglichkeit muss auch der Kaufbeleg vorgezeigt werden. Und dann: „Wie sieht denn ihr Fahrrad aus? Beschreiben sie mal!“ Am Ende muss auch noch der „Tatort“ näher bezeichnet werden. Danach erhält der Bestohlene eine Aktennummer. Und was soll er damit anfangen? Das Aktenzeichen legt er bei der Versicherung vor. Die verlangt noch mal den datierten Kaufbeleg und will wissen, wo und wie das Fahrrad gesichert wurde. Und dann muss der Besitzer warten bis sein Rad wieder auftaucht. Das kann dauern, manchmal bis zum St. Nimmerleinstag. Ein bisschen früher vielleicht, zahlt die Versicherung. Hier und da taucht das geklaute Rad ja wieder auf, wenn auch etwas später. So wie jüngst im Baden-Württembergischen Eppelheim. Dort war einem 15Jährigen sein Rad abhanden gekommen – vor 25 Jahren. Jetzt ist es wieder da. Das Rad war codiert. Und über diese Nummer fand die Polizei nach kriminalistischer Kleinarbeit die Adresse der Eltern. Mittlerweile ist ihr damals halbwüchsiger Sohn vierzig Jahre. Schneller gefunden hätte er sein Fahrrad vermutlich, wenn er einen GPS-Tracker angebracht hätte. Da hätte er per App mit dem Smartphon den Weg des Diebesgutes verfolgen können. Aber so weit war man vor 25 Jahren nun wirklich noch nicht. Und trotz der modernen Sicherungen werden immer noch Fahrräder geklaut. Denn wie sagten wir am Anfang: Schon immer gab es Menschen, die dem anderen etwas weggenommen haben.

Tags: Münster

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