ADFC Sternfahrt nach Berlin

ADFC Sternfahrt nach Berlin

Das Radfahren in unserer Hauptstadt Berlin ist so eine Sache – da spreche ich aus Erfahrung. Überall wird dort über rücksichtslose Radfahrer geschimpft, weil diese sich angeblich nicht an die Verkehrsregeln halten. Andererseits hat man es dort als Radler auch nicht leicht: enge Radfahrwegschluchten, die zwischen parkenden Autos auf der einen Seite und mit vereinzelnden Bäumen abgetrennten Fußwegen auf der anderen Seite entlangführen, machen eine Radfahrt häufig zum gefährlichen Abenteuer. Abbiegende Autos können diese Radwege häufig nur ungenügend einsehen, und als Stadtradler muss man ständig damit rechnen, dass plötzlich zwischen den parkenden Autos irgendwelche Fußgänger erscheinen, die unachtsam den Radweg kreuzen!

Die Verkehrsverhältnisse in Berlin sind also für Radfahrer– vorsichtig ausgedrückt – suboptimal. Der ADFC Berlin organisiert alljährlich im Juni eine Sternfahrt, die für bessere Bedingungen für Radfahrer im Straßenverkehr werben soll. Eine gigantische Radfahrer-Demo, an der auch dieses Jahr wieder rund 100.000 Radfahrer teilnahmen – wir Radpiloten waren auch dabei. Die Sternfahrt fand am 11. Juni bereits zum 41. Mal statt. Zahlreiche Straßen und Autobahnen, wie die Avus, die A100, der Kaiserdamm und die Bismarckstraße sowie die Straße des 17. Juni wurden dafür gesperrt. Gestartet wurde an verschiedenen Orten in und um Berlin. Eine Gruppe aus dem polnischen Stettin war sogar bereits mitten in der Nacht gestartet, um rechtzeitig am Zielort, dem Großen Stern an der Siegessäule anzukommen. Insgesamt gab es 19 offizielle Routen, die zeitweilig  für den Autoverkehr durch die Polizei abgesperrt wurden.

Rund um die Goldelse am Großen Stern präsentierten sich im Rahmen eines Umweltfestes rund 240 Aussteller zum Thema ‚Ökolandbau -gut für uns und gut für’s Klima‘. Das Motto der diesjährigen Sternfahrt lautete ‚Fahrradland Deutschland. Jetzt.‘ Dabei ging es im Kern um das geplante Berliner Radgesetz, das zuletzt immer wieder verzögert wurde. In diesem Gesetzeskatalog  geht es um die Errichtung von Radschnellwegen und ein lückenloses Radwegenetz sowie um den Bau von Fahrradstellanlagen. Immerhin versprach die Berliner Verkehrssenatorin Regina Günther, die Verabschiedung des Gesetzes noch in diesem Jahr zu ermöglichen.

Eine genaue Angabe über die Teilnehmerzahl gab es übrigens bis zuletzt nicht – lediglich grobe Schätzungen. Da es sich um eine politische Demonstration handelte, sind diese Zahlen durchaus relevant. Auf jeden Fall waren es so viele Radler, dass es an neuralgischen Punkten zu erheblichen Behinderungen und Fahradstaus gekommen war.

Auch wenn die Autofahrer sich wegen der Sperrungen (insgesamt 1000 km!) geärgert haben: für uns war es eine Mords Gaudi, bei strahlend schönem Sonnenwetter über 30m breite Prachtstraßen zu radeln, zusammen mit Tausenden von anderen Gleichgesinnten.  Am Ende schließlich mit zwei Ehrenrunden um die Siegessäule die Tour euphorisch abzuschließen – einem Kollegen folgend, der nicht minder enthusiastisch einen Anhänger mit Musikanlage hinter sich her zog, auf der wummernd der Song ‚Bicycle Race‘ von Queen dröhnte!

Das alles hat richtig Spaß gemacht – nächstes Jahr sind wir auf der Demo wieder dabei!!

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