100-Schlösser-Route100 Schlösser Route – Ostkurs

D

er Ostkurs mit seiner Länge von ungefähr 240 Kilometern ist vom Streckenverlauf überwiegend flach. Nur bei Oelde-Stromberg und den Beckumer Bergen gibt es einige stärkere Steigungen. Die Route spart das Zentrum von Münster aus und führt einen Teil an der Werse entlang. Bei Gelmer und in Warendorf kreuzt man im Norden die Ems und im Süden wird zweimal die Lippe überquert. Die Doppelschlossanlage Harkotten bei Sassenberg ist in ihrer Form einzigartig. Weitere Sehenswürdigkeiten sind Haus Vornholz, Schloss Hovestadt und der Drostenhof Wolbeck. Einen besonderen Reiz bietet auch das so genannte ‚Biotop’ bei Beckum. Ehemalige Zementabbauhalden wurden hier durch Renaturisierung wieder zum Refugium vieler Tierarten.


 


Ortschaften entlang der Route

MünsterOstbevern /  Telgte /  SassenbergWarendorf  /  Ennigerloh /  Oelde  /  Wadersloh /  Lippetal /  Beckum /  AhlenSendenhorst / Everswinkel

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Münster

M
ünster ist die Fahrradhauptstadt Deutschlands. Eine grüne Promenade zieht sich wie ein Ring um die Innenstadt und so kann man alle Sehenswürdigkeiten bequem mit dem Fahrrad erreichen. Rund 50.000 Studenten lernen hier an 8 Hochschulen. Bedingt durch das junge Publikum gibt es in Münster viele Szenekneipen, moderne Gastronomie und Geschäfte, die den Eindruck einer jungen und dynamischen Großstadt vermitteln. Bereits im Jahre 793 hatte der Missionar Liudger hier an einer Furt über die Aa ein Kloster gegründet. Aus dem lateinischen Namen für Kloster ‚monastarium’ entwickelte sich der heutige ‚Münster’. Als sich sechs Jahre später Papst Leo III. und Kaiser Karl der Große trafen, gründete der Papst das Bistum Münster und Liudger wurde der erste Bischof. Seit dem 14. Jahrhundert ist Münster Mitglied der Hanse und wurde so zur wichtige Handelsmetropole. Die Patrizierhäuser mit ihrer beeindruckenden Silhouette und ihren mittelalterlichen Bogengängen zeugen von diesem Aufschwung und dem daraus resultierenden Wohlstand. Bereits seit 1170 besitzt Münster das Stadtrecht. Eine dramatischer Zeitabschnitt in der Geschichte der Stadt ist die des ‚Täufer- reiches von Münster’. Im September 1535 rief Jan van Leyden das Königreich Zion aus und erklärte sich selbst zum König. Im Juni des folgenden Jahres wurde aber die belagerte Stadt durch Bischof Franz von Waldeck eingenommen, und die drei führenden sogenannten ‚Wiedertäufer’ wurden inhaftiert und später hingerichtet. Zur Abschreckung hing man drei Körbe weithin sichtbar mit den Leichen an der Lambertikirche auf. Die originalen Körbe hängen dort noch immer als Mahnung für alle Münsteraner, sich nie wieder gegen die Kirche zu erheben. Das wichtigste historische Ereignis aber ist die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648,  mit dem der Dreißigjährigen Krieges beendet wurde. Aber auch die folgenden Jahre wurden unruhig und dramatisch: die Bürger Münsters versuchten, ihre Stadt in den Stand einer Freien Reichsstadt zu erheben. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen belagerte die Stadt acht Monate lang und nahm sie schließlich im Jahre 1661 ein. Heute geht es hier bedeutend friedlicher zu: 30 Museen laden zum Besuch ein, darunter das Graphikmuseum Pablo Picasso mit ständigen Wechselausstellungen. Alle zehn Jahre finden die Skulptur Projekte Münster statt, bei denen namhafte und führende Künstler zeitgenössische Skulpturen im Stadtgebiet errichten. Einige der Skulpturen bleiben nach Ablauf des Events erhalten. So können originale Arbeiten von Henry Moore, Eduardo Chilida, Richard Serra, Donald Judd, Claes Oldenburg, Otto Freundlich, Heinz Mack, Thomas Schütte und Rebecca Horn innerhalb eines riesigen innerstädtischen Skulpturenpark betrachtet werden.

Sehenswertes:

Das Fürstbischöfliche Schloss in Münster wurde in den Jahren 1767 bis 1787 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im spätbarocken Stil erbaut. Auftraggeber für das Residenzschloss war Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Münsters vorletzter Fürstbischof. An gleicher Stelle hatte hier für kurze Zeit eine Zitadelle, die so genannte Paulsburg gestanden. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die abtrünnige Stadt acht Monate lang belagert und sie schließlich 1661 eingenommen. Um der renitenten Bevölkerung Münsters seine Macht zu demonstrieren, wurde diese Zitadelle errichtet. Sie galt der Münsteranern daher seit jeher als Zwingburg, und so wurde sie nach 100 Jahren wieder abgetragen und durch das prächtige Barockschloss ersetzt. Für Schlaun als Architekten war es sein Spät- und Meisterwerk. Seine Fertigstellung allerding erlebte er nicht mehr, er starb bereits 1773. Das Schloss entstand als Dreiflügelanlage. Die beiden Seitenflügel laufen zur Stadt hin und beschreiben den vor dem Gebäude liegenden Ehrenhof. Das dreistöckige Residenzschloss besitzt einen über 90 m langen Corps de logis und wird abgeschlossen durch ausgebaute Mansardendächer. Als Baumaterialien dienten, typisch für Schlaun, rote Backsteine, die von hellem Baumberger Sandstein für die Simse und Pilaster gegliedert werden. Auch die reichlich vorhandenen Schmuckelemente, wie Statuen, Putten, Säulen und Ranken, bestehen aus Sandstein. Der streng geometrisch gestaltete Bau wird dominiert von einem fünfachsigem konkav gewölbten Mittelrisalit, in dem sich das Hauptportal befindet. Bekrönt wird der Mittelteil von einem Glockentürmchen. Im Giebel findet sich das fürstbischöflichen Wappen, umgeben von musizierenden Engeln. Als die Bauarbeiten für das Residenzschloss abgeschlossen waren, war die Zeit des Barock lange vorbei, und der Stil des Klassizismus herrschte bereits vor. Wilhelm Ferdinand Lipper, der Schlauns Werk vollendete, bevorzugte eigentlich klassizistische Formen, was zu Folge hatte, dass er einige Änderungen, insbesondere im Innenbereich, vornahm, die seinen Vorstellungen entsprachen. Auch Fürstbischof Maximilian Friedrich erlebte die Fertigstellung seines Schlosses nicht mehr. Erste Bewohner waren 1802 Marschall Blücher und der Freiherr von und zum Stein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut. Seit 1954 beherbergt es die Westfälische Wilhelms-Universität.

Der Botanische Garten im Schlosspark ist zwar der Öffentlichkeit frei zugänglich, aber in erster Linie ist es eine wissenschaftliche Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er wurde 1803 auf Anregung der Medizinischen Fakultät gegründet, da es kein pflanzliches Lehr- und Anschauungsmaterial gab. Heute wachsen im Botanischen Garten 8000 Pflanzen auf einer Gesamtfläche von 4,6 Hektar, davon 2000 qm in Gewächshäusern. Von diesen 10 Häusern sind sechs für die Öffentlichkeit zugänglich. Führungen durch den Garten sind nach telefonischer Absprache möglich und dauern ungefähr 90 Minuten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1661

Bischof Christoph Bernard von Galen erbaute eine fünfeckige Zitadelle auf dem Grund des heutigen Residenzschlosses. Die Paulsburg galt den Münsteranern als Zwingburg. So wurde gefordert, eine Residenz zu bauen.

1719

Fürstbischof Clemens August erteilte dem Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius den Auftrag, Pläne für eine solche Residenz zu erstellen. Aber zunächst kam es nicht zu einer Verwirklichung.

1762

Erst nach dem Tode von Clemens August, als Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenstein zum neuen Bischof gewählt wurde, und Franz von Fürstenberg zum Minister ernannt wurde, wurden die Pläne zum Bau eines Schlosses wieder aufgenommen.

1767

Genehmigung für den Bau des Fürstbischöflichen Schlosses durch den Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich, auf dem Platz der alten Zitadelle. Mit der Ausführung des Baus wurde Johann Conrad Schlaun beauftragt. Es wird das Spät- und ein weiteres Meisterwerk des berühmtesten Baumeisters Westfalens.

1773

Schlaun stibt 76jährig, ohne sein letztes Bauwerk vollenden zu können. Nur der Außenbau war bis dahin fertiggestellt. Die architektonische Leitung des Baus übernahm Wilhelm Ferdinand Lipper, dessen Vorstellung allerdings nicht immer mit denen Schlauns übereinstimmte. Schlaun baute im Stil des Spätbarock, Lipper vertrat bereits die Epoche des Klassizismus und empfand Schlauns Pläne als altmodisch.

1784

Tod des Bauherren Fürstbischof Maximilian Friedrich.

1787

Das Residenzschloss wird fertig gestellt.

1802

Einzug der ersten Bewohner: Marschall Blücher und der Freiherr vom Stein, der Oberpräsident der späteren Provinz Westfalen.

März 1945

Bei einem Bombenangriff getroffen, brannte das Innere des fürstbischöflichen Schlosses völlig aus. Von der Inneneinrichtung konnte nichts gerettet werden. Nach dem Krieg wurde der alte äußere Zustand des Schlosses wieder hergestellt.

Heute

dient das Schloss als zentrales Verwaltungsgebäude der Westfälischen Wilhelmsuniversität.

Der Erbdrostenhof ist ein dreiflügeliges barockes Adelspalais inmitten der Stadt Münster, erbaut von 1753 bis 1757 durch den berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun. Bemerkenswert ist die diagonale Gestaltung des hoch repräsentativen Gebäudes auf einem verhältnismäßig kleinen Eckgrundstück. Auftraggeber war seinerzeit Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr von Droste zu Vischering. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Gebäude wurde von 1953 bis 1970 nach alten Plänen wieder aufgebaut und so strahlt auch der barocke Festsaal wieder im alten Glanz. Der Erbdrostenhof dient heute verschiedenen Kulturdienststellen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Eine unheimliche Geschichte rankt sich um das Schloss Wilkinghege: Einst soll hier einmal ein böser Landmann eine unbefleckte Jungfrau verführt und danach innerhalb des Schlosses eingemauert haben. Seit dieser Zeit spukt die Jungfrau als die sogenannte ‘graue Frau’ durch das alte Gemäuer. Aber anstatt die Menschen zu erschrecken, stößt sie immer nur unheilvolle Warnungen aus. So gab es denn einen ihrer rätselhaften Auftritte einige Wochen vor dem Selbstmord eines im Schloss angestellten Dieners, der sich mit einer Schrotflinte das Leben nahm. Auch warnte sie den Schlossbesitzer vor dem Ausbruch des Ersten und des Zweiten Weltkrieges von großem bevorstehenden Unglück!





  

Geschichtlicher Ablauf

1390

Erstmalige urkundliche Erwähnung

1534

Hauptquartier von Bischof Franz von Waldeck bei der Belagerung der Stadt Münster, als sich die Bewohner der Stadt vom Katholizismus abwendeten und der radikalen Reformbewegung der Wiedertäufer anschlossen.

1570–91

Neubau eines Renaissance-Wasserschlosses

1657–61

Erneut wurde Wilkinghege Hauptquartier eines Fürstbischofs, als der ‘Kanonenbischof’ Christoph von Galen die Stadt Münster belagerte.

1719/20

Umbau des Herrenhauses mit den Innenräumen

1759

Quartier des Marquis d’Armentière, Oberkommandierender des französischen Heeres bei der erneuten Belagerung der Stadt Münster.

1886

Bau der Traukapelle

1958

Nach einem verheerendem Brand wurde das Schloss restauriert und zu einem Hotel und Restaurant umgebaut. Diesem Zweck dient es noch heute.

Die ehemalige Wasserburg Haus Kump am äußersten Ende des Aasees ist als solche kaum noch zu erkennen. Fast alle Bauwerke der landschaftlich genutzten Hofanlage stammen inzwischen aus dem vorherigen Jahrhundert, dabei ist Haus Kump eines der ältesten Höfe im Münsterland und bestand bereits im 9. Jahrhundert. Der Spiker aus dem 16. Jahrhundert ist das letzte erhalten gebliebene Relikt des ehemaligen Gräftenhofes. Es ist heute das älteste bäuerliche Gebäude in Münster.






 

Hinter der Szenerie: Der Maler Otto Modersohn, der später die bekannten Künstlerkolonien Worpswede und Fischerhude prägen sollte, wuchs im Münsterland auf. Die Aasümpfe bei nahe der Stadt Münster hatten es ihm besonders angetan. Hier entstanden einige Skizzen und Gemälde, die unter anderem auch Haus Kump Ende des 19. Jahrhunderts zeigen. Zu seiner Erinnerung wurde ein Weg am Waldrand nach ihm benannt: der Modersohnweg. Er führt fast unmittelbar am Haus Kump vorbei.


  

Geschichtlicher Ablauf

889

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Gutshof.

1549

Bau eines Speichers (Spieker) auf der Fluchtburg Kump. Er ist der einzige noch erhaltene Teil des in den Aasümpfen entstandenen Gräftenhofes.

17. Jhd.

Umbau und Restaurierung des Spiekers

19. Jhd.

Erneute Restaurierung des Speichers

1979–80

Wiedererrichtung des ursprünglichen Bauwerkes
Haus Kump ist heute Bildungs- und Tagungszentrum

Schloss Hohenfeld war eines der letzten Schlossbauten im Münsterland. Trotzdem ist von ihm nur noch ein kleiner Teil erhalten. Im rechten Seitenflügel der klassizistischen Dreiflügelanlage waren die Kapelle und ein Pferdestall untergebracht. Alle anderen Gebäudeteile wurden wieder abgerissen. Heute steht an der Stelle ein mehrstöckiger Hotelklotz, der das alte Bauwerk an die Seite drückt.






  

Geschichtlicher Ablauf

17. Jhd.

An der Stelle des späteren Schlosses befand sich ursprünglich ein landschaftliches Gut.

1830

Kauf des Gutes durch Heinrich von Olfers, vormals Oberbürgermeister von Münster und Betreiber eines Bankhauses. Er ließ das alte Gut niederreißen und errichtete stattdessen eine klassizistische Dreiflügelanlage.
Außer dem rechten Seitenflügel wurden alle Gebäudeteile wieder abgerissen. Der verbliebene Flügel dient als Hotelrestaurant.

Das außerhalb der Stadt Münster in einem Waldgebiet liegende Rüschhaus ist eng mit zwei Namen verbunden: Johann Conrad Schlaun und Anette von Droste-Hülshoff. Schlaun erwarb den Gräftenhof und ließ ihn nach eigenen Plänen für sich als Sommerwohnsitz vollständig neu erbauen. Dabei schuf er ein repräsentatives westfälisches Bauernhaus im barockem Stil, welches mit seinen beiden Vorbauten stark an ein dreiflügeliges Herrenhaus erinnert und verband damit Merkmale der bäuerlichen mit der herrschaftlichen Architektur. Den hinteren Teil des Grundstückes gestaltete er neu als einen von einer Gräfte umrandeten barocken Zier- und Nutzgarten. Die berühmte Dichterin Anette von Droste-Hülshoff lebte im Rüschhaus über 20 Jahre und schrieb hier wesentliche Teile ihres Werkes, wie ‚Die Judenbuche’ und Teile des ‚Geistlichen Jahres’. Das von ihr liebevoll ‚Schneckenhaus’ genanntes Zimmer der ‚Droste’ ist noch erhalten und gehört zum Droste-Museum, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.




  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Das Gut Rüschhaus geht in den Besitz der Erbmänner von Wijk über.

1699

Bernhard Droste zu Hülshoff erwarb für kurze Zeit den Hof. Er ist Ahne von der später hier lebenden Anette von Droste-Hülshoff.

1729

Bernhard Wilhelm Graf von Plettenberg kauft den Gräftenhof für 7500 Reichstaler.

1743

Nach dem Tod von Plettenbergs kaufte Johann Conrad Schlaun, Baudirektor des Bistums Münster, das Anwesen. Er ließ die alten Gebäude abreißen.

1745-1749

Schlaun ließ das Rüschhaus nach eigenen Plänen für sich als repräsentatives Wohnhaus neu errichten. Er schuf eine Verschmelzung zwischen einem westfälischen Bauernhauses und einer Dreiflügelanlage eines Herrensitzes.

1825

Verkauf an Freiherr Clemens August II. Droste zu Hülshoff, dem Vater von Anette von Droste-Hülshoff.

1826-1846

Nach dem Tode ihres Vaters wurde das Rüschhaus Wohnsitz der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff. Hier entstanden viele ihre Balladen und mit ‚Die Judenbuche’ und Teilen des ‚Geistlichen Jahres’ zwei ihrer bedeutendsten Werke.

