Im Land der Tödden

Im Land der Tödden

Nun haben wir es schon wieder Mitte Februar. Für mehrtägige Radtouren ist es in Mitteleuropa noch zu kalt – es sei denn, man gehört zu den ganz Harten. Aber die Tage werden schon wieder merklich länger und deshalb möchten wir an dieser Stelle in der nächsten Zeit ein paar Radfernwege vorstellen, die (noch) nicht so bekannt und dennoch sehr interessant sind. Beginnen wollen wir heute mit einer Route im Nordwesten Deutschlands. Der Töddenlandradweg ist ein Rundkurs, der durch die weite Parklandschaft des nördlichen Münsterlandes, das heutige Tecklenburger Land und das südlichen Emsland führt und eine untergegangene und nahezu vergessene Kultur vorstellt. Hier in der ehemaligen Grafschaft Lingen waren einst die Tödden beheimatet.

Die Tödden waren reisende Händler. Im Winter fertigten sie Leinenstoffe, die sie im Sommer auf ausgedehnten Touren zu Pferd oder zu Fuß  in ganz Nordeuropa bis nach England und bis ins Baltikum verkauften. Das Töddenwesen begann im 17. Jahrhundert und erlebte im 18. Jahrhundert seine Blüte. Die Tödden, auch Tüötten, Tüödden oder auch Tiötten genannt, besaßen eine völlig eigenständige Kultur, ein eigenes Brauchtum, eigene Kleidung (typisch ist die Kniebundhose und der Zylinder) und sogar eine eigene Geheimsprache. Im 19. Jahrhundert erlebte das Töddentum aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung und der gestiegenen Zölle seinen Niedergang. Der Name stammt aus der Töddensprache und bedeutet einfach nur ‚Kaufmann‘.

Auf dem 122 km langen Töddenlandradweg kann sich der Radwanderer auf eine interessante Suche nach den Spuren dieser untergegangenen und fast vergessenen Kultur begeben. Der Rundkurs führt an 22 Tödden-Erlebnis-Stationen vorbei: an Töddenhäusern, -höfen und –villen, an Tödden-Denkmälern und an Museen, die die Besonderheiten der Töddenkultur beschreiben.

Und die Strecke führt durch den historischen Dorfkern von Hopsten, einem Zentrum des Töddenwesens. Einen Besuch in einem der Museen sollte man auf jeden Fall einplanen, um das Töddentum besser begreifen zu können. Leider sind aber die meisten Ausstellungsräume außerhalb des Wochenendes nicht geöffnet.

Ein rot-weißes Piktogramm, das den Radler auf dem Rundkurs begleitet, zeigt einen traditionellen Tödden mit Zylinder und einen Teil eines Fahrrads. Als Start- und Zielort bietet sich Ibbenbüren an, da der Ort als einziger auf der Route einen Anschluss an das öffentliche Bahnverkehrsnetz besitzt.

Der 2013 eröffnete Töddenlandradweg wurde vom ADFC als Qualitätsradroute mit 3 Sternen ausgezeichnet. Er  führt durch überwiegend flache Moor- und Heidelandschaften, dennoch sind am Teutoburger Wald und am Schafberg-Plateau ein paar  moderate Steigungen zu bewältigen. Meistens werden asphaltierte Radwege oder verkehrsarme Wirtschaftswege genutzt. Es gibt aber auch unbefestigte Abschnitte, die nach ausgiebigem Regen nur noch sehr schwer zu passieren sind.

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