Welttag des Nacktradelns

Welttag des Nacktradelns

Es begann 2004 im kanadischen Vancouver, als sich Menschen, wie Gott sie geschaffen hat, auf den Fahrradsattel schwangen, um sich nackt und bloß ins Getümmel des Großstadtverkehrs zu stürzen. Das war der nackte Wahnsinn! Scheinbar. Denn das nackte Treiben hatte einen Sinn.  Die Radler, die sich die Klamotten vom Leibe rissen und entblößt bis zu den Zehennägeln gegen den motorisierten Lindwurm in den engen Straßen anstrampelten, wollten mit nackten Tatsachen ein „Zeichen setzen“. Sie wollten den blechernen Stinkern, die rücksichtslos im Verkehrschaos der Städte um Platz und Sieg kämpfen, zeigen, wie verletzlich Radfahrer dabei sind. Denen fehlt nämlich der blecherne Harnisch einer knautschfesten Autokarosserie. Sie nehmen hautnah am Verkehr teil. Wobei diesem Verkehr jedweder Reiz fehlt. Er ist einfach nur brutal und rücksichtslos.

Man muss zwar nicht immer gleich alles zeigen, was man hat. Nicht jeden Körper möchte man gern „ganz ohne“ sehen,- es sei denn, man ist von voluminösen Formen begeistert. Erst wenn alle Hüllen fallen, erkennt man ja, mit welcher Spannbreite an Körperformen der Schöpfer die Erde gesegnet hat. Man ist überrascht und teilweise auch schockiert. Der Mensch auf seinen Leib reduziert, kann für den Schöngeist zum ästhetischen Problem werden. Nackte Haut? Ja. Fett wuchernde Rundungen? Eher – nein.

Anatomisch gesehen, erkennt man beim entkleideten Menschen aber auch, wie angreifbar und verletzlich er ist. Er ist der Härte des industrialisierten Alltags nicht gewachsen. Darauf wollten die nackten Revoluzzer bei ihrem ersten Event vor neun Jahren aufmerksam machen. Die radelnden Nudisten wussten ganz genau, das Nackte fesselt, zieht die Blicke auf sich. Die Nackten wurden zu echten Hinguckern. Hier und da empörte sich auch ein prüder Pietist und rief nach der Polizei. Ein unerhörtes Ärgernis! Der Skandal war vorprogrammiert. Das war aber auch so gewollt. Jeder sollte fragen: „Was soll die Nacktshow in aller Öffentlichkeit? So splitternackt ist der Mensch doch gefährdet!“ Richtig. Genau darüber sollten die gesetzten Autofahrer nachdenken, die stumpfsinnig hinter ihrem Steuer nur auf das eigene Fortkommen achten. Ihnen rufen die Nackedeis zu: „He, Leute, es gibt auch noch andere Verkehrsteilnehmer, die sich genauso durch den Verkehr quälen müssen wie ihr, aber nicht so sicher! Sie sind dauernd durch euch bedroht, an Leib und Leben. Nehmt Rücksicht auf sie! Nehmt Rücksicht auf die Radfahrer!“

Und so entstand der „Welttag des Nacktradelns“. In diesem Jahr fand er am vergangenen Sonnabend (1. Juni) schon in 29 Städten rund um den Globus statt. Das Argument mit entblößten Busen, nackten Bäuche und knackigen Hintern zeigt durchaus Wirkung. Wer sich so entblößt, hat eigentlich nichts mehr zu verlieren,- nur noch sein Leben.-

Tags: Nacktradeln

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