Töddenlandradweg

E

ie Tödden waren reisende Händler, die in der ehemaligen Grafschaft Lingen, dem heutigen Tecklenburger Land und dem südlichen Emsland beheimatet waren. Im Winter fertigten sie Leinenstoffe, die sie im Sommer auf ausgedehnten Touren zu Pferd oder zu Fuß  in ganz Nordeuropa bis nach England und bis ins Baltikum verkauften. Das Töddenwesen begann im 17. Jahrhundert und erlebte im 18. Jahrhundert seine Blüte. Die Tödden, auch Tüötten, Tüödden oder auch Tiötten genannt, besaßen eine völlig eigenständige Kultur, ein eigenes Brauchtum, eigene Kleidung (typisch ist die Kniebundhose und der Zylinder) und sogar eine eigene Geheimsprache. Im 19. Jahrhundert erlebte das Töddentum aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung und der gestiegenen Zölle seinen Niedergang. Der Begriff ‚Tödde‘ stammt übrigens aus der Töddensprache und bedeutet einfach nur ‚Kaufmann‘.

Auf dem 122 km langen Töddenlandradweg kann sich der Radwanderer auf eine interessante Suche nach den Spuren dieser untergegangenen und fast vergessenen Kultur begeben. Der Rundkurs führt an 22 Tödden-Erlebnis-Stationen vorbei: an Töddenhäusern, -höfen und –villen, an Tödden-Denkmälern und an Museen, die sich der Töddenkultur verschrieben haben.


Und die Strecke führt durch den historischen Dorfkern von Hopsten, einem Zentrum des Töddenwesens. Einen Besuch in einem der Museen sollte man auf jeden Fall einplanen, um das Töddentum besser begreifen zu können. Leider sind aber die meisten Ausstellungsräume außerhalb des Wochenendes nicht geöffnet.

Ein rot-weiße Piktogramm, das den Radler auf dem Rundkurs begleitet, zeigt einen traditionellen Tödden mit Zylinder und einen Teil eines Fahrrads. Als Start- und Zielort bietet sich Ibbenbüren an, da der Ort als einziger auf der Route einen Anschluss an das öffentliche Bahnverkehrsnetz besitzt.

Der 2013 eröffnete Töddenlandradweg wurde vom ADFC als Qualitätsradroute mit 3 Sternen ausgezeichnet.


Charakteristik:

Der Töddenlandradweg führt durch überwiegend flache Moor- und Heidelandschaften, dennoch sind am Teutoburger Wald und am Schafberg-Plateau  moderate Steigungen zu bewältigen. Meistens werden asphaltierte Radwege oder verkehrsarme Wirtschaftswege genutzt. Es gibt aber auch unbefestigte Abschnitte, die nach ausgiebigem Regen nur noch sehr schwer zu passieren sind.



Ortschaften entlang der Route

Ibbenbüren  /  Hopsten  /  Schapen  /  Beesten  /  Messingen  /  Thuine  /  Freren / Recke  /  Mettingen

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Ibbenbüren

I
bbenbüren ist eine Mittelstadt am nordwestlichen Ende des Teutoburger Waldes. Urkundlich wurde die Stadt erstmals 1146 erwähnt, doch Quellen belegen, dass die heutige Christuskirche bereits auf das Jahr 799 zurückgeht. Obwohl sie die Keimzelle der Stadt ist, gilt 1146 als offizielles Gründungsjahr der Stadt. Wirtschaftlich wurde Ibbenbüren durch den Steinkohlebergbau geprägt, dessen Abbau bis in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Darüber hinaus wurde in mehreren Steinbrüchen der bekannte Ibbenbürener Sandstein abgetragen. Als Wahrzeichen der Stadt gilt das ‚Hockende Weib’, ein Felsen in den Dörenther Klippen oberhalb des Ortes. Die Sandsteinformationen sind ein beliebtes Wanderziel. Für Ausflüge eignet sich auch die unweit davon gelegene Sommerrodelbahn mit dem angegliederten Märchenwald. Mit dem Motorradmuseum, dem Bergbaumuseum und mehreren Heimatmuseen besitzt Ibbenbüren auch eine interessante Museumslandschaft.

