Im Clinch mit den Hundeführern

Im Clinch mit den Hundeführern

Neulich traf ich auf meiner Radfahrrunde die Tina. Die kenne ich schon seit Jahrzehnten, seit Anfang der 90er – was für eine schrecklich lange Zeit! Tina war zu Fuß mit ihrem Jagdhund unterwegs – ein halbes Kalb mit unglaublich treuem Augenaufschlag. Doch er interessierte sich für mich nur am Rande. Nur eine kurze Überprüfung mit der Nase, dann waren andere Sachen viel wichtiger! Während ich mich mit der Tina unterhielt, schaute er brav in der Gegend herum. Ein kurzes und entschiedenes Gekläffe ‚Hallo hier bin ich!‘, wenn andere Radfahrer vorbei  fuhren, sonst blieb er  ruhig.  Wir kamen auf das Problem zu sprechen, welches Hundeführer und Radfahrer miteinander haben.

‚Die Radfahrer kommen häufig so schnell  auf einen zu, dass man gar keine Zeit mehr hat, den Hund zur Seite zu bringen‘, meinte Tina.

‚Na ja, ein bisschen besser Acht geben könnten die Hundebesitzer schon‘, entgegnete ich‚ die schauen häufig ja gar nicht auf den Verkehr.‘

‚Neulich am Kanal‘, sprudelte Tina los, ‚hätte ich mich mit einem fast inne Köppe gekriegt! Der klingelte erst 5 Meter vorher – wie soll ich meinen Hund  da noch aus der Fahrbahn bekommen? Und dann war er am Schreien und am Schimpfen, warum ich nicht aufpassen würde! Aber die Klingel hört man ja auch nicht von viel weiter – naja, ich kann ihn ja auch verstehen – ist halt blöd, wenn man abbremsen muss… Wir haben uns geeinigt, dass er beim nächsten Mal dann von Weitem ruft, wenn ich ihn nicht sehen sollte…‘

Und so entwickelte sich eine lebhafte Diskussion  über die verschiedenen Sichtweisen:

‚Radler könnten sich wirklich viel eher bemerkbar machen, wenn sich Fußgänger und Radler die Wege teilen müssen. Und Radler sind grundsätzlich zu schnell unterwegs!! Warum müssen einige Radler eigentlich während der Fahrt nach den Hunden treten! Das ist doch unmöglich! Die wollen doch gar nichts von denen. Die wollen nur spielen und verstehen nicht, dass der andere so schnell weiter will! Ich habe Radfahrer erlebt, die ihren Helm als Wurfgeschoss gegen meinen Hund genutzt haben!‘

‚Warum müssen die Herrchen ihre Hunde immer dort festhalten, wo direkt daneben eine riesige Pfütze die restliche Straße bedeckt, so dass man unweigerlich durch das Wasser durch muss! Und dann wird sich beschwert, wenn sie ein paar Spritzer abbekommen! Dann die Hundeführer, die auf der linken Seite laufen, während Hundchen auf der rechten Seite am Graben schnuffelt und die straffe Leine über den gesamten Weg spannt! Oder die in den eigenen Gedanken versunkenen, die mitten auf dem Weg bummeln und auch ein zwei- bis dreifaches Klingeln ignorieren. Oder die Damen, die gleich mit sechs Hunden unterwegs sind und diese natürlich nicht im Griff haben können, wenn sie frei herumlaufen…‘

Es gibt genügend Gründe, warum man sich übereinander ärgern kann. Doch finde ich es nicht richtig, sich gegenseitig in Sippenhaft zu nehmen: ‚Immer die Radfahrer‘, ‚Immer die Hundeführer‘. Das ist zu einfach! Beide haben Probleme mit dem jeweils Anderen.

Probleme? Sehen wir das vielleicht nicht ein bisschen zu eng? Zu selbstbezogen? Zu aggressiv? Und zwar von beiden Seiten?

Denn seien wir doch einmal ehrlich: Keiner behindert den anderen aus reiner Boshaftigkeit. Jeder versucht doch nur, seinen eigenen Weg zu gehen bzw. zu fahren. Manchmal kreuzen sich halt die Wege auf den dann zu engen Straßen. Aber anstatt sich gegenseitig anzuschnauzen, möchte ich hier an dieser Stelle an das Miteinander plädieren. Manchmal muss man eben bremsen, manchmal muss man halt ausweichen, manchmal muss man seinen Hund beiseite nehmen. Jeder hat das Recht, sich auf der Straße fortzubewegen.  Da muss man eben aufeinander Rücksicht nehmen – hilft ja nichts! Außerdem – seien wir wieder mal ehrlich – ist es auch schöner, wenn man freundlich gegrüßt wird, als wenn man bissig angefurzt wird. Und auch das gilt für beide Seiten!

Und da waren Tina und ich uns völlig einig!

Und beiläufig sei noch hinzugefügt: ich liebe die kleinen Kläffer! Ich könnte sie alle knuddeln!

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