Immer wieder die gleichen Leute…

Immer wieder die gleichen Leute…

Als Sonnenkind habe ich auf meinen Radtouren fast immer gutes Wetter. Als ich die Radroute ‚Liebliches Taubertal‘ – und zwar den Sportiven und den Klassiker – fuhr, hatte ich nur einmal mit Regen zu tun und das war am letzten Tage, gute 30 Kilometer von meinem Zielort Wertheim entfernt. Und dieser Schauer dauerte keine fünf Minuten – war also eigentlich keine Erwähnung wert! Ich suchte kurz Schutz unter dem frischen Laubdach eines Baumes, unter dem sich bereits ein Pärchen untergestellt hatte. Ich fragte, ob ich mich kurz dazugesellen könnte und es entwickelte sich ein kurzes Gespräch. Die beiden kamen aus Freiburg und machten ihren ersten Fahrradurlaub. Die Räder waren brandneu und funkelten noch. Das Ehepaar hatte sich in ein festes Hotel einquartiert und startete von dort aus zu Tagesetappen. So wollten sie das Radfahren ausprobieren. Wenn das was für sie sein sollte, dann würden sie auch mal eine längere Route am Stück fahren wollen. Heute hatten sie bereits 20 Kilometer hinter sich und wollten noch bis Wertheim – und flugs zurück zum Hotel. ‚Oy‘, bemerkte ich, das ist ja schon `ne gewisse Strecke!‘ – ‚Och nö‘, kam es zurück, sind ja bloß noch 30 Kilometer bis Wertheim…‘ – Na ja, stimmt natürlich, aber die ganze Strecke dann auch wieder zurück? Als ungeübte Anfänger? Respekt! Nun gut, sie hatten gute Räder und einen unbesiegbaren Optimismus – das kann schon helfen!

Der Regen hörte auf, wir radelten weiter. Ich schaute mir die sehenswerte Altstadt von Tauberbischofsheim an, und wenig später kamen die beiden, äußerst gut gelaunt, von hinten wieder an mir vorbeigeflogen. Ja, sie hätten noch einen kurzen weiteren Abstecher in ein kleines Örtchen gemacht, aber jetzt wird ordentlich Gas gegeben! Nur wenige Kilometer danach sah ich sie erneut, als sie – nicht mehr ganz so elanvoll – am Wegesrand eine kleine Rast machten. Auch ich machte ein paar kleine Abstecher und so war ich wieder hinter ihnen, als ich 10 Kilometer vor Wertheim wiederum auf die beiden stieß, als ihr Tempo bereits stark nachgelassen hatte und die einstige Frische vollständig aus ihren Gesichtern gewichen war! ‚Wir sehen uns in Wertheim auf dem Marktplatz‘, rief ich den beiden im Vorbeihuschen noch zu und es kam nur noch zu einer müden ‚Ist recht‘-Antwort.

Ich war bereits fertig mit meinem Tour-Abschluss-Mahl auf dem Wertheimer Marktplatz, als das Ehepaar endlich eintraf, ihre Velos mühsam durch die Altstadt schiebend. Sie setzten sich ermattet zu mir. Nein, sie würden nun doch mit dem Zügle zurückfahren. Man hätte sich schon erkundigt und noch etwas Zeit. Wir unterhielten uns lebhaft: über ‚unglückselige Deppen‘, die bei Hochwasser in Freiburg in die Dreisam fuhren und ertranken, weil sie das Ufer nicht mehr erkennen konnten, über die Zielsetzung der nächsten Tage und darüber, welcher Kuchen wohl am besten schmecken würde. Nach einer Dreiviertelstunde trennten sich dann unsere Wege – dieses Mal endgültig!

Was ist nun der tiefere Sinn dieser eigentlich belanglosen Geschichte, die Moral oder die Quintessenz? Denn ich wollte mich nun wirklich nicht über ihre nachlassenden Kräfte amüsieren – es geht mir um andere Kleinigkeiten:

Erstens: obwohl man alleine oder zu zweit auf dem Fahrrad vor sich hin strampelt, lernt man dennoch sehr leicht und sehr häufig Menschen kennen. Man hat sofort eine gemeinsame Basis und kommt so schnell ins angeregte Gespräch. Die Radwanderer sind halt eine große kommunikative Familie!

Zweitens: Manche andere Radler trifft man auch über größere Entfernungen immer wieder. Ich erinnere mich an Begegnungen auf dem Bodensee- und Weserradweg, auf denen ich sogar über mehrere Tage hinweg immer die gleichen Leute traf. Eine amüsante Randerscheinung bei längeren Radtouren.

Ich bin mir sicher, auch Ihr könntet solche oder ähnliche Anekdoten erzählen.

Tags: Radtouren

Hinterlasse einen Kommentar