Sehenswertes:

In der Turbinenhalle eines ehemaligen Kraftwerkes befindet sich das Bergbaumuseum. Der Steinkohleabbau in Ibbenbüren geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zeitweilig besaß Ibbenbüren mit über 1500m Europas tiefste Steinkohlezeche. Das Bergbaumuseum geht auf diese lange Geschichte ein. Zu besichtigen gibt es Maschinen und Geräte aus der Arbeitswelt der Bergbaukumpel. Darüber hinaus wird der Strecken- und Strebausbau beschrieben und man erhält einen Einblick in die Anfänge des Bergbaus. Das Museum liegt innerhalb des Werksgeländes der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH und ist erreichbar über das Tor 2 (ersatzweise Tor 1). Der Zugang liegt an der Osnabrücker Straße.

In der ehemaligen Dorfschule des Ibbenbürener Ortsteils Lehen befindet sich heute das privat geführte Motorradmuseum. Robert Stockmann hat jahrelange diese Sammlung von über 170 Zweirädern zusammengetragen. Bei einer Besichtigung kann man die geschichtliche und technische Entwicklung des Motorrades gut nachvollziehen. Das älteste Exponat ist ein Hochrad von 1882, einige motorgetriebene Zweiräder stammen noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Besonderheiten sind ein Motorradbus aus den 50er Jahren und die Münch Mammut 1200 TTS, das schwerste je hergestellte deutsche Motorrad. Über Pfingsten findet in Ibbenbüren alljährlich das größte in Europa stattfindende Motorradveteranentreffen statt. Hierbei wird selbstverständlich auch das Museum angefahren.

Dörenther Klippen und das ‚Hockende Weib’ Im Grenzgebiet der Städte Ibbenbüren und Tecklenburg, am Südhang des Teutoburger Waldes befinden sich die Dörenther Klippen. Die Felsformationen aus Sandstein ist etwa vier Kilometer lang und wird durch zwei Täler, den Ibbenbürener Pass im Nordwesten und dem Bocketal im Südosten begrenzt. Die einzelnen Felsen sind bis zu 40 m hoch. Besonders bekannt sind der Dreikaiserstuhl und das Hockende Weib, welches auch zum Wahrzeichen von Ibbenbüren wurde. Die Sandsteinformationen sind ungefähr 120 Millionen Jahre alt und stehen heute unter Naturschutz. Das Gebiet zieht viele Wanderer an, da neben den interessanten Felsformationen bei klarem Wetter auch herrliche Ausblicke in die weite Parklandschaft des Münsterlandes möglich sind.




 

Hinter der Szenerie: Das hockende Weib

Der einst, als noch das große Meer bis an den Teutoburger Wald reichte, lebte eine Frau mit ihren Kindern unweit der Dörenther Klippen. Eines Tages stiegen die Wasserfluten ungewöhnlich schnell an, so dass die Kinder nicht mehr rechtzeitig nach Hause laufen konnten. Sie drohten zu ertrinken. Unter dem Einsatz ihres Lebens stapfte die Mutter durch die reißenden Fluten, um ihre Kinder zu retten. Sie trug sie auf den Schultern auf den Berg hinauf. Sie selbst hockte dabei schon sehr tief im Wasser. Sie betete und flehte zum Himmel, dass die Wasser wieder abfließen mögen und verharrte an ihrer gegenwärtigen Position. Endlich wurden ihre Gebete erhört, der Wasserspiegel sank und die Kinder waren gerettet. Das Weib aber wurde zu Stein und ist heute noch in den Dörenther Klippen als Sandsteinformation zu sehen.

Eingebettet in einem Hang des Teutoburger Waldes liegt in einem 100.000 m² Parkgelände, das sich zu einer großen Freizeitanlage entwickelt hat. Die älteste Attraktion ist die 120m lange Sommerrodelbahn. Einer sehr großen Beliebtheit bei Familien erfreut sich der angegliederte Märchenwald, in dem vertonte Märchenbilder die kleineren Besucher mit gespielten Geschichten verzaubern. Im Park ‚Reise durch die Welt’ fährt man durch das alte Ägypten, den Wilden Westen, in einen Dschungel und zum eisigen Nordpol. Große Spielplätze runden das Angebot für die Kinder ab.