1890

Das Rüschhaus wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1936

Einrichtung des Rüschhaus-Museums

1979

Die Familie Droste zu Hülshoff verkauft den Hof an die Stadt Münster sowie den Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Außenanlagen werden überarbeitet und das Gutshaus wird umfangreich renoviert und anschließend als Droste-Museum neu eröffnet.

Am Nordwestrand von Münster, etwas abseits auf dem Lande, liegt Haus Vögeding. Von der ursprünglichen Burganlage steht nur noch ein kleiner Teil: das lang gestreckte, zweigeschossige Brauhaus aus dem 16. Jahrhundert mit dem daran anschließenden Rundturm. Dieser besaß ursprünglich nur Schießscharten. Erst später wurden diese durch herkömmliche Fenster ersetzt. Brauhaus und Turm werden von einer Gräfte umgeben. Ein öffentlicher Wirtschaftsweg führt direkt an der Burggräfte vorbei. So wirkt das Bauwerk von einer Seite als wehrhafte historische Anlage mit massivem Turm, Schießscharten, Dreistaffelgiebel und Gräfte, von der anderen Seite als umtriebiger Bauernhof mit riesigem Scheunentor, Traktoren, muhendem Vieh und freilaufenden Hunden.





 

Hinter der Szenerie: Die Erbmännerprozesse

In der Zeit des Mittelalters gab es in Münster die sogenannten Erbmänner. Sie bekleideten hochrangige, städtische Ämter. Trotz ihres mächtigen Einflusses waren die Erbmänner vom Adel standesrechtlich nicht anerkannt. Dieser längere Zeit schwelende Konflikt eskalierte im Jahre 1557. Alle Erbmänner gaben ihre städtischen Ämter auf und zogen sich vor die Stadttore von Münster auf das Land zurück. Haus Vögeding spielte bei dieser Auseinandersetzung eine zentrale Rolle, weil von hier aus die Planung und die Durchführung des Konfliktes betrieben wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Gräftenhöfe der Erbmänner zu wehrhaften Burgen ausgebaut. Auch Haus Vögeding wurde in diesem Verlauf zur Wasserburg aufgerüstet. Der Spähturm und die Schießscharten zeugen noch von dieser Zeit. Im Jahre 1707 schließlich, nach genau 150 Jahren, gab es endlich die lang ersehnte standesrechtliche Anerkennung durch den Adel.


  

Geschichtlicher Ablauf

1353

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Gutes

1557

Beginn des Erbmännerprozesses, der von Haus Vögeding ausging. Während des massiven Streites der Erbmänner mit dem Adel um deren standesrechtliche Anerkennung wurde Haus Vögeding neben einigen anderen Gräftenhöfen zu einer wehrhaften Wasserburg ausgebaut.

1707

Ende des Erbmännerprozesses.
Haus Vögeding wird immer noch privat bewohnt und dient als Teil eines Bauernhofes.

Im Mündungsbereich der Werse in die Ems bei Münster liegt in einem Waldstück die Haskenau. Von der alten Burganlage aus der Zeit der Karolinger sind nur noch ein künstlich aufgeschütteter Hügel und einige Erdwälle erhalten. Einst bestand die auf einer 5 Meter hohen Motte gelegene Burg wahrscheinlich aus Holz, besaß aber ein steinernes Fundament. Der Durchmesser des Turmhügels betrug 30 Meter und der Wall war fünf Meter breit. Ungefähr 60 Meter entfernt liegt ein zweiter Wall, in dessen Innerem sich die Gehöfte befanden. Die inzwischen zum Bodendenkmal erklärte Wallburg Haskenau ist frei zugänglich und wird mit Bildtafeln anschaulich erklärt.





  

Geschichtlicher Ablauf

12.Jhd.

Bau einer Turmhügelburg auf einem etwa 5 m hohen Hügel mit einem Durchmesser von ungefähr 30 m. Ausgrabungsfunde legen die Vermutung nahe, dass die Motte bereits zu der Karolingerzeit bestand.

1611

Urkundliche Erwähnung als ‚Haskenauw’

1987

Einstufung als Bodendenkmal

Die Geschichte von Haus Havichhorst reicht über 1000 Jahre zurück. Das imposante Gutshaus mit seinem auffälligen Tennengiebel wurde im Stil der Neo-Renaissance errichtet. Zwei Torpfeiler, auf denen zwei Löwen sitzen, bilden den repräsentativen Eingang zum Hof. Lange Jahrhunderte war die Anlage, zu der auch die Havichhorster Mühle gehörte, im Besitz des Domkapitels, später erwarb die Familie Hovestadt das Anwesen.

  

Geschichtlicher Ablauf

1032

Erstmalige urkundliche Erwähnung als ein ‚zu Handorf gehörender Hof’.

1318

Urkundliche Erwähnung einer zum Gut gehörenden Havichhorster Mühle an der Werse.

1534

Das Gut geht vollständig in das Eigentum des Domkapitels über.

1773

Der letzte Schulze Havichhorst verstirbt.

1795

Heirat der Witwe des verstorbenen Pächters mit Theodor Hovestadt.

1803

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschluss geht Haus Havichhorst an den preußischen Staat über. Pächter war weiterhin die Familie Hovestadt.

1831

Kauf des Gutes und der Mühle durch die Familie Hovestadt.

19. Jhd.

Bau einer Sudmühle. Der Hovestadt-Korn, der in der hiesigen Brennerei hergestellt wurde, machte Havichhorst überregional bekannt.

1998

Pachtung durch die Stiftung ‚Westfälische Landschaft’, die hier ein Tagungszentrum einrichtete. Die Stallungen von Haus Hovestadt werden durch die Westfälische Reit- und Fahrschule genutzt.

Am Rande des Bonigurger Waldes entdeckt man die mächtigen Ökonomiegbeäude des alten Herrensitzes Haus Dyckburg. Ursprünglich war die Dyckburg eine vierflügelige, von Gräften umgebene Wasserburg. Nach 1735 wurde aber die gesamte Anlage im barocken Stil neu gestaltet. Johann Conrad von Schlaun errichtete die beiden parallel zueinander liegenden Wirtschaftsgebäude und gestaltete einige Zeit später auch die Loretokapelle, die in ihrer Vergangenheit mehrfach ausgebaut wurde und die 1949 schließlich zur Pfarrkirche erhoben wurde. Zur Ausführung eines neuen Herrenhauses kam es dagegen nicht mehr.





  

Geschichtlicher Ablauf

1400

Erste urkundliche Erwähnung als „mansus to dycke“ (Haus zum Teich). Ursprünglich war das Anwesen im Besitz der Erbmännerfamilie von Bischoping, später wurde die Wasserburg von dem Patrizier und Kaufmann Johann von Berswordt gekauft, der viermal Bürgermeister von Münster war.

1534/35

Zur Zeit des Wiedertäuferreiches diente Haus Dyckburg dem Fürstbischof Franz von Waldeck und seinen Truppen sowie den gesandten Reichsständen als Feldlager für die Belagerung der Stadt Münster.

1722

Domprobst Christian von Plettenberg-Marlhülsen erwirbt Haus Dyckburg

1735-40

Bau von zwei Wirtschaftsgebäuden auf der Vorburg nach Plänen von Johann Conrad Schlaun.

1750

Schlaun baut auch die Loretokapelle, die vom Domprobst Friedrich Christian Freiherr von Plettenberg sowie seinem Bruder Johannes Mauritius gestiftet wurde.

1884

Graf von Hatzfeld kauft das gesamte Gelände, erweiterte die Kapelle und errichtet die ‚Boniburg’, eine schlossartig ausgebaute Villa an der Werse, die aber wegen Baufälligkeit längst schon wieder abgerissen wurde.

1894

Rundanbau an die Kapelle im Stile des Neubarocks. Es entsteht ein Zentralbau mit Chor.

1914

Erneuter Ausbau der Loretokapelle. Die Grabkapelle und das Pfarrhaus entstehen neu.

1945

Teile der Kirche werden zerstört und in den Folgejahren leicht verändert wieder aufgebaut.

1990

Endgültige Fertigstellung der Kirche durch Einsetzen der noch fehlenden Fenster. Die Kirche ist als Pfarrgemeinde jedem zugänglich. Die noch existierenden Gebäude der Vorburg werden privat bewohnt.

Das Rathaus von Münster ist mit seinem imposanten Giebel eines der schönsten Profanbauten der Gotik. Berühmt aber wurde es als Stätte des Westfälischen Friedens. Ein erstes Versammlungsgebäude an dieser Stätte stammte aus dem 12. Jahrhundert. Dieser wurde kurz vor 1200 von einem zweigeschossigem Steinbau ersetzt. Das untere Stockwerk ist der heutige Friedenssaal. Zunächst diente er aber als Ratskammer und als Gerichtssaal. Im Jahre 1643 wurde die Stadt Münster für die Dauer der Friedensverhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg für ‘neutral’ erklärt und von den Pflichten gegenüber dem Kaiser und des Reiches entbunden. So wurde der Friedenssaal zum zentralen diplomatischen Schauplatz der europäischen Politik. Für die Friedensverhandlungen reisten 150 Gesandte der kriegsteilnehmenden Staaten an. Die Verhandlungen zogen sich über fünf Jahre hin, bis sie endlich 1648 mit dem Westfälischen Frieden abgeschlossen wurden. Im Friedenssaal befindet sich zur Erinnerung an diesen Friedensschluss eine große gusseiserne Ofenplatte mit der Inschrift: ‘Anno 1648. Pax optima rerum, 24. Oct.’ (Der Friede ist das höchste Gut). An den Wänden des Friedenssaals hängen 37 Porträt der Souveräne und wichtigsten Gesandten der kriegsteilnehmenden Nationen, wobei nicht alle von ihnen in Münster selber anwesend waren. Diese Porträts wurden schon bald nach dem Friedensschluss angefertigt und angebracht. An den Längsseiten des Saales wurden aufwendige Täfelungen angebracht. Sie stammen aus dem Jahre 1577 und gelten als Meisterwerke der Renaissance. Die Nordwand wird geprägt von einer mächtigen Schrankwand, dem Richtertisch und der Bürgermeisterwand. Weitere Besonderheiten der Ausstattung sind der Goldene Hahn, ein vergoldetes Silbertrinkgefäß, welches aus der Zeit um 1600 stammt, sowie die abgeschlagene Hand. Der Überlieferung nach stammt sie von einem Urkundenfälscher und diente damals wohl als Abschreckungsmaßnahme. Heute bleibt es ein makabres Beispiel für die in dieser Zeit üblichen Körperstrafen. Am 18. Juni 1990 trafen sich der deutsche und der russische Außenminister, Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse in Münster im historischen Rathaus, um die Zwei-Plus-Vier-Gespräche vorzubereiten, die schließlich den Weg zur Deutschen Wiedervereinigung ebneten. Noch heute dient der Friedenssaal repräsentativen Anlässen. Wichtige Gäste der Stadt werden hier vom Bürgermeister empfangen, um sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Der St.-Paulus-Dom ist der wichtigste Kirchenbau in Münster und besitzt für das Bistum eine herausragende Bedeutung. Der Kathedralenbau im Zentrum der Stadt markiert auch das Zentrum des katholischen Bistums. Der Dom besaß drei Vorgängerbauten. Im Wesentlichen stammt er aus dem 13. Jahrhundert, wobei das Westwerk mit seinen beiden markanten Türmen den Bischofschroniken nach bereits aus der Zeit um 1192 entstand. Nach dem Krieg, in denen erhebliche Schäden am Gotteshaus entstanden, wurde es in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Dom spiegelt den Übergang vom romanischen zum gotischen Stil wider. Die gewölbte Basilika mit dem doppelten Querschiff wurde im Stile der Gotik mit hellem Sandstein errichtet. Mit seinen zahlreichen Kunstwerken gehört der St.-Paulus-Dom zu den herausragenden Gotteshäusern Westfalens und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt Münster

Das Glockenspiel ertönt jeweils werktags um 12 Uhr, sonn- und feiertags um 12:30 Uhr. Von der Kirche aus gelangt man in die Domkammer mit dem sehenswerten Domschatz sowie zum Kreuzgang mit dem Domherren-Friedhof.

  

Geschichtlicher Ablauf

793

Der friesische Missionar Liudger gründete an einer Furt über die Münstersche Aa ein Kloster. Die sich hieraus entwickelnde Stadt war Münster.

805

Das Bistums Münster wird gegründet und Liudger wird zum ersten Bischof geweiht. Bau einer ersten karolingischen Bischofskirche.

1071 / 90

Die Bischofskirche brennt nieder. Ein neuer Dom wird südlich des ersten Dombaus errichtet.

1225

Grundsteinlegung für den dritten, bis heute erhaltenden Dom

1264

Weihe des neuen Domes.

1390 / 95

Ein Kreuzgang und die Marienkapelle werden errichtet.

1508 – 22

Weitreichende Umbauarbeiten an der Westfassade, die Seitenschiffswände sowie die Südseite des Ostquerschiffes werden umgestaltet.

1536 / 56

Nach den Zerstörungen durch die Wiedertäufer wird das Innere des Domes aufwendig neu eingerichtet.

1620 / 1700

Weitere Ausgestaltung des Dominneren. Bilder, Skulpturen, Kapellen und Altäre werden im barocken Stil ergänzt.

1941 – 45

Während des Zweiten Weltkrieges wird der Dom fast vollständig zerstört.

1946 – 56

Wiederaufbau des Gotteshauses.

1981

Die Domkammer wird gebaut.

Das Museum bietet auf einer Ausstellungsfläche von 600 qm regelmäßig überregional beachtete Wechselausstellungen rund um das Thema ‚Kunst der Moderne’. Die Ausstellungen beschränken sich also nicht nur auf das Werk von Pablo Picasso, sondern gehen in Themenausstellungen auf die interessante Kunstentwicklung dieser Zeit ein.

Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug in Münster. Mit seinen prägende Bogengängen bezeichnen ihn die Münsteraner als ihre ‚gute Stube’. Der Name ‚Prinzipalmarkt’ prägte sich erst Anfang des 17. Jahrhunderts. Münster war seit 1358 Mitglied der Hanse. Seit 1494 erlangte die Stadt als Vorort der Hanse große Bedeutung. Der Prinzipalmarkt mit seinen repräsentativen Patrizierhäusern ist ein sichtbares Zeugnis dieser wirtschaftlichen Blütezeit. Das Erscheinungsbild des Prinzipalmarktes wird durch gereihte Giebelhäuser geprägt, aber kein einziger Giebel gleicht dem anderen. Ein weiteres gemeinsames Gestaltungsmerkmal ist das Baumaterial: alle Gebäude bestehen aus Baumberger Sandstein. Leider wurde ein Großteil dieser prächtigen Kaufmannshäuser im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört und einige Bauten sind nicht mehr im ursprünglichen Originalzustand wieder errichtet worden.

Im Herzen der Stadt Münster befindet sich der Aasee inmitten eines Parkes, der bei schönem Wetter von Spaziergänger, Jogger, Rollerblader und natürlich Radfahrer genutzt wird, während auf dem See selber sich unzählige Segelboote tummeln. Ein Wasserbus wird im Linienverkehr eingesetzt. Gespeist wird der künstliche Stausee aus der Münsterschen Aa, die 15 Kilometer südlich der Stadt in die Ems mündet. Mit dem Bau wurde bereits 1914 begonnen, aber die ursprüngliche Gestalt erhielt der ‚Alte Aasee’ zwischen 1926 – 34. Er sollte die Anwohner vor Hochwasser schützen. 1972 – 76 wurde er schließlich um das doppelte erweitert, so dass der heute eine Fläche von 40,2 Hektar mit einer Länge von 2,3 Kilometern besitzt. Seine maximale Tiefe beträgt 2 Meter. Um den See herum haben einige namhafte Künstler anlässlich der alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte ihre Werke hinterlassen. Das erste Kunstwerk waren drei mächtige Betonbälle, ‚Giant Pool Balls’ getauft, des amerikanischen Künstlers Claes Oldenburg. Er schuf die Skulptur im Jahre 1977. Aus dem gleichen Jahr stammt auch das Kunstwerk von Donald Judd, während die kunstvoll geformten immergrünen Taxusbäume von Rosemarie Trockel erst im Jahre 2007 hinzukamen. Am und auf dem Aasee finden regelmäßig Veranstaltungen statt, von Ruderregatten auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke bis hin zum Massenstart von Heißluftballonen bei der Mongolfiade.

