Glosse: Das (vermutliche) Aus für den Dynamo

Glosse: Das (vermutliche) Aus für den Dynamo

Ökologisch bewegte Zeitgenossen reiten auf der grünen Welle in eine lichte Zukunft. Die Zukunft ist grün und erneuerbar. Wind und Sonne sind unerschöpfliche Energielieferanten. Wir beziehen sie von teuer hergestellten Windkraftanlagen, die sich als mächtige Spargel über die höchsten Baumwipfel erheben. So was könnte man Inklusion in der Natur nennen. Hier steht zusammen, was nicht zusammen gehört.

Um die  Kraft der milden Sonne in unseren Breiten zu nutzen, pflastern die Leute ihre Dächer gen Süden mit Fotovoltaik-Segmenten zu Die versorgen Warmduscher mit temperiertem Wasser und senken die eigenen Stromkosten. Den Geldbeutel freut’s.

Die fürsorgliche Landwirtschaft erzeugt derweil – zu Nutz und Frommen der Natur und zur eigenen Existenzsicherung – Gas und Kraftstoff aus Gülle und Biomasse, dem stinkenden Abfall aus der Zuchttierhaltung und dem intensiven Anbau von Weizen und Mais. Alles natürlich! Alles grün! Alles förderwürdig! Und diese grüne Zukunft unterstützt der brave Steuerzahler gern mit seinem Obolus. Es ist ja für einen guten Zweck, einen grünen, sauberen, zukunftsorientierten.

So steigen die Deutschen energiebewusst und ökofreundlich auch immer häufiger in den Sattel ihres Drahtesels, um den profitgierigen Ölmultis ein Schnippchen zu schlagen und ihnen die Nase zu zeigen. Und wenn es dunkel wird, dann erzeugt der Radler seine Energie einfach selber. Als energetischer Selbstversorger treibt er den Dynamo durch die eigene Muskelkraft an. Die kleine Lichtmaschine liefert ihm den nötigen Strom für die Funzel am Lenker und das rot glimmende Rücklicht am Schutzblech.

Zugegeben, die Stromversorgung aus dem Dynamo ist manchmal dürftig, besonders wenn man mit der eigenen Schwerkraft und der bremsenden Lichtmaschine gegen eine Steigung ankämpfen muss. Dann nämlich leuchtet die Laterne durchaus nicht mehr so hell wie Osram-Licht. Aber hier zeigt sich, was es heißt: „Leistung muss sich wieder lohnen!“ Wer kräftig in die Pedale tritt, dem kommt die Erleuchtung, wer sich nicht anstrengt, der verbreitet nur trübes Licht. Weil aber Leistung in unserer sozial abgefederten Gesellschaft nicht so hoch im Kurs steht, wird der Dynamo jetzt zum Auslaufmodell. Von nun an beleuchten helle Strahler den Radweg und blenden entgegenkommende Falschfahrer auf ihrem Ego-Trip. Und energiebewusst weiß der Pedaltreter: Die Lampen werden aus Ökostrombatterien gespeist, damit auch die Radfahrer-Zukunft grün bleibt. Na, dann – auf ins Grüne!

1 Kommentar

  • geschrieben 23. Juli 2013

    Peter Otto

    Die Regulierungswut der Brüssler Eurokraten feiert fröhliche Urständ. Die Kravatten-tragenden Sesselpubser mit fettem Pensionsanspruch pflastern das tägliche Leben zu mit Paragrafen und Vorschriften, die weit entfernt sind von den praktischen Erfordernissen. Sie versuchen alles zu regeln bis der vollkommene Stillstand eingetreten oder das totale Chaos ausgebrochen ist.
    Die Europäische Union war einmal als eine politische Organisation gedacht, in der Menschen unterschiedlicher Sprache und Kulltur friedlich zusammenleben und ihre Sitten und Gebräuche leben und pflegen können. Dieser lebendigen Vielfalt setzt die Brüssler Monsterbehörde ihre Grenzen immer wieder – und die reichen von der Tomatenfarbe und Bananenkrümmung bis hin zum Fahrrad-Dynamo.
    Schön,- dass radpilot.de dieses Thema einmal aufgegriffen hat. Grün und Öko bedeuten noch lange keinen Fortschritt, solange naseweise Besserwisser die politischen Richtlinien bestimmen.

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