In der Innenstadt von Ibbenbüren befindet sich die evangelische Christuskirche. Ihre Gründung geht auf das Jahr 799 zurück, womit sie als die älteste Kirche im weiteren Umkreis gilt. Es wird vermutet, dass sich bereits noch früher an gleicher Stelle eine heidnische Kultstelle befand. Die erste romanische Steinkirche wurde durch eine 1534 fertig gestellte gotische Hallenkirche ersetzt. Im Zuge von Reformation und Gegenreformation während des spanisch-niederländischen Erbfolgekrieges wechselte das Gotteshaus mehrfach zwischen den Glaubensrichtungen hin und her, bis es 1677 endgültig von der evangelischen Gemeinde übernommen wurde. Im Jahre 1846 zerstörte ein Großfeuer die Christuskirche. Sie wurde in der Folgezeit wieder aufgebaut und erhielt so ihr heutiges Erscheinungsbild.

In der 1892 erbauten Villa Többen, teilweise auch Haus Herold genannt, befindet sich das Stadtmuseum. Es zeigt Zeugnisse aus der Geschichte Ibbenbürens von frühester Besiedelung bis zur Neuzeit. Die Dauerausstellung des seit 2007 geöffneten Museums wird ergänzt durch verschiedene Sonderausstellungen, die Themen zur Stadtentwicklung behandeln.

Im Heimathaus Ibbenbüren zeigt der Verein zu Heimat- und Brauchtumspflege seine Sammlung von historischen Werkmaschinen, alten landwirtschaftlichen Geräten und altertümlichen Bauernmöbeln. Im Obergeschoss wurde eine Kleiderausstellung mit Exponaten aus den Jahren 1920 bis 50 eingerichtet.

Als in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bei Ibbenbüren die Autobahn A30 gebaut wurde, entstand im Südosten der Stadt als Rückhaltebecken der Aasee. Heute dient er als Naherholungsgebiet. Das Befahren des Sees mit Tret- und Ruderbooten ist gestattet, das Fahren von Motorbooten und auch das Baden sind jedoch nicht erlaubt. Ein großer Skaterpark ist Anziehungspunkt für die jüngere Generation, Spatzierwege führen um das Gewässer. Unweit des Aasees befindet sich eine Haltestation der Teutoburger-Wald-Eisenbahn. In den Sommermonaten kann man mit einer historischen Dampflok bis nach Bad Iburg fahren.



Radrouten die durch Ibbenbüren führen:

100 Schlösser Route – Nordkurs
Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal
Sagenroute
Töddenlandradweg




Recke (Westfalen)

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ie Tödden- oder Tüöttengemeinde Recke liegt im Tecklenburger Land an den Ausläufern des Teutoburger Waldes. Der 1189 erstmals erwähnte Ort wurde durch die Kultur der Leinenhändler (Tödden) und durch den Bergbau geprägt. Der Ort besitzt neben zwei Bürgerparks auch eine Schwefelquelle, wegen der hier seit 1823 Bade- und Trinkkuren gemacht werden. Recke besitzt gleich drei Dionysius-Kirchen: eine evangelische und zwei katholische. Das ältere der katholischen Gotteshäuser wird heute allerdings nur noch als Jugendheim genutzt.

Sehenswertes:

In der einstigen Wassermühle ist heute ein Heimat- und Korbmuseum untergebracht. Das Museum erklärt das alte Handwerk und geht besonders auf Geschichte und Kultur der Tüötten ein. Tüötten (oder auch Tödden) waren Wanderkaufleute aus dem Tecklenburger Land, die in ganz Europa ihre Leinenwaren verkauften. In der Alten Ruthemühle finden regelmäßig Vorführungen der alten Hand- und Kunsthandwerke statt und an Backtagen werden im angegliederten Café frischgebackene Brote und Kuchen verkauft.

Im westfälischen Recke gibt es gleich drei Dionysius-Kirchen. Das älteste dieser Gotteshäuser ist die heute evangelische Kirche, die bereits im 9. Jahrhundert als Saalbau im spätromanischen Stil errichtet wurde. Die kleine Kirche markiert auch heute noch das Ortszentrum von Recke.

Von den drei Dionysiuskirchen im westfälischen Recke gehören zwei Gotteshäuser zur Katholischen Kirche. Die ehemalige Pfarrkirche an der Hopstener Straße wird heute als Jugendheim genutzt. Zwischen 1953 und 55 entstand die neue moderne Pfarrkirche, in der einige der Kunstschätze aus der alten Kirche, wie beispielsweise der barocke Hochaltar von 1755, übernommen wurden.