Am nördlichen Ende des Prinzipalmarktes steht die Lambertikirche. Sie wurde von Kaufleuten finanziert und sollte als Gegenkirche zum mächtigen Dom fungieren. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1375. Die Kirche gilt als der bedeutendste sakrale Bau der westfälischen Spätgotik. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der alte Turm wegen Einsturzgefahr abgerissen und im neugotischen Stil neu errichtet. Dabei wurde in verkleinerter Form das Freiburger Münster kopiert. Der berühmteste Pfarrer von St. Lamberti war Clemens August Graf von Galen, der später Bischof von Münster und noch später sogar Kardinal wurde. Als in Münster im Jahr 1534 das ‚Königreich Zion’ durch die so genannten Wiedertäufer ausgerufen wurde, bedeutete dies einen ketzerischen Affront gegen die etablierte katholische Kirche. Der reformatorische Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen, deren Anhänger wurden verfolgt und eingekerkert. Ihre Anführer, Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting, wurden gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet. Ihre Leichname wurden, als makabre Mahnung für die renitente Münsteraner Bevölkerung, in schmiedeeisernen Körben am Turm von St. Lamberti angebracht. Nie wieder sollte sich die Stadt gegen die allein selig machende Kirche erheben. So hängen die originalen Körbe selbst heute noch am inzwischen neu errichteten Kirchenturm von St. Lamberti.

Die Clemenskirche wurde in den Jahren 1745 bis 1753 zum Kloster und Hospital der Barmherzigen. Sie wurde vom westfälischen Barockmeister Johann Conrad Schlaun mit den für ihn typischen Materialien, roter Backstein und heller Sandstein, errichtet. Auf einem geschwungenem, unregelmäßigem Sechseck basiert der Grundriss des Gotteshauses. Seine Kuppel wird von einer Laterne gekrönt. Während bei der prächtig ausgestatteten Inneneinrichtung Stilelemente des Rokoko vorherrschen, gilt die Clemenskirche äußerlich als der bedeutendste barocke Kirchenbau in Norddeutschland.

Der Allwetterzoo von Münster wurde 1974 als Nachfolgeeinrichtung des alten Zoos eröffnet. Um wetterunabhängig zu sein, wurden im neuen Zoo die großen Tierhäuser mit überdachten Wegen verbunden, den so genannten ‚Regenwegen’. So ist der Besucher auf ungefähr 1000 Metern der Wege vor Regen geschützt. Die ‚Sonnenwege’ führen dann an den Freianlagen vorbei. Im Allwetterzoo legt man darauf Wert, dass man die Tiere hautnah erleben kann. So darf man beispielsweise unter der Anleitung der Tierpfleger Pinguine, Elefanten und Papageien füttern. Einige Tiere, wie die Affen, darf man sogar in ihren Gehegen besuchen. Andere wiederum laufen im Sommer auf den Besucherwegen herum. Ein besonderer Anziehungsmagnet ist das Delphinarium mit seinen Großen Tümmlern und Kalifornische Seelöwen.

Das Pferdemuseum ist dem Allwetterzoo angegliedert und widmet sich auf ungefähr 1000 m² Ausstellungsfläche der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen sowie der Beziehung zwischen Mensch und Pferd von der Urzeit bis zur Jetztzeit. In der Arena direkt am Museumsgebäude finden regelmäßig Vorführungen im Showreiten, Westernreiten und Voltigieren statt.

In unmittelbarer Nähe zum Aasee im Stadtteil Sentrup befindet sich das Freiluftmuseum Mühlenhof. Hier werden auf einem 5 Hektar großen Areal an die 30 historische Bauten gezeigt, Bauernhöfe und handwerkliche Betriebe, Dorfläden und Kapellen. Sie wurden entweder von ihrem alten Standort hierher verlegt oder originalgetreu rekonstruiert. So kann man in diesem Museum einen weitgehenden Überblick über die bäuerliche und handwerkliche Kultur dieser Region der letzten 400 Jahre gewinnen. Das erste wiedererrichtete Gebäude war eine Bockwindmühle aus dem 18. Jahrhundert. Sie gab dem Museum ihren Namen, als es 1961 eröffnet wurde.

Das Landesmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) liegt direkt am Aasee und bietet interessante Einblicke in fremde Welten und Kulturen. In der Dinosaurierausstellung ist beispielsweise ein 16 Meter langes Skelett eines Tyrannosaurus Rex zu bestaunen. Die Weltanschauungen und Wertesysteme der Plainsindianer werden anschaulich erklärt anhand von Exponaten, wie Friedenspfeifen, Waffen, Zelten, Gemälden und Skulpturen erklärt. Die Ausstellung ‚über den Landschaftswandel Westfalens’ beschreibt, wie sich unter dem Einfluss des Menschen die heimische Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen 15.000 Jahren verändert hat. Das Modell eines Mammuts, das nach einem in Westfalen gefundenen Originalskelett rekonstruiert wurde, ist hierbei das spektakulärste Ausstellungsstück. Das Zeiss-Planetarium wurde im Jahre 1981 eröffnet und besitzt einen Kuppeldurchmesser von 20 Metern. Hier finden regelmäßig wechselnde Vorführungen über verschiedene Sternenthemen statt.

Am Domplatz befindet sich das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Es gilt als das bedeutendste Kunstmuseum Westfalens. Im Jahr 2013 plant man die Eröffnung eines Erweiterungsbaus, der die Ausstellungsfläche auf insgesamt 7500 m² vergrößern wird. Im Museum werden Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart gezeigt. In der ‚Modernen Galerie’ widmet man sich den deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, aber auch dem Expressionismus mit den Künstlergruppen ‚Die Brücke’ und ‚Blauer Reiter’ sowie dem Bauhaus. Darüber hinaus ist der aus Westfalen stammende August Macke mit zahlreichen Werken vertreten. Das Museum ist Veranstalter der seit 1977 alle 10 Jahre stattfindenden Münster Skulptur Projekte, bei der berühmte Künstler im gesamten Stadtgebiet ihre Skulpturen zeigen. Die Ausstellung dauert jeweils die Sommermonate an.

Das Museum für Lackkunst gehört zur BASF Coatings AG und ist weltweit das einzige seiner Art. In der Sammlung des Museums befinden sich mehr als 1000 Kunstobjekte aus Ostasien, der islamischen Welt, Russland und Europa. Die ältesten Exponate stammen aus China und Korea und sind bereits über 2000 Jahre alt. Die ältesten Ausstellungsstücke japanischer Lackkunst (Urushi) stammen aus dem 9. Jahrhundert. Als diese Luxusartikel nach Europa eingeführt wurden, begann man Ende des 16. Jahrhunderts auch hier, Lackkunstwerke herzustellen. Auf der Basis von Ölen, Harzen und Bindemitteln entstanden Lackrezepturen, mit deren Hilfe man Schnitzereien und Verzierungen herstellte, aber auch Lackgemälde auf Möbeln oder Perlmuttarbeiten.

Im 5. Stock eines sanierten Getreidespeichers befindet sich die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM). Hier wird auf 1.000m² Projektfläche aktuelle Kunst von etablierten Künstlern, aber auch von Neulingen der Kunstszene in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Dabei versteht sich die AZKM nicht nur als Präsentationsstätte für zeitgenössische Kunst, sondern auch als Diskussionsforum für aktuelle Tendenzen uns als Produktionsort und Laboratorium für experimentelles, künstlerisches Arbeiten.

Das Stadtmuseum Münster zeigt dem Besucher auf zwei Obergeschossen in 30 Kabinetten die Entwicklung und den Wandel der Stadt vom Kloster ‚monasterium’ im Jahre 793 bis in die Neuzeit. Zahlreiche Miniaturmodelle veranschaulichen die topographischen Veränderungen und bilden den roten Faden durch die vielen Ausstellungsräume. Nach der Bistumsgründung 799 und dem Erhalt der Stadtrechte 1170 im Mittelalter findet die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster (1534/35), die in der Proklamation des ‚Königreichs Zion’ gipfelte, breiteren Raum. Das Zweite Obergeschoß widmet sich dann der Geschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert von der Angliederung an Preußen und dem damit verbundenen Verlust seiner Souveränität bis zur Gegenwart. Dabei geht man neben der Geschichte auch auf kulturelle Aspekte ein. Als Exponate sind Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu sehen, aber auch Möbel, Textilien, Waffen und Alltagsgegenstände. So bekommt der Besucher einen weit reichenden Überblick über die Lebensumstände in der Stadt in den verschiedenen Epochen.



Radrouten die durch Münster führen:

Friedensroute
Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Radroute Historische Stadtkerne




Ostbevern

A
uch Ostbevern war ein sogenannter ‚Ort der Mitte’, wo Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden hätten stattfinden sollen, wozu es dann allerdings nie kam. Das zum Fürstbistum Münster gehörende Kirchspiel wurde 1088 erstmals als ‚Beverne’ erwähnt. Zeugen aus der Vergangenheit sind die alte Mühle mit der Sammlung Kock’s Kutschen und historische Raitäten, das Heimathaus, die Pfarr- kirche St. Ambosius, von der teile des Turmes noch aus dem 12. Jahrhundert stammen sowie das alte Pastorat aus dem Jahre 1640. Das Wasserschloss Loburg stammt ursprünglich aus dem Jahre 1760 und wurde vom berühmten westfä- lischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun errichtet. Nach einem Blitz- schlag 1899 brannte das Schloss vollständig ab. Bereits im folgenden Jahr wurde mit dem vergrößerten Wiederaufbau in Anlehnung an das alte Bauwerk begon- nen und 1901 fertig gestellt. Heute dient es als Privatschule und Internat.

Sehenswertes:

Am Rande eines großen Rhododendrenparks gelegen, liegt das Schloss Loburg. Ursprünglich war das Wasserschloss im Jahre 1760 durch Johann Conrad Schlaun als kleines zweistöckiges Barockschloss erbaut worden. Aber im Jahre 1899 wurde die Anlage von einem Blitz getroffen und brannte daraufhin völlig nieder. Man baute es sofort wieder im Schlaun’schen Stil vergrößert wieder auf. Der rote Backsteinbau mit der Sandsteingliederung beitzt einen Mittelrisaliten aus Sandstein, der oben von einem Dreiecksgiebel abgeschlossen wird. Bekrönt wird das Schloss von einem Glockentürmchen. Vor dem Hauptportal befindet sich eine Flügentreppe. Auch auf der Rückseite befindet sich eine doppelläufige Freitreppe, die direkt an der Gräfte endet Da Schloss Loburg als Internatsgymnasium genutzt wird, ist eine Innenbesichtigung nicht möglich. Aber es finden im Rittersaal regelmäßig Konzerte statt. Von außen ist die gesamte Anlage mit dem Innenhof frei zugänglich. Der Rhododendrenpark hinter dem Schloss läd zu einem Spatziergang ein. Die Blütezeit der Rhododendren reicht von Januar bis August, die meisten Gattungen blühen aber im April/Mai.

  

Geschichtlicher Ablauf

1294

Erstmalige Erwähnung als Schulzenhof der Herren von Lohove

1412

Urkundliche Erwähnung eines ‚Castrum Johannes de Beveren’. Demnach war das Schloss eine Ritterburg, die von einer bis zu 20 Meter breiten Gräfte umgeben war. Die Herren des Schlosses besaßen zu jener Zeit einen Sitz sowie eine Stimme in der landständigen Versammlung des Fürstbischofs von Münster.

1760

Das marode Schloßgebäude wird abgerissen. An selber Stelle entstand nun ein kleines zweistöckiges Barockschloss, erbaut nach den Plänen des großen Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun. Es besaß bereits eine Flügeltreppe, seitlich vorspringende Risalite, ein Mansardendach und einen ovalen Innenhof. Im Schloss wurden Stuckarbeiten und Täfelungen angebracht.

1785

Zwangsversteigerung des Schlosses durch Johann Kaspar von Nagel, dem Sohn des Bauherren. Neuer Besitzer wurde Friedrich Clemens von Elversfeldt, ein Ahne der heutigen Besitzer.

1899

Ein Großfeuer, hervorgerufen durch einen Blitzschlag, vernichtete das barocke Schloss bis auf die Grundmauern.

1900-02

Neubau des Schlosses in stilistischer Anlehnung an das ursprüngliche Gebäude nach Johann Conrad Schlaun, jedoch stark vergrößert. Kurz darauf entstand der Rhododendrenpark hinter dem Schloss.

1951

Verpachtung von Schloss Loburg mit allen Nebengebäuden an das Bistum Münster. Bischof Michael Keller gründete hier das ‚Collegium Johannium’, ein katholisches Internat mit Gymnasium, während die Eigentümer seitdem die ehemalige Rentei, die ‚Lüttge Loburg’ bewohnen.

In über 5000 Exponaten wird hier die Entwicklung des Waschens nachvollzogen. Vom Waschzuber über Kaltmangeln und Waschbretter bis hin zur Seife gibt es alles zu sehen, was mit dem Säubern zu tun hat. Das älteste Ausstellungsstück stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Großteil der Sammlung stammt aber aus dem letzten Jahrhundert.

Die ‚Alte Mühle’, eine ehemalie Buke- und Kornmühle, stammt aus dem Jahr 1776. Die Familie Kock restaurierte sie 1968 und richtete sie neu ein. In einem Nebengebäude hat der Besitzer der Wassermühle ein Kutschenmuseum eröffnet. Hier finden sich zahlreiche Planwagen, Bauernkutschen, eine Brake, Pferde- und Hundeschlitten aus der Vergangenheit. Darüber hinaus wurde eine Rüst-, Geschirr- und Sattelkammer sowie eine alte Schmiede eingerichtet.

Das Geburtshaus des Bischofs Johannes Prangenberg, ein Fachwerkhaus aus dem 19. Jahrhundert, wurde 1995 dem Heimatverein Ostbevern e.V. überlassen, der das Haus daraufhin restaurierte. Heute zeigt der Heimatverein dort eine Sammlung handwerklichen und bäuerlichen Brauchtums. Übrigens sind im Heimathaus auch Eheschließungen möglich.

Der 397 gestorbene Ambrosius war Bischof von Mailand. Er ist der Patron der Pfarrkirche.

  

Geschichtlicher Ablauf

1194 Vermutlicher Bau einer ersten hölzernen Kirche. Der untere Teil des heutigen Kirchturms stammt noch aus dieser Zeit.
16. Jhd. Zu Beginn des Jahrhundert Bau eines dreijochigen gotischen Saales mit dreiseitigem Chor.
1886 Ausbau der Kirche, Erhöhung des Kirchturms auf 60 m.
1960-62 Weiter Ausbau, so dass sich der heutige Kirchenraum westlich an den Kirchturm anschließt.

Gleich neben der Pfarrkirche St. Ambrosius befindet sich in der Dorfmitte das alte Pastorat. Das Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1640 und gehört zu einem nur noch wenig erhaltenen Bautyps, der sowohl Form als auch Funktion von Pfarr- und Bauernhaus vereint. In den Jahren 1978 und 79 wurde es zu einer Altentagesstätte mit Pfarrbücherei umgebaut. Zusammen mit der Kirche prägt es das Bild der Ortsmitte.

Die Nepomukbrücke ist eine alte dreibogige Steinbrücke,die über die alten Bever verläuft. Auf dieser Brücke befindet sich das Standbild des heiligen Nepomuk, geschaffen vom 1754 geborenen Bildhauer Joseph Guidobald Licht.



Radrouten die durch Ostbevern führen:

Friedensroute
100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs




Telgte

T
elgte lag ursprünglich an mehreren Handelsstraßen, da hier über eine Furt die Ems überquert werden konnte. Während des 30jährigen Krieges wurden bei Kämpfen Teile der Befestigung zerstört. Fürstbischof Christoph Bernard von Galen gab 1654 den Bau einer Wallfahrtskapelle in Auftrag. Es entstand ein barocker Achteckbau, der als erste Folge des Westfälischen Friedens gilt. Seit der Fertigstellung der Kapelle ist Telgte offizieller und überregional bekannter Wallfahrtsort. Weiteren Bekanntheitsgrad erlangte Telgte durch das Buch ‚Tref- fen in Telgte’ von Günter Grass. In diesem Buch geht es um eine fiktive Zu- sammenkunft von zwanzig deutschen Dichtern, die über den westfälischen Frieden diskutieren. Heute gibt es in Telgte drei Museen, das Museum Heimathaus Münsterland, das Krippenmuseum und das Kornbrennereimuseum. Seit einigen Jahren stehen in den Straßen und auf den Plätzen Telgtes Bronzeskulpturen des Künstlers Jörg Heydemann, die die Atmosphäre der Kleinstadt bereichern und auflockern.

Sehenswertes:

Die Telgter Wallfahrt, eine große Marienwallfahrt von Osnabrück nach Telgte, machte den Ort Telgte überregional bekannt. Der Hauptanziehungspunkt der Wallfahrt ist das um 1370 aus Pappelholz geschnitzte Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes.

  

Geschichtlicher Ablauf

1654

Grundsteinlegung durch den Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen. In seinem Auftrag schuf Pater Jodokus Lüke ein Oktogon, einen achteckigen Zentralbau, überwölbt von einer Kuppel. Acht Säulen umstehen die Kapelle außen. Gekrönt werden sie von korinthischen Kapitellen.

1763

Achteckiger Ausbau mit Glockenturm als Sakristei

  

Geschichtlicher Ablauf

13. Jhd.

Die ursprüngliche romanische Kirche wurde errichtet. Das heute in der neuen Kirche im Chorbogen aufgehängte Kreuz aus Eichenholz stammt noch aus dem alten Kirchenbau. Es wurde in der Zeit um 1210 von einem unbekannten Künstler erschaffen, der Korpus Christi ist beschlagen mit Silberplatten.

