Helmpflicht durch die Hintertür droht
Heute ist ein wichtiger und zukunftsweisender Tag für alle Radfahrer in Deutschland, denn für heute wird ein Gerichtsurteil erwartet, dass eine Helmpflicht durch die Hintertür ermöglichen könnte.
Im April 2011 hatte sich ein folgenschwerer Unfall ereignet: eine Radfahrererin wollte in Glücksburg an einen im Halteverbot stehenden PKW vorbeifahren. Doch genau in diesem Moment öffnete die Autofahrerin ihre Fahrzeugtür. Die Radlerin konnte nicht mehr bremsen, stürzte und verletzte sich schwer am Kopf. Leider hatte sie keinen Helm getragen. Sie erlitt eine mehrfache Schädelfraktur und ein Schädel-Hirn-Trauma und ist seit diesem Vorfall nur noch zu 40% arbeitsfähig – vollständig gesunden wird sie wahrscheinlich gar nicht mehr. Die Haftpflichtversicherung wollte aber nur 50% der entstandenen Kosten übernehmen, weil die Radfahrerin ohne Helm ‚Schutzmaßnahmen zu ihrer eigenen Sicherheit unterlassen‘ habe. Obwohl es in Deutschland keine allgemeine Helmpflicht für Radfahrer gibt und ihre Unschuld in diesem Fall als unstrittig gilt, scheiterte das Unfallopfer mit ihrer Klage vor Gericht in zweiter Instanz. In der Begründung des Richters hieß es, dass man davon ausgehen müsste, ‚dass ein ordentlicher und verständiger Mensch zur Vermeidung eigenen Schadens beim Radfahren einen Helm‘ trägt!! Doch der Anteil der Radler, die auf unseren Straßen einen Helm tragen, lag nach einer Erhebung aus dem letzten Jahr nur bei 15%. Daraus folgt also, dass 85% aller Radfahrer unordentlich und unverständig sind!?!
So urteilte das Oberlandesgericht in Celle im Februar dieses Jahres, dass es unangemessen wäre, die weit überwiegende Zahl von Fahrradfahrern automatisch in Mithaftung zu nehmen. So sehen es die armen Versicherungen natürlich nicht und deshalb landete der Fall vor dem Bundesgerichtshof BGH, der in letzter Instanz heute sein Urteil fällen wird. Dabei geht es letztlich um die Frage, ob eine Versicherung den Schadenssatz kürzen darf, nur weil er keinen Helm getragen hat?
Bundesminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte übrigens, dass eine allgemeine Helmpflicht für Radfahrer momentan nicht zur Diskussion stehe, aber was nutzt das, wenn man ohne das Tragen eines Helmes automatisch eine Mitschuld bekommt, wenn man sich unglücklich am Kopf verletzt?
So sehr die verunfallte Dame meine uneingeschränkte Sympathie besitzt, so sehr muss ich natürlich auch sagen, dass das Tragen eines Helmes beim Radfahren vernünftig ist – auch wenn ich selber häufig inkonsequent dabei bin. Auch Verkehrsminister Dobrindt betont: ‚Helme können Leben retten‘. Also schließe ich mit dem einprägsamen Radlerspruch: ‚Wer Hirn hat, der schützt es!‘
5 Kommentare
Stefan Hekler
Warum sollte ich einen Helm tragen müssen? Nur weil manche Radfahrer wie die bekloppten fahren und sich gefährden. Fahre 8000 km fast jedes Jahr und fahre gut ohne Helm. …
Vot Osten
Ich finde auch, dass jeder selber entscheiden sollte, ob er einen Helm tragen möchte, oder nicht! Ich möchte mir auf jeden Fall nicht von den Versicherungen vorschreiben lassen, dass ich einen Helm aufsetzen muss!!
Thomas Allbach
helmpflicht = geld in die kassen 😀
Stefan Hilbrich
Jeder Mofafahrer muss einen Helm tragen. Warum sollten Radfahrer nicht auch einen Helm tragen müssen? Ich fahre selber oft und viel mit dem Rad und wenn ich überlege wie oft Radfahrer von Autofahrern beinahe über den Haufen gefahren werden, ist so eine Helmpflicht – wenn auch durch die Hintertür – absolut überfällig. Es geht hier ultimativ nicht um Kohle für die Krankenkassen, sondern immernoch um unsere Sicherheit!
Thomas Keck
Helmpflicht finde ich gut! Vorallem für die Kinder. Erwachsene die ohne Helm fahren und durch einen Unfall Kopfverletzungen haben dürfen ruhig zur kasse gebeten werden.