Chinesische Bikes für Schweizer Franken
Die gelbe Gefahr hat Zürich überrollt. Die Schweizer Bankenmetropole erlebt gerade eine Hoss von gelben Leihrädern aus Fernost. In Singapur ist die Firma beheimatet, die seit Juli die Großstadt an der Limmat mit 400 Leih-fahrrädern überschwemmt. Das Ganze passierte offenbar in einer Nacht- und Nebelaktion. Plötzlich waren die gelben Fahrräder da. Radeln auf Miete, das ist der neueste Trend.
Der Singapur Velos Verleiher vermietet die Fahrräder über eine App. Die App sagt dem Kunden, wo er das nächste oBike – so nennen sich die Leih-räder – finden kann. Der Mietpreis ist erschwinglich. Zu Beginn muss ledig-lich eine Kaution entrichtet werden. Dann kann sich jedermann in den Sattel schwingen und seine Strecken in der Stadt abfahren. Am Ziel angekommen, stellt er das gelbe Rad, made in China, einfach an einem öffentlichen Velo-Stand ab, und ein Anderer kann es nutzen. Bisher wurden die oBike-Apps schon über 10 000 Mal heruntergeladen.
Allerdings gibt es für die Ordnung liebenden Eidgenossen ein Problem. Weil die öffentlichen Fahrradständer oftmals überfüllt sind, liegen die Drahtesel schon mal kreuz und quer in der Stadtlandschaft herum. „Das geht ja gar nicht so“, empört sich ein Zürcher Bürger. Jeder Hundehaufen und jede Zigarettenkippe werde moniert, aber die grau-gelben Fahrräder lägen einfach so in der Gegend herum. In größeren Abstellanlagen dürfen höchstens 10 Prozent der Plätze mit oBikes belegt werden, sagt ein Sprecher der Stadt. Das wird künftig zu wenig sein. Die Räderschwemme wird zum Problem. Wenn die oBikes noch an einen Baum gestellt würden oder – wenn es den nicht gibt – an eine Hauswand, dann wäre das gerade noch zu akzeptieren. Aber so… Die Stadt am Zürich-See mit Tram und Bus ist doch keine Müllkippe für Bicycles, meinen die reinlichen Einwohner.
Die chaotischen Verhältnisse chinesischer Metropolen mit ihren dreckigen Straßen als Abfallprodukt eines überbordenden Verkehrs will man in der auf peinliche Ordnung bedachten Schweiz auf keinen Fall haben. Es genügt schon, wenn sich die Chinesen im fotografierenden Pulk durch die Schweizer Bergwelt zwischen Jungfrauenjoch und Matterhorn drängeln. Und das ohne Fahrrad.
In der Alpenrepublik plant der Singapur Velos Verleiher weitere Mietstationen in Bern, Basel und Luzern. An den jeweiligen Standorten werden die Fahrräder von Partnerwerkstätten in die Mache genommen, wenn’s irgend-wo wackelt oder klappert. Und falsch geparkte oBikes werden künftig auch zu den öffentlichen Abstellanlagen gebracht, wo sie hingehören und nicht stören.