Um 1450

Ein unbekannter Künstler schuf die Madonna mit Kind aus Baumberger Sandstein. Sie befindet sich heute im nördlichen Chorpfeiler in einer gotischen Nische.

Um 1460

Die 10 Apostelfiguren aus Baumberger Sandstein, die heute die Stirnwände der Seitenflügel flankieren, bzw. sich zwischen den Chorfenstern befinden, entstehen.

Um 1500

Beim großen Stadtbrand wird die alte Kirche vernichtet.

1522

Baubeginn der neuen Probsteikirche, einer spätgotischen Hallenkirche westfälischen Typs.

1876

Fertigstellung des neuen Turmes

Ab 1950

Die Chorfenster wurden vom Telgter Künstler Ludwig Baur entworfen. Sie zeigen Motive aus der Offenbarung. Seine Werkstatt schuf auch die Kirchenfenster des Langhauses. In den unteren Feldern der Fenster befinden sich die Namen und die Wappen verschiedener Gemeinden, die zur Wallfahrtszeit traditionell hierher pilgern.

1974

Ludwig Baur schuf in diesem Jahr auch das Aluminiumkreuz.

Das 1994 eröffnete Krippenmuseum ist eigentlich nur eine räumlich getrennte Abteilung des Museum Heimathaus Münsterland. Auf zwei Etagen werden auf einer Grundfläche von 460 qm eine Vielzahl von historischen Weihnachtskrippen vorgestellt. Insbesondere wird hier auf die historische Entwicklung des Weihnachtsfestes und der Weihnachtskrippe in Deutschland eingegangen. Im Erdgeschoß finden mehrfach im Jahr wechselnde Sonderausstellungen statt, die sich thematisch an Weihnachten bzw. Krippenbräuche anlehnen.

Das Museum wurde bereits 1934 von dem ehemaligen Juristen Paul Engelmeier gegründet. Der Museumskomplex besteht heute aus meheren Häusern. Das älteste ist eine Pfarrscheune aus dem Jahre 1607. 1937 wurde das Museum bereits erweitert, im Jahre 1983 kamen noch einmal große Flächen dazu, die für Wechselausstellungen genutzt werden. 1994 kam ein weiterer Neubau dazu, der das Krippenmuseum beherbergt. Das Heimatmuseum konzentriert sich auf zwei Schwerpunkte: die religiöse Alltags- und Festkultur in Westfalen sowie die Geschichte des Handwerks im Münsterland jeweils vom 16. Jahrhundert bis heute. Als das wertvollste Ausstellungsstück gilt das sogenannte ‚Telgter Hungertuch’, ein großes Leinentuch mit Darstellungen der Leiden und der Auferstehung Jesu Christi sowie Szenen aus dem Alten Testament. Darüber hinaus beherbergt das Museum eine Sammlung persönlicher Gegenstände vom Kardinal Clemens August von Galen sowie Exponate aus der Telgter Wallfahrtsgeschichte. Die frühere Scheune dient heute auch als folkloristischer Veranstaltungsraum mit Herdfeuer und bäuerlichem Mobiliar.

Mitten in der Telgter Altstadt befindet sich das 1996 eröffnete Kornbrennereimuseum. Das Gebäude wurde 1900 erbaut und die Räumlichkeiten dienten bis 1979 einer Brennerei. Die technische Anlage ist nahezu vollständig erhalten und kann daher sehr anschaulich den industriellen Ablauf einer typisch münsterländischen Kornbrennerei aufzeigen. Darüber hinaus wird in dem Museum auf die Entwicklung der Kornbranntweinbrennereien eingegangen, die einen wichtigen regionalen Wirtschaftszweig im 19. und 20 Jahrhundert darstellten. Im Keller wurde eine Probierstube eingerichtet, die zur Verköstigung einläd. Der ehemalige Kornboden im 2. Obergeschoß wurde zu einer Galerie für zeitgenössische Kunst umfunktioniert.

Der Bildhauer Professor Dr. Jörg Heydemann aus Billerbeck schuf für die Stadt Telgte zehn verschiedene Skulpturen aus Stein und Bronze. Die Kunstwerke bereichern den öffentlichen Raum auf den Strassen und Plätze der Stadt. Sie fallen auf, wollen bewundert werden – und doch regen sie zum Nachdenken an. Tatsächlich haben die Figuren, Tiere und Gegenstände einen Bezug zu der Stadt. Der Wagenmacher erinnert an das alte Wagenmacherhandwerk, der Pferdekopf bezieht sich auf den Mariä-Geburts-Markt, der früher Vieh- und Pferdemarkt war. Am Markt steht die Bronze des Stadtausrufers. Heydemann stellt hier die Person des Heinrich Sauerland dar. Der 1914 verstorbene Sauerland war der letzte offizielle Stadtausrufer in Telgte, seinerzeit verantwortlich für die Verkündung von Neuigkeiten. Besonders beachtenswert ist auch der Mythologische Brunnen an der Mühlenstrasse. Die Brunnenanlage stellt keine komplexe Einzelgeschichte dar, sondern fügt sich aus verschiedenen Mythen und Bildern zusammen. An zentraler Stelle wird ein jugendliches Mädchen von wasserspeienden Unholden emporgehoben. Die spiegelhaltende Figur wirkt im Gegensatz zu den unteren Figuren unvollendet. Das ‚Werdende’ der Zukunft schwebt über der Gegenwart, der Übergang zwischen den Eckpunkten ist fließend.



Radrouten die durch Telgte führen:

Friedensroute
100 Schlösser Route – Ostkurs
EmsRadweg

 



Sassenberg

S
assenberg ist eine Kleinstadt im Kreis Warendorf. Sie wurde 1969 im Zuge der kommunalen Neugliederung aus Sassenberg, Füchtdorf und Teilen der Gemeinden Dackmar und Gröblingen gebildet. Im 17. Jahrhundert war Sassenberg zeitweilig Residenzstadt der Fürstbischöfe von Münster. Von der Fürstbischöfliche Burg hat sich aber leider kaum etwas erhalten. Dafür ist die Doppelschlossanlage Harkotten im Ortsteil Füchtdorf umso mehr einen Besuch wert. In unmittelbarer Nähe steht ein barocker Schlossbau neben einem klassizistischem. Haus Schücking in Stadtkern von Sassenberg geht auf einen Entwurf von Johann Conrad Schlaun zurück. Der Ortsteil Füchtdorf gilt als Spargelmetropole und ist das einzige offizielle Spargeldorf Nordrhein-Westfalens.

Sehenswertes:

Bereits im 13. Jahrhundert bewohnte ein Ritter aus der Familie von Korff eine Burg in Füchtorf. Bis heute blieb das Schloss Harkotten-Korff im Besitz der Familie und wird von ihr auch bewohnt. Mit dem benachbarten Schloss Harkotten-Ketteler bildet es eine Doppelschlossanlage. Das Schloss Harkotten-Korff ist ein schlichtes, symmetrisches und gradliniges Gebäude. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in den klassizistischen Stil mit Mittelrisaliten und flachem Walmdach erbaut. Der Mittelrisalit wird oben abgeschlossen von einem Dreiecksgiebel, in dem sich das Wappen des Erbauers befindet. Vorgelagert befinden sich vier Säulen, die einen Balkon stützen. Der Schlossplatz vor dem Portal wurde als kleine Gartenanlage mit einem zentralen Rondell gestaltet, in dessen Mitte ein runden Teich angelegt wurde.

 

Geschichtlicher Ablauf

1254

Erstmalige Erwähnung eines Ritters Heinrich von Korff, der in Füchtorf eine Burg bewohnte.

1297–1309

Bau einer Burg an der Bever durch Heinrich II. von Korff

1311

Errichtung der Schlosskapelle.

1334

Teilung des Besitzes unter den Söhnen Heinrich III. und Everard, da der Vater als Mönch ins Kloster Marienfeld ging. So entstanden zwei Burgen in direkter Nachbarschaft.

1540

Bau eines ersten Wasserschlosses.

1615

Einheirat eines Herren von Ketteler in die Korff’sche Familie. So kam es zu der Umbenennung der Anwesen in Harkotten-Korff (westlicher Teil) und Harkotten-Ketteler (östlicher Teil). Das Burgtor, das Gerichtshaus, die Schlosskapelle sowie einige Gebäude auf der Mühleninsel blieben bis heute im gemeinsamen Besitz.

1747

Neubau von Gebäuden auf der Vorburg

1804–06

Nach dem Abriß des alten Burggebäudes folgte ein Neubau im klassizistischen Stil nach dem Vorbild von Schloss Wörlitz bei Dessau durch Adolf von Vagedes. Er schuf auch die Pläne für die neue Vorburg. Die Gräfte vor dem Schloss wurden zugeschüttet.

1831

Neugestaltung des Schlossplatzes mit Rondell und rundem Teich sowie einem neuen Wirtschaftsgebäude.

Das Schloss Harkotten-Korff dient bis heute als private Wohnstätte der Familie Korff.

Erhaben und mächtig blickt der weiss verputzte barocke Backsteinbau über die Gräfte und die Felder. Das ältere der beiden Schlösser der Doppelschlossanlage Harkotten wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Kurzzeitig wurde die Bauzeit unterbrochen während des Siebenjährigen Krieges. Auffällig ist die doppelläufige Freitreppe vor dem Portal. In dem erst im 19. Jahrhundert entstandenen Barockgarten befinden sich mehrere zeitgenössische Skulpturen, die von dem heutigen Schlossherren gesammelt werden. Heute wird die Anlage als Sitz einer Designerargentur genutzt. In den Achziger Jahren befand sich hier die Firma des Designers Luigi Colani.

  

Geschichtlicher Ablauf

1254

Erstmalige Erwähnung eines Ritters Heinrich von Korff, der in Füchtorf eine Burg bewohnte.

1297-1309

Bau einer Burg an der Bever durch Heinrich II. von Korff

1311

Errichtung der Schlosskapelle

1334

Teilung des Besitzes unter den Söhnen Heinrich III. und Eberhard, da der Vater als Mönch ins Kloster Marienfeld ging. So entstanden zwei Burgen in direkter Nachbarschaft. Heinrich, dem die östliche Burg zugeteilt wurde, nannte sich fortan ‚von Korff-Smising’

1615

Die männliche Erbfolge der Familie Korff-Schmising erlosch. Einheirat des Goswin von Ketteler in die Korff’sche Familie. So kam es zu der Umbenennung der Anwesen in Harkotten-Korff (westliche Burg) und Harkotten-Ketteler (östliche Burg). Das Burgtor, das Gerichtshaus, die Schlosskapelle sowie einige Gebäude auf der Mühleninsel blieben bis heute im gemeinsamen Besitz.

1754-67

Neubau von Schloss Harkotten-Ketteler im Stil eines repräsentativen Barockschlosses durch Johann Leonhard Mauritz Gröninger.

1769

Bau der doppelläufigen Freitreppe an der Hauptfront.

Nach 1800

Bau der doppelläufigen Freitreppe an der Hauptfront.Anlegung der Gartenanlage nach barocken Vorbildern.

Mitten in der Stadt Sassenberg befindet sich an der Von-Galen-Straße das Haus Schücking. Das einstöckige Herrenhaus wurde 1754 durch den bekannten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil erbaut. Das einstöckige Herrenhaus aus rotem Backstein erhielt Ende des 19. Jahrhunderts einen südlichen Anbau mit auffälligem Pyramidendach, der die ursprüngliche symmetrisch-barocke Strenge auflöst. Kurz zuvor war das Portal kunstvoll verändert worden. Der Eingangsbereich erhielt einen Mittelrisaliten und eine Freitreppe. Über dem Portal prangt das Familienwappen. Das Anwesen wird noch immer von der Familie Schücking bewohnt.

 

Geschichtlicher Ablauf

1754

Erbaut für den fürstbischöflichen Kanzler Engelbert Schücking durch Johann Conrad Schlaun

1790

Bau der Nebengebäude

1814

Geburt des Literaten Levin Schücking auf dem Anwesen.

19. Jhd.

In der Mitte des Jahrhunderts wird der Eingangsbereich kunstvoll verändert.

1882

Bau des Südflügels.


Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde in den Jahren 1670 bis 1678 als einfache Hallenkirche mit gotischen Formen unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen erbaut. Das Gotteshaus besaß zunächst nur einen Dachreiter und keinen Turm. Erst 1914 wurde dieser mit reich verzierter Haube fertig gestellt. Die Kirche wurde mehrfach erweitert, der letzte größere Umbau wurde im Jahre 1976 abgeschlossen. Sehenswert sind die beiden Barockaltäre.

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Füchtorf entstand 1846 im neugotischen Stil. Der Turm wurde erst 1902 fertig gestellt. Die dreischiffige Hallenkirche hatte einen romanischen Vorgängerbau, dieser wurde erstmals 1251 urkundlich erwähnt. Auf dem Kirchplatz fällt ein massiges Rundbogentor auf, das vermutlich der alten Kirchplatzbefestigung gedient hat.

Die Fürstliche Mühle wurde 1578 auf einer Insel als einstöckiger Bau aus Bruchstein errichtet. Sie gehörte zur früheren Landesburg der Fürstbischöfe von Münster. Von der Burg sind nur noch ein paar Steine erhalten. In den Jahren 1865 sowie 1948 wurde die Wassermühle jeweils um ein Geschoss erhöht, die Insel als solche existiert heute nicht mehr. Das Gebäude dient heute als städtische Begegnungsstätte.



Radrouten die durch Sassenberg führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs
EmsRadweg
Radroute Historische Stadtkerne




Warendorf

D
ie Pferde- und Reiterstadt Warendorf, idyllisch an der Ems gelegen, wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 Kreisstadt. Die historische Altstadt ist noch bemerkenswert gut erhalten, der Marktplatz mit seinen jahrhunderte alten Häusern und deren imposanten Giebeln aus verschiedenen Epochen ist ein wahres Schmuckkästchen. Der Ursprung der Siedlung liegt wahrscheinlich bereits im 6. Jahrhundert, gegen Ende des 12. Jahrhundert wurde Warendorf schließlich Stadt. Bedeutend ist das Nordrhein-Westfälische Landesgestüt mit seiner erfolgreichen Deckhengstzucht und der nicht minder erfolgreichen Deutschen Reitschule, die mehrere Olympiasieger hervorgebracht hat. Warendorf besitzt mit St. Lambertus (Alte Kirche), St. Marien (Neue Kirche) und der neugotischen evangelischen Christuskirche im mehrere interessante Kirchen und zwei ehemalige Klöster. Das Dezentrale Stadtmuseum vermittelt an fünf verschiedenen Standorten innerhalb des historischen Stadtzentrums Wissenswertes zur Stadtgeschichte.

Sehenswertes:

In unmittelbarer Nähe zur Stiftskirche Freckenhorst befindet sich das Schloss Freckenhorst. Das Schloss ist ein zweistöckiger Barockbau mit neun Achsen und einem hervortretenden Mittelrisaliten. Das Portal ist über eine geschwungene Doppeltreppe zu erreichen. Schloss Freckenhorst wurde im Jahre 1740 durch den Paderborner Hofarchitekten Franz Christoph von Nagel für die damalige Äbtissin Clara Franziska von Westerholt-Lembeck erbaut. Der Schlossbau besitzt einen direkten Zugang zum Altarraum der Stiftskirche. Schloss Freckenhorst befindet sich im Besitz der Grafen von Mehrveldt und kann daher nur von außen besichtigt werden.

Das international bekannte und renommierte Nordrhein-Westfälische Landesgestüt Warendorf ist das Zentrum für Reitsport und Pferdezucht. Gegründet wurde es bereits 1826 von König Friedrich Wilhelm III. und war zunächst in Besitz des Landes Preußen. Ziel seit seiner Gründung ist die Zucht von qualitativ hochwertigen Hengsten, um diese für das Decken zur Verfügung zu stellen. In den Ställen stehen Warm- und Kaltbluthengste sowie Vollblüter. In Warendorf ist man sehr stolz auf die eigene Pferdezucht. Die Stallungen stehen unter Denkmalschutz. Bekannt ist das Landesgestüt aber auch für die angegliederte Deutsche Reitschule, die das Zentrum der deutschen Berufsreiterausbildung darstellte. Die Schule besitzt 50 Hengste und Wallache und hat schon mehrere Olympiasieger hervorgebracht. In der Zeit von Ende September bis Anfang Oktober werden alljährlich die viel besuchten Hengstparaden abgehalten und im August findet jeweils ein Familientag mit der ‚Symphony der Hengste’ und einem Open Air Concert statt.

Gleich neben der Marienkirche befindet sich der Marktplatz. Um ihn herum gruppieren sich Gebäude aus verschiedenen Jahrhunderten, erbaut im Stile der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Die historische Altstadt von Warendorf verbreitet eine sehr gemütliche Atmosphäre.

