Gemeinsam geht’s besser

Gemeinsam geht’s besser

In Bremen lockt an jedem letzten Freitag im Monat eine besondere Veranstaltung. Da rotten sich Radfahrer zu einer „Critical Mass“ („kritischen Masse“) zusammen und strampeln frohgemut in Zweierreihen etwa zwei Stunden lang über die Straßen der Hansestadt. Schließlich erlaubt ihnen die Straßenverkehrsordnung aus dem Jahre 2013, dass sie in Gruppen ab 15 zu Zweit nebeneinander auf der Fahrbahn radeln dürfen. So verabreden sie sich regelmäßig zu einem Pedal-tretenden Flashmob im Internet, treffen sich an ausgemachten Plätzen und stürzen sich dann selbstbewusst und mit neongelben Warnlisten ausgerüstet als muntere Zweirad-Demo ins Verkehrsgewühl.
Übrigens: „Critical Mass“ ist jener Schwellenwert, bei dem sich gruppendynamische Prozesse zeigen. Mit ihrem Tross-Verhalten bilden die Teilnehmer einen Fahrrad-Block. Damit wollen sie Flagge zeigen und ihre Interessen als Radfahrer im Straßenverkehr durchsetzen. Die „Critical Mass“ ist eine internationale Bewegung, die 1992 im Autoparadies Amerika, in San Francisco, entstanden ist. Hier verwiesen die Radfahrer im Pulk-Fahren erstmals darauf, dass sie als Verkehrsteilnehmer ernst genommen werden wollen. Schließlich besitzen sie die gleichen Rechte wie die Autofahrer, die sich ruppig im täglichen Überlebenskampf und guerillahaften Kleinkrieg mit hemdsärmeligen Methoden auf der Straße durchkämpfen. Die Blechkarossen haben ihre Fahrer mittlerweile degeneriert. Die glauben offenbar, die höhere PS-Zahl sei Trumpf, nur der Dümmere gebe nach und rüpelhafte Frechheit siege allemal. Auch die sogenannten „Ritter der Landstraße“ nehmen sich im Verkehr mit ihren tonnenschweren Gefährten das Recht des Stärkeren heraus. Die Radfahrer sind das schwächste Glied in der Kette. Dabei machen die radelnden Speichenritter bereits ein Viertel des gesamten Straßenverkehrs aus.
Mit ihrer Aktion „Critical Mass“ haben die Radler eine Möglichkeit gefunden, wirksam auf sich aufmerksam zu machen. Als 12-Stundenkilometer schneller Fahrradblock bewegt sich die „kritische Masse“ mit den Ausmaßen eines Giga-Liners über das dicht befahrene Straßennetz. Damit wollen die selbst-organisierten Radfahrer den Verkehr nicht unbedingt behindern. Sie wollen nur Verständnis für ihre Belange wecken und die anderen Verkehrsteilnehmer auffordern, rücksichtsvoller und gelassener miteinander umzugehen.
Critical Mass, eine Zweirad-Demo der besonderen Art, ist eine leise Aktion, der sich in den vergangenen Jahren Tausende von Radfahrern in aller Welt angeschlossen haben. Radfahrer aller Länder vereinigt Euch zur „Critical Mass“!

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