Radrouten die durch Recke führen:

Sagenroute
Töddenlandradweg




Hopsten

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ie Samtgemeinde Hopsten bildet die Nordspitze des Tecklenburger Landes und grenzt dort im Norden und Westen an das Emsland und im Osten an das Osnabrücker Land. Auf Grund dieser Lage wird Hopsten auch als das ‚Tor zu Westfalen‘ bezeichnet. Verwaltungssitz der Samtgemeinde ist das namensgebende Töddendorf Hopsten, die weiteren Ortsteile sind Halverde und Schale. Die Region wird stark von der Landwirtschaft geprägt. Eine Besonderheit bildet ein geologisches Senkungsgebiet, das Naturschutzgebiet ‚Heiliges Meer-Heupen‘ im Süden der Gemeinde.

Sehenswertes:

Die katholische Pfarrkirche in Hopsten war ursprünglich ein einschiffiger gotischer Bau aus dem 16. Jahrhundert. Das heutige dreischiffige barocke Gotteshaus wurde zwischen 1732 und 34 einfach darüber gebaut. So haben sich im Inneren der Kirche noch einige Elemente des alten Baus erhalten. Der Kirchturm wurde 1749 fertig gestellt und erhielt dabei auch seine barocke Haube. Die barocke Inneneinrichtung wurde 1867 durch eine neugotische ersetzt, wobei auch dieses Inventar inzwischen durch modernes Gestühl ausgetauscht wurde.

Als im 17. Jahrhundert zwei Tödden auf ihrer Handelsreise auf See in ein schweres Unwetter gerieten, schwuren sie in Todesangst, eine Kapelle zu errichten, sollten sie diesen Sturm schadlos überstehen. Sie überlebten und stifteten zu Ehren der hl. Mutter Anna im Ort Breischen eine Wallfahrtskapelle. Sie wurde 1694 fertig gestellt und in der Folgezeit mehrfach erweitert, um die damals immer größer werdenden Pilgerscharen aufnehmen zu können. Heute befindet sich neben der Kapelle auch ein Wallfahrtsplatz sowie einen Kreuzweg.

Das historische Haus gehört zu den ältesten Gebäuden von Hopsten und hat eine wirklich bewegte Geschichte hinter sich. Ein genaues Entstehungsjahr des ursprünglichen Kerngebäudes ist zwar heute nicht mehr nachvollziehbar, aber es wird vermutet, dass es bereits in der Karolingerzeit entstand. Zwischenzeitlich diente es als Wasserburg und als Pfarrhaus. In der Hochzeit der Tödden hatte es der Händler Poggemann zu einem Gutshaus mit Wehrturm ausbauen lassen. Deshalb wird das historische Gebäude Poggeburg genannt. Später übernahm dann die Familie Nieland das repräsentative Bauwerk. Zwischen 1912 und 1925 traf sich im Blauen Salon des Hauses ein Dichterbund, der sich ‚Bund der Werkleute auf Haus Nyland‘ nannte. Dieser Künstlerzusammenschluss und die Kultur der Tödden sind die Themen einer Ausstellung, die heute im noch bewohnten Haus Nieland zu besichtigen ist.

Zwischen den Gemeinden von Recke, Hopsten und Ibbenbüren erstreckt sich ein 260 ha. großes Naturschutzgebiet. Das Naturschutzgebiet Heiliges Meer – Heupen ist eine geologisches Senkungszone, in der sich vier Senken mit Wasser gefüllt haben. Der größte dieser Seen, das ‚Große Heilige Meer‘, gab dem Gebiet, das aus den vier Stillgewässern, Heideflächen und Wäldern besteht, seinen Namen. Mit seiner Fläche von 11 ha. ist er auch der größte natürliche See Westfalens. Der zweitgrößte See des Naturschutzgebietes, der Erdfallsee, entstand erst vor gut 100 Jahren, als 1913 der Erdboden plötzlich auf einer kreisförmigen Fläche mit einem Durchmesser von rund 100 m  um 10 Meter nachgab.

Die Außenstelle „Heiliges Meer“ des LWL-Naturkundemuseums in Recke sorgt für die Unterhaltung des Naturschutzgebietes und präsentiert eine Ausstellung über die Entstehungsgeschichte der Erdfallseen.