Verteilt auf fünf verschiedene Standorte in der historischen Altstadt von Warendorf befindet sich das Dezentrale Stadtmuseum. Die fünf Gebäude vermitteln ein Überblick über die Stadtgeschichte und über Leben und Arbeit der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten. Das alte Rathaus wurde nach dem Stadtbrand im Jahre 1404 mit gotischen Stilelementen errichtet. Der historische Ratsaal dient heute noch als Trauzimmer und als Räumlichkeit für Ausstellungen. Das Gadem am Zuckertimpen ist ein kleines Mietsgebäude aus dem 17. Jahrhundert, welches arme Menschen ohne Bürgerrechte aufnahm.

Haus Bispinck ist ein Fabrikantenhaus aus dem Jahre 1903. Die im Stil des Historismus errichtete zweistöckige Villa an der Klosterstraße nimmt verschiedene Stilelemente vergangener Epochen auf. In dem 1812 bis 1815 erbauten Bürgerhaus mit seiner klassizistischen Formgebung findet sich die typische Wohnausstattung des vorletzten Jahrhunderts. Bemerkenswert sind der Saal mit den handgedruckten Bildtapeten sowie das Biedermeierzimmer mit seinen Stilmöbeln. Das Torschreiberhaus am Osttor war das Wohn- und Diensthaus des Torschreibers, der den Verkehr auf der vorbeikommenden Handelsstrasse kontrollieren und Wegezölle eintreiben musste.

Die Pfarrkirche St. Laurentius wurde Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet, nachdem bei einem großen Brandt in der Stadt 1404 die romanische Vorgängerkirche zerstört worden war. Wahrscheinlich hatte bereits die romanische Steinkirche einen hölzernen Vorgängerbau gehabt.

Die heutige dreischiffige gotische Hallenkirche ist das älteste Gotteshaus in Warendorf. Die Türme allerdings wurden erst 1914 fertig gestellt. Bei der Inneneinrichtung ist das Altarbild bemerkenswert. Es entstand bereits 1430. Die St. Laurentiuskirche ist seit dem 18. Jahrhundert auch Ziel von Wallfahrern, die die hier befindliche Marienplastik verehren. Um Maria Himmelfahrt findet alljährlich eine große Prozession statt.

In der historischen Altstadt von Warendorf befindet sich das Franziskanerkloster. Im Jahre 1652 wurde durch den Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen der Grundstein für die Kirche gelegt, 1673 wurden die Klostergebäude fertig gestellt. Sehenswert ist die Pforte von 1683. Erst im Jahre 2008 haben die Mönche das Kloster in Warendorf verlassen.

Die St. Marienkirche bekam den Beinamen ‚Neue Kirche’, da sie als Tochterpfarrei der St. Laurentiuskirche gegründet worden war, die die stetig wachsende Gemeindegliederzahl nicht mehr aufnehmen konnte. Die heutige Kirche wurde 1911/12 neu errichtet und ersetzte einen Vorgängerbau, der nach einem verheerenden Stadtbrand 1741 errichtet worden war. Der auffällige Turm entstammt als einziges Relikt noch dem Kirchenbau aus dem 18. Jahrhunderts. Zuvor hatte es bereits einen weiteren Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert gegeben, der durch das Feuer zerstört worden war.

Weithin sichtbar ist die Stiftkirche im Warendorfer Ortsteil Freckenhorst. Mit ihren fünf Türmen und seiner wertvollen Innenausstattung gehört es zu den wichtigsten Baudenkmälern im weiteren Umkreis. Vom ehemaligen Kloster St. Bonifatius ist nur noch ein Teil des Kreuzganges aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Es war zuletzt ein freiweltliches Damenstift. Gegründet wurde es im 12. Jahrhundert durch den Edelherrn Everward, dessen Gattin Gera – so wird es zumindest vermutet – in der Krypta der Stiftskirche begraben liegt. Die Grabplatte besitzt die älteste bekannte Inschrift in niederdeutscher Sprache. Die Stiftskirche wurde im Jahr 1129 geweiht. Ihr Taufstein aus dem gleichen Jahre gilt als Meisterwerk der romanischen Bildhauerkunst. Beachtenswert ist auch das Glockenwerk mit seinem mehrtönigen Geläut.

Als letztes Relikt der im 13. Jahrhundert erbauten Stadtbefestigung blieb der Bentheimer Turm erhalten. Ursprünglich wachten fünf Türme über die Sicherheit. Die Stadtrechte hatte Warendorf wohl Ende des 12. Jahrhunderts bekommen. Genau weiß man das allerdings nicht, da die Urkunde über die Verleihung der Stadtrechte, wie auch alle anderen Dokumente, während der Herrschaft der Wiedertäufer vernichtet worden waren.



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Ennigerloh

E
nnigerloh wurde im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Herzbrock im Jahre 860 erstmals urkundlich erwähnt. Durch die kommunale Neugestaltung im Jahre 1975 und die Eingemeindung von Enniger, Ostenfelde und Westkirchen wurde Ennigerloh zunächst Großgemeinde, ein Jahr später schließlich Stadt. Reizvoll ist der eng bebaute Ortskern, der so genannte Drubbel. Er entstand in der Zeit um 1700. Als Wahrzeichen gilt die aus heimischem Kalkstein errichtete Windmühle, in der heute ein Heimatmuseum und eine Begegnungsstätte eingerichtet sind. Sowohl in Ennigerloh als auch in seinen Ortsteilen ist noch sehr viel historische Bausubstanz erhalten. Sehenswert sind das Wasserschloß Haus Vornholz, das von Johann Conrad Schlaun entworfene Herrenhaus Haus Dieck und die Rückkämper Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Haus Enniger im gleichnamigen Ortsteil geht als Hofanlage vermutlich auf das 9. Jahrhundert zurück.

Sehenswertes:

Im Ennigloher Ortsteil Westkirchen liegt in einer Senke das Haus Dieck. Der wuchtige zweistöckige Barockbau mit dem Mansardendach wird dem westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun zugeschrieben. 1771 wurde das Herrenhaus nach französischem Vorbild erbaut und zählt so zu Schlauns Spätwerk. Das älteste Gebäude des Anwesens ist das Torhaus aus dem 17. Jahrhundert, die Jägerei und das Fachwerk der alten Rentei stammen aus den folgenden Jahrhunderten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1276

Bei der erstmaligen Erwähnung des Gutshofes lebte hier ein Conrad de Dieke, auf den der Name des Anwesens zurückgeht.

Mitte 15. Jhd. Durch Heirat kommt Haus Dieck in den Familienbesitz derer von Casum.

17. Jhd.

Das Torhaus entsteht. Es ist der älteste noch erhaltene Teil der Anlage.

1771

Das Schloß kommt wiederum durch Heirat an den Freiherrn Leopold von Hanxleden. Im selben Jahr wurde das Herrenhaus durch Johann Conrad Schlaun im barocken Stil neu errichtet.

1801

Erneut durch Heirat kommt Haus Dieck in Besitz der Familie von Ketteler.

1861

Verkauf an den Freiherrn Baron von Nagel. Die Familie besitzt das Herrenhaus noch heute.

Am Rande von Ostenfelde, umgeben von ausgedehnten Wiesen und Waldgebieten, liegt das Haus Vornholz. Das reizvolle Wasserschloss ist eine typische Anlage des Zwei-Insel-Typs und befindet sich noch heute im Privatbesitz. Die Hauptburg wird bewohnt, aber die lang gezogene Vorburg darf betreten werden. Vor der Vorburg ist in einem ehemaligen Stallgebäude ein Kavaleriemuseum untergebracht. Es handelt sich dabei um die private Sammlung des Schlossbesitzers Freiherr von Nagel-Doornick und kann auf Anfrage geöffnet werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd.

Urkundliche Erwähnung von Vornholz als Sitz der Ritter von Osterfelde.

1656

Vornholz fällt an die Familie von Nagel.

1666

Bei einem verheerenden Großfeuer wird die gesamte Burg zerstört. Neubau als Schloss, Bauherr war Dieter Hermann von Nagel.

Inmitten eines hügligen Waldgebietes befinden sich die Überreste der Nienburg. Ein kleiner Weg führt hier nahe der mit Efeu überwucherten Ruine aus Bruchstein vorbei und einem unwissenden Wanderer wird die ehemalige mittelalterliche Turmhügelburg möglicherweise gar nicht auffallen. Provisorische Holzbohlen führen über eine sumpfige Senke, wo sich einmal die Gräfte befunden haben muss. Die Ruine besteht nur noch aus wenigen ungefähr zwei Meter hohen Mauerresten, einige Fenster und eine Treppe sind noch zu erahnen. Sie gehören zum ehemaligen rechteckigen Bergfried. Seit 2009 ist die Ruine als Bodendenkmal eingetragen.

  

Geschichtlicher Ablauf

14. Jhd.

Bau der Turmhügelburg als münstersches Lehnsgut. Vorher hatte es bereits eine weitere Burg gegeben.

1343

Die Nienburg ist im Besitz der Herren von Osterfelde.

1481

Hermann von Osterfelde verkauft den Besitz an Jasper von Oer. Dieser wird vom Bischof mit der Nienburg belehnt.

1494

Kauf der Nienburg durch Lüdeke Vinke vom Osthof.

1540

Durch Erbschaft fällt die Wasserburg an den Drosten Fröndt von Erwitte.

1675

Bischöfliche Soldaten besetzen die Nienburg und zerstören sie. Der Droste wurde bei dieser Maßnahme festgenommen.

Die Enniger Windmühle ist ein Wahrzeichen der Stadt. Sie ist vom Typ eines Wallholländers und wurde 1869 aus Sandstein erbaut. Seit dem Jahr 1936 ersetzte ein Elektromotor die Windkraft und die großen Windflügel wurden abmontiert. 1970 wurde der Mahlbetrieb endgültig eingestellt. Der Verein ‚Natur- und Heimatfreunde Westkirchen e.V.’ übernahm die alte Mühle, rüstete sie wieder mit einer Haube und Flügeln aus und nutzte das Gebäude als Vereinsheim und als Begegnungsstätte. Inzwischen beherbergt die Windmühle auch ein kleines Heimatmuseum mit bäuerlichen Einrichtungsgegenständen.

Bei der St.-Jakobus-Kirche handelt es sich um eine spätromanische Hallenkirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erweitert, weil die Kirche die steigende Gemeindegliederzahl sonst nicht mehr hätte aufnehmen können. Die Pfarrkirche wurde auf einem kleinen Hügel erbaut und ist so bereits von weitem sichtbar.

Die Alte Brennerei Schwanke war einmal eine Schnapsbrennerei. Nach der Stilllegung des Betriebes wurden die Betriebsgebäude zum Kulturzentrum umgebaut. Hier werden Ausstellungen gezeigt und auf einer kleinen Bühne finden Theater- und Kabarettaufführungen statt. Steigender Beliebtheit erfreut sich der alljährliche ‚Ennigloher Dichtungsring’, eine Poetry-Slam-Veranstaltung. Darüber hinaus befinden sich im Obergeschoß der Brennerei zwei Kinos.






Oelde

O
elde ist ein kleines Städtchen mit einer netten Innenstadt. Die im 12. Jahrhundert erstmals erwähnte Ortschaft erhielt 1804 das Stadtrecht. Im Jahr 2001 fand hier die Landesgartenschau statt. Das Gelände wird heute als Vier-Jahreszeiten-Park genutzt. Im Ortsteil Stromberg befindet sich die Ruine einer alten Höhenburg. Auf dem Gelände des im 18. Jahrhundert abgetragenen burggräflichen Schlosses befindet sich auch die 1344 geweihte Kreuzkirche, eine im gotischen stil errichtete turmlose Wallfahrtskirche und das Malinckrodthaus, ein gut erhaltenes Burgmannshaus aus dem 15. Jahrhundert. Nordöstlich von Stromberg befindet sich das Rittergut Haus Nottbeck, in dem das Museum für Westfälische Literatur untergebracht ist.

Sehenswertes:

In einer waldreichen Umgebung liegt das Haus Geist. Vom ehemaligen prachtvollen Renaissanceschloss blieben leider nur noch einzelne Gebäude erhalten. Das Anwesen war auf zwei Inseln mit Haupt- und Vorburg errichtet worden. Von der ursprünglichen Bausubstanz des Schlosses aus dem 16. Jahrhunderts bestehen nur noch ein Torbogen sowie die Fundamente aus Bruchstein. Das Herrenhaus ist ein schlichter roter Backsteinbau mit Fensterrahmung aus hellem Sandstein. Der wuchtige Bau ragt direkt aus an der teichartig verbreiterten Gräfte. Auf der Vorburg fällt ein reich mit Sandsteinornamenten verziertes zweistöckiges Wirtschaftsgebäude auf, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Zu bestimmten Zeiten ist eine Teilbesichtigung möglich.

  

Geschichtlicher Ablauf

1560 -68

Bau der Wasserburg von Haus Geist durch Laurenz von Brachum für Franz von Loe.

1593

Durch Heirat kommt das Anwesen an die Edelherren von Büren.

1640

Haus Geist wird an den Jesuitenorden vererbt. Dieser richtet in der Burg ein Koster ein.

1750-55

Neubau des Nordflügels durch den Jesuiten Franz Pfisterer nach Plänen von Franz Christoph Nagel.

1773

Auflösung des Klosters durch Papst Clemens XIV. Der Fürstbischof von Münster nimmt Haus Geist in Besitz und richtet auf dem Anwesen einen landwirtschaftlichen Betrieb ein.

1803

Das Fürstbistum Münster wird aufgelöst und Haus Geist fällt an den Staat.

1806-09

Abbruch des vierflügeligen Schlossbaus.

1884

Nach einer umfangreichen Renovierung wird Haus Geist privat verpachtet.

Haus Nottbeck ist ein alter Landsitz aus dem 14. Jahrhundert. Es befindet sich nordöstlich vom Oelder Ortsteil Stromberg inmitten einer dazugehörigen idyllischen Parklandschaft. Durch ein Fachwerktorhaus gelangt man auf den jederzeit geöffneten Innenhof. Auf der linken Seite befinden sich die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, geradeaus befindet sich das zweistöckige klassizistische Herrenhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert, welches das 2001 eröffnete Museum für Westfälische Literatur beherbergt. Im Erdgeschoß wird die westfälische Literatur bis 1900 vorgestellt. Das Obergeschoß präsentiert regionale Schriftsteller der Gegenwart und der Keller gibt der Kinder- und Jugendliteratur einen Platz. Ziel für die Betreiber ist es, im Haus Nottbeck ein lebendiges Museum zu präsentieren. So finden in den Räumlichkeiten des Kulturgutes auch Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt. In den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden befindet sich heute eine Musik- und Theaterwerkstatt, an den Wochenenden hat auch das Kulturcafé geöffnet.

  

Geschichtlicher Ablauf

14.Jhd.

Ursprung des Rittergutes Haus Nottbeck.

1805

Neubau des Herrenhauses und der Nebengebäude im klassizistischem Stil.

1987

Die letzte Besitzerin, Luise Eissen, vererbte Haus Nottbeck dem Kreis Warendorf mit der Auflage, das Anwesen zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

2001

Eröffnung des Museums für Westfälische Literatur.

Am Rande der Beckumer Berger erhob sich einst die mächtige Burg Stromberg über die Weite der Stromberger Schweiz. Sie war eine der wenigen Höhenburgen im Münsterland. Leider ist von der ehemaligen trutzigen Wehranlage nicht mehr viel erhalten, denn Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Burg, die sich auf einem 154 Meter hohen Kalkberg befand, zum größten Teil abgetragen. Einige Mauerreste mit einem Tordurchgang erinnern noch an die alte Festung. Daneben sind das Malinckrodthaus und der Paulusturm aus dem 15. Jahrhundert noch sehr gut erhalten. Durch den Turm schreitet der Besucher, um auf den Burgplatz zu kommen. Ihn ziert ein Wappenstein von 1564. Das wichtigste Bauwerk der Anlage ist jedoch die 1344 geweihte Kreuzkirche. Die im gotischen stil errichtete turmlose Wallfahrtskirche birgt das so genannte ‚Wunderbringende Kreuz’, welches inzwischen seit mehr als 800 Jahren verehrt wird. Es ist romanischen Ursprungs und zählt zu den ältesten Christusdarstellungen Westfalens. Jährlich werden rund 40.000 Pilger gezählt, die nach Stromberg kommen. Vor der steilen Treppe der Kirche befindet sich eine Freilichtbühne, auf der in den Sommermonaten Theateraufführungen für Kinder gegeben werden.

  

Geschichtlicher Ablauf

966

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Burggrafen von Stromberg.

1177

Stromberg wird zur Landesburg der Bischöfe von Münster. Sie wurde dem Burgrafen Othalrich von Stromberg und seiner Frau Gisla als Lehen gegeben.

13. Jhd.

Nach dem Aussterben der Burggrafen von Stromberg fiel die Festung an die Herren von Rudenberg, die sich ihrerseits auch überwiegend Burggrafen von Stromberg nannten.

