Das landschaftlich spektakuläre Finale des ElbeRadWeges

Das landschaftlich spektakuläre Finale des ElbeRadWeges

Zwei Wochen auf dem Fahrrad liegen hinter mir – vierzehn Tage entlang der Elbe. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit bin ich dem Strom flussaufwärts gefolgt, um die allgemein vorherrschende Windrichtung auszunutzen. Das hat auch sehr gut geklappt. Das Wetter hat überhaupt gut mitgespielt. Teilweise war es zwar verdammt heiß und es gab zwischenzeitlich auch mehrere Gewitter. Doch die Unwetter kamen entweder in der Nacht oder ich hatte mich vorher noch glücklich in ein Café gerettet.
Jetzt war ich in Dresden angekommen. In der sächsischen Metropole haben sich noch einige sichtbare Spuren des ehemals selbstständigen und selbstbewussten Staates erhalten. Vieles erinnert an eine Zeit, als Sachsen im Flickenteppich der deutschen Kleinstaaterei noch eines der größten Staatsgebilde darstellte. Als August der Starke noch herrschte und großartige Bauten, wie das Dresdener Schloss, die Schlosskirche, die Frauenkirche und der Zwinger entstanden, die noch heute den Stolz der Sachsen auf ihren Freistaat begründen. Durch die Wiesen des Elbufers ging es nun stadtauswärts in Richtung des Blauen Wunders, der berühmten Stahlbrücke, die seit 1893 die Stadtteile Blasewitz und Loschwitz miteinander verbindet. Unterhalb der drei Albrechtschlösser, die nebeneinander über der Elbe thronen, herrscht ein überraschend hoher Radverkehr! An diesem Montagmorgen bei leichter Schauerneigung kommt man sich hier vor wie auf der Autobahn! Etwas weiter wacht das Schloss Pillnitz über den noch jungen, aber schon schiffbaren Fluss. Das barocke Prachtgebäudeensemble mit seinen umfangreichen Gartenanlagen steht für die so genannte ‚Chinamode‘ des 18. Jahrhunderts und wurde in der heutigen Form ab 1720 durch den Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen (1670 – 1733), auch August der Starke genannt, umgebaut. Die schillernde Persönlichkeit gilt als einer der markantesten Vertreter des europäischen Absolutismus. Zeitweilig war er auch gleichzeitig König von Polen und Großfürst von Litauen.
Nach der Mittagspause in Pirna am Fuße der Festung Sonnenstein ging es in das Elbsandsteingebirge, dem landschaftlichen End- und Höhepunkt der über 800 km langen Elberadreise. Typisch für das Mittelgebirge, das bis hinein nach Tschechien reicht, sind die riesigen Tafelberge, deren Gipfel teilweise über 700m hoch ragen. Ruhig und erhaben schlängelt sich die Elbe durch das imposante Tal, dessen Hänge teils dunkelgrün bewaldet sind, teils von schroffen und mächtigen Sandsteinfelsen bestimmt werden.
Mehrfach wechsele ich die Elbuferseite, denn noch waren nicht alle Schäden beseitigt, die das Hochwasser von 2013 hinterlassen hatte. Eine traumhafte Gegend als Abschluss des ElbeRadWeges. Unterwegs hatte ich zuvor andere Radler getroffen, die hier ihre Reise begonnen hatten. Sie hatten mich ermahnt, für das Elbsandsteingebirge mindestens zwei Tage einzuplanen, um diese von der Natur bevorzugte Landschaft genauer kennenzulernen. ‚Wir sind am ersten Tag mehr gewandert als radgefahren!‘, meinte der eine von ihnen begeistert. Vorbei an der gewaltigen Festung Königstein, die mächtig und bedrohlich auf einem der Tafelberge über das Tal wacht, an der hohen Bastei bei Rathen und dem Kurort Bad Schandau mit seinem urigen und auffälligen Personenaufzug von 1904, ging es der tschechischen Grenze entgegen. Jede Reise hat ein Ende und so erreiche ich bei Dolni Zleb mehrere Poller, die mit dem tschechischen Wappen die Staatsgrenze anzeigen. Hier enden Sachsen, die Bundesrepublik Deutschland und damit auch der ElbeRadWeg. Man kann auf der tschechischen Seite durchaus den ‚R10‘ an der Elbe weiterradeln. Viele nutzen diese Strecke auch, um nach Prag weiter zu fahren. Aber für mich ist hier Schluss und ich radle die zwei Kilometer zurück zum Bahnhof Schöna. Das Wetter übrigens hatte sich gehalten – bis zu diesem Zeitpunkt. Just als ich am Bahnhof die Tickets für die Rückreise gezogen hatte und mein treues Fahrrad in die kleine Wartehalle geschoben hatte, da brach plötzlich doch noch ein ungeheures Unwetter blitzend und krachend los, aber das war mir dann ja egal…

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