 

Hinter der Szenerie: Wie das ‚Heilige Meer‘ seinen Namen bekam

Nicht überall bestand in einst’ger Zeit das Klosterleben nur aus Beten und Arbeiten. In vielen Orden wurde das gottgefällige Möchsdasein recht freizügig interpretiert. Es gibt tatsächlich Berichte aus dem Münsterland, nach denen Ordensbrüder wiederholt angetrunken, grölend und pöbelnd durch den Ort zogen. Nach einer anderen historischen Darstellung hatten die frommen Mönche im Dorf Weib und Kinder und kümmerten sich einen Teufel um das Zölibat! Sodom und Gomorrah!

Auch bei Hopsten soll es ein Kloster mit unglaublicher Unzucht gegeben haben. Obwohl das Leben dort zunächst einen sehr gesitteten Gang nahm. Durch strenge Arbeit hatte man es zu einem gewissen Reichtum gebracht. Doch irgendwann wurde es den Mönchen zu langweilig. Man sprach dem selbstgebrauten Bier in Mengen zu und tanzte tagtäglich bis spät in die Nacht auf Tischen und Stühlen.

Da tat sich eines Tages ein großes Loch auf und mit einem ohrenbetäubenden Getöse verschwand das Kloster mitsamt den unzüchtigen Mönchen, dem gesamten Vieh und mit allem Reichtum in dem Krater. Und damit an dieser Stelle niemals wieder ein Kloster erbaut werden könne, ließ Gott an dieser Stelle einen See entstehen. Doch in mondhellen Nächten und zur Weihnacht kann man noch aus den Tiefen des Sees die Klosterglocken läuten und die Mönche singen hören. Deshalb erhielt das Gewässer den Namen ‚Heiliges Meer‘.


Radrouten die durch Hopsten führen:

Sagenroute
Töddenlandradweg




Mettingen

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er Ort Mettingen war im 17. bis 19. Jahrhundert ein Zentrum des Töddenwesens und wird daher auch verbreitet als ‚Töddendorf‘ bezeichnet. Die Tödden (auch Tüötten) waren wandernde Tuchhändler aus Westfalen. Im Winter stellten sie Leinenstoffe her, die sie im Sommer auf ihren Reisen quer durch Europa verkauften. Das Tüöttenmuseum im Innenhof des Rathauses erzählt von diesem besonderen Handelsvolk, ihrem durchorganisierten System und ihrer eigenständigen Kultur. Bis heute haben sich im Ort zahlreiche Töddenvillen, mehrere historische Fachwerkhäuser und Sandsteinbauten erhalten. Das Zentrum Mettingens, das seit 1992 staatlich anerkannter Erholungsort ist, bildet der Marktplatz mit dem Michaelsbrunnen und der mächtigen St. Agathakirche, die das Wahrzeichen der Töddengemeinde ist.

Sehenswertes:

Die katholische Kirche St. Agatha ist mit ihrem 75 Meter hohen imposanten Turm schon von Weitem sichtbar und das Wahrzeichen von Mettingen. Sie wurde 1891 – 94 im neugotischen Stil als dreischiffige Basilika mit Querhaus gleich neben der kleineren Vorgängerkirche erbaut. Kurze Zeit standen beide Gotteshäuser nebeneinander, bevor die ältere Kirche abgebrochen wurde. Die ältesten Einrichtungsgegenstände der Agathakirche sind eine ursprünglich aus Ostdeutschland stammende Marienklage sowie eine auf einer Mondsichel stehende Marienfigur mit Granatapfel. Beide Skulpturen stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Vor dem Portal der Pfarrkirche steht als zentrales Element des Marktplatzes der 1902 gebaute Michaelsbrunnen. Auf einem Sockel steht als Figur der Erzengel Michael. Genau an dieser Stelle hatte einst der Hochaltar der abgebrochenen kleineren Kirche gestanden. Der Brunnen dient auch als Denkmal für die in den Deutschen Einigungskriegen 1864 und 1870/71 gefallenen Mettingern.