1344

Bau der heute noch erhaltenen Wallfahrtskirche im Stil der Gotik. In ihr befindet sich das romanische ‚Wunderbringende Kreuz’ aus dem 12. Jahrhundert.

1425

Nach dem Aussterben der männlichen Erbfolgelinie der burggräflichen Familie fiel Burg Stromberg dem Stift Münster zu. Bischof Heinrich ließ die Anlage wehrhafter ausbauen.

1450

Eroberung durch Graf Johann von Hoja

1456

Bau des Malinckrodthauses, des ältesten noch erhaltenen Burgmannshauses in Westfalen.

1460

Erste Schleifung der Anlage durch Bischof Johann II. von Bayern.

1780

Die Burgmauern des bis zum Dache noch stehenden burggräflichen Schlosses werden bis auf wenige Reste abgebrochen. Neben der Mauerruine blieben nur noch die Kirche, der Paulusturm sowie das Malingrodthaus erhalten.

1960

Hinter der Kirche wurde ein durch Heinrich Lückenkötter gestalteter Kreuzweg errichtet.

Auf dem Burghof der im 18. Jahrhundert abgetragenen Burgruine Stromberg befindet sich etwas abgelegen am westlichen Rande des Burgplatzes das Malinckrodthaus. Das Burgmannshaus aus dem Jahre 1456 ist das älteste Bauwerk seiner Art in Westfalen und noch weitgehend im Ursprung erhalten. Die Burgmänner von Stromberg waren seinerzeit mitverantwortlich für die Landesverteidigung.

Im Jahr 2001 fand in Oelde die viel beachtete Landesgartenschau statt. Der Vier-Jahreszeiten-Park ist aus dem Gelände hervorgegangen. Man ist bemüht, den Park zu jeder Jahreszeit attraktiv zu gestalten. Neben der umfangreichen Gartenlandschaft existieren mehrere Spielplätze und mit der Waldbühne einen viel genutzte Open-Air-Veranstaltungsort. Im Wald ist ein Entdeckungspfad mit Hängebrücke und Baumhäuser eingerichtet. Im Kindermuseum KLIPP KLAPP sollen die Kleinen spielerisch alle Gegenstände selber erproben und erforschen. Eine Wasserlandschaft und eine alte Wassermühle bilden die Highlights in diesem ungewöhnlichen Museum.

Die Pfarrkirche Johannes der Täufer war ursprünglich eine im 14. Jahrhundert errichtete Hallenkirche, die aber im Jahre 1457 einem verheerenden Feuer zum Opfer fiel und dabei stark beschädigt wurde. Der Ostteil blieb bis heute erhalten, der Rest wurde wiederaufgebaut und in späterer Zeit mehrfach umgebaut. 1864 wurde das Kirchenhaus verlängert und bekam im Westen einen Turm. Bei der Ausstattung fallen besonders der spätgotische Taufstein und das Sakramenthäuschen von 1491 auf.

Die evangelische Stadtkirche wurde 1880 im neugotischen Stil erbaut. Die Saalkirche besitzt im Westen einen vierstöckigen Turm. Die Inneneinrichtung stammt weitgehend noch immer aus der Erstausstattung.

Auf dem Firmengelände der GEA Westfalia Seperator GmbH wurde das Deutsche Zentrifugenmuseum eingerichtet. Hier werden zahlreiche Maschinen ausgestellt, die mit Zentrifugaltechnik ausgerüstet sind. Zu bestaunen gibt es beispielsweise den allerersten Milchentrahmungs-Separator.

Die Brauerei Pott’s betreibt in Oelde eine Naturparkbrauerei. Man legt bei Pott’s Wert darauf, dem eigenen Bier keine haltbarmachende Zusätze hinzuzufügen. Dieses kann auch jedermann kontrollieren, denn die Brauerei ist als einzige in Europa frei zugänglich und man kann dort den Braumeistern bei ihrer Arbeit zuschauen. Zur Naturparkbrauerei gehört auch das Bier-Museum. Hier erfährt man alles über die westfälische Biertradition. Der Bierbrauer Georg Lechner hat innerhalb von 40 Jahren die mit 220.000 Exemplaren größte Kollektion westdeutscher Bier-Etiketten zusammengetragen. Zu den weiteren Exponaten gehören mehr als 1300 historische Bierkrüge und über 300 Bierflaschen.



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Wadersloh

I
m Südosten der Beckumer Berge liegt das ländlich geprägte Wadersloh. Die heutige Gemeinde entstand 1975 durch den Zusammenschluss der Dörfer Wadersloh, Liesborn und Diestedde. Die Gründung der Abtei in Liesborn geht bereits auf die Zeit um 800 zurück. Das ehemalige Benediktinerkloster beherbergt heute ein umfangreiches Museum mit einer großen Gemäldesammlung und Europas größter Kreuz- und Kruzifixsammlung, darunter auch künstlerische Arbeiten von Dalí, Chagall und Beuys. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Wasserschloß Crassenstein im Ortsteil Diestedde. Der privat bewohnte Renaissancebau stammt in seiner jetzigen Form noch aus dem 16. Jahrhundert.

Sehenswertes:

Das ehemals rot und heute dottergelb getünchte Schloss Crassenstein befindet sich im Dorf Diestedde, einem Ortsteil der Gemeinde Wadersloh. Die zweistöckige Dreiflügelanlage mit dem Mansardendach gehört zu den typischen Anlagen des Zwei-Insel-Typs. Eine kleine Allee führt als Achse die Front des Herrenhauses zu. Auf dem Weg zum Hauptportal überquert man zwei Brücken. Jenseits der ersten Brücke befinden sich auf der Vorburg symmetrisch zu beiden Seiten die Wirtschaftsgebäude, jenseits der zweiten erhebt sich das imposante Hauptschloss, flankiert von zwei Pavillons. Das klassizistische Gebäude wurde im 16. Jahrhundert zunächst im Renaissancestil errichtet und erst im 19. Jahrhundert dem damaligen vorherrschenden Architekturgeschmack angepasst. Später kamen im Zuge des Historismus neobarocke Stilelemente hinzu. Spatzierwege führen um das stolze Anwesen herum und bieten so von außen gute Besichtigungsmöglichkeiten.

  

Geschichtlicher Ablauf

1177

Erstmalige urkundliche Erwähnung von Crassenstein. Unklar sind bis heute aber der genaue Ort sowie Bauform und Aussehen des Anwesens.

1372

Die Bischöfe von Münster und Osnabrück ziehen gegen den auf Crassenstein lebende Burggrafen Johann II. von Stromberg und erobern die Burg.

1378

Johann II. von Stromberg wird begnadigt und erhält Crassenstein zurück. Das Anwesen ist Lehensburg des Grafens von Rietberg.

1411

Verpfändung der Burg mit der Freigrafschaft an Lubbert I. von Wendt.

1419

Endgültiger Verkauf an die Familie derer von Wendt

1570

Das Schloss wird im Renaissancestil neu errichtet durch den Baumeister Laurenz von Brachum. Es entstand ein Haupttrakt mit zwei kleinen Seitenflügeln.

1840

Umbau und Ausrichtung des Schlosses im klassizistischen Stil durch Konrad Niemann.

1855

Die Familie von Ansembourg erwirbt das Wasserschloss und behält es bis zum heutigen Tage.

1922

Bei weiteren Umbauarbeiten werden der Schlossanlage neobarocke Elemente hinzugefügt. Dabei entstand wurde dem Gebäude auch das Mansardendach aufgesetzt.

Das Kloster Lisborn wurde ursprünglich um 815 als Benediktinerinnenkloster gegründet. Im Jahre 1131 verließen die Nonnen den Stift und die Anlage wurde zum Benediktinerkloster umgewandelt. 1270 und 1353 wurden die Klostergebäude durch verheerende Feuer jeweils fast vollständig zerstört und danach wieder neu aufgebaut. Die Abteikirche wurde im 15. Jahrhundert in Form einer gotischen Hallenkirche errichtet. Der vierstöckige romanische Turm mit der patinabesetzten Kupferhaube stammt wohl noch aus der Zeit um 1100. Im 18. Jahrhundert wurden die Klostergebäude noch einmal neu errichtet, doch im Zuge der Säkularisierung hob man das Kloster 1803 auf. Im Jahre 1966 richtete der Kreis Warendorf in den Klosterräumen ein Museum für Kunst und Kulturgeschichte ein. Auf 3000 m² tritt traditionelle Kunst mit moderner Kunst in einen verbindenden Dialog. Die Sammlung umfasst Kunst des Mittelalters, der Renaissance und des Barock genauso wie Gemälde, Graphiken und Plastiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, antike Möbel sowie eine Textilsammlung mit Tüchern aus dem 19. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die Sammlung von Kreuzen, Kruzifixen und Kreuzigungsdarstellungen. Sie umfasst ungefähr 500 Exemplare und gilt als die größte ihrer Art in Europa. Die ältesten Exponate entstammen der Romanik, aber es werden auch moderne Objekte gezeigt, darunter Arbeiten von berühmten Künstlern, wie Salvador Dalí, Marc Chagall und Joseph Beuys. Ein Bereich des Museums widmet sich dem bekannten Heimatdichter Augustin Wibbelt (1862 – 1947). Dieser erlangte im Münsterland Beliebtheit durch seine Gedichte in niederdeutscher Sprache. Das Museum zeigt Möbel und Einrichtungsgegenstände des dichtenden Pastors.

Die Margarethenkirche im Zentrum von Wadersloh ist durch ihren 84 m hohen Turm das überragende Bauwerk des Ortes. Sie wurde zwischen 1890 und 1894 durch den Baumeister Rincklake im neugotischen Stil errichtet. Bei der Innenausstattung ist der Taufstein aus dem 15. Jahrhundert besonders sehenswert.



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Lippetal

D
ie Gemeinde Lippetal existiert erst seit der kommunalen Neugliederung 1969. Da wurden elf zuvor selbstständige Dörfer zwischen Hamm und Lippstadt zu einer Gemeinde zusammengefasst. Als die älteste Siedlung gilt Herzfeld. Schon 786 wurde der Wallfahrtsort erstmals urkundlich erwähnt, um 800 wurde hier die erste Steinkirche östlich des Rheins erbaut. Die heutige St.-Ida-Kirche wurde zwar erst 1903 fertig gestellt, aber die neugotische Basilika erhielt den Beinamen ‚Weißer Dom an der Lippe’ und wird jährlich von ungefahr 40.000 Pilgern aufgesucht. Unbedingt sehenswert sind auch das Schloss Hovestadt, ein Wasserschloss aus dem 18. Jahrhundert mit französischem Park sowie Schloss Assen, einem Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert und die St.-Stephanus-Kirche in Oestringhausen mit ihrem kennzeichnenden Zwiebelturm. Im Ortsteil Lippborg gibt es noch einen Bahnhof, an dem allerdings kein regelmäßiger Personenverkehr mehr stattfindet. Aber hier hält noch die Museumsbahn Hamm mit ihrer alten Dampflokomotive.

Sehenswertes:

Das reizvolle Schloss Hovestadt blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Direkt an einer Furt der Lippe gelegen, wurde es im Mittelalter wegen seiner strategisch wichtigen Lage mehrfach in bewaffnete Konflikte verwickelt, zerstört und jeweils wieder aufgebaut. So wurde der alte Rittersitz im Laufe der Zeit immer weiter zur wehrhaften Wasserburg ausgebaut, ehe es im 16. Jahrhundert aus repräsentativen Gründen zum Schloss im Stile der Lipperenaissance umgebaut wurde. Die Vorburg der Zwei-Insel-Anlage wurde schließlich im 18. Jahrhundert vom berühmten westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun im barocken Stil umgestaltet. Das Wasserschloss war ursprünglich als geschlossene Vierflügelanlage konzipiert worden, aber nur Nord- und Ostflügel sowie der mächtige dreistöckige Pavillonturm wurden verwirklicht. Die Fassade des Hauptschlosses besitzt an der Wasserseite eine umfangreiche Verzierung aus Rauten, Kreisen, Bändern und anderen aus Ziegeln und Sandstein geformten Mustern. Kleine Löwenköpfe schauen aus dem dekorierten Mauerwerk. Der französische Garten entstand Mitte des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Clemens August von Vagedes und ist dem Besucher frei zugänglich. Bemerkenswert ist ein kleines Heckentheater, welches direkt an die Innengräfte anschließt.

  

Geschichtlicher Ablauf

1292

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Rittersitz des Dietrich von Hovestadt.

1303, 1346

Wegen der strategischen Lage in der Lippeniederung an einer Furt an der Grenze zu Kur-Köln wurde Burg Hovestadt mehrfach zerstört, jeweils aber wieder aufgebaut.

1483

Godert Ketteler übernimmt die Wasserburg und das Amt Hovestadt zunächst als Pfand. Die Burg blieb aber im Familienbesitz.

1563-72

Neubau als Renaissanceschloss durch Laurenz von Brachum. Bauherr war Goswin von Ketteler. Vom ursprünglich geplanten Vier-Flügel-Bau wurden aber nur zwei Flügel sowie ein Pavillonturm, verwirklicht.

1649

Nachdem die Linie derer von Ketteler augestorben war, übernahmen die Freiherren von Haiden zu Schönrade und Boke das Schloss Hovestadt.

1710

Der Freiherr und spätere Graf Friedrich Bernhard Wilhelm von Plettenberg-Lenhausen erwirbt die Anlage.

1733

Johann Conrad Schlaun gestaltet auf der Vorburg Torhäuser und Wirtschaftsgebäude im barocken Stil.

1735

Um- und Ausbau der Schlossanlage zu der heute noch erhaltenen Form.

18. Jhd.

Der Barockgarten wird nach französischem Vorbild angelegt. Die Pläne stammen zum Teil von Clemens August von Vagedes.

Im Ortsteil Lippborg liegt etwas abseits gelegen das Wasserschloss Assen. Die Anlage wurde im Mittelalter zwar zunächst als typische Wasserburg des Zwei-Insel-Typs konzipiert, änderte seine Charakteristik im 15. Jahrhundert zu einer Doppelschlossanlage mit zwei Herrenhäusern, Alt- und Neu-Asseln. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden beide Häuser durch Heirat wiedervereinigt.

Der älteste Teil des Schlosses ist der wuchtige Rundturm auf der Vorburg, dessen Unterbau wohl noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Das Herrenhaus Neu-Asseln stammt von dem bekannten Renaissance-Baumeister Laurenz von Brachum, der das Gebäude im Stil der Lipperenaissance direkt an den Rundturm angliederte.

Das Schloss, das seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als katholisches Knaben-Internat dient, wird von hohen Bäumen umgeben und ist daher nur schlecht aus der Ferne einsehbar.

  

Geschichtlicher Ablauf

1023

Erstmalige urkundliche Erwähnung, als Kaiser Heinrich II. den Amtshof Honsel dem Kloster Abdinghof in Paderborn schenkte. Zu diesem Amtshof gehörte auch die ‚borch tor Assen’.

1350

Urkundliche Erwähnung der Burg, dessen Besitzer zu dieser Zeit Wennemar von Oldendorpe war.

1384

Verkauf der Burg als Lehen an Röttger von Ketteler. In den folgenden Jahren wurde das Gut Assen umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch das älteste noch vorhandene Teil des Schlosses, der Unterbau des Rundturmes.

1455

Die Wasserburg wird aufgeteilt zwischen den Nachfahren Röttger von Kettelers. Es entstanden Alt-Assen und auf der Vorburg Neu-Assen. In der Folgezeit wird Alt-Assen weitgehend um- und ausgebaut.

1564

Neubau von Neu-Asseln. Bauherr war Goswin von Ketteler, Baumeister der bekannte Architekt Laurenz von Brachum. An den mächtigen Rundturm wird ein Schloss im Stil der Lipperenaissance angefügt.

1590

Durch Heirat werden beide Häuser wiedervereinigt.

1653

Verkauf des Renaissanceschlosses an Heinrich von Galen.

1855-58

Bau der Schlosskapelle im neugotischen Stil durch Wilhelm Buchholtz. Die Pläne hierzu lieferte Hilger Hertel, der sich zuvor durch Arbeiten am Kölner Dom einen Namen gemacht hatte.

1910

Erneuerung des Rundturmes.

1997

Christoph Bernhard Graf von Galen schenkt Haus Assen der Ordensgemeinschaft Diener Jesu und Mariens (SJM). Diese betreibt heute das ‚Kolleg Kardinal von Galen’, ein Internat für Jungen in dem Wasserschloss.

Im Ortsteil Herzfeld steht die zwischen 1900 und 1903 erbaute neugotische St-Ida-Kirche. Die Basilika mit ihrem spitzen Turm von 88 m ist das höchste Gebäude in Lippetal und bekam den Beinamen ‚Weißer Dom an der Lippe’. Herzfeld gilt als die älteste Siedlung der Gemeinde und ist auch der älteste Wallfahrtsort in der Diösis Münster. 40.000 Pilger ziehen jährlich zum Gotteshaus, um den Schrein der hl. Ida zu besuchen und dort zu beten. Ida war 825 gestorben und in einem Vorgängerbau beigesetzt worden. Die Reliquien mit dem Schrein der Heiligen befinden sich heute in der Grabkrypta. Die Inneneinrichtung weist noch einige weitere Sehenswürdigkeiten auf: den Hochaltar, den Taufbrunnen (1520), der Passionsaltar im südlichen Seitenschiff sowie die Ida-Kapelle.

