Ein Radheld aus der Vergangenheit: Otto Weckerling

Ein Radheld aus der Vergangenheit: Otto Weckerling

Als ich auf dem ElbeRadWeg durch das sachsen-anhaltinische Kehnert fuhr, kam ich an einem Denkmal für einen der populärsten deutschen Straßenradrennfahrer vorbei. Auch sein ehemaliges Wohnhaus liegt direkt am Fernradweg, das Haus von Otto Weckerling! So mancher geneigte Leser wird sich möglicherweise an dieser Stelle wundern. Man kennt Jan Ulrich, Erik Zabel und Marcel Wüst, den älteren auch Didi Thurau oder die Radfahrlegende Rudi Altig – aber wer war Otto Weckerling?

Gut – wir sprechen hier von einer Zeit, die nur noch wenige von uns miterlebt haben und von einer Zeit, die die meisten Deutschen gerne vergessen würden. Eine Zeit, in der die mediale Betreuung von Sportereignissen noch nicht annähernd den Umfang von heute umfasste. Aber auch diese Epoche brachte große Sportler hervor, die herausragende und bemerkenswerte Leistungen vollbracht haben. Nur leider sind diese Persönlichkeiten inzwischen zum großen Teil vergessen. Otto Weckerling gehört zu diesen Sporthelden aus der Vergangenheit. In dem Jahr, als Rudi Altig geboren wurde, feierte Otto Weckerling mit dem Gewinn der Deutschlandrundfahrt seinen größten Triumph. Das war 1937, als Weckerling gleich die erste Etappe gewann und die Führung bis zur Zielankunft im Berliner Olympiastadion nicht mehr abgab. Dort wurde er von 100.000 Zuschauern frenetisch bejubelt. Nach seiner Rückkunft am Bahnhof von Magdeburg wurde er wiederum von rund 100.000 begeisterten Menschen empfangen! Otto Weckerling gehörte damals zu den populärsten Radrennfahrern Deutschlands. Überall wurde er mit lauten ‚Otto-Otto‘-Schlachtrufen angefeuert. Bei seinen vier Teilnahmen an der Tour de France gelangen ihm, der seit 1934 Radprofi war, zwei Etappensiege. Noch 1950 wurde er vierzigjährig DDR-Meister im Zweiter-Mannschaftsfahren. Danach zog er nach Dortmund in den Westen und wurde Sportfunktionär. Er organisierte als Sportlicher Leiter die Sechs-Tage-Rennen in Dortmund, Bremen, Frankfurt und Münster und wurde 1966 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Radrennbahnen. 1977 verstarb er in seiner Wahlheimatstadt Dortmund.

In Kehnert, wo Otto Weckerling 1910 geboren wurde, erinnert heute noch eine Tafel an seinem ehemaligen Wohnhaus sowie der bereits erwähnte Gedenkstein an einen großen Sportler, der sein Leben dem Radsport gewidmet hatte. Dennoch verblasst sein Name im riesigen Meer der umfangreichen deutschen Sportgeschichte. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal kurz an ihn erinnern.

3 Kommentare

  • geschrieben 6. Juli 2014

    Rudolf Redenius

    …danke für die Info…! 😀

  • geschrieben 13. Dezember 2016

    Grau, Günter

    Hallo, Sie haben mit dem Inhalt den Nagel auf dem Kopf getroffen. Im näheren Blickfeld des Radsports, zählen nur die Stars von heute. Otto-Otto bleibt aber ein ganz Großer u. das nicht nur in seiner Heimat. Darum haben Fans auch für die seltene Denkmalsehrung für einen Altmeister gesorgt ! Günter Grau

  • geschrieben 22. Februar 2020

    f,tempel

    Ich bin 79j und habe O. Weckerling als 8-9-jähriger noch persönlich fahren sehen.
    Auf der Aschenbahn vom Heinrich-Germer. Dieses war nur 50m von unserem Wohnhaus entfernt. Besonders stolz war ich, als ich mich in den Innenraum
    schummeln konnte und sein Rad halten konnte

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