Obwohl die evangelische Kirche von Mettingen das älteste noch bestehende Gebäude des Ortes ist, besaß sie bereits zwei Vorgängerbauten. Eine erste Kirche entstand bereits im 12. Jahrhundert, ein zweiter Bau ersetzte diesen Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Unterbau des heutigen Turmes stammt noch von der ersten Kirche. Das dritte, gegenwärtige Gotteshaus wurde zwischen 1450 und 1500 als Saalkirche im spätgotischen Stil errichtet. Der älteste Einrichtungsgegenstand ist die hölzerne Renaissancekanzel.

Die Tüötten (auch Tödden) waren wandernde Leinenhändler aus Westfalen. Im Winter stellten sie ihre Stoffe her und im Sommer zogen sie quer durch Europa, um sie zu verkaufen. Die Hochzeit des Tüöttentums war das 17. und 18. Jahrhundert, danach sorgten maschinell gefertigte Textilien für den Untergang dieser Kultur, die ihr Zentrum im Tecklenburger Land, insbesondere in den Ortschaften Mettingen, Recke, Hopsten, Ibbenbüren und Rheine hatte. Die Tüötten waren eine relativ geschlossene Gesellschaft mit eigener Sprache. Aus Tüöttengemeinschaften entwickelten sich bedeutende Handelshäuser, wie Brenninkmeijer (C&A) und Peek & Cloppenburg (P&C). Im Hof des heutigen Rathauses von Mettingen wurden drei Fachwerkhäuser errichtet, in denen der örtliche Heimatverein die Wohnkultur der Tüötten mit Möbeln, Gebrauchsgegenständen, Geräten, Bildern und Karten zeigt. Daneben werden natürlich auch die berühmten Leinenprodukte präsentiert. Bei den Häusern handelt es sich um zwei originalgetreue Nachbauten und um ein umgesetztes historisches Haus aus der Bauernschaft Wiehe.

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts hatten die Bauernschaften in Deutschland noch alle ihre eigene Schule. Sie bestanden oftmals aus nur einer oder zwei Klassen, in denen Schüler verschiedener Altersstufen gleichzeitig unterrichtet wurden. Mitte der 60er Jahre begann man, diese Dorfschulen nach und nach zu schließen. Die Kinder wurden so zu so genannten ‚Fahrschülern‘, die mit dem Bus in die nächst größere Ortschaft gebracht wurden, wo es noch eine Schule gab.

In der Remise des Schultenhofes befindet sich heute das Schulmuseum Mettingen. Es geht auf die Sammlung des Schulleiters Horst Michaelis zurück und zeigt, wie der Alltag auf einer dörflichen Zwergschule um das Jahr 1930 ausgesehen hat. Anhand historischen Lehrmaterials wird erklärt, wie die damaligen und heute antiquiert erscheinenden pädagogischen Methoden ausgesehen haben.

Der Mettinger Schultenhof beherbergt neben dem Schulmuseum auch das Postmuseum. Die Sammlung wurde durch den Postbeamten Clemens Beckemeyer in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen. Zu den Exponaten gehört eine Vielzahl von Dokumenten, Fernsprechgeräten, alte Poststempel und Briefmarken, darunter auch die erste Briefmarke der Welt. Die englische ‚One Penny Black‘ von 1840 besaß noch keine Zacken und bildet die damalige englische Königin Victoria im Profil ab.

Die geologische Sammlung, die sich gegenüber vom Hintereingang vom Rathaus befindet, zeigt Steine des erloschenen Vulkans ‚Bramscher Pluto‘, verschiedene Gesteine, die den Kreislauf des Werdens und des Zerfalls dokumentieren, Fossilien aus der Karbonzeit sowie eine umfangreiche Mineraliensammlung.

Daneben zeigt ein großes Modell das Aussehen Mettingens in der Zeit um 1945/48. Das Museum ist nur nach vorheriger Anfrage zu besichtigen.

Der Begriff ‚Draiflessen‘ stammt aus dem alten Sprachgebrauch der Tödden und bedeutet übersetzt ‚Drei Leinen‘. Die Draiflessen Collection präsentiert Zeugnisse aus der Firmen- und Familiengeschichte der Unternehmerfamilie Brenninkmeijer, Gründer des Textilunternehmens C&A. Die Brenninkmeijers sind eine alte Töddenfamilie und tief in der Kultur der Tödden verwurzelt. Neben der ständigen Sammlung werden auch regelmäßig Sonderausstellungen präsentiert.


Radrouten die durch Mettingen führen:

Sagenroute
Töddenlandradweg