Die Basilika besaß bereits zwei Vorgängerbauten aus dem 8. und 13. Jahrhundert und wahrscheinlich hat sich hier zuvor bereits auch eine heidnische Kultstätte befunden.

 

Hinter der Szenerie: Die heilige Ida

Ida war eine fränkische Grafentochter, verwandt mit Karl dem Großen und vermählt mit Egbert, einem Sachsenherzog. Zusammen mit Herzog Egbert zog Ida durch Westfalen und bekam in einer Vision den Auftrag, am Ufer der Lippe im heutigen Herzfeld eine Kirche zu errichten. Als ihr Gemahl im Jahre 811 starb, wurde er in dieser Kirche begraben. Fortan wohnte Ida in einem über das Grab gebauten Portikus und weihte ihr ganzes Leben anderen Menschen in der Not. Am 4. September 825 wurde auch sie zum Herrn abberufen und in der Kirche beigesetzt. Sofort setzte ein Strom von Menschen ein, der am Grab der Ida betete und diese Wallfahrt hat bis heute nicht aufgehört. Am 26. November 980 wurde Ida heilig gesprochen. Ihre Gebeine ruhen in einem wertvollen Schrein in der Grabkrypta der St. Ida-Kirche.

Die St.-Stephanus-Kirche im Ortsteil Oestringhausen gehört zu den markantesten Gebäuden der Gemeinde Lippetal. Der Sandsteinbau wurde bereits um 1000 im romanischen Stil errichtet und im 13. Jahrhundert zur Kreuzanlage erweitert. Ihre charakteristische Welsche Haube, ein Markenzeichen des Barock, erhielt sie aber erst 1715. Bemerkenswert ist der barocke Hauptaltar aus dem 17. Jahrhundert.

Die weiß verputzte ‚Sändkers Windmühle’, benannt nach den letzten Müllern und Besitzern der Anlage, steht im Ortsteil Heintrop. Erbaut wurde sie 1858 durch den Müller Horstmann als Ersatz für einen Vorgängerbau an anderer Stelle. 1867 wurde die Mühle durch die Familie Sändkers übernommen, die sie bis 1976 betrieb. Zwischenzeitlich erhielt das Mahlwerk einen 20-P.S.-Elektromotor zur Unterstützung an windschwachen Tagen und das Mühlengebäude wurde durch einen dreistöckigen Anbau ergänzt.

Nach einer grundlegenden Renovierung wurde die Windmühle in den 1990er Jahren zum ‚Industriellen Kulturdenkmal’ erklärt und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. 2009 ist auch das Mahlwerk zu Demonstrationszwecken wieder instand gesetzt worden.

Der Förderverein Sändkers Mühle hat sich zum Ziel gesetzt, die Windmühle zu erhalten und auszubauen. Hier finden jetzt regelmäßig Mühlenfeste statt, man kann sich in den Räumlichkeiten trauen lassen und auch Führungen können organisiert werden.

Im Ortsteil Oestinghausen steht das Chur-Köllnische Amtshaus. Das Gebäude ist ein reizendes Fachwerkhäuschen mit verzierter Fassade aus dem 16. Jahrhundert. Das ehemalige Amtshaus gilt als der hübscheste Fachwerkbau in der Gemeinde Lippetal.



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Beckum

D
ie Stadt Beckum ist geprägt durch die Zementwirtschaft. Früher wurde hier in zwölf Gruben Zement abgebaut, doch die meisten sind inzwischen stillgelegt. Stattdessen entstanden Naherholungsgebiete wie der Freizeitpark Phoenix, der Badesee Tuttenbrock und das renaturierte ‚Biotop’ in den ehemaligen Steinbrüchen. Die ehemalige Kreisstadt liegt heute im südlichen Teil des Kreises Warendorf. Im Jahre 1224 wird Beckum erstmals als Stadt bezeichnet, im Mittelalter war die Stadt von einem wehrhaften Wall mit einer hohen Mauer umgeben. Auch das landwirtschaftlich genutzte Umland, die Feldmark, wurde durch Wallanlagen und Turmwarten geschützt. Von der Soestwarte, dem letztem Relikt dieser Landwehr und heutigem Aussichtsturm auf dem Höxberg, hat man einen weiten Blick in das südliche Umland. Hier in den Beckumer Bergen, einem sanfter Höhenzug im ansonsten recht flachen Münsterland, entspringen der Lippbach, der Kollenbach und der Siechenbach, die drei Quellflüsse der Werse. Im Stadtgebiet von Beckum vereinen sich die drei Bäche schließlich zur Werse, die 67 Kilometer später bei Münster-Gelmer in die Ems mündet. Die Innenstadt mit dem Alten Rathaus und dem Kreisständehaus besitzt noch einige historische Gebäude, doch leider ging in Folge dreier verheerender Stadtbrände in den Jahren 1655, 1657 und 1734 viel alte Bausubstanz unwiderruflich verloren. Sehenswert ist Beckums ‚schöne Tochter’, der nordöstlich gelegene Ortsteil Vellern.

Sehenswertes:

Das Alte Rathaus steht direkt am Marktplatz vom Beckum. Der zweistöckige Bau mit dem neugotischen Stufengiebel und dem fünfbögigen Arkadengang stammt im Kern noch aus dem 15. Jahrhundert. Sein äußeres Erscheinungsbild hat sich im Laufe der Zeit aber verändert. So erhielt das Gebäude erst 1879 sein zweiter Stockwerk und den markanten Giebel. Dieser wurde 1937 noch einmal stark vereinfacht. Neben dem mittleren Arkadenbogen befinden sich die Patrone von Stadt und Kirche, Sebastian und St. Stephanus. Seit 1986 beherbergt das Alte Rathaus nun das Stadtmuseum. Die Bogenhalle im Erdgeschoss zeugt noch von repräsentativen Empfängen. Daneben befinden sich hier ein Tante-Emma-Laden aus der Zeit von 1908 und das großzügige Arbeitszimmer eines Zementdirektors. Im ersten Stockwerk befindet sich der alte Sitzungssaal, der heute für Wechselausstellungen genutzt wird und im Obergeschoss wird ein Rundgang mit Exponaten aus der städtischen Vergangenheit Beckums präsentiert, darunter steinzeitliche Funde von 4000 v. Chr. und Grabbeilagen vom ‚Sachsenfürsten von Beckum’, die auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert werden. In einem Raum befindet sich das Karnevalsmuseum, welches die besondere und umfangreiche Geschichte des heimischen Karnevalltreibens dokumentiert.

Der viereckige Buddenturm ist der letzte verbliebene Wachturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Von den ehemals vier Stadttoren und der Wehrmauer blieb ansonsten nichts erhalten. Der unweit des Westenfeuermarktes gelegene Buddenturm war erstmals 1455 urkundlich erwähnt worden. Er wurde in seiner Geschichte mehrfach umgebaut und war Mitte des 20. Jahrhundert in einem recht desolaten Zustand. 1962 bis 1964 wurde er vom Heimatverein Beckum grundlegend renoviert und dient heute als kleines Heimatmuseum. Im Erdgeschoss wird die heimatkundliche Sammlung des Vereins gezeigt, das Obergeschoss beherbergt eine Waffensammlung. Das mittlere Stockwerk dient verschiedenen Anlässen, wie zum Beispiel standesamtlichen Trauungen.

Die St.-Stephanus-Kirche ist eine katholische Pfarr- und Probsteikirche im gotischen Stil. Der wuchtige Turm mit der markanten geschwungenen Haube stammt im unteren Teil bereits aus dem 12.Jahrhundert. Es hatte bereits drei Vorgängerbauten gegeben. 785 wurde die erste, im 10./11. Jahrhundert eine zweite Saalkirche errichtet. Die zweite Kirche brannte im 12. Jahrhundert nieder und wurde zum dritten Male wieder aufgebaut. Die Pfarrkirche wurde 1267 zur Stiftskirche des Kollegiatstiftes erhoben, der erst im Zuge der Säkularisierung wieder aufgehoben wurde. Seitdem war St. Stephanus wieder nur Pfarrkirche, ehe sie 1967 durch den Bischof von Münster, Joseph Höffner, zur Propsteikirche erhoben wurde. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Goldschrein der heiligen Prudentia im Inneren des Gotteshauses. Er wurde 1230 erschaffen und gilt als der bedeutendste romanische Reliquienschrein Westfalens.

Das Kloster Blumenthal war ein 1446 gegründetes Augustinerinnenkloster, bewohnt von überwiegend bürgerlichen Damen. Bei dem Stadtbrand von 1657 wurden die Klostergebäude ein Opfer der Flammen, sie wurden aber in der Folgezeit wieder aufgebaut. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster im Jahre 1814 schließlich aufgehoben.

Die Beckumer Berge sind eine sanfte Hügellandschaft im Süden von Beckum. Sie gehören zu den Höhenzügen im ansonsten flachen Münsterland. Die höchsten Erhebungen sind der westlich von Sünninghausen liegende Mackenberg mit 174 m über N.N. und der Höxberg mit 161 m über N.N., auf dem sich die Soestwarte befindet. In den Beckumer Bergen entspringen die drei Quellflüsse der Werse, Lippbach, Kollenbach und Siechenbach. Im Stadtgebiet von Beckum vereinigen sie sich zur Werse, die bei Münster-Gelmer in die Ems mündet. Nahe dem Hermannsberg befinden sich ein Germanenlager sowie einige Germanengräber. Diese Relikte aus frühmittelalterlicher Zeit sind als Kulturdenkmal geschützt.

Die Soestwarte ist ein Aussichtsturm auf dem Höxberg im Süden der Stadt Beckum. Im Mittelalter wurde nicht nur die Stadt mit einer Mauer und Wachtürmen gesichert. Es gab auch einen doppelten Sicherungswall, der die Feldmark, das landwirtschaftlich genutzte Umland der Stadt, vor unliebsamen Besuchern schützen sollte. Dieser Schutzwall wurde Landwehr genannt. Insgesamt 22 Wachtürme umgaben einst die Stadt Beckum. Von denen blieb nur der Buddenturm als Wehrturm der Stadtmauer sowie die Soestwarte vom äußeren Sicherheitswall erhalten. Von hier aus hat man bei klarem Wetter einen wunderschönen Blick in das weite südliche Umland. Nicht weit entfernt von der Soestwarte befindet sich eine alte weiß verputzte Windmühle vom Typ Holländer.

Der Freizeitpark Phoenix ist ein Naherholungsgebiet in einem ehemaligen renaturierten Steinbruch im Osten der Stadt Beckum. Ein knapp 40.000 m² großer See mit Badestrand und Wasserspielzone bildet das Zentrum des Parks. Verschiedene Spielplätze für Kinder, Sportplätze für Beach-Volleyball und Badminton, eine Skateboardanlage, ein Minigolfparcour sowie ein Klettergelände des deutschen Alpenvereins werden für die Freizeitgestaltung angeboten. Eine Kalkstein-Steilwand wurde erhalten. Die hier sichtbaren und für die Region typischen Schichtungen geben einen Einblick in die erdgeschichtliche und geologische Struktur der Gegend.

Das Kreisständehaus in Beckum ist ein imposanter und repräsentativer Bau im Stil des Historismus. Er befindet sich in einer weitläufigen Parkanlage, der Westenfeuermark, durch die auch die noch junge Werse fließt. Das Gebäude wurde 1887 fertig gestellt als Sitz der Kreisverwaltung. Der Kreis Beckum hatte von 1803 bis 1809 und dann von1816 bis 1975 bestanden. Im Zuge der kommunalen Neuordnung wurde die Stadt Beckum schließlich dem Kreis Warendorf zugeordnet. Auch ist der Begriff ‚Ständehaus’ im eigentlichen Sinne irreführend, denn ein Ständeparlament hat hier nie getagt, wohl aber der Kreistag. Der zweistöckige Verwaltungsbau mit den neugotischen Stilelementen, in welchem auch der Landrat seinen Wohnsitz hatte, besitzt zwei im rechten Winkel zueinander liegende Flügel. Ein kleiner Rundturm schmückt die Nordseite und an der Parkseite zur Werse befindet sich ein Eckturm mit einer patinabelegten Pyramidenhaube. Heute dient das schlossartige Gebäude als städtisches Sozial- und Jugendamt und wird darüber hinaus auch als Ratssaal sowie für repräsentative Empfänge genutzt.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Beckum hängt unmittelbar mit dem Abbau des Zementes in den umliegenden Steinbrüchen zusammen. Zeitweilig wurde der Rohstoff in zehn Gruben gleichzeitig abgebaut. In der denkmalsgeschützten Köttings Mühle am Werseteich wurde 2010 ein kleines Zementmuseum eröffnet, welches auf die Geschichte des Baustoffes eingeht. Mittelpunkt der Ausstellung ist ein Zementlabor für die Bestimmung der Zementqualität.

Nachdem die Zementfabriken einen wesentlichen Teil der Umgebung von Beckum ausgeschlachtet hatten, wurde nach Möglichkeiten gesucht, die entstandenen Halden möglicht sinnvoll zu nutzen. So entstand in unmittelbarerer Stadtnähe im Westen von Beckum sowie der Werse im Süden das so genannte Biotop. Durch Rekultivierung bzw. selbstständiger Renaturierung entstanden hier Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Grundwassereinbrüche ließen Wasserflächen entstehen und da es keine anderen Gewässer in der weiteren Umgebung gab, wurde das Gebiet ein Refugium für Brutvögel und durchziehende Wasservögel. Schilfflächen lockten Insekten und Amphibienarten, insbesondere Libellen an, so dass mit dem Biotop ein naturschutzwürdiges und landschaftlich besonders reizvolles Areal entstand.

Der Ortsteil Vellern wird als die ‚schöne Tochter Beckums’ bezeichnet. Er liegt im Nordosten der ‚Mutter’ und breitete sich um die katholische Pfarrkirche St. Pankratius und seinem malerischen Kirchplatz aus. St. Pankratius war Eigenkirche des Stiftes Freckenhorst, wurde im 12. Jahrhundert gegründet und später gotisch erweitert. Der idyllische ländliche Dorfkern von Vellern ist historisch gewachsen und liegt direkt am Werse Rad Weg.

Im Zentrum von Beckum, unweit des Marktplatzes, befindet sich die Museumsschmiede Galen. Diese war 1894 vom Schmiedemeister Johann Galen errichtet worden und blieb bis zum Jahre 1983 in Betrieb. 2003 wurde an dieser historischen Stätte die Museumsschmiede eröffnet. Die Schmiedekunst, die zu den ältesten Handwerken der Menschheit gehört und bei der Metalle durch ständiges Hämmern oder Pressen geformt werden, wird hier in seiner ursprünglichen Form vorgeführt. Daneben kann auch eine stattliche Auswahl an historischen Schmiedewerkzeugen bewundert werden. In der Museumsschmiede kann man auch den Bund für das Leben schmieden. In den historischen Räumlichkeiten können auch standesamtliche Trauungen abgehalten werden.

Das Brauhaus Stiefel-Jürgens ist die älteste Brauerei Westfalens. Gegründet wurde sie 1680 und bis zum heutigen Tage braut man hier in der neunten Generation sehr unterschiedliche Bierspezialitäten: das traditionelle ‚Stiefel-Bier’, das dunkle ‚Stiefel-Ur-Alt’, das Pils ‚Staphanus-Bräu’ sowie saisonbedingt das ‚Stiefel’s Hefe Weizen’ und ‚Stiefel’s Winterbräu’. Den Namen ‚Stiefel-Jürgens’ erhielt die Schänke, weil sich hier die Zunft der Schumacher zum Tagen traf. Da es aber zu dieser Zeit mehrere Gaststätten mit dem Namen Jürgens gab, hängte man ein paar Stiefel als Erkennungsmerkmal vor die Pforte, um eine Verwechslung zu vermeiden. So wurden die Stiefel dann in den Gaststättennamen übernommen. Noch immer ist das Brauhaus Stiefel-Jürgens in der Hühlstrasse eine beliebte Gausthausbrauerei, in der man bei einem Besuch natürlich unbedingt eine der selbstgebrauten Bierspezialitäten probieren sollte.



Radrouten die durch Beckum führen:

Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Ostkurs
LandesGartenSchauRoute




Ahlen

D
ie ehemalige Hansestadt Ahlen ist die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt im Kreis Warendorf. Erstmals um 850 erwähnt, erhielt sie im 13. Jahrhundert zum Schutz eine Stadtmauer mit fünf Stadttoren. Die letzten Spuren der Stadtbefestigung wurden allerdings im letzten Jahrhundert entfernt. Die Stadt an der Werse besitzt einen historisch gewachsenen Stadtkern, welcher von den beiden katholischen Pfarrkirchen St. Bartholomäus und St. Marien überragt wird. Mit der Stadt-Galerie. Dem Kunstmuseum und dem Fritz-Winter-Haus gibt es für Kunstinteressierte gleich drei Anlaufpunkte, weitere Sehenswürd igkeiten sind die verschiedenen Mühlen der Stadt, das Museum im Goldschmiedehaus und die Wasserburg Haus Vorhelm, wo ein Besuch zur Baumblüte besonders empfehlenswert ist. Die Nähe zum Ruhrgebiet wird durch die ehemalige Zeche Westfahlen spürbar. Wo früher Kohle gefördert wurde, entstehen heute in denkmalsgeschützten Anlagen neue Nutzungsräume für verschiedene Projekte und Firmen.


Sehenswertes:

Haus Vorhelm, nördlich von Ahlen im gleichnamigen Ortsteil gelegen, ist eine typische Zwei-Insel-Anlage mit Vor- und Hauptburg. Vor der der Vorburg befindet sich eine ehemalige Wassermühle, die auch privat bewohnt wird. Der Hellbach, aus dessen Wasser die Gräften von Haus Vorhelm gespeist werden, wird an dieser Stelle zwar noch gestaut, aber ein Mühlenrad existiert nicht mehr. Das ausgeprägte Gräftensystem besitzt hinter der Hauptburg noch mehrere lang gestreckte Inseln. An der Gräfte ermöglicht ein kleiner angelegter Weg einen guten Blickkontakt zum Schloss, die Anlage selber darf nicht betreten werden, da sie privat bewohnt wird. So kann man den barocken Garten auf der Vorburg mit den dafür typischen Steinskulpturen nur von außerhalb des Grabens betrachten. Besonders reizvoll wirkt Haus Vorhelm im Frühjahr, wenn die rosafarbenen Baumblüten ein prächtiges Farbenspiel liefern.



  

Geschichtlicher Ablauf

um 1600 Entstehung des Seitenflügels mit dem Dreistaffelgiebel.

17. Jhd.

Bau des Hauptflügels mit dem Herrenhauses.

1874

Neubau der Mühle
Das Haus Vorhelm ist heute im Besitz des Grafen Droste zu Vischering.

Nachdem Karl der Große die Sachsen besiegt hatte, entstand um 800 in Ahlen die St.-Bartholomäus-Kirche als eine der ersten Urpfarren in Westfalen. Zwischen 1139 und 1803 gehörte St. Bartholomäus zum Prämonstratenserkloster Cappenberg. Die heutige Kirche wurde wahrscheinlich im 15. und 16. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten im gotischen Stil errichtet. Der Westturm entstand erst später und musste zweimal, nach 1744 und von 1815 bis 1819, wieder aufgebaut werden, da er zuvor in Folge eines Blitzschlages bzw. wegen Baufälligkeit eingestürzt war. Die Inneneinrichtung zeichnet sich durch das spätgotische Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert sowie durch das Sakramentshaus aus Baumberger Sandstein (1512) aus.

Die katholische Pfarrkirche St. Marien wurde zwar bereits um 1285 gegründet, der heutige stolze Bau wurde allerdings erst als Nachfolgebau zwischen 1902 und 1904 errichtet. Bei dem neugotischen Hallenbau wurde an der Südseite ein frühgotisches Portal des Vorgängerbaus wieder verwendet. Aus dieser wurden auch der Taufstein und die Strahlenmadonna aus dem 16. Jahrhundert übernommen.

In der Stadt-Galerie finden wechselnde Ausstellungen des KunstVereins statt. Sie behandeln überwiegend zeitgenössische Themen. Der KunstVerein betreibt hier auch sein Büro.

Das durch private Initiative des 2005 verstorbenen Ahlener Unternehmers Theodor F. Leifeld entstandene Kunstmuseum befindet sich am Ort des ehemaligen Westtores in einer gründerzeitlichen Villa. Das denkmalgeschützte Kleinod wurde gründlich renoviert und restauriert und im Jahre 1993 als Museum eröffnet. Jährlich werden fünf Wechselausstellungen gezeigt, die sich Themen der Klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst widmen.

Fritz Winter gehört zu den bedeutendsten deutschen Malern der Nachkriegszeit. Er wurde 1905 in Altenbögge bei Unna geboren und wuchs in Ahlen auf. Zunächst arbeitete Fritz Winter, wie schon sein Vater auch, im Bergbau, doch 1924 wandte er sich der Malerei zu. Winter war von 1927 bis 1930 Schüler am Bauhaus in Dessau, seine Lehrer waren dort unter anderem Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Seine abstrakten, linearen Bildkompositionen trafen bei den Nationalsozialisten auf wenig Gegenliebe. Sie beschlagnahmten seine Werke und belegten ihn 1937 mit Malverbot. Nach dem Krieg war er Mitbegründer der Künstlergruppe ‚ZEN 49’ in München. Sein Haus wird zu einem Treffpunkt der aktuellen Kunstszene. Fritz Winter ließ in seinen Werken die Flächen, Linien und Farben so miteinander in den Dialog treten, dass seine Kompositionen und Gestaltungsformen beim Betrachter erstaunlich tiefe Räume erzeugen. In seinem Elternhaus wurde 1975 das ‚Fritz-Winter-Haus’ als Museum und Galerie für moderne Kunst eröffnet. Winter, der 1976 in Herrsching am Ammersee starb, hatte selbst noch diese Einrichtung ins Leben gerufen. Das Haus widmet sich seit dem der ungegenständlichen Kunst, dem Informel und der gestischen Malerei. Neben den Werken Fritz Winters werden in Wechselausstellungen auch Arbeiten anderer Künstler gezeigt, die die abstrakte Malweise in diesem Sinne verfolgten.

Das Ahlener Heimatmuseum befindet sich im Peter’schen Hof, einem typischen münsterländischen Ackerbürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert. Der Besucher erfährt nicht nur viel über den Alltag und die Arbeit der Bürger in der damaligen Zeit, er kann mittels Spinnrad auch einen eigenen Faden aus Flachs herstellen. Die Stadtentwicklung Ahlens von der Frühgeschichte bis zur modernen Mittelstadt ist ein weiterer Themenschwerpunkt des Museums, wobei insbesondere auf den Bergbau eingegangen wird, der die Stadt lange Zeit als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor geprägt hat.

Die ehemals zum Rittergut Haus Seppenhagen gehörende Verings Mühle wurde im späten 17. Jahrhundert errichtet. Die Korn- und Ölmühle nutzte das Wasser der Werse als Antrieb. Der urige Fachwerkbau wurde Anfang des 20. Jahrhunderts noch einmal vergrößert und mit einer Turbine effizienter gestaltet, aber in den 60er Jahren wurde der Betrieb der Wassermühle dann doch eingestellt, Wasserrad und Turbine sind nicht mehr vorhanden.

Von der ehemaligen Windmühle Münstermann ist nur noch der ungefähr 20 m hohe Rumpf erhalten. Die Mühle vom Typ Galerieholländer wurde 1848 errichtet. Im Jahre 1910 erhielt die Anlage einen Sauggasmotor, um auch bei schwachwindigen Wetterlagen produzieren zu können. Während die Windflügel inzwischen lange abmontiert wurden, erhielt das Gebäude mehrfach neue Anbauten und dient auch heute noch dem Mahlen von Getreide.

Im Ortsteil Vorhelm, nordöstlich der Stadt Ahlen gelegen, befindet sich noch ein Windmühlenturm vom Typ eines Holländers. Der wuchtige Stumpf wurde 1830 erbaut, brannte aber im Jahre 1907 aus. Danach erhielt die Mühle einen Sauggasmotor für die Erzeugung von Strom, die Windmühlenflügel wurden nicht mehr erneuert. Der Betrieb wurde 1935 eingestellt. Heute dient der Windmühlenturm als Sitz des Heimatvereins Vorhelm und ist nach Voranmeldung auch zu besichtigen.

Das Museum im Goldschmiedehaus geht auf eine Sammlung des Goldschmiedemeisters Werner Fischer zurück. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen betreibt seit 1984 das Museum und präsentiert hier in vier Bereichen eine Sammlung sakraler Goldschmiedekunst aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit, die Geschichte der Zeitmesstechnik von 1585 bis heute, die Ausstellung ‚Jüdisches Kultgerät – Jüdisches Leben’ mit diversen Leihgaben Jüdischer Museen sowie ‚Schätze des Buddhismus’ mit Skulpturen, Andachts- und Ritualgegenständen aus dem fernöstlichen Leben.

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Ahlen auf der Zeche Westfalen Steinkohle gefördert, in den Jahren 1918 bis 1924 entstand die angrenzende Zechensiedlung. Bis zu 5.500 Arbeiter fanden hier eine Anstellung, damit war die Zeche Westfalen der größte Arbeitgeber der Stadt. Nach fast 100 Jahren jedoch wurde der Betrieb im Jahre 2000 endgültig eingestellt. Seit 2006 wurde in den ehemaligen Zechengebäuden das Gewerbegebiet Zeche Westfalen in Betrieb genommen. Seitdem hat sich auf dem Zechengelände ein buntes Sammelsurium von Nutzungsträgern zusammengefunden. Heute befinden sich hier zwischen alten Förderbändern und Hallen Fachschulen, Softwarefirmenbüros, eine Indoor-Kletterwand und ein Auto-Tuner. Es werden Konzerte und Messen veranstaltet und so bekommt das alte Zechengelände ein ganz neues Flair, zumal es heute frei betreten bzw. befahren werden kann. Die alten Fördertürme Schacht I und Schacht II sind die Wahrzeichen des neuen Gewerbegebietes. Während einige Hallen der Zeche zurückgebaut wurden, kümmert sich der ‚Förderverein Fördertürme’ um den Erhalt der Türme als Denkmal.



Radrouten die durch Ahlen führen:

Werse Radweg
100 Schlösser Route – Ostkurs
Römer-Lippe-Route




Sendenhorst

D
ie Kleinstadt Sendenhorst liegt südöstlich von Münster und besteht aus den Ortsteilen Sendenhorst und Albersloh. Sendenhorst, erstmals 890 urkundlich erwähnt, wurde im Jahre 1315 das Stadtrecht verliehen. Leider vernichtete ein Großfeuer im Jahre 1806 große Teile der Stadt, sodass der historische Baubestand überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammt, wie beispielsweise die neugotische Pfarrkirche St. Marien (1855-1865) mit ihren drei Türmen, das Pfarrhaus (1866) und der St.-Josefs-Stift (1889). Das dörflich geprägte Albersloh besitzt dagegen mit der St.-Ludgerus-Kirche noch ein reizvolles gotisches Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert. Das Dorf, durch das die Werse fließt, diente schon vor Jahrhunderten wegen seiner Nähe zu Münster als Wohnort für den Adel.

Sehenswertes:

Die vormals Schöckinghoff genannte Hofstelle im Zentrum von Sendenhorst war ein Adelswohnsitz der Familie Schocke. Urkundlich wird der Hof bereits 1331 erstmalig erwähnt. Sechs Jahre später übernimmt der Stift Freckenhorst einen Teil des Schöckinghoffs, im Jahre 1768 wurde das Anwesen wieder von einem Bauern bewirtschaftet. Der Kaufmann Bernhard Siekmann kaufte 1921 den Hof und richtete darin ein Hotel ein. Seitdem wird das Gebäude Haus Siekmann genannt. 1992 erwarb die Stadt Sendenhorst das Anwesen und nutzt es heute für kulturelle Veranstaltungen und als soziale Begegnungsstätte, für Bildungs-, Vereins- und Jugendarbeit. Der Gebäudekomplex besteht aus einer zweistöckigen Villa, an die sich ein Kaminraum und dahinter eine lang gestreckte Fachwerktenne anschließen. Die imposante Giebelwand besteht aus roten Backsteinen und besitzt als Fassadenschmuck senkrecht und waagerecht gliedernde Sandsteinquader.

Die katholische Ludgeruskirche war ursprünglich ein romanischer Saalbau, der jedoch im 13. Jahrhundert wieder nieder gerissen und von einer noch heute erhaltenen gotischen Hallenkirche mit achteckigem Turm ersetzt wurde.



Radrouten die durch Sendenhorst führen:

Werse Rad Weg
100 Schlösser Route – Ostkurs




Everswinkel

Ö
stlich von Münster liegt die Gemeinde Everswinkel, bestehend aus den Ortsteilen Alverskirchen und Everswinkel. Auffällig ist die selbst für das Münsterland hohe Anzahl von Bildstöcken und Wegekreuzen an den Straßen und Wegen. Sie dienen zum Teil als Segensaltäre bei den alljährlich stattfindenden Prozessionen. Der älteste stammt aus dem Jahre 1699. Außergewöhnlich ist auch die Anordnung der Straßen im Ortszentrum von Everswinkel: sie bilden ein unregelmäßiges Viereck, ‚historisches Viereck’ genannt. Das erst 2004 eröffnete Bauernhofmuseum ‚Up’n Hoff’ beherbergt das Heimatmuseum als lädt als ‚Mitmachmuseum’ zur aktiven Teilnahme ein.

Sehenswertes:

Das südöstlich von Münster bei Alverskirchen liegende Haus Brückhausen ist ein typisch münsterländischer Adelshof. Ursprünglich erbaut auf zwei Inseln, wurden die Gräften zum Teil wieder zugeschüttet. Das Herrenhaus ist ein imposanter, hochragender roter Backsteinbau mit heller Sandsteingliederung und typischen Dreistaffelgiebeln. Der nördliche Giebel besitzt die im Münsterland typischen Halbkreisaufsätze. Haus Brückhausen besitzt zwei historische und gemütliche Gästezimmer.

  

Geschichtlicher Ablauf

1361

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Hofes als bischöfliches Lehen.

1601

Bau des Herrenhauses im Stil der Renaissance. Bauherr war Landrentmeister Caspar Höfflinger

1620

Der große Saal erhält eine bemerkenswerte und bis heute erhaltene Balkenstuckdecke.

1721

Errichtung der Torpfeiler auf der Brücke.

1728

Neugestaltung des Südgiebels und Umgestaltung der Innenräume.
Heute dient Haus Brückhausen immer nach als privater Gutshof mit Übernachtungsmöglichkeit und befindet sich im Besitz von Freiherr und Freifrau von Twickel.

Der erhaltene Wehrturm der katholischen Pfarrkirche St. Magnus entstammt bereits aus der Zeit um 1200. Er besteht aus Laerer Kalkstein und Bruchstein und wurde im 19. Jahrhundert noch durch seine Haube ergänzt. Die Wehrhaftigkeit des Turmes belegen noch heute erkennbare Schießscharten. Das gedrungen wirkende gotischen Kirchenschiff entstand zwischen 1489 und 1522. Aus Platzgründen hatte man auf die übliche Länge eines Kirchenbaus verzichtet und dafür in die Breite gebaut. Sehenswert ist die noch ursprüngliche Deckenbemalung, die in der Zeit zwischen 1523 und 33 entstand. Sie wurde erst im letzten Jahrhundert wieder freigelegt.

Im Ortsteil Alverskirchen befindet sich die aus dem 12. Jahrhundert stammende St.-Agatha-Kirche. Der wehrhafte, klotzig wirkende Turm stammt im Kern noch aus dieser Zeit, wurde aber 1703 noch einmal verbreitert. Im 17. Jahrhundert wurde noch der hl. Johannes als Kirchenpatron genannt, aber drei verheerende Feuer, die Alverskirchen jeweils weitgehend vernichteten, ließen die Bürger eher die hl. Agathe verehren, die Beschützerin vor Feuersnot. So wurde sie zur Schutzpatronin der Kirche.

Das Bauernhofmuseum ‚Up’n Hoff’ in Everswinkel zeigt zum einen die Sammlung des Heimatvereins mit historischen Geräten und Maschinen aus dem bäuerlichen Leben, zum anderen möchte es als Mitmachmuseum zum ausprobieren anregen: Korn dreschen und mahlen, Brote backen und Kaffee rösten. Das Ausüben solcher Tätigkeiten vermittelt sehr viel mehr vom früheren Leben auf dem Lande, als es Ausstellungsgegenstände allein tun können.

Am Kirchplatz im Ortsteil Everswinkel befindet sich das Heimathaus. Das denkmalgeschützte Gebäude von 1781 ist ein so genanntes Ackerbürgerhaus. Die früheren Bewohner des Hauses gingen einer handwerklichen Tätigkeit oder einem anderen Gewerbe nach und betrieben daneben noch einen landwirtschaftlichen Betrieb, um die Ernährung der Familie zu gewährleisten. Das restaurierte Gebäude befindet sich heute im Besitz der Gemeinde und dient als Begegnungsstätte, Veranstaltungsort und als Räumlichkeit für die VHS und die örtliche Musikschule. Darüber hinaus werden im Heimathaus für standesamtliche Trauungen durchgeführt.



Radrouten die durch Everswinkel führen:

100 Schlösser Route – Südkurs
100 Schlösser Route – Ostkurs